Biofilter Biowäscher Tropfkörperreaktoren - FH-Wels
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Biologische Abluftreinigung<br />
<strong>Biowäscher</strong><br />
<strong>Biofilter</strong><br />
<strong>Tropfkörperreaktoren</strong><br />
Zum Einstieg: Definitionen<br />
Für den Professor: Geruchsstoffe werden<br />
adsorbiert, danach absorbiert, diffundieren<br />
durch die Flüssigkeitsgrenzschicht, werden<br />
phagozytiert und schließich metabolisiert.<br />
Für die Oma: Die Viecherl fressen den<br />
Gestank!<br />
Für uns: Folgt in Kürze ! ...
Wer redet denn da ?<br />
Einleitung des Vortragenden:<br />
Nach dem Studium der Verfahrens- und Umwelttechnik<br />
an der TU Graz sammelte ich Erfahrungen in<br />
Verschiedenen Anlagenbauunternehmen in den Bereichen<br />
Papier- und Zellstofftechnik sowie Kompostieranlagenbau.<br />
Seit 1997 bin ich als Unternehmer tätig. Seit 2000 als<br />
Geschäftsführer der AeroBio GmbH / Salzburg, als<br />
technisches Büro und Vertriebsbüro spezialisiert auf<br />
biologische Verfahrenstechnik in den Bereichen<br />
Kompostierung und Abluftreinigung.
Meine beruflichen Aufgben reichten von der Vorplanung<br />
und Angebotserstellung über Genehmigungsverfahren und<br />
die Projektabwicklung bis zur Inbetriebnahme und<br />
Claimmanagement.<br />
Diesen Erfahrungen folgend habe ich mir vorgenommen<br />
auch diese Vorlesung zu gestalten. Von den Grundlagen<br />
bis zu den wichtigen Kleinigkeiten in der Praxis.<br />
Allgemeines:<br />
<strong>Biofilter</strong>, <strong>Biowäscher</strong> und Tropfkörper sind<br />
vielfach bewährte Systeme zur Reinigung von<br />
Abluft. Die Unterschiede sind teilweise gering<br />
bzw. die Übergänge fließend.<br />
Die Vorlesung wie auch dieses Skriptum<br />
beziehen sich hauptsächlich auf <strong>Biofilter</strong>, die<br />
meisten Ausführungen gelten jedoch<br />
gleichermaßen für alle biologischen<br />
Abluftreinigungsverfahren.
Biologische Abluftreinigung -<br />
wozu ?<br />
Wo biologische Abluftreinigungsverfahren<br />
einsetzbar sind stellen diese meist eine<br />
einfache, kostengünstige und<br />
betriebssichere Alternative zu<br />
'herkömmlichen' chemischen oder<br />
physikalischen Verfahren dar.
Alternative chemische Verfahren sind etwa<br />
saure oder alkalische Wäscher, z.B. mit<br />
Schwefelsäure oder Natronlauge als<br />
Make-up-Chemikalie.<br />
Alternative physikalische Verfahren sind<br />
unter anderem Adsorption an Aktivkohle,<br />
UV-, Ionisations- oder Ozon-<br />
Oxidationsanlagen.<br />
Weiters ist meist die Akzeptanz bei<br />
Behörden und Bevölkerung<br />
vergleichsweise hoch.<br />
Nicht nur das Verfahrensprinzip ist 'bio',<br />
auch die eingesetzten Materialien haben<br />
meist einen natürlichen Ursprung.<br />
Synthetische Materialien bilden die<br />
Ausnahme.
In den meisten Fällen fallen keine zu<br />
entsorgenden Abfallprodukte an.<br />
Verbrauchte <strong>Biofilter</strong>materialien können<br />
i.A. kompostiert oder direkt in der<br />
Landwirtschaft eingesetzt werden.<br />
Anfallendes Abwasser bzw. Kondensat<br />
kann in vielen Fällen in die Anlage deren<br />
Abluft zu reinigen ist rückgeführt werden.<br />
Das Grundprinzip !
