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Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

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einem edlen Weibe verbinden müsse, um ein edles Kind zu erzeugen;<br />

ja Heinrich von Sybel in seinem Buch über Königthum<br />

1844 p. 92 hat sogar in mir unfafsbarer Weise in der Stelle<br />

ein Zeugnifs dafür finden wollen, dafs man in allen friesischen<br />

Ethelingen nichts anderes als Personen zu sehen hahe, die in Ehen<br />

freier Männer mit freien Frauen erzeugt sind, dafs überhaupt im<br />

älteren Friesland die Edlen keinen von den Freien verschiedenen<br />

Geburtsstand gebildet hätten.<br />

Im alten langobardiscben Eecht wird der Ausdruck „fulboran" für<br />

den Besitz ehelicher Gehurt verwendet; der „filius legitimus" heifst<br />

im Gegensatz znm filius naturalis ein Vollgeborener. Das Edictum<br />

Eotharis ca.p. 154 sagt: „Si quis dereliquerit filium legitimum<br />

unum, quod est fulboran, et filios naturales" etc. M. G. Leges IV<br />

p. 35. Diese Bedeutung ist dem friesischen Recht für das Wort „fulboren"<br />

fremd; ihm ist es der technische Ausdruck für ebenbürtig. Die<br />

Stelle des Rüstringer Rechts verlangt beim Etheling Freiheit und<br />

ursprünglichen Adel des Geschlechtes; eheliche Abstammung in<br />

allen seinen Vorfahren („alsa fir sa fon alderon to jüngeren nena<br />

horonga nere"), sowie Freiheit und volle Geburt („alsa fir sare fri<br />

and fulberen is"). Wäre hier unter „vollgeboren" legitimus zu<br />

verstehen, so läge eine unmittelbare Wiederholung in der Stelle,<br />

sie fordert bereits in den Worten vorher die eheliche Geburt; indem<br />

sie hinzufügt, dafs der Etheling auch „vollgeboren" sein soll, wird<br />

sichtbar ein Neues, ein Anderes für ihn verlangt. Die Frau soll<br />

ihm vollgeboren, von gleicher Geburt, ebenbürtig sein. Dafs nun<br />

aber diesen Sinn das friesische „vollgeboren" hat, beweist unmittelbar<br />

eine Stelle in meinem ohen p. 999 besprochenen sogenannten<br />

Fivelgoer Manuscript p. 108: „Nimt di sune en wif bi<br />

des feders lif, ther him al fulbern se, ende wint thi sune kindan<br />

hi der wife, ende sterf thi sune er dan thet-ti feder hine fonta<br />

goud delit heth, sa mogen sine hern nima enen del goedis alsa<br />

fule in hiara alder-feders, alsa hiara feder machte werda; alle nima<br />

s'lic enes monnis del"; oder übersetzt: „Nimmt der Sohn ein Weib<br />

bei des Vaters Leben, das ihm ganz „vollgeboren" ist, und erhält<br />

der Sohn Kinder mit dem Weib, und stirbt der Sohn, bevor der<br />

Vater ihm vom Gut abgetheilt hat, so nehmen seine Kinder einen

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