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Manufactum Monatsbrief Nr. 2 - März/April 2010

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Wilhelm Wagenfeld.<br />

„Nicht vom Stuhl ist auszugehen, sondern vom Sitzen, nicht vom Glas,<br />

sondern vom Trinken, nicht von der Kanne, sondern vom Halten und<br />

Giessen. Nicht von der Lampe, sondern vom Licht und Leuchten!“<br />

Am 15. <strong>April</strong> jährt sich der Geburtstag<br />

Wilhelm Wagenfelds zum 110. Mal – Anlass<br />

für die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung<br />

in Bremen, das Werk des Gestalters von<br />

diesem Tag bis zum 12. September in<br />

einer grossen Ausstellung zu würdigen.<br />

Dabei wird nicht nur die Geschichte der<br />

Produktgestaltung von den 1920er bis in<br />

die 1970er Jahre nachgezeichnet, vielmehr<br />

werden zugleich die Entwürfe des<br />

Jubilars auf vielfache Weise zu solchen<br />

von Gestaltern der jüngsten Gegenwart in Beziehung gesetzt, um die<br />

Nachhaltigkeit der grundlegenden Konzepte und Ideen Wagenfelds<br />

zu dokumentieren. Wilhelm Wagenfeld war der „Industriedesigner“<br />

seiner Zeit schlechthin und in Deutschland neben Peter Behrens<br />

Gründervater eines Berufsstands, der heute in fast jedem grösseren<br />

produzierenden Unternehmen vertreten ist. Mit dem Begriff indes hat<br />

er selbst gehadert, ihn gar abgelehnt. „Design“, das hiess für ihn, dass<br />

dem gestalteten Gegenstand Originelles anzuhaften drohte, ja womöglich<br />

die Individualität einer Gestalterpersönlichkeit zum Ausdruck<br />

kam, und nichts lag ihm ferner als das. Wenn man dennoch vor allem<br />

seine späten Entwürfe als „typisch Wagenfeld“ wiedererkennt, hat dies<br />

mehr mit seinen strikt eingehaltenen und wohlüberlegten gestalterischen<br />

Grundsätzen zu tun als mit einer persönlichen, in Produktgestalt<br />

geformten Handschrift.<br />

Wagenfelds künstlerische Entwicklung durchläuft von den Jahren<br />

zu Beginn des ersten Weltkriegs bis zu den gestalterisch völlig neue<br />

Wege suchenden Endsechziger Jahren eine Zeit, in der sich Idee und<br />

Begriff einer modernen, industriell geprägten Alltagskultur überhaupt<br />

erst formen. Geboren am 15. <strong>April</strong> 1900, beginnt er 14jährig nach dem<br />

Besuch der „Knabenzeichenschule“ eine Lehre bei der renommierten<br />

Silberschmiede Koch & Bergfeld in Bremen, wo man – der Zeit weit<br />

voraus – die Leitung des Entwurfsbüros namhaften, akademisch ausgebildeten<br />

Künstlern übertragen hatte. Künstlerischer Anspruch und<br />

gleichzeitig eine grosse Vertrautheit mit den einzelnen Produktionsabläufen<br />

waren selbstverständlich. In diese Zeit der Ausbildung zum<br />

technischen Zeichner, Silberschmied und Ziseleur fallen die ersten<br />

Preise und Wettbewerbsprämien. Die frühen 1920er Jahre führen<br />

Wagenfeld ins Zentrum der Debatte um eine neue Gestaltungskultur,<br />

ins Bauhaus. In der dortigen Metallwerkstatt und unter Leitung von<br />

László Moholy-Nagy schafft er 1924 einen seiner bekanntesten (und<br />

bis heute gefertigten) Entwürfe, die Bauhaus-Tischleuchte WA24. Sie<br />

ist, wie die Zeit im Bauhaus, prägend für sein Denken, auch wenn er<br />

der Leuchte später eine bedenkliche Nähe zum Kunsthandwerk attestieren<br />

wird – nicht, was Technik und Gestalt angeht, die er zeitlebens<br />

Editorial 2 <strong>Monatsbrief</strong> <strong>März</strong>/<strong>April</strong> <strong>2010</strong>

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