Förderung von Informationskompetenz im Hochschulstudium

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Förderung von Informationskompetenz im Hochschulstudium Entwicklung und Implementierung des Projekts i-literacy Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. phil.) der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg vorgelegt von Nina Rebele aus Augsburg 2010

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong><br />

Entwicklung und Implementierung des<br />

Projekts i-literacy<br />

Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades<br />

(Dr. phil.) der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Augsburg<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Nina Rebele aus Augsburg<br />

2010


Erstgutachter: Prof. Dr. Klaus Bredl<br />

Zweitgutachterin: Prof. Dr. Christiane Eilders<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 01.12.2010<br />

2


Vorwort<br />

Während meiner Zeit als Doktorandin am Institut für Medien und Bildungstechnologie<br />

der Universität Augsburg wurde ich <strong>von</strong> mehreren wunderbaren Menschen begleitet und<br />

unterstützt. Sie sollen in dieser Arbeit zuerst erwähnt werden:<br />

Mein herzlicher Dank gilt Prof. Dr. Gabi Reinmann, die mir die Courage gegeben hat,<br />

diesen Weg zu gehen. Sie hat mir gezeigt, dass Wissenschaft facettenreich ist, aufregend<br />

sein kann und sich nicht dem Status quo anpassen muss. Auch Prof. Dr. Christiane Eilders,<br />

die mich bei der praktischen Umsetzung des Projekts an der Uni Augsburg unterstützt hat,<br />

mir ihre Zeit für Fragen und meine Untersuchungen geschenkt hat und mit wertvollen<br />

Rückmeldungen zur Seite stand, gebührt mein besonderer Dank. Ebenso möchte ich Prof.<br />

Dr. Klaus Bredl danken, der mir stets wertvolles Feedback gegeben hat und mich motiviert<br />

hat, diese Arbeit zu verbessern.<br />

Zudem stehe ich in tiefer Schuld meiner unglaublich motivierten, interessierten und<br />

ideenreichen studentischen Hilfskräfte der ersten Stunden des Projekts i-literacy, Steffy<br />

Tornow-Godoy, Jasmin Pr<strong>im</strong>sch, Sabrina Wolf, Theresia Meyer, Franziska Moßner und<br />

Philip Klose sowie dem erweiterten Team des Instituts für Wissensmedien (<strong>im</strong>b) und der<br />

Universitätsbibliothek Augsburg. Sie haben viel Zeit investiert, um mich in der<br />

ppraktischen Umsetzung des Projekts zu unterstützen. Mein herzlichster Dank geht an<br />

dieser Stelle an Jan-Mathis Schnurr. Er hat mich durch seine unermüdliche Schaffenskraft<br />

und seinen Willen, stets das Beste zu geben, motiviert und mir <strong>im</strong>mer wieder neue Ideen<br />

und Perspektiven eröffnet. Derselbe tiefe Dank geht auch an Julia Fink, die mich mit ihrer<br />

Bachelorarbeit zu wissenschaftlicher Recherche <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> unterstützt hat und<br />

damit einen wertvollen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet hat. Ebenso möchte ich Hannah<br />

Dürnberger danken, die die Leitung des Projekts i-literacy nach meiner beruflichen<br />

Veränderung und meinem Wechsel an das Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen<br />

übernommen hat. Sie hat <strong>von</strong> Beginn an mit unglaublichem Elan und frischen Ideen das<br />

Projekt angenommen und es seitdem weiter verbessert und ausgebaut.<br />

Meinem Freund und Kollegen Dr. Wolfgang Reinhardt <strong>von</strong> der Fakultät für Informatik<br />

der Uni Paderborn möchte ich hier einen ganz besonderen Dank aussprechen. Ohne die<br />

Gespräche über Sinn und Unsinn <strong>von</strong> Wissenschaft, über Methodenstreit und die skurrilen<br />

3


Eigenschaften und Differenzen <strong>von</strong> InformatikerInnen und SozialwissenschaftlerInnen<br />

hätte ich beizeiten sicherlich meinen Sinn für Humor verloren und wäre nach T<strong>im</strong>buktu<br />

ausgewandert, Berge hin oder her.<br />

Danken möchte ich auch meinem Vater, Ziggi Grabowski, für seinen Zuspruch, sein<br />

Interesse, sein Feedback und seine Unterstützung während meiner gesamten akademischen<br />

Laufbahn. Er hat mir <strong>im</strong>mer die Möglichkeiten eröffnet, mich weiter zu entwickeln und<br />

meinen eigenen Weg zu finden. Für die Dankbarkeit, die ich meiner Mutter Martina<br />

Grabowski aussprechen möchte, fehlen mir die gebührenden Worte. Ohne ihr Verständnis,<br />

ihre Motivation, ihre Ehrlichkeit und ihren sie stets begleitenden, ansteckenden Lebensmut<br />

wäre diese Dissertation nicht entstanden.<br />

Die Personen, die mir am meisten Mut, Zuversicht, Hoffnung und Liebe gegeben haben,<br />

sind jedoch meine beiden Kinder K<strong>im</strong>i und Fynn und mein Mann Thomas. Diese drei<br />

wundervollen Menschen sind mein Rückhalt und meine treibende Kraft. Sie haben mich<br />

stets selbstlos unterstützt, mir <strong>im</strong>mer wieder das Lachen und Kaffee gebracht und mir die<br />

Augen für die wahrhaft wichtigen Dinge <strong>im</strong> Leben geöffnet.<br />

nina rebele<br />

Augsburg, <strong>im</strong> Juni 2012<br />

4


Inhalt<br />

Vorwort................................................................................................................................. 3<br />

Inhalt..................................................................................................................................... 5<br />

Einleitung: Schauplatz der Dissertation.......................................................................... 12<br />

1. Einstieg in die Thematik..............................................................................................17<br />

1.1 Umgang mit Informationen – Bedeutung für Studierende und Hochschulen ...... 18<br />

1.2 Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit ............................................................ 20<br />

1.3 Aufbau der Arbeit................................................................................................. 21<br />

2. <strong>Informationskompetenz</strong> – Herkunft und Konzept des Begriffs ..............................23<br />

2.1 Entwicklung des Begriffs <strong>Informationskompetenz</strong> .............................................. 23<br />

2.1.1 Die Rolle der Benutzerschulungen ..............................................................25<br />

2.1.2 Frühe Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> (1980-<br />

2000)..........................................................................................................27<br />

2.1.3 Aktuelle Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> (2000-<br />

2010)..........................................................................................................29<br />

2.2 Definitionen des Begriffs <strong>Informationskompetenz</strong> .............................................. 33<br />

2.2.1 Frühe Konzepte und Definitionen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> (1974-<br />

1990)..........................................................................................................34<br />

2.2.2 Aktuelle Konzepte und Definitionen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> (1990-<br />

2010)..........................................................................................................37<br />

2.3 Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für diese Arbeit................................... 43<br />

2.4 Verwandte Konzepte zu <strong>Informationskompetenz</strong> ................................................ 45<br />

2.5 <strong>Informationskompetenz</strong> und lebenslanges Lernen ............................................... 48<br />

2.6 Modelle zum Prozess der Informationssuche....................................................... 52<br />

2.7 Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong>.................... 66<br />

2.8 Das Projekt i-literacy <strong>im</strong> Studiengang MuK an der Universität Augsburg.......... 70<br />

5


3. Empirische Untersuchungen <strong>im</strong> Projekt i-literacy: Bestandsaufnahmen unter<br />

Studierenden.................................................................................................................76<br />

3.1 Untersuchungsdesign der Studie .......................................................................... 79<br />

3.1.1 Triangulation <strong>im</strong> Untersuchungsdesign der Studie......................................82<br />

3.2 Feldbeobachtung <strong>von</strong> Abschlusskandidaten und Sprechstunden zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> Studiengang MuK ............................................. 89<br />

3.2.1 Fragestellung der Untersuchung ..................................................................93<br />

3.2.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung ........................................94<br />

3.2.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung .............97<br />

3.3 Erste Online-Umfrage zur <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden ................. 99<br />

3.3.1 Fragestellung der Untersuchung ................................................................102<br />

3.3.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung ......................................103<br />

3.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung ...........126<br />

3.4 Zweite Online-Umfrage zu <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlicher<br />

Recherche <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> ....................................................................... 128<br />

3.4.1 Fragestellung der Untersuchung ................................................................129<br />

3.4.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung ......................................129<br />

3.4.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung ...........161<br />

3.5 Leitfadenorientierte Interviews zur Analyse des Erlernens der Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Verlauf des <strong>Hochschulstudium</strong>s .................... 165<br />

3.5.1 Fragestellung der Untersuchung ................................................................166<br />

3.5.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung ......................................167<br />

3.5.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung ...........178<br />

3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse der Analysen ............................................... 181<br />

3.6.1 Ermittelte <strong>Informationskompetenz</strong> ............................................................182<br />

3.6.2 Konkrete Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten.............................183<br />

3.6.3 Einführung in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens ......................183<br />

3.6.4 Charakteristiken <strong>von</strong> Studierenden <strong>im</strong> Hinblick auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten...................................................................................................184<br />

3.6.5 Bedürfnisse der Studierenden in Bezug auf <strong>Informationskompetenz</strong> .......185<br />

3.6.6 Fazit der Ergebnisse der Analysen <strong>im</strong> Hinblick auf das Projekt i-literacy 187<br />

3.7 Microstudie zu Selbstlernumgebungen .............................................................. 189<br />

3.7.1 Fragestellung der Untersuchung ................................................................189<br />

3.7.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung ......................................190<br />

6


3.7.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung ...........191<br />

4. Das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong>......................................................................................................192<br />

4.1 Aufbau des Modells............................................................................................ 193<br />

4.1.1 Technische Säule: Virtuelle Lernumgebung .............................................196<br />

4.1.2 Organisationale Säule: Curriculares Lehrangebot .....................................197<br />

4.1.3 Kulturelle Säule: Sprechstunden und informelle Lerngemeinschaften .....199<br />

4.1.4 Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> nach Studienphasen.................200<br />

4.2 Nachhaltige Entwicklung und Implementation <strong>von</strong> i-literacy............................ 200<br />

4.3 Innovatives Potenzial <strong>von</strong> i-literacy ................................................................... 208<br />

5. Rückblick über die Entwicklung und Implementierung des Projekts..................211<br />

5.1 L<strong>im</strong>itierungen der Untersuchungen………………………………………………216<br />

6. Ausblick.......................................................................................................................219<br />

7. Literaturverzeichnis...................................................................................................224<br />

Anhang.............................................................................................................................. 249<br />

Anhang zur Einleitung I............................................................................................... 250<br />

Anhang zur Einleitung II.............................................................................................. 251<br />

Anhang zu Kapitel 3.2 ................................................................................................. 253<br />

Anhang zu Kapitel 3.3 ................................................................................................. 271<br />

Anhang zu Kapitel 3.4 ................................................................................................. 281<br />

Anhang zu Kapitel 5 .................................................................................................... 329<br />

Anhang Eidesstattliche Erklärung................................................................................ 335<br />

Anhang Lebenslauf ...................................................................................................... 336<br />

7


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Teilkompetenzen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> nach Maberry und<br />

Guitini (2008)..................................................................................... 46<br />

Abbildung 2: REACTS-Modell nach Stripling (1988)............................................. 52<br />

Abbildung 3: Zehn Stufen des REACTS-Modells nach Stripling und Pitts (1988). 53<br />

Abbildung 4: Die sechs Phasen des Big6 Approach mit ihren jeweiligen<br />

Unterphasen........................................................................................ 55<br />

Abbildung 5: Model of the Information Search Process (ISP-Modell).................... 57<br />

Abbildung 6: Sieben Konzepte des Seven-Faces-of-Information-Literacy-<br />

Modells............................................................................................... 58<br />

Abbildung 7: Seven-Pillars-of-Information-Literacy-Modell .................................. 60<br />

Abbildung 8: Dynamisches Modell der <strong>Informationskompetenz</strong>............................. 61<br />

Abbildung 9: <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0................................................................ 62<br />

Abbildung 10: Verlauf der Untersuchungen der Dissertation (WS 07/08 bis WS<br />

08/09).................................................................................................. 79<br />

Abbildung 11: Ebenen der Triangulation qualitativer und quantitativer Forschung.. 85<br />

Abbildung 12: Basisdesigns zur Verbindung qualitativer und quantitativer<br />

Forschung ........................................................................................... 86<br />

Abbildung 13: Methoden-Triangulationsdesign der Studie ....................................... 87<br />

Abbildung 14: Sprechstunde und E-Mail-Beratung <strong>von</strong> i-literacy SoSe 08 .............. 95<br />

Abbildung 15: Fragen und Probleme <strong>im</strong> Abschlusskandidatenseminar MuK akuell. 96<br />

Abbildung 16: Studiengänge der Befragten der ersten Online-Umfrage ................. 104<br />

Abbildung 17: Studiengänge der Befragten der zweiten Online-Umfrage .............. 130<br />

Abbildung 18: Verwendete Recherche-Methoden in der Bibliothek ....................... 132<br />

Abbildung 19: Zufriedenheit mit Recherche-Ergebnissen ....................................... 134<br />

Abbildung 20: Zufriedenheit mit eigenen Recherche-Ergebnissen nach Semester . 135<br />

Abbildung 21: Nutzung nicht-elektronischer Informationsquellen.......................... 136<br />

Abbildung 22: Elektronisch erzielte Recherche-Ergebnisse decken<br />

Informationsbedarf ........................................................................... 137<br />

8


Abbildung 23: Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Information in Lehre integriert........... 138<br />

Abbildung 24: „Finde mich in der Bibliothek besser zurecht als <strong>im</strong> Internet“ ........ 139<br />

Abbildung 25: Bewertung <strong>von</strong> Internetquellen in Hausarbeiten <strong>von</strong> Dozierenden.. 140<br />

Abbildung 26: Probleme durch Überflutung mit elektronischen Informationen ..... 142<br />

Abbildung 27: Einschätzung der Qualität und Bedeutung <strong>von</strong> Informationen ........ 143<br />

Abbildung 28: Elektronisches Angebot unstrukturiert und unübersichtlich ............ 144<br />

Abbildung 29: Motivation durch Nutzung elektronischer Informationen durch<br />

Lehrende........................................................................................... 145<br />

Abbildung 30: Veranstaltungen zu elektr. Informationen gehen an Bedürfnissen<br />

vorbei................................................................................................ 146<br />

Abbildung 31: Vermittlung <strong>von</strong> Lerninhalten in Lehrveranstaltungen<br />

sinnvoll ............................................................................................. 147<br />

Abbildung 32: Mangel an Sprachkenntnissen .......................................................... 148<br />

Abbildung 33: Qualität der Informationen der eigenen Recherche oft schlecht ...... 150<br />

Abbildung 34: Ergebnisse der eigenen Recherche unsystematisch.......................... 151<br />

Abbildung 35: Ergebnisse der eigenen Recherche unüberschaubar......................... 152<br />

Abbildung 36: Passende Ergebnisse aus eigener Recherche.................................... 153<br />

Abbildung 37: Viele Ergebnisse bei eigener Recherche .......................................... 154<br />

Abbildung 38: Internet empfinden Studierende aktueller als Print .......................... 156<br />

Abbildung 39: Internet empfinden Studierende <strong>von</strong> Ort und Zeit<br />

unabhängig........................................................................................ 157<br />

Abbildung 40: Buchausleihe empfinden Studierende als umständlich .................... 158<br />

Abbildung 41: Bibliotheken empfinden Studierende als umständlich (nach<br />

Semester).......................................................................................... 158<br />

Abbildung 42: Leihfrist der Bibliothek zu kurz ....................................................... 159<br />

Abbildung 43: Einschätzung <strong>von</strong> Bibliotheksrecherche als nicht<br />

zeitgemäß.......................................................................................... 160<br />

Abbildung 44: Startseite des Prototyps der virtuellen Lernumgebung <strong>von</strong><br />

i-literacy............................................................................................ 197<br />

Abbildung 45: i-literacy – das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong>.................................................................... 204<br />

Abbildung 46: Prototyp der Lernumgebung mit Avatar .......................................... 213<br />

Abbildung 47: Design des zweiten Prototyps der Lernumgebung ........................... 214<br />

9


Abbildung 48: Aktuelle Startseite <strong>von</strong> i-literacy...................................................... 215<br />

Abbildung 49: Modifiziertes Modell nach Evaluation <strong>im</strong> WS 09/10....................... 221<br />

10


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Unterscheidung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 und klassischer<br />

<strong>Informationskompetenz</strong>...................................................................... 42<br />

Tabelle 2: Forschungsfragen und gewählte Methoden der Dissertation ............. 78<br />

Tabelle 3: Nutzung digitaler Medien................................................................. 108<br />

Tabelle 4: Themen der Wissensfragen der ersten Online-Umfrage .................. 110<br />

Tabelle 5: Zukünftige Nutzung der Bibliotheksdienste..................................... 123<br />

Tabelle 6: Einschätzung der eigenen Fähigkeiten in Bezug auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong>.................................................................... 124<br />

Tabelle 7: Kenntniserwerb der Studierenden .................................................... 126<br />

Tabelle 8: Forschungsfragen, Methoden und resultierende<br />

Erkenntnisse...................................................................................... 183<br />

11


Einleitung: Schauplatz der Dissertation<br />

„Information on the Internet is subject to the same rules and regulations as conversation at a<br />

bar.“ (Dr. George Lundberg)<br />

„In die Bibliothek gehe ich nicht. Da steht so viel Information rum, da kenn ich mich<br />

nicht aus. Ich gehe lieber ins Internet.“ Diesen Satz habe ich <strong>von</strong> einer Studentin gehört,<br />

die sich in der Abschlussphase ihrer Bachelorarbeit befand. Es war die Antwort auf meine<br />

Frage: „Wie sucht ihr denn nach Quellen für eure Arbeiten?“ Die Frage habe ich <strong>im</strong><br />

Seminar „Medien und Kommunikation aktuell“, einem Kolloquium <strong>von</strong> Prof. Dr. Gabi<br />

Reinmann für Abschlusskandidaten <strong>im</strong> Studiengang Medien und Kommunikation (MuK)<br />

der Universität Augsburg <strong>im</strong> Wintersemester 2007/2008, gestellt. Ich war in diesem Kolloquium<br />

anwesend, da ich nach einem geeigneten Umfeld für eine Feldstudie für vorliegende<br />

Dissertation suchte. Ich wollte wissen, wie Studierende vorgehen, wenn sie eine<br />

wissenschaftliche Arbeit verfassen müssen, und welche Probleme sie dabei haben. Die<br />

Antwort der Studentin hat mich <strong>im</strong> Grunde nicht überrascht, da auch ich zunächst ein<br />

Thema <strong>im</strong> Internet recherchiere. Überrascht hat mich jedoch, dass sie sich in der Bibliothek<br />

überfordert fühlt bei ihrer Suche nach geeigneten Quellen, da hier doch Personal<br />

bereitsteht, um Fragen zu beantworten, Datenbanken mit gefilterten Informationen zur<br />

Recherche frei zugänglich sind und bereits nach Fächern sortierte Bücher und Fachzeitschriften<br />

jedem zur Verfügung stehen. Zudem ist die Menge an Informationen, die an der<br />

Universität Augsburg zur Verfügung stehen, nicht annähernd so umfangreich wie <strong>im</strong><br />

Internet. Ich würde an dieser Stelle darauf verweisen, dass die Studierenden heute einfach<br />

best<strong>im</strong>mte Kompetenzen an die Universitäten mitbringen, die es ihnen ermöglichen, ohne<br />

Probleme mit den Daten aus dem Netz umzugehen. Damit müsste ihnen das Lösen <strong>von</strong><br />

wissenschaftlichen Aufgaben wie das Verfassen <strong>von</strong> Abschlussarbeiten mit den Möglichkeiten<br />

des Internets leichtfallen. Immerhin sind sie, wenn man aktuellen Medienberichten<br />

Glauben schenkt, ohnehin stets online und <strong>im</strong> World Wide Web zuhause. Daran lässt sich<br />

jedoch zweifeln, denn das Internet und digitale Medien sind zwar Teil des Alltags der<br />

jungen Studierenden geworden, doch die Annahme, dass diese aufgrund der veränderten<br />

12


Mediennutzung auch neue Kompetenzen erwerben, die sich auf das Lernen und wissenschaftliche<br />

Arbeiten positiv auswirken, lässt sich nicht belegen (vgl. Seufert, 2007). Vielmehr<br />

werden Internet und digitale Medien in Sozialisationsprozessen wie interpersonaler<br />

Kommunikation 1 verwendet (vgl. Schulmeister, 2008) als zur Bewältigung <strong>von</strong> Problemlöseaufgaben.<br />

Ein Gespräch mit einer Kollegin und einem Kollegen, die beide Seminare <strong>im</strong> selben<br />

Studiengang <strong>im</strong> Bereich der Kommunikationswissenschaften halten 2 , hat diese Zweifel<br />

verstärkt. Wir haben uns über Hausarbeiten <strong>von</strong> Studierenden unterhalten und die<br />

Leistungen, die momentan erbracht werden. Im Kern ging es darum, dass wir den Eindruck<br />

hatten, als hätten Studierende zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Literatur zu finden,<br />

verwendete Quellen korrekt zu zitieren und die Qualität <strong>von</strong> Informationen aus dem<br />

Internet zu evaluieren. Eine Aussage der Kollegin war, dass sich bei den Studierenden eine<br />

große Diskrepanz der Fähigkeiten feststellen lässt. Entweder die Arbeiten weisen ein sehr<br />

hohes oder eben sehr niedriges Niveau auf. Große Mängel treten in ihren Augen vor allem<br />

bei der korrekten Zitation sowie bei der Literaturrecherche auf. Ebenso problematisch sei<br />

die oftmals fehlende Informationsethik vieler Studierenden bei der Anfertigung <strong>von</strong><br />

Arbeiten. So werden beispielsweise an Stelle der Originalzitate Zitate aus<br />

Sekundärliteratur verwendet, jedoch die Pr<strong>im</strong>ärliteratur als Quelle angegeben oder ganze<br />

Zeilen und teilweise Absätze aus Internetseiten wie Wikipedia schlicht in die Hausarbeiten<br />

hineinkopiert, ohne Angabe der Herkunft der Information oder einen Hinweis darauf, dass<br />

dieser Text nicht <strong>von</strong> dem Studierenden selbst stammt. Werden Studierende damit<br />

konfrontiert, ist die Antwort, sie hätten das eben nicht gewusst.<br />

Ähnliche Erfahrungen hat mein Kollege gemacht. Seiner Meinung nach entsprechen die<br />

<strong>von</strong> Studenten angefertigten Arbeiten oft nicht den wissenschaftlichen Standards; den<br />

Studenten fehle vor allem kritisches Denken. Auch er stellt große Mängel bei der Zitation<br />

sowie der Auswahl <strong>von</strong> Quellen fest und ist unzufrieden mit der unreflektierten Recherche<br />

der Studenten, die sich meist nur <strong>im</strong> Internet informieren würden. Dies bestätigte auch<br />

unsere Kollegin. Sie kritisierte ebenso, dass Studenten kaum in der Bibliothek recherchieren<br />

würden. Weiterhin waren sich beide Dozenten darin einig, dass Fachzeitschriften ihrer<br />

Erfahrung nach den Studenten völlig unbekannt sind und Internetquellen irrtümlich als<br />

aktuellste Ressource für Informationen gelten.<br />

Hat sich wirklich etwas verändert an den Studierenden? Ich habe dazu Gespräche mit<br />

1 Als Beispiele können hier E-Mail und Messenger aufgeführt werden.<br />

2 Dieses Gespräch wurde aufgezeichnet. Eine kurze Zusammenfassung fndet sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

13


drei BibliothekarInnen gesucht 3 , um nach deren Meinung zu fragen. Diese erläuterten, dass<br />

das Interesse an freiwilligen Bibliothekseinführungen und Tutorien generell zurückgeht,<br />

obwohl Studierende nach wie vor keine Vorkenntnisse in der Benutzung der Bibliothek<br />

und ihren Diensten haben. Eine Bibliothekarin gab die Schuld der „großen<br />

Googlegeneration“, die zu bequem sei, in die Bibliothek zu gehen, und lieber <strong>im</strong> Netz nach<br />

Quellen sucht. Im Hinblick auf die hohe Internetnutzung generell und die Ausstattung <strong>von</strong><br />

Studierenden mit Laptops – seien es die eigenen oder die zur Verfügung stehenden<br />

Rechner der Universität – scheint sich zumindest die Nutzung neuer Technologien <strong>im</strong><br />

Studium verändert zu haben. Es ist logisch anzunehmen, dass sich diese Nutzung auch auf<br />

das Studienverhalten übertragen hat.<br />

So sind Studierende früher in Bibliotheken gegangen, um Informationen für ihre<br />

Studienarbeiten zu finden, haben Bücher und Journale gewälzt und Bibliothekare um<br />

Unterstützung bei der Verwendung des Karteikartenkatalogs gebeten. Als Werkzeuge<br />

dienten Schreibblock und Stift. Heutzutage sieht die Informationssuche durch die zur<br />

Verfügung stehenden Technologien anders aus: Studierende nutzen Internet und Computer<br />

zur Recherche. Studienarbeiten werden auf dem Laptop geschrieben, Kommunikation mit<br />

Kommilitonen findet über Messenger statt und Informationen stehen <strong>im</strong> Internet in<br />

unfassbarem Umfang zur Verfügung. Wenn diese Studierenden als „Netzgeneration“ oder<br />

mit synonymen Begriffen bezeichnet werden (vgl. Tapscott, 1997; Prensky, 2001;<br />

Oblinger, 2007), entsteht leicht der Eindruck, als verfügten sie über hinreichend Fähigkeiten,<br />

um mit der Informationsflut der heutigen Medienlandschaft kompetent umzugehen.<br />

Wie jedoch die oben erwähnten Gespräche zeigen, scheint es jedoch so zu sein, dass die<br />

sogenannte Netzgeneration neue Technologien zwar schnell begreift, diese allerdings<br />

pr<strong>im</strong>är zur Freizeitgestaltung nutzt (vgl. Schulmeister, 2008). Ebenso zeigen aktuelle<br />

Studien, dass Studierende zwar mit der Bedienung <strong>von</strong> komplexen neuen Technologien<br />

vertraut sind und diese routiniert für persönliche Zwecke nutzen, sie aber weit da<strong>von</strong><br />

entfernt sind, mit Informationen kompetent umgehen zu können (Lorenzo & Dzubian,<br />

2006). Dies ist nicht unproblematisch, da ein kompetenter Umgang mit Informationen<br />

heute <strong>im</strong>mer mehr Voraussetzung ist, um ein Studium erfolgreich abzuschließen und in der<br />

Arbeitswelt zu bestehen (Lorenzo, Oblinger & Dzubian, 2006).<br />

Im Studiengang MuK der Universität Augsburg konnte in den vergangenen Semestern<br />

ein Rückgang der Qualität der studentischen Arbeiten, vor allem <strong>im</strong> Bereich wissenschaftliches<br />

Arbeiten, beobachtet werden. Es entstand der Eindruck, dass, auch wenn die<br />

3 Diese Gespräche wurden aufgezeichnet. Eine kurze Zusammenfassung findet sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

14


sogenannte Netzgeneration digitale Technologien für persönliche Zwecke nutzen kann und<br />

mit der Bedienung <strong>von</strong> komplexen digitalen Geräten vertraut ist, sie nicht zwingend in der<br />

Lage ist, diese auch für Recherche-Zwecke oder zum Lösen <strong>von</strong> Problemen zu nutzen.<br />

Diese Beobachtung unterstreicht die oben genannten Annahmen 4 .<br />

Die auftretenden Schwächen betreffen weniger den Umgang mit digitalen Technologien,<br />

sondern vielmehr Recherche- und Informationsfähigkeiten der Studierenden, wie<br />

ältere und neuere Studien zeigen (Klatt et al., 2001; JISC, 2008). Diese Kompetenzen können<br />

nur durch Auseinandersetzung, Übung und Reflexion mit Inhalten erworben werden<br />

(vgl. Perry & Kohlberg, 1971) und können deshalb nicht als bereits gegeben angenommen<br />

werden, wenn Studierende ein <strong>Hochschulstudium</strong> antreten. Studierende wiederum<br />

beklagen den Mangel an Möglichkeiten, diese Kompetenzen, die sie benötigen, um<br />

wissenschaftliche Aufgaben zu lösen, systematisch zu erwerben (vgl. Klatt et al., 2001;<br />

Bargel et al., 2007).<br />

Vor dem Hintergrund der Debatte um die „Netzgeneration“ trat <strong>im</strong> Studiengang MuK<br />

nicht die Frage auf: „Gibt es eine Netzgeneration?“, sondern vielmehr: „Was können diese<br />

‚neuen Studierenden‘ tatsächlich und wo ist Unterstützung nötig, um Defizite zu beheben<br />

und Kompetenzen zu fördern?“ In diesem Zusammenhang spielt das Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

eine wichtige Rolle, da es den kritischen, effektiven und effizienten<br />

Umgang mit Informationen umschreibt und deshalb für das Lösen <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Aufgaben <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> <strong>von</strong> erheblicher Bedeutung ist.<br />

In dieser Dissertation geht es darum, die Probleme <strong>von</strong> Studierenden <strong>im</strong> Umgang mit<br />

Informationen in Zusammenhang mit ihrem Studium aufzudecken und Möglichkeiten zu<br />

finden, um diese zu beheben. Dazu wurde <strong>im</strong> Rahmen der DFG-Förderinitiative „Leistungszentren<br />

für Forschungsinformation“ unter dem Projekttitel „Integriertes Informationsmanagement<br />

an der Universität: Aufbau eines IT-Servicezentrums (ITS) der Universität<br />

Augsburg“ das Projekt i-literacy gegründet. Hier wurden unter meiner Leitung eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Untersuchungen, meist fallbezogen <strong>im</strong> Studiengang MuK, durchgeführt, um die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden zu untersuchen. Weiter diente das Projekt<br />

i-literacy dazu, Studierende <strong>von</strong> Beginn bis Ende ihres Studiums dabei zu unterstützten,<br />

umfassende Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong> zu<br />

entwickeln. Dazu wurde anhand der Ergebnisse der Untersuchungen ein Modell zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken <strong>im</strong> Laufe<br />

des <strong>Hochschulstudium</strong>s entwickelt, das an der Universität Augsburg <strong>im</strong> Studiengang MuK<br />

4 Siehe dazu auch Schulmeister, 2008; Heinze et al., 2007; Kvavik & Caruso, 2005<br />

15


prototypisch umgesetzt wurde. Diese Dissertation entstand <strong>im</strong> Rahmen des Projekts iliteracy<br />

und beschreibt diese Bemühungen, stellt die Ergebnisse der Evaluationen dar und<br />

gibt einen Ausblick über das Potenzial dieses Projektes.<br />

16


1. Einstieg in die Thematik<br />

„Where is the knowledge we have lost in information?“ (T. S. Eliot)<br />

Information ist eine der wichtigsten Ressourcen des 21. Jahrhunderts (vgl. Wissenschaftsrat,<br />

2001; BMBF, 2002). Wissenschaftliche Informationen werden in Deutschland<br />

<strong>von</strong> etwa einer halben Million Wissenschaftlerinnen und 1,8 Millionen Studierenden<br />

benötigt (BMBF, 2002, S. 1). Der Paradigmenwechsel <strong>von</strong> gedruckten, lokal zugänglichen<br />

Artefakten zu mult<strong>im</strong>edial aufbereiteten, interaktiven, on demand verfügbaren Formaten<br />

macht die Menge an erhältlichen Informationen unüberschaubar. Deshalb ist es notwendig,<br />

bereits während der Hochschulausbildung Kompetenzen erwerben zu können, die einen<br />

selbstständigen, bewussten und kritischen Umgang mit Informationen ermöglichen, um<br />

sowohl in der zunehmend vernetzten und virtuellen Informationswelt als auch in<br />

traditionellen Informationsumgebungen erfolgreich bestehen zu können. Sowohl in der<br />

Wissenschaft als auch in der Wirtschaft wird <strong>von</strong> Absolventen ein routinierter Umgang mit<br />

Softwareprogrammen, dem Internet und die Fähigkeit zu selbstorganisiertem Lernen<br />

erwartet. Eine Grundvoraussetzung dafür ist der kompetente Umgang mit Informationen<br />

aller Art.<br />

Die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Informationsverbreitung und -gewinnung<br />

stellen neue Herausforderungen an die Nutzer dar. Unterschiedliche Intranets haben verschiedene<br />

Funktionen, Datenbanken spezifische Strukturen, <strong>im</strong> Internet ist eine Qualitätssicherung<br />

kaum vorhanden. Viele Informationen sind unvollständig, veraltet, falsch, kommerziell<br />

geprägt oder unbelegt. Deshalb setzt die Nutzung derselben auch die Fähigkeiten<br />

zum kritischen Denken und Bewerten <strong>von</strong> Informationen voraus. Weiterhin müssen Informationen<br />

effektiv und effizient verarbeitet werden können sowie die Ergebnisse Dritten<br />

verständlich dargestellt werden können. Dies sind Anforderungen an Hochschulabsolventen<br />

als auch Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Es haben sich jedoch nicht nur die Anforderungen an die Studierenden auf dem Arbeitsmarkt<br />

und in der Wissenschaft geändert, sondern auch die Studierenden selbst. Sie sind mit<br />

17


technischen Neuerungen und dem Internet und seinen vielfältigen Möglichkeiten<br />

aufgewachsen und nutzen neue Technologien sowohl in ihrem täglichen Leben als auch in<br />

ihrem Studienalltag (vgl. Ebner, Schiefner, Nagler, 2008). Man darf jedoch nicht<br />

annehmen, dass die heutigen Studierenden ausreichend kritisch mit Information umgehen<br />

können, weil sie in einem digitalen Zeitalter aufgewachsen sind und sie in ihrer Freizeit<br />

Medien bedeutend vielfältiger nutzen als ihre Vorgängergenerationen (vgl. Lorenzo,<br />

Oblinger, Dziuban, 2006). Die Einstellungen und Erfahrungen der jungen Studierenden<br />

beeinflussen dennoch ihr Verhalten bei der Informationssuche bzw. die Art und Weise, wie<br />

sie Informationen recherchieren. So werden zum Beispiel digitale Technologien und<br />

elektronische Datenbanken <strong>von</strong> Studierenden als pr<strong>im</strong>äre Informationsquellen genutzt (vgl.<br />

Kapitel 3.3), weil ihnen Fachzeitschriften nicht bekannt sind. Es muss oft zunächst ein<br />

Bewusstsein für die unterschiedlichen Arten <strong>von</strong> Informationen und ihre Quellen<br />

geschaffen werden, um ein Verständnis für dessen Verwendung <strong>im</strong> Studium zu erreichen.<br />

Es sollte deshalb ein Ziel der Hochschulausbildung sein, Studierende dazu zu befähigen,<br />

Informationen zu finden, sie zu evaluieren, zu organisieren und zu präsentieren sowie<br />

selbstständig in Lernprozesse einzutreten. Zudem müssen Zugänge zu verschiedenen<br />

Medien und der Umgang mit unterschiedlichen Informationsformaten erlernt werden. Dies<br />

sind nicht nur Anforderungen eines <strong>Hochschulstudium</strong>s, sondern auch des international<br />

zusammenwachsenden Arbeitsmarktes (vgl. BMBF, 2002).<br />

1.1 Umgang mit Informationen – Bedeutung für Studierende und<br />

Hochschulen<br />

Der Umgang mit elektronischen und nicht-elektronischen Informationen stellt einen<br />

wesentlichen Bestandteil des <strong>Hochschulstudium</strong>s dar. Bereits <strong>im</strong> ersten Semester stellen<br />

Dozenten Literaturlisten oder Reader zur Verfügung, <strong>im</strong> weiteren Studienverlauf müssen<br />

Studierende Referate vorbereiten und Hausarbeiten verfassen zu Themen, die für Viele neu<br />

sind. Dazu müssen sie Fähigkeiten erlernen, die es ihnen ermöglichen, mit unterschiedlichen<br />

Informationsressourcen umzugehen, die gewonnenen Informationen zu verarbeiten<br />

und daraus eigenständige Artefakte wie Hausarbeiten oder Referate zu produzieren.<br />

Mittermeyer und Quirion (2003) identifizieren drei Konsequenzen, die sich für das<br />

Studium ergeben, wenn Studierende den kompetenten Umgang mit Informationen nicht<br />

erlernen:<br />

18


• Schwierigkeiten, relevante Informationen zu finden: Studierende finden<br />

nur wenige, keine oder aber zu viele Informationen<br />

• Ineffektive Zeitnutzung: Studierende probieren verschiedene Suchstrategien<br />

aus, ohne Erfolg zu haben. Aufgaben werden nicht zeitgemäß erledigt.<br />

• Gefahr des Plagiarismus: Mangelnde Kenntnis über die Prinzipien eines<br />

verantwortungsbewussten Umgangs mit Informationen und deren<br />

Zitationsweisen (vgl. Mittermeyer & Quirion, 2003, S. 7).<br />

Um diesen Problemen vorzubeugen, muss es ein Anliegen der Hochschulausbildung<br />

sein, Studierende zu einer vollständigen und zeitsparenden Informationsrecherche zu<br />

befähigen, was auch die korrekte Bedienung der Werkzeuge zur Recherche wie Datenbanken,<br />

Suchmaschinen und Karteikataloge beinhaltet sowie korrekter Zitationsweisen und<br />

Anleitung zum Verfassen <strong>von</strong> wissenschaftlichen Arbeiten. Ebenso <strong>von</strong> großer Bedeutung<br />

ist, dass Studierende elektronisch recherchierte Publikationen hinsichtlich ihrer Wissenschaftlichkeit<br />

bewerten und selektieren können. Dies ist nicht nur für das erfolgreiche<br />

Bestehen eines <strong>Hochschulstudium</strong>s wichtig, denn Absolventen haben auch bei Arbeitgebern<br />

bessere Chancen, wenn sie die für eine wissenschaftliche Recherche erforderlichen<br />

Fähigkeiten besitzen:<br />

„Die Industrie erwartet informationskompetente Menschen als Ergebnis der Ausbildung<br />

an den Hochschulen. Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Informieren und Lernen,<br />

Selektionsfähigkeit und der kompetente Umgang mit den neuen Medien (Navigations-<br />

und Recherchestrategien, Informationsverarbeitung und -aufbereitung) sind angesichts<br />

des rasanten Wissenswandels unverzichtbar.“ (Hapke, 2002, in: Gruner, 2003, S. 21)<br />

Demnach werden auch in der Wirtschaft Studierende gebraucht, die qualitativ hochwertige,<br />

präzise Informationen in komplexe Zusammenhänge einfügen können und somit die<br />

internen und externen Informationsressourcen erweitern. Diese Fähigkeiten müssen<br />

während des Studiums erlernt werden.<br />

Der kompetente Umgang mit sowie die effektive und ethische Nutzung <strong>von</strong> Informationen<br />

sind Voraussetzungen geworden für ein erfolgreiches Studium und Berufsleben. Aufgabe<br />

der Hochschulen und Hochschullehrenden muss es deshalb sein, die Studierenden<br />

darin zu unterstützen, einen hohen Grad an <strong>Informationskompetenz</strong> zu erlangen, damit sie<br />

sowohl <strong>im</strong> Studium und Alltag als auch <strong>im</strong> späteren Berufsleben dazu befähigt sind, selbstständig<br />

Probleme zu lösen und Entscheidungen eigenständig zu treffen. Informations-<br />

19


kompetenz meint neben der Fähigkeit, gezielt nach benötigten Informationen suchen zu<br />

können, auch, sie kritisch bewerten und auswählen zu können 5 .<br />

1.2 Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit<br />

Diese Arbeit verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll anhand einer Fallstudie an der Universität<br />

Augsburg untersucht werden, wie der tatsächliche Stand an <strong>Informationskompetenz</strong><br />

<strong>von</strong> Studierenden ist, wie diese mit Informationen umgehen und welchen Problemen sie<br />

begegnen, wenn sie informationsbezogene Aufgaben <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums lösen sollen.<br />

Zum anderen soll anhand der Ergebnisse der Untersuchungen ein Modell entwickelt<br />

werden, das dazu beiträgt, <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> zu fördern. Dazu<br />

sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:<br />

• Wie ist der tatsächliche Stand an <strong>Informationskompetenz</strong> bei Studierenden der<br />

Universität Augsburg?<br />

• Welche konkreten Probleme treten be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong> auf?<br />

• Wie werden Studierende der Universität Augsburg in die Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt?<br />

• Welche Charakteristiken weisen Studierende <strong>im</strong> Hinblick auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten auf?<br />

• Welche Bedürfnisse haben Studierende <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>Informationskompetenz</strong> in<br />

ihrem Studium?<br />

Um diese Fragen zu beantworten, wurde eine Reihe <strong>von</strong> Methoden gewählt, um einen<br />

umfassenden Einblick zu bekommen. So wurden zwei Online-Umfragen, zwei Feldbeobachtungen<br />

sowie zehn leitfragenorientierte Interviews durchgeführt. Die Untersuchungen<br />

fanden vom Wintersemester (WS) 2007/2008 bis zum Wintersemester 2008/2009 an der<br />

Universität Augsburg statt.<br />

Diese Untersuchungen sollen dazu dienen, einen Einblick in konkrete Problembereiche<br />

der Studierenden <strong>im</strong> Umgang mit Informationen <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> zu bekommen,<br />

Dazu gehören Schwierigkeiten <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens, der Stand der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> in unterschiedlichen Semestern, spezielle Probleme <strong>im</strong> Bereich der<br />

5 Eine ausführliche Beschreibung zu <strong>Informationskompetenz</strong> findet sich in Kapitel 2<br />

20


Recherche, Einblicke in die Bedürfnisse <strong>von</strong> Studierenden in niedrigeren Semestern sowie<br />

ein Überblick darüber, wie Studierende zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten<br />

konfrontiert werden, welche Strategien sie entwickeln, um ihre Probleme zu lösen, und wie<br />

sich ihre Arbeitsweise <strong>im</strong> Laufe des Studiums verändert. Eine ausführliche Beschreibung<br />

zum Untersuchungsdesign und den jeweiligen Methoden findet sich in Kapitel 3.<br />

Parallel zu den Untersuchungen erfolgte die prototypische Umsetzung eines Modells<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Studiengang Medien und Kommunikation<br />

(MuK) der Universität Augsburg. Dieses Modell entstand zunächst auf einer theoretischen<br />

Basis und wurde <strong>im</strong> Laufe dieser Arbeit verbessert und je nach erzielten Ergebnissen der<br />

Untersuchungen verändert und den Bedürfnissen der Studierenden angepasst. Eine<br />

Beschreibung des Modells findet sich in Kapitel 4.<br />

Die Untersuchungen fanden in Rahmen der DFG-Förderinitiative „Leistungszentren für<br />

Forschungsinformation“ <strong>im</strong> Themenfeld „Integriertes Informationsmanagement an Hochschulen“<br />

statt 6 und hatte den Projekttitel „Integriertes Informationsmanagement an der<br />

Universität: Aufbau eines IT-Servicezentrums (ITS) der Universität Augsburg“ 7 . Dieses<br />

Dissertationsvorhaben war Bestandteil des Teilprojekts „Präsentieren in Forschung und<br />

Lehre 8 ,“ wo das Projekt i-literacy gegründet wurde. Die hier aufgeführten Untersuchungen<br />

und Ergebnisse bilden den Rahmen für das Projekt und seine Entwicklung und<br />

Implementierung.<br />

1.3 Aufbau der Arbeit<br />

Die Ziele der Arbeit, das Untersuchen der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Studierenden<br />

und die Entwicklung eines Modells zur <strong>Förderung</strong> derselben <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> geben<br />

<strong>im</strong> Grunde den Aufbau der Arbeit vor. Zunächst erläutere ich in Kapitel 2 die Herkunft<br />

und das Konzept des Begriffs der <strong>Informationskompetenz</strong>, stelle mein Verständnis des<br />

Begriffs für den Zweck dieser Arbeit vor (Kapitel 2.3) und beschreibe Konzepte, die in<br />

engem Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong> stehen (Kapitel 2.4). Weiter gehe ich<br />

auf bereits bestehende Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> ein (Kapitel<br />

2.6), um einen Überblick bereits bestehender Bemühungen zu geben und ein besseres<br />

6<br />

Dabei handelt es sich um den Fortsetzungsantrag zu GZ: WGI – 554 975 (2) Augsburg BIB48 AVw 02<br />

7<br />

Der vollständige Antrag ist verfügbar unter:<br />

http://www.rz.uniaugsburg.de/its/download/DFG_2005_V31.pdf<br />

8<br />

Mehr Informationen dazu finden sich hier: http://www.uni-augsburg.de/de/einrichtungen/its/teilprojekte/pf/<br />

21


Verständnis für die Umsetzung solcher Modelle darzustellen. Den Schluss <strong>von</strong> Kapitel 2<br />

bildet eine Beschreibung des Zusammenhangs zwischen wissenschaftlichem Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong> und <strong>Informationskompetenz</strong> (Kapitel 2.7), um den Zweck der<br />

<strong>Förderung</strong> derselben hervorzuheben. Ebenso beschreibe ich das Projekt i-literacy (Kapitel<br />

2.8), um einen Einblick in das Untersuchungsumfeld zu geben und die Umsetzung <strong>im</strong><br />

späteren Verlauf in seinen Kontext setzen zu können.<br />

In Kapitel 3 stelle ich das Untersuchungsdesign der Studie vor mit den jeweiligen<br />

Methoden (Kapitel 3.1) sowie die Ergebnisse der jeweiligen Untersuchungen (Kapitel 3.2<br />

bis 3.5). In Kapitel 3.6 stelle ich eine Zusammenfassung der Ergebnisse dar, um einen<br />

Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse zu geben. Ebenso stelle ich die Fragen dar,<br />

die jeweiligen Methoden, die zur Beantwortung herangezogen wurden, sowie die<br />

jeweiligen Erkenntnisse aus den Untersuchungen. Diese Zusammenfassung bildet die<br />

Basis für die Entwicklung des Modells und somit für das weitere Vorgehen dieser Arbeit.<br />

Das Modell, das aus den Untersuchungsergebnissen entwickelt wurde, stelle ich in<br />

Kapitel 4 vor. Hier wird der Aufbau mit seinen jeweiligen Säulen erläutert (Kapitel 4.1),<br />

die Ausrichtung des Modells an den jeweiligen Studienphasen sowie die Entwicklung und<br />

Implementierung <strong>im</strong> Studiengang Medien und Kommunikation erklärt (Kapitel 4.2). In<br />

Kapitel 4.3 stelle ich das innovative Potenzial dieses Modells vor, um aufzuzeigen, warum<br />

es sich hierbei um ein studentenzentriertes Modell handelt, das so konzipiert ist, dass es<br />

nachhaltig in weitere Studiengänge integriert werden kann.<br />

Den Abschluss dieser Arbeit bildet meine Reflexion über die Untersuchungen und die<br />

Arbeit generell sowie eine Zusammenfassung und ein Ausblick in die Zukunft des Projekts<br />

i-literacy.<br />

22


2. <strong>Informationskompetenz</strong> – Herkunft und Konzept des Begriffs<br />

„Die Auswirkungen des Unterschiedes zwischen Quantität und Qualität <strong>von</strong> Informationen<br />

zeigen sich darin, daß wir in einer Informationsgesellschaft leben, nicht aber in einer<br />

informierten Gesellschaft.“ (Manfred Grau)<br />

1974 wurde der Begriff information literacy <strong>von</strong> Paul Zurkowski, dem damaligen<br />

Präsidenten der Information Industry Association in den USA, zum ersten Mal verwendet.<br />

In seiner Rede vor der National Commission on Libraries and Information Science rief er<br />

dazu auf, information literacy aus den Bibliotheken in die Arbeitswelt aller Amerikaner zu<br />

bringen, um Fähigkeiten zu fördern, die den Umgang mit Informationen und deren<br />

Verarbeitung zu verbessern. Unter information literacy verstand er die angemessene<br />

Nutzung <strong>von</strong> Informationswerkzeugen und -quellen und die erfolgreiche Verwendung <strong>von</strong><br />

Information, um Probleme zu lösen. Die Verbreitung des Begriffs information literacy<br />

fand danach vor allem <strong>im</strong> englischsprachigen Raum statt. Erst seit Mitte der 90er Jahre<br />

wird der Begriff auch <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum diskutiert, wobei sich hier der<br />

übersetzte Begriff <strong>Informationskompetenz</strong> durchgesetzt hat.<br />

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Herkunft und Entwicklung des Begriffs,<br />

seine Definitionen und Inhalte und beschreibt Modelle zur Vermittlung des Konzepts.<br />

Dabei wird verstärkt Bezug auf angelsächsische Literatur genommen, da die Entwicklung<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> vor allem in den USA vorangetrieben wurde und sich hier<br />

viele Advokaten dieser Kompetenz mit Definitionen, Konzepten und Modellen beschäftigt<br />

haben. Im Verlauf des Kapitels wird dann Bezug zur Entwicklung des Begriffs in<br />

Deutschland genommen und seine Bedeutung für die Hochschulausbildung erläutert.<br />

2.1 Entwicklung des Begriffs <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Der Begriff <strong>Informationskompetenz</strong> ist die Übersetzung der angloamerikanischen<br />

information literacy. Dieser wurde zu Beginn der 70er Jahre <strong>im</strong> amerikanischen<br />

Bibliothekswesen geprägt (Carbo, 1997) und zum ersten Mal <strong>von</strong> Paul Zurkowksi<br />

verwendet (siehe oben). Das Konzept des Begriffs entstand aufgrund der kulturellen,<br />

sozialen und ökonomischen Veränderungen der Informationsgesellschaft (Mühlbacher,<br />

23


2009) dieser Zeit, die eine wachsende Zahl an zugänglichen Informationen durch<br />

technologischen Fortschritt für eine breite Schicht der Gesellschaft mit sich brachte. Die<br />

sogenannte Informationsgesellschaft bezeichnet „eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform,<br />

in der die Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung, Verbreitung und Nutzung<br />

<strong>von</strong> Informationen und Wissen einschließlich wachsender technischer Möglichkeiten der<br />

interaktiven Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen“ (BMBF 1995: 9). Nach<br />

Drucker (1969) und Bell (1975) kennzeichnet sich die Informationsgesellschaft durch<br />

einen Wandel <strong>von</strong> Werten in der post-industriellen Gesellschaft aus. Die hohe Wertigkeit<br />

<strong>von</strong> körperlicher Arbeit, Kapital, Landbesitz wurde durch die hohe Bedeutung <strong>von</strong> neuen<br />

Prinzipien wie Wissen, Innovation, und technologische Neuerungen abgelöst.<br />

Hauptindikatoren der Informationsgesellschaft sind demnach die <strong>im</strong>mer größere<br />

Bedeutung <strong>von</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die wachsende<br />

Bedeutung <strong>von</strong> informationsintensiven Arbeitsaufgaben. Den Beginn sowie den Begriff<br />

und die Bedeutung der Informationsgesellschaft sollen hier nicht diskutuert werden, da<br />

dies in einer Reihe <strong>von</strong> Publikationen bereits ausführlich geschehen ist (siehe dazu z. B.<br />

Otto & Sonntag, 1985; Postman, 1990; Kanter 1992; Bell, 1975; Drucker, 1969;<br />

Steinbicker, 2001). In dieser Arbeit wird eine bestehende Informationsgesellschaft als<br />

gegeben erachtet.<br />

Im Zusammenhang mit der rasch wachsenden Informationsmenge und der<br />

zunehmenden Anzahl an Studierenden und Berufstätigen, die lernen mussten, mit<br />

Informationen umzugehen, bemerkten Bibliothekare und Informationswissenschaftler, dass<br />

ein kompetenter Umgang mit Informationen <strong>im</strong>mer wichtiger werden würde, denn allein<br />

ein Angebot an Informationen bietet noch keinen Mehrwert. Dieser entsteht erst durch eine<br />

sinnvolle Weiternutzung derselben.<br />

Im selben Jahr wurde auch vom deutschen Arbeits- und Bildungsforscher Dieter<br />

Mertens in seinen „Thesen zur Schulung für eine moderne Gesellschaft“ die Schlüsselqualifikation<br />

„Informiertheit über Informationen“ beschrieben, welche sich dadurch<br />

auszeichnet, dass man Wissen über das Wesen <strong>von</strong> Informationen hat, Informationen<br />

versteht, sie gewinnen kann und sie verarbeiten kann (Mertens, 1974). Die Erkenntnis,<br />

dass der kompetente Umgang mit Informationen den Stellenwert einer Schlüsselqualifikation<br />

einn<strong>im</strong>mt, war in den 70er Jahren in der Bundesrepublik außergewöhnlich, denn über<br />

25 Jahre später sind Informations- und Wissensmanagement-Kompetenzen an deutschen<br />

Hochschulen <strong>im</strong>mer noch nicht als Schlüsselqualifikation anerkannt worden (vgl. Klatt et<br />

al., 2001; Wissenschaftsrat, 2000). Dies wird auch dadurch deutlich, dass die meisten<br />

24


Initiativen zur <strong>Informationskompetenz</strong> nicht <strong>von</strong> Hochschulen, sondern <strong>von</strong> Hochschulbibliotheken<br />

getragen werden. Man muss an dieser Stelle anmerken, dass wichtige Inhalte<br />

des Konzepts der <strong>Informationskompetenz</strong> bereits weit vor der Verwendung des Begriffs <strong>im</strong><br />

Bildungswesen <strong>im</strong> Bibliothekswesen durchaus als wichtig erachtet wurden (vgl. Knapp,<br />

1956; Grassian & Kaplowitz, 2001; Bundy, 2002; Lorenzen, 2001). So schrieb Robinson<br />

bereits 1876: „A librarian should be more than a keeper of books; he should be an<br />

educator. All that is taught in college amounts to very little; but if we can send students out<br />

self-reliant in their investigations, we have accomplished very much“ (in: Pilerot, 2006,<br />

S. 80). Auch Breivik und Gee schreiben: „Librarians have always been in the business of<br />

… teaching information literacy“ (1989, S. 12). Ebenso wurde das Konzept einer<br />

„Teaching Library“ bereits Ende des 19. Jahrhunderts <strong>von</strong> einzelnen Bibliothekaren<br />

erkannt: „Die Bibliothek ist eine Lernstätte, nicht ein Lager für Bücher.“ (Dewey, 1876, in:<br />

Sieweke, 2004, S. 16) Hier wird bereits ersichtlich, dass die geeignete Institution zur Vermittlung<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> damals (wie heute) Bibliotheken darstellten, denn<br />

hier steht sowohl ein vielfältiges Angebot an Informationen bereit als auch Bibliothekspersonal,<br />

das Erfahrungen in der formalen sowie inhaltlichen Informationserschließung hat<br />

(vgl. Henkel, 2008). Dies hat dazu geführt, dass Büchereien <strong>im</strong> englischsprachigen (und<br />

später auch <strong>im</strong> deutschen) Raum eine Vorreiterrolle bei der Vermittlung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> eingenommen haben.<br />

2.1.1 Die Rolle der Benutzerschulungen<br />

Durch die Veränderungen in Richtung einer Informationsgesellschaft hat sich auch die<br />

Rolle der Bibliotheken <strong>im</strong> Bildungssektor verändert. Die Anforderungen führten dazu, dass<br />

Bibliotheken verstärkt Benutzerschulungen durchführten. Dies ist an sich keine Neuerung,<br />

denn diese Art der Instruktion kann in Deutschland bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt<br />

werden, in den USA bis in die 1820er (Bundy, 2002; Lorenzen, 2001). Gegen Ende des 19.<br />

Jahrhunderts waren Benutzerschulungen fester Bestandteil <strong>von</strong> Bibliotheken und wurden<br />

bis in die 1930er Jahre vor allem in wissenschaftlichen Bibliotheken durchgeführt. Größer<br />

werdende Bestände, neue Unterrichtsformen an den Universitäten und die Professionalisierung<br />

des Bibliothekswesens waren Gründe hierfür (Ingold, 2005). Bereits hier wird die<br />

Bedeutung des kompetenten Umgangs mit Informationen in Wissenschaft und Studium<br />

deutlich, denn damals waren wissenschaftliche Bibliothekare gleichzeitig auch Professoren.<br />

Das Hauptaugenmerk der Schulungen lag auf der Befähigung zur wissenschaftlichen<br />

Forschungstätigkeit und der Bewältigung der zunehmenden Publikationsflut (ebd.).<br />

25


In den 30er Jahren ebbte die Zahl der Benutzerschulungen ab, um in den 60er Jahren in<br />

den USA einen weiteren Hochpunkt zu erreichen 9 . Als Gründe nennt Ingold (2005) eine<br />

zunehmende akademische Spezialisierung und damit verbunden eine <strong>im</strong>mer größere<br />

Publikationsmenge, die wachsende Komplexität der Bibliotheken, den Zugang <strong>von</strong> breiten<br />

Bevölkerungsschichten an den Universitäten sowie den sogenannten „Sputnik-Schock“ 10 .<br />

Im bekannten Weinberg-Report <strong>von</strong> 1963 werden dahingehend zentrale Forderungen an<br />

Hochschulen gestellt, die wiederum die Bedeutung vom kompetenten Umgang mit<br />

Informationen <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> herausstellen:<br />

… [U]nsere Schulen und Hochschulen werden … auf der Beherrschung der<br />

Technik des Wiederauffindens <strong>von</strong> Informationsmaterial zu bestehen haben.<br />

Der Ingenieur trägt als Autor zur explosionsartigen Ausweitung des Informationsmaterials<br />

bei; als Benutzer <strong>von</strong> Informationen wird er <strong>von</strong> dieser Explosion<br />

überwältigt. Deshalb muß er <strong>im</strong>stande sein, sich nicht nur selbst klar,<br />

kurz, präzise sowie unter gebührender Berücksichtigung des späteren<br />

Wiederauffindens des <strong>von</strong> ihm Geschriebenen auszudrücken; er muss auch<br />

die neue Technik und die Geräte für die Informationsverarbeitung kennen.<br />

Diese Fertigkeiten … zu übermitteln, ist Aufgabe unserer Hochschulen …<br />

Sie müssen die Technik der Informationsvermittlung viel nachdrücklicher<br />

lehren, als sie das in der Vergangenheit getan haben.<br />

(…) Wir möchten noch einen Schritt weiter gehen und vorschlagen, dass alle<br />

fachlich orientierten Gesellschaften auf den Gebieten der Wissenschaften und<br />

der Technik es zu ihrer offiziellen Aufgabe machen, eine Ausbildung <strong>im</strong><br />

Abfassen und <strong>im</strong> Benutzen <strong>von</strong> Literatur als Teil des Lehrplans zu verlangen.<br />

Die Gremien zur Akkreditierung <strong>von</strong> Hochschulen sollten nicht nur, wie in<br />

der Vergangenheit, die Brauchbarkeit der Bibliothek, sondern auch die<br />

Methoden, die ihre Benutzung fördern und erleichtern, untersuchen.“<br />

(Weinberg Report, 1963; deutsche Übersetzung 1965)<br />

9<br />

Zur Tradition der Benutzerschukung und zur Diskussion um die Gründe für eine Abnahme <strong>von</strong><br />

Benutzerschulungen siehe Ingold, 2005.<br />

10<br />

„Sputnik Schock“ bezeichnet die politisch-gesellschaftliche Reaktion der USA und vielen Ländern<br />

Westeuropas, nachdem die damalige UdSSR am 4.10.1957 den Satelliten „Sputnik 1“ ins Weltall geschossen<br />

hatten. Es war der erste Satellit, der erfolgreich in die Erdumlufbahn geschickt werden konnte und<br />

demonstrierte den USA und anderen Ländern während des Kalten Krieges, dass die UdSSR technologisch<br />

weiter fortgeschritten waren als bisher angenommen. Dies führte vor allem in den USA zur Verstärkten<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Wissenschaft und Forschung mit Fokus auf Raumfahrt und verwandten Bereichen (z. B. der<br />

Gründung <strong>von</strong> NASA und DARPA) aber auch zur Verbesserung <strong>von</strong> Schul- und Hochschulprogrammen.<br />

Siehe dazu auch Divine, 1993; Dickson, 2001; Stine, 2008.<br />

26


In den 60er und 70er Jahren erlebten die Benutzerschulungen in den USA ihre<br />

„Blütezeit“ (Ingold, 2005, S. 8). So wurden Studierende in die komplette Breite <strong>von</strong><br />

Quellen und Ressourcen der Bibliotheken eingeführt (Goetsch & Kaufmann, 1997). Ab<br />

Ende der 70er Jahre veränderten sich Inhalt und Methoden der Benutzerschulungen durch<br />

neue Informationstechnologien wie den OPAC 11 (Ingold, 2005). Nun war es Ziel, „die<br />

Akzeptanz der Benutzer für die neuen elektronischen Informationsressourcen zu erhöhen“<br />

(ebd., S. 9). Unabhängig vom inhaltlichen Fokus zielen Benutzerschulungen darauf ab, den<br />

Nutzer dazu zu befähigen, selbstständig das komplizierte bibliografische Ordnungsinstrumentarium<br />

zu begreifen und zum selbstständigen Lernen einzusetzen. Sie sollen den<br />

Nutzern vermitteln, wie Informationen organisiert sind, wie sie ausgewählt, sortiert und<br />

evaluiert werden (Ingold, 2005; Farber, 1995). Obwohl der Begriff information literacy<br />

bereits 1974 zum ersten Mal verwendet wurde, wurde er <strong>von</strong> Bibliothekaren in Bezug auf<br />

diese Schulungen erst mit dem Einzug <strong>von</strong> OPACs und Datenbanken aufgegriffen 12 . In<br />

Deutschland verlief die Entwicklung vergleichsweise zögerlich, obwohl durch Bildungsreformen,<br />

steigende Studentenzahlen und Spezialisierung in den Wissenschaften ein<br />

Bedarf vorhanden gewesen wäre (Bättig, 2005). Bock schlug zum Beispiel bereits 1972<br />

vor, Einführungen in die Bibliotheksressourcen unter Einbeziehung <strong>von</strong> Bibliothekaren<br />

und Hochschullehrern einzuführen (S. 302-308). Dies ist jedoch bis heute nicht<br />

flächendeckend an Hochschulen umgesetzt worden.<br />

2.1.2 Frühe Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(1980-2000)<br />

Der Anfang einer eigenständigen Bewegung zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

fand erst in den 80er Jahren statt (vgl. Behrens, 1994; Bruce, 1997; Bundy, 2001; Bawden,<br />

2001). In den USA führte vor allem der Bericht „A Nation at Risk“ der National Commission<br />

on Excellence in Education <strong>von</strong> 1983 zu einem Schwung an Bemühungen, Kompetenzen<br />

<strong>im</strong> Umgang mit Information zu fördern. Diese Kommission wurde vom damaligen<br />

amerikanischen Bildungsminister T. H. Bell 1981 ins Leben gerufen, um die Qualität der<br />

Bildung in den USA zu untersuchen. In diesem Bericht kritisiert die Kommission die<br />

Qualität der Bildung, vor allem die fehlende Vermittlung <strong>von</strong> Fähigkeiten zum kritischen<br />

11<br />

Unter OPAC (Online Public Access Catalogue) versteht man einen öffentlich zugänglichen, digitalen<br />

Bibliothekskatalog.<br />

12<br />

Benutzerschulungen wurden <strong>im</strong> englischsprachigen Raum voher mit library orientation, library<br />

instruction, user education oder bibliographic instruction bezeichnet (Ingold, 2005, S. 11).<br />

27


Denken (critical thinking), Problemlösen und zum Umgang mit neuen Informationstechnologien<br />

(National Commission on Excellence in Education, 1983). Darauf folgten eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Publikationen, die sich mit dem Thema beschäftigten (z. B. Kuhlthau, 1987;<br />

Breivik & Gee, 1989; ALA, 1989) und die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für die<br />

Gesellschaft betonten sowie Fähigkeiten definierten, die eine informationskompetente<br />

Person ausmachen. Aus diesen Bemühungen heraus wurde 1987 das American Library<br />

Association (ALA) Presidential Committee on Information Literacy gegründet, das sich<br />

mit dem Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong> befasste. Eine Definition des Begriffs wurde<br />

1989 in einem Schlussbericht veröffentlicht (ALA, 1989). Wie in Kapitel 2.2 der<br />

Begriffsdefinitionen ersichtlich wird, ist diese Definition bis heute die am weitesten<br />

verbreitete, sowohl in den USA als auch in anderen Ländern. Sie wurde 2002 <strong>von</strong> Benno<br />

Homann ins Deutsche übersetzt. Wie die späte Übersetzung zeigt waren in Deutschland die<br />

Entwicklungen etwas langsamer. So wurden 1980 zunächst Empfehlungen zur didaktischmethodischen<br />

Verbesserung und Weiterentwicklung <strong>von</strong> Benutzerschulungen <strong>im</strong> Rahmen<br />

einer DFG-geförderten Studie veröffentlicht (Homann, 2001). Diese Bemühungen<br />

scheiterten allerdings aufgrund mangelnder Personalkapazitäten, der Einführung <strong>von</strong> EDV-<br />

Systemen sowie fehlender politischer Unterstützung (Bättig, 2005). Von einer Bewegung<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Bildungs- oder Arbeitssektor kann in<br />

Deutschland zu dieser Zeit nicht gesprochen werden.<br />

In den 90er Jahren wurde das Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong> über die Grenzen der<br />

USA hinaus bekannt. Die Zahl der internationalen Publikationen zum Thema stieg und es<br />

wurde zum Thema in Bildungseinrichtungen (vgl. Bundy, 2002; Homann, 2002; Bruce &<br />

Candy, 2002; Virkus, 2003; Rader, 2002; Behrens, 1994). In verschiedenen Ländern<br />

wurden Komitees, Foren, Arbeitsgruppen u. Ä. gegründet, um <strong>Informationskompetenz</strong> in<br />

Bildungseinrichtungen voranzutreiben und dessen Bedeutung hervorzuheben 13 . Dies hat<br />

dazu geführt, dass das Konzept um wesentliche Aspekte ausgebaut wurde. Dazu zählen<br />

z. B. die Präsentation <strong>von</strong> Informationen oder der kritische und ethische Umgang damit.<br />

Ebenso wurden Fähigkeiten identifiziert und definiert, Charakteristiken einer informationskompetenten<br />

Person formuliert und Modelle entwickelt, um <strong>Informationskompetenz</strong> zu<br />

fördern. Eine ausführliche Beschreibung der Definitionen und Modelle siehe Kapitel 2.2<br />

und 2.6. In Deutschland finden seit Ende der 90er Jahre vor allem an Hochschulbibliotheken<br />

verstärkt Bemühungen statt, <strong>Informationskompetenz</strong> zu fördern (Homann, 2000c;<br />

13 NFIL, AACRL, CILIP, SCONUL, NordInfoLit, EDUCATE, DEDICATE, VERITY, (für eine<br />

Beschreibung der Bemühungen siehe Virkus, 2003)<br />

28


Hütte, 2006). Ein Grund hierfür ist der seit 1999 laufende Bologna-Prozess zur Vereinheitlichung<br />

des europäischen Hochschulraums. Unter Bologna-Prozess versteht man die<br />

seit 1999 laufenden Bemühungen <strong>von</strong> 46 beteiligten europäischen Staaten, bis 2010 einen<br />

gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. 14 Hier wird der Rolle <strong>von</strong><br />

Schlüsselkompetenzen eine besondere Bedeutung zugesprochen, was den Hochschulbibliotheken<br />

wiederum neue Arbeitsfelder eröffnet (Gapski & Tekster, 2009). In den<br />

darauf folgenden Jahren wurden <strong>von</strong> Einrichtungen wie dem BMBF und dem Wissenschaftsrat<br />

Positionspapiere veröffentlicht, die die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

in der Bildung hervorhoben (BMBF, 2002; Wissenschaftsrat, 2001).<br />

2.1.3 Aktuelle Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(2000-2010)<br />

In den letzten zehn Jahren haben sich die Bemühungen, <strong>Informationskompetenz</strong> in<br />

Bildungseinrichtungen zu fördern, international weiter fortgesetzt (vgl. Bruce & Candy<br />

(2000), Rader (2002b) Virkus (2003) und Basili (2003)). So wurden englisch-sprachige<br />

Publikationen zum Thema übersetzt 15 , weitere Kommissionen, Gremien und Ausschüsse<br />

gegründet 16 , peer-reviewed journals ins Leben gerufen 17 und nationale und internationale<br />

Tagungen zum Thema gehalten 18 . Ebenso wurden Untersuchungen zu<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> veröffentlicht 19 und weitere Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

entwickelt 20 . Standards wie die der ALA wurden weiter ausgebaut 21 (z. B.<br />

ACRL, 2000) und das Konzept des Begriffs erweitert (vgl. Andersen, 2006; Webber &<br />

Johnston). Ebenso wurde Integration in das Bildungswesen auch auf politischer Ebene zum<br />

Thema 22 und Programme zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> an Hochschulen<br />

14<br />

Zur Geschichte, Inhalten und Entwicklungen siehe BMBF, 1999; BMBF, ohne Datum.<br />

15<br />

Z. B. Homann (2002)<br />

16<br />

z. B. EnIL (European Network on Information Literacy), agIK (AG <strong>Informationskompetenz</strong>), IAIL<br />

(International Alliance for Information Literacy), CILIP (Chartered Institute of Library and Information<br />

Professionals)<br />

17<br />

z. B. JIL (Journal of Information Literacy), CIL (Communications in Information Literacy), NORIL<br />

(Nordic Journal of Information Literacy in Higher Education)<br />

18<br />

z. B. LOEX (Library Orientation Exchange), National Information Literacy Conference, LILAC, und eLit<br />

19<br />

z. B. Mittermeyer & Quirion, 2003; SteFi, 2001; Heinze, 2008; Gapski & Tekster, 2009.<br />

20<br />

z. B. Homann, 2006; Hapke, 2007<br />

21<br />

z. B. ACRL, 2000; Netzwerk <strong>Informationskompetenz</strong> Baden-Württemberg, 2006<br />

22<br />

OECD 2000 & 2001; EC, 2000; Wissenschaftsrat 2001;<br />

29


initiiert 23 . Dennoch lässt sich festhalten, dass Bemühungen zur <strong>Förderung</strong> und Integration<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> nicht-englischsprachigen Raum eher langsam vorangehen.<br />

In Deutschland sind Entwicklungen in diesem Bereich mit geringerem Tempo vorangeschritten<br />

und haben erst in den letzten zehn Jahren an Momentum gewonnen. Im Jahr<br />

2000 wurde vom BMBF die sogenannte SteFi-Studie in Auftrag gegeben, die enorme<br />

Defizite <strong>im</strong> Umgang mit Informationen auf Seiten der Lernenden und Lehrenden ans Licht<br />

brachte (Klatt et al., 2001). Unter anderem wurden folgende Defizite festgestellt:<br />

• Die Verankerung der Nutzung elektronischer wissenschaftlicher Information in der<br />

Lehre ist unzureichend.<br />

• Es findet unter den Studierenden kein ausreichender Wissensaustausch über fachlich<br />

relevante elektronische Medien statt.<br />

• Das Angebot elektronischer wissenschaftlicher Information wird <strong>von</strong> den<br />

Studierenden als unübersichtlich empfunden.<br />

• Informations- und Wissensmanagement-Kompetenzen sind an Hochschulen noch<br />

nicht als Schlüsselqualifikation anerkannt.<br />

• Die Zusammenarbeit <strong>von</strong> Fachinformationszentren, Universitäts-/Fakultätsbibliotheken<br />

und Hochschullehrenden zur <strong>Förderung</strong> der <strong>Informationskompetenz</strong> ist<br />

mangelhaft.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die SteFi-Studie beträchtliche Defizite der<br />

Studierenden bei der effizienten Nutzung des elektronischen Informationsangebots und den<br />

grundlegenden Fähigkeiten der Informationssuche, -bearbeitung und -bewertung feststellt<br />

(vgl. auch Homann, 2002). Die Studie macht fünf Empfehlungen, um die Situation an<br />

deutschen Hochschulen zu verbessern:<br />

1. Die Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und die Nutzung elektronisch bereitgestellter<br />

wissenschaftlicher Information muss integraler Bestandteil der Lehre<br />

werden.<br />

2. Der Wissensaustausch unter den Studierenden bei der Nutzung und Verwendung<br />

elektronisch bereitgestellter Fachinformation sollte gefördert und möglichst<br />

23 <strong>im</strong> deutsch-sprachigen Europa z. B. VISION (http://www.vision.tu-harburg.de), DISCUS (http://discus.tuharburg.de),<br />

LOTSE (http://lotse.uni-muenster.de), studycube (http://unuk.unisg.ch/studycube/), i-literacy<br />

(http://www.i-literacy.de)<br />

30


institutionalisiert werden.<br />

3. Den Studierenden und Lehrenden sollen durch die Fachbereiche beziehungsweise<br />

Fakultäten geprüfte Angebote elektronischer wissenschaftlicher Information<br />

gemäß den fachlichen Anforderungen bereitgestellt werden.<br />

4. Die Anforderungen an die <strong>Informationskompetenz</strong> in der Hochschulausbildung<br />

sollten zwischen Unternehmen und Hochschulen abgest<strong>im</strong>mt werden, um die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden gemeinsam aufzubauen.<br />

5. Lehrveranstaltungen oder Lehr-/Lernmodule müssen konzipiert, erstellt und praktisch<br />

erprobt werden. Dazu bedarf es der hochschulinternen wie der hochschulübergreifenden<br />

Kooperation verschiedener Akteure aus Lehre, Universitäts-, Fachbereichsbibliotheken<br />

und <strong>von</strong> Informationsanbietern. (Klatt et al., 2001, S. 224)<br />

Die Ergebnisse und Empfehlungen der SteFi-Studie haben demnach die Notwendigkeit<br />

der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in der Hochschulausbildung in Deutschland<br />

erkannt. Ebenso wurden Bildungseinrichtungen in die Pflicht genommen, einen größeren<br />

Beitrag zur Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu leisten.<br />

Ein Ergebnis dieser Untersuchung war, dass der Wissenschaftsrat mit seinen „Empfehlungen<br />

zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken“ antwortete<br />

(2001). Darin wird die wachsende Bedeutung der digitalen Informationen und Publikationen<br />

in vielen Bereichen der Wissenschaft und Forschung beschrieben. Der Wissenschaftsrat<br />

stellt in den Empfehlungen fest, dass „die Hochschulbibliotheken sich noch nicht<br />

hinreichend zu Zentren der Versorgung mit digitalen Informationen und Publikationen<br />

entwickelt haben und die Lehrenden und Lernenden mit entsprechenden Schulungen und<br />

Dienstleistungen nicht in ausreichendem Maße unterstützen.“ (Wissenschaftsrat, 2001,<br />

S. 16) Zudem heißt es: „Hochschulbibliotheken sollen unter anderem auch als Zentren zur<br />

‚Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> (information literacy) als Schlüsselqualifikation<br />

an alle Studierenden‘ und auch der Weiterbildung der Lehrenden dienen.“ (ebd., S. 51)<br />

Ebenso ist in den letzten Jahren die Tatsache in den Vordergrund getreten, dass<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> nicht nur in der Hochschulausbildung eine wichtige Rolle spielt,<br />

sondern auch in der Berufswelt. So schreibt Hapke:<br />

„Die Industrie erwartet informationskompetente Menschen als Ergebnis<br />

der Ausbildung an den Hochschulen. Fähigkeiten zum selbstgesteuerten<br />

Informieren und Lernen, Selektionsfähigkeit und der kompetente Umgang<br />

mit den neuen Medien (Navigations- und Recherchestrategien,<br />

31


Informationsverarbeitung und -aufbereitung) sind angesichts des rasanten<br />

Wissenswandels unverzichtbar.“ (ebd., 2002, S. 228).<br />

Auch das BMBF (2002a, 2002b) hat die Verknüpfung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

den Voraussetzungen des Arbeitsmarktes erkannt und postuliert, dass der international<br />

zusammenwachsende Arbeitsmarkt die Fähigkeiten der <strong>Informationskompetenz</strong> verlangt.<br />

Die Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wird nun auch in Deutschland <strong>im</strong>mer mehr<br />

als integraler Bestandteil der Hochschulausbildung verstanden. Gleichermaßen ist es<br />

wichtig, dass die Strategien nicht nur <strong>im</strong> universitären Umfeld <strong>im</strong>plementiert werden,<br />

sondern auch in der Politik, Wirtschaft und in der Wissenschaft Beachtung finden und<br />

Einfluss haben (vgl. Wissenschaftsrat, 2001).<br />

Es bestehen momentan eine Reihe <strong>von</strong> Bemühungen an Hochschulen zur <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>, wie z. B. der Universitäten Hamburg-Harburg 24 , Münster 25 ,<br />

Essen 26 , Konstanz 27 , Dortmund 28 , Erfurt 29 , Freiburg i. Br. 30 , Mannhe<strong>im</strong> 31 , Würzburg 32 und<br />

Augsburg 33 . Obwohl man annehmen sollte, dass die Rolle der <strong>Informationskompetenz</strong> an<br />

deutschen Hochschulen an Bedeutung gewonnen hat, zeigen Schulungsstatistiken das<br />

Gegenteil. So erfassen seit 2007 die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und<br />

Baden-Württemberg Daten über die Veranstaltungen der Bibliotheken zur Vermittlung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> mit einem einheitlichen Formular. In den drei Bundesländern<br />

beteiligten sich 2007 42 Bibliotheken an der Umfrage. Es wurden insgesamt 108.947<br />

Teilnehmer in 7.175 verschiedenen Veranstaltungen geschult. Die Mehrzahl der<br />

Schulungen umfassten lediglich 1 Sitzung (97 %) und dauerte zwischen 60 und 90<br />

Minuten (68 %). Die überwiegende Zahl der Schulungen waren eigenständige<br />

Bibliotheksveranstaltungen ohne Einbindung in Lehrpläne, lediglich 25 % waren Pflicht-<br />

oder Wahlpflichtveranstaltungen. Im Jahr 2009 wurde die Erfassung der Daten über die<br />

bislang beteiligten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, und Baden-Württemberg<br />

hinaus erweitert. Daran nahmen 54 Bibliotheken teil, die insgesamt 10.937 Veranstaltun-<br />

24<br />

http://www.vision.tu-harburg.de und http://discus.tu-harburg.de<br />

25<br />

http://lotse.uni-muenster.de<br />

26<br />

http://www.uni-essen.de/schreibwerkstatt/trainer/<br />

27<br />

www.ub.uni-konstanz.de/ik<br />

28<br />

http://www.ub.uni-dortmund.de/kurse/index.html<br />

29<br />

http://www.bibliothek.uni-erfurt.de/service/schul.html<br />

30<br />

http://www.ub.uni-freiburg.de/schulung/index.html<br />

31<br />

http://www.bib.uni-mannhe<strong>im</strong>.de/service/schulungen/schulungen/html<br />

32<br />

http://www.bibliothek.uni- wuerzburg.de/Service/<br />

33 http://www.i-literacy.de<br />

32


gen mit 179.487 Teilnehmern durchführten. Die Daten sind denen aus 2007 ähnlich: Der<br />

Großteil der Schulungen umfasste 1 Sitzung (98 %) und dauerte max<strong>im</strong>al 90 Minuten<br />

(81 %). Die Mehrzahl der Schulungen waren eigenständige Bibliotheksveranstaltungen<br />

ohne Einbindung in Lehrpläne, nur 28 % waren Pflicht- oder Wahlpflichtveranstaltungen<br />

34 . Aus diesen Zahlen ist nicht ersichtlich, dass die Empfehlungen der SteFi-Studie<br />

oder des Wissenschaftsrates <strong>im</strong> deutschen Hochschulsystem umgesetzt wurden. Die<br />

Integration <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in die Hochschulausbildung ist bisher<br />

ausgeblieben trotz Empfehlungen des BMBF, der OECD und der UNESCO.<br />

2.2 Definitionen des Begriffs <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 beschrieben, hat sich der Begriff der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

aus dem angloamerikanischen information literacy herausgebildet und ist <strong>im</strong> englischsprachigen<br />

Raum seit Mitte der 70er ein Begriff für sich. Nachdem in Kapitel 2.1 die<br />

Entwicklung des Begriffs nachgezeichnet wurde, stellt sich in diesem Teil der Arbeit die<br />

Frage: Was ist <strong>Informationskompetenz</strong>? Diese Frage kann man nur schwer mit einer<br />

griffigen Definition oder einer kurzen Erklärung beantworten, denn <strong>Informationskompetenz</strong><br />

ist vielmehr ein Konzept als ein fest definierter Begriff. Auch hier bietet sich wieder<br />

eine chronologische Darstellung des Verlaufs der verschiedenen Definitionen an, um ein<br />

Verständnis für das Konzept in seiner Ganzheit und seiner Bedeutung für die Hochschulausbildung<br />

und den Arbeitsmarkt zu vermitteln.<br />

Die am häufigsten verwendete Erläuterung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> ist die der<br />

Association of College & Research Libraries (ACRL), die darunter die Fähigkeit versteht,<br />

den Bedarf an Informationen zu erkennen, gezielt nach ihnen zu suchen, sie kritisch<br />

auszuwählen und effektiv weiternutzen zu können (ACRL, 1989). Eine sehr anschauliche<br />

Definition liefert auch Bruce (1997), die <strong>Informationskompetenz</strong> als die Fähigkeit<br />

beschreibt, effektiv in der Informationsgesellschaft zu agieren. Dazu gehört kritisches<br />

Denken, ein Bewusstsein persönlicher und professioneller Ethik, die Evaluation <strong>von</strong><br />

Information, die Konzeptualisierung <strong>von</strong> Informationsbedürfnissen, die Organisation <strong>von</strong><br />

Information, die Interaktion mit Informationsfachleuten und die effektive Nutzung <strong>von</strong><br />

Information <strong>im</strong> Forschungs-, Problemlöse- und Entscheidungsprozess. Ein neueres<br />

34 Die Daten stammen aus den jährlichen Erhebungen des Portals http://www.informationskompetenz.de,<br />

einem Gemeinschaftsprojekt bibliothekarischer Arbeitsgemeinschaften in mehreren Bundesländern in<br />

Deutschland<br />

33


Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> stammt aus den deutschen Raum <strong>von</strong> Thomas<br />

Hapke (2007). In Anlehnung an den Gedanken des Web 2.0 prägte er den Begriff<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0, der die interaktiven und kollaborativen Elemente des<br />

Konzepts aufgreift und ihn dadurch erweitert.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> wird sowohl <strong>von</strong> der United Nations Educational, Scientific<br />

and Cultural Organization (UNESCO), dem Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF), der Organization for Economic Cooperation and Development<br />

(OECD), dem Wissenschaftsrat (WR) sowie <strong>im</strong> Rahmen des Bologna-Prozesses (vgl.<br />

Berliner Kommuniqué, 2003) als eine grundlegende Komponente zur effektiven Nutzung<br />

und Organisation <strong>von</strong> Wissen und Informationen sowie als Schlüssel für ein erfolgreiches<br />

Leben beschrieben. Doch was ist <strong>Informationskompetenz</strong> nun konkret?<br />

2.2.1 Frühe Konzepte und Definitionen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(1974-1990)<br />

Wie bereits zu Beginn des Kapitels beschrieben, war Paul G. Zurkowski, Präsident der<br />

Information Industry Association (IIA), der Erste, der 1974 den Begriff information<br />

literacy als solchen verwendet hat. In dem Bericht „The Information Service Environment:<br />

Relationships and Priorities“ versteht er darunter Fähigkeiten und Fertigkeiten <strong>im</strong> Umgang<br />

mit Informationsressourcen zur Anwendung <strong>im</strong> Beruf sowie zum Lösen <strong>von</strong> Problemen:<br />

„People trained in the application of information resources to their work can<br />

be called information literates. They have learned techniques and skills for<br />

utilizing the wide range of information tools as well as pr<strong>im</strong>ary sources in<br />

molding information solutions to their problems.“ (Zurkowski, 1974, in:<br />

Bawden, 2001, S. 9)<br />

Im selben Jahr beschrieb auch der deutsche Arbeits- und Bildungsforscher Dieter<br />

Mertens in seinen „Thesen zur Schulung für eine moderne Gesellschaft“ die Schlüsselqualifikation<br />

„Informiertheit über Informationen“, welche vier D<strong>im</strong>ensionen beinhaltet:<br />

• „Das Wissen über das Wesen <strong>von</strong> Informationen<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Informationen<br />

• Das Verstehen <strong>von</strong> Informationen sowie<br />

• Das Verarbeiten <strong>von</strong> Informationen“ (Mertens, 1974, S. 41)<br />

34


Zwei Jahre später beschrieb Lee Burchinal <strong>von</strong> der Texas A&M University auf einem<br />

Symposium information literacy als die Fähigkeit, effektiv nach Informationen zu suchen<br />

und sie zu nutzen, um Probleme besser bewältigen und Entscheidungen finden zu können:<br />

„To be information literate requires a new set of skills. These include how to locate and<br />

use information needed for problem-solving and decision-making efficiently and<br />

effectively“ (Burchinal, 1976, in: Bättig, 2005, S. 8). Im selben Jahr weitete Owens die<br />

Bedeutung <strong>von</strong> information literacy aus, indem er sie als Grundvoraussetzung für ein<br />

aktives Staatsbürgertum sowie für das Vorhandensein <strong>von</strong> Demokratie an sich sieht:<br />

„Information literacy is needed to guarantee the survival of democratic<br />

institutions. All men are created equal, but voters with information resources<br />

are in a position to make more intelligent decisions than citizens who are<br />

information illiterates. The application of information resources to the<br />

process of decision-making to fulfill civic responsibilities is a vital<br />

necessity.“ (Owens, 1976, in: Bawden, 2001, S. 18)<br />

Er betont, dass information literacy eine grundlegende Fähigkeit zur effektiven Informationsrecherche<br />

und -nutzung auch außerhalb der Berufs- und Bildungswelt ist. Sie ist<br />

Voraussetzung dafür, selbstständig Informationen zu recherchieren, sie kritisch zu hinterfragen,<br />

sich eine eigene Meinung zu bilden, intelligente Entscheidungen treffen zu können<br />

und sich aktiv am (politischen) Geschehen beteiligen zu können.<br />

Carol C. Kuhlthau definiert 1987 in ihrem Buch „Information Skills for an Information<br />

Society: A Review of Research“ information literacy als eine Vereinigung <strong>von</strong> Bibliotheks-<br />

und Computerkompetenz. Sie weitet darin den Begriff aus und schließt neben der<br />

Fähigkeit, zu lesen und Informationen effektiv <strong>im</strong> Alltag einzusetzen, ebenso das Erkennen<br />

des Informationsbedarfs sowie das Suchen <strong>von</strong> Informationen und die Fähigkeit des Umgangs<br />

mit Informationen der Massenmedien ein (Kuhlthau, 1987). Sie erkennt, dass die<br />

technischen und sozialen Entwicklungen der 80er Jahre neue Anforderungen an die Hochschulbildung<br />

stellen und diese nur durch stetes Lernen bewältigt werden können. Sie<br />

postuliert, dass es Aufgabe der Bibliotheken ist, die <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Curriculum<br />

der Studierenden zu verankern und sie zu einer effektiven Recherche zu befähigen<br />

(vgl. Doyle, 1994).<br />

Die American Library Association (ALA) erkannte Mitte der 80er Jahre, dass die<br />

Anforderungen <strong>im</strong> Umgang mit Informationen für die Informationsgesellschaft eine große<br />

35


Herausforderung darstellen und information literacy zu einer notwendigen Fertigkeit für<br />

Studierende geworden war. Der ALA wurde bewusst, welchen Stellenwert <strong>Informationskompetenz</strong><br />

hat, und sie erkannte die Notwendigkeit, sie klar zu beschreiben und ihre<br />

Bedeutung aufzuzeigen. Aus diesen Gründen wurde <strong>von</strong> der ALA 1987 das Presidential<br />

Committee on Information Literacy gegründet. Dieses Komitee hatte den Auftrag,<br />

information literacy zu definieren und ein Modell für dessen Vermittlung bereitzustellen.<br />

In ihrem „Final Report“ <strong>von</strong> 1989 kommen die Expertinnen und Experten des Komitees zu<br />

folgender Definition:<br />

„To be information literate, a person must be able to recognize when<br />

information is needed and have the ability to locate, evaluate, and use<br />

effectively the needed information.“ (ALA, 1989)<br />

Diese Definition wird seitdem häufig herangezogen, zitiert, diskutiert und weiterentwickelt.<br />

Interessante Arbeiten zum Thema formulierten u.a. Olsen & Coons (1989),<br />

Jackson (1989), Breivik & Gee, Kuhlthau, Rader (1990, 1991), Doyle („Delphi Studie“,<br />

1992), Lenox & Walker (1993), Murdock (1995), Shapiro & Hughes (1996), Bruce (1997),<br />

L<strong>im</strong>berg (1998), Mosley (1998). Kritische St<strong>im</strong>men finden sich u.a. bei McCrank (1991),<br />

Foster (1993), Snavely & Cooper (1997), Hapke, Bättig (2005). Sie ist Basis vieler<br />

Initiativen und Modelle und stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

dar. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der <strong>im</strong> „Final Report“ angesprochen wird,<br />

ist, dass <strong>Informationskompetenz</strong> Grundvoraussetzung für lebenslanges Lernen 35 ist:<br />

„Ult<strong>im</strong>ately, information literate people are those who have learned how<br />

to learn. They know how to learn because they know how knowledge is<br />

organized, how to find information, and how to use information in such a<br />

way that others can learn from them. They are people prepared for lifelong<br />

learning, because they can always find the information needed for any task or<br />

decision at hand.“ (ALA, 1989)<br />

Zur Schaffung einer informationskompetenten Bevölkerung plädiert die ALA in ihrem<br />

Abschlussbericht für die Integration der <strong>Informationskompetenz</strong> in die Schul- und Hochschulbildung.<br />

Sie gibt am Ende ihrer Ausführungen sechs Empfehlungen an Bildungseinrichtungen,<br />

die langfristig zu einem Umdenken <strong>im</strong> Bildungssystem führen sollten:<br />

35 Das Konzept des Lebenslangen Lernens meint die Fähigkeit eigenständig über die Lebensspanne hinweg<br />

zu lernen. (vgl. Horton / UNESCO, 2008)<br />

36


1) Überprüfung des Informationsmanagements<br />

2) Gründung einer Koalition für <strong>Informationskompetenz</strong><br />

3) Durchführung <strong>von</strong> Forschungsprojekten, um die Notwendigkeit des effektiven<br />

Gebrauchs <strong>von</strong> Informationen herauszustellen<br />

4) Verbesserung des Lernkl<strong>im</strong>as an Hochschulen<br />

5) Ergänzung der Lehrerausbildung durch Aspekte der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

6) Verständnis für die Wichtigkeit <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in Bezug auf<br />

Demokratie, Wirtschaft und Bildung (ALA, 1989).<br />

Um diese Empfehlungen zu fördern und die Bemühungen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> weltweit voranzutreiben wurde 1989 das National Forum on<br />

Information Literacy (NFIL) 36 gegründet. Es besteht heute aus über 90 nationalen und<br />

internationalen Organisationen. Das NFIL möchte das Bewusstsein für <strong>Informationskompetenz</strong><br />

in der Bevölkerung schärfen. Es fördert und initiiert Forschungsprojekte<br />

weltweit und unterstützt Institutionen bei der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

Das Forum trifft sich mehrmals jährlich in Washington D. C. und arbeitet an der<br />

Erweiterung <strong>von</strong> Konzepten zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

2.2.2 Aktuelle Konzepte und Definitionen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(1990-2010)<br />

Christina Doyle nutzte 1992 in Zusammenarbeit mit dem NFIL die Delph<strong>im</strong>ethode 37 ,<br />

um zu einer umfassenden Definition <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu gelangen. Die an der<br />

Befragung teilnehmenden Experten sammelten Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>,<br />

sortierten sie nach ihrer Wichtigkeit und formulierten folgende Definition:<br />

