Laborübung 2 Modellbildung mit Hilfe des Lagrange ... - FH-Wels
Laborübung 2 Modellbildung mit Hilfe des Lagrange ... - FH-Wels
Laborübung 2 Modellbildung mit Hilfe des Lagrange ... - FH-Wels
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Laborübung</strong> 2<br />
<strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
<strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> dem <strong>Lagrange</strong> Formalismus und Implementierung in Simulink anhand<br />
der Quanser Modelle ’Wagen <strong>mit</strong> Antrieb’ und ’Zweimasseschwinger’.<br />
2.1 <strong>Lagrange</strong>-Formalismus<br />
Die Herleitung der Bewegungsgleichungen mechanischer Modelle ist <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> der <strong>Lagrange</strong>-<br />
Formel<br />
µ <br />
d ∂L<br />
−<br />
dt ∂ ˙qj<br />
∂L<br />
+<br />
∂qj<br />
∂R<br />
= Qj , j =1...n (2.1)<br />
∂ ˙qj<br />
relativ einfach möglich. Dies gilt insbesondere für komplexere Konfigurationen. n steht<br />
für die Anzahl der Freiheitsgrade und qj bezeichnen die Koordinate im Freiheitsgrad j.<br />
In (2.1) ist weiters L die <strong>Lagrange</strong>funktion<br />
L = T − V<br />
<strong>mit</strong> der kinetischen Energie T und der potentiellen Energie V . Qj sind die generalisierten<br />
Kräfte. Mit <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> Rayleigh-Potentials R können dissipative Elemente wie Reibungen<br />
und Dämpfer berücksichtigt werden. Diese Kräfte können natürlich auch als externe Kräfte<br />
Qj modelliert werden.<br />
Mit dem Vektor der Freiheitsgrade q und dem Vektor der generalisierten Kräfte Q kann<br />
(2.1) auch als<br />
angeschrieben werden.<br />
d<br />
dt<br />
µ T<br />
∂L<br />
−<br />
∂ ˙q<br />
µ T<br />
∂L<br />
+<br />
∂q<br />
3<br />
µ T<br />
∂R<br />
∂ ˙q<br />
= Q
2.2. Wagen <strong>mit</strong> Antrieb 2. <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> <strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
2.2 Wagen <strong>mit</strong> Antrieb<br />
Für dieses Modell wurden in Regelungstechnik 1 die Gleichungen <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> der Newtonschen<br />
Gesetze (Impulssatz) hergeleitet. Nun soll das mathematische Modell <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong><br />
Formalismus von <strong>Lagrange</strong> erstellt werden.<br />
2.2.1 Modellbeschreibung<br />
Ein Wagen, von einem Gleichstrommotor <strong>mit</strong> Permanentmagneten angetrieben wird, gleitet<br />
auf einer Schiene. Die rotatorische Bewegung <strong>des</strong> Motors wird über ein Getriebe und<br />
ein Zahnrad in eine translatorische Bewegung übersetzt. Die Motorspannung uA dient als<br />
Systemeingang, die aktuelle Position z stellt die Ausgangsgröße dar (Abbildung ??).<br />
u A<br />
R A<br />
L A<br />
u i<br />
i A<br />
Θ G<br />
ω,ϕ<br />
M el<br />
Bild 2.1: Prinzipbild.<br />
Durch das Getriebe stellt sich ein Verhältnis von Motordrehzahl ω und der Antriebszahnraddrehzahl<br />
ωZ von<br />
ω<br />
= n<br />
ωZ<br />
ein. Bei einem verlustlosen Getriebe ergeben sich die sich einstellenden Drehmomente<br />
indirekt proportional zu den Drehzahlen (Eingangs- und Ausgangsleistung sind gleich)<br />
MZ<br />
Mel<br />
Auf den Antriebswagen wirkt noch eine, der Schlittengeschwindigkeit ˙z entgegenwirkende<br />
geschwindigkeitsproportionale Reibungskraft.<br />
