06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

115<br />

aber in breiter Formation – nach Palästina hinein schwappende<br />

Weltbürgerkultur des Hellenismus den jüdischen Glauben so<br />

beeinflussen könnte, dass daraus eine neue Variante dieser Kultur<br />

hervorgeht. War aber Rom insofern „hilflos“, als es in dieser<br />

Begegnung seine eigenen Wurzeln zu entdecken schien, mehr<br />

noch, selbst schon auf dem Weg der Gräzisierung sich befand,<br />

wurde es hier – in Palästina und den sonstigen jüdischen<br />

Siedlungsgebieten – zu einem langen Kampf der Ideen. Treue<br />

gegen Aufgeschlossenheit, Eigenes gegen Fremdes, Liebe zum<br />

Kleinen oder Zug ins Großartige. Argumente und Fäuste prallten<br />

aufeinander. Dazu kam noch die als schmählich empfundene<br />

Herrschaft anderer – Strafe oder Herausforderung? 1 Es ist hier<br />

nicht nötig, die begeisternde, z. T. rührende, z. T. aber auch<br />

anstößige Geschichte der religiösen Identitätsrettung darzustellen,<br />

wohl aber soll deutlich werden, wie stark und zu großen Teilen das<br />

Judentum der Welt des Hellenismus sich anschloss.<br />

„Jerusalem wurde mehr und mehr eine hellenistische Stadt<br />

(Polis) mit Gymnasion, Ephebaion, hellenistischer Verfassung und<br />

völlig oder doch weitgehend hellenistischen<br />

Aristokratenfamilien.“ Und „dass im Zuge der fortschreitenden<br />

Urbanisation die griechische Sprache zunehmend an Boden<br />

gewann, versteht sich von selbst.“ 2 Denn „es konnte nicht<br />

ausbleiben, dass das in diesen Städten sich entfaltende<br />

hellenistische Wesen mit seiner Freiheit und seinem Glanz auch<br />

auf die Israeliten im Lande Eindruck machte und zur Nachahmung<br />

reizte.“ 3 Griechisch zu sprechen, zu denken, sich zu kleiden und<br />

zu vergnügen, kurz der Greek way of life hatte fast<br />

unwiderstehlichen Sogcharakter. 4 Und wenn die Thora und bald<br />

das ganze (von uns so genannte) AT, das heilige Buch der<br />

Gottesoffenbarung, ins Griechische übersetzt werden musste und<br />

konnte – welch ein Schritt ins Kosmopolitische! 5<br />

Die Namen einiger Hoherpriester:<br />

Jason, Menelaos, Onias, einige der (hasmonäischen und<br />

herodianischen) Königsnamen: Aristobulos, Antigonos,<br />

Alexander, Archelaos, Philippos, Agrippa, Hyrkanos und gar die<br />

Verfasser von einflussreichen Schriften, wenn auch oft mit<br />

fingiertem Namen: Aristeas, Demetrios, Diphilos, Eupolemos,<br />

1<br />

Es wäre reizvoll, das Entstehen der Apokalyptik auch unter dem Aspekt zu betrachten: der<br />

Blick zurück in die treu zu bewahrende Geschichte Gottes mit dem Volk gegenüber der<br />

Moderne, die Zukunft und Entwicklung versprach, schickte sich an, mit der Apokalyptik alle<br />

andern „Zukünfte“ noch zu überbieten oder zu überholen mit dem Blick aufs Ende.<br />

2<br />

Donner 2, S. 445. 446<br />

3<br />

Noth S. 324<br />

4<br />

Wir heute sollten das sehr wohl nachvollziehen können!<br />

5<br />

Man denke nur an die Schwierigkeiten im Islam des 20. Jhdt., den übersetzten Koran<br />

anzuerkennen!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!