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6.1. Schlussfolgerung<br />
SECHSTER TEIL<br />
FAZIT<br />
127<br />
Türkisch-deutsche Satire gibt es seit den 1980er Jahren, als Sinasi Dikmen aus<br />
der ersten und Osman Engin aus der zweiten Generation deutsche und <strong>türkische</strong><br />
Satiretradition zu einem neuen Genre der deutschsprachigen Literatur schmiedeten. Im<br />
Zuge der <strong>türkische</strong>n Ethno-Comedy im Fernsehen erleben Satire und Kabarett derzeit<br />
wieder einen neuen Boom, allerdings geht damit auch die Verflachung der politischen<br />
Satire zur seichteren Comedy einher. Während man mit Kaya Yanar oder Fatih<br />
Cevikkollu über deutsch-<strong>türkische</strong> und andere Stereotypen lachen kann, bleibt einem<br />
beim politischen Kabarett von Django Asül oder Serdar Somuncu das Lachen eher im<br />
Halse stecken. Sie werden im Unterschied zu Kaya Yanar nicht als Zielscheiben dem<br />
billigen Spott des Publikums ausgeliefert, das sich durch die Abwertung des Anderen<br />
bestätigt und erhaben fühlen kann. Aber Namen wie Sinasi Dikmen, Osman Engin oder<br />
Muhsin Omurcali ergreifen in ihren Satiren und Kabaretts nicht gleich Partei und<br />
machen den einen oder anderen nicht gleich zur Zielscheibe.<br />
Fest steht, dass die türkisch-deutsche Literatur nach fast einem halben<br />
Jahrhundert ihres Bestehens gerade in der zweiten schreibenden Generation einige<br />
bemerkenswerte Tendenzen ausgebildet hat. Es steht fest, dass jede kulturelle<br />
Produktion von Migrantinnen immer eine Reaktionsbildung ist.<br />
Interessant ist, dass Osman Engin mit seinem neuesten Band „Lieber Onkel<br />
Ömer“. Briefe aus Alamanya wieder zurück zu den Anfängen geht: Der Brief des<br />
<strong>türkische</strong>n Gastarbeiters an seine Daheimgebliebenen in der Türkei ist ein eigenes<br />
literarisches Genre der ersten Stunde türkisch-deutscher Literatur. Vergleichen kann<br />
man diese mit dem Brief an einem Freund in der Heimat von Sinasi Dikmen, in dem<br />
Werk „Hurra ich lebe in Deutschland!“. Beide pointieren auf das Leben der Türken in<br />
Deutschland, doch Schilderungen sind different, denn Dikmen schreibt über den frisch<br />
angekommenen Gastarbeiter, im Gegensatz zu Engin. In den Briefen an Onkel Ömer ist<br />
die Hauptfigur „Osman“ schon mehrere Jahre in Deutschland und hat den Kulturschock