Information Literacy is „the ability to locate, evaluate and use information<br />

from a variety of sources“ (Doyle, 1996, in: Chagari / IFLA, 2005, S. 2).<br />

36 Siehe: http://www.infolit.org/index.html<br />

37 Die Delph<strong>im</strong>ethode ist eine systematische, mehrstufige Experten-Befragung, um verschiedene<br />

Verständnisse zu einem „Trend“ zusammenzuführen. (vgl. http://217.160.35.246/ organizations/ 2/or-dbd.htm)<br />

37


Zusätzlich wurden zehn Attribute einer informationskompetenten Person aufgelistet, die<br />

ein Grundgerüst für die Implementierung <strong>von</strong> information literacy in das Bildungssystem<br />

darstellen:<br />

„An information literate person is one who:<br />

• recognizes that accurate and complete information is the basis for intelligent decision<br />

making<br />

• recognizes the need for information<br />

• formulates questions based on information needs<br />

• identifies potential sources of information<br />

• develops successful search strategies<br />

• accesses sources of information including computer-based and other technologies<br />

• evaluates information<br />

• organizes information for practical application<br />

• integrates new information into an existing body of knowledge<br />

• uses information in critical thinking and problem solving.“ (Doyle, 1992, in: Bättig,<br />

2005, S. 9)<br />

Jeremy Shapiro und Shelley Hughes diskutierten 1996 in „Information Literacy as a<br />

Liberal Art“ sogar, ob <strong>Informationskompetenz</strong> als eine neue Geisteswissenschaft gesehen<br />

werden kann:<br />

„Or is it […] something broader, something that enables individuals not<br />

only to use information and information technology effectively and adapt to<br />

their constant changes but also to think critically about the entire information<br />

enterprise and information society? Something more akin to a ‚liberal art‘ –<br />

knowledge that is part of what it means to be a free person in the present<br />

historical context of the dawn of the information age?“ (Shapiro & Hughes,<br />

1996)<br />

Sie machen Vorschläge für die Entwicklung eines neuen Curriculums an Hochschulen,<br />

das Fähigkeiten besonders fördern soll, die in Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong><br />

stehen. Dieses ist in sieben D<strong>im</strong>ensionen gegliedert und erweitert und verfeinert das<br />

bisherige Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong> um weitere Aspekte:<br />

38


1) Tool Literacy: the ability to understand and use the practical and conceptual<br />

tools of current information technology (software, hardware, mult<strong>im</strong>edia,<br />

computer and network applications)<br />

2) Resource Literacy: the ability to understand the form, format, location and<br />

access methods of information resources (classification and organization of<br />

resources)<br />

3) Social-structural literacy: knowing that and how information is socially situated<br />

and produced (trajectory of publication of scholarly articles)<br />

4) Research literacy: the ability to understand and use IT-based tools relevant to<br />

the work of today’s researcher and scholar (conceptual and analytical l<strong>im</strong>itations<br />

of research software)<br />

5) Publishing literacy: the ability to format and publish research and ideas<br />

electronically, in textual and mult<strong>im</strong>edia forms (WWW, e-mail, distribution<br />

lists, CD-ROMs)<br />

6) Emerging technology literacy: the ability to ongoingly adapt to, understand,<br />

evaluate and make use of the continually emerging innovations in information<br />

technology (human, organizational and social context of technologies)<br />

7) Critical Literacy: the ability to evaluate critically the intellectual, human and<br />

social strengths and weaknesses, potentials and l<strong>im</strong>its, benefits and costs of<br />

information technologies (historical, philosophical, socio-political and cultural<br />

perspective) (vgl. Shapiro et al., 1996)<br />

Eine weitere Definition, die ebenso die Fähigkeit zu kritischem Denken berücksichtigt,<br />

liefert Christine Bruce 1997. Sie beschreibt information literacy als die:<br />

„ability to operate effectively in an information society. This involves<br />

critical thinking, an awareness of personal and professional ethics,<br />

information evaluation, conceptualising information needs, organising<br />

information, interacting with information professionals and making effective<br />

use of information in problem-solving, decision-making and research“<br />

(Bruce, 1997, in: Bättig, 2005, S. 19 f.).<br />

1998, neun Jahre nachdem die ALA eine erste Begriffsklärung und ihre sechs Empfehlungen<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> veröffentlicht hatte, folgt sie mit dem<br />

Bericht „A Progress Report on Information Literacy: An Update on the American Library<br />

Association Presidential Committee on Information Literacy: Final Report“, in dem sie die<br />

39


isherigen Fortschritte und Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

untersucht. In diesem Bericht stellt die ALA fest, dass <strong>im</strong> Bereich der Lehrerausbildung<br />

keine Fortschritte gemacht wurden, da eine Verankerung in den Ausbildungslehrplänen der<br />

Lehrer nicht erfolgt war (vgl. Gruner, 2003). Als Grundlage für bibliothekarische Schulungsaktivitäten<br />

entwickelte die ALA in Zusammenarbeit mit der Association of College<br />

and Research Libraries (ACRL) daraufhin fünf richtungsweisende Standards der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> für Studierende, die auf der früheren Definition der ALA basieren<br />

(„person must be able to recognize when information is needed and have the ability to<br />

locate, evaluate, and use effectively the needed information“, ALA, 1989). Diese teilen<br />

sich weiterhin in 22 Indikatoren auf, die die D<strong>im</strong>ensionen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

deutlich machen und die als Hilfestellungen zur Verbesserung des individuellen<br />

Lernprozesses gesehen werden können. Sie sind als Empfehlungen zu verstehen, nicht als<br />

normative Richtlinien (vgl. Homann, 2002). Diese Standards und ihre Indikatoren wurden<br />

2002 <strong>von</strong> Benno Homann ins Deutsche übersetzt 38 :<br />

„Der informationskompetente Student<br />

1. best<strong>im</strong>mt Art und Umfang der benötigten Informationen.<br />

2. verschafft sich effizienten und effektiven Zugang zu den benötigten Infor-<br />

mationen<br />

3. evaluiert Informationen und seine Quellen kritisch und integriert die aus-<br />

gewählten Informationen in sein Wissen und sein Wertsystem<br />

4. nützt Informationen effektiv sowohl als Individuum als auch als Gruppen-<br />

mitglied, um ein best<strong>im</strong>mtes Ziel zu erreichen<br />

5. versteht viele der ökonomischen, rechtlichen und sozialen Streitfragen, die<br />

mit der Nutzung <strong>von</strong> Informationen zusammenhängen und er hat Zugang<br />

und nutzt die Informationen in einer ethischen und legalen Weise.“ (Homann,<br />

2002, S. 627)<br />

Diese fünf Standards mit ihren jeweiligen Ergebnisindikatoren sind heute die am<br />

häufigsten verwendete Begriffserläuterung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> hat sich in den letzten 20 Jahren vor allem<br />

durch neue Informationssysteme und daraus resultierende -angebote vergrößert. Aus<br />

38 für die umfassende Übersetzung der Standards und deren Indikatoren siehe Homann, 2002:<br />

http://bibliotheksdienst.zlb.de/2002/02_05_07.pdf<br />

40


diesem Grund hat sich der Begriff vor allem in Richtung der elektronischen Recherche<br />

erweitert. Fähigkeiten zur Bewertung und kritischen Auswahl der gefundenen Informationen<br />

wurden stärker thematisiert. <strong>Informationskompetenz</strong> umfasst heute deshalb ein<br />

wesentlich größeres Spektrum an Fähigkeiten als vor knapp zwanzig Jahren. Bättig formuliert<br />

es treffend, wenn sie schreibt, dass „<strong>Informationskompetenz</strong> ein Set <strong>von</strong> Fähigkeiten<br />

und <strong>von</strong> Wissen“ ist, das uns „nicht nur das Finden, Evaluieren und Nutzen <strong>von</strong> Informationen,<br />

die wir benötigen, sondern vielleicht noch wichtiger, das Ausfiltern der<br />

Informationen, die wir nicht benötigen, erlaubt“ (ebd., 2005, S. 15). Zudem sind Überschneidungen<br />

mit anderen Kompetenzen vorhanden (siehe dazu Kapitel 2.3).<br />

Im deutschen Raum hat allen voran Thomas Hapke in den letzten Jahren zur Erweiterung<br />

des Verständnisses <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> beigetragen. Er betont in seinen<br />

Publikationen die kommunikativen und kollaborativen Elemente der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und spricht, in Anlehnung und durch Verwendung <strong>von</strong> Web-2.0-Technologien,<br />

<strong>von</strong> „<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0.“ Dies bedeutet nach Hapke, dass:<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0<br />

1) ein ganzheitliches Verständnis <strong>von</strong> Informations- und Lernprozessen umfasst<br />

2) eine <strong>von</strong> vielen Schlüsselkompetenzen ist<br />

3) eine „Lernerfahrung“ ist<br />

4) <strong>im</strong> Web 2.0 ein Prozess ist, der nicht nur Lernen mit und durch Informationen<br />

umfasst, sondern verstärkt Lernen über Informationen und Wissen ist.<br />

5) Hilfsmittel des Web 2.0 nutzt (Hapke, 2007, S. 3).<br />

Der Unterschied zur „klassischen“ <strong>Informationskompetenz</strong>, wie Hapke sie nennt, ist in<br />

Tabelle 1 dargestellt:<br />

41


<strong>Informationskompetenz</strong> und <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 nach Hapke (2007)<br />

Tabelle 1: Unterscheidung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 und klassischer <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(aus Hapke, 2007, S. 141)<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 bedeutet demnach, dass neben effizienten Recherche- und<br />

Navigationsstrategien auch soziale Prozesse und Charakteristiken des Web 2.0 den eigenen<br />

Informations- und Lernprozess beeinflussen und sich deshalb sowohl die Vermittlung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> als auch das Konzept an diesen Wandel anpassen muss. Hapke<br />

bemerkt zudem kritisch, dass Standards wie die der ALA eine Unterstützungsfunktion<br />

erfüllen können und aus politischen Gründen sinnvoll erscheinen mögen, sie jedoch keine<br />

komplexen Konzepte wie das der <strong>Informationskompetenz</strong> abbilden können (vgl. Hapke,<br />

2007). Hier sei bemerkt, dass die Standards der ALA (1998) keinen normativen Charakter<br />

haben und als Empfehlungen verstanden werden (vgl. ALA, 2000, Homann, 2002).<br />

Gehen wir nun zurück zur Frage, die zu Beginn des Kapitels 2.2 gestellt wurde: Was ist<br />

<strong>Informationskompetenz</strong>? Auch diese Dissertation kann keine umfassende, s<strong>im</strong>ple Antwort<br />

geben. Aus den Begriffs- und Konzepterläuterungen wird ersichtlich, dass <strong>Informationskompetenz</strong><br />

ein Begriff ist, der je nach Interessensschwerpunkt (z. B. technische Fähigkeiten,<br />

analytische Fähigkeiten, soziale Komponenten der Information, Informationsethik)<br />

unterschiedlich beleuchtet werden kann und deshalb verschiedene Foci hat. Der Kern der<br />

oben beschriebenen Erklärungen lässt sich meiner Meinung nach jedoch wie folgt zusam-<br />

42


menfassen:<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> beinhaltet die Fähigkeiten, das Bedürfnis nach Informationen<br />

für Aufgaben zu erkennen, die es zu lösen gilt, inklusive das effektive und<br />

effiziente Lösen derselben. Dazu gehören die Fähigkeiten, den Informationsbedarf<br />

gezielt einzugrenzen, und das Wissen um Ressourcen und deren Nutzung, um diese<br />

Informationen zu finden, zu analysieren und in geeigneter Form wiedergeben zu<br />

können, um das Problem zu lösen oder die Fragen beantworten zu können, die<br />

gestellt/erkannt wurden. In diesen Entscheidungs- und Problemlöseprozess gehören<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten wie kritisches Denken, die gezielte und kompetente Nutzung<br />

verschiedener Medien während dieses Prozesses, das Wissen um Informationsethik<br />

und Kenntnisse über die Informations- und Publikationsindustrie.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> ist nach meinem Verständnis eine Schlüsselkompetenz, die<br />

jedoch nicht abgegrenzt <strong>von</strong> anderen Kompetenzen steht, sondern sich vielmehr mit<br />

anderen überschneidet und diese ergänzt.<br />

Für eine bessere Einordnung dieser Dissertation und des Projekts i-literacy in das Konzept<br />

der <strong>Informationskompetenz</strong> ist es an dieser Stelle angebracht, das Verständnis <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> für diese Arbeit zu erläutern. Es ist nicht in meinem Sinne, eine<br />

neue Definition <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu erarbeiten noch Mängel an bestehenden<br />

Erläuterungen zu beleuchten, da es sich hier um ein Konzept zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

an Hochschulen handelt, nicht um eine Diskussion des Konzepts an sich.<br />

2.3 Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für diese Arbeit<br />

Wie aus Kapitel 2.2 ersichtlich wird, ist es möglich, das Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In dieser Dissertation geht es darum,<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s zu fördern und in<br />

Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Arbeiten zu setzen. Aus diesem Grund<br />

orientiert sich das Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in meiner Arbeit stark an<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Studierende haben müssen oder <strong>im</strong> Laufe des Studiums<br />

erlernen sollen, um universitäre Aufgaben zu lösen, die in diesem Zusammenhang stehen<br />

und die sie später <strong>im</strong> Berufsalltag haben sollten. Ich möchte an dieser Stelle deshalb<br />

erläutern, welches Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> diesem Dissertationsvorhaben<br />

zugrunde liegt und welche Teilaspekte <strong>von</strong> besonderer Bedeutung sind. Dies bedeutet<br />

43


jedoch nicht, dass ich weitere Konzepte und Aspekte, die andere Autoren als wichtige<br />

Bestandteile erachten, für unwichtig halte. Es handelt sich hierbei um eine Eingrenzung<br />

des Konzepts zu Verständniszwecken und um eine gezielte Untersuchung des<br />

Gegenstandes <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit zu erlauben. Demnach zeichnen einen<br />

informationskompetenten Studierenden die folgenden neun Fähigkeiten aus:<br />

1) Erkennen und Beschreiben eines Informationsbedürfnisses, Formulierung<br />

der zu beantwortenden (Forschungs-)Fragen<br />

2) Wissen über geeignete Suchsysteme und -strategien sowie deren effektive<br />

Nutzung (inkl. Besonderheiten des Web 2.0)<br />

3) Evaluation der Relevanz, Qualität und der Wissenschaftlichkeit der<br />

gesichteten Informationen<br />

4) Auswahl und Organisation der relevanten Informationen zur Lösung der<br />

Aufgabe(n) und Integration in bestehendes Wissen<br />

5) Kritisches Sichten, aufgabenangemessenes Exzerpieren und Synthetisieren<br />

der relevanten Informationen<br />

6) Effektive Nutzung der Informationen, um das ermittelte<br />

Informationsbedürfnis zu decken, die vorher definierten Ziele zu erreichen<br />

oder neue Erkenntnisse zu gewinnen<br />

7) Präsentation der aufbereiteten Informationen in einer nachvollziehbaren<br />

Struktur sowie einer anschaulichen Art und Weise mit geeigneten<br />

technischen Mitteln<br />

8) Verständnis über die ethischen, sozialen und rechtlichen Hintergründe und<br />

Verwendungsweisen <strong>von</strong> Informationen<br />

9) Fähigkeit zur Reflexion über den gesamten Prozess des Arbeitens mit Informationen<br />

sowie Bereitschaft zum lebenslangen Lernen.<br />

Aus diesen neun Punkten wird ersichtlich, dass sich das Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

für diese Arbeit zum einen stark an den Erläuterungen der ALA/ACRL (2000)<br />

orientiert, der Fokus jedoch auf der Verwendung <strong>von</strong> Informationen <strong>im</strong> universitären<br />

Umfeld liegt, eine Ausweitung auf andere Bereiche jedoch einschließt und voraussetzt und<br />

das Web 2.0 sowie das Semantische Web als Werkzeuge <strong>im</strong> Prozess sieht.<br />

44


2.4 Verwandte Konzepte zu <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Aus den Kapiteln 2.1 und 2.2 sowie aus dem Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

für diese Arbeit (Kapitel 2.3) wird ersichtlich, dass sich <strong>Informationskompetenz</strong> zum einen<br />

nicht klar definieren lässt und zum anderen Überschneidungen mit weiteren Kompetenzen<br />

stattfinden. So ist z. B. für Kuhlthau (1987) Computerkompetenz ein Bestandteil <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong>, für Doyle (1992) und Bruce (1997) kritisches Denken und für<br />

Shapiro und Huges (1996) „tool literacy“. Hapke beschreibt es deshalb treffend, wenn er<br />

schreibt: „<strong>Informationskompetenz</strong> […] ist <strong>im</strong> universitären Umfeld <strong>im</strong>mer Teil einer Vielzahl<br />

weiterer, oft verwandter Schlüsselkompetenzen <strong>im</strong> Bereich wissenschaftlichen Arbeitens<br />

und effektiver Studientechniken sowie berufsbezogener Anforderungen“ (ebd., 2007,<br />

S. 5). Daraus folgt, dass die verschiedenen Kompetenzen, die in das Konzept der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

gehören, nur gemeinsam einen kompetenten, effizienten und verantwortungsbewussten<br />

Umgang mit Informationen ermöglichen. <strong>Informationskompetenz</strong> wird<br />

deshalb auch als Meta-Kompetenz bezeichnet (siehe dazu Lloyd, 2003) und kann deshalb<br />

nicht isoliert betrachtet werden (vgl. Hapke, 2007). Maberry und Guitini (2008) illustrieren<br />

die integralen Bestandteile zum Beispiel sehr anschaulich. Die <strong>von</strong> ihnen in ihrer Grafik<br />

verwendeten Begriffe werden <strong>von</strong> mir meist nicht in der Erklärung des jeweiligen<br />

Konzeptes übersetzt, da eine Übersetzung ins Deutsche entweder nur schwer möglich ist<br />

oder irreführend wäre. Die folgende Grafik zeigt, welche Kompetenzen information<br />

literacy nach Maberry und Guitini (2008) umfasst 39 :<br />

39 Überblick über Teilkompetenzen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> finden sich auch in Martin, A. & Madigan,<br />

D. (2006)<br />

45


Teilkompetenzen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> nach Maberry und Guitini (2008)<br />

Abbildung 1: Teilkompetenzen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> nach Maberry und Guitini (2008)<br />

Media Literacy. Damit ist der kritische Umgang mit Informationen der Massenmedien<br />

gemeint, wobei die Bewertung und Analyse gedruckter und elektronischer Medien <strong>im</strong><br />

Vordergrund steht. Medienkompetenz beschreibt die Fähigkeit, Medien und deren<br />

Zusammenwirken zu begreifen, übergreifende und spezifische Strukturen wahrzunehmen<br />

sowie Medieninhalte analysieren, bewerten und evaluieren zu können (vgl. Baacke, 1997).<br />

Computer Literacy. Synonyme hierzu sind IT-, Information Technology, Electronic und<br />

Electronic Information Literacy. Computer Literacy beinhaltet Hardware, Software und<br />

Applications Literacy und meint zusammengefasst den effektiven Einsatz und die Nutzung<br />

<strong>von</strong> Computern.<br />

Digital Literacy. Darunter versteht man die Fähigkeit, Mult<strong>im</strong>edia- und Hypertexte lesen<br />

und verstehen zu können. Dazu gehört das Bewerten der Informationen, eine persönliche<br />

46


Informationsstrategie, das sinnvolle Ergänzen traditioneller Medienformen und die Einschätzung<br />

des Wertes und der Vollständigkeit verlinkter Texte (Bättig, 2005).<br />

Library Literacy. Darunter versteht man die Befähigung zur selbstständigen Nutzung der<br />

Bibliothek und ihrer Dienstleistungsangebote.<br />

Traditional Alphabetic Literacy. Dieser Begriff umfasst den Erwerb der drei Basiskompetenzen<br />

Lesen, Schreiben und Rechnen, wie man sie <strong>im</strong> Alltag benötigt (vgl. Horton /<br />

UNESCO, 2008). Traditional Alphabetic Literacy meint die Fähigkeit, geschriebene<br />

Schriftzeichen und numerische Zeichen verstehen und mit ihnen kommunizieren zu<br />

können.<br />

Cultural Literacy. Darunter fällt das Wissen über und das Verstehen <strong>von</strong> den charakteristischen<br />

Traditionen eines Landes, einer Religion, einer ethnischen Gruppe oder eines<br />

Stammes (UNESCO, 2008). Ein zentraler Gedanke ist der des Digital Divide: Nicht alle<br />

Medien sind in allen Kulturen gleichermaßen vorhanden, akzeptiert und genutzt.<br />

Visual Literacy. Dieses Konzept stammt aus der Kunsterziehung. Betrachtet wird die Art<br />

und Weise, wie Künstler und Designer Gebrauch <strong>von</strong> Perspektive, Licht, Farbe und<br />

anderen Techniken der visuellen Kommunikation machen. Visuell wahrnehmbare Bilder<br />

sind sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft ein wichtiges Medium, Informationen<br />

zu vermitteln und Bedeutungen zu kommunizieren (vgl. Martin, 2006).<br />

Auch bei Hochholzer und Wolff (2006) findet man eine Aufstellung <strong>von</strong> Teilkompetenzen,<br />

die <strong>Informationskompetenz</strong> als ein Zusammenspiel dieser betrachten:<br />

- Technische Kompetenz, d. h. das für die verschiedenen Kommunikationsmedien<br />

erforderliche technische Wissen<br />

- Kulturelle Kompetenz, d. h. Wissen um kulturspezifische Besonderheiten<br />

- Kommunikative Kompetenz, d. h. Wissen um Verfügbarkeit und Funktion<br />

der digitalen Kommunikationsmedien der Wissenskommunikation<br />

- Soziale und organisationsbezogene Kompetenz<br />

- Sprachliche Kompetenz, insbesondere das <strong>im</strong> Bereich der Informationserschließung<br />

notwendige sprachliche Wissen (ebd., S. 10).<br />

47


Hier wird, wie schon bei Maberry und Guitini, deutlich, dass <strong>Informationskompetenz</strong> als<br />

eine Meta-Kompetenz verstanden werden muss, die nicht isoliert betrachtet werden kann.<br />

Je nach Verständnis des Konzepts <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> werden verschiedene<br />

Kompetenzen als zugehörig angesehen. Es handelt sich um ein Konglomerat <strong>von</strong> Teilkompetenzen,<br />

die nur gemeinsam eine informationskompetente Person ausmachen.<br />

Die Aufstellung der verschiedenen Kompetenzen, die alle Bestandteil <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

sind, verdeutlicht die Bedeutung dieser Fähigkeiten. Nicht umsonst wird <strong>Informationskompetenz</strong><br />

sowohl <strong>von</strong> der UNESCO, dem Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung, der OECD, dem Wissenschaftsrat sowie <strong>im</strong> Rahmen des Bologna-Prozesses<br />

(vgl. Berliner Kommuniqué, 2003) als eine grundlegende Komponente zur effektiven Nutzung<br />

und Organisation <strong>von</strong> Wissen und Informationen beschrieben. Dass diese Fähigkeiten<br />

auch <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Hochschulstudium</strong>s eine tragende Rolle spielen sollten, wird deutlich,<br />

da die Teilkompetenzen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> alle auch an sich Fähigkeiten sind,<br />

die Studierende haben müssen, um erfolgreich ein Studium abzuschließen und später in der<br />

Berufswelt bestehen zu können (siehe dazu Kapitel 2.7).<br />

Hier spielt auch das Konzept des lebenslangen Lernens eine Rolle, denn wenn man <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> spricht, dann geht es auch um die sich ständig wandelnden<br />

Anforderungen der Lebens- und Arbeitswelt, die es sowohl für Studierende als auch für<br />

Berufseinsteiger und Beschäftigte notwendig machen, Strategien und Strukturen zu entwickeln,<br />

um diesem Wandel standzuhalten und mit der <strong>im</strong>mer größer werdenden Zahl an<br />

neuen Informationen, dem schnellen Veralten großer Wissensanteile und dem gesellschaftlichen<br />

Erfordernis der Flexibilität, sich stets neue Arten der Informationsgewinnung,<br />

-verarbeitung und -vermittlung anzueignen.<br />

2.5 <strong>Informationskompetenz</strong> und lebenslanges Lernen<br />

Um in der Informations- und Wissensgesellschaft konkurrenzfähig zu werden und zu<br />

bleiben, müssen <strong>von</strong> jedem Einzelnen Strategien und Prozesse entwickelt werden, die es<br />

ermöglichen, mit den verfügbaren Informationen vor dem Hintergrund des technologischen<br />

Fortschritts effektiv und effizient umzugehen. Um am gesellschaftlichen Leben<br />

teilzuhaben und Nutzen aus neu entstehenden Technologien ziehen zu können, muss jeder<br />

Mensch über die gesamte Lebensspanne hinweg sein Wissen und seine Fähigkeiten weiterentwickeln.<br />

So schreibt Homann: „Das selbständige und das selbstgesteuerte Lernen sind<br />

zentrale Merkmale des Lebenslangen Lernens, das <strong>von</strong> Mitgliedern einer sich ständig<br />

48


wandelnden Informationsgesellschaft erwartet wird“ (ebd., 2000c, S. 196).<br />

Aus diesem Grund ist es bereits in der Hochschulausbildung sinnvoll, nicht nur Wissen<br />

zu vermitteln, sondern Studierenden die Möglichkeit geben, <strong>Informationskompetenz</strong> als<br />

eine Schlüsselkompetenz zu erwerben, die es ihnen ermöglicht, ihr Wissen und ihr Lernen<br />

dem sich wandelnden Bedarf selbstständig anzupassen.<br />

Wissen spielt in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung eine <strong>im</strong>mer größere<br />

Rolle für ein erfolgreiches Leben und Arbeiten in der Wissensgesellschaft. Umfang,<br />

Komplexität und Innovationsdynamik des verfügbaren Wissens haben sich seit Mitte des<br />

20. Jahrhunderts dramatisch erhöht und werden sich weiter erhöhen (vgl. Dewe & Weber,<br />

2007). Der Begriff der Wissensgesellschaft steht als Metapher für eine Weltsicht des permanenten<br />

Wandels <strong>von</strong> Anforderungen und erforderlichem Wissen. Vor dem Hintergrund<br />

der Geschwindigkeit des sozialen, politischen, ökonomischen und technischen Wandels,<br />

der zunehmenden Unkalkulierbarkeit <strong>von</strong> Entwicklungen auf den Güter- und Arbeitsmärkten<br />

und der steigenden Unsicherheit in den (berufs)biografischen Perspektiven der<br />

Menschen (Dohmen, 1996; Arbeitsstab Forum Bildung, 2001) ist <strong>Informationskompetenz</strong><br />

erforderlich, um auf der Basis <strong>von</strong> recherchierten Informationen und eigenem, strukturiertem<br />

Vorwissen neues, praktisch anwendbares Wissen für konkrete Arbeitsanforderungen<br />

zu entwickeln. Nur wer über diese Kompetenz verfügt, dem wird es gelingen, mit dem<br />

rasanten gesellschaftlichen Wandel Schritt zu halten.<br />

Einen Zugang zur Wissensgesellschaft erhalten nur diejenigen, die sich auf diese<br />

Herausforderungen einstellen können: „Wer sich der alle Lebensbereiche umfassenden<br />

Norm zur Flexibilität – sichergestellt durch lebenslanges Lernen – entzieht, droht aus der<br />

vernetzten Gesellschaft der Zukunft ausgeschlossen zu werden bzw. erst gar keinen<br />

Zugang zu erhalten“ (Dewe & Weber, 2007, 9). In einer solchermaßen skizzierten Wissensgesellschaft<br />

dreht sich alles um Fähigkeiten und Fertigkeiten, ständig „neue Erfahrungen<br />

und Einsichten sinnvoll wertend zu verarbeiten und die eigenen Verstehens- und Deutungsmuster<br />

sowie den eigenen Erkenntnis-, Aktions- und Verantwortungshorizont permanent<br />

so weiterzuentwickeln, daß sich über eine adaptive Sozialisation hinaus notwendige<br />

neue kreative Situationsbewältigungs-Kompetenzen erschließen“ (Dohmen, 1996, 13).<br />

Die Kompetenz, Informationen in einem Prozess lebenslangen Lernens zu recherchieren,<br />

zu bewerten und darzustellen, ist nicht nur eine Anforderung an Studienabsolventen in<br />

der Wissensgesellschaft, sondern angesichts einer zunehmenden Wissensintensität in praktisch<br />

allen Berufsfeldern ein wichtiges Merkmal der sogenannten Beschäftigungsfähigkeit<br />

(vgl. Wiepcke, 2009).<br />

49


Lebenslanges Lernen bezeichnet den Vorgang der aktiven Auseinandersetzung mit dem<br />

persönlichen Lebensumfeld. Aus dieser Auseinandersetzung erwächst die Möglichkeit,<br />

sich selbst und die Welt zu verstehen, sich weiterzuentwickeln und das eigene Handeln den<br />

gegebenen Herausforderungen anzupassen. Es geht allerdings nicht um eine reaktive<br />

Anpassung an Umstände in der individuellen Lebens- und Arbeitssituation, sondern – <strong>im</strong><br />

emanzipatorischen Sinne – um Fähigkeiten zur Orientierung und um die eigene Selbstbest<strong>im</strong>mungsmöglichkeit<br />

(Schwarz & Behrmann, 2004). Gerade weil die Wissensgesellschaft<br />

durch eine <strong>im</strong>mer häufiger erforderliche Neuorientierung hohe Anforderungen stellt,<br />

wird lebenslanges Lernen notwendig. Weil Informationen und Wissen <strong>im</strong>mer schneller<br />

obsolet werden, kommt lebenslangem Lernen Bedeutung dabei zu, den eigenen Bedürfnissen<br />

und Zielsetzungen in der ständig wachsenden Menge <strong>von</strong> Lernerfordernissen nachgehen<br />

zu können und die Informationsflut zu bewältigen (Schwarz, 2003). Bereitschaft zum<br />

und Fertigkeiten des lebenslangen Lernens erhöhen einerseits die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

bzw. Beschäftigungsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt (vgl. Heinze, Sporer &<br />

Jenert, 2007), andererseits erhöhen sie die Anpassungsfähigkeit an sich beständig verändernde<br />

Kontexte.<br />

Dieses Konzept des lebenslangen Lernens basiert auf der Idealvorstellung des mündigen<br />

Bürgers, der Informations- und Kommunikationstechnologien für die eigenen Bedürfnisse<br />

opt<strong>im</strong>al einsetzt und damit den Anforderungen eines rasch wachsenden Weiterbildungsbedarfs<br />

in der Wissensgesellschaft gerecht wird. Dieses Bildungsverständnis legt seinen<br />

Schwerpunkt auf Fähigkeiten, das eigene Vorwissen und die eigenen Anschauungen<br />

kritisch zu reflektieren und zu verändern (Schwarz, 2003; Abid, 2004). Gleichzeitig<br />

beinhaltet es aber auch besondere Herausforderungen. Dazu gehören zeitliche und örtliche<br />

Flexibilität bei der Einbindung <strong>von</strong> selbstgesteuerten Lernformen in den Alltag, die<br />

Überwindung <strong>von</strong> Schwellenangst bei Weiterbildungsmaßnahmen und ein hohes Maß an<br />

Selbstdisziplin, um eingeschlagene Wege durchzuhalten (Krug, 2003). Lebenslanges<br />

Lernen realisiert sich daher in didaktischen Arrangements, „die das selbstgesteuerte Lernen<br />

und das Lernen des Lernens unterstützen, um Kompetenzerwerb und Orientierungsfähigkeit<br />

aller Bildungsteilnehmer zu fördern“ (Schwarz & Behrmann, 2004, 12).<br />

Die Notwendigkeit, lebenslang zu lernen, verändert die Bedeutung des Lernens für den<br />

Einzelnen. Man kann <strong>im</strong>mer weniger da<strong>von</strong> ausgehen, dass einmal erworbenes Wissen für<br />

länger andauernde Zeiträume <strong>von</strong> Lebens- und Arbeitssituationen ausreichend ist<br />

(Schwarz, 2003). Lebenslanges Lernen reicht über traditionelle Bildungseinrichtungen und<br />

Weiterbildungsmaßnahmen hinaus. Die Entwicklung führt weg <strong>von</strong> einer Fokussierung auf<br />

50


Kurse und Maßnahmen sowie deren organisatorische, curriculare und didaktisch-methodische<br />

Aspekte. Stattdessen führt die Entwicklung hin zu einer Betonung der Eigenverantwortlichkeit<br />

des Lernens. Während traditionelle Bildungspolitik auf die Gestaltung <strong>von</strong><br />

Institutionen abzielte, rücken Konzepte des lebenslangen Lernens die lernende Person und<br />

ihren subjektiven Vorgang des eigenen Lernens in den Mittelpunkt (Krug, 2003). Diesen<br />

individuellen Konstruktionsprozess <strong>von</strong> Wissen gilt es zu fördern und zu unterstützen,<br />

wobei hier Fähigkeiten zur <strong>Informationskompetenz</strong> eine tragende Rolle spielen.<br />

Von Bedeutung ist dabei der Einbezug <strong>von</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

in den Lernprozess. Es geht um die Integration <strong>von</strong> netzbasierten, computerunterstützten<br />

Lernplattformen (Schwarz, 2003), <strong>von</strong> E-Learning-Angeboten, <strong>von</strong> Informationsdatenbanken<br />

und sozialen Netzwerken, die ein selbstgesteuertes lebenslanges Lernen<br />

ermöglichen. Sie müssen dazu beitragen, die persönliche Verantwortung und die Eigenverantwortlichkeit<br />

für den Erwerb neuer Kenntnisse und Fähigkeiten herauszufordern<br />

(Krug, 2003).<br />

In dieser Herausforderungssituation der Wissensgesellschaft sehen sich Menschen mit<br />

zwei zentralen Anforderungen konfrontiert: Dabei handelt es sich erstens um die Bereitschaft<br />

und Fähigkeit zum lebenslangen Lernen, um den sich ständig wandelnden Bedürfnissen<br />

der Lebens- und Arbeitswelt gewachsen zu sein. Zweitens bedarf es der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> für die Recherche, Evaluation und Darstellung <strong>von</strong> Informationen<br />

(Oblinger, 2007; Dewe & Weber, 2007) sowie für die Nutzung dieser Informationen zum<br />

Aufbau <strong>von</strong> neuem Wissen, da es sich hierbei auch um eine intellektuelle Fähigkeit<br />

handelt, die es ermöglicht, Information in anwendbares Wissen umzusetzen (Dewe &<br />

Weber, 2007). Die UNESCO stellt in der 2003 erschienenen „Prague Declaration: Towards<br />

an Information Literate Society“ <strong>Informationskompetenz</strong> als einen Teil des lebenslangen<br />

Lernens dar:<br />

„Information Literacy, which encompasses knowledge of one’s<br />

information needs and the ability to identify, locate, evaluate, organize and<br />

effectively use information to address issues or problems at hand, is a<br />

prerequisite for participating effectively in the information society, and is<br />

part of the basic human right of life long learning“ (S. 1).<br />

Dies wird ebenso aus der Alexandria Proclamation (2005) ersichtlich: „Information<br />

Literacy lies at the core of lifelong learning“ (NFIL, S. 1). Drei Jahre später wird lebenslanges<br />

Lernen – und damit auch <strong>Informationskompetenz</strong> selbst – <strong>von</strong> der UNESCO in<br />

einer weiteren Veröffentlichung als Menschenrecht beschrieben (vgl. Horton, 2008).<br />

51


2.6 Modelle zum Prozess der Informationssuche<br />

Um ein besseres Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu bekommen und um<br />

begreifen zu können, wie diese Fähigkeit gefördert werden kann, ist es sinnvoll, sich einige<br />

bestehende Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> anzusehen. Seit Ende der<br />

80er Jahre sind eine Reihe <strong>von</strong> Modellen entstanden, die an Schulen, Hochschulen und in<br />

Unternehmen eingesetzt werden, um <strong>Informationskompetenz</strong> zu fördern. Viele Modelle<br />

zeichnen sich durch einen best<strong>im</strong>mten Schwerpunkt aus, wie z. B. das REACTS-Modell<br />

<strong>von</strong> Stripling und Pitts (1988), das sich hauptsächlich mit dem Verfassen <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeiten besschäftigt oder das ISP-Modell <strong>von</strong> Kuhlthau (1989), in dem der<br />

Fokus auf dem Recherche-Prozess liegt. Andere wiederum zeichnen sich durch eine<br />

Kombination aus Elementen bestehender Modelle aus, wie das Dynamische Modell der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Homann (2000a, 2000b), oder wurden für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Bildungseinrichtung entwickelt, wie z. B. das Alberta Model for Teaching the Research<br />

Process (Oberg, 1999). Ich möchte <strong>im</strong> Folgenden acht Modelle vorstellen, die in der<br />

deutsch- und englischsprachigen Literatur am häufigsten genannt werden und sich durch<br />

eine hohe Popularität und Anwendbarkeit auszeichnen. Die folgenden Modelle sind nach<br />

dem Jahr ihrer ersten Veröffentlichung aufgelistet 40 .<br />

REACTS-Modell. Das erste Modell, das weite Verbreitung nach dessen Publikation<br />

fand, war das Stripling and Pitts Research Process Model oder REACTS <strong>von</strong> 1988. Dieses<br />

Modell legt Wert auf den Prozess des kritischen Denkens während der Recherche.<br />

Studierende sollen lernen, Informationen zu reflektieren, transformieren und<br />

synthetisieren, anstatt Fakten lediglich zu sammeln und zusammenzutragen. Die REACTS-<br />

Taxonomie beinhaltet die folgenden Elemente (aus: Stripling, 1988):<br />

Recalling Level 1<br />

Explaining Level 2<br />

Analyzing Level 3<br />

Challenging Level 4<br />

Transforming Level 5<br />

Synthesizing Level 6<br />

Abbildung 2: REACTS-Modell nach Stripling (1988)<br />

40 Viele dieser Modelle bzw. die Veröffentlichungen dazu liegen noch nicht in deutscher Sprache vor.<br />

Übersetzungen stammen daher <strong>von</strong> mir. Falls ein Begriff in seiner deutschen Übersetzung einen anderen Sinn<br />

hat oder ein deutsches Wort den selben Sinn hat, habe ich die englischen Begriffe verwendet.<br />

52


Recalling bedeutet, die Fakten zu nennen, die bekannt sind, ohne die Informationen zu<br />

analysieren oder neu zu organisieren. Explaining meint, die Informationen zusammenzufassen<br />

oder zu paraphrasieren, Beispiele zu finden und die Informationen in neue Kontexte<br />

zu setzen. Analyzing bedeutet, das Thema in seine einzelnen Komponenten zu zerlegen<br />

und diese miteinander zu vergleichen. Challenging heißt, das Thema kritisch zu beurteilen<br />

basierend auf internen oder externen Standards. Transforming meint, mehrere<br />

Informationen zusammenzubringen, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen und diese in<br />

einem kreativen, neuen Format zu präsentieren. Sythesizing bedeutet, ein eigenes, genuines<br />

Produkt zu erstellen, das auf einem neuen Konzept oder Theorie aufbaut (Stripling, 1988).<br />

Stripling und Pitts haben dazu einen zehnstufigen Prozess entworfen, mit dessen Hilfe<br />

Studierende eine wissenschaftliche Arbeit anfertigen können, angefangen <strong>von</strong> der Themenfindung<br />

bis zum fertigen Produkt. Jeder Schritt beinhaltet Fragen, um Reflexion zu<br />

ermöglichen und den Fokus der Studierenden auf der Arbeit zu halten. Diese zehn Schritte<br />

sehen wie folgt aus:<br />

Zehn Stufen des REACTS Modells nach Stripling und Pitts (1988)<br />

1. Wähle ein Thema aus<br />

2. Gewinne einen Überblick über das Thema<br />

3. Grenze das Thema ein<br />

Reflexion: Ist das Thema ein gutes Thema?<br />

4. Entwickle eine Forschungsthese<br />

Reflexion: Stellt die Forschungsthese ein effektives, umfassendes Konzept für<br />

mein Forschungsvorhaben dar?<br />

5. Formuliere Forschungsfragen<br />

Reflexion: Bieten die Fragen eine Grundlage für das Forschungsvorhaben?<br />

6. Plane die Recherche und Ausarbeitung<br />

Reflexion: Ist der Plan durchführbar?<br />

7. Finde, Analysiere, und Evaluiere Quellen<br />

Reflexion: Sind die Quellen brauchbar und adequat?<br />

8. Evaluiere die Ergebnisse, Transkribiere, stelle Bibliographie zusammen<br />

Reflexion: Ist die Recherche abgeschlossen/komplett?<br />

9. Stelle die Ergebnisse dar, Organisiere Informationen zu einer Gliederung<br />

Reflexion: Basieren die Ergebnisse auf recherchierten Beweisen? Ist die<br />

Gliederung logisch aufgebaut?<br />

10. Fertige und Präsentiere das Endergebnis<br />

Reflexion: Ist die Arbeit/das Produkt zufriedenstellend?<br />

Abbildung 3: Zehn Stufen des REACTS-Modells nach Stripling und Pitts (1988)<br />

53


Bei dem REACTS-Modell wird ersichtlich, dass der Fokus auf dem Anfertigen einer<br />

wissenschaftlichen Arbeit liegt und Wert auf Reflexion gelegt wird. Der Prozess ist linear,<br />

wobei Studierende einen Punkt so lange wiederholen sollen, bis die Fragen zur Reflexion<br />

zufriedenstellend beantwortet werden können. Eine Umkehr auf ein vorheriges Level ist<br />

nicht vorgesehen. Dieses Modell wird heute noch in vielen Schulen in den USA<br />

verwendet, wahrscheinlich weil es sich durch eine einfache Struktur und s<strong>im</strong>ple<br />

Anwendbarkeit auszeichnet. Stripling und Pitts sind beides Bibliothekarinnen, was den<br />

Schwerpunkt des Modells <strong>im</strong> Bereich der wissenschaftlichen Recherche erklärt sowie das<br />

Fehlen <strong>von</strong> Aspekten wie Arbeiten in Teams oder der Anwendung <strong>von</strong> erworbenen<br />

Fähigkeiten in anderen Situationen. Generell bietet dieses Modell eine angemessene<br />

Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten, jedoch lässt es sich nicht ohne weiteres auf<br />

weitere Bereiche der Informationsverarbeitung anwenden. Größere Studien zur<br />

Wirksamkeit des Modells sind nicht bekannt.<br />

The Big6 Approach. 1990 haben Eisenberg und Berkowitz das Big6-Modell entwickelt.<br />

Es ist bis heute eines der populärsten Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

an Bildungseinrichtungen und in Firmen. Dies liegt zum einen an der umfassenden<br />

Anwendbarkeit des Modells auf informationsbasierte Fragen, zum anderen an der Disseminationsstrategie<br />

der Entwickler. Beide geben heute noch Workshops, halten Reden und<br />

besuchen Schulen und Hochschulen, um ihr Modell zu verbreiten. Im Big6 Approach wird<br />

der Informationsprozess in sechs Phasen untergliedert mit jeweils zwei konkreten Unterhandlungen<br />

(siehe Abbildung 4) 41 .<br />

Das Modell kann rekursiv angewandt werden <strong>im</strong> Laufe des Informationssuchprozesses<br />

und muss nicht linear durchlaufen werden. Eisenberg und Berkowitz sehen ihren Big6<br />

Approach sowohl als Prozess, um mit Informationen umzugehen, als auch als Fähigkeiten,<br />

die einzeln erlernt werden können, um dann in ihrer Summe angewandt zu werden, um<br />

Informationsprobleme zu lösen. Diese können wiederum übertragen werden auf unterschiedliche<br />

Informationsressourcen als auch auf unterschiedliche Lebensumstände wie<br />

Universität, Berufsleben sowie in den privaten Bereich.<br />

41 Für jüngere Anwenderinnen und Anwender schlagen die Autoren eine Reduktion auf drei Stufen – das<br />

„Super3“-Modell – vor: 1. Plan, 2. Do, 3. Review. Zur weiteren Lektüre siehe http://www.big6.com/<br />

54


Sechs Phasen des Big6 Approachs<br />

1. Aufgabendefinition<br />

1.1 Definiere das Informationsproblem<br />

1.2 Identifiziere die Informationen, die benötigt werden<br />

2. Strategien zur Informationssuche<br />

2.1. Best<strong>im</strong>me alle in Frage kommenden Quellen<br />

2.2. Wähle die besten Quellen aus<br />

3. Lage und Zugang<br />

3.1 Mache Quellen ausfindig (intellektuell und physikalisch)<br />

3.2 Finde Informationen in den Quellen<br />

4. Nutzung der Information<br />

4.1 Beschäftigung (z.B. Lesen, Hören, Ansehen, Fühlen)<br />

4.2 Extrahiere relevante Informationen<br />

5. Synthese<br />

5.1 Organisiere die Information <strong>von</strong> mehreren Quellen<br />

5.2 Präsentiere die Information<br />

6. Evaluation<br />

6.1 Bewerte das Produkt (Effektivität)<br />

6.2 Bewerte den Prozess (Effizienz)<br />

Abbildung 4: Die sechs Phasen des Big6 Approach mit ihren jeweiligen Unterphasen<br />

(vgl. Eisenberg & Berkowitz, 1990)<br />

Obwohl das Modell weit verbreitet ist und die Entwickler an der Ausweitung und Verbesserung<br />

interessiert sind, fehlen auch hier breit angelegte Studien zur Wirksamkeit des<br />

Modells. Eine Studie <strong>von</strong> Wolf (2006) konnte Anhaltspunkte dafür geben, dass das Big6-<br />

Modell metakognitive Fähigkeiten durch einen Scaffolding-Prozess (siehe dazu Vygotsky,<br />

1978 ) fördern kann sowie Wissensmanagementfähigkeiten erhöhen kann.<br />

ISP-Modell. Ein weiteres, auf empirischen Untersuchungen aufbauendes Modell ist das<br />

Information-Search-Process (ISP)-Modell <strong>von</strong> Carol Kuhlthau (1989). Es stellt einen<br />

weiteren wichtigen Beitrag zum theoretischen Fundament der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Informations-<br />

55


kompetenz aus dem amerikanischen Raum dar, da es eine ganzheitlichere Perspektive auf<br />

den Prozess der Informationssuche gibt als z. B. das Big6-Approach-Modell, weil es neben<br />

kognitiven Fähigkeiten auch emotionale Faktoren des Nutzers sowie die physischen Aktionen<br />

in Betracht zieht. Des Weiteren wird auch die Gestaltung der Lernumgebung berücksichtigt.<br />

Das Modell sieht den Prozess der Informationssuche als einen komplexen Lernprozess,<br />

der in sechs Phasen abläuft. Kuhlthau konnte herausfinden, dass sich emotionale<br />

Faktoren <strong>im</strong> Laufe des Prozesses <strong>von</strong> negativen Gefühlen wie z. B. Angst, oder Unsicherheit<br />

mit positiven Gefühlen wie Zufriedenheit abwechseln und somit das individuelle<br />

Handeln und damit auch den Ablauf eines Informationsprozesses beeinflussen. Personen<br />

durchlaufen diese emotionalen Phasen unterschiedlich je nach Aufgabe und Erfahrung.<br />

Kuhlthau stellt ihr Modell linear dar, jedoch ist die Rückkehr zu einer vorher schon<br />

durchlaufenen Phase möglich und wird auch <strong>im</strong> Modell berücksichtigt (Kuhlthau, 2004;<br />

Fisher, 2005).<br />

Im ISP-Modell beginnt die Person zunächst mit der Initiierungsphase, d. h. der Informationsbedarf<br />

wird ermittelt und Aufgaben identifiziert. Diese Phase ist oft durch Unsicherheit<br />

gekennzeichnet <strong>im</strong> Hinblick auf die Anforderungen der Aufgabe. In der zweiten Phase<br />

entscheiden Personen, welche Themen oder Aufgaben sie bearbeiten wollen, indem sie<br />

unterschiedliche Kriterien gegeneinander abwägen wie Anforderungen des Projekts,<br />

Zugang zu Informationen oder persönliches Interesse. Nach der Wahl einer angemessenen<br />

Aufgabe stellt sich meist Zufriedenheit ein. In der dritten Phase, der Explorationsphase,<br />

wird ein Überblick über das Thema/die Aufgabe geschaffen und ein Schwerpunkt in der<br />

Themenbearbeitung gewählt. In dieser Phase tritt wiederum gehäuft Unsicherheit und<br />

Frustration auf. Diese Phase ist nach Kuhlthau oftmals der schwierigste Schritt <strong>im</strong> Prozess.<br />

In der Formulierungsphase wird die gewonnene Information <strong>von</strong> der Person verstanden<br />

und verarbeitet, sie hat eine eigene Perspektive zum Thema/der Aufgabe bekommen und<br />

einen Fokus festgesetzt und mehr Sicherheit <strong>im</strong> Lösungsprozess erlangt (Kuhlthau, 2004).<br />

In der Phase des Sammelns wird mit Informationen weiterhin sicherer umgegangen und<br />

zielsicherer nach relevanten Informationen gesucht. Oft entstehen Gefühle <strong>von</strong> Erleichterung,<br />

aber auch Anspannung <strong>im</strong> Hinblick auf die Präsentation der Ergebnisse. In dieser<br />

Phase wird die Suche nach Informationen abgeschlossen. Nach der Präsentationsphase sind<br />

die Personen entweder zufrieden oder enttäuscht, je nach Ausgang der<br />

Ergebnisvorstellung. Zu dieser Phase gehört auch die Reflexion der Ergebnisse und des<br />

Prozesses, um das Bewusstsein für die jeweiligen Phasen zu erhöhen und zu fördern (ebd.).<br />

56


Abbildung 5: Model of the Information Search Process (ISP-Modell), (Kuhlthau, 2004, S. 82)<br />

Im ISP-Modell werden positive und negative Emotionen als natürliche und essenzielle<br />

Vorgänge gesehen, die <strong>im</strong> Prozess der Informationssuche auftreten können. Das Modell<br />

zeigt einen Prozess auf, in dem eine Person Sinn aus den gewonnenen Informationen<br />

macht, um ein best<strong>im</strong>mtes Ziel zu erreichen, und beschreibt, welche Emotionen in den<br />

jeweiligen Phasen auftreten können. Als konkrete Handlungsempfehlung, um Personen <strong>im</strong><br />

Umgang mit Informationen zu unterstützen und <strong>Informationskompetenz</strong> zu fördern, wird<br />

Hilfestellung in Form <strong>von</strong> Interventionsmaßnahmen nach der Zone der prox<strong>im</strong>alen<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Vygotsky (1978) empfohlen (Kuhlthau, 1996). Der Fokus in diesem<br />

Modell liegt auf den Individuen, die an diesem Prozess teilnehmen.<br />

Kuhlthau hat ihr Modell über 20 Jahre lang evaluiert und opt<strong>im</strong>iert. Sie ist eine der<br />

Vorreiterinnen zur Untersuchung <strong>von</strong> kognitiven und emotionalen Aspekten <strong>im</strong> Prozess<br />

der Informationssuche. Das Modell beschränkt sich nicht auf einen best<strong>im</strong>mten Bereich<br />

der Informationssuche, sondern kann sowohl in allen Ausbildungsbereichen sowie <strong>im</strong><br />

schulischen, universitären und beruflichen Bereich angewendet werden. Es bedarf hier<br />

allerdings der Anwesenheit eines Tutors oder einer Person, die intervenierend eingreifen<br />

kann bei Bedarf, um den Lernenden <strong>im</strong> Prozess weiter anzuleiten und zu unterstützen.<br />

57


Seven Faces of Information Literacy. Christine Bruce hat in ihrer Dissertation 1997 ein<br />

alternatives Modell der <strong>Informationskompetenz</strong> entwickelt, das Seven-Faces-of-<br />

Information-Literacy-Modell. In ihrer Arbeit hat sie untersucht, wie Personen <strong>Informationskompetenz</strong><br />

erfahren, wenn sie mit Information interagieren. Sie erschloss sieben<br />

verschiedene Arten (faces) der Interaktion <strong>von</strong> Mensch und Information, indem sie<br />

Wissensarbeiter (knowledge worker) an zwei australischen Universitäten nach ihren<br />

Erfahrungen mit Informationen befragte. Daraus ergab sich folgendes nutzerzentrierte<br />

Modell, bei dem <strong>Informationskompetenz</strong> sieben verschiedene Konzeptionen der Erfahrung<br />

<strong>von</strong> Information umfasst:<br />

Seven Faces of Information Literacy<br />

1) Konzeption der Informationstechnologie – Nutzung <strong>von</strong><br />

Informationstechnologie zur Informationretrieval und Kommunikation<br />

2) Konzeption der Informationsquellen – Auffinden <strong>von</strong> Informationen<br />

3) Konzeption des Informationsprozesses – Ausführung eines Prozesses<br />

4) Konzeption der Informationskontrolle – Kontrolle <strong>von</strong> Information<br />

5) Konzeption der Wissenskonstruktion – Aufbau einer persönichen<br />

Wissensbasis in einem neuen Interessensbereich<br />

6) Konzeption der Wissensextension – Arbeiten mit Wissen und persönlichen<br />

Persepktiven in einer Art und Weise, die neue Ansichten ermöglicht<br />

7) Konzeption der Weisheit – Weise Nutzung <strong>von</strong> Information zum Vorteil <strong>von</strong><br />

anderen<br />

Abbildung 6: Sieben Konzepte des Seven-Faces-of-Information-Literacy-Modells, (Bruce, 1999,<br />

S. 36-43, siehe auch Mühlbacher, 2009)<br />

Bruce betont in ihrem Modell die Wahrnehmung und aktive Rolle des Suchenden sowie<br />

die Bedeutung des Wissens, des Zugangs und des gesellschaftlichen Aspektes <strong>von</strong><br />

Information (vgl. Bruce, 1997). Der Fokus liegt bei diesem Modell in der relationalen<br />

Sichtweise der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>, was in Kontrast zu den bisher stark<br />

behavioristischen Modellen vieler Bibliothekare stand, wo die normative Perspektive <strong>von</strong><br />

ExpertInnen dominiert (vgl. Markless & Streatfield, ohne Datum; Ingold, 2005). Der<br />

Schwerpunkt der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> liegt bei Bruce vor allem in der<br />

Sammlung <strong>von</strong> Erfahrung mit Information. So spricht sie in späteren Publikationen auch<br />

weniger <strong>von</strong> Konzeptionen, sondern vielmehr <strong>von</strong> Erfahrung <strong>von</strong> Informationen<br />

(experiences of information literacy) (siehe Bruce, 1999).<br />

58


Seven Pillars Model of Information Literacy. In Großbritannien entwickelte die Society<br />

of College, National and University Libraries (SCONUL) 1998 ein Modell, das aus einem<br />

Konglomerat aus einer Reihe <strong>von</strong> Fähigkeiten, Prozesseigenschaften und individuellen<br />

Graden an Kompetenz besteht. Diese wurden auf der Basis einer breit angelegten Literaturrecherche<br />

zu Definitionen und Standards <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> erarbeitet. Grafisch<br />

dargestellt ergeben sich sieben Säulen, die die Basis für <strong>Informationskompetenz</strong> darstellen,<br />

daher der Name des Seven-Pillars-Modells. Es veranschaulicht die Fortschritte <strong>von</strong> einem<br />

basis- zu einem informationskompetenten Nutzer und charakterisiert Letzteren durch<br />

sieben verschiedene Fertig- und Fähigkeiten (siehe auch Abbildung 7):<br />

1) Recognizing an information need<br />

2) Distinguishing sources and access<br />

3) Constructing search strategies<br />

4) Locating and accessing the information sought<br />

5) Comparing and evaluating information obtained from different sources<br />

6) Organising, applying and communicating information<br />

7) Synthesising and adding new knowledge (vgl. Bragan-Turner et al., 1999;<br />

Godwin, 2007)<br />

Anders als in den bereits vorgestellten Modellen ist hier, dass <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Kompetenzstufen der Lernenden ausgegangen wird. Johnson hebt ebenso hervor, dass in<br />

diesem Modell die Synthese <strong>von</strong> bestehenden Informationen zur Schaffung <strong>von</strong> neuem<br />

Wissen und Informationen eine besondere Rolle spielt, was in ihren Augen Bestandteil <strong>von</strong><br />

jedem Modell zur <strong>Informationskompetenz</strong> sein müsse (vgl. Johnson, 2001; Ingold, 2005).<br />

Sayers (2006) weist zudem darauf hin, dass die sieben Säulen des Modells in zwei Teile<br />

gegliedert werden können: Die ersten vier Säulen stellen Fähigkeiten dar, die notwendig<br />

sind, um Informationen ausfindig zu machen und zugänglich zu machen. Nach Sayers sind<br />

dies Fähigkeiten, die <strong>von</strong> der Mehrheit <strong>von</strong> Personen erlernt werden können. Die letzten<br />

drei Säulen hingegen stellen komplexere Kompetenzen dar, da sie notwendig sind, um<br />

Information zu verstehen und nutzen zu können (siehe auch Mühlbacher, 2009).<br />

59


Seven Pillars of Information Literacy<br />

Abbildung 7: Seven-Pillars-of-Information-Literacy-Modell, (SCONUL, 2004)<br />

Dynamisches Modell der <strong>Informationskompetenz</strong>. Ein Modell, das Elemente aus dem<br />

Big6 Approach und dem ISP-Modell kombiniert, stammt aus dem deutschsprachigen<br />

Raum <strong>von</strong> Benno Homann (2000a). Wesentliche Merkmale des Dynamischen Modells der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> (DYMIK) sind die subjekt- und handlungsbasierte Perspektive, die<br />

dynamische Sichtweise des Informationsprozesses, der in fünf Phasen gegliedert ist, sowie<br />

die funktionale Zuordnung der Informationsobjekte und Einzelkompetenzen zu den<br />

einzelnen Phasen (vgl. Homann, 2000a):<br />

60


Dynamisches Modell der <strong>Informationskompetenz</strong> (DYMIK)<br />

Abbildung 8: Dynamisches Modell der <strong>Informationskompetenz</strong>, (Homann, 2000a)<br />

Die Dynamik <strong>von</strong> Informationsprozessen wird in Homanns Modell durch die zirkulare<br />

Anordnung der Phasen repräsentiert. Durch die Verbindung zwischen Bewertung und<br />

Bedarf wird zudem deutlich gemacht, dass ein Informationsprozess meist nicht sofort zu<br />

einem eindeutigen Ergebnis führt, sondern die Initiierung eines weiteren Informationsprozesses<br />

erfordern kann. Im Mittelpunkt steht bei Homann die Person, deren Handeln <strong>von</strong><br />

rationalen und emotionalen Faktoren geprägt wird. Das Modell kann als Grundlage für die<br />

Konzeption <strong>von</strong> Veranstaltungen zur Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> eingesetzt<br />

werden (vgl. Homann, 2000a).<br />

Die Besonderheit an diesem Modell ist zudem, dass es eine didaktische, eine methodische<br />

sowie eine organisatorische Komponente des Informationsprozesses berücksichtigt.<br />

Es stellt ein Modell dar, das einen hohen Anwendungsbezug hat und für Institutionen mit<br />

Schulungspersonal geeignet ist.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0. Eine weitere Entwicklung aus dem deutschen Raum ist das<br />

Modell der <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 <strong>von</strong> Hapke (2007). Das Konzept des Modells<br />

wurde in Kapitel 2.2.2 bereits angesprochen. Es berücksichtigt die kommunikativen und<br />

kollaborativen Elemente des Web 2.0 ebenso wie die durch Web-2.0-Technologien zur<br />

61


Verfügung stehenden Ressourcen. Im Vergleich zu anderen Modellen versteht Hapke<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> als einen Prozess, der auch Lernen über Information und Wissen<br />

umfasst, nicht nur Lernen mit und durch Informationen. Neben den Strategien, die in<br />

anderen Modellen bereits beschrieben wurden, wie Recherche oder Informationsnutzung,<br />

gehören hier auch soziale Prozesse und Charakteristiken des Web 2.0 zum Modell. Diese<br />

beeinflussen die Person in ihrem Prozess und müssen daher bei der Vermittlung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> berücksichtigt werden.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> 2.0<br />

Abbildung 9: <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 (Hapke, 2007)<br />

Das Modell wird durch Hapkes Thesen zur <strong>Informationskompetenz</strong> 2.0 (siehe Kapitel<br />

2.2.2) sehr anschaulich erklärt. In seinen Ausführungen erklärt er, wie die heutigen<br />

Entwicklungen das „Verschwinden des Nutzers“ hervorrufen. Er spielt damit auf die<br />

Möglichkeiten des Web 2.0 an, wo ein Nutzer kein solcher bleibt, sondern gleichzeitig<br />

auch Konsument, Kunde, Lernender und Autor wird und die ihn umgebenden Strukturen<br />

verändert:<br />

„Nutzer und System verhalten sich nicht mehr nur wie Subjekt und Objekt,<br />

wobei das Subjekt das Objekt nutzt, ohne dieses zu verändern oder ohne dass<br />

62


es <strong>von</strong> diesem sichtbar verändert wird. Viel stärker als früher beeinflusst,<br />

verändert und erweitert der Nutzer heute das benutzte Recherchesystem.<br />

Nicht nur durch Nutzermodellierung bzw. Adaptierung dessen Verhaltens<br />

rücken die Sphären des Nutzers und des jeweiligen Informationssystems<br />

enger zusammen. Nutzer und Informationssystem agieren als Lernende“<br />

(Hapke, 2007, S. 2).<br />

Eine Folgerung für Bibliotheken, die Hapke daraus schließt, ist, dass eine systemisch<br />

orientierte Beratung, die „neben der Autonomie der zu beratenden Person <strong>im</strong>mer auch die<br />

Autonomie der sozialen Systeme und Kontexte … berücksichtigt“ (2007, S. 149), sinnvoll<br />

wäre und sich deshalb ein Wandel vollziehen muss <strong>von</strong> der Archivierung und Beobachtung<br />

<strong>von</strong> Informationen hin zu einer „Bibliothek 2.0“, die den Lernenden vielmehr kritische<br />

Kommentatoren, Mediatoren und Mentoren zu Seite stellt als reines Schulungspersonal. In<br />

diesem Modell wird wiederum klar, dass <strong>Informationskompetenz</strong> nicht als einmal<br />

erlernbare, in sich abgeschlossene Fähigkeit verstanden wird, sondern vielmehr als ein<br />

Prozess, der in komplexe soziale und technische Systeme eingebettet ist und in dem sich<br />

die Person stets in einem Prozess des Lernens befindet.<br />

Information Literacy Life Cycle. In ihrem Bericht „Understanding Information Literacy:<br />

A Pr<strong>im</strong>er“ stellt die UNESCO fest, dass es mehrere Dutzend, vielleicht Hunderte Definitionen<br />

und Modelle zur <strong>Informationskompetenz</strong> gibt. Diese unterschiedlichen<br />

Beschreibungen und Modelle zeichnen sich jedoch durch die Gemeinsamkeit aus, dass sie<br />

den Informationsprozess bzw. die Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in mehreren<br />

Phasen sehen (vgl. Horton / UNESCO, 2008). Die UNESCO hat daraufhin ebenso ein<br />

Modell entwickelt, das Information-Literacy-Life-Cycle-Modell. Es beschreibt elf Schritte<br />

mit jeweils fünf Aspekten oder Komponenten, die jeweils ausführlich erklärt sind.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> wird <strong>im</strong> Bericht als ein Zusammenschluss mehrerer Kompetenzen<br />

gesehen (siehe dazu auch Kapitel 2.4) sowie ein Teil <strong>von</strong> lebenslangem Lernen. Zu ihrem<br />

Modell räumt die UNESCO ein, dass es möglich ist, manche Phasen zusammenzufassen<br />

oder eine Phase in mehrere Phasen zu unterteilen. Ebenso wird das Modell nicht als<br />

linearer Prozess verstanden, sondern als eine Art Zyklus, in dem die entsprechende Phase<br />

wiederholt werden kann und man zu einer vorherigen Phase zurückgehen kann. Die elf<br />

Phasen werden wie folgt beschrieben:<br />

1) Realize that a need or problem exists that requires information [for] its<br />

satisfactory resolution.<br />

63


2) Know how to accurately identify and define the information needed to meet the<br />

need, solve the problem, or make the decision.<br />

3) Know how to determine whether the needed information exists or not, and if it<br />

does not, know how to create, or cause to be created the unavailable information<br />

(also referred to as „creating new knowledge“).<br />

4) Know how to find the needed information if you have determined that it does,<br />

indeed, exist.<br />

5) Know how to create, or cause to be created, unavailable information that you<br />

need; somet<strong>im</strong>es called „creating new knowledge“.<br />

6) Know how to fully understand found information, or know where to go for help<br />

if needed to understand it.<br />

7) Know how to organize, analyze, interpret and evaluate information, including<br />

source reliability.<br />

8) Know how to communicate and present the information to others in appropriate<br />

and usable formats and mediums.<br />

9) Know how to utilize the information to solve a problem, make a decision or<br />

meet a need.<br />

10) Know how to preserve, store, reuse, record and archive information for future<br />

use<br />

11) Know how to dispose of information no longer needed, and safeguard<br />

information that should be protected<br />

(vgl. Horton, 2008, S. 8 ff.).<br />

Abschließend macht die UNESCO Empfehlungen für Führungskräfte und Politiker, um<br />

Projekte und Programme zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> einzuführen. Diese<br />

sind relativ breit gefasst und geben keine konkreten Umsetzungspläne vor.<br />

Die Stärke des Modells der UNESCO ist, dass es eine sehr breite Definition <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

als Voraussetzung hat, was die Anwendung auf alle Lebensbereiche<br />

ermöglicht. Ebenso soll es nicht als starres Konstrukt verstanden werden, sondern eher als<br />

eine Art <strong>von</strong> Richtlinien, die je nach Bedarf verändert und der Lernsituation angepasst<br />

werden können.<br />

64


Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es eine unüberschaubare Reihe <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Modellen gibt, die wiederum einem best<strong>im</strong>mten Konzept zugrunde liegen,<br />

das einen Fokus auf einer Komponente hat wie z. B. dem wissenschaftlichen Arbeiten,<br />

dem lebenslangen Lernen oder der Beschäftigungsfähigkeit. Zudem haben sich die<br />

Modelle <strong>von</strong> einer früheren Orientierung an Benutzerschulungen weiterentwickelt und<br />

umfassen heute auch Problemlösefähigkeiten in Organisationen (vgl. dazu Mühlbacher,<br />

2009) oder <strong>im</strong> privaten, politischen und gesellschaftlichen Bereich (vgl. dazu Horto, 2008).<br />

In Hinsicht auf die geförderten Kompetenzen haben sich die Modelle ebenso vom<br />

Schwerpunkt der Vermittlung <strong>von</strong> Fähigkeiten zur Nutzung <strong>von</strong> Informationen, um<br />

konkrete Probleme zu lösen, wie z. B. das Anfertigen <strong>von</strong> Produkten <strong>im</strong> Bildungsbereich<br />

(Hausarbeiten, Referaten etc.), hin zu Fähigkeiten zum lebenslangen Lernen und Wissen<br />

über Information und Informationssysteme verändert. Ebenso haben sich die Modelle<br />

erweitert <strong>von</strong> einem Handlungsbezug hin zu einem Verständnis <strong>von</strong> Emotionen, die <strong>im</strong><br />

Informationsverarbeitungsprozess eine Rolle spielen können, bis hin zur Einbeziehung <strong>von</strong><br />

sozialen und kulturellen Besonderheiten, technischen Neuerungen und komplexen<br />

soziotechnischen Systemen.<br />

Im Hinblick auf didaktische Veränderungen waren Modelle bis in die späten 90er Jahre<br />

hauptsächlich am Behaviourismus angelehnt. Heute stehen die meisten Modelle dem<br />

Konstruktivismus näher. Ebenso verändert haben sich die Modelle <strong>im</strong> Hinblick auf ihre<br />

Struktur. Ältere Modelle zeichnen sich durch einen linearen Prozess aus, neuere lehnen<br />

sich an zyklische und/oder dynamische Vorgehensweisen an.<br />

Aus der Entwicklung des Begriffs <strong>Informationskompetenz</strong>, der Begriffsdefinition selbst<br />

und der Beschreibung einiger Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in<br />

Kapitel 2 wird ersichtlich dass, obwohl es viele verschiedene Verständnisse und Konzepte<br />

darüber gibt, Einigkeit hinsichtlich der Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für jeden<br />

Einzelnen und die Gesellschaft herrscht. Ebenso besteht ein Konsens darüber, dass die<br />

<strong>Förderung</strong> dieser Fähigkeiten nicht jedem Einzelnen überlassen bleiben sollte, sondern in<br />

die Schul-, Aus- und Weiterbildung aller Personen integriert werden sollte.<br />

Es ist zudem erkennbar dass sich die Erklärungsansätze zur Bedeutung und zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in drei Ebenen aufteilen lassen. Zum einen die<br />

Makroebene, die mit einem gesellschaftsorientiertem Ansatz durch die Gründung <strong>von</strong><br />

nationalen und internationalen Kommissionen und Kommitees versucht, die Bedeutung<br />

65


und <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> auf politischer und gesellschaftlicher Ebene<br />

hervorzuheben und voranzutreiben. Zum anderen wird auf der Mesoebene, mit ihrem<br />

Focus auf die Bemühungen der Bibliotheken und Bildungseinrichtungen, versucht, lokal<br />

Programme und Bemühungen zu fördern, um die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

zu betonen und diese auszubauen. Zusätzlich laufen auch auf der Mikro- oder<br />

individuellen Ebene, die den persönlichen Umgang mit Informationen beschreibt,<br />

Bestrebungen der einzelnen Personen, sich <strong>Informationskompetenz</strong> anzueignen und die<br />

damit als Vorstufe des persönlichen Informations- und Wissensmanagements betrachtet<br />

werden kann .<br />

Beleuchtet man die hier beschriebenen Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Hinblick auf das für diese Arbeit relevantes Thema des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> fällt zudem auf, dass sie hier<br />

beschriebenen Modelle alle auf den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens und die<br />

dafür benötigten Fähigkeiten und Fertigkeiten übertragen werden können. Die Bedeutung<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für ein erfolgreiches <strong>Hochschulstudium</strong> wird wiederum<br />

dersichtlich. Um diesen Punkt zu verdeutlichen muss auf den Prozess des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens und die dazu benötigten Fähigkeiten eingegangen werden.<br />

2.7 Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong><br />

Wie aus einigen der oben beschriebenen Modelle und den Definitionen zu <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(siehe Kapitel 2.2) hervorgeht, lässt sich die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

für das wissenschaftliche Arbeiten <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> sehr gut ableiten.<br />

Einige Modelle wie z. B. das REACTS-Modell (Stripling & Pitts, 1988) oder der Big6<br />

Approach (Eisenberg & Berkowitz, 1990) behandeln sogar spezifisch das Anfertigen <strong>von</strong><br />

wissenschaftlichen Arbeiten (vgl. Kapitel 2.6). Die zehn Stufen des REACTS-Modells<br />

(siehe S. 53) können auf den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong>, speziell dem Anfertigen <strong>von</strong> Hausarbeiten und Präsentationen, eins zu<br />

eins übertragen werden. Mit dem Big6 Approach verhält es sich ebenso. In beiden<br />

Modellen wird, wie be<strong>im</strong> Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens, sowohl der Prozess<br />

an sich als auch in Teilen die Fähigkeiten beschrieben, die be<strong>im</strong> Anfertigen <strong>von</strong><br />

wissenschaftlichen Artefakten notwendig sind. Das ISP-Modell unterscheidet sich darin,<br />

dass es auch Emotionen bei der Informationssuche und –verarbeitung berücksichtigt; der<br />

Prozess ist jedoch dem der anderen Modelle und dem Vorgehen be<strong>im</strong> wissenschaftlichen<br />

66


Arbeiten ähnlich. Das Modell der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Bruce (1997) wird durch<br />

die Betrachtung der Interaktion <strong>von</strong> Mensch und Information ergänzt, die Wahrnehmung<br />

und aktive Rolle des nach Information Suchenden wird <strong>im</strong> Modell Rechnung getragen. Der<br />

Prozess der Suche und Nutzung <strong>von</strong> Information ist jedoch dem des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens, wie in den anderen Modellen, sehr ähnlich. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

die ein informationskompetenten Person nach dem Seven-Pillars-of-Information-Literacy-<br />

Modell der SCONUL (2004) decken sich ebenso mit den Schritten, die Studierende be<strong>im</strong><br />

Anfertigen <strong>von</strong> des wissenschaftliche Arbeiten durchlaufen. Betrachtet man die hier<br />

vorgestellten Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wird deutlich, dass der<br />

Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens sowie die dazu benötigten Fähigkeiten mit der<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in enger Verbindung stehen und sich sehr häufig<br />

sogar decken.<br />

Um dies zu verdeutlichen soll hier erläutert werden, wie Studierende den Prozess des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens durchlaufen. Be<strong>im</strong> Anfertigen einer studentischen wissenschaftlichen<br />

Arbeit, sei dies eine Haus- oder Seminararbeit, eine Bachelor-, Master-,<br />

Diplom-, Magisterarbeit, eine Präsentation oder ein anderes Artefakt wie zum Beispiel ein<br />

Lehrfilm, ein Podcast, eine Website oder Wiki, geht es darum, ein best<strong>im</strong>mtes Thema, das<br />

zu einem breiteren Themenfeld gehört, zu bearbeiten. Dazu gehören die Themenfindung,<br />

die entweder vorgegeben wird oder aus persönlichem Interesse entsteht, sowie die<br />

Problemfindung bzw. das Eingrenzen einer oder mehrerer Forschungsfragen. Im Anschluss<br />

wird Literatur gesichtet und gelesen, um sich einen Überblick über das gewählte Thema zu<br />

verschaffen, und zentrale Schwerpunkte ermittelt. Dann werden Quellen gesucht, die dem<br />

Beantworten der Fragen dienen. Diese werden bewertet und systematisch erfasst. Es folgt<br />

der Schreib- oder Produktionsprozess, der die eigenständige, systematische Beantwortung<br />

der Forschungsfragen zum Ziel hat. Oft wird an Hochschulen auch eine Abschlusspräsentation<br />

in den jeweiligen Seminaren gehalten, die die erarbeiteten Ergebnisse und den<br />

Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens zum Inhalt hat. Es ist deutlich, dass sich hier alle<br />

Phasen der oben beschriebenen Modelle wieder finden: Themenfindung,<br />

Informationsbeschaffung zum Thema, Entwicklung der Forschungsfrage(n), Recherche,<br />

Ausarbeitung, Evaluation der Information, Synthese und Reflexion.<br />

Es gibt unterschiedliche Ausführungen zum Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

<strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong>. Dahinden, Sturzenegger und Neuroni (2006) beschreiben ihn in den<br />

Schritten der 1) Themen-/Theorienfindung, 2) Literaturrecherche, 3) Lesen, 4) Schreiben<br />

und 5) Reden und Präsentieren (S. 40). Die Autoren merken jedoch an, dass der Prozess<br />

67


nicht linear verlaufen muss und man auch einen Schritt zurückgehen kann oder muss, je<br />

nach auftretender Problemlage. Frank und Stary (2006) gliedern ihr Herausgeberwerk „Die<br />

Technik wissenschaftlichen Arbeitens“ in die Abschnitte 1) Literatur ermitteln, lesen und<br />

festhalten, 2) Schreiben, 3) Referieren und Diskutieren (S. 7-10). Wobei die jeweiligen<br />

Abschnitte auf konkrete Vorgehensweisen wie Exzerpieren, Zitieren oder auch Argumentieren<br />

detailliert eingehen. Bänsch (2008) beschreibt die Grundstruktur einer wissenschaftlichen<br />

Arbeit in drei Abschnitten: dem Basisabschnitt, zu dem die Fragestellung der Arbeit<br />

gehört, dem Kernabschnitt, in dem die Fragestellungen behandelt werden, und dem<br />

Schlussabschnitt, in dem die Ergebnisse dargestellt werden (S. 1-3). Viele weitere Autoren<br />

beschreiben den Prozess ähnlich, wenn auch manche einen Fokus auf einen Teilbereich<br />

legen, wie die Literaturrecherche oder den Schreibprozess.<br />

Diese Arbeit will nicht den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens beleuchten oder<br />

Empfehlungen dazu machen. Die Literatur in diesem Bereich ist breit und vollständig. Es<br />

geht hier darum, Probleme <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens aufzudecken.<br />

Welche Vorgehensweise nun angewandt wird ist nicht relevant und meist <strong>von</strong> persönlichen<br />

Vorlieben geprägt. Von Interesse ist, dass der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong><br />

Kern <strong>von</strong> den gängigen Autoren ähnlich beschrieben wird. Dieser Prozess, gleich in<br />

welcher Ausführung, kann mit der Definition <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> dieser Arbeit<br />

verglichen werden.<br />

Es macht daher an dieser Stelle Sinn, das Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> für<br />

diese Arbeit aus Kapitel 2.3 nochmal darzustellen und mit dem Prozess des studentischen<br />

wissenschaftlichen Arbeitens zu vergleichen, um den Zusammenhang zu illustrieren. Dazu<br />

werden die neun identifizierten Fähigkeiten einer informationskompetenten Person (siehe<br />

S. 44) nochmals beschrieben und die jeweiligen Anforderungen des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens dazu erläutert:<br />

1) Erkennen und Beschreiben eines Informationsbedürfnisses, Formulierung<br />

der zu beantwortenden (Forschungs-)Fragen: Diese Fähigkeit beschreibt den<br />

ersten Schritt des Anfertigens einer wissenschaftlichen Arbeit. Studierende<br />

müssen <strong>im</strong> Rahmen eines best<strong>im</strong>mten Themas, das sie bearbeiten müssen, ihr<br />

Forschungsfeld eingrenzen und daraus erkennen, welche Informationen sie<br />

finden müssen. Es gilt, Fragen zu formulieren die das Forschungsfeld<br />

eingrenzen und näher beleuchten. Sie stellen den Kern der wissenschaftlichen<br />

Arbeit dar.<br />

68


2) Wissen über geeignete Suchsysteme und -strategien sowie deren effektive<br />

Nutzung (inkl. Besonderheiten des Web 2.0): Wenn Studierende ihr Informationsbedürfnis<br />

erkannt haben und entsprechende Forschungsfragen formuliert<br />

haben, beginnt die Recherche nach geeigneten Quellen. Dazu muss ihnen klar<br />

sein, welche Möglichkeiten der Recherche zur Verfügung stehen und welche<br />

Technologien sinnvoll sind. Zusätzlich benötigen sie ausreichende Fähigkeiten,<br />

diese Informationssysteme nutzen zu können, um an geeignete Quellen zu<br />

kommen.<br />

3) Evaluation der Relevanz, Qualität und der Wissenschaftlichkeit der<br />

gesichteten Informationen: Diese Fähigkeit steht in engem Zusammenhang mit<br />

der Nutzung <strong>von</strong> Informationssystemen, denn während nach Quellen<br />

recherchiert wird, werden diese meist bereits zu diesem Zeitpunkt nach<br />

Relevanz und Qualität für die Beantwortung der Forschungsfragen bewertet.<br />

Jedoch ist es auch möglich, dass eine Einschätzung erst dann stattfinden kann,<br />

wenn der Studierende weiter in seinem Vorhaben vorangeschritten ist.<br />

4) Auswahl und Organisation der relevanten Informationen zur Lösung der<br />

Aufgabe(n) und Integration in bestehendes Wissen: Die für relevant<br />

befundenen Quellen werden ausgewählt und so organisiert, dass sie einen<br />

Mehrwert für die wissenschaftliche Arbeit bilden und zu einem systematischen<br />

Lösen der Aufgabe beitragen.<br />

5) Kritisches Sichten, aufgabenangemessenes Exzerpieren und Synthetisieren<br />

der relevanten Informationen: Quellen werden zur Beantwortung der<br />

Forschungsfragen herangezogen indem Teile exzerpiert werden, die in die<br />

eigenständige Arbeit einfließen. Informationen werden verglichen und<br />

zueinander in Verbindung gesetzt.<br />

6) Effektive Nutzung der Informationen, um das ermittelte<br />

Informationsbedürfnis zu decken, die vorher definierten Ziele zu erreichen<br />

oder neue Erkenntnisse zu gewinnen: Die recherchierten, evaluierten,<br />

organisierten und synthetisierten Informationen werden so verwendet, dass das<br />

Informationsbedürfnis gedeckt ist, die Forschungsfragen beantwortet werden<br />

und sie so neu zusammengesetzt werden, dass sie einen Mehrwert darstellen.<br />

7) Präsentation der aufbereiteten Informationen in einer nachvollziehbaren<br />

Struktur sowie einer anschaulichen Art und Weise mit geeigneten<br />

technischen Mitteln: Studierende müssen die Lösung ihrer Aufgabe in Form<br />

69


einer systematischen, strukturierten und nachvollziehbaren Weise präsentieren.<br />

Dies kann eine schriftliche Arbeit sein, ein Medienprodukt oder eine<br />

Präsentation.<br />

8) Verständnis über die ethischen, sozialen und rechtlichen Hintergründe und<br />

Verwendungsweisen <strong>von</strong> Informationen: Studierende müssen während des<br />

Prozesses des wissenschaftlichen Arbeitens demonstrieren, dass sie mit Informationen<br />

korrekt umgehen können. Dazu gehören rechtliche Grundlagen der Informationsbeschaffung<br />

und -verbreitung, richtige Zitationsweisen sowie die<br />

sozialen und ethischen Auswirkungen der Veröffentlichung <strong>von</strong> Informationen.<br />

9) Fähigkeit zur Reflexion über den gesamten Prozess des Arbeitens mit<br />

Informationen sowie der Bereitschaft des lebenslangen Lernens:<br />

Studierende müssen die Fähigkeiten haben, über den Prozess des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens nachdenken zu können und rückblickend<br />

Aussagen zu machen, wie der Prozess opt<strong>im</strong>iert werden kann, wo Fehler<br />

aufgetreten sind und wie diese verbessert werden können sowie positive Aspekte<br />

des Prozesses aufzeigen können. So zeigen sie, dass sie bereit sind, lebenslang<br />

zu lernen, und können dadurch den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

ständig verbessern, was sich auch auf Prozesse in ihrem späteren Berufsleben<br />

übertragen lässt.<br />

Die Verbindung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong> wird durch die Übertragung der Definition <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

bzw. der einer informationskompetenten Person für vorliegende Arbeit mit den Schritten<br />

des Prozesses des wissenschaftlichen Arbeitens deutlich. Eine <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> ist demnach nicht nur sinnvoll, um Studierende mit Fähigkeiten<br />

auszustatten, die sie für die Bewältigung <strong>von</strong> verschiedenen Informationsumwelten<br />

benötigen, sondern auch, um ihre akademischen Leistungen zu steigern und ihnen ein<br />

erfolgreiches Studium und einen gelungenen Start in die Berufswelt zu ermöglichen.<br />

2.8 Das Projekt i-literacy <strong>im</strong> Studiengang MuK an der Universität<br />

Augsburg<br />

Um die <strong>Informationskompetenz</strong> und damit verbunden die Leistungen <strong>im</strong> Bereich des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens der Studierenden der Universität Augsburg auf ein hohes<br />

70


akademisches Niveau zu bringen, dies zu halten und sie gut vorbereitet in ihr späteres<br />

Berufsleben zu entlassen, wurde <strong>im</strong> November 2007 am Institut für Medien und Bildungstechnologie<br />

(<strong>im</strong>b) das Projekt i-literacy <strong>im</strong> Rahmen des DFG-Projekts „Aufbau eines IT-<br />

Servicezentrums“ (siehe dazu Kapitel 1.2) ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, dass<br />

Studierende während ihres Studiums umfassende Fähigkeiten zur kompetenten Nutzung<br />

<strong>von</strong> Information aus traditionellen sowie digitalen Medien zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten entwickeln. Dazu gehören neben relevantem Faktenwissen (z. B. korrektes<br />

Zitieren, Gliederung <strong>von</strong> Arbeiten) auch prozedurales Wissen (z. B. Recherche-Techniken,<br />

Bewertung <strong>von</strong> Informationen) sowie soziale und kommunikative Fähigkeiten (z. B.<br />

Kollaboration in Arbeitsgruppen, Wissenskommunikation). Bewährte Formate wie Lehrveranstaltungen<br />

und klassische Textbücher sollten zunächst durch eine virtuelle Lernumgebung<br />

ergänzt werden. Spezielle Berücksichtigung findet hierbei die Nutzung des Internets<br />

und digitaler Medien zum wissenschaftlichen Arbeiten, da diese bei traditionellen<br />

Vermittlungsformen häufig vernachlässigt werden (vgl. Franck & Stary, 2006). In diesem<br />

Projekt soll dazu ein umfassendes Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

erstellt werden, indem die oben beschriebenen Makro-, Meso-, und Mikroebenen<br />

Berücksichtigung finden, da dies in den hier beschriebenen Modellen nicht hinreichend der<br />

Fall ist.<br />

Da in diesem Projekt umfassende Ergebnisse zu <strong>Informationskompetenz</strong> ermittelt<br />

werden sollen und diese zeitnah in sinnvollen Interventionen wie einer online<br />

Lernumgebung und Sprechstunden <strong>im</strong>plementiert werden sollten und ebenso Evaluationen<br />

der Interventionen stattfinden sollen, wurden in diesem Projekt Vorgehensweisen des<br />

Educational Design Research (van den Akker et al., 1999, 2005) angewendet. Diese Form<br />

der Forschung verfolgt die Absicht, neue Theorien, Artefakte und Praktiken zu entwickeln,<br />

die zu einer Verbesserung des Lernens und Lehrens in realen Situationen beitragen (siehe<br />

dazu auch Barab und Squire, 2004). Die fünft Charakteristiken des Educational Design<br />

Research (van den Akker, 2007), nämlich interventionistisch, iterativ, prozessorientiert,<br />

anwendungsorient und theorieorientiert zu sein, finden <strong>im</strong> Projekt i-literacy Anwendung:<br />

die Lösungsansätze zur Minderung der Schwierigkeiten, die Studierende mit <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und wissenschaftlichem Arbeiten haben, werden an der Universität<br />

untersucht, wo sie auftreten. Die Umsetzung der Lösungen finden in der reelen Umgebung,<br />

dem Studiengang der Studierenden statt. Diese werden wiederum evaluiert und verbessert.<br />

Daraus entsteht ein fundiertes Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichem Arbeiten, das in anderen Fachbereichen und Universitäten umgesetzt<br />

71


werden kann. Eine genaue Erläuterung des Untersuchungsdesigns der Studie sowie zu<br />

Educational Design Research findet sich in Kapitel 3.1.<br />

Um dies Absichten des Projekts i-literacy und dieser vorliegenden Arbeit zu erreichen<br />

sollten zunächst Untersuchungen zum Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> und Präferenzen<br />

der Studierenden <strong>im</strong> Hinblick auf das wissenschaftliche Arbeiten erfolgen, um dann<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> systematisch zu fördern, indem ein entsprechendes Lehr-/Lernangebot<br />

in das <strong>Hochschulstudium</strong> integriert wird, um erkannte Defizite zu beheben und um<br />

die Qualität der Studienleistungen sowie des Studiums zu erhöhen. Das Projekt i-literacy<br />

wurde <strong>im</strong> Rahmen dieser Dissertation zunächst für den Studiengang Medien und<br />

Kommunikation (MuK) der Universität Augsburg <strong>im</strong> Wintersemester 2007/2008<br />

konzipiert und vom Sommersemester 2008 bis zum Sommersemester 2009 pilotiert. Das<br />

Projekt hatte ein Lehr-/Lernangebot zum Ziel, das:<br />

1) <strong>Informationskompetenz</strong> als überfachliches Lernziel versteht, das jeder Absolvent<br />

eines <strong>Hochschulstudium</strong>s erfüllen soll,<br />

2) den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens unter spezieller Berücksichtigung<br />

neuer Technologien unterstützt und<br />

3) sich an dem wechselnden Lern- und Informationsbedarf <strong>von</strong> Studierenden <strong>im</strong><br />

gesamten Studienverlauf orientiert.<br />

Das geplante Studienangebot zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Rahmen<br />

des DFG-Projekts war zunächst ein Kooperationsprojekt zwischen der Universitätsbibliothek<br />

und dem Institut für Medien und Bildungstechnologie (<strong>im</strong>b). Geplant war die Entwicklung<br />

eines propädeutischen Lehr-/Lernangebots, das sich in mehrere Studienfächer<br />

integrieren lässt. Dabei wurde ursprünglich auf ein Blended-Learning-Szenario gesetzt, das<br />

verschiedene Elemente kombiniert: (a) Aufbau einer Online-Lernplattform für selbstorganisiertes<br />

Lernen und bedarfsorientierte Informationsversorgung, (b) Einbindung bestehender<br />

Angebote der Präsenzlehre <strong>im</strong> Bereich wissenschaftliches Arbeiten sowie (c) Ergänzung<br />

mit Schulungsangeboten der Universitätsbibliothek <strong>im</strong> Bereich <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

Im Rahmen der Konzeption, Entwicklung und Implementation <strong>von</strong> i-literacy entstand<br />

ein studierendenzentriertes Lehr-/Lernangebot <strong>im</strong> Studiengang MuK, das ein virtuelles<br />

Lernangebot mit curricular verankerten Lehrangeboten sowie Sprechstunden und Tutorien<br />

sowie informelle Lerngemeinschaften kombiniert. Es kann nach Abschluss des DFG-<br />

Projekts als Modell für eine lernförderliche Infrastruktur verstanden werden, das eine sinn-<br />

72


volle Integration <strong>von</strong> digitalen Medien in das <strong>Hochschulstudium</strong> unter Berücksichtigung<br />

<strong>von</strong> Lehr-/Lernprozessen ermöglicht. Dies bedeutet, dass es nicht per se ein Lernziel<br />

verfolgt, wie etwa ein (Online-)Seminar oder eine Vorlesung, sondern in erster Linie als<br />

Unterstützungs- und Ergänzungsangebot verstanden werden muss. Dabei werden gewachsene<br />

Strukturen, Einstellungen und Routinen <strong>von</strong> Lehrenden und Studierenden miteinbezogen,<br />

bewährte Lehr- und Lernprozesse mit digitalen Technologien unterstützt und in<br />

Richtung der theoretisch und empirisch fundierten lernförderlichen Infrastruktur verändert.<br />

Zur Integration des Modells in die gesamtuniversitären Lehr- und Lernprozesse wurde <strong>im</strong><br />

Laufe der Pilotierungsphase die Zusammenarbeit in und zwischen (universitären)<br />

Organisationen verstärkt.<br />

Das Projekt i-literacy zeichnet sich dadurch aus, dass zum einen der individuelle Informations-<br />

und Lernbedarf der Studierenden <strong>im</strong> jeweiligen Studienabschnitt berücksichtigt<br />

wird und zum anderen die technologiegetriebenen Veränderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit<br />

und der Verarbeitung <strong>von</strong> Informationen sowie die damit verbundene Veränderung<br />

der Studienrealität aufgegriffen werden. Dieser pragmatische Ansatz betrachtet wissenschaftliches<br />

Arbeiten als Werkzeug, mit dem Studierende praktische Problemstellungen<br />

theoretisch fundiert lösen. Das Hineinwachsen in die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens<br />

erfolgt sukzessive <strong>im</strong> Studienverlauf und wird durch das Studienangebot auf unterschiedlichen<br />

Ebenen unterstützt: Präsenzveranstaltungen und die Online-Lernumgebung stellen<br />

instruktionale Inhalte bereit, praktische Aufgabenstellungen zielen auf die Anwendung<br />

wissenschaftlicher Arbeitstechniken, <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Tutorien und Sprechstunden helfen<br />

Studierende auf einer höheren Kompetenzstufe, wissenschaftliche Probleme zu lösen.<br />

Anstelle isolierter Lehrangebote, die jeweils einzelne Teilinhalte des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens abdecken, basiert das Projekt auf einem umfassenden Unterstützungsangebot:<br />

