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8. Enantioselektive Reaktionen an prochiralen Doppelbindungen

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<strong>8.</strong> <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> <strong>Reaktionen</strong> <strong>an</strong> <strong>prochiralen</strong> <strong>Doppelbindungen</strong><br />

<strong>8.</strong>1 . <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> Hydroborierungen<br />

Eine der leistungsfähigsten Methoden zur Erzeugung chiraler sekundärer Alkohole ist heute<br />

die en<strong>an</strong>tioselektive Hydroborierung mit nachfolgender Oxidation. Die Hydroborierung läuft<br />

in der Regel als reine syn-Addition <strong>an</strong> die Doppelbindung mit hoher Regiospezifität für das<br />

sterisch weniger gehinderte C-Atom. Die Regioselektivitäten sind hierbei bis zu 80-100%.<br />

Die syn:<strong>an</strong>ti-Selektivitäten ca. 87:13 bis 97:3.<br />

Eines der gebräuchlichsten Reagentien ist das Diisopinocampheylbor<strong>an</strong> (Ipc)2BH. Es reagiert<br />

sehr gut mit ungehinderten Z-Olefinen. Die E-Olefine reagieren l<strong>an</strong>gsamer und geben<br />

schlechtere Selektivitäten. Trisubstituierte Olefine reagieren auch mit schlechten<br />

Selektivitäten.<br />

2<br />

R 1<br />

R 1<br />

R 2<br />

B 2H 6<br />

1) (-)-Ipc 2BH<br />

2) H 2O 2, NaOH<br />

1) (-)-Ipc 2BH<br />

2) H 2O 2, NaOH<br />

B H<br />

2<br />

R 1<br />

OH<br />

R 1<br />

R 2<br />

OH<br />

R 1 = R 2 = Me, 98%ee<br />

R 1 = R 2 = Et, 95%ee<br />

R 1 = iPr R 2 = Me, 82%ee<br />

Das Monoisopinocampheylbor<strong>an</strong> ist wesentlich reaktiver und natürlich daher auch schlechtern<br />

h<strong>an</strong>dzuhaben. Es zeigt auch moderate Selektivitäten bei E-Olefinen. Mit tribubstituierten<br />

Olefinen ergeben sich aus den E-Olefinen die syn Produkte und aus den Z-Olefinen die <strong>an</strong>ti<br />

Produkte<br />

BH 2 E-Alkene 70 - 90 % ee<br />

trisubstituierte Alkene 70 - 90 % ee


In dem vorliegenden Beispiel ist das Edukt erneut eine prochirale Subst<strong>an</strong>z, die zwei<br />

en<strong>an</strong>tiotope Halbräume besitzt. Damit existieren, wenn ein chirales Reagenz <strong>an</strong>greift zwei<br />

diastereomorphe ÜZ. Die Reaktion über den energetisch niedrigsten ÜZ ist wieder die<br />

schnellere.<br />

Ein gutes Hydroborierungsreagenz ist das S,S-2,5-Dimethylborol<strong>an</strong><br />

+ B H<br />

B OH<br />

Hier liegt im Fall der Hydroborierung erneut eine starke Reagenzkontrolle der<br />

Stereoselektivität vor.<br />

Diese Hydroborierungen können auch katalytisch gestaltet werden. Als<br />

Hydroborierungsreagenz setzt m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n meistens Catecholbor<strong>an</strong> ein. Katalysiert wird mit Rh-<br />

Diphosphin Komplexen, wie z.B. mit BINAP. Die erreichten ee-Werte liegen bei um die 95%<br />

ee.<br />

Cl<br />

Ph<br />

+<br />

O<br />

HB<br />

O<br />

Josiphos<br />

1) Catecholbor<strong>an</strong><br />

2) H 2O 2 / NaOH<br />

PCy 2<br />

Me<br />

Fe PPh2 Rh, Chiraler Kat.<br />

H 2O 2 / NaOH<br />

Katalysator = Rh-BINAP<br />

<strong>8.</strong>2. <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> Hydrosilylierungen<br />

Hydrosilylierungen können wie Hydroborierungen zur Synthese chiraler Alkohole verwendet<br />

werden. Die Methode ist jedoch längst nicht so gut ausgearbeitet. Als Katalysatoren für<br />

Hydrosilylierungen fungieren Rh, Pt und Pd-Katalysatoren. Grundsätzlich verlaufen<br />

Ph<br />

OH<br />

HO<br />

OH<br />

Cl


Hydrosilylierungen wie in den unteren Beispielen, in denen diastereoselektiv hydrosilyliert<br />

wird.<br />

Ph<br />

HO<br />

OH<br />

Tetramethylsilaz<strong>an</strong><br />

(Me 2HSi) 2NH<br />

(Ph 3P) 3RhCl<br />

Tetramethylsilaz<strong>an</strong><br />

(Me 2HSi) 2NH<br />

H 2PtCl 6<br />

Ph<br />

OH<br />

OH<br />

HO OH<br />

Für eine en<strong>an</strong>tioselektive Reaktionsführung müssen erneut chirale Katalysatoren eingesetzt<br />

werden.<br />

1) HSiCl 3, PdCl 2, Katalysator<br />

2) H 2O/EtOH, Et 3N, H 2O 2<br />

"Tamao Oxidation"<br />

1) HSiCl 3, PdCl 2, Katalysator<br />

2) H 2O/EtOH, Et 3N, H 2O 2<br />

"Tamao Oxidation"<br />

H OH<br />

Deratige <strong>Reaktionen</strong> lassen sich vorteilhaft auch mit Pd-Katalysatoren durchführen<br />

HO<br />

O O<br />

OH<br />

Katalysator<br />

Fe<br />

H<br />

PPh 2<br />

NMeR<br />

Interess<strong>an</strong>t die kürzlich ausgearbeiteten intramolekularen Möglichkeiten dieser Reaktion:<br />

OSiHAr 2<br />

Si Ph<br />

H<br />

Ph<br />

homo-Allylsil<strong>an</strong><br />

(-)-DIOP<br />

RhC 2H 4Cl/2 (2mol%)<br />

H 2O 2, KF, KHCO 3<br />

Rh-Chiraphos<br />

H 2O 2<br />

OH<br />

Me<br />

OSiHAr 2<br />

OH<br />

OH<br />

CH 3<br />

OMe<br />

PPh 2<br />

66% Ausbeute, 93%ee<br />

PdCl 2


Die Regioselektivität bei der Addition von Trichlorsil<strong>an</strong> <strong>an</strong> eine Doppelbindung ist<br />

(verzweigt:linear) zwischen 80:20 und 93:7. Bei 1-Aryl-1-alkenen k<strong>an</strong>n die Regioselektivität<br />

auch 99:1 betragen. Die En<strong>an</strong>tioselektivitäten beragen ca. 71-85% ee.<br />

Ar<br />

R<br />

Si-H<br />

Pd.MOP<br />

MOP<br />

PPh 2<br />

Eine interess<strong>an</strong>te Anwendung der Reaktion:<br />

HSiCl 3<br />

Pd-Katalysator<br />

SiCl 3<br />

<strong>8.</strong>3 <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> Hydrierungen<br />

Ar<br />

H<br />

* R<br />

H2O2 H<br />

Ar * R<br />

Si<br />

OH<br />

Ph-CHO<br />

DMF<br />

Der 1966 von Wilkinson entwickelte Hydrierkatalysator [RhCl(PPh3)3] ermöglicht die<br />

homogene Hydrierung aktivierter <strong>Doppelbindungen</strong>. Werden die PPh3-Gruppen durch chirale<br />

Gruppen ersetzt so gelingt die en<strong>an</strong>tioselektive homogene Hydrierung. Heute gibt es eine<br />

vielzahl von chiralen Hydrierkatalysatoren mit denen aktivierte <strong>Doppelbindungen</strong>,<br />

Carbonylgruppen und auch Imin en<strong>an</strong>tioselektiv hydriert werden können.<br />

Eine schnelle Hydrierung gelingt vor allem von α -(Acylaminoacrylsäuren). Diese<br />

Verbindungen besitzen eine Acyl-geschützte Enamin-Substruktur, die für das Gelingen der<br />

Hydrierung von entscheidender Bedeutung ist. Die en<strong>an</strong>tioselektive Hydrierung dieser<br />

Subst<strong>an</strong>zen ermöglich die Synthese en<strong>an</strong>tiomerenreiner α -Aminosäuren, was heute zu einer<br />

St<strong>an</strong>dardmethode geworden ist. Auf dieser Methode beruht z. B. die erste industrielle<br />

assymetrische Synthese von (S)-DOPA.<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

NHAc<br />

H 2<br />

L*Rh I<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

NHAc<br />

HO<br />

HO<br />

HO<br />

H<br />

Ph<br />

H<br />

COOH<br />

NH 2


Ein weiteres Beispiel:<br />

Ph<br />

O<br />

Ph N H<br />

COOH<br />

Ru (S)-BINAP<br />

Ph<br />

O<br />

H 2, 3 bar Ph N H<br />

COOH<br />

Die en<strong>an</strong>tioselektive Hydrierung von derartigen <strong>Doppelbindungen</strong> gelingt unter Verwendung<br />

von Katalysatoren mit Bisphosphin Lig<strong>an</strong>den und Rh, Ru als Metall. Die chirale Information<br />

befindet sich hierbei nicht am Phosphor Atom. Bsp. der DIOP-Lig<strong>an</strong>d.<br />

