06.10.2013 Aufrufe

ost-west- dialoge V - Heimat.de

ost-west- dialoge V - Heimat.de

ost-west- dialoge V - Heimat.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kammerkonzert<br />

<strong>ost</strong>-<strong>west</strong><strong>dialoge</strong><br />

V<br />

bläsersolisten<br />

<strong>de</strong>r staatskapelle berlin<br />

15. märz 2012


kammerkonzert<br />

<strong>ost</strong>-West-dialoGe V<br />

St. PeterSburg – PariS<br />

bläsersolisten <strong>de</strong>r staatskapelle berlin<br />

Flöte Christiane Weise<br />

Oboe Fabian sChäFer<br />

Klarinette matthias Glan<strong>de</strong>r<br />

Horn patriCia GerstenberGer<br />

Fagott holGer straube<br />

Klavier WolFGanG kühnl<br />

nikolai rimsky-korsakoW 1844–1908<br />

Quintett b-Dur für Flöte, Klarinette, Horn,<br />

Fagott und Klavier<br />

i. allegro con brio<br />

ii. andante<br />

iii. rondo. allegretto<br />

FranCis poulenC 1899–1963<br />

trio für Klavier, Oboe und Fagott<br />

i. introduktion. Presto<br />

ii. andante<br />

iii. rondo<br />

Pause<br />

PrOgramm<br />

PrOgramm<br />

dmitri sCh<strong>ost</strong>akoWitsCh 1906–1975<br />

Vier Walzer<br />

für Flöte, Klarinette und Klavier<br />

(arrangement: L. atoumyan)<br />

i. Spring Waltz<br />

ii. Waltz Scherzo<br />

iii. Waltz<br />

iV. Waltz Charmaine<br />

paul dukas 1865–1935<br />

Villanelle<br />

für Horn und Klavier<br />

Jean Françaix 1912–1997<br />

L’heure du berger<br />

für fünf bläser und Klavier<br />

i. Les vieux beaux. mo<strong>de</strong>rato<br />

ii. Pin-up Girls. andante molto serioso<br />

iii. Les petits nerveux. allegro assai<br />

Do | 15. märz 2012 | 20.00 uhr | rotes rathaus<br />

Die Kammerkonzerte <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt durch die<br />

m.m.Warburg&Co Kgaa / bankhaus Löbbecke ag


nikolai rimsky-koskakoW<br />

KammermuSiKWerK<br />

eineS OPernmeiSterS<br />

rimSKY-KOrSaKOWS Quintett<br />

Für bLäSer unD KLaVier<br />

Detlef Giese<br />

er war <strong>de</strong>r Jüngste jenes berühmten »mächtigen Häufleins«, von <strong>de</strong>m zu<br />

beginn <strong>de</strong>r 1860er Jahre <strong>de</strong>r russische Kunstkritiker Wladimir Stassow<br />

gesprochen hatte. nikolai rimsky-Korsakow gilt – obwohl auch er wie<br />

seine Kollegen ein »Quereinsteiger« war – als <strong>de</strong>r handwerklich Versierteste<br />

dieses Kreises, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n Jahren eine erstaunliche kompositionstechnische<br />

Souveränität erwarb. Der ausgebil<strong>de</strong>te marineoffizier und<br />

spätere professionelle musiker war auf vielen gebieten aktiv, im bereich<br />

<strong>de</strong>r Vokalmusik ebenso wie in instrumentalen genres. renommee gewann<br />

er vor allem als Opernkomponist: mit seinen 15 bühnenwerken prägte er<br />

maßgeblich die russische theater- und musikgeschichte. Populäre Stücke<br />

wie Sadko, Das Märchen vom Zaren Saltan und Der gol<strong>de</strong>ne Hahn befin<strong>de</strong>n sich<br />

ebenso darunter wie hochgradig ambitionierte Werke, zu <strong>de</strong>nen etwa Die<br />

Zarenbraut, Der unsterbliche Kastschej o<strong>de</strong>r Die Legen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r unsichtbaren<br />

Stadt Kitesh gehören. Stoffe aus <strong>de</strong>r russischen märchenwelt und Historie<br />

spielten dabei eine beson<strong>de</strong>re rolle – es verwun<strong>de</strong>rt nicht, dass die Opern<br />

rimsky-Korsakows auf <strong>de</strong>n Spielplänen <strong>de</strong>r Häuser in St. Petersburg und<br />

moskau einen bevorzugten Platz einnahmen.<br />

Seine Laufbahn als Komponist begonnen hatte rimsky freilich als<br />

Sinfoniker. mit glänzen<strong>de</strong>n Orchesterwerken wie <strong>de</strong>r Sinfonischen Suite<br />