Die Inhalte werden nicht zu einem vorgegebenen Zeitpunkt unabhängig <strong>von</strong> den Anforderungen<br />

des Studiums und den Bedürfnissen des Einzelnen vermittelt, sondern stehen<br />

Studierenden während des gesamten Studienverlaufs bei Bedarf zur Verfügung oder<br />

werden so in das Studium integriert, dass sie zu gegebenem Zeitpunkt eine sinnvolle<br />

Ergänzung bilden wie zum Beispiel ein Propädeutikum zu Studienbeginn oder Kolloquien<br />

während des Verfassens der Abschlussarbeit. Somit wird eine direkte Anbindung <strong>von</strong><br />

Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens an die Studienrealität sowie die Praxis des<br />

wissenschaftlich fundierten Problemlösens erreicht.<br />

Durch die Integration verschiedener bestehender Lehr-/Lernangebote zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten wie zum Beispiel Schulungsangebote der Universitätsbibliothek oder<br />

73


Tutorien und Kolloquien zum wissenschaftlichen Arbeiten zielte das Konzept für das<br />

Studienangebot bereits <strong>von</strong> Beginn an auf eine nachhaltige Nutzung <strong>von</strong> Ressourcen ab.<br />

Die Bibliothek brachte in das Kooperationsprojekt ein Schulungskonzept zur <strong>Förderung</strong><br />

der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Studierenden ein. Das entstandene Lehr-/Lernangebot<br />

wurde prototypisch in den Studiengang MuK eingebettet und bereits bestehende Lehrveranstaltungen<br />

<strong>im</strong> Bereich wissenschaftliches Arbeiten wurden auf das Konzept des<br />

neuen Studienangebots abgest<strong>im</strong>mt.<br />

Neben der Entwicklung, Implementierung und Evaluation erfordert auch die kontinuierliche<br />

Administration der Online-Lernplattform einen nicht zu vernachlässigenden Aufwand.<br />

Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sollen daher in möglichst geringem<br />

Umfang in die Entwicklung eigener Inhalte fließen: Die Kooperation mit anderen Hochschulen<br />

und ähnlichen Projekten soll es ermöglichen, fächerübergreifende Inhalte mehrfach<br />

zu verwenden und relativ einfach den individuellen Besonderheiten einzelner<br />

Studienangebote anzupassen. Langfristig sollen diese Inhalte modular aufgebaut werden,<br />

sodass sie beliebig kombinierbar sind und mit geringem Aufwand fachspezifische<br />

Angebote erstellt werden können. Sie sollen dann fächerübergreifend auch anderen<br />

Studiengängen der Universität zur Verfügung stehen. Weiter soll das Projekt soll<br />

ausgebaut werden, um auch die Bedürfnisse weiterer Fakultäten zu erfüllen.<br />

Da gerade die Implementierung eine erfolgskritische Phase bei der Umsetzung neuer<br />

Lehr-/Lernszenarios darstellt (vgl. Reinmann-Rothmeier & Mandl, 1998), sollte <strong>im</strong> Rahmen<br />

des DFG-Projekts ein Modell zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation<br />

solcher Studienangebote erarbeitet werden. Zu diesem Zweck wurde das Vorgehen bei der<br />

Einführung des neuen Studienangebots wissenschaftlich begleitet. Ich war <strong>im</strong> Projekt mit<br />

einer halben Stelle <strong>von</strong> November 2007 bis April 2009 angestellt und habe mit studentischen<br />

Hilfskräften und Mitarbeitern des <strong>im</strong>b und der Universitätsbibliothek das Projekt<br />

konzipiert, die ersten Untersuchungen zu <strong>Informationskompetenz</strong> durchgeführt und ausgewertet,<br />

den ersten Prototyp des Konzepts <strong>im</strong>plementiert sowie die Pilotierungsphase<br />

begleitet. Diese Dissertation entstand <strong>im</strong> Rahmen des Projekts i-literacy und ergänzt und<br />

erweitert somit die zum Projekt bereits fertiggestellten Arbeitsberichte und Tagungsbeiträge,<br />

die <strong>von</strong> 2007 bis 2010 unter meiner (Co-)Autorenschaft entstanden sind. Im Jahr 2010<br />

sind <strong>von</strong> Hannah Dürnberger weitere Berichte und Tagungsbeiträge zum Projekt<br />

entstanden, darunter auch die abschließende Evaluation des Projekts, die nicht mehr Teil<br />

dieser Dissertationsschrift ist (siehe dazu Dürnberger et al., 2010), deren Inhalte jedoch<br />

kurz <strong>im</strong> Kapitel 5 angesprochen werden.<br />

74


Das Projekt i-literacy wurde nach meiner beruflichen Veränderung <strong>im</strong> Mai 2009 <strong>von</strong><br />

Hannah Dürnberger übernommen und nach dem Ende der <strong>Förderung</strong> durch die DFG zum<br />

31.03.2010 <strong>von</strong> der Universität Augsburg weiter durch Studienbeiträge finanziert. Es<br />

wurde seitdem weiter evaluiert und verbessert und bietet nach dessen Ausweitung die<br />

Möglichkeit, <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden der Universität Augsburg<br />

umfassend, ressourcenschonend, fachspezifisch und individuell angepasst zu fördern und<br />

sie be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten bedarfsgerecht zu unterstützen.<br />

75


3. Empirische Untersuchungen <strong>im</strong> Projekt i-literacy:<br />

Bestandsaufnahmen unter Studierenden<br />

„Information is not knowledge.“ – Albert Einstein<br />

Ziel des Projekts i-literacy ist es, ein Modell zu entwickeln, das dazu beitragen kann,<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s zu fördern und Studierende be<strong>im</strong><br />

wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen. Es soll sowohl die Mesoebene der<br />

Bildungsinstitution der Universität Augsburg mit ihren Bibliotheken einbezogen werden<br />

als auch die Mikroebene der Studierenden, um einen umfassenden Lösungsansatz zu<br />

erarbeiten. Zusätzlich soll die Makroebene mit diesem Projekt beeinflusst werden, indem<br />

die Ergebnisse der Untersuchungen die Bedeutung und <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> unterstreichen und deren <strong>Förderung</strong> vorantreiben.<br />

Um diese Ziele zu erreichen ist die Auseinandersetzung mit dem Bedarf und den<br />

Bedürfnissen der Zielgruppe notwendig, um die Ziele und Inhalte sowie das didaktische<br />

Design zu best<strong>im</strong>men und hochwertige Lösungen zu entwickeln (Kerres, 2001; Reinmann,<br />

2005). Den Kern der Untersuchungen bilden daher die Studierenden. Zunächst sollte<br />

deshalb untersucht werden, welche Fähigkeiten Hochschulabsolventen haben, wenn sie an<br />

die Universität kommen, ob und wie sich diese ändern, welche Probleme sie <strong>im</strong><br />

Hochschulkontext haben und welche Lösungsmöglichkeiten es unter deren<br />

Berücksichtigung gibt.<br />

Zu Beginn des Projektes wurden zunächst Gespräche mit Lehrenden des Studiengangs<br />

MuK und Fachreferenten der Universitätsbibliothek Augsburg geführt, um einen Einblick<br />

in <strong>von</strong> ihnen wahrgenommene Defizite und Probleme der Studierenden aus Sicht der<br />

Fachkräfte zu bekommen und Anregungen zu Lösungsansätzen derselben zu sammeln. Im<br />

Anschluß wurden mehrere Analysen unter Studierenden durchgeführt, um zu untersuchen,<br />

mit welchen Technologien Studierende tatsächlich vertraut sind, wie der Stand der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> in den jeweiligen Fachsemestern aussieht und wo ganz spezifische<br />

Probleme bestehen. Diese Untersuchungen bestanden aus zwei Feldstudien, zwei Online-<br />

Befragungen sowie zehn leitfadenorientierten Interviews und bilden den Kern des<br />

76


Dissertationsvorhabens. Nach Implementierung des aus den Untersuchungen<br />

resultierenden Prototypen einer online Lernumgebung fand <strong>im</strong> WS 08/09 zudem eine<br />

Microstudie zur Akzeptanz <strong>von</strong> digitalen Umgebungen statt. Diese Analyse war kein<br />

geplanter Teil des Dissertationsvorhabens. Diese Studie wurde durchgeführt, um weitere<br />

Einblicke in die Medienakzeptanz und -nutzung zu gewinnen und den Prototypen zu<br />

verbessern. Sie wird hier aus Gründen der Vollständigkeit in Kapitel 3.7 erwähnt, da diese<br />

Ergebnisse in die Entwicklung des Prototypen der Online-Lernumgebung eingeflossen sind<br />

und maßgeblich zu Struktur und Design beigetragen haben. Zudem werden sie in Kapitel 5<br />

erwähnt.<br />

Die Untersuchungen fanden vom Wintersemester (WS) 07/08 bis zum Wintersemester<br />

08/09 statt. Zunächst wurde <strong>im</strong> WS 07/08 nach den oben genannten Gesprächen mit<br />

Lehrenden und Bibliothekspersonal die erste Feldstudie unter Abschlusskandidaten <strong>im</strong><br />

Studiengang MuK durchgeführt, um Probleme <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens eingehend zu beleuchten. Diese wurde in einem Kolloquium speziell für<br />

Abschlussarbeiten durchgeführt. Parallel dazu fand die erste Online-Befragung statt, die<br />

einen Überblick in den Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> in anderen, vor allem niedrigeren<br />

Semestern und weiteren Studiengängen geben sollte. Damit sollte ein und breiter Einblick<br />

in dieses Themenfeld gewonnen werden. Darauf folgte <strong>im</strong> Sommersemester 2008 eine<br />

Weiterführung der ersten Feldstudie, um Einblicke zu vertiefen. Parallel dazu fand eine<br />

zweite Online-Umfrage statt, die Probleme mit wissenschaftlichem Arbeiten <strong>im</strong> Bereich<br />

der Recherche mit der Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> kombiniert, da diese bei den<br />

Untersuchungen <strong>im</strong> WS 07/08 sowohl bei der Feldstudie als auch in der Online-Umfrage<br />

besonders aufgefallen sind. Zusätzlich fand in diesem Semester eine Feldstudie in den<br />

Sprechstunden zum wissenschaftlichen Arbeiten statt, um weitere Einblicke in die<br />

Probleme <strong>von</strong> Studierenden in niedrigeren Semestern zu beleuchten, da sich die ersten<br />

beiden Feldstudien auf Abschlusskandidaten beschränkten. Diese Feldstudie diente auch<br />

zur Erprobung und Weiterentwicklung der ersten Implementierungsphase des Projekts iliteracy<br />

<strong>im</strong> Studiengang MuK. Diese Sprechstunden waren bereits Teil des ersten Modells<br />

des Projekts i-literacy und sollten erprobt werden. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die<br />

Forschungsfragen aus Kapitel 1.2 sowie die jeweiligen Methoden, die gewählt wurden, um<br />

die Fragen zu beantworten.<br />

77


Forschungsfragen und gewählte Methoden des Dissertationsvorhabens<br />

Forschungsfrage Methode<br />

Wie ist der tatsächliche Stand an <strong>Informationskompetenz</strong><br />

bei Studierenden der Universität Augsburg?<br />

Welche konkreten Probleme treten be<strong>im</strong> wiss. Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong> auf?<br />

Wie werden Studierende der Uni Augsburg in die Praxis<br />

des wiss. Arbeitens eingeführt?<br />

Welche Charakteristiken weisen Studierende in Hinblick<br />

auf wiss. Arbeiten auf?<br />

Welche Bedürfnisse haben Studierende in Hinblick auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> in ihrem Studium?<br />

Tabelle 2: Forschungsfragen und gewählte Methoden der Dissertation<br />

Online Befragung: Wissensfragen<br />

Teilnehmende Felbeobachtungen<br />

Online Befragung<br />

Teilnehmende Feldbeobachtungen<br />

Leitfadenorientierte Interviews<br />

Leitfadenorientierte Interviews<br />

Online Befragung<br />

Leitfadenorientierte Interviews<br />

Online Befragung<br />

Leitfadenorientierte Interviews<br />

Mit diesen Untersuchungen konnte analysiert werden, in welchen Bereichen des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens Studierende häufig Probleme haben, wo sie Defizite <strong>im</strong><br />

Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> haben, wie sich mangelnde <strong>Informationskompetenz</strong><br />

negativ auf die Recherche auswirken kann und welche Verbesserungen Studierende als<br />

wünschenswert erachten. Im WS 08/09 wurden anschließend zehn Interviews durchgeführt,<br />

um die Annahmen zu überprüfen. Zusätzlich dienten die Interviews dazu, einen<br />

Einblick darin zu bekommen, wie Studierende zum ersten Mal mit wissenschaftlichem<br />

Arbeiten konfrontiert werden, welche Strategien sie entwickeln, um ihre Probleme zu<br />

lösen, und wie sich ihre Arbeitsweise <strong>im</strong> Laufe des Studiums verändert. Im Sinne der<br />

Triangulation wurden mehrere Methoden verwendet, um eine Forschungsfrage zu<br />

beantworten (siehe Kapitel 3.1.1). Das Untersuchungsdesign der Studie war so angelegt,<br />

dass Annahmen oder auftretende Fragen der ersten Untersuchungen <strong>im</strong> WS 07/08 durch<br />

weitere Untersuchungen <strong>im</strong> SoSe 08 vertieft oder geklärt werden konnten. Der Charakter<br />

der Untersuchungen ist explorativ und kombiniert absichtsvoll unterschiedliche Methoden.<br />

Zusätzlich werden Ergebnisse aus dem WS 07/08 und dem SoSe 08 noch während der<br />

laufenden weiteren Untersuchungen <strong>im</strong> SoSe 08 bzw. respektive WS 08/09 bereits in einer<br />

realen Studienumgebung <strong>im</strong>plementiert und diese Anwendung zeitgleich evaluiert. Die<br />

Beschreibung und Begrüdung des Untersuchungsdesigns findet sich in Kapitel 3.1. Einen<br />

78


Überblick zu den Untersuchungen und deren zeitlicher Durchführung gibt Abbildung 10:<br />

Zeitlicher Ablauf und Zusammenhänge der Untersuchungen<br />

Abbildung 10: Verlauf der Untersuchungen der Dissertation (WS 07/08 bis WS 08/09)<br />

Im Folgenden wird das Untersuchungsdesign der gesamten Studie erläutert und die<br />

einzelnen Methoden zueinander in Verbindung gesetzt.<br />

3.1 Untersuchungsdesign der Studie<br />

Zu Beginn der Untersuchungen musste eine Vorgehensweise gewählt werden, die dem<br />

explorativen Charakter der Studien gerecht wird. Sie sollte die Kombination unterschiedlicher<br />

Methoden, die gezielte Implementation der Ergebnisse in einer realen Studienumgebung<br />

und deren Evaluation berücksichtigen, anwendungsorientiert sein und sich<br />

theoretisch begründen lassen. Deshalb wurde das Untersuchungsdesign in Anlehnung an<br />

79


die Vorgehensweisen des Educational Design Research gewählt. Der Begriff des Design<br />

bezieht sich hier auf die Dynamiken und Prozesse be<strong>im</strong> Eingriff in Situationen, bei dem<br />

sich theoretisches und praktisches Wissen verbindet (Bereiter & Scardemalia, 2005;<br />

Baumgartner & Payr, 1999). Ann Brown hat 1992 zum ersten Mal den Begriff „Design<br />

Exper<strong>im</strong>entation“ in die Bildungsforschung eingeführt. Ihr Anliegen damit war,<br />

bestehende Methodologien wie Laborexper<strong>im</strong>ente und groß angelegte Studien mit der<br />

Untersuchung <strong>von</strong> Lernszenarien in realen Settings zu ergänzen. Zur selben Zeit erachtete<br />

es Collins (1992) als notwendig, Bildungsforschung als eine Art „Design Science“ zu<br />

betrachten, die eine systematische Methodologie braucht, um ihre Effektivität zu prüfen<br />

(Sandoval & Bell, 2004; Collins, Joseph & Bielaczyc, 2004). Design Research lässt sich<br />

jedoch nicht aus der gewählten Methodologie best<strong>im</strong>men, da eine Vielzahl <strong>von</strong> Methoden<br />

möglich sind. Design Research wird nicht durch die Methode best<strong>im</strong>mt, sondern durch das<br />

Ziel (Bereiter, 2002). Ziel ist es, nachhaltige Innovationen zu entwickeln, worunter man <strong>im</strong><br />

Design Research „kontextualisierte Theorien des Lernens und Lehrens einschließlich<br />

Wissen zum Designprozess (theoretischer Output) als auch konkrete Verbesserungen für<br />

die Praxis und die Entfaltung innovativer Potenziale <strong>im</strong> Bildungsalltag“ versteht<br />

(Reinmann, 2005, S. 61).<br />

Heute wird Design Research eher als ein Label für eine Reihe <strong>von</strong> verwandten Herangehensweisen<br />

verwendet. So findet man, dass design exper<strong>im</strong>ents, design studies, designbased<br />

research oder development/developmental research synonym verwendet werden<br />

(vgl. Reinmann, 2005; van den Akker et al., 2007; Reeves, 2007). Ich wähle für diese<br />

Arbeit den Begriff des Educational Design Research in Anlehnung an van den Akker et al.<br />

(1999, 2005), da in diesen Publikationen auf die Perspektiven des Lerndesigns (learning<br />

design) sowie auf die technologische und curriculare Perspektive in hohem Maße eingegangen<br />

wird. Das Modell, das <strong>im</strong> Projekt i-literacy entworfen wurde, orientiert sich stark<br />

an diesen drei Komponenten. Aus diesem Grund lehnt sich die Vorgehensweise an das<br />

Educational Design Research 42 an und daher wird dieser Begriff auch in dieser Arbeit<br />

verwendet.<br />

Diese Vorgehensweise <strong>im</strong> Educational Design Research wird wie folgt charakterisiert<br />

(siehe dazu Cobb et al., 2003; Kelly, 2003; Design-Based Research Collective, 2003;<br />

Reeves et al., 2005; van den Akker, 1999):<br />

42 Da dieser Ansatz noch relativ jung ist und sich noch nicht in dem Maße etablieren konnte, wie andere<br />

Vorgehensweisen, wird Design Research teilweise kontrovers betrachtet. Ich verweise dazu auf Fischer et al.<br />

(2003), Shavelson et al. (2003) und Reinmann (2005) und sehe die Wissenschaftlichkeit dieser<br />

Vorgehensweise als gegeben an.<br />

80


• interventionistisch: Ziel ist ein Eingriff in die tatsächliche Umwelt.<br />

• iterativ: In die Forschung fließt ein zyklischer Prozess <strong>von</strong> Design, Evaluation und<br />

Revision ein.<br />

• prozessorientiert: Der Fokus liegt auf dem Verstehen und der Verbesserung <strong>von</strong><br />

Interventionen.<br />

• anwendungsorientiert: Der Wert eines Designs wird durch seine Anwendbarkeit für<br />

die User in tatsächlich bestehenden Kontexten best<strong>im</strong>mt.<br />

• theorieorientiert: Das Design baut, zumindest teilweise, auf theoretischen Prämissen<br />

auf und Feldstudien des Designs tragen zur Entwicklung neuer Theorien bei. (aus:<br />

van den Akker, 2007, S. 5).<br />

Barab und Squire (2004) fassen diese Vorgehensweise mit ihrer Definition treffend zusammen<br />

als eine Reihe <strong>von</strong> Vorgehensweisen, die die Absicht haben, neue Theorien, Artefakte<br />

und Praktiken zu entwickeln und die zum Lernen und Lehren in naturalistischen<br />

Situationen beitragen und diese beeinflussen.<br />

In Bezug auf das Untersuchungsdesign der hier voriegenden Dissertation treffen die<br />

Charakteristiken des Educational Design Research wie folgt zu: Die Gesamtstudie ist<br />

interventionistisch, indem die Ergebnisse zur Veränderung der Lernumgebung der<br />

Studierenden in MuK beitragen, indem Sprechstunden, eine Online-Umgebung und<br />

Tutorien eingeführt werden. Sie ist iterativ in dem Sinne, dass die Ergebnisse der Studien<br />

in das Design <strong>von</strong> Lösungen zu Problemen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> und des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens einfließen, umgesetzt werden und wiederum in folgenden<br />

Untersuchungen evaluiert werden und <strong>im</strong> Zuge <strong>von</strong> Redesigns verändert werden. Die<br />

Gesamtstudie ist prozessorientiert, da ihr Fokus zunächst darin liegt, Probleme der<br />

Studierenden zu verstehen und durch entwickelte Lösungsvorschläge zu mindern. Die<br />

Untersuchung ist anwendungsorientiert, da sich der Wert der Ergebnisse am Nutzen für die<br />

Studierenden <strong>im</strong> Kontext des Studiums orientiert. Die Theorieorientiertheit schließt sich<br />

daraus, dass das ursprüngliche Modell, das papierbasierte Konzept, zunächst<br />

theoriegeleitet entstand (vgl. Heinze et al., 2007) und die Ergebnisse der Analysen anhand<br />

<strong>von</strong> theoretischen Prämissen in die Praxis umgesetzt wurden. Das daraus resultierende<br />

Modell soll durch weitere Evaluationen und Feldstudien dazu beitragen, Möglichkeiten zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s zu eröffnen und<br />

dadurch die zugrunde liegenden Theorien zu bestärken. Gravemeijer und Cobb (2007)<br />

sehen diese Charakteristiken als ein Vorgehen, in dem wissenschaftliche Theorien in der<br />

81


praktischen Anwendung fundiert werden, während s<strong>im</strong>ultan Heuristiken geschaffen<br />

werden, die die Umsetzung in der Praxis stärken. Reeves (2007) beschreibt Educational<br />

Design Research weiterhin als die „Integration der Entwicklung <strong>von</strong> Lösungen zu<br />

praktischen Problemen in Lernumgebungen mit der Identifikation <strong>von</strong><br />

wiederverwendbaren Designprinzipien“ (S. 52, eigene Übersetzung).<br />

Die Ziele und Vorgehensweisen dieser Dissertation stehen deshalb <strong>im</strong> Einklang mit den<br />

Charakteristiken des Educational Design Research, weil die Erarbeitung <strong>von</strong> Lösungen zur<br />

Minderung der Schwierigkeiten, die Studierende mit <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem<br />

Arbeiten <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums haben, dort untersucht wird, wo sie<br />

stattfinden: an der Universität. Untersuchungen der Probleme und Umsetzung der<br />

Lösungen finden in der „natürlichen“ Umgebung <strong>von</strong> Studierenden, nämlich in ihrem<br />

Studiengang, statt nach Evaluation der Ergebnisse und der Einsicht aus Theorien. Daraus<br />

resultiert ein Modell, das in anderen Fachbereichen und Universitäten umgesetzt werden<br />

kann.<br />

3.1.1 Triangulation <strong>im</strong> Untersuchungsdesign der Studie<br />

Betrachtet man Tabelle 2 zu Beginn des Kapitels 3, so fällt auf, dass mehrere Methoden<br />

zur Beantwortung derselben Forschungsfrage herangezogen werden. Diese<br />

Herangehensweise an die Untersuchung eines Gegenstandes lässt sich in die<br />

Vorgehensweise der Triangulation einordnen. Dieser Begriff stammt aus der<br />

amerikanischen Soziologie. Darunter versteht man die Bearbeitung <strong>von</strong> Fragestellungen<br />

durch die Kombination <strong>von</strong> methodologischen Vorgehensweisen. Es bestehen sowohl <strong>im</strong><br />

deutschen als auch <strong>im</strong> englischen Sprachraum seit neuester Zeit, vor allem seit den letzten<br />

zehn Jahren, weitere Bezeichnungen wie mult<strong>im</strong>ethodisches Vorgehen <strong>im</strong><br />

wissenschaftlich-methodischen Bereich, Methodenmix in der Markt- und Meinungsforschung<br />

oder Mixed Methods Research in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften<br />

(vgl. Lamnek, 2005, S. 274 ff.; Flick, 2004, S. 76 ff.; Creswell, 2009, S. 205 ff.; Bryman,<br />

2006; Tashakkori & Teddlie, 2003), die ähnliche Vorgehensweisen beschreiben oder auch<br />

mit der Vorgehensweise der Triangulation gleichgesetzt werden (vgl. Kelle, 2007,<br />

S. 39 ff., S. 47 ff.). Der Begriff der Triangulation ist jedoch umfangreicher und<br />

differenzierter beschrieben und definiert und wird deshalb hier verwendet (vgl. Lamnek,<br />

2005, S. 277).<br />

Triangulation wurde zunächst <strong>von</strong> Denzin (1970/1978) in der qualitativen Forschung<br />

eingeführt als „die Kombination <strong>von</strong> Methodologien bei der Untersuchung des selben<br />

82


Phänomens“ (1978, S. 291). Triangulation fand vor allem <strong>im</strong> Bereich der ethnografischen<br />

Feldforschung Beachtung, in dem zum Beispiel Feldstudien mit Interviews verbunden<br />

wurden (Fielding & Fielding, 1986). Denzin sah Triangulation als eine Form der<br />

Validierung <strong>von</strong> Ergebnissen an. Diese Konzeption wurde kritisiert (vgl. Silverman, 1985;<br />

Fielding & Fielding, 1986), da man nach Meinung der Kritiker nicht mit unterschiedlichen<br />

Methoden dasselbe Phänomen untersuchen kann. Fielding und Fielding schreiben zu dieser<br />

Form der Triangulation:<br />

„Theoretical triangulation does not necessarily reduce bias, nor does<br />

methodological triangulation necessarily increase validity. Theories are<br />

generally the product of quite different traditions so when they are combined,<br />

one might get a fuller picture, but not a more ‚objective‘ one. S<strong>im</strong>ilarly<br />

different methods have emerged as a product of different theoretical<br />

traditions, and therefore combining them can add range and depth, but not<br />

accuracy.“ (ebd., 1986, S. 33)<br />

Das Verständnis <strong>von</strong> Triangulation hat sich jedoch erweitert und ist heute vielmehr als<br />

eine Form der Untersuchung zu betrachten, die zur Beleuchtung einer Forschungsfrage aus<br />

mehreren Perspektiven dient: „Anstelle <strong>von</strong> Validierungen zu sprechen, wäre es vielleicht<br />

adäquater, unsere Prüfprozesse als mehrperspektivische Triangulation anzusehen … und<br />

<strong>im</strong> voraus darauf gefaßt zu sein, als Ergebnis kein einheitliches, sondern eher ein<br />

kaleidoskopartiges Bild zu erhalten“ (Köckeis-Stangl, 1980, S. 363). Flick hält fest: „Triangulation<br />

liefert nicht übereinst<strong>im</strong>mende oder einander widersprechende Abbildungen des<br />

Gegenstandes, sondern zeigt unterschiedliche Konstruktionen eines Phänomens“ (Flick,<br />

2004/2008, S. 25). Auch Mayring beschreibt Triangulation als die Betrachtung einer<br />

Fragestellung aus mehreren Blickwinkeln mit unterschiedlichen Methoden, damit sich die<br />

Ergebnisse gegenseitig unterstützen können (ebd., 2001). So fassen es Fielding und<br />

Fielding treffend zusammen: „In other words, there is a case for triangulation, but not the<br />

one that Denzin makes. We should combine theories and methods carefully and purposefully<br />

with the intention of adding breadth and depth to our analysis but not for the purpose<br />

of pursuing ‚objective‘ truth“ (1986, S. 33).<br />

Das Verständnis <strong>von</strong> Triangulation, das dieser Arbeit zugrunde liegt, ist an das <strong>von</strong><br />

Flick (2008) angelehnt. Es soll damit der Untersuchungsgegenstand eingehender<br />

beleuchtet werden, um ein umfassendes Verständnis <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und den<br />

damit verbundenen Schwierigkeiten be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten <strong>von</strong> Studierenden<br />

83


<strong>im</strong> Laufe ihres <strong>Hochschulstudium</strong>s zu bekommen. Eine Methode, die einen ähnlichen<br />

Sachverhalt <strong>im</strong> Projekt untersucht, dient also nicht der Validierung der Ergebnisse einer<br />

anderen Methode, sondern soll eine tiefere, breitere Einsicht in die Thematik ermöglichen.<br />

Es gibt verschiedene Formen der Triangulation. Dazu gehören:<br />

• Daten-Triangulation: Hier werden verschiedene Datenquellen herangezogen in<br />

Abgrenzung zur Verwendung unterschiedlicher Methoden zur Datenerhebung.<br />

• Investigator- oder Forscher-Triangulation: Hier untersuchen mehrere Forscher<br />

dasselbe Phänomen. Hierbei geht es nicht um Arbeitsteilung, sondern darum,<br />

subjektive Verzerrungen der Ergebnisse zu vermeiden bzw. zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

• Theorien-Triangulation: Hier werden unterschiedliche theoretische Perspektiven<br />

herangezogen, um Fragen zu erheben und Ergebnisse zu interpretieren. Dies findet<br />

vor allem in Feldern mit geringer theoretischer Kohärenz Anwendung.<br />

• Methoden-Triangulation: Hier findet die Kombination <strong>von</strong> unterschiedlichen Methoden<br />

statt. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Triangulation innerhalb einer Methode<br />

(z. B. verschiedene Subskalen in einem Fragebogen) und Kombination <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Methoden (z. B. Interviews und Feldstudien). Bei Letzterem findet<br />

auch <strong>im</strong>mer mehr die Kombination <strong>von</strong> qualitativen und quantitativen Methoden<br />

statt (aus Flick, 2004/2008, S. 13-16).<br />

Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, dass Methoden-Triangulation bei den Untersuchungen <strong>im</strong><br />

Projekt i-literacy angewendet wurde. So wird z. B. die Frage „Welche Charakteristiken<br />

weisen Studierende <strong>im</strong> Hinblick auf wissenschaftliches Arbeiten auf?“ mit Hilfe <strong>von</strong><br />

standardisierten Online-Befragungen und leitfragenorientierten Interviews beantwortet. In<br />

den Studien wurden sowohl qualitative mit qualitativen (z. B. Feldstudien mit Interviews)<br />

als auch qualitative mit quantitativen Methoden (z. B. Feldstudien mit Fragebögen)<br />

kombiniert. Ziel dieser Kombinationen ist es, eine Erweiterung der Erkenntnisse einer<br />

Methode zu erreichen und unterschiedliche Perspektiven zu eröffnen. Jeder Methode wird<br />

dabei das gleiche Gewicht eingeräumt. Abbildung 2 unten zeigt die unterschiedlichen<br />

Untersuchungsebenen, die durch Triangulation erreicht werden:<br />

84


Ebenen der Triangulation<br />

Abbildung 11: Ebenen der Triangulation qualitativer und quantitativer Forschung<br />

(Flick, 2008, S. 94).<br />

Durch die Methoden-Triangulation konnten die Forschungsfragen sowohl auf der<br />

Makro- als auch auf der Mikroebene der Studierenden untersucht werden. So wurde z. B.<br />

<strong>im</strong> Wintersemester 07/08 mit Online-Umfrage 1 untersucht wie der Stand der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

der Studierenden ist. Es wurde zur Untersuchung ein Online-Fragebogen<br />

erstellt, der einen Überblick über eine relativ große studentische Population geben konnte.<br />

Hier wurde ein genereller Überblick über den Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> gewonnen<br />

sowie ein Überblick über Einstellungen der befragten Studierenden erzielt. Gleichzeitig<br />

wurde in der ersten Feldstudie <strong>im</strong> Abschlusskandidatenkolloquium beobachtet, wie der<br />

Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> einzelner Studierenden in ihrem Fachbereich ist und wie<br />

er sich auf das wissenschaftliche Arbeiten in ihrem Studium auswirkt. Diese Erkenntnisse<br />

wurden in einem zweiten Fragebogen <strong>im</strong> Sommersemester (SoSe) 08 tiefer analysiert und<br />

gleichzeitig in der weiterlaufenden Feldbeobachtung 1 fortgeführt und durch Feldstudie 2<br />

auf ein weiteres Umfeld, nämlich das der Sprechstunden, erweitert um festzustellen, ob<br />

sich Erkenntnisse aus den Fragebögen auch <strong>im</strong> Feld feststellen lassen. So konnte wiederum<br />

die Makroebene des wissenschaftlichen Arbeitens anhand <strong>von</strong> Online-Umfrage 2 beleuchtet<br />

werden und die Mikroebene durch Feldbeobachtungen. Die Untersuchungen ergänzen<br />

sich auf diese Weise und geben einen tieferen Einblick in die Thematik, was wiederum<br />

einen größeren Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Entwicklung eines Modells zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zulässt.<br />

85


Bei der Überlegung zur Methodenkombination musste zunächst geklärt werden, wann<br />

welche Methoden zum Einsatz kommen sollen, die sich ergänzen und zu einer Erweiterung<br />

der Perspektive und Ausweitung der Erkenntnisse führen können. Dazu mussten sowohl<br />

zeitliche Aspekte wie zum Beispiel die Dauer der Befragungen und deren Auswertung, die<br />

Umsetzbarkeit der Ergebnisse in einem Prototyp <strong>im</strong> Studiengang MuK als auch der<br />

Zugang zu den Studierenden während der Semester bzw. in der vorlesungsfreien Zeit in<br />

Betracht gezogen werden.<br />

Miles und Hubermann (1994, S. 41) schlagen zur Entwicklung <strong>von</strong> solch integrierten<br />

Designs vier Basisdesigns vor (siehe Abbildung 12), die qualitative und quantitative<br />

Forschung miteinander kombinieren:<br />

Basisdesigns zur Verbindung qualitativer und quantitativer Forschung<br />

Abbildung 12: Basisdesigns zur Verbindung qualitativer und quantitativer Forschung<br />

(aus Miles & Hubermann, 1994, S. 41).<br />

Um die Komplexität der <strong>Informationskompetenz</strong> und des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong><br />

Studium verstehen zu können, habe ich mich dazu entschieden, die ersten beiden Designs<br />

<strong>von</strong> Miles und Hubermann zu kombinieren (Abbildung 13):<br />

86


Methoden-Triangulationsdesign der Studie<br />

Abbildung 13: Methoden-Triangulationsdesign der Studie<br />

(Kombination der Basisdesigns 2 und 3 <strong>von</strong> Miles & Hubermann, 1994)<br />

Auf diese Weise wird die Methoden-Triangulation <strong>im</strong> Sinne des Educational Design<br />

Research angepasst: Das Projekt ist interventionistisch, indem es in die tatsächliche<br />

Umwelt der Studierenden eingreift, indem Angebote bereitgestellt werden, die sich nach<br />

Erkenntnissen der ersten Online-Umfrage (Makroebene) und der ersten Feldstudie (Mikroebene)<br />

<strong>im</strong> Sinne der Methoden-Triangulation am Bedarf der Studierenden orientieren<br />

(Sprechstunden, Tutorien, Online-Angebot). Diese Interventionen werden <strong>im</strong> Feld (Mikroebene)<br />

untersucht (Feldstudie 2). Anhand einer weiteren Online-Umfrage (Makroebene)<br />

werden aus Umfrage 1 und Feldstudie 1 festgestellte Probleme tiefergehend beleuchtet<br />

(Mikro- und Makroebene). Ergebnisse aus beiden Umfragen und den Feldstudien werden<br />

in Interviews anschließend überprüft und auf der Mikroebene untersucht. Das Gesamtergebnis<br />

wiederum führt zum Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken <strong>im</strong> Projekt i-literacy.<br />

Iterativ ist das Projekt, indem die Ergebnisse aus den Untersuchungen sowohl in<br />

weitere Untersuchungen einfließen als auch <strong>im</strong>plementierte Angebote dementsprechend<br />

angepasst und verbessert werden. Eines der Ziele der Untersuchungen ist, den Prozess des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens und der Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu verstehen<br />

und gleichzeitig die erarbeiteten Interventionen zu verbessern, was wiederum die Prozessorientiertheit<br />

der Untersuchungen nach der Methoden-Triangulation beschreibt. Die<br />

Anwendungsorientiertheit ergibt sich daraus, dass der Wert der Interventionen <strong>im</strong> Studienkontext<br />

mit den Ergebnissen der Untersuchungen verglichen wird, um eine opt<strong>im</strong>ale<br />

87


<strong>Förderung</strong> der Studierenden zu leisten 43 . Durch das Hinzuziehen <strong>von</strong> bereits bestehenden<br />

Prämissen und der Feldstudien des Designs (Sprechstunden, Kolloquien, weitere<br />

Untersuchungen nach Abschluss dieser Arbeit durch Hannah Dürnberger) sowie durch die<br />

Erarbeitung eines Modells zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem<br />

Arbeiten <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s ist auch die Theorieorientiertheit des<br />

Educational Design Research gegeben.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich das Untersuchungsdesign der Studien<br />

<strong>im</strong> Projekt i-literacy an den Charakteristiken des Educational Design Research nach van<br />

den Akker et al. (2006) orientiert, die Wahl der Methodenkombination an den Prämissen<br />

der Methodentriangulation nach Flick (2004/2008). Demnach wurde zu Beginn der<br />

Studien <strong>im</strong> WS 07/08 Gespräche mit Lehrenden und Bibliothekspersonal geführt, um nach<br />

eingehender Literaturrecherche zum Thema konkret einen Einblick in die Erfahrungen und<br />

Meinungen der Fachpersonen an der Universität Augsburg zu bekommen. Daraufhin<br />

wurde Online-Umfrage 1 konzipiert und durchgeführt sowie Feldstudie 1. Während der<br />

Semesterferien wurden diese ausgewertet und erste Ergebnisse flossen in die Online-<br />

Umfrage 2 ein. Ebenso wurden diese Ergebnisse verwendet, um <strong>im</strong> SoSe 08 eine<br />

Sprechstunde <strong>im</strong> Studiengang MuK einzurichten, um Studierende zu Fragen in Bezug auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftliches Arbeiten zu beraten. Ebenso wurden<br />

Tutorien konzipiert. Diese Sprechstunden waren dann <strong>im</strong> SoSe 08 Grundlage für<br />

Feldstudie 2. Die Ergebnisse aus Online-Umfrage 1 und Feldstudie 1 dienten auch dazu,<br />

die Feldtagebücher für Feldbeobachtung 2 zu strukturieren. Ergebnisse flossen zusätzlich<br />

in eine Verbesserung der MuK Abschlusskolloquien ein, die in Feldstudie 1, die <strong>von</strong> WS<br />

07/08 bis WS 08/09 durchgeführt wurde, weiterhin zu verbessern. Ebenso wurden die<br />

Resultate aus dem WS 07/08 dazu verwendet, die online Lernumgebung zu entwickeln. Im<br />

SoSe08 wurde dann Online-Umfrage 2 durchgeführt und Feldstudie 2. Feldstudie 1 lief<br />

wie gewohnt weiter unter Einbindung der Verbesserungen, die die Auswertung der<br />

Ergebnisse aus dem WS 07/08 erbracht hatten. Die Implementierung der online<br />

Lernumgebung lief ebenso während des Semesters weiter. In den darauf folgenden<br />

Semesterferien wurden dann alle Studien (Online-Umfrage 2, Feldstudie 2, Feldstudie 1,<br />

Sprechstunden und Tutorien) ausgewertet. In Anschluß wurde anhand der Ergebnisse der<br />

Analysen die online Lernumgebung und Tutorien weiter entwickelt. Zur beantwortung<br />

43 Das Projekt wurde <strong>im</strong> März 2010 <strong>von</strong> Hannah Dürnberger und dem Projektteam i-literacy evaluiert, um<br />

den Nutzen des Gesamtprojektes zu ermitteln und weitere Verbesserungen vorzunehmen. Ich war zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht mehr am Projekt beteiligt, da <strong>im</strong> Rahmen dieser Dissertation die Bedarfsanalysen und das<br />

heuristische Modell beleuchtet werden sollen, nicht jedoch eine summative Evaluation.<br />

88


noch offener Fragen und zur Vertiefung <strong>von</strong> bereits gewonnenen Erkenntnissen wurden die<br />

Interviewleitfäden für das WS 08/09 konzipiert. Im WS 08/09 konnte das Projekt i-literacy<br />

mit einer online Lernumgebung, Sprechstunden, Tutorien und zwei Abschlusskolloquien<br />

<strong>im</strong> Studiengang MuK vollständig <strong>im</strong>plementiert werden. Zusätzlich wurde <strong>im</strong> Studiengang<br />

ein Methodenseminar angeboten und Einführungen zu Recherchearbeit an der Bibliothek<br />

der Universität. Diese waren jedoch bereits <strong>im</strong>plementiert und nicht Teil des Projekts iliteracy.<br />

Im WS 08/09 wurden die Interviews ausgewertet und die Egebnisse der Studien<br />

nach dem WS 08/09 zusammengefasst. Abbildung 10 stellt diesen Ablauf graphisch dar<br />

zum besseren Verständnis.<br />

Im Folgenden werden die jeweiligen Untersuchungen, deren Ergebnisse und deren<br />

Interpretationen dargestellt.<br />

3.2 Feldbeobachtung <strong>von</strong> Abschlusskandidaten und Sprechstunden<br />

zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> Studiengang MuK<br />

Um Einsicht in die Arbeitsweisen und Probleme <strong>von</strong> Studierenden in Bezug auf das<br />

wissenschaftliche Arbeiten und die <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums zu<br />

bekommen, wurden unter anderem zwei Feldbeobachtungen durchgeführt, um feststellen<br />

zu können, welche konkreten Probleme Studierende in Bezug auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten haben. Dazu wurde die Methode der teilnehmenden Beobachtung gewählt, denn<br />

diese ist eine „geplante Wahrnehmung des Verhaltens <strong>von</strong> Personen in ihrer natürlichen<br />

Umgebung“ (Friedrichs, 1990, S. 270) und dient in diesem Fall dazu, die Perspektive der<br />

Studierenden besser verstehen zu können (vgl. auch Bortz & Döring, 2006, S. 336) und<br />

ihre Problemfelder dort zu untersuchen, wo sie auftauchen. Im Falle dieser Untersuchung<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihrer Abschlussarbeit. Sie beruht auf den zentralen Annahmen der qualitativen<br />

Methodologie (Denzin & Lincoln, 1994; Flick, 1995) und ist ein Teil der Feldforschung.<br />

Diese stammt ursprünglich aus der Ethnologie, wo soziale Einheiten wie Naturvölker oder<br />

Stammesgemeinschaften durch Teilhabe des Forschers am Leben der zu erforschenden<br />

Gemeinschaft mittels Feldstudien untersucht werden (Bortz & Döring, 2006). Der Begriff<br />

der teilnehmenden Beobachtung stammt <strong>von</strong> Lindemann (1925), einem Soziologen der<br />

Chicagoer Schule, der die Methode der Feldforschung verwendet hat, um städtische<br />

Subkulturen zu untersuchen (Girtler, 2001). Heute finden Feldstudien auch in weiteren<br />

Bereichen statt, wie zum Beispiel in der Informatik. So werden zum Beispiel neue<br />

Technologien wie Online-Videokonferenzen mittels Feldstudien untersucht, um<br />

89


Erkenntnisse über die Gestaltung dieser zu erlangen (Bortz & Döring, 2006, S. 338).<br />

Unter einer teilnehmenden Beobachtung versteht man die Anwesenheit des Forschers in<br />

einer sozialen Situation oder einem sozialen Umfeld, um dies wissenschaftlich zu<br />

untersuchen. Dabei tritt er mit den zu untersuchenden Individuen in Kontakt, interagiert<br />

mit ihnen und wird dadurch Teil des zu erforschenden Kontextes (vgl. Schwarz &<br />

Schwarz, 1955, S. 244). Aus der Teilnahme an einem realen Umfeld ergeben sich die<br />

Daten, die während der Beobachtung gemacht werden (vgl. Lamnek, 2005, S. 566 f.). Man<br />

kann zwischen zwei Beobachtungstypen unter Teilnahme des Forschers unterscheiden. 1)<br />

Die teilnehmende strukturierte Beobachtung: Hier ist der Forscher Teil des Handlungsablaufs<br />

und n<strong>im</strong>mt Notiz des Geschehens durch vorher festgelegte Beobachtungsschemata.<br />

Dadurch wird versucht, die Beobachtung zu standardisieren und somit auch eine<br />

gleichbleibende Struktur der Ergebnisse zu erlangen. Der Fokus der Beobachtung wird<br />

damit festgelegt, das Interesse des Forschers liegt vor allem auf diesen Aspekten. Dies ist<br />

vor allem dann <strong>von</strong> Vorteil, falls mehr als ein Beobachter das Feld untersucht, da vorher<br />

festgelegt wurde, worauf jeder Beobachter achten sollte und was genau notiert werden<br />

muss. 2) Die teilnehmende unstrukturierte Beobachtung: Der Beobachter hat keinen<br />

systematischen Erhebungsplan, d. h., die zu beobachtenden Verhaltensweisen sind nicht<br />

umschrieben oder begrenzt (vgl. Girtler, 2001, S. 62). Bei den hier durchgeführten<br />

Feldbeobachtungen handelt es sich um teilnehmende strukturierte Beobachtungen, da<br />

untersucht werden soll, wie sich Studierende be<strong>im</strong> Prozess des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens verhalten, also zum Beispiel, wie sie ihr Forschungsvorhaben bei Anfertigung<br />

einer Abschlussarbeit präsentieren, welche Unsicherheiten dabei auftreten, welche Fragen<br />

sie bezüglich einer wissenschaftlichen Arbeit haben oder wie sie nach Informationen<br />

suchen. Dazu wurden best<strong>im</strong>mte Punkte festgelegt, die es zu untersuchen galt. Sie wurden<br />

in einem Feldtagebuch festgehalten, das zur Datensammlung diente.<br />

Eine Feldstudie fand <strong>im</strong> Abschlusskandidatenkolloquium MuK aktuell <strong>im</strong> Studiengang<br />

MuK <strong>im</strong> WS 07/08 und SoSe 08 statt, eine zweite während der Sprechstunden <strong>im</strong> SoSe 08,<br />

die <strong>im</strong> Rahmen der Pilotierung des Projekts i-literacy angeboten wurden 44 . Wie bereits in<br />

Kapitel 2.8 erwähnt, wurde das Projekt zunächst für den Studiengang MuK konzipiert und<br />

hier auch prototypisch <strong>im</strong>plementiert. Teil dieser Pilotphase war zum einen Sprechstunden<br />

zum wissenschaftlichen Arbeiten anzubieten und zum anderen bereits bestehende<br />

Angebote wie die Abschlusskolloquien auszubauen und zu evaluieren. Diese Angebote<br />

44 Die Sprechstunden werden auch weiterhin dokumentiert. Für den Zweck dieser Arbeit diente jedoch der<br />

Erhebungszeitraum des SoSe 08.<br />

90


dienten bei den teilnehmenden Beobachtungen deshalb als Untersuchungsumfeld, weil hier<br />

gezielt Probleme <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens angesprochen werden. Seit<br />

Oktober 2007 steht Studierenden in diesem Zusammenhang ein Angebot zur Verfügung,<br />

das Sprechstunden sowie zwei Abschlusskandidatentutorien und -seminare umfasst 45 . In<br />

diesen Seminaren stellen alle Abschlusskandidaten ihre geplanten Forschungsvorhaben<br />

vor, können Fragen stellen und bekommen Anregungen und Kritik <strong>von</strong> Kommilitonen und<br />

einer Professorin. Das Ziel der teilnehmenden Beobachtungen war, zu dokumentieren,<br />

welche Probleme Studierende unter „natürlichen“ Bedingungen haben, also während sie<br />

<strong>von</strong> Dozierenden tatsächlich gestellte wissenschaftliche Aufgaben lösen müssen, wie dem<br />

Schreiben <strong>von</strong> Haus- und Abschlussarbeiten, ohne dabei eine künstliche Befragungssituation<br />

herzustellen. Mit der Feldbeobachtung wurde versucht zu beleuchten, mit<br />

welchen Problemen Studierende während ihres Studiums konfrontiert werden, wenn sie<br />

mit Informationen arbeiten. Es wurde die Methode der teilnehmenden Beobachtung<br />

gewählt, um tatsächliche Fragestellungen <strong>im</strong> Feld aufzeichnen zu können und auch bei<br />

Bedarf nachfragen zu können. Dies diente dazu, konkrete Probleme herauszufiltern, die<br />

durch eine Fragebogenerhebung nicht <strong>im</strong> Detail ermittelt werden können (vgl. dazu<br />

Heinze, 2008a).<br />

Die teilnehmende Beobachtung der Sprechstunden <strong>im</strong> SoSe 08 diente zudem dazu, die<br />

erste Intervention <strong>im</strong> Projekt i-literacy zu evaluieren. Wie bereits <strong>im</strong> Kapitel 3.1<br />

angesproche ist es in Educational Design Research Usus bereits während der Entwicklung<br />

<strong>von</strong> Lernszenarien Interventionen zu <strong>im</strong>plementieren und zu evaluieren. Educational<br />

Design Research ist charakterisiert durch Intervention, Iteration, Prozessorientiertheit und<br />

Theorieorientiertheit. Diese Merkmale finden sich <strong>im</strong> Projekt i-literacy durch die<br />

Anwendung <strong>von</strong> Forschungsergebnissen in Interventionen wie beispielsweise<br />

Sprechstunden und eine online Lernumgebung in einen bestehenden Kontext und deren<br />

Evaluation und anschließenden weiteren Verbesserung in Zyklen. Daher sind in diesem<br />

Projekt Interventionen wie eben die Spechstunde zum einen Untersuchungsgegenstand und<br />

zum anderen auch Interventionsgegenstand.<br />

Bei der teilnehmenden Beobachtung <strong>im</strong> Abschlusskandidatenkolloquium <strong>im</strong> WS 07/08<br />

war ich selbst als Beobachterin tätig. Dazu wurde ich <strong>von</strong> Prof. Dr. Gabi Reinmann, die<br />

das Seminar leitete, als Doktorandin vorgestellt und den Studierenden wurde erklärt, dass<br />

45 Ich spreche hier vom Zeitraum Oktober 2007 bis April 2009. Der Studiengang MuK hat seit dem einige<br />

Veränderungen durch Umstrukturierung und Akkreditierungsverfahren durchlaufen. Manche Angebote wie<br />

z. B. ein Propädeutikum waren zum Zeitpunkt dieser Untersuchungen noch fester Bestanteil des Studienplans<br />

und sind es jetzt nicht mehr. In dieser Arbeit gehe ich <strong>im</strong>mer vom Zeitraum Oktober 2007 bis April 2009 aus.<br />

91


ich <strong>im</strong> Seminar anwesend bin um festzuhalten, welche Fragen sie bezüglich des<br />

Anfertigens der Abschlussarbeiten haben und wo Probleme auftreten. In diesem Seminar<br />

konnte ich den Studierenden Fragen stellen und auch auf ihre Fragen Antworten geben,<br />

wenn ich dazu in der Lage war. Ebenso konnten sie mir Fragen stellen. Im<br />

Abschlusskolloquium <strong>im</strong> SoSe 08 war meine Rolle etwas verändert, da sich Prof. Dr.<br />

Reinmann <strong>im</strong> Forschungssemester befand und Dr. Frederik Adler das Seminar übernahm.<br />

Meine Rolle hier war aktiver, da ich Dr. Adler in der Seminarplanung unterstützt habe und<br />

mich auch verstärkt in den Feedbackprozess <strong>von</strong> Präsentationen der Abschlussarbeiten<br />

einbringen konnte. Meine Rolle als Beobachterin hat sich jedoch nicht verändert, sie hat<br />

sich sogar verbessert, da Studierend häufiger Fragen gestellt haben bezüglich der<br />

Anfertigung ihrer Abschlussarbeit. Somit konnten durch diese Beobachtung noch tiefere<br />

Einsichten in Probleme der Studierenden gewonnen werden.<br />

Während dieser beiden Seminare habe ich zum einen die Qualität der Präsentationen der<br />

Studierenden zu ihren Abschlussarbeiten in Bezug auf Inhalt, Verständnis und Quellen<br />

festgehalten, die Fragen und Probleme, die sie ansprachen und gestellt haben, notiert sowie<br />

die Fragen, Vorschläge und das Feedback der anderen Teilnehmer des Seminars festgehalten.<br />

So konnte ein Überblick gewonnen werden in die Fähigkeiten, die Abschlusskandidaten<br />

haben in Bezug auf Präsentation <strong>von</strong> Informationen, Themenfindung und<br />

Eingrenzung, Methodenwahl, Literaturrecherche sowie Umsetzbarkeit des Vorhabens. Ein<br />

Feldbucheintrag aus dem Kolloquium sieht beispielsweise folgendermaßen aus:<br />

Referat zur BA Arbeit, 30.11.07<br />

Präsentation: Thema World of Warcraft<br />

Gelbe Schrift auf weißem Hintergrund schlecht lesbar – Farbwahl durch Wahl des Themas<br />

WoW (gelb-grünes Logo) best<strong>im</strong>mt<br />

Probleme der Themeneingrenzung – 7 mögliche Themenfelder wurden erarbeitet, daraus<br />

Ziel einer Metaanalyse <strong>von</strong> bestehenden Studien zu WoW, Studentin scheint noch ziellos<br />

Themen aufzulisten, Themeneingrenzung problematisch<br />

Probleme bei der Wahl der Methode und Fragen zur Durchführung <strong>von</strong> Metaanalysen<br />

Problem bei theor. Grundlagen: Welche Aspekte sind interessant?<br />

Fragen zur Recherche: Bib, Dipl.-Arbeiten, Internet?<br />

System der Analyse: Studien, welche, wie viele, Kategorisierung, Datengrundlage<br />

Problem des Verständnisses der Begriffe <strong>von</strong> Empirie, Theorie, Praxis, Auswertung etc.<br />

Wie man hier erkennen kann, wurden die Schwierigkeiten, die Studierende haben,<br />

aufgezeichnet. Der Umfang eines Eintrags richtete sich nach den auftretenden Fragen und<br />

92


Problemen. Diese Notizen dienten als Grundlage zur Feststellung <strong>von</strong> Problembereichen<br />

be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> speziellen Fall der Anfertigung <strong>von</strong><br />

Abschlussarbeiten.<br />

Um auch untersuchen zu können, welche Schwierigkeiten und Fragen Studierende in<br />

niedrigeren Semestern haben, wurde die zweite strukturierte teilnehmende Beobachtung<br />

während der Sprechstunden zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> SoSe 08 durchgeführt.<br />

Hier standen studentische Tutoren höherer Semester oder ich selber den Studierenden bei<br />

Fragen zur Verfügung. Fragen konnten entweder persönlich gestellt werden oder per<br />

E-Mail. Auch hier wurde vom entsprechenden Tutor festgehalten, welche Problembereiche<br />

angesprochen wurden. Ebenso wurde festgehalten, ob die Studierenden wiederholt die<br />

Sprechstunde aufsuchten, um dasselbe Problem zu besprechen.<br />

Ein Feldbucheintrag einer Sprechstunde sieht hier beispielsweise folgendermaßen aus:<br />

Sprechstunde 14.05.2008, 10:00-11:30<br />

Beratung zur B.A.-Arbeit – Spannungsverhältnis Werbeagentur und Kunde<br />

(Erstkorrektorin: Gabi Reinmann)<br />

Problem: Eingrenzung des Themas, genaue Fragestellung der Arbeit<br />

Beratung:<br />

- Erläuterung Thema und Problemstellung durch Studentin, verständnisvertiefende<br />

Fragen:<br />

1 Visualisierung des Themenkomplexes mithilfe <strong>von</strong> Mindmapping-Techniken<br />

2 Vertiefung und Gliederung des Themas<br />

3 Vorschläge für passende theoretische Fundierung<br />

4 Beratung bei der Suche für Zweitkorrektor<br />

Empfehlungen: Sich auf einen Aspekt des umfangreichen Themas festlegen, eventuell<br />

Theorien zur Experten-Laien-Kommunikation heranziehen, Zweitkorrektor nach Passung<br />

zum Thema auswählen<br />

3.2.1 Fragestellung der Untersuchung<br />

Wie bereits erläutert, wurde die Feldbeobachtung in zwei Teile gegliedert: (1) eine<br />

strukturierte teilnehmende Beobachtung der Sprechstunden zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten <strong>im</strong> Projekt i-literacy und (2) eine teilnehmende Beobachtung <strong>im</strong> BA- und MA-<br />

Abschlusskandidatenseminar MuK aktuell. Die Fragen, die durch diese Beobachtungen<br />

beantwortet werden sollen, sind:<br />

93


• Welche Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten treten bei MuK-Studierenden<br />

<strong>im</strong> Laufe des Studiums auf?<br />

• Lassen sich die auftretenden Fragen kategorisieren?<br />

• Haben Abschlusskandidaten besondere Fragen/Bedürfnisse?<br />

Auf diese Fragen wurde bei der Dokumentation der Sprechstunden und der Seminare<br />

besonderer Wert gelegt, um die Forschungsfragen beantworten zu können.<br />

3.2.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung<br />

Die teilnehmende Beobachtung der Sprechstunden wurde in der Zeit <strong>von</strong> April 2008 bis<br />

Oktober 2008 durchgeführt, die teilnehmende strukturierte Beobachtung des<br />

Abschlusskandidatenseminars wurde <strong>im</strong> Wintersemester 07/08 und <strong>im</strong> Sommersemester<br />

2008 durchgeführt. An den Abschlusskandidatenseminaren waren insgesamt 51<br />

TeilnehmerInnen eingeschrieben. Insgesamt waren 35 unterschiedlichen Präsentationen zu<br />

Abschlussarbeiten Teil der Beobachtung. Da<strong>von</strong> waren 25 BA-Abschlussarbeitenvorhaben<br />

und 10 MA-Abschlussarbeitenvorhaben. In den Sprechstunden wurden insgesamt 25<br />

Beratungen (E-Mail und persönliche Beratungen) durchgeführt. Nach Analyse der<br />

Feldbeobachtungen kann man feststellen, dass sowohl bei den Sprechstunden als auch <strong>im</strong><br />

Abschlusskandidatenseminar vor allem die Themeneingrenzung und die<br />

wissenschaftlichen Methoden den Studierenden Probleme bereiten. Stellt man die Fragen<br />

und Bedürfnisse, die bei den Beobachtungen gemacht wurden, prozentual dar lässt sich<br />

feststellen, dass 33 % aller beratenen Studierenden in die Sprechstunde kamen, um sich für<br />

die Eingrenzung des Themas ihrer Arbeit Tipps zu holen. Die Themeneingrenzung n<strong>im</strong>mt<br />

damit den zweiten Platz bei den wichtigsten Problemen ein hinter Fragen zu Formalia. Im<br />

Abschlusskandidatenseminar hingegen ist sie mit 29 % der dritthäufigste Problembereich.<br />

Die Differenz der Werte ist allerdings <strong>im</strong> direkten Vergleich relativ gering.<br />

Neben der Themeneingrenzung hatten die Studierenden auch <strong>im</strong> Bereich der wissenschaftlichen<br />

Erhebungs- und Auswertungsmethoden viele Fragen. Benötigten innerhalb der<br />

Sprechstunden 28 % der Studierenden Unterstützung auf diesem Gebiet (3. Platz), so<br />

waren es bei MuK aktuell 57 % (1. Platz). Diese Differenz kann mit der Zielgruppe der<br />

Sprechstunden sowie der Veranstaltung erklärt werden. Die Sprechstunden waren für alle<br />

Studierenden des Studiengangs MuK offen, weshalb angenommen werden kann, dass auch<br />

viele Nachfragen aufgrund <strong>von</strong> Seminararbeiten kamen. In diesen Arbeiten mussten bisher<br />

<strong>im</strong> Regelfall keine Methoden angewendet werden, da es sich meist um theoretische<br />

94


Ausführungen handelt. In Abschlusskandidatenseminar hingegen nehmen ausschließlich<br />

Studierende teil, die ihre Bachelor- oder Masterarbeit anfertigen oder sich in der Vorbereitungsphase<br />

befinden. Da fast jede Abschlussarbeit einen Empirieteil enthält, haben diese<br />

Studierenden natürlich einen größeren Bedarf, Fragen <strong>im</strong> Zusammenhang mit den<br />

wissenschaftlichen Methoden zu stellen. Abbildung 14 gibt einen Überblick über die<br />

festgestellten Problembereiche in den Sprechstunden des Projekts i-literacy:<br />

Festgestellte Problembereiche be<strong>im</strong> wiss. Arbeiten (Sprechstunden) (Angaben in %)<br />

Abbildung 14: Sprechstunde und E-Mail-Beratung <strong>von</strong> i-literacy SoSe 08<br />

Ein ähnliches Verhältnis kann be<strong>im</strong> Finden der Forschungsfragen festgestellt werden.<br />

Hatten in den Sprechstunden lediglich 7 % der Studierenden diesbezüglich Probleme bzw.<br />

Fragen, so waren es <strong>im</strong> Abschlusskandidatenseminar schon 34 %. Diese Differenz der<br />

Werte lässt sich analog zu der bei den Methoden erklären. Da das Thema für<br />

Seminararbeiten in der Regel stark vom Dozenten geprägt werden, kamen in den für alle<br />

95


MuK-Studierenden offenen Sprechstunden hierzu wiederum nicht so viele Nachfragen wie<br />

<strong>im</strong> Abschlussarbeitenseminar, wo Studierenden dazu angehalten werden, eigene<br />

Forschungsfelder und –themen zu finden.<br />

Festgestellte Problembereiche be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten (MuK aktuell) (Angaben in %)<br />

Abbildung 15: Fragen und Probleme <strong>im</strong> Abschlusskandidatenseminar MuK akuell<br />

Ein besonders auffälliges Ergebnis wurde darüber hinaus bei den Formalia bzw. der<br />

Schreibweise <strong>von</strong> wissenschaftlichen Arbeiten erzielt. Während <strong>im</strong> Abschlussseminar<br />

lediglich 6 % der Kandidaten Fragen zu diesem Bereich hatten, waren es in den Sprechstunden<br />

42 %. Hier belegten die Formalia Platz 1 der häufigsten Probleme bzw. Fragen.<br />

Diese auffällig große Differenz lässt sich durch zwei Aspekte begründen. Einerseits<br />

kommen sicherlich auch Studierende niedrigerer Semester in die Sprechstunden. Diese<br />

haben viel weniger Erfahrung <strong>im</strong> Hinblick auf Formalia als die Abschlusskandidaten,<br />

woraus sich die hohe Zahl an Nachfragen bei den Sprechstunden ergibt. Andererseits ist<br />

auch denkbar, dass vor allem Fragen zu Formalia eventuell nicht gerne öffentlich <strong>im</strong><br />

Seminar vor den Mitstudenten gestellt werden. Möglicherweise wird Unwissen in diesem<br />

96


Bereich als unangenehm empfunden und man möchte keine „banalen“ Fragen beispielsweise<br />

zu Literaturangaben stellen, da man solche Formalia als Studierender <strong>im</strong> letzen<br />

Semester beherrschen sollte. Diese Fragen könnten bei den Tutoren in der Sprechstunde<br />

oder einfach per E-Mail gestellt werden, was ebenso zu dem erzielten Wert <strong>von</strong> 42 %<br />

beitragen könnte.<br />

Eine weitere Einsicht aus den Sprechstunden, das sich nicht nur schwer tabellarisch<br />

abbilden lässt, ist die große Unsicherheit und teilweise Angst, die Studierende zum einen<br />

bei ihren ersten Seminararbeiten begleitet und zum anderen während der Phase der<br />

Abschlussarbeit. Be<strong>im</strong> Schreiben der ersten Hausarbeiten sind Studierende oft verunsichert<br />

was den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens betrifft. Hierzu gehören beispielsweise<br />

Formalia und Recherchewerkzeuge. Sie sind mit dem Vorgehen nicht vertraut und wissen<br />

oft nicht, an wen sie sich wenden können und wo sie eine „Anleitung“ zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten finden. Die Sorge ist hier, eine schlechte Note zu bekommen,<br />

weil sie nicht „richtig“ schreiben können. Sie benötigen zum einen eine Art „Fahrplan“<br />

und zum anderen hat es sich gezeigt, dass Best-Practice-Beispiele, wie sie bei w.e.b.<br />

Square 46 gefunden werden können, sehr hilfreich sind.<br />

Bei Abschlusskandidaten kann der Kummer oft unterschieden werden zwischen Angst<br />

vor mangelnder Kompetenz, eine wissenschaftliche Arbeit in großem Umfang zu verfassen<br />

und in Sorge vor der Zukunft nach der Universität. In den Sprechstunden konnte den<br />

Studierenden, die große Unsicherheit gezeigt hatten in Bezug auf das erfolgreiche<br />

Bestehen eines umfassenden wissenschaftlichen Vorhabens durch das gemeinsame<br />

Erstellen eines Zeitplans oder einer strukturierten Vorgehensweise oder Ähnlichem<br />

geholfen werden. Hier hatte es den Anschein als wären Abschlusskandidaten vor der<br />

großen Fülle der ihnen bevorstehenden Aufgaben überwältigt und daher stark verunsichert.<br />

Studierende hingegen, die Sorge vor der Zeit nach der Uni hatten, mussten an andere<br />

Beratungsstellen verwiesen werden.<br />

3.2.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung<br />

Anhand der Ergebnisse der Feldbeobachtungen lässt sich feststellen, dass best<strong>im</strong>mte<br />

Probleme <strong>im</strong>mer wieder auftreten, die sich in vier Kernbereiche aufteilen lassen. Studierende<br />

benötigen <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums vor allem Unterstützung in den Bereichen<br />

46 http://websquare.<strong>im</strong>b-uni-augsburg.de/ w.e.b. Square ist ebenso am <strong>im</strong>b der Universität Augsburg am<br />

Studiengang MuK angesiedelt und steht Studierenden oin demand zur Verfügung<br />

97


Themeneingrenzung bzw. Formulieren der Forschungsfragen und Formalia des wissenschaftlichen<br />

Arbeiten. Bei Abschlusskandidaten liegt der Fokus der Fragen <strong>im</strong> Bereich der<br />

wissenschaftlichen Methoden, bei Studierenden niedrigerer Semester liegt der Fokus auf<br />

Formalia und Themeneingrenzung. Zusätzlich kann beobachtet werden, dass Probleme mit<br />

Formalia <strong>im</strong> Laufe des Studiums abnehmen.<br />

Stellt man diese drei Kernproblembereiche (Themeneingrenzung, Formulieren der<br />

Forschungsfragen, Formalia) mit den Fähigkeiten, die einen informationskompetenten<br />

Studierenden ausmachen (siehe Kapitel 2.7), in Verbindung, wird ersichtlich, dass diese<br />

eng miteinander in Zusammenhang stehen. So gehören Themeneingrenzung und das<br />

Formulieren <strong>von</strong> Forschungsfragen zu Fähigkeiten der <strong>Informationskompetenz</strong>, die aussagen,<br />

dass ein informationskompetenter Studierender ein Informationsbedürfnis erkennen<br />

und beschreiben kann. Studierende weisen also Mängel an diesem Teilaspekt der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

auf sowohl zu Beginn und <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums als auch gegen Ende.<br />

Probleme <strong>im</strong> Bereich der Formalia lassen sich auf die Teilaspekte der Präsentation der<br />

aufbereiteten Informationen sowie das Verständnis über die ethischen, sozialen und rechtlichen<br />

Hintergründe und Verwendungsweisen <strong>von</strong> Informationen und <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

übertragen. Hier haben vor allem Studierende aus niedrigeren Semestern Schwierigkeiten.<br />

Dies ist jedoch nicht überraschend, da während der Schulzeit selten gelernt wird,<br />

wie man wissenschaftliche Arbeiten formell verfasst oder welche Zitationsarten es gibt.<br />

Man erkennt jedoch, dass dieser Teilaspekt der <strong>Informationskompetenz</strong> weniger Probleme<br />

bereitet, je weiter sich Studierende <strong>im</strong> Studienverlauf befinden.<br />

Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf die Forschungsfragen, die mit den<br />

Feldbeobachtungen untersucht werden sollten, feststellen, dass es best<strong>im</strong>mte Probleme in<br />

Bezug auf wissenschaftliches Arbeiten unter Studierenden gibt, die gehäuft und <strong>im</strong>mer<br />

wieder auftreten. Diese lassen sich in vier Kernbereiche trennen, wo<strong>von</strong> die ersten drei in<br />

Verbindung mit Fähigkeiten der <strong>Informationskompetenz</strong> stehen. Diese sind 1)<br />

Themeneingrenzung, 2) Formulieren der Forschungsfragen, 3) Formalia des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens und 4) wissenschaftliche Methoden. Zudem haben<br />

Studierende je nach Semester unterschiedliche Fragen und Probleme in Zusammenhang<br />

mit wissenschaftlichem Arbeiten. So benötigen Studierende niedriger Semester<br />

Unterstützung bei Formalia, Abschlusskandidaten <strong>im</strong> Bereich der wissenschaftlichen<br />

Methoden. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Problematik, dass Studierende<br />

Schwierigkeiten haben, ihre Problembereiche und Fragen offen kommunizieren zu können.<br />

Bei Studienanfängern liegt es am unbekannten Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

98


und der damit verbundenen Unsicherheit vor den neuen Aufgaben. Bei Studierenden, die<br />

sich gegen Ende ihre Studiums befinden kann es an der größe der Abschlussarbeit und der<br />

bevorstehenden Veränderungen nach der Universitätsausbildung und der damit<br />

verbundenen Zukunftsangst liegen.<br />

3.3 Erste Online-Umfrage zur <strong>Informationskompetenz</strong> der<br />

Studierenden<br />

Die Feldbeobachtungen erlauben Einblicke in Bezug auf Schwierigkeiten, die MuK-<br />

Studierende mit konkreten Aufgaben während des Studiums sowie be<strong>im</strong> Anfertigen <strong>von</strong><br />

Abschlussarbeiten haben. Um die Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtungen um<br />

weitere Studiengänge zu erweitern und breitere Einblicke in den vielfältigen<br />

Themenbereich der <strong>Informationskompetenz</strong> zu ermöglichen, wurde eine weitere<br />

Untersuchung in Form einer standardisierten Befragung durchgeführt. Sie fand mittels<br />

eines Online-Fragebogens <strong>im</strong> WS 07/08 statt, <strong>von</strong> Dezember ’07 bis Februar ‘08. So<br />

konnten einige Fragen, die während der Feldbeobachtung aufgefallen sind, hier integriert<br />

weden und der Fragebogen ausgebaut werden. Die Wahl fiel auf eine Umfrage mittels<br />

Online-Fragebogen, da der Zweck dieser Analyse eine große, umfassende Befragung <strong>von</strong><br />

Studierenden der Universität Augsburg war. Diese Methode erlaubt eine kostengünstige<br />

Befragung mit schnellem Rücklauf und einfachen Auswertungsmöglichkeiten durch<br />

automatische Einbindung in eine Datenbankstruktur. Zudem konnte durch verschiedene<br />

Mail-Verteiler der Universität schnell eine hohe Zahl an Studierenden erreicht werden.<br />

Bei der Erstellung des Fragebogens wurden bereits durchgeführte Analysen anderer<br />

Hochschulen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> gesichtet und berücksichtigt 47 . Nach<br />

den ersten Ergebnissen der Feldbeobachtungen und aufgrund unserer Annahmen nach<br />

Literaturrecherche und Gesprächen mit Lehrpersonal, dass wissenschaftliches Arbeiten in<br />

engem Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong> steht, wurden einige Wissensfragen<br />

zur Evaluation der <strong>Informationskompetenz</strong> aus einem Fragebogen der „Information<br />

Literacy: Study of Incoming First-Year Undergraduates in Quebec“ <strong>von</strong> Mittermeier und<br />

Quirion (2003) entnommen. In diesen Fragen wird der Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem Arbeiten deutlich, da diese Fragen Bezug<br />

auf das tatsächliche wissenschaftliche Arbeiten <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> haben und eine<br />

47 Vgl. u.A. Universität Konstanz (2007), Quebec Universities (2007), Monash University (2005), Humboldt<br />

Universität zu Berlin (2008), SteFi (2001)<br />

99


korrekte beantwortung dieser Wissensfragen ein hohes Maß an Informatinskompetenz<br />

voraussetzt. Diese Fragen sind <strong>von</strong> den beiden Autorinnen fundiert begründet und haben in<br />

dieser und weiteren Studien, die unter anderem auch in Europa durchgeführt wurden, zu<br />

sehr guten Ergebnissen <strong>im</strong> Bereich der Einschätzung des <strong>Informationskompetenz</strong>standes<br />

<strong>von</strong> Studierenden geführt (vgl. EnIL, 2004; Bernath & Jenkin, 2006). Sie wurden für<br />

vorliegende Befragung <strong>von</strong> mir übersetzt und zum Teil an die Bedingungen der Universität<br />

Augsburg angeglichen oder leicht verändert, ohne dass Sinn und Inhalt der Fragen<br />

verändert wurden. Des Weiteren wurden Fragen gestellt zum persönlichen und beruflichen<br />

Stellenwert <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>, Fragen zur Motivation für das Teilnehmen an<br />

Kursen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>, Fragen zur Medien- und<br />

Bibliotheksnutzung und Fragen zum Kenntniserwerb in Bezug auf das wissenschaftliche<br />

Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong>. Ebenso wurde um eine Einschätzung der eigenen<br />

Fähigkeiten in verschiedenen <strong>Informationskompetenz</strong>bereichen gebeten sowie zu<br />

verschiedenen Diensten und Angeboten, die an der Universität Augsburg <strong>im</strong> Bereich<br />

wissenschaftliches Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong> angeboten werden.<br />

Der Fragebogen bestand aus insgesamt sechs Teilen mit insgesamt 32 Fragen und 2<br />

Filterfragen. Im ersten Teil wurden Fragen zum Teilnehmer gestellt, darunter ihr Alter,<br />

Geschlecht, höchster Schulabschluss, Studiengang und Fachsemester. Dieser Teil war rein<br />

formeller Natur um statistische Daten der Teilnehmer zu erfassen.<br />

Im zweiten Teil wurden sieben Fragen und eine Filterfrage zur persönlichen Einstellung<br />

zur <strong>Informationskompetenz</strong> gestellt. Die ersten drei Fragen untersuchten den Stellenwert<br />

der Wichtigkeit <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> mit den Antwortmöglichkeiten „sehr<br />

wichtig“, „wichtig“, „kaum wichtig“, „gar nicht wichtig“, und „weiß nicht“. Es wurde<br />

bewusst ein Mittelwert vermieden um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Die Antwort<br />

„weiß nicht“ wurde gewählt, um eine vollständige Bearbeitung des Fragebogens zu<br />

gewährleisten, auch wenn sich Teilnehmer nicht sicher sind zu ihrer Einschätzung zu<br />

einem Thema. Die nächsten drei Fragen richteten sich an die Möglichkeit zur Teilnahme<br />

an Kursen zur <strong>Informationskompetenz</strong> mit und ohne ECTS-Punkte Anrechnung. Wurde<br />

die folgende Frage nach einer bisherigen Teilnahme an einem Kurs zu<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> mit „ja“ beantwortet wurde der Teilnehmer nur Filterfrage<br />

geleitet, die ein Feld zur freien Eingabe des Kurses bot. Die letze Frage in diesem Teil<br />

richtete sich an präferierte Unterrichtsmethoden für Kurse zu <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

Diese Fragen boten Listen mit Mehrfachnennung als Antwortmöglichkeit an. Dieser Teil<br />

des Fragebogens sollte ermitteln, welche Bedeutung Teilnehmer der<br />

100


<strong>Informationskompetenz</strong> in Beruf und Universitätsalltag be<strong>im</strong>essen und ob sie bereit sind,<br />

Kurse zur <strong>Förderung</strong> dieser Kompetenz zu besuchen. Hier sollte untersucht werden, ob<br />

sich die Einschätzung der Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> mit einer Bereitschaft<br />

zur Erlangung dieser Fähigkeiten deckt, oder ob keine Motivation besteht<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> freiwillig zu erlangen. Die Frage nach der präferierten<br />

Unterrichtsmethode sollte in die Entwicklung <strong>von</strong> i-literacy einfließen.<br />

Im dritten Teil des Fragebogens wurden Fragen zur <strong>Informationskompetenz</strong> gestellt.<br />

Dieser Teil bestand aus 13 Fragen, darunter eine zur Mediennutzung mit einer Liste aus 22<br />

Items mit Mehrfachnennung und einem Feld zur freien Eingabe für weitere Medien. Die<br />

weiteren 12 Fragen waren Wissensfragen zur Ermittlung der tatsächlichen<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der Teilnehmer. Sie waren stark an die Erhebung <strong>von</strong> Mittermeyer<br />

und Quirion (2003) angelehnt und bilden den Kern der Umfrage. In diesem Teil sollte<br />

ermittelt werden, wlche Medien Studierende nutzen um einen Einblick in die <strong>von</strong> ihnen<br />

gewählten Mittel zur bewältigung <strong>von</strong> Aufgaben zu bekommen. Zudem sollte durch die<br />

Wissensfragen untersucht werden, wie der tatsächliche Stand der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

der Studierenden aussieht, um hier einen Überblick zu bekommen, Defizite zu erkennen<br />

und identifizierte Bereiche in das Projekt i-literacy zu übernehmen. Ebenso sollten die<br />

Ergebnisse der Wissensfragen mit den persönlichen Einschätzungen zur<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> verglichen werden um zu ermitteln, ob die Teilnehmer eine<br />

realistische Sich auf ihre Kompetenzen haben.<br />

Der vierte Teil bestand aus drei Fragen zum Umgang mit wissenschaftlichen<br />

Informationen. In diesen Fragen wurde untersucht, wie sich Studierende mit Informationen<br />

für ihr Studium versorgen. Die Items in der ersten Frage waren eine Auswahl der<br />

Häufigkeit zur Nutzung <strong>von</strong> Dienstleistungen der Bibliothek mit den<br />

Antwortmöglichkeiten „sehr häufig“, „häufig“, „selten“, und „nie“. Die weiteren beiden<br />

Fragen boten dem Teilnehmer jeweils eine Liste mit sechs Items an möglichen<br />

Recherchequellen zur Auswahl mit der Möglichkeit zur Mehrfachnennung und einem Feld<br />

zur freien Eingabe. In diesen Teil sollte untersucht werden, welche Quellen Studierende<br />

be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten heranziehen, um feststellen zu können, ob sie sich der<br />

Vielfalt an Informationen bewusst sind oder ob hier auch ein Defizit in der Nutzung<br />

besteht.<br />

Der fünfte Teil bestand aus zwei Fragen. Die erste war eine Untersuchung zur<br />

Einschätzung der persönlichen Indformationskompetenz. Sie bestand aus 14 Items die alle<br />

ein Feld der <strong>Informationskompetenz</strong> andeckten wie z.B. „Richtiges Zitieren“ oder „OPAC<br />

101


Recherche“. Teilnehmer der Umfrage sollten ihre Einschätzung der eigenen Fähigkeit<br />

geben mit den Antwortmöglichkeiten „sehr schlecht“, „schlecht“, „teils/teils“, „gut“, und<br />

„sehr gut“ und „keine Angabe“. Ein Mittelwert wurde hier bewusst gewählt, da es sich um<br />

Einschätzung der eigenen Fähigkeiten handelt und nicht um ein Thema, für das sich<br />

Teilnehmer bewusst dafür oder dagegen entscheiden sollten. Die Antwort „keine Angabe“<br />

diente dazu, einen vollständigen Datensatz zu bekommen auch wenn ein Teilnehmer z.B.<br />

nicht wusste, was OPAC ist. Die zweite Frage war die nach dem Kenntnisserwerb der<br />

Kompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Die Frage bot eine Liste aus sieben<br />

Items mit Mehrfachnennung an wie „durch Kommilitonen“, „Veranstaltungen der<br />

Bibliothek“ sowie einem Feld „keiner dieser Möglichkeiten“ und einem Feld „Sonstiges“.<br />

Der letzte und sechste Teil befasste sich mit Diensten der Bibliothek und bestand aus<br />

zwei Fragen und einer Filterfrage. Die erste Frage war die nach bereits genutzten Diensten<br />

der Bibliothek wie Beratung oder angebotene Kurse und hatte sieben Items, darunter die<br />

Auswahl „Keine“ und zusätzlich eine freies Eingabefeld für „Sonstiges“. Falls ein Dienst<br />

aus der Liste gewählt wurde, wurde der Teilnehmer zur Filterfrage geleitet, die nach der<br />

Zufriedenheit mit den Dienst gefragt hat. Die letze Frage war die nach der zukünftigen<br />

Nutzung <strong>von</strong> Diensten der Bibliothek. Teilnehmer hatten acht Items zur Auswahl in einer<br />

Liste, darunter auch „Keine“ sowie zusätzlich ein Feld zur freien Eingabe. Hier wurden<br />

auch Dienste gelistet, die die Bibliothek noch nicht anbietet um festzustellen, ob diese<br />

Dienste genutzt werden würden um so eine Einschätzung der geplanten Angebote für das<br />

Projekt i-literacy zu bekommen.<br />

Der Fragebogen war zudem so konzipiert, dass ein Teilnehmer dazu aufgefordert<br />

wurde, eine fehlende Frage zu beantworten, falls er den Online-Fragebogen unvollständig<br />

ausgefüllt abschicken wollte. Die Umfrage war <strong>von</strong> Dezember 2007 bis Februar 2008<br />

aktiv 48 . Eine vollständige Kopie des Fragebogens findet sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

3.3.1 Fragestellung der Untersuchung<br />

Mit dieser Online-Befragung fand eine breite Evaluation mehrerer Themen <strong>im</strong> Bereich<br />

der <strong>Informationskompetenz</strong> in Verbindung mit wissenschaftlichem Arbeiten unter<br />

Studierenden der Universität Augsburg statt. Die Fragen, die dadurch beantwortet werden<br />

sollen, sind:<br />

48 Die Bedarfsanalyse wurde mit phpsurveyor durchgeführt (http://www.l<strong>im</strong>esurvey.org/).<br />

102


• Welchen Stellenwert hat <strong>Informationskompetenz</strong> unter Studierenden?<br />

• Was ist die Motivation, sich <strong>Informationskompetenz</strong> anzueignen?<br />

• Wie ist der Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden?<br />

• Wie schätzen Studierende ihre <strong>Informationskompetenz</strong> ein?<br />

• Welche (digitalen) Medien werden genutzt, um wissenschaftlich zu arbeiten?<br />

Sie wurden mit der ersten Online-Umfrage untersucht. Es ist hier anzumerken, dass<br />

diese erste Online-Umfrage einen generellen Überblick über den Stand der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> geben sollte. Deshalb wurde in dieser Auswertung auf Vergleiche<br />

zwischen Studiengängen und Fachsemestern weitgehend verzichtet. Es handelt sich hierbei<br />

bewusst um eine Bedarfsanalyse der aktuellen Situation zum Thema<br />

<strong>Informationskompetenz</strong>. Eine Unterscheidung zwischen Studiengängen und Fachsemester<br />

findet <strong>im</strong> Laufe der weiteren Untersuchungen <strong>im</strong> Projekt i-literacy verstärkt statt. Im<br />

Folgenden sind die Ergebnisse der ersten Online-Umfrage ausgewertet und analysiert.<br />

3.3.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung 49<br />

Angaben zur Person<br />

Es nahmen insgesamt 653 Studierende an der Umfrage teil. Von den Teilnehmern der<br />

Umfrage sind 52 % weiblich (n=339), 48 % männlich (n=315). 82 % (n=536) haben als<br />

höchste Ausbildung Abitur, 14 % (n=90) haben bereits ein Studium abgeschlossen. Der<br />

hohe Prozentsaz an Teilnehmern mit Abitur ist nicht überraschend und für eine Befragung<br />

an einer Universität zu erwarten. Die Umfrage soll demnach auch keinen Aufschluß über<br />

die Bevölkerung an sich geben oder einen Zusammenhang zwischen Schulabschluß und<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> geben, sondern lediglich Aussagen über die in dieser Umfrage<br />

erfassten Studierenden treffen.<br />

Von den befragten Teilnehmern studieren 22 % Wirtschaftswissenschaften, 17 %<br />

Lehramt, 13 % Medien und Kommunikation, je 4 % Rechtswissenschaften, Physik,<br />

Politikwissenschaften und Informatik und Mult<strong>im</strong>edia, je 3 % Informatik und Mathematik,<br />

je 2 % Erziehungswissenschaften, Geografie, Pädagogik, Soziologie und Wirtschaftsmathematik<br />

und je 1 % Materialwissenschaft, Sprachwissenschaft und Finance and<br />

Information Management. Von den Befragten befindet sich 1 % <strong>im</strong> Promotionsstudium<br />

(siehe Abb. 16). Die prozentuale Verteilung der Studiengänge entspricht nicht der<br />

49 Die Auswertung fand mit Microsoft Excel und Mondrian statt. Prozentwerte wurde stets gerundet.<br />

103


tatsächlichen Verteilung <strong>von</strong> Studierenden auf die jeweiligen Fachrichtungen an der<br />

Universität Augsburg. Da in der Auswertung der Umfrage keine Rückschlüsse auf den<br />

Zusammenhang <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und Studiengang gezogen werden, ist dies<br />

jedoch zu vernachlässigen. Mit dieser Befragung wurde eine große Zahl an Studiengängen<br />

und Studirenden der Universität Augsburg erreicht. Sie bietet damit einen guten Einblick<br />

in die zu untersuchenden Themen der vorliegenden Arbeit.<br />

Studiengänge der Teilnehmer aus Online-Umfrage 1<br />

Abbildung 16: Studiengänge der Befragten der ersten Online-Umfrage<br />

21 % der Studierenden befinden sich <strong>im</strong> 1. bis 2. Fachsemester, 22 % <strong>im</strong> 3. bis 4.<br />

Fachsemester, 19 % <strong>im</strong> 5. bis. 6. Fachsemester sowie 7. bis 8. Fachsemester und 20 % in<br />

einem höheren Fachsemester. Die sehr ähnliche Verteilung auf die unterschiedlichen<br />

Fachsemester erlaubt es, in dieser Auswertung auf Unterschiede nach Fachsemestern bei<br />

hinzuweisen.<br />

104


Stellenwert <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Bei den folgenden Fragen zum persönlichen, beruflichen und universitären Stellenwert<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wurden Likert-Skalen mit den Antwortmöglichkeiten „sehr<br />

wichtig“, „wichtig“, „kaum wichtig“, „gar nicht wichtig“, „weiß nicht“ und „keine<br />

Antwort“ gegeben. Es wurde bewusst eine Skala mit 6 Items gewählt um einen Mittelwert<br />

zu vermeiden und aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen.<br />

Aus der Befragung geht hervor, dass 54 % der Studierenden ein hoher Grad an <strong>Informationskompetenz</strong><br />

persönlich sehr wichtig ist; 45 % ist er wichtig. Folglich schätzen 99 % der<br />

Studierenden ihre persönliche <strong>Informationskompetenz</strong> als mindestens wichtig ein.<br />

Lediglich einem Prozent ist <strong>Informationskompetenz</strong> kaum wichtig.<br />

Als Voraussetzung für das erfolgreiche Bestehen eines <strong>Hochschulstudium</strong>s beurteilen<br />

45 % der Studierenden <strong>Informationskompetenz</strong> als sehr wichtig, 51 % als wichtig und 4 %<br />

als kaum wichtig. Folglich schätzen 96 % der Studierenden <strong>Informationskompetenz</strong> als<br />

mindestens wichtig ein für ihr <strong>Hochschulstudium</strong>.<br />

Als Qualifikation für ihr Berufsleben halten 46 % der Befragten <strong>Informationskompetenz</strong><br />

für sehr wichtig, 48 % für wichtig und 5 % für kaum wichtig. 1 % konnte dies nicht<br />

einschätzen. Daraus wird ersichtlich, dass 94 % der Befragten <strong>Informationskompetenz</strong> als<br />

mindestens wichtig für ihr Berufsleben einschätzen.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Die überwältigende Mehrheit (über 90 %) der Befragten<br />

schätzt <strong>Informationskompetenz</strong> als mindestens wichtig ein für Beruf und Hochschule. So<br />

gut wie allen (99 %) ist ein hoher Grad an <strong>Informationskompetenz</strong> persönlich wichtig. Es<br />

ist anzunehmen, dass auftretende Defizite demnach nicht an einem mangelnden<br />

Bewusstsein für die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> liegen, da dies sehr ausgeprägt<br />

zu sein scheint. Diese Ergebnisse sind jedoch mit Bedacht zu bewerten, da bei einigen<br />

Antworten <strong>von</strong> sozialer Erwünschtheit ausgegangen werden kann, da Kompetenzen meist<br />

als etwas positives und wünschenswertes angesehen werden und die Ergebnisse daher<br />

verzerrt sein könnten. Demnach sollen diese Ergebnisse auch nicht alleine stehen sondern<br />

in Verbindung mit der nächsten Frage betrachtet werden, um beurteilen zu können, ob<br />

hinter der positiven Bewertung auch die Bereitschaft steht, sich diese Kompetenzen<br />

anzueignen.<br />

Motivation für die Teilnahme an Studienangeboten zur <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Bei der Frage, ob Studierende an Kursen zur Vermittlung <strong>von</strong> Fähigkeiten zur Steigerung<br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> teilnehmen würden, waren die Antworten bezeichnend<br />

105


für die Modularisierung der Studiengänge, da <strong>im</strong>mer mehr Studierende daran arbeiten, eine<br />

best<strong>im</strong>mte Punktzahl für das Erfüllen der Module zu erreichen (vgl. Jenert & Sporer, 2008)<br />

und nicht dazu bereit sind oder es ihnen nicht möglich ist, sich zusätzlich ohne Einbindung<br />

in ihr Studium universitär zu engagieren. So sind über die Hälfte der Studierenden bereit,<br />

Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben, wissenschaftlichen Referieren, Office-Software<br />

und Bild- und Grafikbearbeitung zu belegen, wenn die Möglichkeit besteht, dafür ECTS-<br />

Punkte zu bekommen bzw. sich diese Kurse <strong>im</strong> Studium anrechnen lassen. Kurse zu<br />

Recherche-Strategien, Statistik oder Audio- und Videobearbeitung würden hingegen nur<br />

<strong>von</strong> ca. einem Drittel besucht werden, auch wenn ECTS-Punkte dafür vergeben werden.<br />

Ohne ECTS-Punkte würde höchstens ein Drittel der Befragten an Kursen zur <strong>Informationskompetenz</strong><br />

teilnehmen. Die einzige Ausnahme bildet hier das wissenschaftliche<br />

Schreiben, das 41 % der Befragten belegen würden, ohne ECTS-Punkte zu bekommen.<br />

Hier ist anzumerken, dass auch die Befragten, die <strong>Informationskompetenz</strong> an der<br />

Hochschule und/oder <strong>im</strong> Berufsleben als sehr wichtig oder wichtig einschätzten, Kurse zu<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> nicht häufiger wählen würden <strong>im</strong> Vergleich zu den Befragten, die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> als kaum wichtig einschätzen, ganz gleich ob ECTS-Punkte vergeben<br />

werden oder nicht. Hier zeigt sich die Tendenz, dass <strong>von</strong> den Befragten generell Kurse<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> dann belegt werden würden, wenn sie <strong>im</strong><br />

Regelstudium angerechnet werden können. Ist dies nicht der Fall, so ist die Akzeptanz<br />

dieser Kurse gering, auch wenn die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> als hoch<br />

eingeschätzt wird. Diese Tendenz zeigt sich unabhängig <strong>von</strong> den Studiengängen der<br />

Befragten. Bei den Promovierenden zeigt sich als Ausnahme, dass die Studierenden hier<br />

durchaus bereit sind, Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben zu belegen. Dies ist in<br />

Anbetracht der Tatsache, dass sie sich dieser Tätigkeit über mehrere Jahre hinweg<br />

verschrieben haben, nicht überraschend.<br />

53 % der Befragten haben bereits an Kursen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

teilgenommen. Hier fällt auf, dass eher weniger Studienanfänger diese Kurse besuchen. Im<br />

