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119 „Unter der Regierung der Alexandra (78-69), der Witwe des Jannäus, erscheinen die Pharisaer [sogar] als Regierungspartei, die sich nicht scheute, von der Macht effektiven Gebrauch zu machen!“ 1 Sitzt man erst am Topf…! „Die Essener nannten sie diejenigen, die glatte Dinge suchen oder geschmeidige Auslegungen geben.“ 2 Und in den Evangelien wiederum sind sie diejenigen, die den Sabbat über den Menschen stellen und Waschungen von Händen, Krügen und Sitzgelegenheiten über alles… vgl. Mk 7, 1-5. Dennoch waren sie den einfachen Menschen näher und vermieden spektakuläre Veranstaltungen. 3 Sie blieben schon die stillen Sonderlinge, bewundert, belächelt, respektiert und beneidet. Sie – und keine der radikalen Gruppen! – erhielten daher wohl konsequenterweise den Ball zugespielt, als im Jahre 70 n. Chr. die innere Existenz des Judentums ernsthaft bedroht, ja erschüttert war. Über ihre Zahl ist einmal berichtet, „dass mehr als 6.000 Pharisäer sich unter Herodes weigerten, der Krone die Treue zu schwören…, ihre Sympathisanten waren weitaus zahlreicher.“ 4 Kapitel 7c: Die Essener Gunneweg 5 leitet den Namen letztlich von den Chassidim ab (griech. Essaioi = aram. Chasayya = hebr. Chassid = fromm). Noth 6 meint, „der Begriff Essener… fasst wahrscheinlich eine ganze Fülle unter sich nicht ganz gleicher sektenhafter Bildungen zusammen”. Durant wieder sieht den Namen von dem chaldäischen „aschai“ (= Badende) abgeleitet. 7 Auch Maaß 8 – nach vielen Deutungsbeispielen – will sich nicht festlegen. Vielleicht spiegelt die Deutungsschwierigkeit den Tatbestand wider, „dass wir annehmen müssen, die Sekte habe sich in den zwei Jahrhunderten v. Chr. beträchtlich gewandelt; möglicherweise sind verschiedene Gruppen aus ihr hervor- oder in ihr aufgegangen“. 9 Dann wäre der Kern dieser Bewegung die, die den wahren Tempel wieder 1 Köster S. 226 – Ben Sasson S. 294: „Während sie den Thron innehatte, übernahm allem Anschein nach der höchste Pharisäer die Verwaltung des Königreiches, und die pharisäischen Traditionen und Vorschriften, die unter Johannes Hyrkan außer Kraft gesetzt worden waren, wurden wieder zum Gesetz erhoben.“ 2 M. Smith S. 268 3 Anders Ben Sasson S. 292: „dadurch [= ihre Strenge] entstand in gewisser Hinsicht eine Spaltung zwischen denen, die es in diesen [= rituellen] Dingen sehr genau nahmen, und der breiten Masse des Volkes, die weniger rigoros war.“ 4 Ben Sasson S. 375 5 Gunneweg S. 164 6 Noth S. 358 7 Durant 9, S. 161 8 Maaß S. 56-58 9 Smith S. 259
120 herstellen wollen, nachdem der Nicht-Zadokide Jonathan im Jahre 152 vom syrischen Machthaber Alexander Balas zum Hohenpriester ernannt worden war. Ihre Grundzüge: Sonnenkalender, tägliche Waschungen, strenge Gemeinschaftsregeln ohne Privateigentum, 1 zwei erwartete Messiasse, Hochschätzung des „Lehrers der Gerechtigkeit“ (Gegenspieler zum Hohenpriester Jonathan?) und ein „esoterischisolationistischer Zug“ 2 . Ein asketisch-kämpferischer Grundton der Bereitschaft für den Endkampf der Söhne des Lichtes gegen die Söhne der Finsternis runden das Bild ab. „Ihre Zahl war nicht unbeträchtlich.“ 3 Und das Verhältnis zur Qumrangemeinschaft ist noch immer ungeklärt. Ben Sasson hält, „den meisten Forschern“ folgend, eine Identität für nahezu gegeben. 4 Eher zum gegenteiligen Ergebnis kommt Herrmann. 5 Gunneweg sieht die Qumrangemeinschaft als die Essener an. 6 Noth muss man so verstehen, dass die „Qumranleute“ einen Teil einer größeren Bewegung darstellen, in deren Rahmen viele ähnliche Oppositions-Konventikel existierten. 