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Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

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Seit der Zeit der Abfassung der Lex Frisionura, also seit<br />

Unterwerfung der Friesen unter die Franken und der Einführung<br />

des Christenthums, besteht die gesammte Bevölkerung Frieslands<br />

aus blutsverwandten Geschlechtern; und sie sind entweder Adelsgeschlechter<br />

oder gemeinfreie Geschlechter oder Litengeschlechter<br />

oder unfreie Geschlechter. Je nachdem der<br />

Einzelne durch seine Geburt aus dem einen oder dem anderen<br />

dieser Geschlechter stammt, ist er ein Etheling, Freier, Lite oder<br />

Unfreier. Dies ist die Grundregel, sie erleidet aber Ausnahmen,<br />

indem Personen ans ihren angebornen Geschlechtern in andere<br />

Geschlechter herabgedrückt werden können; und namentlich ein<br />

Etheling, der einem Ethelingsgeschlecht entsprossen ist, durch Verlust<br />

gewisser Eigenschaften, die für einen Etheling erforderlich<br />

sind, aufhört ein Etheling zu sein und ein Freier wird, und ein Freier<br />

seine Freiheit verlieren und zum Liten oder zum eigenen Mann<br />

werden kann.<br />

Da diese gewichtigen Sätze immer wieder bestritten oder doch<br />

nicht in ihren Folgen klar und einfach anerkannt werden, von ihnen<br />

aber die Auffassung der gesammten älteren Verhältnisse Frieslands<br />

abhängt, und ich bei allen weiteren Erörterungen von ihnen ausgehen<br />

mufs, so kann ich nicht umhin, die Beweise für sie hier<br />

zusammenzustellen:<br />

Neben Ethelingen und Freien wohnen in Friesland Liten.<br />

Die Liten gehören bestimmten Litengeschlechtern an;<br />

durch Geburt aus einer Ehe zweier Liten entspringen<br />

Liten. Dies ist unstreitig die regelmäfsige Fortpflanzungsweise<br />

des Litenverhältnisses; dafs sie in Friesland zu Eecht bestand,<br />

folgt aus der Lex Frisionum Titel VI; indem die Stelle erwähnt,<br />

dafs Kinder aus der Ehe eines Liten mit einer Freien Liten werden:<br />

„De coniugiis ignoratis: § 1. Si libera foemina lito nupserit, nesciens<br />

eum litum esse, et ille postea de capite suo, eo quod litus sit,<br />

fuerit calumniatus; si illa sua sexta manu iurare poterit, quod<br />

postquam eum litum esse rescivit, cum eo non concumberet, ipsa<br />

libera permaneat, et filii quos procreavit. § 2. Si vero iurare<br />

non possit, in compositionem mariti sui una cum filiis<br />

suis transeat", M. G. Leges III p. 663. Die Eegel wird auch<br />

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