Scheheraza<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r 2. Sinfonie mit <strong>de</strong>m titel Antar sowie mit <strong>de</strong>n einsätzigen<br />

Stücken Capriccio espagnole und Große russische Ostern machte er sich beizei


1876 schrieb die Russische Musikgesellschaft einen Wettbewerb<br />

für ein Kammer musikwerk aus. Das Verlangen, etwas für diesen<br />

Wettbewerb zu schreiben, ergriff von mir Besitz […] und ich setzte<br />

es mir in <strong>de</strong>n Kopf, ein Quintett für Klavier- und Blasinstrumente<br />

zu komponieren. Ich legte das Quintett in drei Sätzen an.<br />

Mein Sextett [für Streicher] und mein Quintett erlitten folgen<strong>de</strong>s<br />

Schicksal: Die Jury verlieh Naprawniks Trio <strong>de</strong>n Preis; mein Sextett<br />

befand sie einer ehrenvollen Erwähnung wert, doch meinem<br />

Quintett und <strong>de</strong>n Werken <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Teilnehmer schenkte sie<br />

keinerlei Beachtung. Es hieß, Leschetizki habe Naprawniks Trio<br />

für die Preisrichter wun<strong>de</strong>rschön vom Blatt gespielt, während<br />

mein Quintett Cross in die Hän<strong>de</strong> gefallen sei, einem mittelmäßigen<br />

Vom-Blatt-Spieler, <strong>de</strong>m das Werk so zum Debakel geriet,<br />

dass es nicht einmal zu En<strong>de</strong> gehört wur<strong>de</strong>. Hätte mein Quintett<br />

mit <strong>de</strong>n Interpreten Glück gehabt, hätte es gewiss die Aufmerksamkeit<br />

<strong>de</strong>r Jury auf sich gezogen. Das Fiasko, das es beim Wettbewerb<br />

erlebte, war auf je<strong>de</strong>n Fall unverdient, <strong>de</strong>nn es gefiel <strong>de</strong>m<br />

Publikum sehr, als Y. Goldstein es später bei einem Konzert <strong>de</strong>r<br />

St. Petersburger Kammermusikgesellschaft spielte.<br />

(Nikolai Rimsky-Korsakow: Chronik meines musikalischen Lebens)<br />

einFüHrung<br />

ten einen namen. eindruck hinterließ vor allem <strong>de</strong>r enorme Farbenreich-<br />

tum seiner musik, <strong>de</strong>r das ergebnis eines beson<strong>de</strong>ren Klanggespürs und<br />

einer originellen behandlung <strong>de</strong>r instrumente war.<br />

Kammermusik hat rimsky-Korsakow über einen Zeitraum von mehr<br />

als zwei Jahrzehnten geschrieben, von <strong>de</strong>r mitte <strong>de</strong>r 1870er Jahre bis kurz<br />

vor 1900. eine reihe von Stücken für Streichquartett ist hierbei zu nennen,<br />

dazu ein Streichsextett und mehrere Duo-Kompositionen. Satztechnisch<br />

wie klanglich herausragend ist sein Quintett für vier bläser und Klavier,<br />

ein ausge<strong>de</strong>hntes Werk von ca. einer halben Stun<strong>de</strong> Spieldauer. es entstand<br />

1876, als beitrag zu einem Wettbewerb, <strong>de</strong>n die russische musikgesellschaft<br />

in St. Petersburg ausgelobt hatte. Der 32-jährige Rimsky-Korsakow<br />

entschied sich für die teilnahme und wählte eine eher ungewöhnliche<br />

besetzung. bei <strong>de</strong>m besagten Wettbewerb fiel das Quintett bei <strong>de</strong>r Jury<br />

durch, obwohl es beim Publikum offenbar durchaus resonanz gefun<strong>de</strong>n<br />

hatte. rimsky, <strong>de</strong>r sich über die unzulängliche Präsentation beschwerte,


