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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Schmid-Ehmen, Waldschmidt und Wackerle den „Weg zur deutschen Monumentalplastik“.<br />

An dessen Ende „thronten“ Thorak und Breker im Kapitel „Auftrag und Erfüllung“.<br />

Wie an den einzelnen Kapitelüberschriften abzulesen ist, wurde hier eine Entwicklung<br />

aufgezeigt, die den Weg zur propagierten nationalsozialistischen Kunstauffassung vollzog.<br />

Gleichzeitig werden die einzelnen Künstler auch nach ihrer Nähe zur und ihrer Bedeutung für<br />

die NS-Bewegung definiert.<br />

Auch Tank sieht den Soldaten nicht als tot an. „Man hat ihn mit Recht einen Schlafenden oder<br />

Ruhenden genannt, denn tot ist dieser gefallene Held des Weltkrieges nicht, tot ist nur, wer<br />

keine Kraft mehr ausstrahlt, keine Wandlung im Reiche der Lebenden auszulösen vermag“ 736 .<br />

Tank benutzt das Adjektiv „schlafend“ in einem Sinne, der die Aufopferungsbereitschaft nicht<br />

nur des Soldaten, sondern auch seiner Hinterbliebenen, also des Volkes, beschwört. So<br />

erschließt sich einer trauernden Mutter der „Sinn seines [des Soldaten] und ihres Opfers“ 737 .<br />

Indem der Soldat für das Vaterland fällt, bewirkt sein Opfer eine Kraft, die im Volk wirksam<br />

wird. „Auf seinem [des Soldaten] Antlitz lesen wir: unser Opfer wird das deutsche Schicksal<br />

wenden!“ 738 . Tanks Buch erschien zu einer Zeit, in der der Revanchismusgedanke nicht mehr<br />

nötig war, wohl aber der Appell an das Durchhaltevermögen der Bevölkerung. In diesem<br />

Sinne ist auch seine Interpretation zu verstehen, der Soldat liege „stark und unbesiegt“ 739 da<br />

und spreche „beschwörend und mahnend, tröstend und rettend zu uns 740 “.<br />

Es hat sich gezeigt, daß <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong>s Soldatenfigur im Dritten Reich eine<br />

Uminterpretierung erfuhr, die das Kriegerdenkmal als Symbol der revanchistischen<br />

„Rachegelüste“ für die Schmach der Niederlage im Ersten Weltkrieg vereinnahmte und den<br />

Opferwillen des deutschen Volkes beschwor, der mit der Glorifizierung der „Heldentaten“<br />

einherging, welche die „Volksgemeinschaft“ zusammenschweißen sollten. Diese allesamt<br />

sehr pathetischen Appelle, vergleichbar mit den feierlichen Zeremonien, die jährlich auf dem<br />

Münchner Königsplatz (damals „Königlicher Platz“) anläßlich des Jubiläums des –<br />

erfolglosen – Hitlerputsches vom 9. November 1923 abgehalten wurden, bei denen die<br />

Namen der 16 „gefallenen“ Anhänger 741 des Regimes gleichsam appellartig aufgerufen<br />

wurden und die versammelte Menge mit „Hier“ antwortete – auch dies als Symbol der<br />

736<br />

Tank 1942, S. 54<br />

737<br />

ebd.<br />

738<br />

ebd.<br />

739<br />

ebd.<br />

740<br />

ebd.<br />

741<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die 16. Person, die bei den Feierlichkeiten geehrt wurde, kein<br />

Nationalsozialist war, sondern ein unbeteiligter Kellner aus dem nahegelegenen Café Annast, Karl Kulm, der<br />

von einem Querschläger getötet wurde. Möglicherweise wurde er wegen der Zahlensymmetrie zum 16. Märtyrer<br />

erklärt (Gavriel D. Rosenfeld 2004, S. 549, Anm. 31).<br />

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