7 Interessant der Hinweis bei Maier/Schubert, wonach die Pharisäer eine frühe Abspaltung „von den priesterlichen Gesetzesfanatikern von Qumran“ seien. Sie „dürften daher auch schon aus diesem Grund Perušim ‚Getrennte, Dissidenten’ genannt worden sein“ 8 . „Numerisch war die Sekte [=der Essener] unbedeutend: nach Schätzungen anhand archäologischer Funde kann die Bevölkerung von Qumran zu keiner Zeit mehr als 200 Personen betragen haben.“ Da „die Gesamtzahl der Essener auf 4.000 veranschlagt“ 9 wird, darf man in Qumran – neben Laienmitgliedern – die streng zölibatär 10 lebenden Mitglieder annehmen. „Für nähere Bestimmungen ist auch trotz der neuen Funde das Quellenmaterial noch viel zu dürftig.“ 11 Dann lassen wir es auch dabei bewenden. 1 Ben Sasson S. 335 2 Herrmann S. 475 3 Ben Sasson S. 336 – er zitiert Philo mit „mehr als 4.000” 4 Ben Sasson S. 337 5 Herrmann S. 473 6 Gunneweg S. 164f 7 Noth S. 358 8 Maier/Schubert S. 38 9 Cohn S. 285 10 Köster S. 245 11 Maier/Schubert S. 41
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„Unter der Regierung der Alexandra (78-69), der Witwe des<br />
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sich nicht scheute, von der Macht effektiven Gebrauch zu<br />
machen!“ 1 Sitzt man erst am Topf…! „Die Essener nannten sie<br />
diejenigen, die glatte Dinge suchen oder geschmeidige<br />
Auslegungen geben.“ 2 Und in den Evangelien wiederum sind sie<br />
diejenigen, die den Sabbat über den Menschen stellen und<br />
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näher und vermieden spektakuläre Veranstaltungen. 3<br />
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respektiert und beneidet. Sie – und keine der radikalen Gruppen! –<br />
erhielten daher wohl konsequenterweise den Ball zugespielt, als im<br />
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bedroht, ja erschüttert war. Über ihre Zahl ist einmal berichtet,<br />
„dass mehr als 6.000 Pharisäer sich unter Herodes weigerten, der<br />
Krone die Treue zu schwören…, ihre Sympathisanten waren<br />
weitaus zahlreicher.“ 4<br />
Kapitel 7c: Die Essener<br />
Gunneweg 5 leitet den Namen letztlich von den Chassidim ab<br />
(griech. Essaioi = aram. Chasayya = hebr. Chassid = fromm). Noth 6<br />
meint, „der Begriff Essener… fasst wahrscheinlich eine ganze Fülle<br />
unter sich nicht ganz gleicher sektenhafter Bildungen zusammen”.<br />
Durant wieder sieht den Namen von dem chaldäischen „aschai“ (=<br />
Badende) abgeleitet. 7 Auch Maaß 8 – nach vielen<br />
Deutungsbeispielen – will sich nicht festlegen. Vielleicht spiegelt<br />
die Deutungsschwierigkeit den Tatbestand wider, „dass wir<br />
annehmen müssen, die Sekte habe sich in den zwei Jahrhunderten v.<br />
Chr. beträchtlich gewandelt; möglicherweise sind verschiedene<br />
Gruppen aus ihr hervor- oder in ihr aufgegangen“. 9 Dann wäre der<br />
Kern dieser Bewegung die, die den wahren Tempel wieder<br />
1 Köster S. 226 – Ben Sasson S. 294: „Während sie den Thron innehatte, übernahm allem<br />
Anschein nach der höchste Pharisäer die Verwaltung des Königreiches, und die pharisäischen<br />
Traditionen und Vorschriften, die unter Johannes Hyrkan außer Kraft gesetzt worden waren,<br />
wurden wieder zum Gesetz erhoben.“<br />
2 M. Smith S. 268<br />
3 Anders Ben Sasson S. 292: „dadurch [= ihre Strenge] entstand in gewisser Hinsicht eine<br />
Spaltung zwischen denen, die es in diesen [= rituellen] Dingen sehr genau nahmen, und der<br />
breiten Masse des Volkes, die weniger rigoros war.“<br />
4 Ben Sasson S. 375<br />
5 Gunneweg S. 164<br />
6 Noth S. 358<br />
7 Durant 9, S. 161<br />
8 Maaß S. 56-58<br />
9 Smith S. 259