anKünDigung<br />

muSiKaLiSCHer SaLOn<br />

Großstadtmelodien<br />

Jochen Kowalski<br />

und das<br />

Salonorchester »Unter’n Lin<strong>de</strong>n«<br />

<strong>de</strong>r Staatskapelle Berlin<br />

Mit werken von:<br />

George Gershwin | Aram Chatschaturjan | Isaak Dunajewski<br />

Paul Abraham | Peter Tschaikowski | Jerzy Petersburski<br />

Astor Piazzolla | Georg Friedrich Hän<strong>de</strong>l | Edward Elgar<br />

Friedrich Hollän<strong>de</strong>r | Jean Wiener | Paul Dessau<br />

und an<strong>de</strong>ren<br />

arrangements <strong>de</strong>r gesangstitel | Musikalische leitung<br />

Uwe Hilprecht<br />

di 27. märz 2012 | 20.00 uhr<br />

staatsoper im sChiller theater<br />

karten 25/15 €<br />

tiCkets 030 20 35 45 55 | WWW.staatsoper-berlin.<strong>de</strong><br />

einFüHrung<br />

vermutete ein Komplott gegen ihn: immerhin seien an<strong>de</strong>re Stücke weit<br />

besser dargeboten wor<strong>de</strong>n, damit sie das gefallen <strong>de</strong>r Preisrichter fän<strong>de</strong>n,<br />

seines hingegen hätte man von vornherein keine Chance eingeräumt.<br />

bei seinem Quintett habe kein geringerer als Ludwig van beethoven<br />

Pate gestan<strong>de</strong>n, so rimsky: namentlich <strong>de</strong>r erste Satz sei ganz »im klas-<br />

sischen Stil« <strong>de</strong>s Wiener meisters gehalten. Zu<strong>de</strong>m ist auch das Vorbild<br />

glinkas spürbar, insbeson<strong>de</strong>re in manchen melodischen Wendungen. Die<br />

aufstellung und Verarbeitung <strong>de</strong>r zumeist sehr einprägsamen themen<br />

wirkt recht traditionell, lässt aber auch gewisse eigenheiten erkennen.<br />

Vor allem im zweiten Satz tritt das russische idiom, das auch für viele<br />

Opernwerke rimskys bestimmend wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>de</strong>utlich zutage. und<br />

kompositionstechnisch steht das Quintett ohnehin auf einem hohen<br />

niveau: mehrfach hat rimsky kunstvolle kontrapunktische Passagen einbezogen,<br />

die seine generelle Vertrautheit mit dieser art <strong>de</strong>s Komponierens<br />

bezeugen. Prägnante Kontraste sind ebenfalls geschaffen: Während in<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n außensätzen das lebendige Spiel <strong>de</strong>r Stimmen dominiert, sind<br />

in das andante elegische töne eingeflossen. Hinzu kommt, dass rimsky<br />

je<strong>de</strong>s instrument seinen technischen und klangfarblichen möglichkeiten<br />

entsprechend einsetzt und auf diese Weise eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

expressiver Schattierungen herstellt. Jene Qualitäten, die rimsky-Korsakows<br />

Opern auszeichnen, zeigen sich bereits in diesem außergewöhnlichen<br />

Kammermusikwerk.


PerFeKtiOniSmuS,<br />

HumOr,<br />

VerStänDLiCHKeit<br />

KammermuSiK VOn PauL DuKaS,<br />

FranCiS POuLenC<br />

unD Jean Françaix<br />

Anna Setecki<br />

Die im abstand von je ca. 20 Jahren in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun-<br />

<strong>de</strong>rts entstan<strong>de</strong>nen Werke <strong>de</strong>r Franzosen Paul Dukas (1865–1935), Francis<br />

Poulenc (1899–1963) und Jean Françaix (1912–1997) verbin<strong>de</strong>t die Eigenart<br />

ihrer Komponisten und <strong>de</strong>ren beson<strong>de</strong>rer französischer geist. gilt Dukas<br />

als genialer französischer Künstler, <strong>de</strong>r keiner <strong>de</strong>r damaligen Schulen<br />

zuzurechnen ist, so kreierte Poulenc die von Jean Cocteau gefor<strong>de</strong>rte<br />

»musique française <strong>de</strong> France«, während Françaix, <strong>de</strong>r seinen sprechen<strong>de</strong>n<br />

Nachnamen zum Programm erhoben hatte, sich als »musicien français« in<br />

<strong>de</strong>r nachfolge von Debussy und <strong>de</strong>r französischen Clavecinisten vergangener<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte verstand.<br />

Paul Dukas’ Stellung in <strong>de</strong>r musikgeschichte zeichnet sich durch seine<br />

arbeit als Komponist, musikkritiker und Kompositionslehrer aus. Seine<br />

wohl berühmteste Komposition ist das 1897 entstan<strong>de</strong>ne Orchesterwerk<br />