4<br />
= n<br />
m<br />
M Z<br />
ω Z<br />
z
2.2. Wagen <strong>mit</strong> Antrieb 2. <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> <strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
2.2.2 Mathematisches Modell<br />
Das Modell hat einen Freiheitsgrad (n =1) und als generalisierte Koordinate soll die<br />
Position z verwendet werden (es könnte genauso der Drehwinkel ϕ an der Motorachse<br />
verwendet werden). Wegen n =1vereinfacht sich <strong>mit</strong> q1 = z (2.1) zu<br />
µ <br />
d ∂L<br />
−<br />
dt ∂ ˙z<br />
∂L ∂R<br />
+ = Q.<br />
∂z ∂ ˙z<br />
Die kinetische Energie ergibt sich aus den linearen und rotierenden Anteil zu<br />
T =<br />
(2.2)<br />
1<br />
2 m ˙z2 + 1<br />
2 Θ ˙ϕ2 .<br />
Berücksichtigt man noch die starre Kopplung zwischen z und ϕ <strong>mit</strong><br />
ϕ = n<br />
z<br />
r<br />
bzw.<br />
n<br />
˙ϕ =<br />
r ˙z<br />
folgt<br />
T = 1<br />
2 m ˙z2 + 1<br />
2 Θ<br />
³<br />
n<br />
´ 2<br />
˙z<br />
r<br />
2 = 1<br />
µ ³<br />
n<br />
´ <br />
2<br />
m + Θ ˙z<br />
2 r<br />
2 .<br />
Für die potentielle Energie gilt<br />
V =0<br />
und da<strong>mit</strong> für die <strong>Lagrange</strong>funktion<br />
µ<br />
m + Θ<br />
L = T − V = 1<br />
2<br />
Das Rayleigh-Potential für lineare Reibung ist<br />
R = 1<br />
2 d1 ˙z 2<br />
³<br />
n<br />
´ <br />
2<br />
˙z<br />
r<br />
2 .<br />
Da<strong>mit</strong> können die Terme der linken Seite von (2.2) bestimmt werden zu<br />
∂L<br />
∂ ˙z =<br />
µ <br />
d ∂L<br />
dt ∂ ˙z<br />
=<br />
µ ³<br />
n<br />
´ <br />
2<br />
m + Θ ˙z<br />
r<br />
µ ³<br />
n<br />
´ <br />
2<br />
m + Θ ¨z<br />
r<br />
∂L<br />
∂z<br />
= 0<br />
und<br />
∂R<br />
∂ ˙z = d1 ˙z<br />
Die generalisierte Kraft Q berücksichtigt externe Kräfte, also in diesem Fall das Antriebsmoment<br />
<strong>des</strong> Motors, welches noch in eine äquivalente Antriebskraft in Richtung z<br />
umgerechnet werden muss. Die geschieht am einfachsten über die Leistungsbilanz<br />
Mel ˙ϕ = Fa ˙z.<br />
5
2.2. Wagen <strong>mit</strong> Antrieb 2. <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> <strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
Die Leistung die der Motor an der Welle abgibt muss (bei verlustloser Übersetzung) an<br />
der Zahnstange ankommen. Es folgt<br />
n<br />
Mel<br />
r ˙z = Fa ˙z<br />
Fa = n<br />
r Mel.<br />
Da<strong>mit</strong> kann man die Bewegungsgleichung zusammensetzen zu<br />
µ ³<br />
n<br />
´ <br />
2<br />
m + Θ ¨z + d1 ˙z =<br />
r<br />
n<br />
r Mel<br />
Um die Ausdrücke kleiner zu halten wird die Ersatzmasse<br />
³<br />
n<br />
´ 2<br />
˜m = m + Θ<br />
r<br />
eingeführt, was schließlich<br />
¨z = − d1 n<br />
˙z +<br />
˜m ˜mr Mel<br />
ergibt. Die Eingangsgröße Mel wird durch einen Gleichstrommotor erzeugt, welcher im<br />
Modell ebenfalls zu berücksichtigen ist. Die Maschengleichung für den Ankerkreis ist<br />
uA = iARA + LA˙iA + kmω = iARA + LA˙iA n<br />
+ km<br />
r v<br />
und die Beziehung für das erzeugte Moment<br />
Mel = kmiA.<br />
Berücksichtigt man noch ˙z = v und die Ausgangsgröße y = z erhält man das vollständige<br />
mathematische Modell<br />
⎡<br />
˙z<br />
⎤ ⎡<br />
0 1 0<br />
⎣ ˙v ⎦<br />
˙iA<br />
= ⎣ 0 − d1<br />
0<br />
nkm<br />
˜m r ˜m<br />
− nkm<br />
⎤ ⎡<br />
z<br />
⎤ ⎡<br />
0<br />
⎤<br />
y =<br />
⎦ ⎣ v ⎦ + ⎣<br />
RA − iA<br />
