Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg
Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg
1. Einleitung und Methodik Bernhard Bleeker ist als Bildhauer im Münchner Stadtbild mit einigen bedeutenden Werken vertreten: So gelten sein „Toter Soldat“ im Kriegerehrenmal im Münchner Hofgarten (WV 115) und der „Rossebändiger“ (WV 136) vor der Technischen Hochschule – heute ohne Pferd – gemeinhin als seine beiden Hauptwerke, wobei sie, wie auch seine weiteren Arbeiten, kaum einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind: Die „Reichtum“-Gruppe auf dem Gelände des ehemaligen Ausstellungsparkes (WV 14), der „Pfalz-Denkstein“ in den Maximiliansanlagen (WV 128), der „Kronprinz-Rupprecht- Brunnen“ auf dem Marstallplatz hinter der Residenz (WV 364), der „Fortuna-Brunnen“ im Hauptgebäude der Staatlichen Lotterieverwaltung am Karolinenplatz (WV 326), das „Denkmal für die Deutsche Kavallerie“ in der Schönfeldstraße (WV 341), der „Windspielebrunnen“ im Innenhof des ehemaligen Münchner Ärztehauses in der Briennerstraße (WV 210), der Kenotaph für Bernhard Borst im „Garten der Ruhe“ in der Borstei (WV 293), der „Jüngling mit Speer“ im Innenhof der Obersten Baubehörde (WV 224) und die Sitzfigur des Prinzregenten Luitpold im Lichthof der Ludwig-Maximilians- Universität (WV 17). Der Künstler konnte bereits in seinen frühen Schaffensjahren einige beachtliche Erfolge vorweisen, gefördert von seinem Lehrer an der Akademie der bildenden Künste in München, Wilhelm von Rümann, von Adolf von Hildebrand und dem Hause Wittelsbach. Bernhard Bleeker war, wie viele seiner Bildhauerkollegen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, vom Stilerbe des 19. Jahrhunderts beeinflußt. So beginnt seine künstlerische Laufbahn mit historistischen, neobarocken Stilausprägungen, gefolgt von einer bis an sein Lebensende geprägten Orientierung an der „klassischen“ Kunstauffassung Adolf von Hildebrands, zwischenzeitlich von archaisierenden Tendenzen überlagert. Bis 1945 war der Künstler überregional bekannt, heute ist sein Name nur noch wenigen Fachleuten ein Begriff. Als Professor an der Münchner Kunstakademie fand er im Dritten Reich starke Beachtung und Wertschätzung und war an nationalsozialistischen Großprojekten und Wettbewerben beteiligt. Bleeker stand mit seiner Gestaltungsweise in keinem Widerspruch zur Kunstauffassung der Nationalsozialisten und war somit geeignet, mitzubauen am Fundament der neuen „Staatskunst“, wenngleich seinen Werken (und denjenigen vieler seiner Zeitgenossen) nur selten der Charakter spezifisch nationalsozialistischer Ideologie innewohnt. Ein weiterer Gesichtspunkt, der zu seiner „Vergessenheit“ beitrug, war und ist sicherlich auch die verstärkte Beschäftigung mit der Avantgarde, die das konventionell-traditionalistische 1
Kunstschaffen überschattete. Bleeker bleibt somit, wie viele seiner Zeitgenossen, in aktuellen kunstgeschichtlichen Publikationen unerwähnt. Methodik Die Schaffenskraft Bernhard Bleekers war ungemein groß. Im Laufe seines langen Lebens fertigte er mehr als 450 Werke, die im zweiten Teil dieser Arbeit, dem Werkverzeichnis, katalogartig aufgeführt werden. Um die wichtigsten Arbeiten des Künstlers zu präsentieren, sollen diese im ersten Teil, dem Haupttext, vorgestellt werden. Hierfür ist eine Unterteilung seines Œuvres notwendig, d. h., im Folgenden werden in einzelnen Gattungs-Kapiteln die jeweils aussagekräftigsten Werke unter künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Aspekten besprochen. Es handelt sich um die Kapitel: Portraits, Büsten und Reliefs Denkmäler Grabmäler Brunnen Kruzifixe und Kirchenausstattungen Kleinplastik Münzen, Medaillen und Ordenszeichen Gemälde und Zeichnungen Diese Einteilung in Gattungen ist insofern berechtigt, als Bleekers Werke nicht in einem einheitlichen Stil gefertigt wurden. Somit