Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Weitere informative Publikationen über die NS-Zeit sind der Wiener Ausstellungskatalog „Kunst und Dikatur“ 52 aus dem Jahre 1994 und Josephine Gablers Untersuchung über die „Skulptur in Deutschland in den Ausstellungen zwischen 1933 und 1945“ 53 . Freilich wurden auch Schriften veröffentlicht, die die Kunst im Nationalsozialismus unangemessen verharmlosen: So spricht Robert Scholz, ehemaliger NS-Kunstfunktionär und Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Kunst im Deutschen Reich“, in seinem 1977 erschienenen Werk „Architektur und Bildende Kunst 1933-1945“ 54 von „Dekadenzerscheinungen“ in der Kunst der Zwanziger Jahre. Die Bildhauerei dieser Zeit habe durch Naturnähe und handwerkliches Können traditionell arbeitender Künstler „weit weniger als in der Malerei zersetzend gewirkt“ 55 . Für Künstler wie Kolbe, Klimsch, Scheibe, Wackerle, Albiker und Bleeker sei die Zeit des Dritten Reiches eine „sehr positive Schaffensperiode ohne künstlerische oder ideelle Nötigung“ gewesen 56 . Auch die im Jahre 1981 anläßlich des 100. Geburstages Bernhard Bleekers erschienene dreiseitige Würdigung von Robert Frank in den „Klüter Blättern“ ist in einem unterschwellig reaktionären Stil gehalten 57 . Der Autor läßt sich über die „Unfähigkeit“ der zeitgenössischen Künstler aus und spricht von den „bedeutenden Leistungen“ des Bleeker-Schülers Schmid- Ehmen nach 1933. Zum Umgang mit Bleeker nach 1945 äußert sich Frank: „Der Dank [für Bleekers Schaffen im Dritten Reich; der Autor spricht hier u. a. von den Figuren im Reichsehrenmal Tannenberg] war 1945 seine Entlassung als Professor, aber nachdem sich die Wogen etwas geglättet haben, besann man sich in München doch noch auf den Wert wirklichen Könnens“ 58 . Eine weitere nicht unproblematische Publikation ist das Werk Mortimer G. Davidsons, „Kunst in Deutschland 1933-45“ 59 . Ursel Berger wirft dem Verfasser „naiven Umgang sowohl mit der NS-Propaganda wie auch mit manchen verlogenen Künstlerlegenden“ vor 60 . 52 Ausst. Kat. Wien 1994: Kunst und Diktatur. Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion, 2 Bde. 53 Josephine Gabler: Skulptur in Deutschland in den Ausstellungen zwischen 1933 und 1945, Diss. Berlin 1996 54 Robert Scholz: Architektur und Bildende Kunst 1933-1945, Preußisch Oldendorf 1977. Scholz verfaßte 1939 das Werk „Lebensfragen der bildenden Kunst“ (München 1939). Dieses Buch, das sich mit „deutscher“ und „entarteter“ Kunst auseinandersetzt, ist stark von Alfred Rosenbergs Kunstanschauungen beeinflußt. 55 ebd. S. 60 56 ebd., S. 64 57 Robert Frank: Bernhard Bleeker. Zum hundertsten Geburtstag des Künstlers, in: Klüter Blätter. Monatshefte für Kultur und Zeitgeschichte, Heft 8, August 1981, 32. Jg., hg. v. Gert Sudholt, S. 12-14 58 ebd., S. 13 59 Mortimer G. Davidson: Kunst in Deutschland 1933-45. Eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich, Bd. 1: Skulpturen, Tübingen 1988 11

