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e-Health aus der Sicht von niedergelassenen Ärzten - Institute of ...

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e-<strong>Health</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong><br />

eine Studie zu Einflussgrößen auf das Nutzungsverhalten<br />

und die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen<br />

Magisterarbeit<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Magister <strong>der</strong> Gesundheitsinformatik<br />

im Rahmen des<br />

Magisterstudiums Gesundheitsinformatik<br />

vorgelegt <strong>von</strong>:<br />

Ing. Gerhard Klapf<br />

betreut <strong>von</strong>:<br />

Univ. Pr<strong>of</strong>. Dr. Elske Ammenwerth<br />

an <strong>der</strong><br />

UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften,<br />

Medizinische Informatik und Technik<br />

Hall in Tirol, im Dezember 2012


Betreuerbestätigung<br />

Ich befürworte die Abgabe <strong>der</strong> vorliegenden Abschlussarbeit, welche <strong>von</strong> mir betreut<br />

und insgesamt positiv bewertet wurde.<br />

……………………………………………………..……………………………<br />

Datum und Unterschrift <strong>der</strong> Betreuerin<br />

Univ. Pr<strong>of</strong>. Dr. Elske Ammenwerth<br />

Annahme durch das Studienmanagement<br />

am:……………………………………………<br />

<strong>von</strong>:……………………………………………


Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Arbeit untersucht die Akzeptanz und die Nutzungsintention verschiedener e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikationen bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>. Zunächst wurden die vorhandenen<br />

empirischen Arbeiten unter Berücksichtigung des Technology Acceptance Model (TAM; Davis,<br />

1989) recherchiert, um wissenschaftlich belegte Einflussfaktoren auf Akzeptanz und<br />

Nutzungsintention her<strong>aus</strong>zuarbeiten. Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Faktoren wurde eine<br />

Interviewstudie mit n = 13 nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> und Standesvertretern in Oberösterreich<br />

durchgeführt. Die Auswahl <strong>der</strong> Ärzte erfolgte nach verschiedenen Fachrichtungen und<br />

Regionen (Stadt / Land). Die Daten<strong>aus</strong>wertung wurde nach den Regeln <strong>der</strong> qualitativen<br />

Inhaltsanalyse nach Mayring (2000) vorgenommen.<br />

Es wurden die Informiertheit, die subjektive Nützlichkeit, die Nutzungsintention und das<br />

bisherige Nutzungsverhalten bezüglich verschiedener e-<strong>Health</strong>-Anwendungen erfasst.<br />

Weiterhin wurden mehrere Einflussfaktoren kategorisiert.<br />

Aus den Aussagen <strong>der</strong> Interviewpartner ging hervor, dass die Ärzte eine sehr differenzierte<br />

Einstellung zu den einzelnen e-<strong>Health</strong>-Applikationen aufweisen. Von einer p<strong>aus</strong>chalen<br />

Zustimmung o<strong>der</strong> Ablehnung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> konnte nicht die Rede sein. Die Zustimmung zu<br />

einer e-<strong>Health</strong>-Applikation ist u.a. <strong>von</strong> einer positiven Kosten-Nutzen-Analyse, <strong>der</strong><br />

Bedienbarkeit / Usability <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware, Überlegungen zum Datenschutz und Rechtssicherheit,<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln, Patientenwünschen, Informationen und<br />

Empfehlungen durch Vertrauenspartner, <strong>der</strong> wahrgenommenen Kontrolle sowie <strong>der</strong><br />

Einstellung zu IT und Computern allgemein abhängig. Aus den extrahierten Faktoren wurde<br />

ein übergeordnetes Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" erstellt, das an das<br />

TAM und seine Derivate angelehnt ist. Demnach wird die Nutzungsintention <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

durch die Wechselwirkung <strong>von</strong> technologischen, institutionellen und marktwirtschaftlichen<br />

Faktoren bestimmt, die <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> in Bezug auf ihr Selbstverständnis und ihre<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln abgeglichen werden. In <strong>der</strong> Interaktion mit sozialen<br />

Gruppen und gegebenen Informationen bildet Vertrauen eine wesentliche Komponente.<br />

Das Modell kann zur weiteren empirischen Forschung in diesem Bereich sowie zur Ableitung<br />

praktischer Empfehlungen an Entscheidungsträgern genutzt werden. Schwerpunktmäßig<br />

werden vertrauensbildende Maßnahmen und die Schaffung adäquater rechtlicher<br />

Rahmenbedingungen zum Abbau <strong>von</strong> Ängsten und Unsicherheit empfohlen.


Summary<br />

This work analyzes the acceptance and the intention <strong>of</strong> use <strong>of</strong> various e-health applications<br />

among practitioners in one region <strong>of</strong> Austria (Oberoesterreich). First, recent empirical studies<br />

<strong>of</strong> this area were searched for proven factors <strong>of</strong> influence, especially consi<strong>der</strong>ing the<br />

Technology Acceptance Model (TAM; Davis, 1989). This factors were used for a qualitative<br />

interview study with n = 13 practitioners <strong>of</strong> the Oberoesterreich region. The selection <strong>of</strong><br />

interview partners was carried out theoretically due to the factors specialization and region<br />

(urban / rural). The data were analyzed with methods <strong>of</strong> the qualitative content analysis. The<br />

following factors were categorized: perceived usefulness, intention <strong>of</strong> use, previous use<br />

behaviour and factors <strong>of</strong> influence consi<strong>der</strong>ing various e-health applications. The statements<br />

<strong>of</strong> the interview partners show differentiated views to the e-health applications, and no globally<br />

positive or negative attitudes were found. Influencing factors <strong>of</strong> the acceptance were positive<br />

cost-benefit analysis, perceived ease <strong>of</strong> use / usability <strong>of</strong> s<strong>of</strong>tware, data security and legal<br />

certainty for the practitioners, demands on medical practice, wishes <strong>of</strong> patients, information<br />

and recommendations <strong>of</strong> partners <strong>of</strong> confidence, subjective control and attitudes toward<br />

Information Technology and computers.<br />

From the extracted factors, a superior model "e-health in the subjective view <strong>of</strong> practitioners"<br />

was developed, according to the TAM and deducting models. Thus, the intention <strong>of</strong> use <strong>of</strong> e-<br />

health application is affected by technological, institutional and market-based factors and their<br />

interaction. The practitioners matched these factors with their occupational image and the<br />

demands on medical practise. A basic component <strong>of</strong> the interaction with social groups and<br />

given information is confidence.<br />

This model can be used for further empirical research as well as for practical<br />

recommendations to policy makers in this area. Confidence-building measures and the<br />

creation <strong>of</strong> adequate legal frameworks are recommended to reduce feelings <strong>of</strong> fear and<br />

uncertainty.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 1<br />

1.1 Gegenstand und Motivation .......................................................................................................... 1<br />

1.2 Problemstellung ............................................................................................................................. 5<br />

1.3 Zielsetzung .................................................................................................................................... 6<br />

1.4 Fragestellungen ............................................................................................................................. 7<br />

1.5 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeit..................................................................................................................... 7<br />

2 Theoretische Grundlagen .............................................................................................................. 9<br />

2.1 Begriffsbestimmung ....................................................................................................................... 9<br />

2.1.1 e-<strong>Health</strong> ................................................................................................................................. 9<br />

2.1.2 Arztpraxis-Informationssystem APIS .................................................................................. 10<br />

2.1.3 Technology Acceptance Model TAM ................................................................................... 12<br />

2.2 Aktueller Stand <strong>der</strong> Forschung .................................................................................................... 18<br />

2.2.1 Forschungsstand zum TAM ................................................................................................ 18<br />

2.2.2 Akzeptanzforschung im Bereich e-<strong>Health</strong> ........................................................................... 19<br />

2.2.3 Zusammenfassung zu den Ergebnissen einzelner Variablen <strong>der</strong> TAM im Bereich e-<strong>Health</strong><br />

und Implikationen für die Untersuchung ............................................................................. 29<br />

2.2.4 Qualitative Untersuchungen in <strong>der</strong> Akzeptanzforschung .................................................... 36<br />

3 Methodik <strong>der</strong> Untersuchung ....................................................................................................... 41<br />

3.1 Begründung <strong>der</strong> Methodenwahl .................................................................................................. 41<br />

3.2 Die Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe ........................................................................................................ 44<br />

3.3 Die Datenerhebung ..................................................................................................................... 46<br />

3.4 Methoden <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>wertung ................................................................................................. 48<br />

4 Ergebnisdarstellung..................................................................................................................... 53<br />

4.1 Zusammenfassungen <strong>der</strong> Interviews .......................................................................................... 53<br />

4.1.1 Interviewpartner Nr.1: "Man wird kein besserer Arzt, son<strong>der</strong>n es vereinfacht die Abläufe" 53<br />

4.1.2 Interviewpartner Nr.2: "Es geht um eine faire, ehrliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Kosten –<br />

Nutzen" ............................................................................................................................... 54<br />

4.1.3 Interviewpartner Nr.3: "Ich glaube, dass e-<strong>Health</strong> ein bisschen überbewertet wird" .......... 58<br />

4.1.4 Interviewpartner Nr.4: "Ich möchte mir das eigentlich als Hilfsmittel bewahren und nicht<br />

<strong>von</strong> oben her etwas aufdrücken lassen" ............................................................................. 62<br />

4.1.5 Interviewpartner Nr.5: "Nie wie<strong>der</strong> möchte ich händisch irgendwelche Zettel abrechnen" 65<br />

4.1.6 Interviewpartner Nr.6: "Es reicht jetzt schon" ...................................................................... 67<br />

4.1.7 Interviewpartner Nr.7: " Ich denke, das zeugt <strong>von</strong> Mo<strong>der</strong>nität" ........................................... 69<br />

4.1.8 Interviewpartner Nr.8: "Grundsätzlich sind wir jedoch <strong>of</strong>fen für Tools, die Sinn machen" .. 72


4.1.9 Interviewpartner Nr.9: "Die Dinge, welche die Bürokraten interessieren, interessieren uns<br />

Ärzte nicht" .......................................................................................................................... 74<br />

4.1.10 Interviewpartnerin Nr.10: "Von unserem Fach her ist klar, dass man sehr dafür ist" ......... 76<br />

4.1.11 Interviewpartner Nr.11: "Wenn ich das vermehren würde, müsste ich etwas nehmen, das<br />

ich nicht brauche" ................................................................................................................ 80<br />

4.1.12 Interviewpartnerin Nr.12: " Wir Ärzte sind ja alle mündig und wissen, was wir zur Ausübung<br />

unseres Berufes brauchen" ................................................................................................ 82<br />

4.1.13 Interviewpartnerin Nr.13: "die Elektronik wird nicht alles ersetzen können. Es liegt immer<br />

noch in <strong>der</strong> ärztlichen Verantwortung" ................................................................................ 85<br />

4.2 Das Kategoriensystem ................................................................................................................ 89<br />

4.2.1 Oberkategorie: "Persönliche Einstellungen und Hintergründe" .......................................... 89<br />

4.2.2 Kategorien "Nutzungsintention und subjektives Nutzungsverhalten" ................................. 91<br />

4.2.3 Kategorie "subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> in APIS" ................................................... 93<br />

4.2.4 Oberkategorie "Marktwirtschaftliche Faktoren" ................................................................... 95<br />

4.2.5 Oberkategorie "Institutionelle Faktoren" ............................................................................. 96<br />

4.2.6 Oberkategorie "Technologische Faktoren" ......................................................................... 98<br />

4.2.7 Oberkategorie "ärztliches Selbstverständnis und Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln"101<br />

4.2.8 Weitere Kategorien zu Faktoren mit potentiellem Einfluss auf Einstellung und subjektive<br />

Nützlichkeit ........................................................................................................................ 103<br />

4.3 Das Modell " e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" ...................................................... 108<br />

5 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse ....................................................................................................... 111<br />

5.1 Zusammenfassung und Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellungen .................................................... 111<br />

5.1.1 Zielstellung 1 ..................................................................................................................... 111<br />

5.1.2 Zielstellung 2 ..................................................................................................................... 112<br />

5.1.3 Zielstellung 3 ..................................................................................................................... 121<br />

5.2 Methodenkritik ........................................................................................................................... 128<br />

5.3 Empfehlungen und Strategien für die Zukunft ........................................................................... 129<br />

6 Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen, Tabellen, Definitionen und Abkürzungen ............................. 132<br />

6.1 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 132<br />

6.2 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... 132<br />

6.3 Definitionen ................................................................................................................................ 132<br />

6.4 Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................................. 133<br />

7 Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 135<br />

7.1 Publikationen ............................................................................................................................. 135<br />

7.2 Internetquellen ........................................................................................................................... 140<br />

8 Anhang ........................................................................................................................................ 143<br />

8.1 Anschreiben an die Interviewpartner zur Teilnahme am Interview ............................................ 143


8.1.1 E-Mail an die Ärzte ............................................................................................................ 143<br />

8.1.2 E-Mail an den Präsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ ........................................................... 144<br />

8.2 Interviewleitfaden ....................................................................................................................... 145<br />

8.2.1 Interviewleitfaden für die Interviews mit den nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> ............................ 145<br />

8.2.2 Interviewleitfaden für die Interviews mit den Vertretern <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ ........... 148<br />

8.3 Transkribierte Interviews ........................................................................................................... 150<br />

8.3.1 Interviewpartner 1 ............................................................................................................. 150<br />

8.3.2 Interviewpartner 2 ............................................................................................................. 154<br />

8.3.3 Interviewpartner 3 ............................................................................................................. 160<br />

8.3.4 Interviewpartner 4 ............................................................................................................. 166<br />

8.3.5 Interviewpartner 5 ............................................................................................................. 171<br />

8.3.6 Interviewpartner 6 ............................................................................................................. 178<br />

8.3.7 Interviewpartner 7 ............................................................................................................. 182<br />

8.3.8 Interviewpartner 8 ............................................................................................................. 187<br />

8.3.9 Interviewpartner 9 ............................................................................................................. 191<br />

8.3.10 Interviewpartner 10 ........................................................................................................... 196<br />

8.3.11 Interviewpartner 11............................................................................................................ 202<br />

8.3.12 Interviewpartner 12 ........................................................................................................... 206<br />

8.3.13 Interviewpartner 13 ........................................................................................................... 211<br />

9 Danksagung ................................................................................................................................ 219<br />

10 Eidesstattliche Erklärung .......................................................................................................... 220


1 Einleitung<br />

1.1 Gegenstand und Motivation<br />

Einleitung<br />

Die Mo<strong>der</strong>nisierung des Gesundheitssystems gehört zu einem <strong>der</strong> bedeutendsten und<br />

umfassendsten Aufgaben <strong>der</strong> Landespolitik. Die sektorale Fragmentierung <strong>der</strong><br />

Krankenversorgung in stationär und ambulant und die Trennung <strong>von</strong> Gesundheits- und<br />

Sozialsystemen tragen dazu bei, dass erhebliche Informationsdefizite zwischen Institutionen<br />

und Fachkräften sowie bei Patienten 1 bestehen und Patienten wenig in<br />

Entscheidungsprozesse über ihre Gesundheit einbezogen werden (Bruner, 2009). Die<br />

demographische Entwicklung mit <strong>der</strong> zunehmenden Anzahl älterer und multimorbi<strong>der</strong><br />

Patienten sowie chronischer Erkrankungen ist ebenfalls Anlass, eine integrierte Versorgung<br />

voranzutreiben (Jähn & Nagel, 2005). Als Leitbild steht hierbei nicht allein die bessere<br />

Behandlung <strong>von</strong> Krankheiten, son<strong>der</strong>n die umfassende Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, die <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Weltgesundheitsorganisation WHO wie folgt definiert wird:<br />

"<strong>Health</strong> promotion is the process <strong>of</strong> enabling people to increase control over, and<br />

to improve, their health. To reach a state <strong>of</strong> complete physical, mental and social<br />

well-being, an individual or group must be able to identify and to realize<br />

aspirations, to satisfy needs, and to change or cope with the environment.“<br />

Definition <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung laut WHO (1986).<br />

Der "mündige Patient" soll somit auch mehr Informations- und Mitspracherechte erhalten und<br />

zum aktiven Stakehol<strong>der</strong> im integrierten Versorgungssystem werden (Schrö<strong>der</strong>, 2002).<br />

Die so genannten e-<strong>Health</strong>-Anwendungen werden als ein wichtiger Bestandteil dieser<br />

Entwicklung begriffen. E-<strong>Health</strong> im Gesundheitssystem soll den Informations<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

optimieren sowie Fehl- o<strong>der</strong> Mehrfachbehandlungen verhin<strong>der</strong>n helfen, wie z.B. bei<br />

Notfällen, bei <strong>aus</strong>ländischen Patienten und unklarer Symptomatik (<strong>aus</strong>führlich dazu: Pfeiffer,<br />

2007; Ammenwerth, 2009; AK EPA/EFA, 2011).<br />

1 Aus Gründen <strong>der</strong> leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie z.B.<br />

ÄrztInnen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne <strong>der</strong> Gleichbehandlung für beide<br />

Geschlechter.<br />

1


Einleitung<br />

Insgesamt sollen im Rahmen <strong>der</strong> ELGA 14 E-<strong>Health</strong>-Funktionen umgesetzt werden<br />

(Baumgartner & Engle<strong>der</strong>, 2010):<br />

e-Arztbrief / e-Befundbericht;<br />

e-Laborbefund;<br />

e-Impfpass;<br />

e-Überweisung / e-Zuweisung;<br />

e-Einweisung;<br />

e-Medikation/e-Rezept;<br />

e-Radiologie;<br />

e-Mutter-Kind-Pass;<br />

e-Leistungsbericht;<br />

e-Terminmanagement;<br />

e-Notfallsdaten;<br />

e-Tagebücher für Biosignale; 2<br />

Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen;<br />

Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis;<br />

e-Pflegebegleitschreiben;<br />

Durch das Bundesministerium für Gesundheit (BmG) wird die ELGA in die erste<br />

Umsetzungsphase geführt. Ende Februar 2011 ist ein Entwurf für ein elektronisches<br />

Gesundheitsakte-Gesetz in die Begutachtung gegangen (Springermedizin, 2011a). Dies<br />

beinhaltet die dezentrale Speicherung <strong>der</strong> Daten beim Gesundheitsdienstleister, die<br />

generellen und individuellen Zugriffsregelungen sowie das Recht <strong>der</strong> Patienten, an ELGA<br />

generell nicht teilzunehmen ("Opt-out") o<strong>der</strong> bestimmte Gesundheitsdaten, z.B. zu<br />

psychischen Erkrankungen, für bestimmte Zugriffe <strong>aus</strong>zublenden ("Opt-in"). In diesem<br />

Entwurf ist zudem festgelegt, dass ELGA für die betr<strong>of</strong>fenen Gesundheitsdiensteanbieter<br />

(Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Krankenanstalten und den österreichischen National Contact<br />

Point für den internationalen Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> medizinischen Daten) obligatorisch ist.<br />

Die erste Umsetzungsphase beinhaltet die Implementierung <strong>von</strong> Basiskomponenten sowie<br />

<strong>von</strong> ersten Kernanwendungen, wie e-Arztbrief / Patientenbrief, e-Medikation, e-Befund<br />

Radiologie und e-Befund Labor (BmG / AG ELGA, 2007). Das Pilotprojekt e-Medikation<br />

wurde 2011 in drei Regionen in Österreich mit einer Teilnahme <strong>von</strong> mehr als 100<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Ärztinnen und <strong>Ärzten</strong>, mehr als 50 Apotheken und fünf Krankenanstalten<br />

2 Der Zusatz des kleinen "e" für "elektronisch" wird in den verschiedenen Publikationen unterschiedlich<br />

gehandhabt: Häufig wird es mit Bindestrich, manchmal ohne Bindestrich vor die jeweilige<br />

Funktionsbezeichnung gesetzt. In dieser Arbeit wurde eine einheitliche Schreibweise mit Bindestrich<br />

bevorzugt.<br />

2


Einleitung<br />

freiwillig erprobt (Springermedizin, 2011b). Eine bundesweite Einführung <strong>der</strong> e-Medikation<br />

könnte mit vorhandener gesetzlicher Regelung ab 2013 bundesweit beginnen (e-card, e-<br />

Medikation, 2012).<br />

Bislang ist die Akzeptanz <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen seitens <strong>der</strong> Ärzteschaft jedoch gemischt.<br />

Laut dem Modell <strong>der</strong> Technologieakzeptanz <strong>von</strong> Davis (1989) ist die Nutzungsintention neuer<br />

Technologien vor allem <strong>von</strong> zwei Faktoren abhängig: <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit und <strong>der</strong><br />

wahrgenommenen Bedienbarkeit <strong>der</strong> Technologie. Die <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> beschriebenen<br />

Bedenken lassen sich beiden Faktoren zuordnen. Die Erfahrungen vieler Ärzte, dass sie<br />

häufig <strong>von</strong> Einsparmaßnahmen betr<strong>of</strong>fen sind, lässt sie zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung kommen,<br />

dass e-<strong>Health</strong> wie auch an<strong>der</strong>e Maßnahmen zur Etablierung <strong>der</strong> integrierten Versorgung für<br />

die Ärzte wenig Nutzen bei viel (zeitlichem und finanziellen) Aufwand bedeuten (Jens, 2009).<br />

Auch die möglichen Vorteile <strong>der</strong> Verringerung <strong>von</strong> Mehrfachbehandlungen werden aktuell<br />

infrage gestellt (McCormick, Bor, Woolhandler & Himmelstein, 2012). Es gibt aber auch<br />

Hinweise auf gegenteilige Tendenzen: Erste Auswertungen <strong>der</strong> Evaluation des Pilotprojektes<br />

zur e-Medikation zeigen, dass die einbezogenen Gesundheitsdiensteanbieter (Ärzte,<br />

Apotheker) eine Erhöhung <strong>der</strong> Patientensicherheit durch die e-Medikation sahen (Dorda et<br />

al., 2012). Eine Erhöhung <strong>der</strong> Effektivität und Effizienz bei Medikamentenverordnungen<br />

wurde nicht generell zugestimmt, war aber insbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>der</strong><br />

verwendeten S<strong>of</strong>tware und ihrer Bedienbarkeit abhängig. Somit wurden auch positive<br />

Akzeptanzwerte bei e-<strong>Health</strong>-Funktionen vermeldet.<br />

Die subjektiven Einstellungen zur Nützlichkeit und Bedienbarkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen<br />

konnten u.a. auf das noch immer geringe Wissen <strong>der</strong> Ärzte über diese Funktionen<br />

zurückgeführt werden (Baumgartner & Engle<strong>der</strong>, 2010). Die Ärzte haben in einschlägigen<br />

Befragungen selbst Bedarf an entsprechenden Informationen und Schulungen angemeldet,<br />

und sie wünschen, an den Umsetzungen beteiligt zu werden (Baumgartner & Engle<strong>der</strong>,<br />

2010). Im Ergebnis ist die Nutzungsintention noch recht gering und mündet auch noch nicht<br />

in entsprechendes Verhalten. Die tatsächliche Nutzung lag in <strong>der</strong> Untersuchung <strong>von</strong><br />

Baumgartner & Engle<strong>der</strong> zwischen 0 % (e-Mutter-Kind-Pass) und 40 % <strong>der</strong> befragten Ärzte<br />

(e-Laborbefund). In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wurden ähnliche Einstellungen festgestellt. In<br />

Deutschland sind die Ärzte vor allem bzgl. des Datenschutzes und des versprochenen<br />

verringerten Verwaltungsaufwandes skeptisch, die Informationen zu den einschlägigen<br />

Anwendungen stammen <strong>aus</strong> kostenlosen Internetportalen o<strong>der</strong> Fachzeitschriften<br />

(Allensbach, 2010). In einer Schweizer Evaluationsstudie erwarteten die Leistungserbringer<br />

einen Nutzen durch verschiedene e-<strong>Health</strong>-Anwendungen, sie mahnten aber auch Risiken<br />

wie Behandlungsfehler o<strong>der</strong> die höhere Auslastung durch administrative Arbeit an (Fitterer,<br />

3


Einleitung<br />

Mettler & Rohner, 2009). In <strong>der</strong> Meta-Analyse <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010), die 22<br />

internationale Untersuchungen zu Vorbehalten <strong>von</strong> Medizinern gegenüber elektronischen<br />

Patientenakten umfasste, wurden diese Vorbehalte folgenden acht Kategorien zugeordnet:<br />

(1) finanziell; (2) technisch; (3) zeitlich; (4) psychologisch; (5) sozial; (6) juristisch; (7)<br />

organisational sowie (8) auf den Prozess <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung bezogen. Auch diese<br />

Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass eine Reihe <strong>von</strong> Barrieren für die geringe<br />

Akzeptanz seitens <strong>der</strong> Mediziner zu verzeichnen ist. Zu den psychologischen und sozialen<br />

Barrieren zählten die Autoren die geringe Überzeugung, dass die Patientenversorgung<br />

dadurch verbessert werden kann, Ängste vor dem Verlust <strong>von</strong> Autonomie, Misstrauen<br />

gegenüber den Anbietern <strong>der</strong> Technologie, geringe wahrgenommene institutionelle<br />

Unterstützung o<strong>der</strong> Unterstützung durch Kollegen sowie Befürchtungen, dass die Arzt-<br />

Patient-Beziehung leiden könnte.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Untersuchungen wurde bereits eine Reihe <strong>von</strong> Empfehlungen<br />

formuliert, wie etwa breite Informationskampagnen zu den Vorteilen <strong>von</strong> E-<strong>Health</strong>-Funktionen<br />

für Ärzte sowie die Bereitstellung <strong>von</strong> Schulungen zur Erhöhung <strong>der</strong> Kompetenz im Umgang<br />

mit <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware (Baumgartner & Engle<strong>der</strong>, 2010). Diese Empfehlungen wurden im Hinblick<br />

darauf gegeben, dass sie über eine Erhöhung <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit und <strong>der</strong><br />

wahrgenommenen Bedienbarkeit <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen zu einer Erhöhung <strong>der</strong><br />

Nutzungsintention und letztlich zu einer Verhaltensän<strong>der</strong>ung, d.h. einer verstärkten Nutzung<br />

dieser Funktionen führen könnten. Damit folgen sie den Grundgedanken des<br />

Technologieakzeptanzmodells <strong>von</strong> Davis (1989).<br />

Es existieren bislang allerdings noch wenige Studien, die explizit mo<strong>der</strong>nere Varianten des<br />

Technologieakzeptanzmodells, wie z.B. die unified theory <strong>of</strong> acceptance and use <strong>of</strong><br />

technology (UTAUT; Venkatesh, Morris, Davis & Davis, 2003) o<strong>der</strong> das Modell <strong>der</strong><br />

Technologieakzeptanz TAM 3 <strong>von</strong> Venkatesh & Bala (2008), und <strong>der</strong>en Variablen in die<br />

Untersuchung einbeziehen. Eine internationale Meta-Analyse fand für den Zeitraum 1980-<br />

2008 nur 16 weltweit publizierte quantitative Studien, die die TAM und ihre Varianten als<br />

theoretischen Rahmen zur Prüfung <strong>von</strong> Technologieakzeptanz im Gesundheitswesen<br />

nutzten (Holden & Karsh, 2010). Doch nur ein Bruchteil dieser Studien bezieht sich auf die<br />

Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen durch Ärzte. Neben den oben genannten Variablen <strong>der</strong><br />

subjektiven Nützlichkeit und <strong>der</strong> wahrgenommenen Bedienbarkeit wurden weitere<br />

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz untersucht, wie subjektive Normen, wahrgenommene<br />

Verhaltenskontrolle bzw. erleichternde Rahmenbedingungen. In einigen Studien wird<br />

allerdings eine geringe Vorhersagekraft dieser Variablen festgestellt, die teilweise auf die<br />

4


Einleitung<br />

mangelhafte Anpassung <strong>der</strong> Begriffe des Modells an die konkrete Situation vor Ort<br />

zurückgeführt wird (Holden & Karsh, 2010).<br />

Neben quantitativen Untersuchungen existieren auch qualitative Studien zur Akzeptanz<br />

elektronischer Medizintechnologien, die verschiedene Variablen des TAM in Interviews mit<br />

Gesundheitsanbietern erfragen (u.a. Nuq, 2012; Faja & Likcani, 2006; Karsh, Escoto,<br />

Beasley & Holden, 2006).<br />

Die Ärzte zählen zu den wichtigsten Stakehol<strong>der</strong>n im Gesundheitssystem, <strong>der</strong>en ambivalente<br />

Haltung zur Einführung <strong>der</strong> neuen e-<strong>Health</strong>-Funktionen bekannt ist. Aufgrund dessen sind<br />

Untersuchungen <strong>von</strong>nöten, die differenziert auf die Einstellungen <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> eingehen, um<br />

weitere Einflussfaktoren auf die Akzeptanz zu identifizieren. Neben organisationalen und<br />

technologiebezogenen Faktoren sollten auch soziale und psychologische Faktoren stärker<br />

berücksichtigt werden, z.B. durch die Nutzung mo<strong>der</strong>ner Modelle <strong>der</strong> Technologieakzeptanz.<br />

Dies trägt womöglich zu einem besseren Verständnis <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong>weisen <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> bei. Dabei<br />

sollten die genutzten Theorien zur Technologieakzeptanz adäquat an die Problemstellung<br />

angepasst werden, um relevante Ergebnisse zu erhalten. Die Ergebnisse können als<br />

Grundlage für die Formulierung weiterer Empfehlungen zur Akzeptanzsteigerung <strong>von</strong> e-<br />

<strong>Health</strong>-Funktionen genutzt werden.<br />

1.2 Problemstellung<br />

Aus dem oben beschriebenen Gegenstandsbereich können folgende konkrete<br />

Problempunkte her<strong>aus</strong>gestellt werden:<br />

Problemstellung 1:<br />

Empirische Untersuchungen zur Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen wurden bisher<br />

selten mit <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Ärzte durchgeführt. Zudem beziehen sich diese<br />

Untersuchungen auf unterschiedliche Systeme, und sie sind selten durch<br />

theoretische Modelle, wie z.B. das TAM in seinen verschiedenen Varianten,<br />

untermauert. Es fehlt ein Überblick über die bisherigen Studien und <strong>der</strong>en vorrangige<br />

Methodik, die einbezogenen Variablen und Ergebnisse zu relevanten<br />

Einflussfaktoren.<br />

Problemstellung 2:<br />

In Österreich wurden bereits einige Untersuchungen zur Akzeptanz <strong>der</strong><br />

elektronischen Patientenakte (ELGA) sowie konkreter e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

5


Einleitung<br />

durchgeführt. Zur Akzeptanz und konkreten Nutzung dieser Applikationen bei<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> liegen dagegen keine Untersuchungen vor.<br />

Problemstellung 3:<br />

Die bisherigen Empfehlungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei<br />

Medizinern sind vor allem auf eine verbesserte Information und Schulungen /<br />

Trainings <strong>aus</strong>gerichtet. Möglicherweise existieren noch nicht bekannte<br />

psychologische o<strong>der</strong> soziale Einflussgrößen, <strong>der</strong>en Kenntnis helfen würde, weitere<br />

Empfehlungen zur Än<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Einstellungen und Vorbehalten zu formulieren.<br />

1.3 Zielsetzung<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den oben beschriebenen Problemstellungen, können für die vorliegende<br />

Arbeit folgende Ziele formuliert werden:<br />

Zu Problemstellung 1:<br />

Z 1.1: Erstellung eines Überblicks über Akzeptanzuntersuchungen im Bereich e-<br />

<strong>Health</strong> mit Schwerpunkt TAM und Charakterisierung methodischer Schwerpunkte.<br />

Z 1.2: Identifizierung <strong>der</strong> empirisch untersuchten Einflussgrößen auf die<br />

Nutzerakzeptanz und Ableitung potentiell relevanter Variablen für die Untersuchung.<br />

Zu Problemstellung 2:<br />

Z 2.1: Untersuchung <strong>der</strong> Akzeptanz und des Nutzungsverhalten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionen bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>.<br />

Z 2.2: Identifizierung <strong>von</strong> Einflussgrößen auf die Akzeptanz und das<br />

Nutzungsverhalten bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>.<br />

Zu Problemstellung 3:<br />

Z 3.1: Erarbeitung eines Modells <strong>von</strong> Einflussgrößen auf die Akzeptanz und die<br />

Nutzungsintention auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung und dem theoretischen<br />

Modell (TAM).<br />

Z 3.2: Erarbeitung <strong>von</strong> Empfehlungen zur Einflussnahme auf bzw. Verän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

diesen Faktoren zur Verbesserung <strong>von</strong> Akzeptanz und Nutzungsintention.<br />

6


1.4 Fragestellungen<br />

Einleitung<br />

Aus den in Abschnitt 1.3 formulierten Zielstellungen ergeben sich für die Arbeit folgende zu<br />

beantwortende Fragestellungen:<br />

Zu Ziel 1.1:<br />

F 1.1: Welche Erfahrungen zum TAM im Bereich e-<strong>Health</strong> und <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong><br />

medizinischen Fachkräfte wurden in internationalen Studien bereits gesammelt?<br />

Welche konkreten Modelle und welche methodischen Ansätze wurden genutzt,<br />

welche Technologien untersucht?<br />

Zu Ziel 1.2:<br />

F 1.2: Welche Einflussgrößen auf die Akzeptanz und Nutzerintention wurden in<br />

diesen Untersuchungen bestätigt?<br />

Zu Ziel 2.1:<br />

F 2.1: Wie hoch ist die Akzeptanz <strong>von</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> gegenüber den<br />

einzelnen e-<strong>Health</strong>-Funktionen, wie hoch ist ihre Bereitschaft, diese zu nutzen?<br />

Zu Ziel 2.2:<br />

F 2.2: Welche Faktoren benennen die Ärzte und Standesvertreter als verantwortlich<br />

für ihre Akzeptanz und ihre Nutzungsintention?<br />

Zu Ziel 3.1:<br />

F 3.1: Lässt sich ein Modell <strong>von</strong> Einflussfaktoren auf die Akzeptanz und<br />

Nutzungsintention auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung und <strong>der</strong> Theorie (TAM)<br />

erstellen?<br />

Zu Ziel 3.2:<br />

Z 3.2: Welche Möglichkeiten gibt es, diese Einflussfaktoren zu verän<strong>der</strong>n, um ggf.<br />

eine Erhöhung <strong>von</strong> Akzeptanz und Nutzungsintention zu erreichen?<br />

1.5 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Im Einführungsteil in Kapitel 1 wurden <strong>der</strong> Gegenstand <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit und die sich<br />

dar<strong>aus</strong> ergebende Problemstellung dargelegt und dar<strong>aus</strong> die Zielsetzung sowie die<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> Untersuchung abgeleitet.<br />

7


Einleitung<br />

In Kapitel 2 folgt im Anschluss die Definition und Klärung <strong>der</strong> bedeutsamsten in <strong>der</strong> Arbeit<br />

verwendeten Begriffe, so u.a. auch die theoretischen Grundlagen <strong>der</strong> Technologie-<br />

Akzeptanzmodelle (TAM). Daraufhin werden aktuelle Arbeiten vorgestellt, die sich bereits mit<br />

dem Problem Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen durch Ärzte <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gesetzt haben.<br />

Es werden empirische Akzeptanzstudien vorgestellt, die eine Form <strong>der</strong> TAM als theoretische<br />

Grundlage nutzten. Die Befundlage zu den einzelnen Variablen wird kritisch beleuchtet und<br />

die wesentlichen Anknüpfungspunkte für die vorliegende Arbeit aufgezeigt. Zudem werden<br />

qualitative Studien zu diesem Thema aufgeführt.<br />

Kapitel 3 enthält eine Darstellung <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Untersuchung. Die gewählte Methode <strong>der</strong><br />

qualitativen Inhaltsanalyse auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>von</strong> problemzentrierten Interviews wird<br />

<strong>aus</strong>führlich beschrieben und begründet. Ebenso wird das Auswahlverfahren zur<br />

Stichprobenerhebung erläutert und Details über die Interviewpartner aufgeführt. Weiters<br />

enthält das Kapitel die Schritte <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>wertung sowie eventuelle Schwierigkeiten und<br />

sich ergebende Lücken in den Daten.<br />

In Kapitel 4 werden die Ergebnisse <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse, nach den<br />

Fragestellungen geordnet, aufgeführt und im Anschluss zusammengefasst.<br />

Kapitel 5 beinhaltet im Rahmen des Diskussionsteils die Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellung,<br />

eine kritische Würdigung <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Untersuchung sowie eine Einordnung <strong>der</strong><br />

Befunde in Bezug auf den Forschungsstand zu e-<strong>Health</strong>.<br />

In Kapitel 6 werden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Ergebnisse Anknüpfungspunkte für künftige<br />

Forschungen skizziert und Vorschläge für die Praxis <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>- und Fachärzte und für die<br />

an<strong>der</strong>en Stakehol<strong>der</strong> im Gesundheitssystem formuliert.<br />

8


2 Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Begriffsbestimmung<br />

2.1.1 e-<strong>Health</strong><br />

Theoretische Grundlagen<br />

Elektronische Informationstechnik hat vor allem im Bereich <strong>der</strong> Medizin und <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Gesundheit einen rasanten Einzug genommen. In <strong>der</strong> Literatur ist „Electronic <strong>Health</strong>“ („e-<br />

<strong>Health</strong>“) zum Modewort geworden, doch nur wenige Autoren haben den Versuch gemacht,<br />

diesen weit gefassten Begriff klar zu definieren. Kröher (2000) subsumiert unter e-<strong>Health</strong><br />

sämtliche Facetten des Themas Gesundheit und dessen Vermarktung im Internet und über<br />

Telekommunikation. Eine weit verbreitete Definition <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> stammt <strong>von</strong> Eysenbach:<br />

„e-health is an emerging field in the intersection <strong>of</strong> medical informatics, public health and<br />

business, referring to health services and information delivered or enhanced through the<br />

Internet and related technologies. In a broa<strong>der</strong> sense, the term characterizes not only a<br />

technical development, but also a state-<strong>of</strong>-mind, a way <strong>of</strong> thinking, an attitude, and a<br />

commitment for networked, global thinking, to improve health care locally, regionally, and<br />

worldwide by using information and communication technology.”<br />

Definition <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> laut Eysenbach (2001, S. e20).<br />

Unter e-<strong>Health</strong> ist laut dieser Definition die Gesamtheit aller medizinischen Dienste und<br />

Funktionen zu verstehen, die mithilfe elektronischer Medien, insbeson<strong>der</strong>e des Internets und<br />

verwandter Systeme, bereitgestellt werden. Es handelt sich also nicht um die Verwendung<br />

<strong>von</strong> Technik in <strong>der</strong> Medizin, beispielsweise zur Diagnosestellung, son<strong>der</strong>n speziell die<br />

Eingabe, Speicherung, Abruf und Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> medizinbezogenen Informationen durch die<br />

entsprechenden Medien. Daneben wird nicht allein auf die technische Entwicklung, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf die spezifischen Einstellungs- und Verhaltensän<strong>der</strong>ungen bei den Menschen<br />

geachtet, d.h. e-<strong>Health</strong> meint die Möglichkeit, die Bereitschaft und das tatsächliche<br />

Verhalten, e-<strong>Health</strong>-Dienste und -Funktionen zu nutzen. Der Begriff wird etwa seit dem Jahr<br />

2000 immer häufiger genutzt, allerdings wurden bereits seit den 70er Jahren Computer, z.B.<br />

zur Anamneseerhebung, für Fragebögen u.ä., eingesetzt. Seit den 80er Jahren wurde mit<br />

<strong>der</strong> Telemedizin ein Fachgebiet geschaffen, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontakt zwischen Patienten und<br />

<strong>Ärzten</strong> o<strong>der</strong> medizinischem Fachpersonal über eine räumliche Distanz geschaffen werden<br />

sollte (Field, 1996). Telemedizin wurde für schwer zugängliche Kriegs- und<br />

9


Theoretische Grundlagen<br />

Katastrophengebiete sowie für die Raumfahrt entwickelt; es existieren spezielle Projekte für<br />

medizinische Dienste in dünn besiedelten Gebieten (einen Überblick gibt Oeser, 2001). Der<br />

US-amerikanisch geprägte, ältere Begriff <strong>der</strong> Telemedizin weist Überschneidungen mit dem<br />

mo<strong>der</strong>nen e-<strong>Health</strong>-Verständnis auf. E-<strong>Health</strong> lässt sich als ein Oberbegriff charakterisieren,<br />

unter den eine Vielzahl breiter Themen- und Anwendungsgebiete subsumiert sind. Die<br />

medial vermittelte Kommunikation und Interaktion zwischen Patient und medizinischem<br />

Personal, z.B. via Online-Beratung o.ä., zählt ebenso dazu wie die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Gesundheitsportalen im Internet zur Weitergabe <strong>von</strong> Informationen an Patienten, Angehörige<br />

und Interessierte. Ebenso zählt <strong>der</strong> "Peer-to-Peer"-Aust<strong>aus</strong>ch, d.h. die Kommunikation<br />

zwischen Patienten, Betr<strong>of</strong>fenen und Interessierten über medizinische Inhalte in Online-<br />

Foren zu e-<strong>Health</strong> (Eysenbach, 2001). Viele dieser Bereiche werden <strong>von</strong> Patienten o<strong>der</strong><br />

Betr<strong>of</strong>fenen selbst initiiert o<strong>der</strong> eingefor<strong>der</strong>t, so dass ein Wandel des klassischen Arzt-<br />

Patient-Verhältnisses insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong> zu verzeichnen ist (Tautz, 2002).<br />

Daneben wird unter dem Begriff "<strong>Health</strong> 2.0" die spezifische Kommunikation und Interaktion<br />

via Social Networks erfasst (Wirth, 2010). Seit jüngster Zeit sind unter e-<strong>Health</strong> auch all jene<br />

Aktivitäten zu verstehen, die sich um eine Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur des<br />

Gesundheitssystems bemühen, um den virtuellen Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Informationen zwischen<br />

den Anbietern, Kostenträgern, Patienten und an<strong>der</strong>en Akteuren im Gesundheitssystem<br />

voranzubringen. Komplexe Datenbanksysteme dienen <strong>der</strong> Abrechnung für Krankenkassen,<br />

bildgebende Verfahren hielten einen revolutionären Einzug in die Diagnostik, Apotheken<br />

bedienen sich elektronischer Kataloge - die Liste <strong>der</strong> Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen<br />

(Jähn & Nagel, 2005). Grundgedanke aller Bereiche <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong> bleibt die räumlich<br />

unabhängige, virtuelle Vernetzung als Bedürfnis mo<strong>der</strong>ner Information, Interaktion und<br />

Kommunikation.<br />

2.1.2 Arztpraxis-Informationssystem APIS<br />

APIS steht als Abkürzung für Arztpraxis-Informationssystem. Gebräuchliche Bezeichnungen<br />

sind auch Arztinformationssysteme (AIS) o<strong>der</strong> Arztpraxiss<strong>of</strong>tware (APSW). Dieses EDV-<br />

System unterstützt den Betrieb <strong>von</strong> Arztpraxen in <strong>der</strong> Verwaltung und Organisation sowie<br />

den Arzt in <strong>der</strong> Ausübung seiner ärztlichen Tätigkeit zum Wohle <strong>der</strong> Patienten.<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> e-card und <strong>der</strong> Anbindung <strong>der</strong> Arztpraxen an das<br />

Gesundheitsinformationsnetz (GIN) sind auch die Anfor<strong>der</strong>ungen an APIS in den letzten<br />

Jahren gestiegen.<br />

10


Theoretische Grundlagen<br />

Der Funktionsumfang richtet sich nach dem Fachgebiet und Anfor<strong>der</strong>ungen des Arztes. Zu<br />

den Hauptaufgaben eines APIS zählt jedenfalls die Führung eines vollständigen<br />

elektronischen Patientenaktes nach gesetzlichen Rahmenbedingungen. Des Weiteren sind<br />

noch einige hilfreiche Funktionen in APIS integriert, die im Rahmen eines mo<strong>der</strong>nen<br />

Praxismanagement unentbehrlich sind.<br />

Insgesamt existieren über 140 verschiedene Hersteller <strong>von</strong> APIS, entsprechend vielgestaltig<br />

ist die Praxis (Bimminger & Kreutzer, 2010). Bimminger & Kreutzer (2010) stellten fest, dass<br />

die Heterogenität <strong>der</strong> APIS bisher auch Projekte zum elektronischen Aust<strong>aus</strong>ch verhin<strong>der</strong>t. In<br />

persönlichen Interviews erfragten sie den Stand des elektronischen Aust<strong>aus</strong>chs<br />

nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte. Die Autoren berichten, dass bereits ein großer Teil (geschätzte<br />

75 %) <strong>der</strong> Ärzte in Oberösterreich elektronische Befunde sowie elektronische<br />

Entlassungsbriefe <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen. Der Informations<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zu Patienten, z.B. im<br />

Vertretungsfall, sei hingegen erschwert, da Patientenakten nicht verfügbar seien o<strong>der</strong> ein<br />

fremdes APIS den Abruf <strong>von</strong> Patientendaten erschwere.<br />

Folgende Systeme und Funktionen an den Schnittstellen <strong>der</strong> APIS lassen sich laut o.g.<br />

Definition als "e-<strong>Health</strong>-Funktionen" charakterisieren:<br />

Gesundheitsinformationsnetz (GIN)<br />

GIN ist ein technologisch auf mo<strong>der</strong>nstem Standard aufgebautes Intranet, an das alle<br />

Kassenärzte, viele Wahlärzte und Krankenhäuser angeschlossen sind. Dieses <strong>Ärzten</strong>etz wird<br />

nach außen abgeschottet, die Daten verschlüsselt, und alles wird durch den sogenannten<br />

„Peering Point“ erledigt.<br />

e-card-System<br />

Beginnend 2005 wurde bei allen Vertragsärzten das e-card-System flächendeckend<br />

installiert. Die e-card ist die personenbezogene Chipkarte, die den Versicherungsnachweis<br />

auf Papier ersetzt.<br />

Pilotprojekt e-Medikation<br />

E-Medikation ist die Online-Prüfung <strong>von</strong> verordneten o<strong>der</strong> abgegebenen Arzneimitteln auf<br />

Wechselwirkungen und Mehrfachverordnungen durch Ärzte, Apotheker und<br />

Krankenanstalten (e-card, e-Medikation). Der Pilotbetrieb endete am 31.Dezember 2011<br />

nach 9-monatiger Testphase in 3 Regionen in Österreich. Die gesammelten Erfahrungen<br />

wurden wissenschaftlich <strong>aus</strong>gewertet. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für einen<br />

flächendeckenden Einsatz <strong>der</strong> e-Medikation (Dorda et al., 2012).<br />

11


Pilotprojekt e-Überweisung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Das Service e-Überweisung beinhaltet die Überweisung, die Zuweisung und die Einweisung<br />

zu einem stationären Aufenthalt. Um bei einem österreichweiten Einsatz bereits eine<br />

umfassende und benutzerfreundliche Anwendung zur Verfügung zu stellen, wurde in einem<br />

ersten Schritt in Tirol und Oberösterreich eine Pilotierung zur e-Überweisung mit 50 <strong>Ärzten</strong><br />

und einer Krankenanstalt gestartet. Eine Ausweitung dieser Pilotierung ist in Vorbereitung (e-<br />

card Services).<br />

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsmeldung (e-AUM)<br />

Seit 6. Mai 2009 steht das neue e-card Service e-AUM für Vertragspartner <strong>der</strong><br />

Sozialversicherung österreichweit zur Verfügung. Das Service umfasst die elektronische<br />

Erfassung <strong>der</strong> Arbeits(un)fähigkeitsmeldung, die Übertragung an die Sozialversicherung und<br />

ein österreichweit einheitliches Formular, welches vom Arzt nach dem Erstellen <strong>der</strong><br />

Arbeitsunfähigkeitsmeldung für die PatientInnen <strong>aus</strong>gedruckt wird (e-card Services).<br />

Arzneimittelbewilligungsservice (ABS)<br />

Das ABS dient zur elektronischen Beantragung <strong>von</strong> chefärztlich zu genehmigenden<br />

Heilmitteln. Im Zuge des e-card Rollouts im Jahr 2005 wurden alle nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte<br />

mit bestehendem Vertrag mit ABS <strong>aus</strong>gestattet.<br />

Mittlerweile werden bereits 75% <strong>der</strong> chefärztlichen Bewilligungsanfragen über das e-card<br />

System abgewickelt. Die Antwortzeit des chefärztlichen Dienstes liegt dabei im Durchschnitt<br />

bei 5 Minuten (e-card Services).<br />

Alle aufgeführten, im Einzelnen sehr unterschiedlichen Funktionen sind in bestimmter Weise<br />

mit dem Arztpraxis-Informationssystem verknüpft o<strong>der</strong>, wo sie noch nicht flächendeckend<br />

eingesetzt werden, werden sie in Zukunft mit diesem Systemen verknüpft werden. Dabei<br />

bildet das APIS nur eine <strong>von</strong> vielen Schnittstellen des virtuellen Aust<strong>aus</strong>chs, <strong>der</strong> u.a. auch<br />

die Apothekendienste, die Sozial- und Krankenversicherungssysteme und an<strong>der</strong>e<br />

Gesundheitsdiensteanbieter umfassen kann (vgl. z.B. Dorda et al., 2012).<br />

2.1.3 Technology Acceptance Model TAM<br />

Das technology acceptance model (TAM) <strong>von</strong> Davis (1989) wurde entwickelt, um die<br />

Einstellungen zur Nutzung neuer Technologien (zunächst vor allem die Computernutzung<br />

o<strong>der</strong> die Nutzung neuer S<strong>of</strong>tware) bei verschiedenen Personengruppen zu erklären. Das<br />

Modell nimmt einen Zusammenhang zwischen Verhaltens- (hier: Nutzungs-)Intention und<br />

12


Theoretische Grundlagen<br />

Verhalten an, d.h. wenn eine Person angibt, eine S<strong>of</strong>tware nutzen zu wollen, dann wird diese<br />

Einstellung auch in konkretes Verhalten münden.<br />

Die Nutzungsintention wird im TAM auf zwei Faktoren zurückgeführt: Perceived usefulness,<br />

ins Deutsche übertragen als "wahrgenommener Nutzen" (Olbrecht, 2010, S. 24) o<strong>der</strong><br />

"wahrgenommene Nützlichkeit" (Beier, Spiekermann & Rothensee, 2006, S. 146), meint die<br />

subjektive Einschätzung einer Person bzgl. des Nutzens <strong>der</strong> Anwendung einer Technik bzw.<br />

Technologie für sich selbst. Perceived ease <strong>of</strong> use, ins Deutsche übertragen als<br />

"wahrgenommene Bedienbarkeit" (Olbrecht, 2010, S. 24) o<strong>der</strong> "wahrgenommene<br />

Benutzerfreundlichkeit" (Beier, Spiekermann & Rothensee, 2006, S. 146), fokussiert<br />

ebenfalls auf den <strong>von</strong> <strong>der</strong> Person subjektiv empfundenen Grad an Leichtigkeit, eine Technik<br />

bzw. Technologie selbst anwenden zu können. Das <strong>von</strong> Davis (1989) zunächst vorgestellte<br />

Modell enthielt noch die Einstellung zur Technik als zusätzliches Konstrukt. Die Beziehungen<br />

zwischen den Variablen lassen sich wie folgt definieren:<br />

"Dieses Modell besagt, dass die wahrgenommene Nützlichkeit eines Systems und die<br />

wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit die Einstellung gegenüber dem System<br />

bestimmen. Die Einstellung wie<strong>der</strong>um führt in Kombination mit <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />

Nützlichkeit zu einer Verhaltensintention, die die tatsächliche Systemnutzung determiniert."<br />

Definition <strong>der</strong> TAM nach Beier, Spiekermann & Rothensee, 2006, S. 16.<br />

Diese Variablen und ihre Beziehung untereinan<strong>der</strong> sind in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Abbildung 1: Technology Acceptance Modell (TAM1) <strong>von</strong> Davies (1989).<br />

An diesem ersten Modell wurde kritisiert, dass affektive und soziale Komponenten <strong>der</strong><br />

Technikakzeptanz vernachlässigt werden (Mathieson, 1991; Beier, Spiekermann &<br />

Rothensee, 2006).<br />

13


Theoretische Grundlagen<br />

Aufgrund dieser Kritik, aber auch aufgrund <strong>der</strong> rasanten Fortentwicklung <strong>der</strong><br />

Informationstechnologien, die eine Erweiterung und Spezifizierung des TAM verlangten,<br />

wurde das Modell ergänzt.<br />

In dem <strong>von</strong> Venkatesh & Davis (2000) revidierten Modell ("TAM2") entfiel die Variable<br />

Einstellung zur Technologie aufgrund ihrer geringen Vorhersagekraft (siehe Abbildung 2).<br />

Abbildung 2: Technologieakzeptanzmodell 2 (TAM2)<br />

Quelle: Venkatesh & Davies (2000)<br />

Demgegenüber wird <strong>der</strong> Faktor subjektive Normen eingeführt, <strong>der</strong> auf die Nutzungsintention,<br />

auf die wahrgenommene Nützlichkeit <strong>der</strong> Technik sowie auf die Variable Image wirken soll.<br />

Image meint die Erwartung, durch die Nutzung <strong>der</strong> Technik den eigenen sozialen Status zu<br />

festigen o<strong>der</strong> zu erhöhen.<br />

Weiterhin werden folgende Variablen zugesetzt, die über die subjektive Nützlichkeit die<br />

Nutzungsintention beeinflussen sollen:<br />

die Bewertung, inwieweit die Technologie für die eigene Arbeit wichtig ist (job<br />

relevance);<br />

die Erwartung, dass eine Technologie die Arbeitsaufgaben gut lösen kann (output<br />

quality) sowie<br />

14


die Verständlichkeit <strong>der</strong> Ergebnisse einer innovativen Technologie (result<br />

demonstrability).<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Erfahrung einer Person im Umgang mit <strong>der</strong> zu nutzenden Technologie und die<br />

Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung sollen laut Modell einen zusätzlichen Einfluss auf die<br />

wahrgenommene Nützlichkeit <strong>aus</strong>üben, daneben wird ein direkter Einfluss <strong>von</strong> Erfahrung auf<br />

die subjektiven Normen angenommen (siehe Abbildung 2).<br />

Die unified theory <strong>of</strong> acceptance and use <strong>of</strong> technology (UTAUT, Venkatesh, Morris, Davis &<br />

Davis, 2003) enthält gegenüber den vorangegangenen Modellen eine Reihe <strong>von</strong><br />

Neuerungen in <strong>der</strong> Begrifflichkeit (siehe Abbildung 3).<br />

Abbildung 3: Unified theory <strong>of</strong> acceptance and use <strong>of</strong> technology (UTAUT).<br />

Quelle: Venkatesh et al., 2003.<br />

Die zentralen beiden Variablen <strong>der</strong> vorangegangenen Modelle subjektive Nützlichkeit und<br />

Bedienbarkeit wurden durch die subjektiveren Variablen performance expectancy und effort<br />

expectancy ersetzt. Performance expectancy meint den Wahrscheinlichkeitsgrad, mit dem<br />

eine Person erwartet, dass eine bestimmte Technik bzw. Technologie sie bei <strong>der</strong> Ausführung<br />

ihrer Arbeitsaufgaben unterstützt. Effort expectancy beschreibt demgegenüber den Grad an<br />

Erleichterung, die mit <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Technik verbunden wird.<br />

Daneben wurden zwei an<strong>der</strong>e Variablen als Einflussfaktoren auf die Nutzungsintention<br />

aufgeführt: Der Faktor social influence wird als Grad definiert, in dem eine Person annimmt,<br />

dass bedeutende Personen des sozialen Umfeldes die Nutzung <strong>der</strong> Technik / Technologie<br />

15


Theoretische Grundlagen<br />

erwarten. Damit wurde die vorgenannte Variable subjektive Normen auf soziale Normen hin<br />

präzisiert.<br />

Unter facilitating conditions wird im Rahmen des Modells <strong>der</strong> Grad verstanden, <strong>von</strong> dem eine<br />

Person annimmt, dass sie durch organisationale und technische Rahmenbedingungen in <strong>der</strong><br />

Techniknutzung unterstützt wird. Dagegen wurden die Faktoren output quality, job relevance<br />

und result demonstrability fallengelassen.<br />

Als Mo<strong>der</strong>atorvariablen werden weiterhin Erfahrung und Freiwilligkeit sowie<br />

soziodemographische Faktoren wie Alter und Geschlecht berücksichtigt.<br />

Mithilfe des TAM2 und <strong>der</strong> UTAUT wurden zu einem gewissen Anteil soziale und<br />

persönlichkeitsbezogene Faktoren berücksichtigt, so dass eine größere Flexibilität und<br />

Vorhersagekraft bei <strong>der</strong> Anwendung des Modells erreicht werden konnte.<br />

Eine weitere Variante des Modells ("TAM3", Venkatesh & Bala, 2008) führt die einzelnen<br />

Faktoren und <strong>der</strong>en Wirkbeziehungen noch einmal präziser zusammen (siehe Abbildung 4).<br />

16


Abbildung 4: Technology Acceptance Modell (TAM3).<br />

Quelle: Venkatesh & Bala (2008).<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Das TAM3 beinhaltet wie<strong>der</strong>um die wahrgenommene Nützlichkeit und die Bedienbarkeit als<br />

zentrale Variablen. Als Einflussfaktoren auf die wahrgenommene Nützlichkeit werden analog<br />

TAM2 wie<strong>der</strong> die Variablen subjektive Normen, Image, job relevance, output quality und<br />

result demonstrability eingeführt, als Mo<strong>der</strong>atorvariablen dienen die Freiwilligkeit <strong>der</strong><br />

Nutzung und die Erfahrung <strong>der</strong> Personen. Die Beziehungen <strong>der</strong> Variablen untereinan<strong>der</strong> sind<br />

die gleichen wie in TAM2.<br />

17


Theoretische Grundlagen<br />

Im Unterschied zu TAM2 werden nun auch <strong>der</strong> Bedienbarkeit Variablen zugeordnet, die zwei<br />

Gruppen als fixe (anchor) und verän<strong>der</strong>liche Variablen (adjustment) zugeordnet werden.<br />

Zu den fixen Variablen zählen<br />

die Kompetenzerwartung am Computer (computer self efficacy);<br />

die Erwartung <strong>von</strong> Unterstützung bei <strong>der</strong> Nutzung durch organisationale und<br />

technische Rahmenbedingungen (perceptions <strong>of</strong> external control);<br />

Befürchtungen und Ängste einer Person bei <strong>der</strong> Computernutzung (computer anxiety)<br />

sowie<br />

<strong>der</strong> Grad an Spontaneität im Rahmen <strong>der</strong> Computer-Mensch-Interaktion (computer<br />

playfulness).<br />

Zu den verän<strong>der</strong>lichen Variablen zählen die Autoren<br />

das Ausmaß, in dem die Interaktion mit einer bestimmten Technologie als Vergnügen<br />

empfunden wird, unabhängig <strong>von</strong> dem Nutzen, <strong>der</strong> <strong>aus</strong> den Ergebnissen <strong>der</strong> Arbeit<br />

erwartet wird (perceived enjoyment) sowie<br />

<strong>der</strong> unabhängig <strong>von</strong> subjektiver Wahrnehmung messbare Grad an Anstrengung, die<br />

bei <strong>der</strong> Nutzung einer Technologie für ein bestimmtes Ziel investiert werden muss<br />

(objective usability).<br />

Im folgenden Abschnitt wird nun <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Forschung zu den Technologie-<br />

Akzeptanzmodellen überblickshaft dargestellt.<br />

2.2 Aktueller Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

2.2.1 Forschungsstand zum TAM<br />

Die bisherigen Untersuchungen zu allen Technologieakzeptanzmodellen (TAM) sind auf<br />

konkrete Technologien im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Computernutzung bezogen (Mathieson,<br />

1991). Das TAM gilt als das "am besten operationalisierte und empirisch am umfangreichsten<br />

getestete Modell zur Erklärung <strong>der</strong> Akzeptanz technischer Systeme" (Olbrecht, 2010, S. 24).<br />

Das TAM 3 versucht die Nutzung neuer Technologien durch zwei zentrale Faktoren, die<br />

wahrgenommene Nützlichkeit und die Bedienbarkeit dieser Technologie, zu erklären. Diesen<br />

beiden Faktoren, die auch bei an<strong>der</strong>en Technologieakzeptanzmodellen eine Rolle spielen,<br />

wurden spezifische Variablen zugeordnet, die direkten o<strong>der</strong> indirekten Einfluss auf die<br />

Nutzungsintention und damit die tatsächliche Nutzung einer Technologie haben sollen.<br />

Venkatesh & Bala (2008) führten umfangreiche Untersuchungen durch, die zeigten, dass ein<br />

18


Theoretische Grundlagen<br />

großer Teil <strong>der</strong> Varianzaufklärung <strong>der</strong> Nutzungsintention auf die <strong>von</strong> ihnen aufgeführten<br />

Faktoren zurückgeht. Ma & Liu (2004) geben einen Überblick über die errechneten<br />

Effektgrößen für alle Modellvariablen in verschiedenen empirischen Untersuchungen. Die<br />

Autoren konnten das Modell auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Daten bestätigen.<br />

Einen umfassenden Überblick über die Untersuchungen zu Technologieakzeptanzmodellen<br />

geben Venkatesh et al. (2003). Demnach handelt es sich bei den meisten Studien um<br />

Fragebogenuntersuchungen, die als Querschnittsvergleiche zwischen Individuen o<strong>der</strong><br />

Abteilungen <strong>von</strong> Unternehmen geplant sind. Zumeist wird die freiwillige, nicht die<br />

obligatorische Nutzung <strong>von</strong> einer neuen Technologie erfragt. Kritisiert wird, dass die<br />

eingesetzte neue Technologie häufig undifferenziert sei, die den Teilnehmern vorab bereits<br />

vertraut war, zudem werden <strong>of</strong>t studentische Stichproben eingesetzt (Venkatesh et al., 2003).<br />

Auf diese Weise seien die Ergebnisse nicht auf den Alltag <strong>der</strong> Einführung einer Technologie,<br />

z.B. in Unternehmen, übertragbar. Die Untersuchungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>von</strong> Venkatesh<br />

(Venkatesh, 2000; Venkatesh et al., 2003; Venkatesh & Bala, 2008) wurden teilweise als<br />

Längsschnittuntersuchungen unter Realbedingungen <strong>der</strong> Einführung neuer S<strong>of</strong>tware in<br />

mehreren Unternehmen unterschiedlicher Branchen durchgeführt, so dass ein konkreter<br />

Nutzungskontext gegeben war.<br />

Aktuelle Untersuchungen, die sich auf ein TAM als theoretische Grundlage beziehen,<br />

existieren für unterschiedlichste Bereiche und Technologien, so z.B. Studien zum freiwilligen<br />

Aust<strong>aus</strong>ch in arbeitsbezogenen Internetforen durch Selbständige und Arbeitnehmer (McLure-<br />

Wasko & Faraj, 2005), die Nutzung <strong>von</strong> Weblogs (Hsu & Lin, 2008) o<strong>der</strong> Wikis im<br />

Studienkontext (Guo & Stevens, 2011) o<strong>der</strong> die Akzeptanz <strong>von</strong> Ubiquitous Computing (Beier,<br />

Spiekermann & Rothensee, 2006).<br />

2.2.2 Akzeptanzforschung im Bereich e-<strong>Health</strong><br />

2.2.2.1 Forschungsstand zur Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

Laut Nuq (2012) ist <strong>der</strong> Forschungsstand zur Nutzungsintention <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen<br />

noch immer gering, und die bestehenden Studien berichten kaum über detaillierte<br />

Einflussfaktoren. Im deutschsprachigen Raum konzentrierten sich laut Wirtz, Ullrich & Mory<br />

(2011) die Untersuchungen zur Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen auf finanzielle und<br />

technische Problemstellungen, psychologische Variablen hingegen wurden häufig<br />

vernachlässigt. Fitterer, Mettler & Rohner (2009) führten eine Überblicksarbeit über alle im<br />

Zeitraum 2003-2008 durchgeführten Evaluationsstudien zu e-<strong>Health</strong> weltweit durch. Von<br />

insgesamt 23 aufgeführten Studien beinhalten sieben Studien Aspekte <strong>der</strong> Akzeptanz und<br />

19


Theoretische Grundlagen<br />

Zufriedenheit bei den Teilnehmern, alle an<strong>der</strong>en Untersuchungen evaluieren die<br />

Wirtschaftlichkeit o<strong>der</strong> Qualitätskriterien <strong>der</strong> Einführung <strong>von</strong> verschiedenen Applikationen.<br />

Von diesen sieben Studien bezogen nur vier Untersuchungen die Zielgruppe <strong>der</strong> Ärzte ein,<br />

die an<strong>der</strong>en Studien bezogen sich auf an<strong>der</strong>e Leistungserbringer (Krankenkassen,<br />

Pflegende), Patienten o<strong>der</strong> die Allgemeinbevölkerung.<br />

Breen, Wan & Ortiz (2010) wandten das Technologieakzeptanzmodell auf e-<strong>Health</strong> in<br />

ländlichen Gesundheitszentren <strong>der</strong> USA an. Demzufolge sollte die Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionen ebenso wie die Nutzung an<strong>der</strong>er Online-Anwendungen <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

wahrgenommenen Nützlichkeit und Bedienbarkeit <strong>der</strong> Technologie abhängig sein. In dieser<br />

theoretischen Analyse geht man da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>, dass Ärzte aufgrund ihrer Ausbildung zu einer<br />

technikaffinen und aufgeschlossenen Zielgruppe gehören, die nützliche und leicht<br />

bedienbare Funktionen auch entsprechend positiv aufnehmen und anwenden würden. Die<br />

Autoren nahmen an, dass auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> TAM die Nutzung <strong>der</strong> elektronischen<br />

Patientenakte, e-Medikation o<strong>der</strong> Online-Informationsdienste nach einer entsprechenden<br />

Schulung des Personals keine Probleme bereiten dürften, da nach einer gewissen Zeit <strong>der</strong><br />

Eingewöhnung die Nützlichkeit und Bedienbarkeit <strong>der</strong> elektronischen Patientenakte erfahrbar<br />

und damit evident sei. Diese Annahmen stehen allerdings im Gegensatz zu den Befunden<br />

internationaler Studien, wonach e-<strong>Health</strong>-Funktionen <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> eher mit Skepsis<br />

aufgenommen wurden. Ein Akzeptanzdefizit wurde beispielsweise <strong>von</strong> Chismar & Wiley-<br />

Patton (2002), Pizzi et al. (2005), Fitterer, Mettler & Rohner (2009), Boonstra & Broekhuis<br />

(2010) und Allensbach (2010) festgestellt.<br />

Pizzi et al. (2005) befragten Ärzte bei <strong>der</strong> Einführung eines e-Verschreibungssystems und<br />

stellten fest, dass insbeson<strong>der</strong>e vor Einführung eine Reihe <strong>von</strong> psychologischen Barrieren<br />

existierten, die aber nach einer erfolgreichen Applikation des Service abgebaut werden<br />

konnten. Zu diesen Barrieren zählten <strong>der</strong> finanzielle und zeitliche Aufwand bei <strong>der</strong><br />

Einführung und die Installation des Systems, die Zeit für die Korrektur <strong>von</strong><br />

Übertragungsfehlern und die Sorge um den Datenschutz.<br />

Boonstra & Broekhuis (2010) analysierten 22 internationale Studien zur Akzeptanz <strong>der</strong><br />

elektronischen Patientenakte bei <strong>Ärzten</strong> nach den vorliegenden Akzeptanzhin<strong>der</strong>nissen bzw.<br />

-barrieren. Zu den wichtigsten Hin<strong>der</strong>nissen bei <strong>der</strong> Implementierung zählten die befragten<br />

Ärzte finanzielle Barrieren, sie befürchteten hohe Start-up-Kosten und Wartungskosten bei<br />

einem nur geringen finanziellen Benefit bzw. geringen finanziellen Ressourcen. Weiterhin<br />

wurden technische Barrieren festgestellt, zu denen geringe Kenntnisse <strong>der</strong> betr<strong>of</strong>fenen Ärzte<br />

in <strong>der</strong> Bedienung <strong>der</strong> entsprechenden S<strong>of</strong>tware zählten, die in Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Ärzte<br />

20


Theoretische Grundlagen<br />

mündete, sowie Beschwerden <strong>der</strong> Ärzte über geringe Unterstützung durch Schulung und<br />

Wartung. Daneben wurden viele Systeme auch als zu komplex o<strong>der</strong> zu eingeschränkt<br />

eingeschätzt, was die Bedienbarkeit verringerte, zudem wurden Beschränkungen in <strong>der</strong><br />

Anpassung des Systems an individuelle Bedürfnisse moniert. Zu den technischen Barrieren<br />

zählten weiterhin die Befürchtung fehlen<strong>der</strong> Zuverlässigkeit des Systems, wenn etwa Daten<br />

durch technische Fehler verloren gingen, und eine fehlende Kompatibilität mit den APIS.<br />

Manchen <strong>Ärzten</strong> in den <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010) analysierten Studien fehlte auch<br />

eine technische Basis<strong>aus</strong>stattung mit kompatiblen Computern.<br />

Die dritte <strong>von</strong> den Autoren beschriebene Barriere stellte die Zeitbarriere dar. Dazu zählten<br />

die Zeit, die bei <strong>der</strong> Auswahl, dem Kauf und beim Einarbeiten in das System benötigt<br />

werden, ebenso wie die Zeit für die kontinuierliche Dateneingabe. Dies scheint einigen<br />

<strong>Ärzten</strong> mehr Zeit zu kosten als die Papier-Variante. Zeit, die dann nicht für die Patienten<br />

verwendet werden kann. Auch das Übertragen <strong>von</strong> handschriftlichen Notizen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Papieren ins System kostet Zeit.<br />

Zu den psychologischen Barrieren zählten Boonstra & Broekhuis (2010) das fehlende<br />

Vertrauen <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> in die elektronische Patientenakte, so etwa die Skepsis dahingehend,<br />

ob diese Anwendung die Versorgungsqualität erhöhen könne. Weiterhin wurde in einigen<br />

Untersuchungen berichtet, dass Ärzte das Gefühl hatten, die Kontrolle über die<br />

Patientendaten zu verlieren, und daher eine ablehnende Haltung entwickelten.<br />

Unter sozialen Barrieren wurden vor allem Unterstützungsdefizite seitens <strong>der</strong> Hersteller,<br />

Kollegen, Managern und an<strong>der</strong>en Stakehol<strong>der</strong>n gefasst, die dazu führten, dass keine<br />

Schulungen und Trainings angeboten werden, Informationsdefizite bestehen o<strong>der</strong> Fehler<br />

nicht behoben werden. Zudem fühlten sich die Ärzte dadurch im System allein gelassen.<br />

Eine weitere soziale Barriere wurde in Störungen <strong>der</strong> Arzt-Patient-Beziehung <strong>aus</strong>gemacht,<br />

die dadurch entstehen kann, wenn <strong>der</strong> Arzt während des Gespräches aufstehen o<strong>der</strong> sich<br />

abwenden muss, um Informationen in den Computer einzugeben o<strong>der</strong> nachzusehen.<br />

Rechtliche Barrieren beinhalteten unklare Regelungen zu Sicherheitsstandards, die<br />

wie<strong>der</strong>um zur Verunsicherung <strong>der</strong> Ärzte führten. Organisationale Barrieren bezogen sich auf<br />

die Unterschiede in <strong>der</strong> Akzeptanz bei unterschiedlichen Organisationsgrößen. Je größer die<br />

Praxis, desto höher waren die Akzeptanz- und Umsetzungsraten. Wie die Allensbach-<br />

Umfrage (2010) ebenfalls zeigte, haben nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte auch weit mehr Vorbehalte,<br />

und ihre Umsetzungsraten sind geringer, als Krankenh<strong>aus</strong>ärzte o<strong>der</strong> angestellte Ärzte. Den<br />

Grund dafür sehen Boonstra & Broekhuis (2010) darin, dass angestellte Ärzte nicht auf<br />

21


Theoretische Grundlagen<br />

eigene finanzielle Ressourcen bei <strong>der</strong> Umsetzung zurückgreifen müssen, zudem werde<br />

ihnen womöglich durch ihre Institution auch <strong>aus</strong>reichend Zeit zur Einarbeitung und Pflege<br />

des Systems eingeräumt, sie erhalten durch Organisation und Management Support bei<br />

Schwierigkeiten, und sie sind möglicherweise auch in eine akzeptierende Organisationskultur<br />

eingebunden.<br />

Die letzten <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010) benannten Hin<strong>der</strong>nisse sind die Barrieren im<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozess. Dies meint, dass die Einführung eines neuen Systems mit<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in bewährten Routinen verbunden ist, die zu Wi<strong>der</strong>ständen führen können.<br />

So muss beispielsweise eine Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Organisationskultur stattfinden, um den<br />

Einstieg für alle Beteiligten innerhalb einer Organisation zu erleichtern. Ein weiteres<br />

Hin<strong>der</strong>nis ist laut den Autoren die geringe Wahrscheinlichkeit, durch die Einführung einen -<br />

finanziellen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gearteten - Bonus zu erhalten. Weiterhin wird <strong>der</strong> geringe Einbezug<br />

<strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> bei <strong>der</strong> Systemeinführung sowie zu wenig Entscheidungsträger, die positiv<br />

Verantwortung für den Verän<strong>der</strong>ungsprozess übernehmen und sich für die Einführung<br />

engagieren, diskutiert.<br />

Die <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010) zusammengefassten Hin<strong>der</strong>nisse beinhalten zwar<br />

lediglich die Studienergebnisse zur Einführung <strong>der</strong> elektronischen Patientenakte, die<br />

detaillierten Beschreibungen können aber auch als Anregungen bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>von</strong><br />

Akzeptanzproblemen an<strong>der</strong>er e-<strong>Health</strong>-Anwendungen verwendet werden.<br />

Die Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach (2010) wurde für einen großen<br />

Bereich <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen durchgeführt und gibt aufgrund dessen einen<br />

detaillierten Blick auf Akzeptanz und Akzeptanzschwierigkeiten bei den Leistungserbringern.<br />

Die Untersuchung wurde an nie<strong>der</strong>gelassenen und Krankenh<strong>aus</strong>ärzten in Deutschland<br />

durchgeführt. Von den <strong>Ärzten</strong> wurde ein sehr hoher Nutzen insbeson<strong>der</strong>e für die<br />

elektronische Speicherung <strong>von</strong> Notfalldaten (45 % <strong>der</strong> Befragten), dem elektronischen<br />

Arztbrief (35 %) sowie <strong>der</strong> elektronischen Arzneimitteltherapiesicherheitsprüfung (33 %)<br />

zugemessen, während dem Nutzen <strong>der</strong> elektronischen Patientenakte 20 % und des<br />

elektronischen Rezepts 40 % <strong>der</strong> Befragten skeptisch gegenüberstehen. Altersunabhängig<br />

überwog hier insbeson<strong>der</strong>e bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> die Skepsis. Zu den negativen<br />

Erwartungen zählten die Sorge vor dem nicht <strong>aus</strong>reichenden Datenschutz für Patienten<br />

(55 % <strong>der</strong> Befragten), die Sorge vor hohen Kosten für die Ärzte (58 %) und die Sorge um<br />

eine Vernachlässigung des Arzt-Patient-Verhältnisses (36 %). 77 % <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

und 66 % <strong>der</strong> Krankenh<strong>aus</strong>ärzte haben kein Vertrauen in die Zusicherung des<br />

Datenschutzes seitens <strong>der</strong> Betreiber, und 64 % fühlen sich nicht gut über das Thema<br />

22


Theoretische Grundlagen<br />

informiert, wobei das Interesse an Informationen bei fast <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Befragten sehr hoch<br />

ist. Als zuverlässige und nützliche Informationsquelle benannten die Ärzte vor allem ihre<br />

Fachgesellschaften und die Kammern bzw. die Standesvertretung, <strong>der</strong> damit eine wichtige<br />

Rolle als Stakehol<strong>der</strong> zukommt. 60 % <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen und 69 % <strong>der</strong> Krankenh<strong>aus</strong>ärzte<br />

schätzten ihren Fortbildungsbedarf als sehr hoch ein.<br />

Shaw et al. (2008) stellten fest, dass solche Akzeptanzprobleme dazu führen, dass<br />

institutionalisierte e-<strong>Health</strong>-Programme nicht <strong>aus</strong>reichend implementiert werden können.<br />

Verantwortlich für das Akzeptanzproblem wurden u.a. mangelnde o<strong>der</strong> nicht<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>te Schulungen und Trainings, Zeitprobleme, fehlende Passung <strong>der</strong> Technik<br />

auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Nutzer, sowie Probleme mit Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

festgestellt.<br />

2.2.2.2 Zur Anwendung <strong>von</strong> TAM in <strong>der</strong> Akzeptanzforschung<br />

Die im oberen Abschnitt beschriebenen Akzeptanzstudien beziehen sich in <strong>der</strong> Erklärung <strong>der</strong><br />

Nutzerakzeptanz nicht auf das TAM. Auch die Studie <strong>von</strong> Breen, Wan & Ortiz (2010) erwähnt<br />

lediglich das TAM, mehr als die zwei zentralen Variablen wahrgenommene Nützlichkeit und<br />

Bedienbarkeit wurden nicht untersucht. Viele Wissenschaftler sind zudem skeptisch, ob die<br />

Technologieakzeptanz durch diese beiden Variablen <strong>aus</strong>reichend beschrieben werden kann.<br />

Beier, Spiekermann & Rothensee (2006) meinen, dass die Akzeptanz einer neuen<br />

Technologie (hier: Ubiquitous Computing) nicht allein <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Nützlichkeit und Bedienbarkeit<br />

eines Systems abgeleitet werden kann, son<strong>der</strong>n auch in hohem Maße auch <strong>von</strong> emotionalen<br />

und kognitiven Faktoren, wie dem Erleben <strong>von</strong> Kontrolle und Kontrollverlust bzw.<br />

Risikoabschätzungen.<br />

An dieser Stelle sollen relevante Studien zur Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen, die<br />

mehrere Variablen <strong>der</strong> TAM auch differenziert als theoretische Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung<br />

nutzten, beschrieben und die untersuchten Variablen aufgeführt werden. In diesem Bereich<br />

existieren nur wenige Studien, die dazu noch hinsichtlich ihres Gegenstandsbereichs, ihrer<br />

Methodik und <strong>der</strong> Studienteilnehmer divergieren.<br />

Gallant, Irizarry & Bone (2009) analysierten in ihrem Review fünf Studien zur Einstellung<br />

gegenüber e-<strong>Health</strong>-Applikationen auf <strong>der</strong> Grundlage eines erweiterten TAM und führten auf<br />

dieser Grundlage eine weitere eigene empirische Untersuchung durch. Sie kamen zu dem<br />

Ergebnis, dass fünf Einflussfaktoren für die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> relevant seien:<br />

wahrgenommene Nützlichkeit, Bedienbarkeit, Vertrauen, Datenschutz und Personalisierung.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine schwedische Explorationsstudie an älteren Patienten<br />

23


Theoretische Grundlagen<br />

<strong>von</strong> Jung & Loria (2010), in <strong>der</strong> wahrgenommene Nützlichkeit, Bedienbarkeit, Vertrauen in<br />

den Provi<strong>der</strong> und Kompatibilität <strong>der</strong> Anwendung mit den eigenen Bedürfnissen mit den<br />

Nutzungsintentionen korrelierte. Lei<strong>der</strong> wurden diese Studien nur für die Zielgruppe <strong>der</strong><br />

Patienten durchgeführt, Ärzte o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e medizinische Dienstleister wurden nicht<br />

einbezogen.<br />

Holden & Karsh's (2010) Review beinhaltet eine Analyse <strong>von</strong> 16 Datensätzen <strong>aus</strong> 20 Studien<br />

zur Anwendung des TAM im Gesundheitswesen. Nicht alle <strong>der</strong> hier subsumierten Studien<br />

untersuchten e-<strong>Health</strong>-Applikationen, die auch im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

Bedeutung haben; mit dem TAM wurde auch die Akzeptanz <strong>von</strong> PDAs (Liang et al., 2003)<br />

o<strong>der</strong> elektronischen Bildverarbeitungsprogrammen (Duyck et al., 2008) untersucht. In einigen<br />

Studien wurden nicht Ärzte, son<strong>der</strong>n Pflegende (Tung et al., 2008; Rawstorne et al., 2000)<br />

o<strong>der</strong> Physiotherapeuten und medizinische Assistenten (Wu et al., 2007; van Schaik et al.,<br />

2002) befragt.<br />

Der errechnete Varianzanteil, <strong>der</strong> durch das Modell aufgeklärt werden konnte, betrug<br />

zwischen 29 % (Rawstorne et al., 2000) und 70 % (Tung et al., 2008; Wu et al., 2007; Han et<br />

al., 2005). Da <strong>der</strong> weit<strong>aus</strong> größte Teil <strong>der</strong> Studien eine hohe Varianzaufklärung aufwies, lässt<br />

sich schlussfolgern, dass die Technologieakzeptanzmodelle als theoretische Grundlage gut<br />

geeignet sind, die Nutzungsintention und damit die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen<br />

zu analysieren. Allerdings muss in die Überlegungen einbezogen werden, dass die<br />

gemessene Nutzungsintention nicht mit <strong>der</strong> tatsächlichen Nutzung einer Technologie<br />

übereinstimmen muss. Diejenigen aktuellen Studien <strong>aus</strong> diesem Review, die den<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ähneln, werden nun neben an<strong>der</strong>en Studien<br />

<strong>aus</strong>führlicher vorgestellt.<br />

Das klassische Technologieakzeptanzmodell <strong>von</strong> Davies (1989) diente Chau & Hu (2002) als<br />

Grundlage einer Untersuchung <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong> Telemedizin an 408 <strong>Ärzten</strong> in Hongkonger<br />

Akutkrankenhäusern. Die Autoren kamen zur Feststellung, dass die wahrgenommene<br />