L’Apprenti sorcier nach goethes balla<strong>de</strong> Der Zauberlehrling. So liegt seine<br />

Stärke auch in <strong>de</strong>r programmatisch gebun<strong>de</strong>nen musik. Perfektionistisch<br />

veranlagt, unterschei<strong>de</strong>n ihn seine stets technisch akkuraten und lyrischen<br />

Werke von an<strong>de</strong>ren Komponisten seiner generation.


einFüHrung einFüHrung<br />

Während seine tätigkeit als Kritiker ab 1900 stetig abnahm, entstan<strong>de</strong>n<br />

in dieser Zeit seine wichtigsten Werke, darunter die Klaviersonate es-moll,<br />

Interlu<strong>de</strong> et Finale sur une thème <strong>de</strong> Rameau, die Oper Ariane et Barbe-Bleu und<br />

sein letztes größeres Werk, das Poème dansée La Péri. Von seinen kleine-<br />

ren Werken war es insbeson<strong>de</strong>re die Villanelle für Horn und Klavier, 1906<br />

anlässlich eines Wettbewerbs für das abschlussjahr <strong>de</strong>r Hornklasse <strong>de</strong>s<br />

Konservatoriums komponiert, die mit ihren anklängen an richard Strauss<br />

berühmtheit erlangte. mit <strong>de</strong>r bezeichnung Villanelle greift Dukas auf eine<br />

Form <strong>de</strong>s mehrstimmigen Liedsatzes <strong>de</strong>r renaissance zurück. ursprünglich<br />

bezeichnet Villanella eine italienische Volksweise in Strophenform. in <strong>de</strong>r<br />

mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> sie auch in Frankreich eingeführt, wobei<br />

ihre charakteristischen merkmale zunächst nur die Pastoralthematik und<br />

ein refrain nach je<strong>de</strong>r Strophe waren. im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt festigte sich<br />

jedoch ihre Form. nach diesem Vorbild schufen französische Dichter im<br />

19. Jahrhun<strong>de</strong>rt Villanellen, die u. a. von berlioz und Chabrier vertont wur-<br />

<strong>de</strong>n. bei Dukas wird aus <strong>de</strong>r ehemals rein vokalen gattung im perfekten<br />

Zusammenspiel von Horn und Klavier ein virtuoses, melodisch eingängiges<br />

instrumentalstück.<br />

musikgeschichtliche rückgriffe fin<strong>de</strong>n sich – in ganz an<strong>de</strong>re Weise –<br />

auch bei Francis Poulenc. er gehörte <strong>de</strong>r »groupe <strong>de</strong>s Six« an, die sich gegen<br />

Wagner und <strong>de</strong>n impressionismus richtete. als jüngstes mitglied entsprach<br />

er neben george auric auf das Vollkommenste <strong>de</strong>m von Jean Cocteau in<br />

Le coq et l’Arlequin proklamierten Komponistentypus, <strong>de</strong>n Charakteristika<br />

wie Humor, gewitzte urbanität, anti-aka<strong>de</strong>mismus und kultivierter<br />

Dilettantismus auszeichnen. Poulencs selbstironisches musikverständnis<br />

»Ja, ich mag mein Trio, weil es ein<strong>de</strong>utig klingt<br />

und gut ausbalanciert ist.«<br />

Francis Poulenc<br />

ist vornehmlich literarisch geprägt. Daher ist insbeson<strong>de</strong>re die menschliche<br />

Stimme für ihn das zentrale instrument, o<strong>de</strong>r – ganz im Sinne <strong>de</strong>r<br />

»Six« – solistisch eingesetzte Holzbläser, da Oboen, Klarinetten und Fagotte<br />

lakonisch-aphoristische Phrasen beson<strong>de</strong>rs gut darstellen können.<br />

Zu Poulencs Werk, das zwischen Surrealismus, nightclub und Kirchenmusik<br />

changiert, gehören Opern (u. a. Dialogues <strong>de</strong>s Carmélites, La Voix<br />

humaine) und an<strong>de</strong>re bühnenwerke wie die Kin<strong>de</strong>rfabel L’Histoire <strong>de</strong> Barbar,<br />

le petit éléphant, ballette (darunter Les Biches), Orchesterwerke, Konzerte,<br />

Filmmusik und ein beson<strong>de</strong>rs umfangreiches Œuvre an Klavier- und Kammermusik<br />

sowie vor allem geistlicher und weltlicher Vokalmusik. unter<br />

<strong>de</strong>m einfluss Strawinskys nahmen seine Kompositionen ab mitte <strong>de</strong>r<br />

