Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg
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Bestelmeyers 229 , „aus ideellen Gründen, da er sich durch die NSDAP einen Aufschwung und eine Befruchtung des kulturellen und künstlerischen Lebens versprach“ 230 . Möglicherweise ist Bleekers Parteieintritt auch auf seine Abneigung „gegen den Kommunismus“ zurückzuführen 231 . Bleeker fügte sich anfänglich gut in das System ein, auch stützte er durch seine Unterschriften die „künstlerischen“ und „kulturellen“ Aussagen der Akademie der bildenden Künste. So schrieb das Kollegium über die Akademiefeier vom 21. 3. 1933 an das Ministerium: Auf der Feier sei sichtbar geworden, „daß die nationale Erhebung in ihrem Schwunge auch unseren Akademiekreis und besonders das Akademiekollegium erfaßt hat“. Das Kollegium versicherte seine „freudige Mitarbeit ..., da die neue Volksbewegung auch auf die Entwicklung der künstlerischen Verhältnisse bestimmenden Einfluß nehmen will“ 232 . Bleeker war auch Mitunterzeichner des „Protestes der Richard-Wagner-Stadt München gegen Thomas Mann“, der am 16. und 17. April 1933 in den Münchner Neuesten Nachrichten erschien 233 . „Dieser Protest richtete sich gegen Thomas Manns Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“, welche dieser zuerst am 10. Februar 1933 in der Münchner Universität und daraufhin in Amsterdam, Brüssel und Paris gehalten hat“ 234 und „veranlaßte Thomas Mann, der Rückkehr nach München das Exil vorzuziehen“ 235 . Im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens wird vermerkt, daß Bleeker, neben oben genannten Mitgliedschaften, noch Mitglied im Reichs-Kolonialbund war und Dozentenbundführer der Akademie (NL BB: I, B-4: Spruch der Spruchkammer X München, 7. 12. 1946). Wann Bleeker in diese Organisationen eintrat, ist nicht belegt, mit Ausnahme des oben erwähnten NS- Lehrerbundes und des NS- Dozentenbundes: 1934-1945, ferner seit 1. 5. 1933: Mitglied im Reichsbund der Deutschen Beamten. Der höchste Mitgliedsbeitrag für die NSDAP, den Bleeker zahlte, betrug monatlich 2,30 Reichsmark. 229 Bestelmeyer trat erst am 1. 5. 1933 in die NSDAP ein (Koch 2001, S. 132, Anm. 875). 230 NL BB: I, B-4: Spruch der Spruchkammer X München, 7. 12. 1946 231 NL BB: II, B-1b: hs. Nachträge zum Lebenslauf Bleekers 232 Nerdinger 1985, S. 179- 203, hier S. 188. 233 Zelinsky 1976, S. 195. Der Protestbrief wurde von Generalmusikdirektor Hans Knappertsbusch verfaßt (ebd., S. 279). Laut Dagny Gulbransson 1999, S. 318, wollte Olaf Gulbransson den Brief nicht unterschreiben, da er mit Thomas Mann gut befreundet war. Doch Bleeker sagte zu ihm: „Alle haben unterschrieben, Du darfst nicht unkollegial sein“. Später wollte Gulbransson seine Unterschrift tilgen und schrieb an Bleeker: „... Sei lieb-und nim Dein Gummi-und wisch mein Namen wieder von die Liste weg. Meine Frau-die etwas kluger ist-meint-man soll nichts unterschreiben-von den man nichts weis ... Nein-wisch es weg-es könnte aussehen-als ob ich Zeitungen laesen würde-oder-als ob ich mich kümmerte um was sich alles dreht“ (Ausst. Kat. Nürnberg 1980, S. 115; der Original-Brief findet sich im NL BB: I, C-57). Dies half aber nichts, Gulbranssons Unterschrift blieb. Viele Freunde wandten sich daraufhin von dem norwegischen Karikaturisten ab, Thomas Mann war über seine Unterschrift tief betroffen und Erika Mann schrieb Gulbransson eine Postkarte mit den Worten: „Zeichne – unterschreibe nicht.“ (Dagny Gulbransson 1999, S. 318-325; siehe auch Bäumler 2004, S. 227-297, der sich ausführlich mit dem Protest beschäftigte). 234 Zelinsky 1976, S. 279; der Vortrag ist u. a. abgedruckt in: Kurzke/Stachorski 1995, S. 11-72 (mit Kommentar S. 317-341); Thomas Manns Erwiderung auf den Protest in: ebd., S. 73f. (mit Kommentar S. 341-346). 235 ebd., S. 195 41