O<br />

O<br />

PAr 2<br />

PAr 2<br />

(-)-DIOP<br />

Allerdings ist mit dem obigen Katalysator das Substratspektrum der umsetzbaren Subst<strong>an</strong>zen<br />

sehr eng. So sind lediglich die erwähnten Subst<strong>an</strong>zen und Zimtsäure-Derivate problemlos<br />

umsetzbar. Das untenstehende Beispiel verdeutlich die Regioselektivitäten<br />

COOCH 3<br />

NHCOCH 3<br />

COOCH 3<br />

NHCOCH 3<br />

Das untenstehende Beispiel erläutert die erreichbaren Selektivitäten mit den Rh-Katalysatoren<br />

R 2<br />

R 1<br />

CO 2H<br />

Ph<br />

Fe<br />

Ph 2P<br />

[Rh]-Katalysator<br />

H 2, MeOH<br />

PPh 2<br />

N<br />

Me<br />

Me<br />

N<br />

R 2<br />

R 1<br />

CO 2H<br />

R 1 Ph CD3 Et Me<br />

R 2 Me Me Me Et<br />

% ee 92 98 97 >94<br />

Ph


Für eine brauchbare Synthese braucht m<strong>an</strong> einem En<strong>an</strong>tiomerenüberschuß von mindestens<br />

80% ee und eine <strong>an</strong>schließende Kristallisation um eine Steigerung auf > 98% ee zu erreichen.<br />

Das ist mit der Hydrierung in der Regel zu erfüllen. Die Katalysatoren selber sind sehr<br />

effizient. M<strong>an</strong> ereicht Substrat/Katalysator Verhältnisse von ca. 50.000.<br />

Die <strong>Reaktionen</strong> lassen sich auch in überkritischem CO2 und in ionischen Flüssigkeiten<br />

durchführen. Die Katalysatoren lassen sich auch <strong>an</strong> festen Trägern, wie z.B. Polystyrole,<br />

immobilisieren um eine Rückgewinnung zu ermöglichen.<br />

Die untenstehende Abbildung zeigt einige typische heute industriell <strong>an</strong>gewendeten<br />

Katalysatoren.<br />

Der immer noch erfolgreichste Katalysatortyp fusst auf dem BINAP-Lig<strong>an</strong>den, der von<br />

Noyori entwickelt wurde. Die untenstehende Abbildung zeigt drei typische BINAP-<br />

basierende Katalysatoren und die Substrate, die mit Ihnen und Wasserstoff zu den<br />

entsprechenden chiralen Produkten umgesetzt wurden. Das im ursprünglichen Wilkinson<br />

Katalysator verwendetet Rh wurde durch Ru ersetzt. Diese Ru-Katalysatoren zählen heute zu<br />

den erfolgreichsten Katalysator Systemen.


1995 wurde entdeckt, dass Ru-BINAP-Diamin Komplexe bevorzugt die Carbonylgruppe in<br />

α, β -ungesättigten Carbonylgruppen reduzieren, was eine Plethora neuer chiraler Bausteine<br />

für die Synthese zugänglich machte.<br />

Verwendet m<strong>an</strong> unterschiedliche Metalle, so k<strong>an</strong>n es passieren, dass m<strong>an</strong> die Konfiguration<br />

des Lig<strong>an</strong>den ändern muss um zu dem einen, gewollten En<strong>an</strong>tiomeren zu gel<strong>an</strong>gen. Die<br />

Acylaminogruppe ist hierbei für die Koordination <strong>an</strong> das Metallzentrum entscheidend.


R 1<br />

R 1<br />

R 1 = Aryl<br />

COOR (S)-BINAP-Rh<br />

NHAc<br />

COOR (S)-BINAP-Ru<br />

NHAc<br />

COOR<br />

R 1 NHAc<br />

R 1<br />

COOR<br />

NHAc<br />

Die BINAP Katalysatoren können allerdings Doppelbindungsisomerisierungen einleiten, wie<br />

das untenstehende Beispiel zeigt. So reagieren die Z-Substrate schnell und mit hoher<br />

En<strong>an</strong>tioselektivität. Die E-Olfine reagieren hingegen l<strong>an</strong>gsam und geben signific<strong>an</strong>te E/Z<br />

Isomerisierung während der Reaktion.<br />

R 1<br />

R 1<br />

R 1 = Aryl<br />

COOR (S)-BINAP-Rh +<br />

NHAc<br />

NHAc<br />

(R)-BINAP-Rh +<br />

COOR (S)-BINAP-Rh + R 1<br />

COOR<br />

R 1 NHAc<br />

COOR<br />

NHAc<br />

Ein Katalysator, der sowohl E als auch die Z-Enamide zuverlässig ohne Isomerisierung<br />

reduziert ist DuPhos (auch in alkoholischen Lösungsmittel). Hiermit reagieren auch die<br />

β , β -disubstituierten Substrate glatt zu den β -verzweigten α -Aminosäuren. Wie m<strong>an</strong> oben<br />

sieht, lässt sich die Stereochemie am β -Zentrum durch die Konfiguration der Doppelbindung<br />

im Substrat kontrollieren.<br />

P<br />

P<br />

DuPhos-Lig<strong>an</strong>d


Heute werden sehr viele Ruthenium-Katalysatoren verwendet. Vor allem werden diese<br />

Katalysatoren für die en<strong>an</strong>tioselektive Keton Reduktion eingesetzt. Neue Katalysatoren<br />

verwenden auch Iridium!<br />

Weniger aktivierte <strong>Doppelbindungen</strong> benötigen sehr viel drastischere Hydrierbedingungen<br />

O<br />

R 3<br />

R 2<br />

O<br />

O<br />

R 1<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

H 2, 100 atm<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

H 2, 100 atm<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

H 2, 100 atm<br />

COOH<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

H 2, 40 atm<br />

O<br />

R 3<br />

R 2<br />

*<br />

O<br />

*<br />

O<br />

R 1<br />

O<br />

COOH<br />

O<br />

(S)-Naproxen<br />

COOH<br />

Einfache β, γ - oder α, β -ungesättigte Carbonsäuren sind ebenso wie Allylalkohole, homo-<br />

Allylalkohole oder nicht-aktivierte <strong>Doppelbindungen</strong> sehr schwierig zu reduzieren. Hier<br />

fehlen die für die Koordination <strong>an</strong> das Metall nötigen funktionelle Gruppen. Dieses k<strong>an</strong>n<br />

erneut für regioselektive Hydrierungen ausgenutzt werden.<br />

COOH<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

(S)-BINAP-Ru<br />

OH OH<br />

R * R<br />

65% ee mit R = H<br />

Zr O<br />

O<br />

COOH<br />

Noyori synthetisierte später Katalysatoren mit Ruthenium, welche für <strong>Reaktionen</strong> mit<br />

Carbonylgruppen sehr geeignet sind. Z.B. Ru-BINAP Biscarboxylatkomplex:


Ph Ph<br />

Me<br />

P O<br />

Ru<br />

P O<br />

O<br />

O<br />

Ph R<br />

Ph<br />

Ru-BINAP<br />

O COOCH 3 HO COOCH 3<br />

O O<br />

`R R``<br />

OH OH<br />

`R R``<br />

Auch Imine lassen sich en<strong>an</strong>tioselektiv hydrieren. M<strong>an</strong> erhält chirale Amine.<br />

R 1<br />

N<br />

NHCOPh<br />

R 2<br />

[Rh], H 2<br />

iPrOH, 0°C<br />

R 1<br />

HN<br />

NHCOPh<br />

R 2<br />

SmI 2<br />

R 1 Ph CO2Et CO2Et CHex<br />

R 2 Me Me Ph Me<br />

% ee 92 89 91 72<br />

Allgemein haben die auf BINAP basierenden chiralen Katalysator bei der en<strong>an</strong>tioselektiven<br />

Hydrierung von <strong>Doppelbindungen</strong> den Vorteil relativ grosser Substratbreite. Dieser<br />

Katalysator k<strong>an</strong>n zur Hydrierung von Allylalkoholen, α -(Acylamin)-Acrylsäuren oder der<br />

Carbonylgruppe eines β -Ketoesters verwendet werden.<br />

Ph<br />

Ph<br />

P<br />

Ru Cl Ru-BINAP<br />

P Ph<br />

Ph<br />

Neuerdings werden auch Iridiumkatalysatoren für die en<strong>an</strong>tioselektive Hydrierung vor allem<br />

von nicht-aktivierten <strong>Doppelbindungen</strong> entwickelt:<br />

R 1<br />

NH 2<br />

R 2


Angew. Chem. Int. Ed. 1998, 37, 2897<br />

R 1<br />

R 2<br />

HetAr<br />

H 2<br />

R2P N<br />

Ir<br />

O<br />

R<br />

R 1<br />

R 2<br />

HetAr<br />

<strong>8.</strong>4. Weitere interess<strong>an</strong>te <strong>Reaktionen</strong> <strong>an</strong> aktivierten <strong>Doppelbindungen</strong><br />

1. Michael Addition<br />

Die Michael Reaktion ist von unschätzbarem Wert in der org<strong>an</strong>ischen Synthese. Besonders<br />

weil das zunächst enstehende Addukt ein Enolat ist, welches weiterreagieren k<strong>an</strong>n. Ist der<br />

erste Schritt en<strong>an</strong>tioselektiv k<strong>an</strong>n auch der zweite diastereoselektiv verlaufen. So werden<br />

gleich zwei neue Chiralitätszentren kreiert. Heute wird die selektive 1,4-Addition so erklärt,<br />

dass Lithium oder Magnesium <strong>an</strong> den Sauerstoff des Michael-Akzeptors koordinieren. Cu<br />

∗<br />

aber bildete als sehr weiches Metall zunächst einen d, π -Komplex mit dem π -System aus<br />

und überträgt d<strong>an</strong>n das „Carb<strong>an</strong>ion“ auf die 4-Position. Während Org<strong>an</strong>okupfer Reagentien in<br />

der Regel effizient eine Michael-Addition eingehen, sind Org<strong>an</strong>ozink-Verbindungen hierzu<br />

auf Grund der geringeren Reaktivität nicht in der Lage. In Gegenwart kleiner Mengen <strong>an</strong> Cu<br />

oder Ni, sowie HMPA oder TMSCl findet aber eine Reaktion statt. Angenehm ist, dass diese<br />

Zn-Verbindungen entweder aus Alkenen nach Hydroborierung und Bor Zn Austausch oder<br />

aus den Grignard-Verbindungen leicht zugänglich gemacht werden können.<br />

Ein gut funktionierender Katalysator, der exzellente en<strong>an</strong>tioselektive Michael-<strong>Reaktionen</strong><br />

ermöglicht ist das von Feringa entwickelte Phosphoramidit. Es konnte gezeigt werden, dass<br />

der matched-Fall Eintritt wenn (R,R)-Bis(1-phenylethyl)amin und (S)-2,2’-Binaphthol<br />

kombiniert werden. Mit diesem Katalysator und Cyclohexenonen lassen sich ee-Werte von<br />

93-98% realisieren. Addiert werden en<strong>an</strong>tioselektiv Dialkylzink-Verbindungen in Gegenwart<br />

kleiner Mengen <strong>an</strong> Cu(OTf)2.


