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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Waldemar Grzimeks 1969 erschienenes Werk über „Deutsche <strong>Bildhauer</strong> des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts“ 37 schildert einige Anekdoten aus <strong>Bleeker</strong>s Leben und führt eine kleine<br />

Werkliste auf. Grzimek hatte mit vielen in seiner Publikation besprochenen <strong>Bildhauer</strong>n<br />

persönliche Kontakte.<br />

In all diesen nach 1945 erschienenen Publikationen wurde <strong>Bleeker</strong>s Wirken (und das der<br />

anderen behandelten Künstler) im Dritten Reich übergangen. Ein Indiz für die damals geringe<br />

Bereitschaft, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.<br />

Erst in den Sechziger Jahren begann die kunsthistorische Forschung, sich verstärkt mit der<br />

Kunst im Nationalsozialismus zu beschäftigen 38 , wobei <strong>Bleeker</strong> nur in einigen wenigen<br />

Arbeiten erwähnt wurde, was sicherlich mit seinem geringen Bekanntheitsgrad nach 1945<br />

zusammenhing 39 . Reinhard Müller-Mehlis´ Buch über „Die Kunst im Dritten Reich“ 40 machte<br />

hier einen Anfang.<br />

Einige Publikationen zum Thema „Kunst im Dritten Reich“ entbehren jedoch einer<br />

wissenschaftlichen Neutralität und sind geprägt von einer bewußten Politisierung 41 .<br />

Ursel Berger 42 wirft diesen Arbeiten ein „Schwarz-Weiß-Denken“ vor. Ihrer Meinung nach<br />

waren solche Publikationen „weniger wissenschaftlich als politisch bedingt“ 43 . Berger führt<br />

Verzicht auf die Darstellung der menschlichen Umwelt und ohne eine krasse Deformierung um ihrer selbst<br />

willen Kunstformen gefunden wurden, die unserer Zeit voll zugehören“.<br />

Ein anderes Buch Eichlers, das 1960 erschienene Werk „Könner, Künstler, Scharlatane“, wird von Franz Roh<br />

scharf kritisiert. Nach Roh ist für Eichler alles, was „sich vor 1933 und nach 1945 der übereinstimmenden<br />

Schätzung von Sachverständigen erfreut ... ausnahmslos Bluff. ... Verblümt wird man mit nationalsozialistischen<br />

Kunstanschauungen bedient“ (zitiert nach Franz Roh: Streit um die moderne Kunst. Auseinandersetzung mit<br />

Gegnern der neuen Malerei, München 1962, S. 99, mit weiteren Beispielen auf S. 99-101).<br />

37 Waldemar Grzimek: Deutsche <strong>Bildhauer</strong> des zwanzigsten Jahrhunderts. Leben, Schule, Wirkungen, München<br />

1969, S. 115f. Ähnlich aufgebaut ist Hans Kiesslings Buch „Begegnung mit <strong>Bildhauer</strong>n. Münchner Kunstszene<br />

1955-1982“, St. Ottilien 1982, zu <strong>Bleeker</strong>: S. 68-73<br />

38 Freilich gab es auch bereits kurz nach Kriegsende und in den Fünfziger Jahren vereinzelte Arbeiten über die<br />

Kunst in der Nazi-Zeit. Beispiele hierfür wären: Adolf Behne: Entartete Kunst, Berlin 1946; Paul Ortwin Rave:<br />

Kunstdiktatur im Dritten Reich, Hamburg 1949; Hellmuth Lehmann-Haupt: Art under a Dictatorship, New York<br />

1954. Werke der Sechziger Jahre: Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, Reinbek 1963;<br />

Joseph Wulf: Die bildenden Künste im Dritten Reich, Gütersloh 1963. In all diesen Werken wird <strong>Bleeker</strong> jedoch<br />

nicht erwähnt.<br />

39 <strong>Der</strong> Ausst. Kat. „Die dreissiger Jahre. Schauplatz Deutschland“ im Haus der Kunst in München aus dem Jahre<br />

1977 bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. <strong>Der</strong> in diesem Katalog veröffentlichte Aufsatz „Plastik“ von<br />

Günter Aust (S. 133-152) gibt zwar einen knappen Überblick über das plastische Kunstschaffen in Deutschland<br />

während dieser Zeit, Hauptaugenmerk ist jedoch auf die moderne Kunst gerichtet. Die Problematik<br />

nationalsozialistischer Kunstauffassung kommt dabei leider etwas zu kurz. So ist es nicht verwunderlich, wenn<br />

<strong>Bleeker</strong> hier ignoriert wird. <strong>Der</strong> Ausst. Kat. „Zwischen Widerstand und Anpassung. Kunst in Deutschland 1933-<br />

45“ in der Akademie der Künste Berlin aus dem Jahre 1978 ignoriert <strong>Bleeker</strong> ebenfalls. Diese Publikation trägt<br />

jedoch einige interessante Einzelaspekte zur Problematik bei.<br />

40 Reinhard Müller-Mehlis: Die Kunst im Dritten Reich, München 1976<br />

41 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Begrifflichkeit „Faschismus“ oder „faschistisch“ bei<br />

Publikationen aus dem Spektrum der eher links Denkenden, was sicherlich aus der sog. „68er“-Bewegung<br />

herrührt, aus der die „antifaschistische“ Politisierung erwuchs.<br />

42 Ursel Berger: „Moderne Plastik“ gegen „Die Dekoration der Gewalt“. Zur Rezeption der deutschen<br />

<strong>Bildhauer</strong>ei der zwanziger und dreißiger Jahre nach 1945, in: Ausst. Kat. Leeds, S. 61-75, hier S. 67. Dieser<br />

Ausstellungskatalog gibt einen interessanten Querschnitt zur <strong>Bildhauer</strong>ei im Dritten Reich. <strong>Bleeker</strong> wird jedoch<br />

nicht erwähnt.<br />

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