Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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das Jahr 1912 geheiratet haben. Bleeker lebte mit ihr etwa 10 Jahre lang zusammen, nach der Scheidung zog seine Frau 1926 nach Wien 153 . 1913 oder 1914 begleitete der Künstler seinen Freund Kronprinz Rupprecht von Bayern auf einer Reise nach Italien. Dort besuchten sie Adolf von Hildebrand in seinem Florentiner Atelier 154 . 1914 entstanden einige Büsten und Münzentwürfe. Bleeker nahm an der Ausstellung „Münchner Original-Plastik“ in der renommierten Galerie Heinemann teil, ein Jahr später war Bleeker bei der „Ersten Frühjahrs-Ausstellung der Münchner Neuen Secession“ vertreten, die wegen „Verstoßes gegen die Sittlichkeit, gegen den in Kriegszeiten gebotenen Takt und gegen die gesunde Vernunft“ vorzeitig geschlossen wurde 155 . Im gleichen Jahr wurde Bleeker Mitglied der von Alexander Heilmeyer gegründeten konservativen „Gesellschaft der Freunde der Plastik“. Diese Gesellschaft setzte sich besonders für eine geschmackvolle Gestaltung von Kriegerdenkmälern ein, die seit Beginn des Ersten Weltkrieges auf Grund der zahlreichen Toten überall aufgestellt wurden. Ihre Mitglieder sahen sich als Bewahrer gegen einen „kulturellen Tiefstand“ der „Geschmacklosigkeiten besonders in Denkmälerei, wie gegen eine skrupellose Kunstindustrie“, die „jeder Art von Pfuscherei ..., vor allem in der Plastik Vorschub leistet“ 156 . Bleeker hatte auch bald die Möglichkeit, an der Gestaltung von Kriegerdenkmälern mitzuwirken: 153 ABK München: Personalakte Bleeker: Mitteilung Egonie Bleekers an die ABK München, 25. 11. 1926. Bleeker hatte seine spätere Frau Egonie möglicherweise bereits 1908 kennengelernt (siehe hierzu WV 18; vgl. auch WV 39, WV 65 und WV 83). 154 Ob die Italienreise 1913 oder 1914 stattfand, ist nicht ganz sicher. Im Staatsarchiv 153: Akten der Spruchkammer X. Bernhard Bleeker: Fragebogen des Military Government of Germany, 18. 4. 1946, ist die Reise für das Jahr 1914 verzeichnet. Tank 1942, S. 56, Grzimek 1969, S. 116 und der Ausst.Kat. Nürnberg 1978:„Dokumente...“, S. 8 und S. 14 geben das Jahr 1913 an. 155 Esswein 1915, S. 77ff., hier S. 83. Esswein schreibt, die „künstlerisch etwas schwächer geratene, sonst aber durchaus einwandfreie Frühjahrs-Ausstellung 1915 entfesselte einen Entrüstungssturm mit Protestlisten, Lärmszenen und Schmähschriften. Zeitiger als bei ihrer Eröffnung bekannt gegeben worden, mußte die Ausstellung geschlossen werden“ (ebd., S. 77). Bleeker war auf dieser Ausstellung vertreten mit einem Bronze- Bildnis König Ludwigs III. (WV 56 oder WV 68 oder WV 69), einem Gemälde „Herrenbildnis“ (WV 45) und der Büste Richard Riemerschmids (WV 74). All diese Werke sind in einer sehr konventionellen Weise gearbeitet, so daß Bleeker sicherlich nicht in das Feld der Kritik geraten war. 156 Heilmeyer 1915, S. 47- 52, hier S. 48. Ziel dieser Gesellschaft war es, der Plastik wieder zu mehr Wertschätzung zu verhelfen: „Die Gesellschaft stellt sich die Aufgabe mit Hilfe berufener Kenner Sinn und Verständnis für die besonderen wie allgemeinen Aufgaben dieser Kunst zu wecken, die Interessen der Künstler wahrzunehmen, durch Beratung und Aufklärung zu wirken und so der Plastik in der Wertschätzung unserer Zeit einen festeren und breiteren Boden zu bereiten“ (ebd., S. 48). „Es handelt sich bei dieser Sache keineswegs um die Gründung eines der landläufigen Vereine oder einer bloßen Interessengruppe. Was wir beabsichtigen, ist eine Gesellschaft der Freunde der Plastik, die zunächst keinen anderen Zweck verfolgt, als öffentlich und möglichst weithin sichtbar der Kunst der Bildnerei und den Künstlern als Sammelplatz zu dienen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit tut ein solcher Zusammenschluß dringend not“ (ebd., S. 49). Ab dem Jahrgang 1914 verzeichnete die Zeitschrift „Die Plastik“ Bleeker als „Mitarbeiter der Plastik“ (Die Plastik, IV. Jg., 1914). 27

