Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Bolschewismus“ 262 . Inwieweit Bleeker an der ursprünglichen Auswahl der auszustellenden Exponate beteiligt war, läßt sich nicht sagen, doch war er immerhin Mitglied der Ausstellungsleitung. Konsequenzen scheint die Entfernung der betreffenden Kunstwerke für die Ausstellungsleitung, und somit auch für Bleeker, jedoch nicht gehabt zu haben, da in diesem Jahr sein „Windspiele-Brunnen“ im Hof des Ärztehauses in der Briennerstraße in München entstand 263 und Bleeker für die Vorhalle der Hindenburg-Gruft im „Reichsehrenmal Tannenberg“ einen „ruhenden Landwehrmann“ und einen „ruhenden Kriegsfreiwilligen“ in Anlehnung an seinen „Toten Soldaten“ gestaltete 264 . Darüberhinaus erhielt er den Auftrag für eine Hitler-Büste, die 25-28 mal gegossen und in verschiedenen Parteibauten aufgestellt wurde 265 . All diese Aufträge waren mehr oder weniger von Partei- oder staatlichen Stellen erteilt worden. Desweiteren wurde dem Künstler in diesem Jahr die Mitarbeit an einem Prestige-Projekt des Dritten Reiches angetragen: dem Reichssportfeld in Berlin, das anläßlich der Olympischen Spiele 1936 in Planung war. Bleeker wurde – neben anderen Künstlern – vom verantwortlichen „Kunstausschuß für die Ausschmückung des Reichssportfeldes“ aufgefordert, Entwürfe für „eine feierlich und geschlossen gehaltene Siegesgöttin (Deutsche Nike)“ 266 einzureichen. Goebbels persönlich begutachtete die eingereichten Entwürfe 267 (WV 201). Die Ausführung dieser „Nike“ übernahm jedoch der Bildhauer Willy Meller. Anläßlich der Grundsteinlegung der großen Kongreßhalle in Nürnberg im September 1935 äußerte sich Adolf Hitler in deutlicher Sprache zur Kunstpolitik des Dritten Reiches. In seiner Rede machte er keinen Hehl daraus, seine Abneigung gegen die moderne Kunst zu offenbaren: „Wenn sich aber ein solcher sogenannter „Künstler“ berufen fühlt, eine Schilderung des menschlichen Lebens unter allen Umständen vom betrachtenden Standpunkt 262 Gabler 1996, S. 63. Edgar Schindler, der die Entfernung der 26 Werke aufrichtig bejaht, bringt denn auch eine vernichtende Kritik der Ausstellung, die „selbst nach Entfernung des Übelsten … noch so viele minderwertige Stücke“ enthalte, „daß man sich nicht in ihr aufhalten würde, fühlte man sich nicht verpflichtet, der guten Werke halber, die sich unter den anderen befinden, zu verweilen“. „Gute“ Werke seien von Arno Breker, Ludwig Dettmann und Arthur Kampf dabei, „problematische“ Werke von Ernesto de Fiori und Georg Kolbe, „und vollends gleitet die Qualität ab bei einem Barlach, Hofer, Heckel usw. Die drei „Heiligen“ Barlachs von St. Annen, Lübeck z. B., sind Muster einer trübsinnigen Figurenkunst mit verblödeten Gesichtern, wie sie im Dritten Reich ganz und gar nichts mehr zu suchen hat“ (Schindler 1935, S. 155-158). 263 Der Brunnen wurde am 11. Juli 1936 eingeweiht (MNN, Nr. 188, 11. 7. 1936, S. 17: Brunnen als Hofschmuck). Der Brunnen wird im Kapitel „Brunnen“ dieser Arbeit näher besprochen; siehe auch WV 210. 264 Die beiden Tannenberg-Soldaten werden im Kapitel „Denkmäler“ dieser Arbeit eingehender behandelt; siehe auch WV 199. 265 Den Auftrag für die Büste, die nach Photographien Hitlers gefertigt wurde, erhielt Bleeker von der Reichsärztekammer (Staatsarchiv 153: Protokoll der öffentlichen Sitzung am 19. 11. 1946, S. 3). Das Hitler- Bildnis wird im Kapitel „Portraits“ dieser Arbeit näher besprochen; siehe auch WV 211. 266 BA Berlin: R 1501/5612: Protokoll der Sitzung des Kunstausschusses für die Ausschmückung des Reichssportfeldes, 5. 7. 1935, Bl. 237 267 BA Berlin: R 1501/5612: Der Reichs- und Preußische Minister des Innern (gez. Pfundtner) an Werner March, 4. 10. 1935, Bl. 289 47

des Minderwertigen und Krankhaften aus vorzunehmen, dann muß er dies in einer Zeit tun, die einem solchen Standpunkt eben das allgemeine Verständnis entgegenbringt. Doch diese Zeit ist vorbei und damit auch diese Sache von „Auch-Kunstschaffenden“ 268 . Hitler betont das rigide Durchgreifen gegen die in seinen Augen unkünstlerischen Ausdrucksformen, was sich bereits bei der Ausstellung „Berliner Kunst“ in der Neuen Pinakothek einige Monate zuvor gezeigt hatte: „Und wenn wir hier in der Ablehnung immer härter und schärfer werden, dann sind wir überzeugt, keinen Fehlgriff zu tun. Denn wer von der Vorsehung bestimmt ist, dem innersten und damit ewig gesunden Wesen eines Volkes einen äußeren, lebendig sichtbaren Ausdruck zu verleihen, wird niemals den Weg zu solchen Verirrungen finden. Man rede daher hier auch nicht von einer >bedrohten Freiheit der Kunst