Nützlichkeit <strong>der</strong> Technologie, also die Empfindung o<strong>der</strong> Erfahrung, dass eine Technologie für<br />

die eigene Praxis nützlich ist, <strong>der</strong> wichtigste Prädiktor für die Nutzungsintention war; er<br />

beeinflusste aber auch die generelle Einstellung <strong>der</strong> Fachleute zu dieser Technologie.<br />

Zudem hatte die Kompatibilität mit <strong>der</strong> Aufgabe einen signifikanten Effekt. Demgegenüber<br />

hatte die Bedienbarkeit keinen signifikanten Einfluss auf die Nutzungsintention. Die Autoren<br />

schlossen dar<strong>aus</strong>, dass Ärzte eine so hohe Kompetenz besitzen, dass die Frage des<br />

Schwierigkeitsgrades <strong>der</strong> Bedienung einer Technologie für sie möglicherweise keine so<br />

große Rolle spielt. Ebenso spielte die Variable social influence keine Rolle bei <strong>der</strong><br />

24


Theoretische Grundlagen<br />

Vorhersage <strong>der</strong> Nutzungsintention, möglicherweise aufgrund <strong>der</strong> hohen Unabhängigkeit und<br />

des hohen sozialen Status <strong>der</strong> Ärzteschaft.<br />

Bei einer kanadischen Untersuchung <strong>von</strong> Aubert & Hamel (2001) zur Applikation <strong>der</strong><br />

elektronischen Gesundheitskarte bei Leistungserbringern und -empfängern auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> TAM wurden folgende Einflussfaktoren identifiziert: wahrgenommene<br />

Nützlichkeit und Bedienbarkeit sowie Kompatibilität, Image, Information, Einbindung,<br />

Qualität, Zufriedenheit und Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung.<br />

Wirtz, Ullrich & Mory (2011) widmeten sich <strong>der</strong> gleichen Problematik im deutschsprachigen<br />

Raum, wobei sie das TAM als theoretische Grundlage und Strukturgleichungsmodellierung<br />

als Methodik zu einer komplexen Akzeptanzanalyse nutzten. Untersucht wurden<br />

Leistungserbringer im System, d.h. Ärzte und Institutionen wie etwa Krankenhäuser <strong>aus</strong><br />

ganz Deutschland. Hier konnten die zentralen Einflussfaktoren auf die Akzeptanz<br />

wahrgenommene Nützlichkeit, Bedienbarkeit sowie die Einstellung zur Technologie bestätigt<br />

werden. Auf die wahrgenommene Nützlichkeit wirkten signifikant folgende Variablen ein: <strong>der</strong><br />

soziale Einfluss des Umfeldes, die Leistungsfähigkeit des Systems, die Leistungserwartung<br />

an das System und das Kosten-Nutzen-Verhältnis für den Leistungserbringer, nicht jedoch<br />

<strong>der</strong> Einbezug in die Umsetzung. Auf die Bedienbarkeit wirkten folgende Variablen signifikant:<br />

die Kompatibilität und die Bedienungsfähigkeit sowie die Kontrollierbarkeit des Systems.<br />

Das TAM 2 nutzten Chismar & Wiley-Patton (2002) in ihrer Untersuchung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen (e-Überweisung, elektronische Patientenakte, e-Medikation) bei US-<br />

amerikanischen Pädiatern. Hier waren die wahrgenommene Nützlichkeit sowie output quality<br />

(Erwartung, dass eine Technologie die Arbeitsaufgaben gut lösen kann) die wichtigsten<br />

Prädiktoren <strong>der</strong> Nutzungsintention, während Bedienbarkeit, subjektive Normen und Image<br />

keinen nachweisbaren Einfluss hatten.<br />

Weit <strong>aus</strong>führlicher prüfte Nuq (2012) die Intention <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> zur Nutzung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen in zehn Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Diese Studie wurde unter <strong>der</strong> Nutzung des<br />

theoretischen Modells UTAUT (siehe Abbildung 3) durchgeführt, wobei die Autorin das<br />

Modell an den Gegenstandsbereich e-<strong>Health</strong> und an die Bedingungen <strong>von</strong><br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n anpasste. Laut ihrer Untersuchung hatten performance expectancy<br />

(Grad an Erleichterung bei <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Technik), government policy (unterstützende<br />

politische Entscheidungen), medical education (medizinisches Ausbildungsniveau <strong>der</strong><br />

Fachkräfte) sowie medical knowledge (hohes Wissen im Bereich Medizin) den größten<br />

Einfluss auf die Nutzungsintention, während social influence (Erwartungen des sozialen<br />

25


Theoretische Grundlagen<br />

Umfeldes) keinen signifikanten Zusammenhang zur Nutzungsintention aufwies. Als<br />

Mo<strong>der</strong>atorvariablen wirkten Alter, Geschlecht und geographische Lage (Stadt / Land).<br />

Auch Schaper & Pervan (2007) nutzten das theoretische Modell UTAUT (siehe Abbildung 3),<br />

um die Nutzungsintention <strong>von</strong> Therapeuten in Australien zu prüfen. Sie erhielten ähnliche<br />

Ergebnisse wie Nuq (2012) zu den einzelnen Variablen des Modells. Demnach hatten effort<br />

expectancy und Kompatibilität den größten Effekt auf die Nutzungsintention, während <strong>von</strong><br />

social influence, performance expectancy (Unterstützungserwartung durch die Technik) und<br />

Einstellungen zu Computern keine Beziehung zur Nutzungsintention hergestellt werden<br />

konnte.<br />

Zu teilweise konträren Ergebnissen kommt die Studie <strong>von</strong> Kijsanayotin, Pannarunothai &<br />

Speedie (2009). Auch diese Studie nutzte das UTAUT, die Untersuchung fand allerdings in<br />

Thailand statt. Als wichtigster Einflussfaktor auf die Nutzungsintention <strong>von</strong> IT in<br />

medizinischen Zentren wurde performance expectancy festgestellt, weiteren Einfluss hatten<br />

auch effort expectancy, social influence, sowie die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle werden die zitierten Originalstudien nochmals zusammengefasst<br />

und ein Überblick über die verwendeten Modelle, die Methodik und die wichtigsten<br />

Ergebnisse gegeben.<br />

26


Theoretische Grundlagen<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung <strong>der</strong> wichtigsten Originalstudien zu TAM im Bereich<br />

Autor(en)<br />

Aubert & Hamel<br />

(2001)<br />

Chau & Hu<br />

(2002)<br />

Wirtz, Ullrich &<br />

Mory (2011)<br />

Chismar &<br />

Wiley-Patton<br />

(2002)<br />

e-<strong>Health</strong><br />

Verwendetes<br />

Modell /<br />

Anwendung<br />

TAM<br />

Elektronische<br />

Gesundheitskarte<br />

TAM (+TPB)<br />

TAM<br />

Elektronische<br />

Gesundheitskarte<br />

TAM 2<br />

e-Überweisung,<br />

elektronische<br />

Patientenakte, e-<br />

Medikation<br />

Zielgruppe(n) / Ort Methodik Wichtigste Ergebnisse<br />

Ärzte und Patienten;<br />

Kanada<br />

Krankenh<strong>aus</strong>ärzte;<br />

Hongkong<br />

Ärzte und<br />

Krankenhäuser;<br />

Deutschland<br />

Pädiater; USA<br />

quantitativ<br />

quantitativ<br />

quantitativ<br />

quantitativ<br />

sign.:<br />

wahrgenommene<br />

Nützlichkeit;<br />

Bedienbarkeit;<br />

Kompatibilität, image,<br />

Information; Einbindung;<br />

output quality;<br />

Zufriedenheit;<br />

Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung.<br />

sign.:<br />

wahrgenommene<br />

Nützlichkeit,<br />

Kompatibilität;<br />

wahrgenommene<br />

Kontrolle.<br />

n.s.: Bedienbarkeit, social<br />

influence<br />

sign.:<br />

wahrgenommene<br />

Nützlichkeit;<br />

Bedienbarkeit;<br />

Einstellung; social<br />

influence;<br />

Leistungsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Technologie; performance<br />

expectancy; Kosten-<br />

Nutzen-Verhältnis;<br />

Kompatibilität;<br />

Bedienungsfähigkeit;<br />

wahrgenommene<br />

Kontrolle<br />

n.s.:<br />

Partizipation bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung.<br />

sign.:<br />

wahrgenommene<br />

Nützlichkeit; output<br />

quality<br />

n.s.:<br />

Bedienbarkeit; subjektive<br />

Normen; image<br />

27


Schaper &<br />

Pervan (2007)<br />

Kijsanayotin,<br />

Pannarunothai &<br />

Speedie (2009)<br />

Nuq (2012)<br />

UTAUT;<br />

verschiedene<br />

Anwendungen<br />

medizin.<br />

Informationstechnologie<br />

UTAUT;<br />

Einführung einer<br />

landesweit<br />

gültigen<br />

Gesundheits-IT<br />

UTAUT<br />

(angepasst); e-<br />

<strong>Health</strong>-services<br />

(Online-<br />

Beratung;<br />

Aust<strong>aus</strong>ch<br />

medizin. Daten)<br />

Therapeuten;<br />

Australien<br />

Mitarbeiter in<br />

staatlichen<br />

Gesundheitszentren;<br />

Thailand<br />

Mediziner und med.<br />

Fachkräfte in<br />

Malaysia, Uganda,<br />

Pakistan, Mexiko,<br />

Bhutan, Mongolei,<br />

Sri Lanka, Saudi<br />

Arabien,<br />

Argentinien,<br />

Kasachstan<br />

sign: Variable hat signifikanten Einfluss -<br />

quantitativ<br />

Quantitativ<br />

qualitativ<br />

und<br />

quantitativ<br />

Theoretische Grundlagen<br />

sign.:<br />

effort expectancy;<br />

Kompatibilität<br />

n.s.:<br />

social influence;<br />

performance expectancy;<br />

Einstellung zu Computern<br />

sign.:<br />

performance expectancy;<br />

effort expectancy; social<br />

influence; Freiwilligkeit<br />

sign.:<br />

performance expectancy;<br />

government policy;<br />

medical education;<br />

medical knowledge<br />

Mo<strong>der</strong>ator:<br />

Alter; Geschlecht;<br />

geographische Lage<br />

n.s.:<br />

social influence<br />

n.s.: Variable hat keinen signifikanten Einfluss – auf die Akzeptanz und / o<strong>der</strong><br />

Nutzungsintention<br />

Die in <strong>der</strong> Tabelle aufgeführten Ergebnisse werden im folgenden Abschnitt getrennt nach<br />

Modellvariablen zusammengefasst und <strong>der</strong> Einbezug in die vorliegende Untersuchung<br />

diskutiert.<br />

Neben den an dieser Stelle beschriebenen Anwendungen des TAM wurden auch an<strong>der</strong>e<br />

Theorieansätze zur Erklärung <strong>von</strong> Akzeptanz und Nutzungsbereitschaft neuer Technologien<br />

verwendet bzw. entwickelt. Neben <strong>der</strong> TAM sind dies beispielsweise die klassische theory <strong>of</strong><br />

planned behaviour (TPB) <strong>von</strong> Ajzen & Fishbein (1980). Das beobachtbare Verhalten einer<br />

Person wird demnach unmittelbar bestimmt durch die Intention dieser Person, d.h. die<br />

Absicht, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Diese Intention steht in k<strong>aus</strong>aler Beziehung zu<br />

Meinungen (beliefs), Einstellungen (attitudes) sowie subjektiven Normen (subjective norms),<br />

die das tatsächlich beobachtbare Verhalten beeinflussen. Diese Theorie, die als Vorläufer<br />

des TAM gilt und dieses beeinflusst hat, wurde unter an<strong>der</strong>em <strong>von</strong> Chau & Hu (2002) sowie<br />

28


Theoretische Grundlagen<br />

<strong>von</strong> Kifle et al. (2008) genutzt. Weiterhin wird <strong>von</strong> Nuq (2012) die sozialkognitive Theorie <strong>von</strong><br />

Bandura (1986) in ihrer Adaptation auf Computernutzung <strong>von</strong> Compeau & Higgins (1995) als<br />

bedeutsames Modell aufgegriffen. Ammenwerth, Iller & Mahler (2006) wiesen auf die<br />

Limitationen des TAM hin und griffen in ihrem neu konstruierten Modell die Passung<br />

zwischen Person, Aufgabe und Technik als neuen Schwerpunkt auf ("FITT-Framework": Fit<br />

between individuals, task and technology).<br />

In <strong>der</strong> Zusammenschau <strong>der</strong> vorhandenen aktuellen Literatur im Bereich <strong>der</strong><br />

Akzeptanzforschung bei e-<strong>Health</strong> bleibt das TAM das bewährte und am meisten genutzte<br />

Modell, wenngleich insgesamt auch wenige Studien vorliegen. Von den meisten Autoren<br />

wurden daher weiterführende Untersuchungen auf diesem Gebiet empfohlen.<br />

2.2.3 Zusammenfassung zu den Ergebnissen einzelner Variablen <strong>der</strong> TAM im Bereich<br />

e-<strong>Health</strong> und Implikationen für die Untersuchung<br />

An dieser Stelle sollen die Ergebnisse zu den Modellvariablen kurz zusammengefasst und<br />

Schlüsse zur Bedeutsamkeit und Praktikabilität in <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung gezogen<br />

werden.<br />

Wahrgenommene Nützlichkeit<br />

Die wahrgenommene Nützlichkeit einer Technologie (perceived usefulness) wurde in den<br />

Modellen TAM 1, TAM 2 und TAM 3, nicht aber im UTAUT als zentraler Einflussfaktor auf die<br />

Nutzungsintention charakterisiert. Im Rahmen dieses Modells wurde diese Variable vielfach<br />

in empirische Untersuchungen einbezogen (z.B. Venkatesh & Bala, 2008; Venkatesh, 2000).<br />

Wenn das klassische TAM als theoretische Grundlage <strong>von</strong> Untersuchungen zu e-<strong>Health</strong><br />

diente, wurde wahrgenommene Nützlichkeit immer in die Untersuchungen einbezogen und<br />

erwies sich hier konsistent als stabile Einflussgröße auf die Nutzungsintention (z.B. Wirtz,<br />

Ullrich & Mory, 2011; Chau & Hu, 2002; Chismar & Wiley-Patton, 2002; Aurich & Hamel,<br />

2001). Demnach ist die Absicht <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>, eine e-<strong>Health</strong>-Applikation zu nutzen, umso<br />

größer, je größer sie die Nützlichkeit dieses Systems bewerten. Zudem führte eine hohe<br />

Nützlichkeitsbewertung in einer Studie (Wirtz, Ullrich & Mory, 2011) auch dazu, dass sich die<br />

Einstellung zur Technologie verbesserte, so dass auch auf diese Weise eine höhere<br />

Nutzungsintention erreicht werden konnte.<br />

Diese Schlussfolgerung ist evident, aber wirft auch weitere Fragen auf, da das Konstrukt <strong>der</strong><br />

wahrgenommenen Nützlichkeit sehr allgemein und abstrakt gehalten ist, ähnlich wie die<br />

Variable Zufriedenheit, die bei Aubert & Hamel (2001) ebenfalls eingesetzt wurde. Für eine<br />

29


Theoretische Grundlagen<br />

konkrete Systemeinführung ist aber vielmehr <strong>von</strong> Belang, woher diese<br />

Nützlichkeitsbewertung kommt, d.h. <strong>von</strong> welchen Faktoren sie wie<strong>der</strong>um beeinflusst wird.<br />

In den klassischen Modellüberprüfungen zeigte sich ein signifikanter Einfluss <strong>der</strong><br />

Bedienbarkeit auf die wahrgenommene Nützlichkeit (Venkatesh, 2000). Subjektive Normen<br />

und Image wirkten ebenfalls nachweislich auf die wahrgenommene Nützlichkeit (Venkatesh<br />

& Bala, 2008). Diese Variablen werden unten weiter erläutert.<br />

Bedienbarkeit<br />

Die Bedienbarkeit einer Technologie ist eine zweite zentrale Variable, <strong>der</strong> laut TAM 1, TAM 2<br />

und TAM 3 auf die Nutzungsintention, gleichzeitig aber auch auf die wahrgenommene<br />

Nützlichkeit wirken soll. Bei Venkatesh (2000) konnten die Grundannahmen des TAM zum<br />

Einfluss <strong>der</strong> Bedienbarkeit auf diese Variablen verifiziert werden. Demgegenüber zeigten sich<br />

in den Untersuchungen im Bereich e-<strong>Health</strong> nicht immer eindeutige Ergebnisse. Bei Chau &<br />

Hu (2002) sowie bei Chismar & Wiley-Patton (2007) spielte die Bedienbarkeit <strong>der</strong><br />

Technologie keine Rolle bei <strong>der</strong> Nutzungsintention. Bei Aubert & Hamel (2001) sowie bei<br />

Wirtz, Ullrich & Mory (2011) konnte hingegen ein Zusammenhang sowohl zur<br />

wahrgenommenen Nützlichkeit als auch zur Nutzungsintention festgestellt werden.<br />

Auch Bedienbarkeit lässt sich als eine Variable kennzeichnen, die sehr global gefasst ist und<br />

<strong>aus</strong> verschiedenen Komponenten, möglicherweise konträr wirkenden Faktoren bestehen<br />

könnte. Daher wirken wahrscheinlich eine Reihe interner und externer Variablen auf die<br />

subjektive Einschätzung <strong>der</strong> Bedienbarkeit ein, was für die Variation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

verantwortlich ist. Aufgrund dessen müssen die Einflussfaktoren auf die Bedienbarkeit<br />

genauer betrachtet werden.<br />

In den klassischen Untersuchungen zur TAM wurden folgende signifikante Einflussvariablen<br />

auf die Bedienbarkeit beschrieben: Kompetenzerwartung bzgl. Computern (Venkatesh, 2000;<br />

Venkatesh & Bala, 2008), Angst vor Computern (Venkatesh, 2000; Venkatesh & Bala, 2008),<br />

Vergnügen bei <strong>der</strong> Nutzung (Venkatesh, 2000; Venkatesh & Bala, 2008), und erwartete<br />

externe Kontrolle (Venkatesh, 2000; Venkatesh & Bala, 2008). In den hier betrachteten<br />

Untersuchungen wurden die Kompatibilität, die Bedienungsfähigkeit und die<br />

Kontrollierbarkeit als Einflussfaktoren bestätigt (Wirtz, Ullrich & Mory, 2011).<br />

Bedienungsfähigkeit wird in dieser Untersuchung als eine Variable definiert, die sich <strong>aus</strong><br />

intuitiver sowie klarer und verständlicher Steuerung und leichter Erlernbarkeit<br />

zusammensetzt.<br />

Performance expectancy / output quality<br />

30


Theoretische Grundlagen<br />

Performance expectancy wurde als zentrale Variable für das UTAUT formuliert. Sie meint<br />

den Wahrscheinlichkeitsgrad, mit dem erwartet wird, dass eine bestimmte Technik o<strong>der</strong><br />

Technologie sie bei <strong>der</strong> Ausführung ihrer Arbeitsaufgaben unterstützt. Diese Variable besitzt<br />

Elemente <strong>der</strong> vorangegangenen Variablen Nützlichkeit und Bedienbarkeit, ist aber mehr auf<br />

die Passung <strong>von</strong> Technologie und Arbeitsaufgabe <strong>aus</strong>gerichtet. Laut Modellannahme und<br />

unter empirischer Prüfung durch Venkatesh et al. (2003) hat performance expectancy einen<br />

direkten Einfluss auf die Nutzungsintention, vermittelt durch Alter und Geschlecht. Im TAM 3<br />

wird die Variable output quality genannt.<br />

Im Bereich e-<strong>Health</strong> ließen sich in den hier berücksichtigten Untersuchungen konträre<br />

Ergebnisse zu performance expectancy finden. Bei Kijsanayotin, Pannarunothai & Speedie<br />

(2009) sowie bei Nuq (2012) zeigte sich ein signifikanter Einfluss auf die Nutzungsintention.<br />

Bei Wirtz, Ullrich & Mory (2011) wurde konform zum hier genutzten Modell ein indirekter<br />

Einfluss auf die Nutzungsintention durch die direkte Wirkung auf die wahrgenommene<br />

Nützlichkeit nachgewiesen. Als weitere, in eine ähnliche Richtung gehende Variablen wurden<br />

<strong>von</strong> den Autoren die wahrgenommene Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Technologie sowie das Kosten-<br />

Nutzen-Verhältnis berücksichtigt; hier fanden sich ähnlich signifikante Ergebnisse wie zur<br />

performance expectancy. Demgegenüber war <strong>der</strong> Einfluss <strong>von</strong> performance expectancy bei<br />

Schaper & Pervan (2007) nicht signifikant.<br />

Zu output quality fanden sich zwei Untersuchungen, die einen signifikanten Einfluss<br />

nachweisen konnten (Chismar & Wiley-Patton, 2002; Aubert & Hamel, 2001).<br />

Generelle Aussagen zur Wirkungsweise dieses Faktors im Bereich e-<strong>Health</strong> stehen demnach<br />

noch <strong>aus</strong>.<br />

Effort expectancy<br />

Auch effort expectancy ist ebenfalls eine <strong>aus</strong> dem UTAUT stammende Variable. Sie meint<br />

den Grad an Erleichterung, die eine Person bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Technik empfindet. Damit<br />

wird vor allem ein Faktor <strong>der</strong> Passung <strong>von</strong> Mensch und Technik beschrieben. Laut Modell<br />

wird ein signifikanter Einfluss auf die Nutzungsintention vermutet, vermittelt durch die<br />

Mo<strong>der</strong>atorvariablen Erfahrung und Freiwilligkeit.<br />

In den Untersuchungen zu TAM im e-<strong>Health</strong>-Bereich konnten die Modellannahmen gestützt<br />

werden (Kijsanayotin, Pannarunothai & Speedie, 2009; Schaper & Pervan, 2007).<br />

Freiwilligkeit und Erfahrung<br />

31


Theoretische Grundlagen<br />

Die Variablen Freiwilligkeit und Erfahrung gehören zu den Mo<strong>der</strong>atorvariablen, die laut<br />

UTAUT einen wichtigen indirekten Beitrag zur Nutzungsintention liefern, indem sie effort<br />

expectancy, social influence und unterstützende Bedingungen beeinflussen (Venkatesh et<br />

al., 2003): Je höher <strong>der</strong> Grad an Freiwilligkeit, mit <strong>der</strong> die Technologie eingesetzt werden<br />

kann, und je geringer die Erfahrung <strong>der</strong> betreffenden Person, desto wichtiger wird <strong>der</strong> Grad<br />

an Erleichterung, <strong>der</strong> im Umgang mit <strong>der</strong> Technologie verspürt wird, für die<br />

Nutzungsintention. Je freiwilliger die Nutzung ist und je geringer die Erfahrung, desto<br />

wichtiger wird die Bedeutung <strong>von</strong> social influence. Bei Personen mit geringerer Erfahrung<br />

werden auch die facilitating conditions, d.h. die unterstützenden Umweltbedingungen,<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, wenn es darum geht, eine neue Technologie <strong>aus</strong>zuprobieren.<br />

Im TAM 3 wirken die beiden Variablen ebenfalls über den Faktor subjektive Normen, <strong>der</strong> sich<br />

in vielen Punkten mit dem Faktor social influence deckt, auf die wahrgenommene<br />

Nützlichkeit sowie auf die Nutzungsintention ein (Venkatesh & Bala, 2008). Darüber hin<strong>aus</strong><br />

wurden in diesem Modell noch einige an<strong>der</strong>e Variablen definiert, die Varianten <strong>der</strong><br />

subjektiven Erfahrung und Einstellung beinhalten, wie z.B. computer self efficacy, computer<br />

anxiety und computer playfulness.<br />

In den Untersuchungen zu TAM im Bereich e-<strong>Health</strong> wurden Freiwilligkeit und Erfahrung nur<br />

selten berücksichtigt. Nuq (2012) bezog die fachliche Erfahrung <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

(medizinische Kenntnisse und Ausbildung) in die Untersuchung mit ein, diese ließ sich als<br />

signifikanter Einflussfaktor bestätigen. Variablen <strong>der</strong> Erfahrung mit dem Computer o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Technik flossen nicht mit ein. Möglicherweise wurde bei <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Ärzte bzw. dem<br />

medizinischen Fachpersonal eine hohe Expertise im Umgang mit <strong>der</strong> Technik vor<strong>aus</strong>gesetzt.<br />

Freiwilligkeit wurde nur <strong>von</strong> Aubert & Hamel (2001) sowie <strong>von</strong> Kijsanayotin, Pannarunothai &<br />

Speedie (2009) explizit einbezogen und als signifikanter Einfluss verifiziert. Der Grund für die<br />

Nichtberücksichtigung liegt vermutlich darin, dass im Bereich e-<strong>Health</strong> vor allem<br />

Technologien untersucht werden, die späterhin obligatorisch und flächendeckend eingesetzt<br />

werden sollen.<br />

Social influence / subjektive Normen<br />

Subjektive Norm meint im Rahmen des TAM 3 die persönliche Wahrnehmung<br />

gesellschaftlicher, sozialer und individueller Vorgaben und die Bereitschaft des einzelnen,<br />

diese wahrgenommenen Normen umzusetzen (Venkatesh & Bala, 2008, S. 277). Dieser<br />

Begriff ist ähnlich <strong>der</strong> im UTAUT definierten Variable social influence, d.h. <strong>der</strong> Grad, in dem<br />

32


Theoretische Grundlagen<br />

eine Person annimmt, dass bedeutende Personen des sozialen Umfeldes die Nutzung <strong>der</strong><br />

neuen Technologie erwarten (siehe Abschnitt 2.2.1).<br />

Bei Venkatesh & Bala (2008) ließ sich ein signifikanter Effekt subjektiver Normen auf die<br />

wahrgenommene Nützlichkeit nachweisen. Zudem interagieren diese mit <strong>der</strong> Freiwilligkeit<br />

<strong>der</strong> Nutzung, und fungieren demnach als indirekter Einflussfaktor auf die Nutzungsintention.<br />

Das heißt, subjektive Normen kommen in einer Person vor allem dann zum Tragen, wenn sie<br />

freiwillig entscheiden kann / soll, eine neue Technologie einzusetzen. Ist die Einführung einer<br />

Technologie dagegen obligatorisch, spielen subjektive Normen eine untergeordnete Rolle.<br />

Diese ambivalente Rolle wurde in den einschlägigen Studien ebenfalls deutlich. In zwei<br />

Untersuchungen wurden signifikante Beziehungen zur Nutzungsintention bestätigt (Wirtz,<br />

Ullrich & Mory, 2011; Kijsanayotin, Pannarunothai & Speedie, 2009). In den an<strong>der</strong>en<br />

Untersuchungen, die diese Variable berücksichtigt hatten, blieb social influence bzw.<br />

subjektive Normen ohne signifikanten Einfluss (Nuq, 2012; Schaper & Pervan, 2007; Chau &<br />

Hu, 2002; Chismar & Wiley-Patton, 2002). Die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung wurde in diesen<br />

Untersuchungen allerdings nicht mit dieser Variable in Bezug gesetzt, so dass nicht geklärt<br />

ist, ob die unterschiedlichen Ergebnisse darauf o<strong>der</strong> auf eine an<strong>der</strong>e Mo<strong>der</strong>atorvariable<br />

zurückzuführen sind.<br />

Image<br />

Die Variable Image wurde im TAM 2 neu aufgenommen und meint die Erwartung einer<br />

Person, durch die Nutzung einer neuen Technologie den eigenen sozialen Status zu festigen<br />

o<strong>der</strong> erhöhen (Venkatesh & Bala, 2008). Damit zählt diese Variable zu denjenigen <strong>aus</strong> dem<br />

Modell, die als extrinsische Motivatoren bezeichnet werden, also als Faktoren, die "<strong>von</strong><br />

außen" an Personen in Form spezifischer Belohnungen wirken (Hsu & Lin, 2008). In<br />

Venkatesh & Balas (2008) Modell sollte Image über die Beziehung zur subjektiven<br />

Nützlichkeit die Nutzungsintention indirekt positiv beeinflussen.<br />

Image wurde nur in wenigen Untersuchungen zur Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> einbezogen. Die<br />

Ergebnisse hierzu sind wi<strong>der</strong>sprüchlich: Chismar & Wiley-Patton (2007) fanden keinen<br />

signifikanten Einfluss, bei Aubert & Hamel (2001) ließ sich ein signifikanter Einfluss<br />

feststellen. Weitere Untersuchungen zu dieser Variable stehen noch <strong>aus</strong>.<br />

Kompatibilität<br />

Kompatibilität meint die Passung <strong>der</strong> Technologie zur Arbeitsaufgabe. Fragen <strong>der</strong> Passung<br />

<strong>von</strong> Person, Aufgabe bzw. Organisation und Technologie wurden in den<br />

Technologieakzeptanzmodellen bisher eher vernachlässigt (Ammenwerth, Iller & Mahler,<br />

33


Theoretische Grundlagen<br />

2006). In einigen Untersuchungen zu e-<strong>Health</strong> wurde sie jedoch einbezogen. Kompatibilität<br />

zeigte sich als signifikanter Einflussfaktor auf die Bedienbarkeit und damit indirekt auf die<br />

Nutzungsintention <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> (Wirtz, Ullrich & Mory, 2011). Auch in an<strong>der</strong>en Untersuchungen<br />

(Schaper & Pervan, 2007; Chau & Hu, 2002; Aubert & Hamel, 2001) zeigten sich direkte und<br />

indirekte Beziehungen zur Nutzungsintention. Damit ist Kompatibilität ein bedeutsamer<br />

zusätzlicher Faktor, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Akzeptanz neuer e-<strong>Health</strong>-Technologien nicht vernachlässigt<br />

werden sollte.<br />

Kontrolle<br />

Der Faktor Kontrolle ist in den verschiedenen Versionen des TAM nicht explizit aufgeführt,<br />

son<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>en Variablen enthalten. So wurde dieser bei Venkatesh (2000, S. 346)<br />

perceptions <strong>of</strong> external control genannt und unter die Variable erleichternde Bedingungen<br />

(facilitating conditions) gefasst.<br />

Wahrgenommene Kontrolle scheint insbeson<strong>der</strong>e für die Zielgruppe <strong>der</strong> Ärzte ein wichtiges<br />

Thema zu sein, da das Gefühl des Kontrollverlustes, beispielsweise über Patientendaten, ein<br />

mögliches Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong> Akzeptanz bilden kann (Boonstra & Broekhuis, 2010). In zwei<br />

Untersuchungen konnte wahrgenommene Kontrolle als signifikanter Einflussfaktor auf die<br />

Nutzungsintention bestätigt werden (Wirtz, Ullrich & Mory, 2011; Chau & Hu, 2002). Bei<br />

Wirtz, Ullrich & Mory (2011) wirkte sie hierbei indirekt über die Beeinflussung <strong>der</strong><br />

wahrgenommenen Nützlichkeit <strong>der</strong> Technologie.<br />

Facilitating conditions<br />

Facilitating conditions (erleichternde Bedingungen) meint die subjektive Wahrnehmung einer<br />

Person, durch organisationale und technische Rahmenbedingungen bei <strong>der</strong> Techniknutzung<br />

unterstützt zu werden. Sie wird im UTAUT als eigener Faktor eingeführt, <strong>der</strong> direkt auf die<br />

Techniknutzung wirken soll. Allerdings zeigte bereits Venkatesh (2000) einen signifikanten<br />

Einfluss <strong>der</strong> erleichternden Bedingungen auf die Bedienbarkeit, <strong>der</strong> sich im Zuge <strong>der</strong><br />

Einarbeitung in die neue Technologie vergrößerte.<br />

In den einschlägigen Untersuchungen im Bereich e-<strong>Health</strong> wurden <strong>von</strong> den Autoren<br />

verschiedene Möglichkeiten erleichtern<strong>der</strong> Rahmenbedingungen einbezogen und empirisch<br />

geprüft. Beispielsweise konnten unterstützende Informationen als positiver Einfluss auf die<br />

Nutzungsintention bestätigt werden (Aubert & Hamel, 2001). Auch unterstützende politische<br />

Entscheidungen und Richtlinien erwiesen sich als signifikanter positiver Einfluss (Nuq, 2012).<br />

Zum Einbezug <strong>der</strong> Nutzer in die Umsetzung wurden dagegen konträre Ergebnisse erzielt.<br />

Bei Aubert & Hamel (2001) zeigten sich günstige Wirkungen, bei Wirtz, Ullrich & Mory (2011)<br />

34


Theoretische Grundlagen<br />

hingegen konnte kein signifikanter Einfluss auf die Bedienbarkeit festgestellt werden. Damit<br />

bleibt dieser Faktor noch ungeklärt; weitere Variablen wie etwa technische Unterstützung<br />

o<strong>der</strong> Unterstützung durch das Management blieben bei den Untersuchungen unerwähnt.<br />

Einstellung<br />

Die Einstellung zur Technologie wird nur im klassischen TAM <strong>von</strong> Davies (1989) als<br />

modellrelevante Variable aufgeführt, hier ist sie <strong>der</strong> Nutzungsintention vorgeschaltet und soll<br />

diese günstig beeinflussen. Nur wenige Untersuchungen maßen die Einstellung, und es<br />

wurden keine konformen Ergebnisse erreicht. Während Wirtz, Ullrich & Mory (2011) die<br />

Einstellung zur Nutzung <strong>der</strong> Technologie analog dem klassischen TAM konstruiert hatten und<br />

dort signifikant positive Einflüsse feststellten, zeigten sich bei Schaper & Pervan (2007) keine<br />

nachweislichen Effekte. Diese Autoren nutzten die Variable Einstellung zu Computern als<br />

unabhängige Variable.<br />

Zusammenfassung und Implikation für die Untersuchung<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurden sieben Studien vorgestellt, bei denen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>von</strong> TAM die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen empirisch geprüft worden<br />

sind. Zwölf <strong>der</strong> in den Studien berücksichtigten Variablen wurden geson<strong>der</strong>t vorgestellt und<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> Analysen zusammengefasst. Die Variablen wurden unterschiedlich<br />

intensiv beforscht, und die Ergebnisse sind nur in manchen Fällen eindeutig. Am<br />

eindeutigsten scheint <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>von</strong> wahrgenommener Nützlichkeit und<br />

Nutzungsintention zu sein, während die Bedienbarkeit einer e-<strong>Health</strong>-Anwendung nicht<br />

immer einen signifikanten Einfluss auf die Nutzungsintention zeigte und damit als<br />

schwächere Variable bewertet werden kann. Auch für die Leistungserwartung (Performance<br />

expectancy, output quality) ließen sich überwiegend signifikante Beziehungen zur<br />

Nutzungsintention nachweisen. Die konträren Ergebnisse sind möglicherweise auch in<br />

Zusammenhang damit zu sehen, dass unterschiedliche Produkte und Anwendungen<br />

beforscht worden sind. Effort expectancy und performance expectancy sind ähnlich wie<br />

Kompatibilität Variablen, die die Passung im System Mensch - Technik - Aufgabe<br />

beschreiben. Diese Variablen haben womöglich einen größeren Einfluss auf die Akzeptanz<br />

neuer Technologien als bislang angenommen (vgl. Ammenwerth, Iller & Mahler, 2006). Auch<br />

wenn nicht in allen Untersuchungen signifikante Einflüsse dieser Variablen nachgewiesen<br />

wurden, kann dies als ein weiterer Fingerzeig angesehen werden, dass künftige<br />

Untersuchungen die Variablen <strong>der</strong> Passung nicht vernachlässigen sollten.<br />

Gleiches gilt für die Variable wahrgenommene Kontrolle, die insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> e-<br />

<strong>Health</strong>-Anwendungen Bedeutung gewinnt, da sie Themen wie Datenschutz berührt.<br />

35


Theoretische Grundlagen<br />

Sozialpsychologische Variablen wie Image und social influence wurden nicht immer in die<br />

Untersuchungen einbezogen und haben teils wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse erzielt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e da die Implementierung neuer Technologien häufig unter dem Focus <strong>von</strong><br />

Machbarkeit und Finanzierung evaluiert wird (Fitterer, Mettler & Rohner, 2009), sollten diese<br />

"weichen" Faktoren nicht <strong>aus</strong> dem Auge gelassen werden.<br />

Erleichternde Bedingungen zur Nutzung spielen nicht nur in den analysierten empirischen<br />

Untersuchungen eine Rolle, son<strong>der</strong>n sie werden in vielen an<strong>der</strong>en Studien (siehe Abschnitt<br />

2.1) angemahnt. Der Focus liegt hier zumeist auf <strong>der</strong> Aufklärung, <strong>der</strong> Information sowie dem<br />

Angebot <strong>von</strong> Schulungen und Trainings. Der Einbezug <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong> in den<br />

Implementierungsprozess wurde bisher nur selten untersucht, wohl weil hier nur wenige<br />

Praxisbeispiele vorliegen. Ob die Partizipation positiv zur Nutzerakzeptanz beiträgt, ist<br />

allerdings ein Aspekt, <strong>der</strong> für künftige Untersuchungen lohnenswert zu beachten ist.<br />

Erfahrung wird selten in die Untersuchungen einbezogen, obwohl schon frühere<br />

Untersuchungen die Erfahrung mit <strong>der</strong> Technik ebenso wie die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung als<br />

wesentliche Mo<strong>der</strong>atorvariablen nachgewiesen haben (Venkatesh & Bala, 2008; Venkatesh<br />

et al., 2003). Allerdings wird bei <strong>der</strong> Zielgruppe häufig eine hohe Medien- und<br />

Technikkompetenz vor<strong>aus</strong>gesetzt, wodurch wahrscheinlich die Variable <strong>der</strong> Erfahrung<br />

vernachlässigt wurde. Auch die Bedienbarkeit <strong>der</strong> Technologie ebenso wie verwandte<br />

Variablen wurden womöglich <strong>aus</strong> diesem Grund in den Untersuchungen vernachlässigt o<strong>der</strong><br />

stellten sich als nicht signifikante Einflüsse her<strong>aus</strong>. Die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Technik<br />

wird möglicherweise in den Untersuchungen deshalb so selten berücksichtigt, weil es <strong>of</strong>t um<br />

obligatorische Anwendungen geht. Da im TAM die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung viele an<strong>der</strong>e<br />

Variablen im System beeinflusst, ist die Freiwilligkeit als Faktor im Bereich e-<strong>Health</strong> dann zu<br />

berücksichtigen, wenn es um die Anwendung nicht obligatorischer Funktionen geht.<br />

Insgesamt sind mehrere Variablen für künftige Untersuchungen zum TAM im Bereich e-<br />

<strong>Health</strong> interessant. Dazu zählen neben den sozialpsychologischen Variablen image und<br />

social influence vor allem die Faktoren <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>von</strong> Mensch, Aufgabe und<br />

Technologie, die Faktoren <strong>der</strong> unterstützenden Bedingungen, insbeson<strong>der</strong>e die Partizipation<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe am Implementierungsprozess, die wahrgenommene Kontrolle und die Frage<br />

<strong>der</strong> freiwilligen Nutzung.<br />

2.2.4 Qualitative Untersuchungen in <strong>der</strong> Akzeptanzforschung<br />

Das TAM und seine Erweiterungen enthalten Aussagen über eindeutige Beziehungen<br />

zwischen mehreren Variablen. Aufgrund dessen wurden auf dieser theoretischen Grundlage<br />

36


Theoretische Grundlagen<br />

überwiegend Studien durchgeführt, die dieses Modell quantitativ-statistisch testen. Daneben<br />

existieren aber auch qualitative Studien.<br />

In diesem Abschnitt sollen diese qualitativen Studien kurz vorgestellt werden, wobei <strong>der</strong><br />

Focus darauf liegt, <strong>aus</strong> welchen Gründen dieser Ansatz gewählt und welche Methodik<br />

genutzt wurde.<br />

Die bereits in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellte Studie <strong>von</strong> Nuq (2012) vereinigte<br />

einen qualitativen und einen statistischen Teil. Die gesamte Untersuchung ist als<br />

Explorationsstudie angelegt. Der qualitative Teil wurde dem quantitativen Teil vorangestellt,<br />

da wenig über den Bereich e-<strong>Health</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n bekannt ist, so dass neue<br />

Probleme und Schwerpunkte erst entdeckt werden sollten. Beide Teile sollten dazu dienen,<br />

das theoretische Modell (hier: UTAUT) für einen neuen Forschungsbereich (Akzeptanz <strong>von</strong><br />

e-<strong>Health</strong> bei medizinischem Personal in Entwicklungslän<strong>der</strong>n) weiterzuentwickeln und ggf.<br />

alternative Variablen einzufügen. Der qualitative Ansatz bietet sich dafür an (siehe Abschnitt<br />

3.1). Zur Umsetzung wurde <strong>von</strong> <strong>der</strong> Autorin ein Leitfaden für Befragungen entwickelt, <strong>der</strong><br />

<strong>of</strong>fene, wenig strukturierte Fragen enthielt, die nicht nach einem theoretischen Modell<br />

formuliert worden sind (Nuq, 2012). Als methodische Basis diente die Grounded Theory<br />

(Glaser & Str<strong>aus</strong>s, 1998). Die Fragen richteten sich insbeson<strong>der</strong>e auf die Situation des<br />

Gesundheitswesens in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Die halbstrukturierten Interviews wurden<br />

mit Gesundheitsexperten in fünf Län<strong>der</strong>n geführt. Die Auswertung erfolgte durch einen<br />

mehrstufigen Abstraktionsprozess, in dem <strong>der</strong> Text verdichtet und auf bestimmte<br />

Kernprobleme reduziert wurde. Diese wurden je in einem Kurztext sowie einem Schaubild<br />

festgehalten und teilweise nach Häufigkeiten <strong>aus</strong>gewertet. Die Ergebnisse gingen in die<br />

Entwicklung neuer Variablen für das Untersuchungsmodell des zweiten Teils ein.<br />

Eine ähnliche Zielstellung verfolgte Gururajan (2007) in seiner Untersuchung zur Akzeptanz<br />

<strong>von</strong> Netztechnologie in privaten und staatlichen Gesundheitszentren in Indien. Der Autor<br />

wollte den qualitativen und quantitativen Ansatz verbinden, indem er den Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des indischen Gesundheitswesens Rechnung zollte. Die qualitative Untersuchung sollte bei<br />

<strong>der</strong> Adaption des Untersuchungsmodells an die Gegebenheiten vor Ort helfen. Gleichzeitig<br />

sollte die Passung einer parallelen qualitativen und quantitativen Methodik geprüft werden.<br />

Es wurden Interviewleitfäden auf <strong>der</strong> Basis einer Literaturrecherche entwickelt und Interviews<br />

mit 30 <strong>Ärzten</strong> geführt, die sich durch ihre Erfahrungshintergründe und ihre Arbeitsplätze<br />

unterschieden. Die transkribierten Interviews wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse (vgl.<br />

Mayring, 2000) unterzogen und Themen extrahiert, die für die Entwicklung <strong>der</strong> Fragebögen<br />

<strong>der</strong> nachfolgenden quantitativen Befragung genutzt wurden.<br />

37


Theoretische Grundlagen<br />

Das TAM nutzte eine Untersuchung <strong>von</strong> Faja & Likcani (2006) zu einem spezifischen Thema<br />

des e-<strong>Health</strong>: Der Wahrnehmung vertrauensbilden<strong>der</strong> Bias auf Beratungswebseiten zur<br />

psychischen Gesundheit. Dazu wurden 28 Studierende und Gesundheitsexperten gebeten,<br />

<strong>aus</strong>gewählte Webseiten danach einzuschätzen, wie viel Vertrauen sie als potentielle Nutzer<br />

in diese Webseite hätten und auf welche Informationen sie dies zurückführten. Die<br />

Ergebnisse wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen, wobei allgemeine Kriterien<br />

zur Vertrauenswürdigkeit <strong>von</strong> Webseiten als unterstützende theoretische Grundlage<br />

herangezogen wurden. Die Studie fußte aufgrund <strong>der</strong> Neuheit <strong>der</strong> Fragestellung und <strong>der</strong><br />

fehlenden Studienlage auf qualitativer Methodik. Aus den Ergebnissen erstellten die Autoren<br />

einen Kriterienkatalog <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong> Beratungswebseiten zur psychischen Gesundheit.<br />

Karsh, Escoto, Beasley & Holden (2006) führten anonymisierte Diskussionen mit zwei<br />

Focusgruppen (H<strong>aus</strong>ärzte und medizinische Assistenten) zum Thema <strong>von</strong> Nutzen und<br />

Grenzen <strong>von</strong> Fehlermeldungssystemen durch. Die per Telefonkonferenz durchgeführten<br />

Diskussionen wurden aufgezeichnet, transkribiert und in ein Kategoriensystem überführt,<br />

welches auf Kompatibilität mit drei Theorien <strong>der</strong> Passung <strong>von</strong> Person, Organisation und<br />

Technik, u.a. das TAM, geprüft wurde.<br />

Boddy et al. (2009) nutzten den qualitativen Ansatz, um ein theoretisches Modell <strong>von</strong><br />

notwendigen Managementmaßnahmen zur Begleitung <strong>von</strong> Implementierungsmaßnahmen zu<br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen zu entwickeln. Hierfür wurden schottische Gesundheitsexperten und<br />

Manager in semistrukturierten Interviews befragt. Die Interviews wurden transkribiert und auf<br />

den Grundlagen <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse kodiert, zusammengefasst und thematisch<br />

geordnet.<br />

Weiterhin wurde die qualitative Methodik auch zur Evaluation spezifischer e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen genutzt, so etwa bei MacFarlane et al. (2011) in <strong>der</strong> Überprüfung des Nutzens<br />

eines <strong>von</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union geför<strong>der</strong>ten Pilotprojekts (e-<strong>Health</strong> Implementation<br />

Toolkit; "e-HIT"). Hierbei wurden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Grounded Theory (Glaser & Str<strong>aus</strong>s,<br />

1998) <strong>of</strong>fene Interviews geführt, <strong>der</strong>en Fragen im Verlaufe des Datenerhebungsprozesses<br />

bei Bedarf und durch die Kenntnisse <strong>der</strong> vorangegangenen Interviews weiter angepasst<br />

worden sind. Die qualitative Methodik wurde gewählt, um den Lebenswelten <strong>der</strong><br />

Interviewpartner (Gesundheitsexperten, Teilnehmer des EU-Netzwerkes) näher zu sein und<br />

sich den jeweiligen Landesgegebenheiten (die Erhebung wurde in vier Län<strong>der</strong>n Nordeuropas<br />

durchgeführt) besser anpassen zu können.<br />

38


Theoretische Grundlagen<br />

Eine qualitative Evaluation auf Län<strong>der</strong>ebene führten Rozenblum et al. (2011) durch, um den<br />

Erfolg <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> elektronischen Patientenakte in Kanada zu überprüfen. Dazu<br />

wurden wichtige Entscheidungsträger und Stakehol<strong>der</strong> im System interviewt und die<br />

Interviews transkribiert und verdichtet, um wichtige Themen zu extrahieren. Methodische<br />

Grundlage war wie<strong>der</strong> die Grounded Theory (Glaser & Str<strong>aus</strong>s, 1998). Der qualitative Ansatz<br />

wurde gewählt, weil keine repräsentative Stichprobe untersucht werden sollte, son<strong>der</strong>n weil<br />

analog einer Fallstudie <strong>aus</strong>gewählte Verantwortliche <strong>aus</strong> je unterschiedlichem Kontext als<br />

Repräsentanten an <strong>der</strong> Untersuchung teilnahmen.<br />

Die hier vorgestellten qualitativen Studien zu e-<strong>Health</strong> sind nicht vollständig, son<strong>der</strong>n stellen<br />

einen nach <strong>der</strong> Repräsentativität <strong>von</strong> Thema und Methodik <strong>aus</strong>gewählten Teil <strong>der</strong><br />

Veröffentlichungen zu diesem Thema dar. Es wurden vor allem aktuelle Studien <strong>aus</strong>gewählt,<br />

um den Forschungsstand wi<strong>der</strong>zuspiegeln. Es sollten die Beson<strong>der</strong>heiten qualitativer<br />

Studien zu e-<strong>Health</strong> und bedeutsame Gründe, weswegen dieser Ansatz genutzt wurde,<br />

aufgeführt werden.<br />

Der qualitative Ansatz wurde demnach gewählt, wenn die Fragestellung in einem relativ<br />

neuen, wenig beforschten Gegenstandsbereich verortet wurde, so dass im Zuge des<br />

Forschungsprozesses <strong>der</strong> Focus auf Hypothesenbildung, nicht Hypothesenprüfung lag (Nuq,<br />

2012; Faja & Likcani, 2006). Der qualitative Ansatz erwies sich dann als günstig, wenn<br />

vorhandene theoretische Modelle angepasst werden sollten, u.a. zum Beispiel an<br />

Län<strong>der</strong>spezifika (Nuq, 2012; Gururajan, 2007), o<strong>der</strong> an ein noch wenig beforschtes Thema<br />

(Karsh, Escoto, Beasley & Holden, 2006). Weiters wurden Evaluationen auf <strong>der</strong> qualitativen<br />

Methodik aufgebaut (MacFarlane et al., 2011; Rozenblum et al., 2011). Der qualitative Ansatz<br />

kam zudem zum Einsatz, wenn die Stichprobe nicht nach den Maßstäben <strong>der</strong><br />

Repräsentativität, son<strong>der</strong>n als Fallstudie her<strong>aus</strong>ragen<strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong> <strong>aus</strong>gewählt wurde<br />

(Rozenblum et al., 2011; Karsh, Escoto, Beasley & Holden, 2006; Gururajan, 2007). Letztlich<br />

empfahl sich die qualitative Methodik auch dann, wenn sensible Themen (z.B. medizinische<br />

Fehlerberichte) näher untersucht werden sollten, bei denen die Gefahr <strong>von</strong> Antworten nach<br />

<strong>der</strong> sozialen Erwünschtheit gegeben war (Karsh, Escoto, Beasley & Holden, 2006). Die<br />

qualitative Vorgehensweise erbrachte das Vertrauen, das notwendig war, um bei diesem<br />

Thema "in die Tiefe" zu gehen.<br />

In fast allen Fällen <strong>der</strong> <strong>aus</strong>gewählten Studien wurden Befragungen mit halbstrukturierten<br />

Interviews durchgeführt, die <strong>of</strong>fen o<strong>der</strong> problem-/zielorientiert formuliert (Gururajan, 2007),<br />

o<strong>der</strong> durch theoretische Modelle getragen wurden (Nuq, 2012; Karsh, Escoto, Beasley &<br />

Holden, 2006; Faja & Likcani, 2006). Die Fragen wurden teilweise im Forschungsprozess<br />

39


Theoretische Grundlagen<br />

neu angepasst (MacFarlane et al., 2011). Die Auswertung erfolgte <strong>of</strong>fen-hypothesenbildend<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Grounded Theory (Nuq, 2012; Rozenblum et al., 2011), theoriegeleitet<br />

(Karsh, Escoto, Beasley & Holden, 2006; Faja & Likcani, 2006) und / o<strong>der</strong><br />

zusammenfassend-inhaltsanalytisch (Gururajan, 2011; Boddy et al., 2009).<br />

Einige, aber nicht alle Untersuchungen beziehen sich auf das TAM. Bei Karsh, Escoto,<br />

Beasley & Holden (2006) wurden die qualitativen Kategorien auf Kompatibilität mit dem TAM<br />

geprüft. Im Ergebnis ließen sich Belege für folgende Faktoren finden: subjektive Nützlichkeit<br />

(Fehlermeldungen zur Prävention), result demonstrability, Feedback, Information,<br />

Bedienbarkeit (v.a. zeitliche Begrenztheit <strong>der</strong> Meldung), Image, social influence,<br />

unterstützende Faktoren sowie politische, kulturelle und soziale Rahmenbedingungen.<br />

Im nächsten Kapitel wird die Vorgehensweise <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung begründet,<br />

daraufhin werden die wichtigsten Prinzipien <strong>der</strong> qualitativen Forschung erläutert und das<br />

methodische Vorgehen <strong>der</strong> Untersuchung beschrieben.<br />

40


3 Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

3.1 Begründung <strong>der</strong> Methodenwahl<br />

Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Für die vorliegende Untersuchung wurden <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> qualitativen Forschung sowie die<br />

Methodik des qualitativen Interviews <strong>aus</strong>gewählt. Im folgenden Text wird <strong>der</strong> qualitative<br />

Ansatz kurz beschrieben und begründet, weshalb die Zielstellung <strong>der</strong> Untersuchung mit<br />

diesem Ansatz realisiert werden soll.<br />

In <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung werden zwei grundlegende methodische Richtungen<br />

unterschieden: quantitative und qualitative Untersuchungsmethoden. Lamnek (1993) hat<br />

diese beiden Forschungsmethoden bzgl. verschiedener Aspekte gegenübergestellt. Die<br />

quantitativen Methoden erheben den Anspruch, objektiv zu sein. Zur Auswertung des<br />

erhobenen Datenmaterials werden statistische Verfahren angewandt, die ein relativ hohes<br />

Messniveau verlangen, was zu einem relativ schematischem, starren Vorgehen führt. Daher<br />

wird quantitativen Verfahren eine gewisse Distanz zum Forschungsgegenstand und<br />

Datenferne zugeschrieben. Ziel <strong>der</strong> quantitativen Methodik ist es, Unterschiede aufzudecken<br />

und Theorien zu überprüfen. Der qualitative Forschungsansatz hingegen erhebt den<br />

Anspruch, subjektiv und interpretativ zu sein, um die Nähe zum Datenmaterial zu<br />

gewährleisten. Die angewendeten Verfahren sind dynamisch-prozessorientiert, erfor<strong>der</strong>n ein<br />

niedriges Messniveau und ermöglichen somit ein flexibles Vorgehen. Beispielsweise werden<br />

nichtstandardisierte Interviews und Verhaltensbeobachtungen angewandt. Qualitative<br />

Verfahren haben zum Ziel, Gemeinsamkeiten aufzudecken und Hypothesen zu entwickeln.<br />

Zum klassischen Bereich <strong>der</strong> qualitativen Forschung zählt die Theoriebildung; hier kommen<br />

vor allem <strong>of</strong>fene Verfahren zur Anwendung, z. B. die Grounded Theory (Glaser & Str<strong>aus</strong>s,<br />

1998). Ebenso kommen qualitative Analysen in Pilotstudien zum Einsatz, da es auch hier<br />

darum geht, einen Gegenstandsbereich <strong>of</strong>fen zu erkunden, sowie Kategorien und<br />

Instrumente zur späteren Erhebung und Auswertung zu konstruieren (Mayring, 2000).<br />

Typischerweise werden qualitative Verfahren auch dann angewendet, wenn sich die<br />

Problemstellung durch eine Vielzahl komplexer Variablen <strong>aus</strong>zeichnet, die sich (noch)<br />

schwer vereinfachen lässt o<strong>der</strong> die in dieser Komplexität abgebildet werden soll, z.B. bei <strong>der</strong><br />

Analyse sozialer Lebenswelten.<br />

Im Folgenden soll die Methodik auf die Zielstellungen <strong>der</strong> Untersuchung angewandt werden.<br />

41


Zu Problemstellung 1:<br />

Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Z 1.1: Erstellung eines Überblicks über Akzeptanzuntersuchungen im Bereich e-<br />

<strong>Health</strong> mit Schwerpunkt TAM und Charakterisierung methodischer Schwerpunkte.<br />

Z 1.2: Identifizierung <strong>der</strong> empirisch untersuchten Einflussgrößen auf die<br />

Nutzerakzeptanz und Ableitung potentiell relevanter Variablen für die<br />

Untersuchung.<br />

Diese Zielstellung <strong>der</strong> Untersuchung wurde durch eine umfassende Literaturrecherche und<br />

-analyse im Abschnitt 2.2 realisiert. Dazu wurden die relevanten fachspezifischen<br />

Suchfunktionen <strong>von</strong> Pubmed sowie Medline genutzt (Suchbegriffe: "TAM"; "e-<strong>Health</strong>";<br />

"acceptance"; "qualitative study"). Daneben wurden auch die fachspezifischen Google-<br />

Suchfunktionen ("google books", "google scholar") verwendet, um Studien zu ermitteln, die<br />

womöglich nicht in Fachjournalen veröffentlicht worden sind. Weiterhin wurden die<br />

gefundenen Arbeiten nach Anhaltspunkten auf noch unbekannte Untersuchungen gelesen,<br />

die es zu berücksichtigen galt. Um eine hohe Aktualität zu gewährleisten, wurden nur<br />

Arbeiten ab 2001 berücksichtigt. Die so gefundenen Arbeiten wurden nach ihren<br />

theoretischen Grundlagen, <strong>der</strong> Zielgruppe, <strong>der</strong> Technologie, den berücksichtigten Variablen<br />

und den Ergebnissen strukturiert (Kapitel 2.2.2) und die Einflussfaktoren geson<strong>der</strong>t nach<br />

ihrer Berücksichtigung in den Arbeiten, <strong>der</strong> theoretischen Fundierung und den Ergebnissen<br />

zusammengefasst (Kapitel 2.2.3). Dar<strong>aus</strong> konnten Empfehlungen für den Einbezug <strong>von</strong><br />

Variablen in die weitere Untersuchung abgeleitet werden.<br />

Um den methodischen Aspekt noch besser zu beleuchten, wurden Beispiele für aktuelle<br />

qualitative Studien im Bereich e-<strong>Health</strong> aufgeführt und Gründe für die Wahl dieser Methodik<br />

zusammengefasst.<br />

Zu Problemstellung 2:<br />

Z 2.1: Untersuchung <strong>der</strong> Akzeptanz und des Nutzungsverhalten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionen bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>.<br />

Z 2.2: Identifizierung <strong>von</strong> Einflussgrößen auf die Akzeptanz und das<br />

Nutzungsverhalten bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>.<br />

Zur Realisierung dieser Zielstellung sollte eine qualitative Untersuchung in Form einer<br />

Befragung <strong>von</strong> <strong>aus</strong>gewählten <strong>Ärzten</strong> und Standesvertretern vorgenommen werden. Es<br />

42


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurde ein Interviewleitfaden erstellt, <strong>der</strong> die Grundlage für halbstrukturierte,<br />

problemorientierte Interviews war. Die Interviews wurden transkribiert, kodiert und nach den<br />

Kriterien <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse <strong>aus</strong>gewertet.<br />

In den vorangegangenen Abschnitten wurde verdeutlicht, dass in den vorhandenen<br />

Untersuchungen zu e-<strong>Health</strong>, die das TAM nutzten, die quantitative Methodik im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stand. Der Grund dafür liegt in <strong>der</strong> guten Operationalisierung des theoretischen Modells, das<br />

bereits für Akzeptanzuntersuchungen <strong>von</strong> einer Vielzahl an<strong>der</strong>er neuen Technologien seit<br />

den 90er Jahren eingesetzt wurde. Dass dennoch die qualitative Methodik vorgezogen<br />

wurde, liegt an den Beson<strong>der</strong>heiten, die mit den Zielstellungen dieser Studie verbunden sind.<br />

Zum Gegenstand dieser Studie, die Akzeptanz und das Nutzungsverhalten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionen bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> zu untersuchen, liegen bisher keine vergleichbaren<br />

Untersuchungen vor, da sich viele Studien auf an<strong>der</strong>e Systeme, z.B. die elektronische<br />

Gesundheitskarte o<strong>der</strong> die elektronische Patientenakte, konzentrieren. Eine Applikation<br />

dieser Studien auf den neuen Gegenstand wäre zwar möglich, es könnten dadurch aber<br />

auch neuartige und beson<strong>der</strong>e Aspekte vernachlässigt werden. Insbeson<strong>der</strong>e die qualitative<br />

Forschung erhebt den Anspruch, in neuartigen Forschungsfel<strong>der</strong>n eingesetzt werden zu<br />

können, weil sie auf Hypothesenbildung statt Hypothesenprüfung setzt (Glaser & Str<strong>aus</strong>s,<br />

1998). Einige <strong>der</strong> vorhandenen qualitativen Studien in diesem Bereich wurden <strong>aus</strong> dem<br />

gleichen Grund realisiert, es kam dadurch zu einer Anpassung und Neuformulierung<br />

theoretischer Modelle (z.B. Nuq, 2012).<br />

Ein zweiter Grund für die Wahl <strong>der</strong> qualitativen Methodik stellt die Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe<br />

dar. Während die quantitative Methodik Wahrscheinlichkeits<strong>aus</strong>sagen im Rückschluss <strong>von</strong><br />

einer möglichst repräsentativen Stichprobe auf die Grundgesamtheit macht, werden in <strong>der</strong><br />

qualitativen Forschung häufig wenige, für den Forschungskontext beson<strong>der</strong>s wichtige<br />

Repräsentanten untersucht, um damit im Rahmen <strong>von</strong> Fallstudien komplexere<br />

Zusammenhänge deutlich zu machen (Lamnek, 1995). Bei <strong>der</strong> Untersuchung einiger<br />

weniger Fälle kommt die flexible, dynamische Vorgehensweise <strong>der</strong> qualitativen Forschung<br />

zum Tragen. So wurde dieses Vorgehen bei Rozenblum et al. (2011) und Gururajan (2007)<br />

gewählt, in dem wenige Standesvertreter ihre <strong>Sicht</strong>weise darstellten.<br />

In ähnlicher Form sollte dies auch in <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung geschehen. Es sollten<br />

neben <strong>aus</strong>gewählten <strong>Ärzten</strong> eine Reihe <strong>von</strong> Funktionären <strong>der</strong> Ärztekammer für<br />

Oberösterreich interviewt werden. Die Ärztekammer für OÖ ist ein genossenschaftlich<br />

geführter Dienstleistungsbetrieb zur Vertretung <strong>der</strong> beruflichen und wirtschaftlichen<br />

Interessen und Überwachung <strong>der</strong> Berufsethik <strong>der</strong> oberösterreichischen Ärzte, die<br />

43


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Eigentümer dieses Dienstleistungsbetriebes sind. Die gewählten Funktionäre sind die<br />

entscheidungsberechtigten Eigentümervertreter (AEKOOE Leitbild, 2012). Aufgrund des<br />

Einzelfallcharakters dieser Personen sollte eine dynamische Anpassung <strong>der</strong> Fragen an die<br />

Untersuchungsteilnehmer vorgenommen werden. Die Personen sollten Raum erhalten, die<br />

mit dem Untersuchungsgegenstand verbundenen Probleme, Ideen und Lösungsvorschläge<br />

frei vorzutragen. Dies wird dem komplexen Charakter <strong>der</strong> Problematik und den<br />

Untersuchungsteilnehmern, die als Entschei<strong>der</strong> einen großen Überblick über den<br />

Problembereich besitzen dürften, am ehesten gerecht.<br />

Zu Problemstellung 3:<br />

Z 3.1: Erarbeitung eines Modells <strong>von</strong> Einflussgrößen auf die Akzeptanz und die<br />

Nutzungsintention auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung und dem theoretischen<br />

Modell (TAM).<br />

Z 3.2: Erarbeitung <strong>von</strong> Empfehlungen zur Einflussnahme auf bzw. Verän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

diesen Faktoren zur Verbesserung <strong>von</strong> Akzeptanz und Nutzungsintention.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> theoriebildende Impetus <strong>der</strong> qualitativen Forschung ist für diese<br />

Zielstellung <strong>der</strong> Arbeit relevant. Die theoretische Grundlage des TAM und seine Variablen<br />

sollten als Anhaltspunkte für die Auswertung dienen. Daneben sollte die Daten<strong>aus</strong>wertung,<br />

die mit den Schrittfolgen <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2000) erfolgt, auch neue,<br />

bisher unbekannte Variablen berücksichtigen. Im Ergebnis wurde ein Modell <strong>von</strong><br />

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz erstellt.<br />

Die Empfehlungen zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Einflussfaktoren zur Verbesserung <strong>der</strong> Akzeptanz<br />

wurden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Ergebnisdaten erstellt. Hiermit wurde dem Postulat <strong>der</strong><br />

qualitativen Forschung auf gesellschaftliche Relevanz Rechnung getragen (Glaser &<br />

Str<strong>aus</strong>s, 1998). Wie in <strong>der</strong> Einleitung bereits <strong>aus</strong>geführt, handelt es sich bei <strong>der</strong> Einführung<br />

<strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen um ein breit und konträr diskutiertes, wesentliches<br />

gesellschaftliches Phänomen, zu <strong>der</strong> diese Untersuchung einen Beitrag leisten kann.<br />

3.2 Die Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe<br />

Die Stichprobe sollte eine breite Auswahl <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> beinhalten, die sich sowohl in <strong>der</strong><br />

praktischen als auch in <strong>der</strong> Funktionärstätigkeit mit e-<strong>Health</strong> <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gesetzt haben.<br />

Aufgrund dessen wurde die Stichprobe so <strong>aus</strong>gewählt, dass sowohl verschiedene<br />

Standesvertreter und Zuständige im Bereich e-<strong>Health</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ als auch<br />

44


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

praktische Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen in städtischen Praxen sowie in<br />

Landpraxen berücksichtigt wurden. Auch Wahlärzte, Gruppenpraxen und Son<strong>der</strong>fächer<br />

wurden in die Auswahl <strong>der</strong> Stichproben aufgenommen. Es wurden insgesamt dreizehn<br />

Interviews geführt. Die Namen und Funktionen bzw. Arbeitsbereiche <strong>der</strong> Interviewpartner<br />

sowie <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Datenerhebung sind in Tabelle 2 aufgeführt.<br />

Tabelle 2: Tätigkeiten und Funktionen <strong>der</strong> Interviewpartner<br />

Interview-<br />

partner Nr.<br />

Tätigkeit und Funktion Interview<br />

Ärztekammer für OÖ<br />

Datum<br />

1 Präsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ; Oberarzt für Pathologie 27.7.2012<br />

2 Leiter <strong>der</strong> Abteilung Vertragsarztstellen & IT <strong>der</strong> Ärztekammer für<br />

OÖ; Ansprechpartner für e-<strong>Health</strong> Fragen<br />

Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte Stadt<br />

3 Arzt für Allgemeinmedizin;<br />

1.Vizepräsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ; Bezirksärztevertreter;<br />

Sektionsobmann-Stellvertreter Ärzte für Allgemeinmedizin<br />

4 Arzt für Allgemeinmedizin;<br />

Bis 2011: 2.Vizepräsident <strong>der</strong> AEKOOE; bis 2011: Kurienobmann<br />

<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte OÖ; Pilotteilnehmer e-Medikation<br />

Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte Land<br />

5 Arzt für Allgemeinmedizin;<br />

Kurienobmann Stellvertreter <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte OÖ,<br />

Bezirksärztevertreter<br />

6 Arzt für Allgemeinmedizin, Praxis inkl. H<strong>aus</strong>apotheke;<br />

Referent für Landärzte; 2. Kurienobmann Stellvertreter <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte OÖ<br />

16.7.2012<br />

10.7.2012<br />

8.8.2012<br />

19.7.2012<br />

12.7.2012<br />

7 Arzt für Allgemeinmedizin, Gruppenpraxis; 24.7.2012<br />

Fachärzte<br />

8 Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe;<br />

2.Vizepräsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ;<br />

Kurienobmann <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte OÖ;<br />

16.7.2012<br />

45


Fachgruppenobmann Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

9 Facharzt für Innere Medizin;<br />

Bis 2003: Fachgruppenobmann Innere Medizin<br />

10 Fachärztin für Radiologie;<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> Fachgruppe Private Krankenanstalten und<br />

Kurbetriebe<br />

11 Facharzt für med.- und chem. Labordiagnostik;<br />

Finanzreferent <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ; Referent für<br />

Qualitätssicherung im Labor; Fachgruppenobmann medizinische<br />

und chemische Labordiagnostik<br />

Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

23.7.2012<br />

23.7.2012<br />

16.08.2012<br />

12 Fachärztin für med.- und chem. Labordiagnostik; 22.08.2012<br />

Wahlarzt<br />

13 Ärztin für Allgemeinmedizin;<br />

Bezirksärztevertreterin; Referentin für Wahlärzte und<br />

Wohnsitzärzte<br />

9.7.2012<br />

Die Tätigkeiten und Funktionen sind ein Auszug und erheben keinen Anspruch auf<br />

Vollständigkeit.<br />

3.3 Die Datenerhebung<br />

Für die Datenerhebung wurde die Interviewform des problemzentrierten Interviews (Witzel,<br />

1982) gewählt.<br />

Das problemzentrierte Interview zählt zu den qualitativen Interviewverfahren. Innerhalb <strong>der</strong><br />

qualitativen Befragungstechniken werden zwei grundlegende Typen nach ihrer<br />

Standardisierungsform unterschieden: Offene Interviews sind solche, bei denen auf einen<br />

Fragenkatalog weitgehend verzichtet wird und <strong>der</strong> Interviewpartner das Thema und dessen<br />

Ausgestaltung weitgehend bestimmt, während teilstrukturierte o<strong>der</strong> teilstandardisierte<br />

Interviews ein Oberbegriff für verschiedene Interviewformen bildet, bei denen Themen,<br />

Fragen o<strong>der</strong> Gesprächsleitfäden vom Forscher zumindest im Groben vorgegeben werden<br />

(Hopf, 1995).<br />

Beim teilstrukturierten Interview werden die Fragen für einen Leitfaden vorab entwickelt. Die<br />

Fragen werden im Unterschied zu quantitativen Befragungen <strong>of</strong>fen formuliert (Hopf, 1995).<br />

Zudem unterscheidet es sich <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Befragungsmethoden dadurch, dass es in seinem<br />

Ablauf nicht festgelegt ist. Auf diese Weise soll eine Prädetermination durch den Forscher<br />

46


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

vermieden werden, da keine vorab formulierten Konzepte an die Interviewpartner<br />

herangetragen werden. Diesem bleiben mehr Freiheiten beim Einbringen eigener Themen<br />

und Schwerpunkte.<br />

Zu den teilstrukturierten Interviews zählen Struktur- o<strong>der</strong> Dilemma-Interviews, klinische<br />

Interviews, biographische Interviews o<strong>der</strong> problemzentrierte Interviews (Hopf, 1995). Das<br />

problemzentrierte Interview enthält sowohl Elemente des leitfadenorientierten Interviews und<br />

als auch des <strong>of</strong>fenen, narrativen Interviews (Hopf, 1995). Das heißt, es existiert eine Bindung<br />

an ein spezifisches Thema bzw. ein vorgegebenes Problem, zu dem ein knapper Leitfaden<br />

entwickelt wird. Gleichzeitig werden den Befragten weitreichende Freiheiten eingeräumt, sich<br />

zu dem Thema auch über den Leitfaden hin<strong>aus</strong> zu äußern und <strong>of</strong>fen zu berichten (Witzel,<br />

1982). Lamnek (1995) beschreibt folgende Merkmale des problemzentrierten Interviews:<br />

Ebenso wie an<strong>der</strong>e qualitative Interviewformen werde die Perspektive <strong>der</strong> Interviewten<br />

berücksichtigt, Offenheit, Flexibilität und Prozesshaftigkeit im Vorgehen sei gegeben. Im<br />

Gegensatz zu an<strong>der</strong>en qualitativen Interviewformen beruhe das problemzentrierte Interview<br />

allerdings auf einem theoretischen Konzept, die Fragen des Interviewers seien daher<br />

zielorientiert formuliert. Das problemorientierte Interview kann sowohl zur Generierung als<br />

auch zur Prüfung <strong>von</strong> Hypothesen herangezogen werden (Lamnek, 1995).<br />

Für den in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit intendierten Untersuchungsgegenstand ist <strong>der</strong> qualitative<br />

Ansatz relevant, weil das Thema e-<strong>Health</strong> in Arztpraxen sehr komplexe Zusammenhänge<br />

berührt. Zudem ist es bislang noch wenig beforscht, so dass hypothesengenerierende<br />

Verfahren hierzu eine größere Bedeutung besitzen als hypothesenprüfende Verfahren. Die<br />

Bedeutungsschwerpunkte <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte sollen anhand <strong>der</strong> subjektiven<br />

<strong>Sicht</strong>weisen <strong>der</strong> Forschungssubjekte nachvollzogen werden. Die problemzentrierte<br />

Interviewform wurde <strong>aus</strong>gewählt, da sie sowohl themenbezogene, zielführende und<br />

theoriebasierte Elemente als auch <strong>of</strong>fene und flexible Elemente enthält, was den<br />

Fragestellungen entgegenkommt.<br />

Aus den Fragestellungen wurden nun diejenigen Fragen abgeleitet, die Inhalt des<br />

Interviewleitfadens werden sollten. Aufgrund <strong>der</strong> gewählten Untersuchungsmethodik wurden<br />

<strong>of</strong>fene Fragen formuliert, d. h. es wurden keine Antwortkategorien vorgegeben. Die Fragen<br />

wurden in mehrere Teilbereiche unterglie<strong>der</strong>t. Zum einen wurde eine Unterteilung in Ist-<br />

Zustand, künftige Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen, Initiativen und Verbesserungen<br />

vorgenommen. Zum an<strong>der</strong>en wurden die Fragen zum Ist-Zustand nach Faktoren des TAM<br />

geordnet, um die Aufstellung eines eigenen Modells nach dem Vorbild des TAM, so es die<br />

Antworten <strong>der</strong> Interviewpartner zulassen, zu ermöglichen. Es wurden zwei verschiedene<br />

47


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Versionen des Leitfadens entwickelt: Ein Leitfaden, <strong>der</strong> sich auf persönliche Erfahrungen mit<br />

e-<strong>Health</strong> bezieht und für die praktizierenden nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte (siehe Tabelle 2)<br />

formuliert war, und einen zweiten Leitfaden, bei dem die gleichen Fragen verwendet wurden,<br />

die aber für die beiden Vertreter <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ umformuliert wurden.<br />

Im Anhang sind die Fragen <strong>der</strong> beiden Leitfäden sowie die wichtigsten Faktoren des TAM,<br />

die diese Fragen berühren können, aufgeführt.<br />

Die Interviewpartner wurden per E-Mail über das Thema und den Zweck <strong>der</strong> Arbeit<br />

vorinformiert, danach wurden die Gesprächstermine vereinbart. Dieses Anschreiben ist<br />

ebenfalls im Anhang aufgeführt.<br />

Vor Beginn des Interviews wurden das Thema, <strong>der</strong> Ablauf des Interviews und die weitere<br />

Verwendung <strong>der</strong> Daten erläutert. Der Interviewpartner wurde darauf hingewiesen, dass das<br />

Gespräch vollständig aufgezeichnet und transkribiert wird. Die Aufzeichnung erfolgte nach<br />

dem Einverständnis des Gesprächspartners elektronisch mit dem digitalen Diktiergerät<br />

Olympus DS-5000. Der Autor machte sich dann, wenn notwendig, zusätzlich schriftliche<br />

Aufzeichnungen, um bei Bedarf Antworten zu hinterfragen und zu vertiefen. Ein<br />

Interviewpartner wünschte keine elektronische Aufzeichnung. In diesem Fall wurden vom<br />

Autor gesprächsbegleitend handschriftliche Notizen gemacht, die anschließend in einen<br />

standardsprachlichen Text umgeformt wurden. Für die Transkription <strong>der</strong> elektronischen<br />

Aufzeichnungen wurde die S<strong>of</strong>tware DSS Player Pro <strong>von</strong> Olympus verwendet. Anschließend<br />

erfolgte durch den Autor eine erste Überarbeitung des Originaltextes, indem nicht relevante<br />

Passagen gestrichen und die <strong>of</strong>t in <strong>der</strong> Alltagssprache verwendeten Formulierungen durch<br />

entsprechende standardsprachliche Begriffe ersetzt wurden. Die standardsprachlichen<br />

Dokumente wurden den Interviewpartnern per E-Mail zur Freigabe gesendet und mit <strong>der</strong>en<br />

Einverständnis für diese Arbeit verwendet.<br />

Die geführten Interviews im Wortlaut sind zusammen mit den Beschreibungen <strong>der</strong><br />

Datenerhebung je Interview im Anhang einzusehen.<br />

3.4 Methoden <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>wertung<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Texte erfolgte nach den Regeln <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse nach<br />

Mayring (2000).<br />

Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2000) versteht sich als eine spezifisch<br />

sozialwissenschaftliche Methode, die sich im Gegensatz zu quantitativen Textanalysen nicht<br />

48


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

allein auf eine mathematische Aufbereitung <strong>der</strong> Texte verlässt, im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en<br />

qualitativen Verfahren aber auf eine Systematik <strong>von</strong> Regeln zurückgreift. Das Material wird<br />

im Hinblick auf eine ganz bestimmte Fragestellung analysiert und interpretiert.<br />

Die dabei verwendete regelgeleitete Vorgehensweise lässt sich im Nachhinein <strong>von</strong><br />

Forschern und Lesern nachvollziehen. Die Intention <strong>der</strong> Inhaltsanalyse ist nicht rein<br />

deskriptiver, son<strong>der</strong>n interpretativer Natur, d. h., die Inhaltsanalyse ist eine schlussfolgernde<br />

Methode, sie will Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte <strong>der</strong> Kommunikation ziehen.<br />

Mayring (2000) unterscheidet drei Techniken bzw. Grundformen des Interpretierens:<br />

Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Die Technik <strong>der</strong> Strukturierung wird <strong>von</strong><br />

dem Autor nochmals unterteilt in formale, inhaltliche, typisierende und skalierende<br />

Strukturierung.<br />

In diesem Abschnitt werden diejenigen inhaltsanalytischen Verfahren, die bei <strong>der</strong> Auswertung<br />

<strong>der</strong> Interviews zur Anwendung kamen, in ihrem Ablauf vorgestellt. Die hier in einzelnen<br />

Auswertungsschritten dargestellten Methodiken sollen allerdings nicht als lineare<br />

Herangehensweise verstanden werden, da innerhalb des Auswertungsprozesses<br />

Rückkopplungen zwischen den einzelnen Schritten möglich waren, so dass eher <strong>von</strong> einem<br />

kreisförmigen Analyseprozess <strong>aus</strong>zugehen ist.<br />

1. Zusammenfassung<br />

Bei einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse wird das sprachliche Material so reduziert,<br />

dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben und durch Abstraktion ein überschaubarer<br />

Corpus entsteht, <strong>der</strong> immer noch Abbild des Grundmaterials ist. In Abbildung 5 sind die<br />

grundlegenden Schritte <strong>der</strong> zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2000) in<br />

einem Ablaufschema zusammengefasst.<br />

49


Abbildung 5: Ablaufmodell <strong>der</strong> zusammenfassenden Inhaltsanalyse<br />

Quelle: Mayring, 2000, S. 60.<br />

Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Dazu wurden zunächst die primären Kodiereinheiten im Text festgelegt, die nur die<br />

wesentlichen Bestandteile des Textes umschreiben (Paraphrasierung). Danach erfolgten<br />

eine Durchsicht aller Paraphrasen und ihre Angleichung auf ein vorher festgelegtes<br />

Abstraktionsniveau. Paraphrasen, die unter diesem Abstraktionsniveau lagen sowie<br />

inhaltsgleiche Paraphrasen wurden im nächsten Schritt weggelassen (Reduktion). Weiterhin<br />

wurden für die Fragestellung unwichtige Paraphrasen gestrichen (Selektion). Im zweiten<br />

Reduzierungsschritt wurden mehrere zusammengehörige Paraphrasen zusammengefasst<br />

und durch eine Aussage wie<strong>der</strong>gegeben (Bündelung, Konstruktion, Integration).<br />

Die ersten Schritte <strong>der</strong> zusammenfassenden Inhaltsanalyse wurden teilweise bereits<br />

während <strong>der</strong> Interviews bzw. kurz nach <strong>der</strong> Transkription in <strong>der</strong> ersten Überarbeitung<br />

durchgeführt, da nur die für die Fragestellung wesentlichen Inhalte aufgeschrieben worden<br />

50


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

sind, bzw. bei <strong>der</strong> Überarbeitung irrelevante Aussagen, Wie<strong>der</strong>holungen und Unwichtiges<br />

weggelassen wurde. Da es sich um problemzentrierte Interviews handelte, wurde bereits im<br />

Vorfeld das Thema bestimmt, um das es bei <strong>der</strong> Inhaltsanalyse gehen sollte, nicht verwandte<br />

Themen wurden als unwichtig für die Aufgabenstellung betrachtet.<br />

Im zweiten Schritt wurden die Interviews so aufbereitet, dass das zusammengefasste<br />

Textmaterial mehreren Kategorien zugeordnet wurde. Die Kategorien waren zum einen vorab<br />

gegeben, da sie <strong>aus</strong> den Faktoren des TAM bestanden, <strong>aus</strong> denen auch einige Fragen für<br />

die problemzentrierten Interviews abgeleitet worden sind. Zum an<strong>der</strong>en sollten aber auch<br />

Ausführungen <strong>der</strong> Interviewten, die nicht den theorienahen Kategorien entsprachen, in<br />

eigene Kategorien gebracht werden. Diese induktive Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass<br />

die Inhalte naturalistisch und ohne Verzerrungen durch Vorannahmen abgebildet werden<br />

(Mayring, 2000). Auf diese Weise sollten auch unbekannte Einflussfaktoren auf die<br />

Akzeptanz berücksichtigt werden.<br />

Weiterhin musste überlegt werden, auf welchem Grad <strong>der</strong> Abstraktion die Kategorien<br />

gebildet werden sollten. Da das zu bildende Kategoriensystem sowohl auf einer<br />

theoretischen Grundlage als auch induktiv gebildet wurde, wurde ein mittlerer<br />

Abstraktionsgrad gewählt, <strong>der</strong> sowohl Rückschlüsse auf die Theorie zulässt als auch die<br />

konkreten Probleme und Ideen <strong>der</strong> Interviewten gegenstandsnah abbildet.<br />

Im Ergebnis entstand je Interviewpartner ein Text, in dem die Akzeptanz und<br />

Nutzungsintention jedes Interviewpartners sowie die <strong>von</strong> ihm genannten Einflussfaktoren<br />

beschrieben wurden. Dieser Text hebt die Kategorien bereits her<strong>aus</strong>, bleibt aber dennoch<br />

nahe an den Worten und Bedeutungen des Interviewpartners. Diese Zusammenfassungen<br />