3. und 4. Fachsemester werden diese Kurse tendenziell häufiger besucht und dann wieder<br />

weniger.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Obwohl über 90 % der Befragten <strong>Informationskompetenz</strong><br />

wichtig ist, sind nur ca. die Hälfte der Studierenden bereit, Kurse mit Anrechnung <strong>von</strong><br />

ECTS-Punkten dazu zu belegen. Nur etwa ein Drittel würden Kurse ohne ECTS-Punkte<br />

belegen. Diese Ergebnisse zeigen, dass Studierende entweder eine geringe Motivation zur<br />

106


Erlangung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> haben oder ihre Fähigkeiten in diesen Bereichen<br />

bereits als sehr hoch einschätzen. Es scheint, als hätte die formale Erfüllung <strong>von</strong><br />

Studienanforderungen einen höheren Stellenwert als die Erlangung <strong>von</strong><br />

Schlüsselkompetenzen. Es ist jedoch anzumerken, dass Studierende, die an dieser Umfrage<br />

teilgenommen haben, den Zusammenhang zwischen <strong>Informationskompetenz</strong> und dem<br />

Anfertigen <strong>von</strong> wissenschaftlichen Artefakten womöglich nicht kennen. Eventuell wäre<br />

dieses Ergebnis anders ausgefallen, wenn man die Wissensfragen vor der Motivation zur<br />

Bereitschaft zur Teilnahme an Kurse zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> gestellt<br />

hätte oder wenn man den Zusammenhang vorher in der Umfrage deutlich gemacht hätte. In<br />

der Einleitung des Fragebogens ebenso wie in Teil zwei des Fragebogens findet sich zwar<br />

der Satz: “Unter <strong>Informationskompetenz</strong> versteht man die effektive Suche und Bewertung<br />

<strong>von</strong> diversen Informationsquellen wie Internetseiten oder Büchern, um zum Beispiel<br />

Hausarbeiten zu schreiben oder Referate zu halten”, jedoch ist nicht klar, ob der<br />

Zusammenhang bei den Studierenden angekommen ist. Für diese Untersuchung bedeutet<br />

das, das verstärkt auf die Bedürfnisse Studierenden eingegangen werden muss bei der<br />

Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> da nicht da<strong>von</strong> ausgegangen werden kann, dass<br />

sie sich zu vorgegebenen Zeiten ohne Einbindung in ihr Studium mit den Erlangung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> befassen werden.<br />

Bevorzugte Unterrichtsmethoden- und Medien<br />

Wenn Kurse zu <strong>Informationskompetenz</strong> angeboten werden, würden 65 % der Befragten<br />

gerne in Workshops unterrichtet werden. 54 % würde gerne in Seminaren unterrichtet<br />

werden, 31 % durch E-Learning und 29 % in Blended-Learning-Szenarien. Diese Tendenz<br />

ist studiengangunabhängig.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Der hohe Anteil der Befragten, die in Workshops unterrichtet<br />

werden möchten, kann als ein Zeichen der Praxisorientiertheit der jungen<br />

Studentengeneration gesehen werden (vgl. Bargel et al., 2007; CHE, 2004). Allerdings ist<br />

fraglich, ob diese Antworten zur Planung <strong>von</strong> Lernumgebungen als relevant eingestuft<br />

werden können, da an der Universität Augsburg wenige E-Learning- und Blended-<br />

Learning-Angebote existieren 50 . Eine ECAR-Studie (2006) hat festgestellt, dass<br />

Studierende mehr Medieneinsatz <strong>im</strong> Unterricht bevorzugen, wenn sie mit solchen<br />

Szenarien bereits bekannt sind. Folglich kann die Wahl der bevorzugten Art des<br />

50 Stand <strong>im</strong> WS 07/08<br />

107


Unterrichts möglicherweise nicht auf Erfahrung beruhend eingeschätzt werden und wäre<br />

höher, wenn bereits mehrere dieser Angebote bestünden.<br />

Dennoch ist es notwendig zu verstehen, dass sich Studierende durchaus eine praxisnahe<br />

Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wünschen und keine theoretische<br />

Unterrichtsmethode. Zusätzlich ist den Anteil <strong>von</strong> zusammen 60% der Studierenden (E-<br />

Learning Angebot und Blended-Learning Szenarien), die sich elektronische Unterstützung<br />

des Unterrichtsmaterials wünschen, sehr hoch trotzt bisher relativ weniger Angebote in der<br />

Lehre. Es zeigt sich, dass Studierende durchaus mit elektronischen Medien vertraut sind<br />

und diese auch zu Lernzwecken nutzen würden. Dies wird in der weiteren Befragung näher<br />

beleuchtet.<br />

Nutzung digitaler Medien<br />

Eine weitere Frage, die in der Online-Umfrage gestellt wurde, war, welche digitalen<br />

Technologien Studierende häufig privat oder an der Uni nutzen. Die für uns interessantesten<br />

Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgezeigt:<br />

Nutzung digitaler Medien <strong>von</strong> Teilnehmern der ersten Online-Umfrage<br />

Technologie Häufige Nutzung<br />

E-Mail 100 %<br />

Textverarbeitungsprogramme 93 %<br />

Wikis (zur Informationsbeschaffung) 86 %<br />

Präsentationssoftware 68 %<br />

Datenbanksoftware 55 %<br />

Messenger 67 %<br />

Wireless Web 51 %<br />

Internettelefonie 36 %<br />

Blogs lesen 25 %<br />

Publizieren <strong>im</strong> Web 8 %<br />

Publizieren in Blogs 7 %<br />

Publizieren in Wikis 5 %<br />

Tabelle 3: Nutzung digitaler Medien<br />

Die Tendenzen sind in allen Studiengängen ähnlich. Bei den Fachsemestern lassen sich<br />

jedoch Verschiebungen feststellen. Die Nutzung <strong>von</strong> Internettechnologien ist <strong>im</strong> 3. bis 4.<br />

108


Fachsemester stärker ausgeprägt als in niedrigeren und höheren Semestern. Zudem steigt<br />

die Nutzung <strong>von</strong> Textverarbeitungs-, Präsentations- und Datenbanksoftware bis zum 5.<br />

und 6. Semester an, um dann <strong>im</strong> 7. und 8. Semester wieder abzufallen. Lediglich die<br />

Datenbanknutzung ist hier ausgeprägter als in anderen Semestern. Dies lässt sich am<br />

Studienverlauf erklären, da in den ersten Semestern in den meisten Studiengängen<br />

zunächst eine Orientierungsphase mit Vorlesungen stattfindet und dann <strong>im</strong> 3. und 4.<br />

Fachsemester an wissenschaftlichen Artefakten gearbeitet wird. Im 7. und 8. Semester liegt<br />

der Fokus dann häufig auf dem Verfassen <strong>von</strong> Seminar- und Abschlussarbeiten., was auch<br />

eine erhöhte Nutzung <strong>von</strong> Datenbanken erklären würde.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Hier werden einige Annahmen der Advokaten (z. B.<br />

Oblinger, 2003; Prensky, 2001) der sogenannten Netzgeneration gefestigt: Studierende<br />

haben digitale Technologien und die Nutzung des Internets in ihre private Umgebung und<br />

ihren Arbeitsalltag integriert. Diese gehen damit in die Alltagskultur und damit auch in das<br />

universitäre Leben ein. Ob man aus diesen Gründen <strong>von</strong> einer „Netzgeneration“ sprechen<br />

kann, wird <strong>von</strong> anderen Autoren bereits diskutiert (vgl. Schulmeister, 2008) und soll hier<br />

nicht Gegenstand der Arbeit sein. Es wird jedoch bestätigt, dass digitale Technologien<br />

einen festen Bestandteil des Alltags der Studierenden ausmachen. Dies sollte bei der<br />

Planung <strong>von</strong> i-literacy berücksichtigt werden, da offenbar eine hohe Akzeptanz gegenüber<br />

diesen Werkzeugen besteht und es deshalb sinnvoll sein kann, sie in ein Lehr-/<br />

Lernangebot zu integrieren.<br />

Zudem ist es nötig, <strong>im</strong> weiteren Verlauf der Untersuchungen zu klären, wofür diese<br />

Technologien genutzt werden und ob sie für sich stehen können bei der Vermittung <strong>von</strong><br />

Lerninhalten oder ergänzt werden sollten durch face-to-face Angebote. Ersichtlich ist<br />

zudem, dass vor allem Online-Dienste eher passiv genutzt werden als aktiv, was wiederum<br />

bedeutet, dass Studierende eher Inhalte konsumieren als produzieren. Der Grund hierfür ist<br />

nicht ersichtlich, muss aber berücksichtigt werden da andere Fähigkeiten notwendig sind,<br />

um digitale Inhalte zu erstellen als sie aufzunehmen und zu verarbeiten. Gerade be<strong>im</strong><br />

Anfertigen <strong>von</strong> wissenschaftlichen Artefakten ist dies <strong>von</strong> Bedeutung, da in diesem<br />

Prozess sowohl die Nutzung <strong>von</strong> Informationen und Technologien eine Rolle spielt wie<br />

auch das selbstständige Anfertigen <strong>von</strong> eigenen Arbeiten, gleich in welcher Form.<br />

109<br />

„Wissensfragen“ zur <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Die Fragen in diesem Teil der Umfrage dienen der Feststellung der


<strong>Informationskompetenz</strong> der teilnehmenden Studierenden in best<strong>im</strong>mten Bereichen, die in<br />

Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten <strong>von</strong> Bedeutung sind. Darunter fallen z.B.<br />

richtiges Zitieren und Recherchestrategien. Die Fragen sowie deren Begründungen sind<br />

aus der Umfrage <strong>von</strong> Mittermeyer und Quirion (2003) entnommen. Die Befragung dieser<br />

beiden Autorinnen diente dazu, die Informations- und Recherche-Fähigkeiten <strong>von</strong><br />

Erstsemestern and einer kanadischen Universität zu untersuchen, um Unterstützungsangebote<br />

zu verbessern sowie die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu stärken. Die<br />

Fragen wurden <strong>von</strong> mir zum Teil leicht verändert und/oder an Gegebenheiten der Uni<br />

Augsburg angeglichen. Sie sind nach Themen, die den Standards der ACRL entsprechen,<br />

aufgegliedert (siehe dazu Kapitel 2.2.2). Der Zweck, die Ergebnisse und die Interpretationen<br />

sind nach jeder Frage erläutert. Die korrekte Antwort oder Best Practice zu jeder<br />

Frage ist durch fetten Schriftschnitt gekennzeichnet (vgl. Mittermeyer & Quirion, 2003).<br />

Die Themen wurden wie folgt unterteilt:<br />

Aufteilung der Wissensfragen nach Thema<br />

Themen Fragen <strong>im</strong> Fragebogen<br />

Konzeptidentifikation bei Recherche 1 Frage zu signifikanten Wörtern<br />

Recherche-Strategie 2 Fragen zu Boole’schen Operatoren, Suchindizes<br />

Arten <strong>von</strong> Dokumenten 2 Fragen zu Dokumententypen<br />

Recherche-Tools 3 Fragen zu Bibliothekskatalogen, Datenbanken, Metasuchmaschinen<br />

Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Ergebnissen 4 Fragen zu Zitationsweisen/bibliografischen Referenzen,<br />

Bibliografien, ethische Nutzung <strong>von</strong> Information<br />

Tabelle 4: Themen der Wissensfragen der ersten Online-Umfrage<br />

Im Folgenden sind die Wissensfragen der Untersuchung und ihre jeweiligen Ergebnisse<br />

dargestellt.<br />

Thema: Konzeptidentifikation bei Recherche<br />

Variable 51 : Signifikante Wörter<br />

Zweck der Frage: Diese Frage soll untersuchen, wie Studierende Konzepte wählen in<br />

ihrer Recherche-Strategie. Werden nicht-fachspezifische Wörter in die Suche integriert,<br />

werden weniger Ergebnisse erzielt. Werden hingegen fachspezifische Wörter nicht benutzt,<br />

51 Als Variable werden die unterschiedlichen Subthemen bezeichnet, die in einem best<strong>im</strong>mten<br />

Themenbereich abgefragt wurden.<br />

110


ist die Suche zu breit und irrelevante Ergebnisse werden erzielt.<br />

Frage: Wenn ich eine Suchmaschine wie Google verwende, um Dokumente zum Thema<br />

„Die Abnahme der Ozonschicht und die Auswirkungen auf die Gesundheit“ zu suchen,<br />

würde ich die folgenden Wörter verwenden:<br />

- Keine Antwort<br />

- Auswirkung, Abnahme, Ozonschicht, Gesundheit<br />

- Ozonschicht, Gesundheit<br />

- Ozonschicht<br />

- Hautkrebs, Ozonschicht<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnis und Interpretation: 49 % der Befragten wählten die korrekte Antwort. 31 %<br />

wählten eine Antwort, die jedoch ein etwas breiteres Spektrum an Antworten als Resultat<br />

hätte. 14 % wählten ein zu breites Suchspektrum, 3 % ein zu geringes. Die Antworten<br />

dieser Frage sind positiv zu bewerten, da 80 % ein gutes Suchergebnis erzielt hätten. Hier<br />

ist ersichtlich, dass die einfache Internetsuche bei den befragten Studierenden durchaus<br />

bekannt ist und sie mit der Nutzung <strong>von</strong> Schlagwörtern vertraut sind. Dieses Ergebnis<br />

könnte die Annahme belegen, dass sich Studierende Inhalte oft zunächst <strong>im</strong> Internet<br />

aneignen. Dies wird <strong>im</strong> weiteren Verlauf dieser Umfrage deutlich. Weitere Kompetenzen,<br />

die in Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong> und Internetrecherche stehen, werden<br />

jedoch nicht hinreichend bestätigt.<br />

Thema: Recherche-Strategie<br />

Variable: Boole’scher Operator „OR“<br />

Zweck der Frage: Ziel dieser Frage ist es, herauszufinden, ob Studierende mit<br />

Boole’schen Operatoren vertraut sind. Boole’sche Logik, die <strong>von</strong> den meisten Suchtechnologien<br />

verwendet wird, ist wichtig für eine effiziente Recherche-Strategie. Man kann damit<br />

die Logik der Ursprungsfrage erhalten und dem System die Beziehung der Keywords<br />

deutlich machen.<br />

Frage: Um mehr Dokumente zu meinem Thema zu finden, kann ich Synonyme (Wörter,<br />

die das Gleiche bedeuten) in meine Suchanfrage einbauen. Um diese Synonyme in meiner<br />

Suchanfrage zu verknüpfen, verwende ich:<br />

- Keine Antwort<br />

- AND (UND)<br />

111


- +<br />

- NOT (NICHT)<br />

- OR (ODER)<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnis und Interpretation: 44 % der Befragten gaben die richtige Antwort „OR“.<br />

Dies zeigt, dass knapp die Hälfte der Befragten das Konzept der Boole’schen Operatoren<br />

versteht. 15 % gaben jedoch als Antwort „Weiß nicht“, was daraus schließen lässt, dass<br />

diese das Konzept der Boole’schen Operatoren nicht kennen. Der Rest (41%) gab falsche<br />

Antworten, was bedeuten kann, dass sie das Konzept kennen, aber nicht verstehen oder<br />

aber ihnen Boole’sche Operatoren unbekannt sind. Es fällt auf, dass unter den Befragten<br />

<strong>im</strong> 7. und 8. Semester die richtige Antwort am häufigsten gewählt wurde.<br />

Wenn man da<strong>von</strong> ausgeht, dass 15% die Antwort nicht wissen und 41% die Frage<br />

falsch beantwortet haben (ungeachtet, ob diese das Konzept nicht kennen oder falsch<br />

verstehen) kann man da<strong>von</strong> ausgehen, dass 41% nicht mit erweiterten<br />

Internetsuchstrategien umgehen können. Hier wird zum einen ein Defizit ersichtlich und<br />

zum anderen kann eine beunruhigende Beobachtung gemacht werden wenn man die<br />

weiteren Ergebnisse dieser Umfrage betrachtet, da Internetsuchmaschinen die am<br />

häufigsten verwendeten Suchmaschinen sind bei der Recherche <strong>im</strong> Studium. Dies<br />

bedeutet, dass Studierende hier erhebliche Probleme haben könnten, die bei der<br />

Entwicklung <strong>von</strong> i-literacy Beachtung finden sollen.<br />

Thema: Recherche-Strategie<br />

Variable: Suchindizes<br />

Zweck der Frage: Diese Frage untersucht das Verständnis der Studierenden für Suchindizes<br />

in einem Bibliothekskatalog. Die Entwicklung einer Suchstrategie beinhaltet<br />

folgende Elemente: Konzeptidentifikation, Übersetzen dieser Konzepte in Schlagwörter<br />

und Nutzung der Boole’schen Operatoren. Eine gute Recherche-Strategie verlangt auch,<br />

dass Studierende die Struktur und Inhalte der Bereiche in einem Bibliothekskatalog oder<br />

einer Datenbank kennen, um dann die angemessenen Suchindizes zu verwenden, wenn sie<br />

die Suche ausführen.<br />

Frage: Um alle Dokumente über Gabi Reinmann <strong>im</strong> Bibliothekskatalog zu finden, suche<br />

ich:<br />

- Keine Antwort<br />

- Nach dem Titel<br />

112


- Nach dem Verlag<br />

- Nach dem Fachgebiet / der Fachgebietsklassifikation<br />

- Nach dem Schlagwort<br />

- Nach dem Autor<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnis und Interpretation: 46 % der Befragten wählten die korrekte Antwort. 47 %<br />

würden nach dem Autor suchen. Diese Tendenz ist in allen Fachrichtungen und<br />

Fachsemestern ähnlich. Studierende waren sich nicht sicher, wie Information strukturiert<br />

und indiziert ist, sei es in einem Katalog, einer Datenbank oder einer Suchmaschine.<br />

Studierende müssen folglich lernen, wie Recherche-Tools funktionieren, um die<br />

Informationen zu finden, die sie suchen. Dieser augezeigte Mangel an<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> ist nicht zuletzt spezifisch für das wissenschaftliche Arbeiten und<br />

zeigt wiederum den Zusammenhang <strong>von</strong> beiden. Die Bedeutung für das Studium ist<br />

ersichtlich. Dieses Ergebnis is wiederum wichtig für die Inhalte, die das Projekt i-literacy<br />

abdecken soll.<br />

Thema: Arten <strong>von</strong> Dokumenten<br />

Variable: Enzyklopädien<br />

Zweck der Frage: Hier wurde untersucht, welches Werkzeug Studierende nutzen, um<br />

sich über ein Thema zu informieren. Enzyklopädien stellen hier ein grundlegendes<br />

Referenzwerkzeug dar, das einen Überblick über ein best<strong>im</strong>mtes Thema gibt.<br />

Frage: Um mich mit einem Thema, über das ich wenig oder nichts weiß, vertraut zu<br />

machen, suche ich als Erstes in:<br />

- Keine Antwort<br />

- Einer Zeitschrift<br />

- Einem Sachwörterbuch (Enzyklopädie)<br />

- Einer Datenbank<br />

- Einem Buch<br />

- Einer Suchmaschine (z. B. Google)<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnis und Interpretation: 82 % der Studierenden gaben an, Suchmaschinen zu<br />

verwenden. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, da bereits einige Studien zuvor<br />

(ECAR, OCLC, SteFi) zu ähnlichen Resultaten gekommen sind. Die Befragten scheinen<br />

113


den Wert <strong>von</strong> Enzyklopädien nicht zu kennen bzw. online verfügbare Dienste zu<br />

bevorzugen.<br />

Es ist diskutierbar, wie man dieses Ergebnis werten sollte. Die Frage stammt aus einer<br />

Umfrage <strong>von</strong> 2003, wie bereits erwöhnt. In den letzen sieben Jahren hat sich <strong>im</strong> Bereich<br />

der wissenschaftlich fundierten Informationen <strong>im</strong> Netz einiges getan, viele<br />

wissenschaftliche Publikationen, darunter auch peer-reviewed Journals, sind online<br />

erhältlich und Wissenschaftler veröffentlichen Untersuchungen auf ihren Websites und<br />

Blogs. Zudem haben diverse Zitationsstile online Artefkate wir Tweets, Blogposts und<br />

Facebookeinträge zu ihren Katalogen hinzugefügt. Zusätzlich hat die Encyclopedia<br />

Brittanica in ihrem Blog angekündigt, sie werde nach 2012 nicht mehr in Printform<br />

erhältlich sein 52 , sondern mit der Zeit gehen und sich auf online Output verstärkt<br />

konzentrieren. Anstatt dieses Ergebnis so zu interpretieren, wie es <strong>von</strong> den Autorinnen<br />

dieser Wissenfrage angedacht war, nämlich den Wert <strong>von</strong> online Referenzwerkzeugen<br />

unter den <strong>von</strong> in der Bobliothek erhältlichen Publikationen zu stellen, möchte ich dieses<br />

Ergebnis so deuten, dass online Recherchetools durchaus Teil des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens geworden sind. Daher sollte man die Nutzung dieser Tools nicht negativ<br />

bewerten, sondern es den Studierenden und wissenschaftlichem Personal ermöglichen, sich<br />

Kompetenzen anzueignen, um diese Tools sinnvoll, ethisch korrekt und zu ihrem Vorteil<br />

nutzen zu können. Dies sollte <strong>im</strong> Projekt i-literacy Beachtung finden, um möglichen<br />

negativen Auswirkungen der intensiven Online-Mediennutzung entgegenzuwirken und die<br />

positiven zu Verstärken.<br />

Thema: Arten <strong>von</strong> Dokumenten<br />

Variable: Zeitschriften<br />

Zweck der Frage: Diese Frage soll untersuchen, ob die Befragten die Charakteristika<br />

der jeweiligen Dokumententypen verstehen und, ganz spezifisch, ob sie Zeitschriften<br />

heranziehen würden, da hier die aktuellsten Informationen gefunden werden können.<br />

Studierende müssen mit der Option Zeitschriften sowie dem Informationszyklus vertraut<br />

sein, um gute Recherche-Ergebnisse zu erlangen.<br />

Frage: Um die neuesten Informationen über Drogenmissbrauch zu finden, suchen Sie:<br />

- Keine Antwort<br />

- In einem Buch<br />

- In einer Zeitschrift<br />

52 http://www.britannica.com/blogs/, Eintrag vom 14.03.2012<br />

114


- In einem Sachwörterbuch<br />

- In einem Lexikon<br />

- Im Internet<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnis und Interpretation: 89 % der Befragten würden das Internet als Recherche-<br />

Quelle heranziehen, lediglich 8 % eine Zeitschrift. Hier wird wieder die Dominanz des<br />

Internets bei der Informationsrecherche deutlich. Man erkennt, dass es wenig Differenzierung<br />

zwischen Dokumententypen gibt. Dieses Ergebnis verdeutlicht die Interpretation des<br />

Resultats aus der vorherigen Frage (s. oben). Es wird deutlich, dass Studierenden der Wert<br />

<strong>von</strong> wissenschaftlichen Zeitschriften nicht bekannt ist. Es ist trotz dem Aufkommen <strong>von</strong><br />

online publizierten Artikeln (noch) so, dass sehr viele peer-reviewed Journals mit hohem<br />

Ranking und damit verbundenem qualitativ hohem Wert ihrer Untersuchungen nur in<br />

Printversion oder durch ein Online-Abbonement erhältlich sind. Daher kann es durchaus<br />

sein, dass man die aktuellesten Untersuchungen nicht online finden kann bzw. die<br />

vollständige Publikation nur in Printform erhältlich ist. Das Ergebnis zeigt auf, dass<br />

Studirende den Unterschied <strong>von</strong> Publikationen nicht kennen und sie auch nicht mit dem<br />

wissenschaftlichen Publizieren vertraut sind. Dies sind Mängel die <strong>im</strong> Laufe des Studiums<br />

behoben werden müssen, da der Wert <strong>von</strong> wissenschaftlichen Artefakten, auch in<br />

Hardcopy bzw. schwerer zugänglichen Medien wie Abbonements in Laufe des Studiums<br />

zun<strong>im</strong>mt und in der Abschlussarbeit zudem <strong>von</strong> Bedeutung ist.<br />

Thema: Recherche-Tools<br />

Variable: Datenbanken<br />

Zweck der Frage: Hier wurde untersucht, welche Strategie die Befragten anwenden,<br />

wenn sie Zeitschriftenartikel finden sollen. Es geht hier auch um das Wissen über die<br />

jeweiligen Recherche-Tools, um diverse Arten <strong>von</strong> Dokumente zu finden.<br />

Frage: Wenn Sie Zeitschriftenartikel über die „Popularität <strong>von</strong> Videospielen“ finden<br />

wollen, suchen Sie bevorzugt:<br />

- Keine Antwort<br />

- Im Bibliothekskatalog<br />

- In einer Datenbank<br />

- Mit Hilfe einer Suchmaschine (z. B. Google)<br />

- In gedruckten oder elektronischen Zeitschriften der Bibliothek<br />

- Weiß nicht<br />

115


Ergebnis und Interpretation: 63 % der Befragten bevorzugen das Internet, um Zeitschriftenartikel<br />

zu finden, 14 % nutzen eine Datenbank und 10 % den Bibliothekskatalog.<br />

Hier zeigt sich wieder die Prominenz der Internets, ungeachtet der Tatsache, dass viele<br />

Artikel nicht online verfügbar sind, auch wenn fast jede Zeitschrift einen Online-Auftritt<br />

virzuweisen hat. Zudem zeigt dieses Ergebnis, dass sehr wenige der Befragten mit<br />

Datenbanken vertraut sind, obwohl sie diese bei der Informationsrecherche nutzen sollten.<br />

Studierende müssen folglich mit Datenbanken vertraut gemacht werden und auf die<br />

Einschränkungen des Webs hingewiesen werden. Diese Erkenntnis aus der Umfrage deckt<br />

sich mit den Interpretationen der beiden vorangegangenen Ergebnisse (s. oben).<br />

Thema: Recherche-Tools<br />

Variable: Bibliothekskataloge<br />

Zweck der Frage: Es wird untersucht, inwieweit die Befragten mit dem Bibliothekskatalog<br />

vertraut sind. Speziell geht es darum, welche Dokumente hier gefunden werden<br />

können und wie verschiedene Suchindizes gebraucht werden müssen, um dort Informationen<br />

zu finden.<br />

Frage: Ein Freund sagt mir, ich solle den Artikel „The Microsoft Xbox Console“, der<br />

<strong>von</strong> Mark Kenney in der November-2001-Ausgabe des Internet Guide publiziert wurde,<br />

lesen. Um herauszufinden, ob dieser Artikel in der Bibliothek verfügbar ist, suche ich <strong>im</strong><br />

Katalog unter:<br />

- Keine Antwort<br />

- Internet Guide<br />

- Mark Kenney<br />

- The Microsoft Xbox Console<br />

- Die ersten drei Antworten sind korrekt<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 23 % der Befragten gaben die korrekte Antwort an.<br />

44 % glaubten, dass man die gleichen Resultate erzielt, wenn man nach Zeitschriftenartikel,<br />

Titel oder Autor sucht. Der einzige Zugangspunkt <strong>im</strong> Katalog ist jedoch der Zeitschriftenname.<br />

Es wird deutlich, dass die Befragten geringes Verständnis für die Struktur<br />

und Inhalte dieses Such-Tools haben. Die Unterscheidung zwischen Datenbank und<br />

Bibliothekskatalog fehlt.<br />

Hier wird deutlich, dass Studierende Suchschemata aus der Internetsuche anwenden, um<br />

116


<strong>im</strong> Bibliothekskatalog zu recherchieren. Dies ist nicht verwunderlich wenn man die<br />

Ergebnisse einiger der vorangegangenen Fragen betrachtet. Das Internet dominiert<br />

studentische Recherchestrategien und beeinflusst Suchstrategien auch in anderen<br />

Bereichen. Es wird ersichtlich, dass Studierenden verständlich gemahct werden muss, was<br />

unterschiedliche Recherchetool leisten können und wie man sie anwendet. Die Integration<br />

dieser Tools und die Schulung zu deren Nutzung sollte deshalb in das Projekt i-literacy<br />

eingebunden werden.<br />

Thema: Recherche-Tools<br />

Variable: Meta-Suchmaschinen<br />

Zweck der Frage: Hier geht es darum, zu untersuchen, wie vertraut die Befragten mit<br />

dem Tool der Meta-Suchmaschine sind. Da die Internetrecherche <strong>im</strong>mer mehr Bedeutung<br />

gewinnt, müssen Studierende zwischen den jeweiligen Internetrecherche-Tools unterscheiden<br />

können.<br />

Frage: Wenn Sie eine Metasuchmaschine wie Copernic, Vivis<strong>im</strong>o, Dogpile oder<br />

MetaCrawler verwenden, können Sie:<br />

- Keine Antwort<br />

- Eine gleichzeitige Suche in mehreren Suchmaschinen ausführen<br />

- Eine Suche in allen Webseiten durchführen<br />

- Die Suche auf fremdsprachige Websites ausdehnen<br />

- Eine Suche in allen in der Bibliothek verfügbaren Datenbanken durchführen<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 46 % gaben die korrekte Antwort. 49 % wählten „weiß<br />

nicht“ als Antwort. Hier zeigt sich, dass, obwohl 82 % der Befragten das Internet regelmäßig<br />

nutzen und sogar 89 % der Befragten bevorzugt <strong>im</strong> Internet nach den neuesten<br />

Informationen über ein Thema nachsehen, fast die Hälfte (49 %) nicht weiß, was gängige<br />

Internetrecherche-Tools sind bzw. welchen Zweck sie erfüllen. Die niedrige Zahl derer, die<br />

mit diesen Tools vertraut sind, ist ernüchternd in Anbetracht der Tatsache, dass das<br />

Internet das gängige Medium ist, um Informationen zu recherchieren. Das Wissen über<br />

Tools zur erweiterten Internetrecherche ist offenbar gering.<br />

Obwohl bei der Frage zur einfachen Internetrecherche fast 80% der Befragten ein gutes<br />

Ergebnis erzielt haben zeigt die Auswertung dieser Frage, dass Kompetenzen in Bezug auf<br />

erweiterte online Dienste gering sind. Hier zeigt sich, dass gerade <strong>im</strong> Bereich des<br />

117


wissenschaftlichen Arbeitens mit online Medien ein großer Schulungsbedarf bei den<br />

Studierenden besteht.<br />

Thema: Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Ergebnissen<br />

Variable: Zitationen<br />

Zweck der Frage: Hier wird untersucht, ob die Befragten eine bibliografische Referenz<br />

interpretieren können und den Dokumententyp erkennen können.<br />

Frage: Bei welchen der folgenden Literaturangaben handelt es sich um einen Zeitschriftenartikel?<br />

- Keine Antwort<br />

- Miller, A. W. (1997). Clinical disorders and stressful life events. Madison, CT,<br />

International University Press.<br />

- Anderson, K. H. (1999): „Ethical dilemmas and radioactive waste: A survey of<br />

the issues.“ Environmental Ethics, 2(3): 37-42.<br />

- Hartley, J. T. & D. A. Walsh. (2000), „Contemporary issues and new directions in<br />

adult development of learning and memory“, in L. W. Poon (ed.), Aging in the 1980s:<br />

Psychological issues, Washington D. C., American Psychological Association,<br />

pp. 239-252.<br />

- Maccoby, E. E. & J. Martin. (1983). „Socialization in the context of the family:<br />

Parent-child interaction“, in P. H. Mussen (ed.), Child psychology: Socialization,<br />

personality, and social development. New York, Wiley, vol. 4, pp. 1-101.<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 37 % wählten die korrekte Antwort, 16 % beantworteten<br />

die Frage mit „weiß nicht“, der Rest wählte falsche Antworten. Positiv ist bei dieser Frage<br />

jedoch aufgefallen, dass je höher das Fachsemester ist, desto eher die richtige Antwort<br />

gewählt wird. Hier wird ersichtlich, dass Studierende <strong>im</strong> Laufe des Studiums mit wissenschaftlichen<br />

Formalia vertraut werden. Dennoch zeigt das Ergebnis, dass es Mängel in der<br />

Nutzung <strong>von</strong> Printmedien gibt. In Anbetracht der bereits oben erwähnten Tatsachen, dass<br />

wissenschaftliche Publikationen zum großen Teil (noch) in Hardcopy veröffentlicht<br />

werden besteht hier zum einen Schulungsbedarf in Bezug auf die Bedeutung der<br />

unterschiedlichen Dokumententypen, dem Prozess der wissenschaftlichen Publizierens und<br />

nicht zuletzt zu erweiterten Recherchestrategien und –tools. Dies sind unabdingbare<br />

Fähigkeiten und müssen <strong>im</strong> Projekt i-literacy Beachtung finden. Zudem wird aus den<br />

118


Ergebnissen zur Nutzung <strong>von</strong> Ressourcen der Bibliothek ersichtlich, dass eine<br />

Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek <strong>im</strong> Hinblick auf Nutzerschulungen<br />

durchaus sinnvoll und notwendig ist.<br />

Thema: Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Ergebnissen<br />

Variable: Bibliografien<br />

Zweck der Frage: Hier wurde untersucht, ob die Befragten wissen, was eine<br />

Bibliografie ist. Es ist <strong>von</strong> Vorteil, wenn Studierende den Mehrwert einer Bibliografie<br />

verstehen. Hier wird ihre Recherche erweitert und ihre Bewusstheit über bereits<br />

bestehendes Wissen oder Informationen über ein Thema erhöht.<br />

Frage: Sie haben ein Buch gefunden, das zu Ihrem Thema passt. In welchem Teil des<br />

Buches sehen Sie nach, um zu anderen Dokumenten, die das Thema betreffen, zu<br />

kommen?<br />

- Keine Antwort<br />

- Im Glossar<br />

- Im Index<br />

- In der Bibliografie<br />

- Im Inhaltsverzeichnis<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 66 % der Befragten wählten die korrekte Antwort. 11 %<br />

wählten „Glossar“ und 10 % das Inhaltsverzeichnis. Auch bei dieser Frage zeigt sich<br />

jedoch eine Abnahme der falschen Antworten mit fortschreitendem Fachsemester.<br />

Es ist positiv zu bewerten, dass die Verwendung der Bibliografie mit zunehmendem<br />

Semester steigt, jedoch ist es äußerst negativ zu beurteilen, dass 34% die Frage nicht<br />

beantworten können und demnach die Nutzung eines wissenschaftlichen Buches nicht<br />

verstehen. Dieses Ergebnis bestärkt die Interpretation der vorangegangenen Frage, dass<br />

Studierende bei der Nutzung <strong>von</strong> Recherchemöglichkeiten geschult werden müssen, da<br />

hier erhebliche Mängel bestehen.<br />

Thema: Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Ergebnissen<br />

Variable: Evaluation <strong>von</strong> Information (Internet)<br />

Zweck der Frage: Hier wird untersucht, ob Studierende die Kriterien kennen die zur<br />

Beurteilung der Qualität einer Webseite benutzt werden. Da Informationen aus dem<br />

Internet nicht <strong>im</strong>mer verlässlich und glaubwürdig sind, ist es <strong>von</strong> besonderer Bedeutung,<br />

119


dass diese Kriterien bekannt sind.<br />

Frage: Unter den Dingen, die verwendet werden, um die Qualität einer Internetseite<br />

einzuschätzen, finden sich: (Anmerkung: Mehrfachantworten waren möglich.)<br />

- Das Datum der Publikation ist angegeben<br />

- Es handelt sich um einen auf diesem Gebiet bekannten und seriösen Autor<br />

- Es geht eindeutig hervor, wer der/die für diese Seite Verantwortliche ist<br />

- Die Seite ist schnell zugänglich<br />

- Keine der angegebenen Möglichkeiten<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 79 % wählten die erste Antwort, 67 % die zweite<br />

Antwort und 81 % die dritte Antwort. Es zeigt sich, dass erfreulich viele der Befragten die<br />

Qualität einer Internetseite anhand dieser Kriterien einschätzen könnten. Die Tendenz ist in<br />

allen Fachsemestern ähnlich.<br />

Aus diesen Ergebnissen zeigt sich, das Studierende in der Nutzung des Internets mehr<br />

Erfahrung haben und größere Kompetenzen besitzen, als bei der Nutzung <strong>von</strong> offline<br />

Ressourcen. Dennoch wird auch hier Verbesserungsbedarf deutlich. In Verbindung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem Arbeiten besteht auch <strong>im</strong> Online-Bereich<br />

Schulungsbedarf der Studierenden. Dies ist vor allem notwending, da in dieser Umfrage<br />

<strong>im</strong>mer wieder festgestellt wurde, dass Studierende bevorzug Online-Ressourcen als<br />

Quellen verwenden. Gerade dann ist die Einschätzung der Qualität solcher Inhalte <strong>von</strong><br />

großer Bedeutung, um wissenschaftlich fundierte Ressourcen bei der eigenen Arbeit zu<br />

finden und zu nutzen.<br />

Thema: Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Ergebnissen<br />

Variable: Ethische Verwendung <strong>von</strong> Information<br />

Zweck der Frage: Hier wird untersucht, ob den Befragten bewusst ist, wann sie Referenzen<br />

einfügen müssen. Dies ist wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeitsweise,<br />

um Plagiate zu verhindern. Studierende müssen mit der ethischen Verwendung <strong>von</strong><br />

Information vertraut sein.<br />

Frage: Sie haben Zeitschriftenartikel und Webpages gefunden, die verschiedene Sichtweisen<br />

eines Sachverhaltes wiedergeben. In welchen Fällen müssen Sie eine Quellenangabe<br />

anschließen? (Anmerkung: Mehrfachantworten waren möglich.)<br />

- Wenn ich Wort für Wort eines Absatzes des Zeitschriftenartikels abschreibe<br />

- Wenn ich Wort für Wort eines Absatzes einer Webpage abschreibe<br />

120


- Wenn ich in eigenen Worten anführe, was <strong>im</strong> Zeitschriftenartikel steht<br />

- Wenn ich in eigenen Worten anführe, was in der Webpage steht<br />

- In keinem der oben angeführten Fälle<br />

- Weiß nicht<br />

Ergebnisse und Interpretation: 92 % wählten die erste Antwort, 90 % die zweite, 76 %<br />

die dritte und 75 % die vierte Antwortmöglichkeit. Die Differenz zwischen den Antworten<br />

ist hier interessant: Während ein erfreulich hoher Prozentsatz bei wortwörtlicher Übernahme<br />

eine Referenz angeben würde, würden dies weniger Befragte tun bei Übernahme<br />

der Gedanken anstatt der genauen Worte. Hier zeigt sich, dass die Ethik der Nutzung <strong>von</strong><br />

Information nicht verstanden wird. Die richtigen Antworten nehmen zu, je höher das<br />

Fachsemester des jeweiligen Befragten ist. Eine Differenzierung zwischen Online- und<br />

Offline-Quellen findet kaum statt.<br />

Aus diesen Ergebnissen wird deutlich, dass zwar ein hohes Verständnis für die korrekte<br />

Angabe der verwendeten Rechercheergebnisse besteht, jedoch die Anwendung <strong>von</strong> Zitaten<br />

nicht in ihrer Ganzheit <strong>von</strong> den Studierenden begriffen wird. Es ist deshalb notwendig, die<br />

Studierenden bereits zu Beginn ihres Studiums mit Zitationsweise und der ethischen<br />

Nutzung <strong>von</strong> Informationen vertraut zu machen. Auch hier ist es sinnvoll, mit der<br />

Universitätsbibliothek zusammen zu arbeiten.<br />

Dieser Teil schließt die Darstellung der Wissensfragen ab. Zusammenfassend lässt sich<br />

feststellen, dass Studierende eine hohe Affinität zu online Ressourcen zeigen, sie aber<br />

nicht in der Lage sind, erweiterte online Recherchestrategien anzuwenden und ebenso<br />

Probleme bei der Bewertung ihrer Ergebnisse und deren ethischen Nutzung aufweisen.<br />

Besonders negativ ist zu beurteilen, dass große Mängel <strong>im</strong> Bereich der<br />

Bibliotheksrecherche und der Unterscheidung <strong>von</strong> Dokumententypen aufgefallen sind. Es<br />

besteht großer Schulungsbedarf in allen Bereichen, die mit <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken in Verbindung stehen.<br />

Es werden <strong>im</strong> Folgenden nun die weiteren Ergebnisse der Umfrage dargestellt, die sich<br />

mit der Nutzung und der Erwartungen an die Universitätsbibliothek befassen sowie der<br />

persönlichen Einschätzung zur eigenen <strong>Informationskompetenz</strong> und den Kenntniserwerb<br />

zum wissenschaftlichen Arbeiten.<br />

121<br />

Umgang mit wissenschaftlichen Informationen<br />

Mit diesem Teil des Fragebogens sollte untersucht werden, wie sich Studierende mit


Informationen für ihr Studium versorgen. 53 % der Befragten greifen sehr häufig (mehr als<br />

dre<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Semester) auf Dienstleistungen der Bibliothek zurück, 23 % häufig (ein- bis<br />

dre<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Semester), 18 % selten (höchstens einmal <strong>im</strong> Semester) und 6 % nutzen die<br />

Bibliothek nie. Bei der Frage nach Recherche-Quellen gaben 85 % an, in der Regel<br />

Suchmaschinen zu verwenden, 79 % nutzen Bibliothekskataloge, 36 % nutzen<br />

wissenschaftliche Suchmaschinen, 23 % bibliografische Voll- und Fachtextdatenbanken,<br />

11 % Faktendatenbanken und 2 % Portale wie zum Beispiel Vascoda. Mit Volltexten<br />

versorgen sich 88 % durch den gedruckten Bestand der Bibliothek, 67 % mit frei<br />

verfügbaren Texten aus dem Internet, 49 % durch Texte <strong>von</strong> Kommilitonen, 46 % durch<br />

Fernleihe, 39 % durch Kauf <strong>von</strong> empfohlenen Texten und 35 % durch elektronische<br />

Volltexte.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Netzbasierte Suchmaschinen haben die Bibliothek der<br />

Uni Augsburg bei der Informationsrecherche überholt. Dienste der Bibliothek wurden <strong>von</strong><br />

knapp der Hälfte (48 %) der Befragten (noch) nicht genutzt. Es scheint, als wäre die<br />

Bibliothek für Studierende weniger attraktiv als das Web. Dagegen spricht, dass über die<br />

Hälfte (53 %) der Studierenden die Bibliothek sehr häufig in Anspruch nehmen. Bei der<br />

Versorgung mit Volltexten wird der gedruckte Bestand der Bibliothek häufiger genutzt als<br />

das Internet. Zudem ist positiv zu bewerten, dass Ressourcen der Bibliothek wie Kataloge<br />

und bibliografische Voll- und Fachtextdatenbanken durchaus verwendet werden. Die<br />

Nutzerzahlen sind zwar geringer aber aber deutlich höher als zu erwarten war nach den<br />

Ergebnisse der Fragen zu Wissenfragen und Mediennutzung. Es wird hier wiederum<br />

deutlich, dass ein hohes Maß an Schulungsbedarf für die sinnvolle und erfolgreiche<br />

Nutzung dieser Recherchetools besteht.<br />

Erwartungen an die Bibliothek 53<br />

In diesem Teil der Umfrage sollte untersucht werden, welche Dienste der Bibliothek<br />

Studierende bereits in Anspruch genommen haben. Von den Nutzern der Bibliothek haben<br />

bisher 39 % Kurse der Bibliothek besucht, 21 % wurden bei der Literaturrecherche<br />

beraten, 7 % haben sich Informationen zu elektronischen Publikationsformen geholt und<br />

5 % nutzten Beratung zu speziellen Fachdatenbanken. 48 % gaben an, noch keine dieser<br />

53 Anmerkung: der Teil “Erwartungen an die Bibliothek” bildete den sechsten und damit letzen Teil der<br />

Umfrage. Er wird jedoch aus Gründen der Lesbarkeit und des Zusammenhangs vor den fünften, vorletzen<br />

Teil “Eigene Einschätzung zur persönlichen <strong>Informationskompetenz</strong>” gestellt.<br />

122


Dienste genutzt zu haben. Von den Nutzern der Bibliothek waren 28 % zufrieden, 4 %<br />

waren nicht zufrieden, 19 % waren teilweise zufrieden und 49 % gaben keine Antwort.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Es ist positiv zu bewerten, dass einige Dienste, wie z.B.<br />

die angebotenen Kurse, <strong>von</strong> Studierenden besucht werden. Jedoch nutzen fast ebenso viele<br />

Studierenden diese Angebote nicht. Zusätzlich ist anzumerken, dass es in einigen<br />

Studiengängen Pflicht ist, Kurse der Bibliothek zu Beginn des Studiums zu besuchen.<br />

Diese Zahlen können daher verzerrt sein. Es besteht hier Bedarf, die Gründe weiter zu<br />

beleuchten um festzustellen, warum diese Dienste nicht in Anspruch genommen werden<br />

und wie die Akzeptanz und die Nutzung der Bibliothek und ihrer Dienste verbessert<br />

werden kann. Dies wird jedoch nicht Teil der Untersuchungen des Projekts i-literacy<br />

gehören da es den Rahmen der Arbeit sprengen würde.<br />

Bei der Frage, welche Dienste die Befragten in Zukunft nutzen würden, waren die<br />

prozentualen Angaben höher als bei der Frage nach bereits wahrgenommenen Angeboten.<br />

Die Antworten waren wie folgt (Tab. 5):<br />

Zukünftige Nutzung <strong>von</strong> Bibliotheksdiensten der Befragten der ersten Online-Befragung<br />

Dienst Nutzung<br />

Beratung bei Literaturrecherche 32 %<br />

Kurse zur Nutzung der Dienste 18 %<br />

Einführung in Literaturverwaltungsprogramme 25 %<br />

Beratung bei Benutzung <strong>von</strong> Fachdatenbanken 44 %<br />

Infos zu elekt. Publikationsformen 28 %<br />

Beratung zu Zitationsweisen, Vermeidung <strong>von</strong> Plagiaten 29 %<br />

Beratung bei Benutzung <strong>von</strong> Faktendatenbanken 33 %<br />

Keine 28 %<br />

Tabelle 5: Zukünftige Nutzung der Bibliotheksdienste<br />

Interpretation der Ergebnisse: Die Angaben zeigen, dass durchaus ein Bedarf für<br />

Dienste der Bibliothek besteht. Dies haben sowohl die Ergebnisse der Wissenfragen in<br />

dieser Untersuchung gezeigt als auch hier die eigenen Aussagen der Studierenden.<br />

Weshalb die momentan tatsächliche Nutzung geringer ist, kann nur vermutet werden. Zum<br />

123


einen ist es möglich, dass diese Angebote bereits in Studiengänge integriert sind und daher<br />

<strong>im</strong> Laufe eines Seminars wahrgenommen werden oder die Angebote der Bibliothek sind<br />

nicht an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst. Dies wird <strong>im</strong> Laufe der weiteren<br />

Untersuchungen <strong>im</strong> Projekt i-literacy näher beleuchtet, um Aufschluß zu bekommen.<br />

Einschätzung der eigenen Fähigkeiten<br />

Die Befragten wurden in diesem Teil der Umfrage gebeten, ihre Fähigkeiten in einigen<br />

Gebieten der <strong>Informationskompetenz</strong> einzuschätzen. Die folgende Tabelle zeigt die<br />

Auflösung der Antworten (Tab. 6):<br />

Einschätzung der eigenen Fähigkeiten in Bezug auf <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Fähigkeit Sehr gut gut Teils/teils schlecht Sehr schlecht k. A.<br />

OPAC-Recherche 23 % 40 % 20 % 8 % 5 % 4 %<br />

Auswahl Fachdatenbank 4 % 19 % 34 % 23 % 9 % 11 %<br />

Einfache Suche Internet 62 % 31 % 6 % 1 % 0,5 % 1 %<br />

Erweiterte Suche Internet 31 % 33 % 21 % 8 % 2 % 6 %<br />

Suche in Fachportalen 4 % 24 % 36 % 18 % 5 % 13 %<br />

Effiziente<br />

Strategie<br />

Recherche- 10 % 39 % 32 % 11 % 3 % 6 %<br />

Bewertung der 21 % 54 % 18 % 4 % 1 % 1 %<br />

Ergebnisse (Qualität)<br />

Elektr.<br />

Literaturverwaltung<br />

6 % 14 % 20 % 23 % 14 % 24 %<br />

Dokumentenlieferdienste 19 % 24 % 22 % 16 % 9 % 12 %<br />

Bewertung Publikationen<br />

(Qualität)<br />

13 % 44 % 29 % 8 % 2 % 5 %<br />

Richtiges Zitieren 23 % 43 % 25 % 7 % 1 % 2 %<br />

Tabelle 6: Einschätzung der eigenen Fähigkeiten in Bezug auf <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Interpretation der Ergebnisse: Wenn man die Ergebnisse zur Selbsteinschätzung mit<br />

den Ergebnissen der Wissensfragen vergleicht fällt auf, dass sich Studierende bei der<br />

Internetrecherche überschätzen. Obwohl sich über 90 % der Befragten selbst gute bis sehr<br />

gute Fähigkeiten zuschreiben, konnten nur knapp 50 % die Wissensfragen zur<br />

Internetrecherche <strong>im</strong> dritten Teil der Umfrage korrekt beantworten. Zudem wird deutlich<br />

dass, obwohl über 80 % der Befragten das Internet zur Informationssuche verwenden und<br />

124


über 90 % ihre Fähigkeiten als gut bis sehr gut einschätzen, über 50 % nicht mit den<br />

gängigen Internetrecherche-Tools vertraut sind, wie diese Umfrage ebenso aufzeigen<br />

konnte. Auch in der Bibliotheksrecherche ist eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten<br />

zu erkennen, vergleicht man diese mit den Antworten der Wissensfragen. Die<br />

Selbsteinschätzungen zu Recherche-Strategien, Bewertung der Ergebnisse sowie<br />

Zitationsweisen st<strong>im</strong>men mit den Ergebnissen der Wissensfragen überein. Es gibt Defizite<br />

in diesen Bereichen, die jedoch <strong>von</strong> den Befragten erkannt werden.<br />

Es ist interessant zu sehen, dass Studierende ihre Fähigkeiten in Bereichen, die sie<br />

häufiger Nutzen wie der Internetrecherche bessere Fähigkeiten zuschreiben, als sie<br />

tatsächlich haben. In Bereichen, die ihnen weniger bekannt sind wie elektronischer<br />

Literaturverwaltung, schätzen sie sich eher schlechter ein. Hier wird wiederum der<br />

Schulungsbedarf sichtbar als auch die Notwendigkeit, Studierenden die Techniken des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> näher zu bringen, denn ein<br />

Update in einem online Social Network posten zu können ist weit da<strong>von</strong> entfernt, das<br />

Internet zum wissenschaftlichen Recherchieren verwenden zu können. Diese Tatsache<br />

muss den Studierenden erläutert werden und es müssen ihnen gleichzeitig Fähigkeiten und<br />

Tools an die Hand gegeben werden, um die Aufgaben <strong>im</strong> Studium erfolgreich zu<br />

bewältigen.<br />

Kenntniserwerb<br />

In diesem Teil des Fragebogens sollte untersucht werden, wie sich Studierende ihre<br />

Fähigkieten zum wissenschaftlichen Arbeiten bisher angeeignet haben. Bei der<br />

Auswertung der Antworten unter „Sonstige Möglichkeiten“ ist aufgefallen, dass alle<br />

angegebenen Möglichkeiten in eine der oben genannten Kategorien gepasst hätten. Sie<br />

wurden jedoch nicht zu den Antworten addiert, sonder sie werden in der Tabelle unter<br />

„Sonstige Möglichkeiten“ aufgeführt. Auf die Frage, wodurch die Studierenden ihre<br />

Kenntnisse zum wissenschaftlichen Arbeiten erworben haben, antworteten die Befragten<br />

wie folgt (Mehrfachantworten waren möglich):<br />

Kenntniserwerb in Bezug auf wissenschaftliches Arbeiten<br />

Antwort Anteil<br />

Selbst, ohne unterstützende Lehrmaterialien 77 %<br />

Durch Kommilitonen 49 %<br />

Weitere Kurse der Uni 37 %<br />

125


Autodidaktisch mit Lernmaterialien 24 %<br />

Veranstaltungen der Bibliothek 18 %<br />

Veranstaltungen außerhalb der Uni 10 %<br />

Betreuung durch Bibliothekspersonal 10 %<br />

Keine dieser Möglichkeiten 3 %<br />

Sonstige Möglichkeiten 12 %<br />

Tabelle 7: Kenntniserwerb der Studierenden<br />

Interpretation der Ergebnisse: Auffällig ist hier der hohe Anteil der Befragten (77 %),<br />

die sich selbst ihre Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten angeeignet haben. Fast<br />

die Hälfte der Befragten sucht Rat bei Kommilitonen. Kurse der Universität oder<br />

Veranstaltungen der Bibliothek werden weniger häufug genannt. Es wird ersichtlich, dass<br />

die Erlangung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und Fähigkeiten zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten nicht Teil des Regelstudiums ist, sondern <strong>von</strong> den Studierenden ohne<br />

Unterstützung oder mit Hilfe <strong>von</strong> Kommilitonen erlernt wird. Dieses Ergebnis ist negativ<br />

zu bewerten, da es auch Teil eines <strong>Hochschulstudium</strong>s sein sollte, Fähigkeiten zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> Zusammenhang mit den besuchten Kursen zu erlernen. Es<br />

besteht also großer Bedarf, die Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in das<br />

Regelstudium zu integrieren und bestehende Angebote auf die Studierenden abzust<strong>im</strong>men.<br />

3.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung<br />

In Bezug auf die zu Beginn des Kapitels 3.3 bzw. 3.3.1 gestellten Forschungsfragen<br />

lassen die Ergebnisse dieser Umfrage den Schluss zu, dass Studierende der Universität<br />

Augsburg eine hohe Affinität zu digitalen Medien, allen voran dem Internet, haben. Diese<br />

haben sowohl Einzug in die Alltagskultur gehalten als auch in den Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens. Das wird daran deutlich, dass das Internet bevorzugt zur Informationsrecherche<br />

genutzt wird und die Nutzung der Universitätsbibliothek einen geringeren<br />

Stellenwert in vor allem den ersten Rechercheschritten einn<strong>im</strong>mt.<br />

Es werden auch selten Angebote wahrgenommen, um Fähigkeiten zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten zu fördern, obwohl Ressourcen der Bibliothek wie<br />

Fachdatenbanken durchaus genutzt werden. Diese Ergebnisse schlagen sich auf die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> nieder: Während Studierende gute Ergebnisse in der einfachen<br />

Internetrecherche erzielt haben, sind die Ergebnisse der Informationssuche in<br />

Bibliotheksbeständen und Datenbanken unzureichend, um akademische Standards zu<br />

126


erfüllen. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen zu Kenntnissen <strong>von</strong> Formalia wie<br />

Zitationsweisen und Informationsethik, die durch die Wissensfragen festgestellt werden<br />

konnten. Es kann zusätzlich festgestellt werden, dass die <strong>Informationskompetenz</strong> mit<br />

zunehmendem Fachsemester steigt. Dies kann an der Heranführung an die Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens durch Kommilitonen und den eigenen Erfahrungen der<br />

Studierenden liegen. Im Verlauf der Hochschulausbildung werden wissenshaftliche<br />

Arbeiten ab dem dritten Semester verfasst, eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik<br />

findet also oft erst in diesem Zeitraum statt. Zudem erlangt auch die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden der höheren Semester keinen ausreichend hohen<br />

Grad, um <strong>von</strong> informationskompetenten Personen sprechen zu kömnnen.<br />

Die motivationale Einstellung der Befragten lässt den Schluss zu, dass sie, obwohl die<br />

Befragten <strong>Informationskompetenz</strong> als wichtig einschätzen, eher weniger dazu bereit sind,<br />

Kurse zu belegen, um diese Fähigkeiten zu erlernen, wenn diese nicht in das Regelstudium<br />

integriert sind. Hier zeigt sich eine Ambivalenz: Während die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

als hoch eingeschätzt wird, ist die Motivation, sich diese Fähigkeiten in<br />

ausreichendem Maße selbst anzueignen, gering. Es sollte daher in Betracht gezogen<br />

werden, Angebote zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in das <strong>Hochschulstudium</strong> zu<br />

integrieren.<br />

Bedeutende Einsichten werden aus den Vergleichen der Ergebnisse der Wissensfragen<br />

mit den Ergebnissen zur Selbsteinschätzung gewonnen: Es wird deutlich, dass sich viele<br />

Befragten in der Nutzung der Internetrecherche überschätzen. Anhand der Wissensfragen<br />

konnten deutliche Defizite festgestellt werden, obwohl sich über 90 % der Befragten<br />

mindestens gute Fähigkeiten zuschreiben. In anderen Bereichen des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens beurteilen sie ihre Fähigkeiten entsprechend ihren tatsächlichen Kenntnissen, die<br />

leider auch gering waren.<br />

Die Bedeutung der Bibliothek für die Informationsrecherche n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Vergleich zum<br />

Internet eine geringere Bedeutung ein. Während über die Hälfte der Befragten die<br />

Bibliothek mehrmals <strong>im</strong> Semester nutzen, nehmen weniger als die Hälfte angebotene<br />

Dienstleistungen wie Kurse oder Beratung in Anspruch. Lediglich bei der Versorgung mit<br />

Volltexten wird die Bibliothek häufiger in Anspruch genommen als das Internet, was an<br />

sich nicht überraschend ist.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die befragten Studierenden erhebliche<br />

Mängel <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> aufweisen, die sich auf ihre Fähigkeiten<br />

zum wissenschaftlichen Arbeiten negativ auswirken. Aufgrund der weiteren Ergebnisse ist<br />

127


es ratsam, die festgestellten Mängel in Schulungsangeboten zu beseitigen, die zeitlich <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit den jeweiligen Anforderungen des Studiums entstehen. Sie sollten<br />

einen integralen Bestandteil des Studiums darstellen und sich die Affinität der<br />

Studierenden zur Nutzung <strong>von</strong> online Medien zu Eigen machen, um die Akzeptanz eines<br />

solchen Angebots zu erhöhen.<br />

3.4 Zweite Online-Umfrage zu <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlicher Recherche <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong><br />

Zusätzlich zu den Feldbeobachtungen, die einen tiefen Einblick in Schwierigkeiten <strong>von</strong><br />

Studierenden zum wissenschaftlichen Arbeiten ermöglichten, und der Befragung zu<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> mittels Online-Fragebogen, die einen breiten Überblick über eine<br />

größere Zahl an Studierenden ergeben hat, wurde <strong>im</strong> Sommersemester 2008 eine weitere<br />

Online-Umfrage durchgeführt, um Ergebnisse aus der Befragung <strong>im</strong> Wintersemester 07/08<br />

und der teilnehmenden Beobachtungen zu ergänzen. Daher sollte vor allem die<br />

studentische Recherche weiter untersucht werden, da festgestellt werden konnte, dass hier<br />

die Hauptprobleme, die in den teilnehmenden Beobachtungen festgestellt werden konnten<br />

(Themeneingrenzung, Formulieren der Forschungsfragen, Formalia), ihren Kern haben und<br />

diese in engem Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong> stehen, wo wiederum Defizite<br />

der Studierenden in der ersten Online-Umfrage festgestellt werden konnten. Dazu konnte<br />

ich <strong>im</strong> Studiengang MuK eine Bachelorarbeit an eine Studentin vergeben, die mich bei<br />

dieser weiteren Untersuchung unterstützt hat. In enger Zusammenarbeit mit Julia Fink<br />

wurde dahingehend eine Studie durchgeführt, die das Forschungsvorhaben <strong>im</strong> Projekt<br />

i-literacy unterstützt hat und den Rahmen der Bachelorarbeit <strong>von</strong> Fink (2009) bildet 54 .<br />

Absicht der zweiten Online-Studie ist es, herauszufinden, wie Studierende an der Universität<br />

Augsburg mit wissenschaftlichen Quellen und Informationen umgehen, die sie zur<br />

Bewältigung verschiedener universitärer Aufgaben, wie z. B. dem Erstellen <strong>von</strong> Referaten<br />

oder dem Verfassen <strong>von</strong> Seminar- und Abschlussarbeiten, benötigen. Es soll geklärt<br />

werden, wie die Studierenden nach Quellen recherchieren und welche Medien sie dazu<br />

nutzen. Dabei werden auch die Erfahrungen, Probleme und Einstellungen der Studierenden<br />

berücksichtigt, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Ziel ist es, mögliche<br />

Mängel <strong>im</strong> Umgang der Studierenden mit Informationen und Informationsquellen aufzudecken,<br />

damit diese <strong>im</strong> Rahmen des Projekts i-literacy durch dementsprechende Angebote<br />

54 In diesem Zusammenhang ist auch Arbeitsbericht 21 entstanden (Heinze, Fink, Wolf 2009)<br />

128


ehoben werden können und so studentische Leistungen auf ein hohes akademisches<br />

Niveau gehoben und gehalten werden können. Es wurde bereits in der ersten Online-<br />

Umfrage und der ersten Feldstudie erhoben, dass Angebote dieser Art eine sinnvolle<br />

Ergänzung zum Studienangebot wäre. Diese zweite Online-Untersuchung soll nun weiter<br />

klären, wo Problembereiche bestehen, um diese dann gezielt beheben zu können.<br />

3.4.1 Fragestellungen der Untersuchung<br />

Es ist Ziel der Studie, Mängel in den Recherche-Fähigkeiten der Studierenden aufzudecken,<br />

da diese in Bezug auf Themeneingrenzung bzw. Formulieren der Forschungsfragen<br />

eine Rolle spielen und in Zusammenhang mit <strong>Informationskompetenz</strong> stehen (vgl. Kapitel<br />

2.7). Diese wurden bei den Feldbeobachtungen als zwei <strong>von</strong> vier Kernproblembereichen<br />

identifiziert (vgl. Kapitel 3.2). Dazu sollte untersucht werden, ob es studiengangspezifische<br />

Unterschiede in Problembereichen gibt und ob und wie sich diese <strong>im</strong> Laufe des Studiums<br />

ändern.<br />

Die folgenden Fragen sollen mit Hilfe dieser Umfrage geklärt werden:<br />

129<br />

• Gibt es studiengangsspezifische Unterschiede bei der wissenschaftlichen<br />

Recherche?<br />

• Wächst <strong>im</strong> Laufe des Studiums die <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden?<br />

• Hindern Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden sie<br />

daran, elektronische Informationen effektiv zu nutzen?<br />

Zur Klärung der Forschungsfragen wurde ein zweiter Online-Fragebogen erstellt, der<br />

<strong>von</strong> April 2008 bis Juni 2008 für die Studierenden zugänglich war.<br />

3.4.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung<br />

Die folgenden Ergebnisse sind der Studie <strong>von</strong> Julia Fink (2009) entnommen. Diese<br />

Studie wurde in enger Zusammenarbeit mit mir <strong>im</strong> Rahmen dieses Dissertationsvorhabens<br />

durchgeführt und <strong>von</strong> Prof. Dr. Gabi Reinmann und mir betreut. Auf die Herkunft der<br />

Ergebnisse wird <strong>im</strong> Verlauf dieses Abschnitts nicht gesondert hingewiesen, ihre Quelle ist<br />

Fink (2009). Da es sich dabei um eine eigenständige Arbeit handelt, sind hier lediglich die<br />

für diese Arbeit wichtigen Kernergebnisse aufgeführt. Das Untersuchungsdesign sowie


Details zur Umfrage und ihren Inhalten und Items finden sich dort. Die Interpretation der<br />

für das Projekt i-literacy wichtigen Ergebnisse wurde für diese Dissertationsschrift<br />

nochmals überarbeitet, ergänzt und in engeren Zusammenhang mit den weiteren<br />

Ergebnissen dieser Arbeit gesetzt (siehe dazu auch Heinze, Fink & Wolf, 2009).<br />

Angaben zur Person<br />

Insgesamt nahmen 278 Studierende der Universität Augsburg an dieser zweiten<br />

Umfrage teil. Da<strong>von</strong> sind 32,7 % (n = 91) männlich und 67,3 % (n = 187) weiblich. Die<br />

folgende Abbildung zeigt, in welchen Studiengängen 55 die Befragten an der Universität<br />

Augsburg zum Zeitpunkt der Umfrage eingeschrieben waren:<br />

Studiengänge der Teilnehmer aus Online-Umfrage 2 (Angaben in %)<br />

Abbildung 17: Studiengänge der Befragten der zweiten Online-Umfrage<br />

20 % der Befragten befinden sich <strong>im</strong> Bachelor-, 8 % <strong>im</strong> Masterstudium, 26 % streben<br />

das Diplom, 11 % den Magister an und 23 % studieren zum 1. bzw. 10 % zum 2. Staatsexamen<br />

hin. 2 % der Teilnehmer promovieren.<br />

Aufgrund der geringen Prozentzahlen der einzelnen Studiengänge werden Ergebnisse,<br />

wenn sie studiengangspezifisch betrachtet werden, nur zwischen MuK- und Lehramt-<br />

Studierenden verglichen, da diese die beiden größten Teilnehmerzahlen aufweisen.<br />

55 Einige Studiengänge, wie z. B. die verschiedenen Lehrämter wurden zu einer Studienrichtung<br />

zusammengefasst.<br />

130


Computer-Ausstattung der Studierenden<br />

Fast alle Befragten (99,3 %) sind mit einem eigenen internetfähigen Computer oder<br />

Laptop ausgestattet. Dieses Ergebnis könnte zwar durch die Methode der Online-Befragung<br />

verfälscht sein, andere Studien können eine derart hohe Computer-Ausstattung der<br />

Studierenden aber bestätigen (vgl. Ebner, Schiefner & Nagler, 2008). Es fällt auf, dass<br />

MuK-Studierende ihren Laptop deutlich häufiger an der Universität nutzen als Lehramt-<br />

Studierende, was ein Hinweis auf die integrierte Mediennutzung <strong>im</strong> MuK-Studiengang<br />

sein kann. Zudem n<strong>im</strong>mt die Nutzung des eigenen Rechners an der Universität mit höherem<br />

Fachsemester zu, was für den Erwerb <strong>von</strong> Computerkompetenzen <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums sprechen könnte. Die <strong>von</strong> der Universität bereitgestellten Rechner werden vom<br />

Großteil der Befragten genutzt (81 %).<br />

Art und Weise der Suche nach wissenschaftlicher Literatur<br />

Internetrecherche<br />

Die Internetrecherche der Studierenden findet oberflächlich und einförmig statt. Bei der<br />

Suche nach wissenschaftlicher Literatur dominiert die Suche über allgemeine Suchmaschinen:<br />

91 % der Befragten nutzen sie „häufig“ oder „<strong>im</strong>mer“. Andere Recherche-Möglichkeiten<br />

des Internets, wie z. B. wissenschaftliche Suchmaschinen und wissenschaftliche<br />

Datenbanken, werden <strong>von</strong> über der Hälfte (57,2 % bzw. 58,3 %) der Befragten nur „selten“<br />

oder „nie“ genutzt. Es besteht die Tendenz, dass wissenschaftliche Suchmaschinen <strong>von</strong><br />

höheren Semestern und Medien-Studierenden häufiger genutzt werden. Die Studierenden<br />

legen auch bei der Bibliotheksrecherche ein wenig komplexes Suchverhalten an den Tag.<br />

Tendenziell machen die Studierenden, je fortgeschrittener sie mit ihrem Studium sind, häufigeren<br />

Gebrauch <strong>von</strong> wissenschaftlichen Suchmaschinen. Nur die Erst- und Zweitsemester<br />

bilden hier eine Ausnahme, indem sie häufiger angeben, wissenschaftliche Suchmaschinen<br />

regelmäßig zu nutzen, als Studierende <strong>im</strong> dritten und vierten Semester.<br />

Wikis werden <strong>von</strong> 55,8 % der Befragten regelmäßig zu Recherche-Zwecken genutzt.<br />

Sie werden damit insgesamt am zweithäufigsten (nach allgemeinen Suchmaschinen)<br />

genutzt.<br />

Bibliotheksrecherche<br />

Bei der Recherche ist natürlich auch die Nutzung der Möglichkeiten und Dienste der<br />

Bibliothek <strong>von</strong> Interesse. Teilnehmer der zweiten Online-Umfrage wurden deshalb auch<br />

hierzu befragt. Bei der Bibliotheksrecherche sind die Bibliothekskataloge und die Bestände<br />

131


die meistgenutzten Möglichkeiten zum Finden wissenschaftlicher Literatur. Sie werden<br />

<strong>von</strong> 90,7 % bzw. 82,1 % „häufig“ oder „<strong>im</strong>mer“ verwendet. 23,4 % der Befragten können<br />

ihre persönliche Nutzung <strong>von</strong> Portalen nicht beurteilen, was darauf schließen lässt, dass<br />

ihnen diese Recherche-Methode unbekannt sein dürfte. Weitere 72,3 % geben an, Portale<br />

„nie“ oder „selten“ zu nutzen. Dies zeigt, dass die Studierenden Portale entweder nicht<br />

kennen oder die Vorteile der Nutzung eines Portals nicht verstanden haben.<br />

Zudem fällt auf, dass mehr als drei Viertel (77 %) der Befragten eine Beratung durch<br />

Mitarbeiter der Bibliothek „nie“ bis „selten“ in Anspruch nehmen. Erstaunlich ist, dass die<br />

Beratung umso seltener genutzt wird, je höher das Fachsemester ist, in dem die<br />

Studierenden sind: Die Beratung „nie“ oder „selten“ zu nutzen geben 71,6 % der Studierenden<br />

aus dem ersten und zweiten Semester, 75 % aus dem dritten und vierten, 80,8 %<br />

aus dem fünften und sechsten und 81,4 % der Studierenden ab dem siebten Semester an<br />

(Differenz: 9,8 %). Auch die Fernleihe, die das Ausleihen <strong>von</strong> Fachliteratur, die es in der<br />

Unibibliothek Augsburg nicht gibt, ermöglicht, wird insgesamt nur <strong>von</strong> 30,9 % und Fachdatenbanken<br />

nur <strong>von</strong> 28,4 % der Studierenden „häufig“ oder „<strong>im</strong>mer“ genutzt.<br />

Frage: Wenn Sie die Bibliothek der Uni Augsburg nutzen, um wissenschaftliche Quellen zu<br />

suchen, verwenden Sie? (Angaben in %)<br />

Abbildung 18: Verwendete Recherche-Methoden in der Bibliothek<br />

132


Interpretation der Ergebnisse: Es zeigt sich, dass die Recherche zunächst oberflächlich<br />

durch allgemeine Suchmaschinen stattfindet. Komplexere Formen und Angebote der<br />

Bibliothek (Fachportale) werden kaum genutzt. Weiter fortgeschrittene Online-Recherche-<br />

Technologien wie wissenschaftliche Suchmaschinen werden <strong>von</strong> weniger als der Hälfte<br />

der Befragten genutzt. Tendenziell machen die Studierenden, je fortgeschrittener sie mit<br />

ihrem Studium sind, häufigeren Gebrauch <strong>von</strong> wissenschaftlichen Suchmaschinen, was ein<br />

Indiz dafür sein könnte, dass die Fähigkeiten zur effektiven Recherche erst <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums erworben werden. Befragte Studierende sind mit Werkzeugen zur wissenschaftlichen<br />

Recherche offenbar nicht vertraut bzw. kennen die Vorteile für ihr Studium nicht.<br />

Überraschend ist, dass Studierende selten die Hilfe der Mitarbeiter der Bibliothek in<br />

Anspruch nehmen.<br />

Einschätzung der Relevanz wissenschaftlicher Informationsquellen und<br />

Recherche-Methoden für das eigene Studium<br />

Studierende wurden zu ihrer Einschätzung über die Relevanz <strong>von</strong> best<strong>im</strong>mten<br />

Methoden zur Recherche befragt. Dazu gehören auch Informationsquellen und deren<br />

Nutzung allgemein. Online-Bibliothekskataloge bewerten 89,6 % der Befragten als<br />

„wichtig“ oder „sehr wichtig“ bei der Recherche nach wissenschaftlichen Quellen. Damit<br />

liegen sie noch vor den allgemeinen Suchmaschinen (83,5 %). Immer noch sehr wichtig<br />

bewerten die Befragten den E-Mail-Austausch mit Kommilitonen und Lehrenden: 65,8 %<br />

schätzen ihn als „wichtige“ oder „sehr wichtige“ Recherche-Methode ein.<br />

Obwohl 42,1 % der Studienteilnehmer wissenschaftliche Suchmaschinen als Recherche-Methode<br />

als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ einschätzen, nutzen nur 21,6 % diese<br />

Möglichkeit regelmäßig. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den fachspezifischen<br />

Portalen, die zwar <strong>von</strong> 28 % als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ bewertet werden, aber <strong>von</strong><br />

keinem der Befragten (0 %) regelmäßig genutzt werden. Wenn man die Bewertung der<br />

Relevanz wissenschaftlicher Suchmaschinen nach Semesterzahl der Studierenden betrachtet,<br />

zeigt sich, dass Studierende höherer Semester wissenschaftliche Suchmaschinen für<br />

relevanter einschätzen. Eine Ausnahme bilden allerdings wieder die Erst- und Zweitsemester.<br />

Bei der Einschätzung der Relevanz <strong>von</strong> Downloads <strong>von</strong> Volltexten zeigt sich, dass Studierende<br />

diese Möglichkeit erst <strong>im</strong> Laufe des Studiums zu schätzen wissen und dementsprechend<br />

relevanter einschätzen, je höher ihr Fachsemester ist: „sehr wichtig“ oder<br />

„wichtig“ sagen 37,9 % der Erst- und Zweitsemester, 50 % der Dritt- und Viertsemester,<br />

61,6 % der Fünft- und Sechstsemester und 66,1 % der Studierenden ab dem siebten<br />

133


Semester.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Studierende zwar die Relevanz<br />

<strong>von</strong> fortgeschrittenen Recherche-Technologien als nicht unwichtig einschätzen, diese<br />

jedoch nicht für ihr Studium nutzen. Dies kann entweder daran liegen, dass sie die<br />

Möglichkeiten nicht kennen und sie dennoch als bedeutungsvoll einschätzen oder dass sie<br />

die Möglichkeiten doch kennen, es ihnen jedoch an Kompetenzen fehlt, diese sinnvoll für<br />

ihr Studium einzusetzen. Beide Möglichkeiten deuten darauf hin, dass es Studierenden an<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> fehlt, um umfassend und sinnvoll zu recherchieren, und dass sie in<br />

diesem Bereich Unterstützung benötigen.<br />

Ebenso wird aus diesen Ergebnissen wieder deutlich, dass Studierende höherer Semester<br />

einzelne Recherche-Methoden und Informationsmedien als relevanter einschätzen und<br />

diese auch häufiger verwenden als Studienanfänger. Es kann also <strong>im</strong> Kern <strong>von</strong> einem<br />

Anstieg der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des Studiums ausgegangen werden.<br />

Zufriedenheit mit den Recherche-Ergebnissen<br />

Nur 9 % der Befragten geben an, mit den Ergebnissen ihrer Recherche „sehr zufrieden“<br />

zu sein. Die große Mehrheit (82,4 %) ist jedoch „zufrieden“ mit den Ergebnissen. Erfreulich<br />

ist, dass keiner der Befragten (0 %) unzufrieden mit seinen Recherche-Resultaten zu<br />

sein scheint.<br />

Zufriedenheit mit eigenen Recherche-Ergebnissen (Angaben in %)<br />

Abbildung 19: Zufriedenheit mit Recherche-Ergebnissen<br />

134


Bei der Zufriedenheit fällt ein kleiner studiengangsspezifischer Unterschied auf: 14,3 %<br />

der MuK-Studierenden sind „sehr zufrieden“ mit ihren Recherche-Ergebnissen, während<br />

es nur 4,5 % der Lehramt-Studierenden sind. Nach Klatt et al. (2001) hängt die Zufriedenheit<br />

mit den Recherche-Ergebnissen positiv mit dem Grad an <strong>Informationskompetenz</strong><br />

zusammen, was hier dafür sprechen würde, dass MuK-Studierende etwas informationskompetenter<br />

sind als Lehramt-Studierende. Betrachtet man die Zufriedenheit der<br />

Recherche-Ergebnisse nach Fachsemester, ergibt sich folgendes Bild:<br />

Zufriedenheit mit eigenen Recherche-Ergebnissen nach Fachsemester (Angaben in %)<br />

Abbildung 20: Zufriedenheit mit eigenen Recherche-Ergebnissen nach Semester<br />

Prozentual steigen zwar die Werte <strong>von</strong> „sehr zufrieden“ <strong>von</strong> 2,7 % bei den Erst- und<br />

Zweitsemestern auf 10,2 % bei den Studierenden ab dem 7. Semester, allerdings sind auch<br />

die Schwankungen bei „eher unzufrieden“ zu berücksichtigen, die sich aus den vorliegenden<br />

Ergebnissen leider nicht erklären lassen.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Insgesamt ist nur ein geringer Bruchteil der Befragten sehr<br />

zufrieden mit den Ergebnissen der eigenen Recherche. Mehrheitlich sind die Studierenden<br />

aller Fachsemester jedoch zufrieden mit ihren Recherche-Ergebnissen. Dies zeigt, dass die<br />

Befragten <strong>im</strong> Kern mit ihrer Recherche zufrieden sind, was darauf schließen lässt, dass sie<br />

die Aufgaben, die ihnen <strong>im</strong> Laufe des Studiums gestellt werden, lösen können. Es scheint<br />

ihnen aber auch bewusst zu sein, dass es Möglichkeiten zur Verbesserung der Recherche-<br />

Ergebnisse gibt. Es zeigt sich auch, dass MuK-Studierende insgesamt öfter sehr zufrieden<br />

135


sind als die Studierenden <strong>im</strong> Lehramt. Dies könnte nach Klatt et al. (2001) für eine höhere<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der MuK-Studierenden sprechen.<br />

Verhältnis Nutzung elektronische / nicht-elektronische Recherche<br />

Bei der zweiten Online-Befragung sollte auch das Verhältnis <strong>von</strong> elektronischer und<br />

nicht-elektronischer Recherche beleuchtet werden, da die Ergebnisse bisher darauf hingewiesen<br />

haben, dass Studierende zu Beginn der Recherche Online-Möglichkeiten, allen<br />

voran allgemeine Suchmaschinen, bevorzugen. Dies kann für eine vollständige Recherche<br />

unzureichend sein. Unklar war bisher jedoch, wie sie <strong>im</strong> weiteren Verlauf ihrer Recherche<br />

vorgehen.<br />

Nutzung zusätzlicher, nicht-elektronischer Informationsquellen (Angaben in %)<br />

Abbildung 21: Nutzung nicht-elektronischer Informationsquellen<br />

Teilnehmer der Umfrage wurden gefragt, ob sie zusätzlich zur elektronischen<br />

Recherche auch weitere, nicht-elektronische Informationsquellen nutzen. Für 68,7 % der<br />

Befragten trifft diese Aussage „zu“ oder „eher zu“. 13,3 % verlassen sich bei ihrer<br />

Recherche allein auf die elektronischen Ergebnisse und ziehen keine nicht-elektronischen<br />

Quellen heran (Antworten „trifft eher nicht zu“ oder „trifft nicht zu“). Ein Vergleich<br />

zwischen Lehramt- und MuK-Studierenden zeigt, dass Letztere sich bei ihren Recherchen<br />

häufiger nur auf elektronische Quellen stützen: Während 75,3 % der Lehramtler angeben,<br />

die obige Aussage würde „eher zutreffen“ oder „zutreffen“, tun dies nur 66,1 % der MuK-<br />

Studierenden.<br />

136


Des Weiteren sollte untersucht werden, ob Studierende allein mit elektronisch verfügbaren<br />

Quellen ihr Informationsbedürfnis decken können. Sie wurden deshalb gefragt, ob<br />

ihnen die elektronischen Quellen genügen oder ob sie weitere Ressourcen heranziehen<br />

müssen, um ihren Bedarf vollständig zu decken. 13,7 % der Befragten geben an, ihr<br />

Informationsbedürfnis durch elektronische Informationsmöglichkeiten vollständig decken<br />

zu können. Die Mehrheit (70,9 %) ist jedoch der Meinung, dass zur Erzielung vollständiger<br />

Recherche-Ergebnisse nur elektronische Ressourcen allein nicht ausreichend sind<br />

(Abb. 22).<br />

Elektr. erzielte Recherche-Ergebnisse decken Informationsbedarf vollständig (Angaben in %)<br />

Abbildung 22: Elektronisch erzielte Recherche-Ergebnisse decken Informationsbedarf<br />

Es ergibt sich auch hier ein Unterschied zwischen MuK- und Lehramt-Studierenden:<br />

14,3 % der MuK-Studierenden stellen ihren Informationsbedarf allein über elektronische<br />

Quellen zufrieden, aber nur 9 % der Lehramt-Studierenden.<br />

Bei der Frage nach der Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Informationsquellen stellt sich<br />

weiter die Frage, ob diese integraler Bestandteil des Studiums sind oder ob Studierende<br />

selbst diese Form der Information wählen. Eine Integration würde dafür sprechen, dass<br />

sich Studierende zum einen eher selbst, zum anderen durch Unterstützung der Lehrenden<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> aneignen. Dazu wurde die Frage gestellt, ob die Nutzung <strong>von</strong><br />

elektronischen Informationen Teil der Lehrveranstaltungen ist, die die Befragten bisher<br />

besucht haben.<br />

Die relative Mehrheit der Befragten (44,2 %) gibt an, dass diese Aussage „eher zutrifft“<br />

oder „zutrifft“. Dennoch sagen mehr als ein Viertel (26,6 %) der Studierenden, die<br />

Nutzung wissenschaftlicher elektronischer Information sei „nicht“ oder „eher nicht“ in ihre<br />

137


Lehrveranstaltungen integriert (Abb. 23).<br />

Auch hier lassen sich studiengangspezifische Unterschiede zwischen MuK- und Lehramt-Studierenden<br />

feststellen. So geben 78,6 % der MuK-Studierenden an, die Nutzung<br />

wissenschaftlicher elektronischer Informationen sei in ihre Lehrveranstaltungen integriert,<br />

aber nur 38,2 % der Lehramtler st<strong>im</strong>men dieser Aussage zu. Dies mag zum einen nicht<br />

überraschen, da Online-Medien ein Teil des Studenplans <strong>von</strong> MuK sind. Jedoch ist<br />

ersichtlich, dass nicht alle Studiengänge die Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Informationen<br />

und damit einen Teil der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> als notwendig erachten,<br />

was wiederum zu Defiziten bei den Studierenden führen kann.<br />

Aussage: „In den meisten Lehrveranstaltungen, die ich besuche, ist die Nutzung wissenschaftlicher<br />

elektronischer Information integraler Bestandteil.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 23: Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Information in Lehre integriert<br />

Weiter sollte untersucht werden, wo sich Studierende nach eigener Einschätzung besser<br />

zurechtfinden: in der Bibliothek oder <strong>im</strong> Internet. Diese Frage war motiviert durch die<br />

Aussagen einer Studentin, die sagte, sie gehe nicht in die Bibliothek, weil dort zu viel<br />

Information vorhanden sei und sie <strong>im</strong> Internet offenbar leichter relevante Informationen<br />

finden könne. Dies deutet auf Defizite in der Nutzung <strong>von</strong> Recherche-Möglichkeiten in der<br />

Bibliothek hin, die behoben werden können. Teilnehmer der Befragung wurden deshalb<br />

gefragt, ob sie sich <strong>im</strong> Internet oder in der Bibliothek besser zurechtfinden, wenn sie<br />

wissenschaftliche Aufgaben lösen sollen.<br />

Jeder fünfte Befragte (20,5 %) st<strong>im</strong>mt der Aussage „Auf der Suche nach wissenschaftlicher<br />

Information finde ich mich in der Bibliothek besser zurecht als <strong>im</strong> Internet“ „eher zu“<br />

oder „zu“. 29,1 % geben an, sich „teilweise“ in der Bibliothek besser zurechtzufinden. Die<br />

138


elative Mehrheit <strong>von</strong> 48,2 % st<strong>im</strong>mt dieser Aussage nicht zu (Abb. 24). Im Umkehrschluss<br />

könnte man hier annehmen, dass sich fast die Hälfte (48,2 %) der Befragten <strong>im</strong><br />

Internet besser zurechtzufinden glaubt als in der Bibliothek. Die Auswertung dieser Frage<br />

liefert demnach keine aufschlussreichen Erkenntnisse. Sie lässt jedoch vermuten, dass<br />

Studierende sich nicht über die angebotenen Dienste der Bibliothek <strong>im</strong> Klaren sind, da<br />

ihnen hier Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die ihnen die Recherche erleichtern und sie<br />

unterstützen bei Bedarf und ihnen die Bedienung der Recherche-Technologien beibringen.<br />

Aussage: „Auf der Suche nach wissenschaftlicher Information finde ich mich in der Bibliothek<br />

besser zurecht als <strong>im</strong> Internet.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 24: „Finde mich in der Bibliothek besser zurecht als <strong>im</strong> Internet“<br />

Ebenso <strong>von</strong> Bedeutung für den Recherche-Prozess ist, wie Studierende das Bibliotheksangebot<br />

der für sie relevanten Fachinformationen wahrnehmen. Dies ist <strong>von</strong> Bedeutung,<br />

um sowohl die Nutzung der Internetrecherche besser verstehen zu können als auch die<br />

Defizite durch mangelnde Nutzung der Bibliotheksdienste. Ebenso kann eine Einschätzung<br />

des Angebots als unzureichend ein Grund für die Präferenz für die Online-Ressourcen sein.<br />

Teilnehmer der Befragung wurden deshalb mit der Aussage konfrontiert: „Für meinen<br />

Studiengang finde ich keine ausreichenden Informationen in der Uni-Bibliothek Augsburg,<br />

weshalb ich <strong>im</strong> Internet danach recherchiere.“<br />

Insgesamt sind die Antworten hier recht verteilt. 27,7 % bewerten diese Aussage mit<br />

„zutreffend“ oder „eher zutreffend“, für 32 % trifft die Hypothese „teilweise zu“ und<br />

weitere 32,7 % halten sie für „eher nicht“ bzw. „nicht zutreffend“. Differenziert man<br />

139


jedoch nach Studiengang, zeigt sich ein anderes Bild: Mehr als die Hälfte der MuK-<br />

Studierenden (55,4 %), aber nur 12,4 % der Lehramt-Studierenden geben an, in der Uni-<br />

Bibliothek Augsburg keine ausreichenden Informationen für ihr Fach zu finden und<br />

deshalb <strong>im</strong> Internet zu recherchieren. Entweder findet die Mehrheit der Medien-Studierenden<br />

ihre Fachinformationen in der Bibliothek nicht oder es gibt, was ich aufgrund eigener<br />

Erfahrungen durchaus bestätigen kann, tatsächlich keine ausreichenden Bibliotheksangebote<br />

für MuK-Studierende 56 . Dies kann ein Grund für die hohe Nutzung <strong>von</strong> Online-<br />

Informationsressourcen <strong>im</strong> Medien-Studiengang sein.<br />

Wie bereits weiter oben erläutert, ist die Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Informationsquellen<br />

nicht integraler Bestandteil der meisten Studiengänge. Fraglich ist in diesem Zusammenhang,<br />

wie Lehrende es bewerten, wenn Studierende Online-Quellen in Hausarbeiten<br />

angeben. Darum wurden die TeilnehmerInnen der Befragung nach ihrer Einschätzung der<br />

Dozierenden bezüglich der studentischen Nutzung elektronischer Informationen für<br />

Studiumszwecke befragt (Abb. 25).<br />

Aussage: „Die Dozierenden in meinem Studiengang sehen Internet-Quellenangaben in<br />

Hausarbeiten weniger gerne als Print-Literaturangaben.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 25: Bewertung <strong>von</strong> Internetquellen in Hausarbeiten <strong>von</strong> Dozierenden<br />

Mehr als die Hälfte der Befragten (56,1 %) hält die Aussage für „zutreffend“ bzw. „eher<br />

zutreffend“. Dies spricht dafür, dass aus Sicht der Studierenden die Hochschullehrenden<br />

elektronische Informationsquellen nicht in vollem Maße akzeptieren. Diese Antworten<br />

sind allerdings in dieser Form schwer zu interpretieren, da „elektronische Informations-<br />

56 Stand WS 08/09<br />

140


quellen“ nicht <strong>im</strong>mer denselben qualitativen Standard haben. So macht es zum Beispiel<br />

einen großen Unterschied, ob man einen Satz aus Wikipedia zitiert oder einen Autor, der<br />

auf einem wissenschaftlichen Fachportal ein Pre-Print eines Journal-Artikels veröffentlicht<br />

hat.<br />

Prägnant ist jedoch, dass gegenüber 70,8 % der Lehramt-Studierenden 42,9 % der<br />

MuK-Studierenden der Meinung sind, ihre Dozenten würden Internetquellen weniger<br />

gerne sehen. Aber wie bereits bemerkt, sind die Antworten auf diese Frage durchaus sehr<br />

offen interpretierbar und nur bedingt aussagefähig, was die Akzeptanz <strong>von</strong> Online-Quellen<br />

bei Dozierenden betrifft, dass es nicht um die Form der Quelle, sondern ihre Qualität geht.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Studierenden ist durchaus bewusst, dass neben der elektronischen<br />

Recherche auch nicht-elektronische Quellen <strong>von</strong> Bedeutung sind. Die absolute<br />

Mehrheit (70,9 %) ist der Meinung, dass ein Informationsbedarf nicht nur durch elektronische<br />

Ressourcen gedeckt werden kann. Es ergeben sich bei diesen Punkten studienfachspezifische<br />

Unterschiede, die zu zeigen scheinen, dass mehr Lehramt-Studierende<br />

(Differenz 9,2 % <strong>im</strong> Vergleich zu MuK-Studierenden) zusätzlich nicht-elektronische<br />

Informationsquellen nutzen. Es ergibt sich auch in der Deckung des Informationsbedarfs<br />

ein Unterschied zwischen MuK- und Lehramt-Studierenden: 14,3 % der MuK-Studierenden<br />

stellen ihren Informationsbedarf allein über elektronische Quellen zufrieden, aber nur<br />

9 % der Lehramt-Studierenden. Dies kann zum einen an der subopt<strong>im</strong>alen Ausstattung der<br />

Universitätsbibliothek für den MuK-Studiengang liegen oder aber auch an der höheren<br />

Affinität der Medien-Studierenden für Online-Ressourcen. Auf den Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und des wissenschaftlichen Arbeitens lässt sich daraus schließen, dass bei<br />

Studierenden durchaus ein Bewusstsein für unterschiedliche Quellen vorhanden ist, die<br />

mangelhafte Recherche bzw. die eingeschränkte Nutzung <strong>von</strong> Informationsressourcen<br />

kann daher an unzureichenden Kompetenzen über deren Bedienung liegen oder dem<br />

Unwissen über ihre Existenz und Möglichkeiten.<br />

Weniger als die Hälfte der Befragten (44,2 %) sieht die Nutzung elektronischer<br />

Informationen in ihre Lehrveranstaltungen integriert. Im MuK-Studiengang ist dies nach<br />

Einschätzung <strong>von</strong> 78,6 % der Studierenden jedoch bereits der Fall. Auf <strong>Informationskompetenz</strong><br />

übertragen bedeutet dies, dass kein ausreichendes Verständnis für die<br />

Vermittlung dieser Fähigkeiten bei den Dozierenden der meisten Studiengänge besteht.<br />

Insgesamt glauben die Studierenden mehrheitlich (56,1 %), ihre Dozenten würden in<br />

wissenschaftlichen Arbeiten Internetquellen weniger gerne sehen als Printquellen. Auch<br />

141


hier schätzen die MuK-Studierenden ihre Dozenten aufgeschlossener für Internetquellen<br />

ein als die Lehramt-Studierenden. Die Interpretation dieser Antwort ist jedoch fraglich, da<br />

nicht die Herkunft der Quelle <strong>von</strong> Bedeutung ist be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten,<br />

sondern ihre Qualität.<br />

Hemmnisse und Probleme bei der Nutzung digitaler Medien <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong><br />