R 2Zn +<br />

O<br />

R 1 R 1<br />

Katalysator<br />

Toluol, -30°C, 3-12h<br />

R 1<br />

O<br />

R 1<br />

R<br />

93-98%ee<br />

Phosphoramidite<br />

O<br />

O<br />

Ph<br />

P N<br />

Ph<br />

4mol%<br />

+ Cu(OTf) 2 2mol%<br />

Das intermediär gebildete Zn-Enolat k<strong>an</strong>n durch Aldehyde abgef<strong>an</strong>gen werden, wodurch<br />

d<strong>an</strong>n ein zweites Stereozentrum entsteht.<br />

R 2Zn +<br />

O<br />

Katalysator<br />

Toluol, -30°C, 3-12h<br />

OZnR<br />

R<br />

R 1 -CHO<br />

tr<strong>an</strong>s-cis tr<strong>an</strong>s-tr<strong>an</strong>s<br />

O OH O OH<br />

H H<br />

R<br />

+<br />

R<br />

tr<strong>an</strong>s-erythro tr<strong>an</strong>s-threo<br />

>91%ee<br />

O<br />

H O<br />

Die direkte Michael Addition von stabilisierten Kohlenstoffnukleophilen wie Malonate oder<br />

Nitroalk<strong>an</strong>e ist möglich, wenn der Katalysator zwei Eigenschaften besitzt. Zum Einen muss er<br />

eine hohe Brønsted Basizität besitzen, damit das Enolat gebildet werden k<strong>an</strong>n. Gleichzeitig<br />

muss der Katalysator Lewis-sauer sein damit er die Carbonylkomponente aktivieren k<strong>an</strong>n und<br />

damit sich eine fester Komplex bilden k<strong>an</strong>n aus dem heraus das Kohlenstoffnukleophil<br />

en<strong>an</strong>atioselektiv übertragen werden k<strong>an</strong>n.<br />

Katalysatoren, die diese Anforderungen erfüllen sind die von Shibasaki eingeführten<br />

bimetallischen Subst<strong>an</strong>zen (bifunctional catalysis). Die untenstehende Tabelle gibt einen<br />

Einblick in Reaktionsdauern und erzielte ee-Werte.<br />

R<br />

PCC


Der vorgeschlagene Katalysezyklus ist unten dargestellt.


Die zwei unten aufgeführen Beispiele sollen die Einsatzmöglichkeiten dieser Katalysatoren<br />

verdeutlichen<br />

2. Hydroformylierung:<br />

H 2 / CO<br />

180 atü<br />

chiraler Rh-Katalysator<br />

Der Mech<strong>an</strong>ismus der Hydroformylierung:<br />

H<br />

L 2 Rh<br />

CO<br />

L 2 Rh<br />

L 2<br />

CO<br />

CO<br />

H H<br />

Rh<br />

CO<br />

O<br />

H<br />

L 2 Rh<br />

R<br />

CO<br />

R<br />

+<br />

R<br />

L 2<br />

Rh<br />

CO<br />

L 2<br />

Me<br />

O<br />

O<br />

H<br />

z. B. 70% ee<br />

H<br />

Rh<br />

CO<br />

L 2 Rh<br />

R<br />

CO<br />

H<br />

O<br />

R<br />

R


3. Die katalytische en<strong>an</strong>tioselektive Cycloprop<strong>an</strong>ierung<br />

Elektronenreiche Alkene und Diene wie z.B. Vinylether lassen sich gut en<strong>an</strong>tioselektiv<br />

cycloprop<strong>an</strong>ieren. Nicht sehr effizient verläuft die Reaktion mit elektronenarmen Alkenen wie<br />

z. B. α, β -ungesättigten Nitrilen oder Ketonen etc. Die Cycloprop<strong>an</strong>ierung leitet sich im<br />

Prinzip von der Simmons-Smith Reaktion her, bei der Alkene mit Methyliodid und Zn/Cu<br />

umgesetzt werden. Hier werden eben sehr elektrophile Carbenspezies eingesetzt und der<br />

Überg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>d ist früh.<br />

R 1<br />

R 2<br />

CH 3-I<br />

Zn/Cu<br />

In der en<strong>an</strong>tioselektiven Vari<strong>an</strong>te fungieren Cu-Bisoxazoline als Katalysatoren und<br />

Verbindungen wie N2=CHCOOMe (Methyldiazoacetat) als Carbenquelle (allgemein:<br />

Diazocarbonylverbindungen wie Diazoketone oder Diazoester). Intermediär scheinen sich<br />

Metallcarbenkomplexe zu bilden, die als metallstabilisierte Carbokationen verst<strong>an</strong>den werden<br />

können.<br />

N 2<br />

C Z<br />

R<br />

Diazoverbindung<br />

ML n, -N 2<br />

L n<br />

M<br />

ML n<br />

Z<br />

C<br />

R<br />

C Z<br />

R<br />

D<br />

R 1<br />

R 2<br />

D<br />

CZR<br />

Als Katalysatoren fungieren z.B. C2-symmerische Cu-Bisoxazolin Komplexe<br />

R'<br />

R<br />

O<br />

N<br />

N<br />

L nM<br />

A A A = H oder Me<br />

O R'<br />

R' = H oder tBu oder Phenyl<br />

Cu<br />

L L<br />

R<br />

R = Me, Ph, tBu, iPr<br />

Betont werden muss, dass in dieser Reaktion die Diastereoselektivität nicht wirklich gut<br />

kontrolliert werden k<strong>an</strong>n. In der Regel liegen die tr<strong>an</strong>s:cis Verhältnisse der Produkte<br />

zwischen 60:40 und 85:15. Die Wahl der Substituenten R hat auf dieses Verhältnis nur einen<br />

kleinen Einfluss. Oft erhält m<strong>an</strong> das tr<strong>an</strong>s-Produkt mit höherem En<strong>an</strong>tiomerenüberschuss.<br />

D<br />

R Z


Ph<br />

R<br />

N 2=CHCOOMe<br />

Kat*<br />

Industrielle Anwendung der Cycloprop<strong>an</strong>ierung<br />

<strong>8.</strong>5. Jacobsen-Katsuki Epoxidierung<br />

H<br />

H<br />

Ph COOMe Ph<br />

R<br />

cis tr<strong>an</strong>s<br />

H<br />

H<br />

R<br />

COOMe<br />

40% 24% ee 60% >99% ee<br />

Asymmetrische Epoxidierungen können prinzipiell mit chiralen Persäuren durchgeführt<br />

werden. Allerdings sind die erzielten En<strong>an</strong>tiomerenüberschüsse in der Regel < 20% ee. Die<br />

chirale Information ist scheinbar zu weit entfernt um in den diastereomorphen<br />

Überg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>d signifik<strong>an</strong>te Energieunterschiede erzeugen zu können. Bessere Ergebniss<br />

erzielt m<strong>an</strong> mit chiralen Dioxir<strong>an</strong>en und Oxaziridinen. Hiermit sind ee-Werte von bis zu 73%<br />

ee realisiert worden.<br />

R 2<br />

R 1<br />

R 4<br />

R 3<br />

R 1<br />

R 2<br />

O<br />

O<br />

[O]<br />

Chirale Oxaziridinium-Salze und chirale Dioxir<strong>an</strong>e lassen sich auch vorteilhaft in situ<br />

herstellen.<br />

R 1<br />

R 2<br />

R 2<br />

R 1<br />

O<br />

NR<br />

O<br />

R 3<br />

R 4


R 2<br />

R 1<br />

R 3<br />

[O]<br />

R 2 O<br />

* * N<br />

R 1<br />

R 3<br />

BPh 4<br />

+ Oxone = Kaliumhydrogenpersulfat<br />

KOOSO 2OH<br />

Sehr interess<strong>an</strong>te En<strong>an</strong>tioselektivitäten erhält m<strong>an</strong> mit dem aus der Fructose zugänglichen<br />

Reagenz das unten gezeigt ist. Hier konkurriert allerdings die Epoxidierung der<br />

Doppelbindung mit der Bayer-Villiger Oxidation des Reagenzes. M<strong>an</strong> muss deshalb basisch<br />

arbeiten, um diese konkurrierende Reaktion zu unterdrücken.<br />

Ph<br />

+<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Oxone, pH > 8<br />

H 2O, MeCN, -15-0°C<br />

Ph<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

93% Ausbeute, 92% ee<br />

In der Natur werden derartige Epoxidierungen en<strong>an</strong>tioselektiv von Enzymen, sogen<strong>an</strong>nten<br />