Den bisher ausführlichsten Überblick über Bernhard Bleeker gibt der Ausstellungskatalog „Dokumente zu Leben und Werk des Bildhauers Bernhard Bleeker“ aus dem Jahre 1978 61 , der anläßlich der Übergabe seines schriftlichen Nachlasses an das Archiv für Bildende Kunst am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg publiziert wurde. Neben einer kurzen Auflistung einzelner Werke und einer knappen aber treffenden Zusammenfassung seines künstlerischen, politischen und privaten Lebens, sind vor allem Auszüge seiner schriftlichen Korrespondenz mit Freunden, Künstlerkollegen und Institutionen abgedruckt. Im Jahre 1979 erscheint ein umfangreiches Werk über die „Deutsche Kunst der Zwanziger und Dreißiger Jahre“. Darin gibt Joachim Heusinger von Waldegg eine Zusammenfassung über die Plastik dieser Zeit 62 . Der Autor untersucht die einzelnen Kunstregionen und Metropolen Deutschlands und stellt für München fest, daß Bernhard Bleeker zusammen mit Hermann Hahn zu den wichtigsten Bildhauerlehrern an der Münchner Akademie zählte und für die bildhauerische Kontinuität des Neoklassizismus sorgte. Heusinger von Waldegg erwähnt im Zusammenhang mit Bleeker noch dessen Schüler Hans Wimmer 63 , von den Schülern Hahns werden u. a. Fritz Wrampe, Toni Stadler, Anton Hiller, Fritz Koelle, Georg Brenninger und Josef Henselmann genannt. Ignoriert werden hingegen andere wichtige bildhauerische Kräfte dieser Zeit wie Alexander Fischer und Joseph Wackerle 64 . Der sehr informative Ausstellungskatalog über „Die Zwanziger Jahre in München“ 65 (1979), der Katalog „Trümmerzeit in München“ 66 (1984) und die Publikation „Münchner Moderne. 60 Berger 2001/2, S. 71. Auch Herr Oberstleutnant Dr. Wolfgang Schmidt, Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam, wies mich auf die mögliche Nähe Davidsons zu rechtsextremistischen Kreisen hin. In der Tat ist auch in Davidsons Einführungstext eine gewisse Tendenz zur Verharmlosung zu erkennen. Davidson zieht zahlreiche Abbildungen bildhauerischer Arbeiten ohne Datierung heran, so daß sie fälschlicherweise der Zeit des Dritten Reichs zugeordnet werden könnten. Auch auf einige von Bleekers Werken trifft dies zu, so auf den „Toten Soldaten“ und das Portrait Hindenburgs, die beide vor 1933 entstanden. Dennoch ist Davidsons Publikation auf Grund der Fülle der Abbildungen und zahlreicher biographischer Angaben über teilweise unbekanntere Bildhauer durchaus nützlich. 61 Ausst. Kat. Nürnberg 1978: Dokumente zu Leben und Werk des Bildhauers Bernhard Bleeker (1881-1968). 5. Sonderausstellung des Archivs für Bildende Kunst der Reihe „Materialien – Dokumente zu Leben und Werk“: 5a: Bernhard Bleeker (26. 8.-10.10. 1978). Katalogbearbeitung: Irene Brütting und Helmgard Dell-Bach, mit einer Einführung von Lothar Hennig, Nürnberg 1978 (im Folgenden zitiert als: „Ausst. Kat. Nürnberg 1978: Dokumente...“) 62 Joachim Heusinger von Waldegg: Plastik, in: Deutsche Kunst der Zwanziger und Dreißiger Jahre, hg. von Erich Steingräber, München 1979, S. 236-303 63 ebd. S. 241f. 64 Vgl. hierzu Finckh 1987, Bd. 1, S. 234f., der die Vorgehensweise Heusinger von Waldeggs kritisiert. 65 Ausst. Kat. München 1979: Die Zwanziger Jahre in München (Ausstellung im Stadtmuseum München, Mai- September 1979), München 1979 66 Ausst. Kat. München 1984: Trümmerzeit in München. Kultur und Gesellschaft einer deutschen Großstadt im Aufbruch 1945-1949 (Ausstellung im Stadtmuseum München 1984), München 1984 12

Weitere informative Publikationen über die NS-Zeit sind der Wiener Ausstellungskatalog<br />

„Kunst und Dikatur“ 52 aus dem Jahre 1994 und Josephine Gablers Untersuchung über die<br />

