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Alle die in Deutschland leben, arbeiten, Steuern zahlen wollen auch ein Wort in der<br />
Gesellschaft und eine Stimme bei den Wahlen haben. Ich, ich wollte nur leichter bei der<br />
Zoll Kontrolle durch. Ich war es leid, bis zur meiner Unterwäsche alles, was in meinem<br />
Koffer ist, den lieben Herrn Polizisten zeigen.<br />
Und es klappt, mit einem deutschen Pass geht es viel einfacher. Wenn diese Tendenz<br />
nicht infolge einer nationalistischen Reaktion deutscher Blut-und-Boden-Ideologen oder<br />
<strong>türkische</strong>r Fanatiker umkippt, sind schon bald Zigtausende erwachsene<br />
Einwandererkinder gleich und wahlberechtigt. Ein anderer Trend sind die Beziehungen<br />
und „Mischehen" zwischen Türken und Deutschen. Zwar dominiert noch das<br />
Endogamie Modell: Türke sucht Türkin. Doch das Blatt wendet sich. In zwischen sieht<br />
es so aus, Türke sucht Polin, Türke sucht Russin oder auch Türke sucht …<br />
So hat sich, wie man sich erst jetzt allmählich vergegenwärtigt, mit der erst<br />
staatlich geförderten, dann die Einwanderung die nicht mehr zu verhindern war, auch<br />
die deutsche Gesellschaft deutlich verwandelt. Die Deutsch-Türken sind der wichtigste<br />
Prüfstein in diesem Experiment. Wichtigstes kulturelles Kapital der Deutsch-Türken ist<br />
die Religion. In Deutschland ist eine regelrechte Re-Islamisierung im Gange. Eine heute<br />
kaum noch denkbare ökumenische Geste machte im Mai 1966 der Kölner Kardinal<br />
Frings: Er stellte <strong>türkische</strong>n Muslimen am Ende des Fastenmonats den Dom zur<br />
Verfügung. Unterdessen ist das „heilige Köln" mit zwanzig Moscheen ein spirituelles<br />
Zentrumvor allem des national-<strong>türkische</strong>n Islam in Deutschland geworden. Eine weitere<br />
politische Entscheidung müssen die „gurbetcis“ treffen.<br />
Die Arbeiter, die es in die Fremde verschlagen hat, orientieren sich entweder<br />
weiter am Geschehen in der Türkei, das sie durch ihre Wahlstimme beeinflussen können<br />
(allerdings nicht durch Briefwahl, sondern nur in der Türkei selbst), oder sie beziehen<br />
sich auf die deutsche Gesellschaft. Die ihnen beharrlich den Zugang zur Politik<br />
verschließt und einen minderen Rechtsstatus vorgibt. Über ein Drittel der Deutsch-<br />
Türken besaßen lediglich eine befristete Aufenthaltserlaubnis.<br />
Als einige nördliche Bundesländer das kommunale Wahlrecht einführen wollten,<br />
wurden sie vom Bundesverfassungsgericht sofort zurückgepfiffen. Deutsche<br />
Staatsbürger <strong>türkische</strong>r Nationalität und muslimischen Glaubens kann man sich weder<br />
in Karlsruhe noch in Bonn vorstellen. Ausländerbeiräte und -verbände haben höchstens<br />
beratende, wenn nicht gar ornamentale Funktion.<br />
Nur wenige Deutsch-Türken gingen bisher in eine deutsche Partei; in wenigen<br />
Großstädten haben Sozialdemokraten und Grün-Alternative, seltener auch die CDU-<br />
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