Monooxidasen ausgeführt. Hier sind vor allem die Cyctochrom P450 Enzyme zu nennen, die<br />

innerhalb eines Porphyrin-artigen Lig<strong>an</strong>den ein Eisenatom komplexieren. Aus diesem Eisen<br />

wird durch Sausterstoff eine Oxometall-Spezies erzeugt, die hervorragend <strong>Doppelbindungen</strong><br />

epoxidiert. Abgeleitet von den Enzymen wurden daher chirale Porphyrinlig<strong>an</strong>den entworfen<br />

und für Epoxidierungen genutzt. Als Metall wurde sowohl mit Fe eines als auch mit Mn und<br />

einer externen Sauerstoffquelle, bei der es sich oft um das Iodosylbenzol oder -mesitylen<br />

h<strong>an</strong>delt gearbeitet. So lassen sich in der Tat enentioselektive Epoxidierungen mit moderaten<br />

ee-Werten von 10-60% erzielen.<br />

O


*R<br />

R*<br />

NH N<br />

N HN<br />

R*<br />

+<br />

I O<br />

Iodosylmesitylen<br />

*R<br />

R* wurde und wird verändert!<br />

P450 Modelle!<br />

N<br />

N<br />

Mn<br />

N<br />

Cl<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Überbrücktes Porphyrin als P450 Modell<br />

von Collm<strong>an</strong><br />

Sehr effiziente Katalysatoren sind die von Jacobsen und Katsuki entwickelten Salen-<br />

Komplexe die vor allem als Mn(III)-Komplex effiziente Katalysatoren sind.<br />

R 2<br />

R 1<br />

R 3<br />

+ NaOCl<br />

A<br />

A<br />

B<br />

R<br />

R<br />

N N<br />

Mn<br />

O O<br />

Cl<br />

B<br />

(0.5 - 8 mol%)<br />

bis zu 97% Ausbeute und 98+% ee<br />

A<br />

N<br />

O<br />

O<br />

R 2<br />

O<br />

R 1<br />

O<br />

* *<br />

Ein sehr guter Katalysator zusammen mit der katalysierten Reaktion ist unten dargestellt.<br />

H H<br />

* *<br />

N N<br />

Mn<br />

O O<br />

Cl<br />

Ph COOEt NaOCl<br />

8% Kat.<br />

JACS 1991, 113, 7063<br />

Ph<br />

O<br />

er 98 : 2<br />

COOEt<br />

R 3


Dieser Katalysator ist vor allem für die Epoxidierung von cis-di und trisubstituierte Olefine zu<br />

empfehlen. Für tetrasubstituierte Olefine muss der Katalysator auf die vorh<strong>an</strong>denen Reste<br />

abgestimmt werden. Katalysator A mit A = Me, B = Isobutyl, und R = Ph ist hier<br />

empfehlenswert.<br />

Mech<strong>an</strong>istisch verläuft die Epoxidierung im Fall konjugiert stabilisierter Olefine<br />

möglicherweise radikalisch, was es dem Intermediat erlauben würde, durch eine<br />

Bindungsrotation zu isomerisieren. Tatsächlich beobachtet m<strong>an</strong> das. So enstehen aus den Z-<br />

Olefinen oft Gemische. Bei niedriger Temperatur lässt sich die Rotation unterdrücken. In<br />

Gegenwart von Ammoniumsalzen hingegen wird die Rotation beschleunigt und es entstehen<br />

ausschliesslich die aus den E-Olefinen erwarteten Produkten. Diese Methode erlaubt daher<br />

den selektiven Zug<strong>an</strong>g zu en<strong>an</strong>tiomerenreinen tr<strong>an</strong>s-Stilbenoxiden!<br />

Ph<br />

R<br />

R = Me oder H<br />

Mn(V)=O<br />

Ph<br />

R<br />

R<br />

Ph<br />

O<br />

Mn(IV)<br />

O<br />

Mn(IV)<br />

Beispiele für en<strong>an</strong>tioselektive Epoxidierungen mit diesen Katalysatoren finden sich in der<br />

untenstehenden Tabelle<br />

Ph<br />

Ph<br />

O<br />

O<br />

R<br />

R


Wohin geht die Reise bei der Epoxidierung?<br />

Neben dem Erreichen höherer ee-Werte und dem Finden allgemein <strong>an</strong>wendbarer<br />

Katalysatoren werden Verfahren entwickelt, in denen umweltfreundliche<br />

Oxidationsreagentien wie O2 oder H2O2 eingesetzt werden können. Jacobsen und Que haben<br />

Katalysatoren entwickelt, die nun sogar mit harmlosem Eisen operieren das ja auch von der<br />

Natur verwendet wird. Diese Komplexe sind wahre P450 Modelle. Als Oxidationsmittel<br />

konnte H2O2 eingesetzt werden. Beide Systeme sind aber noch in der Entwicklung. So sind<br />

die ee’s im Fall des Que Katalysators gut, aber die Ausbeuten noch schlecht (35%). Der<br />

gezeigte Jacobsen Katalysator ist noch achiral. (C&EN, 23. Juli 2001, Seite 9).


JACS 2001, 123, 7194 JACS 2001, 123, 6722<br />

C 8H 17<br />

N Fe<br />

H 2O 2 O<br />

H3C N N<br />

CH 3<br />

N<br />

Jacobsen Katalysator<br />

C 8H 17<br />

85% Ausbeute<br />

kein ee<br />

H 3C<br />

C 5H 11<br />

N Fe<br />

H 2O 2 HO<br />

H3C N N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

N<br />

H 3C<br />

Que Katalysator<br />

<strong>8.</strong>6. <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> cis-Hydroxylierung (B. Sharpless)<br />

CH 3<br />

OH<br />

C 5H 11<br />

82% ee<br />

aber nur 38% Ausbeute<br />

Die en<strong>an</strong>tioselektive cis-Dihydroxylierung gehört heute zu den leistungsfähigsten Methoden<br />

zur Funktionalisierung von nicht-aktivierten <strong>Doppelbindungen</strong>. Zwei <strong>Reaktionen</strong>, die<br />

Sharpless-cis-Dihydroxylierung und die cis-Aminhydroxylierung erlauben es mit Hilfe<br />

chiraler Hilfsstoffe, <strong>Doppelbindungen</strong> en<strong>an</strong>tioselektiv zu funktionalisieren. Grundsätzlich<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um die schon aus dem Grundstudium bek<strong>an</strong>nte cis-Dihydroxylierung mit<br />

Osmiumtetroxid. Schon Criegee beobachtete, dass die Reaktion in Gegenwart von Aminen<br />

sehr stark beschleunigt wird. Diese Beobachtung nutzt das Sharpless-Verfahren aus. Die cis-<br />

Dihydroxylierung wir in Gegenwart chiraler Amine durchgeführt. Die Reaktion wird mit dem<br />

schon in groben Zügen von Criegee vorgeschlagenen Mech<strong>an</strong>ismus erklärt:<br />

Mech<strong>an</strong>ismus:<br />

O<br />

Os<br />

O<br />

O<br />

+<br />

O<br />

NR 3<br />

O<br />

O<br />

Os<br />

O<br />

NR 3<br />

Criegee-Mech<strong>an</strong>ismus, Liebigs Ann. Chem. 1936, 522, 75.<br />

O<br />

[3+2] Cycloaddition<br />

R<br />

R<br />

NMO oder Kaliumferricy<strong>an</strong>id<br />

R<br />

O<br />

O<br />

Os<br />

O<br />

O<br />

NR 3<br />

R<br />

Hydrolyse<br />

R<br />

OH<br />

OH<br />

+ OsO 2<br />

Frenking und Mitarbeiter konnten durch Qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ische Berechnungen zeigen, dass ein<br />

konzertierter [3+2] Mech<strong>an</strong>ismus, statt des ebenfalls möglichen [2+2] Mech<strong>an</strong>ismus<br />

wahrscheinlich ist (Veldkamp. Frenking, J. Am. Chem. Soc. 1994, 116, 4937).<br />

R


Im Lig<strong>an</strong>den NR3 wird die chirale Information untergebracht. Das OsO4 sehr teuer und auch<br />

giftig ist wird die Reaktion heute vorteilhaft katalytisch durchgeführt. Der Katalysator OsO4<br />

wird durch entweder durch Zugabe von NMO (N-Methyl-morpholin-N-oxid) oder von<br />

Kaliumferricy<strong>an</strong>id regeneriert<br />

Die NR3 Lig<strong>an</strong>denoptimierung ist eine sehr wichtige Arbeit, die auch im Fall der cis-<br />

Dihydroxylierung eine Reihe von Lig<strong>an</strong>den ergeben hat, die je nach Olefin Anwendung<br />

finden. Alle chiralen Amine lassen sich jedoch im Fall dieser Reaktion auf die<br />

Pseudoen<strong>an</strong>tiomeren Dihydrochinidin (DHQD) und Dihydrochinin (DHQ) zurückführen. Die<br />

Lig<strong>an</strong>den unterscheiden sich durch die Art des Substituenten <strong>an</strong> der sekundären OH-Gruppe.<br />

Die heute gebräuchlichsten Lig<strong>an</strong>den sind die Dimeren [(DHQD)2-PHAL] und [(DHQ)2-<br />

PHAL], oder seit neuestem auch die Anthrachinon (AQN)-verbrückten Lig<strong>an</strong>den. Die AQN-<br />

Dimere eignen sich insbesondere für terminale Olefine und einige verzweigte aliphatische<br />