3.3.: Der Erste Weltkrieg Ab dem 29. März 1915 nahm Bleeker am Ersten Weltkrieg teil 157 und war seit 1. Februar 1917 künstlerischer Beirat bei der „Deutschen Kriegsgräber-Abteilung des k. u. k. Militär- Kommandos Przemysl“ 158 . In dieser Funktion äußerte sich der Künstler „zur Umwehrungsfrage der Heldenfriedhöfe im Bezirk Przemysl (Galizien)“ 159 : Bleeker plädierte für feste Umfriedungen unter Berücksichtigung der Dauerhaftigkeit der Heldenfriedhöfe und schlug hierfür Stein- oder Ziegelmauern vor. Da aber diese Materialien auf Grund der „ungeheuren Transportschwierigkeiten“ kaum herangezogen werden könnten, sollten stattdessen bepflanzte Wälle und Gräben zur Anwendung kommen 160 . Während seiner Stationierung in Przemysl wurde dem Künstler die Beratung über die Ausschmückung sämtlicher bayerischer Heldenfriedhöfe in Galizien, sowie die Ausführung eines „Bayern-Denkmals“, das an die gefallenen bayerischen Soldaten in den Schlachten um Przemysl erinnern sollte, übertragen (WV 97). Zum Vortrag über diese Planungen wurde Bleeker sogar zu König Ludwig III. von Bayern befohlen. Der Künstler war berechtigt, Zivil zu tragen und erhielt Zugang zum Offiziers-Casino 161 . Eine Beförderung zum Unteroffizier wurde in Betracht gezogen, letztlich aber abgelehnt mit der Begründung, der Künstler habe noch nicht im Felde bei der „fechtenden Truppe“ gestanden 162 . Bleekers Sold war sehr niedrig, so daß er sich um eine etatmäßige Anstellung als künstlerischer Beirat der Etappeninspektion Przemysl bemühte 163 . Zwar erhielt er – und mit ihm die übrigen Unteroffiziere und Mannschaften, die als künstlerische Beiräte zu den deutschen Kriegsgräberabteilungen in Österreich-Ungarn kommandiert waren – eine tägliche Aufwandsentschädigung von 5 Mark ab dem 1. Januar 1918 164 , doch eine etatmäßige Anstellung kam lange Zeit nicht zustande. 157 Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Abt. IV: Kriegsarchiv (im Folgenden zitiert als: Kriegsarchiv): MKr 4990: Akten des Königlichen Kriegsministeriums: Kriegergräber im Felde aus dem Feldzug 1914 usw.: Auszug aus der Kriegs-Stammrolle, 16. 5. 1917: Bis zum 12. 11. 1915 war Bleeker beim I. Jäger-Bataillon, vom 13. 11. 1915 an beim 1. Ersatz-Bataillon Infanterie-Leib-Regiment, 8. Kompanie; siehe auch Anhang B: Nr. 6a und b. 158 ebd. 159 In: Krieger-Ehrungen, Nr. 3, 1917, hg. unter Mitwirkung der amtlichen Beratungsstellen für Krieger- Ehrungen vom Bund Deutscher Gelehrter und Künstler und dem Deutschen Bund Heimatschutz, S. 3f. (und Abbildung S. 12). Siehe hierzu WV 95 und Anhang A: Nr. 11. 160 ebd. 161 Kriegsarchiv: MKr 4990: K. u. K. Militärkommando Przemysl (Lt. Dorrenbach) an das Ersatz-Bataillon des Bayerischen Leib-Infanterie-Regiments München, 27. 4. 1917 162 Kriegsarchiv: MKr 4990: 1. Ersatz-Bataillon Infanterie-Leib-Regiment an das Königlich-Bayerische Kriegsministerium, 19. 5. 1917. Bezüglich des Ranges des Künstlers gab es Verwirrungen. Der Künstler lief als Gefreiter, die Kriegs-Stammrolle führte ihn jedoch als Infanteristen, d. h. als ein dem Gefreiten untergeordneten Dienstgrad. In späterer Korrespondenz wird Bleeker als Landsturmmann bzw. Oberjäger bezeichnet. 163 BHStA MK 14481: K. bayerisches Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (gez. Dr. v. Knilling) an das K. Kriegsministerium, 20. 12. 1917 164 BHStA MK 14481: Preußisches Kriegsministerium, Unterkunfts-Departement Nr. 3181/2. 18. U. K. Gr. (gez. Würtz) an das Kgl. Bayerische Kriegsministerium, 25. 2. 1918 (Abschrift) 28

das Jahr 1912 geheiratet haben. <strong>Bleeker</strong> lebte mit ihr etwa 10 Jahre lang zusammen, nach der<br />

Scheidung zog seine Frau 1926 nach Wien 153 .<br />

1913 oder 1914 begleitete der Künstler seinen Freund Kronprinz Rupprecht von Bayern auf<br />

einer Reise nach Italien. Dort besuchten sie Adolf von Hildebrand in seinem Florentiner<br />

Atelier 154 .<br />

1914 entstanden einige Büsten und Münzentwürfe. <strong>Bleeker</strong> nahm an der Ausstellung<br />