<strong>der</strong> Interviews sind in Abschnitt 4.1 aufgeführt.<br />

2. Inhaltliche Strukturierung<br />

Die inhaltliche Strukturierung <strong>der</strong> Kategorien dient dem Zweck, die wichtigsten Themen,<br />

Inhalte und Aspekte aller Interviews her<strong>aus</strong>zuheben und zu hierarchisieren (Mayring, 2000).<br />

Das heißt, zunächst erfolgte eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Kategorien aller Interviews und ihre<br />

Zusammenstellung nach Häufigkeit und nach ihrem Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en<br />

Kategorien. Dieses Kategoriensystem über alle Interviews wird in Abschnitt 4.2 dargestellt.<br />

Dabei wurden eine weitere Abstrahierung und eine Formulierung <strong>von</strong> Ober- und<br />

Unterkategorien vorgenommen. Aus diesem Kategoriensystem wurde ein spezifisches<br />

Akzeptanzmodell für e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> erstellt, das sich an den grundlegenden<br />

51


Methodik <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Technologie-Akzeptanzmodellen orientiert, aber auch die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> benannten<br />

Zusammenhänge berücksichtigt. Das Modell wird in Abschnitt 4.3 erläutert.<br />

52


4 Ergebnisdarstellung<br />

4.1 Zusammenfassungen <strong>der</strong> Interviews<br />

Ergebnisdarstellung<br />

4.1.1 Interviewpartner Nr.1: "Man wird kein besserer Arzt, son<strong>der</strong>n es vereinfacht die<br />

Abläufe"<br />

Interviewpartner Nr.1 hat ein grundsätzlich positives Verhältnis zu e-<strong>Health</strong>. Die<br />

Anwendung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> würde aber die Ärzte nicht automatisch besser machen ("Man wird<br />

kein besserer Arzt, son<strong>der</strong>n es vereinfacht die Abläufe", Z 181). In seinem Grundverständnis<br />

sei ein Arzt kein Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) ("Ich biete keine Dienste an!", Z 37).<br />

Der Interviewpartner glaubt, dass das Verhältnis <strong>der</strong> Ärzte zur e-<strong>Health</strong> auch ein<br />

Generationenproblem ist, mit zunehmen<strong>der</strong> Gewöhnung an die neuen Funktionalitäten<br />

werde sich das Verhältnis zu e-<strong>Health</strong> verbessern. Er halte die Informationen <strong>der</strong> meisten<br />

Ärzte über e-<strong>Health</strong> für oberflächlich, sie würden die Informationen wahrscheinlich vor allem<br />

über die Kammer, <strong>aus</strong> den Medien und <strong>von</strong> ihrem Provi<strong>der</strong> erhalten.<br />

Der Aust<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> Daten zwischen den <strong>Ärzten</strong> in OÖ funktioniere nach seinem Wissen<br />

recht gut, die Vernetzung könne sich noch verbessern, dann würden auch vorhandene<br />

Lücken noch geschlossen. Der Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch sei nützlich, und in Zukunft würde eine<br />

Praxis ohne e-<strong>Health</strong> nicht mehr funktionieren. Beim Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch sei auf die beson<strong>der</strong>e<br />

Art <strong>der</strong> ärztlichen Daten Rücksicht zu nehmen, <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit GDAs sei dem<br />

untergeordnet: "es [wird] sicherlich Daten geben, die an<strong>der</strong>en GDA’s zugänglich sind. Aber<br />

die wichtigen Daten - die Krankheiten, Anamnesen und diese Dinge betreffen - sind ärztliche<br />

Daten", Z 169-170). Die Ärzteschaft sei seiner Meinung nach den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gewachsen, da sie <strong>von</strong> Berufs wegen an erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen gewöhnt sei ("unser<br />

Beruf for<strong>der</strong>t viel Motivation und Anstrengung, und da sind sie diesen Dingern sicherlich auch<br />

gewachsen", Z 110-111).<br />

Zu den konkreten e-<strong>Health</strong>-Applikationen kann <strong>der</strong> Interviewpartner wenig Konkretes<br />

beitragen, da er persönlich als Krankenh<strong>aus</strong>arzt wenig Erfahrung im nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Bereich habe. Er nutze lediglich die e-card, sei aber über die Diskussionen bei den <strong>Ärzten</strong><br />

und über die Kammer in die Diskussion um ELGA eingebunden. Die Diskussionen unter<br />

den <strong>Ärzten</strong> über die e-<strong>Health</strong>-Applikationen erlebt er kontrovers, einige meinen, diese<br />

funktionieren gut, an<strong>der</strong>e meinen das Gegenteil.<br />

Der Datenschutz sei seiner Meinung nach in <strong>der</strong> Praxis gegeben, beim Projekt ELGA<br />

müsste aber <strong>der</strong> Datenschutz diskutiert werden.<br />

53


Ergebnisdarstellung<br />

E-<strong>Health</strong>-Applikationen sollten dann eingeführt werden, wenn sie praktikabel und nützlich<br />

sind. Darunter versteht <strong>der</strong> Interviewpartner, dass die Applikationen keine Mehrarbeit<br />

hervorrufen, sowie dass sie die interne Organisation, Diagnosestellung und Therapie<br />

durch die Schnelligkeit verbessern ("dass die Abläufe schneller und die interne Organisation<br />

leichter werden. Dass ich schneller und punktgenauer Zugriff auf die entsprechenden<br />

Patientendaten bekomme und dann auf Basis dieser Informationen die Diagnostik und<br />

Therapie schneller optimieren kann", Z 176-179).<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung stellt <strong>der</strong> Interviewpartner den Nutzen für die Ärzte vor den Nutzen für<br />

die Patienten: "Wenn es für den Arzt ein Vorteil ist, dann wird es für den Patienten auch ein<br />

Vorteil sein. Aber es muss nicht je<strong>der</strong> Vorteil für den Patienten ein Vorteil für den Arzt sein", Z<br />

143-145).<br />

Auch die Kosten seien ein Thema bei <strong>der</strong> Ärztekammer, diese sollten <strong>aus</strong>gewogen sein und<br />

nicht zulasten <strong>der</strong> Ärzte gehen ("Wir schauen uns jedenfalls die Kostenaufteilung sehr genau<br />

an", Z 137). Würde eine Anwendung <strong>von</strong> institutioneller Seite notwendig, müsse diese im<br />

Gegenzug die Mehrkosten tragen ("Wenn man das <strong>von</strong> staatlicher Seite will, hat man auch<br />

die Kosten zu tragen", Z 189). An eine Einschränkung <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Ärzte durch e-<br />

<strong>Health</strong> glaubt <strong>der</strong> Interviewpartner nicht.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Anwendungen sollte die Meinung <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> einfließen, da<br />

auf diese Weise die Praktikabilität gesichert sei. Der Interviewpartner ist sich sicher, dass<br />

die Ärzte motiviert bei Pilotprojekten mitmachen, da ihre Anregungen dann in die<br />

Entwicklung einfließen können. Er würde den <strong>Ärzten</strong> die Teilnahme an Pilotprojekten<br />

empfehlen, wenn die damit entstandene Mehrarbeit und die Kosten abgegolten werden.<br />

Sollten Pilotprojekte negative Ergebnisse bringen, sollten sie nicht implementiert werden.<br />

Er sei gegen eine zwingende Anwendung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>, da sich gute Applikationen <strong>von</strong><br />

selbst durchsetzen würden. Grundsätzlich sei nur eine Opt-in-Lösung möglich.<br />

4.1.2 Interviewpartner Nr.2: "Es geht um eine faire, ehrliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Kosten – Nutzen"<br />

Der Interviewpartner meint, dass die Einstellung <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> zu e-<strong>Health</strong> sehr<br />

unterschiedlich sei, verbreitet seien Ängste wegen des Datenschutzes und <strong>der</strong> Kosten.<br />

Der Datenschutz sei in vielen Praxen seitens <strong>der</strong> Ärzte nicht <strong>aus</strong>reichend gesichert. Der<br />

Interviewpartner nennt dazu Beispiele ("Ich bin überzeugt, dass es viele Ordinationen mit<br />

zwei o<strong>der</strong> mehr Behandlungsräumen gibt, die nicht überall ein unterschiedliches Passwort<br />

haben o<strong>der</strong> dass die Mitarbeiter ein unterschiedliches haben. Auch wird in vielen Praxen die<br />

Funktion <strong>der</strong> Sicherung nicht regelmäßig überprüft", Z 146-149). Die Einstellung zu e-<strong>Health</strong><br />

54


Ergebnisdarstellung<br />

sei auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Selbstverständlichkeit im Umgang mit IT abhängig, es sei ein<br />

Generationenproblem, ältere Ärzte hätten eine distanziertere Einstellung dazu als jüngere<br />

Ärzte ("Wenn man 100 Ärzte in Ausbildung o<strong>der</strong> Jungärzte dazu befragt, wird man eine ganz<br />

an<strong>der</strong>e Antwort bekommen, als wenn man 100 Ärzte fragt, die kurz vor <strong>der</strong> Pension stehen",<br />

Z 235-237). Das gleiche gilt auch für eine mögliche Überfor<strong>der</strong>ung mit IT und e-<strong>Health</strong>.<br />

Der Interviewpartner findet den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs sehr nützlich, s<strong>of</strong>ern<br />

auch hier die Zuständigkeiten eingehalten würden. Daten, die das Vertrauensverhältnis<br />

<strong>von</strong> Arzt und Patient berühren, sollten in den Händen <strong>der</strong> Ärzte bleiben. Zudem kann <strong>der</strong><br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch nur dann nützlich sein, wenn er auf einem hohen technischen Niveau<br />

stattfindet.<br />

Die Ärzte seien nach Meinung des Interviewpartners nicht <strong>aus</strong>reichend über e-<strong>Health</strong><br />

informiert. Die Informationen kämen vor allem <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer o<strong>der</strong> <strong>aus</strong> den<br />

Medien, diese Informationen seien häufig verzerrt, d.h. einseitig bzw. politisch motiviert.<br />

Die Erwartungen <strong>der</strong> Ärzte an die S<strong>of</strong>twarefirmen seien <strong>von</strong> diesen kaum zu erfüllen. Eine<br />

wichtige For<strong>der</strong>ung seien niedrige Kosten. So können nur große Firmen S<strong>of</strong>tware<br />

preisgünstig herstellen, dann aber komme es zu einer Monopolisierung, was <strong>von</strong> vielen<br />

<strong>Ärzten</strong> nicht erwünscht sei ("möglichst umfangreiche, einfach zu bedienende Funktionen, die<br />

kaum etwas kosten und keine Monopolisierung <strong>von</strong> wenigen Firmen – das gibt es lei<strong>der</strong><br />

einfach nicht", Z 139-141). Eine Vielzahl <strong>von</strong> S<strong>of</strong>twarefirmen heißt auch eine Vielzahl <strong>von</strong><br />

S<strong>of</strong>tware, die nicht miteinan<strong>der</strong> kompatibel ist. Im Großen und Ganzen seien die Ärzte<br />

aber zufrieden mit den Anbietern.<br />

Der Interviewpartner hat folgende Meinungen zu den konkreten e-<strong>Health</strong>-Applikationen: die<br />

e-card sei nützlich, insbeson<strong>der</strong>e für die Sozialversicherungen und Kassen, die<br />

verpflichtende Einführung sei ein Negativerlebnis für Ärzte hinsichtlich Kosten und<br />

verpflichtende Teilnahme gewesen (siehe unten). Ebenso verpflichtend seien die e-<br />

Abrechnung und die DFÜ-Übertragung <strong>der</strong> Abrechnung, wobei hier ein Schwachpunkt in<br />

<strong>der</strong> fehlenden Bestätigung <strong>der</strong> Übertragung liegt. Der e-Laborbericht sei in Verwendung,<br />

hier wenden die Firmen jedoch nicht internationale Standards an, was die Übertragung<br />

erleichtern würde, gleiche Schwächen werden bei <strong>der</strong> e-Radiologie geäußert. Das e-<br />

Pflegebegleitschreiben sei bisher in OÖ nur als Pilotprojekt verwirklicht. e-AUM sei "eines<br />

<strong>der</strong> wenigen Projekte" (Z 42), das die Zustimmung bei den <strong>Ärzten</strong> gefunden hat aufgrund<br />

des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. ABS habe in OÖ keine große Bedeutung. E-Impfpass<br />

und e-Mutter-Kind-Pass bergen das Problem <strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure in diesem<br />

Bereich, auch sei <strong>der</strong> Nutzen nicht vollständig geklärt. Auch <strong>der</strong> Nutzen <strong>von</strong> e-Notfalldaten<br />

sei für den Interviewpartner fraglich. Ähnliche Probleme beim Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch seien beim<br />

Pilotprojekt e-Medikation aufgetreten ("dass je<strong>der</strong> vom An<strong>der</strong>en Daten haben will, die ihm<br />

55


Ergebnisdarstellung<br />

nicht zustehen, speziell zwischen Arzt und Apotheker", Z 321-322), zudem sei Aufwand und<br />

Nutzen nicht <strong>aus</strong>geglichen gewesen. Die e-Überweisung / Einweisung sei als Pilotprojekt<br />

<strong>von</strong> den S<strong>of</strong>twarefirmen <strong>aus</strong> Kostengründen nicht gut umgesetzt worden, es gab<br />

Akzeptanzprobleme unter den <strong>Ärzten</strong>. Der e-Leistungsbericht sei bisher im APIS nicht<br />

<strong>aus</strong>reichend umgesetzt worden, <strong>der</strong> Interviewpartner empfiehlt demgegenüber das Anlegen<br />

<strong>von</strong> Patientenrecords. Das e-Terminmanagement sei nur als eigenständiges Tool<br />

außerhalb <strong>von</strong> APIS erhältlich, hier sieht <strong>der</strong> Interviewpartner Verbesserungspotentiale,<br />

bisher sei kein großer Vorteil gegenüber dem Mehraufwand gegeben (siehe unten). Home<br />

Monitoring sieht <strong>der</strong> Interviewpartner positiv bei bestimmten Erkrankungen und speziell im<br />

ländlichen Raum. Ebenso positiv stellt sich ihm ein zentrales Anbieter- und<br />

Leistungsverzeichnis dar, weil dies auch angefragt werde. Demgegenüber ist er nicht für<br />

ein öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte<br />

Gesundheitsinformationen, weil er den Patienten die Verarbeitung dieser Informationen<br />

nicht zutraut ("weil Patienten vielleicht falsche Schlussfolgerungen <strong>aus</strong> diesen Informationen<br />

ziehen könnten", Z 106-107). Einen klar ablehnenden Standpunkt nimmt <strong>der</strong> Interviewpartner<br />

gegenüber ELGA ein ("rotes Tuch", Z 65). Die Gründe dafür sieht er in einem überhöhten<br />

administrativen Aufwand und Kosten für die Ärzte, <strong>der</strong> verpflichtenden Teilnahme bei<br />

geringem Nutzen und <strong>der</strong> unklaren Rechtssituation.<br />

Die Ärztekammer für OÖ befürworte nach Meinung des Interviewpartners e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen und -Entwicklungen, wenn vorab die Kosten-Nutzen-Rechnungen<br />

transparent und ehrlich aufgestellt werden. Es muss eine gerechte Verteilung <strong>der</strong> Kosten<br />

geben: Wenn die Ärzte einen höheren Anteil an Kosten und Lasten zu tragen hätten, müsse<br />

ein Ausgleich geschaffen werden. Er nennt hier das Beispiel e-card, bei dem <strong>der</strong><br />

Hauptnutzen bei an<strong>der</strong>en, die Hauptlast jedoch bei den <strong>Ärzten</strong> lag, dies habe sie "extrem<br />

sensibilisiert" (Z 21) und negativ auf neue Applikationen eingestellt. Die neuen Applikationen<br />

müssen demzufolge für Ärzte nützlich sein.<br />

Die Kriterien für Kosten-Nutzen und Kosten<strong>aus</strong>gleich gelten ebenso für Pilotprojekte. Die<br />

Ärzte und die Ärztekammer in OÖ seien durch<strong>aus</strong> an Innovationen interessiert und <strong>of</strong>fen<br />

("Ich bin <strong>der</strong> Meinung, dass die zukünftigen Anfor<strong>der</strong>ungen und die Notwendigkeit <strong>von</strong> EDV-<br />

Unterstützung den nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> durch<strong>aus</strong> bewusst sind", Z 250-252). Eine<br />

Teilnahme habe den Vorteil des Einbringens eigener Vorstellungen. Es müsse aber eine<br />

unabhängige Evaluierung <strong>von</strong> Pilotprojekten geben, und eine Entscheidung mit den<br />

<strong>Ärzten</strong> gemeinsam über das Rollout.<br />

Nach Meinung des Interviewpartners hat e-<strong>Health</strong> einen großen Nutzen für Patienten. Viele<br />

Ärzte würden diesen Patientennutzen nicht erkennen. Eine Ablehnung patientennützlicher<br />

e-<strong>Health</strong>-Anwendungen durch die Ärzte berge die Gefahr einer Ausweitung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> als<br />

56


Ergebnisdarstellung<br />

Zusatzleistung und damit eine Ausweitung <strong>der</strong> Zwei-Klassen-Medizin ("und <strong>der</strong> Wahlarzt<br />

den Kassenarzt zurückdrängt, weil <strong>der</strong> Wahlarzt Behandlungsnischen besser <strong>aus</strong>nutzt. Die<br />

Industrie stellt ja bereits solche Funktionalitäten her und will sie auch verkaufen, und<br />

Institutionen wie eine Privatversicherung könnten das <strong>aus</strong>nutzen", Z 201-203).<br />

Verbesserungsmöglichkeiten sieht <strong>der</strong> Interviewpartner z.B. bei <strong>der</strong> Standardisierung <strong>der</strong><br />

Daten und Kommunikationswege, die erst die Vor<strong>aus</strong>setzungen für an<strong>der</strong>e Projekte wie<br />

ELGA sind. Weiterhin hält er intelligente, in das APIS integrierte Terminvergabesysteme mit<br />

Vorinformationsmöglichkeiten in Zukunft für nützlich. Auch <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit<br />

an<strong>der</strong>en GDAs sei verbesserungsfähig.<br />

Die mangelnde Akzeptanz durch die Ärzte hat nach Meinung des Interviewpartners damit<br />

zu tun, dass an<strong>der</strong>e Institutionen als die Ärzte über die Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

entscheiden ("Derzeit wird etwas entwickelt, was die Sozialversicherung, eine<br />

Privatversicherung, <strong>der</strong> Gesetzgeber will - und <strong>der</strong> Arzt soll das dann verwenden o<strong>der</strong> auch<br />

nicht", Z 211-212). Der Nutzen sei dann aber vor allem für die Entschei<strong>der</strong>institutionen<br />

gegeben, nicht für die Ärzte. Neue Applikationen müssen daher einen Nutzen für die Ärzte<br />

haben, sie in ihrer Behandlungstätigkeit unterstützen und nicht behin<strong>der</strong>n ("dass die<br />

Qualität <strong>der</strong> Behandlung darunter nicht leidet", Z 216). Der Grundwi<strong>der</strong>spruch liegt laut<br />

dem Interviewpartner darin, dass e-<strong>Health</strong>-Anwendungen, die einen Nutzen für den Arzt<br />

bringen, kostenintensiv sind, und das Tragen dieser Kosten strittig ist ("Das ist <strong>aus</strong><br />

meiner <strong>Sicht</strong> ja genau die Schere, die da <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>klafft - dass nur wirklich intelligente<br />

Lösungen etwas bringen, die letztlich aber auch etwas kosten und jemand finanzieren<br />

muss", Z 266-268).<br />

Die Zukunft <strong>der</strong> medizinischen Behandlung liege aber bei e-<strong>Health</strong>, da die Qualität <strong>der</strong><br />

Behandlung nur durch neue Anwendungen in Zukunft gehalten o<strong>der</strong> verbessert werden<br />

kann. Die Führung einer Praxis ohne e-<strong>Health</strong> sei nicht mehr möglich, schon aufgrund<br />

<strong>der</strong> verpflichtenden Einführung vieler Funktionen. Zwang bei <strong>der</strong> Einführung <strong>von</strong> neuen<br />

Anwendungen sei jedoch schlechter als die freiwillige Übernahme nützlicher<br />

Anwendungen ("Wenn ich etwas <strong>aus</strong> Überzeugung einführe o<strong>der</strong> verwende, weil es mir<br />

etwas bringt, ist das immer etwas an<strong>der</strong>es als wenn ich muss", Z 226-228). Zu<br />

Kosteneinsparungen werde es in Zukunft durch e-<strong>Health</strong> nicht kommen, es komme auf<br />

die Verteilung <strong>der</strong> Kosten an ("Wenn die Ärzte e-<strong>Health</strong>-Entwicklungen selbst finanzieren<br />

müssen und an<strong>der</strong>e Institutionen nutzen dann den Benefit <strong>von</strong> diesen Tools <strong>aus</strong>, dann haben<br />

diese letztlich etwas gespart, und die Kosten werden einfach nur verschoben", Z 275-277;<br />

"Dann stellt sich wie<strong>der</strong> die Frage, ob zum Vorteil <strong>der</strong> Patienten dem Arzt die Mehrkosten<br />

zugestanden werden?", Z 284-285).<br />

57


Ergebnisdarstellung<br />

Der Gesetzgeber könne die Einführung neuer Applikationen unterstützen, indem er<br />

bindende Standards für bestimmte Tools vorgibt, so dass künftig Entwicklungskosten<br />

eingespart werden können und eine Kompatibilität <strong>der</strong> unterschiedlichen Systeme den<br />

<strong>Ärzten</strong> den Zukauf neuer Tools erleichtert. Das würde auch die zunehmende Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Ärzte <strong>von</strong> den Zulieferfirmen verringern.<br />

Der Interviewpartner ist für die Zukunft für ein Opt-in <strong>aus</strong> Patientensicht, während er Opt-out<br />

für eine schlechte Lösung hält.<br />

4.1.3 Interviewpartner Nr.3: "Ich glaube, dass e-<strong>Health</strong> ein bisschen überbewertet wird"<br />

Der Interviewpartner verwendet Computer und Internet hauptsächlich beruflich in dem<br />

Ausmaß, wie es notwendig ist. Er hat keinen Spaß bei <strong>der</strong> Nutzung und ist nicht<br />

neugierig auf das Ausprobieren neuer Systeme. Mit dem Internet verbinde er nützliche und<br />

gute Dinge wie medizinische Datenbanken, rasche und kostengünstige Kommunikation<br />

mit Kollegen <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Informationsquellen. Die Einführung <strong>der</strong> IT<br />

beschreibt er als "Quantensprung" (Z 16). Negativ, weil unnütz, für ihn nicht wichtig und<br />

an<strong>der</strong>e Systeme behin<strong>der</strong>nd empfindet er jedoch soziale Netzwerke. Er findet e-<strong>Health</strong><br />

allgemein "ein bisschen überbewertet" (Z 240), wenngleich er weiß, dass die Ärzte in e-<br />

<strong>Health</strong> als "umfassendes System" (Z 245) eingebunden sind. Er selbst fühlt sich eher<br />

gezwungenermaßen involviert ("Ich glaube, ich muss es für bedeutsam halten", Z 244). Er<br />

fühlt sich den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht immer gewachsen, seine Kompetenz wachse<br />

bei zunehmen<strong>der</strong> Nutzung. Im Thema EDV sei er wenig bewan<strong>der</strong>t, er setze in seiner Arbeit<br />

als Arzt an<strong>der</strong>e Schwerpunkte.<br />

Der Interviewpartner legt Wert auf die Abgrenzung vom Begriff<br />

Gesundheitsdiensteanbieter, er hingegen sei in seinem Selbstverständnis Arzt, wobei er<br />

seine Meinung auf die Ärzteschaft allgemein bezieht ("Da haben wir ein gewisses<br />

präpotentes Selbstverständnis. Ich möchte nicht subsumiert werden, und wie sich die<br />

An<strong>der</strong>en nennen, ist <strong>der</strong>en Sache, da wollen wir uns nicht einmischen", Z 106-108). Die<br />

Bezeichnung dieses Selbstverständnisses als "präpotent" ist als ironisch zu werten, er nimmt<br />

hiermit wahrscheinlich die Negativbewertungen seitens <strong>der</strong> Gesundheitsinstitutionen auf die<br />

Ärzteschaft vorweg. Bei bestimmten Aussagen nutzt <strong>der</strong> Interviewpartner die "Wir"- statt <strong>der</strong><br />

"Ich"-Form, um seine Meinung nicht als individuell, son<strong>der</strong>n als Teil <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong><br />

Ärzteschaft zu kennzeichnen. Die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> und GDAs<br />

funktioniere gut, auch für die Urlaubs- und Krankenstandsvertretung sei gesorgt, allerdings<br />

sei dies unabhängig <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> ("Der, <strong>der</strong> mir früher in kurzer Zeit einen schönen Bericht<br />

mit <strong>der</strong> Post geschickt hat, <strong>der</strong> schickt ihn mir jetzt auch elektronisch verlässlich. Die, die<br />

58


Ergebnisdarstellung<br />

schlecht kommunizieren, steuert man mit Patienten weniger an", Z 114-117). Seine Daten<br />

würde er nicht wahllos allen an<strong>der</strong>en GDAs überlassen, son<strong>der</strong>n sie sollten in einem<br />

hierarchischen System integriert sein ("Nichts gegen an<strong>der</strong>e Anbieter, aber z.B. eine<br />

einfache Krankenschwester, die Hilfsdienste vollbringt, die sicher am Patienten wichtig sind,<br />

wird <strong>von</strong> ihrer Ausbildung her mit Informationen nichts anfangen können, die ein Arzt als<br />

wichtig erachtet", Z 365-368).<br />

Der Interviewpartner verwendet sein APIS seit sieben Jahren. Er verwendet es, weil er es<br />

seit Einführung <strong>der</strong> e-card verwenden muss, zuvor basierte sein System auf Karteikarten.<br />

Er könne mit dem System umgehen und sei grundlegend zufrieden. Er käme aber auch<br />

ohne APIS <strong>aus</strong>, auch wenn er mit dem alten System zunächst Zeitverluste hätte ("Ich sage<br />

heute noch ab und zu provokant, 'wenn ich sehr geärgert werde, stelle ich wie<strong>der</strong> auf Kartei<br />

um' “, Z 238-239). Negativ findet er am System die hohen Kosten für neue Hard- und<br />

S<strong>of</strong>tware sowie die hohen Wartungskosten. Zudem habe er das Gefühl, dass er bei den<br />

Kosten vom Anbieter übervorteilt werde ("Umsatzräuber", Z 6; "dass man da ein bisschen<br />

über den Tisch gezogen wird", Z 11). Es könnten auch Verbesserungen angebracht werden,<br />

etwa bei <strong>der</strong> Aktualisierung <strong>von</strong> Daten wie z.B. Adressenlisten <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> o<strong>der</strong><br />

Arzneimittellisten. Hierbei gilt seine Kritik sowohl <strong>der</strong> Anbieterfirma, die für die hohen<br />

Kosten die Wartungsleistungen nicht erfüllt, wie auch dem Hauptverband, <strong>der</strong> die<br />

Arzneimittellisten jetzt viel häufiger aktualisiere ("Früher war das halbjährlich o<strong>der</strong><br />

vierteljährlich und jetzt macht man das monatlich, weil es ja über die EDV eh so praktisch<br />

ist", Z 150-151). Mit dem Support durch die Anwen<strong>der</strong> sei er ebenfalls nicht zufrieden, da<br />

er viel Aufwand bei Defekten habe ("blöde Telefonate", Z 206; "muss teilweise schon ein<br />

bisschen überdeutlich werden", Z 207)<br />

Er fühle sich durch die Standesvertretung gut informiert über e-<strong>Health</strong>, auch die APIS-<br />

Anwen<strong>der</strong> informieren regelmäßig, aufgrund <strong>der</strong> zu hohen Kosten sei er hier vorsichtig, er<br />

würde erst etwas anwenden, wenn es auch <strong>von</strong> Kollegen als "must-have" (Z 187)<br />

empfohlen würde. Auch bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen sei er vorsichtig<br />

("Da halte ich mich zurück und schaue erst einmal, wie sich die Dinge entwickeln", Z 180).<br />

Mehr Informationen sowie eine stärkere Lobbyarbeit gegen die Wünsche <strong>der</strong> EDV-<br />

Wirtschaft wünsche er sich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gebietskrankenkasse sowie vom EDV-Referat <strong>der</strong><br />

Österreichischen Ärztekammer.<br />

Folgende fünf e-<strong>Health</strong>-Applikationen werden vom Interviewpartner regelmäßig angewandt<br />

und geschätzt: e-Abrechnung, DFÜ-Übertragung <strong>der</strong> Abrechnung, e-Laborbefund, e-AUM<br />

und e-Radiologie. Drei Applikationen verwendet er nicht (e-Pflegebegleitschreiben) o<strong>der</strong> sie<br />

sind noch nicht anwendungsbereit, die <strong>der</strong> Interviewpartner aber nützlich finden würde (e-<br />

59


Ergebnisdarstellung<br />

Notfallsdaten, diese sollten laut seiner Meinung auf <strong>der</strong> e-card gespeichert werden;<br />

Öffentliches Informationssystem; Zentrales Anbieterverzeichnis).<br />

Bei einigen Anwendungen hat er zusätzliche Bemerkungen zu Schwächen im System<br />

gemacht, wie etwa bei <strong>der</strong> e-card, bei <strong>der</strong> er sich zusätzliche Basisinformationen wünscht<br />

(Dienstgeber, Adresse), da dies sonst wie<strong>der</strong>holte Eingaben erfor<strong>der</strong>t, was zu<br />

Zeitverzögerungen führt. Beim e-Arztbrief / e-Befund schätzt er die schnellere<br />

Verschickung, an<strong>der</strong>erseits würden zu viele Informationen versandt, was zu einem<br />

vermehrten Aufwand beim Empfänger führt ("...summiert einfach alles, was an EDV-Daten<br />

vorhanden ist und dieses ganze Paket wird relativ unkritisch und ungeordnet übersendet.<br />

Man kann sich dann seitenweise durchkämpfen, um an wenige wichtige Informationen zu<br />

kommen", Z 55-57).<br />

Bei <strong>der</strong> e-Überweisung funktioniere die Übertragung bei den Spitälern nicht. Home<br />

Monitoring sieht er momentan eher als Zeitfresser in <strong>der</strong> Praxis, wenn er sie <strong>aus</strong>werten<br />

müsse, zudem seien Rechtsfragen dabei noch ungeklärt.<br />

An<strong>der</strong>e Applikationen lehnt er vollständig ab, etwa den e-Mutter-Kind-Pass ("gibt es noch<br />

nicht und bringt auch nichts", Z 83). Stattdessen schlägt er Klebeetiketten für die<br />

Untersuchungen vor. E-Terminmanagement gibt es in seiner Praxis nicht, weil keine<br />

Termine vergeben werden (allgemeinärztliche Praxis); bei Terminabsprachen mit Kollegen<br />

nutze er das Telefon. ELGA sowie e-Medikation bekämpfe er gemeinsam mit den ärztlichen<br />

Standesvertretern ("ELGA in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit geplanten Form bekämpfen wir gerade – sage ich<br />

jetzt als Standespolitiker", Z 75-76).<br />

Er als Arzt möchte nicht zur Anwendung bestimmter Applikationen gezwungen werden<br />

("Allem, was einem übergestülpt wird, steht man <strong>von</strong> vornherein kritisch gegenüber", Z 256-<br />

257). Er könnte sich vorstellen, bei Pilotprojekten mitzumachen, wenn sie für den<br />

Praxisalltag gut wären und nicht zu hohen Aufwand erfor<strong>der</strong>ten. Dies würde seine<br />

Akzeptanz wahrscheinlich steigern. Der Gesetzgeber sollte die Ärzte in Gespräche und<br />

Entscheidungen über das Gesundheitswesen einbeziehen, er habe allerdings den Eindruck,<br />

die Ärzteschaft würde <strong>von</strong> Entscheidungen <strong>aus</strong>gespart und es werde ihr zu viele<br />

Verpflichtungen auferlegt ("Nur bei den <strong>Ärzten</strong> glaubt man immer, man könne uns alles aufs<br />

Auge drücken“, Z 347-348). Die Ärzteschaft würde sich vor zu vielen Verpflichtungen<br />

wehren.<br />

Neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen würde er vor allem dann anwenden, wenn sie sinnvoll und<br />

nützlich für die Behandlung <strong>der</strong> Patienten seien sowie dann, wenn alle Stakehol<strong>der</strong><br />

gleichermaßen am Prozess teilnehmen. Dazu zählt er vor allem auch die Patienten. Opt-<br />

out für Patienten lehnt er ab ("Ich kann nicht auf <strong>der</strong> einen Seite sagen wir machen jetzt alles<br />

mit elektronischer Speicherung und an<strong>der</strong>erseits darf ein Patient sagen: 'aber ich mag das<br />

60


Ergebnisdarstellung<br />

nicht o<strong>der</strong> ich mag nur, dass <strong>von</strong> zehn Daten fünf gespeichert werden'. [...] weil das so ein<br />

System unterläuft", Z 259-263).<br />

Die Datensicherheit könne er aufgrund seiner fehlenden Kenntnisse nicht gut beurteilen,<br />

aber er halte die Daten vor dem Zugriff <strong>von</strong> pr<strong>of</strong>essionellen Hackern nicht <strong>aus</strong>reichend<br />

geschützt. Diese müsse aber strikt gegeben sein, wenn alle an e-<strong>Health</strong> teilnehmen, was<br />

er befürworte.<br />

In neuen e-<strong>Health</strong>-Applikationen sieht er vor allem einen vermehrten administrativen<br />

Aufwand durch den Informationsüberfluss ("Datenflut", Z 313) und erhöhte Kosten, die<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> "EDV-Lobby" (Z 320) angetrieben würden, um Geld zu machen. Einen Nutzen für<br />

Patienten sehe er skeptisch. Die Patienten könnten z.B. <strong>von</strong> Erinnerungsfunktionen an<br />

Termine pr<strong>of</strong>itieren, allerdings würden die erhöhten Kosten im Gesundheitssystem dazu<br />

führen, dass für an<strong>der</strong>es weniger Geld bereitstünde, worunter die Qualität <strong>der</strong> Behandlung<br />

leiden würde.<br />

Der Interviewpartner biete seinen Patienten insbeson<strong>der</strong>e ein Mehr an persönlicher<br />

Zuwendung und persönlichen Gesprächen. Heilen sieht er als eine Kunst, die durch die<br />

Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> gefährdet ist, da in die Autonomie des Arztes, seine Freiheit und<br />

Kreativität eingegriffen werde zugunsten planhaften Vorgehens ("Das ist nicht zuletzt auch<br />

eine philosophische Frage, ob man den Arztberuf noch im Sinne eines Heilers sieht, wobei<br />

Heilen eine Kunst ist, o<strong>der</strong> ob man den Arzt als jemanden sieht, <strong>der</strong> einfach<br />

Behandlungspfade nachvollzieht, <strong>der</strong> ‚state <strong>of</strong> the art‘ handelt. Da wird die individuelle<br />

Wesensart immer mehr unterdrückt. Das mag auf <strong>der</strong> einen Seite Vorteile haben in gewissen<br />

Behandlungsstandards, lässt aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch für Kunst, Kreativität und<br />

Einfühlungsvermögen keinen Platz", Z 356-361).<br />

Der Interviewpartner meint, dass seine Praxisstruktur keine zusätzlichen e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen zulasse ("Es kann nicht sein, dass wir noch mehr Service bieten, weil wir uns<br />

eigentlich bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Struktur <strong>von</strong> unserem Angebot her <strong>aus</strong>gereizt fühlen", Z 214-<br />

215). Er fände Anfragen <strong>von</strong> Patienten zu bestimmten neuen e-<strong>Health</strong>-Anwendungen<br />

interessant, würde diese aber mit einer Honorarsteigerung verbinden wollen. Er würde sich<br />

gern künftig auch vermehrt mit Kollegen elektronisch <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen, wenn "gewisse<br />

Mindeststandards" (Z 121), etwa des Informationstransfers bei Befunden, eingehalten<br />

würden. Beim Aust<strong>aus</strong>ch mit Kollegen sowie bei Zeiteinsparungen sieht er das positive<br />

Potential zukünftiger e-<strong>Health</strong>-Anwendungen.<br />

61


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.4 Interviewpartner Nr.4: "Ich möchte mir das eigentlich als Hilfsmittel bewahren und<br />

nicht <strong>von</strong> oben her etwas aufdrücken lassen"<br />

Der Interviewpartner hat eine positive Einstellung zu e-<strong>Health</strong>, er hält sie für einen<br />

"positiven, zeitgemäßen Zugang zur Gesundheit und Medizin" (Z 4-5). Er beschreibt sich als<br />

einer, <strong>der</strong> "immer am aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik" (Z 12) ist und sich die Arbeit ohne<br />

Computer nicht mehr vorstellen könne. Er habe bereits seit 15 Jahren APIS in <strong>der</strong> Praxis,<br />

habe bereits 4-5mal die Hardware und 1mal den Anbieter gewechselt und dabei sehr viel<br />

investiert ("enormes Geld", Z 18). Zudem habe er an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Pilot- und<br />

Folgeprodukten für die Firmen teilgenommen. Mit seinem Anbieter ist er sehr zufrieden,<br />

auch mit dem Support, da er immer Hilfe erhalte, dies könne aber auch seine Ursache in<br />

seiner Insi<strong>der</strong>tätigkeit für die Firma haben ("ob das teilweise mit meiner Mithilfe bei<br />

Entwicklungen zusammenhängt, dass es dadurch beson<strong>der</strong>s gut ist, weiß ich nicht, Z 112-<br />

114). Er sei auch neugierig auf neue Produkte und Anwendungen, versuche aber als<br />

Ausgleich für seine ständige Computertätigkeit bei <strong>der</strong> Arbeit auf Computer in <strong>der</strong> Freizeit<br />

zu verzichten.<br />

Er bemängelt aber auch die kritiklose Einstellung an<strong>der</strong>er gegenüber e-<strong>Health</strong>, die<br />

Erwartungen an e-<strong>Health</strong> wären teilweise zu hoch. Diese Einstellung bezieht er im<br />

Gespräch auf den Hauptverband (Erläuterung siehe unten). Informationen erhalte er vor<br />

allem über seine Kammertätigkeit sowie auch über die Medien.<br />

Der Interviewpartner sieht e-<strong>Health</strong>-Applikationen vor allem als nützliche Werkzeuge ("ich<br />

möchte mir das eigentlich als Hilfsmittel bewahren", Z 20-21). Wenn er aber gezwungen<br />

würde, für ihn nutzlose Applikationen anzuwenden, dann sei er dagegen ("<strong>von</strong> oben her<br />

etwas aufdrücken lassen", Z 21, "Wenn mir etwas gegen meinen Willen und gegen meine<br />

Überzeugung und Berufserfahrung aufgedrückt wird, weil irgendwer an<strong>der</strong>er etwas will, dann<br />

bin ich eigentlich strikt dagegen", Z 155-157). Dazu kündigt er auch Wi<strong>der</strong>stand bei den<br />

<strong>Ärzten</strong> an ("Das wird zu sehr großen Wi<strong>der</strong>ständen in <strong>der</strong> Ärzteschaft führen", Z 203).<br />

Nützliche Applikationen würde er gerne anwenden und dafür auch zahlen.<br />

Folgende acht e-<strong>Health</strong>-Applikationen verwendet <strong>der</strong> Interviewpartner und findet sie<br />

nützlich: e-card, e-Abrechnung, DFÜ, e-Arztbrief, e-Pflegebegleitschreiben, e-Laborbefund,<br />

e-AUM, ABS. Zu den weiteren Applikationen hat er keine Meinung hierzu gebildet.<br />

Die e-Einweisung habe er in einem Pilotprojekt kennengelernt und finde sie sinnvoll,<br />

während er ELGA nicht für gut halte, aber wenig Erfahrung damit habe. Die e-Medikation<br />

kenne er ebenfalls <strong>aus</strong> dem Pilotprojekt und halte sie in dieser Form für "völlig ungeeignet"<br />

(Z 36), weil es zu Störungen im Praxisablauf kam.<br />

62


Ergebnisdarstellung<br />

Die Datensicherheit sieht er in seiner Praxis als gewährleistet an, auch wenn ein<br />

geschulter Hacker an die Daten sicher ran käme, er versuche das Internet in <strong>der</strong> Büropraxis<br />

daher zu vermeiden.<br />

Mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit Kollegen sei <strong>der</strong> Interviewpartner sehr zufrieden und er halte<br />

ihn für sehr nützlich, er bekomme bereits fast 100% <strong>der</strong> Befunde in elektronischer Form,<br />

daher könne nichts verbessert und vermehrt werden. Mit GDAs wünsche <strong>der</strong><br />

Interviewpartner keinen umfassenden Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Patienteninformationen. Mit Kollegen<br />

wünsche er sich eine gerichtete Befundübermittlung ("Ich möchte einen Brief geschickt<br />

bekommen, in mein Postfach, den ich mir hole und ich möchte eine Frage stellen an einen<br />

Kollegen, <strong>der</strong> sie mir beantwortet – und umgekehrt", Z 272-274). Einen Aust<strong>aus</strong>ch mit<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> (Kontrollärzte, Versicherungsärzte, Betriebsärzte) wünscht sich <strong>der</strong><br />

Interviewpartner nur im Rahmen einer notwendigen Fragestellung. In einem<br />

unkontrollierten Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch sieht er seine Autonomie als Arzt bedroht ("und wenn<br />

dann meine Diagnosen, meine Leistungen, meine Dinge die ich dokumentiere irgendwo<br />

abgezogen werden, ohne dass ich es merke [...]. Wenn ich auf einmal ein Medikament nicht<br />

verschreiben kann, weil es noch vorhanden sein müsste, dann ist das ein Eingriff in mein<br />

Arbeiten, den ich strikt ablehne", Z 262-266). Diese negativen Erfahrungen habe er bereits<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit gemacht.<br />

Die Applikationen, die er verwende, kenne er alle sehr gut, er möchte nicht auf sie<br />

verzichten, und er habe einige an<strong>der</strong>e kennengelernt. Er steht aber Neuerungen teilweise<br />

skeptisch gegenüber, weil er diese hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Faktors nicht<br />

einschätzen könne. Kritisch und abgrenzend steht er demgegenüber zum Hauptverband,<br />

<strong>der</strong> hohe Erwartungen an neue Produkte durch werbeartige Veranstaltungen<br />

("Jubelveranstaltungen", Z 89, "Waschmittelwerbungsprodukte <strong>der</strong> Firmen", Z 90) schüre, die<br />

<strong>der</strong> Realität nicht entsprächen ("Luftblasen <strong>von</strong> Leuten, die eigentlich keine Ahnung <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit haben", Z 91). Dagegen werde kaum <strong>von</strong> den Weiterentwicklungen in den<br />

Pilotprojekten gesprochen ("Da herrscht Schweigen im Walde", Z 104), bei denen<br />

vorhandene Schwierigkeiten verbessert werden sollten ("Ein Pilotprojekt soll ja eine<br />

Weiterentwicklung ermöglichen", Z 107). Aufgrund dieser Erfahrungen sei er misstrauisch<br />

("die <strong>of</strong>fiziellen Jubelmeldungen sind sicher falsch und getürkt!", Z 105). Er wünsche sich<br />

mehr Informationen <strong>von</strong> allen Beteiligten sowie mehr Einfluss <strong>der</strong> Ärzte auf<br />

Entwicklungen. Seine Erfahrung sei z.T. negativ, Entwicklungen seien praxisfern und die<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> Betr<strong>of</strong>fenen würden nicht <strong>aus</strong>reichend einfließen ("Ich fürchte, dass es zu<br />

wenig geschieht, dass trotzdem praxisfern entwickelt und programmiert wird und man dann<br />

ex-post wie<strong>der</strong> die Defekte reparieren muss – wie wir es ja in <strong>der</strong> Vergangenheit erlebt<br />

haben", Z 178-180). Er finde die Mitarbeit bei sinnvollen Pilotprojekten gut, habe dies<br />

63


Ergebnisdarstellung<br />

bereits gemacht und ist gerne bereit, Zeit dafür zu investieren. Er sieht für die Zukunft<br />

weiterhin praxisferne Entwicklungen auf dem Vormarsch ("und es wird eigentlich mit irrem<br />

Aufwand am eigentlichen Ziel vorbeientwickelt", Z 298-299).<br />

Er würde nicht neue Applikationen anwenden auf Wunsch <strong>von</strong> Patienten. Wenn<br />

Empfehlungen seitens Kollegen o<strong>der</strong> Institutionen kämen, würde er die Nützlichkeit dieser<br />

Applikationen prüfen und dann möglicherweise anwenden. Er findet, dass er mit den<br />

vorhandenen Tools bereits die Anfor<strong>der</strong>ungen an einen guten Arzt erfüllt. Bei<br />

Neuerungen glaubt er nicht, dass diese noch zur Verbesserung seiner Arbeit beitragen<br />

können, und er fühle sich <strong>aus</strong>reichend mit e-<strong>Health</strong> versorgt und brauche nichts Neues<br />

("Ich bin sehr skeptisch, ob neue Dinge in <strong>der</strong> bisher vorgestellten Form das verbessern<br />

könnten", Z 137-138). Er sieht in einer zwangsweisen Vermehrung <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen auch die Gefahr eines Informationsüberflusses bei entsprechen<strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ung seiner Tätigkeit ("In <strong>der</strong> jetzigen Art einer Zwangsbeglückung mit einer<br />

Datenflut fürchte ich allerdings, dass wir mehr behin<strong>der</strong>t werden, als wir Hilfe haben", Z 139-<br />

141; "Es wird momentan <strong>der</strong> Computer dazu missbraucht, enorme Datenmengen<br />

anzuhäufen und dem Menschen wird überlassen, diese zu sichten und das ist unmöglich", Z<br />

299-301). Er fühle sich den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> gewachsen. Dass die Patienten<br />

<strong>von</strong> neuen e-<strong>Health</strong>-Applikationen pr<strong>of</strong>itieren könnten, kann er sich vorstellen.<br />

Vom Gesetzgeber wünsche er sich eine Rahmengesetzgebung, die an die Bedürfnisse und<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Ärzte angepasst sei. Als Beispiel nennt er die Kennzeichnung<br />

unvollständiger Datensätze ("Ich hätte mir als Mindestanfor<strong>der</strong>ung gewünscht, dass wir<br />

irgendeine Warnung bekommen: 'Daten unvollständig'! Dann kann ich sagen: 'lieber Patient,<br />

du verschweigst mir etwas' - wenn ich das als Basis meiner Entscheidung brauche", Z 235-<br />

238). Dies würde bei Haftungsfällen eine Rechtssicherheit schaffen. Damit würde auch ein<br />

Schwachpunkt <strong>der</strong> ELGA verbessert werden.<br />

Der Interviewpartner ist für eine Opt-in-Lösung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>, weil er damit rechnet, dass<br />

dies zu einer flächendeckenden Einführung <strong>der</strong> Applikationen führen würde ("denn wie ich<br />

meine Österreicher kenne, ist wahrscheinlich je<strong>der</strong> dabei", Z 248). Er kann sich aber auch<br />

ein Opt-out für Kritiker vorstellen.<br />

Für die Zukunft wünsche er sich Verbesserungen hinsichtlich <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit<br />

Kollegen und bzgl. <strong>der</strong> Standardisierung und Strukturierung <strong>von</strong> Dateien und<br />

Informationen, z.B. die Ausstattung mit Suchfunktionen, was eine Vor<strong>aus</strong>setzung für ELGA<br />

sei. Er rechne für die Zukunft aber mit Verschlechterungen in puncto Kosten, Zeit und<br />

Administration.<br />

64


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.5 Interviewpartner Nr.5: "Nie wie<strong>der</strong> möchte ich händisch irgendwelche Zettel<br />

abrechnen"<br />

Der Interviewpartner beschreibt eine sehr <strong>of</strong>fene Einstellung zu Computern, er sei ein<br />

"Internet- und Computerfreak" (Z 9), <strong>der</strong> den Computer auch in <strong>der</strong> Freizeit zeitweise für<br />

seine Hobbys nutze, womit er Spaß verbinde. Er fühle sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die e-<br />

<strong>Health</strong> an ihn stellt, auf jeden Fall gewachsen.<br />

Der Interviewpartner besitzt sehr viel Erfahrung im Umgang mit seinem APIS, das er<br />

teilweise zusammen mit den Anbietern entwickelt hat. Von diesem Programm hält er sehr<br />

viel ("kann irrsinnig viel und ist irrsinnig flexibel", Z 168). Er kann sich viele "händische"<br />

Prozeduren nicht mehr ("nie wie<strong>der</strong>", Z 29) vorstellen und hält die e-health-Applikationen<br />

daher für unverzichtbar und bedeutsam für seine Praxis. Auch den Patienten kämen diese<br />

Applikationen aufgrund des besseren Überblicks zugute ("ein Meilenstein", Z 244). Den<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs finde er nützlich. Die Kooperation mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong>,<br />

etwa für die Urlaubsvertretung, sei aber "Glücksache" (Z 160). Er würde nie alle Daten mit<br />

an<strong>der</strong>en GDAs teilen wollen, insbeson<strong>der</strong>e solche nicht, die das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Arzt und Patient betreffen. Mit dem Support durch den S<strong>of</strong>twareanbieter ist er<br />

zufrieden.<br />

Der Interviewpartner fühle sich, vor allem durch seine Kammertätigkeit, gut informiert über<br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen. Neben <strong>der</strong> Kammer erhält er auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kasse und seinem<br />

S<strong>of</strong>twareanbieter <strong>aus</strong>reichend Informationen, doch er wünsche sich mehr "prospektive" (Z<br />

200) Informationen über künftige Projekte und den Stand <strong>der</strong> Finanzierungslasten.<br />

Als unumschränkt positiv bewertet <strong>der</strong> Interviewpartner folgende Applikationen: e-<br />

Abrechnung ("funktioniert prächtig", Z 29), DFÜ, e-Arztbrief / Befundbericht, e-Laborbefund,<br />

e-AUM ("eine <strong>der</strong> sinnvollsten" [Anwendungen], Z 51, 52), e-Radiologie sowie mit Abstrichen<br />

die e-card. Dies sind 7 <strong>von</strong> 20 genannten Anwendungen. Vier Anwendungen werden in<br />

seiner Praxis nicht o<strong>der</strong> kaum verwendet (e-Pflegedienstschreiben, ABS, e-<br />

Leistungsbericht, e-Terminmanagement). Die reale Nutzung dieser e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

wird vom Interviewpartner als gering bezeichnet, wenngleich diese funktionieren und <strong>von</strong><br />

Vorteil seien.<br />

Weitere vier Anwendungen kennt er nur als Pilotprojekt, o<strong>der</strong> sie seien "Zukunftsvision" (Z<br />

59), auch wenn sie "prinzipiell sinnvoll" seien (e-Medikation, Öffentliches Informationssystem<br />

für Gesundheitsdaten, Zentrales Verzeichnis <strong>der</strong> GDA, e-Überweisung). An<strong>der</strong>e<br />

Anwendungen werden <strong>von</strong> ihm als nicht so bedeutsam bewertet, entwe<strong>der</strong> weil die<br />

Patienten diese Leistungen nicht nachfragen (e-Mutter-Kind-Pass; e-Leistungsbericht), weil<br />

es nur eine kleine Gruppe <strong>von</strong> Patienten betrifft (e-Tagebücher für Biosignale), o<strong>der</strong> weil die<br />

65


Ergebnisdarstellung<br />

Kontrolle über die entsprechenden Prozeduren beim Patienten liegen sollte (e-Impfpass). Für<br />

einige Anwendungen schlägt <strong>der</strong> Interviewpartner alternativ ein App für das Patientenhandy<br />

vor (e-Impfpass, e-Notfalldaten).<br />

Probleme und Negatives bzw. Verbesserungsvorschläge werden vom Interviewpartner<br />

nicht prinzipiell geäußert, son<strong>der</strong>n auf einzelne Anwendungen bezogen. So kritisiert er<br />

Hardwareprobleme bei <strong>der</strong> e-card ("erhebliche Anzahl kaputter Karten", Z 25, 26) und<br />

"unheimliches Chaos" (Z 178) durch die fehlende Übertragung <strong>von</strong> Adress- und<br />

Arbeitgeberdaten bei <strong>der</strong> e-card, Formatierungsprobleme beim e-Arztbrief ("ziemliches<br />

Kuddelmuddel", Z 40) sowie die noch nicht durchgängige Durchsetzung <strong>der</strong> e-AUM<br />

("noch sehr viele Arbeitgeber, die einen Papier<strong>aus</strong>druck brauchen", Z 54, 55).<br />

Deutlichere Kritik wird am Pilotprojekt e-Medikation geübt ("Die S<strong>of</strong>tware war furchtbar<br />

schlecht programmiert, nicht durchdacht und katastrophal zu bedienen", Z 90, 91),<br />

wenngleich auch hier die Möglichkeit einer sinnvollen Umsetzung in <strong>der</strong> Zukunft nicht<br />

bezweifelt wird.<br />

Grundsätzlich negativ steht <strong>der</strong> Interviewpartner dem Projekt ELGA in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Form gegenüber ("Da vertrete ich schon sehr die öffentliche Kammermeinung", Z 70), und<br />

zwar in erster Linie aufgrund <strong>der</strong> hohen Kosten, dem hohen Zeitaufwand und <strong>der</strong><br />

Rechtsunsicherheit. Zudem biete es zu wenige inhaltliche Vorteile ("Das Anbieten <strong>von</strong><br />

Information alleine [...] ist zu wenig", Z 308-09). Weniger bedeutsam ist ihm das Problem <strong>der</strong><br />

Datensicherheit, wenngleich er dies durch<strong>aus</strong> als Problem sieht, aber nicht als eigenes,<br />

son<strong>der</strong>n als Problem, das den Patienten betrifft.<br />

Er würde manche Applikationen in Zukunft vermehrt nutzen, wenn technische Probleme<br />

wie etwa die Formatierung geklärt sei ("Stichwort CDA-Format", Z 152).<br />

Die Datensicherheit empfindet er in seiner Praxis als hoch, da alles mehrfach gesichert sei.<br />

Genereller Schwachpunkt sind die hohen Kosten, die an den <strong>Ärzten</strong> hängenblieben ("Alle<br />

drei bis fünf Jahre muss man jedenfalls die ganze Hardware t<strong>aus</strong>chen und das mache ich<br />

jetzt bald das fünfte Mal", Z 231-33). Kostenersparnis hatte bisher vor allem die GKK.<br />

Weiterhin kritisch sieht <strong>der</strong> Interviewpartner den Zeitaufwand und die Mühe, die nicht<br />

durchdachte Projekte kosten. Daher sieht er trotz grundsätzlich positiver und <strong>of</strong>fener<br />

Einstellung neuen Anwendungen gegenüber eine weitere Teilnahme an Pilotprojekten<br />

skeptisch ("stelle mich nicht mehr in die erste Reihe", Z 300). Er selbst hat bei einigen<br />

Pilotprojekten sowie an <strong>der</strong> Umsetzung seines APIS mitgewirkt und findet den Einbezug <strong>von</strong><br />

<strong>Ärzten</strong> in die Entwicklung sowohl akzeptanz- als auch qualitätssteigernd ("Ich glaube,<br />

man sollte jedenfalls Anwen<strong>der</strong> einbeziehen, weil sonst kommt so ein Blödsinn r<strong>aus</strong> wie bei<br />

<strong>der</strong> e-Medikation", Z 289-91). Seine Autonomie als Arzt empfindet er nur bei einzelnen<br />

Anwendungen (Disease-Management-Programmen) als eingeschränkt.<br />

66


Ergebnisdarstellung<br />

Er richte sich gerne nach Patientenwünschen und interessiere sich auch für<br />

Empfehlungen <strong>von</strong> Kassen und Kammern nach neuen Anwendungen, wenn das Kosten-<br />

Nutzen-Verhältnis sowohl für die Ärzte als auch für die Patienten stimme. Inhaltlich solle<br />

eine neue Applikation Zeitersparnis und einen Informationsvorteil haben,<br />

"benutzerfreundlich, übersichtlich und sinnvoll" (Z 308) sein.<br />

In <strong>der</strong> Frage nach Zwang o<strong>der</strong> Freiwilligkeit bei <strong>der</strong> Einführung <strong>von</strong> neuen Anwendungen<br />

geht <strong>der</strong> Interviewpartner da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>, dass sich bei Zwang nur Wi<strong>der</strong>stand bilde, ein gutes<br />

und kostenneutrales Projekt, das Vorteile bringt, <strong>von</strong> den GDAs und <strong>Ärzten</strong> aber<br />

freiwillig genutzt werden würde ("Das muss so gut sein, dass ich dabei sein möchte und<br />

wenn ich nicht dabei sein möchte, dann habe ich als GDA entwe<strong>der</strong> einen<br />

Wettbewerbsnachteil, den ich, <strong>aus</strong> welchen Gründen auch immer, bewusst in Kauf nehme",<br />

Z 348-50). Er sei für Opt-in, allerdings sollten Patienten, die nicht teilnehmen wollen, dann<br />

einen höheren Beitrag zahlen, weil sie höhere Kosten verursachen.<br />

Der Gesetzgeber könne die Anwendung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen erleichtern, indem er<br />

Rechtssicherheit schaffe und für alle verbindliche, möglichst international gebräuchliche<br />

Formate vorgebe. Weiterhin wünscht sich <strong>der</strong> Interviewpartner <strong>von</strong> Monopolisten, z.B. dem<br />

Apothekerverlag, eine Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Daten und Vereinheitlichung <strong>der</strong><br />

Abkürzungen ("abgekürzt, unsystematisch und ungruppiert", Z 392).<br />

4.1.6 Interviewpartner Nr.6: "Es reicht jetzt schon"<br />

Der Interviewpartner berichtet, bereits sehr viel Erfahrung im Umgang mit APIS zu haben,<br />

da er als einer <strong>der</strong> ersten <strong>von</strong> Anfang an eine vollcomputerisierte Praxis eingerichtet hatte.<br />

Diese Erfahrung umfasst sowohl positives als auch negatives ("zum Teil ein Horror", Z 22).<br />

Zu den negativen Erfahrungen zählt er die vielen wechselnden S<strong>of</strong>tware-, Hardware- und<br />

Sicherungssysteme.<br />

Seine Einstellung zu Computern beschreibt er als "sehr <strong>of</strong>fen" (Z 9), verbindet mit neuer<br />

S<strong>of</strong>tware aber nicht Spaß o<strong>der</strong> Neugier, er nutzt den Computer vor allem zur Information<br />

o<strong>der</strong> sachorientierten Kommunikation (E-Mail-Verkehr, Bankgeschäfte). Als problematisch<br />

empfindet er hierbei die Werbung, die Möglichkeit des Missbrauchs und den Zeitaufwand, als<br />

positiv die vereinfachten Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Manche<br />

Anwendungsmöglichkeiten interessieren ihn aber auch nicht. Er fühlt sich den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen im Großen und Ganzen gewachsen.<br />

Der Interviewpartner hat nicht das Gefühl, dass die Anwendungen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> <strong>aus</strong> ihm<br />

einen besseren Arzt machen, aber er hält e-<strong>Health</strong>-Applikationen für bedeutsam und<br />

unverzichtbar in <strong>der</strong> Praxis.<br />

67


Ergebnisdarstellung<br />

Seinen Informationsstand über e-<strong>Health</strong> beschreibt <strong>der</strong> Interviewpartner als "besser<br />

informiert als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e" (Z104), da er in <strong>der</strong> Kammer tätig ist, <strong>von</strong> <strong>der</strong> er auch viele<br />

Informationen erhält. Dennoch wünscht er sich eine bessere Information seitens <strong>der</strong> SV-<br />

Träger.<br />

Von den 20 im Interviewleitfaden genannten e-<strong>Health</strong>-Applikationen nutzt <strong>der</strong><br />

Interviewpartner insgesamt 9 (e-card, e-Abrechnung, DFÜ-Übertragung, Übermittlung <strong>der</strong><br />

Abrechnung, e-Arztbrief, e-Labor, e-AUM, ABS, e-Einweisung). Am nützlichsten empfindet<br />

er hierbei die e-AUM, weiterhin nützlich seien drei weitere Applikationen (e-Arztbrief, e-<br />

Entlassungsbrief und e-Laborbefund). Ambivalent steht er zur e-card (Vorteil: Wegfall des<br />

Krankenscheinmahnsystems, weitere anhängige Systeme wie e-AUM. Nachteil: keine<br />

weiteren Daten gespeichert). Die Nützlichkeit <strong>der</strong> Applikationen hängt seiner Meinung nach<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Funktionalität, <strong>der</strong> zeitnahen Übertragung und einer Kosteneinsparung ab. Die<br />

zeitnahe Datenübertragung mit an<strong>der</strong>en GDAs funktioniere allerdings noch nicht so gut.<br />

Skeptisch beurteilt er darüber hin<strong>aus</strong> die zentrale Speicherung <strong>der</strong> Patientendaten<br />

("gläserner Patient", Z. 74) und die fehlende Klärung <strong>der</strong> Haftung. Bei fehlen<strong>der</strong><br />

Funktionalität komme es zu Zeitproblemen und zu einem übergroßen<br />

Administrationsaufwand. Insbeson<strong>der</strong>e die Kosteneinsparung seitens <strong>der</strong> Ärzte sieht <strong>der</strong><br />

Interviewpartner pessimistisch.<br />

Momentan empfindet <strong>der</strong> Interviewpartner die Funktionalität des Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chs mit<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> als zufriedenstellend, auch die Urlaubsvertretung funktioniere gut, die<br />

Krankenstandsvertretung weniger. Mit dem Support durch den Anbieter ist er zufrieden. Die<br />

Benutzerfreundlichkeit ist bei ihm darüber hin<strong>aus</strong> mit <strong>der</strong> Haltbarkeit des Programms<br />

verbunden. Als negativ empfindet er die hohen Kosten, die durch Wartung und Anschaffung<br />

neuer S<strong>of</strong>tware entstehen. Solange alles funktioniert, möchte er sich nicht mit technischen<br />

Details beschäftigen, und viele Funktionen des APIS braucht und nutzt er deshalb auch<br />

nicht.<br />

Die Nutzungsintention des Interviewpartners kann seiner Meinung nach durch<br />

Empfehlungen und Wünschen <strong>von</strong> Patienten, an<strong>der</strong>en GDAs o<strong>der</strong> Institutionen<br />

beeinflusst werden. Er nannte ein Beispiel, in dem er Patientenwünsche nach einer Online-<br />

Terminvergabe für seine Praxis überprüfte. Einen Vorschlag des Autors griff er positiv auf<br />

("Erinnerung an Auffrischungsimpfungen [wäre] eine interessante Sache", Z 135, 136). Als<br />

Hemmnisse für eine vermehrte Nutzung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> benannte er die fehlende Zeit<br />

sowie den Informationsüberfluss ("Es reicht jetzt schon. Diese Befundflut", Z. 63).<br />

Kontrolle über den Umsetzungsprozess hält er für sehr wichtig. Zu den Anwendungen<br />

möchte er sich nicht zwingen lassen ("da bekomme ich noch mehr Aversion", Z 156), wenn<br />

er es für relevant hält, gibt er Anregungen bei <strong>der</strong> S<strong>of</strong>twareentwicklung und meint auch,<br />

68


Ergebnisdarstellung<br />

dass seine Akzeptanz steigen würde, wenn seine Meinung berücksichtigt wird.<br />

Freiwilligkeit bei <strong>der</strong> Umsetzung ist ihm sehr wichtig.<br />

Der Interviewpartner beurteilt die künftige Entwicklung <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen eher<br />

pessimistisch, da sie einen vermehrten Aufwand an Administration, Kosten, Technik<br />

und Zeit verlangten, bei kaum mehr Nutzen für Patienten o<strong>der</strong> Ärzte. Als Beispiel benennt<br />

er das Pilotprojekt e-Medikation. Weiterhin skeptisch beurteilt er die steigenden<br />

Kontrollmöglichkeiten und den Verlust ärztlicher Autonomie bei vermehrtem Einsatz <strong>von</strong><br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen, mit dem Beispiel e-card. Aufgrund dessen würde er auch nicht<br />

seine Daten allen GDAs zur Verfügung stellen. Eine Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> durch e-<strong>Health</strong>-Applikationen kann er sich aber auch durch<strong>aus</strong><br />

vorstellen.<br />

4.1.7 Interviewpartner Nr.7: " Ich denke, das zeugt <strong>von</strong> Mo<strong>der</strong>nität"<br />

Der Interviewpartner führt seine Praxis etwa seit den Anfängen <strong>der</strong> EDV für Ärzte, seit ca.<br />

1988, mit EDV-Unterstützung. Zunächst sei er skeptisch gewesen ("da war ich noch <strong>der</strong><br />

Meinung: das ist nichts für mich, ich bin ein guter alter H<strong>aus</strong>arzt", Z 11-12). Danach<br />

informierte er sich regelmäßig über Fachzeitschriften ("Die sind immer zwei bis drei Jahre<br />

vorne. Da habe ich geschaut, was kommt wie<strong>der</strong>", Z 132-133), heutzutage sei er nicht mehr<br />

so interessiert an Informationen. Der Interviewpartner steht kurz vor <strong>der</strong> Pensionierung.<br />

Persönlich mache ihm die Arbeit am Computer Spaß, er sei neugierig auf neue<br />

Anwendungen und beschäftige sich auch privat gerne damit.<br />

Der Interviewpartner habe ein sehr positive Einstellung zu e-<strong>Health</strong>, und er habe sehr viel<br />

in sein APIS investiert ("in Summe sicher mehr als ein H<strong>aus</strong>", Z 14). Er ist <strong>der</strong> Meinung,<br />

nicht mehr ohne EDV arbeiten zu können ("Für einen Arzt für Allgemeinmedizin geht es<br />

schon nicht mehr ohne EDV", Z 13-14). Auch die Anfor<strong>der</strong>ungen an einen guten Arzt<br />

glaubt er mit EDV besser bewältigen zu können ("Ich denke das zeugt <strong>von</strong> Mo<strong>der</strong>nität", Z<br />

166). Mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EDV komme <strong>der</strong> Interviewpartner selbst gut zurecht, da<br />

man sich mit <strong>der</strong> Zeit einarbeite ("weil man damit wächst. Es ist eine Frage <strong>der</strong><br />

Eingewöhnung", Z 198-199). Die e-<strong>Health</strong> Applikationen, die er habe, funktionieren sehr<br />

gut, mit ihnen sei er zufrieden. Mit seinem Anbieter und dem Support sei er ebenfalls<br />

zufrieden, allerdings seien die Kosten für den Techniker zu hoch. Er benennt noch<br />

einzelne Verbesserungsmöglichkeiten ("ich hätte gerne die Impfgeschichte besser<br />

kombiniert – mit einem Recall-System", Z 109-110).<br />

69


Ergebnisdarstellung<br />

Der Interviewpartner bezieht seine Informationen in erster Linie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer, <strong>von</strong><br />

denen er künftig auch zuvor<strong>der</strong>st informiert werden möchte ("Das ist für mich ja doch eine<br />

Vertrauensgeschichte", Z 143), weiterhin <strong>aus</strong> den Fachzeitschriften und dem Internet.<br />

Folgende sechs e-<strong>Health</strong>-Applikationen verwendet <strong>der</strong> Interviewpartner und findet sie<br />

nützlich: e-card, e-Abrechnung, DFÜ, e-Labor, e-AUM, ABS. Neun an<strong>der</strong>e Applikationen<br />

fände er nützlich, die aber noch nicht angeboten werden o<strong>der</strong> die er in seiner Praxis nicht<br />

braucht: e-Pflegebegleitschreiben, e-Impfpass (siehe unten, wird als Zusatzangebot<br />

eingerichtet), e-Überweisung, e-Radiologie, e-Medikation, e-Notfalldaten, Home Monitoring,<br />

öffentliches Informationssystem und zentrales Anbieterverzeichnis. Bei zwei Anwendungen<br />

sieht er Verbesserungsmöglichkeiten: e-Arztbrief, e-Leistungsbericht ("ich kann ihn nur<br />

nicht elektronisch übermitteln", Z 73), nicht sinnvoll findet er den e-Mutter-Kind-Pass und<br />

das e-Terminmanagement für seine Praxis. Bzgl. ELGA ist er grundsätzlich positiv<br />

eingestellt, wenn das System nützlich und praktikabel ist, z.B. für die Urlaubsvertretung,<br />

er bemängelt aber die fehlende Rechtssicherheit ("was passiert, wenn ich etwas<br />

übersehe?", Z 58) sowie die Zugriffssteuerung ("Ein Problem habe ich auch mit den<br />

Versicherungen. Was passiert, wenn z.B. eine Frau fünfmal im Jahr zum Gynäkologen geht<br />

und dreimal zum Neurologen - dann weiß man, was los ist", Z 59-61).<br />

Die Datensicherheit versucht er in seiner Praxis zu gewährleisten (tägliche Sicherung<br />

sowie externe Festplatte), die fachgerechte Entsorgung <strong>der</strong> alten Rechner mit den Daten<br />

durch die Firmen sei eine Vertrauenssache ("Ich muss denen vertrauen, dass sie zerstört<br />

werden", Z 127).<br />

Mit dem Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Daten sei er "zu 90 %" (Z 91) zufrieden, er finde den Aust<strong>aus</strong>ch<br />

mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> nützlich, er würde diesen auch die Daten zur Verfügung stellen, nicht<br />

jedoch an<strong>der</strong>en GDAs ("An die sogenannten GDAs natürlich nicht", Z 254). <strong>der</strong><br />

Interviewpartner grenzt sich als Arzt vom Begriff GDA ab. Es gäbe noch<br />

Verbesserungsmöglichkeiten beim Aust<strong>aus</strong>ch, z.B. beim Empfang <strong>von</strong> Befunden per E-<br />

Mail über Medicalnet.<br />

Als Vorteile <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen im APIS benennt <strong>der</strong> Interviewpartner die<br />

Zeitersparnis sowie das angesammelte Wissen über Patienten ("es ist alles drinnen", Z 24).<br />

Zudem ist er <strong>der</strong> Meinung, dass e-<strong>Health</strong> sich positiv auf die Patientenzufriedenheit<br />

<strong>aus</strong>wirke. Die Kosten-Nutzen-Rechnung sei <strong>aus</strong>geglichen ("Ich bin hier auch <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass sich ein APIS finanziell rechnet", Z 22). Wenn neue e-<strong>Health</strong>-Anwendungen eine<br />

Zeitersparnis bringen und sinnvoll seien, würde er sie gerne anwenden, auch wenn die<br />

Anwendung verpflichtend sei. Er bevorzuge aber eine freiwillige Teilnahme, da er glaube,<br />

dass die an<strong>der</strong>en Ärzte gegen verpflichtende Teilnahme seien ("Wenn Ärzte das Wort<br />

‚Verpflichtung‘ nur hören, stellen sie schon die Haare auf", Z 242-243). Diese hätten auch<br />

70


Ergebnisdarstellung<br />

etwas gegen die Kontrollmöglichkeiten und <strong>der</strong> Autonomieeinschränkung ("Viele<br />

Kollegen wollen das nicht, weil sie sagen, da werden wir noch mehr kontrolliert", Z 259-260),<br />

er selber habe damit kein Problem.<br />

Sinnvolle e-<strong>Health</strong> Applikationen heißen für ihn eine Erleichterung <strong>der</strong> Administration und<br />

die Unterstützung bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>von</strong> Patienten. Er glaube auch an eine allgemeine<br />

Kostenersparnis durch e-<strong>Health</strong>, allerdings nicht für die Ärzte ("In meiner Praxis sicher<br />

nicht. Im gesamten Gesundheitssystem glaube ich schon", Z 225). Für die Zukunft sehe er<br />

neben <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Kollegen Verbesserungsmöglichkeiten bei <strong>der</strong><br />

Administration und Praktikabilität <strong>von</strong> S<strong>of</strong>tware, sowie Zeitersparnis, was sich auch auf<br />

die Patientenbetreuung positiv <strong>aus</strong>wirken würde. Eine Kostenersparnis in seiner Praxis<br />

kann er sich für die Zukunft nicht vorstellen.<br />

Der Interviewpartner sieht e-<strong>Health</strong> als nützlich für Patienten. Als Zusatzangebot für<br />

Patienten habe er trotz Schwierigkeiten eine Ordinationstafel für Patienten im<br />

Eingangsbereich angebracht ("Das habe ich mir in den Kopf gesetzt und es war äußerst<br />

schwierig", Z 21-22). Zudem verfolge <strong>der</strong> den Plan eines e-Impfpasses für seine Praxis<br />

("möchte ich aber unbedingt [...] Wir haben gesagt, wir machen bei <strong>der</strong><br />

Vorsorgeuntersuchung ein Qualitätsmanagementsystem", Z 48-50). Er richte sich bei dieser<br />

Sache auch nach den Wünschen <strong>der</strong> Patienten ("Wir haben z.B. jetzt schon über die<br />

Homepage bzw. per E-Mail Anfragen über Impfungen - das funktioniert gut", Z 148-189).<br />

Auch Empfehlungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer würde er folgen, weil diese sinnvolle und<br />

praktikable Anwendungen empfehlen würde.<br />

Der Interviewpartner kann sich vorstellen, dass seine Akzeptanz steigen würde, wenn er in<br />

die Entwicklungen einbezogen würde, wäre auch gerne bereit, an Pilotprojekten<br />

mitzuarbeiten.<br />

Vom Gesetzgeber wünsche er sich eine strenge Regelung <strong>der</strong> Zugriffsrechte, da er dies<br />

als eine große Schwäche <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen (insb. ELGA) sieht ("Wenn ich über<br />

die Datensicherheit nachdenke, wird mir <strong>of</strong>t schlecht. Wir Ärzte wissen nicht, was genau mit<br />

unseren Daten passiert, wer darauf zugreift, was kontrolliert wird usw. Das sollte streng<br />

geregelt und jeglicher Missbrauch auch aufgezeigt und behoben werden", Z 236-238).<br />

Als einen weiteren Nachteil sieht er die Rechtsunsicherheit für Ärzte aufgrund des<br />

Informationsüberschusses ("Das sind riesige Datenmengen die da angeschaut werden<br />

sollen und auch die rechtliche Sicherheit muss noch genau geklärt werden", Z 249-250).<br />

Der Interviewpartner spricht sich für eine freiwillige Teilnahme an e-<strong>Health</strong> als Opt-in-Lösung<br />

<strong>aus</strong>.<br />

71


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.8 Interviewpartner Nr.8: "Grundsätzlich sind wir jedoch <strong>of</strong>fen für Tools, die Sinn<br />

machen"<br />

Der Interviewpartner nutzt den Rechner nur beruflich, privat eher selten, und er hat keinen<br />

Spaß und keine Neugier in Bezug auf das Ausprobieren neuer Dinge am PC. Computern<br />

und Internet bescheinigt <strong>der</strong> Interviewpartner eine hohe Bedeutung, insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

schnelle Informationsvermittlung.<br />

Mit seinem APIS habe er "reine Userkenntnisse" (Z 22), er sei zufrieden damit, allerdings<br />

nutze er nur diejenigen Tools, die er wirklich brauche, aber das Programm "würde<br />

sicherlich noch mehr können" (Z 23). Eine weitere Einschränkung seien die hohen Kosten<br />

für individuelle Anpassungen.<br />

Computer und Internet seien heutzutage <strong>von</strong> sehr großer Bedeutung für die medizinische<br />

Praxis, er könne seine Praxis nicht ohne APIS führen ("Ohne EDV wäre eine medizinische<br />

Versorgung, wie wir sie heute anbieten können, nicht mehr vorstellbar", Z 10-11). Mit <strong>der</strong><br />

Kommunikation mit an<strong>der</strong>en GDAs sei er zufrieden, er würde dies auch in Zukunft mit allen<br />

korrespondierenden <strong>Ärzten</strong> <strong>aus</strong>bauen, allerdings gibt es auch Einschränkungen im<br />

Datenverkehr wie inkompatible Datenformate und Informationsüberschuss. Die<br />

Datensicherheit bewertet er dagegen als gut.<br />

Durch seine Kammertätigkeit, aber auch über die Sozialversicherungen sei er gut informiert<br />

über e-<strong>Health</strong>-Anwendungen, und er brauche nicht mehr Informationen ("<strong>der</strong>zeit kein<br />

Bedarf", Z 87). Auch sein APIS-Entwickler versorge ihn mit <strong>aus</strong>reichend Informationen<br />

über Newsletter etc., er sei zufrieden mit dem Support, allerdings stören ihn die langen<br />

Warteschleifen am Telefon.<br />

Der Interviewpartner gibt an, <strong>der</strong>zeit sieben <strong>der</strong> aufgeführten 20 e-<strong>Health</strong>-Applikationen zu<br />

verwenden, mit denen er uneingeschränkt zufrieden ist (e-card, e-Abrechnung, DFÜ-<br />

Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung, e-Befundbericht, e-Laborbericht, e-Radiologie, e-AUM). Eine<br />

weitere Applikation (e-Überweisung) muss gleichzeitig auch in Papierform übermittelt<br />

werden. Zwei weitere Applikationen werden verwendet, sind aber <strong>von</strong> "fraglichem Nutzen" (e-<br />

Leistungsbericht) bzw. "sehr verbesserungsfähig" (ABS). Der Interviewpartner sieht auch<br />

einen Nutzen in e-Notfalldaten, die allerdings nur selten abgefragt würden, sowie in <strong>der</strong> e-<br />

Medikation, wenn diese an<strong>der</strong>s als im Pilotprojekt umgesetzt werde. Mit e-<br />

Pflegedienstschreiben habe er keine Erfahrung. Bei vier Applikationen, die er nicht anwende,<br />

sehe er auch keinen o<strong>der</strong> kaum Nutzen (e-Impfpass, e-Mutter-Kind-Pass, e-Tagebücher für<br />

Biosignale, Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte<br />

Gesundheitsinformationen), dazu zählt er darüber hin<strong>aus</strong> auch das ELGA als fünfte<br />

Anwendung ("Die <strong>der</strong>zeit diskutierten Lösungen <strong>von</strong> ELGA und e-Medikation sind in dieser<br />

72


Ergebnisdarstellung<br />

Form nicht akzeptabel", Z 224-225). Ein zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller<br />

GDAs könne für Patienten <strong>von</strong> Nutzen sein.<br />

Negativ findet <strong>der</strong> Interviewpartner die Abhängigkeit, die durch die EDV-Anwendungen<br />

entsteht, sowie <strong>der</strong> Informationsüberschuss, <strong>der</strong> mit einem vermehrten Zeitaufwand<br />

verbunden ist, da <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> übermittelten Informationen sehr viel größer geworden ist<br />

als in <strong>der</strong> Vergangenheit mit den Papier-Varianten ("Nehmen wir z.B. einen<br />

Entlassungsbefund: heute muss ich 15 und mehr Seiten in elektronischer Form lesen, früher<br />

hatte ich eine Seite mit allen wesentlichen Informationen", Z 13-15). Daneben sind für ihn e-<br />

<strong>Health</strong> mit "höheren Kosten und Ausgaben" (Z 173), längeren Behandlungszeiten für<br />

Patienten, möglicherweise geringerer Autonomie <strong>der</strong> Ärzte und höherem administrativen<br />

Aufwand verbunden. Einen Mehrwert für die Patienten sieht er nicht, ebenso wenig wie<br />

Zeit- o<strong>der</strong> Kosteneinsparungen durch e-<strong>Health</strong> ("Mehrfachuntersuchen lassen sich kaum<br />

vermeiden, weil z.B. in 14 Tagen die Situation des Patienten wie<strong>der</strong> eine ganz an<strong>der</strong>e sein<br />

kann. Ebenso die Befundung, hier ist kein Einsparungspotential vorhanden", Z 211-213).<br />

Positiv sieht <strong>der</strong> Interviewpartner an e-<strong>Health</strong> die schnelle Informationsübermittlung und<br />

Kommunikation. Adäquate e-<strong>Health</strong>-Anwendungen können weiterhin die interne<br />

Organisation und die Kommunikation mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> verbessern. Der<br />

Interviewpartner wünscht sich Anwendungen, die "gerichtete Informationen" (Z 50) enthalten,<br />

die keinen erhöhten Zeitaufwand for<strong>der</strong>n. Die Anwendungen sollten "kostengünstiger" (Z<br />

64) sein, "Sinn machen" (Z 119) und auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Ärzte zugeschnitten sein. Er<br />

steht Neuerungen <strong>of</strong>fen gegenüber ("Grundsätzlich sind wir jedoch <strong>of</strong>fen", Z 229) und<br />

würde neue Applikationen vor allem dann anwenden, wenn sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer<br />

empfohlen würden, o<strong>der</strong> auch <strong>von</strong> den Sozialversicherungen im Zuge <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit. Nur auf Patientenwunsch hin würde er keine Anwendungen<br />

<strong>aus</strong>probieren. Seine Akzeptanz für neue Anwendungen würde steigen, wenn er in die<br />

Entwicklung einbezogen würde, und er habe das Gefühl, dass seine Vorstellungen mit<br />

einfließen können. Er wäre auch bereit, an entsprechenden Pilotprojekten mitzuarbeiten.<br />

Ein Einbezug neuer Applikationen solle freiwillig auf Basis <strong>von</strong> Opt-in erfolgen, Zwang solle<br />

nicht <strong>aus</strong>geübt werden ("Denn wer lässt sich gerne zu etwas zwingen?" Z 129, "es darf nicht<br />

über den Köpfen <strong>der</strong> Ärzte entschieden werden", Z 227-228). Der Gesetzgeber solle den<br />

Dialog mit den <strong>Ärzten</strong> suchen, um neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen an <strong>der</strong>en Bedürfnisse<br />

anzupassen.<br />

Der Interviewpartner nutzt bei <strong>der</strong> Formulierung seiner Wünsche die "Wir-Form", und er will<br />

sich nicht als GDA (Gesundheitsdiensteanbieter), son<strong>der</strong>n als Arzt verstanden wissen.<br />