Olefine.<br />

O<br />

R<br />

H<br />

O<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

Dihydrochinidin (DHQD)<br />

quinidine<br />

N N<br />

R ODHQD<br />

R<br />

O<br />

ODHQD<br />

O<br />

PHAL-Lig<strong>an</strong>den<br />

AQN-Lig<strong>an</strong>den<br />

O<br />

N<br />

R<br />

H<br />

O<br />

Dihydrochinin (DHQ)<br />

quinine<br />

N N<br />

R ODHQ<br />

Insgesamt wurden mehr als 250 Derivate der Alkaloide getestet.<br />

R<br />

O<br />

ODHQ<br />

Die Reaktion ist sehr leicht durchzuführen. Sie ist nicht sauerstoffenpfindlich und m<strong>an</strong><br />

benötigt sogar etwas Wasser um die sonst ratenbestimmende Hydrolyse des<br />

Os(VI)monoglycolatesters zu beschleunigen. Tatsächlich scheint bei 1,2-disubstituierten<br />

Olefinen und bei trisubstituierten Olefinen -nicht jedoch bei ungehinderten endständigen<br />

Olefinen- die Hydrolyse des OsO4-Adduktes ratenbestimmend zu werden. In diesen Fällen<br />

O


<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> 1 Eq. Meth<strong>an</strong>sulfonamid zur Reaktion zusetzen, was die Reaktion beschleunigt und<br />

die ee’s verbessert.<br />

Bei Verwendung der oben aufgeführten Katalysatoren müssen die zum Beispiel die folgenden<br />

Reaktionsbedingungen eingehalten werden:<br />

1 mmol Olefin in Aceton/H2O oder in t-But<strong>an</strong>ol/H2O lösen. 3 mmol Kaliumferricy<strong>an</strong>id<br />

(Hiermit ist auch eine Elektrokatalyse möglich) oder 2 mmol NMO, sowie 3 mmol K2CO3<br />

zugeben. 0.01 mmol Katalysator (DHQD)2-PHAL oder (DHQ)2-PHAL und Osmiumtetraoxid<br />

als H4K2OsO6 (0.002 mmol) bei 0°C zugeben.<br />

OH<br />

HO OK<br />

Os<br />

KO OH<br />

OH<br />

Kaliumosmat-(VI)-dihydrat<br />

Heute sind fertige Reagenzmischung käuflich erhältlich. Sie werden unter dem Namen AD-<br />

Mix- β bzw. AD-Mix- α verkauft.<br />

Mit (DHQD)2-PHAL ≡ AD-mix-β Der Angriff erfolgt von der β -Seite<br />

Mit (DHQ)2-PHAL ≡ AD-mix-α Der Angriff erfolgt von der α -Seite<br />

Das Originalrezept für diese Mischungen (1 kg) lautet:<br />

699.96g K3Fe(CN)6, 294g K2CO3, 5.22g (DHQD)2-PHAL oder (DHQ)2-PHAL, 0.52g<br />

K2OsO2(OH)4. Will m<strong>an</strong> etwas reaktivere Mischungen, so k<strong>an</strong>n die Menge <strong>an</strong> K2OsO2(OH)4<br />

auf 2.6 g um den Faktor 5 hochgesetzt werden.<br />

Entscheidend bei der cis-Dihydroxylierung ist erneut die enorme Lig<strong>an</strong>denbeschleunigung,<br />

die das Amin verursacht. Die Beschleunigung ist so gross, dass die nicht-en<strong>an</strong>tioselektive<br />

Reaktion des Olefins mit nicht-komplexiertem K2OsO2(OH)4 vernachlässigt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Unter den Origonal Reaktionsbedingungen werden von 10.000 Molekülen tr<strong>an</strong>s-Stilben mit<br />

Hilfe von 20 Molekülen OsO4 bei 96%ee ca. 9600 vom Aminkomplex cis-dihydroxyliert. Nur<br />

400 werden direkt vom OsO4 <strong>an</strong>gegriffen.<br />

Mit dem unten stehenden Mnemonik ist es meist möglich die Seite von der das Reagenz das<br />

Olefin <strong>an</strong>greift vorherzusagen. Bei der cis-Dihydroxylierung gilt jedoch, dass das je nach


Substitutionsmuster und nach der aktuellen Raumerfüllung der Reste durchaus auch<br />

abweichende Selektivitäten beobachtet werden. An der exakten Bestimmung der<br />

Produktkonfiguration geht also kein Weg vorbei. Das Olefin wird wie unten <strong>an</strong>gegeben in<br />

dem Schema plaziert.<br />

O<br />

H<br />

K 2OsO 2(OH) 4<br />

Et<br />

N<br />

H<br />

N<br />

OR<br />

N<br />

OR<br />

H<br />

H<br />

Et<br />

N<br />

K 3Fe(CN) 6, K 2CO 3<br />

t-BuOH/H 2O 1:1 v/v<br />

O<br />

HO<br />

RS RL Die En<strong>an</strong>tioselektivitäten sind rein empirisch abgeleitet, daher müssen Vorhersagen mit<br />

Vorsicht genossen werden. Hier nur suggestiv.<br />

Cis-Dihydroxylierung von Olefinklassen:<br />

• Monosubstituierte Olefine reagieren gut mit guten ~70-90%<br />

En<strong>an</strong>tiomerenüberschüssen<br />

O<br />

O<br />

50-80% ee<br />

50-80% ee<br />

• tr<strong>an</strong>s-disubstituierte Olefine, sind die besten Substrate. Es werden sehr gute<br />

En<strong>an</strong>tiomerenüberschüsse erzielt und die <strong>Reaktionen</strong> verlaufen schnell.<br />

´R<br />

R``<br />

O<br />

O<br />

COOEt<br />

>90% ee<br />

R L<br />

R S<br />

HO<br />

OH<br />

H<br />

R M<br />

R M<br />

H<br />

OH


• 1,1`-Disubstituierte Olefine sind bisl<strong>an</strong>g eher sporadisch als Substrate verwendet<br />

worden. Die erreichten En<strong>an</strong>tiomerenüberschüsse sind ordentlich, wenn sich die<br />

Substituenten räumlich starlk vonein<strong>an</strong>der unterscheiden.<br />

• Trisubstituierte Olefine werden ebenfalls zum Teil mit sehr guten<br />

En<strong>an</strong>tiomerenüberschüssen Dihydroxyliert<br />

• cis-disubstituierte Olefine sind mit die am schwierigsten einsetzbaren Substrate. Die<br />

errecihten En<strong>an</strong>tiomerenüberschüsse sind oftmals nur mässig (60-80% ee)<br />

• Tetrasubstituierte Olefine, z.B. Silylenolether geben sehr gute<br />

En<strong>an</strong>tiomerenüberschüsse von bis zu 97% ee. Die Reaktionsgeschwindigkeiten<br />

können niedrig sein, was die Verwendung von Rezepten mit bis zu 1% K2OsO2(OH)4,<br />

5 mol% Lig<strong>an</strong>d und bis zu 3 Eq. Meth<strong>an</strong>sulfonamid verl<strong>an</strong>gt.<br />

OTMS<br />

R<br />

OTMS<br />

OH<br />

HO<br />

Interess<strong>an</strong>t sind heute auch die polymergebundenen Lig<strong>an</strong>den, die sich leicht durch Filtartion<br />

abtrennen lassen.<br />

R<br />

O<br />

HO<br />

R


<strong>8.</strong>6.1 Doppelte Diastereoselektivität<br />

Setzt m<strong>an</strong> die die en<strong>an</strong>tioselektive cis-Dihydroxylierung bereits ein chirales Olefin ein, so<br />

wird aus der en<strong>an</strong>tioselektiven Reaktion eine diastereoselektive Reaktion. M<strong>an</strong> erhält nun<br />

jenachdem welchen chiralen Lig<strong>an</strong>den m<strong>an</strong> für die Reaktion wählt entweder den matched<br />

Fall, in dem der dirigierende Einfluss des Substrates und der des chiralen Additivs gemeinsam<br />

in die gleiche Richtung wirken und den mismatched Fall in dem entgegensteuernde Effekte<br />

auftreten. Oft, aber nicht immer wird der dirigierende Einfluss des Substrates durch den<br />

chiralen Lig<strong>an</strong>den überschrieben (Reagenz- oder hier Lig<strong>an</strong>denkontrolle). Allerdings wird im<br />

mismatched Fall die Lig<strong>an</strong>denkontrolle abgeschwächt, was zu schlechteren Selektivitäten<br />

führt.<br />

Um die Substratkontrolle abschätzen zu können setzt m<strong>an</strong> das Substrat am besten zunächst<br />

ohne die Zugabe des chiralen Amins um.