„Münchner Original-Plastik“ in der renommierten Galerie Heinemann teil, ein Jahr später war<br />

<strong>Bleeker</strong> bei der „Ersten Frühjahrs-Ausstellung der Münchner Neuen Secession“ vertreten, die<br />

wegen „Verstoßes gegen die Sittlichkeit, gegen den in Kriegszeiten gebotenen Takt und gegen<br />

die gesunde Vernunft“ vorzeitig geschlossen wurde 155 .<br />

Im gleichen Jahr wurde <strong>Bleeker</strong> Mitglied der von Alexander Heilmeyer gegründeten<br />

konservativen „Gesellschaft der Freunde der Plastik“. Diese Gesellschaft setzte sich<br />

besonders für eine geschmackvolle Gestaltung von Kriegerdenkmälern ein, die seit Beginn<br />

des Ersten Weltkrieges auf Grund der zahlreichen Toten überall aufgestellt wurden. Ihre<br />

Mitglieder sahen sich als Bewahrer gegen einen „kulturellen Tiefstand“ der<br />

„Geschmacklosigkeiten besonders in Denkmälerei, wie gegen eine skrupellose<br />

Kunstindustrie“, die „jeder Art von Pfuscherei ..., vor allem in der Plastik Vorschub<br />

leistet“ 156 .<br />

<strong>Bleeker</strong> hatte auch bald die Möglichkeit, an der Gestaltung von Kriegerdenkmälern<br />

mitzuwirken:<br />

153 ABK München: Personalakte <strong>Bleeker</strong>: Mitteilung Egonie <strong>Bleeker</strong>s an die ABK München, 25. 11. 1926.<br />

<strong>Bleeker</strong> hatte seine spätere Frau Egonie möglicherweise bereits 1908 kennengelernt (siehe hierzu WV 18; vgl.<br />

auch WV 39, WV 65 und WV 83).<br />

154 Ob die Italienreise 1913 oder 1914 stattfand, ist nicht ganz sicher. Im Staatsarchiv 153: Akten der<br />

Spruchkammer X. <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong>: Fragebogen des Military Government of Germany, 18. 4. 1946, ist die<br />

Reise für das Jahr 1914 verzeichnet. Tank 1942, S. 56, Grzimek 1969, S. 116 und der Ausst.Kat. Nürnberg<br />

1978:„Dokumente...“, S. 8 und S. 14 geben das Jahr 1913 an.<br />

155 Esswein 1915, S. 77ff., hier S. 83. Esswein schreibt, die „künstlerisch etwas schwächer geratene, sonst aber<br />

durchaus einwandfreie Frühjahrs-Ausstellung 1915 entfesselte einen Entrüstungssturm mit Protestlisten,<br />

Lärmszenen und Schmähschriften. Zeitiger als bei ihrer Eröffnung bekannt gegeben worden, mußte die<br />

Ausstellung geschlossen werden“ (ebd., S. 77). <strong>Bleeker</strong> war auf dieser Ausstellung vertreten mit einem Bronze-<br />

Bildnis König Ludwigs III. (WV 56 oder WV 68 oder WV 69), einem Gemälde „Herrenbildnis“ (WV 45) und<br />

der Büste Richard Riemerschmids (WV 74). All diese Werke sind in einer sehr konventionellen Weise<br />

gearbeitet, so daß <strong>Bleeker</strong> sicherlich nicht in das Feld der Kritik geraten war.<br />

156 Heilmeyer 1915, S. 47- 52, hier S. 48. Ziel dieser Gesellschaft war es, der Plastik wieder zu mehr<br />

Wertschätzung zu verhelfen: „Die Gesellschaft stellt sich die Aufgabe mit Hilfe berufener Kenner Sinn und<br />

Verständnis für die besonderen wie allgemeinen Aufgaben dieser Kunst zu wecken, die Interessen der Künstler<br />

wahrzunehmen, durch Beratung und Aufklärung zu wirken und so der Plastik in der Wertschätzung unserer Zeit<br />

einen festeren und breiteren Boden zu bereiten“ (ebd., S. 48). „Es handelt sich bei dieser Sache keineswegs um<br />

die Gründung eines der landläufigen Vereine oder einer bloßen Interessengruppe. Was wir beabsichtigen, ist eine<br />

Gesellschaft der Freunde der Plastik, die zunächst keinen anderen Zweck verfolgt, als öffentlich und möglichst<br />

weithin sichtbar der Kunst der Bildnerei und den Künstlern als Sammelplatz zu dienen. Gerade in der<br />

gegenwärtigen Zeit tut ein solcher Zusammenschluß dringend not“ (ebd., S. 49). Ab dem Jahrgang 1914<br />

verzeichnete die Zeitschrift „Die Plastik“ <strong>Bleeker</strong> als „Mitarbeiter der Plastik“ (Die Plastik, IV. Jg., 1914).<br />

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