rLA LA<br />
0<br />
1<br />
LA<br />
⎦ u<br />
£ 1 0 0 ¤<br />
⎡ ⎤<br />
z<br />
⎣ v ⎦ .<br />
Das Ergebnis ist natürlich äquivalent zu jenem in Regelungstechnik 1.<br />
2.2.3 Modellreduktion<br />
Aufgabe 2.1 Das mathematische Modell lässt sich noch um eine Ordnung reduzieren.<br />
Wie ist die Argumentation dabei? Was wird reduziert? Wie ist die Vorgangsweise? Berechnen<br />
Sie das reduzierte Modell<br />
Hinweis: Die Modellreduktion wurde in Regelungstechnik 1 ausführlich diskutiert, schlagen<br />
Sie dort nach!<br />
6<br />
iA
2.3. Zweimasseschwinger 2. <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> <strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
2.3 Zweimasseschwinger<br />
Dieser Abschnitt befasst sich sich <strong>mit</strong> der <strong>Modellbildung</strong> zweier über eine Spiralfeder<br />
gekoppelter Wagen, welche im Weiteren als Zweimasseschwinger bezeichnet werden (siehe<br />
Bild 2.2).<br />
2.3.1 Modellbeschreibung<br />
Als Antriebswagen wird dasselbe Quansermodul wie oben verwendet, es gelten daher die<br />
gleichen Parameter, sowie die gleiche Konfiguration für den Antriebsstrang. Der zweite<br />
Wagen ist frei gleitend, d.h. er hat keinen eigenen Antrieb. Es wirkt ebenfalls eine,<br />
der Schlittengeschwindigkeit ˙z2 entgegenwirkende geschwindigkeitsproportionale Reibungskraft.<br />
Die Feder wird linear <strong>mit</strong> der Federkonstante c angenommen.<br />
Die Wagenpositionen z1 und z2 werden von den jeweiligen Ruhepositionen der beiden<br />
Wagen aus gemessen.<br />
g<br />
y<br />
m<br />
z 1<br />
F<br />
Bild 2.2: Prinzipskizze <strong>des</strong> Zweimasseschwingers.<br />
2.3.2 Mathematisches Modell<br />
Aufgabe 2.2 Berechnen Sie das mathematische Modell der Anordnung. Verwenden Sie<br />
für den mechanischen Teil den <strong>Lagrange</strong>-Formalismus und ergänzen Sie den elektrischen<br />
Kreis.<br />
Aufgabe 2.3 Überlegen Sie sich, ob für dieses Modell eine ähnliche Modellreduktion wie<br />
für den einfachen Wagen möglich ist.<br />
2.4 Modellparameter<br />
Die Parameter <strong>des</strong> Modells sind in Tabelle 2.1 angegeben. Die Zusatzmasse mZ kann bei<br />
Bedarf am Antriebswagen oder eventuell auch am zweiten Wagen befestigt werden. Die<br />
Feder wird masselos angenommen, d.h. mF ist im Wesentlichen die Masse der Federbefestigungselemente<br />
und wird je zur Hälfte den beiden Wagen zugerechnet.<br />
7<br />
c<br />
m<br />
z 2<br />
x
2.4. Modellparameter 2. <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>des</strong> <strong>Lagrange</strong> Formalismus<br />
LA 180 µH Induktivität Ankerkreis<br />
RA 2.6 Ω Widerstand Ankerkreis<br />
km<br />
−3 Nm<br />
7.68 · 10 ) Motorkonstante<br />
n 3.71<br />
A<br />
Vs (bzw. rad<br />
Übersetzungsverhältnis<br />
r 6.35 · 10−3 m Zahnradradius (Ritzel)<br />
m1 0.51 kg Masse <strong>des</strong> Antriebswagens<br />
mZ 0.368 kg Zusatzmasse<br />
m2 0.61 kg Masse <strong>des</strong> zweiten Wagens<br />
ΘG 1.9 · 10−6 kg m2 Trägheitsmoment <strong>des</strong> Antriebsstrangs<br />
c 160 N<br />
mF<br />
m<br />
0.15 kg<br />
Federkonstante<br />
Masse der Feder <strong>mit</strong> Befestigungselementen<br />
d1 2.8 Ns<br />
m<br />
Reibungskoeffizient Wagen 1<br />
Reibungskoeffizient Wagen 2<br />
d2<br />
1.1 Ns<br />
m<br />
Tabelle 2.1: Parameter <strong>des</strong> Modells.<br />
8