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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Im Jahre 1910 nahm <strong>Bleeker</strong> an einem Wettbewerb für ein Bismarck-Nationaldenkmal bei<br />

Bingen am Rhein teil. 379 Entwürfe wurden bis Anfang des Jahres 1911 eingesandt, davon<br />

wurden 15 Entwürfe prämiert. <strong>Bleeker</strong>, der mit dem Architekten Otho Orlando Kurz<br />

zusammenarbeitete, erhielt einen dritten Preis 126 für den Entwurf „Seid einig“, der mit 5000<br />

Mark dotiert war 127 (WV 34).<br />

In den Jahren 1910 und 1911 teilte sich der Künstler mit seinem Bruder Hermann ein Atelier<br />

in seiner Wohnung Keferstraße 11, die er im Juli 1907 bezogen hatte und bis zum Jahre 1911<br />

bewohnte 128 . <strong>Der</strong> Grund für diesen Umzug in die Atelierwohnung in der Keferstraße hing<br />

sicherlich damit zusammen, daß <strong>Bleeker</strong> nun als selbständiger Künstler ein eigenes Atelier<br />

benötigte, da er im Jahre 1906 die Akademie der bildenden Künste verlassen hatte, wo er<br />

einen eigenen Arbeitsraum besaß. In unmittelbarer Nachbarschaft, Keferstraße 10, wohnte der<br />

Zeichner und Simplicissimus-Karikaturist Olaf Gulbransson (WV 172) mit seiner Gattin<br />

Margarete 129 . <strong>Bleeker</strong> und Gulbransson wurden später enge Freunde, was an zahlreichen<br />

humorvollen Briefen des Karikaturisten an den <strong>Bildhauer</strong> deutlich wird 130 . Als Gulbransson<br />

später auf dem „Schererhof“ am Tegernsee wohnte, war <strong>Bleeker</strong> häufig zu Gast 131 .<br />

126<br />

Engelhardt 1974, S. 3-13, hier S. 7 (mit Abb. des <strong>Bleeker</strong>schen Entwurfs, S. 11). Zum Wettbewerb des<br />

Bismarck-Denkmals vgl. auch Hellwag 1911, S. 109-113, bes. S. 112 (mit Abb. des <strong>Bleeker</strong>schen Entwurfs, S.<br />

111); Max Schmid: Vom Wettbewerb für das Bismarck-Nationaldenkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-<br />

Bingen, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 31, XXXI. Jg., 15. 4. 1911, S. 189-194; Nr. 33, 22. 4. 1911, S.<br />

201f.<br />

127<br />

Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 12, XXXI. Jg., 4. 12. 1911, S. 78<br />

128<br />

Auskunft Andreas <strong>Bleeker</strong>. Eine Liste der Wohnorte <strong>Bleeker</strong>s von 1900-1911 und 1930-1937 befindet sich im<br />

StaM: Akte „<strong>Bleeker</strong>, <strong>Bernhard</strong>, <strong>Bildhauer</strong>“.<br />

129<br />

Münchner Stadtadreßbuch 1911. Für das Jahr 1911 ist in Keferstr. 11 auch der <strong>Bildhauer</strong> Georg Wrba<br />

verzeichnet, der zu dieser Zeit jedoch bereits in Dresden weilte. In die Keferstraße 11 zog später Rainer Maria<br />

Rilke.<br />

Im Oktober 1906 bezog Gulbransson mit seiner Frau Margarethe (Grete Jehly, 1882-1934) ein eigenes Haus, das<br />

sog. „Kefernest“, in der Keferstraße 10 (Heißerer 1993, S. 60-62).<br />

Margarethe Gulbransson berichtet in ihrem Tagebuch (16. 4. 1909) auch von <strong>Bleeker</strong>: „Auf dem Heimweg fängt<br />

mich <strong>Bleeker</strong> und lockt mich in sein Atelier und will mich gar noch in sein frauenloses Haus locken. Aber da<br />

lass` ich ihn fein und gut abfahren, dass er hilflos und verlegen wird! Und eile in mein eignes, einsames Haus,<br />

allein – aber reich!“ (zitiert nach Lang 1998, S. 272).<br />

Ein weiterer Eintrag (14. 10. 1909) berichtet, daß sie, nachdem ihr Vogel, das „Gimpele“ gestorben war, zu<br />

<strong>Bleeker</strong> ging. „<strong>Der</strong> zeigt mir seine Skulpturen und ist nicht so sehr für die Käferstrasse interessiert“ (ebd., S.<br />

300). <strong>Der</strong> Hinweis auf die „Käferstrasse“ hing mit dem Plan zusammen, die Keferstraße umzubauen („die<br />

Erhöhung unsrer lieben Gass“) (ebd.).<br />

Ein letzter Eintrag, in dem <strong>Bleeker</strong> erwähnt wird (10. 4. 1911), schildert ein Zusammentreffen im Kefernest.<br />

<strong>Bleeker</strong> ist zu Besuch. Margarethe ist krank, der Leibarzt Olaf Gulbranssons, Prof. Friedrich von Müller, stattet<br />

ihr einen ärztlichen Hausbesuch ab (ebd., S. 344f.). Von Müller schuf <strong>Bleeker</strong> 1933 einen Portraitkopf (WV<br />

178). Möglicherweise kam die Verbindung über Gulbransson zustande.<br />

130<br />

Diese Briefe finden sich im NL BB: I, C-57; siehe hierzu auch Anhang A: Nr. 1-8 und Anhang B: Nr. 7<br />

131<br />

Dagny Björnson Gulbransson, die dritte Frau des Zeichners, schreibt, ihr Gatte habe sich darüber geärgert,<br />

daß <strong>Bleeker</strong> ihm bei seinen Besuchen auf dem Schererhof immer sein Zitronenwasser wegtrank. <strong>Bleeker</strong> hätte<br />

diese Aufregung nur verstanden, wenn es Alkohol gewesen wäre (Dagny Gulbransson 1977, S. 235 (mit einer<br />

Zeichnung Olaf Gulbranssons, die <strong>Bleeker</strong> darstellt)).<br />

23

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