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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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an 107 . Zwischen 1891 und 1895 entstand sein Hauptwerk, der Wittelsbacher-Brunnen, 1893<br />

wurde seine bedeutende Schrift „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“<br />

veröffentlicht. Diese beiden Werke in Praxis und Theorie bildeten die Voraussetzung für eine<br />

intensive Beschäftigung mit Hildebrand, sowohl durch bereits anerkannte als auch auf dem<br />

Gebiet der Plastik noch unerfahrene Künstler und Kunststudenten. <strong>Der</strong> <strong>Bildhauer</strong> plädierte für<br />

die Reinheit und beruhigte Klärung der Form, forderte Verzicht auf alles Überschwengliche,<br />

Dekorative und Erzählerische und fand die Vorbilder für diese Prinzipien in der klassischen<br />

Kunst und der Kunst der italienischen Renaissance. Seine Forderungen bedeuteten „eine<br />

Abkehr vom Naturalismus und von den malerischen Verwilderungen des Späthistorismus“ 108<br />

mit ihrem verspielten Beiwerk. Dies gelang ihm, indem er die Form zum Grundprinzip der<br />

Skulptur erhob. Gleichzeitig änderte er das Idealprinzip des überhöhten Heros, das die<br />

klassischen Künstler der Antike als „Kanon“, als Richtschnur, betrachtet hatten, in ein irdischhumanistisches<br />

Prinzip um. <strong>Der</strong> Mensch mit all seinen Schwächen stand nun im Mittelpunkt.<br />

Als berühmtes Beispiel kann sein „Stehender nackter Jüngling“ (1884 vollendet, Berlin)<br />

(Abb. WV 224d) gelten, der unter Verzicht auf „heroische“ Posen und Beiwerk ganz einfach<br />

als Mensch dargestellt ist, nicht einmal athletisch, eher unvollkommen und doch würdevoll. In<br />

seinem theoretischen Werk „Problem der Form“ forderte der Künstler die Bearbeitung eines<br />

Kunstwerks im Hinblick auf das „Fernbild“, das über die Reliefwirkung mit einer<br />

Hauptansichtsseite zur Geltung kommen solle. Die einzelne Form im Werk müsse sich der<br />

großen Gesamtform unterordnen, so daß letztendlich eine geschlossene Wirkung entstehe und<br />

das Kunstwerk einheitlich erscheinen lasse.<br />

In das Jahr 1903 fällt eine Studienreise <strong>Bleeker</strong>s nach Paris, von der allerdings nichts Näheres<br />

bekannt ist. Möglicherweise lernte er dort Werke Auguste Rodins kennen, von dem er in<br />

einigen Portraitbildnissen beeinflußt wurde.<br />

Noch während seiner Akademiezeit 1903/4 erhielt <strong>Bleeker</strong> auf Empfehlung seines Lehrers<br />

Rümann seinen ersten selbständigen, öffentlichen Auftrag, einen Brunnen als<br />

Kriegerehrenmal in Miesbach (Oberbayern), für dessen Modell der Künstler vom<br />

„Jahresschluß der Akademie eine Preis-Medaille“ erhielt 109 .<br />

107 Das Haus beherbergt heute das Literaturarchiv und die „Monacensia“-Bibliothek. Zum Haus und zur<br />

Persönlichkeit Hildebrands siehe Kehr / Rebel 1998<br />

108 Schmoll gen. Eisenwerth 1981, S. 290<br />

109 Stadtarchiv Miesbach: 324-02: Denkmäler, Denkmalschutz, Denkmalpflege: Marktmagistrat Miesbach an das<br />

königliche Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 9. 9. 1904. Das Werk (ein<br />

drachentötender St. Michael) wird im Kapitel „Brunnen“ dieser Arbeit näher besprochen. Siehe auch WV 3.<br />

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