73


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.9 Interviewpartner Nr.9: "Die Dinge, welche die Bürokraten interessieren, interessieren<br />

uns Ärzte nicht"<br />

Der Interviewpartner hat eine sehr positive und neugierige Einstellung zu Computern, er<br />

verbringe eher "zu viel" Zeit am Computer, er verbindet Spaß damit. Positiv findet er<br />

insbeson<strong>der</strong>e die schnelle Verfügbarkeit <strong>von</strong> Informationen, negativ die fehlende<br />

Datensicherheit.<br />

Der Interviewpartner gibt an, viel Erfahrung im Umgang mit seinem APIS zu haben. Es<br />

funktioniert sehr gut, er sei grundlegend zufrieden mit dem APIS, in das teilweise auch<br />

eigene Vorstellungen in <strong>der</strong> Entwicklung mit eingeflossen seien. Als problematisch benennt<br />

er die hohen Kosten und die Schwierigkeiten bei Updates, weil die Entwickler bisher nicht<br />

alle Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Systeme berücksichtigt hätten. Der Support durch die Anbieter<br />

sei für ihn zufriedenstellend, dieser laufe aber vorrangig über persönliche Beziehungen,<br />

während er <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> höre, dass Supportleistungen <strong>der</strong> Anbieter <strong>aus</strong><br />

ökonomischen Gründen zurückgegangen seien.<br />

Den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit den an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> findet <strong>der</strong> Interviewpartner ebenfalls<br />

zufriedenstellend, auch Krankenstands- und Urlaubsvertretungen funktionieren gut.<br />

Der Interviewpartner fühlt sich über neue e-<strong>Health</strong>-Entwicklungen nicht gut informiert. Er<br />

hat den Eindruck, dass die neuen Applikationen "<strong>von</strong> oben herab" (Z 16) entwickelt würden,<br />

worauf die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte keinen Einfluss haben. Er würde sich <strong>von</strong> allen an <strong>der</strong><br />

Entwicklung beteiligten Akteuren mehr Informationen wünschen. Er verbindet e-<strong>Health</strong> vor<br />

allem mit "Bürokratie" (Z 4), und er sieht die Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> nicht in Verbindung mit<br />

Erleichterungen für Ärzte und Patienten, son<strong>der</strong>n für die übergeordneten Institutionen<br />

("e-<strong>Health</strong> ist, glaube ich, vor allem ein Kostenersparnispunkt für das Gesundheitswesen", Z<br />

234).<br />

Bezüglich konkreter e-<strong>Health</strong>-Anwendungen zählt er sieben <strong>von</strong> 20 Applikationen auf, die er<br />

regelmäßig anwendet, die gut funktionieren und die er nützlich findet (e-card, e-<br />

Abrechnung, DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung, e- Arztbrief / e-Befundbericht, e-<br />

Laborbefund, e-Radiologie, e-Überweisung). Mit weiteren fünf Applikationen hat er in seiner<br />

Praxistätigkeit nichts zu tun (e-Pflegebegleitschreiben, e-AUM, e-Impfpass, e-Mutter-Kind-<br />

Pass, e-Tagebücher für Biosignale), bei zweien findet er den mündlichen Aust<strong>aus</strong>ch wichtiger<br />

(e-Terminmanagement, zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis).<br />

Bei einzelnen Applikationen ist er sehr viel kritischer, er bezeichnet sie als eine<br />

"Bürokratenburg" (Z 31, zu ABS; ähnlich bei öffentlichem Informationssystem), e-Medikation<br />

im Pilotprojekt als "Zeitverschwendung" (Z 39), ELGA als "Schwachsinn" (Z 36).<br />

74


Ergebnisdarstellung<br />

Als wesentliche Kritikpunkte <strong>der</strong> bisherigen e-<strong>Health</strong>-Umsetzungen benennt <strong>der</strong><br />

Interviewpartner folgende Punkte:<br />

die bürokratische Umsetzung ohne Einbezug <strong>der</strong> Ärzte ("Entscheidungen werden<br />

<strong>von</strong> oben herab und nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Basis getr<strong>of</strong>fen", Z 116),<br />

den zeitlichen Mehraufwand ("Zeiträuber", Z 226),<br />

die finanziellen Kosten ("Die Hauptvorteile haben aber die<br />

Sozialversicherungsträger und wir bleiben auf unseren Kosten sitzen", Z 119-120),<br />

den administrativen Aufwand ("mehr Arbeit", Z 47, "Umorganisation", Z 119),<br />

die generelle Abhängigkeit <strong>der</strong> Ärzte <strong>von</strong> <strong>der</strong> EDV sowie <strong>von</strong> den anhängigen<br />

Institutionen ("Wenn <strong>der</strong> Server bei mir nicht funktioniert, kann ich die Ordination<br />

zusperren und auf Urlaub gehen", Z 71-72; "Auch die Abhängigkeit <strong>von</strong> Internet-<br />

Provi<strong>der</strong>, e-card-Provi<strong>der</strong>, GKK, Hauptverband etc. ist groß und eigentlich<br />

bedenklich", Z 73-74, " wenn z.B. das e-card-System <strong>aus</strong>fällt [...] wenn irgendwelche<br />

Datensätze fehlen. Wenn es dann Probleme gibt und wenn man dann<br />

möglicherweise wochenlang um Honorare streiten muss, dann wird es bedenklich", Z<br />

101-105),<br />

<strong>der</strong> Datenschutz ("wenn jemand böse ist, wird er das überwinden können", Z 112),<br />

e-<strong>Health</strong> als Kontrollinstrument ("Kontrollen werden durchgezogen und meine<br />

Behandlungsstrategien wären sozusagen vom grünen Tisch nachvollziehbar und man<br />

könnte dann immer in Diskussionen eintreten. Wurde leitlinienkonform behandelt -<br />

Ja/Nein?", Z 297-299),<br />

geringe Transparenz und schwindende Autonomie <strong>der</strong> Ärzte ("Ich kann ja auch<br />

eine Abrechnung nicht mehr kontrollieren", Z 270; " welche Datensätze werden wie<br />

abgerufen? Das ist für uns ja nicht transparent", Z 273-274)<br />

Die fehlende Regelung <strong>der</strong> Zugriffsberechtigungen "bei ELGA sollen nur die jeweils<br />

Berechtigten tatsächlich Zugriff auf die Patientenakten haben - genau das glaube ich<br />

nicht. Im Grund kann je<strong>der</strong> im Gesundheitswesen auf alles zugreifen", Z 289-291),<br />

Rechtsunsicherheit ("Und dann stehen wir möglicherweise vor Gericht, weil wir<br />

etwas gemacht haben, wo wir nicht einmal wissen, was gemacht worden ist", Z 277-<br />

278).<br />

An<strong>der</strong>e Applikationen findet <strong>der</strong> Interviewpartner sinnvoll (e-Notfallsdaten) und macht<br />

Vorschläge für eine adäquate Umsetzung ("Ich wäre ein Verfechter <strong>von</strong> nur den<br />

entsprechenden, wenigen Diagnosen auf <strong>der</strong> e-card", Z 50-51); ebenso bei <strong>der</strong> e-Medikation<br />

("eventuell auch die aktuelle Medikation [auf die e-card]", Z 51). Er würde manche<br />

Anwendungen auch in Zukunft vermehrt nutzen, und würde auch Wünsche und<br />

Vorstellungen <strong>von</strong> Patienten dahingehend prüfen (als Beispiel benennt er den<br />

75


Ergebnisdarstellung<br />

webbasierten Terminkalen<strong>der</strong>). Insbeson<strong>der</strong>e die e-Medikation findet er in Zukunft<br />

<strong>aus</strong>baufähig und bei guter Umsetzung nützlich für seine Tätigkeit als Arzt. Auch praktikable<br />

Vorschläge seitens des Gesundheitsministeriums würde er u.U. übernehmen. Nützliche e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikationen wären für ihn solche:<br />

die die Zeit verringern, die für untergeordnete Aufgaben verwendet wird;<br />

die eine "Arbeitserleichterung" (Z 228) darstellen;<br />

die kostenneutral sind ("die zusätzlichen Aufwände ersetzt werden", Z 246);<br />

die zuvor <strong>aus</strong>führlich getestet und evaluiert worden sind.<br />

E-<strong>Health</strong>-Applikationen würde <strong>der</strong> Interviewpartner nicht als zusätzliche Leistungen<br />

anbieten, son<strong>der</strong>n nur dann, wenn sie für alle Patienten gelten ("Zum Teil finde ich es <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Ideologie her richtig, dass alle Patienten letztendlich gleich behandelt werden und man<br />

nicht immer nur schaut, wie man selbst möglichst viel verkaufen kann" Z 164-166). Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> befürwortet er eine Opt-in-Regelung. Er selbst kann sich <strong>aus</strong> Zeitgründen nicht<br />

vorstellen, an <strong>der</strong> Entwicklung neuer e-<strong>Health</strong>-Anwendungen mitzuarbeiten, allerdings<br />

würde er ggf. bei Pilotprojekten mitwirken.<br />

Der Interviewpartner möchte zu neuen Applikationen nicht gezwungen werden, ansonsten<br />

sehe er die Möglichkeit <strong>der</strong> Reaktanz ("wenn er es tut: wie man in den Wald hineinruft, so<br />

kommt es zurück", Z 263)<br />

Trotz positiver Einstellung zur Technik vermittelt <strong>der</strong> Interviewpartner ein pessimistisches<br />

Bild <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Entwicklungen, bei dem keine Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>von</strong> ihm<br />

benannten Kritikpunkte zu erwarten sind ("Einen Vorteil, neutral zu teilen, kann man <strong>von</strong><br />

Staat nicht verlangen im Grund genommen, zumindest nicht <strong>von</strong> unserem", Z 257-258; "Die<br />

Problematik wird wahrscheinlich immer größer werden", Z 280-281, "Damit ist dem<br />

Missbrauch Tür und Tor geöffnet und er wird auch kommen", Z 291-292, "Schlechter würde<br />

sie [die Autonomie] werden", Z 297).<br />

4.1.10 Interviewpartnerin Nr.10: "Von unserem Fach her ist klar, dass man sehr dafür ist"<br />

Die Interviewpartnerin arbeitet in einer radiologischen Praxis und vertritt darüber hin<strong>aus</strong> die<br />

Fachgruppe Privater Krankenanstalten und Kurbetriebe OÖ in <strong>der</strong> Wirtschaftskammer OÖ.<br />

Sie ist sehr aufgeschlossen gegenüber e-<strong>Health</strong>, z.T. weil die Radiologie <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

stark pr<strong>of</strong>itiert ("Von unserem Fach her ist klar, dass man sehr dafür ist", Z 9). Sie<br />

bezeichnet sich aber auch als "Technikfreak" (Z 187) sowie "orthopädie- und messbegeistert"<br />

(Z 127-128), sie sei neugierig auf neue Anwendungen, habe nicht nur beruflich, son<strong>der</strong>n<br />

auch privat am Computer und im Internet zu tun und habe Spaß dabei.<br />

76


Ergebnisdarstellung<br />

In Bezug auf ihr APIS kann die Interviewpartnerin vor allem <strong>von</strong> den medizinischen<br />

Anwendungen berichten, da die Administration und Verwaltung in den Händen des<br />

Sekretariats liege. Sie kümmere sich sehr darum, komme gut damit zurecht und finde es<br />

insgesamt nützlich. Sie glaubt nicht, dass sie ohne APIS eine Praxis führen könne ("wäre<br />

eine Katastrophe", Z 201). Neben den Verbesserungswünschen, die sie hinsichtlich<br />

technischer Probleme äußert (siehe unten), findet sie den Support durch die Firmen nicht<br />

immer zufriedenstellend, da diese immer öfter in zentrale Callcenter outgesourced sind.<br />

Zudem benötige sie aufgrund zweier verschiedener Systeme in ihrer Praxis bei Än<strong>der</strong>ungen<br />

einen externen Techniker, was kostenintensiv, aber unbedingt notwendig sei. Eine<br />

weitere Schwäche sind nicht eingehaltene Versprechungen <strong>von</strong> Firmen ("Mühsam ist,<br />

wenn Zusagen über Funktionalitäten gemacht werden und die Realität aber dann weit da<strong>von</strong><br />

entfernt ist", Z 160-161).<br />

Da die Interviewpartnerin sehr an e-<strong>Health</strong> interessiert ist, nutzt sie zur Information<br />

Fachzeitschriften (z.B. deutsche Zeitschrift für e-<strong>Health</strong>) sowie das Internetportal e-<br />

health.com. Zudem wird sie durch die Kammer und in ihrer Arbeitsgruppe mit Neuigkeiten<br />

versorgt. Sie fühlt sich daher gut informiert und hat keinen Bedarf an zusätzlichen<br />

Informationen durch an<strong>der</strong>e. Sie wisse, wo sie sich mit zusätzlichen Informationen<br />

versorgen könne, wenn sie diese brauche ("Es genügt mir, dass ich weiß, was es gibt und<br />

ich lesen kann, was mich interessiert", Z 153-154).<br />

Von den aufgeführten 20 e-<strong>Health</strong>-Applikationen nutzt die Interviewpartnerin insgesamt<br />

sechs regelmäßig und findet diese auch nützlich (e-card, e-Abrechnung, DFÜ, e-<br />

Befundbericht, e-Überweisung, e-Radiologie). An<strong>der</strong>e acht Applikationen werden <strong>von</strong> ihr<br />

nicht gebraucht (e-Pflegebegleitschreiben, e-Laborbefund, e-AUM, ABS, e-Impfpass, e-<br />

Medikation, e-Mutter-Kind-Pass, Home Monitoring, e-Notfalldaten). Bei drei Anwendungen<br />

macht sie die Bemerkung, dass sie diese nützlich finden würde (Home Monitoring, e-<br />

Notfalldaten, zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis). Beim e-Leistungsbericht macht<br />

sie Verbesserungsvorschläge (einheitliches Format). Für ein Informationssystem mit<br />

qualitätsgesicherten Informationen sieht sie die hohen Wartungskosten als Problem, macht<br />

aber auch hier konstruktive Vorschläge (auf <strong>der</strong> Webseite <strong>der</strong> Ärztekammer nach dem<br />

Vorbild <strong>der</strong> amerikanischen Gesellschaften). Das e-Terminmanagement habe sie geprüft,<br />

aufgrund <strong>der</strong> vielen Vorinformationen bevorzuge sie jedoch die telefonische Absprache mit<br />

Patienten und Zuweisern. Zu ELGA hat die Interviewpartnerin ein skeptisches Verhältnis,<br />

lehnt das Projekt aber nicht p<strong>aus</strong>chal ab ("Ich bin schon für ELGA, wenn man es vernünftig<br />

aufsetzt", Z 60-61). Ein entsprechendes Pilotprojekt habe zu großem bürokratischen<br />

Aufwand geführt ("Dazu hätte aber <strong>der</strong> Patient einen dreiseitigen Fragebogen <strong>aus</strong>füllen<br />

müssen [...] Solche Irrsinnigkeiten [...]", Z 62-64). Sie macht dazu den Vorschlag, dass man<br />

77


Ergebnisdarstellung<br />

ELGA zuerst im Bereich <strong>von</strong> weniger patienten-sensiblen Daten einführen könne, z.B. bei<br />

Labor- und radiologischen Daten, wo sich keine technischen Probleme ergeben. Diese<br />

grundlegenden technischen Probleme werden auch als Haupthin<strong>der</strong>nis angeführt ("Weil was<br />

ich jetzt sehe ist so, dass zum Teil die Grunddinge nicht erledigt sind", Z 45-46). Dazu zählt,<br />

dass das gleichzeitige Verschicken <strong>von</strong> Bilddateien und Befunddateien nicht funktioniert<br />

("Wir haben zwei Probleme: das eine, dass im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich <strong>der</strong><br />

Befunddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch funktioniert, aber <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> Bilddaten nur sehr eingeschränkt<br />

- und im Spitalsbereich <strong>der</strong> Bilddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch perfekt funktioniert, aber <strong>der</strong><br />

Befunddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch nur sehr eingeschränkt", Z 106-110).<br />

Als weitere Probleme nennt sie den Informationsüberschuss ("Ich habe kein Interesse,<br />

wenn ich heute z.B. ein MR <strong>der</strong> LWS anschaue, dass ich dann einen Wust an Befunden<br />

bekomme", Z 50-51). Verbesserungspotential gebe es auch bei dem Befund<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit<br />

den Kollegen. So würde z.B. ein gemeinsamer Patientenindex den Aufwand verringern.<br />

Mit ihrer Praxiss<strong>of</strong>tware ist die Interviewpartnerin grundsätzlich zufrieden, jedoch sieht sie<br />

viele Verbesserungsmöglichkeiten bei den oben beschriebenen technischen Problemen,<br />

wo sie eine Lösung durch die Firmen anmahnt ("Wobei ich nicht verstehe, dass die Firmen<br />

dieses technische Problem nicht lösen können", Z 109-110). Demgegenüber hat die<br />

Interviewpartnerin das Gefühl, dass die Datensicherheit in ihrer Praxis gegeben ist.<br />

Den Anfor<strong>der</strong>ungen an e-<strong>Health</strong> fühle sie sich gewachsen unter <strong>der</strong> Vor<strong>aus</strong>setzung, dass<br />

<strong>aus</strong>reichend Mitarbeiter vorhanden sind. Die Interviewpartnerin war bereits früh in einem<br />

Netzwerk organisiert, das sehr schnelle Informationsübertragung ermöglichte und hat an<br />

einem kleinen Pilotprojekt zu ELGA mitgemacht. Über die Arbeitsgruppe gibt sie<br />

Anregungen, die in die Entwicklung neuer Applikationen einfließen. Dies würde ihre<br />

allgemeine Akzeptanz aber nicht steigern. Sie kann sich vorstellen, an weiteren<br />

Pilotprojekten mitzuarbeiten, wenn dies die Abläufe in <strong>der</strong> Praxis nicht stört ("Aber wenn es<br />

draußen zu einem Chaos im Sekretariat führt o<strong>der</strong> im Patientenablauf, dann sicher nicht", Z<br />

249-250). Neue nützliche und sinnvolle Anwendungen würde sie auch in Zukunft<br />

einbauen, wenn dies <strong>von</strong> Patienten, Kollegen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Standesvertretung empfohlen<br />

o<strong>der</strong> angeregt würde. Empfehlungen seitens des Gesundheitsministeriums würde sie nicht<br />

ohne weiteres folgen, son<strong>der</strong>n sich auf die Verhandlungen <strong>der</strong> Standesvertretung<br />

verlassen. Dies gelte auch bei <strong>der</strong> zwingenden Einführung <strong>von</strong> neuen Applikationen<br />

("Wenn es aber so ist, dass die Ärztekammer dem zustimmt, dann gibt es für mich kein<br />

Problem. Weil ich denke, das war sicher ein langer Verhandlungsprozess und wenn man das<br />

dann zwingend macht, dann ist das auch sinnvoll. Mit dem Wort ‚zwingend‘ habe ich kein<br />

Problem", Z 208-211). Eine Einbindung würde aber am besten mit positiven Anreizen<br />

funktionieren ("Wer teilnimmt, muss aber auch einen Vorteil haben", Z 294).<br />

78


Ergebnisdarstellung<br />

Die Interviewpartnerin wünscht sich bei <strong>der</strong> Planung neuer e-<strong>Health</strong>-Anwendungen durch<br />

den Gesetzgeber dringend die Einbindung <strong>der</strong> Standesvertretungen, dort aber vor allem<br />

Personen mit Sach- und Fachkenntnissen ("Für meine Begriffe werden – vor allem in<br />

Gesetzesdingen – Leute eingebunden, die nicht mit <strong>der</strong> täglichen Routine vertraut sind, die<br />

nicht an <strong>der</strong> Front sitzen - und das halte ich für schlecht", Z 288-290). Die Einführung neuer<br />

Anwendungen kann nur als eine <strong>von</strong> beiden Möglichkeiten, Opt-in o<strong>der</strong> Opt-out für alle<br />

Teilnehmer, erfolgen ("Ich bin immer für komplett – entwe<strong>der</strong> komplett Opt-in o<strong>der</strong> komplett<br />

Opt-out. Keine Teillösung: das Eine darf sein und das An<strong>der</strong>e nicht", Z 299-300). Wer eine<br />

flächendeckende Einführung will, müsse Opt-out wählen.<br />

Die Interviewpartnerin glaubt nicht an große Verän<strong>der</strong>ungen in ihrer Praxis durch neue e-<br />

<strong>Health</strong>-Anwendungen ("wenn Vorbefunde o<strong>der</strong> <strong>aus</strong>wärtige Befunde vernünftig angeboten<br />

würden, wäre es manchmal sinnvoll, aber das brauchen wir nicht so häufig wie es immer<br />

dargestellt wird", Z 255-256). An ihrer Autonomie als Ärztin würde sich nach ihrer Meinung<br />

ebenfalls nichts än<strong>der</strong>n. Sie glaubt aber, dass durch neue Anwendungen die<br />

Kommunikation mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> und Einrichtungen noch verbessert werden könne.<br />

Auch im Umgang mit den Patienten gebe es Verbesserungen, z.B. in <strong>der</strong> Administration<br />

("Ich habe mir schon einmal überlegt, diese ganze „Zettelwirtschaft“ mit dem Ausfüllen <strong>von</strong><br />

z.B. Unverträglichkeiten zu umgehen, indem man mit iPads arbeitet, wo <strong>der</strong> Patient seine<br />

Unterschrift leistet", Z 316-319).<br />

Nach <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> Interviewpartnerin haben alle bisher neu eingeführten Applikationen<br />

keine Kosteneinsparungen gebracht. Als Beispiele nennt sie die e-card ("Wirklich eine<br />

Zeitersparnis sind manche Dinge gewesen, wie die e-card, wo die Daten automatisch<br />

übernommen werden – wobei die Anschaffungskosten dafür sehr hoch waren", Z 265-267)<br />

sowie eine Spracherkennungss<strong>of</strong>tware, die sie regelmäßig nutzt ("Aber da hat es auch ganz<br />

groß geheißen - wir sparen uns Personal – stimmt so nicht", Z 265-267). Einen Vorteil für<br />

die Patienten sieht die Interviewpartnerin durch ein Beispiel <strong>aus</strong> <strong>der</strong> radiologischen Praxis<br />

bei Mammographieuntersuchungen ("ungefähr 30 % <strong>der</strong> Patientinnen haben ihre Bil<strong>der</strong><br />

verschmissen. [...] Im privaten Bereich ist ja <strong>der</strong> Patient <strong>der</strong> Besitzer <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> und nicht <strong>der</strong><br />

Radiologe. Daher muss ich manchmal Mehrfachuntersuchungen zu Lasten <strong>der</strong> Patientinnen<br />

durchführen und hab dann immer noch einen unsicheren Befund usw. Jetzt ist das völlig<br />

hinfällig", Z 275-280). Bei neuen Anwendungen sei auch eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />

unbedingt notwendig.<br />

79


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.11 Interviewpartner Nr.11: "Wenn ich das vermehren würde, müsste ich etwas nehmen,<br />

das ich nicht brauche"<br />

Der Interviewpartner arbeitet als Laborfacharzt und hat daher einen spezifischen Blick auf<br />

diejenigen e-<strong>Health</strong>-Applikationen, die in seinem Fachgebiet benötigt und angewendet<br />

werden.<br />

Er findet die Computernutzung in seinem Fach sinnvoll und nützlich, die Laborärzte<br />

gehörten zu den ersten, die spezifische S<strong>of</strong>tware nutzten. Darüber hin<strong>aus</strong> ist er ein<br />

zweckgebundener Internet- und Computernutzer, <strong>der</strong> diese nur zu Berufs- o<strong>der</strong><br />

Informationszwecken in Anspruch nimmt. Der Internetkommunikation steht er eher<br />

skeptisch gegenüber ("ich glaube, dass über die vermehrte Internetkommunikation <strong>der</strong><br />

normale persönliche Sozialkontakt ein bisschen hinten bleibt", Z 14-15). Er meint auch, dass<br />

e-<strong>Health</strong>-Anwendungen den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können, <strong>der</strong> nach wie<br />

vor das Wichtigste in <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit sei ("Ich glaube, <strong>der</strong> persönliche Kontakt zu<br />

den Patienten und Zuweisern ist das Wesentliche", Z 120-121).<br />

Der Interviewpartner benutzt bereits sehr lange - seit 1993 - ein APIS, das er bereits viermal<br />

gewechselt hat und in dem er in <strong>der</strong> Frühphase auch selber Dinge entwickelt hat, die er<br />

brauchte und die nicht angeboten wurden. Daher kenne er sich "zwangsweise" (Z 22) gut<br />

<strong>aus</strong>. Er nutzt vor allem die Befundübermittlung im Aust<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Kollegen,<br />

damit sei er zufrieden, und dies sei nützlich. Auch mit <strong>der</strong> Nutzerfreundlichkeit seines APIS<br />

sei er zufrieden, dies sei das "Optimum am Markt" (Z 68). Am Support sehe er<br />

grundsätzliche Verbesserungsmöglichkeiten ("es ist wie mit allen S<strong>of</strong>twarefirmen", Z 94),<br />

er sei aber auch hier mit <strong>der</strong> Kommunikation mit den Anbietern im Großen und Ganzen<br />

zufrieden. Er selbst biete über das Normale an e-<strong>Health</strong> auch einen Zusatz für die<br />

Patienten an - das selbständige Ansehen <strong>von</strong> Befunden - was aber sehr selten genutzt<br />

werde. Er hat das Gefühl, den Anfor<strong>der</strong>ungen, die e-<strong>Health</strong> stellt, gewachsen zu sein.<br />

Der Interviewpartner fühlt sich insbeson<strong>der</strong>e durch seine standespolitische Tätigkeit gut<br />

über e-<strong>Health</strong> informiert, er bezieht seine Informationen vor allem über die Kammer sowie<br />

über die S<strong>of</strong>twarefirma. Er wünsche sich auch keine zusätzlichen Informationen.<br />

Von den aufgeführten 20 e-<strong>Health</strong>-Applikationen wendet <strong>der</strong> Interviewpartner fünf an, die er<br />

auch nützlich bis sehr nützlich findet (e-card, e-Abrechnung, DFÜ-Übermittlung <strong>der</strong><br />

Abrechnung, e-Laborbefund und e-Überweisung). Eine Ausnahme besteht bei <strong>der</strong> e-card,<br />

bei <strong>der</strong> er den Nutzen infrage stellt ("ich glaube allerdings, wir hätten es gar nicht<br />

gebraucht, weil eh je<strong>der</strong> versichert ist", Z 28-29). Weitere zwölf e-<strong>Health</strong>-Applikationen kennt<br />

er zwar, er nutzt und braucht sie aber nicht in seiner Praxis (e-Arztbrief/e-Befundbericht, e-<br />

Pflegebegleitschreiben, e-AUM, ABS, e-Impfpass, e-Medikation, e-Radiologie, e-Mutter-Kind-<br />

80


Ergebnisdarstellung<br />

Pass, e-Leistungsbericht, e-Terminmanagement, e-Notfallsdaten, Home Monitoring). Zu<br />

an<strong>der</strong>en Anwendungen äußert er Zweifel am Nutzen. So lehne er die ELGA in seiner<br />

<strong>der</strong>zeitigen Form ab. Er glaubt auch, dass ein öffentliches Informationssystem für<br />

Gesundheitsinformationen medizinische Laien wahrscheinlich überfor<strong>der</strong>n würde,<br />

wenngleich er sachgerechte medizinische Informationen im Internet befürwortet ("Ich weiß<br />

nicht, ob es für einen Laien so einfach ist, damit umzugehen", Z 43). Ein zentrales<br />

Anbieterverzeichnis hält er für nicht nützlich, weil es solche Verzeichnisse bereits bei den<br />

Gemeinden gäbe, einer zentralisierten Erfassung <strong>der</strong> Adressen steht er skeptisch<br />

gegenüber.<br />

Die Datensicherheit sehe er in seiner Praxis als gegeben an, da die S<strong>of</strong>tware ISO-<br />

zertifiziert sei. Eine komplette Bereitstellung seiner Daten für an<strong>der</strong>e GDAs sieht er als<br />

sinnlos an ("Nein, wozu?", Z 208).<br />

Durch e-<strong>Health</strong> sieht <strong>der</strong> Interviewpartner keine Kostensparmöglichkeiten. Den Nutzen für<br />

die Patienten könne er aufgrund seines speziellen Fachgebietes nicht einschätzen. Der<br />

Gesetzgeber könnte unterstützen, indem er mehr Transparenz einfor<strong>der</strong>t. Insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Bezug auf Nutzen und Kosten seien e-<strong>Health</strong>-Applikationen <strong>of</strong>t intransparent ("Gerade im<br />

EDV-Bereich ist es aber lei<strong>der</strong> so, dass aufgrund <strong>der</strong> schweren Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong><br />

Abläufe <strong>der</strong> Nutzer gar nicht weiß, ob das was er kauft, sinnvoll und nicht überteuert ist", Z<br />

190-192).<br />

Eine vermehrte Nutzung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendung in <strong>der</strong> Zukunft brauche <strong>der</strong><br />

Interviewpartner für seine Praxis nicht, da er hier bereits alle Möglichkeiten <strong>aus</strong>geschöpft<br />

habe ("Momentan kann ich mir keine neuen vorstellen, die ich brauchen könnte", Z 169). Er<br />

sehe auch keine Verbesserungsmöglichkeiten. Nur auf Empfehlung <strong>von</strong> Patienten o<strong>der</strong><br />

Gesundheitsinstitutionen hin würde er keine neuen e-<strong>Health</strong>-Applikationen anwenden,<br />

son<strong>der</strong>n nur, wenn sie sinnvoll und nützlich seien. Er würde vorab den erwarteten Nutzen<br />

prüfen und mit dem erwarteten Aufwand verrechnen ("Jede elektronische Anwendung ist<br />

immer mit ziemlichem Aufwand verbunden, bei <strong>der</strong> Installation, bei <strong>der</strong> Einschulung und das<br />

muss sich dann auch in irgendeiner Form auf <strong>der</strong> Nützlichkeitsseite <strong>aus</strong>wirken. Das ist bei<br />

mir das Wichtigste", Z 108-110). Neue Anwendungen verbinde er mit einer Einschränkung<br />

seiner Autonomie, wenn sie mit Zwang verbunden seien ("Wenn ich das vermehren<br />

würde, müsste ich etwas nehmen, das ich nicht brauche und damit ist meine Autonomie<br />

eingeschränkt", Z 203-204). Er sieht keine Verbesserungsmöglichkeiten in seiner Praxis,<br />

daher würde er je<strong>der</strong> zwangsweisen Einführung neuer Anwendungen skeptisch<br />

gegenüberstehen ("Allein deshalb würde ich es nicht schätzen, wenn da <strong>von</strong> oben etwas<br />

drübergestülpt würde, was für uns überhaupt nicht sinnvoll ist", Z 221-222).<br />

81


Ergebnisdarstellung<br />

An Pilotprojekten würde <strong>der</strong> Interviewpartner aufgrund schlechter Erfahrungen nicht<br />

mehr teilnehmen. Seine Meinung sei allerdings bereits bei einigen Projekten zur<br />

Labors<strong>of</strong>tware eingeflossen. Seine Akzeptanz würde durch die Einbindung in die<br />

Entwicklung allerdings nicht beeinflusst werden, son<strong>der</strong>n allein <strong>der</strong> Nutzen einer S<strong>of</strong>tware<br />

sei ihm wichtig ("Wenn eine e-<strong>Health</strong> Anwendung gut ist - also nützlich und sinnvoll ist - ist<br />

es ganz egal, ob ich beteiligt war o<strong>der</strong> nicht", Z 159-160). Er plädiert für die konsequente<br />

Anwendung <strong>von</strong> Opt-in ("Es kann nur sein, dass jemand vorher sagt: 'ich will das'. Aber es<br />

kann nicht sein, dass jemand sagen muss: 'ich will das nicht'", Z 196-197).<br />

4.1.12 Interviewpartnerin Nr.12: " Wir Ärzte sind ja alle mündig und wissen, was wir zur<br />

Ausübung unseres Berufes brauchen"<br />

Die Interviewpartnerin gibt im Interview an, sie habe eine sehr positive Einstellung zu e-<br />

<strong>Health</strong> allgemein, ein Vorteil sei z.B. die Informationssuche im Internet, sie selber<br />

recherchiere und vergleiche <strong>of</strong>t, das müsse aber immer durch Fachwissen bewertet<br />

werden, um qualitätsvolle Informationen zu erhalten. In ihrer Freizeit habe sie Spaß am<br />

Computer und probiere gerne neue Dinge <strong>aus</strong>.<br />

Die Interviewpartnerin meint, sie habe noch nicht viel Erfahrung mit dem APIS und lerne<br />

noch ("da habe ich schon noch einiges an Nachholbedarf", Z 25-26). Sie sei an <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Systems nicht beteiligt gewesen. Mit dem, was sie könne, sei sie<br />

zufrieden, aber es sei noch mehr möglich. Sie habe lei<strong>der</strong> nicht viel Zeit zum Einarbeiten.<br />

Mit <strong>der</strong> Funktionalität des APIS, <strong>der</strong> Kommunikation und dem Support <strong>der</strong> Herstellerfirma<br />

sei sie zufrieden, aber sie müsse sich noch intensiver beschäftigen und könne nicht zu<br />

allen Themen etwas sagen. Sie fühle sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die e-<strong>Health</strong> an sie stellt,<br />

nicht immer 100%ig gewachsen. Sie halte das APIS für sehr bedeutsam für die Praxis<br />

und könne sich eine Arbeit ohne es nicht mehr vorstellen.<br />

Die Interviewpartnerin fühlt sich über e-<strong>Health</strong> nicht <strong>aus</strong>reichend informiert. Sie erhalte<br />

ihre Informationen <strong>von</strong> Veröffentlichungen <strong>der</strong> Ärztekammer, <strong>der</strong> Krankenkassen, ihrem<br />

S<strong>of</strong>tware-Hersteller sowie <strong>aus</strong> den Medien. Sie wünsche sich aber mehr Informationen,<br />

z.B. Informationsabende <strong>der</strong> Ärztekammer.<br />

Folgende sechs e-<strong>Health</strong>-Applikationen nutze die Interviewpartnerin regelmäßig und sei mit<br />

ihnen zufrieden: e-card, e-Abrechnung, DFÜ, e-Laborbefund, e-Überweisung und e-<br />

Befundberichte (diese seltener). Ein Informationssystem für qualitätsgesicherte<br />

Gesundheitsinformationen fände die Interviewpartnerin insbeson<strong>der</strong>e für den Laborbereich<br />

wichtig und nützlich. Alle an<strong>der</strong>en Anwendungen seien für ihren Fachbereich nicht<br />

82


Ergebnisdarstellung<br />

relevant, auch wenn sie ihr bekannt wären. Die Interviewpartnerin äußerte sich zum Projekt<br />

ELGA nicht geson<strong>der</strong>t.<br />

In ihrer Praxis werde streng auf Datenschutz geachtet und Sicherheitslücken ständig<br />

geprüft, sie unterliegen zudem Qualitätskontrollen. Der Datenschutz sei ihr bei neuen e-<br />

<strong>Health</strong>-Anwendungen sehr wichtig ("Es muss definitiv <strong>aus</strong>geschlossen sein, dass die<br />

Ordinationsgehilfin, eine Versicherung, <strong>der</strong> Arbeitgeber usw. Zugriff auf Patientendaten<br />

haben könnten.", Z 214-216).<br />

Sie könne nicht sagen, ob sie ihre Rolle als Arzt mit neuen Anwendungen besser <strong>aus</strong>üben<br />

könne. Sie habe den Eindruck, dass das bisherige Leistungsangebot <strong>aus</strong>reichend sei<br />

("Ich glaube, dass wir bereits jetzt ein ziemlich gutes Spektrum anbieten", Z 123-124).<br />

Zu neuen Anwendungen würde die Interviewpartnerin <strong>aus</strong> Prinzip nicht gerne gezwungen<br />

werden, besser sei eine Überzeugung durch sinnvolle und nützliche Funktionen ("Ich<br />

würde immer gerne die Chance haben, mir die Sinnhaftigkeit und die Nützlichkeit <strong>von</strong> Dingen<br />

mit überlegen zu können", Z 139-140). Auch <strong>der</strong> Gesetzgeber sollte auf Freiwilligkeit und<br />

Überzeugung durch funktionale Anwendungen setzen ("Wir Ärzte sind ja alle mündig und<br />

wissen, was wir zur Ausübung unseres Berufes brauchen", Z 241-242).<br />

Eine Zusammenarbeit zwischen Technikern und Medizinern sei für die<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware nützlich, da sie auf diese Weise praxisnäher gestaltet<br />

werde ("Nicht selten haben Techniker, die an <strong>der</strong> Entwicklung dieser spezialisierten<br />

Programme beteiligt sind, lei<strong>der</strong> wenig Ahnung vom praktischen Alltag eines Mediziners, vom<br />

Umgang mit Patienten und den notwendig damit verbundenen konkreten Erfor<strong>der</strong>nissen", Z<br />

165-168). Wenn ihre Zeit es erlaubte, würde sie gerne an <strong>der</strong> Entwicklung neuer S<strong>of</strong>tware<br />

o<strong>der</strong> in Pilotprojekten mitarbeiten. Das würde ihre Akzeptanz wahrscheinlich steigern, sie<br />

habe dann das Gefühl, ernstgenommen zu werden und hätte mehr Wissen über eine<br />

Anwendung. Ihre Akzeptanz sei aber unabhängig da<strong>von</strong> auch bei nützlichen und<br />

sinnvollen Anwendungen gegeben ("Ich würde es aber wahrscheinlich auch akzeptieren,<br />

wenn ich <strong>von</strong> jemandem glaubhaft überzeugt würde, zu dem ich Vertrauen habe, dass<br />

dieses System praktikabel, sinnvoll und nützlich ist ", Z 181-183).<br />

Sinnvoll findet die Interviewpartnerin die elektronische Befundübertragung zwischen<br />

Kollegen und würde auch in Zukunft solche Applikationen vermehrt anwenden. Sie selbst<br />

äußert dahingehend Bedarf und nennt als Beispiel Pflegedienstgutachten ("In dieser<br />

Tätigkeit als Gutachterin stoße ich sehr <strong>of</strong>t auf Patienten, wo man auf Befunde angewiesen<br />

ist. [...]Da hätte ich mir schon sehr <strong>of</strong>t die Möglichkeit gewünscht, mir direkt online relevante<br />

Informationen über den Patienten abrufen zu können, die ich für den jeweiligen Fall<br />

benötige", Z 49-54). Ihre Praxis habe auf Wunsch <strong>von</strong> Kollegen zusätzliche Applikationen<br />

installiert ("Wir haben ja schon für die Kollegen die Möglichkeit einer online-Anfor<strong>der</strong>ung und<br />

83


Ergebnisdarstellung<br />

<strong>der</strong> online-Einsichtnahme in die Patientendaten geschaffen", Z 109-111). Dies würden sie<br />

auch bei weiteren e-<strong>Health</strong>-Applikationen nach Prüfung auf Sinnhaftigkeit und<br />

Funktionalität tun. Auch Patientenwünsche würde sie "natürlich, auf jeden Fall" (Z 103)<br />

berücksichtigen.<br />

Der elektronische Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch habe auch Nutzen für Patienten aufgrund <strong>der</strong><br />

schnellen Informationsübertragung, allerdings nur unter Gewährleistung des<br />

Datenschutzes ("ich glaube, dass es schon für den Patienten ein großer Vorteil wäre, wenn<br />

er z.B. zum Facharzt geht und <strong>der</strong> über sein APIS die Möglichkeit hätte, sich rasch<br />

Informationen über den Patienten zu holen", Z 207-208). Diesen Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch würde sie<br />

mit <strong>Ärzten</strong> befürworten, aber nicht mit an<strong>der</strong>en Akteuren ("für Versicherungen, Behörden,<br />

Betriebe, Schulen, Arbeitgeber – das lehne ich prinzipiell ab", Z 251-252), mit Ausnahme<br />

einer expliziten Erlaubnis des Patienten.<br />

Auswirkungen neuer Applikationen in <strong>der</strong> Zukunft sieht die Interviewpartnerin hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Möglichkeit, Personal im Administrationsbereich zu sparen, was sie allerdings ablehnt<br />

("Was ich ganz entschieden weniger schätze, sind Verbesserungen, die auf Kosten <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter gehen", Z 190-191). Im ärztlichen Bereich sieht sie keine<br />

Verbesserungsmöglichkeiten. Im Bereich <strong>der</strong> Kosten geht sie <strong>von</strong> einer<br />

Kostenverlagerung <strong>aus</strong>. Sollten die Kosten zulasten <strong>der</strong> Ärzte gehen, kündigt sie<br />

Wi<strong>der</strong>stand an und bezieht sich dabei auf die Ärzte als Gruppe ("Wenn wir im Labor durch<br />

mehr e-<strong>Health</strong> auch höhere Kosten ohne entsprechenden Benefit hätten, würden wir uns<br />

dagegen wehren ", Z 200-202). Sie sieht zudem eine Beschränkung ihrer Autonomie als Arzt<br />

("Natürlich, ich bin dadurch mehr unter Kontrolle", Z 247).<br />

Der Gesetzgeber könne nach Meinung <strong>der</strong> Interviewpartnerin unterstützend wirken, in dem<br />

er die Datenschutzbestimmungen streng und eindeutig regelt, um als Arzt eine Sicherheit<br />

dem Patienten gegenüber zu erhalten ("Keine „Gummiparagraphen“, die man so o<strong>der</strong> so<br />

anwenden kann, son<strong>der</strong>n eine klare, exakte und juristisch wasserdichte Regelung: ich will<br />

meinen Patienten mit gutem Gewissen sagen können: ‚Sie können sich darauf verlassen,<br />

das steht unter Datenschutz‘ o<strong>der</strong> ‚Es tut mir leid, Sie können keine Information bekommen,<br />

weil das gesetzlich so festgelegt ist‘", Z 224-228). Weiterhin sollten einheitliche technische<br />

Standards gesetzt werden, um die einzelnen Systeme kompatibel zu machen. Die<br />

Interviewpartnerin ist für eine Opt-in-Lösung.<br />

84


Ergebnisdarstellung<br />

4.1.13 Interviewpartnerin Nr.13: "die Elektronik wird nicht alles ersetzen können. Es liegt<br />

immer noch in <strong>der</strong> ärztlichen Verantwortung"<br />

Die Interviewpartnerin hat eine grundsätzlich positive Einstellung zu e-<strong>Health</strong>. Sie selbst<br />

arbeitet seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre mit APIS, habe noch mit DOS-Funktionen gelernt und<br />

dadurch ihrer Meinung nach viel Erfahrung gesammelt, da die Umstellungen vor allem<br />

früher ein großes Computerwissen vor<strong>aus</strong>setzten. Sie habe bereits mehrere<br />

Systemwechsel erlebt, was die Erfahrung mit IT gezwungenermaßen vergrößert ("es bleibt<br />

einem nichts an<strong>der</strong>es übrig als sich weiterzuentwickeln", Z 366). Sie nutze IT auch im<br />

Privatbereich gern, z.B. zur Informationssuche o<strong>der</strong> für Spiele. Die sozialen Netzwerke im<br />

Internet sieht sie hingegen skeptisch und betont die Bedeutung <strong>der</strong> direkten<br />

Kommunikation für die Gesellschaft ("Ich glaube nicht, dass Internet und EDV die einzige<br />

Antwort auf unsere momentane Gesellschaft ist. Ich glaube, dass man die persönliche und<br />

direkte Kommunikation nie ersetzen wird können", Z 13-15).<br />

Informationen zu e-<strong>Health</strong> erhält die Interviewpartnerin über die Kammer in ihrer Funktion<br />

als Standesvertreterin, sowie über den Programmierer ihres Anbieters. Mehr<br />

Informationen wünsche sie nicht.<br />

In ihrem APIS nutze sie nur diejenigen Funktionen, die sie wirklich braucht und mit denen<br />

sie zufrieden ist. Mit dem Support sei sie ebenfalls zufrieden. Einem ständigen Wechsel<br />

<strong>der</strong> Hardware verweigert sie sich und nimmt dafür auch eine verschlechterte<br />

Funktionalität (Verlangsamung) in Kauf.<br />

Folgende Anmerkungen zu Nutzung und Nützlichkeit konkreter e-<strong>Health</strong>-Funktionen macht<br />

die Interviewpartnerin: Die e-card wird <strong>von</strong> ihr als Wahlärztin nur zu<br />

Vorsorgeuntersuchungen genutzt. Es funktioniere problemlos, aber <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong> e-card<br />

für sie sei fraglich ("Benefit ist für mich im Höchstfall die Abfrage <strong>der</strong><br />

Sozialversicherungsnummer. Man hätte dies sicher auch über einen an<strong>der</strong>en elektronischen<br />

Weg zur Verfügung stellen können", Z 36-38). Die Abrechnung und DFÜ sowie e-<br />

Laborbericht würde sie selbstverständlich elektronisch machen. Auch die e-<br />

Befun<strong>der</strong>stellung mache sie elektronisch, wobei nicht alle Wahlärzte diese Feature<br />

nutzen. Das e-Pflegebegleitschreiben kenne sie, nutze sie aber nicht, ebenso ABS und e-<br />

Radiologie, weil sie sie nicht brauche. Bei einigen Funktionen stellt sie den Nutzen<br />

infrage, da die Papierversion sowieso gebraucht werde und eine Mehrfachspeicherung<br />

unsinnig sei, wie bei <strong>der</strong> e-AUM ("Beson<strong>der</strong>s bei unserer klar strukturierten<br />

Wirtschaftsumgebung brauchen wir das Papier – wozu also doppelt?", Z 54), <strong>der</strong> e-<br />

Überweisung ("Vorteil null, <strong>der</strong> Patient braucht nämlich trotzdem einen Zettel, wo draufsteht,<br />

zu welchem Arzt o<strong>der</strong> in welches Krankenh<strong>aus</strong> er geschickt wird sowie auch die<br />

85


Ergebnisdarstellung<br />

Telefonnummer", Z 70-72), <strong>der</strong> e-Impfpass ("Für den Patienten und seine laufende<br />

Impfkontrolle glaube ich immer noch, dass <strong>der</strong> Impfpass in Papierform das bessere Teil ist<br />

und auf Reisen und International kommt er ohne Papierimpfpass sowieso nicht <strong>aus</strong>", Z 64-<br />

66), e-Medikation ("Der Patient braucht auf jeden Fall ein Rezept in <strong>der</strong> Hand um<br />

überprüfen zu können, ob alles aufgeschrieben wurde, was er sich vom Arzt hat<br />

verschreiben lassen, um sich die Namen <strong>von</strong> Medikamenten einzuprägen", Z 125-127) und<br />

<strong>der</strong> e-Mutter-Kind-Pass ("Der Mutter-Kind-Pass ist eine Errungenschaft, da ihn die Mutter<br />

bei sich trägt und immer zur Verfügung hat und dadurch auch erinnert wird, wann die<br />

nächste Untersuchung ist", Z 158-160). Das e-Terminmanagement werde nur <strong>von</strong> ihr<br />

selbst angewandt, ohne Zugriff <strong>der</strong> Patienten. Die e-Notfalldaten seien unsinnig, da sie im<br />

Notfall nicht abgerufen werden ("Zu allererst ist man mit <strong>der</strong> Grundversorgung beschäftigt, da<br />

braucht man für nichts eine Elektronik, nachher vielleicht, Z 200-201). Home Monitoring<br />

kenne sie und nutze sie nur als 24-h-Blutdruckmessung, ansonsten seien solche<br />

Patienten meist bei Spezialisten. Ein öffentliches Informationssystem für Patienten sei<br />

nicht schlecht, aber ins<strong>of</strong>ern nicht sinnvoll, da Patienten immer auch invalide<br />

Informationen besitzen ("Prinzipiell nicht schlecht, aber <strong>der</strong> Patient kommt trotzdem mit<br />

seinen Forumfragen", Z 232-233).<br />

ELGA in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Fassung wird <strong>von</strong> <strong>der</strong> Interviewpartnerin abgelehnt aufgrund des<br />

darin enthaltenen Aust<strong>aus</strong>chs <strong>von</strong> Patientendaten, insbeson<strong>der</strong>e einem Aust<strong>aus</strong>ch mit<br />

Institutionen, die dem Patienten schaden könnten ("Sie sollten aber nicht verfügbar sein für<br />

Berufsgruppen, die dies vielleicht zum Schaden des Patienten benutzen könnten – da denke<br />

ich in erster Linie an die Wirtschaft und die Dienstgeberseite und in zweiter Linie an die<br />

Privatversicherer. Ich halte das für extrem gefährlich", Z 110-113). Der Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong><br />

Daten und die zugehörige Inkompatibilität bei multimorbiden Patienten werden auch als<br />

Grund für das Nichtfunktionieren des Projektes e-Medikation genannt ("Die Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Medikation in den <strong>der</strong>zeit vorhandenen und möglichen Prüfprogrammen ist ein Problem",<br />

Z 137-138).<br />

Weitere Vorteile <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen seien die Sicherung und Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>von</strong><br />

Daten (Thema e-Impfpass: "Bringen tut ein elektronischer Impfpass zum<br />

Datenwie<strong>der</strong>herstellen was", Z 63-64) sowie die automatische Übernahme <strong>von</strong> Daten, z.B.<br />

bei <strong>der</strong> e-Überweisung o<strong>der</strong> beim e-Leistungsbericht ("wenn ich dem Patienten z.B. bei<br />

einem Umzug auf Knopfdruck seine Krankenakte mitgeben kann und <strong>der</strong> neue Kollege liest<br />

sie sich einmal durch und trägt sich in seine EDV nur noch die relevanten Dinge ein", Z 177-<br />

180).<br />

Als weitere Nachteile werden die zusätzlichen Kosten genannt (Thema e-AUM: "Man<br />

müsste dieses Modul ja auch bezahlen und wozu etwas bezahlen, was ich nicht brauche?",<br />

86


Ergebnisdarstellung<br />

Z 55-56). Zudem komme es zu einem Informationsüberfluss, <strong>der</strong> nicht mehr zu überblicken<br />

sei ("Wenn wir ELGA haben – und da sind dann Millionen Dateien verfügbar – laufen wir<br />

Gefahr, dass wir entwe<strong>der</strong> alle Daten horten, was dann zu einer riesigen Datenmenge führen<br />

wird", Z 115-117), und dass das elektronische System womöglich zu schnelleren<br />

Entscheidungen verleite ("einen Zettel hat man in <strong>der</strong> Hand, bevor man ihn hergibt und man<br />

schaut nochmal drauf - elektronisch kann man unglaublich schnell per Knopfdruck sein", Z<br />

94-96). Die ärztliche Verantwortung erfor<strong>der</strong>e aber ein sorgfältiges Abwägen aller<br />

Informationen unabhängig vom Medium, auf dem diese Informationen übermittelt werden.<br />

Dieses Abwägen lasse sich nicht durch elektronische Standardisierung ersetzen<br />

("Tatsächlich für den Patienten medizinisch relevant sind aber nicht alle Dinge und vieles<br />

wird erst im Nachhinein relevant. [...] D.h. man kann es wie<strong>der</strong> nicht elektronisch entscheiden<br />

durch eine Standardisierung", Z 169-175) Die ärztliche Autonomie werde durch<br />

inkompatible Systeme sowie durch die zwangsweise Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

geschwächt ("die möglichen Interaktionen muss man ja ohnehin als Arzt immer<br />

verantworten. Also ich weiß <strong>von</strong> Kollegen, die an dem Projekt e-Medikation teilgenommen<br />

haben, dass es schwierig war, manche Rezepte r<strong>aus</strong>zubringen – am Schluss haben sie sie<br />

mit <strong>der</strong> Hand geschrieben und das kann es nicht sein", Z 143-146). Auch die<br />

Überwachungsmöglichkeiten, die durch e-<strong>Health</strong> möglich geworden sind, lehne sie ab<br />

("ich habe etwas gegen Überwachung und dieses Instrumentarium e-<strong>Health</strong>, e-card-System,<br />

etc. kann man sehr wohl zur Überwachung einsetzen", Z 356-358).<br />

Damit im Zusammenhang werden <strong>von</strong> <strong>der</strong> Interviewpartnerin auch Unsicherheiten und<br />

Ängste bzgl. Haftungsfällen benannt, z.B. bzgl. <strong>der</strong> Richtigkeit und <strong>der</strong> Vollständigkeit<br />

<strong>von</strong> Datensätzen ("Zu klären ist, wer für die Richtigkeit <strong>der</strong> Daten haftet und im Beson<strong>der</strong>en,<br />

wer haftet für die Vollständigkeit <strong>der</strong> Daten – ich denke dafür sollte <strong>der</strong> Patient selbst haften.<br />

Er soll sich <strong>aus</strong>drucken lassen, was er drauf hat und das auch überprüfen", Z 217-219;<br />

"Hafte ich für jeglichen zur Kenntnis genommenen Inhalt und ab welchen Zeitpunkt bin ich<br />

verpflichtet, das alles zu lesen? Das ist unser Problem!", Z 379-381). Mit den juristischen<br />

Folgen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> fühle sie sich überfor<strong>der</strong>t.<br />

Sie sei zufrieden mit dem Aust<strong>aus</strong>ch mit Kollegen, grenzt sich aber vom Begriff GDA ab,<br />

da er marktorientiert sei und unseriöse Anbieter mit einschließe<br />

("Gesundheitsdienstanbieter ist ein Begriff, <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft kommt und wenn ich<br />

daran denke, dass da z.B. sämtliche Energetiker drinnen sind, weil sie ja<br />

Gesundheitsdienstanbieter sind", Z 242-244). Einen Aust<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs findet sie<br />

aber auch nützlich. Einen unbegrenzten Zugriff auf Informationen finde sie bedenklich,<br />

da er das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient schwäche ("Es wird dazu<br />

führen, dass die Patienten nichts mehr erzählen", Z 464).<br />

87


Ergebnisdarstellung<br />

Die Datensicherheit hält sie auf einem hohen Niveau für gegeben, wenngleich es keine<br />

hun<strong>der</strong>tprozentige Sicherheit gebe ("Das entspricht keinem Arbeitsalltag", Z 303). Auch die<br />

Nachvollziehbarkeit und Zugriffsicherheit <strong>der</strong> Daten hält sie für gegeben.<br />

Die Interviewpartnerin würde vielleicht auch auf Patientenwunsch neue e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen anbieten und betont auch die Funktion <strong>der</strong> Wahlärzte, Serviceleistungen<br />

am Patienten auch ohne konkreten Nutzen für die Ärzte zu erbringen ("Das ist zwar dem<br />

Patienten gegenüber ein Service, aber eines, das wir eigentlich schon erbringen sollten und<br />

wir Wahlärzte logischerweise selbstverständlich erbringen werden", Z 72-74). Auf<br />

Empfehlung <strong>von</strong> Institutionen würde sie neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen nur dann einführen,<br />

wenn sie sinnvoll seien und sie nicht selber die Kosten tragen müsste. Sie selbst biete über<br />

die normalen Funktionen hin<strong>aus</strong> keine zusätzlichen e-<strong>Health</strong>-Services an. Sie glaube auch<br />

nicht, dass e-<strong>Health</strong> notwendig sei, um ein guter Arzt zu sein - sie als Allgemeinmedizinerin<br />

käme grundsätzlich auch ohne e-<strong>Health</strong> und IT in <strong>der</strong> Praxis <strong>aus</strong>, sogar ohne Strom könne<br />

sie ihre Tätigkeit als Ärztin <strong>aus</strong>üben, allein die Qualität <strong>der</strong> ärztlichen Behandlung würde<br />

durch<strong>aus</strong> leiden. Sie würde aber nicht freiwillig auf e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> Praxis verzichten wollen.<br />

An<strong>der</strong>erseits möge sie prinzipiell keinen Zwang, daher wolle sie sich auch nicht zur<br />

Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen zwingen lassen. Es würde ihre Einstellung zu e-<br />

<strong>Health</strong> verschlechtern. Ihre Akzeptanz neuer Anwendungen sei <strong>von</strong> <strong>der</strong> Funktionalität <strong>der</strong><br />

Anwendungen bestimmt, nicht da<strong>von</strong>, ob ihre Vorstellungen in die Entwicklung einfließen.<br />

Dennoch habe sie bereits in Pilotprojekten mitgemacht und werde dies auch in Zukunft<br />

tun.<br />

Auf die Zukunft bezogen sieht die Interviewpartnerin mit <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen vor allem einen höheren administrativen und zeitlichen Aufwand, keine<br />

geringeren Kosten, und auch keinen Mehrwert für die Patienten. Sie bezieht diese<br />

Prognosen auf die potentielle Einführung <strong>der</strong> e-Medikation, <strong>der</strong> ELGA und den<br />

Mehrfachuntersuchungen, die mit <strong>der</strong> e-card vereinfacht worden sind ("Wozu hat man mit<br />

Einführung des e-card-Systems die Facharztbeschränkung aufgehoben? Früher hat man<br />

einen Krankenschein für den Praktiker bekommen, zwei Facharztscheine und einen<br />

Zahnschein – und jetzt? Gratiszugang mittels Plastikcard", Z 422-425). Vom Gesetzgeber<br />

wünscht sich die Interviewpartnerin Transparenz bzgl. <strong>der</strong> Entscheidungen sowie<br />

Maßnahmen zur Verringerung <strong>der</strong> Kosten im Gesundheitswesen außerhalb <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

(Selbstbehalt, Beschränkung des Zugangs zu Mehrfachuntersuchungen). Sie hält das<br />

jetzige System mit den bisherigen e-<strong>Health</strong>-Funktionen für <strong>aus</strong>reichend, es könne in<br />

kleinen Bereichen verbessert werden, aber eine Einführung grundsätzlicher Neuerungen<br />

wie ELGA lehne sie ab ("vielleicht kann man dort ein paar Funktionalitäten <strong>aus</strong>bauen, aber<br />

wir brauchen nicht ein neues Projekt namens ELGA", Z 444-445). Sie könne sich<br />

88


Ergebnisdarstellung<br />

Verbesserungen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> beim Informationstransport vorstellen, z.B. <strong>der</strong><br />

Speicherung <strong>von</strong> Patientenverfügungen auf <strong>der</strong> e-card. Sie selbst nutze bereits alle<br />

sinnvollen und für sie funktionalen sowie alle gefor<strong>der</strong>ten e-<strong>Health</strong>-Funktionen.<br />

Sie befürworte eine allgemeine Opt-in-Lösung für e-<strong>Health</strong> ("das wäre meines Erachtens<br />

die entsprechende Variante", Z 450-451), während sie Opt-out schlecht findet<br />

("demokratiepolitisch äußerst bedenklich", Z 451), und ein befundbezogenes teilweises in/out<br />

ablehnt ("<strong>der</strong> größte Unsinn", Z 452).<br />

4.2 Das Kategoriensystem<br />

Im folgenden Abschnitt werden nun die Kategorien vorgestellt, die über alle Interviews<br />

gebildet worden sind. Diese Kategorien werden in Beziehung zueinan<strong>der</strong> gesetzt, und es<br />

werden ggf. Abstrahierungen und Hierarchisierungen vorgenommen. Auf diese Weise wird<br />

ein Kategoriensystem zur Thematik "e-<strong>Health</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" entstehen.<br />

4.2.1 Oberkategorie: "Persönliche Einstellungen und Hintergründe"<br />

Einstellung zu IT, Internet und Computern<br />

Die Ärzte haben zumeist eine <strong>of</strong>fene Einstellung zu IT in <strong>der</strong> Gesellschaft, keiner lehnt dies<br />

gänzlich ab, lediglich bei <strong>der</strong> Wertigkeit existieren Unterschiede. Häufig wird <strong>von</strong> den<br />

Interviewpartnern das Internet als Informationsmedium sowie als Medium zur<br />

sachbezogenen Kommunikation positiv bewertet (I3, I6, I11, I12), negativ hingegen die<br />

internetbasierte Kommunikation und soziale Netzwerke (I3, I11, I13). Meinungen, dass die<br />

Unterschiede in den Einstellungen generationenbedingt seien (I1, I2), konnte <strong>der</strong> Autor im<br />

Zuge <strong>der</strong> Interviews allerdings nicht feststellen. Ein Arzt (I7), <strong>der</strong> kurz vor <strong>der</strong> Pensionierung<br />

steht, ist sehr technikinteressiert und hat auch Spaß an <strong>der</strong> Computerarbeit.<br />

private Nutzung, Neugier und Spaß am Computer<br />

Eng verbunden mit <strong>der</strong> Kategorie "Einstellung zu IT, Internet und Computern" ist die<br />

Kategorie zum privaten Nutzungsverhalten. Von den <strong>Ärzten</strong> wurde eine sehr große<br />

Nutzungsspanne angegeben. Diese reicht <strong>von</strong> einer sehr seltenen, eher als "gezwungen"<br />

beschriebenen Nutzung o<strong>der</strong> einer Nutzung nur für Arbeitszwecke (I3, I8, I11), zu einer<br />

Nutzung, die mit Spaß und Neugier verbunden ist (I4, I7), bis hin zu <strong>Ärzten</strong>, die sich als<br />

"Freaks" bezeichnen und / o<strong>der</strong> den Computer auch im Alltag gern für Hobbys o<strong>der</strong> Spiele<br />

nutzen (I5, I9, I10, I12, I13).<br />

Einstellung zu e-<strong>Health</strong> und APIS<br />

89


Ergebnisdarstellung<br />

Die Einstellung zu e-<strong>Health</strong> und zu APIS allgemein lässt sich als eine beson<strong>der</strong>e Kategorie<br />

<strong>der</strong> Einstellung zu IT betrachten. Da dieses Thema aber für die Arbeit im Mittelpunkt steht,<br />

wurde sie als eigenständige Kategorie behandelt. Gleichwohl ist sie eng mit den oben<br />

genannten Kategorien verbunden.<br />

Ausnahmslos alle Befragten bescheinigen e-<strong>Health</strong> eine große Bedeutung und haben ein<br />

"grundsätzlich positives" (I1, I4, I13) o<strong>der</strong> ein "sehr positives" (I12) Verhältnis zu e-<strong>Health</strong>.<br />

Nur zwei Befragte meinen einschränkend, dass e-<strong>Health</strong> auch überbewertet wird (I3, I4).<br />

Unterschiedlich sind die Vorstellungen, die mit e-<strong>Health</strong> verknüpft sind. Einige halten e-<br />

<strong>Health</strong> und APIS für nützliche Werkzeuge, die die Abläufe verbessern, aber einen Arzt nicht<br />

grundsätzlich besser machen können (I1, I4, I6, I13). An<strong>der</strong>e betonen dagegen die<br />

grundsätzliche Qualitätssteigerung durch e-<strong>Health</strong> und APIS (I2, I7). Fast <strong>aus</strong>nahmslos alle<br />

befragten Ärzte meinen, dass sie sich das Führen einer Praxis ohne e-<strong>Health</strong> und APIS nicht<br />

mehr vorstellen können. Nur zwei Befragte meinen, dass sie ihre Praxis auch grundsätzlich<br />

noch ohne APIS führen könnten (I3, I13), wobei hier <strong>aus</strong>schließlich die ärztliche Tätigkeit am<br />

Patienten gemeint war.<br />

Zwischen den drei beschriebenen Kategorien wird eine enge Wechselbeziehung<br />

angenommen (siehe Abbildung 6).<br />

Abbildung 6: Inhalte und Beziehungen <strong>der</strong> Kategorien unter <strong>der</strong> Oberkategorie "Persönliche<br />

Einstellungen und Hintergründe"<br />

90


4.2.2 Kategorien "Nutzungsintention und subjektives Nutzungsverhalten"<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Die Kategorien "Nutzungsintention" und "subjektives Nutzungsverhalten" spiegelt die<br />

Aussagen <strong>der</strong> Befragten wi<strong>der</strong>, die nicht nur über ihre Motivation zur Nutzung <strong>von</strong> neuen e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikationen sprachen, son<strong>der</strong>n auch ihr aktuelles Nutzungsverhalten reflektierten.<br />

Da dieses Nutzungsverhalten im Rahmen <strong>der</strong> Interviews nicht "objektiv", d.h. <strong>von</strong> außen<br />

erfasst werden konnte, son<strong>der</strong>n nur in den <strong>Sicht</strong>weisen <strong>der</strong> Betr<strong>of</strong>fenen, wurde <strong>der</strong> Begriff<br />

"subjektives Nutzungsverhalten" gewählt.<br />

Die meisten Befragten halten ihr momentanes Nutzungsverhalten für <strong>aus</strong>reichend, und dass<br />

sie damit die Anfor<strong>der</strong>ungen an einen guten Arzt erfüllen können (I3, I4, I10, I11, I12, I13).<br />

Sie stehen Neuerungen skeptisch gegenüber, weil sie sie nicht gut einschätzen können (I4),<br />

weil sie dadurch keine Verbesserungen o<strong>der</strong> sogar Verschlechterungen für ihre Arbeit in<br />

Zukunft erwarten (I4, I6, I8, I9, I12, I13) und / o<strong>der</strong> weil sie meinen, dass sie keine weiteren<br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen für ihre ärztliche Tätigkeit brauchen (I4, I10, I11, I12). Die<br />

pessimistischen Zukunftserwartungen sind verbunden mit <strong>der</strong> Erwartung eines vermehrten<br />

Aufwandes an Administration, Kosten, Technik und Zeit bei geringem Nutzen für Ärzte und<br />

Patienten (I6, I13), mit <strong>der</strong> Erwartung, dass Kritikpunkte nicht aufgegriffen werden (I9) o<strong>der</strong><br />

dass Einsparmöglichkeiten nur auf Kosten <strong>der</strong> Mitarbeiter möglich sind (I12).<br />

Neben dieser skeptischen <strong>Sicht</strong> auf Neuerungen existiert aber auch, häufig parallel, eine<br />

Bereitschaft und Motivation, bestimmte neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen dann anzuwenden,<br />

wenn diese eine Verbesserung für die eigene Arbeit darstellen (I3, I4, I5, I7, I8, I9, I10).<br />

Manche Befragte machen konkrete Verbesserungsvorschläge und können sich vorstellen,<br />

neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen, die sie bei ihrer ärztlichen Tätigkeit am Patienten unterstützen,<br />

dann auch vermehrt anzuwenden. Verbesserungsvorschläge wurden gemacht in Bezug auf<br />

die Kommunikation, z.B. die Befundübertragung zwischen KollegInnen (I3, I4, I6, I7, I10,<br />

I12), die Standardisierung <strong>von</strong> Formaten und Abkürzungen (I2, I4, I5), intelligente<br />

S<strong>of</strong>twarelösungen, z.B. für Terminvergabe (I2), die Praktikabilität <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware (I7), den<br />

Ausbau <strong>der</strong> e-Medikation (I7,I9), die Administration (I7, I10) und den Informationstransport<br />

z.B. auf <strong>der</strong> e-card (I13).<br />

Die Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> Skepsis in Bezug auf die Zukunft <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> und <strong>der</strong><br />

Motivation zur Nutzung bestimmter e-<strong>Health</strong>-Applikationen ist möglicherweise darauf<br />

zurückzuführen, dass viele Ärzte die Zukunft <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> mit <strong>der</strong> Einführung <strong>von</strong> ELGA<br />

verbinden. Von einer Ärztin (I13) wird diese Verbindung auch explizit genannt.<br />

91


Ergebnisdarstellung<br />

Die reale Nutzung <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen wird <strong>von</strong> einigen Befragten als geringer<br />

angegeben als allgemein erwartet. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Abfrage zur realen Nutzung konkreter<br />

Applikationen in <strong>der</strong> eigenen Praxis sind in Tabelle 3 aufgeführt.<br />

Tabelle 3: Häufigkeit <strong>der</strong> Nennungen zu Bekanntheit, eigener Nutzung und subjektiver Nützlichkeit<br />

einzelner e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

Applikation Bekanntheit<br />

Eigene Nutzung<br />

(auch im<br />

Pilotprojekt)<br />

Subjektive<br />

Nützlichkeit<br />

(allgemein / für die<br />

eigene Praxis)<br />

Ja Nein Ja Nein Ja m.E. Nein<br />

e-card IIIII IIIII III IIIII IIIII I IIIII I IIIII I<br />

e-Abrechnung IIIII IIIII III IIIII IIIII I IIIII IIIII<br />

DFÜ IIIII IIIII III IIIII IIIII I IIIII IIIII I<br />

e-Arztbrief/Befund IIIII IIIII III IIIII II III IIIII III<br />

e-Pflegebegleitschreiben<br />

IIIII IIIII III II IIIII IIII III<br />

e-Laborbefund IIIII IIIII III IIIII IIII II IIIII IIIII I<br />

e-AUM IIIII IIIII III IIIII II IIII IIIII I I I<br />

ABS IIIII IIIII III IIIII IIIII I II I I<br />

e-Impfpass IIIII IIIII III IIIII IIIII I III I<br />

e-Überweisung IIIII IIIII III IIIII IIII III IIIII I IIII<br />

ELGA IIIII IIIII IlI IIIII IIIII I II IIIII IIII<br />

e-Medikation IIIII IIIII IlI I IIIII IIII I III IIII<br />

e-Radiologie IIIII IIIII I II IIIII I IIIII I IIII III I<br />

e-Mutter-Kind-Pass IIIII IIIII I II IIIII IIIII I IIIII II<br />

e-Leistungsbericht IIIII IIII IIII IIII IIIII IIII<br />

e-Terminmanagement<br />

IIIII IIIII II I III IIIII III IIII IIII<br />

e-Notfalldaten IIIII IIIII II I I IIIII IIIII I IIIII III<br />

Home Monitoring IIIII IIIII II I I IIIII IIIII I IIII III I<br />

Öffentliches Infosystem<br />

IIIII IIIII II I IIIII IIIII II III III IIII<br />

Zentrales Anbieterverzeichnis<br />

IIIII IIIII I IIIII IIIII IIIII I II<br />

(gezählt wurden nur explizite Aussagen zur Nicht-Kenntnis und zur subjektiven<br />

Nützlichkeit. Wenn die Befragten keine Aussage zu einzelnen Applikationen machten,<br />

wurde dies nicht berücksichtigt).<br />

m.E.: mit Einschränkungen<br />

92


Ergebnisdarstellung<br />

Dass die Angaben zu den einzelnen Anwendungen sehr unterschiedlich sind, ist darauf<br />

zurückzuführen, dass einige Anwendungen wie e-card, e-Abrechnung usw. verpflichtend sind<br />

und somit alle nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte Erfahrung damit haben. An<strong>der</strong>e Anwendungen<br />

hingegen existieren <strong>der</strong>zeit nur in <strong>der</strong> Planungsphase und können daher höchstens in<br />

Pilotprojekten genutzt worden sein, während einige <strong>der</strong> vorgegebenen Anwendungen nur als<br />

Vorschläge existieren. Entsprechend unterschiedlich sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung. In<br />

Tabelle 3 lässt sich erkennen, dass bis auf vier bisher nur hypothetische Projekte (e-Mutter-<br />

Kind-Pass, e-Impfpass, zentrales Anbieterverzeichnis, öffentliches Informationssystem) zu<br />

allen Anwendungen wenigstens ein Befragter angibt, praktische Erfahrungen damit zu<br />

haben. Selbst zu ELGA hatte eine Befragte (I13) betont, an einem kleinen Pilotprojekt dazu<br />

teilgenommen zu haben. Das gleiche gilt für e-Medikation. Auch Befragte, die selbst keine<br />

praktische Erfahrung mit den Anwendungen hatten, gaben des Öfteren an, jemanden zu<br />

kennen, <strong>der</strong> an einem entsprechenden Pilotprojekt teilgenommen hatte. Zwar gibt es zu e-<br />

Impfpass keine praktischen Erfahrungen, dafür aber seitens eines Befragten konkrete<br />

Bemühungen zur Installierung eines entsprechenden Systems in seiner Praxis (I7). Das<br />

gleiche gilt für e-Notfalldaten, die ebenfalls in einem Fall in einer Praxis bereits gespeichert<br />

werden. Dass einige Anwendungen seltener genutzt werden, hängt auch mit den<br />

unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen des jeweiligen Fachgebietes <strong>der</strong> Befragten zusammen, wo<br />

e-Radiologie, Home Monitoring etc. nur selten o<strong>der</strong> gar nicht gebraucht wird.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die befragte Stichprobe insgesamt eine hohe<br />

praktische Erfahrung mit konkreten e-<strong>Health</strong>-Applikationen aufweist.<br />

4.2.3 Kategorie "subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> in APIS"<br />

Die subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> in APIS wird <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> mit Praktikabilität und<br />

Kostenneutralität verbunden. Darunter werden folgende Eigenschaften <strong>von</strong> Applikationen<br />

gezählt:<br />

keine Mehrarbeit, kein zusätzlicher Aufwand (I1, I9);<br />

kein Qualitätsverlust <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit (I2);<br />

Erleichterung und Unterstützung bei <strong>der</strong> internen Organisation, <strong>der</strong> Diagnosestellung<br />

und Patientenbehandlung, vor allem durch Schnelligkeit <strong>der</strong> Informationsübertragung<br />

(I1, I2, I3, I6, I7, I8, I9);<br />

zusätzliche Funktionalitäten (I6);<br />

Informationsspeicher (I7);<br />

93


Ergebnisdarstellung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation, gerichtete Information (I8, siehe auch<br />

Anmerkungen unter "Nutzungsintention");<br />

eine <strong>aus</strong>führliche Testphase und Evaluation im Vorfeld (I9).<br />

In Tabelle 3 wurden die subjektiven Nützlichkeitsnennungen getrennt für die verschiedenen<br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen erfasst.<br />

Von <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Befragten als nützlich empfunden wurden Applikationen, die tagtäglich<br />

genutzt werden, wie e-card, e-Abrechnung / DFÜ, e-Labor, e-Arztbrief / e-Befund, e-<br />

Überweisung und e-Radiologie, <strong>von</strong> den weniger genutzten Applikationen das e-AUM, <strong>der</strong> e-<br />

Pflegebegleitbrief, die e-Notfalldaten und das Home Monitoring, und <strong>von</strong> den noch nicht<br />

vorhandenen Projekten das Zentrale Anbieterverzeichnis aller GDAs. Insgesamt überwiegen<br />

die "nützlich"-Nennungen vor den "nicht nützlich"-Nennungen.<br />

Zu den Applikationen, die mehrheitlich kritisch und nicht nützlich gesehen werden, zählen<br />

ELGA, e-Medikation, e-Impfpass, e-Mutter-Kind-Pass, e-Terminmanagement, öffentliches<br />

Informationssystem und m.E. <strong>der</strong> e-Leistungsbericht. Bis auf ELGA, wo die kritischen<br />

Stimmen in <strong>der</strong> Mehrheit sind, werden zu an<strong>der</strong>en Projekten <strong>von</strong> den Befragten auch<br />

Verbesserungs- o<strong>der</strong> Umsetzungsvorschläge gemacht, o<strong>der</strong> es wird zwischen <strong>der</strong><br />

Umsetzung im Pilotprojekt und <strong>der</strong> hypothetischen Nützlichkeit unterschieden (e-Medikation).<br />

Die Beziehungen zwischen subjektiver Nützlichkeit, Nutzungsintention und<br />

Nutzungsverhalten werden für das Modell analog dem TAM konstruiert (siehe Abbildung 7).<br />

Abbildung 7: Beziehung zwischen subjektiver Nützlichkeit, Nutzungsintention und subjektivem<br />

Nutzungsverhalten<br />

Demnach wird die Nutzungsintention durch die subjektive Nützlichkeit beeinflusst; <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Nutzungsintention entspricht dann die reale Nutzung, die hier in Form <strong>von</strong> subjektiven<br />

Berichten erfasst wurde. Die Beziehungen (Pfeile) zwischen den drei Konstrukten wurden<br />

94


Ergebnisdarstellung<br />

anhand des theoretischen Modells vorgenommen. Die subjektive Nützlichkeit wird nun durch<br />

eine Reihe <strong>von</strong> Faktoren bestimmt, die oben bereits teilweise benannt wurden.<br />

Die wichtigsten Faktoren <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit werden mit eigenen Kategorien<br />

beschrieben und ins Modell eingefügt. Auch die wichtigsten Begründungen zur subjektiven<br />

Nützlichkeit einzelner Applikationen wurden diesen Faktoren zugeordnet.<br />

Einige Faktoren wurden drei Oberkategorien zugeteilt: "Marktwirtschaftliche Faktoren",<br />

"Institutionelle Faktoren" sowie "Technologische Faktoren". Diese drei Oberkategorien und<br />

die zugeordneten Kategorien werden in den folgenden Abschnitten beschrieben.<br />

4.2.4 Oberkategorie "Marktwirtschaftliche Faktoren"<br />

Unter dieser Oberkategorie wurden Faktoren zugeordnet, die <strong>der</strong> Marktlogik folgen, d.h.<br />

Bezug zum Kauf und Verkauf <strong>von</strong> Produkten und Dienstleistungen sowie Angebot und<br />

Nachfrage besitzen.<br />

Kosten<br />

Die Kosten sind einer <strong>der</strong> wichtigsten Faktoren, die die subjektive Nützlichkeit einer neuen e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikation bei den <strong>Ärzten</strong> bestimmen. Hierbei wird <strong>von</strong> den meisten Befragten eine<br />

Kosten-Nutzen-Rechnung vorgenommen. Eine positive Bilanz dieser Rechnung, d.h. eine<br />

Kosteneinsparung, wird <strong>von</strong> den meisten Befragten nicht erwartet (I2, I6, I7, I10, I11). Die<br />

meisten sehen eher zusätzliche Kosten auf sich zukommen, zum einen durch die Einführung<br />

neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen (I1, I2, I3, I7, I8, I9, I10), zum an<strong>der</strong>en durch die Notwendigkeit<br />

eines ständigen Updates <strong>der</strong> APIS-Hard- und S<strong>of</strong>tware (siehe Kategorie "Hersteller").<br />

Kostenneutralität wird angestrebt und auch akzeptiert, z.B. durch die Bereitschaft, für<br />

nützliche Applikationen auch entsprechend zu bezahlen (I7). In Bezug auf die neuen e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikationen wird <strong>von</strong> vielen Befragten da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>gegangen, dass diese<br />

Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem bringen, die aber nicht den <strong>Ärzten</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

an<strong>der</strong>en Trägern zugutekommen (I2, I5, I7, siehe Kategorie "institutionelle Faktoren"). Die<br />

Befragten haben das Gefühl, dass die zusätzlichen Kosten für e-<strong>Health</strong> zulasten <strong>der</strong> Ärzte<br />

gehen (I2, I5, I9), es gibt auch Ankündigungen, in Zukunft dagegen Wi<strong>der</strong>stand zu leisten<br />

(I2).<br />

Hersteller<br />

Eng verbunden mit dem Faktor <strong>der</strong> Kosten, aber darüber hin<strong>aus</strong>gehend wird die Beziehung<br />

zur Herstellerfirma <strong>von</strong> den Befragten beschrieben. In Bezug auf die Kosten wird <strong>von</strong> vielen<br />

Befragten die hohen Kosten für die ständigen Updates und Umstellungen <strong>von</strong> neuer Hard-<br />

95


Ergebnisdarstellung<br />

und S<strong>of</strong>tware sowie hohe Wartungskosten als belastend beschrieben (I3, I4, I6, I7, I8, I11).<br />

Eine Befragte verzichtet aufgrund <strong>der</strong> Kosten auf die Updates und nimmt dafür<br />

Verschlechterungen in <strong>der</strong> Funktionalität in Kauf (I13). Positive Aspekte <strong>der</strong> Beziehung <strong>der</strong><br />

Ärzte zu den Herstellern werden aber auch benannt, insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Mitarbeit an neuer S<strong>of</strong>tware (I4, I5, I9, I11) und damit einhergehende persönliche<br />

Beziehungen, z.B. beim Support (I4, I9). An<strong>der</strong>e Befragte beklagen die geringe Qualität des<br />

Supports, u.a. durch Personaleinsparungen (I3, I8, I10). Ein weiterer negativer Aspekt sind<br />

nicht eingehaltene Versprechungen durch die Hersteller hinsichtlich Funktionalität (I3, I9, I10,<br />

I11) o<strong>der</strong> Personaleinsparungen (I12) sowie die fehlende Kompatibilität zwischen<br />

unterschiedlichen Systemen (I2, I10). Weiterhin wird die zu enge Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Institutionen und Herstellern beklagt, die zu einer kritiklosen Empfehlung bestimmter<br />

Applikationen führten (I4). In diesem Zusammenhang wird auch <strong>von</strong> "EDV-Lobby"<br />

gesprochen (I3). Kritisch wird die zunehmende Abhängigkeit <strong>der</strong> Ärzte <strong>von</strong> den Firmen<br />

gesehen (I2). Trotz dieser Kritikpunkte scheinen fast alle Befragten mit ihrem APIS und den<br />

Herstellern im Großen und Ganzen zufrieden zu sein (I2, I3, I4, I5, I6, I7, I8, I9, I10, I11, I12,<br />

I13). Auch eine mögliche Monopolisierung eines Herstellers und eine dadurch entstehende<br />

Abhängigkeit werden <strong>von</strong> vielen <strong>Ärzten</strong> kritisiert, obwohl gerade das die kostengünstige<br />

Entwicklung neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen beeinflussen würde (I2).<br />

4.2.5 Oberkategorie "Institutionelle Faktoren"<br />

Unter <strong>der</strong> Oberkategorie "Institutionelle Faktoren" sind Kategorien zugeordnet, die einen<br />

Bezug zu einflussreichen Institutionen und ihrem Wirken im Rahmen <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendung besitzen. Dazu zählen neben den Sozialversicherungen und den<br />

Krankenkassen sowie dem Gesetzgeber und <strong>der</strong> Politik auch an<strong>der</strong>e Interessengruppen, wie<br />

Privatversicherungen und Arbeitgeber.<br />

Lastenverteilung und Unterstützung im Gesundheitssystem<br />

Zu den institutionellen Faktoren wurde die Kategorie "Lastenverteilung im<br />

Gesundheitssystem" angefügt.<br />

Viele Befragte thematisieren die unterschiedliche Verteilung <strong>der</strong> Lasten, z.B. an Aufwand und<br />

