Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

1088
Adelsgeschlechtes Adelsgüter besafsen, die nach anderen Geschlechtern
benannt waren, und auch dafür finden sich in dem oben p. 1073
Angeführten Beispiele; so sitzen auf dem Asinga-Gut zu Middelstnm
im Hunsingo im fünfzehnten Jahrhundert die Mentata, auf
„TJngersma", zu Uithuister-Meden im fünfzehnten Jahrhundert die
Huinga, und bei einem Heerd in Westeremden heifst es ausdrücklich
„dese Godekenheert heet van oldes Sigersrna-heert und is dat
heem daer Johan Avens op plach to wonen" oben p. 907. In
solchen Fällen haben die Namen einzelner Adelsgüter, nachdem
sie an andere Adelsgeschlechter übergegangen sind, eine Zeit lang
fortgedauert, in derselben Weise wie Adelsgüter, die an Klöster
geschenkt waren, und die als Monnikenstathen ihre früheren Gerechtsame
verloren hatten, noch nach dem Namen der früheren
Besitzer genannt wurden, vergleiche oben p. 1068.
Unrichtig wäre es anzunehmen, jedes einzelne Gut, das ein
Etheling erwarb, sei dadurch zu einem Adelsgut geworden. In
historischer Zeit ist das in Friesland entschieden nicht der Fall.
Es waren bestimmte Adelsgüter wie bestimmte Adelsgeschlechter
vorhanden. Die einzelnen Adelsgüter konnten unter mehrere Ethelinge
getheilt werden, und es galten dann auch die Theile noch für
Adelsgüter. Vielfach aber tauchte bei einzelnen Gütern, die Adliche
besafsen, die Frage auf, ob sie wirklich Adelsgüter seien und ihnen
die Befugnisse als Adelsgut zuständen; und heifst es geradezu in
einem älteren Warfsordeel bei einem Streit wegen „de reetschappe
to Kantense (Kantens im Hunsingo)", d. h. wegen der Berechtigung
einen Eedjeva zu stellen, die nur einem adlichen Gut zustand:
„dat Blydeke Onneke oeren heert sali edel maken mit vollen
rechte" oben p. 834.
Die Entstehung der Adelsgüter in Friesland gehört,
wie die Entstehung des alten Adels der Zeit vor aller
überlieferten Geschichte an. Es liegen in Friesland, soweit
unsere Quellen zurückreichen, neben einander Adelsgüter und andere
Güter, wie neben einander adliche Geschlechter und freie Geschlechter
wohnen, abgesehen davon, dafs Personen vorkommen,
die keine Freien sind und im Eigenthum Anderer stehen, die das
Eigenthum an den von jenen bewohnten Grundstücken haben.