1920er Jahre neoklassizistische Züge an. So enthält auch das <strong>de</strong>m spanischen<br />

Komponisten Manuel <strong>de</strong> Falla gewidmete Trio op. 43 (1926), in <strong>de</strong>r für<br />

ein trio ungewöhnlichen besetzung für Oboe, Fagott und Klavier, <strong>de</strong>utliche<br />

neoklassizismen. Der schnelle erste Satz ist im rokoko-Stil kombiniert<br />

mit Offenbach’scher Opera buffa gestaltet, verweist aber auch auf gluck,<br />

was im langsamen zweiten Satz beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird. im rondo-Finale<br />

fin<strong>de</strong>n sich hingegen Parallelen zur barocken französischen gigue, zum<br />

Offenbach’schen galopp und – ganz im Sinne Strawinskys, an <strong>de</strong>n die Coda<br />

erinnert – zu eigenheiten <strong>de</strong>r atmosphäre <strong>de</strong>s nachkriegs-Paris. Oboe und<br />

Fagott können sowohl als gesangsstimmen <strong>de</strong>r gluck’schen Oper als auch<br />

als graziöse Clowns im Sinne Saties ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n.<br />

Poulenc selbst äußert sich: »Ja, ich mag mein trio, weil es ein<strong>de</strong>utig<br />

klingt und gut ausbalanciert ist. Für diejenigen, die <strong>de</strong>nken, ich kümmere<br />

mich nicht um die Form, verrate ich hier meine geheimnisse: Der erste<br />

Satz folgt <strong>de</strong>m aufbau eines Haydn-allegros, das rondo-Finale <strong>de</strong>m Scherzo<br />

aus Saint-Saëns’ 2. Klavierkonzert. ravel gab mir immer <strong>de</strong>n rat, diese<br />

metho<strong>de</strong>, die er selbst häufig verwen<strong>de</strong>te, zu benutzen.«<br />

Ästhetisch steht auch Jean Françaix <strong>de</strong>r »groupe <strong>de</strong>s Six« nahe, wenngleich<br />

sich dieser künstlerische Zusammenschluss bereits gegen en<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

1920er Jahren aufgelöst hatte. Ihr Einfluss bei Françaix zeigt sich u. a. im


Klassik & Oper / CD • DVD<br />

Stöbern. Ent<strong>de</strong>cken. Mitnehmen.<br />

WO<br />

KOmpOnisten<br />

bester<br />

stimmung sind<br />

Friedrichstraße<br />

www.kulturkaufhaus.<strong>de</strong><br />

Mo-Fr 10-24 Uhr<br />

Sa 10-23:30 Uhr<br />

einFüHrung<br />

vermehrten einsatz von Holzbläsern. beson<strong>de</strong>rs mit Poulenc verban<strong>de</strong>n ihn<br />

geisteshaltung, Flair, künstlerische affinitäten und musikalisches idiom.<br />

Vorbil<strong>de</strong>r von bei<strong>de</strong>n waren Chabrier und Ravel. Jedoch fühlte sich Françaix<br />

zeitlebens keiner musikalischen i<strong>de</strong>ologie zugehörig und schätzte ebenso<br />

<strong>de</strong>n französischen impressionismus wie Strawinskys neoklassizismus, <strong>de</strong>ssen<br />

verschie<strong>de</strong>ne Spielarten er in <strong>de</strong>n 1920er Jahren bei nadia boulanger<br />

gelernt hatte. Zu seiner bekanntheit – vor allem in Deutschland, Japan und<br />

<strong>de</strong>n uSa – dürften die »Spielbarkeit« und »Verständlichkeit« seiner Werke<br />

beigetragen haben. Darüber hinaus lehnte er es – im gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

avantgardisten seiner Zeit – ab, die Hörgewohnheiten seines Publikums<br />

grundsätzlich in Frage zu stellen.<br />

nach seinem ersten internationalen erfolg mit <strong>de</strong>m Concertino für Klavier<br />

und Orchester im Jahr 1936, komponierte er in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

gattungen: Opern, ballette, Orchesterwerke, Solokonzerte, Filmmusik und<br />

Vokalwerke. insbeson<strong>de</strong>re widmete er sich jedoch <strong>de</strong>r Kammermusik. nach<br />