Am 9. Juni 1933 beschloß das Akademiekollegium einstimmig, Adolf Hitler eine Ehrenmedaille der Akademie in Gold für Verdienste um die bildende Kunst zu verleihen 236 . Bleeker unterzeichnete auch die „Erklärung des Deutschen Künstlerbundes 1933“ vom Juni 1933. Dieser „Künstlerbund“ bestand laut eigener Aussage aus einer „Anzahl führender Künstler Münchens, die die vergangenen Jahre über den schweren Kampf gegen den Kunstbolschewismus geführt haben und deren opferwilligen Bemühungen es auch gelungen ist, wenigstens die gröbsten Entgleisungen dieser zersetzenden Kunstrichtung von München fern zu halten“ 237 . In der Erklärung schmähte man „formzersetzende Persönlichkeiten wie Nolde, Schmidt-Rotluff, Klee, Mies van der Rohe“. Die Mitglieder der Künstlervereinigung „Die Brücke“ wurden ebenfalls angegriffen: Diese knüpften nicht an die „alte deutsche Kunst“ an, sondern gingen von „den Kräften Frankreichs“ aus, „die den Impressionismus verlassen haben, und diese Leute hießen Gauguin und Picasso“. Nolde und Pechstein hätten sich in der Südsee eine „vollkommen artfremde Primitivität“ angeeignet. Daraus sei eine „absolut unvolkstümliche Kunst“ entstanden. Falls die maßgeblichen Stellen diesen Einflüssen erlägen, sei „nicht nur eine ernste Gefahr für die deutsche Kunst, sondern eine noch größere Gefahr für den Bestand des nationalsozialistischen Staates … gegeben“. So wäre es tragisch, „wenn gerade die bildende Kunst, die große und edle Passion unseres Führers, das Einfallstor für die Keime der Zersetzung und der Ausgangspunkt auch für die politische Unterhöhlung der geistigen Welt Adolf Hitlers würde“. Der „Deutsche Künstlerbund“ verwahrte sich dagegen, „daß die Leute, die die künstlerischen Schrittmacher der zersetzenden kommunistischen Revolution gewesen sind und dabei stärkste und nachdrückliche Förderung vom marxistischen Staat, dem Logen- und Judentum erfahren haben, nun sich dem deutschen Volk als die Vertreter seiner eigentlichen Kunst präsentieren wollen“ 238 . 236 BHStA: MK 40901: Akten des Staatsministeriums für Unterricht und Kultur: ABK München (gezeichnet Bestelmeyer) an Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 19. 7. 1933. Der Wortlaut der Verleihungsurkunde lautete: „Dem Führer des Deutschen Volkes, Dem Kanzler des Reiches, Adolf Hitler, der den nationalen Gedanken als Brennpunkt des geistigen Lebens und Richtschnur der Künste in sein altes Recht einsetzte und in weitschauenden Plänen der Kunst ihre eigene Aufgabe, Sprache des Volkes zu sein, erneut zuweist, verleiht die Medaille für Verdienste um die Kunst die Akademie der bildenden Künste in München“ (F.H.: Die Medaille für Verdienste um die Kunst an Adolf Hitler verliehen, in: VB, Nr. 286, 13. 10. 1933, (Münchener Beobachter, tägliches Beiblatt zum VB), unpaginiert). Die Medaille wurde von Hermann Hahn entworfen. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Pallas Athene im Profil nach links, die Umschrift lautet: „Für Verdienste. Akademie D. B. Künste München“. Die Rückseite zeigt den geflügelten Pegasus (abgebildet im VB, ebd. und in Volwahsen 1987, S. 394). 237 VB, Nr. 163, 12. 6. 1933, Beiblatt.: „Die deutsche Kunst ist in Gefahr! Eine Erklärung des Deutschen Künstlerbundes 1933“. Die folgenden Zitate ebenfalls aus dieser „Erklärung“. 238 Neben Bleeker unterschrieben diese Erklärung weitere namhafte Architekten, Bildhauer und Maler, so beispielsweise German Bestelmeyer, Oswald Bieber, Roderich Fick, Julius Hess, Anton Hiller, Angelo Jank, Arthur Kampf, Richard Klein, Richard Knecht, Karl Lösche, Hubert Netzer, Leo Samberger, Adolf Schinnerer, Paul Ludwig Troost, Josef Wackerle, Heinrich Waderé und der Kunstschriftsteller Hans Kiener (u.a.). 42
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Bestelmeyers 229 , „aus ideellen Gründen, da er sich durch die NSDAP einen Aufschwung und<br />
eine Befruchtung des kulturellen und künstlerischen Lebens versprach“ 230 . Möglicherweise ist<br />
<strong>Bleeker</strong>s Parteieintritt auch auf seine Abneigung „gegen den Kommunismus“<br />
zurückzuführen 231 .<br />
<strong>Bleeker</strong> fügte sich anfänglich gut in das System ein, auch stützte er durch seine Unterschriften<br />
die „künstlerischen“ und „kulturellen“ Aussagen der Akademie der bildenden Künste. So<br />