Grundprinzip: (<strong>Biofilter</strong>)<br />
Beim <strong>Biofilter</strong> werden Abluftinhaltstoffe am<br />
<strong>Biofilter</strong>material adsorbiert, diffundieren in die<br />
wässrige Phase und werden dort um- bzw.<br />
abgebaut.<br />
Der Filter regeneriert sich so durch biologische<br />
Aktivität.<br />
Grundprinzip: (<strong>Biowäscher</strong>)<br />
Im Unterschied dazu werden beim <strong>Biowäscher</strong><br />
die Abluftinhaltstoffe direkt in der<br />
Wasserphase gelöst.<br />
Die Regeneration des Waschmediums erfolgt<br />
wiederum durch die Aktivität von<br />
Mikroorganismen welche meist in einem vom<br />
Wäscher getrennten Apparat auf einem<br />
Trägermedium angesiedelt sind.
Grundprinzip: (Tropfkörper)<br />
Wenn Absorption und Regeneration jedoch im<br />
selben Apparat (=Reaktor) stattfinden so<br />
spricht man im Allgemeinen von der<br />
Tropfkörperanlage oder vom<br />
Rieselbettreaktor.<br />
Grundprinzip: (verfahrenstechnisch)<br />
Die verfahrenstechnischen Aufgaben<br />
bestehen folglich, wie in allen<br />
biotechnologischen Anlagen, in der<br />
Optimierung der Lebensbedingungen:<br />
D.h. Versorgung der Mikroorganismen mit<br />
Luft (Sauerstoff), Nährstoffen (Energie)<br />
und Lebensraum (Wasser bzw.<br />
Oberfläche).
Die wichtigsten Komponenten einer<br />
<strong>Biofilter</strong>anlage sind demgemäß:<br />
Abluftbefeuchtung<br />
Luftverteilsystem<br />
Filtermaterial<br />
Filtermaterialbefeuchtung<br />
Einsatzgebiete
Die Liste der biologisch eliminierbaren<br />
Abluftinhaltstoffe ist lange.<br />
Allgemein gilt, daß diese wasserlöslich und<br />
biologisch abbaubar sein sollten.<br />
Zusätzlich sollte der Anfall von Abluft und<br />
deren Inhaltsstoffen möglichst kontinuierlich<br />
sein.<br />
Die wichtigsten biologisch abbaubaren<br />
Inhaltstoffe haben meist auch biologischen<br />
Ursprung, wie etwa<br />
Gerüche aus Kläranlagen,<br />
Abfallverarbeitungsanlagen,<br />
Biogasanlagen,<br />
Tierkörperverwertungsanlagen,<br />
Ställen und der<br />
Lebensmittelindustrie.<br />
Mehr und mehr Bedeutung erlangt weiters die<br />
Entfernung von H2S (Schwefelwasserstoff)<br />
aus Abluft und Biogas.
Empirie<br />
Vielfach liegen Stoffgemische, in vielen Fällen<br />
sogar mit unbekannter und veränderlicher<br />
Zusammensetzung, vor. Obwohl die<br />
grundsätzlichen Vorgänge bekannt und<br />
beschrieben sind, sind Versuche in solchen<br />
Fällen oft der effizienteste Weg zu einer<br />
angemessenen Anlagendimensionierung.<br />
Aber auch zur Entfernung von Einzelstoffen<br />
aus synthetischen Quellen, etwa Lösemittel<br />
aus Druckereien oder ähnliches werden in<br />
<strong>Biofilter</strong>n eliminiert.
Grenzen<br />
Wo liegen nun die Grenzen der Einsetzbarkeit:<br />
Einige Stoffe, wie NH3 oder H2S, führen in<br />
höheren Konzentrationen zu einer Schädigung<br />
des Filtermaterials und inhibieren so die<br />
Geruchsabscheidewirkung für andere, an und<br />
für sich gut eliminierbare Abluftinhaltstoffe.<br />
Diese Stoffe sind in eigenen Reinigungsstufen<br />
vorabzuscheiden. Wird dies mißachtet sind die<br />
Probleme vorprogrammiert.<br />
Versäuerung<br />
Beispiel Versäuerung durch Ammniakabbau:<br />
NH3 --(in Lösung)--> NH4+<br />
NH4+ --(biol. Oxidation)--> HNO3 ---> pH sinkt !
