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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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In der Technik der Steinbearbeitung unterschied sich <strong>Bleeker</strong> allerdings von Hildebrand: War<br />

für diesen das direkte Heraushauen der vorgestellten Figur aus dem Stein das einzig legitime<br />

Vorgehen 1129 , so fertigte <strong>Bleeker</strong> bei den meisten seiner steinbildhauerischen Werke<br />

zahlreiche Gips- und Tonmodelle, die er anschließend von eigens beauftragten Steinmetzen<br />

meißeln ließ 1130 .<br />

Von einer wichtigen Strömung um 1900, dem Jugendstil, wurde <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong> nicht<br />

tangiert, zu sehr war er von der formalen Zurückhaltung klassischer Kunst geprägt, die kein<br />

verspieltes Beiwerk zuließ.<br />

Auch erteilte er einer expressionistischen Formensprache eine Absage, wenngleich zögerliche<br />

Experimente dieser Stilart in einigen wenigen Portraits zum Vorschein traten (WV 118 und<br />

WV 137).<br />

<strong>Der</strong> Einfluß einer weiteren bedeutenden Künstlerpersönlichkeit, Auguste Rodins, ist nur in<br />

<strong>Bleeker</strong>s Portraitwerk zu verzeichnen. Er hatte zweifelsohne dessen Arbeiten auf<br />

Ausstellungen in München und während seiner Parisreise im Jahre 1903 kennengelernt. Die<br />

„impressionistische“ Formensprache des Franzosen, die als „modelé“ den Arbeitsvorgang<br />

sichtbar läßt und durch „Buckel und Höhlungen“ die Oberflächenstruktur spannungsreich und<br />

effektvoll inszeniert, ist bei <strong>Bleeker</strong>s Bildnissen etwa seit 1911 bis zu seinem späten Schaffen<br />

immer wieder ein wichtiges Thema, wenngleich die idealsierende Heroisierung, gemessen an<br />

der großen Zahl seiner Portraits, überwiegt.<br />

Ab den Zwanziger Jahren ist der Gestaltungsweise <strong>Bleeker</strong>s eine weitere Strömung<br />

zuzurechnen: Archaisches Formengut.<br />

Diese Stilausprägung wurde auf mehreren Wegen rezipiert: Eine große Rolle spielten die<br />

archäologischen Ausgrabungen, deren Ergebnisse auf Photographien, Ausstellungen und in<br />

Kunstzeitschriften einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Münchner Glyptothek<br />

erwarb in jener Zeit einige wichtige archaische Werke, so den korinthischen „Apoll von<br />

Tenea“ (Abb. WV 225c) und eine Jünglingsstatue aus Attika, die den Münchner Künstlern, so<br />

auch <strong>Bleeker</strong>, als Anschauungsmaterial diente.<br />

1129 Esche-Braunfels 1993, S. 15<br />

1130 <strong>Bleeker</strong> litt in späteren Jahren an einer Steinlunge, was beweist, daß auch er selbst das Meißeln aus dem<br />

Stein vornahm, zahlreiche Rechnungen von Steinmetzen zeigen jedoch, daß er diese Aufgabe zumeist<br />

Fachkräften überließ.<br />

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