Kosten, innerhalb <strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure im Gesundheitssystem. Als Ärzte fühlen sie<br />

sich ungerecht behandelt, da sie mehr Kosten / Lasten zu tragen hätten, während <strong>der</strong><br />

Nutzen, z.B. für e-<strong>Health</strong>-Anwendungen, bei den an<strong>der</strong>en Akteuren liege. Dies geht <strong>aus</strong><br />

Äußerungen z.B. zur Kostenverteilung hervor (I2, I5, I7, I9). Ähnliche Bemerkungen werden<br />

in Bezug auf die APIS-Hersteller und <strong>der</strong>en Beziehung zu Gesundheitsträgern (I3, I4) o<strong>der</strong><br />

96


Ergebnisdarstellung<br />

auch allgemein zur Lastenverteilung gemacht (I3). Insbeson<strong>der</strong>e die Einführung <strong>der</strong> e-card,<br />

bei denen die Ärzte die Lasten, an<strong>der</strong>e Akteure aber den Nutzen hatten, hat zu negativen<br />

Erfahrungen und Erwartungen <strong>der</strong> Ärzte geführt (I2, I11).<br />

Der Wunsch nach mehr Einbindung in die Entscheidungen über neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

und folglich mehr Unterstützung seitens <strong>der</strong> Entwickler kommt auch in <strong>der</strong> Motivation vieler<br />

Befragter zur Mitarbeit an Pilotprojekten zum Ausdruck. Sieben Befragte meinen, dass sich<br />

die Mitarbeit bei Pilotprojekten positiv auf ihre Akzeptanz <strong>aus</strong>wirken würde (I1, I3, I5, I6, I7,<br />

I8, I12). Die Befragten wünschen sich, dass in den so evaluierten Pilotprojekten ihre<br />

Fachmeinung auch bei <strong>der</strong> Entscheidung über ein Rollout berücksichtigt wird (I1, I2, I4, I5).<br />

Es wird aber auch vielfach die pessimistische Meinung hervorgebracht, dass die künftige<br />

Entwicklung neuer e-<strong>Health</strong> eher praxisfern und ohne Einflussmöglichkeit durch die Ärzte<br />

<strong>von</strong>stattengehen werde (I4, I6, I9, I13). Es werde kaum über Weiterentwicklungen <strong>von</strong><br />

Pilotprojekten gesprochen bzw. undifferenzierte "Jubelmeldungen" hervorgebracht, die<br />

misstrauisch machten (I4). Einzelne Anwendungen wie ABS werden als "Bürokratenburg" (I9)<br />

beschrieben, d.h. als Entwicklungen, die im "stillen Kämmerlein" ohne Einbezug <strong>von</strong><br />

Praktikern kreiert werden.<br />

Verpflichtende Teilnahme an e-<strong>Health</strong><br />

Eine weitere Kategorie <strong>der</strong> institutionellen Faktoren stellt die Möglichkeit dar, dass <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber die Ärzte zur Anwendung bestimmter neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen verpflichten<br />

könnte. Die weit<strong>aus</strong> meisten Befragten lehnen eine verpflichtende Teilnahme ab (I1, I2, I3, I4,<br />

I5, I6, I8, I9, I11, I12, I13), nur zwei haben keine Probleme damit (I7, I10). Der Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> Befragten begründet sich zum einen <strong>aus</strong> ihrer prinzipiellen Ablehnung gegen Zwang "<strong>von</strong><br />

oben", wo sie das Gefühl erhalten, es werde ihnen wie<strong>der</strong> etwas "drübergestülpt", was sie<br />

nicht brauchen (I3, I4, I5, I8, I9, I12, I13). Die Befragten h<strong>of</strong>fen auf eine Freiwilligkeit in <strong>der</strong><br />

Nutzung und auf eine marktwirtschaftliche Regulation <strong>der</strong> neuen Applikationen in dem Sinne,<br />

dass sie nützliche und sinnvolle Sachen <strong>von</strong> selbst durchsetzen werden (I1, I5, I10, I12). Bei<br />

erzwungenen Teilnahmen kündigen mehrere Befragte Wi<strong>der</strong>stand an (I3, I4, I9).<br />

Demgegenüber seien Entscheidungen, die zusammen mit <strong>der</strong> Ärztekammer gefällt werden,<br />

akzeptabel, da hier Vertrauen ist, dass die <strong>aus</strong>gehandelten Lösungen für die Ärzte sinnvoll<br />

seien (I10).<br />

Abhängigkeit und Kontrolle<br />

Viele Befragte fühlen sich durch die zunehmenden e-<strong>Health</strong>-Applikationen in ihrer Autonomie<br />

eingeschränkt. Diese Autonomieeinschränkung wird zum Beispiel dann artikuliert, wenn<br />

Zwang zur Teilnahme <strong>aus</strong>geübt werde (I10, I11) o<strong>der</strong> wenn keine Transparenz beim<br />

97


Ergebnisdarstellung<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch herrscht (I4, I9). Die Ärzte seien auch zunehmend <strong>von</strong> den APIS-<br />

Herstellerfirmen, Provi<strong>der</strong>n und an<strong>der</strong>en Akteuren abhängig (I2, I8, I9). Die Applikationen<br />

ließen sich auch zur Kontrolle des ärztlichen Handelns verwenden, was die Befragten<br />

ablehnen (I6, I7, I12, I13). Nur zwei Befragte glauben nicht, dass die e-<strong>Health</strong>-Anwendungen<br />

die ärztliche Autonomie untergrabe (I1, I10) bzw. meinen, dass dies nur bei einzelnen<br />

Anwendungen passiere (I5). Die Anwendungen, die in diesem Zusammenhang als negativ<br />

benannt werden, sind ELGA, das Pilotprojekt e-Medikation, die e-card sowie Disease-<br />

Management-Programme.<br />

Aufgrund dessen richten sich die Wünsche <strong>der</strong> Befragten häufig an den Gesetzgeber, um<br />

hier eine Regelung <strong>von</strong> Zugriffsrechten, Transparenz in <strong>der</strong> Datenweitergabe und den<br />

technologischen Grundlagen sowie strenge Datenschutzbestimmungen zu erreichen (I2, I4,<br />

I5, I7, I11, I12, I13). Hier sehen die Ärzte noch viele Schwächen.<br />

4.2.6 Oberkategorie "Technologische Faktoren"<br />

Die Oberkategorie "Technologische Faktoren" enthält all jene Kategorien, die sich auf die<br />

technischen Aspekte und Eigenschaften <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen und <strong>der</strong>en<br />

Auswirkungen auf die Arbeit <strong>der</strong> Befragten beziehen.<br />

Datensicherheit<br />

Die Datensicherheit wird in seinen verschiedenen Aspekten <strong>von</strong> allen Befragten als wichtiger<br />

Faktor diskutiert.<br />

Zum einen bezieht sich die Datensicherheit auf die Daten in <strong>der</strong> eigenen Praxis und <strong>der</strong>en<br />

Schutz. Hier betonen viele Befragte ihr Vertrauen in zertifizierte Systeme und<br />

Qualitätskontrollen, mehrfache externe Sicherungen usw. und halten den Datenschutz für<br />

gegeben (I1, I4, I5, I7, I8, I10, I11, I12 I13). Einige befürchten jedoch auch die Möglichkeit<br />

gezielter Hackerangriffe, die Lücken und Schwächen <strong>aus</strong>nutzen würden (I3, I4, I8, I13). Auch<br />

<strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Ärztekammer werden teilweise mangelhafte Sicherungssysteme durch die<br />

Ärzte beklagt (I2).<br />

Zum an<strong>der</strong>en wird die Datensicherheit in Bezug auf die zentrale Speicherung <strong>von</strong><br />

Patientendaten diskutiert (I6). Hier wird vor allem das Projekt ELGA kritisch gesehen (I3, I7,<br />

I13). Auch die zentralisierte Erfassung <strong>von</strong> Adressen in einem Zentralen Anbieterverzeichnis<br />

wird skeptisch beurteilt (I11).<br />

98


Ergebnisdarstellung<br />

Ein dritter Aspekt <strong>der</strong> Datensicherheit wurde <strong>von</strong> einem Befragten geäußert, <strong>der</strong> die<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Datenvernichtung durch die Herstellerfirmen bei Abholung veralteter<br />

Hardware anspricht (I7). Hier müsse den entsprechenden Firmen einfach vertraut werden.<br />

Während demnach die meisten Befragten den Datenschutz in den eigenen Praxen als<br />

gegeben vor<strong>aus</strong>setzen, herrschen mehr Ängste über den Datenschutz, <strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong><br />

Kontrolle <strong>der</strong> Ärzte stattfindet.<br />

Ein vierter, eher positiver Aspekt <strong>der</strong> Datensicherheit ist das Thema <strong>der</strong> Sicherung und<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>von</strong> verlorenen Daten. Von zwei Befragten wird dieser Aspekt als<br />

Patientenservice erwähnt, wenn Patienten die Datenhoheit besitzen, aber einzelne Daten<br />

verloren haben (z.B. e-Radiologie, e-Impfpass; I10, I13).<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch und Datenübernahme<br />

Die technischen Möglichkeiten erlauben einen fast unbegrenzten Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch und die<br />

automatische Datenübernahme. Die Ärzte haben eine differenzierte <strong>Sicht</strong> auf den Aust<strong>aus</strong>ch<br />

<strong>von</strong> Patientendaten. Den Aust<strong>aus</strong>ch mit KollegInnen und an<strong>der</strong>en GDAs über Patienten<br />

finden viele Befragte nützlich (I1, I3, I4, I5, I6, I10, I13). Hierbei sollten die technischen<br />

Möglichkeiten noch verbessert werden (I2, I6, I7, I8). Zu diesen technischen Verbesserungen<br />

zählt z.B. die bisher fehlende Bestätigung <strong>der</strong> Übertragung bei <strong>der</strong> e-Abrechnung (I2), die<br />

fehlende Möglichkeit <strong>der</strong> e-Überweisung bei Spitälern (I3). Der elektronische<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch wird dann als nicht nützlich empfunden, wenn ein gleichzeitiger<br />

Papier<strong>aus</strong>druck für Patienten, Arbeitgeber o<strong>der</strong> Spitäler gefor<strong>der</strong>t ist (z.B. bei e-Impfpass, e-<br />

Medikation, e-Überweisung, e-AUM; I8, I13) o<strong>der</strong> wenn unterschiedliche Akteure mit<br />

unterschiedlichen Zugangsberechtigungen zu den Patientendaten existieren (e-Mutter-Kind-<br />

Pass, e-Impfpass, e-Medikation; I2, I13). Insbeson<strong>der</strong>e bei möglichen Zugriffen <strong>von</strong><br />

Berufsgruppen mit Eigeninteressen, wie Versicherern, Dienstgebern und <strong>der</strong> Wirtschaft wird<br />

die entsprechende Applikation <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> abgelehnt, etwa bei ELGA (I5, I7, I13).<br />

Kein Befragter wünscht jedoch den unbegrenzten Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Patientendaten mit allen<br />

GDAs (I1, I11). Sie betonen das Vertrauensverhältnis <strong>von</strong> Arzt und Patient und die<br />

beson<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> ärztlichen Daten (I1, I2, I5, I13). Unbegrenzte Zugriffsrechte werden<br />

abgelehnt und Autonomieverluste in diesem Zusammenhang befürchtet (I3, I6, I8). Es wird<br />

eine hierarchische Stufung des Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chs befürwortet, bei dem ärztliche Daten in den<br />

Händen <strong>der</strong> Ärzte bleiben und an an<strong>der</strong>e Ärzte nur mit Erlaubnis des Patienten und an<br />

an<strong>der</strong>e GDAs gar nicht weitergegeben werden (I1, I2, I4, I6, I7).<br />

Informationsüberfluss, vollständige und unvollständige Datensätze<br />

99


Ergebnisdarstellung<br />

Die Speicherung unbegrenzter Datenmengen ist rein technologisch möglich und kann auch<br />

mit dem APIS realisiert werden. Von den befragten <strong>Ärzten</strong> sieht diese Eigenschaft nur ein<br />

Befragter als Vorteil an (I7), viele weitere beklagen die "Datenflut", die z.B. mit<br />

undifferenzierten und zu langen Befunden über sie hinweggeht (I3, I4, I6, I10, I13). Diese<br />

"Datenflut" wird z.B. in Zusammenhang mit den Anwendungen e-Arztbrief / e-Befund kritisch<br />

diskutiert (I3).<br />

Im Zusammenhang mit den Datenmengen wird auch das Problem <strong>der</strong> juristischen Folgen<br />

benannt, wenn ärztliche Entscheidungen aufgrund unvollständiger Datensätze o<strong>der</strong> unter<br />

Nichtberücksichtigung <strong>von</strong> Details innerhalb größter, für den Menschen nicht mehr<br />

bearbeitbarer Datenmengen getr<strong>of</strong>fen werden (I4, I6, I7, I9, I13). Die Rechtsunsicherheit wird<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch im Zusammenhang mit dem Projekt ELGA thematisiert (I5, I7). Hier<br />

wurden Ängste und Überfor<strong>der</strong>ung artikuliert (I13).<br />

Die Befragten wünschten sich daher die Kennzeichnung unvollständiger Datensätze (I4)<br />

sowie die Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Projekten ohne Opt-out-Möglichkeit (I2, I3, I11). Die<br />

meisten Befragten sind für die Opt-in-Lösung <strong>aus</strong> Patientensicht (I1, I2, I4, I7, I8, I9, I10, I11,<br />

I12, I13). Opt-out wäre zwar für die flächendeckende Einführung besser (I10), aber<br />

demokratiepolitisch bedenklich (I13). Eine Lösung mit gleichzeitigem befundbezogenen Opt-<br />

in und Opt-out wird klar abgelehnt (I9, I13).<br />

Ein an<strong>der</strong>es Problem wird <strong>von</strong> den Befragten in Bezug auf die e-card geäußert. Hier sind die<br />

unvollständigen Datensätze das Problem, die Befragten wünschten sich zur Erleichterung<br />

<strong>der</strong> Administration aber mehr Daten, z.B. Dienstgeber und Adressen (I3, I5, I6).<br />

Eine Steuerung <strong>der</strong> Informationsvielfalt im Internet durch die Bereitstellung eines öffentlichen<br />

Informationssystems für Gesundheitsfragen sehen viele Befragte deswegen skeptisch, weil<br />

sie nicht glauben, dass die sachgerechten Informationen auch zu einer entsprechend<br />

sachgerechten Informiertheit <strong>der</strong> Patienten beitragen können (I2, I11, I13)<br />

Schnelligkeit des Aust<strong>aus</strong>chs<br />

Die Schnelligkeit des Aust<strong>aus</strong>chs wird <strong>von</strong> den Befragten als einer <strong>der</strong> wichtigsten positiven<br />

Faktoren <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen benannt. Nur eine Befragte sieht in <strong>der</strong> Schnelligkeit<br />

des Aust<strong>aus</strong>chs auch die Gefahr einer zu schnellen Entscheidung durch den Arzt (I13).<br />

Aufwand<br />

Die technologischen Grundlagen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen verlangen bei Neuinstallationen<br />

einen vermehrten Aufwand durch Kompatibilitätsprobleme, Umorganisation, Wartung und<br />

100


Ergebnisdarstellung<br />

Einarbeitung. Die damit verbundenen administrativen und zeitlichen Kosten werden <strong>von</strong><br />

vielen Befragten als negativ beschrieben (I3, I5, I6, I9, I10). Wegen dieses Aufwandes<br />

komme es auch zu Behin<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Patientenbehandlung und damit zu<br />

Qualitätsverlust (I3, I8). Auch in Bezug auf ein Öffentliches Informationssystem für<br />

Gesundheitsfragen wird <strong>der</strong> hohe Wartungsaufwand diskutiert (I10).<br />

Gleichzeitig betonen viele Befragte, den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> gewachsen zu sein (I4,<br />

I5, I6, I11). Der erhöhte Aufwand müsse aber durch eine entsprechende Anzahl <strong>von</strong><br />

Mitarbeitern gedeckt sein (I10). Der persönliche Aufwand verringere sich bei zunehmen<strong>der</strong><br />

Erfahrung und Nutzung (I3, I6, I12).<br />

Formatierung und Standardisierung<br />

Formatierungsprobleme wurden z.B. in Zusammenhang mit dem e-Arztbrief / e-Befund<br />

angesprochen (I5). Dies führe zu unübersichtlichen Informationen, o<strong>der</strong> auch<br />

Abrufproblemen bei dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zwischen <strong>Ärzten</strong>. Auch beim e-Laborbericht und<br />

<strong>der</strong> e-Radiologie würden internationale Standards nicht verwendet, <strong>der</strong> Abruf ist dadurch<br />

erschwert (I2, I10). Ein einheitliches Format fehle auch für den e-Leistungsbericht (I2, I7, I10,<br />

I13). Eine aufwändige Bedienung und falsche Zielvorgaben in den Prüfsystemen seien auch<br />

ein Grund für das Scheitern des Pilotprojektes e-Medikation, wie es in den drei Pilotregionen<br />

2011 getestet wurde (I4, I13).<br />

Daher wird vom Gesetzgeber auch eine Regelung <strong>der</strong> Standardisierung, möglichst auf<br />

international übliche Formate, gewünscht (I2, I5, I12).<br />

4.2.7 Oberkategorie "ärztliches Selbstverständnis und Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches<br />

Handeln"<br />

In Bezug auf die oben genannten drei Oberkategorien wurden <strong>von</strong> den Befragten in einigen<br />

Fällen Aspekte des ärztlichen Selbstverständnisses und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches<br />

Handeln erläutert. Diese Aspekte wurden in mehrere Kategorien unter <strong>der</strong> Oberkategorie<br />

"ärztliches Selbstverständnis und Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln" zusammengefasst.<br />

Ärzte als Gruppe<br />

Viele Befragte grenzten sich als Ärzte gegen den Begriff GDA ab (I1, I3, I7, I8, I11). Dieser<br />

sei dienstleistungs- und marktorientiert (I3, I11) und umfasse auch unseriöse Anbieter (I11).<br />

Die Befragten artikulieren in vielen Fällen ein starkes Gruppengefühl, indem sie im Interview<br />

statt auf die "Ich"-Form auf die "Wir"-Form zurückgreifen ("wir Ärzte", z.B. I1, I3, I4, I7, I8, I9,<br />

I10, I11, I12, I13). In vielen Fällen wird dies auch mit <strong>der</strong> Standesvertretung (siehe unten) in<br />

101


Ergebnisdarstellung<br />

Bezug gesetzt. Auch <strong>der</strong> <strong>von</strong> vielen Befragten angekündigte Wi<strong>der</strong>stand gegen bestimmte<br />

Entscheidungen wird durch das Bewusstsein eines Gruppenzusammenhalts getragen.<br />

persönlicher Kontakt<br />

Einige Befragte grenzen sich <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen ab und betonen demgegenüber die<br />

Wichtigkeit und Unersetzbarkeit des persönlichen Kontaktes für die ärztliche Tätigkeit (I3,<br />

I11). Eine persönliche Empfehlung sei wichtiger als ein zentrales Anbieterverzeichnis (I9).<br />

Der persönliche o<strong>der</strong> telefonische Kontakt sei in manchen Fällen unkomplizierter als <strong>der</strong><br />

elektronische Aust<strong>aus</strong>ch, z.B. im Fall eines e-Terminmanagements (I2, I3, I9, I12, I13).<br />

Heilen als ärztliche Kunst vs. Standardisierung<br />

Beim Thema <strong>der</strong> Kontrolle ärztlichen Handelns durch e-<strong>Health</strong>-Applikationen wurde durch<br />

mehrere Befragte ein Unbehagen dahingehend geäußert, dass sie in ihrer ärztlichen<br />

Tätigkeit auch hinsichtlich ihrer Behandlungsstrategien kontrolliert werden könnten (I3, I8,<br />

I13). Sie verstehen die ärztliche Tätigkeit als Kunst und Einzelfallanalyse, während<br />

standardisierte Behandlungsleitlinien zwar wichtig seien, aber nicht alles umfassen könnten<br />

(I3, I8). Die ärztliche Verantwortung erfor<strong>der</strong>e ein sorgfältiges Abwägen aller Informationen<br />

unabhängig vom Medium, was sich durch elektronische Standardisierung nicht ersetzen<br />

lasse (I13).<br />

Vertrauensverhältnis Arzt-Patient<br />

Insbeson<strong>der</strong>e beim Thema des Datenschutzes wurde <strong>von</strong> den Befragten auf die<br />

Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> ärztlichen Daten verwiesen, die an<strong>der</strong>s zu behandeln seien als an<strong>der</strong>e<br />

Daten. Die ärztlichen Daten berührten das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient, und eine<br />

Verletzung des Vertrauensverhältnisses durch unkontrollierten Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch hätte<br />

negative Behandlungsfolgen (I1, I2, I5, I13).<br />

ärztliche Autonomie<br />

Das Selbstverständnis <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit als autonomen und selbstverantwortlichen<br />

Handelns kommt vor allem indirekt in jenen Aussagen zum Ausdruck, in denen die<br />

Autonomie durch Verpflichtungen o<strong>der</strong> Kontrollen beschnitten wird (siehe Kategorie unter<br />

"institutionelle Faktoren"). Diese Verpflichtungen und Kontrollen stehen damit im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zum Selbstverständnis und lösen daher Wi<strong>der</strong>stände bei den <strong>Ärzten</strong> <strong>aus</strong>.<br />

Diese vier beschriebenen Oberkategorien lassen sich nun als miteinan<strong>der</strong><br />

zusammenhängende Einflussfaktoren auf die subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Kategorien wahrnehmen. Es gibt Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen<br />

technologischen, institutionellen und marktwirtschaftlichen Faktoren. In <strong>der</strong> Bewertung dieser<br />

102


Ergebnisdarstellung<br />

drei Faktoren ziehen die Befragten Faktoren ihres ärztlichen Selbstverständnisses sowie <strong>der</strong><br />

ärztlichen Tätigkeit zu Rate. Dieses Gefüge ist in Abbildung 8 dargestellt.<br />

Abbildung 8: Institutionelle, technologische und marktwirtschaftliche Faktoren sowie ärztliches<br />

Selbstverständnis in ihrem Einfluss auf die subjektive Nützlichkeit<br />

4.2.8 Weitere Kategorien zu Faktoren mit potentiellem Einfluss auf Einstellung und<br />

subjektive Nützlichkeit<br />

Im Rahmen dieses Abschnittes werden einige weitere Kategorien subsumiert, die aufgrund<br />

des TAM-Modells, eigener Überlegungen und / o<strong>der</strong> den Aussagen, die in den Interviews<br />

getr<strong>of</strong>fen worden sind, ebenfalls einen potentiellen, teilweise indirekten Einfluss auf die<br />

Einstellungen <strong>der</strong> Ärzte zu APIS und e-<strong>Health</strong> und zu subjektiven Nützlichkeitserwägungen<br />

haben können.<br />

Informationen über e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

Die Menge und Qualität <strong>der</strong> Informationen, die den <strong>Ärzten</strong> über e-<strong>Health</strong>-Applikationen und<br />

ihre Anwendung im APIS zur Verfügung steht, kann möglicherweise Einfluss auf ihre<br />

Einstellungen und Ansichten zur Nützlichkeit dieser Anwendungen nehmen.<br />

103


Ergebnisdarstellung<br />

Von den Befragten fühlen sich diejenigen gut informiert, die in Kammergremien o<strong>der</strong><br />

Arbeitskreisen mitarbeiten (I3, I5, I6, I8, I10, I11, I13), und diese fühlen sich auch besser<br />

informiert als an<strong>der</strong>e Ärzte (I6). An<strong>der</strong>e Befragte, die nicht so stark eingebunden sind, fühlen<br />

sich nicht <strong>aus</strong>reichend informiert (I7, I9, I12). Ausnahmslos alle Befragten geben an, durch<br />

die Ärztekammer über die neuen Entwicklungen informiert zu werden. Als weitere<br />

persönliche Informationsquellen wurden angegeben: die Medien (I4, I12), die Krankenkassen<br />

(I5, I12), die Hersteller <strong>der</strong> APIS (I3, I5, I8, I11, I12, I13), Sozialversicherungsträger (I8) und<br />

Fachzeitschriften bzw. Fachportale im Internet (I7, I10). Demnach sind die Ärztekammer und<br />

die Hersteller die wichtigsten Informationsquellen für die Befragten.<br />

In Tabelle 3 sind die Häufigkeiten aufgeführt, mit denen die Befragten im Interview meinten,<br />

spezifische e-<strong>Health</strong>-Applikationen zu kennen bzw. nicht zu kennen.<br />

Zu sehen ist, dass die weit<strong>aus</strong> meisten <strong>der</strong> angesprochenen Applikationen bei den Befragten<br />

bekannt waren. Häufigere Unsicherheiten gab es lediglich beim e-Leistungsbericht und dem<br />

e-Impfpass. Damit lässt sich sagen, dass die hier interviewte Stichprobe zu den<br />

informierteren <strong>Ärzten</strong> zählt, was sicherlich in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Funktionärstätigkeit in<br />

<strong>der</strong> Ärztekammer steht.<br />

Fünf Befragte sind zufrieden mit ihrem Informationsstand und wünschen sich keine weiteren<br />

Informationen (I7, I8, I10, I11, I13). Wünsche nach mehr Informationen wurden <strong>von</strong> sechs<br />

Interviewpartnern geäußert (I3, I4, I5, I6, I9, I12). Diese gelten ebenfalls in erster Linie <strong>der</strong><br />

Ärztekammer. Informationen durch die Ärztekammer werden als "Vertrauenssache"<br />

bezeichnet (I7). Es sollten spezielle Informationsabende eingerichtet werden (I12), und es<br />

wird eine stärkere Lobbyarbeit gegen die EDV-Wirtschaft und an<strong>der</strong>e Akteure, z.B. durch das<br />

EDV-Referat <strong>der</strong> österreichischen Ärztekammer, gewünscht (I3). Weitere<br />

Informationswünsche gelten <strong>der</strong> Gebietskrankenkasse (I3), dem Krankenversicherungsträger<br />

(I3), den Sozialversicherungsträgern (I6) bzw. allen Beteiligten im Gesundheitswesen (I4, I9).<br />

Es werden z.B. "prospektive" Informationen über den Stand <strong>der</strong> Finanzierungslasten und<br />

künftige Projekte gewünscht (I4).<br />

Vorerfahrungen mit APIS und e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

Die Vorerfahrungen, die mit dem APIS bzw. mit verschiedenen e-<strong>Health</strong>-Applikationen, z.B.<br />

in Pilotprojekten, gesammelt wurden, sind laut TAM ein wichtiger Einflussfaktor für die<br />

subjektive Nützlichkeit.<br />

Bei den Interviewpartnern ist die Gruppe <strong>der</strong>er, die angeben, sehr viel und langjährig<br />

Erfahrung mit ihrem APIS zu haben, sehr hoch (I4, I5, I7, I9, I11). Sie haben teilweise in <strong>der</strong><br />

104


Ergebnisdarstellung<br />

Frühphase <strong>der</strong> Entwicklungen selbst in Entwicklungsprojekten mitgewirkt (I4, I5, I6, I9, I11),<br />

o<strong>der</strong> sie haben noch mit DOS gelernt (I13). Viele haben schon mehrfach ihre Systeme<br />

gewechselt o<strong>der</strong> nutzen mehrere Systeme gleichzeitig (I4, I6, I10 I11), und manche sprachen<br />

große Umstellungsprobleme und/o<strong>der</strong> finanzielle Belastungen (I4, I6, I7, I8, I9, I10) aufgrund<br />

dessen an. Eine Befragte verweigert sich den häufigen Neuerungen und nimmt dafür<br />

funktionelle Verschlechterungen in Kauf (I13).<br />

Mehrere Ärzte beschreiben ihre Erfahrung als "erzwungen" (I3, I11), z.B. da die Verpflichtung<br />

zur e-card die Umstellung auf elektronische Systeme nötig gemacht habe (I3).<br />

Auch Erfahrungen mit Pilotprojekten zu bestimmten e-<strong>Health</strong>-Applikationen wurden <strong>von</strong> den<br />

Befragten beschrieben. Insgesamt fünf Befragte gaben an, bei solchen Projekten mitgewirkt<br />

zu haben (I4, I5, I10, I11, I13), z.B. zur Labors<strong>of</strong>tware (I11) o<strong>der</strong> bei einem „kleinen<br />

Pilotprojekt ELGA“ (I10).<br />

Schlechte Erfahrungen hierbei äußerten drei Befragte (I4, I5, I11), wenngleich <strong>aus</strong>nahmslos<br />

alle die Wichtigkeit solcher Pilotprojekte betonten.<br />

Demnach kann bei <strong>der</strong> Stichprobe da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>gegangen werden, dass sie über<br />

vergleichsweise große Vorerfahrungen mit APIS und e-<strong>Health</strong> verfügt.<br />

Patientenwünsche<br />

Wünsche und Empfehlungen <strong>von</strong> Patienten könnten sich auf die subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong><br />

e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> <strong>aus</strong>wirken. Dabei spielt zum einen eine Rolle, inwieweit Ärzte bereit sind,<br />

solche Wünsche zur Kenntnis zu nehmen, zum an<strong>der</strong>en aber auch, inwieweit solche<br />

Wünsche überhaupt existieren und wenn ja, ob diese an die Ärzte herangetragen werden.<br />

Weiterhin ist die Frage, ob Ärzte einen Patientennutzen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> allgemein anerkennen.<br />

Einen Nutzen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> für die Patienten sieht die überwiegende Anzahl <strong>der</strong> Befragten<br />

(I2, I4, I5, I7, I10, I12). Der Nutzen sei durch die schnelle Informationsübertragung (I12) o<strong>der</strong><br />

bei verlorenen Radiologiebefunden (I10) gegeben. Der Präsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ<br />

(I1) sieht dagegen den Nutzen für Ärzte im Vor<strong>der</strong>grund, <strong>der</strong> Nutzen für Patienten sei dem<br />

untergeordnet. Zwei Befragte sind pessimistisch in <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> künftigen<br />

Entwicklungen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen und sehen darin keinen Patientennutzen (I8, I13).<br />

Weiterhin wird auf die Rolle des Datenschutzes zum Wohle <strong>der</strong> Patienten verwiesen (I12)<br />

und darauf, dass es Akzeptanzprobleme <strong>der</strong> Patienten bei ungenügendem Datenschutz<br />

gebe (I10).<br />

105


Ergebnisdarstellung<br />

Ein wichtiges Thema bei <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>von</strong> Patientenwünschen ist "e-<strong>Health</strong> als<br />

Son<strong>der</strong>leistung für Patienten". Seitens <strong>der</strong> Ärztekammer (I2) wird Besorgnis dahingehend<br />

geäußert, dass viele Ärzte den Nutzen <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> für Patienten ignorieren und diesen<br />

Bereich daher an die Wahlärzte abgeben würden, die dies dann als beson<strong>der</strong>e<br />

Serviceleistungen anbieten. Auf diese Weise würde die Zwei-Klassen-Medizin <strong>aus</strong>geweitet.<br />

Tatsächlich gibt es auch in den getätigten Interviews Hinweise auf diese Entwicklung. Einige<br />

Befragte meinen, dass sie Empfehlungen <strong>von</strong> Patienten nach e-<strong>Health</strong>-Applikationen nicht<br />

folgen würden (I4, I8) bzw. nur nach Prüfung <strong>der</strong> Kosten-Nutzen-Relation (I11).<br />

Demgegenüber meint die Wahlärztin unter den Interviewten, dass das Eingehen auf<br />

Patientenwünsche nach bestimmten e-<strong>Health</strong>-Anwendungen für sie ein selbstverständliches<br />

Service sei (I13). Auch kommen die meisten Patienten ihretwegen in ihre Praxis. Ein<br />

Befragter meint, dass er zusätzliche Anwendungen mit einem entsprechenden Honorar<br />

verbinden würde (I3). Ein an<strong>der</strong>er Befragter stellt konträr dazu klar, dass e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen seiner Meinung nach für alle gelten sollten (I9).<br />

Die Mehrzahl kann sich zumindest theoretisch vorstellen, auf Patientenwünsche nach e-<br />

<strong>Health</strong> einzugehen. Drei Befragte beschreiben auch ihre Bemühungen um bestimmte e-<br />

<strong>Health</strong>-Entwicklungen, die sie auf Patientenwunsch o<strong>der</strong> für die Patienten einführten o<strong>der</strong><br />

geprüft haben, z.B. das selbständige Abrufen <strong>von</strong> Befunden (I11), Ordinationstafel (I7), e-<br />

Impfpass (I7) und e-Terminvergabe (I6). Nicht immer werden die Angebote <strong>von</strong> den<br />

Patienten auch genutzt (I11).<br />

Demnach ist <strong>der</strong> Einfluss <strong>von</strong> Patientenwünschen ein Thema, auf das die Ärzte, aber auch<br />

die Patienten sehr heterogen reagieren. Auch die Kostenfrage wird bei dieser Thematik<br />

immer wie<strong>der</strong> angesprochen.<br />

Standesvertretung<br />

Die Standesvertretung <strong>der</strong> Ärzte wird als beson<strong>der</strong>e Kategorie geführt, da bereits unter <strong>der</strong><br />

Kategorie "Informationen" aufgefallen ist, dass <strong>der</strong> Informationsfluss zu e-<strong>Health</strong><br />

hauptsächlich über die Kammer läuft, und auch viele Wünsche nach Information und<br />

Einbindung an die Kammer gestellt wurden. Diese beson<strong>der</strong>s enge Bindung <strong>der</strong> Ärzte an<br />

ihre Kammer wird auch durch einzelne Begriffe wie "Vertrauenssache" (I7) deutlich. Die<br />

Kammer ist auch diejenige, <strong>der</strong>en Empfehlungen durch die Befragten am ehesten gefolgt<br />

wird (I7, I8, I10). Es wurde auch angegeben, dass man sich auf die Verhandlungen <strong>der</strong><br />

Standesvertretung verlasse (I10) und dass man sich die Einbindung <strong>von</strong> Standesvertretern<br />

mit Fachkenntnissen bei Verhandlungen mit den jeweiligen Partner (Gesetzgeber,<br />

Krankenkassen, Versicherungen, etc.) wünsche (I10).<br />

106


Ergebnisdarstellung<br />

Auch dadurch wird die beson<strong>der</strong>e Vertrauensstellung <strong>der</strong> Ärztekammer bei dieser Thematik<br />

deutlich. Die Standesvertretung hat damit nicht nur indirekt (über Informationen) Einfluss auf<br />

die Einstellungen und Nützlichkeitserwägungen <strong>der</strong> Ärzte, son<strong>der</strong>n nimmt über die<br />

Empfehlung zur Nutzung auch direkten Einfluss auf die subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>.<br />

Die Inhalte sowie die angenommenen Beziehungen zwischen den beschriebenen Kategorien<br />

und den Kategorien "Einstellungen" und "subjektive Nützlichkeit" werden in Abbildung 9<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 9: Inhalte und Beziehungen <strong>der</strong> Kategorien unter <strong>der</strong> Oberkategorie "Einflussfaktoren auf<br />

Einstellungen, subjektive Nützlichkeit und Nutzungsintention"<br />

Die Kategorien <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit, Nutzungsintention und subjektivem<br />

Nutzungsverhalten sowie die aufgeführten Kategorien und Oberkategorien zu<br />

Einflussfaktoren werden im folgenden Abschnitt zu einem einheitlichen Modellschema<br />

zusammengefügt.<br />

107


4.3 Das Modell " e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>"<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Das Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" sollte die wichtigsten im<br />

Kategoriensystem benannten Kategorien beinhalten und diese in einen Zusammenhang<br />

bringen, <strong>der</strong> sich zum einen <strong>aus</strong> den Aussagen <strong>der</strong> Befragten in den Interviews ergab, zum<br />

an<strong>der</strong>en aber auch durch die theoretischen Grundlagen <strong>der</strong> TAM hergeleitet wurde.<br />

Auf dem für diese Arbeit gewählten mittleren Abstraktionsniveau ergab sich folgendes<br />

Modell:<br />

Abbildung 10: Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>"<br />

In diesem Modell wird die subjektive Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> zum einen durch<br />

Einstellungsfaktoren und Informationen über e-<strong>Health</strong> beeinflusst. Zum an<strong>der</strong>en wird die<br />

subjektive Nützlichkeit durch komplexe Bewertungsvorgänge bestimmt, in denen<br />

institutionelle, marktwirtschaftliche und technologische Faktoren <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

mit dem eigenen ärztlichen Selbstverständnis und den Anfor<strong>der</strong>ungen an das ärztliche<br />

Handeln abgestimmt werden. Persönliche Vorerfahrungen mit bestimmten Applikationen<br />

108


Ergebnisdarstellung<br />

können diese Bewertungsvorgänge verstärken und präzisieren. Die ärztliche<br />

Standesvertretung spielt eine sehr wichtige Rolle, da sie über Informationsflüsse zum einen<br />

und <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Ärzte als Gruppe bis hin zu Kampfmaßnahmen zum an<strong>der</strong>en Einfluss<br />

nehmen kann. Ein dritter Einflussfaktor stellen die Patientenwünsche, die an die Ärzte<br />

herangetragen werden, dar. Diese besitzen aber in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Ärzte keine so<br />

hohe Wertigkeit wie die an<strong>der</strong>en Faktoren.<br />

In diesem Modell sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Kategorien zum Ersten dort<br />

eingetragen worden, wo in den Aussagen <strong>der</strong> Befragten Verbindungen gezogen wurden,<br />

bzw. dort, wo es eine Augenscheinvalidität <strong>der</strong> Beziehungen untereinan<strong>der</strong> gibt. Dabei wurde<br />

zwischen den Verbindungen <strong>der</strong> sozialen Einflussfaktoren und <strong>der</strong> Einflüsse durch<br />

Informationen und den an<strong>der</strong>en Faktoren unterschieden. Zum Zweiten wurden Beziehungen<br />

auf <strong>der</strong> theoretischen Grundlage des TAM aufgegriffen.<br />

Das hier aufgestellte Modell lässt jedoch noch eine Reihe weiterer Verbindungen zwischen<br />

den einzelnen Kategorien und Faktoren zu. Wenn diese aber keine Grundlage in den<br />

Aussagen <strong>der</strong> Interviews fanden, wurden sie hier nicht eingeführt. Das Modell kann somit<br />

auch als Grundlage weiterer, hypothesenprüfen<strong>der</strong> Untersuchungen dienen.<br />

Das Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" sollte weiterhin an die theoretisch<br />

fortgeschrittenen und empirisch gut abgesicherten Schemata des TAM anschlussfähig sein.<br />

Aufgrund dessen soll nun versucht werden, die auf dem mittleren Abstraktionsniveau<br />

gehaltenen Kategorien des Modells, wo dies möglich und angebracht schien, an die<br />

Begrifflichkeiten des TAM anzuglie<strong>der</strong>n. Auf diese Weise wird das Abstraktionsniveau weiter<br />

erhöht und gleichzeitig eine Vergleichbarkeit mit den empirischen Studien und Vorarbeiten<br />

hergestellt.<br />

Dieses Modell ist in Abbildung 11 dargestellt.<br />

109


Ergebnisdarstellung<br />

Abbildung 11: Darstellung des Modells "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" in Anlehnung<br />

an die Begrifflichkeit des TAM<br />

Die theoretischen Überlegungen zur Wahl <strong>der</strong> Begrifflichkeiten des TAM und empirische<br />

Belege dazu werden im Diskussionsteil <strong>der</strong> Arbeit unter Abschnitt 5.1 vorgestellt.<br />

110


5 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

5.1 Zusammenfassung und Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellungen<br />

5.1.1 Zielstellung 1<br />

Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die vorliegende Arbeit thematisiert die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong><br />

und ihre Bereitschaft, neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen zukünftig zu nutzen. Diese Thematik<br />

wurde bislang in empirischen Untersuchungen kaum systematisch analysiert. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

fehlt den Untersuchungen <strong>der</strong> Bezug zu fundierten theoretischen Modellen, wie etwa dem<br />

Technology Acceptance Model (TAM; Davis, 1989).<br />

Die erste Zielstellung dieser Arbeit bestand in <strong>der</strong> Erstellung eines Überblicks über die<br />

einschlägigen Studien und ihre Ergebnisse. Insbeson<strong>der</strong>e sollten wissenschaftlich belegte<br />

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz und die Nutzungsintention <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> her<strong>aus</strong>gearbeitet<br />

werden. In <strong>der</strong> Recherche wurden sowohl hypothesenprüfende empirische Untersuchungen<br />

als auch Studien mit qualitativer Methodik berücksichtigt. Theoretischer Schwerpunkt war<br />

das TAM und seine Abwandlungen (TAM2, TAM3, UTAUT).<br />

In <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Arbeit wurde dieses Ziel umgesetzt. Wichtige Studien zur Frage <strong>der</strong><br />

subjektiven Nützlichkeit und Nutzungsintention <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> und Barrieren für die<br />

Akzeptanz wurden <strong>von</strong> Fitterer, Mettler & Rohner (2009), Allensbach (2010) und Boonstra &<br />

Broekhuis (2010) vorgelegt, die als Übersichtsarbeiten o<strong>der</strong> Evaluationen konzipiert waren.<br />

Insgesamt sieben internationale Studien zu e-<strong>Health</strong> auf <strong>der</strong> theoretischen Grundlage des<br />

TAM mit <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> konnten recherchiert werden (siehe Tabelle 1). Demnach<br />

sind bisher nur wenige theoretisch fundierte empirische Untersuchungen zu dieser speziellen<br />

Thematik gemacht wurden. Neben dem TAM kamen nur selten an<strong>der</strong>e theoretische Modelle<br />

(z.B. theory <strong>of</strong> planned behaviour; Ajzen & Fishbein, 1980) zum Einsatz.<br />

Weiterhin konnte gezeigt werden, dass auch einige qualitative Studien zum gleichen Thema<br />

durchgeführt wurden, <strong>der</strong>en Daten zumeist mittels Interviews erhoben und mithilfe<br />

qualitativer Inhaltsanalysen <strong>aus</strong>gewertet wurden (z.B. Gururajan, 2007; MacFarlane et al.,<br />

2011; Nuq, 2012). Die qualitative Methodik wurde eingesetzt, um spezifischen, selten<br />

untersuchten Sachverhalten und Umwelten Rechnung zu tragen o<strong>der</strong> Informationen über<br />

vertrauliche Inhalte zu erhalten.<br />

111


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Aus den Studien wurden diejenigen Faktoren extrahiert, bei denen ein Einfluss auf die<br />

Nutzungsintention nachweisbar o<strong>der</strong> umstritten war. Zu den "starken" Einflussfaktoren<br />

zählten demnach die subjektive Nützlichkeit (perceived usefulness), die Leistungserwartung<br />

(output quality, performance expectancy), Aufwandserwartung (effort expectancy) sowie<br />

Kompatibilität und wahrgenommene Kontrolle. Wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse ließen sich für<br />

die Bedienbarkeit (perceived ease <strong>of</strong> use), Image und soziale Normen (social influence)<br />

finden. Die Faktoren Freiwilligkeit und Erfahrung wurden nur selten in die Untersuchungen<br />

einbezogen. Diese Variablen wurden bei <strong>der</strong> nachfolgenden eigenen Untersuchung und <strong>der</strong><br />

Modellbildung berücksichtigt.<br />

5.1.2 Zielstellung 2<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> theoretischen Vorarbeit wurde die empirische Untersuchung<br />

konzipiert. Diese war als Interviewstudie angelegt. Es wurden insgesamt 13 nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte sowie ärztliche Standesvertreter in Oberösterreich nach ihrer Akzeptanz und<br />

Nutzungsintention sowie Nutzungsverhalten verschiedener e-<strong>Health</strong>-Funktionen befragt. Der<br />

Interviewleitfaden orientierte sich dabei an den oben beschriebenen potentiellen<br />

Einflussfaktoren auf die subjektive Nützlichkeit und die Nutzungsintention. Die Auswahl <strong>der</strong><br />

Ärzte erfolgte in einer möglichst breiten Auswahl verschiedener Fachrichtungen und<br />

Regionen (Stadt / Land). Die Daten<strong>aus</strong>wertung wurde nach den Regeln <strong>der</strong> qualitativen<br />

Inhaltsanalyse nach Mayring (2000) vorgenommen.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Daten wurde laut Zielstellung 2 <strong>der</strong> Arbeit zunächst dahingehend<br />

vorgenommen, die Höhe <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit, <strong>der</strong> Nutzungsintention und des<br />

bisherigen Nutzungsverhaltens bezüglich verschiedener e-<strong>Health</strong>-Anwendungen zu<br />

erfassen. Im zweiten Schritt sollten dann Einflussfaktoren auf die subjektive Nützlichkeit und<br />

die Nutzungsintention her<strong>aus</strong>gearbeitet werden.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Interviews zur subjektiven Nützlichkeit <strong>der</strong> vorgegebenen 20 e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen waren divergent. Einige Anwendungen stießen auf breite Akzeptanz seitens<br />

<strong>der</strong> befragten Ärzte, an<strong>der</strong>e wurden stark abgelehnt (siehe dazu Tabelle 3). Dies steht in<br />

Einklang mit den Ergebnissen ähnlicher Befragungen (z.B. Allensbach, 2010). Hier wurden<br />

zwar <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Ärzte für manche Anwendungen auch hohe Nützlichkeitswerte<br />

angegeben, allerdings meinten auch 10 % <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte, dass keine <strong>der</strong> e-<br />

<strong>Health</strong>-Anwendungen eine Verbesserung <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit darstelle, und 45 % <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte hatten die Meinung, dass die Nachteile <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> die Vorteile<br />

überwögen.<br />

112


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Im Einzelnen lässt sich folgende Zusammenfassung zur subjektiven Nützlichkeit und<br />

Nutzungsintention / Nutzungsverhalten <strong>der</strong> einzelnen Anwendungen geben:<br />

e-card<br />

Diese Anwendung wurde <strong>von</strong> den meisten Befragten als nützlich empfunden. Einwände<br />

beziehen sich zum einen auf Hardwareprobleme und die allgemeine Abhängigkeit des Arztes<br />

vom Kartensystem, zum an<strong>der</strong>en auf weitere Informationen, die ebenfalls auf <strong>der</strong> e-card<br />

platziert werden sollten, um einen Nutzen für die Ärzte darzustellen (Adresse, Arbeitgeber).<br />

Da die Nutzung obligatorisch ist, wurde die e-card laut Befragung auch <strong>von</strong> allen <strong>Ärzten</strong><br />

angewandt. Akzeptanzschwierigkeiten bei Patienten, aber auch bei <strong>Ärzten</strong> aufgrund <strong>der</strong><br />

hohen Kosten für die Anpassung <strong>von</strong> Lesegeräten wurden bereits berichtet (Ärztekammer für<br />

Wien, 2012).<br />

e-Abrechnung / DFÜ<br />

Diese Applikation wird <strong>von</strong> den Befragten als unbestritten nützlich angesehen.<br />

Einschränkungen wurden nur hinsichtlich technischer Probleme gemacht. Die Anwendung<br />

wird <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> obligatorisch genutzt.<br />

e-Arztbrief / e-Befund<br />

Der e-Arztbrief / e-Befund wurde <strong>von</strong> den meisten befragten <strong>Ärzten</strong> in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

ihrem Fachgebiet genutzt. Diese Anwendung wurde überwiegend als nützlich empfunden,<br />

aber es wurden <strong>von</strong> vielen Befragten auch Beschwerden hinsichtlich <strong>der</strong> fehlenden<br />

Kompatibilität <strong>der</strong> Formate sowie <strong>der</strong> Informationsflut durch die elektronische Übertragung<br />

geäußert. Allgemein äußerten sich die Befragten positiv zum elektronischen Aust<strong>aus</strong>ch mit<br />

Kollegen und äußerten auch verstärkte Nutzungsintentionen dieser Applikationen für die<br />

Zukunft. Dies deckt sich mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Befragung des deutschen Instituts für<br />

Demographie Allensbach (2010), wonach 85 % <strong>der</strong> unter 50jährigen und auch 70 % <strong>der</strong> über<br />

60jährigen nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte mittlerweile ihren Briefverkehr elektronisch abwickeln,<br />

wobei allerdings für Zusatzinformationen über Befunde zumeist das Telefon genutzt wird.<br />

67 % <strong>der</strong> befragten Ärzte hielten den elektronischen Arztbrief für sinnvoll.<br />

e-Pflegebegleitschreiben<br />

Nur wenige Ärzte gaben praktische Erfahrung mit dieser Applikation an, da sie diese nicht<br />

brauchten. Diejenigen Befragten, die sie genutzt hatten, schätzten sie auch als nützlich ein.<br />

E-Pflegebegleitschreiben scheinen demnach als Bestandteile <strong>der</strong> integrierten Versorgung gut<br />

angenommen zu werden (vgl. dazu Mayr & Franz, 2009).<br />

e-Laborbefund<br />

113


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Der e-Laborbefund wurde <strong>von</strong> den meisten Befragten genutzt und <strong>von</strong> diesen auch als<br />

nützlich angesehen. Es wurden kaum Einschränkungen in <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> subjektiven<br />

Nützlichkeit gemacht.<br />

e-AUM<br />

Die e-Arbeits-Unfähigkeitsmeldung wurde <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Befragten bereits angewandt<br />

und als nützlich angesehen. Einschränkungen wurden dahingehend gemacht, dass parallel<br />

auch ein schriftlicher Ausdruck gemacht werden muss, was aber kein Problem sei. Diese<br />

positiven Einschätzungen werden auch <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> geteilt; die<br />

Anwendung wird allgemein als Erfolg angesehen (vgl. Österreichische Ärztezeitung,<br />

10.5.2009).<br />

ABS<br />

Mit dem Arzneimittelbewilligungsservice haben nur wenige Befragte praktische Erfahrungen<br />

gesammelt, da er in OÖ nicht genutzt werde. Sowohl positive als auch negative Aussagen<br />

zur subjektiven Nützlichkeit wurden getr<strong>of</strong>fen. ABS wurde als bürokratisch und<br />

verbesserungsfähig empfunden. Evaluationen zu dieser Applikation sind bisher nicht<br />

gemacht worden o<strong>der</strong> nicht öffentlich verfügbar, so dass Vergleichsdaten nicht herangezogen<br />

werden konnten.<br />

e-Impfpass<br />

Der e-Impfpass ist bisher lediglich als Konzeption umgesetzt, daher wurden zu ihm keine<br />

eigenen Nutzungserfahrungen angegeben. Allerdings will ein Befragter ein eigenes Projekt<br />

zum e-Impfpass in seiner Praxis realisieren. Die Aussagen zur subjektiven Nützlichkeit des<br />

e-Impfpasses waren gemischt. Einschränkungen wurden dahingehend gemacht, dass viele<br />

unterschiedliche Akteure Zugriff auf den e-Impfpass haben müssten, und dass ein<br />

schriftlicher Pass parallel ebenfalls notwendig sei (z.B. für Auslandsreisen). Positive<br />

Aussagen bezogen sich auf die Erinnerungsfunktion. Dies stellt auch eines <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Argumente für die allgemeine Einführung dieser Anwendung im Rahmen <strong>der</strong> ELGA dar<br />

(Mense, Jatzko, Pucher & Wahl et al., 2007).<br />

e-Überweisung<br />

E-Überweisungen werden <strong>von</strong> den meisten befragten <strong>Ärzten</strong> genutzt und auch als nützlich<br />

empfunden. Als einschränkend bzw. aufwändig wurde die fehlende Übertragungsmöglichkeit<br />

z.B. bei Spitälern und das parallele Ausfüllen <strong>von</strong> Papier- und elektronischer Form<br />

angesehen. Dieser Kritikpunkt wurde durch die Ärzte bereits früher schon öffentlich geäußert<br />

(Österreichische Ärztezeitung, 25.3.2007).<br />

114


ELGA<br />

Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

ELGA wurde bisher noch nicht umgesetzt, infolgedessen haben die Befragten auch keine<br />

praktischen Erfahrungen vorzuweisen. ELGA wurde <strong>von</strong> fast allen Befragten negativ<br />

bewertet, d.h. als nicht nützlich und überflüssig. Dabei bezogen sich die Ärzte häufig auf die<br />

Positionen <strong>der</strong> Ärztekammer. Typische Argumente <strong>der</strong> <strong>of</strong>fiziellen Positionen (vgl. z.B. Mörz,<br />

2010) wurden in diesem Zusammenhang geäußert. Teilweise wurde allerdings <strong>von</strong> einer<br />

elektronischen Patientenakte "an sich" und dem <strong>der</strong>zeitigen Projekt ELGA getrennt<br />

gesprochen. Prinzipiell befanden die Ärzte elektronische Akten aber als positiv. Dies<br />

entspricht auch an<strong>der</strong>en Meinungsbil<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Befragung <strong>von</strong> Allensbach (2010) fanden<br />

60 % <strong>der</strong> Ärzte eine elektronische Patientenakte nützlich. Auch in <strong>der</strong> Schweizer Studie <strong>von</strong><br />

Fitterer, Mettler & Rohner (2009) wurde die elektronische Patientenakte mit positiven<br />

Bewertungen verbunden; hier wurden allerdings keine nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte befragt.<br />

e-Medikation<br />

E-Medikation wurde in OÖ bisher in einem Pilotprojekt umgesetzt, welches ein großes<br />

negatives Echo bei den <strong>Ärzten</strong> hervorgerufen hat. In dieser Stichprobe hatten nur wenige<br />

Befragte an diesem Pilotprojekt teilgenommen und aufgrund dessen wenig praktische<br />

Erfahrungen; einige kannten das Projekt über Bekannte und hatten sich so ihre (negative)<br />

Meinung gebildet. Insgesamt wurde die e-Medikation in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Umsetzung einhellig<br />

als negativ bewertet, wobei Einschränkungen dahingehend gemacht wurden, dass eine<br />

bessere technische Umsetzung zu einer höheren subjektiven Nützlichkeit führen könnte.<br />

Kritikpunkte waren u.a. technische Mängel, fehlende Berücksichtigung <strong>von</strong><br />

Mehrfachdiagnosen und Einzelfällen und dadurch Einschränkung <strong>der</strong> ärztlichen Autonomie.<br />

Dem elektronischen Rezept standen auch in <strong>der</strong> Allensbach-Umfrage (2010) viele Befragte<br />

skeptisch gegenüber: nur 37 % hielten diese Anwendung für nützlich.<br />

In <strong>der</strong> Evaluierung des Pilotprojektes in allen 3 Regionen in Österreich wurde dagegen eine<br />

insgesamt positive Einschätzung <strong>der</strong> e-Medikation gegeben, bei negativen Erfahrungen mit<br />

<strong>der</strong> angewandten S<strong>of</strong>tware und dem dar<strong>aus</strong> folgendem Aufwand für die Ärzte (Dorda et al.,<br />

2012).<br />

e-Radiologie<br />

Die e-Radiologie wird <strong>von</strong> etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Befragten genutzt. Hier überwogen die<br />

positiven Nützlichkeitseinschätzungen; Einschränkungen wurden hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Kompatibilität <strong>der</strong> Formate gemacht. Dies stimmt mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Allensbach-Studie<br />

(2010) überein, hier gaben 80 % <strong>der</strong> Ärzte an, e-Radiologie sei nützlich.<br />

115


e-Mutter-Kind-Pass<br />

Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Der e-Mutter-Kind-Pass liegt ebenso wie <strong>der</strong> e-Impfpass bisher nur als Konzeption vor,<br />

aufgrund dessen konnte noch kein Befragter praktische Erfahrungen damit sammeln. Die<br />

allgemeine Einschätzung <strong>der</strong> Befragten zur subjektiven Nützlichkeit ist negativ. Kritikpunkte<br />

sind die verschiedenen Zuständigkeiten und Akteure sowie die fehlende Notwendigkeit für<br />

einen solchen elektronischen Pass. Die Einrichtung eines e-Mutter-Kind-Passes werde u.a.<br />

mit <strong>der</strong> Notwendigkeit einer besseren Versorgung für Spätgebärende, durch künstliche<br />

Befruchtung entstandene Schwangerschaften und nicht deutsch sprechende Mütter<br />

begründet (Maul, Waller, Hoischen & Sohn, 2006). E-Mutter-Kind-Pässe sollen weiterhin mit<br />

zusätzlichen Features, wie Erinnerungsfunktionen, weiterführenden Informationen bis hin zu<br />

e-commerce-Funktionen, <strong>aus</strong>gestattet werden (Maul et al., 2006). Diese Argumente<br />

scheinen die befragten Ärzte unserer Stichprobe, unter denen sich auch ein Facharzt für<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe befand, nicht überzeugt zu haben.<br />

e-Leistungsbericht<br />

Nur wenige Befragte konnten mit dem Begriff e-Leistungsbericht etwas anfangen, und nur<br />

einige Ärzte haben diese Funktion bisher genutzt. Sie begründeten dies mit <strong>der</strong> fehlenden<br />

Nachfrage, z.B. durch Patienten. Aufgrund dessen war die Nützlichkeit für sie auch nur<br />

eingeschränkt gegeben.<br />

e-Terminmanagement<br />

Die wenigsten Ärzte nutzen ein e-Terminmanagement. Zwei Gründe sind dafür<br />

<strong>aus</strong>schlaggebend: Zum einen muss eine solche Anwendung durch den APIS-Anbieter<br />

konzipiert und ins APIS integriert werden, was bisher nur wenige Firmen anbieten. Zudem ist<br />

hier <strong>von</strong> zusätzlichen Kosten <strong>aus</strong>zugehen. Zum an<strong>der</strong>en meinten die meisten Befragten, sie<br />

bräuchten ein e-Terminmanagement nicht, weil sie keine Termine vergeben (H<strong>aus</strong>arztpraxis)<br />

o<strong>der</strong> weil eine Zeitplanung im Vorhinein nur mit Zusatzinformationen zu machen ist, die aber<br />

nicht elektronisch abfragbar sind. Aufgrund dessen bevorzugen die Befragten eine<br />

telefonische Terminabsprache.<br />

e-Notfalldaten<br />

Nur ein nie<strong>der</strong>gelassener Arzt aller Befragten hat Notfalldaten seiner Patienten im APIS<br />

gespeichert, die an<strong>der</strong>en gaben an, keine praktischen Erfahrungen mit Notfalldaten zu<br />

besitzen. Die Meinungen zu einer solchen Anwendung gingen <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>. Einige Ärzte<br />

fanden sie nützlich und befürworteten eine Speicherung auf <strong>der</strong> e-card o<strong>der</strong> dem Handy.<br />

An<strong>der</strong>e lehnten e-Notfalldaten als unnütz ab, weil sie im Ernstfall sowieso nicht verfügbar<br />

o<strong>der</strong> schlichtweg nicht abrufbar wären.<br />

116


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Diese Meinungsvielfalt bildet die aktuelle Diskussion zur Integration <strong>von</strong> Notfalldaten in e-<br />

<strong>Health</strong>-Systeme adäquat ab. Hier werden verschiedene Lösungen diskutiert, wie etwa<br />

Notfall- o<strong>der</strong> Erste-Hilfe-Apps für Smartphones usw. (eHI Arbeitsgruppe Notfallmedizin, 2011)<br />

o<strong>der</strong> Unterstützungssysteme für Notfallmediziner (Skorning, Bergrath, Rörtgen, Brokmann et<br />

al., 2009), die allerdings (noch) keine flächendeckende Anwendung versprechen. In <strong>der</strong><br />

deutschen Allensbach-Umfrage (2010) fand allerdings die Mehrheit <strong>der</strong> Ärzte (86 %) die<br />

elektronische Speicherung <strong>von</strong> Notfalldaten nützlich.<br />

e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

Mit Home Monitoring hatte nur einer <strong>der</strong> Befragten Erfahrung, die meisten Ärzte sahen diese<br />

Applikation als spezielle Anwendung für nur wenige Patienten und spezifische<br />

Fachrichtungen an. Die Nützlichkeit konnte <strong>von</strong> ihnen daher nur theoretisch abgeschätzt<br />

werden.<br />

Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

Zu einem öffentlichen Informationssystem, das bisher in dieser Form noch nicht existiert,<br />

wurden unterschiedliche Aussagen gemacht. Einige sahen dies als nützlich an, an<strong>der</strong>e<br />

wandten ein, dass Patienten mit diesen zur Verfügung stehenden Informationen im<br />

Zweifelsfall ebenso wenig anfangen könnten wie mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsinformationen. Es<br />

würden dennoch typische Fragen <strong>aus</strong> dem Internet an die Ärzte in <strong>der</strong> Sprechstunde<br />

herangetragen werden.<br />

Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDA<br />

Einem zentralen Verzeichnis aller Gesundheitsanbieter stehen die meisten Befragten positiv<br />

gegenüber, wenngleich sie sich gegen den Begriff "Gesundheitsdiensteanbieter" für sich<br />

distanzieren.<br />

Zusammenfassung<br />

Aus den oben zusammengefassten Aussagen <strong>der</strong> befragten Ärzte zur subjektiven<br />

Nützlichkeit und dem Nutzungsverhalten einzelner e-<strong>Health</strong>-Anwendungen geht hervor, dass<br />

die Ärzte eine sehr differenzierte Einstellung zu e-<strong>Health</strong> aufweisen. Von einer p<strong>aus</strong>chalen<br />

Zustimmung o<strong>der</strong> Ablehnung kann nicht die Rede sein. Eine Reihe <strong>von</strong> Faktoren konnten für<br />

die unterschiedlichen Meinungsbil<strong>der</strong> verantwortlich gemacht werden.<br />

Die Einstellung zu Computern und IT allgemein sowie Freude und Neugier auf einzelne<br />

Programme und ihre Nutzung in <strong>der</strong> Freizeit stellen eine allgemeine psychologische Variable<br />

dar, die sich möglicherweise för<strong>der</strong>nd und hemmend auf die Nutzung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen <strong>aus</strong>wirken kann. Diese Verbindung konnte durch das ursprüngliche TAM<br />

117


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

(Davis, 1989) sowie durch die theory <strong>of</strong> planned behaviour (Ajzen & Fishbein, 1980) gezogen<br />

werden. In unserer Stichprobe standen die weit<strong>aus</strong> meisten Befragten Computern und IT<br />

aufgeschlossen gegenüber, wenngleich die Meinungen zu bestimmten Themen wie z.B.<br />

social networks <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gingen. Auch das private Nutzungsverhalten ist unterschiedlich.<br />

Möglicherweise kann hier auf einen Generationeneffekt geschlossen werden. In an<strong>der</strong>en<br />

Studien (z.B. Allensbach, 2010) konnte gezeigt werden, dass mit geringerem Alter die<br />

Offenheit gegenüber e-<strong>Health</strong> und das Nutzungsverhalten dieser Applikationen ansteigt. Ein<br />

direkter Zusammenhang zum Alter wurde in dieser Untersuchung aber nicht festgestellt, da<br />

die älteren Interviewpartner <strong>von</strong> ihrer langjährigen Erfahrung im Umgang mit ihrem APIS<br />

und bestimmten Applikationen berichteten. Demnach wirkt die - <strong>of</strong>t durch die Einführung <strong>von</strong><br />

bestimmten Applikationen "erzwungene" - Erfahrung dem Alterseffekt möglicherweise<br />

entgegen.<br />

Der wichtigste Faktor für die Einschätzung <strong>der</strong> subjektiven Nützlichkeit <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen bildete für die Ärzte die Kosten-Nutzen-Rechnung. Eine S<strong>of</strong>tware wird dann<br />

als nützlich empfunden, wenn die Mehrkosten für die Ärzte und <strong>der</strong> zeitliche Aufwand für<br />

Installation, Wartung, Schulung und Administration gering sind, während <strong>der</strong> persönliche<br />

Nutzen, <strong>der</strong> vor allem in <strong>der</strong> Zeiteinsparung besteht, möglichst hoch ist. Die <strong>von</strong> den<br />

Befragten geäußerten Überlegungen stimmen mit den Ergebnissen an<strong>der</strong>er Untersuchungen<br />

überein. So beschrieben die nie<strong>der</strong>ländischen Autoren Boonstra & Broekhuis (2010) mehrere<br />

Barrieren bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>, unter denen die finanziellen und zeitlichen<br />

Barrieren die wichtigsten waren. Auch Pizzi et al. (2005) benannten den finanziellen und<br />

zeitlichen Aufwand als Akzeptanzbarriere bei den <strong>Ärzten</strong>. Zu dem gleichen Ergebnis kommt<br />

die deutsche Allensbach-Untersuchung (2010), bei <strong>der</strong> sich zeigte, dass nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte weit geringere Akzeptanzwerte aufwiesen als Krankenh<strong>aus</strong>ärzte, weil sie den Aufwand<br />

und die Kosten für die Systemumstellung bei neuen e-<strong>Health</strong> Applikationen fürchteten<br />

(insgesamt 80 % <strong>der</strong> befragten nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte waren dieser Meinung, doch nur<br />

36 % <strong>der</strong> Krankenh<strong>aus</strong>ärzte).<br />

Zu den wesentlichen Akteuren in dieser Kosten-Nutzen-Rechnung zählten die Ärzte die<br />

Hersteller-Firmen, <strong>der</strong>en Interaktion durch marktwirtschaftliche Kriterien gekennzeichnet ist.<br />

Die Beziehung zu den Hersteller-Firmen wird <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> ambivalent geschil<strong>der</strong>t. Zum<br />

einen fühlten sich die Ärzte bei Problemen im APIS durch<strong>aus</strong> unterstützt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn persönliche Beziehungen zu den Firmen bestanden. Zum an<strong>der</strong>en wurde auch über<br />

Personalabbau und dadurch entstehende Probleme beim Support, hohe Wartungskosten<br />

und Fehlinformationen über bestimmte Applikationen berichtet. Manchmal ist die Beziehung<br />

<strong>der</strong> Ärzte zur Hersteller-Firma durch eine gewisse Vorsicht o<strong>der</strong> Misstrauen geprägt.<br />

118


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Unterstützung durch bestimmte Rahmenbedingungen zählt unter facilitating conditions zu<br />

den positiven Einflussfaktoren auf das Nutzungsverhalten (Venkatesh et al., 2003), fehlende<br />

Unterstützung bildete bei Boonstra & Broekhuis (2010) eine soziale Barriere für die<br />

Akzeptanz elektronischer Patientenakten. Auch Vertrauen wurde in vielen Untersuchungen<br />

als wichtiger Einflussfaktor bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong>-Technologien her<strong>aus</strong>gearbeitet<br />

(Boonstra & Broekhuis, 2010; Jung & Loria, 2010; Gallant, Irizarry & Bone, 2009).<br />

Eine ähnliche Beziehung wurde <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> gegenüber den verschiedenen<br />

institutionellen Akteuren (Krankenkassen, Gesundheitsministerium, Hauptverband) im<br />

Prozess <strong>der</strong> Implementierung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> eingenommen. Allerdings war die Beziehung hier<br />

noch stärker durch Misstrauen geprägt als gegenüber den Hersteller-Firmen. Die Ärzte in<br />

<strong>der</strong> Befragung gingen da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>, dass die Institutionen durch die Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong><br />

vor allem Einsparungen beabsichtigten. Da dies aber nicht ohne weiteres zu erreichen sei,<br />

komme es nur zu einer Umverteilung <strong>der</strong> Kosten, bei <strong>der</strong> die Ärzte den Kürzeren zögen.<br />

Auch hier wird <strong>von</strong> einer mangelnden Unterstützung durch die institutionellen<br />

Rahmenbedingungen <strong>aus</strong>gegangen. Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt war auch die<br />

verpflichtende Teilnahme an e-<strong>Health</strong>, die <strong>von</strong> den meisten Befragten strikt abgelehnt wurde.<br />

Die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung ist für die befragten Ärzte eine wichtige For<strong>der</strong>ung.<br />

Freiwilligkeit gehört zu den vermittelnden (indirekten) Faktoren innerhalb des TAM2<br />

(Venkatesh & Davies, 2000) und TAM3 (Venkatesh & Bala, 2008). Weiterhin artikulierten die<br />

Befragten Sorgen bzgl. eines Autonomieverlustes in den ärztlichen Entscheidungen und<br />

einem durch e-<strong>Health</strong> möglichen Kontrollsystem. Diese Sorgen berühren die<br />

wahrgenommene Kontrolle über Verän<strong>der</strong>ungen, einen Faktor, <strong>der</strong> in das TAM3<br />

(Venkatesh & Bala, 2008) aufgenommen wurde. Auch <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010)<br />

wurde <strong>der</strong> Verlust an Kontrolle als Sorge <strong>der</strong> Ärzte aufgeführt und zu den psychologischen<br />

Akzeptanzbarrieren gezählt.<br />

Die Datensicherheit wird <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> unterschiedlich beurteilt. Während die meisten<br />

Ärzte das Gefühl haben, in ihrer eigenen Praxis <strong>aus</strong>reichend viel in den Datenschutz<br />

investiert zu haben, überwiegt die Sorge vor einer missbräuchlichen Verwendung sensibler<br />

Daten seitens an<strong>der</strong>er Akteure. Der Datenschutz ist eines <strong>der</strong> zentralen Themen in Bezug<br />

auf ELGA, auch wenn manche Befragte hier zwischen eigenen Interessen und<br />

Patienteninteressen unterschieden haben. Insgesamt wurde dem Thema in dieser<br />

Stichprobe nicht so große Bedeutung beigemessen wie erwartet, möglicherweise deshalb,<br />

weil ELGA nicht im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchung stand. An<strong>der</strong>e Studien (Allensbach, 2010;<br />

Boonstra & Broekhuis, 2010) zeigen aber auf, dass Ärzte zu einem großen Teil Bedenken<br />

wegen des Datenschutzes hegen und dies ein wesentliches Akzeptanzhin<strong>der</strong>nis darstellt.<br />

119


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Während <strong>der</strong> Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> Ärzte mit Kollegen zum großen Teil positiv gesehen wird<br />

und <strong>von</strong> den Befragten gerne <strong>aus</strong>gebaut werden würde, wenn bestimmte technische<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen sich verbessern, wird <strong>der</strong> unkontrollierte Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> vertraulichen<br />

Patientendaten mit an<strong>der</strong>en GDAs abgelehnt. In <strong>der</strong> Allensbach-Umfrage (2010) sahen die<br />

Ärzte in e-<strong>Health</strong> insbeson<strong>der</strong>e eine Stärkung des fachübergreifenden Aust<strong>aus</strong>ches. In <strong>der</strong><br />

hier vorliegenden Stichprobe wird eine differenziertere <strong>Sicht</strong> auf den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

abgegeben.<br />

Weitere Hin<strong>der</strong>nisse werden <strong>von</strong> den Befragten in <strong>der</strong> unklaren Rechtssituation gesehen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e was unvollständige Datensätze sowie Entscheidungen angeht, bei denen die<br />

riesige angehäufte Datenfülle nicht berücksichtigt werden konnte. Die fehlende<br />

Rechtssicherheit verunsicherte viele Befragte. Sie sahen die Vorteile des schnellen<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chs durch die Nachteile einer Informationsflut und <strong>der</strong> Verführbarkeit, schnelle<br />

aber oberflächliche Entscheidungen zu treffen, aufgehoben und befürchteten falsche<br />

ärztliche Entscheidungen. Rechtliche Barrieren für die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong><br />

wurden auch <strong>von</strong> Boonstra & Broekhuis (2010) beschrieben.<br />

Weiterhin spielten für die Ärzte dieser Stichprobe analog zu Boonstra & Broekhuis (2010)<br />

auch technische Barrieren eine wichtige Rolle, zu denen die fehlenden Standardisierungen,<br />

Formatierungsprobleme, Übertragungsfehler und ein erhöhter Aufwand zur Behebung <strong>von</strong><br />

Fehlern, zum Update neuer S<strong>of</strong>tware und zur gesamten Administration zählen. Die<br />

genannten Faktoren wurden in ihren Folgen mit den Anfor<strong>der</strong>ungen an die ärztliche Tätigkeit<br />

und den Anfor<strong>der</strong>ungen an einen "guten Arzt" verglichen.<br />

Eine weniger große Rolle spielte hingegen die Angst um die Verschlechterung des Arzt-<br />

Patient-Verhältnisses, die bei Allensbach (2010) als eine wichtige Sorge benannt wurde.<br />

Die befragten Ärzte meinten zwar überwiegend, dass e-<strong>Health</strong> nicht dabei helfe, ein<br />

"besserer Arzt" zu sein, aber das Arzt-Patient-Verhältnis sahen sie durch e-<strong>Health</strong> nicht<br />

gefährdet. Eine Ausnahme besteht bei <strong>der</strong> Frage des Datenschutzes; hier wurde bei <strong>der</strong><br />

Weitergabe vertraulicher Patientendaten durch<strong>aus</strong> eine Gefahr im Arzt-Patient-Verhältnis<br />

gesehen. Weiterhin wurde <strong>der</strong> persönliche Kontakt in vielen Situationen <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Kommunikation (z.B. Terminplanung) als vorteilhafter gegenüber <strong>der</strong> elektronischen Variante<br />

gesehen. Neben den bereits oben angesprochenen Sorgen um den Verlust ärztlicher<br />

Autonomie und <strong>der</strong> Wahrung <strong>der</strong> Patientendaten spielt die Abgrenzung <strong>der</strong> Ärzte als<br />

Gruppe mit einem spezifischen Fähigkeits- und Aufgabenpr<strong>of</strong>il eine Rolle. Die Ärzte sahen<br />

sich nicht gerne unter den Begriff GDA subsumiert, unter den auch "untergeordnete" Berufe<br />

wie Krankenpfleger, Physiotherapeuten o<strong>der</strong> gar Alternativheiler eingeordnet werden. Die<br />

120


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Subsumierung im Rahmen <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Strategie (vgl. Pfeiffer, 2007) bedeutet für die Ärzte<br />

einen Kontrollverlust über angestammte Leistungsgebiete, einen "zu freien" Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong><br />

Daten aller Art, einen Wertverlust für ihren Beruf, aber auch die Gefahr eines<br />

Leistungsabfalls im Gesundheitswesen.<br />

Wesentliche Unterstützung bei <strong>der</strong> Durchsetzung ihrer Positionen und Interessen suchten<br />

die Ärzte laut Befragung vor allem bei ihrer Standesvertretung, <strong>von</strong> <strong>der</strong> sie sich in Bezug<br />

auf e-<strong>Health</strong> gut unterstützt fühlten und zu <strong>der</strong> sie Vertrauen haben. Diese beson<strong>der</strong>e<br />

Vertrauensposition wurde auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Allensbach-Umfrage (2010) bestätigt. Die<br />

Standesvertretung wurde in unserer Stichprobe zudem als wichtigste Informationsquelle in<br />

Bezug auf e-<strong>Health</strong> angegeben. Weitere Informationsquellen sind die Hersteller-Firmen,<br />

Fachjournale, Fachportale im Internet o<strong>der</strong> die Presse. Damit weist die Standesvertretung<br />

hier eine her<strong>aus</strong>gehobene Stellung auf. In <strong>der</strong> Allensbach-Umfrage (2010) wurden dagegen<br />

Fachjournale als die wichtigsten Informationsquellen angegeben. Zudem fühlten sich die<br />

Ärzte <strong>der</strong> vorliegenden Stichprobe informierter als die Ärzte <strong>der</strong> Allensbach-Umfrage (2010),<br />

und sie wünschten nicht so häufig weitere Informationen. Zugleich waren die Befragten über<br />

die einzelnen e-<strong>Health</strong>-Applikationen laut eigenen Angaben recht gut informiert was<br />

sicherlich auf die enge Bindung mit <strong>der</strong> Standesvertretung zurückzuführen ist. Es kann aber<br />

auch ein Hinweis darauf sein, dass die Informationsflüsse durch die Standesvertretung zu<br />

einer Befriedigung <strong>der</strong> Informationswünsche <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> führen.<br />

Zum Einbezug <strong>von</strong> Patientenwünschen bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Applikationen<br />

herrscht in <strong>der</strong> Stichprobe ein teilweise ambivalentes, teilweise auch konträres Meinungsbild<br />

vor. Zur Frage, ob durch e-<strong>Health</strong> die Patienten besser versorgt werden, wurden sehr<br />

unterschiedliche Antworten gegeben. Einige sahen o<strong>der</strong> befürchteten e-<strong>Health</strong> als zu<br />

bezahlende Son<strong>der</strong>leistungen, an<strong>der</strong>e sahen gar keinen Patientennutzen, an<strong>der</strong>e versuchten<br />

explizit auf Patientenwünsche einzugehen. Es scheint aber insgesamt nicht immer klar zu<br />

sein, was Patienten überhaupt wünschen. So wurden auch Hinweise darauf gegeben, dass<br />

e-<strong>Health</strong>-Applikationen wie e-Bildbefunde o<strong>der</strong> e-Leistungsberichte <strong>von</strong> den Patienten kaum<br />

nachgefragt würden. Zum Thema <strong>der</strong> Passung <strong>von</strong> Arzt- und Patientenwünschen liegen<br />

bisher <strong>von</strong> an<strong>der</strong>er Seite keine Daten vor.<br />

5.1.3 Zielstellung 3<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> durch die Interviews identifizierten Faktoren und unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> in den einschlägigen Arbeiten recherchierten Einflussfaktoren auf die<br />

121


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Nutzungsintention laut TAM wurde nun Zielstellung 3 <strong>der</strong> Arbeit realisiert, die in <strong>der</strong><br />

Konstruktion eines eigenen Modells bestand.<br />

Das Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" wird durch die Wechselwirkung<br />

und gegenseitige Beeinflussung <strong>von</strong> technologischen, institutionellen und<br />

marktwirtschaftlichen Faktoren bestimmt, die <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> in Bezug auf ihr<br />

Selbstverständnis und ihre Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln abgeglichen werden. D.h.,<br />

die subjektive Nützlichkeit einer e-<strong>Health</strong>-Applikation ist wesentlich da<strong>von</strong> bestimmt, ob diese<br />

Applikation in ihren technischen Eigenschaften, in ihren marktwirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten (Kosten, Einsparungsmöglichkeiten) und durch institutionelle Faktoren<br />

(rechtliche u.a. Rahmenbedingungen) auf den Arzt und dessen ärztliche Aufgabe<br />

zugeschnitten ist. Die angenommene Wechselwirkungsbeziehung <strong>der</strong> Faktoren<br />

berücksichtigt damit die <strong>von</strong> einigen Autoren postulierte Bedeutung <strong>der</strong> Passung <strong>von</strong><br />

Aufgabe, neuer Technologie und Individuum (Ammenwerth, Iller & Mahler, 2006). Dieser<br />

Faktor ist als Kompatibilität im UTAUT (Venkatesh et al., 2003) ebenfalls zum Teil<br />

berücksichtigt. Die Wechselbeziehungen werden seitens <strong>der</strong> Ärzte durch<br />

entgegengebrachtes Vertrauen und wahrgenommene Unterstützung reguliert. Weitere<br />

Faktoren des Modells sind die persönlichen Einstellungen und Hintergründe, die<br />

Vorerfahrungen mit bestimmten e-<strong>Health</strong>-Applikationen, die Standesvertretung als<br />

bedeutsame Unterstützungsgröße für die Ärzte als Gruppe, sowie die erhaltenen<br />

Informationen, die ebenfalls über Vertrauen reguliert werden. Die Patientenwünsche sind als<br />

unabhängiger, eher schwacher Einflussfaktor ins Modell eingegangen.<br />

Das Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" wurde nun einer Abstraktion<br />

unterzogen, um die verwendeten Begriffe näher an die theoretischen Konstrukte des TAM zu<br />

bringen. Dabei konnten wichtige Rückschlüsse auf die Bedeutung <strong>der</strong> einzelnen Faktoren<br />

gezogen werden. Im Folgenden werden die in <strong>der</strong> Literatur aufgeführten Einflussfaktoren mit<br />

den in dieser Arbeit verwendeten Faktoren einzeln abgeglichen und ihre Bedeutung<br />

abgeschätzt.<br />

Bedienbarkeit (Perceived ease <strong>of</strong> use)<br />

Die Bedienbarkeit als eine klassische Variable des TAM (Venkatesh, 2000) wurde im hier<br />

konstruierten Modell den technologischen Faktoren zugeordnet. Bedienbarkeit bedeutet eine<br />

klare und verständliche Steuerung <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware und eine leichte Erlernbarkeit (vgl. Wirtz,<br />

Ullrich & Mory, 2011). In den Interviews lassen sich Faktoren <strong>der</strong> Bedienbarkeit nicht direkt<br />

erschließen. Fast ohne Ausnahme bestätigten die Interviewpartner, dass sie sich den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die mo<strong>der</strong>ne Technik gewachsen fühlen und ihre Erfahrung durch lange<br />

122


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Jahre <strong>der</strong> Tätigkeit mit dem APIS gewachsen sei. Dieses Ergebnis bestätigt die Annahmen<br />

<strong>von</strong> Breen, Wan & Ortiz (2010), wonach die Ärzte zu einer aufgeschlossenen und<br />

technikaffinen Gruppe zählen, die aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten keine<br />

grundlegenden Probleme mit <strong>der</strong> Bedienbarkeit einer S<strong>of</strong>tware haben. Dies würde auch<br />

erklären, warum die Bedienbarkeit in den empirischen Studien zur gleichen Thematik nicht<br />

immer einen Einfluss auf die subjektive Nützlichkeit und die Nutzungsintention aufgewiesen<br />

hat (Aubert & Hamel, 2001; Chau & Hu, 2002; Chismar & Wiley-Patton, 2007; Wirtz, Ullrich &<br />

Mory, 2011). Da die Bedienbarkeit aber immer auf eine spezifische S<strong>of</strong>tware bzw.<br />

Anwendung bezogen ist und sich die Untersuchungen auf unterschiedliche Anwendungen<br />

beziehen, können die Ergebnisse auch damit erklärt werden. In unserer Stichprobe kann die<br />

Bedienbarkeit als Sorge um den zeitlichen und administrativen Aufwand einer neuen e-<br />

<strong>Health</strong>-Applikation verstanden werden. Denn selbst wenn eine neue Anwendung vom Arzt<br />

verstanden wird, braucht es doch Zeit zur Einarbeitung, zur Fehlerbereinigung etc. die für<br />

den Arzt einen gewissen Aufwand bedeuten, die <strong>von</strong> seiner Praxiszeit abgezogen wird.<br />