schrieb das Kollegium über die Akademiefeier vom 21. 3. 1933 an das Ministerium: Auf der<br />
Feier sei sichtbar geworden, „daß die nationale Erhebung in ihrem Schwunge auch unseren<br />
Akademiekreis und besonders das Akademiekollegium erfaßt hat“. Das Kollegium versicherte<br />
seine „freudige Mitarbeit ..., da die neue Volksbewegung auch auf die Entwicklung der<br />
künstlerischen Verhältnisse bestimmenden Einfluß nehmen will“ 232 . <strong>Bleeker</strong> war auch<br />
Mitunterzeichner des „Protestes der Richard-Wagner-Stadt München gegen Thomas Mann“,<br />
der am 16. und 17. April 1933 in den Münchner Neuesten Nachrichten erschien 233 . „Dieser<br />
Protest richtete sich gegen Thomas Manns Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“,<br />
welche dieser zuerst am 10. Februar 1933 in der Münchner <strong>Universität</strong> und daraufhin in<br />
Amsterdam, Brüssel und Paris gehalten hat“ 234 und „veranlaßte Thomas Mann, der Rückkehr<br />
nach München das Exil vorzuziehen“ 235 .<br />
Im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens wird vermerkt, daß <strong>Bleeker</strong>, neben oben genannten<br />
Mitgliedschaften, noch Mitglied im Reichs-Kolonialbund war und Dozentenbundführer der Akademie (NL BB:<br />
I, B-4: Spruch der Spruchkammer X München, 7. 12. 1946).<br />
Wann <strong>Bleeker</strong> in diese Organisationen eintrat, ist nicht belegt, mit Ausnahme des oben erwähnten NS-<br />
Lehrerbundes und des NS- Dozentenbundes: 1934-1945, ferner seit 1. 5. 1933: Mitglied im Reichsbund der<br />
Deutschen Beamten. <strong>Der</strong> höchste Mitgliedsbeitrag für die NSDAP, den <strong>Bleeker</strong> zahlte, betrug monatlich 2,30<br />
Reichsmark.<br />
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Bestelmeyer trat erst am 1. 5. 1933 in die NSDAP ein (Koch 2001, S. 132, Anm. 875).<br />
230<br />
NL BB: I, B-4: Spruch der Spruchkammer X München, 7. 12. 1946<br />
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NL BB: II, B-1b: hs. Nachträge zum Lebenslauf <strong>Bleeker</strong>s<br />
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Nerdinger 1985, S. 179- 203, hier S. 188.<br />
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Zelinsky 1976, S. 195. <strong>Der</strong> Protestbrief wurde von Generalmusikdirektor Hans Knappertsbusch verfaßt (ebd.,<br />
S. 279). Laut Dagny Gulbransson 1999, S. 318, wollte Olaf Gulbransson den Brief nicht unterschreiben, da er<br />
mit Thomas Mann gut befreundet war. Doch <strong>Bleeker</strong> sagte zu ihm: „Alle haben unterschrieben, Du darfst nicht<br />
unkollegial sein“. Später wollte Gulbransson seine Unterschrift tilgen und schrieb an <strong>Bleeker</strong>: „... Sei lieb-und<br />
nim Dein Gummi-und wisch mein Namen wieder von die Liste weg. Meine Frau-die etwas kluger ist-meint-man<br />
soll nichts unterschreiben-von den man nichts weis ... Nein-wisch es weg-es könnte aussehen-als ob ich<br />
Zeitungen laesen würde-oder-als ob ich mich kümmerte um was sich alles dreht“ (Ausst. Kat. Nürnberg 1980, S.<br />
115; der Original-Brief findet sich im NL BB: I, C-57). Dies half aber nichts, Gulbranssons Unterschrift blieb.<br />
Viele Freunde wandten sich daraufhin von dem norwegischen Karikaturisten ab, Thomas Mann war über seine<br />
Unterschrift tief betroffen und Erika Mann schrieb Gulbransson eine Postkarte mit den Worten: „Zeichne –<br />
unterschreibe nicht.“ (Dagny Gulbransson 1999, S. 318-325; siehe auch Bäumler 2004, S. 227-297, der sich<br />
ausführlich mit dem Protest beschäftigte).<br />
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Zelinsky 1976, S. 279; der Vortrag ist u. a. abgedruckt in: Kurzke/Stachorski 1995, S. 11-72 (mit Kommentar<br />
S. 317-341); Thomas Manns Erwiderung auf den Protest in: ebd., S. 73f. (mit Kommentar S. 341-346).<br />
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ebd., S. 195<br />
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