kann innerhalb dieser Gattungen die künstlerische Entwicklung, bzw. die unterschiedliche formale und ikonographische Gestaltungsweise des Bildhauers deutlich gemacht werden werden. Da lediglich eine einzige Publikation existiert, in der das Leben und Werk des Künstlers etwas genauer behandelt wird, soll hier ein ausführlicher Lebenslauf vorangestellt werden, der wiederspiegelt, wie sehr der Bildhauer sowohl politisch als auch gesellschaftlich in das öffentliche Leben Münchens – und nicht nur Münchens – involviert war und bis zu seinem Tode 1968 als anerkannter und geschätzter Künstler eine größere politisch-kulturelle Rolle gespielt hatte als bisher bekannt. 2
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1. Einleitung und Methodik<br />
<strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong> ist als <strong>Bildhauer</strong> im Münchner Stadtbild mit einigen bedeutenden Werken<br />
vertreten: So gelten sein „Toter Soldat“ im Kriegerehrenmal im Münchner Hofgarten (WV<br />
115) und der „Rossebändiger“ (WV 136) vor der Technischen Hochschule – heute ohne Pferd<br />
– gemeinhin als seine beiden Hauptwerke, wobei sie, wie auch seine weiteren Arbeiten, kaum<br />
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind:<br />
Die „Reichtum“-Gruppe auf dem Gelände des ehemaligen Ausstellungsparkes (WV 14), der<br />
„Pfalz-Denkstein“ in den Maximiliansanlagen (WV 128), der „Kronprinz-Rupprecht-<br />
Brunnen“ auf dem Marstallplatz hinter der Residenz (WV 364), der „Fortuna-Brunnen“ im<br />
Hauptgebäude der Staatlichen Lotterieverwaltung am Karolinenplatz (WV 326), das<br />
„Denkmal für die Deutsche Kavallerie“ in der Schönfeldstraße (WV 341), der<br />
„Windspielebrunnen“ im Innenhof des ehemaligen Münchner Ärztehauses in der<br />
Briennerstraße (WV 210), der Kenotaph für <strong>Bernhard</strong> Borst im „Garten der Ruhe“ in der<br />
Borstei (WV 293), der „Jüngling mit Speer“ im Innenhof der Obersten Baubehörde (WV 224)<br />
und die Sitzfigur des Prinzregenten Luitpold im Lichthof der Ludwig-Maximilians-<br />
<strong>Universität</strong> (WV 17).<br />
<strong>Der</strong> Künstler konnte bereits in seinen frühen Schaffensjahren einige beachtliche Erfolge<br />
vorweisen, gefördert von seinem Lehrer an der Akademie der bildenden Künste in München,<br />
Wilhelm von Rümann, von Adolf von Hildebrand und dem Hause Wittelsbach.<br />
<strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong> war, wie viele seiner <strong>Bildhauer</strong>kollegen an der Schwelle zum 20.<br />
Jahrhundert, vom Stilerbe des 19. Jahrhunderts beeinflußt. So beginnt seine künstlerische<br />
Laufbahn mit historistischen, neobarocken Stilausprägungen, gefolgt von einer bis an sein<br />
Lebensende geprägten Orientierung an der „klassischen“ Kunstauffassung Adolf von<br />
Hildebrands, zwischenzeitlich von archaisierenden Tendenzen überlagert. Bis 1945 war der<br />
Künstler überregional bekannt, heute ist sein Name nur noch wenigen Fachleuten ein Begriff.<br />
Als Professor an der Münchner Kunstakademie fand er im Dritten Reich starke Beachtung<br />
und Wertschätzung und war an nationalsozialistischen Großprojekten und Wettbewerben<br />
beteiligt. <strong>Bleeker</strong> stand mit seiner Gestaltungsweise in keinem Widerspruch zur<br />
Kunstauffassung der Nationalsozialisten und war somit geeignet, mitzubauen am Fundament<br />
der neuen „Staatskunst“, wenngleich seinen Werken (und denjenigen vieler seiner<br />
Zeitgenossen) nur selten der Charakter spezifisch nationalsozialistischer Ideologie innewohnt.<br />
Ein weiterer Gesichtspunkt, der zu seiner „Vergessenheit“ beitrug, war und ist sicherlich auch<br />
die verstärkte Beschäftigung mit der Avantgarde, die das konventionell-traditionalistische<br />
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