Damit erfährt die Bedienbarkeit in dieser Stichprobe eine neue Bedeutung, indem sie weg<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> individuellen Fähigkeit hin zu einem Faktor des Aufwands interpretiert wird.<br />

wahrgenommene Leistungserwartung <strong>der</strong> Technik (performance expectancy / output<br />

quality)<br />

Die für das UTAUT (Venkatesh et al., 2003) entwickelte Variable performance expectancy<br />

und ihre Pendant output quality des TAM3 (Venkatesh & Bala, 2008) meinen die Passung<br />

<strong>von</strong> Technologie und Arbeitsaufgabe in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>. Diese subjektive<br />

Passung bildet im Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" eine wesentliche<br />

Komponente, die <strong>aus</strong> dem Abgleich des Aufwands / <strong>der</strong> Bedienbarkeit und dem ärztlichen<br />

Selbstverständnis bzw. den Anfor<strong>der</strong>ungen an das ärztliche Handeln gebildet wird. In diesem<br />

Modell ist performance expectancy / output quality nur ein Teil eines größeren<br />

Überlegensprozesses zur Passung, in <strong>der</strong> weitere Faktoren abgeglichen werden. Analog den<br />

aktuellen Ergebnissen <strong>von</strong> Wirtz, Ullrich & Mory (2011) wurde für das Modell ein Einfluss auf<br />

die subjektive Nützlichkeit angenommen. An<strong>der</strong>e Untersuchungen zeigten aber auch einen<br />

direkten Einfluss auf die Nutzungsintention (Kijsanayotin, Pannarunothai & Speedie, 2009;<br />

Nuq, 2012) o<strong>der</strong> keinen Einfluss auf subjektive Nützlichkeit und Nutzungsintention (Schaper<br />

& Pervan, 2007). Künftige hypothesenprüfende Studien sollten die genauen<br />

Beziehungswege dieser Variablen analysieren.<br />

Wahrgenommene Aufwandserwartung (effort expectancy)<br />

Die <strong>aus</strong> dem UTAUT (Venkatesh et al., 2003) stammende Variable efford expectancy wurde<br />

bei <strong>der</strong> Aufstellung des Modells nicht berücksichtigt. Der Grund dafür liegt darin, dass <strong>der</strong><br />

123


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Grad an Passung <strong>von</strong> Technologie und Individuum für diese Stichprobe durch die Variablen<br />

output quality, Kompatibilität und Bedienbarkeit <strong>aus</strong>reichend beschrieben scheinen. Die<br />

technologischen Faktoren bilden in diesem Modell nur eine <strong>von</strong> vielen Variablen, die bei <strong>der</strong><br />

Nutzenbewertung durch die Ärzte berücksichtigt werden.<br />

Kompatibilität (compatibility)<br />

Die Kompatibilität, d.h. die Passung <strong>von</strong> Technologie und Arbeitsaufgabe, wurde in <strong>der</strong><br />

Literatur als Einflussfaktor auf die Bedienbarkeit und die Nutzungsintention nachgewiesen<br />

(Wirtz, Ullrich & Mory, 2011; Schaper & Pervan, 2007; Chau & Hu, 2002; Aubert & Hamel,<br />

2001). Im vorliegenden Modell wurde sie unter "technologische Faktoren" subsumiert, da<br />

Überlegungen <strong>der</strong> Befragten zur Bedienbarkeit <strong>der</strong> Technologie eng mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />

Kompatibilität verknüpft waren.<br />

Erleichternde Bedingungen (facilitating conditions)<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung erwiesen sich sowohl die institutionellen als auch die<br />

durch den Markt vorgegebenen Rahmenbedingungen, die bei Venkatesh (2000) eher als<br />

indirekte Hintergrundfaktoren aufgeführt sind, als wesentlich bedeutsamer für die<br />

Nutzungsintention als die technologischen Faktoren allein. Dies liegt darin begründet, dass<br />

<strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> institutionellen Entscheidungsträger im Gesundheitswesen sowie <strong>der</strong><br />

Marktdruck durch die Herstellerfirmen <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> als Haupteinflussfaktor für die<br />

Einführung neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen betrachtet werden. Während die Frage <strong>der</strong><br />

technologischen Kompatibilität <strong>von</strong> Arbeitsaufgabe und Technik <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> sachlich<br />

gelöst werden kann, löste die Frage nach dem Einfluss <strong>der</strong> Gesetzgeber auf die Einführung<br />

<strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei den <strong>Ärzten</strong> starke (z.T. negative) Emotionen <strong>aus</strong>. Der Einfluss <strong>der</strong><br />

unterstützenden politischen Rahmenbedingungen wurde auch <strong>von</strong> Nuq (2012) bestätigt,<br />

allerdings in <strong>der</strong> Literatur bisher selten beachtet.<br />

Freiwilligkeit (voluntariness <strong>of</strong> use)<br />

Freiwilligkeit wurde zwar im UTAUT (Venkatesh et al., 2003) und TAM3 (Venkatesh & Bala,<br />

2008) als wichtige Mo<strong>der</strong>atorvariable berücksichtigt. In den (seltenen) Untersuchungen zu e-<br />

<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> wurde dies bestätigt (Aubert & Hamel, 2001; Kijsanayotin, Pannarunothai<br />

& Speedie, 2009). In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung konnte ebenfalls gezeigt werden, dass<br />

die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Teilnahme für die Ärzte beson<strong>der</strong>s bedeutsam ist. Bei einer<br />

verpflichtenden Teilnahme an e-<strong>Health</strong> kündigten viele Befragte einen prinzipiellen<br />

Wi<strong>der</strong>stand an. Die Variable Freiwilligkeit wurde im vorliegenden Modell den institutionellen<br />

Faktoren zugeordnet, da die Entscheidung über fakultative o<strong>der</strong> obligatorische Teilnahme bei<br />

den entsprechenden institutionellen Trägern liegt. Ähnlich wie in den TAM wird auch im<br />

124


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Modell angenommen, dass bei einer freiwilligen Nutzung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Anwendungen<br />

entsprechende Überlegungen zur Passung <strong>von</strong> Aufgabe und Technologie vorgenommen<br />

werden können, die bei einer obligatorischen Nutzung nicht mehr notwendig sind. Eng<br />

verbunden ist die Freiwilligkeit mit dem Faktor wahrgenommene Kontrolle (subjective<br />

control).<br />

Partizipation (participation)<br />

Partizipation wurde in den TAM nicht als eigener Faktor aufgeführt, son<strong>der</strong>n unter subjective<br />

control subsumiert. Für die Frage nach <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> wurde in<br />

einigen Untersuchungen die Partizipation als Einbezug <strong>der</strong> Nutzer in die Entwicklung und<br />

Umsetzung <strong>der</strong> neuen Anwendungen eigenständig erfasst und dabei konträre Ergebnisse<br />

erzielt (Wirtz, Ullrich & Mory. 2011; Aubert & Hamel, 2001). Auch in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Untersuchung zeigten sich ambivalente Aussagen zur Frage <strong>der</strong> Einbindung in die<br />

Entwicklung. Der Tenor <strong>der</strong> Befragten lautete, dass Einbezug kein Selbstzweck zur<br />

Akzeptanzerhöhung sei, son<strong>der</strong>n nur mit unterstützen<strong>der</strong> Begleitung (z.B.<br />

Aufwandsentschädigung) und <strong>der</strong> tatsächlichen Berücksichtigung <strong>der</strong> Vorschläge <strong>der</strong> Ärzte<br />

zur Akzeptanzsteigerung beitrage.<br />

wahrgenommene Kontrolle (subjective control)<br />

Wahrgenommene Kontrolle wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Stichprobe als wesentlich für die<br />

Akzeptanz neuer e-<strong>Health</strong>-Anwendungen betrachtet. Im Modell wurde dieser Faktor unter<br />

"institutionelle Faktoren" subsumiert, da sich die wahrgenommene Kontrolle bzw. <strong>der</strong><br />

wahrgenommene Kontrollverlust auf die Frage <strong>der</strong> obligatorischen Nutzung bestimmter<br />

Anwendung bezieht, und damit auf die Frage, inwieweit die institutionellen<br />

Rahmenbedingungen als unterstützend erlebt werden. Dies steht im Einklang mit dem TAM<br />

(Venkatesh, 2000) und an<strong>der</strong>en theoretischen Überlegungen (Boonstra & Broekhuis, 2010)<br />

sowie den aktuellen empirischen Befunden zu e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> (Wirtz, Ullrich & Mory,<br />

2011; Chau & Hu, 2002).<br />

subjektive Normen (subjective norms)<br />

Subjektive Norm ist im TAM 3 definiert als persönliche Wahrnehmung gesellschaftlicher,<br />

sozialer und individueller Vorgaben sowie die Bereitschaft, diese Normen umzusetzen<br />

(Venkatesh & Bala, 2008). Im vorliegenden Modell wurden subjektive Normen vor allem im<br />

<strong>aus</strong>geprägten Selbstverständnis <strong>der</strong> Befragten als Ärzte und den ärztlichen<br />

Verhaltensnormen gefunden. Subjektive Normen beeinflussen die subjektive Nützlichkeit<br />

dahingehend, dass neue e-<strong>Health</strong>-Applikationen nur dann als nützlich angesehen werden,<br />

wenn sie dem ärztlichen Selbstverständnis und den Anfor<strong>der</strong>ungen an ärztliches Handeln<br />

125


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

nicht wi<strong>der</strong>sprechen. Damit wird im vorliegenden Modell <strong>der</strong> subjektiven Norm eine<br />

wichtigere Rolle zugewiesen als in den bisherigen Untersuchungen. Bisher wurden<br />

subjektive Normen nur einmal explizit bei <strong>der</strong> Thematik e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> untersucht<br />

(Chismar & Wiley-Patton, 2002), wobei kein signifikanter Einfluss festgestellt wurde. An<strong>der</strong>e<br />

Untersuchungen beziehen sich auf den verwandten Begriff social influence (siehe unten).<br />

Image<br />

Die Variable Image als Erwartung einer Person, durch die Nutzung einer neuen Technologie<br />

den eigenen sozialen Status zu festigen o<strong>der</strong> zu erhöhen (Venkatesh & Bala, 2008), wurde in<br />

bisherigen Untersuchungen kaum einbezogen; hier wurden ebenfalls divergente Ergebnisse<br />

erzielt (Aubert & Hamel, 2001; Chismar & Wiley-Patton, 2007). Im vorliegenden Modell<br />

wurde Image unter dem Faktor "ärztliches Selbstverständnis" aufgenommen. Allerdings<br />

lagen in den Interviews nur wenige Hinweise dafür vor, dass sich die Ärzte mithilfe <strong>von</strong> e-<br />

<strong>Health</strong> eine Verbesserung ihres sozialen Status erh<strong>of</strong>fen. Nur wenige meinen, dass sie durch<br />

e-<strong>Health</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen an einen "guten Arzt" besser gerecht werden. Damit wird dieser<br />

Faktor als wenig bedeutsam eingeschätzt.<br />

Erfahrung (experience)<br />

Auch Erfahrung wurde als Mo<strong>der</strong>atorvariable ins UTAUT aufgenommen und soll die<br />

Nutzungsintention über die Beeinflussung <strong>von</strong> effort expectancy, social influence und<br />

unterstützende Bedingungen (facilitating conditions) beeinflussen (Venkatesh et al., 2003). In<br />

empirischen Untersuchungen zu e-<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> wurde die Vorerfahrung mit e-<strong>Health</strong>-<br />

Applikationen bisher nicht aufgenommen. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden,<br />

dass die Vorerfahrung <strong>der</strong> Ärzte mit e-<strong>Health</strong>-Projekten eine wichtige Rolle bei ihrem<br />

Überlegensprozess zur Nützlichkeit künftiger Anwendungen spielt. Negative Vorerfahrungen<br />

in Pilotprojekten, z.B. mit technischen Gegebenheiten, dem Rollout o<strong>der</strong> den<br />

unterstützenden Rahmenbedingungen, führen dazu, dass die Ärzte künftigen Anwendungen,<br />

die in eine ähnliche Richtung gehen, vorsichtig bis ablehnend gegenüberstehen. Aufgrund<br />

dessen wird im vorliegenden Modell ein Einfluss <strong>der</strong> Vorerfahrung auf die Wechselbeziehung<br />

<strong>von</strong> technologischen, institutionellen und marktwirtschaftlichen Faktoren bzw. dem ärztlichen<br />

Selbstverständnis angenommen; damit ist analog dem UTAUT eine indirekte Beeinflussung<br />

<strong>von</strong> subjektiver Nützlichkeit und Nutzungsintention gegeben. Künftige Untersuchungen<br />

sollten die Einflussmöglichkeiten <strong>von</strong> Vorerfahrungen weiter analysieren, um das Modell zu<br />

bestätigen o<strong>der</strong> ggf. zu präzisieren.<br />

Soziale Normen (social influence)<br />

126


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Für das vorliegende Modell wurden die eng miteinan<strong>der</strong> verwandten Begriffe <strong>der</strong> subjektiven<br />

und <strong>der</strong> sozialen Normen getrennt, da die möglichen sozialen Einflüsse, die <strong>von</strong> den<br />

Befragten benannt wurden, explizit nach Gruppen aufgeschlüsselt und ihre Einflusswege<br />

verdeutlicht werden sollten. Social influence wird als Grad definiert, in dem eine Person<br />

annimmt, dass bedeutende Personen ihres sozialen Umfeldes die Nutzung <strong>der</strong> neuen<br />

Technologie erwarten. Als subjektiv bedeutsame Personengruppen wurden in dieser<br />

Untersuchung primär die Patienten sowie die Standesvertretung identifiziert. Während <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Patienten auf die Nutzungsintention <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> geringer erscheint, wurde in den<br />

Interviews deutlich, dass den Nutzungsempfehlungen <strong>der</strong> Standesvertreter gefolgt würde.<br />

Diese unterschiedlichen Einflusswege zweier sozialer Gruppen zeigen auf, dass social<br />

influence in künftigen Untersuchungen eng an eine soziale Gruppe angelehnt werden muss,<br />

um präzise Ergebnisse zu erhalten. Eine Nichtbeachtung <strong>der</strong> verschiedenen Einflussgruppen<br />

würde auch die divergenten Ergebnisse bisheriger Untersuchungen erklären (Nuq, 2012;<br />

Wirtz, Ullrich & Mory, 2011; Kijsanayotin, Pannarunothai & Speedie, 2009; Schaper &<br />

Pervan, 2007; Chau & Hu, 2002).<br />

Informationen<br />

Informationen unterstützen in <strong>der</strong> Regel die potentiellen Nutzer bei <strong>der</strong><br />

Entscheidungsfindung und werden daher als Einflussfaktor zu den unterstützenden<br />

Rahmenbedingungen gezählt (z.B. Aubert & Hamel, 2001). Im vorliegenden Modell wurden<br />

die Informationen über e-<strong>Health</strong> als eigenständiger Faktor belassen, weil Informationen Teil<br />

<strong>der</strong> Kommunikationswege zwischen den verschiedenen Akteuren sind. In den Interviews<br />

wurde durch die Befragten verdeutlicht, dass Informationen über e-<strong>Health</strong> vor allem dann<br />

aufgenommen werden, wenn dem Informationsgeber Vertrauen entgegengebracht wird.<br />

Einstellung (attitude)<br />

Die Einstellung zur Technologie wird nur im klassischen TAM (Davies, 1989) berücksichtigt;<br />

zudem wurde nicht immer ein signifikanter Einfluss auf die Nutzungsintention festgestellt<br />

(Wirtz, Ullrich & Mory, 2011; Schaper & Pervan, 2007). In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

wurde dieser Faktor - gemessen als Einstellung zu Computern und IT in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

allgemein - einbezogen und mit Variablen des TAM zum Computer wie computer self<br />

efficacy, computer anxiety, computer playfulness und perceived enjoyment kombiniert. Aus<br />

den Interviews und <strong>der</strong> qualitativen Auswertung allein kann noch nicht auf einen signifikanten<br />

Einfluss <strong>der</strong> Einstellungsvariablen auf die Nutzungsintention geschlossen werden. Anhand<br />

<strong>der</strong> Interviews wird jedoch ein eher schwacher Einfluss dieser Variable angenommen.<br />

Zusammenfassung<br />

127


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Zusammenfassend lässt sich hinzufügen, dass das vorliegende Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong><br />

subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" vorrangig auf die Passung <strong>von</strong> ärztlichen Arbeitsaufgaben,<br />

Technologien, verschiedenen sozialen Einflussgruppen, sowie institutionellen und<br />

marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen abzielt. Damit wird dieser in den theoretischen<br />

Modellen so häufig vernachlässigte Aspekt (Ammenwerth, Iller & Mahler, 2006) in den<br />

Mittelpunkt gestellt. Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en an das TAM angelehnten Modellen <strong>von</strong> e-<br />

<strong>Health</strong> bei <strong>Ärzten</strong> (z.B. Wirtz, Ullrich & Mory, 2011) ist dieses Modell nicht nur auf den<br />

klassischen Faktoren, d.h. vor allem den technologischen Faktoren, aufgebaut, son<strong>der</strong>n es<br />

wurde <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen für die Ärzte Rechnung getragen, indem sie<br />

in verschiedene Aspekte <strong>aus</strong>differenziert und ins Modell eingefügt worden sind. In Bezug auf<br />

die Einflusswege wurden nicht nur die Informationsflüsse, son<strong>der</strong>n auch die psychologische<br />

Variable des Vertrauens berücksichtigt. Vertrauen wurde bereits in mehreren<br />

Untersuchungen als bedeuten<strong>der</strong> Faktor für Ärzte aufgeführt (Boonstra & Broekhuis, 2010;<br />

Jung & Loria, 2010; Gallant, Irizarry & Bone, 2009).<br />

Das Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" kann nun als Grundlage für<br />

weiterführende empirische Untersuchungen genutzt werden. Überlegungen dazu werden im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Methodenkritik in Abschnitt 5.2 aufgeführt. Aus praktischer <strong>Sicht</strong> kann das<br />

Modell <strong>der</strong> Ableitung <strong>von</strong> Handlungsempfehlungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Nutzungsintention<br />

<strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> dienen. Dieses Ziel ist für die vorliegende Arbeit ebenfalls unter Zielstellung 3<br />

formuliert worden. Diese Handlungsempfehlungen werden unter Abschnitt 5.3 referiert.<br />

5.2 Methodenkritik<br />

Die in Abschnitt 5.1 aufgeführten Ergebnisse müssen auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> angewandten<br />

Methodik auch kritisch betrachtet und relativiert werden. Der für die vorliegende Arbeit<br />

gewählte qualitative Ansatz ist dafür genutzt worden, die subjektiven <strong>Sicht</strong>weisen <strong>von</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> auf die Thematik e-<strong>Health</strong> aufzuzeigen und verschiedene, z.T.<br />

wenig bekannte Faktoren und ihre Beziehungen untereinan<strong>der</strong> abzubilden. Das auf <strong>der</strong><br />

Datenbasis <strong>der</strong> 13 <strong>aus</strong>gewerteten Interviews entstandene Modell bildet diese subjektiven<br />

<strong>Sicht</strong>weisen gegenstandsnah ab. Gleichzeitig konnte ein Bezug zu den theoretischen<br />

Vorarbeiten <strong>von</strong> Davies (1989), Venkatesh et al. (2003), Ammenwerth, Iller & Mahler (2006),<br />

Boonstra & Broekhuis (2010) u.a. hergestellt werden. Dennoch ist die für die qualitative<br />

Untersuchung durch<strong>aus</strong> ökonomische Anzahl <strong>von</strong> n = 13 Personen nicht repräsentativ, und<br />

aufgrund dessen sind die Ergebnisse schlecht verallgemeinerbar. Die Auswahl <strong>der</strong><br />

Interviewpartner erfolgte nach engen Kriterien, wonach es sich durchgängig um Ärzte <strong>aus</strong><br />

OÖ handelte, die einen engen Bezug zur Standesvertretung haben und ihre ärztlichen<br />

128


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Tätigkeiten in <strong>der</strong> Stadt und in ländlichen Regionen <strong>aus</strong>üben. Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser<br />

Auswahl lässt sich m.E. eine Verallgemeinerung auf die Meinung <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong> in OÖ treffen,<br />

weil annähernd alle Interviewpartner bestens über die Thematik e-Heath Bescheid wissen<br />

und die meisten eine Funktionärs- o<strong>der</strong> Standesvertretungstätigkeit <strong>aus</strong>üben, also die<br />

Ärzteschaft als Gruppe repräsentieren.<br />

Die Daten<strong>aus</strong>wertung erfolgte nach <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2000. Die<br />

Ergebnisse wurden als Text je Interviewpartner gegenstandsnah beschrieben, wobei hier<br />

schon Kategorien her<strong>aus</strong>gearbeitet wurden, die dem TAM angepasst sind. Aufgrund <strong>der</strong><br />

repräsentativen Stichprobe kann man auf die Gesamtheit <strong>der</strong> Ärzte, speziell in OÖ,<br />

Rückschlüsse ziehen.<br />

Das in <strong>der</strong> Arbeit vorgestellte Modell sollte eine Brücke zwischen Theorie und Praxis <strong>der</strong><br />

Thematik e-<strong>Health</strong> <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte bauen und weitere Untersuchungen<br />

in diesem Bereich anregen. Auf <strong>der</strong> Grundlage des Modells sind detaillierte statistische<br />

Untersuchungen möglich.<br />

5.3 Empfehlungen und Strategien für die Zukunft<br />

Unter Zielstellung 3 dieser Arbeit wurde formuliert, dass das erarbeitete Modell auch als<br />

Grundlage für praktische Empfehlungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen bei <strong>Ärzten</strong> genutzt werden soll.<br />

Bisherige Empfehlungen konzentrieren sich vor allem auf eine verbesserte<br />

Informationspolitik und Schulungen bzw. Trainings neuer Anwendungen für Ärzte, so z.B. bei<br />

Allensbach (2010) o<strong>der</strong> Hackl, Hoerbst & Ammenwerth (2011). Dies ergab sich <strong>aus</strong> dem<br />

erhöhten Informationsbedarf <strong>der</strong> Ärzte. Aus den vorliegenden Ergebnissen wird dagegen<br />

ersichtlich, dass allein Informationen und Schulungen zu e-<strong>Health</strong> das grundsätzliche<br />

Akzeptanzproblem nicht lösen können. Nur wenige Ärzte in <strong>der</strong> vorliegenden Stichprobe<br />

gaben einen vermehrten Informationsbedarf an. Dagegen monierten viele die inadäquaten<br />

und verzerrten Informationen durch die jeweiligen Interessengruppen. So hatten die Ärzte<br />

das Gefühl, auf "Jubelveranstaltungen" zu gehen, wo nur die positiven Seiten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen zur Sprache kommen, aber über Probleme, z.B. bei den Pilotprojekten, und<br />

Maßnahmen zu <strong>der</strong>en Behebung nicht berichtet wird. Ähnliche Erfahrungen werden über die<br />

Herstellerfirmen berichtet. Die Ärzte sind demnach bereits grundsätzlich misstrauisch<br />

gegenüber Informationen über e-<strong>Health</strong>, und es sind vertrauensbildende Maßnahmen<br />

wesentlich wichtiger als vermehrte Informationen, um die Akzeptanz bei den <strong>Ärzten</strong> zu<br />

129


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

erhöhen. Dazu zählt u.a. die Bereitstellung <strong>aus</strong>gewogener Informationen über e-<strong>Health</strong>-<br />

Anwendungen <strong>von</strong> einer vertrauenswürdigen Institution, die auf die spezifischen Probleme<br />

und Schwächen eingeht und an Lösungen mitarbeitet, statt diese zu übergehen.<br />

Von den <strong>Ärzten</strong> wurde die Standesvertretung als Institution benannt, zu <strong>der</strong> sie grundsätzlich<br />

Vertrauen haben. Informationen und Empfehlungen <strong>der</strong> Standesvertretung wird <strong>von</strong> den<br />

<strong>Ärzten</strong> eher akzeptiert als <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Institutionen. Für die Einführung neuer Anwendungen<br />

ist die Standesvertretung daher <strong>der</strong> wichtigste Stakehol<strong>der</strong>, <strong>der</strong> ins Boot geholt werden sollte,<br />

um die Ärzteschaft zu gewinnen.<br />

Vertrauensbildende Maßnahmen gründen sich allerdings nicht allein auf sachgerechte und<br />

adäquate Kommunikation, son<strong>der</strong>n vor allem auf praktischen Entscheidungen. Die Ärzte <strong>der</strong><br />

vorliegenden Stichprobe beklagen die unsichere Rechtslage, fürchten um den Datenschutz<br />

und haben das Gefühl, die Kontrolle über Daten, ja sogar über ärztliche Entscheidungen zu<br />

verlieren. Auch die Nachvollziehbarkeit <strong>von</strong> ärztlichen Leistungen durch „Bürokraten“ wird<br />

kritisiert. Zwar können diese Gefühle auch durch vermehrte Informationsgabe beeinflusst<br />

werden, allerdings nur, wenn diese Informationen als vertrauenswürdig eingeschätzt werden.<br />

Weit effektiver wäre die Schaffung verbindlicher Rechtsnormen zum Thema Datenschutz und<br />

-zugriff sowie zum Thema Haftung. Diese Empfehlungen wurden u.a. auch im<br />

Abschlussbericht <strong>der</strong> Evaluation des Pilotprojektes e-Medikation gegeben (Dorda et al.,<br />

2012). Eine bestehende Rechtssicherheit wäre die wesentliche Grundlage für eine<br />

verbesserte und konstruktive Zusammenarbeit aller Stakehol<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Einführung neuer<br />

Systeme und insbeson<strong>der</strong>e dann eine Prämisse, wenn es um die Einführung obligatorischer<br />

Anwendungen geht.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> können auch an<strong>der</strong>e Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung <strong>der</strong> Ärzte<br />

beitragen. Beson<strong>der</strong>s sei hier die Aufwandsentschädigung für Teilnahmen an Pilotprojekten<br />

o.ä. genannt, da Zeit und Kosten <strong>von</strong> den <strong>Ärzten</strong> am häufigsten als Negativfaktoren benannt<br />

wurden. Auch <strong>der</strong> konsequente Einbezug <strong>von</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Ärzte <strong>aus</strong> Pilotprojekten und<br />

Arbeitsgruppen in die Weiterentwicklung <strong>von</strong> S<strong>of</strong>tware schafft nach Meinung <strong>der</strong> weit<strong>aus</strong><br />

meisten Ärzte das Gefühl <strong>von</strong> Kontrolle und Partizipation. Adäquate Kosten-Nutzen-Analysen<br />

könnten <strong>Ärzten</strong> die Vorteile <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> vor Augen führen und sie dabei unterstützen,<br />

Entscheidungen für o<strong>der</strong> gegen die Einführung neuer e-<strong>Health</strong>-Applikationen auf einer<br />

sachlichen Basis zu treffen (so z.B. auch bei Hackl, Hoerbst & Ammenwerth, 2011). Weitere<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ärzte in den Interviews betreffen die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung, die<br />

Bedienfreundlichkeit und Usability <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware, sowie die Zeitersparnis bei <strong>der</strong> Nutzung.<br />

Letztere For<strong>der</strong>ungen lassen sich durch den konsequenten Einbezug <strong>von</strong> Praktikern bei <strong>der</strong><br />

130


Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

S<strong>of</strong>tware-Entwicklung realisieren. An<strong>der</strong>e For<strong>der</strong>ungen richten sich wie<strong>der</strong>um an den<br />

Gesetzgeber und betreffen die Verpflichtung <strong>der</strong> Hersteller zur Verwendung einheitlicher und<br />

standardisierter Formate, sowie eine Umsetzung neuer Anwendungen nur nach positiver<br />

Evaluierung. Die anfallenden Kosten dafür dürfen allerdings nicht auf die Ärzte abgewälzt<br />

werden. All diese For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Interviewpartner decken sich mit jenen, die die<br />

österreichische Ärztekammer zur Einführung <strong>von</strong> ELGA formuliert hat (vgl.<br />

www.aerztekammer.at). Dies zeigt einmal mehr die Einheitlichkeit <strong>der</strong> Positionen <strong>der</strong><br />

Ärzteschaft auf.<br />

Ein Ziel <strong>der</strong> österreichischen e-<strong>Health</strong>-Strategie besteht darin, das Gesundheitssystem<br />

mithilfe <strong>von</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie nutzerfreundlich und<br />

qualitätsorientiert weiter zu entwickeln (Pfeiffer, 2007). Die hierbei geäußerten Sorgen,<br />

Ängste und Bedenken <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong> sollten ernst genommen werden. Dieses<br />

Ernstnehmen bedeutet aber nicht (nur) das Entwerfen maßgeschnei<strong>der</strong>ter PR-Kampagnen<br />

für ein neues e-<strong>Health</strong>-Produkt, son<strong>der</strong>n vor allem den Abbau <strong>von</strong> sachlichen Unsicherheiten<br />

und Barrieren. Auf diese Weise wird Vertrauen aufgebaut, das in eine fruchtbare und<br />

gleichberechtigte Zusammenarbeit münden kann.<br />

131


Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen, Tabellen, Definitionen und Abkürzungen<br />

6 Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen, Tabellen, Definitionen und<br />

Abkürzungen<br />

6.1 Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Technology Acceptance Modell (TAM1) <strong>von</strong> Davies (1989). ............................. 13<br />

Abbildung 2: Technologieakzeptanzmodell 2 (TAM2) ............................................................ 14<br />

Abbildung 3: Unified theory <strong>of</strong> acceptance and use <strong>of</strong> technology (UTAUT). ........................ 15<br />

Abbildung 4: Technology Acceptance Modell (TAM3). .......................................................... 17<br />

Abbildung 5: Ablaufmodell <strong>der</strong> zusammenfassenden Inhaltsanalyse .................................... 50<br />

Abbildung 6: Inhalte und Beziehungen <strong>der</strong> Kategorien unter <strong>der</strong> Oberkategorie "Persönliche<br />

Einstellungen und Hintergründe" ...................................................................................... 90<br />

Abbildung 7: Beziehung zwischen subjektiver Nützlichkeit, Nutzungsintention und<br />

subjektivem Nutzungsverhalten ....................................................................................... 94<br />

Abbildung 8: Institutionelle, technologische und marktwirtschaftliche Faktoren sowie<br />

ärztliches Selbstverständnis in ihrem Einfluss auf die subjektive Nützlichkeit ................ 103<br />

Abbildung 9: Inhalte und Beziehungen <strong>der</strong> Kategorien unter <strong>der</strong> Oberkategorie<br />

"Einflussfaktoren auf Einstellungen, subjektive Nützlichkeit und Nutzungsintention" ...... 107<br />

Abbildung 10: Modell "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" .................................. 108<br />

Abbildung 11: Darstellung des Modells "e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> subjektiven <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Ärzten</strong>" in<br />

Anlehnung an die Begrifflichkeit des TAM ...................................................................... 110<br />

6.2 Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung <strong>der</strong> wichtigsten Originalstudien zu TAM im Bereich e-<strong>Health</strong> . 27<br />

Tabelle 2: Tätigkeiten und Funktionen <strong>der</strong> Interviewpartner .................................................. 45<br />

Tabelle 3: Häufigkeit <strong>der</strong> Nennungen zu Bekanntheit, eigener Nutzung und subjektiver<br />

Nützlichkeit einzelner e-<strong>Health</strong>-Applikationen .................................................................. 92<br />

6.3 Definitionen<br />

Definition <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung laut WHO (1986) ..................................................... 1<br />

Definition <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> laut Eysenbach (2001) ................................................................. 9<br />

Definition <strong>der</strong> TAM nach Beier, Spiekermann & Rothensee (2006) ................................. 13<br />

132


6.4 Abkürzungsverzeichnis<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen, Tabellen, Definitionen und Abkürzungen<br />

ABS ............................. Arzneimittelbewilligungsservice<br />

AEKOOE ..................... Ärztekammer für Oberösterreich<br />

AG ............................... Arbeitsgemeinschaft<br />

AIS .............................. Arztinformationssystem<br />

AK ............................... Arbeitskreis<br />

APIS ............................ Arztpraxis-Informationssystem<br />

App.............................. Application (Anwendungss<strong>of</strong>tware für Smartphones u.ä.)<br />

APSW ......................... Arztpraxiss<strong>of</strong>tware<br />

BmG ............................ Bundesministerium für Gesundheit<br />

bzgl. ............................ bezüglich<br />

chem. .......................... chemisch<br />

DFÜ ............................. Datenfernübertragung<br />

d.h. .............................. das heißt<br />

e- ................................. elektronisch<br />

e-AUM ......................... elektronische Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />

EDV ............................. elektronische Datenverarbeitung<br />

EFA ............................. Elektronische Fallakte<br />

ELGA .......................... Elektronische Gesundheitsakte<br />

eHI .............................. e-<strong>Health</strong> Initiative<br />

EPA ............................ Elektronische Patientenakte<br />

etc. .............................. et cetera (und so weiter)<br />

ggf. .............................. gegebenenfalls<br />

GDA ............................ Gesundheitsdiensteanbieter<br />

GIN.............................. Gesundheitsinformationsnetz<br />

I ................................... Interview<br />

ISO .............................. International Organization for Standardization (Internationale<br />

Organisation für Standardisierung)<br />

IT ................................. Informationstechnologie<br />

m. E. ............................ mit Einschränkungen<br />

med. ............................ medizinisch<br />

n.s. .............................. nicht signifikant<br />

OÖ .............................. Oberösterreich<br />

sig. .............................. signifikant<br />

TAM ............................ Technology acceptance model (Technologieakzeptanz-Modell)<br />

133


u.a. .............................. unter an<strong>der</strong>em<br />

u.ä. .............................. und ähnliches<br />

usw. ............................. und so weiter<br />

uvm. ............................ und vieles mehr<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen, Tabellen, Definitionen und Abkürzungen<br />

UTAUT ........................ Unified theory <strong>of</strong> acceptance and use <strong>of</strong> technology<br />

vgl. .............................. vergleiche<br />

(verallgemeinertes Technologieakzeptanz- und nutzungsmodell)<br />

WHO ........................... World <strong>Health</strong> Organization (Weltgesundheitsorganisation)<br />

Z .................................. Zeile<br />

z.B. .............................. zum Beispiel<br />

z.T. .............................. zum Teil<br />

134


7 Literaturverzeichnis<br />

7.1 Publikationen<br />

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http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/7/8/7/CH1045/CMS1178711263489/elga_umsetzung<br />

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gehalten auf <strong>der</strong> 4. Konferenz <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Initiative Österreich, 9.12.2009. Präsentation<br />

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(letzter Zugriff: 03/04/2012).<br />

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http://www.chipkarte.at/portal27/portal/ecardportal/channel_content/cmsWindow;jsessionid=1<br />

4F8647342E723BC13704C2AA9236655.jbport_271_1a?p_pubid=641673&action=2&p_men<br />

uid=51921&p_tabid=5#pd955182<br />

(letzter Zugriff: 07/04/2012).<br />

e-card Services<br />

https://www.sozialversicherung.at/portal27/portal/ecardportal/channel_content/cmsWindow?p<br />

_pubid=635897&action=2&p_menuid=68973&p_tabid=3#pd918609<br />

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(letzter Zugriff: 06/11/2012)<br />

Jens R. Integrierte Versorgung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> und Praxis eines Allgemeinmediziners. Vortrag,<br />

gehalten auf <strong>der</strong> 4. Konferenz <strong>der</strong> e-<strong>Health</strong>-Initiative Österreich, 9.12.2009. Präsentation<br />

unter<br />

URL:http://ehi.adv.at/fileadmin/user_upload/adv_author/pdfs/konferenz20091209/Jens_eHI_<br />

Konferenz_20091209.pdf<br />

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http://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-6-25032007/kritik-an-e-ueberweisung.html<br />

(letzter Zugriff: 06/11/2012)<br />

Springermedizin. ELGA-Gesetz in Begutachtung. Ein Ministerialentwurf als<br />

Diskussionsgrundlage (zit. als Springermedizin, 2011a).<br />

http://www.springermedizin.at/artikel/21299-elga-gesetz-in-begutachtung<br />

(letzter Zugriff: 19/06/2012).<br />

Springermedizin. e-Medikation: Pilotprojekt startet ab April (zit. als Springermedizin, 2011b).<br />

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http://www.who.int/healthpromotion/conferences/previous/ottawa/en/<br />

(letzter Zugriff: 03/04/2012).<br />

142


8 Anhang<br />

8.1 Anschreiben an die Interviewpartner zur Teilnahme am Interview<br />

8.1.1 E-Mail an die Ärzte<br />

Anhang<br />

Betreff: Wissenschaftliche Befragung: e-<strong>Health</strong> Funktionen im Arztpraxis-Informationssystem<br />

Sehr geehrter Herr Dr. xxx! bzw. Sehr geehrte Frau Dr. xxx!<br />

ich möchte mich mit einem Anliegen an Sie wenden.<br />

Ich habe die letzten beiden Jahre an <strong>der</strong> UMIT in Hall in Tirol (Private Universität für<br />

Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik) den Lehrgang „Magister<br />

Gesundheitsinformatik“ besucht und beginne jetzt mit meiner Abschlussarbeit zum Thema:<br />

Anbindung <strong>von</strong> APIS an e-<strong>Health</strong><br />

e-<strong>Health</strong> Funktionen im Arztpraxis-Informationssystem <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Standesvertretung und <strong>aus</strong>gewählten nie<strong>der</strong>gelassenen Ärztinnen und <strong>Ärzten</strong><br />

Auf Basis <strong>von</strong> Literaturrecherche und problemzentrierten Interviews mit <strong>Ärzten</strong> möchte ich<br />

die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Standesvertreter und <strong>von</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> darstellen.<br />

Dazu würde ich gerne ein Interview mit Ihnen führen, das ca. 20 - 30 Min dauern wird.<br />

Aufbauen wird dieses Interview auf das erweiterte „technology acceptance model “ (TAM)<br />

Das TAM ist ein weit verbreitetes Instrument, das versucht, die Nutzung neuer Technologien<br />

durch zwei zentrale Faktoren, die wahrgenommene Nützlichkeit und die Bedienbarkeit dieser<br />

Technologie, zu erklären.<br />

Meine Fragen glie<strong>der</strong>n sich in folgende Bereiche:<br />

Ist-Situation<br />

o Derzeitige Funktionalitäten Ihrer Arztpraxiss<strong>of</strong>tware<br />

o Thema e-<strong>Health</strong> allgemein<br />

o E-<strong>Health</strong> Funktionen – <strong>der</strong>zeitiger Stand, Zufriedenheit, Nützlichkeit, Bedienung,<br />

Erfahrung, …<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

o Erwartungen, Auswirkungen, Vertrauen, Pilotprojekte, Mitarbeit, Kosten, ...<br />

Das Interview wird elektronisch aufgezeichnet, transkribiert und Ihnen per E-Mail zur<br />

Kontrolle und Freigabe übermittelt. Erst mit Ihrer Freigabe wird dieses Interview auch für<br />

meine wissenschaftliche Arbeit verwendet und zitiert. Ein Exemplar <strong>der</strong> Endfassung meiner<br />

Abschlussarbeit werde ich Ihnen selbstverständlich zukommen lassen.<br />

Ich bedanke mich im Vor<strong>aus</strong> für Ihr Interesse und freue mich auf das Interview mit Ihnen.<br />

Ich werde Sie in den nächsten Tagen in <strong>der</strong> Ordination anrufen und um einen Termin<br />

ersuchen.<br />

Freundliche Grüße<br />

Ing. Gerhard Klapf<br />

Ärztekammer für OÖ / Vertragsarztstellen & IT<br />

Dingh<strong>of</strong>erstraße 4, 4010 Linz<br />

Tel.: +43-732-77 83 71-307, Fax: +43-732-78 36 60-307<br />

E-Mail: klapf@aekooe.or.at<br />

www.aekooe.or.at o<strong>der</strong> www.gesundesooe.at<br />

Zertifiziert nach ISO 9001<br />

EFQM recognised for excellence ***<br />

143


8.1.2 E-Mail an den Präsident <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ<br />

Anhang<br />

Betreff: Wissenschaftliche Befragung: e-<strong>Health</strong> Funktionen im Arztpraxis-Informationssystem<br />

Sehr geehrter Herr Präsident!<br />

ich möchte mich mit einem Anliegen an Sie wenden.<br />

Ich habe die letzten beiden Jahre an <strong>der</strong> UMIT in Hall in Tirol (Private Universität für<br />

Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik) den Lehrgang „Magister<br />

Gesundheitsinformatik“ besucht und beginne jetzt mit meiner Abschlussarbeit zum Thema:<br />

Anbindung <strong>von</strong> APIS an e-<strong>Health</strong><br />

e-<strong>Health</strong> Funktionen im Arztpraxis-Informationssystem <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Standesvertretung und <strong>aus</strong>gewählten nie<strong>der</strong>gelassenen Ärztinnen und <strong>Ärzten</strong><br />

Auf Basis <strong>von</strong> Literaturrecherche und problemzentrierten Interviews mit <strong>Ärzten</strong> möchte ich<br />

die Akzeptanz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-Funktionen <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Standesvertreter und <strong>von</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> darstellen.<br />

Dazu würde ich gerne ein Interview mit Ihnen führen, das ca. 20 - 30 Min dauern wird.<br />

Aufbauen wird dieses Interview auf das erweiterte „technology acceptance model“ (TAM)<br />

Das TAM ist ein weit verbreitetes Instrument, das versucht, die Nutzung neuer Technologien<br />

durch zwei zentrale Faktoren, die wahrgenommene Nützlichkeit und die Bedienbarkeit dieser<br />

Technologie, zu erklären.<br />

Meine Fragen glie<strong>der</strong>n sich in folgende Bereiche:<br />

Ist-Situation<br />

o Derzeitige Funktionalitäten <strong>der</strong> Arztpraxiss<strong>of</strong>tware <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte<br />

o Thema e-<strong>Health</strong> allgemein<br />

o E-<strong>Health</strong> Funktionen – <strong>der</strong>zeitiger Stand, Zufriedenheit, Nützlichkeit, Bedienung,<br />

Erfahrung, …<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

o Erwartungen, Auswirkungen, Vertrauen, Pilotprojekte, Mitarbeit, Kosten, ...<br />

Das Interview wird elektronisch aufgezeichnet, transkribiert und Ihnen per E-Mail zur<br />

Kontrolle und Freigabe übermittelt. Erst mit Ihrer Freigabe wird dieses Interview auch für<br />

meine wissenschaftliche Arbeit verwendet und zitiert. Ein Exemplar <strong>der</strong> Endfassung meiner<br />

Abschlussarbeit werde ich Ihnen selbstverständlich zukommen lassen.<br />

Ich bedanke mich im Vor<strong>aus</strong> für Ihr Interesse und freue mich auf das Interview mit Ihnen.<br />

Ich werde Sie in den nächsten Tagen anrufen und um einen Termin ersuchen.<br />

Freundliche Grüße<br />

Ing. Gerhard Klapf<br />

Ärztekammer für OÖ / Vertragsarztstellen & IT<br />

Dingh<strong>of</strong>erstraße 4, 4010 Linz<br />

Tel.: +43-732-77 83 71-307, Fax: +43-732-78 36 60-307<br />

E-Mail: klapf@aekooe.or.at<br />

www.aekooe.or.at o<strong>der</strong> www.gesundesooe.at<br />

Zertifiziert nach ISO 9001<br />

EFQM recognised for excellence ***<br />

144


8.2 Interviewleitfaden<br />

8.2.1 Interviewleitfaden für die Interviews mit den nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong><br />

Die Fragen glie<strong>der</strong>n sich in zwei Teilbereiche<br />

Anhang<br />

In Ihre <strong>der</strong>zeitige Situation in Ihrer Praxis<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

Derzeitige Situation<br />

Allgemein<br />

Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

computer self efficacy, computer anxiety, computer playfulness, perceived enjoyment<br />

Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

und die Gesellschaft allgemein?<br />

Experience<br />

Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS? (Hatten Sie davor an<strong>der</strong>e<br />

Systeme?)<br />

PU (Perceived Usefulness) / wahrgenommene Nützlichkeit<br />

Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

an<strong>der</strong>en?<br />

e-card<br />

e-Abrechnung (mit den Kassen)<br />

DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

e-Arztbrief / e-Befundbericht<br />

e-Pflegebegleitschreiben<br />

e-Laborbefund<br />

e-AUM (Arbeitsunfähigkeitsmeldung)<br />

ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

e-Impfpass<br />

e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung<br />

ELGA<br />

e-Medikation<br />

e-Radiologie<br />

e-Mutter-Kind-Pass<br />

e-Leistungsbericht<br />

e-Terminmanagement<br />

e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbietern<br />

(GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen? (mit wem?)<br />

Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

PEU / result demonstrability / output quality /Kompatibilität<br />

Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware<br />

zufrieden? (Was könnte man verbessern?)<br />

Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

haben?<br />

Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

145


Anhang<br />

perceptions <strong>of</strong> external control / facilitating conditions?<br />

Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Arztpraxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

Support zufriedenstellend?<br />

subjektive Normen / social influence<br />

Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

angefragt würden?<br />

Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen? (zB Erinnerung<br />

an Auffrischungsimpfungen?)<br />

Image<br />

Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

job relevance<br />

Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung<br />

Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

Funktionen zwingend anwenden?<br />

computer self efficacy, computer anxiety, computer playfulness, perceived enjoyment<br />

Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

stellt?<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

Partizipation<br />

Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

zu werden?<br />

Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung mitarbeiten?<br />

Kompatibilität<br />

Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

Gesundheitssystem generell?<br />

Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionalitäten? (z.B. Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

facilitating conditions<br />

Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

PU<br />

Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

146


Anhang<br />

Wahrgenommene Kontrolle?<br />

Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

verän<strong>der</strong>n?<br />

Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

Abschließend<br />

Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

(Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

Kosten, )<br />

Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

147


Anhang<br />

8.2.2 Interviewleitfaden für die Interviews mit den Vertretern <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ<br />

Die Fragen glie<strong>der</strong>n sich in zwei Teilbereiche<br />

In die <strong>der</strong>zeitige Situation in den nie<strong>der</strong>gelassenen Praxen<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

Derzeitige Situation<br />

Allgemein<br />

Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

computer self efficacy, computer anxiety, computer playfulness, perceived enjoyment<br />

Können Sie etwas über die Einstellung <strong>der</strong> Ärzte zur Computer- und Internetnutzung sagen?<br />

PU (Perceived Usefulness) / wahrgenommene Nützlichkeit<br />

Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Können Sie sagen, welche da<strong>von</strong> bei den<br />

<strong>Ärzten</strong> bereits im Einsatz sind, wie zufrieden sie damit sind und wie nützlich sie diese finden?<br />

Wie bekannt sind Ihnen die an<strong>der</strong>en?<br />

e-card<br />

e-Abrechnung (mit den Kassen)<br />

DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

e-Arztbrief / e-Befundbericht<br />

e-Pflegebegleitschreiben<br />

e-Laborbefund<br />

e-AUM (Arbeitsunfähigkeitsmeldung)<br />

ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

e-Impfpass<br />

e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung<br />

ELGA<br />

e-Medikation<br />

e-Radiologie<br />

e-Mutter-Kind-Pass<br />

e-Leistungsbericht<br />

e-Terminmanagement<br />

e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

Ein Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs bzw. <strong>Ärzten</strong> findet ja bereits statt. Sind Sie <strong>der</strong><br />

Meinung, dass Ärzte dieses Service vermehrt nutzen sollten?<br />

Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

PEU / result demonstrability / output quality /Kompatibilität<br />

Glauben Sie, dass die <strong>der</strong>zeitigen e-<strong>Health</strong> Funktionen in <strong>der</strong> Praxis-S<strong>of</strong>tware die<br />

Erwartungen erfüllen, die die Ärzte an sie haben?<br />

Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass die Patientendaten in den Praxen <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

perceptions <strong>of</strong> external control / facilitating conditions?<br />

Wie gut, glauben Sie, sind die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im<br />

Allgemeinen informiert?<br />

Wie werden sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

subjektive Normen / social influence<br />

Welche Vor<strong>aus</strong>setzungen müssen erfüllt sein, damit Sie den <strong>Ärzten</strong> die Teilnahme an<br />

Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Anwendungen empfehlen?<br />

Wann würden Sie den <strong>Ärzten</strong> die Einführung und Nutzung neuer e-<strong>Health</strong> Funktionalitäten<br />

empfehlen?<br />

148


Anhang<br />

Bieten Ärzte bereits jetzt Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

Image<br />

Haben Sie den Eindruck, dass ein Arzt die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

kann, wenn er mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwendet?<br />

job relevance<br />

Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für die Arbeit <strong>der</strong> Ärzte?<br />

Könnte ein nie<strong>der</strong>gelassener Arzt seine Ordination noch gänzlich ohne APIS führen?<br />

Freiwilligkeit <strong>der</strong> Nutzung<br />

Glauben Sie, macht es für die Arbeit <strong>der</strong> Ärzte einen Unterschied, wenn sie bestimmte e-<br />

<strong>Health</strong> Funktionen zwingend anwenden müssen?<br />

computer self efficacy, computer anxiety, computer playfulness, perceived enjoyment<br />

Glauben Sie, macht es den <strong>Ärzten</strong> Spaß, am Computer zu arbeiten<br />

Haben Sie das Gefühl, dass die Ärzte den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an<br />

sie stellt?<br />

Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen, Maßnahmen und Initiativen<br />

Partizipation<br />

Würden die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte an weiteren Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen<br />

teilnehmen bzw. bei <strong>der</strong> Entwicklung mitarbeiten?<br />

Würde die Akzeptanz <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte steigen, wenn sie das Gefühl haben, in die<br />

Entwicklung einbezogen zu werden?<br />

Kompatibilität<br />

Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf die tägliche Arbeit <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte mit den Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in den<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Praxen bzw. im Gesundheitssystem generell?<br />

Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

Funktionalitäten? (z.B. Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?)<br />

facilitating conditions<br />

Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber die Ärzte bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

PU<br />

Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

Wahrgenommene Kontrolle?<br />

Würde sich an <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Ärzte durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

verän<strong>der</strong>n?<br />

Würden die Ärzte all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

Abschließend<br />

Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen? (z.B.<br />

Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

Kosten, )<br />

Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

149


8.3 Transkribierte Interviews<br />

8.3.1 Interviewpartner 1<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 1:<br />

4 Ich denke an Informationssysteme in den Ordinationen und Krankenanstalten - grundsätzlich<br />

5 im positiven Sinn.<br />

6 Autor:<br />

7 Können Sie etwas über die Einstellung <strong>der</strong> Ärzte zur Computer- und Internetnutzung sagen?<br />

8 Interviewpartner 1:<br />

9 Ich glaube, das hat sich geän<strong>der</strong>t. Die ältere Generation war da etwas zurückhalten<strong>der</strong>, die<br />

10 junge Generation – auch durch die Dinge die man privat nutzt – ist dem gegenüber ganz gut<br />

11 aufgeschlossen.<br />

12 Autor:<br />

13 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Können Sie sagen, welche da<strong>von</strong> bei den<br />

14 nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> bereits im Einsatz sind, wie zufrieden sie damit sind und wie<br />

15 nützlich sie diese finden?<br />

16 Interviewpartner 1:<br />

17 Ich kann selbst nur <strong>von</strong> <strong>der</strong> e-card sprechen, weil die habe ich selbst. Zu den an<strong>der</strong>en<br />

18 Dingen: e-Abrechnung, e-Arztbrief, e-Pflegebegleitschreiben, e-Laborbefund, damit habe ich<br />

19 nichts zu tun in meinem Beruf - kenne sie nur <strong>aus</strong> den Diskussionen in <strong>der</strong> Kurie.<br />

20 ELGA bin ich in die Diskussion eingebunden. Primär sind <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> die Thematiken:<br />

21 Freiwilligkeit, Datenschutz und Praktikabilität.<br />

22 Die an<strong>der</strong>en Funktionalitäten kenne ich natürlich, kann dazu aber konkret nichts sagen.<br />

23 Autor:<br />

24 Es findet ja Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch unter <strong>Ärzten</strong> bereits statt. Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass man<br />

25 dieses Service vermehrt nutzen sollte?<br />

26 Interviewpartner 1:<br />

27 Ich glaube, die Kommunikation in OÖ funktioniert inzwischen sehr gut, wenn ich nur an mein<br />

28 Informationssystem im Krankenh<strong>aus</strong> denke. Ich glaube, dass diese Dinge noch besser<br />

29 vernetzt gehören und dann wird das sicher <strong>aus</strong>reichend genutzt.<br />

30 Autor:<br />

31 Finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch unter den <strong>Ärzten</strong> nützlich?<br />

32 Interviewpartner 1:<br />

33 Ja!<br />

34 Autor:<br />

35 Man spricht immer <strong>von</strong> Gesundheitsdiensteanbieter, sind Sie ein solcher?<br />

36 Interviewpartner 1:<br />

37 Ich bin Arzt! Ich biete keine Dienste an!<br />

38 Autor:<br />

39 Glauben Sie, dass die <strong>der</strong>zeitigen e-<strong>Health</strong> Funktionen, wie sie jetzt bei den<br />

40 nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> verwendet werden, die Erwartungen erfüllen, die sie an sie haben?<br />

41 Interviewpartner 1:<br />

42 Ich erlebe die Diskussion unterschiedlich, habe aber dadurch, dass ich nicht vor Ort bin,<br />

43 wenig Erfahrung und kann wenig sagen. Manche sagen es funktioniert ganz gut, manche<br />

44 sind an<strong>der</strong>er Meinung.<br />

45 Autor:<br />

46 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass die Patientendaten in den Praxen <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

47 Interviewpartner 1:<br />

48 Da bin ich mir sicher, dass das passt.<br />

49 Autor:<br />

50 Wie gut glauben Sie denn, sind die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte über e-<strong>Health</strong> Funktionen im<br />

51 Allgemeinen informiert?<br />

52 Interviewpartner 1:<br />

53 Ich glaube die Information ist da nur sehr oberflächlich.<br />

54 Autor:<br />

55 Wissen Sie, wie die Ärzte über e-<strong>Health</strong> Funktionen informiert werden?<br />

56 Interviewpartner 1:<br />

Wenn, dann bekommen sie die Informationen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kammer in entsprechen<strong>der</strong> Art und<br />

57 Weise und <strong>aus</strong> den Medien und wahrscheinlich <strong>von</strong> den Provi<strong>der</strong>n.<br />

58<br />

150


Anhang<br />

59 Autor:<br />

60 Welche Vor<strong>aus</strong>setzungen müssen erfüllt sein, damit Sie den <strong>Ärzten</strong> die Teilnahme an<br />

61 Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen empfehlen?<br />

62 Interviewpartner 1:<br />

63 Es dürfen keine Kosten entstehen und es muss die Mehrarbeit an den Pilotprojekten<br />

64 abgegolten werden. Und letztlich heißt das für mich auch konkret - dass, wenn das<br />

65 Pilotprojekt ein negatives Ergebnis bringt, kann natürlich die Ausrollung nicht erfolgen!<br />

66 Autor:<br />

67 Wann würden Sie den <strong>Ärzten</strong> die Einführung und Nutzung neuer e-<strong>Health</strong> Funktionen<br />

68 empfehlen?<br />

69 Interviewpartner 1:<br />

70 Wenn sie für die Ärzte praktikabel sind, einen Nutzen haben und Sinn machen. Und dass die<br />

71 Ärzte durch den Einsatz nicht mehr, son<strong>der</strong>n weniger Zeit bei <strong>der</strong> Behandlung eines<br />

72 Patienten brauchen. Die e-<strong>Health</strong> Funktionen sollen zu einer besseren Behandlung und<br />

73 besseren Diagnose führen.<br />

74 Autor:<br />

75 Haben Sie den Eindruck, dass ein Arzt die Erwartungen an einen „guten Arzt“ besser erfüllen<br />

76 kann, wenn er mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen verwendet?<br />

77 Interviewpartner 1:<br />

78 Nein, das glaube ich nicht.<br />

79 Autor:<br />

80 Wissen Sie, ob Ärzte bereits jetzt Leistungen anbieten, die über das Normale hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

81 Interviewpartner 1:<br />

82 Das weiß ich nicht.<br />

83 Autor:<br />

84 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für die Arbeit <strong>der</strong> Ärzte?<br />

85 Interviewpartner 1:<br />

86 Ohne e-<strong>Health</strong> und ohne den Einsatz <strong>von</strong> elektronischen Mitteln wird die Arbeit nicht mehr<br />

87 funktionieren in Zukunft, das ist ganz klar.<br />

88 Autor:<br />

89 Könnte ein nie<strong>der</strong>gelassener Arzt seine Ordination noch gänzlich ohne Praxiss<strong>of</strong>tware<br />

90 führen?<br />

91 Interviewpartner 1:<br />

92 Ganz sicher nicht.<br />

93 Autor:<br />

94 Glauben Sie, macht es für die Ärzte einen Unterschied, wenn sie bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

95 Funktionen zwingend anwenden müssten?<br />

96 Interviewpartner 1:<br />

97 Ich bin gegen eine zwingende Anwendung. Wenn die e-<strong>Health</strong> Anwendung so gut ist - also<br />

98 praktikabel, nützlich, Sinn macht und die Kosten sind gedeckt – dann wird man sie auch<br />

99 verwenden. Wenn sie nicht gut ist, wird man es bleiben lassen und darum ist Zwang hier<br />

100 sehr schlecht.<br />

101 Autor:<br />

102 Glauben Sie, macht es den nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

103 Interviewpartner 1:<br />

104 Ich glaube, da sind sie nicht unterschiedlicher wie alle an<strong>der</strong>en Dienstnehmer o<strong>der</strong><br />

105 Freiberufler - es wird unterschiedlich sein.<br />

106 Autor:<br />

107 Haben Sie das Gefühl, dass die Ärzte den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an<br />

108 sie stellt?<br />

109 Interviewpartner 1:<br />

110 Ich bin mir ganz sicher, dass sie dem gewachsen sind. Weil unser Beruf for<strong>der</strong>t viel<br />

111 Motivation und Anstrengung und da sind sie diesen Dingern sicherlich auch gewachsen.<br />

112 Autor:<br />

113 Würden die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte grundsätzlich an weiteren Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong><br />

114 Funktionen teilnehmen, bzw. bei <strong>der</strong> Entwicklung mitarbeiten?<br />

115 Interviewpartner 1:<br />

116 Ja, ich bin mir ganz sicher. Man wird sich dem nicht verwehren können und da ist es einfach<br />

117 sehr gut, wenn es Pilotprojekte gibt. Ich denke, dass viele Ärzte an sich bereit sind, bei<br />

118 solchen Projekten mitzumachen, wenn dann auch ihre Meinung in die Umsetzung einfließt.<br />

119 Autor:<br />

120 Würde die Akzeptanz steigen, wenn die Ärzte das Gefühl haben, dass sie in die Entwicklung<br />

121 einbezogen sind?<br />

122 Interviewpartner 1:<br />

123 Ganz sicher!<br />

124<br />

Autor:<br />

151


Anhang<br />

125 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf die tägliche Arbeit <strong>der</strong><br />

126 nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte mit den Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

127 Interviewpartner 1:<br />

128 e-<strong>Health</strong> Anwendungen können <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> nur dann eingeführt werden, wenn sie nicht<br />

129 mehr Arbeit hervorrufen. Das ist für mich eine Grundvor<strong>aus</strong>setzung. Es muss eine<br />

130 Verbesserung da sein, im Handling, in <strong>der</strong> Zeitersparnis, und es muss die Diagnosen und die<br />

131 Therapie in dem Sinn erleichtern, dass man schneller Zugriff zu den notwendigen Daten hat.<br />

132 Autor:<br />

133 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in den<br />

134 nie<strong>der</strong>gelassenen Praxen bzw. im Gesundheitssystem generell?<br />

135 Interviewpartner 1:<br />

136 Das wird je nach Anwendung unterschiedlich sein. Wir schauen uns jedenfalls die<br />

137 Kostenaufteilung sehr genau an.<br />

138 Autor:<br />

139 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

140 Funktionalitäten? zB Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

141 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

142 Interviewpartner 1:<br />

143 Das kommt immer wie<strong>der</strong> darauf an, welche Funktion damit bedient wird. Wenn es für den<br />

144 Arzt ein Vorteil ist, dann wird es für den Patienten auch ein Vorteil sein. Aber es muss nicht<br />

145 je<strong>der</strong> Vorteil für den Patienten ein Vorteil für den Arzt sein.<br />

146 Autor:<br />

147 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber die Ärzte bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

148 Interviewpartner 1:<br />

149 Der Gesetzgeber kann uns dadurch unterstützen, dass er die Ärzte <strong>von</strong> Vornherein in die<br />

150 Thematik einbindet und auf ihre Erfahrungen hört.<br />

151 Autor:<br />

152 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen, indem er die Ärzte zur Teilnahme verpflichtet?<br />

153 Interviewpartner 1:<br />

154 Nein!<br />

155 Autor:<br />

156 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

157 Interviewpartner 1:<br />

158 Opt-in ist die einzige Möglichkeit.<br />

159 Autor:<br />

160 Würde sich an <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Ärzte durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

161 än<strong>der</strong>n?<br />

162 Interviewpartner 1:<br />

163 Nein, das glaube ich nicht.<br />

164 Autor:<br />

165 Glauben Sie, würden die Ärzte alle ihre Daten an<strong>der</strong>en Gesundheitsdiensteanbietern zur<br />

166 Verfügung stellen?<br />

167 Interviewpartner 1:<br />

168 Ich glaube, Arzt- und Gesundheitsdaten sind <strong>Ärzten</strong> zur Verfügung zu stellen. Und dann wird<br />

169 es sicherlich Daten geben, die an<strong>der</strong>en GDA’s zugänglich sind. Aber die wichtigen Daten -<br />

170 die Krankheiten, Anamnesen und diese Dinge betreffen - sind ärztliche Daten.<br />

171 Autor:<br />

172 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen? (zB<br />

173 Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

174 Kosten, )<br />

175 Interviewpartner 1:<br />

176 Ich erwarte mir für die interne Arbeit, dass die Abläufe schneller und die interne Organisation<br />

177 leichter werden. Dass ich schneller und punktgenauer Zugriff auf die entsprechenden<br />

178 Patientendaten bekomme und dann auf Basis dieser Informationen die Diagnostik und<br />

179 Therapie schneller optimieren kann. Es ist aber dazu ganz klar zu sagen, dass das auf<br />

180 an<strong>der</strong>em Weg auch geht. Darum erwarte ich mir <strong>von</strong> dem auch eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

181 Abläufe. Man wird kein besserer Arzt, son<strong>der</strong>n es vereinfacht die Abläufe.<br />

182 Wichtig dabei ist auch, dass die Ärzte bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Projekte eingebunden sind<br />

183 und an <strong>der</strong> Entwicklung aktiv mitarbeiten. Nur dann werden auch Applikationen entwickelt,<br />

184 die praktikabel sind und einen Zeitgewinn bringen.<br />

185 Autor:<br />

186 Würden die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte einen gewissen Kostenteil übernehmen, wenn es<br />

187 Anwendungen gibt, die einen Nutzen bringen und sinnvoll sind?<br />

188 Interviewpartner 1:<br />

189 Wenn man das <strong>von</strong> staatlicher Seite will, hat man auch die Kosten zu tragen.<br />

190<br />

Autor:<br />

152


191 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in <strong>der</strong> Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

192 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

193 Interviewpartner 1:<br />

194 Nein, ich denke nicht.<br />

195 Autor:<br />

196<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

Anhang<br />

153


8.3.2 Interviewpartner 2<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn du den Begriff e-<strong>Health</strong> hörst, woran denkst du zuerst?<br />

3 Interviewpartner 2:<br />

4 Einfach gesagt ist e-<strong>Health</strong> die EDV im Gesundheitswesen.<br />

5 Autor:<br />

6 Kannst du etwas über die Einstellung <strong>der</strong> Ärzte zur Computer- und Internetnutzung sagen?<br />

7 Interviewpartner 2:<br />

8 Die Einstellung ist sicherlich sehr divergierend. Es gibt einige, die mit dem nicht wirklich viel<br />

9 zu tun haben wollen, d.h. es gibt nach wie vor Ärzte, die ihren Computer nicht mit dem<br />

10 Internet verbinden wollen, weil sie Angst haben, dass irgendetwas mit den Patientendaten<br />

11 passiert. Auch <strong>der</strong> Kostenfaktor ist für die Ärzteschaft ein zentrales Thema.<br />

12 Autor:<br />

13 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Kannst du sagen, welche da<strong>von</strong> bei den<br />

14 <strong>Ärzten</strong> bereits im Einsatz sind, wie zufrieden sie damit sind und wie nützlich sie diese finden?<br />

15 Interviewpartner 2:<br />

16 e-card<br />

17 ist im Einsatz und durch<strong>aus</strong> auch nützlich, wobei <strong>der</strong> Hauptnutzen eigentlich beim<br />

18 Arbeitgeber und bei <strong>der</strong> Sozialversicherung liegt und nicht beim Arzt. Der Arzt wurde aber<br />

19 trotzdem quasi per Gesetz zur Einführung und Zahlung <strong>von</strong> diesem Service verpflichtet.<br />

20 Durch diese meiner Meinung nach unpr<strong>of</strong>essionelle Vorgehensweise sind die Ärzte jetzt<br />

21 extrem sensibilisiert. Der Arzt ist <strong>der</strong>, <strong>der</strong> die e-card am wenigsten braucht und ist aber <strong>der</strong><br />

22 einzige, <strong>der</strong> damit laufende Kosten hat und damit ist <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> für die Zukunft sehr<br />

23 viel kaputt gemacht worden. Die Ärzte haben jetzt die Befürchtung, dass sie auch für weitere<br />

24 e-<strong>Health</strong> Anwendungen die Kosten zu tragen haben.<br />

25 e-Abrechnung<br />

26 ist natürlich auch in Verwendung, ist seit 2005 für die Kassenvertragsärzte verpflichtend.<br />

27 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

28 ist durch<strong>aus</strong> auch sinnvoll. Der Schwachpunkt an dieser Funktion ist, dass <strong>der</strong> tatsächliche<br />

29 Empfänger dem Arzt keine Bestätigung übermittelt. Ich urgiere beim Hauptverband schon<br />

30 seit Jahren, dass die entsprechenden Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Datendrehscheibe angepasst<br />

31 werden.<br />

32 e-Pflegebegleitschreiben<br />

33 ist <strong>der</strong>zeit ein Pilotprojekt in Oberösterreich.<br />

34 e-Laborbefund<br />

35 ist seit vielen Jahren in Verwendung, wobei diese Funktion <strong>der</strong>zeit eine gerichtete<br />

36 Kommunikation ist, dh <strong>der</strong> Arzt bekommt die Daten direkt. Interessant ist, dass es für diese<br />

37 Art <strong>der</strong> Befunde internationale Standards gibt, die allerdings <strong>von</strong> den S<strong>of</strong>tware-Firmen kaum<br />

38 eingehalten werden. Wenn diese eingehalten würden, hätten die Ärzte beim Lesen<br />

39 wesentlichere Vorteile als bisher.<br />

40 e-AUM<br />

41 diese Anwendung wurde in OÖ entwickelt und ist mittlerweile österreichweit in Verwendung.<br />

42 Eines <strong>der</strong> wenigen e-Projekte, die wirklich großen Anklang bei den <strong>Ärzten</strong> gefunden haben<br />

43 und wo die Ärzte sagen, dass <strong>der</strong> Kosten-Nutzenfaktor akzeptabel ist.<br />

44 ABS – Arzneimittelbewilligungsservice<br />

45 ist auch vielfach in Verwendung, hat bei uns in OÖ nicht die große Bedeutung weil wir mit<br />

46 <strong>der</strong> GKK die sogenannte Zielvereinbarung haben, die diese Funktion ersetzt.<br />

47 e-Impfpass<br />

48 gibt es meines Wissens nicht, ist eine Idee, die auch schon mehrmals als e-card-<br />

49 Folgeprojekt angedacht wurde. Da bin ich <strong>der</strong> Meinung, dass es hier vieler<br />

50 Verknüpfungspunkte bedarf, um es als sinnvolles Projekt durchzuführen. Es dürfen nämlich<br />

51 auch an<strong>der</strong>e Institutionen Impfungen durchführen, nicht nur nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte. Der e-<br />

52 Impfpass macht nur dann Sinn, wenn wirklich alle untereinan<strong>der</strong> vernetzt sind. Fraglich ist<br />

53 hier, wie weit Institutionen wie Amtsärzte, Chefärzte, Mutterberatungsärzte und Behörden<br />

54 eingebunden werden können. Die sind nämlich <strong>aus</strong>drücklich im e-card System<br />

55 <strong>aus</strong>geschlossen und verfügen auch kaum über mo<strong>der</strong>ne EDV-Systeme. Nützlich wäre sicher<br />

56 die Erinnerungsfunktion.<br />

57 e-Überweisung, e-Zuweisung, e-Einweisung<br />

58 war einmal ein Pilotprojekt in OÖ. Diese Funktionalität würde <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> für viele<br />

59 Beteiligte sehr viele Vorteile bringen, aber auch Nachteile für bestimmte Bereiche - für diese<br />

60 muss es einen Ausgleich geben. Allerdings wurde die Umsetzung des Pilotprojekts <strong>von</strong> den<br />

61<br />

beteiligten S<strong>of</strong>twarefirmen <strong>aus</strong> Kostengründen sehr halbherzig durchgeführt und erreichte<br />

154


Anhang<br />

62 dadurch bei den <strong>Ärzten</strong> nicht die gewünschte Akzeptanz. Diese Anwendung wäre durch<strong>aus</strong><br />

63 sinnvoll, allerdings muss auch hier die Kostenfrage vorher geklärt sein.<br />

64 ELGA<br />

65 ist für die Ärzte <strong>aus</strong> mehreren Gründen ein rotes Tuch. Hauptgründe sind generell die<br />

66 Verpflichtung zur Teilnahme, ein erhöhter administrativer Mehraufwand, die unklare<br />

67 Rechtssituation und zu hohe Kosten bei zu geringem Nutzen.<br />

68 e-Medikation<br />

69 war 2011 auch ein Pilotprojekt, das jetzt evaluiert wurde. Auch hier ist für die Ärzte <strong>der</strong><br />

70 Nutzen gegenüber den Aufwänden nicht klar ersichtlich.<br />

71 e-Radiologie<br />

72 ist auch schon länger in Verwendung. Aus meiner <strong>Sicht</strong> wäre wichtig, überhaupt bevor über<br />

73 ELGA nachgedacht wird, die elektronischen Informationen, die es gibt, so weit zu<br />

74 standardisieren, dass sie im APIS elektronisch gelesen werden können und schnell<br />

75 verwertbar sind. Dann haben die Ärzte einen spürbaren Benefit.<br />

76 e-Mutter-Kind-Pass<br />

77 Für den e-Mutter-Kind-Pass gilt <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> wie<strong>der</strong>um das gleiche wie für den<br />

78 Impfpass. Es gibt wie<strong>der</strong>um viele an<strong>der</strong>e Institutionen, die da mit eingebunden sind. Ob ein<br />

79 elektronischer MKP sinnvoll ist, ist eher fraglich.<br />

80 e-Leistungsbericht<br />

81 weiß ich nicht, ob das schon generell funktioniert. Die meisten S<strong>of</strong>twareprodukte sind in <strong>der</strong><br />

82 Regel eher so, dass sie darstellen: was habe ich in dem Monat o<strong>der</strong> in dem Quartal an<br />

83 Leistungen erbracht.<br />

84 Ich habe da vor kurzem selbst einen Vorschlag für einen sogenannten Patientenrecord<br />

85 gemacht, weil <strong>der</strong> Arzt ja auch eine Dokumentationspflicht hat. Wenn ein Arzt zB in Pension<br />

86 geht, übergibt er ja in <strong>der</strong> Regel auch das APIS vollständig an seinen Nachfolger und hat<br />

87 daher später keine Möglichkeit mehr, einem Patienten bei Bedarf die entsprechenden Daten<br />

88 zur Verfügung zu stellen. Ein Patientenrecord als cda-Dokument auf DVD gespeichert, würde<br />

89 dieses Problem lösen.<br />

90 e-Terminmanagement<br />

91 wird auch bereits angeboten. Allerdings als eigenständige Produkte im Internet, und die<br />

92 Verwendung würde für den Arzt wie<strong>der</strong> einen erheblichen Mehraufwand bedeuten. Diese<br />

93 Funktion würde vielleicht Sinn machen, wenn sie ins APIS integriert wird, ansonsten sehe ich<br />

94 keinen großen Vorteil darin.<br />

95 e-Notfallsdaten<br />

96 wird <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> auch überschätzt. Da gibt es immer das Paradebeispiel: man hat<br />

97 einen Busunfall mit 50 Personen, keiner da<strong>von</strong> wird seine e-card eingesteckt haben, die ist<br />

98 irgendwo in einer Tasche o<strong>der</strong> in einer Jacke und keiner weiß im Notfall, wem die Taschen<br />

99 o<strong>der</strong> Jacken gehören und wessen e-card das ist. Gerade in einem Notfall ist die Situation<br />

100 immer ganz an<strong>der</strong>s.<br />

101 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

102 da gibt es einige Projekte mit Diabetes-und Herz-Kreislauf-Patienten die täglich teilweise<br />

103 sogar über Handy ihre Daten übermitteln. Das macht durch<strong>aus</strong> Sinn. Speziell im ländlichen<br />

104 Bereich, wo Ärzte nicht immer so verfügbar sind.<br />

105 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

106 Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn, weil Patienten vielleicht falsche<br />

107 Schlussfolgerungen <strong>aus</strong> diesen Informationen ziehen könnten.<br />

108 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

109 sehe ich positiv, weil es sehr viele verschiedene Bereiche gibt, die miteinan<strong>der</strong> nicht vernetzt<br />

110 sind und selbst die Ärzte nach solchen Funktionalitäten nachfragen.<br />

111 Autor:<br />

112 Ein Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs bzw. <strong>Ärzten</strong> findet ja bereits statt. Bist Du <strong>der</strong><br />

113 Meinung, dass Ärzte dieses Service vermehrt nutzen sollten?<br />

114 Interviewpartner 2:<br />

115 Auf jeden Fall. Dieses Service beinhaltet nicht nur den Transport, son<strong>der</strong>n auch den<br />

116 vollständigen Import <strong>der</strong> Daten ins APIS, was allerdings einen hohen CDA-Level vor<strong>aus</strong>setzt.<br />

117 Erst dann macht es Sinn, weil speziell die Befunde schnell und leichter lesbar sind.<br />

118 Autor:<br />

119 Wie nützlich findest Du den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

120 Interviewpartner 2:<br />

121 Sehr nützlich, s<strong>of</strong>ern es sich nur um jene Daten handelt die den an<strong>der</strong>en GDAs auch<br />

122 zustehen und für sie nützlich sind.<br />

123 Autor:<br />

124 Haben Ärzte eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

125 Interviewpartner 2:<br />

126 Das ist sehr unterschiedlich. Urlaubsvertretungen funktionieren in <strong>der</strong> Regel gut.<br />

127<br />

Autor:<br />

155


Anhang<br />

128 Glaubst Du, dass die <strong>der</strong>zeitigen e-<strong>Health</strong> Funktionen in <strong>der</strong> Praxis-S<strong>of</strong>tware die<br />

129 Erwartungen erfüllen, die die Ärzte an sie haben?<br />

130 Interviewpartner 2:<br />

131 In vielen Bereichen schon, wobei auch bei <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Funktionalitäten die Kosten eine<br />

132 Rolle spielen. Der Arzt muss seine S<strong>of</strong>tware ja selber kaufen und das Problem ist hier<br />

133 mitunter auch die Vielfalt, dh auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es sehr viele Arzts<strong>of</strong>twareanbieter am<br />

134 Markt, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite haben wir speziell <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Ärzteschaft große Angst<br />

135 vor einer Monopolisierung, die durch die Firma Compugroup droht. Und genau diese Dinge<br />

136 konterkarieren sich irgendwie. Wenn es viele Firmen gibt, die wenige Ärzte als Kunden<br />

137 haben, ist natürlich jede Entwicklung sehr teuer. Eine Firma mit einer großen Klientelanzahl<br />

138 entwickelt wesentlich günstiger, was aber wie<strong>der</strong>um dieser Monopolisierung entspricht. Was<br />

139 die Ärzte wünschen – möglichst umfangreiche, einfach zu bedienende Funktionen, die kaum<br />

140 etwas kosten und keine Monopolisierung <strong>von</strong> wenigen Firmen – das gibt es lei<strong>der</strong> einfach<br />

141 nicht.<br />

142 Autor:<br />

143 Glaubst du, dass die Patientendaten in den Praxen <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

144 Interviewpartner 2:<br />

145 Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Da gibt es durch<strong>aus</strong> Schwächen, wie die<br />

146 Zugriffsberechtigungen. Ich bin überzeugt, dass es viele Ordinationen mit zwei o<strong>der</strong> mehr<br />

147 Behandlungsräumen gibt, die nicht überall ein unterschiedliches Passwort haben o<strong>der</strong> dass<br />

148 die Mitarbeiter ein unterschiedliches haben. Auch wird in vielen Praxen die Funktion <strong>der</strong><br />

149 Sicherung nicht regelmäßig überprüft.<br />

150 Autor:<br />

151 Wie gut, glaubst Du, sind die ngl Ärzte über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

152 Interviewpartner 2:<br />

153 Ich glaube im Großen und Ganzen nicht sehr gut.<br />

154 Autor:<br />

155 Wie und <strong>von</strong> wem werden sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

156 Interviewpartner 2:<br />

157 Durch die Ärztekammer und <strong>von</strong> den Medien. Wobei die Medien <strong>of</strong>t nur einseitig informier<br />

158 en, speziell wenn es um Patientenrechte und ELGA und diese Dinge geht.<br />

159 Autor:<br />

160 Wer könnte dann entsprechend qualitativ über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informieren?<br />

161 Interviewpartner 2:<br />

162 Im Prinzip wäre es sicher Aufgabe <strong>der</strong> Ärztekammern für unseren Teil. Da sind lei<strong>der</strong> die<br />

163 Informationen nicht sachlich son<strong>der</strong>n eher politisch motiviert.<br />

164 Autor:<br />

165 Wie glaubst Du ist das Verhältnis <strong>der</strong> Ärzte zu ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller?<br />

166 Interviewpartner 2:<br />

167 Im Großen und Ganzen glaube ich ganz gut.<br />

168 Autor:<br />

169 Welche Vor<strong>aus</strong>setzungen müssen erfüllt sein, damit die Ärztekammer den <strong>Ärzten</strong> die<br />

170 Teilnahme an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Anwendungen empfiehlt?<br />

171 Interviewpartner 2:<br />

172 Der ehrliche Kosten-Nutzen muss transparent sein und es muss eine unabhängige<br />

173 Evaluierung nach dem Pilotprojekt geben. Erst anschließend kann gemeinsam mit den<br />

174 <strong>Ärzten</strong> über ein gesamtes roll-out entschieden werden. Sollte die Kosten-Nutzen-Verteilung<br />

175 nicht gleichmäßig verteilt sein, muss es hier einen Ausgleich geben.<br />

176 Autor:<br />

177 Wann würden Sie den <strong>Ärzten</strong> die Einführung und Nutzung neuer e-<strong>Health</strong> Funktionalitäten<br />

178 empfehlen?<br />

179 Interviewpartner 2:<br />

180 Wenn es ganz klar einen Nutzen schafft für den Arzt und die Finanzierung geklärt ist bzw.<br />

181 wenn es einen Nutzen schafft, <strong>der</strong> aber nicht auf Seiten des Arztes ist, dass es zu einem<br />

182 Kosten- und Zeit<strong>aus</strong>gleich kommt.<br />

183 Autor:<br />

184 Bieten Ärzte bereits jetzt Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

185 Interviewpartner 2:<br />

186 Durch<strong>aus</strong> schon.<br />

187 Autor:<br />

188 Glaubst du, dass ein Arzt die Erwartungen an einen „guten Arzt“ besser erfüllen kann, wenn<br />

189 er mehr e-<strong>Health</strong>-Funktionen anwendet?<br />

190 Interviewpartner 2:<br />

191 Natürlich! Ich denke, dass das <strong>of</strong>t nicht so gesehen wird auf Seiten <strong>der</strong> Ärzteschaft.<br />

192 Heutzutage erwarten bereits viele Patienten <strong>von</strong> ihrem Arzt, dass er sie über die nächste<br />

193<br />

Zecken- o<strong>der</strong> Grippeimpfung informiert o<strong>der</strong> wann die VU fällig wird. Genau solche Fragen<br />

156


Anhang<br />

194 kann man eigentlich nur mit e-<strong>Health</strong> beantworten und das machen die Ärzte ja auch schon<br />

195 lange, aber keiner denkt mehr bei solchen banalen Funktionalitäten, dass hier auch e-<strong>Health</strong><br />

196 dahinter steht Auch wenn ich sage, „ein Computer mit einer Arzts<strong>of</strong>tware ist ja bereits eine<br />

197 e-<strong>Health</strong>-Funktion“, gibt es Serviceleistungen, die <strong>der</strong> Arzt gegenüber den Patienten anbieten<br />

198 könnte. Vor<strong>aus</strong>gesetzt natürlich, dass <strong>der</strong> Nutzen und die Kosten geklärt sind.<br />

199 Eine Ablehnung <strong>von</strong> Serviceleistungen durch die Ärzteschaft birgt letztlich auch die Gefahr,<br />

200 dass sich <strong>der</strong> Gesundheitsmarkt selbst regelt - dass da eine Tür zur Klassenmedizin geöffnet<br />

201 wird, und <strong>der</strong> Wahlarzt den Kassenarzt zurückdrängt, weil <strong>der</strong> Wahlarzt Behandlungsnischen<br />

202 besser <strong>aus</strong>nutzt. Die Industrie stellt ja bereits solche Funktionalitäten her und will sie auch<br />

203 verkaufen, und Institutionen wie eine Privatversicherung könnten das <strong>aus</strong>nutzen.<br />