MeOOC<br />

BnO O<br />

BnO<br />

BnO MeO<br />

S<br />

MeOOC<br />

HO<br />

OH<br />

BnO O<br />

BnO<br />

BnO<br />

OMe<br />

OsO4 10.3 : 1<br />

DHQD-CLB 1.3 : 1<br />

DHQ-CLB 20.5 : 1<br />

O Ph<br />

OH<br />

MeOOC<br />

HO<br />

OH<br />

BnO O<br />

BnO<br />

BnO<br />

OMe<br />

OH<br />

OsO4 2.5 : 1<br />

DHQD-CLB 40 : 1<br />

DHQ-CLB 1 : 16<br />

In allen solchen Fällen erhält m<strong>an</strong> im matched Fall sehr viel höhere Diaseteroselektivitäten.<br />

<strong>8.</strong>6.2 Folgereaktionen<br />

Interess<strong>an</strong>t sind die nach der cis-Dihydroxylierung möglichen Folgereaktionen. So lassen sich<br />

die Diole sehr effizient in cyclische Sulfite umw<strong>an</strong>deln. Diese können -nach <strong>an</strong>fänglichen<br />

Schwierigkeiten- heute effizient mit RuO4, oder RuO4/NaIO3 (Periodat) zu den cyclischen<br />

Sulfaten aufoxisiert werden. Die cyclischen Sulfate verhalten sich wie Epoxide, d.h. die<br />

können leicht durch viele Nukleophile unter Inversion der Konfiguration am betroffenen C-<br />

Atom geöffnet werden<br />

R 1<br />

OH<br />

OH<br />

R 2<br />

SOCl 2<br />

CCl 4<br />

R 1<br />

O<br />

S O<br />

O<br />

R 2<br />

Cyclische Sulfite<br />

RuO 4<br />

{<br />

NaIO 3<br />

RuCl 3<br />

CH 3CN<br />

H 2O<br />

R 1<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

S<br />

O<br />

R 2<br />

OH<br />

O<br />

Cyclische Sulfate


R 1<br />

O S<br />

O<br />

O<br />

R 2<br />

O<br />

Cycl. Sulfat<br />

Nu: H - , F - , N 3 - , PhCOO -<br />

SCN - -<br />

, PhCH2 , RNH2<br />

C CI -<br />

R<br />

Interess<strong>an</strong>t ist die folgende Vari<strong>an</strong>te:<br />

R 1<br />

O SO 3 -<br />

Bei Umsetzung eines cyclischen Sulfates mit Benzamidin entsteht zunächst unter Inversion<br />

der Konfiguration <strong>an</strong> beiden C-Atomen ein Imidazolin, welches zum Diamin hydrolysiert<br />

werden k<strong>an</strong>n.<br />

Ph<br />

O<br />

O<br />

O<br />

S<br />

O<br />

Ph<br />

Ph<br />

H 2N NH<br />

Benzamidin<br />

Ph<br />

HN<br />

N<br />

Ph<br />

Ph<br />

Imidazolin<br />

Nu<br />

R 2<br />

AcOH HBr<br />

Die Synthese chiraler Epoxide aus den Diolen lässt ist auf zwei Wegen möglich. 2,3-<br />

Dihydroxyester lassen sich selektiv <strong>an</strong> der 2-Position monosulfonylieren. In Gegenwart von<br />

Base wird d<strong>an</strong>n das Oxir<strong>an</strong> gebildet.<br />

Ph<br />

OH<br />

OH<br />

COOMe<br />

ClSO 2Ar<br />

Ph<br />

OH<br />

COOMe<br />

(OTs)OSO 2Ar<br />

K 2CO 3, MeOH<br />

H 2O<br />

Ph<br />

Ph<br />

O<br />

R 1<br />

NH 2<br />

Ph<br />

OH<br />

NH 2<br />

COOMe<br />

Alternativ können die 1,2-Diole auch mit Trimethylorthoacetat in 1,3-Dioxol<strong>an</strong>-2-<br />

yliumkationen überführt werden, aus denen durch einen nukleophilen Angriff mit Chlorid<br />

Acetoxychloride gewonnen werden können. Diese reagieren in Anwesenheit von Base zu den<br />

Epoxiden. Der nukleophile Angriff erfolgt im Fall von Arylolefinen <strong>an</strong> der benzylischen<br />

Position. Im Fall aliphatischer Diole wird das Halogenatom <strong>an</strong> der stersich weniger<br />

gehinderten Seite eingeführt.<br />

Nu<br />

R 2


HO<br />

Ph<br />

OH<br />

Ph<br />

Br<br />

+<br />

Me<br />

OMe<br />

OMe<br />

OMe<br />

Trimethylorthoacetat<br />

MeCOBr<br />

OAc<br />

<strong>8.</strong>6.3. Sharpless Aminhydroxylierung<br />

Me 3SiCl<br />

K 2CO 3<br />

MeOH<br />

Ph<br />

Cl<br />

OAc<br />

O<br />

K 2CO 3<br />

MeOH<br />

Die Aminhydroxylierung ist längst nicht so gut ausgearbeitet wir die cis-Dihydroxylierung.<br />

Neben der En<strong>an</strong>tioselektivität gilt es nun auch noch die Regioselektivität in den Griff zu<br />

bekommen. Grundsätzlich gilt. Das Amin wird <strong>an</strong> der β -Position eingeführt <strong>an</strong> der eine<br />

negative Ladung am besten stabilisiert ist. β zum elektronenziehendsten Substituenten. Unten<br />

ist eine Aminhydroxylierung gezeigt.<br />

Ph<br />

CO 2Me<br />

4% OsO 4, 5% L*<br />

TsNClNa, t-BuOCl<br />

Angew. Chem. 1996, 108, 449<br />

Die Abbildung unten verdeutlicht den Mech<strong>an</strong>ismus.<br />

O<br />

Os<br />

O<br />

O<br />

R<br />

R<br />

+<br />

O<br />

O<br />

O<br />

ClN-X Os<br />

O N-X<br />

R<br />

O<br />

O<br />

Os<br />

N<br />

O<br />

L* X<br />

R<br />

-L*<br />

+ ClN-X<br />

L*<br />

Ts<br />

NH<br />

Ph<br />

O<br />

O<br />

Nu<br />

Ph OMe<br />

OH<br />

er 94.5 : 5.5<br />

O<br />

O<br />

Os<br />

O N-X<br />

L*<br />

R<br />

O<br />

O<br />

Os<br />

N<br />

O N X<br />

X<br />

R<br />

1<br />

Hydrolyse<br />

R<br />

Ph<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

R


Die Hydrolyse des Intermediates 1 ist erneut ratenbestimmend, weshalb die Reaktion in<br />

wässrigem Medium durchgeführt wird. Die Selektivitäten werden durch denselben<br />

Sachzusammenh<strong>an</strong>g wie bei der cis-Dihydroxylierung beschrieben. Es k<strong>an</strong>n das gleiche<br />

mnemotechnische Hilfsmittel verwendet werden. Problematisch ist auch die Tatsache, das<br />

Intermediat 1 mit einem Alken zu einem Bisaddukt reagieren k<strong>an</strong>n. Intermediat 1 verfügt aber<br />

nicht mehr über den chiralen Amin-Lig<strong>an</strong>den, weshalb die Weiterreaktion d<strong>an</strong>n ohne<br />

bemerkenswerte Induktion ablaufen würde. Die Hydrolyse von 1 in 50%-Wasser ist aber so<br />

weit beschleunigt, dass dieser Nebenweg nicht beschritten wird. Die Aminhydroxylierung<br />

konkurriert auch mit der cis-Dihydroxylierung. Die Aminquelle wird deshalb in grossem<br />

Überschuss eingesetzt.<br />

Als Quelle für den Stickstoff fungiert meistens ein Nitren aus einem Sulfonamid, Carbamat<br />

oder Amid. Besonders beliebt ist das Chloramin-T oder Chloramin-M.<br />

R<br />

S O<br />

O NClNa<br />

R = p-Tol, Chloramin-T<br />

R = Me, Chloramin-M<br />

TMS<br />

O<br />

BnO NClNa<br />

O<br />

O NClNa<br />

O<br />

H 3C NBrLi<br />

Eine Anwendung: Die Synthese von cis und tr<strong>an</strong>s α, β -Diaminocarbonsäuren (K. J<strong>an</strong>da, J.<br />

Org. Chem. 1998, 63, 2045).<br />

O<br />

O<br />

t-BuOK, THF<br />

Ein weiteres Beispiel:<br />

Cbz<br />

N O<br />

(DHQ) 2PHAL (5mol%)<br />

K 2Os 2(OH) 4 (4mol%)<br />

CbzNHCl (300mol%)<br />

MeCN, H 2O, 90%ee<br />

O<br />

CbzHN<br />

Me 3SiN 3<br />

Reduktion<br />

Hydrolyse mit H +<br />

OH<br />

O<br />

O<br />

H 2N<br />

O<br />

NH 2<br />

cis<br />

OH<br />

CbzHN<br />

H 2N<br />

O<br />

OMs<br />

O<br />

NaN 3<br />

Reduktion<br />

Hydrolyse mit H +<br />

O<br />

NH 2<br />

OH<br />

tr<strong>an</strong>s


(DHQ) 2PHAL (5mol%)<br />

K 2Os 2(OH) 4 (4mol%)<br />

BnOCONHCl (310mol%)<br />

MeCN, H 2O, 90%ee<br />

1 : 2 = 55 : 45, 1: 93%ee<br />

<strong>8.</strong>7. Die Sharpless Epoxidierung<br />

1 2<br />

NH 2<br />

NHCbz<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

1 : 1<br />

OH<br />

RuCl 3, H 5IO 6<br />

oder<br />

TEMPO, NaOCl<br />

O<br />

NHCbz<br />

NHCbz<br />

Die Sharpless Epoxidierung von Allyl- und homo-Allylalkoholen ist eine der verlässlichsten<br />

asymmetrischen Synthesen. Benötigt wird ein Allyl- oder homo-Allylalkohole (die letzteren<br />

geben schlechtere Ergebnisse), ein Ti(IV)-alkoxid, einer chiraler Weinsäureester<br />

(Diethyltartrat DET oder Diisopropyltartrat DIPT) und als Sauerstoffquelle ein<br />

Alkylhydroperoxid (meist tert-Butylhydroperoxid, selten Cumylhydroperoxid oder<br />

Tritylhydroperoxid). Setzt m<strong>an</strong> Molekularsieb zu, so k<strong>an</strong>n die Reaktion katalytisch bezüglich<br />

des Ti-Weinsäurekomplexes gefahren werden, was die direkte Weiterfunktionalisierung der<br />