<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg konnte er an seine früheren erfolge anknüpfen –<br />

seine musik blieb neoklassizistisch geprägt.<br />

L’heure du berger (Das Schäferstündchen) für bläser-ensemble und Klavier,<br />

1947 entstan<strong>de</strong>n als Auftragswerk <strong>de</strong>s Radio Française, besteht aus<br />

drei kurzen Charakterbil<strong>de</strong>rn, die, wie <strong>de</strong>r untertitel Musique <strong>de</strong> brasserie<br />

(gasthausmusik) verrät, das Pariser Caféhausleben beschreiben. So tragen<br />

die einzelnen Sätze die programmatischen titel: Les vieux beaux (Die<br />

alten Dandies), Pin-up Girls und Les petits nerveaux (Die unruhigen Kin<strong>de</strong>r).<br />

Der Erzählung nach soll Françaix das Stück für ein Pariser Restaurant zur<br />

untermalung für die gäste beim essen geschrieben haben, d. h. »musique<br />

sérieuse sans gravité« (ernste musik ohne Schwere), mit <strong>de</strong>m obersten Ziel<br />

<strong>de</strong>s »faire plaisir« (Freu<strong>de</strong> bereiten).<br />

agierte <strong>de</strong>r musikalische einzelgänger Dukas noch im Spannungsfeld<br />

zwischen Klassizismus und mo<strong>de</strong>rne, befin<strong>de</strong>t sich Poulenc im umfeld <strong>de</strong>r<br />

»groupe <strong>de</strong>s Six« auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s neoklassizismus, <strong>de</strong>ssen letzte nachklänge<br />

das Werk Françaix’ bil<strong>de</strong>t.


LäSerSOLiSten<br />

Der StaatSKaPeLLe berLin<br />

Christiane Weise<br />

wur<strong>de</strong> in Leipzig geboren, besuchte dort die musikschule und studierte<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule für musik »Carl maria von Weber« in Dres<strong>de</strong>n bei Prof.<br />

eckart Haupt. nach ihrem Studienabschluss war sie zunächst an <strong>de</strong>r thü-<br />

ringen-Philharmonie Suhl sowie an <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sbühnen Sachsen in Dres<strong>de</strong>n/<br />

ra<strong>de</strong>beul engagiert. Weiterführen<strong>de</strong>n unterricht erhielt sie bei Prof. erich<br />

List und Prof. barbara gisler. Seit 1989 ist sie mitglied <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin.<br />

Zahlreiche tourneen mit <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin sowie als mitglied von<br />

Kammermusikvereinigungen führten sie in die wichtigsten musikzentren<br />

europas, amerikas und Japans.<br />

Fabian sChäFer<br />

wur<strong>de</strong> 1978 in Weimar geboren und begann im alter von zehn Jahren mit<br />

<strong>de</strong>m Oboenspiel. Von 1996 bis 2003 erhielt er Unterricht bei Prof. Klaus<br />

becker an <strong>de</strong>r Hochschule für musik und theater Hannover und schloss<br />

mit <strong>de</strong>m künstlerischen Diplom ab. 2001/02 studierte er an <strong>de</strong>r royal<br />

aca<strong>de</strong>my of music London bei Celia nicklin und Douglas boyd, außer<strong>de</strong>m<br />

ließ er sich bei Katharina Spreckelsen auf <strong>de</strong>r barockoboe ausbil<strong>de</strong>n. Von<br />

2000 bis 2002 spielte Fabian Schäfer als Solo-Oboist im european union<br />

Youth Orchestra. Während seines Studiums war er Stipendiat <strong>de</strong>r Studienstiftung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Volkes und <strong>de</strong>s DaaD. Darüber hinaus wur<strong>de</strong> er mit<br />

einem Stipendium <strong>de</strong>s Deutschen musikrates geför<strong>de</strong>rt. mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

biOgraPHien<br />

ensembles <strong>de</strong>s Deutschen musikrates trat er in Deutschland, <strong>de</strong>n uSa und<br />

indien in etwa 70 Kammermusikkonzerten auf.<br />

Zwischen 2003 und 2005 war Fabian Schäfer Mitglied <strong>de</strong>r Orchesteraka<strong>de</strong>mie<br />

bei <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin, wo er unterricht bei gregor Witt<br />

erhielt. Sein Konzertexamen legte er an <strong>de</strong>r Hochschule für musik und<br />

theater r<strong>ost</strong>ock ab.<br />

Seit 2005 ist Fabian Schäfer als Solo-Oboist <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin<br />

unter generalmusikdirektor Daniel barenboim tätig. mit diesem Orchester<br />

musiziert er in <strong>de</strong>r Staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n in berlin und in <strong>de</strong>n großen<br />

