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2.4. Gastarbeiter werden Einwanderer Grafik 1. Die Entwicklung der Migration Nach den Jahren (Quelle:http://www.tisk.org.tr/yayinlar.asp?sbj=ic&id=2160, gesehen am 04.01.2012) Schon bald änderte sich das Bild von unschuldigen und armseligen, naiven Gastarbeitern, wegen Schmarotzern, wie aus dem Film „Gurbetci Saban “, mit der Zeit ins Negative. Der Film erschien im Jahr 1985, mit dem Hauptdarsteller Kemal Sunal. Da taucht ein Türke bei der Kindergeldkasse auf, der ein Dutzend Gören, mit seinem eigenen Familiennamen angibt und für diese reichlich Kindergeld einkassiert. Tatsache ist, dass 1964 der „Şaban“ in Wirklichkeit so eine Nummer abzieht und schon 1966 nochmal mit 30 Kindern an den amtlichen Türen klopft. Und für diese wieder über 2000 DM einkassiert. (Tibet, K., 1985[Ugur Film]) Der damalige Arbeitsminister Theo Blank dementiert dagegen: “Nichts davon ist wahr“. Deutschland, das war für viele Türken einerseits das Land aus Gold, wo es keine Vetternwirtschaft gab und die Telefone funktionierten. Aber andererseits wiederum ein gottloses und kaltes Volk von Raffern. Für viele war Deutschland eine Enttäuschung, darum kehrten auch viele in der Rezession 1966/67 wieder zurück in die Heimat. Zu gleicher Zeit standen zu Hause viele auf den langen Wartelisten. Die Rede von der „Gastarbeiter-Lawine" kam auf. Bleiben sie nicht, sorgte sich die Frankfurter Allgemeine, „Fremdkörper und Außenseiter“, die unter Umständen die gesellschaftliche Harmonie unseres Landes stören könnten"? Schon in den Jahren 1966 fragte man sich: „Integration, aber wie?" 33

Eine sozialpsychologische Studie der Kölner Uni unterschied bereits zwischen „monistischer" Anpassung, „pluralistischer" Koexistenz und „interaktionistischer" Integration. Im Jahr 1970 hat der erste „Tag der ausländischen Mitbürger" stattgefunden. „Deutschlands neue Juden" war ein Artikel über illegale Kneipen und Disco Verbote gegen Türken überschrieben. Titel wie „Neger von Berlin" deuteten auf die Ghettosituation in Kreuzberg hin, die lange das Bild der Deutsch-Türken prägte. Türken als Kaputtsanierer, das psychische Elend der Gastarbeiterheime, die Abneigung gegen konfessionelle Kindergärten, zweisprachiger Unterricht, Klagen über die tagtägliche Diskriminierung in Ämtern, Kaufhäusern und Gasthäusern illustrierten das zu Tode gerittene Dichterwort von Max Frisch, dass wir Arbeiter gerufen und Menschen bekommen haben. Dessen ungeachtet wurde kräftig eingedeutscht. Wer am Fließband arbeiten kann zum ‚sulusferkof‘ gehen oder einen ‚Gewerbesini‘ bekommen oder ‚Urlaub yapmak‘. Ludwigsburg wurde zu ‚Löküsburg‘, der Hermannplatz zum ‚Harman Palas‘ und Köln zur ‚Kölün‘, meine Mutter sagt immer noch: „Doktor beni Krank yazdı!“. Und die Bundesdeutschen erzielten durch die Existenz der türkischen Unterschicht einen sozialen Aufstieg und Karrieren. Manche machten zwar den Gastarbeitereinsatz dafür verantwortlich, für die späte Rationalisierung der Wirtschaft, die auf billige Arbeitskraft zurückgreifen konnte, anstatt teure Maschinen anzuschaffen. Doch das ändert einige Tatsachen trotzdem nicht, dass 616 000 türkische Arbeitsmigranten ohne Zweifel entscheidend zur Prosperität und Dynamik der Westdeutschen Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen haben. Nicht zuletzt zu erwähnen ist, dass die Kaufkraft (circa 25 Milliarden Mark pro Jahr) deutlich gestiegen ist. Und durch die Lohnsteuerabgaben und Versicherungsbeiträge sind die Einnahmequellen des Staates auch gestiegen, die BRD hat reichlich an seinen neuen Mitbürgern kassiert. Die Vertreter der Industrie Gesellschaften protestieren aber bald, gegen das Rotationssystem. Das ständige Wechseln der Arbeitskräfte und jedes Mal wieder neue Arbeiter anzulernen diese zu integrieren ist mühsam. Nebenbei beeinträchtigt das auch effektive Produktion der Firmen. Das kostet Geld aber vor allem auch Zeit. Die Bundesregierung reagiert schnell gegen diese Beschwerden und schafft den Zwang der Rotation ab. Erst nach diesem, ist es für die Arbeiter möglich langfristige Arbeitsverträge zu bekommen. Damit erhalten aber auch erstmals die Regelungen für den Nachzug der Familien der Gastarbeiter eine Bedeutung. 34

