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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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seitdem, und das Meiden des Muskelstücks, das beim Verrenken<br />

die entscheidende Rolle spielte, bildet das rituelle Erinnern an einen<br />

solchen Ahnherrn (=Heros). Der in Jericho nachweisbare<br />

Schädelkult 1 weist in ähnliche Richtung, ebenso Funde aus Tell<br />

Ramad bei Damaskus und Byblos.<br />

Eine weitere Steigerung – eine Vorwegnahme des politischen<br />

Herrscherkultes – war die Einschätzung des Königs als<br />

machterfüllter Mensch, in höheren Kulturstufen als in enger<br />

Verbindung zu den Göttern stehender Herrscher. Dabei neigt man<br />

neuerdings eher dazu, den Unterschied zwischen der Funktion (im<br />

Titel fassbar) und der persönlichen Qualität hervorzuheben. So<br />

heißt es bei Gundlach 2 : „Thutmosis I. war die authentische<br />

Hieroglyphe des Gottesleibes.“ So also eine Formulierung in der<br />

Aufzählung seiner königlichen Qualitäten.<br />

Verallgemeinernd meint Gundlach daher „der König der Frühzeit<br />

und des Alten Reiches, und in der Theorie sogar noch der Römische<br />

Kaiser als Pharao, übt die Funktion des Gottes auf Erden aus, ist<br />

aber selbst immer Mensch geblieben“. Dann jedoch: „Durch die<br />

Thronbesteigung [erst] erhält er die Qualität des Horus, die er [aber]<br />

auch nur so lange inne hat, wie er an der Regierung ist, das heißt bis<br />

zu seinem Tod.“ 3<br />

Die Existenz des Kosmos und speziell des ägyptischen Staates<br />

wurde durch den Kult (vollzogen durch und mit dem Pharao)<br />

gesichert, er selbst damit in die Rolle des Sohnes gesetzt, der mit<br />

seinem himmlischen Vater kommuniziert. So, zusammengefasst,<br />

bei Gundlach. Darf man dieses tatsächlich so symbolisch sehen,<br />

dann wäre Albertz zuzustimmen, der die Adoptionssohnschaft des<br />

israelitischen Königs durchaus in fließendem Übergang zur<br />

erwähnten ägyptischen Königstheologie sieht. 4<br />

Im Iran könnte man vom Gottesgnadentum (des Herrschers)<br />

sprechen, wenn z. B. Darius immer wieder 5 „stolz verkündet, von<br />

Ahura Mazda Hilfe erfahren zu haben“, dabei jedoch nie versucht,<br />

sich in Worten über sein Menschentum hinauszuheben. Über die<br />

Seleukiden und die Parther bis zu den Sassaniden ist dann die<br />

Entwicklung zum Herrscherkult konsequent verfolgbar.<br />

Merkwürdigerweise taucht nun, gerade im griechischen Bereich,<br />

neu die Verehrung von Heroen auf. Übriggebliebener Rest der<br />

Vorstufe von Herrscherverehrung, der jetzt wieder belebt als eine<br />

gewisse Aristokratisierung, stellenweise Demokratisierung (in<br />

damaligen Grenzen), sich wieder meldet, wo das Königtum<br />

1 Eliade 1, S. 52<br />

2 Gundlach S. 19<br />

3 Gundlach S. 23<br />

4 Albertz S. 176<br />

5 Humbach S. 92

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