Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Wissenschaft und Kunst war, und in dem das so genannte<br />
hellenistische Judentum eine besondere Ausprägung erfahren<br />
hatte, bestand eine gute Möglichkeit für ihn, eine hervorragende<br />
Bildung zu erwerben. Sein Name – abgeleitet vom griechischen<br />
Gott Apollon – , den er auch als Christ nicht änderte, lässt auf<br />
starke Spuren hellenistischen Einflusses auf ihn wohl auch durch<br />
seine Familie schließen.“ 1 Dass ihre, des Apollos wie des Paulus,<br />
Verkündigung gerade bei den gebildeten und gesellschaftlich<br />
anerkannten Kreisen Erfolg hatte, zeigt das Beispiel von Aquila<br />
und Priscilla. „Man bekommt den Eindruck, als gehörten zu den<br />
Anhängern des Paulus durchaus auch Leute mit wirtschaftlicher<br />
Substanz und kosmopolitischer Kultur.“ 2 „Sie gehörten zu den<br />
gehobenen Schichten, d. h. es war ihnen möglich, nach ihrer<br />
Abreise aus Rom in Korinth ein Haus zu erwerben, Angestellte zu<br />
halten, diese Existenz in Korinth aufzugeben und in Ephesus und<br />
später in Rom (Röm. 16,3f) wieder neu aufzubauen.“ 3<br />
Andererseits stieß Paulus bald mit Synagogenmitgliedern<br />
zusammen, die an der Weite und Gesetzesfreiheit des Paulus<br />
Anstoß nahmen. 4 Hochinteressant bleibt zu vermerken, dass bei<br />
diesen Auseinandersetzungen die Asiarchen zugunsten des Paulus<br />
sprachen, und der Grammateus den Aufstand ins Leere laufen ließ,<br />
Apg. 19, 31-37. Das ist 25 Jahre später offensichtlich nicht anders.<br />
Noch einmal Thiessen: „In der Zeit nach der Paulusmission waren<br />
Christen und Juden organisatorisch von einander getrennt. Noch<br />
nicht aber theologisch [?]. Noch immer gab es Gruppen, – im<br />
Christentum – durch Wandermissionare vielfach radikalisiert, die<br />
sich jüdischen Kreisen nah fühlten und der Heidenmission<br />
gegenüber skeptisch eingestellt waren.“ 5<br />
In den andern sechs Städten sah es ähnlich aus. Smyrna (Lukian:<br />
„die schönste Stadt Ioniens“) mit vielleicht 180.000 Einwohnern,<br />
Pergamon mit seinem berühmten Asklepiosheiligtum, das Lourdes<br />
und Marienbad in einem war, mit seiner nach Alexandria<br />
zweitgrößten Bibliothek, Thyatira (Thyatheira), wo der Kaiser „als<br />
Inkarnation des Apollo und als Sohn des Zeus verehrt“ 6 wurde,<br />
und wo vor der Stadt ein beliebtes Heiligtum der chaldäischen<br />
Sibylle Sambatha war. 7 Sardes (Sardeis), eine orientalische Stadt,<br />
1 Thiessen S. 53<br />
2 Thiessen S. 87, Anm. 316<br />
3 Thiessen S. 87f<br />
4 Vgl. auch Thiessen S. 98f, wo von Auseinandersetzungen mit ihnen [=judaisierenden<br />
Gruppen] die Rede ist, die „zur Zeit des Lukas, der es für wichtig hielt, sie zu erwähnen, noch<br />
nicht abgeschlossen waren.“ Da aber die Acta ca. 80-100 nach großer Übereinstimmung der<br />
NT-Forschung entstanden sind, ist dies alles verblüffend nahe unserem Geschehen!<br />
5 Thiessen S. 348<br />
6 Schüssler-Fiorenza S. 75 – Giesen S. 118<br />
7 vgl. Bousset S. 217, Barclay S. 108