Eine sozialpsychologische Studie der Kölner Uni unterschied bereits zwischen<br />

„monistischer" Anpassung, „pluralistischer" Koexistenz und „interaktionistischer"<br />

Integration. Im Jahr 1970 hat der erste „Tag der ausländischen Mitbürger"<br />

stattgefunden. „Deutschlands neue Juden" war ein Artikel über illegale Kneipen und<br />

Disco Verbote gegen Türken überschrieben. Titel wie „Neger von Berlin" deuteten auf<br />

die Ghettosituation in Kreuzberg hin, die lange das Bild der Deutsch-Türken prägte.<br />

Türken als Kaputtsanierer, das psychische Elend der Gastarbeiterheime, die Abneigung<br />

gegen konfessionelle Kindergärten, zweisprachiger Unterricht, Klagen über die<br />

tagtägliche Diskriminierung in Ämtern, Kaufhäusern und Gasthäusern illustrierten das<br />

zu Tode gerittene Dichterwort von Max Frisch, dass wir Arbeiter gerufen und<br />

Menschen bekommen haben. Dessen ungeachtet wurde kräftig eingedeutscht. Wer am<br />

Fließband arbeiten kann zum ‚sulusferkof‘ gehen oder einen ‚Gewerbesini‘ bekommen<br />

oder ‚Urlaub yapmak‘. Ludwigsburg wurde zu ‚Löküsburg‘, der Hermannplatz zum<br />

‚Harman Palas‘ und Köln zur ‚Kölün‘, meine Mutter sagt immer noch: „Doktor beni<br />

Krank yazdı!“.<br />

Und die Bundesdeutschen erzielten durch die Existenz der <strong>türkische</strong>n<br />

Unterschicht einen sozialen Aufstieg und Karrieren. Manche machten zwar den<br />

Gastarbeitereinsatz da<strong>für</strong> verantwortlich, <strong>für</strong> die späte Rationalisierung der Wirtschaft,<br />

die auf billige Arbeitskraft zurückgreifen konnte, anstatt teure Maschinen anzuschaffen.<br />

Doch das ändert einige Tatsachen trotzdem nicht, dass 616 000 <strong>türkische</strong><br />

Arbeitsmigranten ohne Zweifel entscheidend zur Prosperität und Dynamik der<br />

Westdeutschen Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen haben. Nicht zuletzt zu<br />

erwähnen ist, dass die Kaufkraft (circa 25 Milliarden Mark pro Jahr) deutlich gestiegen<br />

ist. Und durch die Lohnsteuerabgaben und Versicherungsbeiträge sind die<br />

Einnahmequellen des Staates auch gestiegen, die BRD hat reichlich an seinen neuen<br />

Mitbürgern kassiert.<br />

Die Vertreter der Industrie Gesellschaften protestieren aber bald, gegen das<br />

Rotationssystem. Das ständige Wechseln der Arbeitskräfte und jedes Mal wieder neue<br />

Arbeiter anzulernen diese zu integrieren ist mühsam. Nebenbei beeinträchtigt das auch<br />

effektive Produktion der Firmen. Das kostet Geld aber vor allem auch Zeit.<br />

Die Bundesregierung reagiert schnell gegen diese Beschwerden und schafft den<br />

Zwang der Rotation ab. Erst nach diesem, ist es <strong>für</strong> die Arbeiter möglich langfristige<br />

Arbeitsverträge zu bekommen. Damit erhalten aber auch erstmals die Regelungen <strong>für</strong><br />

den Nachzug der Familien der Gastarbeiter eine Bedeutung.<br />

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