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Manufactum Monatsbrief Nr. 2 - März/April 2010

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für gelungen hält, sondern aufgrund der Industrieferne des Bauhauses:<br />

Die Leuchte war kein Massenprodukt und konnte nie eines werden.<br />

Um Massenprodukte aber war es ihm eigentlich zu tun. In zahlreichen<br />

Vorträgen fordert Wagenfeld in den nächsten Jahren die Mitarbeit von<br />

künstlerisch ausgebildeten Fachleuten beim Entwurf von Massenware.<br />

Der im Jenaer Kunstverein gehaltene Vortrag „Handwerk und Maschine“<br />

verschafft ihm schliesslich die Möglichkeit, seine Vorstellungen<br />

umzusetzen, als der anwesende Inhaber der Schottschen Glaswerke<br />

ihm noch am selben Abend die Überarbeitung des Sortiments Haushaltsgläser<br />

anbietet. Etliche der drei Dutzend Entwürfe aus Jenaer<br />

Glas, die daraufhin für Schott entstehen, zählen heute zu den Klassikern<br />

des 20. Jahrhunderts – vom Teeservice bis zum Punschkrug,<br />

von der Backschüssel bis zum Eierkoch. Wagenfelds Änderungen sind<br />

dabei stetig weitergeführte „Entschnörkelungen“ (so Wagenfeld) und,<br />

in intensiver Auseinandersetzung mit den Herstellungsverfahren in der<br />

Glashütte, fortlaufende Verbesserungen mit dem Ziel eines ganz und<br />

gar „unauffälligen Nützens und Daseins in der häuslichen Welt“. Das<br />

„Brauchen“, das millionenfache, tägliche Anwenden eines Produkts,<br />

wird für Wagenfeld immer im Zentrum seiner Bemühungen stehen.<br />

Schlagendes Beispiel ist sein 1938 für die Lausitzer Glaswerke in<br />

Weisswasser entstandenes Kubus-Geschirr: Rechteckige Gefässe mit<br />

Deckel aus preisgünstigem, maschinell gefertigtem Pressglas in drei<br />

Grössen, die exakt ineinander passen und die Idee der Tupper-Ware<br />

um fast ein Jahrzehnt vorwegnehmen.<br />

Es ist bezeichnend, dass Wagenfeld auch<br />

nach 1945 nicht von seinen gestalterischen<br />

Grundsätzen abrückt, ja vielmehr<br />

davor warnt, Notbehelfe an<br />

die Stelle erreichter Produktkultur<br />

zu stellen. Er beteiligt sich am<br />

Wiederaufbau der Lausitzer Glaswerke<br />

und versucht zugleich, einen<br />

seinen Vorstellungen entsprechenden<br />

institutionellen Rahmen<br />

für die Lehre moderner Produktgestaltung<br />

zu schaffen. Zudem entwirft er für die<br />

Lausitzer Glaswerke und seit 1949 auch für die<br />

Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) in<br />

Stuttgart, wo weitere seiner nachmaligen Klassiker<br />

entstehen: organisch geformte, ganz aus dem<br />

Anspruch der Brauchbarkeit definierte Vasen,<br />

Trinkgläser, Butterdosen, das berühmte Salzund<br />

Pfefferstreuerset „Max und Moritz“ und<br />

vieles mehr. Dennoch: Sein Wort findet immer<br />

weniger Gehör, hier wie andernorts auch beginnt<br />

die Zeit der Dominanz des „Marketings“.<br />

Wagenfeld Tischleuchte WA24<br />

Höhe 37 cm, Ø Schirm 18 cm.<br />

Gewicht 1,8 kg.<br />

Bestell-<strong>Nr</strong>. 1998 1369 Fr 598,00<br />

<strong>Monatsbrief</strong> <strong>März</strong>/<strong>April</strong> <strong>2010</strong> 3 Editorial

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