„Skulptur in Deutschland in den Ausstellungen zwischen 1933 und 1945“ 53 .<br />

Freilich wurden auch Schriften veröffentlicht, die die Kunst im Nationalsozialismus<br />

unangemessen verharmlosen:<br />

So spricht Robert Scholz, ehemaliger NS-Kunstfunktionär und Hauptschriftleiter der<br />

Zeitschrift „Kunst im Deutschen Reich“, in seinem 1977 erschienenen Werk „Architektur und<br />

Bildende Kunst 1933-1945“ 54 von „Dekadenzerscheinungen“ in der Kunst der Zwanziger<br />

Jahre. Die <strong>Bildhauer</strong>ei dieser Zeit habe durch Naturnähe und handwerkliches Können<br />

traditionell arbeitender Künstler „weit weniger als in der Malerei zersetzend gewirkt“ 55 . Für<br />

Künstler wie Kolbe, Klimsch, Scheibe, Wackerle, Albiker und <strong>Bleeker</strong> sei die Zeit des Dritten<br />

Reiches eine „sehr positive Schaffensperiode ohne künstlerische oder ideelle Nötigung“<br />

gewesen 56 .<br />

Auch die im Jahre 1981 anläßlich des 100. Geburstages <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong>s erschienene<br />

dreiseitige Würdigung von Robert Frank in den „Klüter Blättern“ ist in einem unterschwellig<br />

reaktionären Stil gehalten 57 . <strong>Der</strong> Autor läßt sich über die „Unfähigkeit“ der zeitgenössischen<br />

Künstler aus und spricht von den „bedeutenden Leistungen“ des <strong>Bleeker</strong>-Schülers Schmid-<br />

Ehmen nach 1933. Zum Umgang mit <strong>Bleeker</strong> nach 1945 äußert sich Frank: „<strong>Der</strong> Dank [für<br />

<strong>Bleeker</strong>s Schaffen im Dritten Reich; der Autor spricht hier u. a. von den Figuren im<br />

Reichsehrenmal Tannenberg] war 1945 seine Entlassung als Professor, aber nachdem sich die<br />

Wogen etwas geglättet haben, besann man sich in München doch noch auf den Wert<br />

wirklichen Könnens“ 58 .<br />

Eine weitere nicht unproblematische Publikation ist das Werk Mortimer G. Davidsons,<br />

„Kunst in Deutschland 1933-45“ 59 . Ursel Berger wirft dem Verfasser „naiven Umgang<br />

sowohl mit der NS-Propaganda wie auch mit manchen verlogenen Künstlerlegenden“ vor 60 .<br />

52<br />

Ausst. Kat. Wien 1994: Kunst und Diktatur. Architektur, <strong>Bildhauer</strong>ei und Malerei in Österreich, Deutschland,<br />

Italien und der Sowjetunion, 2 Bde.<br />

53<br />

Josephine Gabler: Skulptur in Deutschland in den Ausstellungen zwischen 1933 und 1945, Diss. Berlin 1996<br />

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Robert Scholz: Architektur und Bildende Kunst 1933-1945, Preußisch Oldendorf 1977. Scholz verfaßte 1939<br />

das Werk „Lebensfragen der bildenden Kunst“ (München 1939). Dieses Buch, das sich mit „deutscher“ und<br />

„entarteter“ Kunst auseinandersetzt, ist stark von Alfred Rosenbergs Kunstanschauungen beeinflußt.<br />

55<br />

ebd. S. 60<br />

56<br />

ebd., S. 64<br />

57<br />

Robert Frank: <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong>. Zum hundertsten Geburtstag des Künstlers, in: Klüter Blätter. Monatshefte<br />

für Kultur und Zeitgeschichte, Heft 8, August 1981, 32. Jg., hg. v. Gert Sudholt, S. 12-14<br />

58<br />

ebd., S. 13<br />

59<br />

Mortimer G. Davidson: Kunst in Deutschland 1933-45. Eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im<br />

Dritten Reich, Bd. 1: Skulpturen, Tübingen 1988<br />

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