Konzertsälen weltweit. 2006 wur<strong>de</strong> er zum associate of the royal aca<strong>de</strong>my<br />

of music London (aram) ernannt.<br />

matthias Glan<strong>de</strong>r<br />

begann seine musikalische ausbildung an <strong>de</strong>r musikschule berlin-Köpenick.<br />

anschließend studierte er an <strong>de</strong>r Hochschule für musik »Hanns<br />

eisler« berlin bei Hans radünz im Hauptfach Klarinette. es folgten ein<br />

Zusatzstudium bei Prof. Ewald Koch in <strong>de</strong>n Jahren 1981 bis 1983 sowie weiterführen<strong>de</strong><br />

Studien bei Oskar michallik von 1984 bis 1986.<br />

1983 wur<strong>de</strong> er an die Staatskapelle Berlin engagiert, seit 1985 ist er<br />

erster Solo-Klarinettist. im bayreuther Festspielorchester spielte er als<br />

Solo-Klarinettist ebenso regelmäßig wie bei <strong>de</strong>n berliner Philharmonikern<br />

unter Dirigenten wie Claudio abbado, Daniel barenboim, James Levine o<strong>de</strong>r<br />

giuseppe Sinopoli.<br />

neben seiner arbeit im Orchester pflegt matthias glan<strong>de</strong>r eine<br />

umfangreiche tätigkeit als Solist und Kammermusiker mit renommierten<br />

Orchestern und Kammermusikensembles. regelmäßig spielt er auch bei<br />

internationalen musikfestivals. Konzertreisen führen ihn in nahezu alle<br />

großen musikzentren <strong>de</strong>r Welt.<br />

matthias glan<strong>de</strong>r ist mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kammerharmonie <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>noper,<br />

<strong>de</strong>r bläsersolisten <strong>de</strong>r Deutschen Staatsoper berlin, sowie <strong>de</strong>s trio<br />

apollon.


iOgraPHien<br />

einen wesentlichen teil seiner Zeit widmet er <strong>de</strong>r ausbildung <strong>de</strong>s<br />

musikalischen nachwuchses. Seit 1999 arbeitet er mit <strong>de</strong>n bläsern <strong>de</strong>s von<br />

Daniel barenboim und edward Said in Weimar gegrün<strong>de</strong>ten arabisch-israe-<br />

lischen West-eastern Divan Workshops und Jugendorchesters. Darüber hin-<br />

aus unterrichtet er im rahmen <strong>de</strong>r 1997 gegrün<strong>de</strong>ten Orchesteraka<strong>de</strong>mie<br />

bei <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin und ist Professor an <strong>de</strong>r aca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong> estudios<br />

Orchestrale <strong>de</strong>r barenboim-Said-Stiftung in Sevilla.<br />

patriCia GerstenberGer<br />

die gebürtige leipzigerin Patricia gerstenberger erhielt ihren ersten<br />

Unterricht bei <strong>de</strong>m gewandhaus-Hornisten eckhard Runge und begann<br />

ihr Musikstudium bei Prof. Kurt Palm an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik<br />

»Hanns eisler« Berlin. später wechselte sie an die Universität <strong>de</strong>r Künste<br />

Berlin zu Prof. Christian-Friedrich dallmann. 2004 gewann sie <strong>de</strong>n Concours<br />

luxembourgois pour Jeunes solistes, Concours européen, division<br />

Nationale.<br />

Von 2005 bis 2007 hatte Patricia gerstenberger einen Zeitvertrag als<br />

solo-Hornistin bei <strong>de</strong>r Nord<strong>west</strong><strong>de</strong>utschen Philharmonie Herford, in <strong>de</strong>r<br />

spielzeit 2008/09 war sie als Hornistin am Nie<strong>de</strong>rsächsischen staatstheater<br />

Hannover tätig. seit November 2009 war Patricia gerstenberger Mitglied<br />

<strong>de</strong>r orchesteraka<strong>de</strong>mie bei <strong>de</strong>r staatskapelle Berlin.<br />

Patricia gerstenberger spielt regelmäßig als gast bei orchestern wie<br />

<strong>de</strong>r Komischen oper Berlin, <strong>de</strong>m Rundfunk-sinfonieorchester Berlin, <strong>de</strong>m<br />

NdR Hannover und <strong>de</strong>r staatskapelle Berlin.<br />

holGer straube<br />

wur<strong>de</strong> 1963 in Luckenwal<strong>de</strong> geboren. Mit sechs Jahren erhielt er in seiner<br />