Bauarten und Anlagengrößen<br />
A=V/120<br />
Bauarten und Größen<br />
Die Größenordnung der Anlagen reicht etwa<br />
vom Kanalschachtbiofilter für 0,1 m³/h bis hin<br />
zu Anlagen für hunderttausende Kubikmeter<br />
Abluft pro Stunde.<br />
Ebenso vielfältig sind auch die Bauarten und<br />
die eingesetzten Materialien, ob<br />
offen, überdacht oder geschlossen,<br />
ein- oder mehrgeschossig übereinander,<br />
aus Kunststoff, Metall oder Beton.
Entwicklungen<br />
Nicht zuletzt gibt es eine Tendenz zu<br />
kompakteren Anlagen mit höherer<br />
Beaufschlagung der Filterflächen. War etwa<br />
vor 30 Jahren der 'Erdfilter' mit Rindenmulch<br />
und einer Beaufschlagung von 50 m³/m²h weit<br />
verbreitet, so liegen heute die<br />
Beaufschlagungen meist zwischen 100 und<br />
200 m³/m²h. Es gibt sogar - funktionierende! -<br />
Beispiele mit Beaufschlagungen bis zu 400<br />
m³/m²h. Parallel dazu verändern sich auch die<br />
Anforderungen an den Betrieb.<br />
Abwasserpumpstation mit<br />
Kompaktbiofilteranlage für<br />
100 m³/h
<strong>Biofilter</strong><br />
geschlossen mit<br />
Kamin<br />
kleiner offener <strong>Biofilter</strong>
liegender Gegenstrombefeuchter.<br />
Abluftkonditionierung
Befeuchtung mittels Nebel<br />
Soferne die Abluft nicht bereits ständig in<br />
gesättigtem Zusand vorliegt muß für eine<br />
Sättigung der Abluft gesorgt werden. Dies<br />
kann prinzipiell durch Abkühlung (quenchen)<br />
oder Befeuchtung geschehen.<br />
Als Befeuchter werden meist liegende<br />
Sprühbefeuchter, bestehend aus mehreren<br />
Sprühzonen und Tropfenabscheideprofilen<br />
eingesetzt.<br />
Tritt die Luft nicht gesättigt in den Filter ein,<br />
so führt dies binnen kurzer Zeit zur<br />
Austrocknung des Filtermaterials.
Filtermaterialien<br />
Als Filtermaterialien werden meist<br />
organische Materialien eingesetzt. Da diese<br />
den Lebensraum der Mikroorganismen<br />
bilden welche die Abluftinhaltstoffe<br />
eliminieren sollen komm diesem besondere<br />
Bedeutung zu. Beispiele Filtermaterialien<br />
bzw. Filtermaterialkomponenten sind<br />
Kokosfasern, Torf, Rinde, Heidekraut (Erica),<br />
Holzhackschnitzel, Kompost, Lavagestein,<br />
Polistyrol, Blähton.
grobes gerissenes Wurzelholz<br />
Hackschnitzel-Rinden-Mischung
Kokosfasern als <strong>Biofilter</strong>material<br />
Luftverteilung
Eine homogene Verteilung der Luft auf das<br />
Filtermaterial ist eine der<br />
Grundvoraussetzungen für einen<br />
erfolgreichen Betrieb.<br />
Es existieren verschiedenste Ausführungen<br />
wie etwa in einem Kiesbett eingegrabene<br />
geschlitzte Rohre oder in Beton<br />
eingelassene Rinnen mit perforierten<br />
Abdeckungen.<br />
Die technisch beste Lösung stellen<br />
<strong>Biofilter</strong>roste dar, die sich mehr und mehr<br />
zum Standard entwickeln. Dabei liegt das<br />
Filtermaterial auf einem perforiertem<br />
Zwischenboden.<br />
Filterrostboden<br />
aus<br />
Bongossiholz
Filterrostboden aus Kunststoff<br />
(PE)<br />
Befeuchtung des Filterkörpers
Trotz der Konditionierung der Zuluft kann es<br />
durch exotherme Reaktionen, zeitweisen<br />
Ausfall der Befeuchtungseinrichtungen etc. zur<br />
Austrocknung des Filtermateriales kommen.<br />
Deshalb werden meist Einrichtungen zur<br />
Befeuchtung des Filtermaterials vorgesehen.<br />
Die Ausführungen reichen vom manuellen<br />
Bewässern mittels Schlauch bis zu<br />
teilautomatisierten Besprühungssystemen.<br />
Worauf es in der Praxis ankommt?