Produkte sehr erleichtert.<br />

In der Reaktion werden ausschliesslich die Allylalkohol-Funktionen epoxidiert. Alle <strong>an</strong>deren<br />

im Substrat vorh<strong>an</strong>denen <strong>Doppelbindungen</strong> incl. Allylether werden in der Reaktion nicht!<br />

umgesetzt.<br />

OH<br />

tert-BuOOH<br />

Ti(OiPr) 4, 3Å Molekularsieb<br />

HO<br />

HO<br />

COOEt<br />

L-(+)-DET (6-12 mol%)<br />

COOEt<br />

Die Selektivitäten in der Reaktion folgen meistens dem unten stehenden Schema. Ausnahmen<br />

bilden Allylakohole mit chiralen Substituenten <strong>an</strong> C-1, C-2 und/oder C-3. In diesen Fällen<br />

können unter Umständen <strong>an</strong>dere Seitenpräferenzen auftreten. Wir der Allylalkohol wie im<br />

unteren Schema in die Papierebene gelegt, so erfolgt die Sauerstoffübertragung mit D-(-)-<br />

DET von oben mit L-(+)-DET von unten.<br />

O<br />

OH


Die chirale Information, die sich möglicherweise im Substrat befindet, wird in der Sharpless<br />

Epoxidierung durch das DET in der Regel überschrieben. Es gilt eine strenge Additivkontrolle<br />

der Stereoselektivität. Verwendet amn Substrate mit einem weiteren Substituenten <strong>an</strong> C-1, so<br />

erfolgt die Sauerstoffübertragung wie oben beschrieben. Allerdings befindet sich in einem<br />

Fall (mismatched) der Substituent in Richtung O-Übertrageung, was die Geschwindigkeit der<br />

Reaktion stark beeinträchtigt. Im matched Fall ist der Substituent auf der <strong>an</strong>deren Seite. In<br />

diesem Fall wird mit der normalen Rate der Sauerstoff übertragen. Statt einer geändertern<br />

Stereoselektivität beobachtet m<strong>an</strong> also sehr stark unterschiedliche Raten.


Dieser Ratenunterschied k<strong>an</strong>n so stark werden, dass das mismatched Substrat quasi gar nicht<br />

umgesetzt werden k<strong>an</strong>n. Dieses ermöglicht hervorragende kinetische Razematspaltungen wie<br />

im unteren Beispiel verdeutlicht wird.<br />

O<br />

R<br />

tert-BuOOH<br />

Ti(OiPr) 4, 3Å Molekularsieb<br />

R<br />

R<br />

OH<br />

OH<br />

tert-BuOOH<br />

Ti(OiPr) 4, 3Å Molekularsieb<br />

OH<br />

R<br />

L-(+)-DET (6-12 mol%)<br />

R<br />

OH<br />

OH<br />

D-(-)-DET (6-12 mol%)<br />

Eine erfolgreiche kinetische Razematspaltung hängt demnach in erster Linien von den<br />

Ratenunterschieden ab mit denen die en<strong>an</strong>tiomeren Allylalkohole reagieren. Diese<br />

Ratenunterschiede werden durch die Art des Weinsäureestern massgeblich mitbestimmt. So<br />

steigen die Ratenunterschiede in der Regel stark <strong>an</strong> wenn m<strong>an</strong> vom Dimethyltartrat über das<br />

Diethyltartrat zum Diisopropyltratrat geht, wie die tabellierten Beispiele zeigen. Das<br />

Verhältnis der Raten kfast/kslow mit denen die beiden En<strong>an</strong>tiomeren reagieren nennt m<strong>an</strong> auch<br />

die relative Rate krel. Diese relative Rate hängt vom Umsatz und von der<br />

En<strong>an</strong>tiomerenreinheit des verbliebenen Allylalkohols ab. Diese drei Parameter a) krel, b)<br />

Umsatz und %ee des verbliebenen Allylalkohols hängen mathematisch vonein<strong>an</strong>der ab. Eine<br />

grafische Darstellung des Zusammenh<strong>an</strong>ges gibt das untenstehende Diagramm. Deutlich zu<br />

sehen ist, das relative Raten ab ca. 25 für eine gute kinetische Razematspaltung (50% Umsatz)<br />

ausreichend sind.<br />

S −<br />

Faktor = k<br />

rel<br />

k<br />

=<br />

k<br />

fast<br />

slow<br />

> 25<br />

O<br />

R<br />

OH


OH<br />

C 2H 5<br />

OH<br />

C 6H 13<br />

OH<br />

C 6H 9<br />

CH 3<br />

OH<br />

relative Raten bei 0°C<br />

DMT DET DIPT<br />

60<br />

15 28 74<br />

38<br />

60<br />

96<br />

13<br />

relative Rate bei -20°C<br />

Die Sharpless Epoxidierung ist kompatibel mit einer grossen Zahl funktioneller Gruppen, was<br />

ihren Wert als Methode in komplexen Naturstoffsynthesen enorm steigert. Sie k<strong>an</strong>n<br />

durchgeführt werden in Gegenwart von: Acetalen, Ketalen, Acetylenen, entfernt liegenden<br />

Alkoholen und Phenole, Aldehyden, Amiden, Aziden, Estern und Carbonsäuren, Epoxiden,<br />

Ethern, Mercapt<strong>an</strong>en und Thioether, Hydraziden, Ketonen, Nitrilen, Nitrogruppen, Olefinen,<br />

Silylethern, Sulfonen, Sulfoxiden, Tetrazolen, Harnstoffen, Ureth<strong>an</strong>en, Aminen, Phosphinen.<br />

%ee<br />

83<br />

>96<br />

>96<br />

82<br />

83<br />

104<br />

83<br />

16


Allylalkohole selber sind gut zugängliche Ausg<strong>an</strong>gsmaterialien. Sie lassen sich durch z.B.<br />

Carbonylolefinierungen oder auch aus Propargylalkoholen gut aufbauen.<br />

R OH<br />

(COCl) 2, DMSO<br />

NEt 3 R O<br />

R-X + CH 2OR<br />

R + H 2CO<br />

H<br />

Still-Gennari<br />

(cis-Selektiv)<br />

Horner-Emmons<br />

(tr<strong>an</strong>s-selektiv)<br />

R DIBAL-H<br />

COOR'<br />

R<br />

CH 2OH<br />

R<br />

R<br />

OH<br />

Z-Allylakohol<br />

Hydrozirkonierung<br />

Hydroaluminierung<br />

COOR'<br />

DIBAL-H<br />

Lindlar<br />

H 2, Pd/C, Chinolin<br />

Birch, e - in NH 3<br />

R<br />

OH<br />

E-Allylakohol<br />

R<br />

OH<br />

Z-Allylakohol<br />

R<br />

OH<br />

E-Allylakohol<br />

Anwendung der Sharpless Epoxidierung. Hier soll exemplarisch nur auf die Synthese von<br />

Zuckern mit ihren vielen stereogenen Zentren aufmerksam gemacht werden. In der Tat<br />

wurden mit dem dargestellten Synthesecyclus alle 8 möglichen L-Hexosen synthetisiert. Die<br />

Synthese beginnt mit Benzyloxyacetaldehyd 1, welcher durch eine Wittig Reaktion und<br />

nachfolgende Reduktion mit DIBAL-H in den Allylakohol 2 überführt wird. Es folgt eine<br />

katalytische Sharpless Epoxidierung. Durch eine basenkatalysierte Payne-Umlagerung wird<br />

ein Gleichgewicht zwischen den Epoxiden 3 und 4 eingestellt. Das primäre Epoxid wird nun<br />

selektiv mit Phenylthiolat aus dem Gleichgewicht zu 5 entfernt. Das Thiophenolat reagiert<br />

hierbei regioselektiv nur mit dem primären C-Atom des primären Epoxids. Das Diol 5 wird<br />

nun nachfolgend als Acetonit zu 6 geschützt. Es folgt die Oxidation des Sulfids zum Sulfoxid<br />

und eine Pummerer Umlagerung zum Acetoxythioacetal 7. Reduktive Hydrolyse zum<br />

Aldehyd 8 ermöglicht die Wiederholung des g<strong>an</strong>zen Synthesezyclus bis zu den Hexosen.


OBn<br />

CH 3OP(O)CH 2COOCH 3<br />

DIBAL-H<br />

OBn<br />

(+)-DET, Ti(OiPr) 4,<br />

tert-BuOOH<br />

CHO<br />

Wittig OH Sharpless<br />

1 2<br />

S -<br />

OBn<br />

OBn<br />

HO<br />

Abf<strong>an</strong>gen des<br />

HO<br />

primären Epoxides<br />

5<br />

O H<br />

O H<br />

S-Ph<br />

O<br />

O<br />

OAc<br />

S-Ph<br />

MeO<br />

Schützen<br />

OBn<br />

<strong>8.</strong>7. Desymmetrisierungen<br />

H +<br />

OBn<br />

O<br />

O<br />

S-Ph<br />

OAc OBn<br />

O H<br />

O<br />

S-Ph<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

6<br />

7<br />

1) mCPBA<br />

2) Ac 2O<br />

Pummerer<br />

Umlagerung<br />

OAc<br />

S-Ph<br />

OBn<br />

O<br />

OH<br />

1eq. DIBAL-H<br />

H 2O<br />

OBn<br />

O<br />

OBn<br />

HO O<br />

3 4<br />

Payne Umlagerung<br />

O<br />

S-Ph<br />

O<br />

Methyl-Sulfoxid<br />

Alle oben gen<strong>an</strong>nten <strong>Reaktionen</strong> und Katalysatoren können auch verwendet werden um<br />

symmetrische Verbindungen so zu desymmetrisieren, dass am Ende eine chirale Verbindung<br />

gebildet wird. Hierbei geht m<strong>an</strong> oft von meso-Verbindungen aus (haben eine Spiegelebene im<br />

Molekül), die d<strong>an</strong>n in das eine oder <strong>an</strong>dere En<strong>an</strong>tiomere überführt werden.<br />