<strong>Heimat</strong>stadt <strong>de</strong>n ersten Klavierunterricht und besuchte von 1975 bis 1981<br />

die Spezialschule für musik in berlin, worauf sich von 1981 bis 1985 ein<br />

Studium an <strong>de</strong>r Hochschule für musik »Hanns eisler« bei Prof. Fritz Finsch<br />

anschloss. Seit 1984 ist er Solo-Fagottist <strong>de</strong>r Staatskapelle berlin.<br />

biOgraPHien<br />

Holger Straube ist Preisträger zahlreicher internationaler Fagott-<br />

Wettbewerbe, so beim »Prager Frühling« 1981, beim arD-Wettbewerb in<br />

münchen 1984 und beim musikwettbewerb in genf 1987. als mitglied <strong>de</strong>s<br />

berliner bläserquintetts gewann er Preise in Colmar/Frankreich 1982 und<br />

1988, beim arD-Wettbewerb in münchen 1985 sowie in belgrad 1989.<br />

neben jahrelanger mitwirkung im Orchester <strong>de</strong>r richard-Wagner-<br />

Festspiele in bayreuth war er auch als Solist bei zahlreichen renommierten<br />

Orchestern und Kammermusikensembles zu hören. Seit 2004 ist Holger<br />

Straube als mentor <strong>de</strong>r Fagottklasse <strong>de</strong>r musikaka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r barenboim-<br />

Said-Stiftung in Sevilla und <strong>de</strong>s West-eastern Divan Orchestra von Daniel<br />

barenboim tätig.<br />

WolFGanG kühnl<br />

ist Professor für Kammermusik und Korrepetitor an <strong>de</strong>r universität <strong>de</strong>r<br />

Künste berlin. als kammermusikalischer Partner von thomas brandis und<br />

michael erxleben (Violine), Hartmut roh<strong>de</strong> (Viola), Wolfgang böttcher und<br />

Andreas Greger (Violoncello), François Benda (Klarinette) sowie <strong>de</strong>n Bläsersolisten<br />

<strong>de</strong>r Staatskapelle berlin konzertiert er regelmäßig in Deutschland,<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, in Japan, brasilien, <strong>de</strong>n uSa und in Kanada.<br />

ein weiterer Schwerpunkt seiner musikalischen arbeit ist die Liedbegleitung.<br />

noch während seines Studiums nahm er an <strong>de</strong>n Liedinterpretationskursen<br />

von aribert reimann und Dietrich Fischer-Dieskau teil und war<br />

Klavierpartner von Christine Schäfer, Stella Doufexis und maria Husmann.<br />

Wolfgang Kühnl ist Pianist <strong>de</strong>r gruppe »work in progress«, die ausschließlich<br />

zeitgenössische Kompositionen zur aufführung bringt. regelmäßige<br />

einladungen führen ihn zu <strong>de</strong>n Vaduzer meisterkursen, zu meisterkursen<br />

im »Haus marteau« in Lichtenberg/Franken und Kammermusikkursen in<br />

Quakenbrück, zu <strong>de</strong>n Sommerkursen in bad Sobernheim und Kursen auf<br />

Schloss Kröchlendorff.<br />

Seine pianistische ausbildung erhielt Wolfgang Kühnl an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

<strong>de</strong>r Künste berlin und bei maria Curcio in London.


imPreSSum<br />

herausGeber Staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n<br />

bismarckstraße 110 | 10625 berlin<br />

intendant Jürgen Flimm<br />

Generalmusikdirektor daniel Barenboim<br />

GesChäFtsFühren<strong>de</strong>r direktor ronny unganz<br />

redaktion dr. <strong>de</strong>tlef giese | mitarbeit: anna Setecki, annalisa Fischer, Laura besch<br />

Die texte von anna Setecki und Detlef giese sind Originalbeiträge<br />

für dieses Programmheft.<br />

layout Dieter thomas<br />

herstellunG Druckerei<br />

abbildunGen K. J. Dawydowa/i. g. Sokolinskaja/P. J. Waidmann: Pjotr Iljitsch Tschaikowski,<br />

Leipzig 1978; marco borggreve (Flöte), monika rittershaus (Horn).<br />

gedruckt auf Luxo Art Samtoffset, FSC-zertifiziertes Papier (FSC = Forest Stewardship Council),<br />

welches die richtlinien <strong>de</strong>s FSC nach weltweit gültigen Chain-of-Custody-Standard<br />

(CoC/Produktkette) für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Standards erfüllt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!