An dieser Stelle noch einige Worte zu den<br />
häufigsten Problemursachen im Betrieb.<br />
Fehlerursache Nummer 1 ist ein zu geringer<br />
Wassergehalt des Filtermaterials. Dabei läßt<br />
man sich vielfach von einem oberflächlichen<br />
Eindruck trügen. Wenn die trockenen Zonen<br />
bei von unten nach oben durchströmten<br />
<strong>Biofilter</strong>n an der Oberfläche anlangen ist es<br />
bereits zu spät. Meist merkt der Nachbar<br />
schon früher, daß etwas nicht stimmt.<br />
Die Ursachen für die Austrocknung des Filters<br />
liegen wieder etwa je zur Hälfte im<br />
Anlagenkonzept und im Anlagenbetrieb.<br />
<strong>Biofilter</strong> welche mit trockener Luft beaufschlagt<br />
werden trocknen früher oder später ebenso<br />
aus wie die vielen 'vergessenen' <strong>Biofilter</strong>. Ein<br />
angemessenes Befeuchtungsaggregat für die<br />
Rohluft sowie ein Mindestmaß an Kontrolle<br />
und Wartung sollten bei keiner Anlage fehlen.
Weitere typische, aber immer noch oft<br />
mißachtete K.O.-Kriterien sind das<br />
Vorhandensein von zu viel Staub oder Fetten<br />
in der Abluft. Ist das Filtermaterial erst mit<br />
'biologischem Schleim' überzogen und<br />
verklebt, so hilft meist nur noch eine<br />
Kompletterneuerung des Filtermaterials und<br />
die nachträgliche Installation einer<br />
Vorreinigungsstufe. Beide Maßnahmen sind<br />
nachträglich und unter Zeitdruck nicht billig.<br />
Worauf es in der Praxis ankommt?
.D<br />
Mess- und Regeltechnik<br />
Die Temperaturmessung (T) ist eine wichtige<br />
Hilfe zur Einhaltung gleichmäßiger<br />
Bedingungen und der Temperaturgrenzen.<br />
Die Messung selbst ist einfach, billig und<br />
verläßlich.<br />
Die relative Feuchte (rF) der Luft ist<br />
wesentlich für die <strong>Biofilter</strong>funktion, da nicht<br />
gesättigte Luft zur Austrocknung und somit<br />
zur Funktionsuntüchtigkeit des <strong>Biofilter</strong>s<br />
führt.<br />
Die Messung selbst ist billig und relativ<br />
verläßlich.Wenn kapazitive Meßsonden nicht<br />
einsetzbar sind, Aspirationspsychrometer<br />
verwenden.
Der pH-Wert des Kondensates bzw.<br />
Perkolates gibt hinweise auf den Zustand<br />
des Filtermateriales. (Versäuerung!)<br />
Die Messung ist einfach, kostengünstig.<br />
Onlinemessungen bedürfen intensiver<br />
Wartung (Schmutz, Drift)<br />
Für die Geruchsmessung stehen derzeit<br />
noch keine tauglichen Meßgeräte zur<br />
Verfügung.<br />
Zahlen und Fakten
Flächenbelastung im <strong>Biofilter</strong>:<br />
typisch: 100 - 200 m³/h<br />
extreme: 50 - 400 m³/h<br />
abbaubare Stoffe:<br />
Aldehyde, Ketone<br />
Amine<br />
H2S,<br />
NH3<br />
nicht bzw. kaum abbaubar:<br />
Methan, Mercaptane
Temperaturbereich:<br />
typisch/günstig: 20 - 40 °C<br />
extreme: 0 - 60 °C<br />
Differenzdrücke:<br />
typisch: 100 - 500 Pa<br />
extreme: 50 - 2500 Pa<br />
Informationsquellen
VDI 3477 - <strong>Biofilter</strong><br />
VDI 3478 - <strong>Biowäscher</strong> und<br />
Rieselbettreaktoren<br />
ÖWAV Regelblatt 513 -<br />
Betrieb und Wartung von <strong>Biofilter</strong>n<br />
EN 13725 - Geruch<br />
www.biofilter.at<br />
www.aerobio.at<br />
Seminare von VDI oder ÖWAV<br />
Das Ende