Probleme bei der Nutzung elektronischer Informationen können nicht nur durch<br />

mangelnde Kompetenzen oder zu geringe Integration in das <strong>Hochschulstudium</strong> auftreten,<br />

sondern auch durch best<strong>im</strong>mte Hemmnisse wie Berührungsängste oder übergeordnete<br />

Schwierigkeiten wie sprachliche Defizite bei überwiegend englischsprachigen Quellen.<br />

Diese Bereiche wurden durch die zweite Online-Umfrage beleuchtet.<br />

In aktuellen Medienberichten und populärwissenschaftlichen Büchern wie<br />

Schirrmachers „Payback“ (2009) liest man <strong>im</strong>mer wieder vom Vorhandensein <strong>von</strong> zu<br />

vielen Informationen, was oft als Informationsflut (information overload, Toffler, 1971)<br />

bezeichnet wird. Dies führt dazu, dass Studierende ihr Informationsbedürfnis nicht angemessen<br />

decken können, da die Auswahl der Quellen für ihre Aufgaben <strong>im</strong> Bereich des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens eine Überforderung darstellt. Dies steht in Zusammenhang<br />

mit <strong>Informationskompetenz</strong>, da eine effektive und effiziente Auswahl an Quellen eine<br />

Hauptfähigkeit derselben ist. Hier spielt auch das Wissen um geeignete Suchtechnologien<br />

und -strategien eine Rolle, da eine Recherche in Fachdatenbanken oder der Bibliothek eine<br />

weitaus eingeschränktere (<strong>im</strong> positiven Sinne) und zielgerichtete Suche erlaubt als zum<br />

Beispiel das Verwenden <strong>von</strong> allgemeinen Suchmaschinen. Um dies zu beleuchten, wurde<br />

die folgende Frage gestellt:<br />

Aussage: „Ich werde mit elektronischen Informationen überflutet.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 26: Probleme durch Überflutung mit elektronischen Informationen<br />

142


Die relative Mehrheit (42,1 %) fühlt sich eher nicht durch elektronische Informationen<br />

überflutet. Für knapp ein Viertel (24,8 %) der Befragten trifft eine Überflutung durch<br />

elektronische Informationen „zu“ oder „eher zu“. Es ergeben sich hier keine studiengang-<br />

oder semesterspezifischen Unterschiede.<br />

Eine weitere Frage wurde gestellt, die in Zusammenhang mit der vorherigen steht:<br />

Aussage: „Ich habe keine Probleme, die Qualität und Bedeutung der Informationen<br />

einzuschätzen.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 27: Einschätzung der Qualität und Bedeutung <strong>von</strong> Informationen<br />

Wenn Studierende über Fähigkeiten verfügen, Informationen bewerten zu können, fällt<br />

ihnen die Recherche auch bei einer hohen Zahl an Quellen leichter, da sie gezielter<br />

auswählen können, was für die Deckung ihres Informationsbedürfnisses nötig ist. Das<br />

Problem der Informationsüberflutung stellt dann ein weniger großes Hindernis dar.<br />

Die Mehrheit (57,9 %) der Befragten gibt an, keine Probleme be<strong>im</strong> Einschätzen der<br />

Qualität und Bedeutung <strong>von</strong> elektronischen Informationen zu haben („trifft eher zu“ oder<br />

„trifft zu“). Dies steht nicht ganz <strong>im</strong> Einklang mit Ergebnissen der Wissensfragen aus der<br />

ersten Umfrage (Kapitel 3.3), die gezeigt haben, dass Studierende durchaus Probleme<br />

haben, Informationen zu beurteilen.<br />

Eine weitere Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt wurde, war, ob Studierende<br />

das elektronische Informationsangebot als unübersichtlich empfinden. Dies steht wiederum<br />

in Zusammenhang mit der Frage der Informationsüberflutung, denn ein unstrukturiertes<br />

und unübersichtliches Angebot führt zu einer unüberschaubaren Menge an Informationen,<br />

143


wenn Suchstrategien mangelhaft sind. Dies kann demnach auf Defizite der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

hinweisen, da hier zum einen die zur Recherche verwendeten Technologien<br />

eine Rolle spielen sowie die zur Suche verwendeten Strategien, wie zum Beispiel Titel-<br />

und Schlüsselwörter und Boole’sche Operatoren.<br />

Aussage: „Das elektr. Angebot scheint mir unstrukturiert und unübersichtlich.“ (Angaben<br />

in %)<br />

Abbildung 28: Elektronisches Angebot unstrukturiert und unübersichtlich<br />

Etwa ein Drittel (34,9 %) der Studienteilnehmer gibt an, diese Aussage würde „zutreffen“<br />

bzw. „eher zutreffen“, ihnen erscheint das Angebot an elektronischen Informationen<br />

unübersichtlich. Auf 42,8 % der Befragten trifft diese Aussage zumindest teilweise zu.<br />

Stellt man diese Antworten in Vergleich zu den Antworten auf die Frage, ob sich Studierende<br />

<strong>von</strong> Informationen überflutet fühlen, lässt sich eine Diskrepanz feststellen. So fühlen<br />

sich 42,1 % nicht durch Informationen überflutet, jedoch geben 34,9 % an, das Informationsangebot<br />

sei unstrukturiert. Dies müsste bedeuten, dass Studierende zwar die Unübersichtlichkeit<br />

wahrnehmen, jedoch über ausreichende Fähigkeiten verfügen, mit den<br />

Informationen umgehen zu können, oder sie ignorieren sie schlicht.<br />

Es empfinden mehr MuK-Studierende (42,9 %) als Lehramt-Studierende (32,6 %) das<br />

elektronische Angebot als unstrukturiert und unübersichtlich. Dies kann daran liegen, dass<br />

MuK-Studierende häufiger mit elektronischen Informationen konfrontiert werden, da diese<br />

stärker in ihr Studium integriert sind als <strong>im</strong> Lehramt-Studium (siehe weiter oben <strong>im</strong><br />

Kapitel).<br />

144


Ein weiteres Hemmnis zur Nutzung <strong>von</strong> elektronisch verfügbaren Informationen kann<br />

die mangelnde Unterstützung und Motivation <strong>von</strong> Lehrenden sein. Wenn Studierende nicht<br />

mit unterschiedlichen Recherche-Technologien arbeiten müssen, weil sie z. B. Reader zur<br />

Verfügung gestellt bekommen und eine weitere Recherche nicht notwendig ist, oder<br />

Dozierende keine Online-Quellen in den studentischen Arbeiten wünschen bzw. sie selbst<br />

keine Hilfestellung oder Ratschläge zur Verwendung <strong>von</strong> elektronischen Recherche-<br />

Technologien geben wollen oder können, kann sich das auf die <strong>Informationskompetenz</strong> der<br />

Studierenden auswirken, da diese zunächst lernen müssen, welche Möglichkeiten zur<br />

Deckung ihres Informationsbedürfnisses vorhanden sind.<br />

Aussage: „Ich werde <strong>von</strong> den Lehrenden ausreichend motiviert und unterstützt,<br />

wissenschaftliche elektronische Informationen <strong>im</strong> Studium zu nutzen.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 29: Motivation durch Nutzung elektronischer Informationen durch Lehrende<br />

Die relative Mehrheit (45,7 %) der Befragten fühlt sich <strong>von</strong> ihren Lehrenden nicht<br />

ausreichend motiviert, elektronische Informationen für ihr Studium zu nutzen (Aussage<br />

trifft „eher nicht zu“ oder „nicht zu“). Nur etwa jeder fünfte Studierende (21,2 %) gibt an,<br />

seine Dozenten würden die Nutzung digitaler Informationen ausreichend fördern. Dies<br />

sagen 32,1 % der MuK-Befragten gegenüber nur 13,5 % der Lehramt-Studierenden aus.<br />

Dies bekräftigt die Vermutung, dass die Nutzung <strong>von</strong> Medien <strong>im</strong> MuK-Studiengang<br />

stärker integriert ist und <strong>von</strong> den Lehrenden auch stärker gefördert wird und demnach<br />

MuK-Studierende häufiger mit elektronischen Informationen konfrontiert werden.<br />

Weiter wurden die Teilnehmer der Untersuchung gefragt, ob Veranstaltungen zum<br />

145


Umgang mit elektronischen Informationen an ihren Bedürfnissen vorbeigehen (siehe Abb.<br />

30). Die Ergebnisse zeigen, dass 35,3 % der Studierenden „eher nicht“ bzw. „nicht“ der<br />

Meinung sind, dass diese Veranstaltungen an den eigenen Bedürfnissen vorbeigehen,<br />

jedoch können 30,6 % der Befragten diese Frage nicht beurteilen. Daraus kann man<br />

schließen, dass sie bisher an keiner Veranstaltung zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

teilgenommen haben. Dies muss jedoch nicht an den Lehrenden liegen, da man <strong>von</strong><br />

Studierenden erwarten kann, auch freiwillige Angebote, die sie in ihrem Studium unterstützen,<br />

wie z. B. Einführungsveranstaltungen der Bibliothek, wahrzunehmen. Mehr Lehramt-<br />

Studierende (16,9 %) als MuK-Studierende (10,71 %) geben an, Veranstaltungen zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> würden an ihren Bedürfnissen vorbeigehen. Dies<br />

ist problematisch, da die bisher gewonnenen Ergebnisse darauf hinweisen, dass Lehramt-<br />

Studierende einen größeren Bedarf an Schulungen zur <strong>Informationskompetenz</strong> haben als<br />

MuK-Studierende, wobei bei allen Studiengängen Defizite diesbezüglich festgestellt<br />

werden konnten.<br />

Aussage: „Veranstaltungen zum Umgang mit elektronischer wissenschaftlicher Information<br />

gehen an meinen Bedürfnissen vorbei.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 30: Veranstaltungen zu elektr. Informationen gehen an Bedürfnissen vorbei<br />

Einige Studiengänge bieten Online-Tutorien oder Richtlinien zum Verfassen <strong>von</strong><br />

schriftlichen Arbeiten oder Präsentationen inklusive Zitationsrichtlinien an. Auf der Homepage<br />

der Bibliothek 57 finden sich ebenso Benutzungsführer für Recherche-Technologien<br />

wie der OPAC oder Gateway Bayern. Trotz dieser Angebote fehlt es Studierenden an<br />

57 http://www.bibliothek.uni-augsburg.de/de/bibliothek_nutzen/benfuehrer/<br />

146


Kenntnissen über diese Möglichkeiten (vgl. Kapitel 3.3). Eine Frage dieser Untersuchung<br />

ist deshalb, ob die Vermittlung dieser Inhalte besser face-to-face erfolgen sollte, um ihnen<br />

zum einen Fragen zu ermöglichen und zum anderen Anleitungen in der Praxis. Den<br />

Teilnehmern der Umfrage wurde folgende Frage gestellt:<br />

Aussage: „Die Lerninhalte lassen sich meines Erachtens nur persönlich in Lehrveranstaltungen<br />

vermitteln.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 31: Vermittlung <strong>von</strong> Lerninhalten in Lehrveranstaltungen sinnvoll<br />

Die relative Mehrheit (42,8 %) der Befragten hält diese Aussage für „eher nicht zutreffend“<br />

bzw. „nicht zutreffend“. Immerhin 23,7 % sind der Meinung, dass sich die Lerninhalte<br />

nur persönlich in Lehrveranstaltungen vermitteln lassen. Das finden 30,3 % der<br />

Lehramt-Studierenden, aber nur 16,1 % der MuK-Studierenden. Dies könnte auf die<br />

Aufgeschlossenheit der MuK-Studierenden gegenüber alternativen Lehr-/Lernmethoden<br />

zurückzuführen sein, da in diesem Studiengang einige E-Learning- oder Blended-<br />

Learning-Seminare angeboten werden und sie mit ihnen vertrauter sind als Studierende,<br />

die solche Angebote nicht kennen.<br />

Begibt man sich auf die Suche nach wissenschaftlichen Quellen, sei dies in Printjournalen<br />

oder <strong>im</strong> Internet, fällt auf, dass diese in vielen Fachbereichen hauptsächlich in englischer<br />

Sprache verfasst sind. In Deutschland wird zwar aktuell ab der dritten Grundschulklasse<br />

Englischunterricht gehalten und es wird <strong>von</strong> Schul- und Hochschulabsolventen auch<br />

erwartet, gute Kenntnisse in dieser Fremdsprache zu besitzen, jedoch stellen wissenschaftliche<br />

Publikationen mit ihren Fachtermini Herausforderungen an Studierende, auf die sie<br />

147


nicht vorbereitet sind. Dies kann wiederum zu Problemen bei der Nutzung <strong>von</strong><br />

elektronischen Quellen führen.<br />

Aussage: „Mir mangelt es an hinreichenden Sprachkenntnissen zur Nutzung der nicht-<br />

deutschsprachigen Angebote wissenschaftlicher elektronischer Information.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 32: Mangel an Sprachkenntnissen<br />

Auf die absolute Mehrheit (63 %) trifft diese Aussage „nicht“ oder „eher nicht“ zu, was<br />

bedeutet, dass sie über ausreichende Fremdsprachenkenntnisse verfügen, um auch nichtdeutsche<br />

Quellen zu nutzen. Dennoch geben 14,8 % der befragten Studierenden an, ihre<br />

Sprachkenntnisse würden zu einer effektiven Nutzung fremdsprachlicher wissenschaftlicher<br />

Literatur nicht ausreichen.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Hinsichtlich möglicher Probleme und Hemmnisse zur<br />

Nutzung <strong>von</strong> elektronischen Informationen kann festgehalten werden, dass sich nur knapp<br />

ein Viertel (24,8 %) der Studierenden <strong>von</strong> ihnen zur Verfügung stehenden Informationen<br />

überflutet fühlt. Die Mehrheit der Befragten hat demnach keine Schwierigkeiten, mit der<br />

Menge an auffindbaren Informationen umzugehen. Obwohl 34,9 % der Befragten das<br />

elektronische Angebot an Quellen unübersichtlich und unstrukturiert erscheint, geben<br />

57,9 % der Studierenden an, keine Probleme dabei zu haben, die Qualität und Bedeutung<br />

<strong>von</strong> elektronischen Informationen zu best<strong>im</strong>men. Man muss da<strong>von</strong> ausgehen, dass sie<br />

daher über Fähigkeiten verfügen, die Nützlichkeit der Informationen für ihren Informa-<br />

148


tionsbedarf bewerten zu können trotz ihrer Unüberschaubarkeit. In ihren Fähigkeiten zur<br />

Bewertung und Verwendung <strong>von</strong> Quellen überschätzen sie allerdings ihre eigenen<br />

Fähigkeiten (vgl. Kapitel 3.3.1). In diesen Ergebnissen lässt sich daher ein Widerspruch<br />

erkennen, der durch einen Mangel an <strong>Informationskompetenz</strong> zu erklären ist, wie die<br />

Ergebnisse der Wissensfragen aus Kapitel 3.3.1 zeigen.<br />

Da 30,6 % der Probanden nicht beurteilen können, ob Veranstaltungen zur <strong>Informationskompetenz</strong><br />

an ihren Bedürfnissen vorbeigehen, kann gefolgert werden, dass sie bisher<br />

noch nicht an einer solchen Veranstaltung teilgenommen haben. Hier wird deutlich, dass,<br />

obwohl es vor allem freiwillige Schulungsangebote gibt, diese nicht wahrgenommen<br />

werden. Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus der ersten Online-Umfrage. Hier<br />

konnte festgestellt werden, dass die Motivation zur Teilnahme an Kursen zur <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken eng mit der<br />

Einbindung in das Regelstudium (Erlangung <strong>von</strong> ECTS-Punkten) gekoppelt ist.<br />

Weiter lässt sich festhalten, dass sich die relative Mehrheit <strong>von</strong> 45,7 % <strong>von</strong> ihren<br />

Lehrenden nicht ausreichend motiviert fühlt, elektronische Fachinformationen in ihrem<br />

Studium zu nutzen. Dies kann zu Problemen und Defiziten in <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken führen, da diese vor allem durch Praxisbezug und<br />

Anwendung gefördert werden (vgl. Papert, 1999).<br />

23,7 % der befragten Studierenden sind der Meinung, die Lehrinhalte zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong> ließen sich nur persönlich durch Lehrveranstaltungen<br />

vermitteln. Hier ist ein fachspezifischer Unterschied zu verzeichnen:<br />

Während dies 30,3 % der Lehramt-Studierenden angeben, tun dies nur 16,1 % der Medien-<br />

Studierenden, was für deren Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Lern- und Lehrformen<br />

(E-Learning, Blended Learning) aufgrund <strong>von</strong> deren Erfahrung mit diesen Veranstaltungsformaten<br />

spricht. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Befragten damit aussagen wollen,<br />

es müssen Kurse <strong>im</strong> Regelstudium angeboten werden, was mit der Motivation zur<br />

Erlangung <strong>von</strong> ECTS-Punkten zusammenhängen würde.<br />

Probleme und Hemmnisse in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten lassen sich also<br />

wiederum auf Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> zurückführen. Diese<br />

bestehen zum einen an der mangelnden Motivation der Studierenden, selbst in diesem<br />

Bereich in Form <strong>von</strong> Teilnahme an freiwilligen Schulungsangeboten teilzunehmen, zum<br />

anderen ist es eine Ursache der geringen Einbindung der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

in das Regelstudium, sei es durch Lehrende oder Angebote <strong>im</strong> Curriculum.<br />

149


Vor- und Nachteile der eigenen Suchstrategie<br />

Bei der Untersuchung <strong>von</strong> Defiziten <strong>im</strong> Bereich der wissenschaftlichen Recherche ist es<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang dieser Arbeit sinnvoll, die Studierenden in dieser zweiten Online-<br />

Umfrage nach ihren eigenen Einschätzungen <strong>von</strong> Vor- und Nachteilen ihrer Suchstrategien<br />

zu befragen, um Probleme aufdecken zu können, die zum einen häufiger bei einer größeren<br />

Population <strong>von</strong> Studierenden in diesem Bereich auftreten, und zum anderen einen breiteren<br />

Einblick in die Thematik zu bekommen, als es durch die Feldbeobachtungen möglich war.<br />

Dazu wurde eine Reihe <strong>von</strong> Fragen gestellt, um die persönlichen Einschätzungen der<br />

Befragten zu ihren Recherche-Ergebnissen zu erfahren.<br />

Zunächst wurde nach der Qualität der gefundenen Informationen gefragt:<br />

Aussage: „Die Qualität der Informationen ist oft schlecht.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 33: Qualität der Informationen der eigenen Recherche oft schlecht<br />

Etwas mehr als die Hälfte (51,8 %) der Befragten gibt an, es würde „nicht“ oder „eher<br />

nicht“ zutreffen, dass die Qualität der <strong>von</strong> ihnen gefundenen Informationen schlecht sei.<br />

Bei 10,4 % der Studierenden ist dies oft der Fall und bei 36,7 % teilweise. Es ergeben sich<br />

keine nennenswerten studienfach- oder semesterspezifischen Unterschiede. Diese Ergebnis<br />

ist zum einen erfreulich, da knapp über die Hälfte der Befragten mit der Qualität der<br />

Recherche-Ergebnisse zufrieden ist. Jedoch kann man auch festhalten, dass bei knapp der<br />

Hälfte (47,1 %) Verbesserungsbedarf besteht.<br />

150


Wie bereits festgestellt werden konnte, halten 77,7 % das elektronische<br />

Informationsangebot für mindestens teilweise unstrukturiert und unübersichtlich (34,9 %<br />

st<strong>im</strong>mten der Aussage zu, 42,8 % st<strong>im</strong>mten der Aussage teilweise zu). Es stellt sich daraus<br />

die Frage, wie die Ergebnisse der Recherche ausfallen:<br />

Aussage: „Die Ergebnisse sind unsystematisch.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 34: Ergebnisse der eigenen Recherche unsystematisch<br />

Knapp jeder dritte Studierende (32,7 %) bewertet seine Recherche-Ergebnisse als<br />

unsystematisch und weitere 38,5 % meinen, dies treffe teilweise auf ihre Ergebnisse zu.<br />

Auch hier werden die Defizite der Studierenden, ihre Ergebnisse zu strukturieren bzw.<br />

bereits bei der Recherche strategisch vorzugehen, offensichtlich. Es werden hier Defizite in<br />

effektiven Suchstrategien deutlich.<br />

In Bezug auf die weiter oben <strong>im</strong> Fragebogen gestellte Frage nach Informationsüberflutung,<br />

in der 42,1 % der Befragten aussagten, sie fühlen sich <strong>von</strong> Informationen nicht<br />

überflutet, wurde dies auch auf die Einschätzung der Recherche-Ergebnisse angewendet.<br />

Teilnehmer wurden gefragt, ob sie die Menge der Informationen, die ihre Recherchen<br />

ergeben, als unüberschaubar empfinden:<br />

151


Aussage: „Die Menge an Ergebnissen ist unüberschaubar.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 35: Ergebnisse der eigenen Recherche unüberschaubar<br />

Die relative Mehrheit (38,5 %) der Befragten hält diese Aussage für „eher zutreffend“<br />

bzw. „zutreffend“. Ein weiteres Drittel (33,5 %) hält die Ergebnisse für teilweise unüberschaubar.<br />

Es scheint hier wieder einen Widerspruch mit den Ergebnissen weiter oben zu<br />

geben, da 42,1 % angeben, sich „eher nicht überflutet“ zu fühlen, und 25,5 % sich nur<br />

„teilweise“ überflutet fühlen. Dies zeigt, dass den Studierenden die nötigen Fähigkeiten<br />

zum Umgang mit der verfügbaren Menge an Informationen in Bezug auf das wissenschaftliche<br />

Arbeiten fehlen bzw. die Kompetenzen zur systematischen, strukturierten Suche<br />

sowie sinnvolle Recherche-Technologien. Sie fühlen sich <strong>im</strong> Kern nicht <strong>von</strong> Informationen<br />

überflutet, da sie viel nicht verarbeiten müssen in ihrem Alltag oder auch <strong>im</strong> universitären<br />

Umfeld. Geht es jedoch konkret um den Umgang mit Informationen, um universitäre<br />

Aufgaben zu erledigen, treten Probleme auf.<br />

Dies steht auch in Zusammenhang mit der nächsten Frage, die in diesem Fragebogen<br />

gestellt wurde. Wenn sich die Recherche unübersichtlich und unstrukturiert darstellt und<br />

die Menge der gefundenen Informationen nicht leicht überschaubar ist, müssen Studierende<br />

mehr Zeit investieren, um zu passenden Ergebnissen zu kommen, um ihr Informationsbedürfnis<br />

zu decken. Daher wurden Teilnehmer der Befragung gebeten, die folgende<br />

Aussage zu bewerten:<br />

152


Aussage: „Ich komme schnell zu passenden Ergebnissen.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 36: Passende Ergebnisse aus eigener Recherche<br />

Obwohl ein erheblicher Anteil der befragten Studierenden die Ergebnisse für unüberschaubar<br />

und unsystematisch hält (siehe weiter oben), geben doch 41,7 % der Teilnehmer<br />

an, schnell zu passenden Ergebnissen bei der elektronischen Recherche zu kommen. Etwas<br />

mehr als jeder fünfte Studierende (21,2 %) verneint die Aussage. Dieses Ergebnis ist<br />

überraschend positiv, wo die letzten drei Ergebnisse eher auf qualitativ schlechte,<br />

unsystematische und unüberschaubare Recherche-Ergebnisse hinweisen. Dies könnte<br />

daran liegen, dass Studierende es gewohnt sind, durch die breite, unsystematische erste<br />

Suche mit allgemeinen Suchmaschinen zunächst eine unstrukturierte Menge an<br />

Informationen zu sammeln und diese dann in einem zweiten Schritt zu sortieren nach<br />

relevanteren Quellen. Dieses Ergebnis steht in Zusammenhang mit den Ergebnissen aus<br />

der Frage nach Zufriedenheit mit der Recherche weiter oben <strong>im</strong> Fragebogen. Hier sagen<br />

82,4 % der Befragten, sie sind zufrieden mit ihrer Recherche, 9 % sind sehr zufrieden. Es<br />

scheint, als würde die Studierenden eine subopt<strong>im</strong>ale Suchstrategie mit zunächst<br />

unsystematischen und unüberschaubaren Ergebnissen nicht stören, da sie <strong>im</strong> weiteren<br />

Verlauf des wissenschaftlichen Arbeitens offenbar so geschickt mit den Informationen<br />

umgehen, dass sie den zeitlichen Ablauf zur Findung <strong>von</strong> relevanten Informationen<br />

dennoch als „schnell“ empfinden. Wobei aus den Prozentzahlen durchaus Verbesserungsbedarf<br />

ersichtlich ist, da 57,9 % nicht aussagen, schnell zu passenden Ergebnissen zu<br />

kommen.<br />

153


Finden Studierende sehr viele Ergebnisse, um ihren Informationsbedarf zu decken, ist<br />

es möglich, dass die Suche zu breit und unsystematisch stattgefunden hat. Auch dies ist ein<br />

Indiz für mangelnde <strong>Informationskompetenz</strong> und kann zu Schwierigkeiten be<strong>im</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeiten führen. Deshalb wurde folgende Frage gestellt:<br />

Aussage: „Ich finde sehr viele Ergebnisse.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 37: Viele Ergebnisse bei eigener Recherche<br />

Die absolute Mehrheit <strong>von</strong> 68,4 % gibt an, bei ihrer elektronischen Recherche sehr viele<br />

Ergebnisse zu finden. Wie die bisherigen Ergebnisse zeigen, haben die Studierenden<br />

Probleme damit, diese Menge an Informationen zu verarbeiten bzw. sie hinsichtlich ihrer<br />

Wissenschaftlichkeit zu filtern. Stellt man diese Frage mit den Fragen nach Qualität,<br />

Überschaubarkeit und Systematik weiter oben in Verbindung, kann man daraus schließen,<br />

dass die Menge der Ergebnisse nicht allzu positiv bewertet werden sollte. Viele Ergebnisse<br />

können auf eine vollständige Deckung des Informationsbedarfs hinweisen, jedoch weisen<br />

sie in Zusammenhang der Ergebnisse der weiteren Fragen eher auf eine zu breite und<br />

unsystematische Suchstrategie hin. Hier ist ebenso ein Mangel an <strong>Informationskompetenz</strong><br />

ersichtlich, der behoben werden kann.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Hinsichtlich der Einschätzung der eigenen Suchstrategie<br />

sind die Ergebnisse mehrdeutig. Zum einen empfindet fast ein Drittel (32,7 %) der<br />

befragten Studierenden, dass ihre Ergebnisse unsystematisch sind, und 38,5 %, dass sie es<br />

154


teilweise sind. Das bedeutet, dass insgesamt 71,2 % teilweise Probleme haben, ihre<br />

Recherche systematisch zu gestalten. Weiterhin bestätigen 38,5 % die Unüberschaubarkeit<br />

der Ergebnisse, 33,5 % empfinden sie teilweise als unüberschaubar, was wiederum<br />

aussagt, dass 72 % teilweise unüberschaubare Recherche-Ergebnisse erzielen. Dazu geben<br />

68,4 % der Studierenden an, „sehr viele“ Ergebnisse zu finden. Dazu schätzen 10,4 % die<br />

Qualität der gefundenen Informationen als schlecht ein, 36,7 % empfinden sie teilweise als<br />

schlecht. Dies lässt auf Defizite in der Recherche-Strategie einer sehr hohen Zahl an<br />

Studierenden schließen.<br />

Jedoch widersprechen 51,8 % der Befragten der These, die Qualität ihrer Recherche-<br />

Ergebnisse sei oft schlecht. Zudem finden insgesamt 41,7 % der Befragten schnell passende<br />

Ergebnisse durch ihre Recherche-Strategie. Ebenso ist es möglich, die Ergebnisse, dass<br />

68,4 % „sehr viele“ Ergebnisse finden, auch positiv zu bewerten. Ob die Studierenden dies<br />

als Vorteil betrachten, ist aus der Fragestellung leider nicht ersichtlich.<br />

Wenngleich aus diesem Teil der Befragung keine genauen Aufschlüsse über die Einschätzung<br />

der eigenen Recherche-Strategien gemacht werden können, ist jedoch deutlich<br />

erkennbar, dass trotz der teilweise positiven Einschätzungen der Recherche-Ergebnisse ein<br />

sehr hoher Prozentsatz der befragten Studierenden Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

aufweist, die sich negativ auf die Recherche-Strategie auswirken. In Zusammenhang<br />

mit den Ergebnissen aus den Wissensfragen (Kapitel 3.3.2) der ersten Online-<br />

Umfrage verstärken sich diese Erkenntnisse.<br />

Erfahrungen / Einstellungen der Studierenden<br />

Bisher hat sich gezeigt, dass sich die Recherche-Strategien der Studierenden durch zu<br />

einseitige, breite, unsystematische und unstrukturierte Vorgehensweisen auszeichnen. Vor<br />

allem die Präferenz für allgemeine Suchmaschinen speziell und das Internet generell tragen<br />

einen nicht zu vernachlässigenden Teil zu diesem Ergebnis bei. Dazu kommen Defizite <strong>im</strong><br />

Bereich des Wissens um geeignete (Online-)Recherche-Tools und (Online-)Suchstrategien.<br />

Der letzte Teil des Fragebogens der zweiten Umfrage beleuchtet deshalb auch die Einstellungen<br />

und Erfahrungen <strong>von</strong> Studierenden in Bezug auf Online-Quellen, um verstehen zu<br />

können, woher diese Präferenzen kommen, um sie gegebenenfalls in ein Angebot zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> integrieren zu können.<br />

Zunächst soll untersucht werden, ob Studierende <strong>von</strong> vornherein mit falschen<br />

Annahmen online nach Quellen suchen. Es wurden deshalb folgende Fragen in Bezug auf<br />

wissenschaftliches Arbeiten gestellt:<br />

155


Aussage: „Die Informationen <strong>im</strong> Internet sind in der Regel aktueller als Print-Informationen.“<br />

(Angaben in %)<br />

Abbildung 38: Internet empfinden Studierende aktueller als Print<br />

Die Befragten sind mehrheitlich (68,7 %) der Meinung, Informationen <strong>im</strong> Internet seien<br />

aktueller als Print-Informationen. Hier muss angemerkt werden, dass diese Frage<br />

ausdrücklich in Bezug auf wissenschaftliches Arbeiten gestellt wurde und nicht in Zusammenhang<br />

mit aktuellen Nachrichtenereignissen steht. Das Ergebnis ist daher ein Indiz<br />

dafür, dass Studierenden nicht bewusst ist, in welcher Form neue Erkenntnisse in den<br />

Wissenschaften publiziert werden. Die Veröffentlichung findet in der Regel als Artikel in<br />

Fachzeitschriften statt, nicht als Meldung <strong>im</strong> Internet. Es gibt natürlich auch einige Verlage,<br />

die ihre Artikel online zur Verfügung stehen, das Datum der ersten Veröffentlichung ist<br />

jedoch dasselbe wie das der Printausgabe. Zudem sind Artikel <strong>von</strong> renommierten<br />

Fachzeitschriften auch <strong>im</strong> Internet mehrheitlich kostenpflichtig. Nach dieser Frage zu<br />

urteilen fehlt Studierenden das Bewusstsein für geeignete Recherche-Medien.<br />

Das Internet zeichnet sich dadurch aus, dass die verfügbaren Informationen <strong>von</strong> Ort und<br />

Zeit unabhängig (on demand) abgerufen werden können. Das bedeutet für Studierende,<br />

dass sie bequem <strong>von</strong> zuhause aus recherchieren können, an ihrem Schreibtisch ihre<br />

Materialien sowie bei Bedarf Kaffee oder andere Getränke zur Verfügung haben und sich<br />

in einem Umfeld befinden, das sich für sie als lernförderlich auszeichnet. Um die Annahme<br />

zu überprüfen, ob Studierende die on-demand-Charakteristik verstehen, wurde<br />

folgende Frage gestellt:<br />

156


Aussage: „Die Suche <strong>im</strong> Internet ist <strong>von</strong> Ort und Zeit unabhängig.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 39: Internet empfinden Studierende <strong>von</strong> Ort und Zeit unabhängig<br />

77,7 % der befragten Studierenden st<strong>im</strong>men dieser Aussage zu. Zu Beginn der Untersuchung<br />

wurde festgestellt, dass 99,3 % der Befragten einen internetfähigen Computer<br />

besitzen. Etwas überraschend ist daher, dass 11,5 % angeben, dies treffe nicht zu, und<br />

3,2 % angeben, sie können dies nicht beurteilen. Die Aussage, dass dies nicht zutreffe oder<br />

nur teilweise zutreffe, kann man dahingehend erklären, dass man einen Computer oder ein<br />

tragbares Gerät wie zum Beispiel ein Smart Phone natürlich zur Hand haben muss, um <strong>von</strong><br />

Ort und Zeit unabhängig das Internet zu nutzen. Jedoch ist der Prozentsatz, der dies nicht<br />

beurteilen kann, nicht erklärbar. Leider wurde diese Frage nicht gewertet, das heißt, es ist<br />

nicht ersichtlich, ob die befragten Studierenden die Recherche <strong>im</strong> Internet deshalb<br />

gegenüber der in der Bibliothek bevorzugen.<br />

In dieser Umfrage sollte auch untersucht werden, ob es best<strong>im</strong>mte Gründe gibt, dass<br />

Studierende die Online-Recherche und die dort verfügbaren Quellen bevorzugen. Daher<br />

wurde nach der Ausleihe <strong>von</strong> Büchern gefragt. 35,3 % der befragten Studierenden finden<br />

die Recherche nach Büchern und deren Ausleihe in der Bibliothek zu umständlich. Ein<br />

ähnlich großer Teil der Befragten (37,1 %) teilt diese Ansicht nicht. Als teilweise<br />

zutreffend beschreiben diese Aussage 27 % der Teilnehmer. Die Auffassungen sind nicht<br />

aussagekräftig (siehe Abbildung 40).<br />

157


Aussage: „Das Finden und Ausleihen der Bücher aus Bibliotheken ist mir zu umständlich.“<br />

(Angaben in %)<br />

Abbildung 40: Buchausleihe empfinden Studierende als umständlich<br />

Teilt man diese Aussage jedoch nach Semester, sind die Aussagen interessanter:<br />

Bibliotheken empfinden Studierende als umständlich (nach Semester)<br />

Abbildung 41: Bibliotheken empfinden Studierende als umständlich (nach Semester)<br />

Während 40,5 % der Studierenden <strong>im</strong> ersten oder zweiten Semester das Finden und<br />

Ausleihen <strong>von</strong> Büchern in der Bibliothek als eher umständlich empfinden, tun dies nur<br />

25,4 % der Studierenden ab dem siebten Semester. Dies kann zum einen ein Hinweis auf<br />

158


die Präferenzen der jüngeren Studierenden sein, die es gewohnt sind, Informationen sofort<br />

ohne zeitliche Verzögerung zur Hand zu haben. Zum anderen kann es auf eine stärkere<br />

Nutzung und damit mehr Erfahrung in Bezug auf die Möglichkeiten der Bibliothek<br />

hinweisen, da Studierende höherer Semester bereits häufiger wissenschaftliche Aufgaben<br />

lösen mussten und die Dienste der Bibliothek besser zu schätzen wissen. Dies deutet auf<br />

einen Zuwachs an <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Verlauf des Studiums hin.<br />

In diesem Zusammenhang wurde einer der bekanntesten Dienste der Bibliothek, das<br />

Ausleihen <strong>von</strong> Büchern, näher betrachtet. In Bezug auf online verfügbare oder downloadbare<br />

Quellen lässt sich festhalten, dass diese den Studierenden <strong>im</strong>mer zugänglich sind und<br />

sie sie <strong>im</strong> Laufe des Semesters oder des Studiums <strong>im</strong>mer wieder konsultieren können. Bei<br />

Büchern aus der Bibliothek ist dies nicht der Fall. Es stellt sich dahingehend die Frage, ob<br />

dies ein Hindernis sein kann, Quellen in Printform zu verwenden.<br />

Aussage: „Die Leihfrist <strong>von</strong> Büchern aus Bibliotheken ist mir zu kurz.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 42: Leihfrist der Bibliothek zu kurz<br />

Etwas mehr als die Hälfte (52,2 %) der befragten Studierenden bestätigt, dass sie die<br />

Leihfrist <strong>von</strong> Büchern aus Bibliotheken als zu kurz empfinden. Knapp ein Viertel der<br />

UmfrageteilnehmerInnen (24,5 %) st<strong>im</strong>mt dem nicht zu. Interessant sind hier auch die<br />

Ergebnisse des semesterspezifischen Vergleichs: Während die Studierenden ab dem dritten<br />

Semester alle etwa gleich häufig (zwischen 55,6 % und 57,6 %) angeben, die Leihfrist sei<br />

ihnen zu kurz, tun dies wesentlich weniger Befragte aus dem ersten und zweiten Semester<br />

(39,2 %). Dies kann zum einen daran liegen, dass Studierende in den ersten beiden<br />

159


Semestern häufig Reader aus Vorlesungen zur Verfügung gestellt bekommen und in der<br />

Regel keine größeren Hausarbeiten anfertigen müssen, da das wissenschaftliche Arbeiten<br />

einen kleinen Teil des Studiums ausmacht. Ab dem dritten Semester hingegen wird in<br />

Seminaren regelmäßig wissenschaftlich gearbeitet und Studierende müssen teils große und<br />

aufwendige Seminararbeiten verfassen, für die sie Medien teilweise länger für Recherche-<br />

Zwecke benötigen.<br />

Aktuelle Studien (Lorenzo et al., 2006; Ebner et al., 2008, Johnson et al., 2010; Carpenter<br />

et al., 2010) wie auch diese Dissertation zeigen, dass die Präferenzen der Studierenden<br />

zur Mediennutzung auch <strong>im</strong> Bereich der Hochschule sich <strong>im</strong>mer stärker auf das Internet<br />

verteilen. Eine weitere Frage ist deshalb, ob Studierende die Bibliothek als nicht mehr<br />

zeitgemäß empfinden:<br />

Aussage: „In der Bibliothek zu recherchieren ist nicht mehr zeitgemäß.“ (Angaben in %)<br />

Abbildung 43: Einschätzung <strong>von</strong> Bibliotheksrecherche als nicht zeitgemäß<br />

Die absolute Mehrheit (72,7 %) der Befragten ist nicht der Meinung, dass die Bibliotheksrecherche<br />

veraltet ist. Dennoch bezeichnet jeder Zehnte (9,7 %) die Recherche in der<br />

Bibliothek als nicht mehr zeitgemäß. Deutlich macht ein fachspezifischer Vergleich Unterschiede<br />

erkennbar: 14,3 % der MuK-Studierenden st<strong>im</strong>men der obigen Aussage zu oder<br />

eher zu, <strong>im</strong> Vergleich zu 2,25 % der Lehramt-Studierenden. Trotz der Präferenz und<br />

verstärkten Nutzung <strong>von</strong> Online-Ressourcen ist den befragten Studierenden bewusst, dass<br />

die Recherche in der Bibliothek durchaus noch aktuell ist.<br />

160


Interpretation der Ergebnisse: Hinsichtlich der Einstellungen gegenüber der Online-<br />

Recherche lässt sich festhalten, dass Studierende falsche Annahmen in Bezug auf die<br />

Qualität der <strong>im</strong> Internet zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Literatur haben.<br />

68,7 % glauben, die hier zur Verfügung stehenden Quellen seien aktueller als die in Print<br />

erhältlichen Informationen.<br />

Gründe für die Präferenzen des Internets können zum einen darin liegen, dass den<br />

Studierenden die Buchausleihe zu umständlich ist. 35,3 % geben an, diese sei ihnen zu<br />

umständlich, für weitere 27 % trifft diese Aussage teilweise zu. Hier ist auffällig, dass sich<br />

diese Einstellung <strong>im</strong> Laufe des Studiums ändert. So sind <strong>im</strong> ersten und zweiten Semester<br />

40,54 % der Studierenden dieser Meinung, ab dem siebten Semester sind es noch 25,42 %.<br />

Dies kann ein Indiz dafür sein, dass mit der steigenden Notwendigkeit, wissenschaftlich<br />

arbeiten zu müssen, auch das Bewusstsein für unterschiedliche Recherche-Möglichkeiten<br />

wächst. In diesem Zusammenhang steht auch die Tatsache, dass den Studierenden die<br />

Leihfrist <strong>von</strong> Büchern mit 52,2 % der Befragten zu kurz ist; dieser Aussage st<strong>im</strong>men<br />

Studierende <strong>im</strong> ersten und zweiten Semester mit 39,2 % zu, Studierende ab dem dritten<br />

Semester mit bis zu 57,6 %.<br />

Den Nutzen der Bibliotheksrecherche sehen 72,7 % als gegeben. Hier lässt sich jedoch<br />

ein studiengangspezifischer Unterschied feststellen: So empfinden 14,3 % der MuK-<br />

Studierenden die Bibliotheksrecherche als nicht mehr zeitgemäß, während dies 2,25 % der<br />

Lehramt-Studierenden auch bestätigen.<br />

Im Hinblick auf <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftliches Arbeiten lässt sich<br />

festhalten, dass vielen Studierenden ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und den<br />

Nutzen best<strong>im</strong>mter Recherche-Methoden fehlt. Die Kenntnisse über die Methoden<br />

wachsen jedoch mit zunehmendem Semester. Ein studiengangspezifischer Unterschied<br />

lässt sich hinsichtlich der Bibliotheksrecherche feststellen: MuK-Studierende empfinden<br />

diese als weniger zeitgemäß als Lehramt-Studierende.<br />

3.4.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung<br />

Insgesamt können mehrere Ergebnisse dieser zweiten Online-Umfrage in Bezug auf die<br />

zu Beginn des Kapitels 3.4.1 gestellten Forschungsfragen festgehalten werden:<br />

Die Recherche-Methoden der befragten Studierenden sind oberflächlich und unsystematisch.<br />

Komplexere Formen der Online-Recherche und Angebote der Bibliothek werden nur<br />

in geringem Umfang genutzt. Die Verwendung <strong>von</strong> wissenschaftlichen Suchmaschinen<br />

findet tendenziell später <strong>im</strong> Studium statt, was ein Indiz für den Zuwachs an Informations-<br />

161


kompetenz <strong>im</strong> Verlauf des Studiums ist.<br />

Weiter zeigen die Ergebnisse, dass Studierende zwar die Relevanz <strong>von</strong> fortgeschrittenen<br />

Recherche-Technologien als wichtig beurteilen, diese jedoch nicht für ihr Studium nutzen.<br />

Dies kann entweder daran liegen, dass sie mit den Möglichkeiten nicht vertraut sind oder<br />

es ihnen an Kompetenzen fehlt, diese sinnvoll für ihr Studium einzusetzen. Beide<br />

Ursachen deuten auf Defizite <strong>im</strong> Bereich der Recherche-Fähigkeiten und<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> hin. Zudem besteht die Tendenz, dass Studierende höherer<br />

Semester einzelne Recherche-Methoden und Informationsmedien als relevanter einschätzen<br />

und diese auch häufiger verwenden als Studienanfänger. Es kann wieder <strong>von</strong> einem<br />

Anstieg der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des Studiums ausgegangen werden.<br />

Weiterhin ist nur ein geringer Bruchteil der Befragten sehr zufrieden mit den eigenen<br />

Recherche-Ergebnissen. Der Großteil der Befragten ist jedoch zufrieden mit ihren Ergebnissen.<br />

Man kann daraus schließen, dass die Teilnehmer dieser Umfrage die Aufgaben, die<br />

ihnen <strong>im</strong> Laufe des Studiums gestellt werden, lösen können und ihr Informationsbedürfnis<br />

ausreichend decken. Es ist ihnen jedoch bewusst, dass ihre Recherche-Ergebnisse verbessert<br />

werden könnten.<br />

Im Bereich der Zufriedenheit zeigt sich ein studiengangspezifischer Unterschied: MuK-<br />

Studierende sind insgesamt öfter sehr zufrieden als die Studierende <strong>im</strong> Lehramt. Dies<br />

könnte ein Indiz für eine höhere <strong>Informationskompetenz</strong> der MuK-Studierenden sein.<br />

Jedoch weisen auch sie Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> auf.<br />

Trotz der hohen Affinität zu digitalen Medien ist den Studierenden durchaus bewusst,<br />

dass auch nicht-elektronische Quellen <strong>von</strong> Bedeutung sind. Es zeigen sich jedoch auch hier<br />

studienfachspezifische Unterschiede. So nutzen mehr Lehramt-Studierende zusätzlich<br />

nicht-elektronische Informationsquellen. Ein weiterer Unterschied ist zwischen MuK- und<br />

Lehramt-Studierenden erkennbar: Mehr MuK-Studierende stellen ihren Informationsbedarf<br />

allein über elektronische Quellen zufrieden als Lehramt-Studierende.<br />

Da bei Studierenden ein Bewusstsein für unterschiedliche Quellen vorhanden ist, die<br />

Recherche jedoch trotzdem Mängel aufweist und die Nutzung <strong>von</strong> Informationsressourcen<br />

eingeschränkt ist, kann hier wieder <strong>von</strong> Defiziten in der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong><br />

Bereich der Bedienung <strong>von</strong> Recherche-Tools ausgegangen werden.<br />

Im Bereich der Lehre kann man feststellen, dass kein ausreichendes Verständnis für die<br />

Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> bei den Dozierenden der meisten Studiengänge<br />

besteht. Die meisten der befragten Studierenden fühlen sich <strong>von</strong> ihren Lehrenden nicht<br />

ausreichend motiviert, elektronische Fachinformationen in ihrem Studium zu nutzen.<br />

162


Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch, dass, obwohl es Schulungsangebote <strong>im</strong><br />

Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> gibt, diese <strong>von</strong><br />

Studierenden nicht wahrgenommen werden. Diese Ergebnisse decken sich mit<br />

Erkenntnissen aus der ersten Online-Umfrage: Die Motivation zur Teilnahme an diesen<br />

Kursen ist mit der Einbindung in das Regelstudium verbunden.<br />

Die geringe Bereitschaft, an Kursen zum wissenschaftlichen Arbeiten teilzunehmen<br />

kann jedoch auch daran liegen, dass knapp ein Viertel der befragten Studierenden der<br />

Meinung ist, dass sich die Lehrinhalte am besten durch Lehrveranstaltungen vermitteln<br />

lassen. Hier ist ein fachspezifischer Unterschied zu verzeichnen: Dieser Meinung sind<br />

mehr Lehramt-Studierende als MuK-Studierende, was für die Aufgeschlossenheit der<br />

MuK-Studierenden gegenüber neuen Lern- und Lehrformen spricht, die sie<br />

erfahrungsgemäß aufgrund ihres Studiums haben.<br />

Bei Fragen zur Einschätzung der eigenen Suchstrategie sind die Ergebnisse nicht klar<br />

interpretierbar. Fast die Hälfte der Studierenden hat Probleme, ihre Recherche systematisch<br />

zu gestalten und beklagt die Unüberschaubarkeit der Ergebnisse. Sie schätzen die<br />

Qualität der gefundenen Informationen als schlecht ein. Dies lässt auf Defizite in der<br />

Recherche-Strategie der befragten Studierenden schließen. Die andere Hälfte der Befragten<br />

gibt an, sie findet schnell passende Ergebnisse, um ihren Informationsbedarf zu decken.<br />

Hier können demnach keine konkreten Aufschlüsse über die Einschätzung der eigenen<br />

Recherche-Strategien gemacht werden. Es ist jedoch an den Prozentsätzen der befragten<br />

Studierenden deutlich erkennbar, dass trotz der teilweise positiven Einschätzungen der<br />

Recherche-Ergebnisse ein sehr großer Teil der Studienteilnehmer Defizite <strong>im</strong> Bereich der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> aufweist, die sich negativ auf die Recherche-Strategie und<br />

-Methoden auswirken. Die Ergebnisse der Wissensfragen (Kapitel 3.3.2) der ersten Online-<br />

Umfrage belegen und verstärken diese Erkenntnisse.<br />

In Bezug auf die Einschätzung <strong>von</strong> Internetrecherche lässt sich feststellen, dass Studierende<br />

falsche Annahmen in Bezug auf die Qualität der <strong>im</strong> Netz zur Verfügung stehenden<br />

wissenschaftlichen Literatur haben. Sie sind der Meinung, dass die hier die selbe Qualität<br />

und Quantität an Information finden und die vorhandenen Quellen aktueller sind als<br />

Fachzeitschriften. Es bestehen hier vor allem mangelnde Einsichten in den Prozess des<br />

wissenschaftlichen Publizierens.<br />

Gründe für die Präferenzen der Online-Recherche können darin liegen, dass die Dienste<br />

der Bibliothek zum einen nicht richtig eingeschätzt werden, zum anderen daran, dass die<br />

Dienste die Bedürfnisse der Studierenden nicht erfüllen. So empfinden die befragten<br />

163


Studierenden z. B., dass die Buchausleihe umständlich und zu kurz ist. Hier ist anzumerken,<br />

dass sich diese Einstellung <strong>im</strong> Laufe des Studiums ändert. Studierende höherer<br />

Semester sind weniger häufig der Meinung, die Buchausleihe sei zu kompliziert, jedoch<br />

sind sie häufiger der Meinung, dass die Ausleihfristen zu kurz sind. Dies ist ein Indiz<br />

dafür, dass mit der steigenden Notwendigkeit, wissenschaftlich arbeiten zu müssen, auch<br />

die <strong>Informationskompetenz</strong> zun<strong>im</strong>mt. In Bezug auf den Nutzen der Bibliotheksrecherche<br />

lässt sich wieder ein studiengangspezifischer Unterschied feststellen. So empfinden mehr<br />

MuK-Studierende als Lehramt-Studierende die Bibliotheksrecherche als nicht mehr<br />

zeitgemäß.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Probleme <strong>im</strong> Bereich der Recherche auf<br />

Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> zurückzuführen sind. Diese bestehen zum<br />

einen an der mangelnden Motivation der Studierenden, selbst in diesem Bereich in Form<br />

<strong>von</strong> Partizipation an freiwilligen Schulungsangeboten teilzunehmen, zum anderen ist es<br />

eine Ursache der geringen Einbindung der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in das<br />

Regelstudium. So fühlen sich die meisten Studierenden <strong>von</strong> ihren Lehrenden nicht<br />

ausreichend motiviert, elektronische Medien und Quellen in ihrem Studium zu nutzen, und<br />

es bestehen nur sehr wenige verpflichtende Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten.<br />

So kommt es, dass vielen Studierenden ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und den<br />

Nutzen <strong>von</strong> best<strong>im</strong>mten Recherche-Methoden fehlt. Viele Recherche-Technologien und<br />

-Strategien sind ihnen nicht bekannt. In diesen Bereichen besteht großer Schulungsbedarf.<br />

Erfreulich ist, dass die Kenntnisse über Methoden und Strategien mit zunehmendem<br />

Semester wachsen.<br />

Studiengangspezifische Unterschiede zwischen MuK- und Lehramt-Studierenden<br />

wurden bei der Zufriedenheit mit den Recherche-Ergebnissen festgestellt. Hier sind die<br />

MuK-Studierenden insgesamt öfter sehr zufrieden als die Studierenden <strong>im</strong> Lehramt. Dies<br />

könnte ein Indiz für eine höhere <strong>Informationskompetenz</strong> der MuK-Studierenden sein.<br />

Weiterhin sind <strong>im</strong> Bereich der nicht-elektronischen Quellen weitere Unterschiede<br />

aufgefallen. Es nutzen mehr Lehramt-Studierende zusätzlich nicht-elektronische Informationen<br />

als MuK-Studierende. Des Weiteren stellen mehr MuK-Studierende ihren<br />

Informationsbedarf allein über elektronische Quellen zufrieden als Lehramt-Studierende.<br />

Zusätzlich glauben mehr MuK- als Lehramt-Studierende, die Bibliotheksrecherche sei<br />

nicht mehr zeitgemäß. Diese Unterschiede lassen sich zum Teil durch die Studieninhalte<br />

erklären, zum Teil durch die höhere Einbindung <strong>von</strong> unterschiedlichen Medien in MuK.<br />

Die Ergebnisse der zweiten Online-Untersuchung mit ihrem Schwerpunkt <strong>im</strong> Bereich<br />

164


der studentischen Recherche konnte zum einen Ergebnisse der erste Umfrage bestätigen,<br />

zum anderen wurden Details über die Probleme <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> deutlich. Die Zusammenhänge <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten konnten anhand<br />

der beiden Online-Umfragen und der Feldstudien analysiert werden. Diese Ergebnisse<br />

liefern wichtige Erkentnisse für die Implementierung der Interventionen <strong>im</strong> Projekt iliteracy.<br />

Sie werden in Kapitel 3.6 erläutert und in Kapitel 4 umgesetzt.<br />

3.5 Leitfadenorientierte Interviews zur Analyse des Erlernens der<br />

Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Verlauf des<br />

<strong>Hochschulstudium</strong>s<br />

Durch die vorangegangenen Untersuchungen zu Defiziten <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens, dem Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden und den Beobachtungen<br />

aus den Feldstudien war noch nicht hinreichend ermittelt, wie Studierende das<br />

wissenschaftliche Arbeiten tatsächlich erlernen. Es hat sich bisher gezeigt, dass die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des Studiums wächst und dass sich die große Mehrheit<br />

der befragten Studierenden diese Kenntnisse selbst beibringt oder durch Kommilitonen<br />

erklärt bekommt. Von Interesse sind hier aber zudem Vorerfahrungen aus der Schulzeit,<br />

Einführung <strong>im</strong> Studium, Problemlöseansätze bei auftretenden Schwierigkeiten und auch<br />

Vorschläge zur Verbesserung des bestehenden Angebotes <strong>im</strong> Studiengang MuK. Es wird<br />

bei dieser Untersuchung bewusst das Feld der Befragten auf Studierende in MuK<br />

eingeschränkt, da zum einen studiengangsspezifische Unterschiede <strong>im</strong> Bereich der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> festgestellt werden konnten und zum anderen die prototypische<br />

Implementierung des Projekts i-literacy in diesen Studiengang erfolgen soll. Durch die<br />

Wahl des Untersuchungsdesigns and das Educational Design Research (van den Akker et<br />

al., 1999, 2005; van den Akker, 2007) und den daher rührenden interventionistischen und<br />

anwendungsorientierten Charakter der Studien und des Projekts fällt die Wahl daher auf<br />

diesen Studierendenkreis. Daher wird anhand <strong>von</strong> zehn leitfragenorientierten Interviews<br />

eine Art stereotypische Laufbahn eines MuK-Studierenden nachgezeichnet, um<br />

festzustellen, wie das „Hineinwachsen“ in das wissenschaftliche Arbeiten <strong>von</strong>statten geht,<br />

also wie Studierende zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

werden, wie sie mit der Herausforderung umgehen, wo sie sich Unterstützung holen und<br />

wann sie schließlich bemerken, dass sie das wissenschaftliche Arbeiten beherrschen. Die<br />

Methode des Leitfrageninterviews wurde gewählt, da es, anders als in den<br />

165


vorangegangenen Befragungen, keine Vorgaben für Antworten gibt und „die Befragten<br />

ihre Ansichten und Erfahrungen frei artikulieren können“ (Hopf, 1991, S. 178). Ebenso<br />

dient der Leitfragen dazu, die „Vergleichbarkeit der Interviewtexte“ zu sichern (Meuser,<br />

Nagel, 2002, S. 269). Dies ist nötig, um festzustellen, ob es ähnliche Charakteristika unter<br />

Studierenden gibt, was die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens betrifft. Die Befragung<br />

mittels Interview kann in dieser Arbeit als teilstandardisiertes biografisches Interview<br />

verstanden werden, da es zur Erschließung eines Teils der Lebensgeschichte der Befragten<br />

dient, nämlich der des Hineinwachsens in das wissenschaftliche Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong>. In der Befragung wurden zu diesem Zweck Teile des narrativen<br />

Interviews mit Teilen des biografischen Interviews verbunden. Fuchs (1984, S. 218 f.)<br />

schlägt dieses Vorgehen vor. Alle Interviews finden sich in transkribierter Form <strong>im</strong><br />

Anhang, ebenso wie deren Auswertung und Analyse.<br />

3.5.1 Fragestellung der Untersuchung<br />

Nachdem durch zwei Online-Befragungen und zwei teilnehmende Beobachtungen die<br />

Probleme <strong>von</strong> Studierenden evaluiert werden konnten, sollen die leitfragenorientierten<br />

Interviews Einblick in das Hineinwachsen in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

<strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s geben. Dazu wurden <strong>im</strong> Wintersemester 08/09 zehn<br />

Studierende des Studiengangs MuK befragt, da hier die Interventionen <strong>im</strong> Projekt i-literacy<br />

prototypisch erfolgen. Es wurden bewusst fünf weibliche und fünf männliche Personen<br />

höherer Semester ausgewählt. Die Wahl auf Studierende höherer Semester lag daran, dass<br />

sie erfahrungsgemäß bereits mehr Erfahrung <strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten haben als<br />

Kommilitonen in niedrigeren Semestern, zumal oft in den ersten beiden Semestern keine<br />

wissenschaftlichen Arbeiten verlangt werde. Drei der befragten Studierenden befanden<br />

sich zum Zeitpunkt der Interviews <strong>im</strong> Bachelor-, sieben <strong>im</strong> Masterstudium. Auch diese<br />

Auswahl war bewusst, da Masterstudierende bereits eine längere universitäre Laufbahn<br />

hinter sich haben und länger mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert sind und bereits<br />

ihre Bachelorarbeit, also eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit, selbtsständig<br />

verfasst haben. Zudem sollten die Interviews einen Einblick in das Arbeiten während des<br />

gesamten Studiums geben. Deshalb wurden mehr Masteranden ausgewählt. Die<br />

Studierenden sind alle aus dem Studiengang MuK gewählt worden, da <strong>im</strong> Rahmen des<br />

DFG-geförderten Projekts i-literacy Unterstützungsangebote <strong>im</strong> Bereich des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens in diesem Studiengang <strong>im</strong>plementiert werden sollten. Daher<br />

war es sinnvoll, die Befragung hier anzusetzen, um Erkenntnisse den Bedürfnissen der<br />

166


Studierenden anzupassen.<br />

Die Fragen, die durch die Interviews beantwortet werden sollen, sind:<br />

167<br />

• Welche Vorerfahrung in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten bringen<br />

Studierende mit?<br />

• Wie erlernen sie Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> Laufe des<br />

<strong>Hochschulstudium</strong>s?<br />

• Wo haben sie am häufigsten Probleme?<br />

• Wie lösen sie Probleme in Bezug auf wissenschaftliches Arbeiten?<br />

• Welche Unterstützungsangebote halten sie für sinnvoll?<br />

3.5.2 Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung<br />

Im WS 08/09 wurden <strong>von</strong> mir und einer studentischen Hilfskraft zehn Studierende des<br />

Studiengangs MuK anhand des Interviewleitfadens befragt. Jedes Gespräch wurde<br />

aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Für weitere Fragen standen uns die befragten<br />

Studierenden auch nach den Interviews zur Verfügung, doch wir mussten keine weiteren<br />

Gespräche in Anspruch nehmen.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den Analysen der zehn Interviews zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong><br />

Laufe des MuK-Studiums kann man ein stereotypisches Hineinwachsen in die Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens der Studierenden feststellen. Die Ergebnisse sind <strong>im</strong><br />

Folgenden dargestellt.<br />

Erster Kontakt mit wissenschaftlichen Aufgaben:<br />

Die Hälfte der interviewten Studierenden, die sich <strong>im</strong> MuK-Studium befinden, haben<br />

bereits erste Erfahrungen mit wissenschaftlichem Arbeiten <strong>im</strong> Gymnasium machen<br />

können. Diese Erfahrungen beschränken sich allerdings auf das Anfertigen der Facharbeit<br />

<strong>im</strong> letzten Schuljahr und beinhalten selten einen größeren Rechercheaufwand. Weitere<br />

wissenschaftliche Methoden wie Befragungen oder Textanalysen werden <strong>von</strong> keinem der<br />

Befragten Studierenden angewandt. Hier gibt es also keine besonderen Vorkenntnisse <strong>im</strong><br />

Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Alle MuK-Studierenden machen bereits <strong>im</strong><br />

ersten Semester Erfahrungen <strong>im</strong> Studium in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten.<br />

Dies äußert sich <strong>im</strong> Halten <strong>von</strong> Referaten oder dem Verfassen <strong>von</strong> Hausarbeiten. Das<br />

Lösen <strong>von</strong> wissenschaftlichen Aufgaben <strong>im</strong> ersten Semester überfordert viele Studierende.


Folgende Aussage macht das deutlich:<br />

„Ja, ich glaube am Anfang ist man doch sehr wahllos und planlos, würde ich jetzt<br />

einmal sagen. Also man macht zu viel, man macht es nicht an der richtigen Stelle, man ist<br />

sehr orientierungslos.“ (Interview J, Seite 4, Zeilen 18-20)<br />

Diese Aussage bestätigt die Ergebnisse der Online-Umfragen, dass die Recherche zu breit<br />

und wenig zielgerichtet stattfindet. Eine Einführung findet offenbar nicht statt oder die<br />

Studierenden nehmen diese nicht wahr, weil sie den Sinn und Zweck der Veranstaltung<br />

nicht verstehen oder nicht darauf aufmerksam gemacht wurden. Es finden <strong>im</strong> Studiengang<br />

MuK zwar Einführungsveranstaltungen statt, aber in diesen wurde bisher nicht konkret auf<br />

die Notwendigkeit <strong>von</strong> Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten hingewiesen.<br />

Manche sind der ersten wissenschaftlichen Aufgabe nicht gewachsen, was in diesem<br />

Interview ersichtlich wird:<br />

„Da bin ich aber noch dran gescheitert. Ja, da ist nichts draus geworden.“ (Interview<br />

E, Seite 1, Zeilen 20-21) „Die habe ich dann … Nein da wusste ich irgendwie gar nicht,<br />

wie ich da rangehen soll, und dann habe ich die irgendwie sausen lassen.“ (Interview E,<br />

Seite 1, Zeile 27-28)<br />

In dieser Aussage lässt sich auch die Sorge um die Note erkennen. Die Befragte ist eher<br />

dazu bereit, sich <strong>im</strong> Seminar geleistete Arbeit nicht anrechnen zu lassen als eine Arbeit<br />

abzugeben, die eventuell schlecht benotet werden könnte. Es ist nicht ersichtlich, warum<br />

sich die Befragte keine Hilfe geholt hat wie zum Beispiel in der Bibliothek oder bei<br />

Dozierenden.<br />

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Vorerfahrung mit wissenschaftlichem<br />

Arbeiten bei Studienanfängern gering ist. Auf dem Gymansium wird kein Wert darauf<br />

gelegt, <strong>Informationskompetenz</strong> in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten zu vermitteln.<br />

Studierende nehmen auch nicht an Vorbereitungskursen teil. Es bestätigen sich auch die<br />

Ergebnisse aus den Online-Umfragen, dass die Motivation, sich selbst diese Fähigkeiten<br />

anzueignen, gering ist, auch bei bereits bevorstehenden wissenschaftlichen Aufgaben, wie<br />

Interview E zeigt. Aus diesem Grund sind viele mit den ersten Aufgaben <strong>im</strong> Studium<br />

überfordert. Es wird deutlich, dass das Erlangen <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zum<br />

168


wissenschaftlichen Arbeiten Aufgabe der Universität und der dort angesiedelten Bibliothek<br />

sein sollte, da Studienanfänger keine Vorkenntnisse besitzen.<br />

Veränderung des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Laufe des Studiums:<br />

Im Laufe des Studiums werden die Studierenden in MuK in die Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens durch die <strong>im</strong>mer häufiger werdenden wissenschaftlichen<br />

Arbeiten eingeführt. Wie bereits oben deutlich, wird auch oft schon <strong>von</strong> Studienanfängern<br />

erwartet, wissenschaftliche Artefakte zu erstellen; offenbar ohne vorherige Anleitung oder<br />

Einweisung. Schulungsangebote wurden <strong>von</strong> den hier befragten Studierenden nicht<br />

wahrgenommen. Wie dieser Prozess <strong>von</strong>statten geht wird hier ersichtlich:<br />

„Na ja, <strong>im</strong> Prinzip halt einfach durch <strong>im</strong>mer mehr Referate und Hausarbeiten und<br />

<strong>im</strong>mer größere Hausarbeiten bis zur Bachelorarbeit.“ (Interview I, Seite 1, Zeilen 28-29)<br />

Man kann nicht <strong>von</strong> einem angeleiteten Lernen sprechen noch <strong>von</strong> der Zunahme <strong>von</strong><br />

Kompetenzen durch zielgerichtete Aufgaben. Studierende werden durch trial-and-error an<br />

das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt. Es wird auch deutlich, dass keine<br />

Unterstützung durch Feedback der Dozierenden erfolgt.<br />

Eine subjektiv wahrgenommene Verbesserung der Techniken zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten durch eine erhöhte Häufigkeit <strong>von</strong> Aufgaben tritt daher auch nicht ein, wie diese<br />

Aussage verdeutlicht:<br />

„Das wissenschaftliche Arbeiten wurde natürlich, ich glaub nicht, dass es besser<br />

wurde, ich glaub nur, dass es <strong>im</strong>mer häufiger wurde.“ (Interview B, Seite 1, Zeile 42-43)<br />

Diese Aussage bestätigt die Ergebnisse der zweiten Online-Umfrage, dass Studierende<br />

nicht zufrieden mit ihren Rechercheergebnissen sind. Was hier jedoch zu beobachten ist,<br />

ist dass die Sorge um Noten und die Angst vor dem wissenschaftlichen Arbeiten abn<strong>im</strong>mt.<br />

Ob sich das auch auf die <strong>Informationskompetenz</strong> und den Prozess des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens auswirkt ist fraglich.<br />

Studierende berichten in den durchgeführten Interviews auch <strong>von</strong> einer Anhäufung <strong>von</strong><br />

Problemen <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Laufe des Studiums durch die<br />

höheren Anforderungen während des Studiums. Es scheint, als würden Studierende eher<br />

169


zunehmend verunsichert werden durch die unterschiedlichen Anforderungen <strong>von</strong><br />

Dozierenden, hervorgerufen beispielsweise durch die Vorgabe unterschiedlicher<br />

Zitationsweisen oder Akzeptanz <strong>von</strong> Internetquellen. Folgende Aussage ist ein Indiz dafür:<br />

„Und ich glaube aber nicht, dass ich da meine Kompetenzen da noch wesentlich<br />

verbessert habe, fürchte ich. Im Gegenteil bin ich da eher dann auch auf Probleme<br />

gestoßen, dahingehend, dass was weiß ich, verschiedene Zitierweisen mich sehr belastet<br />

haben und zu doch sehr viel Verwirrungen führten und verschiedene sagen wir mal<br />

Richtlinien für wissenschaftliches Arbeiten.“ (Interview B, Seite 1, Zeilen 44-48)<br />

In diesem Interview scheint die Befragte auch nicht <strong>von</strong> einem Anstieg ihrer Fähigkeiten<br />

<strong>im</strong> Laufe des Studiums überzeugt zu sein. Es ist wiederum nicht klar, warum weder bei<br />

Dozierenden noch in der Bibliothek nach Unterstützung gebeten wurde.<br />

Für manche wird Sinn und Zweck des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Studium nicht<br />

ersichtlich durch mangelnde Einführung und fehlendes Feedback. Ebenso wird den<br />

Studierenden nicht klar gemacht, welche Kompetenzen das wissenschaftliche Arbeiten<br />

fördert und warum es für das spätere Berufsleben <strong>von</strong> Bedeutung ist. Ebenso fehlt<br />

notwendiges Feedback der Dozierenden. Dies wird in dieser Aussage ersichtlich:<br />

„Ja, es ist halt so, dass es heißt dann <strong>im</strong>mer zu Hausarbeiten, oh da muss man<br />

wissenschaftlich arbeiten und das ist wichtig. Aber grundsätzlich bleibt es eigentlich bei<br />

diesem Begriff, ohne dass der wirklich mit Inhalt gefüllt wird oder so diffuse Sachen, die<br />

man nicht wirklich greifen kann. Man schreibt dann zwar seine Hausarbeiten und versucht<br />

das vielleicht auch wissenschaftlich zu machen, kriegt als Feedback aber nur eine Note.<br />

Man weiß nachher, man hatte eine eins Komma irgendwas oder eine zwei, ohne dann<br />

wirklich zu wissen, woran es lag. War das jetzt eine wissenschaftliche, war das grottig,<br />

sieht man ja nie wieder.“ (Interview H, Seite 1, Zeilen 40-46)<br />

Trotz der mangelden Einführung und dem sehr geringen Feedback zu ihren Leistungen<br />

<strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens sprechen jedoch sieben <strong>von</strong> zehn Befragten<br />

<strong>von</strong> einer „Professionalisierung“ ihrer Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong><br />

Laufe ihres Studiums:<br />

170<br />

„Ich denke, das Verhalten hat sich ein Stück weit professionalisiert, wenn man das so


sagen kann.“ (Interview B, Seite 4, Zeilen 26-27)<br />

Das bedeutet aber nicht, dass die Studierenden ihre Fähigkeiten als verbessert<br />

einschätzen oder dass sie einen Zuwachs an Kompetenzen erfahren. Unter<br />

„Professionalisierung“ verstehen die Befragten, dass ihre Vorgehensweisen routinierter<br />

werden, was an der zunehmenden Häufigkeit der gestellten Aufgaben <strong>im</strong> Bereich des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens liegen kann. Das wird in dieser Aussage ersichtlich:<br />

„Ich glaube, richtig bewusst ist keine Veränderung, vielleicht ist es routinierter.“<br />

(Interview E, Seite 4, Zeile 29)<br />

Sie geben auch an, dass sie gezielter auf die Aufgaben eingehen können, die ihnen<br />

gestellt werden. Hier wird vor allem deutlich, dass sich die Recherche <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums verändert, was auch die zweite Online-Umfrage gezeigt hat. Die folgende<br />

Aussage ist auch ein Indiz dafür, dass sich Studierende nicht nur <strong>im</strong> Bereich der<br />

Recherchestrategie verbessert haben <strong>im</strong> Laufe ihres Studiums, sondern auch geeignetere<br />

Recherchetools nutzen können:<br />

„… ich denke, das hat sich auf jeden Fall verändert, dass man ein bisschen bewusster<br />

auch auswählt und nicht einfach nur sammelt, sammelt, sammelt.“ (Interview J, Seite 4,<br />

Zeilen 20-23)<br />

Diese Annahmen bestätigt auch die nächste Aussage. Sie benötigen weniger Zeit für die<br />

Bearbeitung ihrer Aufgaben und werden vertrauter mit Techniken des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens:<br />

„Also ich brauche jetzt halt für eine Recherche vor einer Hausarbeit nicht mehr so<br />

lange wie <strong>im</strong> ersten Semester, beziehungsweise wenn ich genauso lange suche, finde ich<br />

halt mehr. Oder in verschiedenen Quellen sowohl in Bib als auch Internet als auch in den<br />

Datenbanken und so weiter, Gateway Bayern, was es da nicht alles gibt. Also ich habe halt<br />

durch die Erfahrung dazugelernt, würde ich sagen.“ (Interview B, Seite 4, Zeilen 27-30)<br />

Es wird deutlich, dass die Ergebnisse der zweiten Online-Umfrage bestätigt werden<br />

können in Bezug auf Zuwachs an <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des Studiums.<br />

Deutlich ist auch, dass hier die Erfahrung eine Rolle spielt und nicht die Anleitung durch<br />

171


Lehr- oder Bibliothekspersonal.<br />

Befragte I fasst diese Entwicklung in ihrem Interview gut zusammen:<br />

„Ich bin fokussierter. Ich habe mein Thema, ich suche mir dazu meine Literatur, ich<br />

lese <strong>im</strong>mer noch sehr viel, weil das meine Art ist, aber ich lese nicht mehr so viel, was ich<br />

nicht brauche, sondern ich weiß schon eher wo ich suchen muss. Fängt bei banalen<br />

Sachen an, dass ich in der Bib die Regale teilweise kenne oder dass ich weiß, wie man mit<br />

Stichwörtern irgendwas sucht oder wie man mit Autoren umgeht und solche Sachen. Ich<br />

lese Texte anders, also ich ziehe mir schneller aus den Texten heraus, was ich wirklich<br />

dann brauche. Ich bin einfach sicherer in so Formalia, also ich weiß, wie ich meine<br />

Dokumente anlege, und ich weiß, wie ich zitier, beziehungsweise, wenn es in einem<br />

anderen Fach ist, dann weiß ich auch, in welchen Fächern ich da noch einmal nachgucken<br />

muss, weil die andere Zitierweisen wünschen. Und ja, ich denke, dadurch bin ich einfach<br />

schneller geworden.“ (Interview I, Seite 3, Zeilen 16-24)<br />

Drei Studierende geben an, ihre Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten hätten<br />

sich <strong>im</strong> Laufe des Studiums verbessert. Dies führen sie wiederum auf Erfahrung und trialand-error<br />

zurück:<br />

„Also klar, man entwickelt sich weiter und es ist natürlich auch eine Übungssache und<br />

man hat <strong>im</strong>mer mehr Wissen, auf dem man aufbauen kann. Und aus dem Grund denke ich,<br />

ist es auch qualitativ besser geworden.“ (Interview C, Seite 4, Zeilen 13-15)<br />

Zwei der Befragten gaben an, dass sie sich nicht verbessert hätten, die restlichen fünf<br />

Studierenden machten keine direkte Angabe hierzu. Man kann jedoch festhalten, dass sich<br />

Studierende <strong>im</strong> Laufe ihre Studiums <strong>Informationskompetenz</strong> aneignen, jedoch ohne<br />

nennenswerte Unterstützung. Es besteht hier offensichtlich Bedarf und Notwendigkeit.<br />

Probleme und Defizite be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten:<br />

Die am häufigsten genannten Probleme, die durch die Analyse der Interviews<br />

festgestellt werden konnten, decken sich mit den Ergebnissen der Online-Umfragen und<br />

der Feldstudien. Schwierigkeiten treten <strong>im</strong> Bereich der wissenschaftlichen Recherche auf.<br />

Dies belegen mehrere Aussagen, darunter diese:<br />

172


„Also was sind erste Schritte, was suche ich wie, zum Beispiel mit Literatur, was ist<br />

wichtig, worauf achte ich, wie lese ich, was sollte ich vermeiden, um mich nicht zu<br />

verwirren, was sind wichtige Dinge, die man während diesem wissenschaftlichen Prozess<br />

bedenken sollte.“ (Interview J, Seite 2, Zeilen 11-14)<br />

Sieben der Befragten zehn Studierenden gaben an, hier Probleme zu haben. Ebenso<br />

problematisch sind Formalia, allen voran richtige Zitationsweisen und wissenschaftliches<br />

Schreiben. Sehr deutlich wird hier, dass die genannten Problemfelder zum einen durch<br />

Anleitung behoben werden können als auch durch zur Verfügung stehende Ressourcen wie<br />

online Materialien vermindert werden können. Eine Einführung in das wissenschaftliche<br />

Arbeiten scheint unabdingbar. Die folgende Aussage macht deutlich, dass es oft um<br />

Kenntnisse geht, die gut zu vermitteln wären durch solche Maßnahmen:<br />

„Also Probleme bei, also so ganz aus heutiger Sicht trivialen Sachen, wie zitiere ich<br />

richtig zum Beispiel oder wie ist das mit den Quellenangaben.“ (Interview C, Seite 2,<br />

Zeilen 8-9)<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass es Studierenden an mangelnder Anleitung und fehlendem<br />

Feedback fehlt. Eine <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in Zusammenhang mit<br />

wissenschaftlichem Arbeiten wäre daher <strong>von</strong> großem Vorteil für die Studirenden, da es sie<br />

unterstützen würde, ihren Studienalltag besser bewältigen zu können.<br />

Problemlöseansätze der Studierenden:<br />

Die Ansätze, die Studierende haben, um ihre Probleme <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens zu lösen, sind fast ausschließlich informeller Natur. Acht der Befragten<br />

zehn Personen geben an, sich ihre Kenntnisse durch trial and error oder learning by doing<br />

angeeignet zu haben. Folgende Aussage macht das deutlich:<br />

„Das war <strong>im</strong> Endeffekt so ein trial-and-error. Also man hat es halt gemacht, ich habe<br />

dann Feedback bekommen und habe es daraufhin <strong>im</strong>mer ein bisschen angepasst, mein<br />

Arbeiten. Aber ich habe eigentlich <strong>von</strong> niemandem Unterstützung bekommen.“ (Interview<br />

G, Seite 2, Zeilen 26-27)<br />

Wie bereits weiter oben angemerkt ist Feedback jedoch gering und meist nur durch eine<br />

Note gegeben. Die fehlende UNterstüzung wird hier wieder ersichtlich. Ach die Aussage<br />

173


aus einem weiteren Intreview zeigt, dass sich Studierende Fähigkeiten sehr oft selbst<br />

aneignen müssen:<br />

„Ich konnte mir das irgendwie so zusammenbasteln, so mit ganz viel Arbeit.“ (Interview<br />

E, Seite 2, Zeilen 30-31)<br />

Es scheint darüber hinaus keine konkreten Vorgehensweisen zu geben, die für Studierende<br />

Erfolg verspricht. Es wird deutlich, dass sich die Methoden der Studierenden, also trialand-error<br />

und learning by doing auch nicht bewähren <strong>im</strong> Laufe des Studiums:<br />

„Einfach durchhalten und ja so mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Halt so langsam<br />

versuchen, das irgendwie rauskristallisieren zu lassen.“ (Interview D, Seite 2, Zeile 30)<br />

„Also man schaut halt einfach mal dann, dass man das irgendwie gebacken kriegt.“<br />

(Interview A, Seite 3, Zeile 3)<br />

Diese beiden Aussagen deuten ebenso darauf hin, dass das wissenschaftliche Arbeiten und<br />

die Erlangung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Studium aus Sicht der Studierenden sinnfrei<br />

bleibt und lediglich als notwendiges Übel gesehen wird. Es ist jedoch wichtig, dass<br />

Studierende den Sinn der Aufgaben verstehen, nämlich komplexe Inhalte und Themen zu<br />

verstehen, recherchieren, synthetisieren und dadurch neues Wissen zu generieren und<br />

Probleme zu lösen. Dies sind Fähigkeiten die sie unbedingt <strong>im</strong> Laufe des Studiums<br />

erlangen sollten.<br />

Bei der Frage, wo sich Studierende Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten<br />

holen, geben einige das Internet an. Dies bestätigt zum einen wieder die hohe<br />

Internetaffinität, die auch in den beiden Online-Umfragen festgestellt werden konnte, und<br />

zum anderen den Mangel an bestehenden Angeboten des Studiengangs und der<br />

Universitätsbibliothek bzw. der fehlenden Kenntnis über diese Dienste. Folgende Aussage<br />

macht das deutlich:<br />

„Keine Ahnung. Ich habe das irgendwie gegoogelt und dann habe ich in meinen Augen<br />

eine Seite gefunden, die halt seriös war.“ (Interview C, Seite 3, Zeile 11)<br />

Hier fällt auf, dass die Unibibliothek oder die Website des Studiengangs nicht zum Lösen<br />

der Aufgabe herangezogen wurden.<br />

174


Sieben der zehn Befragten geben auch an, Hilfe bei Freunden und Kommilitonen zu<br />

suchen. Dies wurde auch in der ersten Online-Umfrage deutlich. Es werden auch <strong>im</strong><br />

Rahmen <strong>von</strong> Gruppenarbeiten Fähigkeiten erlangt:<br />

„Und dann <strong>im</strong> MuK-Studiengang macht man auch sehr viel mit Gruppenarbeiten und<br />

da ist es ja öfter mal so, dass man jemanden in der Gruppe hat, der es kann, und dann<br />

schaut man halt ein bisschen zu, wie der da so flott durchklickt und lernt man halt da ein<br />

bisschen was oder so. Also so, weiß ich nicht, nebenbei so.“ (Interview B, Seite 2, Zeilen<br />

47-50)<br />

Lehrende werden hingegen ungern um Hilfe gebeten, was folgende Aussage bestätigt:<br />

„Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen Dozenten zu fragen, ich bin zu blöd<br />

meine Literatur zu finden, können Sie mir bitte helfen.“ (Interview I, Seite 2, Zeilen 8-9)<br />

Diese Aussage macht deutlich, dass Studierende glauben, <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

Kenntnisse zum wissenschaftlichen Arbeiten müsse man bereits haben, vor man an die<br />

Universität kommt. Es wird auch deutlich, dass eine Hemmschwelle gegenüber den<br />

Dozierenden besteht. Feldstudie 1 konnte dies ebenso belegen. Das bedeutet, dass<br />

Studierende gerne Unterstützung bei ihren Peers suchen, nicht bei den Personen, die ihre<br />

Leistungen später eventuell in Noten bewerten könnten.<br />

Unterstützung <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens in MuK:<br />

In den Interviews geben fünf der Befragten an, unzureichend unterstützt zu werden; drei<br />

geben an, es findet nur mäßige Unterstützung statt. Dies ist bereits aus den<br />

vorangegangenen Aussagen zu deuten. Folgende macht es noch ersichtlicher:<br />

„Also ziemlich schlecht <strong>im</strong> Sinne <strong>von</strong> keine Begleitung, kein wirkliches Seminar dazu.<br />

Also es gab am Anfang dieses Tutorium 58 , das ist auch alles sehr viel, aber es ist halt<br />

58 Zu Erläuterung: Im Studiengang MuK gab es für Erstsemester ein Einführungstutorium. Dieses Tutorium<br />

wurde <strong>im</strong> Laufe <strong>von</strong> 3 Jahren verändert, fand teils verpflichtend, teils nicht verpflichtend statt, teilweise<br />

garnicht. Zum Zeitpunkt dieser Arbeit fand kein curricular verankertes Tutorium mehr statt. Unterstützung<br />

findet ausschließlich <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> i-literacy statt.<br />

175


einmal Input für fünf Stunden und dann war es das.“ (Interview J, Seite 2, Zeile 55, Seite 3,<br />

Zeilen 1-2)<br />

Hier wird klar, dass das bestehende Angebot zum einen zuviel Information auf einmal gab,<br />

offenbar ohne unterstützende online Maßnahme, was es den Studierenden ermöglich hätte,<br />

bei späteren Fragen oder Bedarf nochmals nachzusehen. Ebenso ist deutlich, dass das<br />

Angebot zu Semesterbeginn an den Bedürfnissen der Studierenden vorbei geht. Zu Beginn<br />

des Studiums können sie nur erahnen, was es bedeutet eine Seminararbeit schreiben zu<br />

müssen. Daher können sie die Informationen nicht in Kontext setzen und nicht den Nutzen<br />

für ihren universitären Alltag erkennen. Das bestätigt auch die folgende Assage eines<br />

Studierenden in Bezug auf das Tutorium und anderer Angebote:<br />

„Ah, wir hatten da so ein Tutorium wissenschaftliches Arbeiten und das war das, was<br />

wir am Anfang hatten, und das war furchtbar. Weil ich rausgegangen bin und nicht mehr<br />

wusste, als ich eigentlich, also ich wusste nicht mehr als vorher. Ich bin durch die Bib<br />

geführt worden, aber ich konnte das halt alles nicht aufnehmen und danach gab es nichts<br />

mehr.“ (Interview I, Seite 2, Zeilen 16-19)<br />

Studierende benötigen offenbar Angebote, die dann stattfinden, wenn sie <strong>von</strong> ihnen<br />

benötigt werden, also vor dem Anfertigen der ersten wissenschaftlichen Arbeit und<br />

während des Recherche- und Schreibprozesses.<br />

Weitere Angebote wurden <strong>von</strong> Studierenden nicht gefunden oder nicht wahrgenommen:<br />

„Ich denke, dass die Uni da auch deutlich mehr Angebote hat, die ich aber nicht genutzt<br />

hab.“ (Interview B, Seite 3, Zeilen 5-6)<br />

Als Antwort auf die Fragen, warum er Angebote zum wissenschaftlichen Arbeiten nicht<br />

genutzt werden, antwortete der Befragte:<br />

„Aus Faulheit.“ (Interview B, Seite 3, Zeile 19)<br />

Die mangelnde Motivation, die auch in den Online-Umfragen festgestellt wurde, scheint<br />

ein Problem zu sein, dass in Angriff genommen werden muss. Lösungsansätze hierfür sind<br />

auf die Bedürfnisse der Studierenden angemessen einzugehen sowie verpfilchtende<br />

176


Veranstanltungen <strong>im</strong> Studiengang. Dies wird näher in Kapitel 4 beleuchtet.<br />

Vorschläge zur Verbesserung des Angebots zum wissenschaftlichen Arbeiten:<br />

Die Studierenden wurden am Ende des Interviews gefragt, wie man das Angebot zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten verbessern könnte. Gerade <strong>im</strong> Hinblick auf die mangelden<br />

Motivation, sich Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten anzueignen und die geringe<br />

Akzeptanz der bestehenden Angebote ist es wichtig, die Sicht der Studierenden zu diesem<br />

Sachverhalt zu ermitteln. Sieben der zehn Befragten schlagen Tutorien vor, die sich <strong>im</strong><br />

Laufe des Studiums an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen, wie die folgenden beiden<br />

Aussagen belegen:<br />

„Also entweder, es ist schwierig. Also einerseits ganz am Anfang natürlich so Basics,<br />

dass man halt so mal reinkommt. Und dann <strong>im</strong> Verlauf des Studiums eigentlich permanent<br />

aber halt <strong>im</strong>mer auf einem anderen Level. Also dass man natürlich in einer Bachelorarbeit<br />

oder in einer Masterarbeit unterstützt werden muss, ist ganz klar, aber da muss man auf<br />

einem anderen Level unterstützt werden. Und bisschen halt versucht, dass man auch auf<br />

einem gewissen Stand steht.“ (Interview G, Seite 3, Zeilen 33-37)<br />

„Ich finde, es ist ganz okay, wenn man das am Anfang anspricht, zum Erstsemester. Da<br />

braucht man aber vielleicht gar nicht so tief reingehen, das einfach nur ein bisschen<br />

sensibilisieren fürs Thema. Und dann <strong>im</strong> späteren Verlauf vielleicht noch mal <strong>im</strong> zweiten<br />

oder dritten Semester vielleicht noch mal ein extra Seminar anbietet. Wenn es dann auch<br />

schon langsam die Bachelorarbeit vielleicht so aus dem Dunst auftaucht, sodass man<br />

sagen kann, da geht es darauf hin.“ (Interview H, Seite 3, Zeilen 47-51)<br />

Der Bedarf eines Angebots zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in Bezug auf das<br />

wissenschaftliche Arbeiten entsteht bei Studierenden also bereits zu Beginn des Studiums<br />

und wird dann <strong>im</strong> Verlauf dringender. Ebenso scheinen sich die Anforderungen an die<br />

Qualität der Angebote zu verändern.<br />

Sieben der zehn Befragten wünschen sich zusätzlich zu diesen Angeboten<br />

bedarfsorientierte Sprechstunden zur Unterstützung bei auftretenden Fragen zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten. Sechs der interviewten Studierenden erachten ein Online-<br />

Angebot als sinnvolles Unterstützungsangebot:<br />

177


„Ja, ich denke, Sprechstunden, da können so die dringenden Fragen geklärt werden<br />

und Onlinetutorium, da kann man sich einfach zuhause mit beschäftigen, wenn man jetzt<br />

gerade nicht in Augsburg ist oder mal so am Wochenende Lust hat, sich mit wissenschaftlichem<br />

Arbeiten auseinanderzusetzen.“ (Interview F, Seite 3, Zeilen 18-21)<br />

Befragte I fasst die am häufigsten genannten Verbesserungsvorschläge gut zusammen:<br />

„Also sinnig finde ich eine Onlineplattform insofern, als dass, wenn ich jetzt wissen<br />

will, wie ich richtig zitieren muss, kann ich mir das dann runterladen und mir was durchlesen.<br />

Finde ich ganz klug, dann kann ich mir das selber einteilen. Ich finde Seminare gut,<br />

in denen man einfach üben kann und das Ganze, was man theoretisch sich vielleicht<br />

anliest, auch gleich praktisch anwendet. Und eine Sprechstunde finde ich auch gut, weil<br />

man einfach mit seinen speziellen Problemen da hingehen kann und dann einfach zu einer<br />

Person, die kompetent ist, die einem genau auf dieses Problem weiterhelfen kann, was<br />

gerade zum Beispiel in der Bachelorarbeits-Zeit natürlich total hilfreich ist, wenn man mit<br />

so vielen Problemen konfrontiert wird.“ (Interview I, Seite 3, Zeilen 3-10)<br />

Die Hälfte der Befragten schlägt darüber hinaus eine intensivere Betreuung während der<br />

Abschlussarbeiten vor.<br />

Zusammenfassend kann man festhalten, dass Studierende in MuK zur Verbesserung des<br />

Angebots zum wissenschaftlichen Arbeiten bedarfsorientierte Sprechstunden, ein Online-<br />

Angebot, mehrere Tutorien, die auf den Verlauf des Studiums angepasst sind, sowie<br />

intensivere Unterstützung während ihrer Abschlussarbeiten als hilfreich erachten.<br />

3.5.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung<br />

In Bezug auf die Forschungsfragen aus Kapitel 3.5.1 ergeben sich die folgenden<br />

Erkenntnisse:<br />

Die befragten Studierenden bringen nur zum geringen Teil Vorerfahrung <strong>im</strong><br />

wissenschaftlichen Arbeiten mit. Diese beschränkt sich auf das Anfertigen der Facharbeit<br />

in ihrem letzten Schuljahr und umfasst keine besonderen Fähigkeiten in Bezug auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftliches Arbeiten. Es gaben keine Interviewten an,<br />

besondere Schulungen wahrgenommen zu haben oder <strong>im</strong> letzten Schuljahr erhalten zu<br />

haben, die sie bei der Anfertigung der Facharbeit unterstützt hätten. Sie waren hier zum<br />

178


ersten Mal <strong>im</strong> weiteren Sinne mit einer einfachen Aufgabe zum wissenschaftlichem<br />

Arbeiten konfrontiert, jedoch erhielten sie keine Unterstützung.<br />

Im ersten Semester machen die Befragten <strong>im</strong> Studiengang MuK erste Erfahrungen in<br />

Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität durch das Halten <strong>von</strong><br />

Referaten und das Schreiben <strong>von</strong> Hausarbeiten. Dabei werden die Unterstützungsangebote<br />

nur als mäßig gut bis unzureichend eingestuft, manche erhalten keine Hilfestellung. Sie<br />

erlernen die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens informell, alleine durch trial and<br />

error und mit Unterstützung <strong>von</strong> Kommilitonen höherer Semester. Lehrende werden <strong>von</strong><br />

den interviewten Studierenden nicht zurate gezogen. Zu Beginn des Studiums fühlen sich<br />

sehr viele <strong>von</strong> den Aufgaben überfordert, sehen den Zweck des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens nicht und können sowohl ihre eigenen Fähigkeiten als auch die für das<br />

wissenschaftliche Arbeiten benötigten Kompetenzen oft nicht einschätzen. Die häufigsten<br />

Probleme haben Studierende <strong>im</strong> Bereich der Recherche, der Formalia mit Schwerpunkt auf<br />

den richtigen Zitationsweisen sowie dem Schreibprozess. Zudem sagen einige aus, dass es<br />

an hinreichend Feedback mangelt, um die eigenen Leistungen einschätzen zu können und<br />

aus den vorangegangenen Arbeiten lernen zu können. Eine Note ist den Studierenden nicht<br />

ausreichend, da sie ihnen keinen Aufschluss über den Prozess des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens gibt.<br />

In Bezug auf Verbesserungen zum Angebot zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Kompetenzen <strong>im</strong><br />

Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens schlagen die interviewten Studierenden<br />

bedarfsorientierte Sprechstunden vor, die ihnen je nach Bedarf zur Verfügung stehen. Dies<br />

ist sinnvoll, da nicht alle Studierenden gleichzeitig an denselben Aufgaben arbeiten und<br />

sich ein Unterstützungsangebot an die jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen Studierenden<br />

anpassen sollte. Zudem werden Tutorien vorgeschlagen, die über den Studienfortgang<br />

verteilt stattfinden und wieder an die Bedürfnisse, die <strong>im</strong> jeweiligen Studienabschnitt<br />

auftreten, ansprechen. So wäre es laut den Interviewten sinnvoll, zu Beginn des Studiums<br />

ein Einführungstutorium anzubieten, das zur Vermittlung der Grundlagen des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens dient. Im weiteren Verlauf schlagen sie vertiefende Tutorien<br />

in Recherche-Technologien und -Strategien vor sowie ein Tutorium am Ende des Studiums<br />

zur Vorbereitung auf die jeweilige Abschlussarbeit. Generell erachten die Studierenden<br />

eine intensivere Betreuung während der Abschlussarbeit für notwendig. Dies ist nicht<br />

überraschend, da die meisten Studierenden mit dem Anfertigen ihrer Bachelorarbeit zum<br />

ersten Mal mit eigenständigem wissenschaftlichem Arbeiten in diesem Umfang<br />

konfrontiert sind. Auch wenden die meisten hier zum ersten Mal wissenschaftliche<br />

179


Methoden an. Es ist nachvollziehbar, dass hier Unterstützungsbedarf besteht.<br />

Die interviewten Studierenden erachten zudem ein Online-Angebot, das wesentliche<br />

Inhalte zum wissenschaftlichen Arbeiten wie Recherche-Techniken, Zitationsweisen und<br />

weitere Formalia, Themenbearbeitung sowie die Anwendung <strong>von</strong> Methoden sowie Best-<br />

Practice-Beispiele enthält, als sinnvoll.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Studierende sehr verunsichert sind, was das<br />

Lösen <strong>von</strong> wissenschaftlichen Aufgaben betrifft, und <strong>von</strong> Beginn an bis zu ihrer<br />

Abschlussarbeit Unterstützungsangebote als sinnvoll erachten.<br />

180


3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse der Analysen<br />

Die folgende Tabelle stellt die offenen Fragen, die zu Beginn des Kapitels 3 gestellt<br />

wurden, nochmal dar mit einer kurzen Zusammenfassung der Erkenntnisse:<br />

Frage Methode Erkenntnis<br />

Wie ist der tatsächliche Stand an<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> bei<br />

Studierenden der Uni Augsburg?<br />

Welche konkreten Probleme<br />

treten be<strong>im</strong> wiss. Arbeiten <strong>im</strong><br />

<strong>Hochschulstudium</strong> auf?<br />

Wie werden Studierende der Uni<br />

Augsburg in die Praxis des wiss.<br />

Arbeitens eingeführt?<br />

Welche Charakteristiken weisen<br />

Studierende in Hinblick auf<br />

wiss. Arbeiten auf?<br />

Welche Bedürfnisse haben<br />

Studierende in Hinblick auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> in ihrem<br />

Studium?<br />

- Online Befragung I:<br />

Wissensfragen<br />

- Teilnehmende<br />

Felbeobachtungen<br />

- Online Befragung II<br />

- Teilnehmende<br />

Feldbeobachtungen<br />

- Leitfadenorientierte<br />

Interviews<br />

- Leitfadenorientierte<br />

Interviews<br />

- Online Befragung I & II<br />

- Leitfadenorientierte<br />

Interviews<br />

- Online Befragung I & II<br />

- Leitfadenorientierte<br />

Interviews<br />

Tabelle 6: Forschungsfragen, Methoden und resultierende Erkenntnisse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse erläutert:<br />

- Defizite in allen Bereichen, vor allem der<br />

Recherche<br />

- Einfache Recherchemethoden<br />

vorherreschend<br />

- Einfache Internetrecherche bevorzugte<br />

Recherchemethode<br />

- Kentnisse in Recherchemethoden<br />

unzureichend<br />

- Probleme bei Themeeingrenzung<br />

- Probleme mit Formalia<br />

- Autodidaktisch<br />

- Trial-and-error<br />

- Durch Kommilitonen<br />

- Keine erfolgreiche Supportstruktur<br />

181<br />

- Hohe Affinität zu digitalen Medien<br />

- Überschätzung der eignene Fähigkeiten<br />

- Studiengangsspezifische Unterschiede in<br />

<strong>Informationskompetenz</strong><br />

- <strong>Informationskompetenz</strong> n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums zu<br />

- Informationsbedürfnisse ändern sich <strong>im</strong><br />

Laufe des Studiums<br />

- Bedarf an <strong>Informationskompetenz</strong> wächst <strong>im</strong><br />

Laufe des Studiums<br />

- Gestaffelte Vermittlung <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong><br />

- On-demand verfügbare Ressource<br />

- Peer-Learning ist großer Stellenwert<br />

- face-to-face Beratungsangebote


3.6.1 Ermittelte <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Die durchgeführten Untersuchungen ergeben, dass die <strong>Informationskompetenz</strong> der<br />

befragten Studierenden der Universität Augsburg Defizite erkennen lässt. Das Internet<br />

wird bevorzugt zur Informationsrecherche verwendet, die Nutzung der Universitätsbibliothek<br />

n<strong>im</strong>mt einen geringeren Stellenwert vor allem in den ersten Recherche-Schritten ein.<br />

Es bestehen nur geringe Kenntnisse über die Publikationsmedien und -prozesse <strong>von</strong><br />

wissenschaftlichen Schriften. Die Suchstrategien sind charakterisiert durch einseitiges und<br />

wenig komplexes Recherche-Verhalten, welches sowohl auf die Bibliothek als auch auf<br />

die Online-Medien zutrifft. Die Suche nach wissenschaftlichen Quellen ist daher wenig<br />

zielgerichtet, unsystematisch und unstrukturiert gestaltet. Studierende haben mangelnde<br />

Kenntnisse darüber, wo wissenschaftlich fundierte Medien gefunden werden können. Dies<br />

wirkt sich auf die <strong>Informationskompetenz</strong> aus: Während Studierende gute Ergebnisse in<br />

der einfachen Internetrecherche erzielt haben, sind die Ergebnisse der Informationssuche in<br />

Bibliotheksbeständen und Datenbanken unzureichend, um akademische Standards zu<br />

erfüllen. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen zu Kenntnissen <strong>von</strong> Formalia und<br />

Informationsethik. Ebenso unzureichend ist die erweiterte Online-Recherche mit<br />

allgemeinen und wissenschaftlichen Suchmaschinen.<br />

Wichtige Erkenntnisse können aus den Vergleichen der Ergebnisse der Wissensfragen<br />

mit den Ergebnissen zur Selbsteinschätzung gewonnen werden: Viele der befragten<br />

Studierenden überschätzen sich bei ihren Fähigkeiten in der Internetrecherche. Anhand der<br />

Wissensfragen konnten deutliche Defizite in diesem Recherche-Bereich festgestellt<br />

werden, obwohl sich über 90 % der Befragten mindestens gute Fähigkeiten zuschreiben. In<br />

anderen Bereichen des wissenschaftlichen Arbeitens beurteilen sie ihre Fähigkeiten<br />

entsprechend ihren tatsächlichen Kenntnissen als gering ein.<br />

Weiter zeigen die Untersuchungen, dass Studierende mit den Möglichkeiten <strong>von</strong><br />

komplexeren Recherche-Strategien nicht vertraut sind bzw. ihnen die Kompetenzen fehlen,<br />

diese sinnvoll für ihre Recherche einzusetzen. Dies zeigt Defizite <strong>im</strong> Bereich der<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> auf, die sich auf das gesamte Recherche-Verhalten und demnach<br />

auch auf die Recherche-Ergebnisse auswirken. Die befragten Studierenden haben zudem<br />

weitere Defizite, die sich dahingehend bemerkbar machen, dass sie ihre Recherche nicht<br />

systematisch gestalten können und sich über die Unüberschaubarkeit der Ergebnisse<br />

beklagen. Sie schätzen zudem die Qualität der gefundenen Informationen als schlecht ein.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Probleme <strong>im</strong> Bereich der<br />

wissenschaftlichen Recherche auf Defizite <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

182


zurückzuführen sind. Diese bestehen zum einen in der mangelnden Motivation der<br />

Studierenden, freiwillig an Schulungsangeboten teilzunehmen, zum anderen ist es eine<br />

Ursache der geringen Einbindung der Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in das<br />

Regelstudium. Es fehlt Studierenden auch der Zusammenhang <strong>von</strong> wissenschaftlichem<br />

Arbeiten und späteren beruflichen Herausforderungen.<br />

3.6.2 Konkrete Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten<br />

Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass es best<strong>im</strong>mte Probleme in Bezug auf<br />

wissenschaftliches Arbeiten <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s gibt, die gehäuft und <strong>im</strong>mer<br />

wieder auftreten. Sie lassen sich in vier Kernbereiche trennen. Diese sind 1) Themeneingrenzung,<br />

2) Formulieren der Forschungsfragen, 3) Formalia des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens und 4) wissenschaftliche Methoden. Die ersten drei stehen eng in Verbindung<br />

mit Fähigkeiten der <strong>Informationskompetenz</strong>. Kleine Unterschiede lassen hier in Bezug auf<br />

das zeitliche Auftreten <strong>im</strong> Studium feststellen: Studierende niedrigerer Semester benötigen<br />

Unterstützung bei Formalia, Abschlusskandidaten eher <strong>im</strong> Bereich der erweiterten<br />

Recherche und wissenschaftlichen Methoden.<br />

3.6.3 Einführung in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

Studierende kommen ohne Erfahrung <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens an<br />

die Universität. Das Anfertigen der Facharbeit stellt die erste Berührung mit wissenschaftlichen<br />

Informationen dar. Sie lernen, wie man wissenschaftlich arbeitet, informell, autodidaktisch<br />

und durch trial and error. Unterstützungsangebote werden kaum wahrgenommen<br />

und wenn diese vorhanden sind, werden sie als unzureichend eingestuft. Kommilitonen<br />

geben den Studierenden Rat und Hilfestellung. Die Einführung in die Praxis des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens ist vor allem in der Anfangsphase geprägt durch ein hohes<br />

Maß an Unsicherheit. Die befragten Studierenden geben zudem an, dass sie <strong>im</strong> Laufe ihres<br />

Studiums unterschiedliche Informationsbedürfnisse haben. So scheint ihnen zu Beginn des<br />

Studiums eine grundlegende Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten sinnvoll, die<br />

dann <strong>im</strong> Verlauf des Studiums durch Recherche-Methoden und -Strategien, Informationen<br />

zum Schreibprozess und Formalia ergänzt wird. Gegen Ende des Studiums halten sie eine<br />

intensive Betreuung während der Anfertigung <strong>von</strong> Abschlussarbeiten für notwendig.<br />

183


3.6.4 Charakteristiken <strong>von</strong> Studierenden <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

wissenschaftliches Arbeiten<br />

Die befragten Studierenden zeichnen sich durch eine hohe Affinität zu digitalen<br />

Technologien, allen voran dem Internet, aus. Dieses hat sowohl Einzug in die Alltagskultur<br />

als auch in den universitären Bereich gehalten. Das Internet wird bevorzugt zur Informationsrecherche<br />

genutzt, was für die Nutzung der Universitätsbibliothek einen geringeren<br />

Stellenwert bedeutet. Studierende ziehen allgemeine Suchmaschinen bevorzugt zurate,<br />

tauschen sich online aus und sind generell versiert in der Nutzung <strong>von</strong> Online-Medien.<br />

Einige Charakteristiken der sogenannten Netzgeneration konnten demnach bestätigt<br />

werden, jedoch konnten keine besonderen Fähigkeiten diesbezüglich festgestellt werden,<br />

die sich positiv auf den Grad der <strong>Informationskompetenz</strong> auswirken oder sich auf<br />

erweiterte Kenntnisse in Bezug auf Online-Medien beziehen.<br />

Die motivationale Einstellung der Befragten zeigt, dass, obwohl ihnen <strong>Informationskompetenz</strong><br />

sowohl persönlich als auch <strong>im</strong> universitären und beruflichen Bereich wichtig<br />

ist, sie eher weniger dazu bereit sind, freiwillig Kurse zu belegen, um diese Fähigkeiten zu<br />

erlernen. Sie würden jedoch Seminare als sinnvoll erachten, wenn diese Teil des Regelstudiums<br />

sind und zur Erlangung <strong>von</strong> ECTS-Punkten beitragen.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Verlauf des Studiums<br />

Es konnte anhand der Untersuchungsergebnisse festgestellt werden, dass die <strong>Informationskompetenz</strong><br />

mit zunehmendem Fachsemester steigt. So findet die Nutzung <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Suchmaschinen tendenziell später <strong>im</strong> Studium statt. Zudem beurteilen Studierende<br />

höherer Semester komplexere Recherche-Methoden und Informationsmedien als<br />

relevanter für die wissenschaftliche Recherche und verwenden diese auch öfter als<br />

Studierende in niedrigeren Semestern. Ebenso konnte festgestellt werden, dass die Kenntnisse<br />

über Recherche-Methoden und -Strategien mit zunehmendem Semester wachsen. So<br />

sind Studierende höherer Semester zum Beispiel weniger häufig der Meinung, die Buchausleihe<br />

wäre zu kompliziert. Dies ist ein Indiz dafür, dass mit der steigenden Notwendigkeit,<br />

wissenschaftlich arbeiten zu müssen, auch die <strong>Informationskompetenz</strong> zun<strong>im</strong>mt.<br />

Dazu muss man sagen, dass die Routine, also das häufigere lösen <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Aufgabestellungen, auch eine wichtige Komponente spieölt bei der Nutzung <strong>von</strong><br />

Recherchewerkzeugen und –strategien. Zusammenfassend lässt sich hier festhalten, dass<br />

mittels mehrerer Ergebnisse belegt werden konnte, dass die <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong><br />

Laufe des Studiums zun<strong>im</strong>mt, dies aber nicht systematisch der Fall ist sondern eher durch<br />

184


Zufall und Übung geschieht.<br />

Studiengangspezifische Besonderheiten zu <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Studiengangspezifische Unterschiede konnten bei den hier vorliegenden Untersuchungen<br />

nur zwischen MuK- und Lehramt-Studierenden aufgrund der geringen Zahlen an<br />

Studienteilnehmern aus weiteren Studiengängen untersucht werden. Es konnten hier vier<br />

Unterschiede <strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong> und des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

festgestellt werden. Ein Unterschied zeichnet sich bei der Zufriedenheit mit den<br />

Recherche-Ergebnissen aus. Hier sind die MuK-Studierenden insgesamt öfter sehr zufrieden<br />

als die Studierenden <strong>im</strong> Lehramt. Weiter sind <strong>im</strong> Bereich der nicht-elektronischen<br />

Quellen zwei weitere Unterschiede aufgefallen: nicht-elektronische Informationen werden<br />

<strong>von</strong> mehr Lehramt-Studierenden als <strong>von</strong> MuK-Studierenden genutzt. Des Weiteren decken<br />

mehr MuK-Studierende ihren Informationsbedarf allein über elektronische Quellen als<br />

Lehramt-Studierende. Der vierte Unterschied, der festgestellt wurde, ist, dass mehr MuK-<br />

als Lehramt-Studierende der Meinung sind, die Bibliotheksrecherche sei nicht mehr<br />

zeitgemäß. Diese Unterschiede lassen sich zum Teil durch die Studieninhalte erklären, zum<br />

Teil durch die höhere Einbindung <strong>von</strong> unterschiedlichen Medien <strong>im</strong> MuK-Studiengang.<br />

3.6.5 Bedürfnisse der Studierenden in Bezug auf<br />

<strong>Informationskompetenz</strong><br />

Präferenzen in Bezug auf Lehr-/Lernszenarien<br />

Der Kenntniserwerb zum wissenschaftlichen Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong><br />

erfolgt bei den befragten Studierenden hauptsächlich autodidaktisch ohne Materialien und<br />

durch Kommilitonen, weniger durch Kurse und Betreuung. Studierende vermeiden es<br />

auch, Hilfe bei Lehrpersonal zu suchen.<br />

Gäbe es ein Angebot <strong>von</strong> Kursen zu <strong>Informationskompetenz</strong>, würde laut den Online-<br />

Befragungen die Mehrheit der Studierenden gerne in Workshops unterrichtet werden sowie<br />

in Seminaren und mit Unterstützung <strong>von</strong> Online-Medien. Besonders aufgefallen ist hier,<br />

dass Angebote bedarfsgerecht in Bezug auf die jeweiligen Anforderungen <strong>im</strong> Studium<br />

beziehen sollen. Das bedeutet, dass die Inhalte und die zeitliche Folge der<br />

Unterstützungsabgebote mit den jeweilig gestellten Aufgaben des Studienverlaufs erfolgen<br />

sollte.<br />

In Bezug auf Verbesserungen zum Angebot zur <strong>Förderung</strong> <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens werden bedarfsorientierte Sprechstunden vorgeschlagen sowie<br />

185


Tutorien, die über den Studienfortgang verteilt stattfinden. Diese sollen zusätzlich zu den<br />

Unterstützungsangeoten stattfinden. Zudem erachten die Studierenden eine intensivere<br />

Betreuung während der Abschlussarbeit als sinnvoll, vor allem in Hinblick auf die<br />

Vermittlung <strong>von</strong> wissenschaftlichen Methoden. Sie sehen zudem einen Mehrwert in einem<br />

Online-Angebot, das wesentliche Inhalte zum wissenschaftlichen Arbeiten enthält und on<br />

demand zur Verfügung steht.<br />

Bindung der Akzeptanz <strong>von</strong> Kursen an ECTS-Punkte<br />

Unabhängig <strong>von</strong> dem didaktischen Szenario der Kurse zur Vermittlung <strong>von</strong> Fähigkeiten<br />

zur Steigerung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem Arbeiten sind Studierende<br />

nicht bereit, freiwillig an Kursen zur <strong>Förderung</strong> dieser Fähigkeiten teilzunehmen.<br />

Hier ist anzumerken, dass auch die Befragten, die <strong>Informationskompetenz</strong> an der<br />

Hochschule und/oder <strong>im</strong> Berufsleben als sehr wichtig oder wichtig einschätzen, Kurse zu<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> nicht häufiger wählen <strong>im</strong> Vergleich zu den Befragten, die<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> als kaum wichtig einschätzen, ganz gleich ob ECTS-Punkte<br />

vergeben werden oder nicht. Die Tendenz besteht, generell Kurse zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> nur dann zu belegen, wenn sie <strong>im</strong> Regelstudium angerechnet<br />

werden können. Ist dies nicht der Fall, ist die Akzeptanz dieser Kurse gering, auch wenn<br />

die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> als hoch eingeschätzt wird.<br />

Bewertung der bestehenden Angebote zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und wissenschaftlichen Arbeitstechniken<br />

Studienangebote zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem<br />

Arbeiten treffen nicht <strong>im</strong>mer den Bedarf und die Erwartungen <strong>von</strong> Studierenden, da sie zu<br />

Beginn des Studiums ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Arbeitstechniken noch<br />

anwendungsfremd zu vermitteln versuchen. Propädeutika liefern in kompr<strong>im</strong>ierter Form zu<br />

Beginn des Studiums Lösungen für Probleme, die die Studierenden zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht haben. Sie sind dann trotz der Kurse überfordert, wenn sie mehrere Semester<br />

später das Wissen benötigen, um wissenschaftliche Problemstellungen zu lösen. Zudem<br />

beschaffen sich Studierende Informationen dort, wo sie möglichst leicht verfügbar sind,<br />

also vor allem über das Internet. Sie nutzen nicht <strong>im</strong>mer verlässliche oder hilfreiche<br />

Informationen, da die Kompetenzen für diese Art der Informationssuche selten vermittelt<br />

werden.<br />

Im Bereich der Lehre kann man feststellen, dass kein ausreichendes Verständnis für die<br />

Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> bei den Dozierenden der meisten Studiengänge<br />

186


esteht. Die Mehrheit der befragten Studierenden fühlen sich <strong>von</strong> ihren Lehrenden nicht<br />

ausreichend motiviert, elektronische Fachinformationen in ihrem Studium zu nutzen.<br />

Problematisch ist in diesen Zusammenhang auch, dass, obwohl es Schulungsangebote <strong>im</strong><br />

Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> gibt, diese <strong>von</strong><br />

Studierenden nicht wahrgenommen werden.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Forschungsfragen aus Kapitel 3 und<br />

seinen Unterkapiteln beantwortet werden konnten. Mit den daraus resultierenden<br />

Erkenntnissen lassen sich Schlüsse ziehen, die für die Entwicklung eines Unterstützungsangebotes<br />

<strong>im</strong> Projekt i-literacy <strong>von</strong> Bedeutung sind und den Rahmen des Modells zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s bilden, das <strong>im</strong><br />

Studiengang MuK zunächst prototypisch <strong>im</strong>plementiert wurde.<br />

3.6.6 Fazit der Ergebnisse der Analysen <strong>im</strong> Hinblick auf das Projekt iliteracy<br />

Zusammenfassend lassen sich vier Hauptmerkmale aus den Ergebnissen der Bedarfsanalysen<br />

herausstellen, die <strong>von</strong> Bedeutung sind für das Projekt i-literacy und die Entwicklung<br />

eines Angebots zur Unterstützung <strong>von</strong> Studierenden in Bezug auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten und <strong>Informationskompetenz</strong>:<br />

187<br />

1) Studierende haben großen Bedarf an Unterstützung <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und wissenschaftliches Arbeiten vom ersten Semester an bis zur<br />

Anfertigung ihrer Abschlussarbeit. Sie ziehen es vor, in informellen Settings<br />

Hilfe zu suchen. Der Zeitpunkt der Unterstützung richtet sich nach ihrem<br />

Bedarf, der aus den Anforderungen des Studiums heraus entsteht. Aus Sicht der<br />

Studierenden sind bedarfsorientierte Sprechstunden, Tutorien in Anlehnung an<br />

die Anforderungen des Studiums sowie Kolloquien vor allem in der Zeit der<br />

Abschlussarbeiten sinnvoll.<br />

2) Studierende schätzen die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen<br />

Arbeitstechniken als hoch ein, sind jedoch nicht in hohem Maße<br />

bereit, außerhalb ihres Studiums Kurse zur <strong>Förderung</strong> dieser Fähigkeiten zu<br />

besuchen. Darüber hinaus soll die Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken bedarfsorientiert erfolgen. Dies macht eine<br />

Integration in das Curriculum <strong>von</strong>nöten, da nur auf diese Weise gewährleistet


188<br />

sein kann, dass die Vermittlung dieser Inhalte mit den Anforderungen des<br />

Regelstudiums übereinst<strong>im</strong>mt und anwendungsorientiert gelehrt wird. Zudem<br />

kann so <strong>von</strong> einem ähnlichen Niveau an <strong>Informationskompetenz</strong> bei Studierenden<br />

der entsprechenden Semester ausgegangen werden.<br />

3) Entwicklungen zu einer verstärkten Nutzung <strong>von</strong> digitalen Medien <strong>im</strong> Studium<br />

<strong>von</strong> Seiten der Lehrenden als auch der Studierenden <strong>im</strong> MuK-Studiengang<br />

lassen den Schluss zu, dass eine Online-Ressource eine sinnvolle Ergänzung für<br />

Studierende als auch Lehrende ist. Studierenden steht so eine Lernumgebung<br />

mit den wichtigsten Inhalten zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken als on-demand-Angebot zur Verfügung bei<br />

allen Fragen zu den wissenschaftlichen Aufgaben in ihrem Studium. Lehrende<br />

können auf diese Ressource verweisen, wenn Studierende Fragen haben, die aus<br />

zeitlichen Gründen schlecht zu beantworten sind, sie den Wissenstand ihrer<br />

Studierenden auffrischen möchten, und sie können diese Ressource selbst<br />

nutzen, um auf dem aktuellen Stand an wissenschaftlichen Techniken, zum<br />

Beispiel einer neuen Recherche- oder Literaturverwaltungsmethode wie<br />

scholarz.net, zotero oder Mendeley zu bleiben.<br />

4) Bezeichnendes Ergebnis der Bedarfsanalysen ist, dass <strong>Informationskompetenz</strong><br />

gestaffelt vermittelt werden sollte. Studierende haben zu Beginn ihres Studiums<br />

andere Defizite und Fragestellungen als zum Beispiel während der Anfertigung<br />

der Abschlussarbeit. Der Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums zu, Recherche-Techniken werden verfeinert, Methodenfragen<br />

kommen hinzu. Um eine studierendenzentrierte, anwendungsorientierte<br />

Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken<br />

zu sichern, müssen Inhalte fortlaufend während des Studiums vermittelt<br />

werden in Anlehnung an die jeweiligen Bedürfnisse der Studierenden und den<br />

Anforderungen ihres des Studiums.<br />

Anhand dieser Ergebnisse und Feststellungen wurde <strong>im</strong> Studiengang MuK der<br />

Universität Augsburg ein Modell entwickelt, <strong>im</strong>plementiert und evaluiert, dass zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in Verbindung mit Fähigkeiten zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten beiträgt. Dieses Modell, erste Evaluationsergebnisse und sein<br />

innovativer Charakter werden in Kapitel 4 erläutert.


3.7 Microstudie zu Selbstlernumgebungen<br />

Wie bereits zu Beginn des Kapitels 3 erwähnt, wurde <strong>im</strong> WS 08/09 eine Microstudie <strong>im</strong><br />

Rahmen eines <strong>von</strong> mir konzipierten und gehaltenen Seminars durchgeführt, um die<br />

Akzeptanz <strong>von</strong> Selbstlernumgebungen näher zu betrachten und die Studierenden bezüglich<br />

der gewünschten Inhalte und Strukturen eines solchen Unterstützungsangebots zu<br />

befragen. Das Interesse an dieser Microstudie kam aufgrund der Erkenntnis auf, das alle<br />

vier Hauptmerkmale aus den vorangegangenen Studien (siehe Kapitel 3.6.5) eine Online-<br />

Lernumgebung als Unterstützungsmaßnahme als sinnvolle Ergänzung des Lehr-<br />

/Lernangebots in i-literacy sehen. Aus diesem Grund wurde <strong>im</strong> Laufe der Analysen und<br />

der Konzeption und Implememtierung eine Studie zu Selbstlernumgebungen <strong>im</strong>mer<br />

wichtiger. Die Möglichkeit zur Durchführung dieser Studie mit geringen Mitteln bot sich<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Seminars „Usability <strong>von</strong> Selbstlernumgebungen“ <strong>im</strong> WS 08/09 <strong>im</strong><br />

Studiengang MuK an.<br />

Diese Studie war nicht ein geplanter Teil des Dissertationsvorhabens und deshalb ist sie<br />

nicht <strong>im</strong> Untersuchungsdesign augeführt. Die Studie wurde auch nicht mit derselben<br />

Sorgfalt und eingehenden Planung durchgeführt wie die anderen Studien dieser Arbeit. Sie<br />

wurde gemeinsam mit Studierenden eines Seminars konzipiert und durchgeführt. Diese<br />

Studie wird dennoch hier kurz zusammengefasst aufgeführt, da die Ergebnisse in die<br />

Entwicklung der Online-Lernumgebung des Projekts i-literacy eingeflossen sind und in<br />

Kapitel 5 erwähnt werden.<br />

3.7.1 Fragestellung der Untersuchung<br />

Ziel dieser Studie war, die Akzeptanz der Online-Lernumgebung <strong>von</strong> i-literacy zu<br />

erhöhen und sie nach den Bedürfnissen der Studierenden weiter zu entwickeln. Die<br />

folgenden drei Fragen sollten damit beleuchtet werden:<br />

189<br />

• Welche Erfahrung haben Studierende mit E-Learning und Blended<br />

Learning bisher?<br />

• Wie hoch ist das Interesse an Online-Lernumgebungen der Studierenden?<br />

• Welche Erwartungen haben Studierende an Online-Lernumgebungen?<br />

Die Fragen wurden mit Hilfe eines papierbasierten Fragebogens <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Seminars <strong>von</strong> den teilnehmenden Studierenden face-to-face erhoben und anschließend <strong>von</strong>


mir ausgewertet. Im Folgenden sind die Ergebnisse der Umfrage dargestellt. Eine<br />

vollständige Auswertung der Umfrage findet sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

3.7.2. Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung<br />

An der Untersuchung nahmen insgesamt 103 Studierende der Fachrichtungen MuK,<br />

Rechtswissenschaften, Betriwbswirtschaftslehre und Lehramt aus den 3. Bis 9.<br />

Fachsemestern der Universität Augsburg teil. Die Umfrage bestand aus 20 Fragen. Als<br />

Antwortmöglichkeit gab es stets eine Liste mit bis zu drei Items zur Auswahl.<br />

Mehrfachantworten waren nicht möglich.<br />

Erfahrung und Interesse in Bezug auf E-Learning und Blendend Learning<br />

Von den Befragten haben 46% bereits Erfahrung mit E-Learning und Blended Learning,<br />

54% nicht. 63% haben Interesse an E- und Blended Learning, 21% eventuell und 16%<br />

nicht. Die Erfahrung der Befragten, die bereits E- oder Blended Learning Kurse besucht<br />

haben, ist zu 77% gut, zu 20% mäßig und zu 3% schlecht.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Die Erfahrung mit E- und Blended Learning Angeboten<br />

bestätigen die Analysen aus den vorangegangenen Online-Untersuchungen. Generell ist<br />

die Erfahrung mit solchen Angeboten niedrig, was in Verbindung mit dem geringen<br />

Angebot der Universität Augsburg steht. Positiv zu bewerten ist hier, dass das Interesse an<br />

E- und Blended Learning hoch ist, was für die mehrfach festgestellte Internetaffinität der<br />

Studierenden spricht. Ebenso ist die bisherige Erfahrung mit online Lernangeboten als gut<br />

zu bewerten. Diese Ergebnisse sprechen für die Online-Lernumgebung <strong>im</strong> Projekt iliteracy<br />

und lassen positive Rückschlüsse auf dessen Akzeptanz zu.<br />

Erwartungen an Online-Lernumgebungen<br />

Im weiteren Verlauf der Umfrage wurden Studierenden Fragen zum Aufbau <strong>von</strong><br />

Selbstlernumgebungen gestellt. Es gaben 55% an, eine Anleitung zur Nutzung der<br />

Selbstlernumgebung in einer Präsenzveranstaltung zu erhalten, 45% würden sich die<br />

Nutzung eigenständig erarbeiten. Von den Befragten, die sich Unterstützung in der<br />

Nutzung wünschen gaben 64% an, eine Anleitung nur zu Beginn der Nutzung des<br />

Angebotes zu erhalten, 36% wünschen sich sogar eine dauernde Unterstützung durch<br />

Lehrpersonal.<br />

Desweiteren wünschen sich 96% der Befragten downloadbare Inhalte. 81% bevorzugen<br />

190


eine mit Medien angereicherte Selbstlernumgebung, nicht nur zur Verfügung stehenden<br />

Textinhalt. 84% wünschen sich darüber hinaus eine Selbstlernumgebung mit online<br />

durchführbaren Tests zur Selbstabfrage.<br />

Bezüglich des Designs <strong>von</strong> Online-Lernumgebungen wünschen sich 61% eine ruhiges<br />

Design, 39% ein eher Auffälliges.<br />

Interpretation der Ergebnisse: Die Erwartungen an Selbsternumgebungen sind hoch.<br />

Fast alle Befragten wünschen sich Inhalte, die zum Download bereit stehen. Zudem<br />

möchte die Mehrheit Lerninhalte, die nicht nur durch Texte dargestellt werden, sondern<br />

durch weitere Medien ergänzt werden. Die Gestaltung der Umgebung sollte jedoch ruhig<br />

sein, um nicht vom Lernen abzuhalten. Überraschend ist, dass sich 55% eine Anleitung für<br />

die Nutzung in einer Präsenzveranstaltung wünschen, da<strong>von</strong> möchten 36% dauerhaft in<br />

Präsenzterminen unterstützt werden. Dies spricht nicht für eine hohe Selbsteinschätzung<br />

bei der Nutzung <strong>von</strong> Online-Umgebungen.<br />

3.7.3 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Untersuchung<br />

In Bezug auf die zu Beginn des Kapitels 3.7.1 gestellten Fragen lässt sich feststellen,<br />

dass Studierende nur mäßige Erfahrung mit Online-Lernumgebungen haben, sie jedoch<br />

großes Interesse an diesen Angeboten zeigen. Für i-literacy ist relevant, dass sich<br />

Studierende eine Anleitung zur Nutzung solcher Umgebungen wünschen und auch den<br />

face-to-face Kontakt mit Lehrpersonen schätzen. Zudem sollen Inhalte auch zum<br />

Download zur Verfügung stehen und die Umgebung sollte so gestaltet sein, dass das<br />

Design nicht vom Lernen ablenkt. Diese Ergebnisse wurden bei der weiteren Entwicklung<br />

der Online-Lernumgebung <strong>von</strong> i-literacy berücksichtigt und sind in den ersten zur<br />

Verfügung stehenden Prototypen eingeflossen (siehe dazu auch Kapitel 5).<br />

191


4. Das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> 59<br />

„Gute Informationen sind schwer zu bekommen. Noch schwerer ist es, mit ihnen etwas<br />

anzufangen.“ (Sir Arthur Conan Doyle)<br />

Im Rahmen der DFG-Förderinitiative „Leistungszentren für Forschungsinformation“<br />

(siehe Einleitung und Kapitel 2.8) sollte aufbauend auf den durchgeführten<br />

Untersuchungen ein Konzept entwickelt werden, das die festgestellten Defizite <strong>im</strong> Bereich<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> mindert. Es hat zum<br />

Ziel, die überfachliche <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden auf ein hohes<br />

akademisches Niveau zu bringen, ihre Leistungen <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens nachhaltig zu unterstützen und damit zu verbessern und sie schließlich <strong>im</strong><br />

Anschluss an ihr Studium gut vorbereitet in das Berufsleben zu entlassen. Dieses Projekt<br />

erhielt den Namen i-literacy, abgeleitet vom englischen Wort für <strong>Informationskompetenz</strong><br />

(information literacy), mit dem Buchstaben „i“ <strong>von</strong> information abgekürzt. Diese<br />

Abkürzung ist <strong>im</strong> Grunde ein Wortspiel und eine Anspielung an die innovativen<br />

technologischen Neuerungen der letzten Jahre, die ebenfalls ein „i“ zu Beginn des Namens<br />

haben und starken Personenbezug und hohe Personalisierbarkeit aufweisen wie der iPod<br />

oder das iPhone <strong>von</strong> Apple oder iGoogle der Firma Google. Das „I“ bedeutet <strong>im</strong><br />

Englischen „Ich“ und will in Produktnamen so viel ausdrücken wie „Das ist mein<br />

Gerät/Software/Tool“. In Bezug auf das Projekt bedeutet i-literacy „meine <strong>Informationskompetenz</strong>“.<br />

Damit soll schon <strong>im</strong> Projektnamen ausgedrückt werden, dass sich das Projekt<br />

an innovative Entwicklungen anlehnt und eine hohe Studierendenzentriertheit aufweist.<br />

Im Rahmen der DFG-<strong>Förderung</strong> wurde ein Modell entwickelt, das sich speziell an den<br />

Bedürfnissen der Augsburger Studierenden orientiert und auf den Forschungsergebnissen<br />

aufbaut. Es wurde nicht auf bereits bestehende Angebote anderer Hochschulen zurück-<br />

59 Anmerkung: Das Modell, das in dieser Arbeit beschrieben ist, stellt die Pilotierungsphase des Projekts iliteracy<br />

dar. Diese fand zwischen dem Sommersemester 2008 und dem Sommersemester 2009 statt. Seit Mai<br />

2009 laufen weitere Bemühungen, das Projekt zu verbessern. Diese führen zu strukturellen und inhaltlichen<br />

Veränderungen des Modells, die in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden. Der aktuelle Stand des Projekts<br />

kann unter http://www.i-literacy.de aufgerufen werden.<br />

192


gegriffen, da sich diese bei einer Sichtung und Evaluation für unsere Zwecke nicht als<br />

sinnvoll ergeben haben (bei Heinze et al., 2007, sind die gesichteten Angebote beschrieben).<br />

Ebenso wurde nicht auf bestehende Modelle zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>,<br />

die in Kapitel 2.8 beschrieben sind, zurückgegriffen, da diese entweder<br />

best<strong>im</strong>mte Schwerpunkte setzen, die für dieses Projekt zu einseitig oder nicht umfassend<br />

genug sind, zu breit angelegt sind und sich nicht für den Einsatz <strong>im</strong> Bereich des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens speziell eignen, oder <strong>Informationskompetenz</strong> als ein Lernziel<br />

sehen, das anhand einer best<strong>im</strong>mten Vorgehensweise vermittelt werden kann. Diese<br />

Modelle sind alle für sich geeignete Maßnahmen, um den Zweck, den sie beschreiben, zu<br />

erfüllen, und sie haben sich auch in der Praxis als sinnvoll erwiesen. Im Projekt i-literacy<br />

hingegen sollte ein Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> unter spezieller<br />

Berücksichtigung des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Laufe des <strong>Hochschulstudium</strong>s<br />

entwickelt werden, das kein Lernziel an sich verfolgt, sondern eine lernförderliche<br />

Infrastruktur bereitstellen möchte, die als Unterstützungsfunktion dienen soll. Dazu<br />

bestehen keine geeigneten Modelle, die auf die Universität Augsburg und den MuK-<br />

Studiengang übertragen werden können. Aus diesen Gründen wurde ein Modell eigens für<br />

unsere Zwecke entwickelt.<br />

i-literacy wurde zunächst für den Studiengang Medien und Kommunikation (MuK) der<br />

Universität Augsburg ab dem Wintersemester 2007/2008 konzipiert und entwickelt und<br />

vom Sommersemester 2008 bis zum Sommersemester 2009 pilotiert. Eine kurze Beschreibung<br />

des Projekts findet sich bereits in Kapitel 2.8.<br />

4.1 Aufbau des Modells 60<br />

Im Rahmen der Untersuchungen sowie der Konzeption, Entwicklung und Implementation<br />

<strong>von</strong> i-literacy ist ein Modell entstanden, das eine Reihe <strong>von</strong> Angeboten in sinnvollen<br />

Zusammenhang setzt, um <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftliche Arbeitstechniken<br />

<strong>im</strong> Laufe des Studiums bedarfsgerecht zu fördern. Dazu wurde ein Online-Lernangebot mit<br />

curricular verankerten Lehrangeboten, bedarfsorientierten Sprechstunden, Tutorien und<br />

60 In der Beschreibung des Modells werden Angebote erläutert, die zum Zeitpunkt der Pilotphase Bestandteil<br />

des Studiengangs MuK waren. Dieser hat seit dem SoSe 09 einige Veränderungen erfahren. Deshalb sind<br />

nicht alle beschriebenen Angebote heute noch aktuell, was aber der Beschreibung des Modells keinen<br />

Abbruch tut, da es so entwickelt ist, dass es sich an Veränderungen anpassen kann und soll. Dies ist vor<br />

allem <strong>im</strong> Hinblick auf die Ausweitung auf andere Studiengänge notwendig. Ein Ausblick dazu findet sich in<br />

Kapitel 5.<br />

193


informellen Lerngemeinschaften kombiniert. Es kann als Modell für die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken verstanden werden. Da<br />

das Modell nach der Pilotierungsphase in die gesamtuniversitären Lehr- und Lernprozesse<br />

eingebunden werden soll, wurde bereits zu Beginn eine Kooperation zwischen der Bibliothek<br />

und dem Medienlabor eingeleitet und verstärkt. Ebenso fand eine Zusammenarbeit<br />

mit der Professur für Kommunikationswissenschaft, damals unter der Leitung <strong>von</strong> Prof.<br />

Dr. Christiane Eilders, und der Professur für Medienpädagogik, damals unter der Leitung<br />

<strong>von</strong> Prof. Dr. Gabi Reinmann, statt.<br />

Aufbauend auf den Daten der Untersuchungen wurde eine angepasste Infrastruktur des<br />

Lernens entwickelt, angelehnt an das Konzept der lernförderlichen Infrastruktur <strong>von</strong><br />

Kerres (2001, S. 34), die das „Potenzial einer medial angereicherten Umgebung zur nachhaltigen<br />

Unterstützung individueller und sozialer Lernaktivitäten“ bezeichnet. Didaktische<br />

Maßnahmen bleiben hier nicht auf die Bereitstellung <strong>von</strong> E-Learning-Komponenten<br />

beschränkt, sie beziehen infrastrukturelle Rahmenbedingungen <strong>von</strong> Lernprozessen mit ein.<br />

Da bei der Entwicklung eines didaktisch fundierten Modells zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

best<strong>im</strong>mten Kompetenzen wie die der <strong>Informationskompetenz</strong> die Auseinandersetzung mit<br />

dem Bedarf und den Bedürfnissen der Zielgruppe absolut notwendig ist, um die Ziele und<br />

Inhalte sowie das didaktische Design zu best<strong>im</strong>men und hochwertige Lösungen zu<br />

entwickeln (Kerres, 2001; Reinmann, 2005), wurden die Untersuchungen, die in den<br />

vorigen Kapiteln beschrieben wurden, zu Beginn sowie während der Pilotierungsphase<br />

durchgeführt. Die Erkenntnisse sind laufend in das Konzept sowie die Entwicklung<br />

eingeflossen und haben maßgeblich dazu beigetragen, ein Angebot bereitzustellen, das sich<br />

bis heute durch hohe Akzeptanz und hohen Zulauf auszeichnet (siehe dazu auch<br />

Dürnberger et al., 2009).<br />

Ziel des Erwerbs <strong>von</strong> Fähigkeiten <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> i-literacy ist es zunächst, eine Basis<br />

für wissenschaftsorientierten Wissenserwerb und praktische Anwendung zu etablieren.<br />

Dabei werden wissenschaftliche und berufspraktische Kompetenzen nicht getrennt <strong>von</strong>einander,<br />

sondern gemeinsam vermittelt. Es geht darum, fachbezogen wissenschaftliches<br />

Denken und Handeln zu fördern und die <strong>Informationskompetenz</strong> der Studierenden zu<br />

steigern, wo<strong>von</strong> sie auch <strong>im</strong> späteren Berufsleben profitieren. Weiterhin verfolgt das<br />

Modell das Ziel, Studierende mit Fähigkeiten zum lebenslangen Lernen auszustatten (vgl.<br />

Heinze & Schnurr, 2010). Dazu erforderlich sind neben relevantem Faktenwissen (z. B.<br />

korrektes Zitieren, Gliederung <strong>von</strong> Arbeiten) auch prozedurales Wissen (z. B. Recherche-<br />

Techniken, Bewertung <strong>von</strong> Informationen) sowie soziale und kommunikative Fähigkeiten<br />

194


(z. B. Kollaboration in Arbeitsgruppen, Wissenskommunikation).<br />

Bewährte Formate wie Lehrveranstaltungen und klassische Textbücher wurden <strong>im</strong><br />

Rückgriff auf die in den Bedarfsanalysen ermittelte <strong>Informationskompetenz</strong>, die<br />

Präferenzen in Bezug auf Lehr-/Lernszenarien und die Bindung der Akzeptanz <strong>von</strong> Kursen<br />

an ECTS-Punkte ausgerichtet und durch eine virtuelle Lernumgebung ergänzt. Die<br />

Nutzung des Internets und digitaler Medien zum wissenschaftlichen Arbeiten findet in<br />

diesem Modell eine besondere Berücksichtigung, da hier eine hohe Affinität der Studierenden<br />

festgestellt werden konnte und diese zudem bei traditionellen Vermittlungsformen<br />

häufig vernachlässigt werden (vgl. Franck & Stary, 2006).<br />

Das Modell i-literacy integriert Bestandteile <strong>von</strong> informeller sowie institutionalisierter<br />

Ausbildung. Eine wichtige Rolle spielen hierbei soziale Facetten des Lernens, die über die<br />

Einbindung in die Lernkultur der informellen Lerngemeinschaft, die Studierende in ihrer<br />

Lerneinrichtung vorfinden, erleben und selbst (mit)konstruieren (vgl. Reinmann, 2005,<br />

S. 27). Als Rahmen bzw. gemeinsames Ziel der informellen sowie institutionalisierten<br />

Bemühungen <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens lassen sich die akademische<br />

Leistung der Studierenden in Bezug auf Qualifikationsarbeiten (Arbeitsaufgaben, Seminararbeiten,<br />

Abschlussarbeiten) ausmachen.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass i-literacy ein empirisch fundiertes Modell<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken ist. Es<br />

verfolgt die Ziele,<br />

195<br />

1) <strong>Informationskompetenz</strong> als überfachliches Lernziel zu verstehen, das jeder<br />

Absolvent eines <strong>Hochschulstudium</strong>s erfüllen soll,<br />

2) den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens unter spezieller Berücksichtigung<br />

neuer Technologien zu unterstützten und<br />

3) sich an dem wechselnden Lern- und Informationsbedarf <strong>von</strong> Studierenden <strong>im</strong><br />

gesamten Studienverlauf zu orientieren (siehe Kapitel 2.8).<br />

Anhand der Untersuchungen wurde ein Modell entwickelt, das die erkannten Defizite<br />

<strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens und der <strong>Informationskompetenz</strong> vermindert<br />

und zudem benötigte Fähigkeiten fördert. Das Modell orientiert sich an den Anforderungen<br />

des Studiums sowie den sich verändernden Bedürfnissen der Studierenden <strong>im</strong><br />

Studienverlauf. Es besteht aus drei Säulen, die sich aus den Ergebnissen der<br />

Untersuchungen begründen lassen. Diese sind <strong>im</strong> Folgenden beschrieben.


4.1.1 Technische Säule: Virtuelle Lernumgebung<br />

Als erste Säule des Modells i-literacy wurde eine virtuelle Lernumgebung auf die<br />

Bedürfnisse der Studierenden aus den Ergebnissen der Untersuchungen hin ausgerichtet.<br />

Die Resultate haben gezeigt, dass Studierende das Internet zum wissenschaftlichen Arbeiten<br />

verstärkt nutzen, um Informationen zur Lösung ihrer jeweiligen Aufgabe on demand zu<br />

recherchieren, wie zum Beispiel formale Kriterien zum Verfassen <strong>von</strong> Hausarbeiten oder<br />

Richtlinien zum Anfertigen <strong>von</strong> Präsentationen. Darüber hinaus eignen sich über die Hälfte<br />

der Studierenden (77 %) Fertigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten selbst an (siehe<br />

Kapitel 3.3.2). Aus diesem Grund ist es sinnvoll, digitale Lehr-/Lernressourcen bereitzustellen,<br />

die als Selbstlernangebot fungieren und zusätzlich in Lehrveranstaltungen<br />

eingebunden werden können. Zudem stellt die Online-Umgebung einen Zugangspunkt zu<br />

allen Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten dar, den Studierende schnell<br />

auffinden. Dadurch wird auch der Betreuungsaufwand vermindert, da die Online-<br />

Ressource als erste Anlaufstelle bei Fragen dient. Zudem finden Studierende hier<br />

Ansprechpartner, die ihnen zur Seite stehen, wenn sie ihre Fragen nicht selbst beantworten<br />

können. Diese Angebote sind in der kulturellen Säule (Kapitel 4.1.3) beschrieben.<br />

Die Struktur dieser virtuellen Lernumgebung umfasst alle Schritte des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens, angefangen bei der Themensuche bis zum Verfassen einer schriftlichen<br />

Arbeit. In <strong>von</strong>einander unabhängigen Modulen werden ausgewählte und aufbereitete<br />

Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten bereitgestellt. Es stehen Materialien bereit<br />

zu Themen wie Formalia, Recherche, Nutzung und Aufbereitung <strong>von</strong> Informationen sowie<br />

weiterführende Links. Die Lernumgebung zielt auf die Aktivierung <strong>von</strong> Lernenden zur<br />

eigenständigen Auseinandersetzung mit dem Themenfeld wissenschaftlichen Arbeitens ab.<br />

Durch die Integration der Inhalte der Online-Ressource in das Learning Management<br />

System (LMS) der Universität, den Digicampus, stehen den Studierenden darüber hinaus<br />

weitere Tools wie Chats, Foren, Wikis zum Austausch <strong>von</strong> Erfahrungen und Wissen sowie<br />

zur Diskussion über die bereitgestellten Lernmaterialien zur Verfügung.<br />

Bei der Erstellung der Inhalte für die Lernumgebung wurde besonderer Wert auf die<br />

Nützlichkeit der dargebotenen Informationen <strong>im</strong> Studienalltag gelegt. So bietet die Lernumgebung<br />

narrative und audiovisuelle Elemente wie Interviews mit Dozierenden des<br />

Studiengangs MuK sowie Online-Tutorials oder Screencasts <strong>von</strong> Literaturverwaltungsprogrammen<br />

und Visualisierungswerkzeugen. Die Video-Interviews geben grundsätzliche<br />

Informationen über das wissenschaftliche Arbeiten, stellen die Erwartungen der Dozierenden<br />

an Hausarbeiten und Referate dar und geben wichtige Hinweise für die Durchführung<br />

196


<strong>von</strong> Gruppenarbeiten. Bei Bedarf bieten die Tutorials und Screencasts den Studierenden<br />

auch Zugriff auf einführende Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu verschiedenen Arbeitswerkzeugen.<br />

Startseite des Prototyps der Online-Lernumgebung <strong>von</strong> i-literacy 61<br />

Abbildung 44: Startseite des Prototyps der virtuellen Lernumgebung <strong>von</strong> i-literacy<br />

4.1.2 Organisationale Säule: Curriculares Lehrangebot<br />

Bei der Verknüpfung der Fragen zur Einschätzung der Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

als überfachliche Fertigkeit zeigte sich unter den Studierenden die Ambivalenz,<br />

die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> als hoch einzuschätzen, während die Motivation,<br />

sich diese Fertigkeiten anzueignen, <strong>von</strong> dem Erwerb <strong>von</strong> ECTS-Punkten in Kursen<br />

des Regelstudiums abhängig gemacht wird. Obwohl für über 90 % der Befragten der<br />

61 Es handelt sich hierbei um die erste Implementierung des Projekts. Der Screenshot ist nicht aktuell. Das<br />

aktuelle Projekt wird in Kapitel 6 beschrieben.<br />

197


Erwerb <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wichtig ist, sind nur etwa ein Drittel der Studierenden<br />

bereit, Kurse ohne ECTS-Punkte zu belegen (siehe Kapitel 3.3.2 und 3.4.2). Um dieser<br />

deutlichen Tendenz zu begegnen und es Studierenden zu erleichtern, Kurse zur <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> zu besuchen und ihre Fähigkeiten <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens auszubauen, wurde als zweite Säule des Modells i-literacy ein<br />

curriculares Lernangebot mit einer Mischung aus verpflichtenden Kursen und<br />

vertiefenden, freiwilligen Tutorien der Universität und der Bibliothek auf den Bedarf der<br />

Studierenden angepasst.<br />

Im Studiengang MuK gab es zum Zeitpunkt der Implementierung des Protoyps des<br />

Modells zwei verpflichtende Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten und der <strong>Informationskompetenz</strong>.<br />

Dazu gehörte ein Propädeutikum, das für alle Erstsemester verpflichtend<br />

war. Hier erhielten Studierende einen ersten Überblick über das wissenschaftliche<br />

Arbeiten, dessen Bedeutung für das Studium sowie einen Überblick über Recherche-<br />

Methoden und -Strategien. Weiter gibt es für Abschlusskandidaten ein Kolloquium. Dieses<br />

wird <strong>von</strong> jeder Professur angeboten mit dem jeweiligen Schwerpunkt <strong>im</strong> Fachbereich.<br />

Studierende müssen eines dieser Kolloquien in ihrem Abschlusssemester besuchen. Hier<br />

stellen sie ihr Forschungsvorhaben mindestens einmal vor und erhalten <strong>von</strong> der Professorin<br />

und ihren Kommilitonen Feedback. Dies dient zum einen dazu, dass sich Studierende mit<br />

ihrem gewählten Thema verstärkt auseinandersetzen und die Möglichkeit haben, Probleme<br />

zu besprechen und Fragen zu stellen. Zum anderen dient es dazu, den teilnehmenden<br />

Studierenden einen Einblick in die Forschungsvorhaben und -weisen <strong>von</strong> Kommilitonen zu<br />

bekommen. Zusätzlich ist das Feedback auf die Arbeiten für alle Anwesenden vorteilhaft,<br />

da viele Probleme stets wieder auftauchen.<br />

Die Tutorien dieser Säule orientieren sich am festgestellten semesterspezifischen Bedarf<br />

der Studierenden zum wissenschaftlichen Arbeiten und an den erhobenen Defizitschwerpunkten<br />

<strong>im</strong> Bereich der <strong>Informationskompetenz</strong>. Sie sind nicht verpflichtend und finden an<br />

einem Tag statt. Während der Pilotphase, die sich vom SoSe 08 bis SoSe 09 erstreckte,<br />

wurde ein Tutorium zum wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> SoSe angeboten. Da man nur <strong>im</strong><br />

WS mit dem MuK-Studium beginnen kann, richtet sich dieses Tutorium an Zweit- und<br />

Viertsemester. Wie aus den Untersuchungen ersichtlich wurde, haben Studierende ab dem<br />

zweiten Semester vor allem Fragen <strong>im</strong> Hinblick auf das Anfertigen <strong>von</strong> Hausarbeiten.<br />

Dazu gehören Inhalte wie Themenfindung, -eingrenzung, Recherche-Methoden und<br />

-Strategien sowie Formalia und Bewertungskriterien.<br />

Als das Tutorium das erste Mal durchgeführt wurde und <strong>im</strong> Anschluss die Evaluation<br />

198


ausgewertet wurde, konnte festgestellt werden, dass auch Abschlusskandidaten am Tutorium<br />

teilgenommen hatten 62 . Bei der Analyse bewerteten sie das Angebot als positiv,<br />

jedoch wurde auch ersichtlich, dass das Niveau zwar für Erst- und Viertsemester angebracht,<br />

jedoch für Abschlusskandidaten zu niedrig war, da auch Inhalte besprochen wurden<br />

wie „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“. Aus diesem Grund wurden <strong>im</strong> WS<br />

zwei weitere Tutorien angeboten. Eines richtet sich an BA-Abschlusskandidaten, das<br />

andere an MA-Abschlusskandidaten. Sie wurden zusätzlich zu den Abschlusskolloquien<br />

gehalten.<br />

Der Aufwand für die verpflichtenden und freiwilligen Kolloquien und Tutorien scheint<br />

zunächst hoch, jedoch lassen sich durch die Verfügbarkeit und Wiederverwendbarkeit der<br />

Inhalte Ressourcen einsparen. Zudem verringern diese Angebote die nötigen Beratungsleistungen<br />

<strong>von</strong> Lehrenden, was wiederum eine Einsparung an Ressourcen bedeutet. Zudem<br />

stehen die Inhalte der Online-Lernumgebung auch Lehrenden zur Nutzung in ihren<br />

Seminaren zur Verfügung.<br />

4.1.3 Kulturelle Säule: Sprechstunden und informelle<br />

Lerngemeinschaften<br />

Im Studiengang MuK, wie auch in allen anderen Studiengängen, entsteht durch Interaktion<br />

und Kommunikation unter Studierenden und Lehrenden eine best<strong>im</strong>mte Lernkultur,<br />

die die Rahmenbedingungen für das Lernen stellt (Arnold & Schüßler, 1998, S. 4 f.). Da<br />

sich die dritte Säule des Modells stark durch Kommunikation und Interaktion auszeichnet,<br />

wird sie hier als kulturelle Säule bezeichnet.<br />

Die Untersuchungen haben ergeben, dass on-demand-Sprechstunden eine sinnvolle<br />

Unterstützungsfunktion erfüllen (siehe Kapitel 3.5.2). Studierende haben oft Fragen, die<br />

sie nicht selbst beantworten können oder auf die sie keine geeigneten Antworten finden.<br />

Lehrende sind jedoch in ihren zeitlichen Ressourcen eingeschränkt und können den<br />

Studierenden nicht jederzeit zur Verfügung stehen. Zudem haben Studierende Hemmnisse,<br />

Lehrende um Rat zu bitten. Da aus den Untersuchungen auch hervorgeht, dass sich Studierende<br />

bevorzugt Rat bei Kommilitonen holen, wurden als Teil der kulturellen Säule<br />

studentische Sprechstunden <strong>im</strong>plementiert. Diese werden mehrmals wöchentlich während<br />

62 Während der Pilotphase wurden die Kolloquien sowie die Tutorien evaluiert. Diese Ergebnisse sind in die<br />

Weiterentwicklung des Projekts geflossen. Sie sind jedoch nicht ausführlich in dieser Arbeit beschrieben, da<br />

dies den Rahmen sprengen würde. Zudem haben sie nicht zur Entwicklung des Modells beigetragen, sondern<br />

dienen der ständigen Verbesserung des Angebots.<br />

199


des Semesters und in der vorlesungsfreien Zeit <strong>von</strong> studentischen Tutoren höherer<br />

Semester gehalten. Ebenso findet eine E-Mail-Beratung statt, in der Fragen per Mail<br />

gestellt werden können. Studierende haben hier die Möglichkeit, bei Bedarf in die<br />

Sprechstunde zu kommen und ihre Probleme darzustellen.<br />

Da die Ergebnisse der Untersuchungen gezeigt haben, dass sich Studierende gerne<br />

untereinander austauschen und lieber Rat bei ihren Kommilitonen suchen (siehe Kapitel<br />

3.3.2, 3.4.2, 3.5.2) wird <strong>im</strong> Rahmen dieser Säule auch die Möglichkeit angeboten,<br />

studentische Lerngemeinschaften zu vermitteln. Wenn man Studierende betrachtet, die sich<br />

für Präsentationen oder Prüfungen vorbereiten, findet man gute Beispiele <strong>von</strong> kollaborativem<br />

Lernen oder Peer-Learning (Johnson et al., 1993). Dies stellt eine wichtige Komponente<br />

<strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>im</strong> Studium dar (vgl. Heinze, 2008b).<br />

Dieses Modell hat daher auch das Ziel, die Wissensbasis <strong>von</strong> Studierenden durch Kollaboration<br />

mit Kommilitonen verschiedener Kompetenzniveaus sowie durch die Interaktion<br />

und die Erfahrungen mit Schwierigkeiten anderer zu fördern. So werden zum Beispiel auch<br />

Abschlussarbeiten mit Kommilitonen besprochen, was eine große Bereicherung für den<br />

Leser und den Autor darstellt. Unwissentlich treten Studierende so in die <strong>von</strong> Vygotsky<br />

beschriebene Zone der prox<strong>im</strong>alen Entwicklung (ZPD). Die ZPD beschreibt den Bereich<br />

zwischen dem momentanen Stand der Lernenden und ihrer potenziellen Möglichkeiten, die<br />

sie bei der kollaborativen Zusammenarbeit mit kompetenteren Lernenden erreichen können<br />

(Vygotsky, 1978). Während Studierende mit verschiedenen Kompetenzniveaus kollaborativ<br />

zusammenarbeiten, erweitern sie ihre Wissensbasis weit über das hinaus, was sie in<br />

traditionellen Lernszenarien erreicht hätten (Chaiklin, 2003). Um diese positiven Eigenschaften<br />

des kollaborativen Lernens in das Modell zu integrieren, können Studierende <strong>im</strong><br />

Rahmen der Sprechstunde in geeignete Lernpartnerschaften vermittelt werden. Dies<br />

können zum Beispiel andere Studierende sein, die sich <strong>im</strong> Rahmen ihrer Abschlussarbeit<br />

mit einem ähnlichen Thema beschäftigen. Kommunikationswerkzeuge der Online-<br />

Ressource sowie Räume für das gemeinsame Arbeiten fördern diese Arbeitsweisen. So<br />

wird neben der Bindung <strong>von</strong> Motivation an den Erwerb <strong>von</strong> ECTS-Punkten die Präferenz<br />

der Studierenden dem Peer-Learning (siehe Kapitel 3.2) gegenüber berücksichtigt und<br />

darüber hinaus das situierte Lernen (Lave & Wenger, 1991) <strong>von</strong> Studierenden gefördert.<br />

4.1.4 Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> nach Studienphasen<br />

Um die Informations- und Lernbedürfnisse der Studierenden in der jeweiligen Studienphase<br />

bestmöglich zu berücksichtigen, orientiert sich die Organisation der Inhalte des<br />

200


Studienangebots am idealtypischen Verlauf des Bachelor- bzw. Masterstudiums MuK.<br />

Dieser Studienverlauf wurde anhand der in Kapitel 3.5.2 geschilderten Interviews mit<br />

Studierenden ermittelt und lässt sich in fünf Phasen gliedern, die sich grob an den<br />

Semestern orientieren.<br />

In der ersten Phase vom ersten bis dritten BA-Semester haben Studierende zunächst<br />

keine Vorkenntnisse <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Ihre <strong>Informationskompetenz</strong><br />

ist sehr beschränkt. Zu Beginn dieser Phase sind Studierende sehr unsicher und hilflos.<br />

Sie benötigen vom ersten Semester an Unterstützung und Beratung. Im Laufe dieser<br />

Phase werden sie in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und erlangen<br />

so erstes Wissen über Recherche-Methoden und -Strategien und den Schreibprozess.<br />

In der zweiten Phase vom dritten bis fünften BA-Semester sind den Studierenden Werkzeuge<br />

und Methoden zum wissenschaftlichen Arbeiten bekannt. Sie haben bereits einige<br />

wissenschaftliche Aufgaben in Form <strong>von</strong> Referaten und Hausarbeiten gestellt bekommen<br />

und gelöst. In dieser Phase geht es darum, ihre Arbeitsweisen auszubauen und zu<br />

verfeinern und ihre <strong>Informationskompetenz</strong> zu erhöhen. Zusätzlich treten nun wissenschaftliche<br />

Methoden gegen Ende der Phase in den Vordergrund, die in der nächsten Phase<br />

<strong>von</strong> hoher Bedeutung sind. Am Ende dieser Phase können besonders interessierte und<br />

kompetente Studierende Studienanfänger als studentische Tutoren <strong>im</strong> Projekt i-literacy <strong>im</strong><br />

Rahmen der Sprechstunden betreuen.<br />

In der dritten Phase <strong>von</strong> Ende des fünften bis zum sechsten Semester geht es hauptsächlich<br />

um das Anfertigen der BA-Abschlussarbeit. Diese Phase ist wieder durch ein hohes<br />

Maß an Unsicherheit und viele Fragen geprägt. Studierende sollten zwar ein hohes Maß an<br />

Kompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten und Fähigkeiten der <strong>Informationskompetenz</strong><br />

aufweisen, jedoch stellen der Umfang sowie das Ausmaß einer Abschlussarbeit<br />

Studierende vor neue Herausforderungen. Allerdings müssten sie hier bereits über<br />

genügend Kenntnisse verfügen, um diese Aufgabe bewältigen zu können. Im Modell wird<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen, dass Studierende nach Abschluss des Bachelorstudiums eine fundierte<br />

Basis an <strong>Informationskompetenz</strong> erworben haben.<br />

Die nächste, vierte Phase, beginnt mit dem Masterstudium und endet mit dem zweiten<br />

Semester <strong>im</strong> Master. Studierende, die zusätzlich den Masterabschluss anstreben, vertiefen<br />

ihre <strong>Informationskompetenz</strong> und erweitern sie durch wissenschaftstheoretische<br />

Grundlagen. Hier wird ein tieferes Wissenschaftsverständnis, das <strong>im</strong> Masterstudium<br />

gefordert wird, vermittelt sowie verstärkt auf die Anwendung <strong>von</strong> Methoden zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten eingegangen. Zudem verlangt die Bearbeitung <strong>von</strong> praktischen<br />

201


Problemstellungen innerhalb und außerhalb wissenschaftlicher Kontexte in zunehmendem<br />

Maße selbstorganisierte Lern- und Arbeitsprozesse <strong>von</strong> den Studierenden. Sie sollen hier<br />

ein hohes Maß an <strong>Informationskompetenz</strong> erworben haben.<br />

Die fünfte Phase markiert das Ende des Masterstudiums und ist geprägt durch die<br />

Bemühungen, die Abschlussarbeit zu verfassen. Diese Phase ist wieder durch ein hohes<br />

Maß an Unsicherheit geprägt. Es steigt das Bedürfnis nach Betreuung und Hilfestellung.<br />

Masteranden demonstrieren jedoch, dass sie über die nötigen Kompetenzen verfügen, und<br />

benötigen weniger Unterstützung als BA-Abschlusskandidaten.<br />

Die Unterstützungsangebote, die <strong>im</strong> Projekt i-literacy angeboten werden, sind<br />

folgendermaßen auf die jeweiligen Phasen verteilt:<br />

Phase I (B.A.-Semester 1 bis 3): In dieser Studienphase können die Studierenden auf<br />

Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten zurückgreifen sowie auf ein<br />

Tutorium zum wissenschaftlichen Schreiben. Neben einem verpflichtenden Propädeutikum<br />

gibt es zudem optionale Workshops, die <strong>von</strong> Studierenden, die sich bereits in der<br />

Abschlussphase ihres Bachelorstudiums oder <strong>im</strong> Masterstudium befinden, gestaltet<br />

werden. Der Fokus liegt hier auf grundlegender Vermittlung <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und wissenschaftlichen Arbeitstechniken. Die Inhalte sind stark vorstrukturiert und überblicksartig<br />

organisiert, sodass erste Herausforderungen <strong>im</strong> Studium (Referate, Hausarbeiten)<br />

leicht bewältigt werden können. Die Sprechstunden und die virtuelle Lernumgebung<br />

stehen Studierenden natürlich auch zur Verfügung.<br />

Phase II (B.A.-Semester 3 bis 5): In curricular verankerten Seminaren werden wissenschaftliche<br />

Erhebungs- und Auswertungsmethoden vermittelt und in entsprechenden<br />

Übungen unter Anleitung erstmals angewandt. Das Lernen erfolgt hier anhand konkreter<br />

wissenschaftlicher Problemstellungen, die <strong>von</strong> Studierenden kollaborativ <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong><br />

Seminaren bearbeitet werden. Zur Bewältigung dieser praktischen Aufgabenstellungen<br />

können vertiefende Inhalte bedarfsorientiert <strong>von</strong> der virtuellen Lernumgebung abgerufen<br />

werden oder die Sprechstunden besucht werden.<br />

Phase III (B.A.-Semester 5 bis 6): In einem B.A.-Kolloquium stellen die Studierenden<br />

die Forschungsvorhaben ihrer Abschlussarbeiten vor und bekommen umfassendes Feedback<br />

<strong>von</strong> Mitstudierenden und den wissenschaftlichen Betreuern. Ebenso steht ihnen ein<br />

Tutorium speziell zum Verfassen der BA-Abschlussarbeit zur Verfügung. Bei der Planung<br />

202


und dem Verfassen der B.A.-Arbeit können die Studierenden durch informelle Lernpartnerschaften<br />

<strong>von</strong> Masterstudierenden unterstützt werden, die ihre Erfahrungen mit dem<br />

Verfassen <strong>von</strong> Abschlussarbeiten einbringen. Ergänzend dient die virtuelle Lernumgebung<br />

zur Wiederholung wissenschaftlicher Arbeitstechniken und Methoden der Projektplanung.<br />

Phase IV (M.A.-Semester 1 bis 2): In dieser Studienphase erfolgt eine fundierte<br />

Auseinandersetzung mit wissenschaftstheoretischen Grundlagen in curricular verankerten<br />

Lehrveranstaltungen. Ebenso werden Methoden <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Seminaren selbstständig<br />

angewandt und durchgeführt. Durch die mögliche tutorielle Betreuung <strong>von</strong> Bachelorstudierenden<br />

und die Gestaltung <strong>von</strong> Workshops können Masterstudierende ihre Kompetenzen<br />

<strong>im</strong> Bereich wissenschaftlichen Arbeitens vertiefen.<br />

Phase V (M.A.-Semester 3 bis 4): Wie schon bei der B.A.-Arbeit erhalten die Studierenden<br />

in einem Masteranden-Kolloquium wieder Feedback <strong>von</strong> Mitstudierenden und den<br />

wissenschaftlichen Betreuern. Es steht ihnen zusätzlich ein Tutorium speziell zum<br />

Anfertigen der MA-Arbeit zur Verfügung. In Lernpartnerschaften können Doktoranden<br />

ihre Erfahrung <strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten an die Masterstudierenden weitergeben.<br />

Die virtuelle Lernumgebung kann wiederum zur Wiederholung wissenschaftlicher Arbeitstechniken<br />

sowie zur Unterstützung der Projektplanung genutzt werden.<br />

Das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen<br />

Arbeitstechniken lässt sich folgendermaßen grafisch darstellen (Abbildung 45):<br />

203


i-literacy – das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Abbildung 45: i-literacy – das Augsburger Modell zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

Mit diesem didaktischen Arrangement werden die Studierenden schrittweise in die<br />

Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt. Nutzen und Sinn der Technik wissenschaftlichen<br />

Arbeitens bleiben auf diese Weise nicht akademischer Selbstzweck, sondern<br />

werden direkt erfahrbar, indem sie sich den Lernenden durch bedarfsorientierte<br />

Anwendung erschließen. Die virtuelle Lernumgebung, die Sprechstunden sowie die<br />

tutorielle Betreuung durch Studierende höherer Semester unterstützen die Lernenden bei<br />

der Bewältigung dieser Aufgaben <strong>im</strong> Sinne eines Scaffolding-Modells (vgl. Collins,<br />

Brown & Newman, 1989).<br />

Anstelle isolierter Lehrangebote, die jeweils einzelne Teilinhalte des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens abdecken, basiert das Modell auf einem umfassenden Studienangebot mit einem<br />

begleitenden, regelmäßigen Angebot <strong>von</strong> Sprechstunden. Die Inhalte werden nicht zu<br />

einem vorgegebenen Zeitpunkt unabhängig <strong>von</strong> den Inhalten des Studiums oder den<br />

Bedürfnissen der Studierenden vermittelt, sondern stehen ihnen während des gesamten<br />

204


Studienverlaufs on demand zur Verfügung. Somit wird eine direkte Anbindung <strong>von</strong><br />

Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens an die Studienrealität sowie die Praxis des<br />

wissenschaftlich fundierten Problemlösens gewährleistet.<br />

In diesem Modell gibt es drei kritische Entwicklungsstufen für Studierende, um die<br />

akademischen Herausforderungen des Studiums zu meistern und ein möglichst hohes Maß<br />

an <strong>Informationskompetenz</strong> zu erwerben: Erstsemester sind Novizen, die mit speziellen<br />

Fähigkeiten ausgerüstet werden müssen, um die ersten Anforderungen ihres Studiums zu<br />

erfüllen. Dies kann hauptsächlich durch Instruktion stattfinden. In der B.A.-Arbeit müssen<br />

Studierende zeigen, dass sie wissenschaftliche Problemstellungen unabhängig lösen<br />

können, indem sie Techniken und Methoden anwenden, die sie während des Studiums<br />

erlernt haben. Damit demonstrieren sie ihre <strong>Informationskompetenz</strong>. Die M.A.-Arbeit<br />

zeigt, dass Studierende nun in der Untersuchung wissenschaftlicher Problemstellungen<br />

gefestigt sind. Sie können eigene Beiträge in der wissenschaftlichen Gemeinschaft leisten.<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> sollte jetzt ein inhärenter Teil ihres wissenschaftlichen Arbeitens<br />

sein.<br />

Dieses Modell wurde in seiner Gesamtheit vom SoSe 2008 bis SoSe 2009 pilotiert. Im<br />

Anschluss wurden die einzelnen Säulen mit ihren jeweiligen Angeboten evaluiert. Die<br />

Erebnisse dieser Evaluation finden sich bei Dürnberger et al., 2009.<br />

4.2 Nachhaltige Entwicklung und Implementation <strong>von</strong> i-literacy<br />

Durch die Integration verschiedener bestehender Lehr-/Lernangebote zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten (Einführungsveranstaltungen in MuK, bestehende Tutorien und Workshops,<br />

Schulungsangebote der Universitätsbibliothek zur Literaturrecherche, Online-Lernumgebung)<br />

zielt das Konzept für das Studienangebot bereits <strong>von</strong> Beginn an auf eine<br />

nachhaltige Nutzung <strong>von</strong> Ressourcen ab. Wie bereits bei der Realisierung des Prototyps<br />

der virtuellen Lernumgebung, werden verschiedene Anspruchsgruppen (d. h. Studierende,<br />

Dozierende sowie die Fachreferenten der Universitätsbibliothek) in die Entwicklung,<br />

Implementierung und Evaluation des Studienangebots einbezogen. Denn nur eine breite<br />

Beteiligung der Zielgruppe und Anbieter des Studienangebots ermöglicht eine<br />

bedarfsgerechte Entwicklung und Implementierung sowie letztlich eine aussagekräftige<br />

Evaluation. So hat die Bibliothek der Universität Augsburg zu den Inhalten der Lernumgebung<br />

maßgeblich beigetragen und stand mir bei der Konzeption maßgeblich mit Beratung<br />

zur Seite. Die Leiter der Professuren des Instituts für Medien und Bildungstechnologie<br />

205


standen mir ebenso beratend zur Seite und haben die entstandenen Lehr-/Lernangebote<br />

prototypisch in den Studiengang MuK eingebunden und haben bereits bestehende<br />

Lehrveranstaltungen <strong>im</strong> Bereich wissenschaftliches Arbeiten auf das Konzept des neuen<br />

Studienangebots abgest<strong>im</strong>mt. Der Ressourcenaufwand konnte so min<strong>im</strong>iert werden, bestehende<br />

erfolgreiche Angebote wurden miteinbezogen und mussten nicht erneut entwickelt<br />

werden.<br />

Neben der Entwicklung, Implementierung und Evaluation erfordert auch die kontinuierliche<br />

Pflege der virtuellen Lernumgebung einen nicht zu vernachlässigenden Aufwand. Die<br />

zur Verfügung stehenden Ressourcen sollen daher in möglichst geringem Umfang in die<br />

Entwicklung eigener Inhalte fließen: die (geplante) Kooperation mit anderen Hochschulen<br />

und ähnlichen Projekten ermöglicht es stattdessen, fächerübergreifende Inhalte mehrfach<br />

zu verwenden und relativ einfach den individuellen Besonderheiten einzelner<br />

Studienangebote anzupassen. Langfristig sollen diese Inhalte modular aufgebaut werden,<br />

sodass sie beliebig kombinierbar sind und mit geringem Aufwand fachspezifische<br />

Angebote erstellt werden können.<br />

Da gerade die Implementierung eine erfolgskritische Phase bei der Umsetzung neuer<br />

Lehr-/Lernszenarios darstellt (vgl. Doerr & Strittmatter, 2002; Reinmann-Rothmeier &<br />

Mandl, 1998), wird mittelfristig ein Best-Practice-Modell zur Entwicklung, Implementierung<br />

und Evaluation solcher Studienangebote erarbeitet. Zu diesem Zweck wird das Vorgehen<br />

bei der Einführung des Studienangebots in weitere Studiengänge <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />

des Instituts für Medien und Bildungstechnologie weiterhin wissenschaftlich begleitet und<br />

dokumentiert. Wenn sich das Konzept in der weiteren Evaluation als erfolgreich erweist<br />

und die Universität Augsburg eine fächerübergreifende Ausweitung des Studienangebots<br />

auf weitere Fachbereiche ermöglicht, sollen die Inhalte der virtuellen Lernumgebung auf<br />

die Anforderungen anderer Studienfächer angepasst werden 63 .<br />

Bei der Entwicklung und Umsetzung werden weitere Aspekte berücksichtigt, um eine<br />

nachhaltige Integration zu ermöglichen: Dazu gehören (1) die Integration der Lernumgebung<br />

in das LMS (Digicampus) der Universität Augsburg. Alle Studierenden haben<br />

über einen zentralen Login Zugriff auf die Lernumgebung <strong>von</strong> einer Plattform aus, die sie<br />

<strong>im</strong> Laufe ihres Studiums regelmäßig nutzen. Dies ermöglicht einen einfachen und breiten<br />

Zugang für sowohl Studierende als auch Dozierende. Die bekannten und akzeptierten<br />

Kommunikationsmöglichkeiten des LMS können dazu beitragen, dass sich Studierende<br />

63 Eine erste Evaluation des Angebots fand zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit <strong>im</strong> Wintersemester 09/10<br />

unter der Leitung <strong>von</strong> Hannah Dürnberger statt (Dürnberger et al. 2009).<br />

206


gegenseitig unterstützen, Lerngemeinschaften entstehen und somit die Qualität des<br />

Lernens gefördert wird. Durch die Erweiterung des LMS mit Inhalten zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten wird sie zu einer umfassenden Anlaufstelle für alle Fragen<br />

bezüglich des <strong>Hochschulstudium</strong>s.<br />

Weiterhin sind (2) die Inhalte der Lernumgebung modular aufgebaut. Das bedeutet,<br />

dass sie je nach Fachbereich an die Bedürfnisse der jeweiligen Studierenden und wissenschaftlichen<br />

Besonderheiten wie zum Beispiel Zitationsweisen angepasst werden können.<br />

Jeder Fachbereich kann somit inhaltlich individuell gestaltete Module zur Verfügung<br />

stellen und dennoch dieselbe technische Infrastruktur verwenden. Der Aufwand zur<br />

Bereitstellung einer solchen Ressource wird verringert, die Administration erleichtert.<br />

Zudem können die Inhalte vom jeweiligen Fachbereich auf den neuesten Stand gebracht<br />

werden. Die Informationen veralten nicht, die Lernumgebung bleibt aufgrund ihrer<br />

Aktualität eine nützliche Ressource. Zusätzlich zum modularen Aufbau stehen (3)<br />

adaptierbare Inhaltsseiten zur Verfügung. Auf diesen Seiten kann jeder Fachbereich die<br />

ausschließlich für Studierende in seinem Bereich relevanten Informationen bereitstellen.<br />

Dazu gehören zum Beispiel Termine für Sprechstunden und Bibliotheksführungen,<br />

Tutorien und Ansprechpartner für Lerngemeinschaften.<br />

Um eine zentrale Administration des digitalen Angebots zu ermöglichen, liegt (4) die<br />

Verantwortung bei der technischen Umsetzung der digitalen Lernumgebung am Medienlabor<br />

des <strong>im</strong>b. Dadurch gibt es eine alleinige Anlaufstelle, die Fragen beantworten kann,<br />

Fehler behebt, beratend wirkt und eine Koordination der Ausweitung des Angebots übern<strong>im</strong>mt.<br />

Diese vier beschriebenen Aspekte sollen dazu beitragen, eine nachhaltige Verankerung<br />

und Weiterentwicklung des Projekts an der Universität Augsburg zu ermöglichen.<br />

Zusätzlich wird an einer Feedbackschleife gearbeitet, die es Nutzern ermöglichen soll,<br />

durch Evaluationswerkzeuge Rückmeldungen über die Inhalte und den Aufbau der digitalen<br />

Lernumgebung zu geben, um die Umgebung kontinuierlich zu verbessern. Ziel ist es,<br />

ein Best-Practice-Beispiel zur nachhaltigen Integration einer lernförderlichen Infrastruktur<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> an Hochschulen unter besonderer Berücksichtigung<br />

<strong>von</strong> digitalen Technologien zu entwickeln. Ziel ist es, das entstandene Modell<br />

weiterzuentwickeln und ständig zu verbessern. Das Projekt ist demnach nicht abgeschlossen<br />

nach seiner Implementierung und Etablierung, sondern wird auf Basis <strong>von</strong><br />

ständig laufenden Evaluationen auch bei zwangsweise wechselnden Projektgruppenmitgliedern<br />

kontinuierlich weiterentwickelt und an die Studierenden bedarfsgerecht<br />

angepasst.<br />

207


4.3 Innovatives Potenzial <strong>von</strong> i-literacy<br />

Es bestehen eine Reihe <strong>von</strong> Ansätzen anderer Hochschulen sowie Bibliotheken zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong>. Das Projekt i-literacy stellt nicht den Anspruch,<br />

die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> best<strong>im</strong>mten Fähigkeiten „erfunden“ zu haben, noch n<strong>im</strong>mt es für sich in<br />

Anspruch, das Herausragendste dieser Bemühungen zu sein. Jedoch gibt es einige Merkmale<br />

des Projekts i-literacy, die zusammengenommen ein hohes innovatives Potenzial zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> Verlauf des <strong>Hochschulstudium</strong>s aufweisen.<br />

Dazu gehören die folgenden Punkte:<br />

(1) Die Untersuchungen, die zu Beginn und während des Projekts durchgeführt wurden,<br />

stellen einen großen Mehrwert dar, da sie eine empirisch fundierte Basis für das Modell<br />

bieten, das prototypisch <strong>im</strong> Studiengang MuK <strong>im</strong>plementiert wurde. So konnte zunächst<br />

festgestellt werden, wie der tatsächliche Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Studierenden<br />

aussieht, warum sie Schwierigkeiten mit <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichem<br />

Arbeiten haben und wo ganz konkret in welcher Studienphase best<strong>im</strong>mte Probleme<br />

auftauchen. Zudem konnte anhand der Untersuchungen in Bezug auf ihre Präferenzen<br />

festgestellt werden, wie sinnvolle Fördermaßnahmen aussehen können, die auch <strong>von</strong><br />

Studierenden akzeptiert werden.<br />

(2) Die Inhalte der virtuellen Lernumgebung können ressourcenschonend mehrfach verwendet<br />

werden. Zum einen stehen die Inhalte den Studierenden während ihres gesamten<br />

Studienverlaufs on demand mit allen relevanten Informationen zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten zur Verfügung. Zum anderen können die Inhalte und Materialien aus der Online-<br />

Umgebung <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Tutorien und curricular verankerten Kursen wie Propädeutika<br />

und Kolloquien verwendet werden, um <strong>Informationskompetenz</strong> zu vermitteln. Nach den<br />

Veranstaltungen stehen die Inhalte als Gedächtnisstütze oder für das selbstständige Nachschlagen<br />

bereit. Zudem stehen sie als Open Educational Resource (OER) auch allen<br />

Studierenden der Uni Augsburg und weiteren Universitäten online zur Verfügung.<br />

(3) Die virtuelle Lernumgebung kann als Modul in gängige LMS integriert werden. An<br />

der Universität Augsburg erfolgte <strong>im</strong> Sommersemester 2009 die prototypische Einbindung<br />

in das universitätsweite LMS Digicampus 64 . Diese Integration ermöglicht einen einfachen<br />

und breiten Zugang für Studierende aller Fachrichtungen <strong>von</strong> einer zentralen Stelle aus, an<br />

der auch weitere Inhalte zu ihren Studium bereitstehen. Zudem können die in LMS bereit-<br />

64 Momentan ist eine Vorschauversion integriert, die weitere Implementierung ist in Arbeit.<br />

208


gestellten Kommunikationsmöglichkeiten wie Foren, Chats oder Blogs wiederum dazu<br />

beitragen, dass Lerngemeinschaften entstehen und somit die Qualität des Lernens gefördert<br />

wird.<br />

(4) Seit Beginn des Projekts kann in MuK die Entstehung <strong>von</strong> informellen Lerngemeinschaften<br />

beobachtet werden. Dies wird zum einen durch die Bereitstellung eines Raumes<br />

mit Büchern zum wissenschaftlichen Arbeiten gefördert, zum anderen durch die gezielte<br />

<strong>Förderung</strong> der Entstehung einer gemeinschaftlichen Lernkultur <strong>im</strong> Projekt. Dadurch sind<br />

selbstgesteuerte, dynamische Lerngemeinschaften entstanden, die den Charakteristiken <strong>von</strong><br />

Communities of Practice entsprechen (Wenger, 1998). Studierende wachsen so in das<br />

wissenschaftliche Arbeiten hinein und geben sich untereinander Unterstützung und Rat<br />

(siehe dazu Heinze, 2008b). Durch das Arbeiten in den Gemeinschaften werden wiederum<br />

Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten erlangt durch das Eintreten in die Zone der<br />

prox<strong>im</strong>alen Entwicklung (ZPD) (Vygotsky, 1978).<br />

(5) Zudem ist <strong>von</strong> Bedeutung, dass das Projekt i-literacy bemüht ist, die drei Ebenen zu<br />

umfassen, die an der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Imformationskompetenz beteiligt sind. Diese sind die<br />

Makroebene, auf welcher versucht wird, die Bedeutung und <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> auf politischer und gesellschaftlicher Ebene hervorzuheben. Im<br />

Projekt i-literacy kann diese mit der Einbindung der DFG und den Publikationen, die in<br />

diesem Projekt auf nationaler und internationaler Ebene entstehen, erreicht werden. Auf<br />

der Mesoebene kann dies mit dem Focus des Projekts auf die Integration der Bibliothek<br />

gesehen werden, die lokal Programme und Bemühungen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong>plementiert. Zusätzlich laufen mit Hilfe des Projekts i-literacy<br />

auch auf der Mikroebene Bestrebungen der einzelnen Personen, sich<br />

<strong>Informationskompetenz</strong> anzueignen durch den freiwilligen Besuch der Sprechstunden und<br />

der Nutzung der Online-Lernumgebung.<br />

Das Projekt zeichnet sich in seiner Gesamtheit dadurch aus, dass den Studierenden ein<br />

umfassendes Angebot zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen<br />

Arbeitstechniken zur Verfügung stellt. Es handelt sich nicht um einen unabhängigen Kurs<br />

oder ein zeitlich begrenztes Angebot, sondern um eine lernförderliche Infrastruktur, die<br />

<strong>von</strong> Beginn bis Ende des Studiums dort eingreift, wo es notwendig ist, und die es<br />

Studierenden erlaubt, sich nach Bedarf Unterstützung zu holen. Durch die drei Säulen und<br />

die Ausrichtung am Studienverlauf können sich Studierende zum einen Angebote<br />

aussuchen, die ihren Präferenzen entsprechen, zum anderen werden sie durch die<br />

209


verpflichtende Integration in das Curriculum zu kritischen Zeitpunkten wie zu Beginn des<br />

Studiums oder während der Phase der Abschlussarbeit selbstredend betreut. So wird die<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und wissenschaftlichen Arbeitstechniken ein<br />

zugehöriger Teil des Studiums und nicht unverbindlicher Anhang. Das Projekt i-literacy<br />

bildet ein wertvolles, wissenschaftlich fundiertes Unterstützungsangebot zur <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> in Zusammenhang mit wissenschaftlichem Arbeiten und<br />

ermöglicht es so den Studierenden, einen hohes Maß an akademischer Leistung zu<br />

erreichen und Fähigkeiten zum lebenslangen Lernen zu erwerben.<br />

210


5. Reflexion über die Entwicklung und Implementierung des<br />

Projekts<br />

„Knowledge is experience. Everything else is just information.“ (Albert Einstein)<br />

Ein großer Mehrwert des Projekts i-literacy sind die wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, die zu einer fundierten Basis des Modells geführt haben. Ebenso wurden<br />

<strong>im</strong>plementierte Interventionen evaluiert, um sie auf ihren Nutzen zu überprüfen und sie zu<br />

verbessern. Die festgestellten Ergebnisse und deren Intergration in das Modell sowie die<br />

laufenden Evaluationen der Interventionen sind Merkmale, die i-literacy <strong>von</strong> anderen<br />

Projekten in diesem Bereich herausheben. Des Weiteren wurde <strong>von</strong> vielen Menschen sehr<br />

viel Fleiß und Engagement in das Projekt investiert, was sich wiederum <strong>im</strong> großen Umfang<br />

der Fördermaßnahmen spiegelt. So werden die Tutorien <strong>von</strong> interessierten Studierenden<br />

gehalten, die Online-Umgebung entstand stellenweise durch die Mitarbeit <strong>von</strong><br />

Teilnehmern eines Medienproduktionsseminars und es wurden unzählige unbezahlte<br />

Stunden <strong>von</strong> wissenschaftlichen Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften dazu<br />

aufgewendet, das Projekt zu einem Erfolg <strong>im</strong> Studiengang MuK zu machen. Diese<br />

Begeisterung und diese Freude an der Verbesserung der Angebote eines Studiengangs sind<br />

ungewöhnlich an vielen Fakultäten, jedoch ein fester Teil der Lernkultur in MuK, die sich<br />

generell durch hohes Engagement und starke Partizipation <strong>von</strong> Seiten der Studierenden<br />

ausdrückt. Dieses Verhalten wird durch die Lehrenden gefördert, die ihre Studierenden<br />

stets zu Selbstverantwortung und Eigenständigkeit anleiten und ihnen Freiräume<br />

diesbezüglich geben. Auch mir wurde <strong>von</strong> Seiten der ProfessorInnen <strong>im</strong> Studiengang<br />

großer Freiraum bei der Entwicklung und Implementierung des Projekts gewährt. Vor<br />

allem die Unterstützung bei der Umsetzung des Projekts überstieg alle meine Erwartungen.<br />

Oft ist es so, dass zunächst Skepsis herrscht, wenn Maßnahmen eingeleitet werden sollen,<br />

um Studienangebote zu evaluieren und den Ergebnissen entsprechend zu verbessern. Doch<br />

sowohl Prof. Dr. Eilders 65 als auch Prof. Dr. Gabi Reinmann 66 standen mir über die<br />

65 Prof. Dr. Christiane Eilders hielt die Professur für Kommunikationswissenschaften in MuK während der<br />

211


gesamte Laufzeit des Projekts zur Seite. Ich führte mit ihnen Gespräche über<br />

wissenschaftliches Arbeiten in MuK, holte mir Rat über Möglichkeiten zur Umsetzung des<br />

Projekts und durfte <strong>von</strong> ihren Erfahrungen <strong>im</strong> Bereich der Lehre profitieren.<br />

Andere Bereiche des Projekts stellten mich jedoch vor größere Herausforderungen. So<br />

war zu Beginn der DFG-Förderinitiative eine Kooperation mit inneruniversitären Institutionen<br />

sowie weiteren Projekten anderer Universitäten geplant. Im Projekt sollte zunächst<br />

in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Universitätsbibliotheken ein Blended-Learning-Kurs<br />

entwickelt werden, der als Best-Practice-Beispiel als OER zur Verfügung gestellt werden<br />

sollte und die Online-Umgebung <strong>von</strong> i-literacy bilden sollte. Dazu würden wir vom <strong>im</strong>b<br />

die technische Infrastruktur bereitstellen und die Inhalte wie Screencasts und Texte sollten<br />

<strong>von</strong> den Bibliotheken geliefert werden. Leider kam die Kooperation mit externen<br />

Bibliotheken nicht zustande, was uns aber erst nach über einem Jahr Laufzeit des Projekts<br />

mitgeteilt wurde mit der Begründung, dass den externen Bibliotheken schlicht die Mittel<br />

und das Wissen zum Anfertigen solcher Materialien fehlen. Aus diesem Grund haben wir<br />

uns entschlossen, die Medienprodukte in einem Seminar zu entwickeln, die Texte wurden<br />

größtenteils <strong>von</strong> der Universitätsbliothek Augsburg geliefert. Jedoch waren wir fast ein<br />

Jahr <strong>im</strong> Rückstand mit unserem geplanten Vorgehen.<br />

Die Kooperation mit inneruniversitären Partnern und Studierenden stellte wiederum<br />

eine Reihe <strong>von</strong> Herausforderungen für das Projekt dar. Zum einen war die<br />

Ressourcenallokation <strong>im</strong> DFG-Projekt generell subopt<strong>im</strong>al, was dazu geführt hat, dass die<br />

Inhalte der Plattform länger in Arbeit waren als geplant, da es an Mitarbeitern gemangelt<br />

hat, weil sie in weiteren Teilprojekten ebenso parallel tätig waren oder die Stellen nicht<br />

besetzt werden konnten aufgrund der kurzen Laufzeit der Verträge. Zum anderen waren<br />

die Studierenden <strong>im</strong> Medienproduktionsseminar so enthusiastisch bei der Entwicklung der<br />

Lernumgebung, dass einige Inhalte schlicht zu innovativ waren, um sie für eine<br />

Lernumgebung zu verwenden. So war <strong>im</strong> ersten Protoyp ein Avatar vorhanden, der die<br />

