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Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

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1093<br />

p. 169, 26 einen Unfreien freikaufen. Da Friesland von der<br />

Zuiderzee bis zur Weser vor dem dreizehnten Jahrhundert aufser<br />

Staveren keine Stadt kannte, so konnte die deutsche Rechtsregel, dafs<br />

städtische Luft frei macht, im älteren Friesland nicht in<br />

Anwendung kommen. In Staveren, das durch Egbert im elften<br />

Jahrhundert (siehe oben I p. 157) zur Stadt erhoben war, finden<br />

wir sie im dreizehnten Jahrhundert. In Urkunde von 1292 bestimmt<br />

der Graf von Holland: „wat eyghen man te wonen coemt<br />

binnen Staveren, ende daer inne woent jaer ende dach, onbeclaget<br />

van zinen here, jef van zinen gewaerden bode, ende dat scepenen<br />

cond es, hi sal vri bliven, gelike anderen poirteren van Staveren",<br />

Schwartzenberg I p. 124. Durch Geburt aus einer Ehe von<br />

Edeln und Freien gehen Freie hervor. Die Ehe, aus der<br />

ein Edeler entspringen soll, mufs eine gleiche ebenbürtige Ehe<br />

sein; aus einer Ehe zwischen Edelen und Freien können keine<br />

Edelen entstammen; da aber die Edelen stets Freie sind, so müssen<br />

die Kinder von Edlen und Freien als in einer Ehe von zwei Freien erzeugte<br />

Kinder gelten. Durch Geburt aus der Ehe einer freien<br />

Frau mit einem Liten entspringen nur dann Freie, wenn<br />

die freie Frau beweisen kann, dafs sie den Liten für einen Freien hielt<br />

und sich von ihm schied, sobald sie erfuhr, dafs er ein Lite sei;<br />

vergleiche die oben p. 1089 angeführten Worte der Lex Frisionum<br />

Titel VI. Einen weiteren Ausnahmefall verzeichnet das Küstringer<br />

Eecht in dem Manuscript von 1327; es sagt: „Thet send frilinga:<br />

hwer-sa en fri wif nimth enne einene mon, and ther-bi fiuwer<br />

knapa tiucht, and thenne efter thes aina monnes dathe sin god<br />

up-jeft, an tha lotha twisk tha durun of there axla falla let, and<br />

tha knapa and hia selvon fri makath", Fries. Eq. p. 539, 17; oder<br />

zu deutsch: „Wenn eine freie Frau einen eigenen Mann nimmt<br />

und vier Söhne gebiert, und dann nach ihres unfreien Mannes Tode<br />

sein Gut aufgiebt, und ihre Gewänder zwischen den Thüren von<br />

der Achsel fallen läfst, und sich und ihre vier Söhne frei macht".<br />

Ich kann diese Worte nur so verstehen, dafs ein freies Weib, das<br />

mit einem unfreien Mann verheirathet war und vier Söhne geboren<br />

hatte, nach seinem Tode befugt sein sollte, auf das von dem Manne<br />

bewohnte Gut und alle Habe zu verzichten, dies durch Abwerfen

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