So k<strong>an</strong>n eine symmetrische Verbindung mit einer chiralen Subst<strong>an</strong>z umgesetzt werden, wobei<br />

zum Teil erhebliche Diastereoselektivitäten beobachtet werden.<br />

OBn<br />

O<br />

O<br />

8<br />

CHO


O<br />

O<br />

OTBS<br />

O<br />

O<br />

O O<br />

Ar*NH 2 =<br />

+<br />

1) Ar*NH 2<br />

OH<br />

2) CH 2N 2 O CONHR*<br />

O<br />

NH 2<br />

NHC 5H 11<br />

TBSO O<br />

HOOC<br />

O<br />

1) LiBH 4<br />

2) H + , H 2O<br />

15:1 dr, 75% Ausbeute<br />

O O<br />

Auch der Einsatz der oben beschriebenen Katalysatoren k<strong>an</strong>n zum Erfolg führen. Unten sind<br />

zwei Beispiele gezeigt, wie symmetrische Epoxide zu asymmetrsichen Verbindungen<br />

geöffnet werden können.<br />

R<br />

R<br />

R<br />

R<br />

O<br />

O<br />

TMS-N 3<br />

Kat.<br />

t-Bu-SH<br />

Kat.<br />

Eine Anwendung dieser Reaktion:<br />

O<br />

TBSO<br />

R<br />

R<br />

R<br />

HO S-tBu<br />

R<br />

N 3<br />

OH<br />

OH<br />

S-tBu<br />

Shibasaki 1) SO 3, Pyridin, DMSO<br />

TBSO<br />

90% Ausbeute, 98%ee<br />

2) NaIO4<br />

Lewis-Säure<br />

HO OH<br />

N N<br />

Cr<br />

O O<br />

Cl<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Ga<br />

Li<br />

O<br />

O<br />

TBSO<br />

Broensted-Base<br />

O<br />

S-tBu<br />

O<br />

TBSO<br />

Weitere Möglichkeiten bieten die Epoxidierung und die cis-Dihydroxylierung von Sharpless


OH<br />

(-)DIPT<br />

Ti(O iPr) 4<br />

tert-BuOOH<br />

OH<br />

OTES K 2OsO 2(OH) 4, K 2CO 3<br />

K 3Fe(CN) 6, tBuOH/H 2O<br />

O<br />

OTES<br />

Zur Desymmetrisierung haben sich vor allem enzymatische <strong>Reaktionen</strong> wie z.B.<br />

Veresterungen oder Esterspaltungen sehr bewährt.<br />

HO<br />

R<br />

HO<br />

COOMe<br />

NHX<br />

COOMe<br />

OAc<br />

OAc<br />

OH<br />

HO OH<br />

pro-R<br />

pro-S<br />

OH<br />

C<strong>an</strong>dida <strong>an</strong>tarctica Lipase<br />

PLE, 93%ee<br />

PLE, 93%ee<br />

Ac 2O, Et 3N<br />

PLE<br />

R<br />

COOMe<br />

NHX<br />

COOH<br />

OH<br />

OAc<br />

HO<br />

Eine Anwendung der enzymatischen Desymmetrisierung<br />

AcO OAc Enzym, PPL<br />

87% Ausbeute, 92% ee<br />

O HO<br />

HO OH<br />

HO<br />

HO<br />

N<br />

N<br />

HO<br />

HO<br />

OH<br />

AcO OAc<br />

OAc<br />

78% Ausbeute, 100%ee<br />

NH 2<br />

N<br />

N<br />

OAc<br />

Aristeromycin<br />

OsO 4<br />

OH<br />

OH<br />

90% Ausbeute, >99%ee<br />

HO<br />

HO OH<br />

OAc


Die besten Enzyme, sind billig, einsetzbar ohne besonderes biochemisches Equipment und<br />

zeigen eine hohe Substratbbreite bei gleichbleibend hohem ee-Wert der Produkte. Heute<br />

werden die Eigenschaften von Enzymen u.a. durch evolutive Methoden bzg. Der<br />

Substratspezifität und dem erzielbaren ee-Wert optimiert.<br />

Enzyme werden heute als zellfreie Pulver feilgeboten und so auch eingesetzt. Einige Enzyme<br />

können hingegen nur in der Zelle funktionieren. D<strong>an</strong>n setzt m<strong>an</strong> der Reaktion g<strong>an</strong>ze Zellen<br />

zu. Nun muss das Substrat durch die Zellmembr<strong>an</strong> diffundieren können. Viele Enzyme<br />

benötigen zusätzliche Cofaktoren für die chemische Tr<strong>an</strong>formation. Setzt m<strong>an</strong> der Reaktion<br />

g<strong>an</strong>ze Zellen zu, so sind die Cofaktoren in der Regel vorh<strong>an</strong>den. Bei Verwendung zellfreier<br />

Enyzme müssen die Cofaktoren oft zugesetzt werden. In diesem Fall bereitet die<br />

Cofaktoregenerierung m<strong>an</strong>chmal Schwierigkeiten. Durch gekoppelte Enzymreaktionen lässt<br />

sich der Cofaktoreinsatz d<strong>an</strong>n vorteilhaft katalytisch gestalten.<br />

Problematisch ist oft auch die m<strong>an</strong>gelnde Löslichkeit der Substrate in Wasser. Hieraus erklärt<br />

sich warum in der Chemie hauptsächlich Lipasen zum Einsatz kommen. Diese arbeiten auch<br />

im Org<strong>an</strong>ismus <strong>an</strong> der Öl/Wasser Grenzschicht und sind daher in Gegenwart org<strong>an</strong>ischer<br />

Lösungsmittel recht stabil.<br />

Müssen <strong>an</strong>dere Enzyme eingesetzt werden, so können diese <strong>an</strong> festen Trägern immobilisiert<br />

werden.<br />

<strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> Hydrolysen lassen sich auch mit org<strong>an</strong>ischen Katalysatoren durchführen,<br />

wie sie z.B von G. Fu entwickelt werden.<br />

OH<br />

HO<br />

Ac 2O, NEt 3, 0°C<br />

Katalysator<br />

AcO<br />

Katalysator, chirales DMAP<br />

MeN<br />

<strong>8.</strong><strong>8.</strong> <strong>En<strong>an</strong>tioselektive</strong> Protonierungen und Deprotonierungen<br />

OH<br />

Mit Hilfe von chiralen Lithiumbasen lassen sich auch prochirale acide H-Atome<br />

stereoselektiv entfernen. So können mit Hilfe chiraler Basen symmetrische Epoxide in<br />

Allylalkohole umgew<strong>an</strong>delt werden. Das Prinzip ist das Gleiche wie bei der Unterscheidung<br />

von en<strong>an</strong>tiotopen Seiten in einem Molekül. Durch Assoziation mit einem chiralen Reagenz<br />

N<br />

Fe


z.B. einer chiralen Base werden die en<strong>an</strong>tiotopen Gruppen im Überg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>d zu<br />

diastereotopen Atomen und Gruppen.<br />

H H N<br />

O<br />

N<br />

BuLi<br />

OH<br />

97% Auseute ee > 90%<br />

In tetradeuteriertem Cyclopent<strong>an</strong>on lassen sich selektiv die pro-S D-Atome durch H-Atome<br />

austauschen<br />

D<br />

D<br />

O<br />

D<br />

D<br />

NH 2<br />

NMe 2<br />

Auch n-BuLi k<strong>an</strong>n durch Zugabe der chiralen Base Spartein zu einer chiralen Base werden.<br />

H<br />

H<br />

N<br />

Boc<br />

N<br />

Boc<br />

H<br />

H<br />

Me<br />

n-BuLi<br />

(-)Spartein<br />

n-BuLi<br />

(-)Spartein<br />

N<br />

Boc<br />

Li(Spartein)<br />

MeI<br />

Me N<br />

Boc<br />

Li(Spartein) Me<br />

D<br />

H<br />

E +<br />

O<br />

E = MeI,<br />

N<br />

Boc<br />

Me<br />

H<br />

D<br />

Retention der Konfiguration<br />

N<br />

Boc<br />

Me<br />

N<br />

Spartein<br />

Mit Hilfe dieser chiralen Basen lässt sich selektiv der pro-R oder pro-S Wasserstoff <strong>an</strong> einer<br />

Methylengruppe abstrahieren.<br />

Cl<br />

H H<br />

O<br />

OH<br />

n-BuLi<br />

(-)Spartein<br />

Cl O<br />

MeI<br />

H<br />

OH<br />

Li(Spartein)<br />

Retention<br />

Auch die beiden <strong>prochiralen</strong> H-Atome von cis-2,6-Dimethylcyclohex<strong>an</strong>on lassen sich mit<br />

einer chiralen Base differenzieren. Die beiden H-Atome werden also mit unterschiedlicher<br />

N<br />

H<br />

Cl<br />

O<br />

OH<br />

H Me


Geschwindigkeit abstrahiert. Allerdings k<strong>an</strong>n das Enolat von beiden Seiten durch das<br />

Allylbromid <strong>an</strong>gegriffen werden. Das führt zur Razemisierung.<br />

Ha<br />

O<br />

Ha'<br />

H<br />

Ph N<br />

Li<br />

Ph<br />

H<br />

Br<br />

Ph N<br />

Li<br />

Ph<br />

Br<br />

O<br />

O<br />

65% Ausbeute, 25%ee<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n das Enolat auch mit Trimethylsilylchorid abf<strong>an</strong>gen. D<strong>an</strong>n erhält m<strong>an</strong> bessere ee-<br />

Werte.<br />

O<br />

N<br />

Ph<br />

N<br />

H<br />

N<br />

Li<br />

Ph<br />

Me 3SiCl<br />

OSiMe 3<br />

Nocheinmal zur Verdeutlichung: En<strong>an</strong>tiotope und Diastereotope Protonen<br />

En<strong>an</strong>tiotop<br />

H<br />

H<br />

H<br />

H<br />

O<br />

En<strong>an</strong>tiotop<br />

Diastereotop<br />

73% Ausbeute, 96%ee

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