Studierenden durch die Lernumgebung geführt hat und mit dem z. B. Textbausteine verändert<br />

werden konnten (siehe Abbildung 46). Dies fand <strong>im</strong> Seminar großen Anklang, hat sich<br />

jedoch in einer Evaluation als zu ablenkend erwiesen, da Studierende dermaßen begeistert<br />

waren <strong>von</strong> dem Avatar, dass sie die Inhalte der Lernumgebung kaum wahrgenommen<br />

Entwicklung und Implementierung des Projektes i-literacy. Sie hält seit April 2011 die Professur III an der<br />

Heinrich Heinze Universität Düsseldorf.<br />

66 Prof. Dr. Gabi Reinmann hielt die Professur für Medienpädagogik in MuK als das Projekt entwickelt und<br />

<strong>im</strong>plementiert wurde. Sie ist jedoch Seit April 2010 Professorin für Lehren und Lernen an der Universität der<br />

Bundeswehr, München.<br />

212


haben.<br />

Prototyp der Lernumgebung i-literacy mit Avatar<br />

Abbildung 46: Prototyp der Lernumgebung mit Avatar<br />

Ähnlich verhielt es sich bei der Entwicklung der Navigationsstruktur. So wurde das<br />

Navigationsmenü zunächst in Flash an<strong>im</strong>iert und erhielt ein futuristisches Design (siehe<br />

Abbildung 47). Die Usability orientierte sich <strong>im</strong> Rahmen der Navigation nicht an gängigen<br />

Richtlinien, was sich aber <strong>im</strong> Seminar nicht als störend erwies, sondern als ein Feature, das<br />

als positiv bewertet wurde. Jedoch erwies sich die Navigationsstruktur bei der Evaluation<br />

als zu „poppig“ und ungewöhnlich für eine Lernumgebung. Hier trat wiederum das<br />

Problem auf, dass die Navigation <strong>im</strong> Seminar große Begeisterung hervorrief, jedoch bei<br />

der Evaluation als Lernumgebung nicht punkten konnte. Daraus musste der Schluss<br />

gezogen werden, eine gestalterisch ruhige Umgebung bereitzustellen, die sich an gängigen<br />

Usability-Richtlinien orientiert, um eine breite Zahl an Studierenden zu erreichen und<br />

somit eine hohe Akzeptanz der Lernumgebung.<br />

213


Design des zweiten Prototyps der Lernumgebung<br />

Abbildung 47: Design des zweiten Prototyps der Lernumgebung<br />

Da <strong>im</strong> Projekt <strong>im</strong> Sinne des Educational Design Research gearbeitet wurde (vgl. Kapitel<br />

3.1), fanden <strong>im</strong>mer wieder Evaluationen statt, um die jeweiligen Designs zu überprüfen.<br />

Daher wurde <strong>im</strong> WS 08/09 eine Umfrage unter 103 Studierenden der Universität Augsburg<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines Usability-Seminars <strong>von</strong> mir durchgeführt, in der Fragen zu Selbstlernumgebungen<br />

aus Studierendensicht gestellt wurden (siehe Kapitel 3.7) 67 . Hier konnte<br />

festgestellt werden, dass sich die befragten Studierenden zwar zu 81 % eine Anreicherung<br />

der Inhalte durch Medien wünschen, jedoch 61 % ein ruhiges, klares Design der<br />

Lernumgebung einem auffälligerem, durch einen Avatar ann<strong>im</strong>ierten Aussehen,<br />

bevorzugen. Die Ergebnisse der Evaluationen der Prototypen haben sich in dieser Umfrage<br />

nochmal bestätigt. So wurde die erste Version der i-literacy-Lernumgebung nach den<br />

Bedürfnissen der Studierenden in klarem Design mit gängiger Navigationsstruktur gestaltet<br />

(siehe dazu Abbildung 49). Das Design, das nun <strong>im</strong> Regelbetrieb läuft, wurde nochmals<br />

überarbeitet und sieht folgendermaßen aus (Abb. 48):<br />

67 Diese Umfrage ist nicht Teil des Dissertationsvorhabens, die Ergebnisse finden sich jedoch <strong>im</strong> Anhang.<br />

214


Aktuelle Startseite <strong>von</strong> i-literacy<br />

Abbildung 48: Aktuelle Startseite <strong>von</strong> i-literacy<br />

Bei der Umsetzung <strong>von</strong> Tutorien und dem Propädeutikum in MuK traten ebenso<br />

Herausforderungen auf personeller und struktureller Ebene auf. Zu Beginn des Projekts<br />

wurde ein Propädeutikum verpflichtend in das Studium integriert. Darauf baute der<br />

curricular verankerte Teil des Projekts auf. Im Rahmen <strong>von</strong> Umstrukturierungen und<br />

Veränderungen aufgrund der Akkreditierung des Studiengangs fiel das Propädeutikum <strong>im</strong><br />

Laufe des Projekts wieder weg. Hier musste eine Alternative gefunden werden, die nun in<br />

Form eines Einführungstutoriums umgesetzt wurde. Mit Veränderungen solcher Art wurde<br />

allerdings schon zu Beginn des Projekts gerechnet und der Schwerpunkt der<br />

Unterstützungsangebote in den Bereich der Tutorien und Sprechstunden gelegt.<br />

Im Hinblick auf die Tutorien und Sprechstunden muss festgehalten werden, dass diese<br />

sehr <strong>von</strong> personellen Ressourcen abhängig sind. Während des SoSe 08 gab es <strong>im</strong> Projekt<br />

i-literacy ausreichende Ressourcen, um ein Tutorium zum wissenschaftlichen Schreiben<br />

sowie ein BA- und ein MA-Tutorium zusätzlich zu den Kolloquien anzubieten. Ebenso<br />

215


konnten Sprechstunden in der vorlesungsfreien Zeit angeboten werden. Im WS 08/09<br />

wurden die Ressourcen gekürzt und Tutorien sowie Sprechstunden mussten eingeschränkt<br />

werden. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Online-Lernumgebung auszubauen, um<br />

selbst bei kaum vorhandenen Fördermitteln ein Min<strong>im</strong>um an Unterstützungsangeboten<br />

bereitstellen zu können.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei einem Projekt, das sich über die Bereitstellung<br />

einer Online-Ressource, curricular verankerte Kurse, Tutorien sowie Sprechstunden<br />

erstreckt und über einen längeren Zeitraum läuft, mit Herausforderungen und Schwierigkeiten<br />

in Bezug auf Ressourcen und Implementierung gerechnet werden muss. Dies hat<br />

sich <strong>im</strong> Hinblick auf das Projekt jedoch <strong>im</strong> Nachhinein als positiv erwiesen, da das Modell<br />

auch auf andere Studiengänge übertragen werden soll und diese wiederum über eine<br />

andere Struktur und andere Fördermittel verfügen. Daher konnten wir bereits bei der<br />

Entwicklung und Implementierung wichtige Erfahrungen sammeln, die bei einer Ausweitung<br />

des Projekts <strong>von</strong> Vorteil sind, da der kreative Umgang mit Veränderungen und<br />

Herausforderungen einen Teil der Entwicklung eines solchen Vorhabens darstellt und auch<br />

die Wahl des Untersuchungsdesigns in Sinne des Educational Design Research positiv zu<br />

bewerten ist, da diese Vorgehensweise mit Herausforderungen und Veränderungen <strong>von</strong><br />

Beginn an rechnet.<br />

5.1 L<strong>im</strong>itierungen der Untersuchungen<br />

In Bezug auf die Untersuchungen <strong>im</strong> Projekt und damit diesem Dissertationsvorhaben<br />

sind natürlich auch Mängel aufgetreten. Einige Untersuchungen sind sehr gelungen und<br />

haben zu einer tiefen Einsicht in die Schwierigkeiten be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten<br />

geführt. Dazu gehören zum Beispiel die Wissensfragen der ersten Online-Umfrage sowie<br />

die Feldbeobachtungen und Interviews. Ebenso wichtig war die Kombination verschiedener<br />

Methoden, um ein tiefes und breites Verständnis zum Themenfeld zu erlangen. So<br />

wurden Erkenntnisse vertieft und Ergebnisse, die nicht eindeutig aus einer Untersuchung<br />

hervorgingen, konnten durch weitere Vorgehen genauer analysiert werden. Auch die Wahl<br />

des Educational Design Research ist positiv zu bewerten, da hier die unterschiedlichen<br />

Methoden und deren zeitlich versetze Durchführung sowie die Anwendung der Ergebnisse<br />

in der Praxis und ihre zeitnahe Evaluation zu wertvollen Ergebnisse geführt haben. So<br />

konnte ein theoretisch fundiertes Modell mit hohem Praxisbezug entwickelt und erprobt<br />

werden, das sich in seiner bisherigen Laufzeit durch hohe Anwendbarkeit und Akzeptanz<br />

216


ausgezeichnet hat (siehe Kapitel 6).<br />

Jedoch können in Bezug auf die Wahl und die Durchführung der Methoden<br />

Verbesserungen gemacht werden. So sollten die Feldtagebücher ausführlicher geführt<br />

werden. Es ist <strong>im</strong>mer für den Beobachter nachvollziehbar, was sich in einem<br />

Beobachtungssetting abgespielt hat, zumal ich die Studierenden alle kannte und sie auch in<br />

Sprechstunden beraten und in Tutorien unterrichtet habe. Dies muss aber nicht der Fall<br />

sein für außenstehende Leser. Bei wiederholtem Vorgehen würde ich daher für jeden<br />

Beobachtungstag eine best<strong>im</strong>mte Struktur <strong>im</strong> Tagebuch vorgeben mit Checklisten, die<br />

ausgefüllt werden müssen, damit meine Beobachtungen nachvollziehbarer werden.<br />

Zusätzlich würde ich nach jedem Beobachtungssemester noch eine Gruppendiskussion<br />

halten, in der ich die anonymisierten Auswertungen den Teilnehmern des Seminars<br />

präsentiere und dazu Feedback erhalte. So würden die Feldbeobachtungen an Wert<br />

gewinnen und mehr Bedeutung für Außenstehende bekommen.<br />

Es muss hier auch angemerkt werden, dass die Feldbeobachtungen und Interviews<br />

ausschließlich <strong>im</strong> Studiengang MuK durchgeführt wurden. Die Ergebnisse sind nur bedingt<br />

auf andere Studiengänge anwendbar, da hier teilweise andere Lernkulturen herrschen und<br />

auch die Einführungen in diverse Studiengänge sehr unterschiedlich sind. Es sollten daher<br />

ähnliche Analysen weiterer Studiengänge erfolgen, um ein genaues und breiteres Bild über<br />

den Stand der <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>von</strong> Studierenden weiterer Fachrichtungen zu<br />

bekommen.<br />

Zudem waren die Fragebögen stellenweise zu breit angelegt. Bei der Auswertung ist<br />

aufgefallen, dass einige Fragen zum selben Ergebnis kommen und sich auch in einigen<br />

Fällen schlicht mit anderem Wortlaut replizieren. Dies hätte durch höhere Sorgfalt<br />

vermieden werden können. So wäre eventuell eine geringere Abbrecherquote zu erreichen<br />

gewesen und die Auswertung wäre zeitsparender gewesen. Zum anderen wurden manche<br />

Fragen der ersten Umfrage in der zweiten Online-Befragung wiederholt. Dies hat zu einem<br />

Mehraufwand in der Auswertung geführt und keinen Mehrwert zu den Untersuchungen<br />

beigetragen.<br />

Was dieser Untersuchung auch fehlt, ist eine Analyse unter Lehrenden. Es wurden zwar<br />

zu Beginn des Projekts einige DozentInnen und FachreferentInnen der<br />

Universitätsbibliothek in Interviews befragt, aber diese bildeten lediglich die Basis der<br />

Untersuchungen unter Studierenden. Gerade in Bezug auf ein Erreichen der Mesoebene<br />

der Bemühungen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> wäre es sinnvoll, auch diese<br />

Personengruppe näher zu betrachten. Dies ist zudem sinnvoll, um parallel zu den<br />

217


Angeboten für Studierende auch Dienste zu entwickeln, die eine <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Informationskompetenz</strong> der Lehrenden ermöglichen, denn diese ist nicht selbstredend<br />

gegeben.<br />

Rückblickend hätten sich diese Mängel vermeiden lassen und weiterführende<br />

Untersuchungen mögen ebenfalls angebracht sein. Dennoch sind die Ergebnisse der<br />

Untersuchungen für das Vorhaben des Projekts aussagekräftig und haben zur Entwicklung<br />

eines fundierten Modells geführt. Dies zeigt die erfolgreiche Implementierung in MuK<br />

sowie die positive Evaluation nach der Pilotierungsphase des Angebots (Dürnberger et al.,<br />

2009). Für die Zukunft ist es wichtig, <strong>von</strong> diesen Schwächen der Untersuchungen zu<br />

lernen, um sie nicht zu wiederholen und die theoretische Fundierung des Modells<br />

auszubauen.<br />

Obwohl es nicht zu den L<strong>im</strong>itierungen des Projekts i-literacy an sich gehört, ist es<br />

dennoch notwendig, an dieser Stelle anzumerken, dass eine so groß angelegte<br />

Untersuchung wie in dieser Arbeit vorgestellt wurde nicht zuletzt <strong>im</strong> durchgeführten<br />

Zeitraum nur durch die finanzielle Unterstützung der DFG und einige motivierte<br />

Mitarbeiter und Studierenden möglich war.<br />

218


6. Ausblick<br />

„Alles Wissen und alles Vermehren unseres Wissens endet nicht mit einem Schlußpunkt,<br />

sondern mit Fragezeichen.“ (Hermann Hesse)<br />

Das Projekt i-literacy wurde <strong>im</strong> November 2007 <strong>im</strong> Rahmen des DFG-Projekts „Aufbau<br />

eines IT-Servicezentrums“ initiiert, lief <strong>von</strong> SoSe 08 bis SoSe 09 in der Pilotierungsphase<br />

<strong>im</strong> Studiengang MuK und wurde <strong>im</strong> WS 09/10 evaluiert. Seit dem WS 09/10 befindet es<br />

sich <strong>im</strong> Regelbetrieb und wird seit April 2010 nicht mehr durch DFG-Mittel finanziert.<br />

Durch Studiengebühren konnten dem Projekt Ressourcen für eine Weiterführung <strong>im</strong><br />

Studiengang MuK zugewiesen werden. Seit der Implementierung der ersten Angebote hat<br />

sich die Akzeptanz des Projekts erhöht und die Nutzungszahlen der Dienste sind gestiegen.<br />

Es ist an dieser Stelle angebracht, einen Ausblick über das Projekt mit Hilfe der Analysen<br />

aus der Evaluation <strong>von</strong> Dürnberger et al. (2009) aus dem WS 09/10 zu geben, um den<br />

Erfolg <strong>von</strong> i-literacy nochmals zu verdeutlichen und einen Ausblick in die Zukunft zu<br />

geben. Ebenso kann anhand der vorangegangenen Untersuchungen und der hier<br />

angesprochenen Abschlußevaluation gezeigt werden, dass das Projekt i-literacy großes<br />

Potenzial besitzt, auch ohne Drittmittelfinanzierung nachhaltig zu bestehen.<br />

Hannah Dürnberger und ihre Mitarbeiter haben das Projekt mit seinen Teilangeboten <strong>im</strong><br />

WS 09/10 evaluiert (ebd.) Die Ergebnisse sprechen für sich und sollen hier kurz<br />

angesprochen und analysiert werden, um die Akzeptanz <strong>von</strong> i-literacy und dessen<br />

nachhaltige Verankerung <strong>im</strong> Studienganz MuK zu verdeutlichen. Zudem wird ein Modell<br />

erläutert, dass als modifizierte Version des ursprünglichen Augsburger Modells zur<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> gesehen werden kann. Dieses Modell<br />

berücksichtigt Ergebnisse aus weiteren Evaluationen und zeigt zudem auf, wie eine<br />

Anpassung an gekürzte finanzielle Ressourcen aussehen kann, um einen Fortbestand des<br />

Angebots zu ermöglichen. Dieses modifizierte Modell bietet einen guten Ausblick in die<br />

Zukunft des Projekts sowie dessen Ausweitung auf andere Studiengänge und<br />

Universitäten, die nicht die finanziellen Mittel eines DFG-Projektes besitzen.<br />

Aus den Untersuchungen <strong>von</strong> Dürnberger et al. (2009) lässt sich entnehmen, dass die<br />

219


Online-Umgebung des Projekts i-literacy 15.000 Seitenzugriffe, da<strong>von</strong> 1.890 eindeutig<br />

identifizierbare Nutzer (3.077 Besucher insgesamt) vom 1. November 2009 bis 20. Februar<br />

2010 verzeichnen konnte. Ein Besucher liest <strong>im</strong> Schnitt fünf Seiten und ca. 40 % der<br />

Besucher nutzen die Seite wiederholt (ebd., 2009, S. 22). Die Zahl der Beratungen in der<br />

i-literacy-Sprechstunde hat zudem jedes Semester zugenommen. Im SoSe 08 wurden 3<br />

persönliche Beratungen und 15 E-Mail-Beratungen durchgeführt, <strong>im</strong> SoSe 09 waren es<br />

bereits 11 persönliche Beratungen und 19 E-Mail-Beratungen (vgl. Kapitel 3.2. und<br />

Dürnberger et al., 2009). Hier muss angemerkt werden, dass zu Beginn des Projekts keine<br />

Maßnahmen zur Bekanntmachung des Projekts getroffen wurden mit Außnahme der<br />

mündliche Bekanntgabe durch Lehrende <strong>im</strong> Studiengang MuK. Erst seit Ende des SoSe 09<br />

wird für das Projekt durch Aushänge und Flyer sowie in der MuK-Einführungsveranstaltung<br />

Werbung betrieben.<br />

Dürnberger et al. (2009) konnten in einer Online-Umfrage auch feststellen, dass der<br />

Bekanntheitsgrad des Projekts gestiegen ist. So war <strong>im</strong> WS 08/09 rund zwei Dritteln der<br />

Befragten (36 <strong>von</strong> 52) das Angebot bekannt und 6 % hatten es bereits genutzt. Im WS<br />

09/10 kennen das Projekt nur 16 % (5 <strong>von</strong> 32) nicht, 56 % derer, die es kennen, haben es<br />

bereits genutzt (ebd., S. 27). Es gab bei dieser Umfrage keinen Masterstudierenden, der das<br />

Angebot nicht kennt, und mehr als die Hälfte haben das Angebot bereits in Anspruch<br />

genommen (ebd.). Dies spricht für eine hohe Akzeptanz des Projekts, was bedeutet, dass<br />

den aus den Analysen dieser Arbeit bei der Implementierung des Projekts Rechnung<br />

getragen wurde. Bei der Frage nach der Nützlichkeit bewerten 54 % das Projekt als sehr<br />

nützlich und 39 % als eher nützlich (n = 113). Die Studierenden, die das Angebot bereits in<br />

Anspruch genommen haben, halten es zu 84 % für bedarfsgerecht (S. 30). Diese beiden<br />

Ergebnisse zeigen, dass die Angebote <strong>im</strong> Projekt i-literacy den Ergebnissen in dieser<br />

Arbeit entsprechend bedarfsgerecht umgesetzt wurden. Am häufigsten wird die Online-<br />

Ressource genutzt (50 %), dann die Tutorien (40 %), ca. 25 % nutzen das E-Mail-<br />

Beratungsangebot und ca. 15 % die Sprechstunden (ebd.).<br />

Insgesamt wurde nach der Evaluation des Projekts <strong>im</strong> WS 09/10 festgestellt, dass das<br />

Angebot <strong>von</strong> i-literacy „insgesamt als sehr gut bewertet“ wird (ebd., S. 35). Das Projekt<br />

wird als nützlich und bedarfsgerecht <strong>von</strong> den Studierenden eingeschätzt, die Nutzerzahlen<br />

steigen jedes Semester. Dennoch haben Dürnberger et al. (2009) einige Punkte zusammengefasst,<br />

die dazu beitragen können, das Projekt zu verbessern. So wurde zum einen<br />

festgestellt, dass es ausreichend ist, das MuK-Studium in drei anstatt fünf Studienphasen<br />

zu gliedern. Die meisten der befragten Studierenden benötigen hauptsächlich zu Beginn<br />

220


und gegen Ende des Studiums Unterstützung. Das bedeutet, dass sich die erste Phase zu<br />

Beginn des Studiums befindet, die zweite um den Zeitpunkt der Anfertigung der BA-<br />

Arbeit und die dritte rund um das Verfassen der MA-Arbeit (ebd., S. 35). Aus dieser<br />

Min<strong>im</strong>ierung der Phasen ergibt sich ein verringerter Betreuungsaufwand, da Tutorien, die<br />

in der ersten Fassung des Modells vorgeschlagen werden, gekürzt werden können. Dieses<br />

Modell sieht folgendermaßen aus:<br />

Modifiziertes Modell <strong>von</strong> i-literacy<br />

Abbildung 49: Modifiziertes Modell nach Evaluation <strong>im</strong> WS 09/10<br />

(siehe Dürnberger et al., 2009, S. 35)<br />

Im Hinblick auf knappe Ressourcen und den Wunsch, das Projekt auch langfristig mit<br />

Geldmitteln zu versorgen, ist diese Modifikation durchaus nachvollziehbar. Diese Anpassung<br />

ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn ein weiterer Punkt, den Dürnberger et al. (2009)<br />

vorschlagen, ebenso umgesetzt wird. Die Evaluation hat hohes Verbesserungspotenzial bei<br />

der Online-Lernumgebung ergeben (ebd., S. 36). Die bestehenden Materialien sollten<br />

ergänzt werden und die Themen, die den Studierenden am häufigsten Schwierigkeiten<br />

bereiten, müssen eingehender behandelt werden. Ebenso sollte dann die Kapazität der<br />

Sprechstunde ausgebaut werden, da mit einem höheren Zulauf gerechnet werden kann,<br />

wenn andere Angebote gekürzt werden.<br />

Der dritte und letzte Verbesserungsvorschlag, der aus der Evaluation <strong>von</strong> Dürnberger et<br />

al. (2009) herausgeht ist, das Angebot deutlicher nach außen zu kommunizieren, also es<br />

221


stärker <strong>im</strong> Studiengang zu bewerben, damit Studierende zum einen wissen, dass dieses<br />

Angebot besteht, und zum anderen damit für sie ersichtlich ist, bei welchen Problemen die<br />

Angebote des Projekts hilfreich sind. Dürnberger et al. ziehen diesen Schluss, da einige<br />

Teilnehmer der Online-Befragung zwar angegeben haben, Teilangebote des Projekts<br />

bereits genutzt zu haben, diese jedoch nicht in Verbindung mit i-literacy gebracht haben<br />

(ebd., S. 36). Zudem werden momentan ca. 10 % des Studiengangs erreicht (ebd., S. 23);<br />

eine Steigerung ist durchaus sinnvoll.<br />

Die Teilbereiche des Projekts wurden bereits während der Implementierungsphase <strong>von</strong><br />

i-literacy in Sinne des Educational Design Research (van den Akker et al., 1999, 2005)<br />

evaluiert und werden es auch in Zukunft werden. Sprechstunden werden dokumentiert,<br />

Teilnehmer an curricular verankerten Kursen werden befragt und die regelmäßigen<br />

Evaluationen des Studiengangs MuK schließen eine Befragung zu i-literacy mit ein. Es<br />

wäre zudem noch sinnvoll, die in Arbeitsbericht 24 (Heinze & Schnurr, 2009)<br />

beschriebene Feedbackschleife der Online-Umgebung zu <strong>im</strong>plementieren. Diese soll dazu<br />

dienen, dass Nutzeranalysen derselben nicht nur über Logfiles gesammelt werden, sondern<br />

User der Seite auch Rückmeldungen geben können zu Inhalten und Materialien sowie<br />

Verbesserungsvorschläge machen können. Gerade wenn die Angebote min<strong>im</strong>iert werden,<br />

ist es notwendig, diese Seite als zentrale on-demand-Anlaufstelle durch Nutzerfeedback zu<br />

opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Des Weiteren wäre es sinnvoll, eine Umfrage unter Lehrenden durchzuführen, um<br />

feststellen zu können, ob sie eine Verbesserung der Leistungen der Studierenden bemerkt<br />

haben oder eine Entlastung <strong>im</strong> Rahmen der Beratungen zu Haus- und Abschlussarbeiten<br />

stattgefunden hat. Ebenso interessant wäre es, eine Dokumentenanalyse der Abschlussarbeitengutachten<br />

seit dem SoSe 07 durchzuführen, um zu untersuchen, ob sich die Leistungen<br />

generell verbessert haben, seit das Projekt <strong>im</strong> Studiengang MuK <strong>im</strong>plementiert<br />

wurde.<br />

Im Hinblick auf eine Ausweitung des Projekts an weiteren Studiengängen und<br />

Fakultäten besteht durchaus hohes Potenzial. So wird <strong>im</strong> WS 10/11 ein Kurs der Virtuellen<br />

Hochschule Bayern (vhb) zu <strong>Informationskompetenz</strong> angeboten 68 , der auf i-literacy<br />

aufbaut. Ebenso sind die Inhalte so konzipiert, dass sie modular verwendet werden können<br />

und damit auch <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Seminaren oder Kursen zu <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken <strong>von</strong> Studierenden anderer Studiengänge verwendet<br />

werden können.<br />

68 Informationen dazu: http://www.uni-augsburg.de/upd/2010/juli-sept/2010_185/<br />

222


Hierzu gibt es jedoch Einschränkungen. Zum einen wurden die Feldbeobachtungen und<br />

Interviews <strong>im</strong> Studiengang MuK durchgeführt und geben einen Einblick in diesen spezifischen<br />

Studiengang. Diese Erkenntnisse sind nicht ohne Weiteres auf andere Studiengänge<br />

anwendbar, vor allem nicht auf andere Disziplinbereiche wie die Natur- oder Rechtswissenschaften.<br />

So werden zum Beispiel die Erstsemester, die an der Universität Augsburg<br />

Jura studieren, eine Woche vor Beginn des Semesters in Besonderheiten des Faches eingewiesen,<br />

erhalten fachspezifische Bibliothekseinführungen und bekommen ihre Literatur<br />

zudem meist bereitgestellt. Zum anderen bestehen in anderen Studiengängen andere Lern-<br />

und Forschungskulturen, die andere Bedürfnisse <strong>im</strong> Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

haben. Physiker forschen zum Beispiel anders als Historiker, da Letztere sehr häufig<br />

in der Bibliothek forschen, Erstere eher <strong>im</strong> Labor. Ebenso sind die Anforderungen an die<br />

schriftlichen Arbeiten nicht die gleichen, angefangen bei sehr unterschiedlichen Zitationsweisen.<br />

Um daher ein Projekt wie i-literacy auf andere Studiengänge auszuweiten, bedarf<br />

es zum einen eingehender Analysen der Bedürfnisse und Probleme der jeweiligen Studierenden<br />

und zum anderen einer engen Zusammenarbeit mit Lehrenden der jeweiligen<br />

Studiengänge.<br />

Während dies zu Beginn viele Ressourcen in Anspruch nehmen kann, bietet i-literacy<br />

jedoch einen Rahmen, der es erlaubt, durch die wiederverwendbaren, modularen, adaptierbaren<br />

Inhalte der Online-Umgebung und die Möglichkeit zur Einbindung in ein LMS hier<br />

<strong>von</strong> Beginn an ressourcenschonend ein Angebot zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong><br />

und wissenschaftlichen Arbeitstechniken zu entwickeln und zu <strong>im</strong>plementieren, das<br />

nach Bereitstellung wiederum Ressourcen sparen kann durch die Entlastung der Lehrenden.<br />

Dass dies möglich und sinnvoll ist, zeigt der auf dem Projekt i-literacy aufbauende<br />

Kurs der vhb <strong>im</strong> WS 10/11.<br />

Zusammenfassend lässt sich für das Projekt i-literacy festhalten, dass es zum einen<br />

bereits nach weniger als einem Jahr <strong>im</strong> Regelbetrieb <strong>im</strong> Studiengang MuK einen Mehrwert<br />

für die Studierenden darstellt. Zum anderen ist durch die Untersuchungen eine Basis<br />

entstanden, die auch auf andere Studiengänge ausgeweitet werden kann, um hier ein<br />

ähnlich wertvolles Projekt zu initiieren. Weitere Untersuchungen sind jedoch nötig, um es<br />

flächendeckend an der Universität Augsburg umzusetzen. Wie in fast allen universitären<br />

Bemühungen stellt sich hier die Frage nach der Finanzierung. Es bleibt zu hoffen, dass das<br />

Projekt i-literacy dem Studiengang MuK auch in Zukunft erhalten bleibt und einen<br />

weiteren wichtigen Beitrag in Bezug auf die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> und<br />

wissenschaftlichen Arbeitstechniken bieten kann.<br />

223


7. Literaturverzeichnis<br />

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248


Anhang<br />

Auf den nachfolgenden Seiten findet sich der Anhang zu den Untersuchungen sowie zu<br />

den Interviews, die in der Einleitung der Arbeit angesprochen wurden. Zunächst findet sich<br />

eine kappe Zusammenfassung der Interviews mit den beiden Dozierenden in MuK sowie<br />

den drei Bibliotheksreferenten. Dannach sind die Zusammenfassungen der<br />

Aufzeichnungen der Feldbeobachtungen angehängt sowie deren Ausführungen. Es folgen<br />

die Fragebögen zu den Online-Untersuchungen sowie die transkribierten Interviews <strong>von</strong><br />

den leitfragenorientierten Interviews. Die Datensätze der Fragebögen können bei Bedarf<br />

ausgehändigt werden. Es findet sich auch ein Anhang zu Kapitel 5. Hier wird eine<br />

unveröffentlichte Studie <strong>von</strong> mir angegeben. Die Ergebnisse dieser Unersuchung sind<br />

daher angehängt. Zuletzt ist der Arbeit eine eidesstattliche Erklärung sowie mein<br />

Lebenlauf angefügt.<br />

Bei Fragen zu vorliegender Arbeit bin ich per E-Mail erreichbar unter:<br />

nina.rebele@ymail.com<br />

Weitere Informationen über mich finden sich in meinem Online-Profil unter:<br />

http://www.<strong>im</strong>b-uni-augsburg.de/nina-rebele<br />

249


Anhang zur Einleitung I<br />

Gespräche mit Lehrenden der Kommunikationswissenschaft<br />

Dr. Cordula Nitsch, Gespräch am 2.11.07:<br />

Probleme:<br />

- große Diskrepanz der Fähigkeiten<br />

- richtige Zitationsweisen<br />

- Informationsethik (Zitate aus Publikationen zitiert anstatt der tatsächlichen Quelle,<br />

aber tatsächliche Quelle wird angegeben)<br />

- Recherche (nur Internetquellen, keine Bibliotheksrecherche)<br />

- Fachzeitschriften völlig unbekannt<br />

Lösungsmöglichkeit:<br />

- Absolute Basis muss geschaffen werden, weil sie keine Vorkenntnisse haben<br />

- Seminare, vor allem Einführungsseminare<br />

- Nutzung <strong>von</strong> Online fraglich<br />

- Gestaffelter Aufbau der Propädeutik wäre schön, Problem der Durchführung<br />

Dr. Anik Haseloff, Gespräch am 7.11.07:<br />

Probleme:<br />

- Grundlagen fehlen: Zitieren, Quellen auswählen<br />

- Arbeiten entsprechen nicht wiss. Standards<br />

- Bewusstsein für Zitieren fehlt, Internet ist unreflektierte Info<br />

- Kritisches Denken fehlt<br />

- Fast ausschliesslich Internetquellen<br />

- Fachzeitschriften unbekannt<br />

- Mehr Bib Recherche wichtig<br />

Lösungsmöglichkeiten:<br />

- Propädeutikum für Überblick, verpflichtend<br />

- Wissensressource (wie zitiert man, Formalia)<br />

- Bib-Führung, v.a. Zeitschriften<br />

250


Anhang zur Einleitung II<br />

Leitfaden Vorgespräche Lehrende / Fachreferenten<br />

Gesprächsleitfaden<br />

Ihre Funktion an der Unibibliothek Augsburg:<br />

Welche Kompetenzen haben Studierende Ihrer Meinung nach bei Studienbeginn?<br />

Welche Kompetenzen in Bezug auf wiss. Arbeiten fehlen am häufigsten?<br />

Was sind ihrer Meinung nach die Probleme bei der Erlangung dieser Kompetenzen?<br />

Wie könnten die Kompetenzen verbessert / vermittelt werden?<br />

Was halten Sie <strong>von</strong> Online-Tutorien?<br />

Zusammenfassung Vorgespräche Fachreferenten<br />

Interview Schurrer 06.11.2007 (Infotheke, Allgemeine Bib-Einführung, Fachreferentin<br />

Volkskunde)<br />

- Tutorien werden <strong>von</strong> einigen Lehrstühlen gefordert<br />

- Rückgang der Interessenten am Tutorium, Frau Schurrer’s Meinung: „die große Google-<br />

Generation“ ist schuld weil es einfacher ist als in die Bib zu gehen. Ihr Vorschlag ist eine<br />

große Veranstaltung für alle Erstsemester <strong>im</strong> Rahmen der Facheinführungen<br />

-Einführung auch auf Homepage erhältlich, Informationen werden aber nicht<br />

angenommen, die online stehen, so verstehen Studenten nicht, wie die Anmeldung und die<br />

Bib-Benutzung funktioniert, obwohl es online ist<br />

- Studenten sehen sich zudem nicht die Bib-Homepage an, um aktuelle Informationen zu<br />

bekommen<br />

- Online-Angebot soll durch face-to-face Ergänzt werden weil hier eine individuelle<br />

Erklärung zu Fragen geben kann und auch nur so auf das Online-Angebot hingewiesen<br />

werden kann<br />

- WiSo und Juristen kommen selten in die Bib, da ihnen Literatur vorgeschlagen wird und<br />

sie diese auch zum Teil kaufen, Geisteswissenschaftler sind eher in der Bib<br />

- PC’s werden hauptsächlich zur Internetnutzung verwendet, nicht zur Bib-Recherche<br />

- <strong>Informationskompetenz</strong> zur Bib-Nutzung und Recherche sehr mangelhaft, da kein<br />

251


Vorwissen vorhanden – nötig ist eine allgemeine Einführung, dann Facheinführung<br />

Interview Grünsteudel 12.11.2007 (Fachreferent Musik, Politik)<br />

- Unterstützt Online-Angebot<br />

- Hält Propädeutikum für sinnvoll<br />

- Studenten kommen <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Veranstaltungen zu ihm, nicht freiwilig<br />

- Freiwilige Kurse wurden oft nicht genutzt<br />

- Studis haben kein Vorwissen was Bib-Nutzung betrifft<br />

- Kompetenzen, die durch wiss. Arbeiten erworben wurden, sind auch <strong>im</strong> Berufsleben<br />

sinnvoll, da das finden und recherchieren <strong>von</strong> Infos auch dort zur Anwendung kommt<br />

Interview Schwarz 12.11.2007 (Fernleihe)<br />

- Fernleihe ca 80 000 Dokumente <strong>im</strong> Jahr, Anstieg der Ausleihe um ca. 10% jedes Jahr<br />

- Online-Fernleihe funktioniert gut, „System selbsterklärend“, detaillierte Texte zur<br />

Benutzung online, auch Infoblatt zur Mitnahme in Bib<br />

- Fragen beziehen sich nicht auf Ausleihe an sich, sondern z.B. Dauer bis Dokumente da<br />

sind, Fragen zur Technik, zum Ablauf, auch zum Konto in OPAC, wodurch man die<br />

Fernleihe nutzen kann<br />

- Alle Fragen werden aber in Schulung geklärt, jedoch ist Interesse gering<br />

- Herr Schwarz würde Online-Tutorium unterstützen<br />

252


Anhang zu Kapitel 3.2<br />

Feldbeobachtung der Sprechstunden und E-Mail-Beratung <strong>von</strong> i-literacy,<br />

Zusammenfassung Sommersemester 2008<br />

Anzahl der Beratungen: 3 Studenten in persönlicher Sprechstunde und 15 Studenten<br />

erhielten E-Mail-Beratungen (Oft tagelanger E-Mail-Verkehr pro Student)<br />

Hauptinhalte/Probleme: Beispiele Anzahl<br />

Fragen zur Theorie - Passt der Theorieteil zum empirischen Teil? 5<br />

- Eingrenzung des Theorieteils<br />

- Welche Theorien passen zur Empirie?<br />

- Theorieteil ausreichend?<br />

Probleme be<strong>im</strong> Finden eines - noch keinen Erstprüfer (1)<br />

2<br />

Korrektors<br />

- noch keinen Zweitprüfer (1)<br />

Zeitproblem - machbar in drei Monaten?<br />

1<br />

- zu viel<br />

Probleme bei der<br />

- Wie grenze ich das Thema ein?<br />

5<br />

Themeneingrenzung:<br />

- Welche Inhalte sollen verwendet werden?<br />

Probleme be<strong>im</strong> Finden der<br />

Forschungsfrage:<br />

- Wie ist die genaue Fragestellung? 3<br />

Fragen zu Methoden - mehrere Methoden?<br />

7<br />

- Welche Methode ist am Sinnvollsten?<br />

- Vorgehen bei der Methode gut?<br />

Fragen zur Recherche/ Literatur - Ungenügend Literatur zum Theorieteil<br />

4<br />

- Autorentipps, Schlagwörter o.ä.?<br />

Probleme bei Realisierung der - Betriebsrat stellt sich <strong>im</strong> Weg bei einer<br />

1<br />

Arbeit<br />

ursprünglich geplanten Umfrage <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Fragen zu Formalia/<br />

- Zitierweisen<br />

12<br />

Schreibweise<br />

- Literaturangaben<br />

- Übersetzung <strong>von</strong> englischen Zitaten?<br />

- Länge der BA-Arbeit<br />

- Fußnoten<br />

- Anmeldung der BA-Arbeit<br />

- Quellenanzahl<br />

- Wie kann ein Fragebogen online gestellt werden?<br />

253


Feldbeobachtungen Sprechstunden und E-Mail-Beratung <strong>von</strong> i-literacy,<br />

Sommersemester 08 Feldtagebuch<br />

Persönliche Beratungen<br />

24.04.2008<br />

11:00 - 12:05 Uhr:<br />

Beratung zu B.A.-Arbeit über mediale Gewalt mit Fokus auf Kinder als Rezipienten<br />

<strong>im</strong><br />

Theoretieteil und empirischem Teil zu Eltern<br />

(Erstkorrektorin: Frau Prof. Dr. Christiane Eilders, Zweitkorrektor: Herr Prof. Dr.<br />

Christoph Lau)<br />

Theoretisches Konzept, Literaturquellen, Zitierweisen und Methoden<br />

Studierende war zufrieden und kommt in den nächsten Wochen wieder<br />

Konzeptionell gearbeitet muss vor allem noch am empirischen Teil<br />

Empfehlungen: Mayring, Flick; B.A.-Arbeiten lesen, Hausmanninger nach Studien<br />

anschreiben,<br />

Dominik A. Hahn anschreiben<br />

14.05.2008<br />

10:00-11:30<br />

Beratung zur B.A.-Arbeit - Spannungsverhältnis Werbeagentur und Kunde<br />

(Erstkorrektorin: Gabi Reinmann)<br />

Problem: Eingrenzung des Themas, genaue Fragestellung der Arbeit<br />

Beratung:<br />

Erläuterung Thema und Problemstellung durch Studentin, verständnisvertiefende<br />

Fragen<br />

Visualisierung des Themenkomplexes mithilfe <strong>von</strong> Mindmapping-Techniken<br />

Vertiefung und Gliederung des Themas<br />

Vorschläge für passende theoretische Fundierung<br />

Beratung bei der Suche für Zweitkorrektor<br />

Empfehlungen: Sich auf einen Aspekt des umfangreichen Themas festlegen, eventuell<br />

Theorien zur Experten-Laien-Kommunikation heranziehen, Zweitkorrektor nach<br />

Passung zum Thema auswählen<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

254


03.06.2008<br />

10:30-11:30<br />

Beratung zur B.A.-Arbeit - Untersuchung einer Website<br />

(Erstkorrektorin: Frau Prof. Dr. Christiane Eilders)<br />

Problem:: Eingrenzung des Themas, zusätzlich zum Konzept einer neuen Website auch<br />

noch eine Befragung? (Wäre nur möglich mit 3-5 Usern)<br />

Empfehlungen: Sich nur auf die Bearbeitung der Webseite zu konzentrieren, da eine<br />

Befragung <strong>von</strong> nur fünf Personen nicht ausreichend wäre, um sie zu verallgemeinern --><br />

Lieber eine Sache richtig bearbeiten und tiefgründig, als zwei ungenaue Untersuchungen<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

E-Mail-Beratungen<br />

08.05.2008<br />

Beratung zu Zitationsweisen:<br />

Problem: Die Studentin ist sich nicht sicher, ob sie <strong>im</strong> Folgenden korrekt zitiert hat:<br />

1.Fall: ein Artikel auf der Internetseite checkpoint elearning ohne<br />

Autorangabe: bei verweis <strong>im</strong> text schreibt sie dann checkpoint elearning<br />

(also die jeweilige Institution, Herausgeberseite), Artikeltitel, Url,<br />

Stand) oder Frage danach, ob auch recht da bspw. checkpoint elearning und die<br />

ausführliche<br />

Angabe ins Literaturverzeichnis zu stellen.<br />

2.Fall: Ein Artikel mit Autorenangabe: hier die gleiche frage: schreibt sie<br />

<strong>im</strong> Text: Maier, Titel, Url, stand oder genügt nur Maier und der<br />

Verweis steht <strong>im</strong> LV?<br />

3.und letzter Fall: wenn sie keinen Artikel zitiert, sondern eine Aussage auf einer<br />

Homepage, bspw zu S<strong>im</strong>city <strong>von</strong> der Seite s<strong>im</strong>city.de, schreibt sie dann <strong>im</strong> text nur<br />

die url hin (www.s<strong>im</strong>city.de, stand)!? Wenn sie nun öfters diese Grundseite hat, aber<br />

einmal mit: /Story, einmal mit: /Inhalt muss sie dann jedes Mal den kompletten url<br />

auflisten oder geht das auch mit: ebenda, Menüpunkt „Story“ oder so ähnlich? Oder<br />

wie macht sie das in dem Fall?<br />

Empfehlungen:<br />

1.Fall: Genau, ‚Details in der Quellenangabe, <strong>im</strong> Text nur die Organisation und das<br />

Jahr<br />

2.Fall: Nur den Autor und das Jahr, ist kein Datum ersichtlich, schreibt man "ohne<br />

Datum"<br />

3. und letzter Fall: Ich würde die URL in den Text schreiben.<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

255


08.05.2008<br />

Beratung zur BA-Arbeit mit dem Thema: „Selbstdarstellung durch YOUTUBE:<br />

Intentionen, Ziele und Erfolge der Akteure<br />

Problem:<br />

a) beschränkt auf Kategorie "Musik" OK?<br />

b) Forschungsfragen an User OK?<br />

Forschungsfragen:<br />

1. Mit welcher Absicht stellen die User ihre Videos, mit denen sie sich selbst<br />

präsentieren ins Netz?<br />

2. Welche Ziele verfolgen sie damit?<br />

3. Hatten sie in irgendeiner Weise schon einmal Erfolg damit? (z.B. eine Hip-Hop<br />

Band wollte sie als Sänger oder Gitarrist haben, sie haben positives Feedback <strong>von</strong><br />

anderen bekommen --> was jeder persönlich als Erfolg empfindet ist natürlich<br />

Einstellungssache und werde ich selbst nicht bewerten können)<br />

Weitere Probleme:<br />

c) nicht genügend Buch- Literatur zu den Schlagworten Selbstverwirklichung" oder<br />

"Selbstdarstellung" (nur ein Buch - "Psychologie des "Selbst" " <strong>von</strong> Mummendey<br />

Hans Dieter) und unter dem Stichwort "Selbstoffenbarung" nur Theologie- Bücher.<br />

d) Ist es besser 20-25 Online-Fragebögen zu machen oder 8-10 Telefon- Interviews zu<br />

führen?<br />

e) Könnte man durchaus Interviews führen, man erhält aber wahrscheinlich weniger<br />

"hard facts" als bei den 20 Fragebögen<br />

Empfehlungen:<br />

a) Ja<br />

b) Ja<br />

c) Da sollte es jede Menge geben, wenn eher nach Begriffen wie Identitätsentwicklung<br />

und<br />

Selbstkonzept gesucht werden. In der klassischen Medienpädagogik-Literatur (eher<br />

in Richtung Medienerziehung gehend) wird die Frage der Nutzung <strong>von</strong> Medien zur<br />

Identitätsentwicklung viel untersucht (einschlägig sind z.B. die Zeitschrift merz oder<br />

Publikationen aus dem KoPaed Verlag). Das ist zwar nicht das ganz Gleiche, aber<br />

darin liegt die Herausforderung: Anhand bestehender Theorien und Studien eine<br />

Brücke zu leicht anderen Zielen zu schlagen - das ist dann ja auch die Eigenleistung.<br />

d) Letzteres, denn eine Online-Befragung ist nur sinnvoll, wenn auch eine<br />

vergleichsweise große Zahl erreicht werden kann (mind. 80-100)<br />

e) Was ist gemeint mit "hard facts"? Empfehlung, dass sich die Studentin zwingend<br />

mit<br />

verschiedenen Erhebungsmethoden beschäftigen müssen, um richtig einschätzen zu<br />

können, welche Methode für welche Ziele die geeignete ist. Sie sollte auch auf jeden<br />

256


Fall den Kurs zur qual. Sozialforschung besuchen.<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

10.05.2008<br />

Beratung zur BA-Arbeit mit dem Thema: „Wissensmanagement für neue<br />

Mitarbeiter“<br />

Problem: Unst<strong>im</strong>migkeiten in der Arbeit:<br />

1. Unsicherheiten nach Kritiken be<strong>im</strong> Vorstellen der BA-Arbeit: Hauptsächliche<br />

Kritikpunkte des ursprünglichen Exposés waren:<br />

a) Viel zu umfassend und <strong>im</strong> Zeitrahmen <strong>von</strong> drei Monaten nicht machbar<br />

b) Der theoretische Hintergrund (Herzberg, vgl. Exposé) passt nicht - besser wäre<br />

evtl. die<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mungstheorie nach Deci & Ryan<br />

c) Das Thema WM sollte stärker einbezogen werden - Doch welchen Umfang soll das<br />

Thema Motivation (siehe 2) überhaupt <strong>im</strong> Vergleich zum WM haben? Studentin ist<br />

sehr verunsichert.<br />

d) Ich sollte den Schwerpunkt des emp. Teils auf die Bedarfserhebung der MA legen<br />

(also quasi auf die IST-Analyse)<br />

Unsicher zum ursprünglichen Konzept - fraglich ob dieses auch passend und<br />

machbar ist.<br />

Empfehlungen:<br />

1. Solche Diskussionen dienen der Anregung und oft genug sind es auch wichtige<br />

Impulse für Dinge, die man selbst vorab nicht bedacht hat. Trotzdem entscheidet<br />

jeder danach natürlich selbst, was <strong>von</strong> den diskutierten Punkten aufgenommen wird<br />

und was nicht. Aufwand ist etwas Relatives und ergibt sich aus den faktisch<br />

erforderlichen Arbeiten und dem Engagement und dem persönlichen Arbeitsstil.<br />

a) Wenn die Studentin sich die Interviews zutraut, dann sollte sie diese auch machen.<br />

Vielleicht ist es da Beste, Sie führt mal zwei Interviews und setzen sich dann noch<br />

einmal mit der Frage der absoluten Anzahl auseinander. In der Tat nehmen 30minütige<br />

Interviews SEHR viel Zeit in Anspruch; und richtig ist die Rückmeldung<br />

aus dem Seminar, dass dies den Rahmen der BA-Arbeit zeitlich leicht sprengen kann.<br />

Es kommt auf die Art der Interviews an.<br />

b) Entscheidend ist nicht, welche Theorie die Studentin n<strong>im</strong>mt, sondern wie gut sie<br />

deren Einsatz <strong>im</strong> Hinblick auf ihre Fragestellung begründen kann.<br />

c) Da WM Hauptthema, sollte es inhaltlich auch überwiegen. Oder alternativ den<br />

Titel ändern und dann eher die Motivation ins Zentrum rücken.<br />

d) Im Konzept bisher unklar, welchen Stellenwert in der "Konzeption" das WM-<br />

Instrument einnehmen soll - Allenfalls sollte sie erste Ideen und Grundzüge folgern<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

257


14.05.2008<br />

Beratung zu Notizen und Problemstellung der BA-Arbeit<br />

Problem: Darstellung der Notizen und Fragen:<br />

Wie gehen Studenten mit Informationen um? Wie ordnen sie die gefundenen<br />

Informationen?<br />

Wie organisiert man die Informationen, die man bereits kennt bzw. gefunden hat<br />

geschickt, also damit man sie wiederfindet? (--> keeping found things found)<br />

Befragung: entweder qualitative Interviews oder evtl. Fragebogen<br />

z.B. Gruppeninterviews mit Erstsemestern, bereits fortgeschrittenen Studenten und<br />

Absolventen (--> unterschiedliche Lerntypen und unterschiedliche Strategien<br />

aufgrund der<br />

Studiendauer/Erfahrung? --> evtl. Evolution und: Abschlusskandidaten haben<br />

bereits Info während des Studiums gesammelt --> wie greifen sie heute darauf zu?)<br />

theoretische Fundierung: persönliches Wissensmanagement, Lerntypen <strong>im</strong><br />

Wissensmanagement, Wissen und Lernen?, Informationsmanagement, Personal<br />

Information Retrieval?<br />

wichtig: Abgrenzung zu "Wie finden/suchen Studenten Information" bzw. wie<br />

organisieren sie bereits gefundene Information bzw. verfahren damit weiter?<br />

Wie ist die genaue Fragestellung?<br />

Empfehlungen:<br />

Fokus auf "Keeping found things found"<br />

Online-Literaturempfehlung zu Persönliches Informations Management und<br />

personal information retrival:<br />

http://www.cs.helsinki.fi/u/linden/teaching/irr06/drafts/fredrik_bostrom_pir.pdf<br />

http://www.infonortics.com/searchengines/sh05/slides/dumais.pdf<br />

http://cs.anu.edu.au/~Paul.Thomas/thomas-dc.pdf<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

21.05.2008<br />

Beratung zu Theorien bei Food Force<br />

Problem:<br />

- bei food force sollen lernziele herausgearbeitet werden, z. B. „aufklärung über den<br />

hunger“<br />

- dazu sollen theorien gefunden werden, doch welche?<br />

- evtl. zu kognitiven lernzielen und einstellungsveränderung?<br />

- Gibt es Autorentipps, Schlagwörter oder ähnliches?<br />

Bin nämlich total ratlos…<br />

Empfehlungen:<br />

258


- Zuerst die Lernziele analysieren<br />

- danach Beschreibungen der Pressemitteilungen zum Spiel durchgehen oder die<br />

Durchsicht der jeweiligen Module selbst erarbeiten --> Lernziele des Spiels<br />

- es gibt ca. 80 Lerntheorien --> die zum E-Learning oder Blended Learning ist am<br />

Besten geeignet Buchempfehlungen: "Blended Learning in der Lehrerbildung" und<br />

"Didaktische Innovation durch Blended Learning" <strong>von</strong> Gabi Reinmann und<br />

"Instructural Design: Theories and Models"<br />

- Aus der Theorie schauen, wie das Lernen ermöglicht wird und überprüfen, ob diese<br />

Charakteristika in "Food Force" angewendet werden --> Somit wird beschrieben,<br />

wie mit "Food Force" aus theoretischem Hintergrund gelernt wird<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

01.06.2008<br />

Frage zur Literaturangabe<br />

Problem:<br />

Muss die Literatur eines Herausgeberwerkes als "Ganzes angegeben werden, z.B. six,<br />

gleich, g<strong>im</strong>mler, oder nur maier, in six, gleich, g<strong>im</strong>mler, also nur den jeweiligen<br />

beitrag? Oder beides?<br />

Empfehlungen:<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

07.06.2008<br />

Frage zur Literaturangabe<br />

Problem/ Frage:<br />

1. Ist es besser englische Zitate zu übersetzen (evtl. auf Kosten der Aussagekraft) oder<br />

soll man sie (evtl. zu Ungunsten der Verständlichkeit) <strong>im</strong> Englischen belassen?<br />

2. Wie lang darf die Ba-Arbeit max<strong>im</strong>al sein?<br />

3. Sind Formalia wie Deckblatt/Inhaltsangabe/Literaturverzeichnis... auch in der<br />

Seitenangabe enthalten?<br />

Empfehlungen:<br />

Zu 1. Das ist beides möglich, wobei infolge einer Übersetzung keineswegs die<br />

Aussagekraft leiden muss.<br />

Zu 2. 60 Seiten - wenn es ein paar Seiten mehr sind, ist es in Medpäd aber auch nicht<br />

schl<strong>im</strong>m.<br />

Zu 3. Nur Deckblatt nicht. Da sind aber Richtgrößen, denn es kommt ja auch auf das<br />

Layout an.<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

09.06.2008<br />

259


Frage zu Fußnoten<br />

Problem/ Frage:<br />

Kann man in Fußnoten Abmachungen mit Dozenten notieren?<br />

Empfehlungen:<br />

Abmachungen in Fußnoten zu notieren ist nicht üblich. Abmachungen mit anderen<br />

Dozenten können der Professorin in einer Mail o.ä. mitgeteilt werden.<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

09.06.2008<br />

Frage zu Literatur<br />

Problem/ Frage:<br />

Im MuK aktuell Seminar wurde das "Stufenmodell der Kommunikation" <strong>von</strong> Dewey<br />

erwähnt. Wie genau ist der Titel des Buches <strong>von</strong> Dewey oder die Signatur der Bib?<br />

Empfehlungen:<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

09.06.2008<br />

Frage zur Exposé<br />

Problem/ Frage:<br />

1. Bisher <strong>im</strong> Exposé: Idee, Inhalt, Theorieteil, Forschungziel, Forschungsfragen,<br />

Untersuchungsmethode, Interviewfragen, Basisliteratur. Fehlt da noch was?<br />

2. Genügt es, wenn man auf dem gelben Anmeldeformular NUR den Titel OHNE<br />

Untertitel angibt, weil der sich ständig ändert?<br />

Empfehlungen:<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

13.06.2008<br />

Beratung zur BA-Arbeit zu Lehrerblogs<br />

Problem: Theoretische Grundlage als Selbstbest<strong>im</strong>mungstheorie nach Deci und Ryan<br />

und Studien zu ersten empirischen Ergebnissen <strong>von</strong> Weblogs ausreichend?<br />

Bisher formulierte Fragen in Ordnung oder zu s<strong>im</strong>pel?<br />

Ist es OK, das Kapitel: "Anwendung der Selbstbest<strong>im</strong>mungstheorie auf Weblogs"<br />

nur auf eine einzige Quelle und eigenen Überlegungen zu stützen, da andere nicht<br />

vorhanden sind?<br />

Es ist nicht einfach herauszufinden, wie viele Lehrerblogs es in Deutschland gibt.<br />

Studentin ist so vorgegangen, dass sie bei google, technorati und mr. wong nach<br />

Stickworten wie "lehrer + blog" gesucht hat. Außerdem habe ich die Blogroll jedes<br />

Lehrerblogs, den sie gefunden hat, nach weiteren Links zu Lehrerblogs durchsucht -<br />

inzwischen auf 64 Lehrerblogs gekommen. Ist das Vorgehen so in Ordnung?<br />

260


Empfehlungen:<br />

Bedenken können aufgeräumt werden, Gliederung ist rund. Fragestellung ist gut.<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

13.06.2008<br />

Beratung zum Finden eines Erstprüfers<br />

Problem:<br />

Besuch des Semiars "Medien und Kommunikation aktuell", doch keinen Korrektor: Frau<br />

Eilders ist ausgebucht, Herr Hausmanninger ist ausgebucht, Thema passt allerdings nicht<br />

in die MedPäd<br />

13.06.2008<br />

Beratung zum Finden eines Zweitprüfers<br />

Problem:<br />

Suche nach Zweitprüfer, gibt es Empfehlungen?<br />

Empfehlungen:<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

16.06.2008<br />

Beratung zum Online-Fragebogen<br />

Problem:<br />

Studentin will Online-Beratung durchführen. Wie kann der Fragebogen erstellt und<br />

online gestellt werden?<br />

Welche Form als Ergebnisse - Excel- oder SPSS-Dateien oder andere?<br />

Empfehlungen:<br />

Beurteilung der Beratung: Studentin war mit der Beratung zufrieden<br />

19.06.2008 - 23.06.08<br />

Beratung zur Befragung in der BA-Arbeit<br />

Problem 1:<br />

- Vorhaben, bei der AugsburgerAllgemeinen eine quantitative Umfrage zur<br />

Identifikation mit dem Unternehmen zu machen<br />

- bisher sollten 100-150 Mitarbeiter (mit einem anonymen Fragebogen) befragt<br />

werden --> Es arbeiten ca 800 Personen <strong>im</strong> zu befragenden Bereich<br />

- Jetzt nicht mehr möglich, da der Betriebsat sich quer stellt<br />

Frage:<br />

Möglich, nur eine kleinerer Stichprobe <strong>von</strong> ca. 20-25 Leuten (max. 50) persönlich zu<br />

befragen, oder sinnlos und nicht mehr repräsentativ<br />

Empfehlungen 1:<br />

261


- Nochmal mit dem Betriebsrat sprechen<br />

- Falls negative Antowrt, die kleinere Stichprobe machen --> Darin die Fragen etwas<br />

anders setzen, min<strong>im</strong>ieren und den Fokus/ die Forschungsfrage nach der Methode<br />

ausrichten<br />

Problem 2:<br />

Es geht dem Betriebsrat nicht darum, dass die Anonymität angezweifelt wird sondern<br />

man hat "Angst" wie die Ergebnisse ausgelegt werden können. Sollte das Ergebniss<br />

nun positiv oder negativ ausfallen, könnten ja entweder Geschäftsführung oder<br />

Betriebsrat diese bei der nächsten Tarifverhandlung "benutzen". Also<br />

unternehmenspolitische Interessen die sich da ggf. irgendwie verquer kommen<br />

könnten.<br />

Die Alternative ist jetzt den Fragebogen, <strong>im</strong> persönlichen Interview mit ausgewählten<br />

Mitarbeitern (20-30Stk.) durchzugehen.<br />

Bei den Fragen wurde bisher <strong>von</strong> einem anonymen Fragebogen ausgegangen, daher<br />

die Frage, wie dieser angepasst werden muss<br />

- Fragebogen muss bis zum nächsten Tag eingereicht werden.<br />

Frage: Die aktuellen Fragen einreichen, da die Zeit fehlt, etwas zu verändern?<br />

Empfehlungen 2:<br />

- Interviews <strong>im</strong> bestehenden Fragebogen als Leitfaden verwenden<br />

- bei den Einzelinterviews dann nicht an die einzelnen Fragen klammern, sondern je<br />

nach Gespräch<br />

und Erkenntnisfortschritt die Fragen gezielt auswählen<br />

Beurteilung der Beratung: Student war mit der Beratung zufrieden<br />

262


Feldbeobachtungen MuK aktuell Zusammenfassung Wintersemester 07/08 und<br />

Sommersemester 08<br />

Vorgestellte Arbeiten: 25 BA-Arbeiten und 10 Master-Arbeiten<br />

Hauptinhalte/Probleme: Beispiele Anzahl<br />

Probleme bei der<br />

- Visualisierung mangelhaft<br />

5<br />

PowerPoint-Präsentation - Schlechte Farbwahl<br />

- Schriftwahl oder – farbe unbefriedigend<br />

- Überladen<br />

- Schriftgröße<br />

Probleme bei der<br />

Themeneingrenzung:<br />

10<br />

Probleme be<strong>im</strong> Finden der - Eingrenzung<br />

12<br />

Forschungsfrage:<br />

- Operationalisierung<br />

- Formulieren der Fragestellung<br />

- zu unpräzise<br />

Fragen zu Methoden - Welche Methode ist sinnvoll zur<br />

Durchführung de Empirie?<br />

20<br />

- Notwendig?<br />

- Zu aufwendig?<br />

Fragen zur Recherche/<br />

- Wie mache ich eine Materialsammlung? 6<br />

Literatur<br />

- Wo gibt es Literatur zum Theorieteil?<br />

- Internetrecherche/ Bibliotheksrecherche<br />

Probleme bei Realisierung - Eingrenzungsprobleme<br />

6<br />

der Arbeit<br />

- Umfang und Ausführung nicht fassbar<br />

- Suche nach Instrumenten<br />

- Wie kann alles(Literatur, Theorie + Empirie)<br />

in eine Arbeit zusammengebracht werden?<br />

Fragen zu Formalia/<br />

- Ich-Form?<br />

2<br />

Schreibweise<br />

- Welche Leserschaft?<br />

- Einbeziehung der eigenen Meinung?<br />

Fehlende theoretische<br />

- Problem des Verständnisses <strong>von</strong><br />

1<br />

Grundlagen<br />

Grundbegriffen wie Empirie, Theorie, Praxis,<br />

Auswertung etc.<br />

263


Feldbeobachtungen MuK aktuell Wintersemester 07/08 und Sommersemester 08<br />

Feldtagebuch<br />

WS 07/08<br />

26.10.07<br />

Referat zur BA Arbeit<br />

PPT Visualisierung mangelhaft – Farbwahl schlecht (gelb auf hellblau)<br />

Fragen:<br />

Themenwahl ok für BA?<br />

Wie mache ich eine Materialsammlung?<br />

Themeneingrenzung<br />

Kernfrage erarbeiten<br />

Realisierung der Arbeit - steht in Zusammenhang mit Eingrenzung<br />

Wahl der Methodik<br />

Frage nach dem Leser der Arbeit: Laie, Gutachter, man selber – Stil, Ausführung,<br />

Konzepte, Frage da<strong>von</strong> abhängig<br />

Einbeziehung der eigenen Meinung – wo, wie, darf man das?<br />

23.11.07<br />

Referat zur MA Arbeit<br />

Schrift zu klein und zu hell, Medien nicht korrekt eingebunden<br />

Themenfindung und –eingrenzung ok, vorheriges Wissen der BA Arbeit?<br />

Fragen zur Methode – mehrere zur Lösung der Frage möglich<br />

Wichtig: Frage bedingt den Methodeneinsatz<br />

Definition der Begriffe wichtig<br />

Fragen zur Stand der Forschung<br />

Referat zur BA Arbeit<br />

Mediengestalterin<br />

Probleme der Themeneingrenzung<br />

30.11.07<br />

Referat zur BA Arbeit,<br />

Präsentation: Thema World of Warcraft<br />

264


Gelbe Schrift auf weißem Hintergrund schlecht lesbar – Farbwahl durch Wahl des Themas<br />

WoW (gelb-grünes Logo)<br />

Probleme der Themeneingrenzung – 7 mögliche Themenfelder wurden erarbeitet, daraus<br />

Ziel einer Metaanalyse <strong>von</strong> bestehenden Studien zu WoW<br />

Probleme bei der Wahl der Methode und Fragen zur Durchführung <strong>von</strong> Metaanalysen<br />

Problem bei theor. Grundlagen: welche Aspekte sind interessant?<br />

Fragen zur Recherche: Bib, Dipl. Arbeiten, Internet?<br />

System der Analyse: Studien, welche, wie viele, Kategorisierung, Datengrundlage<br />

Problem des Verständnisses der Begriffe <strong>von</strong> Empirie, Theorie, Praxis, Auswertung etc<br />

1.2.2008<br />

Referat zur MA Arbeit<br />

Präentation gut, Forschungsfeld klar<br />

Fragen: Eingrenzen des Forschungsfeldes, Finden <strong>von</strong> Instrumenten/Methoden<br />

265


SoSe 08<br />

07.12.07<br />

Referat MA Arbeit<br />

Thema: Information overload <strong>im</strong> Kontext Studium (Kristin Oehl)<br />

Präsentation gut, verständliche Visualisierungen<br />

Forschungsfrage und –ziel ausgearbeitet<br />

Vorstellen eines Modells und Untersuchungsdesign<br />

Probleme: Fragestellung muss konkreter sein<br />

Nebeneffekt der Diskussion: Studenten fühlen sich in der Bibliothek mehr<br />

überfordert als bei Internetrecherche weil sie sich “<strong>im</strong> Netz besser auskennen” und<br />

die dort vorhandenen Seiten besser bewerten können<br />

07.12.07<br />

Referat MA Arbeit<br />

Wissensmanagement <strong>im</strong> Journalismus<br />

Präsentation ok<br />

Problem der Themeneingrenzung, methodisches Vorgehen (Fragebogen, Interviews,<br />

Beobachtung…)<br />

14.12.07<br />

Referat MA Arbeit<br />

Präsentation überladen durch Background Image<br />

Problem bei Eingrenzung der Forschungsfrage; qualitativer und quantitativer Teil zu<br />

umfangreich<br />

14.12.07<br />

Referat BA Arbeit<br />

Präsentation gut, Ausgewogenheit der Arbeit hinkt etwas, eigentliche Frage nicht ganz<br />

klar, Gliederung zu kleinschrittig, Problem der Eingrenzung der Forschungsfragen<br />

14.12.07<br />

BA Arbeit<br />

Präsentation gut, Problem der Themeneingrenzung, Fragen zur Methode<br />

266


11.1. 07<br />

Referat BA Arbeit<br />

Themeneingrenzung, Forschungsfragen formulieren und zusammenfassen, Fragen zur<br />

Durchführung der Empirie (face-to-face oder Telefoninterviews, Auswahl der<br />

Interviewpartner)<br />

Allgemeine Fragen der Studierenden:<br />

Müssen Interviews transkribiert werden? Wo füge ich das ein in der fertigen Arbeit?<br />

Müssen betrachtete Studien beigefügt werden, die schwer zu finden sind?<br />

Auf Formalia achten wie Grammatik, Rechtschreibung<br />

Fragen <strong>von</strong> Gabi: was war Studis am Kurs wicthtig bisher? Was hat am meisten<br />

gebracht für die Abschlussarbeit?<br />

Einschränken der Arbeit (was man macht, warum, wieviel man sich zumutet)<br />

Man braucht eine präzise Fragestellung, Forschungsfragen, ein konkretes Ziel<br />

Begründung der Vorgehensweise<br />

Gedanken zum Aufbau, eher zunächst großschrittig vorgehen, keine kleine<br />

Gliederung, nur Strukturieren, nicht zu früh eine starre Gliederung, eher Mindmaps<br />

bzw. Visuelle Übersicht<br />

Schreiben/Begriffe/Definitionen: nicht bei Adam und Eva anfangen, sondern für ein<br />

wiss. Vorgebildetes Publikum jedoch keine Experten, kein journalistischer Beitrag,<br />

Fachbegriffe verwenden. Kein Erzählstil, Ich-Form ok<br />

Eigenleistung der Arbeit muss erkennbar sein und der Arbeit angepasst sein (nicht<br />

nur Hausarbeit oder Referat)<br />

Methodik muss sitzen, da die Arbeitsbetreuung keine Methodikunterrichtung sein<br />

kann. Also vorher reinlesen, in alte Unterlagen schauen<br />

Auf Sprache achten<br />

Zeitmanagement<br />

18.1.08<br />

Referat MA Arbeit<br />

Finden der Forschungsfrage, Forschungsziel, da Thema aus der Praxis<br />

267


30.04.08<br />

Referat BA Arbeit<br />

Jasmin<br />

Fragen zu Methode (Gruppendiskussion oder Einzelinterviews)<br />

Referat BA Arbeit<br />

zu Handynutzung<br />

Eingrenzen des Forschungsthemas, Literatur<br />

07.05.08<br />

Referat MA Arbeit<br />

Hannah<br />

Methode besprochen<br />

Referat BA Arbeit<br />

Serious Games<br />

Methoden, Definitionen, Umfang, Theorien, wie alles zusammenbringen und eine<br />

Untersuchung durchführen bzw Literatur, Theorie un Empire zusammen bringen<br />

Referat BA Arbeit<br />

Wissensmanagement für neue Mitarbeiter<br />

Umfang der Arbeit, Methode, Ausarbeitung (Körnung), Umfang der Interviews, Literatur,<br />

Theorie<br />

21.05.08<br />

Referat MA Arbeit<br />

Forschungsfeld sehr breit, Forschungsfragen zu breit gefasst<br />

Methode wurde bereits überarbeitet<br />

6 Theorien<br />

1Methoden an Theorien anpassen?<br />

Kein klares Ziel der Forschung<br />

Referat BA Arbeit<br />

Forschungsinteresse dargestellt, Unterstützung bei konkreter Eingrenzun, Methoden<br />

268


Referat BA Arbeit<br />

Fandom als Motivation, Artefakte zu schaffen<br />

Komplexes Thema<br />

Forschungsfragen nicht präzise, Forschungsfeld sehr groß<br />

28.05.08<br />

Referat MA Arbeit<br />

Thema sehr breit, Methode und Lösungsmöglichkeit auf unterschiedlicher logischer Ebene,<br />

Methode nicht ganz klar<br />

04.06.08<br />

Referat BA Arbeit<br />

Präsentation überladen und zu klein<br />

Vorstellen des Exposes<br />

Ablesen des Exposes, das auch auf den Folien ganz abgebildet ist<br />

Forschungsfragen fehlen, Methode noch unklar, Eingrenzung nicht erfolgt<br />

Referat BA Arbeit<br />

Gute Eingrenzung, Forschungsfragen schön definiert, Fragen zur Methode<br />

11.06.08<br />

Exposè Besprechung<br />

Motivationsansprache, Mut machen<br />

Referat BA Arbeit<br />

Präsi gut, Fragen zur Methode, Frage, ob praktische Umsetzung notwendig bzw zu<br />

aufwendig<br />

Referat BA Arbeit<br />

Zweite Vorstellung des Themas, Gute Präsi, Thema klar vorgestellt, Thema eingegrenzt,<br />

Forschung gut erklärt, Probleme bei heranziehen der Theorie<br />

Referat BA Arbeit<br />

Zweite Vorstellung des Themas, Gute Vorstellung des Themas und Themeneingrenzung,<br />

Fragen zur Methode (Auswerten <strong>von</strong> Chatprotokollen)<br />

269


18.6.08<br />

Referat BA Arbeit<br />

Fragen zu Themeingrenzung, Fragen zu Methode (Qualitative Interviews), Woher Lit<br />

beschaffen, wie ausführlich Theorie ausführen<br />

Referat BA Arbeit<br />

Gute Eingrenzung des Themas, Unterfragen noch nich konzise genug, Fragen ok, Empirie<br />

bereits grundlegend ausgedacht, Fragen: wie ausführlich Theorie aufzeigen, Fragen zur<br />

Operationalisierung der Forschungsfragen<br />

Referat BA Arbeit<br />

Probleme be<strong>im</strong> Eingrenzen der Forschungsfragen, Methoden<br />

25.6.08<br />

Referat MA Arbeit<br />

Gute Ausarbeitung, Forschungsfragen umfangreich aber bearbeitbar, gute Vorbereitung<br />

Referat BA Arbeit<br />

Vorstellung des Themas, guter Überblick, Ideen fundiert, Fragen zu Methdode<br />

Referat BA Arbeit<br />

Themeneingrenzung, Fragen zur Methode, Fragen zu Theorie (welche, wie ausführlich<br />

besschreiben)<br />

2.7.08<br />

Referat BA Arbeit<br />

Alena<br />

Themeneingrenzung gut<br />

Fragen zu Methode (Fragebogen, teilstrukturiert, narrative Interviews, Theorie zu wenig,<br />

was tun? PKM, WM, PIM …<br />

Referat BA Arbeit<br />

Fragen zu Transkription, Methoden generell<br />

270


Anhang zu Kapitel 3.3<br />

Fragebogen der ersten Online-Umfrage<br />

271


272


273


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275


276


277


278


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280


Anhang zu Kapitel 3.4<br />

Fragebogen der zweiten Online-Umfrage<br />

281


282


283


284


285


286


287


Anhang zu Kapitel 3.4<br />

Leitfragenorientierte Interviews - Interviewleitfaden<br />

Dieses Interview dient dazu, das Lehrangebot der Uni Augsburg zu verbessern. Es gibt<br />

keine richtigen oder falschen Antworten, es geht lediglich darum, deine Meinung zu hören,<br />

wie die Lehre verbessert werden kann. Deine Antworten werden vertraulich behandelt und<br />

anonymisiert. Das Interview wird aufgezeichnet und die Daten für wissenschaftliche<br />

Zwecke verwendet. Bist du damit einverstanden?<br />

Wie bist du zum ersten Mal mit dem wissenschaftlichen Arbeiten konfrontiert worden?<br />

(z.B. Hausarbeit, Referat)<br />

Wie hat sich das in deinem Studium fortgesetzt? (Anzahl der Arbeiten hat zugenommen,<br />

Komplexität der Inhalte größer)<br />

Wo hattest du Probleme? (Eher bei der Recherche, be<strong>im</strong> Schreiben, be<strong>im</strong> Referieren, mit<br />

Powerpoint)<br />

Wie hast du auftretende Probleme gelöst? (mit Kommilitonen, trial-and-error, Dozenten<br />

gefragt, online nachgesehen)<br />

Wie hast du die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um deine ersten<br />

Aufgaben zu lösen?<br />

Wo würdest du dir Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe deines Studiums? (Bei<br />

Recherche, be<strong>im</strong> Schreiben…)<br />

Wie sollte die Unterstützung aussehen? (Kurse zur Einführung, Online-Ressource, mehr<br />

Sprechstunden, mehr Feedback…)<br />

Wie hat sich dein Verhalten in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten verändert? (mehr<br />

oder weniger Recherche, bessere Qualität der Recherche, mehr Übung <strong>im</strong> Schreiben<br />

bekommen, weniger Probleme <strong>im</strong> Lauf des Studiums, mehr Interesse, mir Inhalte<br />

288


wissenschaftlich zu erschliessen…)<br />

Interviewtransskripte<br />

Interview i-Literacy Person A<br />

Fachsemester 3. / Bachelor<br />

Alter 25<br />

Geschlecht männlich<br />

Interviewer: Wie bist du zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert worden?<br />

Kannst du dich da noch dran erinnern?<br />

A.: Das war glaub ich sogar noch zu Schulzeiten auf dem Gymnasium. Ich habe da eine sehr coole<br />

Lehrerin gehabt, die sehr sehr viel Wert darauf gelegt hat, Pr<strong>im</strong>ärliteratur zu verwenden, das richtig<br />

zu zitieren und so weiter. Also ich würde mal sagen, das ist dann so der erste Kontakt gewesen.<br />

Interviewer: Okay. Und was war das? Eine Hausarbeit oder?<br />

A.: Das hat sie bei ihren Referaten gefordert und <strong>von</strong> daher war das ziemlich sicher auch eine<br />

Hilfe.<br />

Interviewer: Und <strong>im</strong> Studium?<br />

A.: Im Studium, ja klar auch auf jeden Fall, bei Hausarbeiten aber auch schon dann bei Referaten.<br />

Ansonsten ist es so gewesen, dass bei mir früher bei Informatik nicht so viel drauf Wert gelegt<br />

wurde. Weil es da eher Programmieren war und das sind dann praktische Aufgaben und da ist es<br />

dann nicht so, dass du wirklich mit Literatur zu tun hast.<br />

Interviewer: Okay. Und wie kamst du dann zurecht damals?<br />

A.: Damals war es sehr ungewohnt, gerade zur Schule ist das ja mal ganz was anderes. Aber<br />

dadurch, dass die Lehrerin das, sag ich mal, gut gehandhabt hat und gut mit geholfen hat und Tips<br />

gegeben hat, war das eigentlich ganz okay. Es ging eigentlich.<br />

Interviewer: Wie würdest du denn sagen, hat sich das in deinem ganzen Studium fortgesetzt? Hat<br />

sich irgendetwas verändert an der Art des wissenschaftlichen Arbeitens?<br />

A.: Ja klar, auf jeden Fall. Also es hat sich schon sehr professionalisiert. Es ist einfach wirklich<br />

richtiges wissenschaftliches Arbeiten, so wie es sich halt eben an der Uni gehört. Und man achtet<br />

natürlich auch wesentlich mehr darauf. Es ist schon komplexer geworden.<br />

289


Interviewer: Was verstehst du unter "hat sich professionalisiert"?<br />

A.: Ja, dass halt einfach wirklich richtig zitiert wird, zum Beispiel. Dass richtige Recherche <strong>im</strong><br />

Vorfeld stattfindet. Dass man sich wirklich auch überlegt, welche Bereiche der Literatur muss ich<br />

mir jetzt anschauen und so weiter und so fort. Also da gehört einfach wesentlich mehr dazu.<br />

Interviewer: Wie sieht es denn mit dem Umfang aus oder allgemein der Anzahl <strong>von</strong><br />

wissenschaftlichen Arbeiten? Hat sich da irgendetwas verändert <strong>im</strong> Laufe deines Studiums?<br />

A.: Ja klar. Also jetzt gerade bei MuK ist es wesentlich mehr als, wie ich schon vorher gesagt habe,<br />

bei Informatik und natürlich auch zu Schulzeiten. Es liegt einfach jetzt auch an der Art des<br />

Studiums. Ja, also es ist halt einfach ein bisschen mehr geworden.<br />

Interviewer: Wo hattest du denn Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten? Hattest du<br />

irgendwelche Probleme? In welchen Bereichen?<br />

A.: Ja, also ein Problem, was ich relativ häufig habe, ist wirklich Pr<strong>im</strong>ärliteratur zu finden,<br />

beziehungsweise Pr<strong>im</strong>ärliteratur zum Thema wirklich als solche zu identifizieren. Weil es ist, finde<br />

ich persönlich, oftmals sehr schwer oder auch nicht unbedingt erkenntlich, dass die Literatur, die<br />

man sich n<strong>im</strong>mt oder die man zur Hand hat, wirklich Pr<strong>im</strong>ärliteratur ist. Oftmals sind das auch<br />

irgendwelche Sammlungen <strong>von</strong> irgendwelchen Arbeiten oder sonst etwas und da ist es natürlich<br />

dann zwar schon gut, die sich quasi als Informationsquelle oder so zu haben, aber als wirkliche<br />

Grundlage oder so ist das natürlich ein bisschen fragwürdig, weil, ist klar, je mehr Leute an<br />

irgendetwas herum schreiben oder irgendwo sich aus verschiedenen Bereichen etwas<br />

zusammensaugen, desto. Es muss nicht <strong>im</strong>mer der Fall sein, aber es kann natürlich sein, dass dann<br />

ein bisschen was verfälscht wird.<br />

Interviewer: Und woran liegt das? Kommst du da nicht ran an die Literatur oder weißt du nicht<br />

wie du suchen sollst? Oder wo liegt das Problem?<br />

A.: Also das ist ganz unterschiedlich. Es kommt auch auf das Thema drauf an. Es gibt einfach aus<br />

meinem Erfahrungsbereich habe ich einfach ein paar Themen erwischt glaube ich, wo es halt ein<br />

bisschen schwierig war, Pr<strong>im</strong>ärliteratur zu finden, also selbst wenn man wirklich weiß, wo man<br />

hätte suchen sollen, gab es halt einfach nicht so viel. Und ansonsten ist es halt auch einfach so, dass<br />

ich persönlich aufgrund dessen, dass ich halt bei Informatik kaum etwas habe suchen müssen, noch<br />

nicht so viel Erfahrung habe. Aber das kommt schon noch.<br />

Interviewer: Okay, also deine Probleme fokussieren sich tatsächlich eher auf die Recherche und<br />

nicht auf den Schreibprozess oder die Darstellung?<br />

A.: Ja, genau. Auf jeden Fall.<br />

290


Interviewer: Wie hast du denn versucht, diese auftretenden Probleme zu lösen?<br />

A.: Gemischt. Zum einen dadurch, dass man noch mal vielleicht bei Freunden oder Bekannten<br />

irgendwie nachfragt oder auch bei Studienkollegen, ob es da vielleicht irgendwo etwas gibt, ob sie<br />

irgendetwas kennen. Weil, klar, wenn ich selber nichts finde, dann schaut man halt, dass man sich<br />

irgendwo selber noch Informationen herzieht, wo man etwas rauskriegt. Und zum anderen, ja, wie<br />

habe ich mir sonst geholfen? Nicht so besonders gut, muss ich sagen.<br />

Interviewer: Okay. Also du hast es dann einfach mal so gemacht.<br />

A.: Genau. Also man schaut halt einfach mal dann, dass man das irgendwie gebacken kriegt. Das<br />

ist dann meistens nicht so die opt<strong>im</strong>alste Lösung. Konkretes Beispiel war, zum Beispiel jetzt<br />

damals in der Schule bei meiner Facharbeit. Das war so ein Thema, wo es relativ schwer war, was<br />

zu finden. Weil es auch ein relativ aktuelles Thema war. Und <strong>im</strong> Nachhinein habe ich dann halt als<br />

Hauptmanko meiner Facharbeit, die dann halt auch ein bisschen die Note heruntergezogen hat, dass<br />

es eben kaum Pr<strong>im</strong>ärliteratur war. Und wie gesagt, wie habe ich mir geholfen? Nicht besonders<br />

gut.<br />

Interviewer: Alles klar. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du am Anfang deines<br />

Studiums, jetzt MuK-Studium, bekommen hast, um diese ersten wissenschaftlichen Aufgaben zu<br />

lösen?<br />

A.: Also die Unterstützung war sehr gut. Also wirklich. Gerade <strong>im</strong> MuK-Studium. Es gibt an allen<br />

Ecken und Enden irgendjemand, der einem zu dem Thema helfen kann. Es ist wirklich gut<br />

organisiert. Also da gibt es auf jeden Fall sehr viel. Ich muss dazu sagen, ich hab jetzt, weil ich ja<br />

noch nicht so lange <strong>im</strong> MuK-Studium bin, noch nicht so viel speziell Hausarbeiten oder so etwas<br />

gehabt. Von daher, war da relativ wenig oder beziehungsweise für die Hausarbeiten, die ich<br />

geschrieben hab, war die Literatur schon vorgegeben und es war einfach noch nicht so viel wirklich<br />

Eigenleistung, was Recherche angeht, vorhanden. Von daher hatte ich da jetzt noch nicht so viel<br />

Kontakt, aber es ist auf jeden Fall so, dass wenn es Probleme geben würde, oder welche auftreten,<br />

auf jeden Fall riesen Unterstützung da ist.<br />

Interviewer: Okay. Aber ist das eher institutionalisierte Unterstützung oder ist das, weil du die<br />

Leute eh kennst und das eher informell ist?<br />

A.: Beides. Also einmal informell, klar, weil ich die Leute irgendwo kenne. Gerade, weil ich ja<br />

auch am Medienlabor als Hiwi tätig bin. Aber auch eben durch Institutionen wie zum Beispiel das<br />

i-Literacy oder eben auch dann Seminare zum wissenschaftlichen Arbeiten, die da auf jeden fall<br />

sehr stark helfen.<br />

Interviewer: Okay und da hast du auch an einem teilgenommen?<br />

291


A.: Nein, Seminar noch nicht. Es war bisher noch nicht notwendig bei mir, aber kommt noch.<br />

Wenn die Bachelorarbeit näher rückt auf jeden Fall.<br />

Interviewer: Okay. Wo würdest du dir denn noch Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums hältst du das für sinnvoll? Das kam ja gerade, klang es schon an, dass du sagst, in den<br />

ersten Semestern scheint es noch nicht so nötig zu sein?<br />

A.: Na ja, was heißt nötig. Ich finde, nötig ist es <strong>im</strong>mer. Also das ganze Studium. Es ist<br />

wahrscheinlich so oder es ist zumindest bei mir so, dass man sich vielleicht in den ersten zwei, drei<br />

Semestern auch gerade weil man Studienanfänger ist, darüber noch nicht so viel Gedanken macht.<br />

Deswegen schiebt man das oder n<strong>im</strong>mt es vielleicht am Anfang noch nicht so wahr. Von daher<br />

wäre es wahrscheinlich, oder ist es wahrscheinlich auch so, dass eher dann wirklich <strong>im</strong> fünften oder<br />

sechsten Semester eher genutzt wird. Aber notwendig oder praktisch nützlich ist es zu jeder Zeit.<br />

Also auf jeden Fall vielleicht auch für Studienanfänger, damit die auch gleich erstmal einen<br />

Einblick kriegen. Ich weiß nicht, wie es mittlerweile an der Schule ist, ich hab das Glück gehabt,<br />

dass meine Kollegstufenleiterin so was eben gezielt fokussiert hat, <strong>von</strong> daher war es jetzt nicht so<br />

ein großer, eine neue Sache. Aber vielleicht für manche Schulabgänger ist es wirklich was<br />

komplett Neues und dann ist es auf jeden Fall sinnvoll.<br />

Interviewer: Okay. Und in welchem Bereich würdest du dir da Unterstützung wünschen?<br />

A.: Ja querbeet. Wirklich alles. Also wie gesagt, es kommt darauf an, wie viel man halt schon<br />

vorher gemacht hat oder was konkret jetzt die individuellen Problemchen sind. Aber ich würde auf<br />

jeden Fall sagen in allen Bereichen.<br />

Interviewer: Okay. Alles klar. Wie sollte denn da die Unterstützung aussehen? Könntest du dir<br />

irgendwie was vorstellen, ob man jetzt Einführungskurse macht oder ob es eine Onlineplattform<br />

gibt oder mehr Sprechstunden oder in welche Richtung kann das gehen?<br />

A.: Also prinzipiell ist natürlich <strong>im</strong>mer am besten wenn es alles gibt. Aber ich denke mal, für<br />

Erstsemester oder Studienanfänger glaube ich wäre einfach mal so eine Veranstaltung gut, wo das<br />

Grundlegendste dargestellt wird. Und für höhere Semester, die dann wirklich konkrete Probleme<br />

haben oder dann gezielt für die Abschlussarbeiten, glaub ich, wäre so ein tutorielles System auf<br />

jeden Fall besser, wo man dann irgendwie Sprechstunden hat oder wirklich eine Betreuung hat.<br />

Interviewer: Wie denkst du denn, hat sich dein ganzes Verhalten in Bezug auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten verändert?<br />

A.: Also ich bin sehr sehr viel gründlicher. Ich nehme mir einfach viel mehr Zeit dafür und<br />

überlege mir halt genauer, was ich da mache.<br />

Interviewer: Okay, also ein bisschen reflektierter alles.<br />

A.: Ja, auf jeden Fall.<br />

292


Interview i-Literacy Person B<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 22<br />

Geschlecht männlich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

worden?<br />

B.: Zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten. Wenn man mal <strong>von</strong> ersten Erfahrungen<br />

vielleicht <strong>im</strong> Rahmen der Facharbeit an der Schule absieht, dann würde ich sagen, dass mir das in<br />

diesem Einführungstutorium <strong>von</strong> MuK erstmals näher gebracht wurde. Also da gab es in meinem<br />

ersten Semester in der ersten Woche so ungefähr vom KW-Lehrstuhl ein Tutorium, in dem unter<br />

anderem wissenschaftliches Arbeiten erklärt wurde. Das war so allgemein, dass man sich <strong>im</strong><br />

Studium zurechtfindet. Und da wurde das auch thematisiert.<br />

Interviewer: Da wurde das thematisiert, aber da hast du noch nichts selbst damit zu tun gehabt?<br />

Wann kam das so?<br />

B.: Nein. Genau, also. Aber auch <strong>im</strong> ersten Semester kam dann logischerweise das erste Referat<br />

irgendwann und die erste Hausarbeit. Also die ganze Antwort wäre: Im ersten Semester. Im Laufe<br />

des ersten Semesters. Vom ersten Kennenlernen bis zum praktischen Anwenden.<br />

Interviewer: Okay. und wie lief das?<br />

B.: Das lief eigentlich relativ gut. Also ich hab mich da jetzt nicht irgendwie total verlassen gefühlt<br />

auf weiter Flur und ahnungslos und so weiter, sondern ich meine, dass ich da ganz gut<br />

klargekommen bin damit. Also eben auch aufgrund dieses Tutoriums, das ich da hatte, wo ich da<br />

entsprechend Zitierweisen und so weiter nachschlagen konnte, war ich nicht ganz ahnungslos.<br />

Interviewer: Okay. und wie hat sich das wissenschaftliche Arbeiten dann so in deinem Studium<br />

fortgesetzt?<br />

B.: Das wissenschaftliche Arbeiten wurde natürlich, ich glaub nicht, dass es besser wurde, ich<br />

glaub nur, dass es <strong>im</strong>mer häufiger wurde. Also ich musste natürlich dann <strong>im</strong>mer mehr Hausarbeiten<br />

und <strong>im</strong>mer mehr Referate, kennt man ja. Und ich glaube aber nicht, dass ich da meine<br />

Kompetenzen da noch wesentlich verbessert habe, fürchte ich. Im Gegenteil bin ich da eher dann<br />

auch auf Probleme gestoßen, dahingehend, dass was weiß ich, verschiedene Zitierweisen mich sehr<br />

belastet haben und zu doch sehr viel Verwirrungen führten und verschiedene sagen wir mal<br />

Richtlinien für wissenschaftliches Arbeiten. So auf organisatorischer Ebene.<br />

293


Interviewer: Ja da sind wir schon bei der nächsten Frage, wo du Probleme hattest, be<strong>im</strong><br />

wissenschaftlichen Arbeiten?<br />

B.: Wie gesagt, also ich glaube die meisten Probleme hatte ich da mit den jeweiligen Richtlinien,<br />

mich da jeweils anzupassen. Also zum Beispiel, dass halt meine erste Hausarbeit in KW war und<br />

ich dann bei meiner ersten Hausarbeit in Medienpädagogik dann festgestellt hab, dass das also ein<br />

bisschen anders läuft und dann wiederum bei meiner Hausarbeit <strong>im</strong> Nebenfach Mediengeschichte<br />

wiederum auf Probleme gestoßen bin und so ist ein bisschen Frust entstanden. Also ich würde jetzt<br />

nicht sagen, dass ich da riesen Probleme hatte, aber es hat mich halt tierisch genervt, dass es überall<br />

anders läuft.<br />

Interviewer: Okay, aber das sind ja eher so die Formalia, die sich da ändern. Sonst irgendetwas<br />

Grundsätzliches an wissenschaftlichen Arbeiten, was dir Probleme bereitet?<br />

B.: Also ich würde sagen, dass ich nie wirklich hundertprozentig durch diese Datenbankrecherche<br />

in der Bib gestiegen bin. Ich kann den OPAC bedienen, ich kann <strong>im</strong> Internet halbwegs<br />

recherchieren. Aber diese Datenbanken, mit denen bin ich jetzt nicht auf du und du, sozusagen.<br />

Wobei, gelegentlich finde ich auch mal etwas, wenn ich nur lang genug suche. Aber das würde ich<br />

sagen, ist vielleicht ein Problem. Diese Formalia, das ist halt lästig, aber…<br />

Interviewer: Schreiben und Präsentieren?<br />

B.: Ja. Präsentieren würde ich aus meiner Sicht sagen, ist nicht so das Problem. Da kriege ich auch<br />

das entsprechende Feedback gelegentlich. Schreiben würde ich aus meiner Sicht sagen, ist auch<br />

nicht das Problem, aber da kriege ich auch kaum Feedback. Also weiß nicht, das ist vielleicht,<br />

finde ich auch schade, dass bei einer Hausarbeit meistens wenn überhaupt nur inhaltliches<br />