204 Autor:<br />

205 Hältst du e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für die Arbeit <strong>der</strong> Ärzte?<br />

206 Interviewpartner 2:<br />

207 Sinnvoll eingesetzt ja. Das Problem und die mangelnde Akzeptanz zur Nutzung neuer e-<br />

208 <strong>Health</strong> Anwendungen bestehen <strong>der</strong>zeit, weil e-<strong>Health</strong> durch an<strong>der</strong>e Institutionen diktiert wird<br />

209 und die Ärzteschaft zum Teil nicht mal hinzugezogen wird. Die Frage zu e-<strong>Health</strong> Funktionen<br />

210 sind: machen sie auch Sinn für die Ärzte, haben sie einen Nutzen und wer finanziert sie?<br />

211 Derzeit wird etwas entwickelt, was die Sozialversicherung, eine Privatversicherung, <strong>der</strong><br />

212 Gesetzgeber will - und <strong>der</strong> Arzt soll das dann verwenden o<strong>der</strong> auch nicht.<br />

213 An<strong>der</strong>erseits ist es letztlich wie in vielen an<strong>der</strong>en Beruf auch: die Fülle <strong>der</strong> Aufgaben und<br />

214 Informationsverarbeitung ist ohne entsprechende EDV-Unterstützung nicht mehr bewältigbar.<br />

215 Die e-<strong>Health</strong> Anwendungen im APIS müssen den Arzt in seiner Behandlungstätigkeit so<br />

216 unterstützen, dass die Qualität <strong>der</strong> Behandlung darunter nicht leidet.<br />

217 Autor:<br />

218 Könnte ein ngl Arzt seine Ordination gänzlich ohne APIS führen?<br />

219 Interviewpartner 2:<br />

220 Aus meiner <strong>Sicht</strong> ist es nicht mehr vorstellbar. Als Kassenarzt ist er auch zur elektronischen<br />

221 Abrechnung verpflichtet.<br />

222 Autor:<br />

223 Glaubst du, macht es für die Arbeit <strong>der</strong> Ärzte einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn sie bestimmte e-<br />

224 <strong>Health</strong> Funktionen zwingend anwenden müssen?<br />

225 Interviewpartner 2:<br />

226 Ein Zwang ist immer schlechter wie Überzeugung. Wenn ich etwas <strong>aus</strong> Überzeugung<br />

227 einführe o<strong>der</strong> verwende, weil es mir etwas bringt, ist das immer etwas an<strong>der</strong>es als wenn ich<br />

228 muss.<br />

229 Autor:<br />

230 Glaubst Du macht es den <strong>Ärzten</strong> Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

231 Interviewpartner 2:<br />

232 Ich glaube, dass das sehr unterschiedlich ist. Wir haben <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> Ärzteschaft einen<br />

233 riesen Generationenwechsel. Wir hatten noch nie so viele Ärzte, die in Pension gehen wie<br />

234 <strong>der</strong>zeit und in den nächsten Jahren. Da ist in <strong>der</strong> Ideologie und im Verständnis dafür ein<br />

235 riesengroßer Wechsel da. Wenn man 100 Ärzte in Ausbildung o<strong>der</strong> Jungärzte dazu befragt,<br />

236 wird man eine ganz an<strong>der</strong>e Antwort bekommen, als wenn man 100 Ärzte fragt, die kurz vor<br />

237 <strong>der</strong> Pension stehen. Unsere Kin<strong>der</strong> gehen mit Handy und EDV ganz an<strong>der</strong>s um wie wir o<strong>der</strong><br />

238 unsere Eltern und genau diese Än<strong>der</strong>ungen haben wir jetzt auch in <strong>der</strong> Ärzteschaft.<br />

239 Autor:<br />

240 Glaubst du, dass die Ärzte den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an sie stellt?<br />

241 Interviewpartner 2:<br />

242 Auch wie<strong>der</strong> teils, teils, mit <strong>der</strong>selben Begründung wie bei <strong>der</strong> Frage vorher. Es wird sicher<br />

243 Ärzte geben, die <strong>der</strong>zeit überfor<strong>der</strong>t sind in diesem Bereich und an<strong>der</strong>e, die auch im Spital<br />

244 und in an<strong>der</strong>en Bereichen damit schon aufgewachsen sind.<br />

245 Autor:<br />

246 Würden die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte an weiteren Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen<br />

247 teilnehmen bzw. bei <strong>der</strong> Entwicklung mitarbeiten?<br />

248 Interviewpartner 2:<br />

249 Ich denke grundsätzlich ja, gerade hier in OÖ sind sowohl die Ärztekammer als auch die<br />

250 Ärzte sehr <strong>of</strong>fen für Innovationen. Ich bin <strong>der</strong> Meinung, dass die zukünftigen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

251 und die Notwendigkeit <strong>von</strong> EDV-Unterstützung den nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong> durch<strong>aus</strong><br />

252 bewusst sind. Es ist sicher besser, ein neues System <strong>von</strong> Anfang an mitzuentwickeln und<br />

253 gezielt Wünsche und Anfor<strong>der</strong>ungen einzubringen als etwas vorgesetzt zu bekommen.<br />

254 Autor:<br />

255 Würde die Akzeptanz <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte steigen, wenn sie das Gefühl haben, in die<br />

256 Entwicklung einbezogen zu werden?<br />

257 Interviewpartner 2:<br />

258 Ja, durch<strong>aus</strong>.<br />

259<br />

Autor:<br />

157


Anhang<br />

260 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf die tägliche Arbeit <strong>der</strong><br />

261 nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte mit den Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

262 Interviewpartner 2:<br />

263 Wenn es intelligente Lösungen sind, die den Arzt bei seiner Behandlungstätigkeit<br />

264 unterstützen, die sinnvoll und nützlich sind, hat er ja Vorteile. Wenn er wegen einer neuen<br />

265 Funktionalität pro Patient fünf Minuten länger braucht als vorher, wird es ihm nichts bringen.<br />

266 Das ist <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> ja genau die Schere, die da <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>klafft - dass nur wirklich<br />

267 intelligente Lösungen etwas bringen, die letztlich aber auch etwas kosten und jemand<br />

268 finanzieren muss.<br />

269 Autor:<br />

270 Glaubst du, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in den<br />

271 nie<strong>der</strong>gelassenen Praxen bzw. im Gesundheitssystem generell?<br />

272 Interviewpartner 2:<br />

273 Nein. Ich bin eher <strong>der</strong> Meinung, dass man den relativ hohen Qualitätsstandard, den wir<br />

274 haben, in Zukunft zu halten o<strong>der</strong> sogar zu verbessern nur mit e-<strong>Health</strong> Unterstützung gehen<br />

275 wird. Wenn die Ärzte e-<strong>Health</strong>-Entwicklungen selbst finanzieren müssen und an<strong>der</strong>e<br />

276 Institutionen nutzen dann den Benefit <strong>von</strong> diesen Tools <strong>aus</strong>, dann haben diese letztlich etwas<br />

277 gespart, und die Kosten werden einfach nur verschoben. In Summe kann mit e-<strong>Health</strong> nichts<br />

278 eingespart werden.<br />

279 Autor:<br />

280 Siehst du für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

281 Funktionalitäten?<br />

282 Interviewpartner 2:<br />

283 Auf alle Fälle. e-<strong>Health</strong>-Funktionen sollen einerseits Vorteile für die Ärzteschaft haben,<br />

284 an<strong>der</strong>erseits liegt <strong>der</strong> wesentliche Vorteil natürlich beim Patienten. Dann stellt sich wie<strong>der</strong> die<br />

285 Frage, ob zum Vorteil <strong>der</strong> Patienten dem Arzt die Mehrkosten zugestanden werden?<br />

286 Autor:<br />

287 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber die Ärzte bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

288 Interviewpartner 2:<br />

289 Aus meiner <strong>Sicht</strong> sollte <strong>der</strong> Gesetzgeber gewisse Standards zum Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zB IHE für<br />

290 den Arzts<strong>of</strong>twaremarkt vorgeben. Das würde zukünftig helfen, Entwicklungskosten zu sparen<br />

291 und man könnte dann auch verschiedene Tools <strong>von</strong> verschiedenen Herstellern zukaufen.<br />

292 Autor:<br />

293 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

294 Interviewpartner 2:<br />

295 Nein.<br />

296 Autor:<br />

297 Wie ist deine Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

298 Interviewpartner 2:<br />

299 Ganz klar für Opt-in <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Patienten und dann gibt es auch keine großen<br />

300 Ausnahmen. Die schlechte Lösung, die es <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> überhaupt gibt, ist Opt-out,<br />

301 damit wäre das System als solches nicht mehr sinnvoll verwendbar ist.<br />

302 Autor:<br />

303 Würde sich an <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Ärzte durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

304 verän<strong>der</strong>n?<br />

305 Interviewpartner 2:<br />

306 Durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> IT ist immer mehr die Abhängigkeit <strong>von</strong> den<br />

307 Zulieferfirmen in diesem Bereich gegeben. Es ist jetzt schon <strong>der</strong> normal <strong>aus</strong>gestattete Arzt<br />

308 abhängig <strong>von</strong> einem Provi<strong>der</strong> <strong>der</strong> ihm den Internetzugang macht bzw. vom e-card-Provi<strong>der</strong><br />

309 bzw. e-card-System, vom Hauptverband, <strong>von</strong> seiner Arzts<strong>of</strong>twarefirma, usw. – d.h. er kommt<br />

310 immer mehr in die Abhängigkeit. Ich denke, gerade in diesem Bereich ist es auch wichtig,<br />

311 wirklich fixe Standards vorzugeben und auch Vorkehrungen zu treffen, dass für den Arzt ein<br />

312 einfacher Wechsel seiner Zulieferer möglichst einfach ist.<br />

313 Autor:<br />

314 Glaubst Du, würden die Ärzte all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

315 Interviewpartner 2:<br />

316 Das ist ein sehr heikles Thema. Für bestimmte Daten, die jetzt <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />

317 nur vertraulich zwischen Arzt – Patient durch das Behandlungsverhältnis <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht<br />

318 werden, glaube ich nicht, dass die Ärzte das wollen und ich glaube auch nicht, dass sie es<br />

319 sollten – ohne Zustimmung <strong>der</strong> Patienten. S<strong>of</strong>ern es um an<strong>der</strong>e Daten geht, die nicht<br />

320 beson<strong>der</strong>s schutzwürdig sind, warum nicht? Sensible Daten gehören jedenfalls <strong>aus</strong> meiner<br />

321 <strong>Sicht</strong> nur in die Hände <strong>der</strong> Ärzte. Ein Kritikpunkt am Pilotprojekt e-Medikation war, dass je<strong>der</strong><br />

322 vom an<strong>der</strong>en Daten haben will, die ihm nicht zustehen, speziell zw. Arzt und Apotheker. Ich<br />

323 habe damals auch den Vorschlag gemacht, man soll eine Blackbox verwenden. Der Nutzen<br />

324 <strong>der</strong> e-Medikation wäre gen<strong>aus</strong>o gegeben und <strong>der</strong> Nachteil <strong>der</strong> Datenher<strong>aus</strong>gabe wäre<br />

325<br />

<strong>aus</strong>geschaltet.<br />

158


Anhang<br />

326 Autor:<br />

327 Wo erwartest du bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

328 Interviewpartner 2:<br />

329 Eine Möglichkeit wäre sicher im Bereich <strong>der</strong> Wartezeiten <strong>der</strong> Patienten mit einem<br />

330 intelligenten Terminsystem, wo <strong>der</strong> Arzt schon im Vorfeld Informationen bekommt und seinen<br />

331 Terminplan danach abstimmen kann. Auch in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs wären<br />

332 Verbesserungen möglich, wenn Informationen gezielt und schnell zur Verfügung stehen.<br />

333 Autor:<br />

334 Gibt es noch ein Thema, wo Du <strong>der</strong> Meinung bist, das wurde noch nicht behandelt bzw.<br />

335 möchtest Du noch etwas ergänzen?<br />

336 Interviewpartner 2:<br />

337 Eine wesentliche Vor<strong>aus</strong>setzung für ELGA ist, dass die vorhandenen Daten und die<br />

338 Kommunikation auf einem hohen Level standardisiert werden. Erst dann können die Daten<br />

339 sinnvoll genutzt werden und enden nicht in einem Datenfriedh<strong>of</strong>.<br />

340 Abschließend würde ich sagen, dass es in Zukunft ganz, ganz wichtig ist, IT-Projekte im<br />

341 Gesundheitswesen voranzutreiben wo es Nutzen macht. Es geht um eine faire, ehrliche<br />

342 Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Kosten – Nutzen und wenn das nicht gerecht verteilt ist, muss man<br />

343 einen Ausgleich schaffen. Nur so kann man erfolgreich gemeinsam mit den <strong>Ärzten</strong> Projekte<br />

344 im Gesundheitssystem durchsetzen.<br />

345 Autor:<br />

346<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

159


8.3.3 Interviewpartner 3<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 3:<br />

4 An die Kosten. Ich bin einfach durch meinen bisherigen Umgang mit <strong>der</strong> EDV so geprägt,<br />

5 dass ich sage, ich verwende sie, weil ich sie verwenden muss. Aber ich habe bisher gelernt,<br />

6 dass die EDV <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> meiner Allgemeinmedizinpraxis ein Umsatzräuber ist und ich habe<br />

7 einfach die Befürchtung, dass alle weiteren e-<strong>Health</strong> Anwendungen, die natürlich zum Teil<br />

8 verlockend sind, wie<strong>der</strong> mit Kosten verbunden sind, auf denen man als Arzt sitzen bleibt.<br />

9 Kosten entstehen sowohl regelmäßig für neue Hard-und S<strong>of</strong>tware, als auch für monatliche<br />

10 Wartungsgebühren, wo ich mir nicht sicher bin, ob <strong>der</strong> Tarif dafür fair ist. Ich habe da immer<br />

11 das Gefühl, dass man da ein bisschen über den Tisch gezogen wird.<br />

12 Autor:<br />

13 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

14 und die Gesellschaft allgemein?<br />

15 Interviewpartner 3:<br />

16 Ich finde, dass das natürlich ein Quantensprung war. Ich verwende heute Suchmaschinen im<br />

17 Internet und unterhalte mich relativ günstig mit Leuten in Übersee o<strong>der</strong> habe Zugriff auf<br />

18 medizinische Datenbanken - das schätzt man. An<strong>der</strong>erseits bietet man Internet heute schon<br />

19 ab dem Kin<strong>der</strong>garten an und diese ganzen sozialen Netzwerke - beides finde ich ehrlich<br />

20 gesagt nicht notwendig. Ich finde, dass das teilweise die Kapazitäten <strong>von</strong> diesen Systemen<br />

21 blockiert o<strong>der</strong> langsamer macht und das gefällt mir nicht.<br />

22 Autor:<br />

23 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

24 Interviewpartner 3:<br />

25 Ich habe jetzt Erfahrung über sieben Jahre, seit wir sie haben müssen aufgrund <strong>der</strong><br />

26 Einführung <strong>der</strong> e-card. Vorher habe ich über zwei Jahrzehnte mit Kartei gearbeitet und dann<br />

27 <strong>von</strong> einen Tag auf den an<strong>der</strong>en umgestellt und seither verfüge ich mit <strong>der</strong> Anwendung über<br />

28 Erfahrung mit dem APIS <strong>der</strong> Firma Compugroup. Das System beherrsche ich leidlich und mit<br />

29 dem kann man schon umgehen. Es ist nicht schlecht, aber wie ich eingangs schon sagte,<br />

30 finde ich es überteuert.<br />

31 Autor:<br />

32 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

33 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

34 an<strong>der</strong>en?<br />

35 Interviewpartner 3:<br />

36 e-card<br />

37 Die e-card ist natürlich schon einmal ein Problem, weil bekanntermaßen nicht viel drauf<br />

38 steht. Man kann mit dem „Karte stecken“ allein den Patienten gar nicht erfassen, son<strong>der</strong>n<br />

39 man muss immer Zusatzinformationen direkt abfragen, was mich stört. Es wurde<br />

40 ursprünglich zB mit den § 2-Kassen vereinbart, dass es reicht, einmal im Quartal zu stecken.<br />

41 Jetzt muss man bei jedem Patientenbesuch stecken und das ist auch wie<strong>der</strong> ein vermehrter<br />

42 Zeitaufwand. Ich finde auf <strong>der</strong> e-card sollten zumindest die Adresse und <strong>der</strong> aktuelle<br />

43 Dienstgeber vermerkt sein sowie weitere Basisinformationen, die den Chip rechtfertigen <strong>der</strong><br />

44 drauf ist.<br />

45 e-Abrechnung<br />

46 Die e-Abrechnung finde ich praktisch. Das ist früher sehr aufwändig gewesen und jetzt<br />

47 drückt man auf einen Knopf und kann das dann über DAME übermitteln.<br />

48 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

49 geht relativ einfach<br />

50 e-Arztbrief / e-Befundbericht<br />

51 schätze ich auf <strong>der</strong> einen Seite, da man die Briefe doch etwas früher bekommt. Auf <strong>der</strong><br />

52 an<strong>der</strong>en Seite finde ich, dass man sich früher mehr Gedanken über den Umfang gemacht<br />

53 hat. Auf Papier hat man die Arztbriefe auf das Wesentliche komprimiert und jetzt hat man das<br />

54 Gefühl am Ende des Tages, wenn <strong>der</strong> nach H<strong>aus</strong>e geht, drückt man auf einen Knopf und<br />

55 summiert einfach alles, was an EDV-Daten vorhanden ist und dieses ganze Paket wird<br />

56 relativ unkritisch und ungeordnet übersendet. Man kann sich dann seitenweise<br />

57 durchkämpfen, um an wenige wichtige Informationen zu kommen. Das sehe ich wie<strong>der</strong> als<br />

58 Nachteil.<br />

59 e-Pflegebegleitschreiben<br />

60 kenne ich vom Altersheim her, finde ich nicht schlecht, ich selber mache es nicht, weil ich<br />

61<br />

meine Patienten nicht pflege, ich bin Arzt.<br />

160


Anhang<br />

62 e-Laborbefund<br />

63 klappt am allerbesten, weil die Großlabors natürlich <strong>von</strong> Anfang an in <strong>der</strong> EDV stark waren<br />

64 und eine gute S<strong>of</strong>tware entwickelt haben.<br />

65 e-AUM (Arbeitsunfähigkeitsmeldung)<br />

66 Hier war ich einer <strong>der</strong> Ersten, <strong>der</strong> das online gemacht hat, das finde ich praktisch, vor allem<br />

67 auch für die Versicherung, weil mir diese Funktion eigentlich nicht hilft.<br />

68 ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

69 hat sich bei uns durch Wegfall <strong>der</strong> Chefarztpflicht relativiert.<br />

70 e-Impfpass<br />

71 Den e-Impfpass kenne ich nicht.<br />

72 e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung<br />

73 funktioniert mit den Spitälern noch nicht.<br />

74 ELGA<br />

75 ELGA in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit geplanten Form bekämpfen wir gerade – sage ich jetzt als<br />

76 Standespolitiker.<br />

77 e-Medikation<br />

78 gen<strong>aus</strong>o<br />

79 e-Radiologie<br />

80 Ich bekomme vom Radiologen meine Befunde übertragen und manchmal kommt ein Patient<br />

81 mit einer Bildplatte, die ich aber auch nicht einlege, son<strong>der</strong>n sage: „heben Sie sie auf“.<br />

82 e-Mutter-Kind-Pass<br />

83 gibt es noch nicht und bringt auch nichts. Ich habe schon ein paarmal angeregt, man müsste<br />

84 Klebeetiketten <strong>aus</strong>drucken können, die man in den bestehenden MUKIPA einklebt. Das gibt<br />

85 es aber auch noch nicht.<br />

86 e-Leistungsbericht<br />

87 kenne ich nicht.<br />

88 e-Terminmanagement<br />

89 Ich mache Termine nur für MUKIPA, für Vorsorge- und Führerscheinuntersuchung. Alles<br />

90 an<strong>der</strong>e ist bei einem Allgemeinmediziner nicht so gefragt, weil die Leute einfach<br />

91 drankommen wollen. Übergreifend mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> mache ich das nicht elektronisch<br />

92 son<strong>der</strong>n telefonisch.<br />

93 e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

94 Ich habe ein paar wenige Informationen bei mir patientenbezogen im APIS gespeichert.<br />

95 Beispielsweise wenn jemand eine Penicillin Allergie hat o<strong>der</strong> auch Wünsche wie „will im<br />

96 Ernstfall nicht künstlich lebensverlängert werden“. Das ist aber noch kein echtes<br />

97 Notfallsdaten-Service. Nützlich wäre ein Vermerk auf <strong>der</strong> e-card.<br />

98 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

99 Wenn uns Patienten einfach was schicken dürften, würde das für uns einen zeitlichen<br />

100 Mehraufwand bedeuten. Es stellt sich allerdings auch die Rechtsfrage: muss ich das zur<br />

101 Kenntnis nehmen, muss o<strong>der</strong> kann ich das berücksichtigen, muss o<strong>der</strong> darf ich es lesen,<br />

102 usw. Das würde rechtlich durch<strong>aus</strong> abgeklärt gehören.<br />

103 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

104 Das ist eher für Patienten gedacht – wäre ok.<br />

105 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

106 Wir sind Ärzte, keine Gesundheitsdienstanbieter. Da haben wir ein gewisses präpotentes<br />

107 Selbstverständnis. Ich möchte nicht subsumiert werden, und wie sich die an<strong>der</strong>en nennen,<br />

108 ist <strong>der</strong>en Sache, da wollen wir uns nicht einmischen. Ein solches Leistungsverzeichnis wäre<br />

109 sicher nützlich, vor<strong>aus</strong>gesetzt es ist auch aktuell.<br />

110 Autor:<br />

111 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

112 (GDA)?<br />

113 Interviewpartner 3:<br />

114 Man arbeitet gerne mit <strong>Ärzten</strong> zusammen, wo das eh schon immer funktioniert hat. Der, <strong>der</strong><br />

115 mir früher in kurzer Zeit einen schönen Bericht mit <strong>der</strong> Post geschickt hat, <strong>der</strong> schickt ihn mir<br />

116 jetzt auch elektronisch verlässlich. Die, die schlecht kommunizieren, steuert man mit<br />

117 Patienten weniger an.<br />

118 Autor:<br />

119 Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

120 Interviewpartner 3:<br />

121 Ja, auf jeden Fall. Ich würde es schon gut finden, wenn gewisse Mindeststandards in <strong>der</strong><br />

122 Befundübermittlung dann eingehalten werden würden, das wäre durch<strong>aus</strong> wünschenswert.<br />

123 Autor:<br />

124 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

125 Interviewpartner 3:<br />

126 Ja, wir haben uns da gefunden. Für echte Kernzeiten, wo ich das Gefühl habe, ich würde<br />

127<br />

Kollegen überfor<strong>der</strong>n, nehme ich mir einen Vertreter. Für den normalen Urlaub, dem ich auch<br />

161


Anhang<br />

128 meinem Personal gewähren muss, spreche ich mich im Sprengel mit den Kollegen ab und<br />

129 das klappt eigentlich ganz gut, weil wir immer schauen, dass mindestens zwei <strong>von</strong> fünf<br />

130 Kollegen da sind.<br />

131 Autor:<br />

132 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihre Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

133 zufrieden?<br />

134 Interviewpartner 3:<br />

135 Ja, es gäbe schon noch Verbesserungen, aber die Benutzerfreundlichkeit ist im<br />

136 Wesentlichen schon gegeben.<br />

137 Autor:<br />

138 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

139 haben?<br />

140 Interviewpartner 3:<br />

141 Nein, erfüllen sie nicht. Wo meine Erwartung überhaupt nicht erfüllt ist, ist, dass nicht einmal<br />

142 die Daten <strong>der</strong> Kollegenschaft regelmäßig gewartet werden. zB ist ein nie<strong>der</strong>gelassener<br />

143 Gynäkologe vor zwei Jahren verstorben und seine Tochter hat schon vor über zwei Jahren<br />

144 die Praxis übernommen. Hier hat die Fa. Compugroup, <strong>der</strong> ich monatlich immerhin ca. €<br />

145 200,00 für Wartung bezahle, es nicht geschafft, die Daten <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen. O<strong>der</strong> bis vor<br />

146 wenigen Jahren war das UKH noch immer auf <strong>der</strong> Blumau, da war es aber schon lange am<br />

147 neuen Standort in <strong>der</strong> Garnisonstraße, etc. Sie hinken mit <strong>der</strong> Wartung einfach hinten nach.<br />

148 Das nächste ist, wir bezahlen viel Geld dafür, dass u.a. monatlich die Arzneimittelliste<br />

149 regelmäßig gewartet wird. Der Hauptverband nimmt es sich her<strong>aus</strong>, jeden Monat wie<strong>der</strong><br />

150 irgendetwas <strong>aus</strong>zuwechseln. Früher war das halbjährlich o<strong>der</strong> vierteljährlich und jetzt macht<br />

151 man das monatlich, weil es ja über die EDV eh so praktisch ist. Dafür aber erfahren wir nicht,<br />

152 wenn ganz wesentliche Notfallpräparate wie zB blutdrucksenkende Tropfen, <strong>von</strong> heute auf<br />

153 morgen durch den Großhandel nicht mehr lieferbar sind und wir dann über die Apotheken<br />

154 und über die Patienten erfahren, „Herr Doktor das habe ich nicht mehr bekommen“. Das<br />

155 dürfte bei einer EDV, die monatlich aktualisiert wird, nicht passieren. Wenn zB heute die<br />

156 Grippesaison <strong>aus</strong>gerufen wird, warum muss ich das durch ein Schreiben durch die<br />

157 Gebietskrankenkasse erfahren o<strong>der</strong> zufällig in Ö3 hören. Warum kann das nicht ins Netz<br />

158 eingespielt werden, zB in <strong>der</strong> Früh mit einem Balken: „Achtung, ab s<strong>of</strong>ort kann Tamiflu<br />

159 abgegeben werden“ o<strong>der</strong> solche Dinge. Ich finde, da sind wir noch weit hinten.<br />

160 Autor:<br />

161 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind? (unberechtigter<br />

162 Zugriff, unberechtigte Verän<strong>der</strong>ung und Löschung, Vollständigkeit, Beweisbarkeit <strong>der</strong><br />

163 Herkunft)<br />

164 Interviewpartner 3:<br />

165 Ich kann es zu wenig beurteilen. Die Herkunft <strong>der</strong> Daten ist bei mir klar, gespeichert ist nur,<br />

166 was ich selbst eingebe, was ich <strong>von</strong> Kollegen übermittelt bekomme und was ich als<br />

167 Arztbriefe geschickt bekomme o<strong>der</strong> eingescannt habe. Das kann ich sicher nachvollziehen.<br />

168 Vollständig sind Patientendaten nie, weil nicht einmal die Patienten selber wissen, was sie<br />

169 alles schon hinter sich haben, weil <strong>der</strong> Mensch wie<strong>der</strong> viel vergisst. Wie <strong>der</strong> Zugriff geschützt<br />

170 ist, das kann ich nicht beurteilen. Wenn ich immer höre, was international alles gehackt wird,<br />

171 und dass geschickte Computerfreaks sogar ins Pentagon eingedrungen sind und<br />

172 irgendwelche NATO-Daten abgefragt haben – da dürfte unsere Praxiss<strong>of</strong>tware nicht wirklich<br />

173 ein Hin<strong>der</strong>nis sein für einen Pr<strong>of</strong>i.<br />

174 Autor:<br />

175 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

176 Interviewpartner 3:<br />

177 Über die e-<strong>Health</strong>-Funktionen wird ja regelmäßig diskutiert. Ins<strong>of</strong>ern bin ich als<br />

178 Standesvertreter gut informiert. Was im Einzelnen schon in <strong>der</strong> Praxiss<strong>of</strong>tware umgesetzt ist<br />

179 und für uns attraktiv wäre, da bin ich sicher nicht bei den ersten, die das umsetzen wollen.<br />

180 Da halte ich mich zurück und schaue erst einmal, wie sich die Dinge entwickeln.<br />

181 Autor:<br />

182 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

183 Interviewpartner 3:<br />

184 Ich werde informiert <strong>von</strong> <strong>der</strong> Firma Compugroup, die immer wie<strong>der</strong> Aussendungen macht,<br />

185 was es noch alles gäbe. Allerdings zu unverschämten Preisen und Wartungsgebühren. Da<br />

186 bin ich schon am Limit mit meiner Zahlungsfreudigkeit, dass ich sicher nur Sachen einspielen<br />

187 werde, <strong>von</strong> denen ich überzeugt bin, dass es ein must-have ist und das erfährt man ja dann<br />

188 auch über Kollegen. Wenn sonst etwas politisch angedacht ist, erfahre ich das natürlich über<br />

189 die Ärztekammer.<br />

190 Autor:<br />

191 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

192<br />

Interviewpartner 3:<br />

162


Anhang<br />

193 Ich möchte mehr Informationen vielleicht noch <strong>von</strong> meinem Krankenversicherungsträger, <strong>von</strong><br />

194 <strong>der</strong> Gebietskrankenkasse, weil ich finde, dass die selbst untereinan<strong>der</strong> auch noch nicht so<br />

195 vernetzt sind, wie sie sein sollten und somit auch einmal einen bremsenden Effekt auf die<br />

196 EDV-Wirtschaft <strong>aus</strong>üben könnten in <strong>der</strong> Weiterentwicklung. Aber ich habe diesbzgl. einmal<br />

197 ein interessantes Gespräch mit Bundesminister Stöger geführt und <strong>der</strong> hat eigentlich den<br />

198 Schwarzen Peter <strong>der</strong> Österreichischen Ärztekammer weitergegeben und hat gemeint, dass<br />

199 <strong>von</strong> <strong>der</strong>en EDV-Referat zu wenig Innovationen kommen. Und da muss ich ihm ehrlich gesagt<br />

200 sogar zum Teil Recht geben. Ich bin auch <strong>der</strong> Meinung, dass es da Defizite gibt.<br />

201 Autor:<br />

202 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

203 Support zufriedenstellend?<br />

204 Interviewpartner 3:<br />

205 Mit meinem System insgesamt bin ich zufrieden. Unzufrieden bin ich mit dem Support - ich<br />

206 will nicht blöde Telefonate führen, bis endlich bei <strong>of</strong>fensichtlichen Defekten ein Techniker<br />

207 kommt. Aber man muss teilweise schon ein bisschen überdeutlich werden.<br />

208 Autor:<br />

209 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

210 angefragt würden?<br />

211 Interviewpartner 3:<br />

212 Jein. Wenn konkret angefragt wird ja, weil es sicher etwas interessantes ist. Es müssten aber<br />

213 auch weitere e-<strong>Health</strong> Anwendungen mit einer Honorarsteigerung verbunden sein. Es kann<br />

214 nicht sein, dass wir noch mehr Service bieten, weil wir uns eigentlich bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

215 Struktur <strong>von</strong> unserem Angebot her <strong>aus</strong>gereizt fühlen.<br />

216 Autor:<br />

217 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

218 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

219 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

220 Interviewpartner 3:<br />

221 Empfehlung ist mir zu wenig. Es müsste nützlich sein, einen Sinn ergeben und sich lohnen<br />

222 bei <strong>der</strong> Behandlung des Patienten<br />

223 Autor:<br />

224 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

225 Interviewpartner 3:<br />

226 Ja. Was über das Normale hin<strong>aus</strong>geht, ist, glaube ich meine persönliche Zuwendung. Dass<br />

227 ich Patienten wirklich weitervermittle an Ärzte meines Vertrauens, mit denen ich dann auch<br />

228 persönlich über den Patienten spreche o<strong>der</strong> den Patienten in einer Art und Weise<br />

229 weitervermittle, die über das reine geschäftliche Ausfüllen eines Zuweisungsscheines<br />

230 hin<strong>aus</strong>geht. Das ärztliche Gespräch ist teilweise auch über dem, was in einer Praxis<br />

231 Mindeststandard ist.<br />

232 Autor:<br />

233 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

234 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

235 Interviewpartner 3:<br />

236 Das glaube ich nicht, weil nach wie vor <strong>der</strong> direkte Kontakt zum Patienten das<br />

237 Entscheidende ist und ich habe auch mit <strong>der</strong> Kartei gut gearbeitet und es ist mir nichts<br />

238 Wesentliches „durch die Lappen gegangen“. Ich sage heute noch ab und zu provokant,<br />

239 „wenn ich sehr geärgert werde, stelle ich wie<strong>der</strong> auf Kartei um“. Ich täte es eh nicht, aber ich<br />

240 glaube dass e-<strong>Health</strong> ein bisschen überbewertet wird.<br />

241 Autor:<br />

242 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

243 Interviewpartner 3:<br />

244 Ich glaube, ich muss es für bedeutsam halten. e-<strong>Health</strong> ist insgesamt ein umfassendes<br />

245 System, in dem <strong>der</strong> Arzt als wesentlicher Player im Gesundheitssystem integriert ist. Es geht<br />

246 halt nicht mehr ohne.<br />

247 Autor:<br />

248 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

249 Interviewpartner 3:<br />

250 Ja! Es wäre natürlich wie<strong>der</strong> mit mehr Zeitaufwand verbunden aber grundsätzlich kann ich es<br />

251 mir vorstellen.<br />

252 Autor:<br />

253 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

254 Funktionen zwingend anwenden?<br />

255 Interviewpartner 3:<br />

256 Es ist so, dass Ärzte überhaupt mit Zwängen so ihre Probleme haben. Allem was einem<br />

257 übergestülpt wird, steht man <strong>von</strong> vornherein kritisch gegenüber. Wenn man das Gefühl hat,<br />

258<br />

dass es wirklich Sinn macht und dass sich alle an dieselben Spielregeln halten, mag ja<br />

163


Anhang<br />

259 manches eh Zukunft haben, aber dann müssen wirklich alle zusammenspielen. Ich kann<br />

260 nicht auf <strong>der</strong> einen Seite sagen wir machen jetzt alles mit elektronischer Speicherung und<br />

261 an<strong>der</strong>erseits darf ein Patient sagen: „aber ich mag das nicht o<strong>der</strong> ich mag nur, dass <strong>von</strong> zehn<br />

262 Daten fünf gespeichert werden“. Dieses Opt-out halte ich für schlecht, weil das so ein<br />

263 System unterläuft. Entwe<strong>der</strong> mache ich es für alle und alle gehorchen denselben Spielregeln<br />

264 o<strong>der</strong> nicht. Natürlich muss ich, wenn es alle machen, mit den Daten noch viel sensibler<br />

265 umgehen, weil es wahrscheinlich nicht jedem recht ist, wenn <strong>der</strong> Nachbar hacken kann, dass<br />

266 man Viagra nimmt o<strong>der</strong> am Abend ein Beruhigungsmittel einnimmt, weil man sonst sein<br />

267 Leben nicht mehr meistern kann. Das sind sensible Daten mit denen man nicht streng genug<br />

268 umgehen kann.<br />

269 Autor:<br />

270 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

271 Interviewpartner 3:<br />

272 Nein!<br />

273 Autor:<br />

274 Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am Computer und im Internet?<br />

275 Interviewpartner 3:<br />

276 Nein! Ich bin gezwungenermaßen im Internet, weil ich als Kammerfunktionär sehr viele<br />

277 Informationen per E-Mail bekomme und Akten elektronisch signieren muss.<br />

278 Autor:<br />

279 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

280 <strong>aus</strong>?<br />

281 Interviewpartner 3:<br />

282 Nein!<br />

283 Autor:<br />

284 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

285 stellt?<br />

286 Interviewpartner 3:<br />

287 Derzeit sicher nicht. Ich müsste mit den Aufgaben wachsen.<br />

288 Autor:<br />

289 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

290 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten?<br />

291 Interviewpartner 3:<br />

292 Nein, dazu bin ich am EDV-Sektor viel zu wenig bewan<strong>der</strong>t. Da kann man sicher keine<br />

293 Themenführerschaft <strong>von</strong> mir erwarten. Meine Qualitäten liegen auf an<strong>der</strong>en Gebieten.<br />

294 Autor:<br />

295 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

296 zu werden?<br />

297 Interviewpartner 3:<br />

298 Ich könnte mir vorstellen, eingebunden zu werden in Fragen bzgl. Entwicklungen, was<br />

299 unmittelbar gut ist für den Praxisalltag. Die Akzeptanz <strong>von</strong> fertigen S<strong>of</strong>twarepaketen wäre<br />

300 sicher etwas größer, wenn man das Gefühl hätte, man könnte mitreden.<br />

301 Autor:<br />

302 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

303 Entwicklung mitarbeiten?<br />

304 Interviewpartner 3:<br />

305 Ja, weil mir das alleine schon durch die Kammer immer wie<strong>der</strong> angeboten wurde – natürlich<br />

306 in beschränktem Umfang, es darf nicht zu viel sein, dass es den Praxisalltag stört.<br />

307 Verschiedene Funktionen <strong>aus</strong>zuprobieren könnte ich mir gut vorstellen.<br />

308 Autor:<br />

309 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

310 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

311 Interviewpartner 3:<br />

312 Ich glaube, dass die Administration nicht leichter o<strong>der</strong> weniger wird. Insgesamt nimmt die<br />

313 Datenflut rapide zu, sodass ein erheblicher Mehraufwand für die Behandlung <strong>der</strong> Patienten<br />

314 entsteht.<br />

315 Autor:<br />

316 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

317 Gesundheitssystem generell?<br />

318 Interviewpartner 3:<br />

319 Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, dass mehr e-<strong>Health</strong> mehr kostet und dass das auch ganz<br />

320 bewusst <strong>von</strong> <strong>der</strong> EDV-Lobby angekurbelt wird, weil die wissen, wie viel Geld da dahinter<br />

321 steckt.<br />

322<br />

Autor:<br />

164


Anhang<br />

323 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

324 Funktionalitäten? Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

325 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

326 Interviewpartner 3:<br />

327 Ich glaube, dass die Patienten mehr Untersuchungen brauchen, weil sie eh zu wenig zum<br />

328 Arzt gehen. Erinnerungsfunktionen wären nicht schlecht, die würde ich begrüßen. e-<br />

329 Terminmanagement halte ich für überzogen, weil da eher ein Chaos entsteht. Und je mehr<br />

330 Termine man Patienten anbietet, desto mehr verschieben sie sie. e-<strong>Health</strong> mag im einen<br />

331 o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fall eine Unterstützung sein, in erster Linie ist es aber eine Kostensteigerung.<br />

332 Kosten, die wir selbst tragen müssen und Kosten die dem Gesundheitssystem entzogen<br />

333 werden. Wenn wir höhere Ausgaben für Administration und EDV haben, sind für an<strong>der</strong>e<br />

334 Leistungen weniger Geldmittel vorhanden und die Qualität <strong>der</strong> Behandlung würde darunter<br />

335 leiden.<br />

336 Autor:<br />

337 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

338 Interviewpartner 3:<br />

339 Der Gesetzgeber ist ins<strong>of</strong>ern glaube ich gut beraten, wenn er bei e-<strong>Health</strong> Entscheidungen<br />

340 vorher eine Arbeitsgruppe bildet, wo wirklich alle Player des Gesundheitssystems<br />

341 gemeinsam am Tisch sitzen. Da haben wir <strong>der</strong>zeit <strong>aus</strong> standespolitischer <strong>Sicht</strong> das Gefühl,<br />

342 dass man uns Ärztekammer-Funktionäre <strong>aus</strong>blendet.<br />

343 Autor:<br />

344 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

345 Interviewpartner 3:<br />

346 Das will er gerne, aber wir werden uns sicher dagegen wehren. Wir haben bereits viele<br />

347 Verpflichtungen umgesetzt wie Weiterbildungen, Standards in den Büros, usw. Nur bei den<br />

348 <strong>Ärzten</strong> glaubt man immer, man könne uns alles „aufs Auge drücken“. Wir haben eh schon so<br />

349 viele Verpflichtungen, was wir alles haben und machen müssen, wir werden uns hier sicher<br />

350 eher vor weiteren Verpflichtungen zur Wehr setzen.<br />

351 Autor:<br />

352 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

353 verän<strong>der</strong>n?<br />

354 Interviewpartner 3:<br />

355 Ja, ich glaube schon. Ich glaube, dass <strong>der</strong> individuelle Spielraum immer geringer werden<br />

356 wird. Das ist nicht zuletzt auch eine philosophische Frage, ob man den Arztberuf noch im<br />

357 Sinne eines Heilers sieht, wobei Heilen eine Kunst ist, o<strong>der</strong> ob man den Arzt als jemanden<br />

358 sieht, <strong>der</strong> einfach Behandlungspfade nachvollzieht, <strong>der</strong> ‚state <strong>of</strong> the art‘ handelt. Da wird die<br />

359 individuelle Wesensart immer mehr unterdrückt. Das mag auf <strong>der</strong> einen Seite Vorteile haben<br />

360 in gewissen Behandlungsstandards, lässt aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch für Kunst,<br />

361 Kreativität und Einfühlungsvermögen keinen Platz.<br />

362 Autor:<br />

363 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

364 Interviewpartner 3:<br />

365 Nein! Ich finde, dass da eine strenge Hierarchie sein soll. Nichts gegen an<strong>der</strong>e Anbieter, aber<br />

366 zB eine einfache Krankenschwester, die Hilfsdienste vollbringt, die sicher am Patienten<br />

367 wichtig sind, wird <strong>von</strong> ihrer Ausbildung her mit Informationen nichts anfangen können, die ein<br />

368 Arzt als wichtig erachtet.<br />

369 Autor:<br />

370 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

371 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

372 Kosten, )<br />

373 Interviewpartner 3:<br />

374 In <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Ärzte untereinan<strong>der</strong> und in <strong>der</strong> Zeit sehe ich Potenzial. Kosten werden<br />

375 steigen, und ob es dem Patienten so viel bringt, wage ich auch zu bezweifeln.<br />

376 Autor:<br />

377 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

378 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

379 Interviewpartner 3:<br />

380 Fällt mir so auf die Schnelle nichts ein.<br />

381 Autor:<br />

382<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

165


8.3.4 Interviewpartner 4<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 4:<br />

4 An meinen Ärger mit dem Hauptverband. e-<strong>Health</strong> ist ein mo<strong>der</strong>ner, zeitgemäßer Zugang zur<br />

5 Gesundheit und Medizin, wo man meiner Meinung nach die Erwartungen schon überzieht.<br />

6 Autor:<br />

7 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

8 und die Gesellschaft allgemein?<br />

9 Interviewpartner 4:<br />

10 Ich könnte mir meine Arbeit ohne aktuellen Computer nicht vorstellen. Ich glaube, dass man<br />

11 teilweise in <strong>der</strong> Gesellschaft zu wenig kritisch ist, was diese Dinge betrifft. Ich war aber<br />

12 immer einer, <strong>der</strong> am aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik ist und habe daher auch viel investiert.<br />

13 Autor:<br />

14 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

15 Interviewpartner 4:<br />

16 Ich arbeite, denke ich, 15 Jahre mit <strong>der</strong> EDV, jeden Tag. Ich habe einen Firmenwechsel<br />

17 durchgemacht, habe <strong>von</strong> <strong>der</strong> Hardware die vierte o<strong>der</strong> fünfte Generation, was nicht gut ist –<br />

18 war enormes Geld. Ich bin teilweise in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Programmen eingebaut<br />

19 gewesen. Ich war in manchen Sachen auch in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Folgeprodukten<br />

20 eingebunden, sehe das also durch<strong>aus</strong> positiv. Ich möchte aber sagen: ich möchte mir das<br />

21 eigentlich als Hilfsmittel bewahren und nicht <strong>von</strong> oben her etwas aufdrücken lassen, was ich<br />

22 nicht für sinnvoll und gut halte.<br />

23 Autor:<br />

24 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

25 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

26 an<strong>der</strong>en?<br />

27 Interviewpartner 4:<br />

28 Ich nenne einmal die, die ich kenne und nutze - e-card, e-Abrechnung, DFÜ, e-Arztbrief, e-<br />

29 Pflegebegleitschreiben, e-Laborbefund, e-AUM, ABS, dieses muss ich nur ganz wenig<br />

30 nutzen. Damit bin ich zufrieden und sind auch nützlich.<br />

31 Den e-Impfpass kenne ich nicht und verwende ich auch nicht.<br />

32 Die e-Einweisung habe ich in einem kleinen Pilotprojekt schon zweimal kennengelernt und<br />

33 versucht. Würde ich für sinnvoll halten.<br />

34 ELGA kenne ich in <strong>der</strong> mir bekannten Form zu wenig. Ich halte die jetzt bekannte Form nicht<br />

35 für gut.<br />

36 e-Medikation habe ich <strong>aus</strong>probiert, ist in <strong>der</strong> vorgestellten Form völlig ungeeignet, weil es<br />

37 den Praxisablauf enorm behin<strong>der</strong>t.<br />

38 e-Radiologie, e-Mutter-Kind-Pass, e-Leistungsbericht, e-Terminmanagement, e-Notfallsdaten<br />

39 (Patient Summary), e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring) kenne ich alle nicht.<br />

40 Das Öffentliche Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen ist,<br />

41 nehme ich an, ein Patientenportal. Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs:<br />

42 da stört mich <strong>der</strong> Begriff GDA, ich bin Arzt.<br />

43 Autor:<br />

44 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong>?<br />

45 Interviewpartner 4:<br />

46 Sehr zufrieden. Ich bekomme fast alle Befunde <strong>von</strong> Facharztkollegen und <strong>von</strong><br />

47 Krankenhäusern in elektronischer Form und bin froh, dass das so ist.<br />

48 Autor:<br />

49 Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

50 Interviewpartner 4:<br />

51 Ich kann es nicht noch mehr nutzen, weil es praktisch schon gegen 100 % geht. Ich<br />

52 bekomme fast keine Papierbefunde mehr.<br />

53 Autor:<br />

54 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch?<br />

55 Interviewpartner 4:<br />

56 Absolut nützlich!<br />

57 Autor:<br />

58 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

59 Interviewpartner 4:<br />

60 Ja, und zwar ist das ganz einfach – wir sind ca 30 Praktiker in Wels und vertreten uns<br />

61<br />

untereinan<strong>der</strong> seit jeher, das hat viele Jahrzehnte Tradition. In unserer eigenen Ordination<br />

166


Anhang<br />

62 betreuen wir die Patienten des Kollegen. Ich bin momentan zB vertretend tätig für drei<br />

63 Ärztinnen und Ärzte.<br />

64 Autor:<br />

65 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

66 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

67 Interviewpartner 4:<br />

68 Ja, ich bin an sich sehr zufrieden damit. Verbessern kann man laufend. Ich habe mir bewusst<br />

69 beim Umstieg auf die neue Firma eigentlich die <strong>aus</strong>gesucht, die mir am meisten entsprochen<br />

70 hat, obwohl ich schon sieben Jahre Erfahrung mit einem an<strong>der</strong>en Produkt hatte. Ich bin mit<br />

71 meinem S<strong>of</strong>tware-Anbieter sehr zufrieden.<br />

72 Autor:<br />

73 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

74 haben?<br />

75 Interviewpartner 4:<br />

76 Ja, die ich jetzt verwende sind alle gut und ich möchte sie auch nicht mehr missen.<br />

77 Autor:<br />

78 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

79 Interviewpartner 4:<br />

80 Ich denke ja, dass alles was meine elektronische Kartei ist, <strong>aus</strong>reichend geschützt ist. Ob ein<br />

81 Hacker, <strong>der</strong> da interessiert wäre, hinein käme, das kann ich mir natürlich vorstellen.<br />

82 Nachdem ich ja nicht ständig online bin, ist es wahrscheinlich nicht so einfach, aber<br />

83 unmöglich ist wahrscheinlich nichts, wenn wirklich ein dringendes Hacker-Interesse besteht.<br />

84 Aber ich denke, so wichtige Daten habe ich nicht, dass das relevant wäre.<br />

85 Autor:<br />

86 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

87 Interviewpartner 4:<br />

88 Die ich verwende kenne ich perfekt, die ich versucht habe, habe ich kennengelernt. Die<br />

89 „Jubelveranstaltungen“ des Hauptverbandes und <strong>der</strong> SVC sind eigentlich teilweise schwer<br />

90 <strong>aus</strong>zuhalten, das sind reine „Waschmittelwerbungsprodukte“ <strong>der</strong> Firmen und da wird mit<br />

91 Luftblasen <strong>von</strong> Leuten, die eigentlich keine Ahnung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit haben, positiv<br />

92 gesprochen. Das ist mir eigentlich zu werbemäßig.<br />

93 Autor:<br />

94 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

95 Interviewpartner 4:<br />

96 Bei mir war es meine Tätigkeit als Kammerfunktionär. Vor <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong><br />

97 Funktionen ist es ja unvermeidbar, dass man ein bisschen aufmerksam ist und auch <strong>von</strong> den<br />

98 Medien die Informationen bekommt, die man braucht.<br />

99 Autor:<br />

100 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

101 Interviewpartner 4:<br />

102 Von den jeweils Beteiligten. Ich möchte jetzt zB wissen, wie unsere Erfahrungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> e-<br />

103 Medikation, die wir sehr gut und gründlich dargelegt haben, Einfluss finden in die<br />

104 Weiterentwicklung dieses Projekts. Da herrscht Schweigen im Walde, da hört man absolut<br />

105 gar nichts und die <strong>of</strong>fiziellen Jubelmeldungen sind sicher falsch und getürkt! Und ich würde<br />

106 mir wünschen, dass man <strong>aus</strong> einem Pilotprojekt was lernt und das so benutzt, wie es<br />

107 eigentlich sein soll. Ein Pilotprojekt soll ja eine Weiterentwicklung ermöglichen.<br />

108 Autor:<br />

109 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

110 Support zufriedenstellend?<br />

111 Interviewpartner 4:<br />

112 Ich bin mit <strong>der</strong> ehemaligen Firma Gruber nach wie vor sehr zufriedenen - ob das teilweise mit<br />

113 meiner Mithilfe bei Entwicklungen zusammenhängt, dass es dadurch beson<strong>der</strong>s gut ist, weiß<br />

114 ich nicht. Man wird bei Anfragen nicht im luftleeren Raum hängen gelassen, es gibt eine<br />

115 online-Direktverbindung, ein online-Service wenn es notwendig ist. Der Support ist sehr<br />

116 zufriedenstellend.<br />

117 Autor:<br />

118 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

119 angefragt würden?<br />

120 Interviewpartner 4:<br />

121 Nein!<br />

122 Autor:<br />

123 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

124 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

125 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

126<br />

Interviewpartner 4:<br />

167


Anhang<br />

127 Ich würde mir das anschauen und wenn ich glaube, dass das für mich ein nützliches Tool ist,<br />

128 würde ich es verwenden.<br />

129 Autor:<br />

130 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

131 Interviewpartner 4:<br />

132 Ich denke nein.<br />

133 Autor:<br />

134 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

135 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

136 Interviewpartner 4:<br />

137 Mit dem, was ich jetzt verwende, glaube ich, kann ich ein guter Arzt sein. Ich bin sehr<br />

138 skeptisch, ob neue Dinge in <strong>der</strong> bisher vorgestellten Form das verbessern könnten. Ich<br />

139 würde mir zB schon wünschen, dass ich im Bedarfsfall auf Befunde zurückgreifen kann. In<br />

140 <strong>der</strong> jetzigen Art einer Zwangsbeglückung mit einer Datenflut fürchte ich allerdings, dass wir<br />

141 mehr behin<strong>der</strong>t werden, als wir Hilfe haben.<br />

142 Autor:<br />

143 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

144 Interviewpartner 4:<br />

145 Ja, freilich.<br />

146 Autor:<br />

147 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

148 Interviewpartner 4:<br />

149 Nein, absolut nicht, wäre eine Katastrophe<br />

150 Autor:<br />

151 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

152 Funktionen zwingend anwenden?<br />

153 Interviewpartner 4:<br />

154 Wenn ich <strong>von</strong> etwas überzeugt bin, dass es gut ist für meine Arbeit, dann werde ich es<br />

155 verwenden - dann bin ich auch bereit, etwas dazu zu zahlen. Wenn mir etwas gegen meinen<br />

156 Willen und gegen meine Überzeugung und Berufserfahrung aufgedrückt wird, weil irgendwer<br />

157 an<strong>der</strong>er etwas will, dann bin ich eigentlich strikt dagegen.<br />

158 Autor:<br />

159 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

160 Interviewpartner 4:<br />

161 Ich bin gezwungen dazu, mindestens fünf Stunden pro Tag am Computer zu arbeiten,<br />

162 deshalb arbeite ich in <strong>der</strong> Freizeit möglichst wenig damit.<br />

163 Autor:<br />

164 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

165 <strong>aus</strong>?<br />

166 Interviewpartner 4:<br />

167 Ja.<br />

168 Autor:<br />

169 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

170 stellt?<br />

171 Interviewpartner 4:<br />

172 Ja.<br />

173 Autor:<br />

174 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

175 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

176 Interviewpartner 4:<br />

177 Ich würde mir wünschen, dass dem so wäre. Ich glaube, dass man ohne echte Erfahrungen<br />

178 keine sinnvolle Weiterentwicklung machen kann. Ich fürchte, dass es zu wenig geschieht,<br />

179 dass trotzdem praxisfern entwickelt und programmiert wird und man dann ex-post wie<strong>der</strong> die<br />

180 Defekte reparieren muss – wie wir es ja in <strong>der</strong> Vergangenheit erlebt haben.<br />

181 Autor:<br />

182 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

183 zu werden?<br />

184 Interviewpartner 4:<br />

185 Absolut!<br />

186 Autor:<br />

187 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

188 Entwicklung mitarbeiten?<br />

189 Interviewpartner 4:<br />

190 Ja, und habe ich schon. Wenn es sinnvoll ist, bin ich gerne bereit, Zeit zu investieren.<br />

191<br />

Autor:<br />

168


Anhang<br />

192 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

193 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

194 Interviewpartner 4:<br />

195 Ich bin mit dem momentanen Stand, den ich habe, eigentlich voll versorgt. Ich brauche in<br />

196 Wirklichkeit kaum mehr etwas Neues.<br />

197 Autor:<br />

198 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

199 Gesundheitssystem generell?<br />

200 Interviewpartner 4:<br />

201 Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, dass man nicht den Fehler machen soll, uns Dinge<br />

202 aufs Auge zu drücken, die wir nicht mitgestaltet haben, die wir uns nicht gewünscht haben<br />

203 und wir nur Kosten kriegen. Das wird zu sehr großen Wi<strong>der</strong>ständen in <strong>der</strong> Ärzteschaft führen<br />

204 und niemand will sich gerne ein Werkzeug aufzwingen lassen, mit dem er nichts anfangen<br />

205 kann.<br />

206 Autor:<br />

207 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

208 Funktionalitäten?<br />

209 Interviewpartner 4:<br />

210 Das ist denkbar - wenn es funktionsfähige und nützliche Systeme sind, die auch Sinn<br />

211 machen.<br />

212 Autor:<br />

213 Kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

214 Interviewpartner 4:<br />

215 Absolut, indem er einmal fragt, was die sogenannten Gesundheitsdienstanbieter brauchen.<br />

216 Es gibt für alle Dinge, die wir machen - angefangen bei Datenschutz, über<br />

217 Meldeverpflichtungen, wie wir abzurechnen haben, unsere Verträge mit den<br />

218 Sozialversicherungen, etc. - eine Menge Rahmengesetzgebungen. Und diese müssten halt<br />

219 auch auf unsere Bedürfnisse, Möglichkeiten und Sinnhaftigkeiten angepasst werden. Da<br />

220 könnte <strong>der</strong> Gesetzgeber sehr viel tun.<br />

221 Autor:<br />

222 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

223 Interviewpartner 4:<br />

224 Manche Sachen werden nur dann einen Sinn machen, wenn wirklich gewährleistet ist, dass<br />

225 die Patientendaten vollständig sind. Der Patient soll allerdings entscheiden können, welche<br />

226 Daten <strong>von</strong> ihm wo gespeichert sind. Was <strong>der</strong> Gesetzgeber festlegen müsste, wäre meiner<br />

227 Meinung nach: wie erkenne ich als Arzt, welche Daten unvollständig sind? Wenn das nicht<br />

228 gewährleistet ist, das habe ich auch dem Herrn Minister dezidiert mehrere Male erzählt, dann<br />

229 ist das Ganze sehr gefährlich.<br />

230 Autor:<br />

231 Was meinen Sie mit gefährlich?<br />

232 Interviewpartner 4:<br />

233 Habe ich die vollständige Information, habe ich auch die richtige Information. Es kann genau<br />

234 das, was ein Patient <strong>aus</strong> irgendeinem Grund unterdrückt hat, das Entscheidende sein. Weil<br />

235 es ihm vielleicht <strong>aus</strong> irgendeinem Grund unangenehm ist? Ich hätte mir als<br />

236 Mindestanfor<strong>der</strong>ung gewünscht, dass wir irgendeine Warnung bekommen: „Daten<br />

237 unvollständig“! Dann kann ich sagen: „ lieber Patient, du verschweigst mir etwas“ - wenn ich<br />

238 das als Basis meiner Entscheidung brauche. Das wäre auch vor Gericht im Haftungsfall ganz<br />

239 entscheidend, dass ich beweisen kann - ich habe auf unvollständige Daten zurückgreifen<br />

240 müssen und daher kann etwas passiert sein. Das wäre ganz entscheidend. Wir bekommen<br />

241 ja die Situation mit ELGA. Im Einzelfall sind wir sehr hilflos, wenn wir beim Richter stehen.<br />

242 Wenn irgendetwas passiert ist und wir hätten irgendwann irgendwo nachschauen können.<br />

243 Dann muss ich beweisen können: die Daten waren unvollständig und daher ist etwas<br />

244 passiert.<br />

245 Autor:<br />

246 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

247 Interviewpartner 4:<br />

248 Opt-In, denn wie ich meine Österreicher kenne, ist wahrscheinlich je<strong>der</strong> dabei. Und die<br />

249 Kritiker, die nicht wollen - wählen Opt-out.<br />

250 Autor:<br />

251 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

252 verän<strong>der</strong>n?<br />

253 Interviewpartner 4:<br />

254 Ja! Ich bin sicher nicht mehr in einem ungestörten Arzt-Patienten-Verhältnis son<strong>der</strong>n es sitzt<br />

255 immer ein Dritter mit drinnen.<br />

256 Autor:<br />

257<br />

D.h. in dem Fall das Gefühl <strong>der</strong> Kontrolle?<br />

169


Anhang<br />

258 Interviewpartner 4:<br />

259 Das Gefühl <strong>der</strong> Kontrolle, das Gefühl Dinge machen zu müssen, das Gefühl Daten entzogen<br />

260 zu bekommen, ohne dass ich es verhin<strong>der</strong>n kann o<strong>der</strong> ohne dass ich es merke. Ist sicher<br />

261 nicht in dem Sinn, wie ich mir meine Arbeit vorstelle. Es gibt ein Vertrauensverhältnis, eine<br />

262 Verschwiegenheitspflicht und wenn dann meine Diagnosen, meine Leistungen, meine Dinge<br />

263 die ich dokumentiere irgendwo abgezogen werden, ohne dass ich es merke, was wir ja<br />

264 schon gehabt haben und teilweise haben. Wenn ich auf einmal ein Medikament nicht<br />

265 verschreiben kann, weil es noch vorhanden sein müsste, dann ist das ein Eingriff in mein<br />

266 Arbeiten, den ich strikt ablehne.<br />

267 Autor:<br />

268 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

269 Interviewpartner 4:<br />

270 An GDAs ganz klar - Nein! An an<strong>der</strong>e Ärzte – bedingt. Ein Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit meinen<br />

271 Kollegen wäre kein Problem. Für mich ist ein Schlagwort die gerichtete Befundübermittlung:<br />

272 Das ist ganz wichtig. Ich möchte einen Brief geschickt bekommen, in mein Postfach, den ich<br />

273 mir hole und ich möchte eine Frage stellen an einen Kollegen, <strong>der</strong> sie mir beantwortet – und<br />

274 umgekehrt.<br />

275 Für Kontrollärzte, Versicherungsärzte, Betriebsärzte, etc. kommt ein Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch nur in<br />

276 Form einer notwendigen Fragestellung in Betracht, die ich gerne beantworte.<br />

277 Autor:<br />

278 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

279 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

280 Kosten, )<br />

281 Interviewpartner 4:<br />

282 Also eine Verbesserung erwarte ich vielleicht bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Kollegen,<br />

283 bei den Kosten, <strong>der</strong> Zeit und Administration fürchte ich eher Verschlechterungen.<br />

284 Autor:<br />

285 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

286 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

287 Interviewpartner 4:<br />

288 Wichtig wäre mir, dass man Befunde die man <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cht so strukturiert – ab einem Zeitpunkt<br />

289 X – dass man sie automatisiert durchsuchen kann. Dass ich mit Suchbegriffen Informationen<br />

290 bekomme. Nur so wird es sinnvoll. Heute haben wir völlig unterschiedliche<br />

291 Krankenh<strong>aus</strong>briefe, unterschiedliche Facharztbefunde, die völlig ungeeignet sind, dass man<br />

292 das gezielt durchsucht. Das ist wie ein dicker Ordner mit Zetteln, die alle verschieden<br />

293 <strong>aus</strong>sehen. ELGA und alle diese Dinge gehen nur dann, wenn es eine einheitliche Struktur<br />

294 gibt. Es muss eine Art Formular geben, das <strong>aus</strong>gefüllt wird und dem Arzt die jeweilige<br />

295 Information, den jeweiligen Datensatz darstellt und dann mit einem Automatismus, mit einer<br />

296 Suchs<strong>of</strong>tware kann ich mir das her<strong>aus</strong>suchen, was mich interessiert. Nur so kann es<br />

297 funktionieren, alles an<strong>der</strong>e ist völlig indiskutabel. Es würde dazu führen, dass man nicht<br />

298 hineinschaut, es in Kauf nimmt, bei Gericht belangt zu werden, wenn etwas passiert und es<br />

299 wird eigentlich mit irrem Aufwand am eigentlichen Ziel vorbeientwickelt. Es wird momentan<br />

300 <strong>der</strong> Computer dazu missbraucht, enorme Datenmengen anzuhäufen und dem Menschen<br />

301 wird überlassen, diese zu sichten und das ist unmöglich.<br />

302 Autor:<br />

303<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

170


8.3.5 Interviewpartner 5<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 5:<br />

4 Zuerst an mein Praxisprogramm und in zweiter Linie wohl momentan an die e-card.<br />

5 Autor:<br />

6 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

7 und die Gesellschaft allgemein?<br />

8 Interviewpartner 5:<br />

9 Ich bin sicherlich trotz meines Alters wohl eher schon ein Internet- und Computerfreak. Ich<br />

10 habe in <strong>der</strong> Praxis seit 1991 einen Computer, die waren fast noch zum Aufziehen und ich<br />

11 mache mir auch sehr viel selber. Ich habe da schon eine sehr <strong>of</strong>fene Einstellung und es ist<br />

12 auch in vielerlei Hinsicht schon eine Unterstützung. Ich habe 1988 mit <strong>der</strong> Praxis begonnen<br />

13 und noch drei Jahre Krankenscheine händisch abgerechnet, das möchte ich nicht mehr.<br />

14 Autor:<br />

15 Dh Sie besitzen viel Erfahrung im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

16 Interviewpartner 5:<br />

17 Ja auf jeden Fall, ich mache auch viel selber.<br />

18 Autor:<br />

19 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

20 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

21 an<strong>der</strong>en?<br />

22 Interviewpartner 5:<br />

23 e-card<br />

24 nutzen wir natürlich, geht bei uns Kassenärzten ja gar nicht an<strong>der</strong>s. Funktioniert eigentlich in<br />

25 <strong>der</strong> Zwischenzeit recht gut. Schwachpunkt ist vielleicht doch die erhebliche Anzahl kaputter<br />

26 Karten, die immer wie<strong>der</strong> stören.<br />

27 e-Abrechnung<br />

28 funktioniert selbstverständlich mit allen Kassen, auch mit den Selbstzahlern. Ich schreibe<br />

29 auch Rechnungen mit dem Programm, funktioniert prächtig, nie wie<strong>der</strong> möchte ich händisch<br />

30 irgendwelche Zettel abrechnen.<br />

31 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

32 wird auch verwendet, gehört zur Abrechnung dazu. Früher haben wir Disketten geschickt<br />

33 o<strong>der</strong> eben das Päckchen Krankenscheine.<br />

34 e-Arztbrief/e-Befundbericht<br />

35 ist natürlich auch eine tolle Einrichtung, allerdings nutzen wir Ärzte für Allgemeinmedizin das<br />

36 nur als Empfänger, nicht als Sen<strong>der</strong>, aber es ist natürlich toll. Früher hat meine<br />

37 Sprechstundenhilfe die Befunde schlagwortartig in die Patientenkartei getippt, jetzt ist <strong>der</strong><br />

38 Befund so wie er ist, drinnen. Verbesserungspotenzial gibt es auf jeden Fall <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

39 Formatierung her, ein CDA-Format wäre sicherlich sehr wünschenswert, momentan ist das<br />

40 noch ein ziemliches „Kuddelmuddel“. Aber immerhin gibt es auch jetzt schon Möglichkeiten,<br />

41 wie man es ein bisschen formatiert.<br />

42 e-Pflegebegleitschreiben<br />

43 verwende ich nicht, war aber bei <strong>der</strong> Entwicklung dabei. Es ist jetzt endlich ein einheitlicher<br />

44 Pflegebegleitbrief für OÖ vereinbart, was sehr sinnvoll ist, weil diese Pflegebegleitschreiben<br />

45 die ich <strong>aus</strong> dem Altenheim kenne, waren sehr unterschiedlich lang und schwierig zu lesen.<br />

46 Direkt bei mir in <strong>der</strong> Ordination verwende ich es nicht bzw. ich bekomme noch keine<br />

47 elektronisch übermittelt, das wird aber sicher bald <strong>der</strong> Fall sein.<br />

48 e-Laborbefund<br />

49 funktioniert natürlich, ist im Prinzip dasselbe wie beim Befundbericht.<br />

50 e-AUM (Arbeitsunfähigkeitsmeldung)<br />

51 verwende ich auch, ist <strong>von</strong> den <strong>der</strong>zeitigen e-<strong>Health</strong> Anwendungen sicherlich eine <strong>der</strong><br />

52 sinnvollsten gewesen. Hat auch noch ihre Schwächen, aber hat sicherlich unter uns Ärzte<br />

53 eine sehr breite Zustimmung gefunden. Wünschenswert für die Zukunft wäre, dass das<br />

54 wirklich zettelfrei geht, aber es gibt noch sehr viele Arbeitgeber, die einen Papier-Ausdruck<br />

55 brauchen.<br />

56 ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

57 ist in OÖ ja nicht so <strong>von</strong> Bedeutung, bei den kleinen Kassen wird es natürlich verwendet.<br />

58 e-Impfpass<br />

59 ist so eine Zukunftsvision. Wäre durch<strong>aus</strong> sinnvoll, die Frage ist nur, wie löst man es<br />

60 wirklich? Ich glaube, ein e-Impfpass würde nur als App am Handy des Patienten Sinn<br />

61<br />

machen - wegen <strong>der</strong> Erinnerungsfunktion und weil es Sache des Patienten ist. Impfungen<br />

171


Anhang<br />

62 können ja mehrere Institutionen durchführen und wenn man diese Funktionalität sinnvoll<br />

63 betreiben will, dann muss sich <strong>der</strong> Patient wie bisher mit dem Impf<strong>aus</strong>weis auch, selber<br />

64 darum kümmern.<br />

65 e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung<br />

66 wäre sehr sinnvoll, war in OÖ auch schon ein Pilotprojekt, aber hat sich lei<strong>der</strong> nicht<br />

67 durchgesetzt. Diese Funktionalität wäre durch<strong>aus</strong> nützlich, weil ich vorhandene Befunde,<br />

68 Vorbefunde und weitere Informationen mitschicken könnte.<br />

69 ELGA<br />

70 Da vertrete ich schon sehr die öffentliche Kammermeinung. Die Datensicherheit o<strong>der</strong> –<br />

71 unsicherheit stört mich am wenigsten, weil mich betrifft sie am aller wenigsten, son<strong>der</strong>n es<br />

72 betrifft die Patienten und ich kann schwer beurteilen, wie sicher die Sache wirklich sein kann<br />

73 o<strong>der</strong> wie unsicher sie sein kann. Ich bin schon relativ überzeugt, dass die Sache nicht ganz<br />

74 dicht sein kann, weil alleine schon die Tatsache, wenn ich reinschaue und sehe, was <strong>der</strong><br />

75 Patient nimmt und <strong>der</strong> Apotheker sieht es und die Apothekenhelferin sieht es, brauche ich<br />

76 noch gar nicht auf den Diagnoseserver kommen, genügt mir alleine schon die Medikation um<br />

77 zu wissen: aha, die Frau Nachbarin nimmt ihre Pille nicht mehr, entwe<strong>der</strong> sie will schwanger<br />

78 werden o<strong>der</strong> sie ist schwanger. Das kann nie ganz dicht sein. Was mich als Arzt an ELGA am<br />

79 meisten stört ist die rechtliche Unsicherheit - wie weit kann ich belangt werden, wenn ich<br />

80 irgendetwas nicht sehe, was da irgendwo vor fünf Jahren schon einmal festgehalten wurde.<br />

81 Der durch ELGA zusätzlich entstehende Zeitaufwand bei <strong>der</strong> Behandlung und vor allem dass<br />

82 die Kostenfrage überhaupt nicht geklärt ist – macht diese Anwendung sinn-und nutzlos. Ich<br />

83 bin nicht bereit, für etwas zu bezahlen, dass sich an<strong>der</strong>e wünschen. Alles zusammen führt<br />

84 bei mir auch zu einer ablehnenden Haltung ELGA gegenüber – in <strong>der</strong> Form wie es <strong>der</strong>zeit<br />

85 auf dem Tisch liegt.<br />

86 e-Medikation<br />

87 wäre ich nicht so abgeneigt, nur <strong>der</strong> Pilotversuch <strong>der</strong> in Wien, Tirol und OÖ gelaufen ist – ich<br />

88 selbst habe mir das Programm bei Dr. Schweninger angeschaut – war <strong>der</strong>maßen schlecht<br />

89 programmiert und einfach nicht durchdacht, dass man eigentlich sagen muss: „wer wurde<br />

90 hier losgelassen?“ Die S<strong>of</strong>tware war furchtbar schlecht programmiert, nicht durchdacht, und<br />

91 katastrophal zu bedienen. Grundsätzlich ist die Idee dahinter ok, wenn es nicht aufhält hier<br />

92 zu sehen, was hat <strong>der</strong> Patient woan<strong>der</strong>s sich geholt, was bekommt er sonst noch, was kauft<br />

93 er sich in <strong>der</strong> Apotheke und vor allem: was hat er verordnet bekommen und hat sich’s gar<br />

94 nicht geholt - das mögen schon interessante Informationen sein.<br />

95 e-Radiologie<br />

96 Der digitale Bil<strong>der</strong><strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch funktioniert <strong>of</strong>fensichtlich ganz gut, trotz <strong>der</strong> großen<br />

97 Datenmengen die da hin und her geschoben werden. Ich bin selber Kniepatient mit einem<br />

98 kaputten Meniskus und war MR machen in Gmunden und Kirchdorf, habe mir die Bil<strong>der</strong> dann<br />

99 gemeinsam mit dem Primar angeschaut.<br />

100 e-Mutter-Kind-Pass<br />

101 habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Halte ich <strong>aus</strong> dem Bauch r<strong>aus</strong> für nicht so <strong>von</strong><br />

102 hoher Priorität, weil die stolzen Mütter gerne den MKP auch in <strong>der</strong> Hand haben.<br />

103 e-Leistungsbericht<br />

104 funktioniert prinzipiell mit unseren Programmen, d.h. ich kann die gesamte Patientenkartei<br />

105 für jeden Patienten <strong>aus</strong>drucken, wenn er will. Auch elektronisch geht’s im Grunde, die<br />

106 Arzts<strong>of</strong>twarehersteller haben sich ja einmal verpflichtet, einen Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch möglich zu<br />

107 machen und das basiert auf dem etwas veralteten edifact-Format. Das wird aber so gut wie<br />

108 nie verlangt.<br />

109 e-Terminmanagement<br />

110 Einerseits sind ja viele Arztpraxen Terminpraxen und arbeiten auch mit einer Terminfunktion<br />

111 die die Praxisprogramme heute alle eigentlich können – s<strong>of</strong>ern sie das wollen – manche<br />

112 haben vielleicht auch einen handgeschriebenen Kalen<strong>der</strong>. Ich habe keine Terminpraxis, bei<br />

113 mir kommen und gehen die Leute wie sie wollen. Das zweite, das mir dazu einfallen würde<br />

114 wären diese ganzen Recall-Möglichkeiten für Gesundenuntersuchung, Zahnarzt-,<br />

115 Frauenarzttermine, ganz einfach wie<strong>der</strong>kehrende Untersuchungen. Das würde Sinn machen,<br />

116 aber das muss beim Patienten bleiben, weil da haben wir ja das Problem, dass es vom<br />

117 Ärztegesetz her nicht möglich ist, die Patienten anzuschreiben. Recall-Systeme können nur<br />

118 <strong>aus</strong>gelagert werden. Das wäre wie<strong>der</strong>um ein gutes App für ein Handy.<br />

119 e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

120 Das halte ich auch für nicht sehr wichtig momentan. Auch da würde ich glauben, dass was<br />

121 man bei einem Notfall wie Herzinfarkt, Autounfall eigentlich immer gleich findet, weil es<br />

122 irgendwo liegt, ist das Handy. Das wäre auch ein App fürs Handy.<br />

123 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

124 Da gibt es immer wie<strong>der</strong> vereinzelt Projekte wie das Diabetes-Monitoring. Das ist halt eher<br />

125 etwas für ganz wenige Patienten, die das wollen, die das auch machen, die dafür <strong>of</strong>fen sind.<br />

126 Ich glaube, das ist auch nichts, was so breit Zustimmung findet.<br />

127<br />

Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

172


Anhang<br />

128 würde ich schon für gut halten, obwohl es trotzdem die Gefahr birgt, dass, auch wenn das<br />

129 jetzt qualitätsgesichert ist - Missverständnisse werden nicht zu verhin<strong>der</strong>n sein. Die<br />

130 Patienten interpretieren die Informationen vielleicht an<strong>der</strong>s und man muss ihnen dann<br />

131 gewisse Dinge wie<strong>der</strong> <strong>aus</strong>reden. An <strong>der</strong> Untersuchung än<strong>der</strong>t sich dadurch nichts. Der<br />

132 Patient sucht zB nach ‚Tumor in <strong>der</strong> Achselhöhle‘ und sucht sich vor lauter Panik das<br />

133 Schlimmste r<strong>aus</strong> o<strong>der</strong> befürchtet das Schlimmste und das hat mit qualitätsgesichert wenig zu<br />

134 tun. Natürlich ist es schon wünschenswert, dass man heute hinsichtlich Ernährung o<strong>der</strong><br />

135 Diäten o<strong>der</strong> Ähnliches, etwas Qualitätsgesichertes abrufen kann und das würde ich schon für<br />

136 sinnvoll halten.<br />

137 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

138 würde ich sehr gut finden, mit Telefonnummer, mit E-Mail-Adresse, Homepage,…<br />

139 Autor:<br />

140 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbietern<br />

141 (GDA)?<br />

142 Interviewpartner 5:<br />

143 Derzeit haben wir lei<strong>der</strong> nicht sehr viel Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch. Befund<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch passiert und ist<br />

144 super, Labor ist super. Senden können wir nur die Abrechnung, auch das funktioniert sehr<br />

145 gut. Grundsätzlich funktioniert das, was funktioniert, sehr gut und ist auch sinnvoll und <strong>von</strong><br />

146 Vorteil - aber sehr viel ist es nicht.<br />

147 Autor:<br />

148 Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

149 Interviewpartner 5:<br />

150 Würde ich schon nutzen. In <strong>der</strong> jetzigen Form ist es noch verbesserungswürdig. Bevor es<br />

151 jetzt noch <strong>aus</strong>geweitet wird auf alle möglichen Funktionen wäre es vielleicht gut, das<br />

152 <strong>der</strong>zeitige auch technisch zu verbessern – Stichwort CDA-Format.<br />

153 Autor:<br />

154 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

155 Ziegler:<br />

156 Finde ich nützlich, durch<strong>aus</strong>.<br />

157 Autor:<br />

158 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

159 Interviewpartner 5:<br />

160 Es ist eine Glückssache, wenn <strong>der</strong> Urlaub langfristig geplant ist, findet man schon<br />

161 Praxisvertretungen. Wenn es kurzfristig ist, wie bei mir durch die Kammertätigkeit bedingt,<br />

162 finde ich niemand. Dann sperre ich halt zu.<br />

163 Autor:<br />

164 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

165 zufrieden?<br />

166 Interviewpartner 5:<br />

167 Mit <strong>der</strong> bin ich sehr zufrieden, ich habe sie aber auch schon sehr lange und kenne sie gut.<br />

168 Das Programm kann irrsinnig viel und ist irrsinnig flexibel.<br />

169 Autor:<br />

170 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

171 haben?<br />

172 Interviewpartner 5:<br />

173 Ja, absolut. Das e-card-System funktioniert sehr gut, allerdings ist die Karte <strong>der</strong><br />

174 Schwachpunkt an sich, da kann aber die S<strong>of</strong>tware nichts dafür, das ist ein Hardwareproblem.<br />

175 Ich bin zB hartnäckig dahinter, über meine Funktionen in Wien, dass mit dem Stecken <strong>der</strong> e-<br />

176 card die Adress- und Arbeitgeberdaten übertragen werden. Die Daten wären ja vorhanden.<br />

177 Wir haben nämlich das Problem, dass, seit es die e-card gibt – und daran hat wahrscheinlich<br />

178 niemand gedacht – in unseren Dateien ein unheimliches Chaos entsteht, was Arbeitgeber<br />

179 und Adressdaten betrifft. Die Sprechstundenhilfe sieht jetzt nämlich nicht mehr, wo <strong>der</strong><br />

180 Patient arbeitet und wohnt. Früher ist das ja auf dem Krankenschein gestanden, und man<br />

181 kann nicht jeden Patienten jedes Mal fragen: „wohnen Sie eh noch …, arbeiten Sie noch bei<br />

182 …“.<br />

183 Autor:<br />

184 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind? (unberechtigter<br />

185 Zugriff, unberechtigte Verän<strong>der</strong>ung und Löschung, Vollständigkeit, Beweisbarkeit <strong>der</strong><br />

186 Herkunft)<br />

187 Interviewpartner 5:<br />

188 Das glaube ich schon. Gelöscht werden kann nichts, die Daten werden nur deaktiviert und<br />

189 bleiben im Hintergrund vorhanden und können wie<strong>der</strong> sichtbar gemacht werden. Der Zugriff<br />

190 ist auch mehrfach geschützt. Von Windows, vom Programm her, es gibt ein<br />

191 Ordinationspasswort, es gibt ein Passwort für jede Station.<br />

192 Autor:<br />

193<br />

Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

173


Anhang<br />

194 Interviewpartner 5:<br />

195 Ich fühle mich gut informiert, hat wahrscheinlich aber auch mit meiner Funktion in <strong>der</strong><br />

196 Kammer zu tun.<br />

197 Autor:<br />

198 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

199 Interviewpartner 5:<br />

200 Es gibt schon ganz gute Aussendungen seitens <strong>der</strong> Kammer und auch <strong>der</strong> Kasse. Wie zB<br />

201 die e-AUM eingeführt wurde, war das schon gut begleitet. Vom S<strong>of</strong>twarehersteller werde ich<br />

202 auch <strong>aus</strong>reichend informiert.<br />

203 Autor:<br />

204 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

205 Interviewpartner 5:<br />

206 Wenn, dann vielleicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer, auch ein bisschen prospektiv: was ist geplant<br />

207 und wie soll es funktionieren, wie geklärt ist die Finanzierung – das war ja bis jetzt immer ein<br />

208 Schwachpunkt, auch was die Wartungskosten betrifft, die dann meistens an uns <strong>Ärzten</strong><br />

209 hängen bleiben.<br />

210 Autor:<br />

211 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

212 Support zufriedenstellend?<br />

213 Interviewpartner 5:<br />

214 Das ist sehr gut, aber das hängt damit zusammen, dass ich <strong>der</strong> erste in OÖ mit diesem<br />

215 Programm war und ich den Herrn W., <strong>der</strong> das Programm betreut, persönlich kenne und viele<br />

216 Jahre ihm ein bisschen ein Praxis-know-how liefere. Da bin ich fast „Mitarbeiter“. Auch mit<br />

217 dem Support bin ich sehr zufrieden.<br />

218 Autor:<br />

219 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

220 angefragt würden?<br />

221 Interviewpartner 5:<br />

222 Sicherlich. Ich bin elektronischen Anwendungen <strong>of</strong>fen gegenüber und wenn es nachgefragt<br />

223 wird und <strong>der</strong> Wunsch besteht - natürlich. Es ist auch eine Kostenfrage, Kosten – Nutzen<br />

224 müssen stimmen für mich und für die Patienten.<br />

225 Autor:<br />

226 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

227 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

228 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

229 Interviewpartner 5:<br />

230 Ich h<strong>of</strong>fe, dass es <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer nur empfohlen wird, wenn es sich eben auch<br />

231 rechnet. Wir haben – trotz aller Vorteile – schon sehr viel investiert in den letzten Jahren. Alle<br />

232 drei bis fünf Jahre muss man jedenfalls die ganze Hardware t<strong>aus</strong>chen und das mache ich<br />

233 jetzt bald das fünfte Mal. Es kostet schon etwas.<br />

234 Autor:<br />

235 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

236 Interviewpartner 5:<br />

237 Was e-<strong>Health</strong> anbelangt: Direkt aktiv anbieten eigentlich nicht.<br />

238 Autor:<br />

239 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

240 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

241 Interviewpartner 5:<br />

242 Ich glaube, <strong>der</strong> riesen Fortschritt für die Patienten – den die Patienten gar nicht ahnen – ist<br />

243 die Übersichtlichkeit und <strong>der</strong> Überblick, den eine EDV-geschriebene Kartei gegenüber einer<br />

244 handgeschriebenen hat. Das ist ein Meilenstein gewesen. Für uns Ärzte hat die Verwendung<br />

