06.10.2013 Aufrufe

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1122<br />

Uebereiiistimmend mit diesem Auftreten einzelner friesischer<br />

Kitter unter den Edlen läfst die friesische Volkssage von<br />

Karl dem Grofsen, aus der ums Jahr 1287, wie oben p. 234<br />

gezeigt, das in lateinischer Sprache abgefafste Privilegium Karls<br />

des Grofsen über friesische Freiheit hervorgegangen ist, und von<br />

der ein friesischer Text in den Hunsingoer Eechtshandschriften des<br />

dreizehnten Jahrhunderts enthalten ist, den Friesen die Wahl, sich<br />

zu Eittern schlagen zu lassen, indem sie das in ihrer Zeit bestehende<br />

Recht als von Karl dem Grofsen geschaffen ansieht.<br />

König Karl soll alle unfreien Friesen mit Freiheit beschenkt und<br />

den Friesen gestattet haben, sich jährlich Eedjeva zu wählen, ein<br />

Recht, das, wie oben I p. 112 nachwies, seit dem Beginn des dreizehnten<br />

Jahrhunderts in den einzelnen friesischen Landdistrikten<br />

zur Geltung kam. Es wurden edle Grundbesitzer von den Landdistrikten<br />

auf ein Jahr lang zu Redjeven ernannt. Von diesen zu<br />

Eedjeven erwählten edlen Friesen nun berichtet die Sage, Karl der<br />

Grofse habe ihnen gestattet, freies langes Haar zu tragen oder<br />

aber den Ritterschlag zu empfangen, was mit Scheeren des Hauptes<br />

und Anlegen einer bestimmten Kleidung verbunden war. Die friesischen<br />

Hunsingoer Texte sagen: „Alder bibad hit thi kening Kerl<br />

opinbere, thet Fresan ieralic nige redian him kere; tha kairslika<br />

crona hi uppa ihera hawid sette, alder umbe hi se scera lette; thag<br />

ief se thet ne weide nowet dua, ut mostin se him ihera her leta<br />

frilike waxa, thet hit alle liude magte tha man, thet hi se fri hede<br />

gedan. Hi bibad hit him tha keninglike, alle thi Fresa ther were<br />

sterik and rike, thet iha anne slag and ihera witta hals scolde<br />

him undfa; ther efter moste hi ridder biliwa, wepin scolde hi ther<br />

efter drega alle scone, and sine scelde moste hi melia tha kenlika<br />

crona" aus MS. "Wicht p. 131 und MS. Scaliger p. 70 in Fries.<br />

Eq. p. 355 x ). Im Text des lateinischen Privilegium Karls lautet<br />

J ) Die Erzählung von König Karl geben meine beiden Hunsingoer<br />

Kechtsmanuscripte aus dem Schlufs des dreizehnten Jahrhunderts, die oben<br />

I p. 63 besprochen sind, mit geringen nur als Schreibfehler erscheinenden<br />

Varianten; beide nehmen offenbar ihren Text aus einer und derselben Auf­<br />

zeichnung der grofsentheils gereimten friesischen Volkssage. Beachtens-<br />

werth ist, dafs der friesische Dialect des Textes der Erzählung in vielen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!