Feedback kommt und ich so insofern nicht meinen Schreibstil beurteilen könnte, dadurch, dass ich<br />

jetzt viele Meinungen dazu gehört habe oder so.<br />

Interviewer: Okay. Also das würdest du dir wünschen, dass es da mehr...<br />

B.: Ja genau. Also ähnlich wie man halt bei einem Referat, wenn man da danach zum Dozenten<br />

geht und sagt, wie war es so nicht nur bezüglich der Inhalte sondern auch Vortragsweise, so würde<br />

ich es mir bei Hausarbeiten eigentlich auch wünschen, zu seinem Schreibstil, Katastrophe oder zu<br />

wissenschaftlich oder zu journalistisch oder Ich-Erzählung bei der Hausarbeit nicht so cool oder<br />

was weiß ich. 00:05:07-0<br />

Interviewer: Wenn du jetzt <strong>von</strong> diesen Problemen be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten sprichst: Wie<br />

hast du denn versucht, die auftretenden Probleme zu lösen? Hast du es überhaupt probiert?<br />

B.: Also jetzt zum Beispiel das mit der Datenbankrecherche? Also ich hab es nur selbstständig<br />

294


probiert. Ich hab jetzt nicht, ich glaub die Bib bietet ja da so Kurse an und so weiter. Ich hab es mir<br />

halt <strong>im</strong>mer bei Bedarf mal wieder angeguckt und versucht, mich da ein bisschen zu verbessern und<br />

bei jeder Hausarbeit das noch einmal probiert und so weiter. Und dann <strong>im</strong> MuK-Studiengang<br />

macht man auch sehr viel mit Gruppenarbeiten und da ist es ja öfter mal so, dass man jemanden in<br />

der Gruppe hat, der es kann und dann schaut man halt ein bisschen zu, wie der da so flott<br />

durchklickt und lernt man halt da ein bisschen was oder so. Also so, weiß ich nicht, nebenbei so.<br />

Also jetzt nicht bewusst gesagt "Oh Schwäche, da muss ich was tun", sondern mehr so abgewartet,<br />

dass es sich <strong>von</strong> allein ergibt.<br />

Interviewer: Okay. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du <strong>von</strong> der Uni<br />

bekommen hast, oder die du bekommen hast, um die ersten wissenschaftlichen Aufgaben zu lösen?<br />

Du hast ja vorhin schon ein bisschen <strong>von</strong> dem Tutorium…<br />

B.: Ja also dieses Tutorium ganz am Anfang, das war natürlich wichtig. Das war sogar sehr<br />

wichtig. Ich glaub so ganz blank zur ersten Hausarbeit wäre nicht so gut gewesen. Ich denke, dass<br />

die Uni da auch deutlich mehr Angebote hat, die ich aber nicht genutzt hab.<br />

Interviewer: Zum Beispiel?<br />

B.: Ja zum Beispiel macht die Bib regelmäßig ja so OPAC-Kurse, Tutorien und so weiter. Hab ich<br />

gehört oder gelegentlich mal einen Aushang gelesen, wo ich jetzt aber nicht teilgenommen hab.<br />

Interviewer: Warum nicht?<br />

B.: Aus Faulheit. Ja, also ich denke, die Angebote wären schon da. Ob sie jetzt wirklich<br />

ausreichend sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, weil ich ja nicht mal die Angebote, die da<br />

sind, vollständig genutzt habe. Wobei man wahrscheinlich die sicher noch verbessern könnte oder<br />

ausbauen könnte, was weiß ich. Vielleicht wäre es interessant, für den MuK-Studiengang an sich<br />

das noch irgendwie ein bisschen genauer zuzuschneiden, als wenn jetzt die Bib für alle Studenten<br />

übergreifend da solche Kurse macht. Also zu sagen, man geht jetzt speziell auf die Anforderungen<br />

eines MuK-Studenten ein und eben differenziert da<strong>von</strong> auf die eines Physik-Studenten, also dass<br />

man da ein bisschen noch konkreter auf den einzelnen Studenten eingehen könnte. Könnte ich mir<br />

vorstellen, ist aber nur so eine Idee.<br />

Interviewer: Okay. Also ein maßgeschneidertes MuK-wissenschaftliches-Arbeits-Konzept wäre<br />

schon ziemlich cool?<br />

B.: Genau. Also für jeden Studiengang natürlich.<br />

Interviewer: In welchen Bereichen würdest du dir denn dann da die Unterstützung wünschen?<br />

Und wann <strong>im</strong> Laufe des Studiums?<br />

295


B.: ich glaube nicht, dass es Sinn macht, das alles geballt am Anfang zu machen. Es muss natürlich<br />

am Anfang der erste Input kommen, aber dann sollte man das schon jedes Semester noch einmal<br />

auffrischen und entsprechend erweitern nach den Bedürfnissen. Also, weiß ich nicht. Gerade jetzt<br />

<strong>im</strong> Masterstudium merke ich halt, dass die Anforderungen schon völlig anders sind. Da gibt es viel<br />

dann auch so <strong>im</strong> Bereich Projektarbeit, wo man natürlich ganz anders Sachen recherchieren muss<br />

als wenn ich zu einem theoretischen Thema in einem Grundlagenseminar eine Hausarbeit schreibe.<br />

Entsprechend finde ich, sollte man da meinetwegen vielleicht drei oder vier <strong>im</strong> Verlauf des<br />

Studiums solche Tutorien anbieten, jeweils das Alte auffrischen und entsprechend den neuen<br />

Anforderungen gerecht werden. Und inhaltlich ist natürlich, ganz am Anfang sollten natürlich diese<br />

Formalia geklärt werden. Also so wie ich das auch hatte, da war ich auch zufrieden, das, mal<br />

abgesehen <strong>von</strong> diesem Hickhack zwischen den einzelnen Lehrstühlen und so, das ist halt so. Also<br />

das am Anfang ist sinnvoll und dann <strong>im</strong> Lauf der Zeit ist wahrscheinlich das Wichtigste die<br />

Recherche. Sowohl online als auch in der Bib. Man stößt ja <strong>im</strong> Internet <strong>im</strong>mer wieder auf ziemlich<br />

geniale Seiten, wo man Informationen zu weiß ich nicht Zeitschriften und so weiter findet, wo man<br />

sich gedacht hat: "Das vor zwei Jahren, hätte ich auch schon gebrauchen können!" Dass da einfach<br />

ein Pool zusammengestellt wird an Recherchemöglichkeiten, dass man die sich nicht alle selbst<br />

erarbeiten muss.<br />

Interviewer: Okay. Zur Unterstützung, wie die aussehen sollte, hast du ja vorhin schon gesagt,<br />

Tutorien. Kannst du dir noch etwas anderes vorstellen? Was hältst du <strong>von</strong> Onlineplattformen oder<br />

Sprechstunden?<br />

B.: Ich würde das Tutorium als übergeordneten Begriff für alles nehmen. Ob das letztendlich<br />

präsent ist oder online, das ist mir relativ wurst. Solange es auch den Sinn, den Zweck erfüllt, dass<br />

ich danach das weiß, was ich wissen will oder wissen muss, ist mir das egal. Da ist vielleicht ein<br />

Onlinetutorium sinnvoller, weil ich nicht hinmuss zur Bib und weil ich dann unabhängig <strong>von</strong> Ort<br />

und Zeit und so weiter, klar. Aber andersrum kann halt ein Präsenztutorium [Anm. Interviewer:<br />

Gemeint ist hier Onlinetutorium], nicht auf einzelne Fragen eingehen oder zumindest schwieriger<br />

auf konkrete Probleme. In einem Präsenztutorium kann ich mal schnell eine Frage stellen, die mich<br />

persönlich momentan belastet, was ich online vielleicht eher weniger kann, insofern sollte man da<br />

dann halt versuchen, sofern es das Budget hergibt, auf möglichst vielen Kanälen das anzubieten.<br />

Sowohl online als auch Präsenz als auch meinetwegen als gedrucktes Buch oder sonst irgendein<br />

oder Sprechstunde. Je mehr, desto besser und jeder soll sich darin aussuchen, was er will und was<br />

er braucht.<br />

Interviewer: Okay. noch einmal um die Klammer zum Anfang zu machen: Wie würdest du sagen,<br />

hat sich dein Verhalten in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten verändert? Arbeitest du <strong>im</strong>mer<br />

noch gleich wissenschaftlich?<br />

B.: Ich denke, das Verhalten hat sich ein Stück weit professionalisiert, wenn man das so sagen<br />

kann. Also ich brauche jetzt halt für eine Recherche vor einer Hausarbeit nicht mehr so lange wie<br />

<strong>im</strong> ersten Semester, beziehungsweise wenn ich genauso lange suche, finde ich halt mehr. Oder in<br />

296


verschiedenen Quellen sowohl in Bib als auch Internet als auch in den Datenbanken und so weiter,<br />

Gateway Bayern, was es da nicht alles gibt. Also ich habe halt durch die Erfahrung dazugelernt,<br />

würde ich sagen. Was ich ja vorhin schon gesagt habe, ich würde sagen, ich habe es, wie soll ich<br />

das jetzt sagen, ich bin ein bisschen auch daran verzweifelt an dem Ganzen, also eben an diesen<br />

Formalia-Geschichten und so. Also das, da hat man am Anfang gedacht "Toll, ein einheitliches<br />

System für wissenschaftliches Arbeiten" und dann hat sich diese anfängliche Begeisterung oder<br />

diese anfängliche Euphorie hat sich dann doch relativiert und man hat gesehen, dass das eben doch<br />

nicht so einheitlich ist und doch sehr viel Persönliches, je nachdem welcher Dozent, welcher<br />

Lehrstuhl. Das ist halt dann doch nicht so einheitlich wie ursprünglich gedacht. So vielleicht.<br />

Interviewer: Okay, also da ist ein bisschen die Anfangs-Euphorie verschwunden?<br />

B.: Ja und hat sich ein gewisser Frust breit gemacht.<br />

297


Interview i-Literacy Person C<br />

Fachsemester 2. /Master<br />

Alter 34<br />

Geschlecht weiblich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

worden in deinem Studium?<br />

C.: Das erste Mal <strong>im</strong> Bachelorstudium mit dem Seminar vom Zipfel, dieses...<br />

Interviewer: Methodenseminar?<br />

C.: Ja. Ich glaube, da bin ich das erste Mal damit konfrontiert worden, weil das war relativ am<br />

Anfang des ersten Semesters. Aber eigentlich st<strong>im</strong>mt das nicht, fällt mir gerade ein, weil ich ja vor<br />

dem Bachelorstudium Medien und Kommunikation schon ein berufsbegleitendes Studium<br />

angefangen habe an der VWA, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Und da haben wir auch<br />

schon wissenschaftlich gearbeitet.<br />

Interviewer: Ah, okay. Also du hattest schon ein bisschen Vorerfahrung.<br />

C.: Schon vorher ein bisschen, ja.<br />

Interviewer: Und dann wurdest du das erste Mal mit dem Zipfel-Seminar konfrontiert, aber was<br />

war das erste, wo du tatsächlich einmal wissenschaftlich gearbeitet hast selber?<br />

C.: Meinst du jetzt Hausarbeiten zum Beispiel? Das war auch <strong>im</strong> ersten Semester, <strong>von</strong> dem, ja <strong>im</strong><br />

ersten Semester vom MuK-Studium.<br />

Interviewer: Okay. Wie hat sich denn das wissenschaftliche Arbeiten in deinem Studium<br />

fortgesetzt? Also in Bezug auf die Anzahl der Arbeiten...<br />

C.: Das liegt schon so lange zurück jetzt. Ja also zunächst einmal schreibt man natürlich eine<br />

best<strong>im</strong>mte Anzahl an Hausarbeiten pro Semester und dann kamen ja später auch so ein paar<br />

Seminare dazu, wo man best<strong>im</strong>mte Untersuchungen gemacht hat oder best<strong>im</strong>mte Projekte<br />

durchgeführt hat, so etwas würde ich ja jetzt auch zum wissenschaftlichen Arbeiten zählen. Und<br />

das war auch <strong>im</strong> Bachelorstudium ein Seminar <strong>von</strong> dem, wie hieß jetzt der, Frank Vohle. Da ging<br />

es um Experten-Laien-Kommunikation und da haben wir jemanden vom Informatik-Lehrstuhl<br />

298


interviewt und da irgendeine Geschichte daraus gemacht. Also ich kann mich echt nicht mehr so<br />

genau daran erinnern, aber das war so eine praktische Sache, die halt sehr interessant war.<br />

Interviewer: Wenn du jetzt mal überlegst, wo hattest du denn Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeiten?<br />

C.: Sag mal ein Beispiel, was können da für Probleme gemeint sein?<br />

Interviewer: Na ja, fiel dir da alles leicht?<br />

C.: Nein, natürlich nicht. Also Probleme bei, also so ganz aus heutiger Sicht trivialen Sachen, wie<br />

zitiere ich richtig zum Beispiel oder wie ist das mit den Quellenangaben. Wie ist das mit den<br />

Quellenangaben, die ich aus Büchern habe und Sachen, die ich aus dem Internet habe. Wie mache<br />

ich das richtig? Das waren zum Anfang schon so Problemchen, die ich hatte.<br />

Interviewer: Okay. das sind ja eher so Formalia-Sachen. Was ist mit Recherchieren, Schreiben,<br />

Präsentieren?<br />

C.: Irgendwie mit dem Schreiben hatte ich eigentlich keine Probleme. Also kann ich mich nicht<br />

erinnern. Das Recherchieren, da stößt man natürlich dann schon sag ich mal an die Grenzen der<br />

Bibliothek oder der Fernleihe. Das fand ich teilweise schon nervig. Also dass man viele Sachen<br />

einfach nicht ausliehen konnte oder auch einfach nur übers Wochenende oder über den Abend<br />

ausleihen konnte. Dass die Fernleihe ewig gedauert hat und wenn das Buch dann mal da war, dann<br />

hast du es gerade eine Woche gehabt und dann kam schon wieder eine Email "Bitte geben Sie das<br />

Buch zurück" oder so. Solche Sachen würde ich jetzt als Problem sagen.<br />

Interviewer: Okay. Wie hast du denn diese auftretenden Probleme gelöst? Hast du was dagegen<br />

unternommen?<br />

C.: Also ich habe, ja ich bin dann halt auf andere Wege ausgewichen, habe entweder teilweise, also<br />

weniger eigentlich, hab dann manchmal diese Literatur selber gekauft, wenn ich sie unbedingt<br />

haben wollte. Bin dann jetzt in letzter Zeit auch darauf gestoßen, dass es ja diese Google E-Books-<br />

Geschichte gibt, wo ich mir einige Sachen herausziehe. Ja, manchmal gibt es auch so auf anderen,<br />

<strong>im</strong> Internet auf anderen Seiten irgendwelche Buchauszüge. Und wenn die gerade gepasst haben,<br />

dann habe ich da halt auch etwas heraus genommen.<br />

Interviewer: Okay, also hast du versucht, dir selber irgendwie...<br />

C.: Genau!<br />

Interviewer: Du hast jetzt keine Person angesprochen und die um Hilfe gebeten...<br />

299


C.: Das habe ich auch gemacht. Aber das waren eher so zufällige Sachen, dass man mal darauf<br />

gekommen ist. Das waren jetzt auch gar keine Kommilitonen, sondern das waren dann Freunde, die<br />

auch studiert haben und man erzählt dann so <strong>von</strong> dem Thema und dann sagen die "Ah ja, da habe<br />

ich auch noch etwas" und "schau dir das mal an", solche Sachen halt.<br />

Interviewer: Und jetzt in Bezug auf deine Formalia-Probleme, die du am Anfang hattest? Wie hast<br />

du versucht, mit denen umzugehen?<br />

C.: Ja, da gab es ja glaub ich auch so Seminare <strong>im</strong> ersten Semester, wo man das richtig gelernt hat.<br />

Und dann habe ich aber auch, wenn ich mir manchmal so unsicher war, <strong>im</strong> Internet noch einmal<br />

recherchiert, was ist jetzt da die richtige Zitierweise und dann...<br />

Interviewer: Wo findest du so etwas raus?<br />

C.: Keine Ahnung. Ich habe das irgendwie gegoogelt und dann habe ich in meinen Augen eine<br />

Seite gefunden, die halt seriös war. Und dann habe ich da halt, also das waren aber nur<br />

Kleinigkeiten, die ich da nachgeschaut habe.<br />

Interviewer: Okay. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um<br />

die ersten wissenschaftlichen Aufgaben zu lösen?<br />

C.: Gut. Also da gab es ja so ein Tutorium, glaube ich, irgendwann einmal. Das habe ich halt alles<br />

mitgemacht und da fand ich die Unterstützung schon gut. Also ich hätte sicher da auch noch einmal<br />

konkreter nachfragen können, bei den Tutoren zum Beispiel. Habe ich aber nicht gemacht, weil ich<br />

halt <strong>im</strong>mer einen anderen Weg gefunden habe, diese Fragen, die ich hatte, zu lösen.<br />

Interviewer: Okay. Wo würdest du dir, wenn du jetzt <strong>von</strong> deinem Standpunkt jetzt ausgehst, wo<br />

würdest du dir überhaupt noch Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des Studiums?<br />

C.: Also ich fände es gut, wenn man das natürlich <strong>im</strong> ersten Semester macht, wenn die Leute<br />

kommen. Aber dann vielleicht noch mal so eine Auffrischung anbietet. Ja klar, die Leute, die<br />

schreiben natürlich schon <strong>im</strong>mer mal wieder eine Hausarbeit, müssen sie ja machen, aber, ja<br />

vielleicht wäre so eine Auffrischung da nicht schlecht.<br />

Interviewer: Wann soll die ungefähr sein?<br />

C.: Ja vielleicht <strong>im</strong> dritten Semester oder so. Oder aber auch irgendetwas, ich weiß nicht, vielleicht<br />

gibt es das ja sogar schon, irgendetwas <strong>im</strong> Internet auf der IMB-Seite, wo man dann noch einem<br />

nachschauen kann. So eine Art Lexikon oder so, wo man best<strong>im</strong>mte Suchbegriffe eingibt und dann<br />

halt eine Antwort findet.<br />

Interviewer: Und welche Bereiche würden dich da speziell interessieren be<strong>im</strong> wissenschaftlichen<br />

300


Arbeiten?<br />

C.: Ja gerade diese Zitiersachen würden mich da halt dann interessieren. Aber da ändern sich ja<br />

auch manchmal die Sachen oder so Vorgaben, um da halt <strong>im</strong>mer auf dem neusten Stand zu bleiben.<br />

Oder halt auch so auf dem Stand zu sein, wie die Dozenten und Professoren das gerne bei uns<br />

haben möchten, denn ich habe mitbekommen, in anderen Studiengängen wollen sie es dann halt<br />

wieder anders haben.<br />

Interviewer: Alles klar. Wie würdest du denn sagen, hat sich dein Verhalten jetzt in Bezug auf das<br />

wissenschaftliche Arbeiten verändert? Vergleich Anfang des Studiums, Mitte des Studiums und bis<br />

heute, wo du jetzt stehst.<br />

C.: Ja also es fällt mir natürlich leichter, ist ganz klar. Es geht schneller <strong>von</strong> der Hand. Ich bin jetzt<br />

auch sicherer natürlich. Also ja, solche Sachen. Also eigentlich ist alles positiver geworden, was<br />

das betrifft.<br />

Interviewer: Denkst du, die Qualität ist auch besser geworden?<br />

C.: Na das hoffe ich doch. Ich denke ja. Also klar, man entwickelt sich weiter und es ist natürlich<br />

auch eine Übungssache und man hat <strong>im</strong>mer mehr Wissen, auf dem man aufbauen kann. Und aus<br />

dem Grund denke ich, ist es auch qualitativ besser geworden.<br />

301


Interview i-Literacy Person D<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 23<br />

Geschlecht männlich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten in Kontakt<br />

gekommen?<br />

D.: Also wissenschaftliches Arbeiten an sich, wenn man jetzt das definiert als eine Arbeit wirklich<br />

schreiben, bin ich da mit meiner ersten Hausarbeit eigentlich in Berührung gekommen, die ich <strong>im</strong><br />

ersten Semester geschrieben habe bei Frau Reinmann. Das war <strong>im</strong> Seminar Sozialpsychologie des<br />

Internet, wo ich dann zum ersten Mal so selber Studien recherchiert habe und nicht nur so<br />

oberflächlich anrecherchiert wie für ein Referat, sondern wirklich versucht habe, die<br />

durchzuarbeiten und natürlich methodisch nicht so viel Ahnung hatte, wie das jetzt wirklich geht.<br />

Also für mich hat sich das schon wie wissenschaftliches Arbeiten angefühlt, aber war halt noch<br />

nicht so richtig. So richtig mit den einzelnen Methoden, was man denn da machen kann, das war<br />

eigentlich das Zipfel-Seminar, durch das ja jeder eigentlich muss.<br />

Interviewer: Wie hat sich das Ganze denn in deinem Studium fortgesetzt, die wissenschaftlichen<br />

Arbeiten?<br />

D.: Also ich habe mich da eigentlich größtenteils versucht drum zu drücken. Also gerade so<br />

Fragebogenauswertung und so bin ich bis jetzt noch drum gekommen. Also SPSS habe ich<br />

irgendwie noch gar nie benutzt. Und so richtig, dass ich wirklich ernsthaft wissenschaftlich<br />

gearbeitet habe, das war eigentlich bei der Bachelorarbeit erstmals so richtig der Fall. Wo man<br />

dann auch mal wirklich methodisch sich einen Plan macht und welche Methoden mache ich<br />

überhaupt, dass man da so richtig eigenverantwortlich heran geht.<br />

Interviewer: Obwohl ja Referate und Präsentiertechniken auch zum wissenschaftlichen Arbeiten<br />

zählen.<br />

D.: Ja, wenn man das dazu n<strong>im</strong>mt. Wobei das, also gerade so präsentieren und so, da ist vieles<br />

intuitiv also, wo ich jetzt nicht sagen würde, da habe ich mich jetzt an irgendeiner Technik oder so<br />

orientiert oder einem Lehrbuch oder so.<br />

Interviewer: Wo hattest du denn Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten? Haben sich da für<br />

dich Probleme ergeben?<br />

D.: Ja, ganz klar. Das ist erstmal so diese Reihenfolge, diesen Rahmen aufzuziehen. Also gerade<br />

302


wenn du es jetzt am Beispiel der Bachelorarbeit denkst, wenn ich das mal durchgehe. Eine<br />

Forschungsfrage erstmal finden oder die sollte ja möglichst am Anfang stehen, da habe ich mich<br />

halt schwer getan. Habe dann erst einmal schon andere Sachen angefangen, schon so ein bisschen<br />

anrecherchiert und habe dann so <strong>im</strong> Nachhinein erst so langsam die Forschungsfrage bekommen.<br />

Interviewer: Also Themeneingrenzung...<br />

D.: Genau, Themeneingrenzung, so <strong>im</strong> Grunde genommen. Worauf man überhaupt hinaus will.<br />

Und dann halt auch die Frage, wie komme ich da denn überhaupt hin? Das was ich herausfinden<br />

will. Also einfach die Auswahl der Untersuchungsmethoden dann und halt auch zum Beispiel die<br />

Frage, wenn ich jetzt Interviews mache, wie viele Leute interviewe ich jetzt. Oder wie viele <strong>von</strong><br />

einer best<strong>im</strong>mten Organisation, damit ich sagen kann, okay, das ist jetzt repräsentativ oder kann<br />

das überhaupt jemals repräsentativ sein? So etwas.<br />

Interviewer: Okay. Recherchetechnisch, wie sah es da aus?<br />

D.: Ja, das ging eigentlich. Also man sucht halt <strong>im</strong> OPAC oder man sucht <strong>im</strong> Internet. Da hatte ich<br />

jetzt, bei der Bachelorarbeit hatte ich das Glück, das halt schon viele Internetquellen da waren.<br />

Also dass ich da gar nicht so auf die Bibliothek angewiesen war und dass man vieles halt schon so<br />

gezielt finden konnte <strong>im</strong> Internet.<br />

Interviewer: Also dein großes Problem war eigentlich eher Themeneingrenzung und dann<br />

Methodenauswahl.<br />

D.: Genau.<br />

Interviewer: Wie hast du denn versucht, diese auftretenden Probleme zu lösen?<br />

D.: Einfach durchhalten und ja so mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Halt so langsam<br />

versuchen, das irgendwie rauskristallisieren zu lassen.<br />

Interviewer: Okay, also du hast es mit dir selbst ausgefochten.<br />

D.: Ich hab es mit mir selber ausgemacht.<br />

Interviewer: Okay. Also keine Kommilitonen, Dozenten irgendwie angesprochen.<br />

D.: Ich habe nur einmal, als es dann konkret darum ging, weil ich ja Interviews geführt habe, wie<br />

ich den Leitfaden irgendwie aufstelle, da habe ich einmal Frau Reinmann gefragt, ob man das halt<br />

so machen kann. Wobei sie natürlich auch nicht so in dem Thema drin war und mir dann halt nicht<br />

konkret zu dem Thema helfen konnte und insofern war das auch nicht so nützlich. Und ja, ich habe<br />

das dann letztendlich alles mit mir selber ausmachen müssen.<br />

303


Interviewer: Okay. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um<br />

deine ersten wissenschaftlichen Aufgaben zu lösen?<br />

D.: Also das wäre ja dann quasi meine erste Hausarbeit zum Beispiel, oder? Da hat man eigentlich<br />

relativ wenig Unterstützung gehabt, weil man wird ja nicht vom Dozenten wie in der Schule ran<br />

genommen, so wir erklären euch jetzt einmal, wie man das schreibt. Ich habe mir da halt vieles<br />

einfach halt zusammengesucht aus den Unterlagen, die wir Erstis halt schon so bekommen haben.<br />

Also da hatten wir ja auch so diese Einführung. Grundlegend, wie müssen Hausarbeiten aufgebaut<br />

sein und so etwas. Da habe ich mich halt dann dran orientiert. Also mehr so die formalen Aspekte,<br />

die man wirklich eins zu eins <strong>von</strong> den Vorlagen irgendwie übernehmen kann. Inhaltlich, ja da war<br />

das eigentlich mehr so trial-and-error, irgendwie so ein bisschen ausprobieren.<br />

Interviewer: Wo würdest du dir denn noch Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums?<br />

D.: Also ganz klar sind halt die Abschlussarbeiten wirklich das Schwierige, finde ich. Und da so<br />

ein bisschen mehr methodische Unterstützung. Also dass man halt ein bisschen mehr Beratung<br />

noch bekommt, welche Maßnahmen kann ich da jetzt ergreifen und, ich meine klar, das ist in MuK<br />

aktuell, kann man das ja alles schon vorstellen und da bekommt man ja so eine grobe Idee, was<br />

man denn verwenden könnte. Aber dass man da wirklich vielleicht in mehreren Schritten irgendwie<br />

begleitet wird, dass man, wobei es ist ja nicht nur die Frage, mach ich jetzt ein Interview oder<br />

mache ich einen Fragebogen, sondern auch was habe ich für einen Leitfaden, wie baue ich das<br />

Ganze auf und so. Dass man da halt einfach so eine kontinuierlichere Begleitung hat, dass man das<br />

halt so schrittweise irgendwie aufbauen kann.<br />

Interviewer: Da wären wir nämlich gleich bei der nächsten Frage: Wie sollte denn die<br />

Unterstützung aussehen? Das hört sich für mich jetzt so an, nach einem Mentoren-, Tutoren...<br />

D.: Ja, irgendwie so sprechstundenmäßig. Also wo halt schon jemand ist, der quasi die ganze<br />

Arbeit <strong>im</strong>mer so mit begleitet, also der halt wirklich weiß, was war davor und wo soll das Ganze<br />

drauf hinauslaufen.<br />

Interviewer: Das wäre so dein großer Wunsch. Also in Richtung irgendwelche Kurse,<br />

Onlineplattformen... Wie findest du so was?<br />

D.: Ja, prinzipiell, wenn man dann halt schon wieder individuelle Antworten halt hat, in so einer<br />

Onlineplattform, dass man jetzt mit irgendjemanden konkret da kommunizieren könnte. Aber ich<br />

finde, wenn man sich nur so Informationen, die schon fertig bereit gestellt sind zusammensucht,<br />

finde ich das jetzt nicht so hilfreich, weil es kommt ja <strong>im</strong>mer auf das eigene Thema drauf an. Und<br />

da hat man ja seine ganz individuellen Fragen. Genau, also insofern, ja kommt darauf an, ob man<br />

das so persönlich machen kann, dann fände ich es auch sinnvoll, ansonsten nicht so.<br />

304


Interviewer: Alles klar. Wie hat sich denn dein Verhalten in Bezug auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten verändert?<br />

D.: Also am Anfang war ich ziemlich schlampig und, also gerade was so ja Quellen anbelangt und<br />

so. Da n<strong>im</strong>mt man dann auch mal so eher unseriöse Internetquellen, also das geht schon. Ich mein,<br />

für ein Referat und so ist das ja auch völlig okay und für viele Hausarbeiten geht das ja auch noch.<br />

Aber halt bei der Bachelorarbeit, klar, da habe ich dann schon angefangen ein bisschen akkurater<br />

zu arbeiten und das hat sich interessanterweise auch nach der Bachelorarbeit noch so fortgezogen.<br />

Also dann hat sich das auch so ausgebreitet, so dass man auch bei Hausarbeiten oder bei Referaten<br />

dann eher so akkurater ist. Aber mittlerweile werde ich wieder so schlampiger, stelle ich fest. Ja<br />

nee, Quellenangabe, muss das jetzt sein?<br />

Interviewer: Woran liegt das?<br />

D.: Ich weiß nicht. Das ist einfach, das schleift sich wieder so ein irgendwie. Man hat dann noch,<br />

man ist <strong>von</strong> der Bachelorarbeit noch so getr<strong>im</strong>mt darauf, so das muss jetzt alles exakt sein und<br />

danach irgendwann vergisst man das wieder so, denke ich.<br />

305


Interview i-Literacy Person E<br />

Fachsemester 5. / Bachelor<br />

Alter 21<br />

Geschlecht weiblich<br />

Interviewer: Wie bist du denn das erste Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten in Kontakt<br />

gekommen?<br />

E.: An der Schule eigentlich schon, durch die Facharbeit. Da war ganz viel mit Quellen und so. Na<br />

ja, wir mussten da auch die Quellenangaben so machen so ähnlich wie an der Uni und mussten<br />

zitieren lernen und mussten argumentieren und so.<br />

Interviewer: Und <strong>im</strong> Studium?<br />

E.: Im Studium glaube ich eine Hausarbeit so zwischen erstem und zweitem Semester. Da bin ich<br />

aber noch dran gescheitert. Ja, da ist nichts draus geworden.<br />

Interviewer: Wie, hast du die nicht abgegeben?<br />

E.: Die habe ich dann... Nein da wusste ich irgendwie gar nicht, wie ich da ran gehen soll und dann<br />

habe ich die irgendwie sausen lassen.<br />

Interviewer: Wie, du wusstest nicht, wie du rangehen sollst?<br />

E.: Ich wusste nicht, da war aber auch das Thema schlecht, ich wusste nicht, wie ich das Thema<br />

eingrenzen soll, also letztendlich weil wir da zu siebt oder so ein Referat hatten. Und wusste nicht,<br />

wo ich meine Infos herbekommen sollte und irgendwie war dann die Motivation halt dann derart<br />

nieder.<br />

Interviewer: Und du wusstest dir nicht anders zu helfen, als...<br />

E.: Nee, ich habe da noch Praktikum gemacht und dann halt irgendwie ist das dann so... irgendwie<br />

anders gekommen.<br />

Interviewer: Und wie hat sich das <strong>im</strong> Studium fortgesetzt mit dem wissenschaftlichen Arbeiten?<br />

E.: Na es kamen dann halt die ersten Seminare, wo ich dann Artikel schreiben musste wie<br />

WebSquare. Das war das glaube ich so dies erste richtig Wissenschaftliche, was ich gemacht hab.<br />

Dann kam dieses Einführungstutorium oder was das war vom Hasselhoff.<br />

306


Interviewer: Das war nicht <strong>im</strong> ersten Semester?<br />

E.: Nee. Das war <strong>im</strong> dritten Semester. Und ja, dann hat sich das halt so ergeben durch die<br />

Hausarbeiten. Also dass man sich halt dann selber angeeignet hat und dann kamen irgendwann die<br />

Merkblätter.<br />

Interviewer: Okay. Wir hatten es ja ganz am Anfang schon: Wo hattest du denn Probleme? In<br />

welchen Bereichen? Was haben sich für Probleme ergeben be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten bei<br />

dir?<br />

E.: Immer so die Frage, ob die Quellen, die ich habe, ob ich die verwenden kann. Ob die<br />

wissenschaftlich genug sind, beziehungsweise wo ich dann Quellen herbekomme, die<br />

wissenschaftlicher sind, geeigneter sind. Ja, am Anfang war das Problem <strong>im</strong>mer noch<br />

Themeneingrenzung aber das hat sich dann irgendwie, das kommt <strong>im</strong>mer auf das Seminar an. Also<br />

manchmal ist das halt so klar, du hast das Referat und dann...<br />

Interviewer: Also da meinst du nicht, dass du dich da verbessert hast, sondern dass es einfach<br />

abhängig ist vom...<br />

E.: Ja. Also ich glaube, nee, da kann ich, da konnte ich nichts dazulernen oder beziehungsweise<br />

läuft jetzt besser, weil ich irgendwas dazugelernt habe. Das kam durch die Seminare.<br />

Interviewer: Okay. Wie sieht es aus mit Recherchieren, Schreiben, Präsentieren?<br />

E.: Also da traue ich mir noch Präsentieren am ehesten zu. Schreiben bedingt, da gab es nur so<br />

zwei, drei Dinger, die wirklich wissenschaftlich sein mussten. Also ich würde jetzt nicht sagen,<br />

dass ich wirklich wissenschaftlich schreiben kann, so aus dem Dings. Ich könnte mir das irgendwie<br />

so zusammenbasteln, so mit ganz viel Arbeit. Und Recherche, das kann ich gar nicht einschätzen.<br />

Interviewer: Hattest du denn damit Probleme oder ging dir das einfach <strong>von</strong> der Hand?<br />

E.: Also ich habe bis jetzt schon <strong>im</strong>mer das gefunden auch was ich wollte. Aber man weiß ja nicht,<br />

vielleicht gibt es ja irgendwie etwas Besseres oder es wäre irgendwie schneller gegangen.<br />

Interviewer: Okay also größtes Problem, lässt sich festhalten, so Formalia wie Zitieren, Quellen,<br />

Wissenschaftlichkeit.<br />

E.: Zitieren klappt schon, aber halt Quellen. Wo finde ich wirklich wissenschaftliche Quellen, so in<br />

die Richtung.<br />

Interviewer: Alles klar. Wie hast du denn versucht, diese auftretenden Probleme zu lösen? Hast du<br />

307


Kommilitonen angesprochen, hast du es einfach selbst probiert, hast du es einfach gemacht oder<br />

hast du <strong>im</strong> Internet...?<br />

E.: Ich glaube, ich habe es einfach gemacht. Ich habe versucht, mich halt dann, ich habe dann auch<br />

versucht, Internet und Bücher einzubeziehen. So irgendwie. Und dann halt durch Verweise in den<br />

Büchern wieder zu anderen Büchern zu kommen. Ja, das war so einfach mal gemacht.<br />

Interviewer: Trial-and-error.<br />

E.: Ja.<br />

Interviewer: Okay. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast bei<br />

deinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten? Gab es Unterstützung?<br />

E.: Also das erste, wo ich, jetzt auf WebSquare bezogen, da war sie gut. Da haben wir auch echt<br />

<strong>im</strong>mer die Artikel zurückbekommen, was ist da an den Stellen besser, warum. Macht das bitte. Das<br />

war gut. Dann gab es <strong>im</strong>mer Hausarbeiten, wo natürlich gar keine Unterstützung da war.<br />

Medienethik und so Sachen.<br />

Interviewer: Und bei deiner ersten Hausarbeit ja auch nichts, oder?<br />

E.: Nee, da war auch nichts. Aber da habe ich mich ja auch, wie gesagt, nicht so intensiv drum<br />

bemüht. Das war dann auch so ein Motivationsproblem. Ansonsten, ja doch, wenn ich mal jetzt so<br />

an Tom oder so denke, die bemühen sich schon da. Da kannst du schon nachfragen.<br />

Interviewer: Alles klar. Wo würdest du dir denn noch Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong><br />

Verlauf des Studiums?<br />

E.: Na ja ganz akut Bachelorarbeit jetzt bei mir. Und da natürlich schon irgendwie noch mehr so<br />

Schreiben lernen. Also recherchieren, okay, zitieren ist auch okay, da gibt es dann die Merkblätter<br />

oder Kommilitonen. Aber so wirklich dieses Schreiben lernen, das wäre noch einmal akut und das<br />

wäre dann bezogen auf die Bachelorarbeit.<br />

Interviewer: Okay. Und am Anfang des Studiums ist so etwas noch nicht nötig oder...<br />

E.: Ach so, doch aber…<br />

Interviewer: Da hattest du jetzt einfach nicht das Bedürfnis, da noch mehr Unterstützung zu<br />

bekommen?<br />

E.: Nee, mir fällt es ja jetzt, weil ich da jetzt ja so <strong>von</strong> betroffen bin. Weil vorher das halt<br />

irgendwie so ging. Du konntest halt irgendwie schreiben, aber jetzt stelle ich mir das halt<br />

308


anspruchsvoller vor.<br />

Interviewer: Okay. Wie sollte denn die Unterstützung aussehen? In welcher Form?<br />

E.: Also am effektivsten wäre best<strong>im</strong>mt, etwas schreiben und dann korrigieren lassen. Aber richtig<br />

mit richtigem Feedback, nicht so mal was anstreichen, sondern intensivem Feedback. Und ja, doch<br />

so stelle ich mir das am besten vor. Quellen, ja es gibt halt <strong>im</strong>mer ein paar Merkregeln aber ich<br />

finde, das ist, so ein praktisches Beispiel ist dann <strong>im</strong>mer viel mehr wert, als wenn ich da<br />

irgendwelche Merkblätter habe.<br />

Interviewer: Und würdest du sagen, das ist dann in einer Form <strong>von</strong> einem Tutorium oder in was<br />

für einem Rahmen würdest du so eine Unterstützung denn gerne bekommen?<br />

E.: Also ein Tutorium aber wo ich dann wirklich etwas abgeben kann, was ich produziert habe<br />

oder wo ich irgendetwas Praktisches mache und das wird dann individuell mal durchgeschaut. Also<br />

nicht so, Tutorium heute machen wir einen Vortrag zum Thema schreiben und das sind die Regeln<br />

und aus. Also dass ich selber halt ausprobieren kann.<br />

Interviewer: Okay. Was hältst du <strong>von</strong> einer Onlineplattform?<br />

E.: Ja, wenn das da auch funktioniert mit dem praktischen Üben. Dann ist das cool. Wenn da<br />

eigentlich nur die Merkblätter wieder anders dastehen, dann ist das halt nicht effektiv für mich<br />

jetzt.<br />

Interviewer: Alles klar. Letzte Frage. Wie hat sich denn dein Verhalten in Bezug auf das<br />

wissenschaftliche Arbeiten verändert? Vom Anfang des Studiums über die dritten, vierten<br />

Semester bis zum jetzigen? Hast du da Veränderungen festgestellt? Arbeitest du jetzt anders<br />

wissenschaftlich?<br />

E.: Ich glaube, richtig bewusst ist keine Veränderung, vielleicht ist es routinierter. Also dass man<br />

am Anfang viel mehr überlegt hat, was mache ich jetzt und jetzt ist klar, so ich gehe in die Bib oder<br />

ich suche mir Bücher und durch die Verweise suche ich mir die nächsten Bücher. Ich glaube das<br />

läuft, das geht schneller durch die Übung.<br />

309


Interview i-Literacy Person F<br />

Fachsemester 5. / Bachelor<br />

Alter 22<br />

Geschlecht weiblich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

worden?<br />

F.: Im ersten Semester be<strong>im</strong> Hasselhoff "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten". Und ja<br />

genau, dann dieses Tutorial auch Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten.<br />

Interviewer: Was war das? War das aus dem Erstipaket irgendetwas?<br />

F.: Ja genau.<br />

Interviewer: Okay, also erstmal nur mit Input und nicht Selbermachen <strong>im</strong> ersten Semester?<br />

F.: Ja genau.<br />

Interviewer: Und wie hat sich das dann <strong>im</strong> Studium fortgesetzt?<br />

F.: Dann habe ich <strong>im</strong> dritten Semester "Einführung in die qualitative Sozialforschung" be<strong>im</strong><br />

Florian gemacht und ja dann noch dieses i-Literacy bei der Nina. Und dann haben wir noch, da<br />

muss ich mal kurz überlegen, <strong>im</strong> vierten Semester bei der Nina ein Seminar gemacht und da haben<br />

wir diese Homepage aufgebaut. Das hieß...<br />

Interviewer: Also eigentlich geht es mir mehr darum, wie du wissenschaftlich gearbeitet hast und<br />

deine Erfahrungen damit.<br />

F.: Ach so. Okay. Also in den ersten Semesterferien habe ich eine Hausarbeit geschrieben in<br />

Medienethik und da war ich dann gezwungen, mir das wissenschaftliche Arbeiten beizubringen.<br />

Habe ich mir <strong>von</strong> Duden dieses kleine Buch gekauft und da erste praktische Erfahrungen gemacht.<br />

Interviewer: Also einfach mal selbst ausprobiert?<br />

F.: Genau.<br />

Interviewer: Und wie lief das dann weiter in den nächsten Semestern?<br />

310


F.: Ich habe dann <strong>im</strong> dritten Semester noch einmal eine Hausarbeit geschrieben und ja eben klar,<br />

bei den Referaten, da Literatur recherchiert und ja wobei man da eher auf die Internetquellen<br />

zurückgegriffen hat.<br />

Interviewer: Alles klar. Wo hattest du denn Probleme? Haben sich Probleme für dich ergeben<br />

be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten?<br />

F.: Ja also am Anfang wusste ich nicht, wie man zitiert. Das war ein riesen Problem. Und auch<br />

Literaturverzeichnis, Internetquellen, ich denke da jetzt auch bei der Bachelorarbeit noch mal<br />

Probleme ergeben. Und Hausarbeiten ist ja nicht so streng, aber da sollte man die Zitierregeln<br />

denke ich dann schon genauer kennen.<br />

Interviewer: Okay. Und in Bezug auf Recherche, Schreiben oder Präsentieren?<br />

F.: Ja, ich hatte ja am Anfang auch Probleme, mich in der Bib zurechtzufinden, wo die einzelnen<br />

Sachen jetzt stehen und eben auch mit OPAC so zurechtzukommen. Ja, also Präsentation selber<br />

fand ich jetzt weniger ein Problem.<br />

Interviewer: Wie hast du denn diese auftretenden Probleme gelöst?<br />

F.: Indem ich Kommilitonen gefragt habe und einfach probiert hab. Ja, learning by doing.<br />

Interviewer: Okay, alles klar. Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du bekommen<br />

hast bei deinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten?<br />

F.: Da habe ich nicht groß nach Unterstützung gefragt. Ich habe einfach selber versucht, mir die<br />

Fragen zu beantworten, durch Literatur. Aber dass ich jetzt irgendwie einen Dozenten oder<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiter gefragt hätte, das nicht.<br />

Interviewer: Okay. Und wo würdest du dir jetzt Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums?<br />

F.: Ich denke, jetzt bei der Bachelorarbeit bei auftretenden Fragen, da wäre es nicht schlecht, wenn<br />

man da Unterstützung hätte. Aber da gibt es ja dieses Projekt i-Literacy und man kann ja auch bei<br />

der Professur nachfragen.<br />

Interviewer: Und sonst <strong>im</strong> Laufe des Studiums eher nicht so?<br />

F.: Nee, weil ich denke, gerade wie man präsentiert, wie man Bücher recherchiert, das bringt man<br />

sich dann selber bei oder lernt man.<br />

Interviewer: Und in welchem Bereich würdest du dir Unterstützung wünschen? Also jetzt eher<br />

311


Recherchieren, Schreiben...<br />

F.: Eher be<strong>im</strong> Schreiben. Doch, weil Recherche das ergibt sich ja, das lernt man einfach <strong>im</strong> Laufe<br />

der Zeit. Aber be<strong>im</strong> Schreiben, ja ich denke, so ein paar gute Tipps wären nicht schlecht.<br />

Interviewer: Kannst du dir vorstellen, wie soll denn die Unterstützung aussehen? In was für einer<br />

Form fändest du das hilfreich? Also eher in einem Tutorium oder vielleicht Onlineplattform oder<br />

soll es Sprechstunden geben?<br />

F.: Ja also Sprechstunden und eine Onlineplattform finde ich gut.<br />

Interviewer: Warum?<br />

F.: Ja, ich denke, Sprechstunden, da können so die dringenden Fragen geklärt werden und<br />

Onlinetutorium, da kann man sich einfach zuhause mit beschäftigen, wenn man jetzt gerade nicht<br />

in Augsburg ist oder mal so am Wochenende Lust hat, sich mit wissenschaftlichem Arbeiten<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Interviewer: Okay. Wie hat sich dein Verhalten in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten denn<br />

verändert vom Anfang des Studiums bis zum jetzigen Zeitpunkt?<br />

F.: Also ich denke, man hat viele Erfahrungen sammeln können und unser Studium ist ja auch<br />

darauf ausgerichtet, dass man das wissenschaftliche Arbeiten lernt. Und es gibt auch wahnsinnig<br />

viele Angebote, wenn ich das jetzt mit anderen Studiengängen vergleiche, so dass man auf jeden<br />

Fall die Möglichkeit hat, gut auch eine Bachelorarbeit etc. schreiben zu können und da auch die<br />

Standards dann zu erfüllen.<br />

Interviewer: Also das heißt konkret vom Anfang des Studiums bis jetzt...<br />

F.: Auf jeden Fall man hat sich verbessert. So gerade in Sachen was Recherche angeht und zitieren,<br />

schreiben, präsentieren sowieso, einfach durch die Erfahrungen, die man macht.<br />

312


Interview i-Literacy Person G<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 24<br />

Geschlecht männlich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

worden?<br />

G.: An der Universität <strong>im</strong> ersten Semester, ja, habe ich eine Hausarbeit schreiben müssen.<br />

Interviewer: Und wie lief das?<br />

G.: Da habe ich ein Thema mir aussuchen dürfen, dann habe ich recherchiert, beziehungsweise<br />

habe ein bisschen gelesen, wie schreibt man eine Hausarbeit, wie schreibt man eine<br />

wissenschaftliche Arbeit. Ja, dann habe ich einfach mal losgelegt.<br />

Interviewer: Und das hat ganz gut geklappt?<br />

G.: Das hat ganz ordentlich geklappt.<br />

Interviewer: Und wie hat sich das dann <strong>im</strong> Studium fortgesetzt das wissenschaftliche Arbeiten?<br />

G.: Eigentlich <strong>im</strong> Bachelorstudium konkret nur durch Hausarbeiten. Also mal hier eine Hausarbeit,<br />

mal dort eine Hausarbeit, Referate, dass man halt <strong>im</strong>mer recherchiert hat in der Bibliothek.<br />

Interviewer: Hat das irgendwie zugenommen oder...<br />

G.: ich würde sagen, gegen Ende des Studiums hat es schon zugenommen, aber ansonsten ist es<br />

eigentlich auf so einem gleich bleibenden Niveau. Also wie man sich halt die Seminare legt und<br />

wie wissenschaftlich man halt eine Arbeit schreibt.<br />

Interviewer: Wo hattest du denn Probleme? Jetzt eher bei der Recherche oder eher be<strong>im</strong><br />

Schreiben?<br />

G.: Ja also halt erstmal so Standardsachen wie, wie zitiert man richtig am Anfang. Das war<br />

sicherlich schwierig, das muss man einfach erstmal lernen. Dann, wie schreibt man<br />

wissenschaftlich, also welche Formulierungen benutzt man da, welche lässt man eher weg. Ja das<br />

sind so Schwierigkeiten, die da aufgetreten sind.<br />

313


Interviewer: Okay. Präsentieren und so was war alles kein Problem?<br />

G.: Ja, weil halt da die Frage ist, wie weit ist das <strong>im</strong>mer wissenschaftlich, Also reicht es schon,<br />

Quellen anzugeben? Ist das Wissenschaftlichkeit? Da würde ich jetzt behaupten, gibt es jetzt auch<br />

nicht so den absoluten Maßstab. Also die Referate an sich sind einfach sehr unterschiedlich was<br />

erwartet wird. Manchmal gibt es halt gar keine Erwartungen und dementsprechend finde ich es<br />

eigentlich schwierig zu sagen, okay, das war jetzt sehr wissenschaftlich, das nicht.<br />

Interviewer: Wie hast du denn versucht, die auftretenden Probleme zu lösen?<br />

G.: Höhersemestrige Stundenten gefragt, das ein oder andere Mal in Literatur geblättert.<br />

Interviewer: Also so Ratgeberliteratur?<br />

G.: Ja zum Beispiel wie schreibe ich eine Hausarbeit oder wie schreibe ich eine Bachelorarbeit,<br />

also eine Abschlussarbeit und so Zeug. Genau.<br />

Interviewer: Und wie hast du die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um die ersten<br />

wissenschaftlichen Arbeiten anzugehen? Gab es da Unterstützung?<br />

G.: Keine! Also da gab es keine Unterstützung. Das war <strong>im</strong> Endeffekt so ein trial-and-error. Also<br />

man hat es halt gemacht, ich habe dann Feedback bekommen und habe es daraufhin <strong>im</strong>mer ein<br />

bisschen angepasst, mein Arbeiten. Aber ich habe eigentlich <strong>von</strong> niemandem Unterstützung<br />

bekommen.<br />

Interviewer: Okay. Und wo würdest du dir Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums?<br />

G.: Also entweder, es ist schwierig. Also einerseits ganz am Anfang natürlich so Basics, dass man<br />

halt so mal reinkommt. Und dann <strong>im</strong> Verlauf des Studiums eigentlich permanent aber halt <strong>im</strong>mer<br />

auf einem anderen Level. Also dass man natürlich in einer Bachelorarbeit oder in einer<br />

Masterarbeit unterstützt werden muss ist ganz klar, aber da muss man auf einem anderen Level<br />

unterstützt werden. Und bisschen halt versucht, dass man auch auf einem gewissen Stand steht.<br />

Also dass man halt nicht, oh jetzt hat der zufällig das Seminar besucht und jetzt ist man total drin<br />

<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten und andere, die da halt keinen Platz bekommen haben, haben es<br />

halt nie gehabt. Zum Beispiel fände ich SPSS-Schulungen wichtig.<br />

Interviewer: Andere Bereiche, die du jetzt... Recherchieren wäre mir jetzt total wichtig, dass ich<br />

da noch ein bisschen Input kriege oder...<br />

G.: Ja also ich persönlich habe kein Problem mit recherchieren, ich denke, wenn man da ein<br />

314


isschen das OPAC erklärt und ein bisschen so wo man <strong>im</strong> Internet Literatur suchen kann, sollte<br />

das ein Abiturient eigentlich schon auch schaffen zu recherchieren. Aber wer da gar nicht<br />

zurechtkommt, da könnte man natürlich auch Hilfestellung leisten. Aber das würde ich dann eher<br />

individuell machen, als das jetzt irgendwie so als Paket oder so...<br />

Interviewer: Also deine Unterstützung wäre mehr Schreiben oder wie habe ich das jetzt<br />

verstanden?<br />

G.: Also umfassend in dem Sinne, also halt, wie schreibe ich eine Arbeit, auf was muss man da<br />

achten, ja so in die Richtung.<br />

Interviewer: Okay. Wie könnte denn die Unterstützung aussehen, also in was für einer Form<br />

würdest du die dir wünschen? Eher Tutorien, eher eine Onlineplattform, Sprechstunden...?<br />

G.: Also ich fände Tutorien ganz gut, also schon auf den Bedarf zugeschnitten. Für die<br />

Erstsemester vielleicht ein Tutorium mit Basics, aber nicht verpflichtend - na doch,<br />

beziehungsweise doch, für Erstsemester schon was Verpflichtendes, was Großes, wo dann manche<br />

vielleicht unterfordert sind, aber okay. Und ansonsten <strong>im</strong> Verlauf des Studiums vielleicht schon die<br />

Möglichkeit für Tutorien, also dass man einfach oder halt so einen Austausch <strong>von</strong> Leuten, die<br />

gerade ihre Abschlussarbeit schreiben in einem Kolloquium oder so. Also dass man da halt so <strong>von</strong><br />

den anderen auch ein bisschen lernt. Und ja, vielleicht wären Sprechstunden auch ganz hilfreich,<br />

dass wenn halt Bedarf da ist, dass man den dann halt auch nutzt. Dass man dann darauf zu kommt<br />

und nicht, okay, wir haben jetzt eine Veranstaltung einmal <strong>im</strong> Semester und die besucht dann zum<br />

ersten Mal besuchen sie alle und dann besucht sie keiner mehr, weil man hat einfach dann keinen<br />

Bedarf, also würde ich dann schon sehr nach Bedarf machen, wenn es möglich ist.<br />

Interviewer: Wie denkst du denn, hat sich dein Verhalten in Bezug aufs wissenschaftliche<br />

Arbeiten verändert? Vom Anfang des Studiums bis zu dem Punkt, wo du jetzt stehst?<br />

G.: Gut, <strong>im</strong> Zuge dessen, dass ich einfach eine Abschlussarbeit, also eine wissenschaftliche Arbeit<br />

geschrieben habe, ist der Stand, also ist quasi meine Fähigkeit, eine wissenschaftliche Arbeit zu<br />

verfassen, ist schon erheblich gewachsen. Aber es wird jetzt einem nicht so leicht gemacht, finde<br />

ich jetzt in unserem Studiengang, dass man jetzt wirklich ans wissenschaftliche Arbeiten<br />

rankommt. Sondern man muss da schon hinterher sein, das möchte ich jetzt wirklich machen, das<br />

möchte ich jetzt wirklich gut lernen, weil es einfach zu wenig kontrolliert wird auch. Also man<br />

kommt halt auch gut durch ohne wissenschaftliches Arbeiten, bis zu einem gewissen Punkt, klar.<br />

315


Interview i-Literacy Person H<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 26<br />

Geschlecht männlich<br />

Interviewer: Wie bist du zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert worden?<br />

H.: Also grundsätzlich würde ich sagen, schon irgendwie <strong>im</strong> ersten Semester. Da aber lediglich<br />

einfach mit dem Begriff, so als, einfach als Wort wissenschaftliches Arbeiten, das ist irgendwie<br />

wichtig.<br />

Interviewer: Also gab es da mal...<br />

H.: Nein, keine konkreteren Hinweise. Halt irgendwie, dass es etwas mit dem Recherchieren zu tun<br />

hat, dass es alles irgendwie valide sein muss, dass man nicht Wikipedia unbedingt zitieren darf.<br />

Aber...<br />

Interviewer: Im Zusammenhang mit diesem Ersti...<br />

H.: Ja, mit dem Ersti-Ding. Ich kann es jetzt auch nicht mehr genau sagen, aber halt generell so in<br />

diesem Erstsemester-Einführungs-Wust ist das halt öfters gefallen, dass das wichtig ist.<br />

Interviewer: Und die erste wissenschaftliche Arbeit?<br />

H.: Ja, da würde jetzt fast behaupten, die erste wirklich wissenschaftliche Arbeit war meine<br />

Bachelorarbeit.<br />

Interviewer: Okay. Also dann kannst du ja gleich mal, wie sich das <strong>im</strong> Studium fortgesetzt hat,<br />

also eher...<br />

H.: Ja, es ist halt so, dass es heißt dann <strong>im</strong>mer zu Hausarbeiten, oh da muss man wissenschaftlich<br />

arbeiten und das ist wichtig. Aber grundsätzlich bleibt es eigentlich bei diesem Begriff, ohne dass<br />

der wirklich mit Inhalt gefüllt wird oder so diffuse Sachen, die man nicht wirklich greifen kann.<br />

Man schreibt dann zwar seine Hausarbeiten und versucht das vielleicht auch wissenschaftlich zu<br />

machen, kriegt als Feedback aber nur eine Note. Man weiß nachher, man hatte eine eins Komma<br />

irgendwas oder eine zwei, ohne dann wirklich zu wissen, woran es lag. War das jetzt eine<br />

wissenschaftliche, war das grottig, sieht man ja nie wieder.<br />

316


Interviewer: Also bist du dir gar nicht sicher, ob die Arbeiten, die du da produziert hast...<br />

H.: Bin ich mir gar nicht sicher, genau, ob die überhaupt jemals wissenschaftlich war.<br />

Interviewer: Okay. Wo hattest du denn Probleme? Ist dir das <strong>im</strong>mer leicht gefallen<br />

wissenschaftlich zu arbeiten?<br />

H.: Ja eben halt, weiß ich ja nicht, Ich glaube nicht, es war oft glaub ich nicht wissenschaftlich,<br />

sondern mehr halt einfach nur irgendetwas dahin geschrieben. Zwar schon irgendwie Quellen halt<br />

rausgesucht, die gepasst haben, aber Zitierweise halt irgendwie und auch so vom Arbeitsstil, jetzt<br />

irgendwie so vom Aufbau und <strong>von</strong> der Schriftweise, wie ist die richtige Sprache, die man zu<br />

verwenden hat, halt irgendwie mehr so abgeschätzt, was es denn wohl zu sein hat. Von daher, wie<br />

gesagt, war es gerade auch in der Bachelorarbeit dann halt ziemlich schwierig, wo ja recht klar war,<br />

dass da es wirklich auch drauf ankommt, dann sich zu überlegen, ist es denn wirklich<br />

wissenschaftlich, wie ich es mache. Da musste man halt viel unter den anderen Studenten fragen,<br />

wie macht man so etwas, ist das ein richtiger Stil, kann ich das überhaupt bringen, kann ich so<br />

etwas machen? Dann halt wieder geguckt, Zitierweisen, was gibt es denn für welche, um da dann<br />

auch zu merken, dass sehr viel Ungere<strong>im</strong>theiten da noch bestehen weiterhin, obwohl man gedacht<br />

hat, man weiß wie es geht. Dann doch noch irgendwelche Fragen, mit denen man dann halt auch<br />

kurzfristig noch an den Dozenten oder den Prof herantreten musste, um das zu klären.<br />

Interviewer: Okay, also du hast versucht, die Probleme, die du hattest so zu lösen, dass du Fragen<br />

mit einerseits den Mitstudenten und mit dem Dozenten geklärt hast.<br />

H.: Genau, ja.<br />

Interviewer: Wie hast du denn die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um die<br />

ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu lösen?<br />

H.: Jetzt so zum Anfang meinst du? Nicht besonders gut. Der Witz, also man muss sagen, es wird<br />

sich schon bemüht, dass da das irgendwie transportiert wird und da gibt es auch Einführungskurse<br />

und alles mögliche. Nur man muss dazusagen, dass halt gerade <strong>im</strong> ersten Semester ist alles neu und<br />

so viel neu und dann kann man sich das nicht wirklich zu Herzen nehmen oder sich nicht da<br />

wirklich Gedanken drüber machen. Das hört man sich zwar an, wie man sich alles andere anhört<br />

und es ist auch wichtig, wie alles andere, aber man hat das nicht, man lernt das nicht als<br />

Handwerkszeug. Und wenn man es dann das erste Mal braucht, ist eigentlich schon nicht mal mehr<br />

<strong>im</strong> ersten Semester, halt die Hausarbeiten da sind halt noch sehr, sehr low-key mehr so, mein<br />

schönstes Ferienerlebnis. Und erst in den späteren Semestern kommt es dann, dass man halt sagt,<br />

man ist in ein bisschen höheren, schwereren Seminaren, anspruchsvolleren und wo man dann<br />

dieses Handwerkszeug aber einfach nicht mehr <strong>im</strong> Kopf hat oder nicht mehr zur Hand.<br />

317


Interviewer: Ja, da wären wir gleich bei der nächsten Frage, wo du dir konkret Unterstützung<br />

wünschen würdest und wann <strong>im</strong> Laufe des Studiums?<br />

H.: Also genau. ich finde, es ist ganz okay, wenn man das am Anfang anspricht, zum Erstsemester.<br />

Da braucht man aber vielleicht gar nicht so tief reingehen, das einfach nur ein bisschen<br />

sensibilisieren fürs Thema. Und dann <strong>im</strong> späteren Verlauf vielleicht noch mal <strong>im</strong> zweiten oder<br />

dritten Semester vielleicht noch mal ein extra Seminar anbietet. Wenn es dann auch schon langsam<br />

die Bachelorarbeit vielleicht so aus dem Dunst auftaucht, so dass man sagen kann, da geht es<br />

darauf hin. Ansonsten finde ich so Angebote wie Seminare <strong>im</strong>mer recht schwierig, weil die nicht<br />

alle abdecken, das oft so eine Sache on-demand ist, dass man halt aktuell eine Frage halt hat, die<br />

genau dann geklärt werden muss und nicht so, wenn man das Seminar, das man halt ein Seminar<br />

besucht, da kriegt man es mit, aber dann braucht man es halt wieder nicht. Von daher, was ich mir<br />

wünschen würde, oder als opt<strong>im</strong>al erachte, wäre vielleicht so eine sehr, so eine umfangreiche<br />

Datenbank. So eine Art FAQ-Geschichte, nur ein bisschen ausdifferenziert, dass man weiß, da<br />

kann ich hingehen, alles <strong>von</strong> Zitierweisen über Recherchierweisen, wo kriege ich Zeitungen her,<br />

alles was so in diesen Bereich fällt, dass man da sich halt die Sachen heraussuchen kann.<br />

Interviewer: Also eine Art Onlineplattform.<br />

H.: Genau.<br />

Interviewer: Und Informationen wären jetzt in der Art Recherche und so etwas, oder?<br />

H.: Genau, also gerade was das Schriftliche angeht. Also irgendwelche schriftlichen Arbeiten<br />

verfassen, in der Richtung.<br />

Interviewer: Okay. Letzte Frage: Wie hat sich denn dein Verhalten in Bezug auf das<br />

wissenschaftliche Arbeiten verändert vom Anfang des Studiums bis jetzt?<br />

H.: Also durch, eigentlich nur maßgebend durch die Bachelorarbeit, da ich mir halt da sehr viel<br />

aneignen musste oder halt anfangen musste zu gucken, was heißt es denn genau, wissenschaftlich<br />

zu arbeiten, dass ich da halt geguckt habe und jetzt meine, halt ein bisschen was zu wissen. Obwohl<br />

ich auch sagen muss, es ist schon fast wieder dieselbe Situation, wie zu den Hausarbeiten, so<br />

richtig hundertprozentiges Feedback hat man ja jetzt auch nicht zur Bachelorarbeit, zwar schon<br />

mehr, aber man weiß halt so ein bisschen so, aber des geht ja auch mehr um grobe Schnitzer. Also<br />

es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, noch, jetzt noch einmal zurück zu dem anderen Dings,<br />

vielleicht auch mal so ein, wenn man so ein Seminar macht, dass man wirklich mal was schreibt<br />

oder etwas erarbeitet und dann ganz, dass das halt korrigiert wird, aber nur nach den<br />

Gesichtspunkten wo da halt, wo es <strong>von</strong> diesen formalen wissenschaftlichen Sachen, wo da halt<br />

Fehler sind. Das fände ich ganz gut. Weil das ist <strong>im</strong>mer noch so, jetzt wenn ich da wieder vor der<br />

Masterarbeit stehe, werde ich wahrscheinlich wieder noch mal gucken müssen, wie war das jetzt<br />

318


noch mal genau mit der Zitierweise. Das sind halt so Sachen, die prägt man sich nicht ein, weil<br />

man sie nicht regelmäßig wirklich braucht, also für den normalen Unialltag eigentlich gar nicht in<br />

so Seminaren. Dann halt wieder für so eine Hausarbeit irgendwie ein bisschen. Von daher wäre<br />

glaube ich wirklich so eine Datenbank, wo ich <strong>im</strong>mer weiß, oh, da kann ich drauf zurückgreifen, da<br />

finde ich es, muss es mir nicht <strong>im</strong>mer wieder neu zusammensuchen, wäre einfach opt<strong>im</strong>al.<br />

319


Interview i-Literacy Person I<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 23<br />

Geschlecht weiblich<br />

Interviewer: Wie bist du denn zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert<br />

worden in deinem Studium?<br />

I.: So richtig groß in einer Hausarbeit, aber davor habe ich Referate gehalten. Wobei, nein mein<br />

erstes Referat das war mit Literaturvorgaben, das heißt <strong>im</strong> ersten Semester gleich.<br />

Interviewer: Und wie lief das so?<br />

I.: Am Anfang voll schwer, weil ich gar nicht wusste, wie man das macht und ja, die erste<br />

Hausarbeit ging, weil ich vorher eine Facharbeit in der Schule geschrieben hab und da wusste man<br />

schon, wie man zitiert und so. Das hat schon funktioniert.<br />

Interviewer: Okay. Und wie hat sich das mit dem wissenschaftlichen Arbeiten <strong>im</strong> Studium<br />

fortgesetzt?<br />

I.: Na ja, <strong>im</strong> Prinzip halt einfach durch <strong>im</strong>mer mehr Referate und Hausarbeiten und <strong>im</strong>mer größere<br />

Hausarbeiten bis zur Bachelorarbeit. Das war dann wohl das Wissenschaftlichste. Ja und jetzt geht<br />

es halt wieder weiter mit Referaten und Hausarbeiten und dann eine Masterarbeit irgendwann.<br />

Interviewer: Und wo hattest du Probleme?<br />

I.: Literatur zu finden. Ich habe zum Beispiel meine Bachelorarbeit ernsthaft ohne Literatur aus der<br />

Fernleihe geschrieben, weil ich einfach, ich mich damit nicht auseinandersetzen wollte und mir es<br />

nie jemand gezeigt hat, wie es funktioniert. Und dann habe ich es halt gelassen und habe versucht,<br />

mit dem klarzukommen, was da war, was auch funktioniert hat, weil es nur eine Bachelorarbeit<br />

war. Aber so die richtige Literatur zu finden ist voll schwer. Also jetzt kann ich es zum Beispiel<br />

und trotzdem ist nie das da, was ich brauche und ich muss es über Fernleihe oder Sonstiges<br />

bestellen.<br />

Interviewer: Also waren deine Probleme eher bei der Recherche und nicht so ganz be<strong>im</strong> Schreiben<br />

oder Themenfinden oder Präsentieren.<br />

320


I.: Nee, also wenn Recherche. Ich habe kein Problem mit Schreiben, ich habe kein Problem mit<br />

ordentlich zitieren, auch nicht mit Themenfinden oder irgendwie halt die Informationen<br />

zusammenzusuchen sondern nur dann wirklich die Literatur zu finden, die ich brauche.<br />

Interviewer: Und wie hast du dann versucht, die auftretenden Probleme zu lösen?<br />

I.: Na ja, ich habe halt gemogelt, wie zum Beispiel bei der Bachelorarbeit. Ich hab es halt ohne<br />

gemacht. Es geht ja auch ohne.<br />

Interviewer: Also jetzt nicht irgendwelche Leute gefragt oder Professoren gefragt?<br />

I.: Nein. Also höchstens halt Kommilitonen. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen<br />

Dozenten zu fragen, ich bin zu blöd meine Literatur zu finden, können sie mir bitte helfen.<br />

Interviewer: Alles klar. Wie hast du die Unterstützung empfunden, die du bekommen hast, um die<br />

ersten wissenschaftlichen Aufgaben zu lösen?<br />

I.: Ah, wir hatten da so ein Tutorium wissenschaftliches Arbeiten und das war das, was wir am<br />

Anfang hatten und das war furchtbar. Weil ich raus gegangen bin und nicht mehr wusste, als ich<br />

eigentlich, also ich wusste nicht mehr als vorher. Ich bin durch die Bib geführt worden, aber ich<br />

konnte das halt alles nicht aufnehmen und danach gab es nichts mehr.<br />

Interviewer: Also kaum Angebot.<br />

I.: Nein, da gab es ja dann. Also ich, das hat sich ja jetzt ein bisschen geändert, aber damals war<br />

das, also damals in Anführungszeichen war das so, dass es dieses Tutorium gab und dann nichts<br />

mehr, soweit ich weiß. Außer wissenschaftliches Schreiben dann später einmal als Seminar. Das<br />

war ganz hilfreich, aber da war ich schon einfach zu weit und konnte die Sachen schon relativ gut,<br />

weil ich es mir selber beigebracht hab.<br />

Interviewer: Okay. Wo würdest du dir denn Unterstützung wünschen und wann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Studiums?<br />

I.: Am Anfang mehr. Ich denke, das ist einfach das Sinnvollste und wahrscheinlich ist es auch noch<br />

sinnig, dann irgendwie zur Bachelorarbeit, weil es so das große Ding ist, wovor jeder Panik hat und<br />

wo es einen noch mal so ganz beruhigen würde. Wo wir dann, oder ja ich dann eben damals dieses<br />

Seminar besucht habe, wissenschaftliches Schreiben, weil ich dachte, das hilft mir noch. Und wenn<br />

es da irgendwie so etwas gibt, ist es best<strong>im</strong>mt auch klug.<br />

Interviewer: Und in welchem Bereich sollte die Unterstützung dann sein? Also eher für die<br />

Recherche oder eher für was könnte man da unterstützen?<br />

321


I.: Die Recherche, die Art des Schreibens, weil das können viele nicht, also das weiß ich einfach<br />

so, was für Arbeiten abgegeben wurden. Da funktioniert es schon mit dem Zitieren nicht und man<br />

sollte es eigentlich bis dahin können aber das muss man wahrscheinlich vielen noch einmal<br />

beibringen. Und dann wirklich auch so, jeder hat seinen eigenen Stil aber es gibt so gewisse No-<br />

Gos und solche Sachen, das macht best<strong>im</strong>mt den ein oder anderen auch sicherer.<br />

Interviewer: Wie sollte denn die Unterstützung aussehen? Jetzt in Form <strong>von</strong> zum Beispiel Kursen<br />

oder eine Onlineplattform, Sprechstunden?<br />

I.: Also sinnig finde ich eine Onlineplattform insofern, als dass, wenn ich jetzt wissen will, wie ich<br />

richtig zitieren muss, kann ich mir das dann runterladen und mir was durchlesen. Finde ich ganz<br />

klug, dann kann ich mir das selber einteilen. Ich finde Seminare gut, in denen man einfach üben<br />

kann und das Ganze, was man theoretisch sich vielleicht anliest auch gleich praktisch anwendet.<br />

Und eine Sprechstunde finde ich auch gut, weil man einfach mit seinen speziellen Problemen da<br />

hingehen kann und dann einfach zu einer Person, die kompetent ist, die einem genau auf dieses<br />

Problem weiterhelfen kann, was gerade zum Beispiel in der Bachelorarbeits-Zeit natürlich total<br />

hilfreich ist, wenn man mit so vielen Problemen konfrontiert wird.<br />

Interviewer: Wie hat sich dein Verhalten in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten verändert?<br />

I.: Ich bin fokussierter. Ich habe mein Thema, ich suche mir dazu meine Literatur, ich lese<br />

<strong>im</strong>mer noch sehr viel weil das meine Art ist, aber ich lese nicht mehr so viel, was ich nicht<br />

brauche, sondern ich weiß schon eher wo ich suchen muss. Fängt bei banalen Sachen an,<br />

dass ich in der Bib die Regale teilweise kenne oder dass ich weiß, wie man mit<br />

Stichwörtern irgendwas sucht oder wie man mit Autoren umgeht und solche Sachen. Ich<br />

lese Texte anders, also ich ziehe mir schneller aus den Texten heraus, was ich wirklich<br />

dann brauche. Ich bin einfach sicherer in so Formalia, also ich weiß, wie ich meine<br />

Dokumente anlege und ich weiß, wie ich zitier, beziehungsweise, wenn es in einem<br />

anderen Fach ist, dann weiß ich auch, in welchen Fächern ich da noch einmal nachgucken<br />

muss, weil die andere Zitierweisen wünschen. Und ja, ich denke, dadurch bin ich einfach<br />

schneller geworden.<br />

322


Interview i-Literacy Person J<br />

Fachsemester 1. / Master<br />

Alter 24<br />

Geschlecht weiblich<br />

Interviewer: Wie bist du zum ersten Mal mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert worden in<br />

deinem Studium?<br />

J.: Meinst du jetzt, dass ich es gelernt habe oder dass ich es mir selber beigebracht habe?<br />

Interviewer: Beides.<br />

J.: Ich glaube, in der Vorlesung wurden mal so Kriterien zur Wissenschaftlichkeit genannt, das war<br />

so der erste Kontakt überhaupt mit diesen Begriffen, wie jetzt Validität oder solchen Geschichten.<br />

Und wissenschaftlich jetzt praktisch gearbeitet habe ich glaube ich zum ersten Mal <strong>im</strong> dritten<br />

Semester, als ich tatsächlich meine erste Hausarbeit geschrieben habe und mich damit<br />

auseinandergesetzt habe, wie man das macht und was da wissenschaftliche Kriterien sind. Und<br />

habe mich dann da informiert und glaube ich das erste Mal mich damit beschäftigt.<br />

Interviewer: Das hört sich an, als ob du dich tatsächlich selbst damit beschäftigt hast und dir das<br />

keiner beigebracht hat.<br />

J.: Ja, st<strong>im</strong>mt. Also ich hatte jetzt kein oder ich habe nicht in Erinnerung, dass ich irgendwann ein<br />

Seminar gehabt hätte, wo man mir das beigebracht - also doch, das Tutorium <strong>von</strong><br />

Kommunikationswissenschaft, aber das war schon sehr oberflächlich und am Anfang des Studiums<br />

nicht so hilfreich.<br />

Interviewer: Das war <strong>im</strong> ersten Semester?<br />

J.: Ganz genau. Ganz am Anfang.<br />

Interviewer: Wie hat sich das dann in deinem Studium fortgesetzt?<br />

J.: Es war schon eher so, ich hatte damals einen Freund, der Geschichte studiert hat und der hat<br />

natürlich sehr viel <strong>von</strong> diesen ganzen wissenschaftlichen Arbeitstechniken drauf gehabt und konnte<br />

mir da sehr viel helfen, weil ich mich schon ziemlich unausgestattet gefühlt habe, was jetzt die<br />

gesamten, wie man da vorgeht und was man tut und wie und warum. Und deswegen war das<br />

eigentlich eher so dieses learning by doing auch während des Studiums.<br />

323


Interviewer: Okay. Kamen aber <strong>im</strong>mer mehr Arbeiten dazu oder?<br />

J.: Genau, also es kamen halt <strong>im</strong>mer mehr Hausarbeiten oder es kam dann doch irgendwie, dass<br />

man noch mal speziell in einem Seminar noch mal darüber gesprochen hat, wie man das jetzt zu<br />

machen hat. Dass man vielleicht auch Methodensachen gelesen hat, um herauszufinden, wie man<br />

so etwas macht oder.<br />

Interviewer: Okay. Wo hattest du denn dann Probleme be<strong>im</strong> wissenschaftlichen Arbeiten?<br />

J.: Also ich glaube, prinzipiell mal bei der Herangehensweise. Also überhaupt so diesen ganzen<br />

Prozess, habe ich mich am Anfang überhaupt nicht ausgestattet gefühlt. Also was sind erste<br />

Schritte, was suche ich wie, zum Beispiel mit Literatur, was ist wichtig, worauf achte ich, wie lese<br />

ich, was sollte ich vermeiden, um mich nicht zu verwirren, was sind wichtige Dinge, die man<br />

während diesem wissenschaftlichen Prozess bedenken sollte. Und die fände ich schon gut, wenn<br />

man das einfach ein bisschen gezielter lernen würde, glaube ich.<br />

Interviewer: Wenn du jetzt so an die Bereiche des wissenschaftlichen Arbeiten denkst: Recherche,<br />

Schreiben, Präsentieren. Was würdest du sagen hat dir da am meisten Probleme bereitet?<br />

J.: Es kommt auf unterschiedliche Stadien glaube ich meines Studiums an. Also am Anfang glaube<br />

ich war es eindeutig die Recherche, weil ich mich noch nicht ausgekannt habe. Sprich Bibliothek,<br />

überhaupt Literatur, das glaube ich fand ich am Anfang sehr schwierig. Und dann kommt man ja,<br />

Schreiben fand ich dann ganz in Ordnung so und was mir eben sehr schwer fiel am Anfang auch<br />

dieses Exzerpieren oder dieses gesamte, dieser Prozess um auszuwählen, was man dann nachher<br />

schreibt. Ich glaube das ist, da habe ich am Anfang sehr <strong>im</strong> Dunkeln gestochert.<br />

Interviewer: Okay. Und wie hast du diese Probleme gelöst?<br />

J.: Also wie gesagt, teilweise eben durch Leute so…<br />

Interviewer: Kommilitonen?<br />

J.: Genau, die einem da weiterhelfen konnten oder Freunde, die so etwas schon gemacht hatten.<br />

Oder natürlich Literatur. Wobei natürlich auch die Standards, die für die jeweiligen<br />

wissenschaftlichen Arbeiten dann <strong>von</strong> den einzelnen Lehrstühlen oder Bereichen dann raus<br />

gegeben waren, da konnte man sich auch schon orientieren.<br />

Interviewer: Also irgendwie <strong>im</strong> Internet nachgeguckt.<br />

J.: Genau.<br />

Interviewer: Alles klar. Du hattest es vorhin schon ein bisschen gesagt. Wie hast du denn die<br />

324


Unterstützung empfunden, die du am Anfang des Studiums bei deinen ersten wissenschaftlichen<br />

Arbeiten bekommen hast?<br />

J.: Also ziemlich schlecht <strong>im</strong> Sinne <strong>von</strong> keine Begleitung, kein wirkliches Seminar dazu. Also es<br />

gab am Anfang dieses Tutorium, das ist auch alles sehr viel, aber es ist halt einmal Input für fünf<br />

Stunden und dann war es das. Und währenddessen kann man schon irgendwo nachgucken, aber<br />

man hat nicht so den Ansprechpartner. Deswegen ich glaube, mir hätte es gefehlt, oder ich hätte es<br />

gut gefunden, wenn ich so am Anfang ein bisschen Unterstützung in diesen Prozessen, also wenn<br />

man so gesagt hat, okay, wie geht man ran, was sind wichtige Schritte, wie geht man vor,<br />

Bibliothek, Recherche, Exzerpt schreiben und Korrektur lesen und so Sachen. Ich glaube, das hätte<br />

mir sehr viel geholfen, wenn das ein kontinuierliches Angebot gewesen wäre.<br />

Interviewer: Da sind wir schon bei der nächsten Frage, wo du dir nämlich Unterstützung<br />

wünschen würdest und wann <strong>im</strong> Laufe des Studiums?<br />

J.: Also ich denke, das erste Semester ist fast zu früh, weil man noch sehr überfordert ist <strong>von</strong> all<br />

diesen Einführungssachen, man ist noch sehr, man weiß noch gar nicht so genau, was auf einen<br />

zukommt. Ich denke, ich fände es <strong>im</strong> zweiten Semester oder vielleicht ja so erstes, zweites ganz<br />

gut, um das mal so anlaufen zu lassen, um so Basics zu vermitteln. Dann denke ich, fände ich es<br />

sehr gut, noch einmal <strong>im</strong> fünften, sechsten so, was auch die wissenschaftliche Arbeit angeht, was ja<br />

auch durch dieses Seminar MuK aktuell teilweise gegeben ist. Das ist auch sehr hilfreich, fände ich<br />

aber auch wichtig, dass das noch stärker auf dieses wissenschaftliche Arbeiten geht und nicht nur<br />

auf diese Präsentation irgendwelcher Arbeiten oder Vorschläge, sondern dass das noch mehr in<br />

diese, okay was ist jetzt wichtig, dass man da noch näher drauf eingeht. Und also beispielsweise<br />

abwechselnde Sitzungen. Einmal bespricht man Arbeiten und das andere Mal geht man wirklich in<br />

Probleme rein oder in Möglichkeiten rein, wie man was zitieren kann. Das wäre auf jeden Fall ein<br />

Part und dann natürlich, ich bin jetzt Masterstudentin, da ist es natürlich schon auch wichtig, noch<br />

mal <strong>im</strong> Master ein Angebot zu haben, okay, was ist jetzt anders, was sind jetzt vielleicht Sachen,<br />

die sich jetzt ändern oder wo guckt man genauer hin.<br />

Interviewer: Im Vergleich zur Bachelorarbeit?<br />

J.: Genau.<br />

Interviewer: Und in welchen Bereichen würdest du dir Unterstützung wünschen? Eher jetzt <strong>im</strong><br />

Bereich Recherchieren oder Schreiben oder wo ist überhaupt so etwas möglich, wo kann man denn<br />

unterstützen?<br />

J.: Also ich denke, wenn ich es jetzt zuordnen wollen würde, wäre erstes, zweites Semester so ein<br />

Überblick über alles, aber vor allem die Recherche glaube ich ein Hauptaugenmerk. Weil das ist<br />

glaube ich am Anfang sehr wichtig, dass man reinkommt. Fünftes, sechstes Semester würde ich<br />

sagen, wäre auf jeden Fall eher diese Fokus auf Schreiben, auch mal so eine Werkstatt, so dieses<br />

325


wissenschaftliche Schreiben, best<strong>im</strong>mte Dos und Don´ts. Das glaube ich, fände ich sehr sinnvoll<br />

und hilfreich. Und aber trotzdem nicht diesen Gesamtprozess aus den Augen zu verlieren, weil man<br />

doch sich <strong>im</strong>mer wieder fragt, lese ich jetzt zuviel Texte oder, also das glaube ich, ist schon<br />

wichtig, das <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick zu halten.<br />

Interviewer: Und in welcher Form sollte die Unterstützung stattfinden? Was kannst du dir<br />

vorstellen? Eher Kurse oder eher eine Onlineplattform, Sprechstunden?<br />

J.: Also ich denke, was sehr hilfreich wäre, wäre schon natürlich am Anfang glaube ich gerade ein<br />

Kurs, dass man das wirklich so gemeinsam auch erarbeitet und das hat für mich auch stark so einen<br />

Workshop-Charakter. Weil ich glaube, diese Sachen sind Dinge, die ich mir nicht gut merken kann,<br />

wenn mir das jemand erzählt. Sondern das wäre eher so, ich stelle mit eher einen Workshop vor,<br />

okay, heute steht Recherchieren auf dem Punkt, wie gehe ich ran. Dass man eine Aufgabe<br />

bekommt und man wirklich sagt, okay, ich hätte jetzt dieses und dieses Thema. Was gibt es für<br />

Möglichkeiten, was sind valide Quellen, wie komme ich in der Bib weiter, was sind Suchwörter<br />

fürs OPAC. Ich glaube so ganz banal Basics. Und ich glaube, da kann ich mir so Workshops gut<br />

vorstellen, auch zum Schreiben. Weil man in so einem Wochenend-Workshop beispielsweise<br />

glaube ich mehr rein kommt, als wenn man sich einmal in der Woche eineinhalb Stunden trifft und<br />

Referate hält. Und dann natürlich klar, auf Nachfrage so etwas wie Sprechstunden, dass man echt<br />

noch einmal nachfragen kann, wenn man irgendwie ein Problem hat.<br />

Interviewer: Okay. Da sind wir schon bei der letzten Frage: Wie hat sich dein Verhalten in Bezug<br />

auf das wissenschaftliche Arbeiten verändert?<br />

J.: Ja, ich glaube am Anfang ist man doch sehr wahllos und planlos, würde ich jetzt einmal sagen.<br />

Also man macht zuviel, man macht es nicht an der richtigen Stelle, man ist sehr orientierungslos.<br />

Ich denke, das hat sich schon stark verändert, dass man sich selber viel besser einschätzen kann.<br />

Also was kann ich, wo muss ich schauen, wie selektiere ich auch Informationen und wie viel ist<br />

nötig? Das kann man natürlich nie wirklich wissen, aber ich denke, das hat sich auf jeden Fall<br />

verändert, dass man ein bisschen bewusster auch auswählt und nicht einfach nur sammelt, sammelt,<br />

sammelt. Und vielleicht auch ein bisschen genauer weiß, welche Kriterien wichtig sind. Weil das<br />

fällt mir auch noch ein, das ist glaube ich auch ein Punkt, der extrem wichtig wäre, dass man mal<br />

die Standards für wissenschaftliche Arbeiten einfach mal ein bisschen transparent macht. Auch<br />

Bachelorarbeiten...<br />

Interviewer: Also so eine Art Benotungskriterien, oder?<br />

J.: Ja, das auch auf jeden Fall, das fände ich zum Beispiel sehr wichtig, dass man einfach mal weiß,<br />

was wird erwartet, was sind die und die Kriterien für die und die Note und was wird erwartet, jetzt<br />

mal abgesehen da<strong>von</strong>, dass der Rand so und so breit sein muss und die Schriftgröße, weil das bringt<br />

mir <strong>im</strong> Ernstfall nichts, wenn ich nicht weiß, was <strong>von</strong> mir wirklich erwartet wird an<br />

Wissenschaftlichkeit. Deswegen denke ich, da bin ich jetzt schon ein bisschen gezielter, merke<br />

326


aber <strong>im</strong>mer noch, dass ich mir <strong>im</strong>mer noch Bücher ausleihe zum wissenschaftlichen Arbeiten, weil<br />

ich <strong>im</strong>mer noch nicht das Gefühl habe, dass ich es wirklich systematisch genug mache. Und so<br />

Tricks wie verschiedene Lesarten oder verschiedene Markierungen für verschiedene Dinge in<br />

Texten, das sind schon hilfreiche Tricks, die man glaube ich schon früher hätte lernen können.<br />

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Anhang zu Kapitel 5<br />

Studierendenbefragung zu Selbstlerumgebungen aus dem WS 08/09<br />

103 Teilnehmer, Studierende aus MuK, Jura, BWL, Pädagogik, Lehramt, 3. Bis 9.<br />

Semester<br />

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Generelle Befunde:<br />

- 46% haben Erfahrung mit E-Learning<br />

- 63% haben Interesse an E-Learning Kursen<br />

- 77% haben gute Erfahrungen mit E-Learning81% bevorzugen Medien bei E-Learning<br />

- 64% bevorzugen Blended Learning<br />

- 63% würden sich aktiv an E-Learning beteiligen<br />

- 55% möchten Anleitung <strong>im</strong> Kurs, 45% eigenständig Arbeiten<br />

- 72% möchte eine dauernde Erreichbarkeit des Dozenten<br />

- 24% bevorzugen Gruppenarbeit, 37% eigenständiges Arbeiten, 31% haben keine<br />

Präferenz<br />

- 67% bevorzugen face-to-face Kontakt bei Gruppenarbeiten, 15% online, 18% beides<br />

- 72% wünschen sich weitere Kommunikationstools<br />

- 69% wünschen Artefakte als Leistungsnachweise<br />

334


Anhang Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, Nina Rebele (geb. Grabowski), geboren am 20.10.1977 in<br />

Augsburg, dass ich die vorliegende Dissertation selbstständig und ohne Benutzung anderer<br />

als der <strong>im</strong> Literaturverzeichniss angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle Stellen, die<br />

wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten Schriften<br />

entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht sowie <strong>im</strong> Literaturverzeichnis als<br />

Quellen aufgeführt. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen<br />

Prüfungsbehörde vorgelegen.<br />

Augsburg, den 09.04.2012<br />

Nina Rebele<br />

335


Anhang Lebenslauf<br />

nina rebele<br />

Persönliche Daten<br />

Geburtsdatum: 20.10.77 in Augsburg<br />

Familienstand: verheiratet, 2 Kinder (Tochter: 7 Jahre, Sohn: 5 Jahre)<br />

Staatsangehörigkeit: deutsch<br />

Schulausbildung<br />

University of Colorado at Boulder Aug. ’99 – Mai ‘02<br />

School of Journalism and Mass Communication<br />

• Bachelor of Sciences (Hon.), Schwerpunkt Medienproduktion<br />

• Abschluss mit Auszeichnung, GPA 3.5 (Top 2% des Jahrgangs)<br />

Universität Augsburg April ’05 – Juli ‘07<br />

Masterstudium Medien und Kommunikation<br />

• Master of Arts (M.A.), Schwerpunkt Medienpädagogik<br />

• Notendurchschnitt „sehr gut“ (1,42)<br />

Universität Augsburg Nov. ’07 – Dez. ‘10<br />

Doktorandin am Institut für Medien und Bildungstechnologie<br />

• Dissertation zu <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Informationskompetenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochschulstudium</strong> <strong>im</strong><br />

Rahmen eines DFG-Fördermittelprojektes, Abschluß Dr.phil.<br />

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Berufstätigkeit<br />

IT-Consultant (Selbstständig) Seit August ’11<br />

Selbstständige Beratertätigkeit <strong>im</strong> Outdoor- und Profisport-Bereich<br />

• Beratung bei Social Media Projekten (Red Chili, Stefan Glowacz, Wild Country)<br />

• Beratung bei Social Apps (e-tecture, BMW)<br />

• Lehre <strong>im</strong> Bereich Social Media (Uni Augsburg, Uni Paderborn)<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Mai ’09 – Juli ’11<br />

Institut für Wissensmedien, Tübingen<br />

• Wiss. Mitarbeit <strong>im</strong> EU Exzellenznetzwerk STELLAR<br />

• Projektleitung „Doctoral Community of Practice“<br />

• Lehre <strong>im</strong> Bereich Social Media (Uni Augsburg, Uni Paderborn)<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Nov. ’07 – April ’09<br />

Universität Augsburg<br />

• Wiss. Mitarbeit <strong>im</strong> DFG-Projekt „Aufbau eines IT-Servicezentrums“ am Medienlabor<br />

und der Professur für Medenpädagogik<br />

• Projektleitung „Projekt i-literacy“<br />

• Lehre <strong>im</strong> Bereich Medienpädagogik und Medieninformatik (Uni Augsburg)<br />

Freie Übersetzerin und Englisch-Trainer Okt. ’02 – April ’05<br />

Selbstständige Berater- und Übersetzertätigkeit<br />

• Übersetzungen und Schulungen u.a. für S&R Internationale<br />

Unternehmensberatung, Gretag McBeth, KEBA, AT Kearney, Mercedes Benz<br />

KVCU-AM/ Marketing & Promotions Direktorin Aug. ’01 – Aug. ’02<br />

Gemeinnütziger Radiosender, Boulder, Colorado, USA<br />

• Entwickelte alle Marketing und Promotions Strategien<br />

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Free Speech TV / Freie Produzentin Okt. ’00 – Aug. ‘01<br />

Unabhängiger Fernsehsender, Boulder, Colorado, USA<br />

• Produzierte Teil der Oktober ‘00 Indymedia Newsreal Doku-Serie<br />

• Entwickelte Trainingsbuch für Final Cut Pro<br />

• Leitete Kurse für Final Cut Pro<br />

Free Speech TV / Communications Coordinator Jan. ’00 – Okt. ‘00<br />

Unabhängiger Fernsehsender, Boulder, Colorado, USA<br />

• Pressesprecherin für den Start der monatlichen Indymedia Newsreal Doku-Serie<br />

• Entwickelte und koordinierte Vorführungen des Pilotfilms in 25 Städten in den USA,<br />

Mexiko, Canada und Europa<br />

Auszeichnungen<br />

• Stipendium zur Joint European Summer School on Technology Enhanced Learning,<br />

2010<br />

• Stipendium der STELLAR Doctoral Academy/Alpine Rendez-Vous, 2009,<br />

• Gewinnerin Vortrag "Innovatives Hochschulprojekt" der Campus Innovation, 2008<br />

• Zweiter Platz in der Broadcast Education Association National Student Awards in<br />

der Kategorie “Radio Documentary”<br />

• Ehrenbürgerin der Stadt Boulder, Colorado, USA<br />

Mitgliedschaften<br />

• European Association for Research on Learning and Instruction (Earli)<br />

• Junior Researchers (JURE)<br />

• International Network für Social Network Analysis (INSNA)<br />

• Association for the Advancement of Computing in Education (AACE)<br />

• International Society of the Learning Sciences (ISLS)<br />

• Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW)<br />

Meine Präsentationen und Publikationen finden sich unter:<br />

http://www.<strong>im</strong>b-uni-augsburg.de/nina-rebele<br />

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