06.10.2013 Aufrufe

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

Friesische Rechtsgeschichte - Tresoar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

731<br />

geht und in das zweite Sendrecht die Paragraphen des ersten<br />

Sendrechts in veränderter Eeihenfolge einschiebt. Im Allgemeinen<br />

ist der Text im Jus municipale Frisonum jünger und weniger genau,<br />

als der im sogenannten Westerlauwerschen Landrecht. Beide Sendrechte<br />

des ersten Textes scheinen für friesische Überarbeitungen<br />

von zwei hintereinander lateinisch aufgezeichneten Sendrechten gelten<br />

zu müssen.<br />

Nach dem alten Utrechter Sendrecht hat der Bischof im<br />

Utrechter Friesland jedes vierte Jahr in den Hauptkirchen des<br />

Landes das Sendgericht zu halten; ist er durch Krankheit oder<br />

Abwesenheit in Italien verhindert, so hält für ihn sein Chorbischof<br />

das Sendgericht. Der Bischof verkündet seinen Send sechs Wochen<br />

vorher und hält ihn am einzelnen Ort drei Tage lang: „Dit is<br />

syndriucht, als di biscop sine synd keda wil, ende hi sine boda<br />

an dit land sent, so schil-ma sine sind sex wiken eer keda, eer<br />

ma-ne halde; soe schiller seif comma, jef hi mei; jef hi naet mei,<br />

so schil in-comma syn choerbischop mit breve ende mit insigel<br />

ende mit een guldena fingherlyn, ende sidsa, dat syn hera alsoe<br />

sieck se, jeffca suder ur birgh, dat hi to da setta sind naet comma<br />

mochte", Fries. Eeq. p. 402, 20. Nach Verlauf der drei Tage ernennt<br />

der Bischof einen Bevollmächtigten, der als Dekan bezeichnet<br />

wird, er präsidirt für ihn in den folgenden Sitzungen des<br />

Sendgerichts: „Ende als di biscop tree dagen sindet haet, so<br />

schil hi setta ene decken, ende hem syn ban bifella bi trim<br />

schillinghen", p. 403, 4.<br />

Ueber die Stellung dieses Dekans handelt das Sendrecht<br />

näher: er soll jährlich an dem Sendort, für den er ernannt ist,<br />

drei Tage lang das Sendgericht abhalten, nachdem er es drei<br />

Wochen vorher verkündet hat: „so schil-ma dis deckens sind<br />

XX. nachta eer keda, eer men halde" p. 403, 6. Die Kirche, an<br />

der das Sendgericht gehalten wird, wird „haud-sto", d. h. Hauptort,<br />

Hauptstätte, genannt; sie ist eine alte Pfarrkirche, zu der mehr oder<br />

weniger andere Kirchen in einer abhängigen Stellung stehen. Nach<br />

der Auffassung des Westerlauwerschen Sendrechts sind jene andern<br />

Kirchen von der Hauptkirche aus gegründet, sind ursprünglich Capellen<br />

gegenüber der Hauptkirche, doch sind später viele von ihnen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!