Bolschewismus“ 262 . Inwieweit <strong>Bleeker</strong> an der ursprünglichen Auswahl der auszustellenden<br />

Exponate beteiligt war, läßt sich nicht sagen, doch war er immerhin Mitglied der<br />

Ausstellungsleitung. Konsequenzen scheint die Entfernung der betreffenden Kunstwerke für<br />

die Ausstellungsleitung, und somit auch für <strong>Bleeker</strong>, jedoch nicht gehabt zu haben, da in<br />

diesem Jahr sein „Windspiele-Brunnen“ im Hof des Ärztehauses in der Briennerstraße in<br />

München entstand 263 und <strong>Bleeker</strong> für die Vorhalle der Hindenburg-Gruft im „Reichsehrenmal<br />

Tannenberg“ einen „ruhenden Landwehrmann“ und einen „ruhenden Kriegsfreiwilligen“ in<br />

Anlehnung an seinen „Toten Soldaten“ gestaltete 264 . Darüberhinaus erhielt er den Auftrag für<br />

eine Hitler-Büste, die 25-28 mal gegossen und in verschiedenen Parteibauten aufgestellt<br />

wurde 265 . All diese Aufträge waren mehr oder weniger von Partei- oder staatlichen Stellen<br />

erteilt worden. Desweiteren wurde dem Künstler in diesem Jahr die Mitarbeit an einem<br />

Prestige-Projekt des Dritten Reiches angetragen: dem Reichssportfeld in Berlin, das anläßlich<br />

der Olympischen Spiele 1936 in Planung war. <strong>Bleeker</strong> wurde – neben anderen Künstlern –<br />

vom verantwortlichen „Kunstausschuß für die Ausschmückung des Reichssportfeldes“<br />

aufgefordert, Entwürfe für „eine feierlich und geschlossen gehaltene Siegesgöttin (Deutsche<br />

Nike)“ 266 einzureichen. Goebbels persönlich begutachtete die eingereichten Entwürfe 267 (WV<br />

201). Die Ausführung dieser „Nike“ übernahm jedoch der <strong>Bildhauer</strong> Willy Meller.<br />

Anläßlich der Grundsteinlegung der großen Kongreßhalle in Nürnberg im September 1935<br />

äußerte sich Adolf Hitler in deutlicher Sprache zur Kunstpolitik des Dritten Reiches. In seiner<br />

Rede machte er keinen Hehl daraus, seine Abneigung gegen die moderne Kunst zu<br />

offenbaren: „Wenn sich aber ein solcher sogenannter „Künstler“ berufen fühlt, eine<br />

Schilderung des menschlichen Lebens unter allen Umständen vom betrachtenden Standpunkt<br />

262 Gabler 1996, S. 63. Edgar Schindler, der die Entfernung der 26 Werke aufrichtig bejaht, bringt denn auch<br />

eine vernichtende Kritik der Ausstellung, die „selbst nach Entfernung des Übelsten … noch so viele<br />

minderwertige Stücke“ enthalte, „daß man sich nicht in ihr aufhalten würde, fühlte man sich nicht verpflichtet,<br />

der guten Werke halber, die sich unter den anderen befinden, zu verweilen“. „Gute“ Werke seien von Arno<br />

Breker, Ludwig Dettmann und Arthur Kampf dabei, „problematische“ Werke von Ernesto de Fiori und Georg<br />

Kolbe, „und vollends gleitet die Qualität ab bei einem Barlach, Hofer, Heckel usw. Die drei „Heiligen“ Barlachs<br />

von St. Annen, Lübeck z. B., sind Muster einer trübsinnigen Figurenkunst mit verblödeten Gesichtern, wie sie<br />

im Dritten Reich ganz und gar nichts mehr zu suchen hat“ (Schindler 1935, S. 155-158).<br />

263 <strong>Der</strong> Brunnen wurde am 11. Juli 1936 eingeweiht (MNN, Nr. 188, 11. 7. 1936, S. 17: Brunnen als<br />

Hofschmuck). <strong>Der</strong> Brunnen wird im Kapitel „Brunnen“ dieser Arbeit näher besprochen; siehe auch WV 210.<br />

264 Die beiden Tannenberg-Soldaten werden im Kapitel „Denkmäler“ dieser Arbeit eingehender behandelt; siehe<br />

auch WV 199.<br />

265 Den Auftrag für die Büste, die nach Photographien Hitlers gefertigt wurde, erhielt <strong>Bleeker</strong> von der<br />

Reichsärztekammer (Staatsarchiv 153: Protokoll der öffentlichen Sitzung am 19. 11. 1946, S. 3). Das Hitler-<br />

Bildnis wird im Kapitel „Portraits“ dieser Arbeit näher besprochen; siehe auch WV 211.<br />

266 BA Berlin: R 1501/5612: Protokoll der Sitzung des Kunstausschusses für die Ausschmückung des<br />

Reichssportfeldes, 5. 7. 1935, Bl. 237<br />

267 BA Berlin: R 1501/5612: <strong>Der</strong> Reichs- und Preußische Minister des Innern (gez. Pfundtner) an Werner<br />

March, 4. 10. 1935, Bl. 289<br />

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