245 einer Praxiss<strong>of</strong>tware etwas mit Qualität zu tun. Bei den e-<strong>Health</strong>-Anwendungen ist es<br />

246 manchmal ein Qualitätsvorsprung, manchmal auch ein Service am Patienten.<br />

247 Autor:<br />

248 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

249 Interviewpartner 5:<br />

250 Ja, heute schon. Heute geht es ohne nicht mehr.<br />

251 Autor:<br />

252 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

253 Interviewpartner 5:<br />

254 Nein, das geht nicht mehr und ich möchte es auch nicht mehr.<br />

255 Autor:<br />

256 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

257 Funktionen zwingend anwenden?<br />

258<br />

Interviewpartner 5:<br />

174


Anhang<br />

259 Natürlich würde mich das stören. Ich glaube, man muss jemanden nur zu etwas zwingen,<br />

260 wenn es unpraktikabel und nicht kostenneutral ist. Wenn die Sache – das ist ja auch bei<br />

261 ELGA so – so toll ist und so viele Vorteile hat, und uns nichts kostet, dann bin ich<br />

262 selbstverständlich gerne freiwillig dabei - dann braucht man mich nicht zwingen. Wenn ich<br />

263 jemanden zwingen muss, dann riecht das <strong>von</strong> H<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> nach Ärger.<br />

264 Autor:<br />

265 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

266 Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

267 am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

268 Interviewpartner 5:<br />

269 Ja, es macht mir Spaß. In <strong>der</strong> Freizeit bin ich nicht allzuviel am Computer, aber natürlich im<br />

270 Internet um etwas nachzusehen. Bzgl. neuer S<strong>of</strong>t- und Hardware bin ich nicht jemand, <strong>der</strong><br />

271 unbedingt jedes Programm <strong>aus</strong>probiert, aber zB. Bildbearbeitungsprogramme o<strong>der</strong><br />

272 Videoschnittprogramme, die sich mit den Hobbies decken – das interessiert mich.<br />

273 Autor:<br />

274 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

275 stellt?<br />

276 Interviewpartner 5:<br />

277 Ja!<br />

278 Autor:<br />

279 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

280 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

281 Interviewpartner 5:<br />

282 Bei meinem Praxisprogramm ganz sicher, weil viele Ideen die in dem Programm<br />

283 funktionieren, <strong>von</strong> mir stammen. Über die Möglichkeiten <strong>der</strong> Kammer versuche ich es auch<br />

284 und ich denke, dass das Eine o<strong>der</strong> An<strong>der</strong>e vielleicht einmal eine Umsetzung erfährt.<br />

285 Autor:<br />

286 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

287 zu werden?<br />

288 Interviewpartner 5:<br />

289 Grundsätzlich ja, wenn das Produkt gut ist, das dann angeboten wird. Ich glaube man sollte<br />

290 jedenfalls Anwen<strong>der</strong> einbeziehen, weil sonst kommt so ein Blödsinn r<strong>aus</strong> wie bei <strong>der</strong> e-<br />

291 Medikation.<br />

292 Autor:<br />

293 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

294 Entwicklung mitarbeiten?<br />

295 Interviewpartner 5:<br />

296 An <strong>der</strong> Entwicklung mitarbeiten schon, bei <strong>der</strong> Teilnahme muss ich sagen: langsam mag ich<br />

297 das nicht mehr. Weil zB die e-Medikation war so schwachsinnig programmiert und so<br />

298 aufwändig, dass allein die Teilnahme an Pilotprojekten schon eine Doktorarbeit ist und da<br />

299 sage ich dann: „nein, da habe ich kein Interesse“. Wenn das so mühevoll ist und mir in<br />

300 keinster Weise honoriert wird, dann stelle ich mich nicht in die erste Reihe. Ich habe das<br />

301 schon ein paarmal gemacht und die e-Medikation war da sicher ein Frust.<br />

302 Autor:<br />

303 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

304 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

305 Interviewpartner 5:<br />

306 Wenn es gut funktioniert, dann wäre es jedenfalls eine Zeitersparnis. Mitunter vielleicht auch<br />

307 ein Informationsvorteil, Dinge auf einen Klick zu haben. Es muss halt wirklich<br />

308 benutzerfreundlich, übersichtlich und sinnvoll sein. Das Anbieten <strong>von</strong> Information alleine –<br />

309 wie zB bei ELGA geplant mit dem bestimmten Datenformat – ist zu wenig, weil da kann ich<br />

310 zB nicht gezielt nach Informationen suchen.<br />

311 Autor:<br />

312 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

313 Gesundheitssystem generell?<br />

314 Interviewpartner 5:<br />

315 Grundsätzlich ja, ich glaube auch, dass man das gar nicht verneinen kann. Die Frage ist<br />

316 allerdings immer bei wem? Alleine die Tatsache, dass die Krankenscheine nicht mehr<br />

317 händisch abgerechnet werden, hat bei <strong>der</strong> GKK bestimmt allein in OÖ 50 Personalposten<br />

318 gespart. Allerdings dürfen jeweilige Mehrkosten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> nicht auf uns Ärzte<br />

319 abgeschoben werden!<br />

320 Autor:<br />

321 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

322 Funktionalitäten?<br />

323<br />

Interviewpartner 5:<br />

175


Anhang<br />

324 Ja. Schon das APIS alleine war schon ein Meilenstein in <strong>der</strong> Qualitätsverbesserung. Vieles<br />

325 sieht <strong>der</strong> Patient vielleicht nicht direkt, aber er pr<strong>of</strong>itiert in jedem Fall da<strong>von</strong>.<br />

326 Autor:<br />

327 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

328 Interviewpartner 5:<br />

329 Ich glaube, eine <strong>der</strong> ganz wichtigen Maßnahmen die er vielleicht auf die Schiene bringen<br />

330 könnte, wäre die Vorgabe gewisser Strukturen wie die Vorgabe eines gewissen<br />

331 Datenformats, die Vorgabe gewisser Codes, damit je<strong>der</strong> weiß, das ist jetzt so und das<br />

332 machen jetzt alle gleich. Wir haben bis zum Pflegebegleitschreiben in Arbeitsgruppen<br />

333 diskutiert, mit welchem Code man die Mobilität des Patienten bezeichnet, weil es nichts<br />

334 wirklich Anwendbares gibt. Wir haben uns <strong>der</strong>zeit halt an die ELGA-Struktur gehalten mit <strong>der</strong><br />

335 Befürchtung, dass wir es sowieso kriegen. Hier etwas vorzugeben, das vielleicht auch<br />

336 international abgesprochen ist, das wäre schon ein großer Schritt. Das zweite ist sicherlich<br />

337 die rechtliche Absicherung. Es kann nicht sein, dass man belangt werden kann für Dinge, die<br />

338 in irgendeinem Wust an Daten drinnen stehen.<br />

339 Autor:<br />

340 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

341 Interviewpartner 5:<br />

342 Nein, bestimmt nicht. Ich glaube, an einem guten e-<strong>Health</strong> System nimmt je<strong>der</strong> freiwillig<br />

343 daran teil. Das muss ein Wettbewerb sein. Jemand, <strong>der</strong> an diesem guten System nicht<br />

344 teilnimmt, muss einen Wettbewerbsnachteil haben. Zwang riecht nach nicht <strong>aus</strong>gereift.<br />

345 Autor:<br />

346 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

347 Interviewpartner 5:<br />

348 Genau dieselbe. Das muss so gut sein, dass ich dabei sein möchte und wenn ich nicht dabei<br />

349 sein möchte, dann habe ich als GDA entwe<strong>der</strong> einen Wettbewerbsnachteil, den ich, <strong>aus</strong><br />

350 welchen Gründen auch immer, bewusst in Kauf nehme. Und dem Patient muss es etwas<br />

351 kosten. Dh ich würde schon sagen, Patienten die nicht an einer ELGA teilnehmen – wenn es<br />

352 sie einmal gibt – sollen einen höheren Sozialversicherungsbeitrag zahlen, was ja auch<br />

353 logisch ist. Weil hin<strong>aus</strong> posaunt wird, man kann sich damit etwas sparen, dann sage ich: „<strong>der</strong><br />

354 Patient, <strong>der</strong> <strong>aus</strong> welchen Gründen auch immer, nicht teilnimmt, soll mehr zahlen, weil er<br />

355 kostet auch mehr“. Bei den GDA’s würde ich eher sagen, das System muss so gut sein, dass<br />

356 ich dabei sein muss, weil ich sonst einen Nachteil habe.<br />

357 Autor:<br />

358 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

359 verän<strong>der</strong>n?<br />

360 Interviewpartner 5:<br />

361 Das kann man, glaube ich, nicht beantworten. Grundsätzlich nein, aber ich denke da jetzt an<br />

362 Disease-Management-Programme, die manchmal sehr straff sind und auch irgendwo zu e-<br />

363 <strong>Health</strong> gehören - da fühle ich mich schon eingeschränkt.<br />

364 Autor:<br />

365 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

366 Interviewpartner 5:<br />

367 Nein! Jedenfalls nicht die Anamnesedaten, weil ich manchmal etwas hineinschreibe, was<br />

368 sicher keiner lesen sollte. Das gehört zu dem Vertrauensverhältnis <strong>von</strong> Arzt und Patient. Die<br />

369 Diagnosedaten, die Parameterdaten – natürlich - aber das persönliche nicht.<br />

370<br />

371 Autor:<br />

372 Der Begriff GDA, passt <strong>der</strong> zu Ihnen?<br />

373 Interviewpartner 5:<br />

374 Nein, ich bin Arzt – Punkt.<br />

375 Autor:<br />

376 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

377 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

378 Kosten, )<br />

379 Interviewpartner 5:<br />

380 In allem was Sie aufgezählt haben. Es wird je nach Anwendung mal eine Zeitersparnis sein,<br />

381 wie zB bei <strong>der</strong> Abrechnung. Es wird jedes Mal etwas an<strong>der</strong>es sein, je nach Anwendung.<br />

382 Sonst wäre es nicht akzeptabel.<br />

383 Autor:<br />

384 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

385 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

386 Interviewpartner 5:<br />

387 Wünschen würde ich mir noch, dass auch die großen Player im Gesundheitssystem ihre<br />

388 H<strong>aus</strong>aufgaben erledigen. zB ist nach wie vor <strong>der</strong> Monopolist Hauptverband und<br />

389<br />

Apothekerverlag, <strong>der</strong> das Arzneimittelverzeichnis uns monatlich verkauft, nicht in <strong>der</strong> Lage<br />

176


Anhang<br />

390 hier Ordnung reinzubringen - die haben nach wie vor unglaubliche Abkürzungen, die noch<br />

391 <strong>aus</strong> einer Zeit ruhen, wo Speicherplatz knapp war und wenn man etwa eine elastische Binde<br />

392 sucht o<strong>der</strong> eine Inkontinenzeinlage, dann ist es nahezu unmöglich, weil es <strong>der</strong>maßen<br />

393 abgekürzt, unsystematisch und ungruppiert ist. Das ist ein Monopolist, <strong>der</strong> das anbietet und<br />

394 Geld dafür verlangt, da sage ich: „das gehört geordnet und Speicherplatz ist ja kein Thema<br />

395 mehr.“ Da ist man noch sehr weit hinten und das ist ärgerlich und da gibt es noch unzählige<br />

396 Beispiele. Auch die Daten, die man sonst zur Verfügung gestellt bekommt. Man arbeitet hier<br />

397 mit sehr vielen veralteten Daten und unnötigen Schwierigkeiten.<br />

398 Autor:<br />

399<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

177


8.3.6 Interviewpartner 6<br />

Anhang<br />

1 Autor<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 6:<br />

4 Derzeit denke ich an ELGA und e-card.<br />

5 Autor:<br />

6 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

7 und die Gesellschaft allgemein?<br />

8 Interviewpartner 6:<br />

9 Allgemein eine sehr <strong>of</strong>fene Einstellung. Mir ist bewusst, dass wir an dieser Technologie nicht<br />

10 vorbeikommen, bzw. wir sind bereits mitten drinnen, wenn ich es auf die Gesellschaft im<br />

11 speziellen beziehe. Ich nutze das Internet nur zur Information. Was insgesamt alles<br />

12 angeboten wird, da bin ich sicherlich nicht so informiert und es interessiert mich auch nicht.<br />

13 Es ist als Informationsquelle sicherlich nützlich, kann Vereinfachungen bringen und zur<br />

14 Kommunikation ist es sicherlich ein Vorteil. Nur <strong>der</strong> große Missbrauch <strong>der</strong> sich auch ergibt<br />

15 dabei, ist bedenklich. Was alles ins Internet hineingestellt wird – zB an Werbung etc. –<br />

16 kommt bei mir nicht und interessiert mich auch nicht. Der Zeitaufwand ist enorm, das<br />

17 unterschätzt man. Wenn man sich vor den Computer hinsetzt - ist eine Stunde nichts.<br />

18 Autor:<br />

19 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

20 Interviewpartner 6:<br />

21 Sehr viel, weil ich einer <strong>der</strong> ersten in OÖ war, <strong>der</strong> bereits 1986 eine vollcomputerisierte<br />

22 Praxis eröffnet hat. Dieser Beginn war zum Teil ein Horror. Ich habe nie eine Papier-Kartei<br />

23 besessen, son<strong>der</strong>n schon <strong>von</strong> Beginn an die Karteiführung über Computer mitgemacht. Ich<br />

24 kenne sämtliche Probleme im S<strong>of</strong>twarebereich und habe die rasante Hardware-Entwicklung<br />

25 miterlebt. Auch die vielen Sicherungsmodelle, die ich schon mitgemacht habe, ich weiß<br />

26 genug <strong>von</strong> dem – vom Guten und vom Bösen.<br />

27 Autor:<br />

28 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

29 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

30 an<strong>der</strong>en?<br />

31 Interviewpartner 6:<br />

32 Von mir genutzt werden:<br />

33 e-card<br />

34 e-Abrechnung<br />

35 DFÜ-Übertragung<br />

36 Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

37 e-Arztbrief<br />

38 e-Labor<br />

39 e-AUM<br />

40 ABS<br />

41 e-Einweisung<br />

42 <strong>der</strong> Rest ist ja auch mögliche Zukunft.<br />

43 Das Nützlichste ist für mich bisher die e-AUM gewesen. Was auch noch nützlich ist, ist <strong>der</strong> e-<br />

44 Arztbrief, Entlassungsbriefe und Laborbefunde – also die Daten die ich per Mail bekomme.<br />

45 Die e-card hat eine gewisse Ambivalenz. Der Vorteil liegt darin, dass unser<br />

46 Krankenscheinmahnsystem weggefallen ist. Ansonsten sehe ich keine beson<strong>der</strong>en Vorteile,<br />

47 außer den Systemen, die da noch dranhängen. Das ist die elektronische e-AUM, die als<br />

48 erstes ELGA-Projekt funktioniert hat und auch etwas gebracht hat. Sonst sind auf <strong>der</strong> e-card<br />

49 ja keine Daten oben außer Name, Versicherungsnummer und Geburtsdatum. Die Adresse<br />

50 und Arbeitgeber zB sind nicht ersichtlich, die muss ich mir erfragen und selbst eingeben.<br />

51 Die restlichen Funktionalitäten sind mir im Großen und Ganzen bekannt.<br />

52 Autor:<br />

53 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

54 (GDA)?<br />

55 Interviewpartner 6:<br />

56 Ich habe nur einen Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit Arztbriefen und Laborbefunden, also mit an<strong>der</strong>en<br />

57 <strong>Ärzten</strong>, und das funktioniert tadellos. Das Empfangen <strong>von</strong> Arztbriefen funktioniert bis auf<br />

58 wenige Ausnahmen auch schon <strong>von</strong> den nie<strong>der</strong>gelassenen Fachärzten. Die<br />

59 Befundübermittlung <strong>aus</strong> den Krankenhäusern sollte wesentlich schneller gehen.<br />

60 Autor:<br />

61<br />

Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

178


Anhang<br />

62 Interviewpartner 6:<br />

63 Vermehrt nutzen würde ich es nicht. Es reicht jetzt schon. Die schon vorhandene Befundflut<br />

64 muss ich ja auch lesen, zumindest die CDA-Befunde, wo ich mir die Diagnose ansehe. Das<br />

65 an<strong>der</strong>e kann man gar nicht alles lesen. Da würde ich am Vormittag o<strong>der</strong> am Abend<br />

66 mindestens eine Stunde nur Befunde lesen. Das ist auch das Problem, das wir mit ELGA<br />

67 standespolitisch sehen.<br />

68 Autor:<br />

69 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

70 Interviewpartner 6:<br />

71 Ich finde ihn nur dann nützlich, wenn es eine Kosteneinsparung bringt, möglichst zeitnahe.<br />

72 Entlassungsmedikationen und Entlassungsbefunde sollten s<strong>of</strong>ort übermittelt werden, das<br />

73 macht Sinn. Mit dem an<strong>der</strong>en bin ich skeptisch. Wenn auf einem Zentralserver<br />

74 Patientendaten gespeichert werden, entsteht dann sozusagen ein gläserner Patient - und<br />

75 das sehe ich sehr problematisch, weil es da Dinge gibt, die nicht geklärt sind. Der Zeitfaktor,<br />

76 die Haftung und die Kosten sind nicht geklärt.<br />

77 Autor:<br />

78 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

79 Interviewpartner 6:<br />

80 Ja, Urlaubsvertretung funktioniert bei uns im Sprengel gut. Krankenstandsvertretung ist eher<br />

81 schwierig.<br />

82 Autor:<br />

83 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

84 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

85 Interviewpartner 6:<br />

86 An und für sich ja. Verbessern könnte man wahrscheinlich immer was, damit will ich mich<br />

87 aber nicht beschäftigen. Es gäbe vielleicht ein paar Dinge, die man technisch vereinfachen<br />

88 und schneller machen könnte. Aber sonst bin ich mit <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit und auch mit<br />

89 <strong>der</strong> Haltbarkeit des Programms – ist ja ganz entscheidend – zufrieden.<br />

90 Autor:<br />

91 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

92 haben?<br />

93 Interviewpartner 6:<br />

94 Nur die e-AUM.<br />

95 Autor:<br />

96 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind? (unberechtigter<br />

97 Zugriff, unberechtigte Verän<strong>der</strong>ung und Löschung, Vollständigkeit, Beweisbarkeit <strong>der</strong><br />

98 Herkunft)<br />

99 Interviewpartner 6:<br />

100 Nein, bin ich überhaupt nicht.<br />

101 Autor:<br />

102 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

103 Interviewpartner 6:<br />

104 Durch die Kammertätigkeit bin ich wahrscheinlich besser informiert, als viele an<strong>der</strong>e.<br />

105 Autor:<br />

106 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert? Von wem würden Sie mehr<br />

107 Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

108 Interviewpartner 6:<br />

109 Mehr Informationen würde ich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sozialversicherung wollen. Sonst bin ich<br />

110 standespolitisch tätig und dadurch immer informiert und sozusagen am letzten Stand. Auch<br />

111 <strong>von</strong> <strong>der</strong> SVC kommt wenig an Informationen.<br />

112 Autor:<br />

113 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

114 Support zufriedenstellend?<br />

115 Interviewpartner 6:<br />

116 Ich würde unser Verhältnis als <strong>aus</strong>geglichen bezeichnen. Fraglich für mich sind meist die<br />

117 Höhe <strong>der</strong> Anschaffungskosten neuer Module und folglich die monatlichen<br />

118 Wartungsgebühren. Mit dem Support bin ich zufrieden. Die Firma Compugroup informiert<br />

119 mich regelmäßig schriftlich und auch per E-Mail.<br />

120 Autor:<br />

121 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

122 angefragt würden?<br />

123 Interviewpartner 6:<br />

124 Wahrscheinlich ja.<br />

125<br />

Autor:<br />

179


Anhang<br />

126 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

127 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

128 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

129 Interviewpartner 6:<br />

130 Wahrscheinlich ja.<br />

131 Autor:<br />

132 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen zB Erinnerung<br />

133 an Auffrischungsimpfungen?<br />

134 Interviewpartner 6:<br />

135 Was e-<strong>Health</strong> betrifft - Nein. Obwohl eine Erinnerung an Auffrischungsimpfungen eine<br />

136 interessante Sache wäre. Wenn es den e-Impfpass gäbe, würde ich dieses Service<br />

137 anbieten. Gegenüber dem normalen Impfpass würde das aber auch einen höheren<br />

138 Zeitaufwand bedeuten.<br />

139 Autor:<br />

140 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

141 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

142 Interviewpartner 6:<br />

143 Nein!<br />

144 Autor:<br />

145 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

146 Interviewpartner 6:<br />

147 Ja, bedeutsam schon.<br />

148 Autor:<br />

149 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

150 Interviewpartner 6:<br />

151 Nein, kann ich mir nicht mehr vorstellen.<br />

152 Autor:<br />

153 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

154 Funktionen zwingend anwenden?<br />

155 Interviewpartner 6:<br />

156 Ja, macht einen Unterschied, da bekomme ich noch mehr Aversion.<br />

157 Autor:<br />

158 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

159 Interviewpartner 6:<br />

160 Plus/minus – Spaß kann ich nicht direkt sagen.<br />

161 Autor:<br />

162 Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am Computer und im Internet?<br />

163 Interviewpartner 6:<br />

164 Nein, nicht sehr <strong>of</strong>t. In erster Linie erledige ich Bankgeschäfte und lese E-Mails.<br />

165 Autor:<br />

166 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

167 <strong>aus</strong>?<br />

168 Interviewpartner 6:<br />

169 Nein!<br />

170 Autor:<br />

171 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

172 stellt?<br />

173 Interviewpartner 6:<br />

174 So lala!<br />

175 Autor:<br />

176 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

177 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

178 Interviewpartner 6:<br />

179 Zum Teil ja. Bei den S<strong>of</strong>twareupdates sind bereits Anregungen <strong>von</strong> mir dabei. Allerdings<br />

180 nutze ich mein System wahrscheinlich zu wenig, es ist mir zu aufwändig.<br />

181 Autor:<br />

182 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

183 zu werden?<br />

184 Interviewpartner 6:<br />

185 Ja, würde sich positiv auf meine Akzeptanz <strong>aus</strong>wirken.<br />

186 Autor:<br />

187 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

188 Entwicklung mitarbeiten?<br />

189 Interviewpartner 6:<br />

190 Ja, könnte ich mir vorstellen.<br />

191<br />

Autor:<br />

180


Anhang<br />

192 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

193 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

194 Interviewpartner 6:<br />

195 Wenn sie nicht so funktionieren wie die e-AUM, dann haben sie nur negative. Die Zeit für den<br />

196 Patienten wird wie<strong>der</strong> weniger und die Administration wie<strong>der</strong> mehr – sowohl für mich als<br />

197 auch für die Ordinationsangestellten.<br />

198 Autor:<br />

199 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

200 Gesundheitssystem generell?<br />

201 Interviewpartner 6:<br />

202 Nein, das glaube ich nicht und kann ich mir auch nicht vorstellen.<br />

203 Autor:<br />

204 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

205 Funktionalitäten? Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

206 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

207 Interviewpartner 6:<br />

208 Nur sehr bedingt. Das Pilotprojekt e-Medikation ist in <strong>der</strong> jetzigen Form gar nicht zu<br />

209 gebrauchen, da wurde <strong>von</strong> den Teilnehmern ein Vielfaches an Zeit aufgewendet und <strong>der</strong><br />

210 Nutzen für den Patienten war gleich null. Für weitere e-<strong>Health</strong> Anwendungen wird <strong>der</strong><br />

211 technische Aufwand enorm sein, <strong>der</strong> Zeitaufwand wird ein Vielfaches werden und die Kosten<br />

212 steigen.<br />

213 Autor:<br />

214 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

215 Interviewpartner 6:<br />

216 Er soll uns mehr einbinden, er kann ohne uns ja gar nichts machen. Weitere Maßnahmen in<br />

217 einem vernünftigen System müssen auf Freiwilligkeit basieren, dann nimmt je<strong>der</strong> gern daran<br />

218 teil.<br />

219 Autor:<br />

220 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

221 Interviewpartner 6:<br />

222 Nein!<br />

223 Autor:<br />

224 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

225 Interviewpartner 6:<br />

226 Was jetzt geplant ist, ist ja Opt-out - ich bin für eine Opt-in Lösung.<br />

227 Autor:<br />

228 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

229 verän<strong>der</strong>n?<br />

230 Interviewpartner 6:<br />

231 Ja, mit Sicherheit. Es hat sich jetzt schon etwas verän<strong>der</strong>t. Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> e-card hat<br />

232 man gewusst, dass das Vertragspartnersystem auch in Richtung Kontrollsystem geht. Die<br />

233 wissen ja genau, wann ich eingesteckt habe, wenn ich wie<strong>der</strong> ans System gehe, wann ich<br />

234 anfange, wann ich aufhöre. Es wird auch dafür benutzt werden, keine Frage. Ob das gut<br />

235 o<strong>der</strong> schlecht ist will ich gar nicht bewerten, es hat nur zu weniger Autonomie geführt.<br />

236 Autor:<br />

237 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

238 Interviewpartner 6:<br />

239 Nein! Eine Kommunikation mit Krankenhäusern und <strong>Ärzten</strong> ist vorstellbar, aber nicht mit allen<br />

240 GDAs.<br />

241 Autor:<br />

242 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

243 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

244 Kosten, )<br />

245 Interviewpartner 6:<br />

246 Bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> vielleicht. Bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>von</strong> Patienten<br />

247 wird nichts besser – das ist schon gut. Auch mit <strong>der</strong> Zeit wird’s nicht besser, die Kosten<br />

248 werden steigen und die Administration wird mehr.<br />

249 Autor:<br />

250 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

251 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

252 Interviewpartner 6:<br />

253 Nein, mir fällt nichts ein.<br />

254 Autor:<br />

255<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

181


8.3.7 Interviewpartner 7<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 7:<br />

4 Das ist die Verbindung Internet mit Medizin und Gesundheit. Ganz zuerst habe ich an<br />

5 Telemedizin gedacht, das ist aber nur ein Teil da<strong>von</strong>.<br />

6 Autor:<br />

7 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

8 und die Gesellschaft allgemein?<br />

9 Interviewpartner 7:<br />

10 Eine sehr positive. Ich habe 1985 meine Ordination umgebaut – das war <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong><br />

11 Ärzte-EDV und da war ich noch <strong>der</strong> Meinung: das ist nichts für mich, ich bin ein guter alter<br />

12 H<strong>aus</strong>arzt. Zwei Jahre später habe ich alles installiert und seit 1988 führe ich meine<br />

13 Ordination mit EDV-Unterstützung. Für einen Arzt für Allgemeinmedizin geht es schon nicht<br />

14 mehr ohne EDV. Ich habe auch viel investiert - in Summe sicher mehr als ein H<strong>aus</strong>. Ca. €<br />

15 300.000,00 o<strong>der</strong> € 400.000,00, wenn nicht mehr. Die Anfänge waren sehr teuer!<br />

16 Autor:<br />

17 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

18 Interviewpartner 7:<br />

19 Mein <strong>der</strong>zeitiges System ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Firma Innomed und damit komme ich gut zu recht. Was<br />

20 wir haben funktioniert sehr gut. Wir haben als Information für die Patienten sogar eine<br />

21 Ordinationstafel beim Eingang. Das habe ich mir in den Kopf gesetzt und es war äußerst<br />

22 schwierig. Ich bin hier auch <strong>der</strong> Meinung, dass sich ein APIS finanziell rechnet - auch <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

23 Zeit und <strong>der</strong> Patientenzufriedenheit her, vom Wissen, was man da drinnen hat. Ich habe nie<br />

24 irgendeinen Patienten gelöscht o<strong>der</strong> irgendetwas weggeschmissen, es ist alles drinnen.<br />

25 Autor:<br />

26 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

27 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

28 an<strong>der</strong>en?<br />

29 Interviewpartner 7:<br />

30 e-card<br />

31 verwende ich natürlich und ist nützlich.<br />

32 e-Abrechnung<br />

33 habe ich seit ewigen Zeiten. Ist sehr nützlich.<br />

34 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

35 auch nützlich.<br />

36 e-Arztbrief / e-Befundbericht<br />

37 Wir schreiben nicht wirklich Arztbriefe, die Funktionalität wäre aber vorhanden.<br />

38 Befundberichte bekomme ich immer schon, auch nützlich, gehört aber verbessert.<br />

39 e-Pflegebegleitschreiben<br />

40 nutze ich einstweilen noch nicht, aber ich habe die Ansuchen usw. als Formulare in <strong>der</strong> EDV.<br />

41 e-Laborbefund<br />

42 natürlich, sehr nützlich<br />

43 e-AUM<br />

44 verwende ich schon immer, sehr nützlich.<br />

45 ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

46 nutze ich 100 %ig.<br />

47 e-Impfpass<br />

48 habe ich lei<strong>der</strong> noch nicht, möchte ich aber unbedingt. Darüber rede ich mit meinen jungen<br />

49 Kollegen schon lange. Wir haben gesagt, wir machen bei <strong>der</strong> Vorsorgeuntersuchung ein<br />

50 Qualitätsmanagementsystem, dafür wollen wir, dass <strong>der</strong> Patient den Impfpass mitnimmt und<br />

51 das angeschaut wird.<br />

52 e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung<br />

53 haben wir diskutiert. Ich wäre dafür.<br />

54 ELGA<br />

55 ist ein eigenes Problem. Grundsätzlich wäre ich positiv eingestellt. Wenn alle Befunde<br />

56 hineingestellt wären und Abfragen eine Minute dauern würden - dann wäre es eine<br />

57 Katastrophe. Ich habe auch <strong>aus</strong> rechtlicher <strong>Sicht</strong> Bedenken: was ich alles wissen müsste /<br />

58 was passiert, wenn ich etwas übersehe? Wenn es praktikabel ist, wie etwa die e-AUM o<strong>der</strong><br />

59 das ABS-System, das wäre sinnvoll. Ein Problem habe ich auch mit den Versicherungen.<br />

60 Was passiert, wenn zB eine Frau fünfmal im Jahr zum Gynäkologen geht und dreimal zum<br />

61<br />

Neurologen - dann weiß man, was los ist. Und ein Berechtigungssystem für die Zugriffe hat<br />

182


Anhang<br />

62 sicher auch Lücken. Wenn jemand keinen Zugriff haben darf und trotzdem sagt: kann ich da<br />

63 mal reinschauen – naja. Aber grundsätzlich wäre ich für die Einführung <strong>von</strong> ELGA, wenn es<br />

64 nützlich und sinnvoll ist.<br />

65 e-Medikation<br />

66 hätte ich nichts dagegen.<br />

67 e-Radiologie<br />

68 hätte ich angeboten bekommen, brauche ich nicht, kenne ich mich auch nicht <strong>aus</strong>. Ich<br />

69 brauche nur Befunde.<br />

70 e-Mutter-Kind-Pass<br />

71 haben wir noch nicht – gibt es ja noch nicht. Wäre meiner Meinung nach auch nicht sinnvoll.<br />

72 e-Leistungsbericht<br />

73 hätte ich im System drinnen, ich kann ihn nur nicht elektronisch übermitteln. Ausdrucken<br />

74 kann ich die gesamte Patientendatei.<br />

75 e-Terminmanagement<br />

76 ist bei <strong>der</strong> Größe unserer Praxis nicht sinnvoll.<br />

77 e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

78 haben wir nicht, aber das würde ich gerne haben. Das könnte man auch auf <strong>der</strong> e-card<br />

79 speichern.<br />

80 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

81 könnte ich mir gut vorstellen. Wir machen es jetzt so: wir schauen uns über das mobile i-pad<br />

82 jeden Tag die Laborbefunde an und bei Auffälligkeiten verständigen wir die Patienten.<br />

83 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

84 das würde mir passen.<br />

85 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

86 da bin ich dafür. Allerdings bin ich Arzt, als GDA möchte ich so nicht bezeichnet werden.<br />

87 Autor:<br />

88 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

89 (GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

90 Interviewpartner 7:<br />

91 Zu 90 % bin ich zufrieden. Ideal wäre für mich, wenn ich die Befunde per E-Mail über<br />

92 Medicalnet empfangen könnte. Wir spielen das s<strong>of</strong>ort in die Kartei ein und schreiben uns<br />

93 einige Stichworte dazu. Praktisch alle Ärzte schicken es elektronisch, bis auf wenige<br />

94 Wahlärzte, die das postalisch machen. Wenn es künftig vermehrt angeboten würde, würde<br />

95 ich es selbstverständlich auch nutzen.<br />

96 Autor:<br />

97 Finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch nützlich?<br />

98 Interviewpartner 7:<br />

99 Ja, finde ich sehr nützlich.<br />

100 Autor:<br />

101 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

102 Interviewpartner 7:<br />

103 Ja, als Gruppenpraxis ist das relativ einfach. Dafür wäre zB ELGA eine sinnvolle<br />

104 Anwendung.<br />

105 Autor:<br />

106 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

107 zufrieden? Könnte man etwas verbessern?<br />

108 Interviewpartner 7:<br />

109 Großteils ja. Verbessern kann man immer was. Ich hätte gerne die Impfgeschichte besser<br />

110 kombiniert – mit einem Recall-System.<br />

111 Autor:<br />

112 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

113 haben?<br />

114 Interviewpartner 7:<br />

115 Die vorhandenen - ja.<br />

116 Autor:<br />

117 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

118 Support zufriedenstellend?<br />

119 Interviewpartner 7:<br />

120 Das Verhältnis ist sehr gut, auch mit dem Support bin ich zufrieden. Die Anfahrtskosten für<br />

121 einen Techniker finde ich allerdings immer überhöht.<br />

122 Autor:<br />

123 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

124 Interviewpartner 7:<br />

125 Ich sichere die Daten jeden Tag über die Telekom und auch auf eine externe Festplatte. Was<br />

126 die Firma mit den Daten auf den alten <strong>aus</strong>geschiedenen Computern macht, weiß ich nicht.<br />

127<br />

Ich muss denen vertrauen, dass sie zerstört werden.<br />

183


Anhang<br />

128 Autor:<br />

129 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

130 Interviewpartner 7:<br />

131 Mäßig, aber es interessiert mich auch nicht mehr so. Früher habe ich mich sehr dafür<br />

132 interessiert und <strong>von</strong> Deutschland ein S<strong>of</strong>tware-Heft gehabt - über EDV für Ärzte. Die sind<br />

133 immer zwei bis drei Jahre vorne. Da habe ich geschaut, was kommt wie<strong>der</strong>. Jetzt informiere<br />

134 ich mich nicht mehr so darüber.<br />

135 Autor:<br />

136 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

137 Interviewpartner 7:<br />

138 Übers Internet, über die Ärztekammer und Fachzeitschriften die ich abonniert habe.<br />

139 Großteils über die Ärztekammer.<br />

140 Autor:<br />

141 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

142 Interviewpartner 7:<br />

143 Von <strong>der</strong> Ärztekammer. Das ist für mich ja doch eine Vertrauensgeschichte.<br />

144 Autor:<br />

145 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

146 angefragt würden?<br />

147 Interviewpartner 7:<br />

148 Sicher! Wir haben zB jetzt schon über die Homepage bzw. per E-Mail Anfragen über<br />

149 Impfungen - das funktioniert gut.<br />

150 Autor:<br />

151 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

152 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

153 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

154 Interviewpartner 7:<br />

155 Von <strong>der</strong> Ärztekammer -Ja! Meistens waren die Funktionen die eingeführt wurden sinnvoll und<br />

156 funktionieren perfekt.<br />

157 Autor:<br />

158 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen zB Erinnerung<br />

159 an Auffrischungsimpfungen?<br />

160 Interviewpartner 7:<br />

161 Sehr wenig.<br />

162 Autor:<br />

163 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

164 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

165 Interviewpartner 7:<br />

166 Ich glaube ja. Ich denke das zeugt <strong>von</strong> Mo<strong>der</strong>nität.<br />

167 Autor:<br />

168 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

169 Interviewpartner 7:<br />

170 Ja, schon.<br />

171 Autor:<br />

172 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

173 Interviewpartner 7:<br />

174 Nein!<br />

175 Autor:<br />

176 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

177 Funktionen zwingend anwenden?<br />

178 Interviewpartner 7:<br />

179 Wenn sie praktikabel sind – vor allem eine Zeitersparnis bringen, nützlich und sinnvoll sind,<br />

180 habe ich kein Problem. Auch die Kostenfrage muss geklärt sein.<br />

181 Autor:<br />

182 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

183 Interviewpartner 7:<br />

184 Ja!<br />

185 Autor:<br />

186 Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am Computer und im Internet?<br />

187 Interviewpartner 7:<br />

188 Schon, ja!<br />

189 Autor:<br />

190 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

191 <strong>aus</strong>?<br />

192 Interviewpartner 7:<br />

193<br />

Ja!<br />

184


Anhang<br />

194 Autor:<br />

195 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

196 stellt?<br />

197 Interviewpartner 7:<br />

198 Ich glaube ja. Ich habe damit auch überhaupt kein Problem, weil man damit wächst. Es ist<br />

199 eine Frage <strong>der</strong> Eingewöhnung.<br />

200 Autor:<br />

201 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

202 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

203 Interviewpartner 7:<br />

204 Ja!<br />

205 Autor:<br />

206 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

207 zu werden?<br />

208 Interviewpartner 7:<br />

209 Ja, das kann ich mir schon vorstellen.<br />

210 Autor:<br />

211 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

212 Entwicklung mitarbeiten?<br />

213 Interviewpartner 7:<br />

214 Ja ich hätte gerne einmal teilgenommen, aber ich gehe ja bald in Pension.<br />

215 Autor:<br />

216 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

217 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

218 Interviewpartner 7:<br />

219 Es sollte die Administration erleichtern und mich bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Patienten<br />

220 unterstützen. Sonst macht es keinen Sinn.<br />

221 Autor:<br />

222 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw im<br />

223 Gesundheitssystem generell?<br />

224 Interviewpartner 7:<br />

225 In meiner Praxis sicher nicht. Im gesamten Gesundheitssystem glaube ich schon.<br />

226 Autor:<br />

227 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

228 Funktionalitäten? Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

229 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

230 Interviewpartner 7:<br />

231 Ja, in allen genannten Bereichen.<br />

232 Autor:<br />

233 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

234 Interviewpartner 7:<br />

235 Für mich stünde an ganz erster Stelle nicht nur die Praktikabilität, son<strong>der</strong>n die Sicherheit.<br />

236 Wenn ich über die Datensicherheit nachdenke, wird mir <strong>of</strong>t schlecht. Wir Ärzte wissen nicht,<br />

237 was genau mit unseren Daten passiert, wer darauf zugreift, was kontrolliert wird usw. Das<br />

238 sollte streng geregelt und jeglicher Missbrauch auch aufgezeigt und behoben werden.<br />

239 Autor:<br />

240 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

241 Interviewpartner 7:<br />

242 Freiwillig wäre besser. Wenn Ärzte das Wort ‚Verpflichtung‘ nur hören, stellen sie schon die<br />

243 Haare auf.<br />

244 Autor:<br />

245 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

246 Interviewpartner 7:<br />

247 Ich denke, Opt-in wäre das Richtige. Je<strong>der</strong> Patient nimmt freiwillig teil und <strong>aus</strong>nahmslos alle<br />

248 Daten sind im System gespeichert. Wie das allerdings bei mir in <strong>der</strong> Praxis funktionieren soll,<br />

249 habe ich noch keine Ahnung. Das sind riesige Datenmengen die da angeschaut werden<br />

250 sollen und auch die rechtliche Sicherheit muss noch genau geklärt werden.<br />

251 Autor:<br />

252 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

253 Interviewpartner 7:<br />

254 An Ärzte: Ja - hätte ich kein Problem damit. An die sogenannten GDAs natürlich nicht.<br />

255 Autor:<br />

256 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

257 verän<strong>der</strong>n?<br />

258<br />

Interviewpartner 7:<br />

185


Anhang<br />

259 Glaube ich nicht. Viele Kollegen wollen das nicht, weil sie sagen, da werden wir noch mehr<br />

260 kontrolliert. Die Krankenkasse weiß <strong>von</strong> uns jetzt schon genug. Ich persönlich hätte aber kein<br />

261 Problem damit.<br />

262 Autor:<br />

263 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

264 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

265 Kosten, )<br />

266 Interviewpartner 7:<br />

267 Bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Kollegen schon. Auch teils bei <strong>der</strong> Patientenbetreuung.<br />

268 In <strong>der</strong> Praktikabilität und Administration erwarte ich mir grundsätzlich schon Verbesserungen.<br />

269 Wenn es eine Zeitersparnis in <strong>der</strong> Ordination bringen würde, dann würde das auch etwas für<br />

270 die Betreuung <strong>der</strong> Patienten bringen. Bei den Kosten habe ich die Befürchtung, dass sie<br />

271 steigen.<br />

272 Autor:<br />

273 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw<br />

274 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

275 Interviewpartner 7:<br />

276 Nein, ich denke, wir haben über vieles gesprochen.<br />

277 Autor:<br />

278<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

186


8.3.8 Interviewpartner 8<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 8:<br />

4 Zuerst denke ich an e-Medikation, höhere Kosten, mehr EDV, Abhängigkeit vom<br />

5 S<strong>of</strong>twarehersteller, Warten auf Befunde, Zeitverlust.<br />

6 Autor:<br />

7 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

8 und die Gesellschaft allgemein?<br />

9 Interviewpartner 8:<br />

10 Eine sehr große. Das Internet dient als wichtige Informationsquelle. Ohne EDV wäre eine<br />

11 medizinische Versorgung, wie wir sie heute anbieten können, nicht mehr vorstellbar.<br />

12 Allerdings ist auch die Abhängigkeit gestiegen und ein gezielter Informationsfluss durch den<br />

13 Überschuss an Informationen <strong>of</strong>t erschwert. Nehmen wir zB einen Entlassungsbefund: heute<br />

14 muss ich 15 und mehr Seiten in elektronischer Form lesen, früher hatte ich 1 Seite mit allen<br />

15 wesentlichen Informationen. Die Befundübermittlung beinhaltet für mich viele unnötige<br />

16 Informationen, <strong>der</strong>en Lesen für mich einen unnötigen Zeitaufwand bedeutet. Weiteres<br />

17 Beispiel: ein OP-Bericht umfasst bis zu 250 Seiten. Hier muss ich die für mich relevanten<br />

18 Daten r<strong>aus</strong>lesen, denn ein gezieltes Filtern ist <strong>der</strong>zeit nicht möglich.<br />

19 Autor:<br />

20 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

21 Interviewpartner 8:<br />

22 Ich besitze reine Userkenntnisse und komme mit meinem APIS gut zurecht. Das Programm<br />

23 würde sicherlich noch mehr können, aber für meine Bedürfnisse komme ich gut zurecht.<br />

24 Autor:<br />

25 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

26 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese?<br />

27 Wie bekannt sind Ihnen die an<strong>der</strong>en?<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Verwendet<br />

Zufrieden<br />

e-card J J J<br />

e-Abrechnung (mit den Kassen) J J J<br />

DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung J J J<br />

e-Arztbrief / e-Befundbericht J J J<br />

e-Pflegebegleitschreiben Damit habe ich wenig zu tun<br />

e-Laborbefund J J J<br />

e-AUM (Arbeitsunfähigkeitsmeldung) J J J<br />

ABS (Arzneimittelbewilligungsservice) J Ist sehr verbesserungsfähig<br />

e-Impfpass Da<strong>von</strong> halte ich nichts<br />

e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung J Wird als Papier benötigt<br />

ELGA Kann in <strong>der</strong>zeitiger Form nicht umgesetzt werden<br />

e-Medikation<br />

Könnte sinnvoll sein, wenn die Anwendung gegenüber<br />

dem Pilotprojekt wesentlich verbessert wird<br />

e-Radiologie J J J<br />

e-Mutter-Kind-Pass Da<strong>von</strong> halte ich nichts<br />

e-Leistungsbericht J Fraglicher Nutzen<br />

e-Terminmanagement<br />

Schwierig vorstellbar. Wenn alle GDAs dabei sein sollen<br />

- unmöglich<br />

e-Notfallsdaten (Patient Summary) J Sinnvoll, selten gebraucht<br />

e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring) Fraglicher Nutzen<br />

Öffentliches Informationssystem für<br />

qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

Fraglicher Nutzen<br />

Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller<br />

GDAs<br />

Nützlich<br />

A nmerkung<br />

Kann für Patienten durch<strong>aus</strong> sinnvoll sein. Anmerken<br />

möchte ich: Ärzte sind Ärzte, keine GDAs.<br />

187


Anhang<br />

31 Autor:<br />

32 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

33 (GDA)?<br />

34 Interviewpartner 8:<br />

35 Mit dem vorhandenen bin ich sehr zufrieden. Allerdings liegt das Hauptproblem am<br />

36 Datenformat, eine gesamte Krankengeschichte o<strong>der</strong> ein Befundbericht ist aufgrund des<br />

37 Umfanges schlecht lesbar und erfor<strong>der</strong>t mehr Zeitaufwand. Früher war ein Befund auf einer<br />

38 A4 Papierseite mit dem Wesentlichen zusammengefasst.<br />

39 Autor:<br />

40 Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

41 Interviewpartner 8:<br />

42 Ja.<br />

43 Autor:<br />

44 Mit wem?<br />

45 Interviewpartner 8:<br />

46 Mit allen korrespondierenden <strong>Ärzten</strong>.<br />

47 Autor:<br />

48 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

49 Interviewpartner 8:<br />

50 Wenn es eine gerichtete Info ist, sehr nützlich. Wenn <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Information zu viel ist,<br />

51 dann hin<strong>der</strong>lich.<br />

52 Autor:<br />

53 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

54 Interviewpartner 8:<br />

55 Ja.<br />

56 Autor:<br />

57 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

58 zufrieden?<br />

59 Interviewpartner 8:<br />

60 Jein.<br />

61 Autor:<br />

62 Was könnte man verbessern?<br />

63 Interviewpartner 8:<br />

64 Individuelle Anpassungen an die Bedürfnisse müssten wesentlich kostengünstiger sein. Die<br />

65 gesamte IT-Landschaft ist grundsätzlich zu teuer.<br />

66 Autor:<br />

67 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

68 haben?<br />

69 Interviewpartner 8:<br />

70 Ja.<br />

71 Autor:<br />

72 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

73 Interviewpartner 8:<br />

74 Derzeit ja.<br />

75 Autor:<br />

76 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

77 Interviewpartner 8:<br />

78 Gut. Aufgrund meiner Funktion in <strong>der</strong> Ärztekammer habe ich viele Informationen.<br />

79 Autor:<br />

80 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

81 Interviewpartner 8:<br />

82 Durch die regelmäßigen Rollouts und Infos <strong>von</strong> meinem S<strong>of</strong>tware-Anbieter werde ich<br />

83 regelmäßig informiert und auch durch die SVC.<br />

84 Autor:<br />

85 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

86 Interviewpartner 8:<br />

87 Dazu habe ich <strong>der</strong>zeit keinen Bedarf.<br />

88 Autor:<br />

89 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

90 Support zufriedenstellend?<br />

91 Interviewpartner 8:<br />

92 Es besteht eine korrekte Geschäftsbeziehung. Mit dem Support bin ich zufrieden, bis auf die<br />

93 langen Warteschleifen an <strong>der</strong> Telefon-Hotline.<br />

94 Autor:<br />

95 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

96<br />

angefragt würden?<br />

188


Anhang<br />

97 Interviewpartner 8:<br />

98 Kann ich mir nicht vorstellen.<br />

99 Autor:<br />

100 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

101 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

102 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

103 Interviewpartner 8:<br />

104 Wenn sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer empfohlen wird, dann ja. Von <strong>der</strong> Sozialversicherung auch<br />

105 im Zuge <strong>der</strong> bestehenden Zusammenarbeit.<br />

106 Autor:<br />

107 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

108 Interviewpartner 8:<br />

109 Was e-<strong>Health</strong> anbelangt – nein.<br />

110 Autor:<br />

111 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

112 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

113 Interviewpartner 8:<br />

114 Nein.<br />

115 Autor:<br />

116 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

117 Interviewpartner 8:<br />

118 Bedingt. Wichtig für mich ist die Befundgeschwindigkeit und auch in <strong>der</strong> raschen<br />

119 Kommunikation sehe ich Vorteile. Die e-<strong>Health</strong> Anwendungen müssen Sinn machen und für<br />

120 uns Ärzte einen Nutzen haben, sonst sind sie kein Arbeitsbehelf.<br />

121 Autor:<br />

122 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

123 Interviewpartner 8:<br />

124 Nein.<br />

125 Autor:<br />

126 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

127 Funktionen zwingend anwenden?<br />

128 Interviewpartner 8:<br />

129 Ja. Denn wer lässt sich gerne zu etwas zwingen?<br />

130 Autor:<br />

131 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

132 Interviewpartner 8:<br />

133 Nein.<br />

134 Autor:<br />

135 Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am Computer und im Internet?<br />

136 Interviewpartner 8:<br />

137 Eher selten.<br />

138 Autor:<br />

139 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

140 <strong>aus</strong>?<br />

141 Interviewpartner 8:<br />

142 Nein.<br />

143 Autor:<br />

144 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

145 stellt?<br />

146 Interviewpartner 8:<br />

147 Ja. Wir Ärzte stehen Verän<strong>der</strong>ungen und Neuem positiv gegenüber. Vor<strong>aus</strong>gesetzt es ergibt<br />

148 einen Sinn und <strong>der</strong> Kosten-Nutzen Faktor muss gegeben sein.<br />

149 Autor:<br />

150 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

151 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten?<br />

152 Interviewpartner 8:<br />

153 Ja, auf jeden Fall.<br />

154 Autor:<br />

155 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

156 zu werden?<br />

157 Interviewpartner 8:<br />

158 Ja, ich denke schon.<br />

159 Autor:<br />

160 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

161 Entwicklung mitarbeiten?<br />

162<br />

Interviewpartner 8:<br />

189


Anhang<br />

163 Ja.<br />

164 Autor:<br />

165 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong> Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

166 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

167 Interviewpartner 8:<br />

168 Das würde einen Zeitverlust bedeuten, die Behandlung <strong>der</strong> Patienten würde länger dauern.<br />

169 Autor:<br />

170 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

171 Gesundheitssystem generell?<br />

172 Interviewpartner 8:<br />

173 Sicher nicht, ganz im Gegenteil. Wir müssten mit höheren Kosten und Ausgaben rechnen.<br />

174 Autor:<br />

175 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

176 Funktionalitäten? Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

177 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

178 Interviewpartner 8:<br />

179 Nein<br />

180 Autor:<br />

181 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

182 Interviewpartner 8:<br />

183 Der Gesetzgeber muss vor einer Entscheidung den Dialog mit den <strong>Ärzten</strong> suchen. Die e-<br />

184 <strong>Health</strong> Tools gehören an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Ärzte angepasst und sollen sie bei ihrer Arbeit<br />

185 unterstützen und nicht behin<strong>der</strong>n.<br />

186 Autor:<br />

187 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

188 Interviewpartner 8:<br />

189 Nein, das wäre kontraproduktiv.<br />

190 Autor:<br />

191 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

192 verän<strong>der</strong>n?<br />

193 Interviewpartner 8:<br />

194 Wahrscheinlich ja.<br />

195 Autor:<br />

196 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

197 Interviewpartner 8:<br />

198 Nein, das ist keinesfalls denkbar.<br />

199 Autor:<br />

200 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

201 Interviewpartner 8:<br />

202 Es kann grundsätzlich nur Opt-in geben.<br />

203 Autor:<br />

204 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

205 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

206 Kosten, )<br />

207 Interviewpartner 8:<br />

208 Verbesserungen sind sicher in <strong>der</strong> internen Organisation und in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit<br />

209 an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> möglich, wenn die e-<strong>Health</strong> Anwendungen an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Ärzte<br />

210 angepasst sind. Keinesfalls wird es eine Kostenersparnis geben, im Gegenteil: die Kosten<br />

211 werden steigen. Mehrfachuntersuchen lassen sich kaum vermeiden, weil zB in 14 Tagen die<br />

212 Situation des Patienten wie<strong>der</strong> eine ganz an<strong>der</strong>e sein kann. Ebenso die Befundung, hier ist<br />

213 kein Einsparungspotential vorhanden. Auch eine Zeitersparnis kann ich mir nicht vorstellen.<br />

214 Autor:<br />

215 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

216 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

217 Interviewpartner 8:<br />

218 Uns <strong>Ärzten</strong> ist wichtig, dass durch mehr e-<strong>Health</strong> Anwendungen <strong>der</strong> administrative<br />

219 Zeitaufwand bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Patienten nicht höher wird. Die Behandlung <strong>der</strong><br />

220 Patienten darf dadurch keinesfalls gefährdet werden. Auch haben wir die Befürchtung, dass<br />

221 ein Teil <strong>der</strong> Kosten auf uns abgewälzt wird, ohne dass wir einen entsprechenden Nutzen<br />

222 haben. Jede zusätzliche Anwendung muss bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>von</strong> Patienten Sinn machen,<br />

223 darf keinen Mehraufwand erfor<strong>der</strong>n, keine zusätzlichen Kosten verursachen und soll für uns<br />

224 ein Arbeitsbehelf sein. Die <strong>der</strong>zeit diskutierten Lösungen <strong>von</strong> ELGA und e-Medikation sind in<br />

225 dieser Form nicht akzeptabel. Grundsätzlich sind wir jedoch <strong>of</strong>fen für Tools, die Sinn machen.<br />

226 Auch wollen wir in Entscheidungen eingebunden sein, es darf nicht über den Köpfen <strong>der</strong><br />

227 Ärzte entschieden werden.<br />

228<br />

Autor: Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

190


8.3.9 Interviewpartner 9<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 9:<br />

4 Bürokratie. Wenn <strong>von</strong> oben herab, sprich <strong>von</strong> Ministerialbeamten e-<strong>Health</strong> propagiert wird,<br />

5 dann ist das für uns meistens mit unserem Geld und mit unserer Arbeitszeit verbunden, weil<br />

6 die Dinge, welche die Bürokraten interessieren, interessieren uns Ärzte nicht.<br />

7 Autor:<br />

8 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

9 und die Gesellschaft allgemein?<br />

10 Interviewpartner 9:<br />

11 Eine sehr positive, es ist aber nicht ungefährlich, weil man Spuren hinterlässt, die<br />

12 zunehmend <strong>aus</strong>gewertet werden können. Diese Spuren können <strong>von</strong> Personen o<strong>der</strong><br />

13 Institutionen möglicherweise auch gegen uns selbst verwendet werden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

14 Seite hat man einen großen Nutzen vom Internet, weil nahezu jede Information in Sekunden<br />

15 verfügbar ist.<br />

16 Autor:<br />

17 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

18 Interviewpartner 9:<br />

19 Ich glaube sehr viel. Ich beschäftige mich zwangsläufig damit. Nachdem die Preise <strong>der</strong> EDV-<br />

20 Branche nicht beson<strong>der</strong>s gering sind, war ich gezwungen, mir Kenntnisse anzueignen, weil<br />

21 wir doch sehr viele Computer haben und wenn ich das alles extern <strong>aus</strong>lagern würde, würde<br />

22 das viel Geld kosten.<br />

23 Autor:<br />

24 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

25 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

26 an<strong>der</strong>en?<br />

27 Interviewpartner 9:<br />

28 e-card, e-Abrechnung, DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung, e- Arztbrief / e-Befundbericht, e-<br />

29 Laborbefund laufen komplett über die Praxiss<strong>of</strong>tware und sind sehr nützlich.<br />

30 Mit dem e-Pflegebegleitschreiben und <strong>der</strong> e-AUM haben wir Internisten relativ wenig zu tun.<br />

31 ABS, das ist so eine Bürokratenburg. Gott sei Dank hat die Gebietskrankenkasse in OÖ ein<br />

32 an<strong>der</strong>es Modell gewählt.<br />

33 e-Impfpass, damit habe ich weniger zu tun, betrifft wahrscheinlich die Allgemeinmediziner.<br />

34 e-Überweisung / e-Zuweisung / e-Einweisung wird sowieso gemacht, allerdings zusätzlich<br />

35 noch auf Papier <strong>aus</strong>gedruckt.<br />

36 ELGA halte ich in <strong>der</strong> jetzigen Form für Schwachsinn.<br />

37 e-Medikation könnte nützlich sein, wird wahrscheinlich aber auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bürokratie so<br />

38 gemacht, dass es nicht mehr nützlich ist. Ich war nicht dabei beim Pilotprojekt, aber was man<br />

39 so hört, ist es Zeitverschwendung.<br />

40 e-Radiologie inkl. <strong>der</strong> Befundübermittlung läuft hier sowieso elektronisch. Die Bil<strong>der</strong> habe ich<br />

41 mir früher alle angesehen, heute mache ich es nicht mehr, weil ich mich auf die Befunde<br />

42 prinzipiell verlasse.<br />

43 e-Mutter-Kind-Pass ist für mich nicht relevant.<br />

44 e-Leistungsbericht kann ich mir nichts vorstellen.<br />

45 e-Terminmanagement haben wir. Internet- bzw. E-Mail-Einbindung wird <strong>von</strong> den Firmen<br />

46 propagiert, da bin ich mit <strong>der</strong> Einbindung in die Homepage sehr restriktiv mit Terminabgleich,<br />

47 weil es de facto in <strong>der</strong> Form die ich kenne mehr Arbeit ist – bei Rückfragen ist es einfacher<br />

48 telefonisch.<br />

49 e-Notfallsdaten (Patient Summary) wären sicher toll, wenn sie auf <strong>der</strong> e-card vermerkt<br />

50 wären. Ich wäre ein Verfechter <strong>von</strong> nur den entsprechenden, wenigen Diagnosen auf <strong>der</strong> e-<br />

51 card, eventuell auch die aktuelle Medikation, aber nicht in dezentralen Server-<br />

52 Betriebssystemen, die nicht zu schützen sind.<br />

53 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring) - damit habe ich wenig Erfahrung, ich bin mir<br />

54 nicht so sicher, ob das in <strong>der</strong> Masse einsetzbar ist.<br />

55 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen - sind eh<br />

56 schon erhältlich, ein öffentliches Informationssystem wird wie<strong>der</strong> in ein Bürokratiesystem<br />

57 versanden.<br />

58 Ein zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs mag nett und vernünftig sein,<br />

59 letztendlich läuft es bei uns aber über persönliche Beziehungen und Mundpropaganda. In<br />

Ausnahmefällen könnte es unter Umständen vernünftig sein. Außerdem bin ich Arzt und kein<br />

60 marktorientierter GDA.<br />

61<br />

191


Anhang<br />

62 Autor:<br />

63 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

64 (GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

65 Interviewpartner 9:<br />

66 Mit dem Bestehenden bin ich sehr zufrieden. Ich nutze es so weit ich kann, ich würde es<br />

67 auch zukünftig vermehrt nutzen - ist nur die Frage ob die Form <strong>der</strong> Befundübermittlung so<br />

68 bleibt. Es funktioniert prinzipiell sehr gut, manchmal hat es ein bisschen Ecken und Kanten,<br />

69 aber die sind firmenmäßig bedingt, wenn zB ein Zertifikat abläuft. Ein großes Problem ist,<br />

70 dass wir ohne EDV völlig lahmgelegt sind. Wenn <strong>der</strong> Server bei mir nicht funktioniert, kann<br />

71 ich die Ordination zusperren und auf Urlaub gehen. Ich habe dann keine Daten mehr zur<br />

72 Verfügung, weil wir keine Kartei auf Papier mehr haben. Das war lei<strong>der</strong> schon zwei Mal <strong>der</strong><br />

73 Fall. Auch die Abhängigkeit <strong>von</strong> Internet-Provi<strong>der</strong>, e-card-Provi<strong>der</strong>, GKK, Hauptverband etc.<br />

74 ist groß und eigentlich bedenklich.<br />

75 Autor:<br />

76 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong>?<br />

77 Interviewpartner 9:<br />

78 Sehr!<br />

79 Autor:<br />

80 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

81 Interviewpartner 9:<br />

82 Nicht in <strong>der</strong> Ordination, aber prinzipiell funktioniert das Urlaubs- und<br />

83 Krankenstandsvertretungs-System sehr gut.<br />

84 Autor:<br />

85 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

86 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

87 Interviewpartner 9:<br />

88 Im Prinzip ja, es funktioniert gut, gefährlich sind immer nur Updates, wenn sie nicht<br />

89 <strong>aus</strong>reichend getestet wurden. Oft bedarf es eines weiteren Updates, damit ein Update<br />

90 funktioniert. Etwas zu verbessern ist schwierig. Man könnte die Testphasen verlängern und<br />

91 Musterordinationen gegen ein reduziertes Entgelt o<strong>der</strong> einen verbesserten Service als<br />

92 Erstversuch heranziehen. Jede Ordination ist natürlich unterschiedlich und in meiner<br />

93 Ordination sind wir ja konkret zwei Ärzte, wo aber je<strong>der</strong> seine getrennte Praxis hat und das<br />

94 macht das Ganze noch etwas komplizierter und darauf sind auch die S<strong>of</strong>twarefirmen noch<br />

95 nicht ganz eingestellt.<br />

96 Autor:<br />

97 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

98 haben?<br />

99 Interviewpartner 9:<br />

100 Was wir momentan haben funktioniert gut und ich bin auch zufrieden damit. Das Problem ist<br />

101 nur, wenn zB das e-card-System <strong>aus</strong>fällt – obwohl wir auch hier Abläufe haben, die wir schon<br />

102 mehrmals durchgespielt haben und das funktioniert. Wir hatten Gott sei Dank auch noch<br />

103 keine Probleme mit den Kassen, wenn irgendwelche Datensätze fehlen. Wenn es dann<br />

104 Probleme gibt und wenn man dann möglicherweise wochenlang um Honorare streiten muss,<br />

105 dann wird es bedenklich.<br />

106 Autor:<br />

107 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

108 Interviewpartner 9:<br />

109 Nach bestem Wissen und Gewissen - ja. Aber mir ist auch völlig klar, dass die Daten nie<br />

110 völlig geschützt werden können. Wenn einer will, dann wird er auch an meine Patientendaten<br />

111 rankommen. Wir haben Virenschutzsysteme, zwei Firewalls und alles verschlüsselt. Das<br />

112 sollte in <strong>der</strong> Theorie <strong>aus</strong>reichen, aber wenn jemand böse ist, wird er das überwinden können.<br />

113 Autor:<br />

114 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

115 Interviewpartner 9:<br />

116 Nicht gut. Die Entscheidungen werden <strong>von</strong> oben herab und nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Basis getr<strong>of</strong>fen, wir<br />

117 werden damit konfrontiert und müssen halt das Beste dar<strong>aus</strong> machen. Man hat es mit <strong>der</strong> e-<br />

118 card gesehen - das kostet einen Haufen Geld in den Anschaffungs-und Betriebskosten und<br />

119 bedurfte einer ziemlichen Umorganisation. Die Hauptvorteile haben aber die<br />

Sozialversicherungsträger und wir bleiben auf unseren Kosten sitzen und das wird<br />

120<br />

121 wahrscheinlich beim ganzen e-<strong>Health</strong> so bleiben.<br />

122 Autor:<br />

123 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

124 Interviewpartner 9:<br />

125 Presse, ein wenig Ärztekammer, Krankenkasse.<br />

126 Autor:<br />

127<br />

Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

192


Anhang<br />

128 Interviewpartner 9:<br />

129 Von allen, die in den Entscheidungsprozess mit eingebunden sind.<br />

130 Autor:<br />

131 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

132 Support zufriedenstellend?<br />

133 Interviewpartner 9:<br />

134 Korrekt! Der Support ist prinzipiell zufriedenstellend, es ist in <strong>der</strong> letzten Zeit so – das höre<br />

135 ich eher <strong>von</strong> Kollegen – dass die Hotlines weniger besetzt sind. Es wird halt alles<br />

136 ökonomisiert und wenn man ein Problem hat, hat man möglicherweise ein großes Problem,<br />

137 was sich aber vielleicht auf <strong>der</strong> persönlichen Ebene leichter lösen lässt, wenn man Leute<br />

138 kennt, die im Familienbetrieb mitgearbeitet haben und die im großen Konzern noch<br />

139 mitmischen.<br />

140 Autor:<br />

141 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

142 angefragt würden?<br />

143 Interviewpartner 9:<br />

144 Das kann man so nicht sagen. Patienten haben eigene Bedürfnisse, diese müssen nicht mit<br />

145 meinen kongruent sein, aber ich könnte es mir prinzipiell auch vorstellen, wenn ein großer<br />

146 Bedarf wäre. ZB habe ich mir für einen webbasierten Terminkalen<strong>der</strong> einige Programme<br />

147 angesehen, weil <strong>der</strong> Wunsch <strong>von</strong> Patienten gekommen ist. Nach Durchsicht habe ich mir<br />

148 gedacht, dass es letztlich für mich nicht praktikabel ist. Für die Zukunft will ich aber nichts<br />

149 <strong>aus</strong>schließen.<br />

150 Autor:<br />

151 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

152 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

153 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

154 Interviewpartner 9:<br />

155 Das kommt darauf an. Wenn es für mich praktikabel ist, ist es ein Thema. Aber bloß weil das<br />

156 Gesundheitsministerium etwas empfiehlt - ich denke so groß ist hier die Kompetenz nicht,<br />

157 dass die etwas für mich entscheiden können.<br />

158 Autor:<br />

159 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

160 Interviewpartner 9:<br />

161 Wenige, weil einfach zu viele Patienten im Routinebetrieb integriert sind und darüber<br />

162 hin<strong>aus</strong>gehende Leistungsangebote für einen Kassenarzt sehr schwierig sind. Offiziell fällt<br />

163 alles unter den Sachleistungsbetrieb und Privatleistungen sind nicht direkt verboten aber<br />

164 doch weitgehend. Es würde außerdem letztlich den administrativen Betrieb stören. Zum Teil<br />

165 finde ich es <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ideologie her richtig, dass alle Patienten letztendlich gleich behandelt<br />

166 werden und man nicht immer nur schaut, wie man selbst möglichst viel verkaufen kann.<br />

167 Autor:<br />

168 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

169 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

170 Interviewpartner 9:<br />

171 Wenn es gut gemacht ist, könnte ich es mir vorstellen. ZB das Problem <strong>der</strong> Medikamente:<br />

172 Nachdem ich die Patienten immer nach allen Medikamenten frage und sie zu 95 % auch<br />

173 immer dokumentiere, ist die Eingabe <strong>der</strong> Patientenmedikation ein sehr großer Zeitfaktor.<br />

174 Wenn es eine praktikable Möglichkeit gäbe, diese elektronisch übermittelt zu bekommen,<br />

175 wäre das sicher eine großer Erleichterung.<br />

176 Autor:<br />

177 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

178 Interviewpartner 9:<br />

179 Es ist bedeutsam geworden durch die Einführung <strong>der</strong> e-card und es ist sicher das System<br />

180 noch <strong>aus</strong>baufähig - aber nicht <strong>von</strong> oben nach unten son<strong>der</strong>n eher <strong>von</strong> unten nach oben.<br />

181 Autor:<br />

182 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

183 Interviewpartner 9:<br />

184 Nein. Ich bin lei<strong>der</strong> in einer Generation die ohne Computer nicht mehr leben kann.<br />

185 Autor:<br />

186 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

187 Funktionen zwingend anwenden?<br />

188 Interviewpartner 9:<br />

189 Natürlich macht es einen Unterschied. Zwänge sind nie akzeptabel.<br />

190 Autor:<br />

191 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

192 Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

193<br />

am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

193


Anhang<br />

194 Interviewpartner 9:<br />

195 Ja, es macht mir Spaß. In <strong>der</strong> Freizeit bin ich eher zu viel am Computer – sagt meine Frau.<br />

196 Ich bin auch neugierig, zur Not baue ich mir selbst einen Computer.<br />

197 Autor:<br />

198 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

199 stellt?<br />

200 Interviewpartner 9:<br />

201 Den <strong>der</strong>zeitigen sicher. Was die Bürokraten <strong>aus</strong>baden weiß ich nicht.<br />

202 Autor:<br />

203 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

204 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

205 Interviewpartner 9:<br />

206 Bei dem Programm das ich habe weiß ich, dass es auch ein wenig in die Richtung meiner<br />

207 Vorstellung entwickelt worden ist. Mit dem Programm kann man gut arbeiten und meine<br />

208 Bedürfnisse sind bis auf Kleinigkeiten eigentlich abgedeckt.<br />

209 Autor:<br />

210 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

211 zu werden?<br />

212 Interviewpartner 9:<br />

213 Ich akzeptiere das System. Wenn ich in die Entwicklung eingebunden wäre, wäre das ein<br />

214 Zeitaufwand und Zeit ist eigentlich das Kostbarste, was ich in meinem Leben habe. Somit<br />

215 stellt sich die Frage: „just for fun“ sicher nicht. In einer Institution könnte ich es mir prinzipiell<br />

216 vorstellen, allerdings müssen die Rahmenbedingungen passen.<br />

217 Autor:<br />

218 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw selbst bei <strong>der</strong><br />

219 Entwicklung mitarbeiten?<br />

220 Interviewpartner 9:<br />

221 Könnte ich mir vorstellen, ja.<br />

222 Autor.<br />

223 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

224 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

225 Interviewpartner 9:<br />

226 Das ist nicht abschätzbar, muss man im konkreten Fall sehen. Es kann ein Zeiträuber sein,<br />

227 es kann administrativ ein Hürdenlauf sein, irgendwelche sinnlosen Formulare <strong>aus</strong>zufüllen, es<br />

228 kann aber durch<strong>aus</strong> auch positiv sein, dass es eine Arbeitserleichterung ist <strong>von</strong> sinnlosen<br />

229 Sachen, die man halt jetzt machen muss.<br />

230 Autor:<br />

231 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw im<br />

232 Gesundheitssystem generell?<br />

233 Interviewpartner 9:<br />

234 e-<strong>Health</strong> ist, glaube ich, vor allem ein Kostenersparnispunkt für das Gesundheitswesen. Die<br />

235 Patienten bzw die Ärzte spielen nicht wirklich eine Rolle. Die Ökonomie ist für das<br />

236 Ministerium <strong>der</strong> entscheidende Punkt mit dem Hintergrund: die Ärzteschaft weiterhin an die<br />

237 Kandare zu nehmen, besser und genauer kontrollieren zu können und entsprechend auch<br />

238 Konsequenzen dar<strong>aus</strong> zu ziehen. Es ist ein Kontrollinstrument, <strong>der</strong> Patient spielt eigentlich<br />

239 wenig bis gar keine Rolle.<br />

240 Autor:<br />

241 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

242 Funktionalitäten?<br />

243 Interviewpartner 9:<br />

244 Möglicherweise, auch für den Patienten - aber das ist <strong>der</strong> kleinste Punkt.<br />

245 Autor:<br />

246 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

247 Interviewpartner 9:<br />

248 Indem er kostenneutral die Anfor<strong>der</strong>ungen schreibt. Die Betonung liegt auf kostenneutral –<br />

249 uns <strong>Ärzten</strong> müssen die zusätzlichen Aufwände ersetzt werden, was uns e-<strong>Health</strong> definitiv<br />

250 kostet. Wie wir noch mit Scheinen abgerechnet haben, sind eine Legion <strong>von</strong> Damen in <strong>der</strong><br />

251 GKK und Schreibzentrale bei <strong>der</strong> Ärztekammer gesessen und wurden bezahlt, damit sie das<br />

252 umschreiben. Wir Ärzte haben die Kosten für die e-card-Infrastruktur und für die Abrechnung<br />

253 getragen. Ich habe eine relativ große Infrastruktur mit einem eigenen Serverraum und wir<br />

254 haben ungefähr 20 Computer in <strong>der</strong> Ordination - wir haben diese Kosten getragen, haben<br />

255 nichts bekommen - außer ca. € 700,00 <strong>von</strong> <strong>der</strong> GKK. Und die an<strong>der</strong>en haben den Benefit!<br />

256 Das ist nicht partnerschaftliches Teilen, son<strong>der</strong>n das wurde uns diktiert und wir mussten halt<br />

257 nach <strong>der</strong> Methode: ‚die Ärzte haben’s eh‘. Einen Vorteil „neutral zu teilen“, kann man <strong>von</strong><br />

258 Staat nicht verlangen im Grund genommen, zumindest nicht <strong>von</strong> unserem. Das geht in <strong>der</strong><br />

259<br />

Schweiz, aber nicht bei uns.<br />

194


Anhang<br />

260 Autor:<br />

261 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

262 Interviewpartner 9:<br />

263 Er sollte es nicht und wenn er es tut: wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück.<br />

264 Autor:<br />

265 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

266 Interviewpartner 9:<br />

267 Ich bin absolut für Opt-in und zum jetzigen Zeitpunkt kann ich jedem Patenten nur raten -<br />

268 Opt-out zu nutzen. Ob es akzeptiert wird, ist die Frage - weil wer kontrolliert das? Für uns<br />

269 sind die Datensätze, die über das Internet und die Plattform des Systemanbieters laufen,<br />

270 nicht nachvollziehbar. Ich kann ja auch eine Abrechnung nicht mehr kontrollieren. Ich kann<br />

271 sie <strong>aus</strong>drucken, aber ich weiß nicht, wie die Datensätze aufbereitet wurde, ich kann sie nicht<br />

272 lesen. Bei e-<strong>Health</strong> ist es genau dasselbe - welche Datensätze werden wie abgerufen? Das<br />

273 ist für uns ja nicht transparent. Wir hatten vor ungefähr einem Jahr <strong>von</strong> <strong>der</strong> Compugroup eine<br />

274 e-Mail erhalten, dass, wenn wir zustimmen, für € 700,00 unsere Verordnungsgewohnheiten<br />

275 sozusagen „anonymisiert“ an irgend ein Institut weitergereicht werden können - das ist <strong>der</strong><br />

276 nackte Irrsinn! Alleine dass die auf eine solche Idee kommen! Das ist wie <strong>der</strong> Datenschutz:<br />

277 für uns unüberprüfbar. Und dann stehen wir möglicherweise vor Gericht, weil wir etwas<br />

278 gemacht haben wo wir nicht einmal wissen, was gemacht worden ist. Das Ganze ist Gott sei<br />

279 Dank abgeblasen worden. Der Arzt ist für die Behandlung <strong>von</strong> Patienten und nicht für die<br />

280 Validierung <strong>von</strong> irgendwelchen EDV-Datensätzen da. Die Problematik wird wahrscheinlich<br />

281 immer größer werden.<br />

282 Autor:<br />

283 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

284 Interviewpartner 9:<br />

285 Nein, weil die Missbrauchsmöglichkeit einfach zu groß wäre. Für <strong>aus</strong>gewählte Ärzte – so wie<br />

286 es jetzt läuft – ja, kein Problem. Ich würde das mit <strong>der</strong> e-card bzw. limitiertem Zugang für<br />

287 Ärzte während <strong>der</strong> Behandlung verknüpfen. Mit <strong>der</strong> e-card hätte <strong>der</strong> Patient ja die<br />

288 Möglichkeit, seine Daten zu schützen und freizugeben. Letztlich läuft es aber in eine an<strong>der</strong>e<br />

289 Richtung: bei ELGA sollen nur die jeweils Berechtigten tatsächlich Zugriff auf die<br />

290 Patientenakten haben- genau das glaube ich nicht. Im Grund kann je<strong>der</strong> im<br />

291 Gesundheitswesen auf alles zugreifen. Damit ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet und<br />

292 er wird auch kommen.<br />

293 Autor:<br />

294 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

295 verän<strong>der</strong>n?<br />

296 Interviewpartner 9:<br />

297 Schlechter würde sie werden. Die Kontrollen werden durchgezogen und meine<br />

298 Behandlungsstrategien wären sozusagen vom grünen Tisch nachvollziehbar und man könnte<br />

299 dann immer in Diskussionen eintreten. Wurde leitlinienkonform behandelt - Ja/Nein? Wobei<br />

300 ich Leitlinien nicht prinzipiell für schlecht halte, aber wenn sie dann 100 %ig durchexerziert<br />

301 werden müssen – unabhängig vom Patienten – dann wird es gefährlich. Diese Entwicklung<br />

302 hat es kurzzeitig einmal in Deutschland gegeben, aber ich glaube das wurde auch<br />

303 abgebrochen, weil es nicht praktikabel war.<br />

304 Autor:<br />

305 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

306 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

307 Kosten, )<br />

308 Interviewpartner 9:<br />

309 Da bin ich sehr neutral, weil es da<strong>von</strong> abhängt, welche Projekte wirklich angegangen<br />

310 werden. Man sollte auf jeden Fall – was immer man macht – im Vorfeld das Ganze<br />

311 <strong>aus</strong>führlich testen, evaluieren und die Kostenfrage klären, bevor man es aufs ganze Land<br />

312 verbreitet.<br />

313 Autor:<br />

314 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw<br />

315 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

316 Interviewpartner 9:<br />

317 Es gibt sicher viele Möglichkeiten <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>, die man <strong>aus</strong>bauen kann und vielleicht auch<br />

318 <strong>aus</strong>bauen soll, aber im Augenblick fällt mir dazu nichts ein.<br />

319 Autor:<br />

320<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

195


8.3.10 Interviewpartner 10<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 10:<br />

4 Elektronische Gesundheitsdatenerhebung und –übertragung usw.<br />

5 Autor:<br />

6 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

7 und die Gesellschaft allgemein?<br />

8 Interviewpartner 10:<br />

9 Von unserem Fach her ist klar, dass man sehr dafür ist. Ich habe eine positive Einstellung,<br />

10 weil ich es beruflich viel nutze und natürlich auch privat.<br />

11 Autor:<br />

12 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware?<br />

13 Interviewpartner 10:<br />

14 Das kommt darauf an, was man alles als S<strong>of</strong>tware sieht. Wenn es um die S<strong>of</strong>tware geht, die<br />

15 nur die Verwaltung und Abrechnung usw betrifft, dann hält sich meine Erfahrung in Grenzen,<br />

16 weil das großteils mein Sekretariat macht. Wenn die S<strong>of</strong>tware gemeint ist, die ich nutze zum<br />

17 Befunden - da kümmere ich mich deutlich mehr darum und da geht es mir absolut gut damit,<br />

18 die Anwendung ist wahnsinnig nützlich.<br />

19 Autor:<br />

20 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

21 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

22 an<strong>der</strong>en?<br />

23 e-card<br />

24 ganz klar und nützlich.<br />

25 e-Abrechnung<br />

26 absolut nützlich, weil wir uns damit das Herumschicken <strong>der</strong> Scheine ersparen.<br />

27 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

28 das macht eine Sekretärin. Ich denke aber es funktioniert einwandfrei.<br />

29 e-Befundbericht<br />

30 wird sowieso auch ständig genutzt, weil ja fast alle Zuweiser angebunden sind.<br />

31 e-Pflegebegleitschreiben<br />

32 betrifft mich nicht.<br />

33 e-Laborbefund<br />

34 betrifft mich auch nicht.<br />

35 e-AUM<br />

36 betrifft mich auch nicht<br />

37 ABS (Arzneimittelbewilligungsservice)<br />

38 betrifft unser Fach auch nicht.<br />

39 e-Impfpass<br />

40 auch nicht<br />

41 e-Überweisung / e-Zuweisung<br />

42 damit bin ich zufrieden und ist sehr nützlich.<br />

43 ELGA<br />

44 Ich glaube schon, dass ich mich damit einigermaßen <strong>aus</strong>kenne, aber da habe ich zum Teil<br />

45 auch schon Bedenken. Weil was ich jetzt sehe ist so, dass zum Teil die Grunddinge nicht<br />

46 erledigt sind. Deshalb können wir nicht groß da<strong>von</strong> reden, dass wir mit <strong>der</strong> elektronischen<br />

47 Gesundheitsakte weitertun, solange es zum Teil in <strong>der</strong> S<strong>of</strong>tware im H<strong>aus</strong> und auch in den<br />

48 Krankenhäusern immer wie<strong>der</strong> Probleme gibt. Damit meine ich, dass es ganz klar sein muss,<br />

49 dass ich das Richtige dazu bekomme, wenn ich schon Vergleichsbefunde ansehen muss,<br />

50 was unser Fach betrifft. Ich habe kein Interesse, wenn ich heute zB ein MR <strong>der</strong> LWS<br />

51 anschaue, dass ich dann einen Wust an Befunden bekomme. Ins<strong>of</strong>ern habe ich ein bisschen<br />

52 ein Problem, weil wir schon teilweise Wünsche an die EDV hätten, die zumindest scheinbar<br />

53 <strong>von</strong> unseren Firmen nicht erfüllbar sind. Das sind Banalitäten wie beispielsweise, dass <strong>der</strong><br />

54 Befund direkt an die Bilddatei als pdf angehängt wird. Es sind so viele Kleinigkeiten noch<br />

55 nicht möglich. Sonst wäre ich sehr dafür, wobei ich glaube, dass man daran denken muss,<br />

56 dass es Fächer gibt, wo es <strong>von</strong> den Patienten nicht so viele Bedenken gibt, zB Labor- und<br />

57 radiologische Daten eignen sich dafür. Sonst wird es glaube ich schwierig bzgl. <strong>der</strong><br />

58 Sensibilität <strong>der</strong> Patienten. Ich würde ELGA in erster Linie mit den Bereichen probieren, wo<br />

59 man weiß - das wird leichter funktionieren und lässt sich leichter transportieren. Da glaube<br />

60 ich aber auch, dass noch viele Grundaufgaben nicht gelöst sind. Ich bin schon für ELGA,<br />

61<br />

wenn man es vernünftig aufsetzt. Wir haben versucht, eine Art „kleines Pilotprojekt“ zu<br />

196


Anhang<br />

62 machen, wo die Zuweiser auch die Möglichkeit haben, die Befunde abrufen zu können. Dazu<br />

63 hätte aber <strong>der</strong> Patient einen dreiseitigen Fragebogen <strong>aus</strong>füllen müssen, <strong>der</strong> zurzeit noch<br />

64 vom Datenschutz her notwendig wäre. Solche Irrsinnigkeiten muss man sich künftig bei<br />

65 ELGA sparen. Das geht nicht, das wäre unmöglich gewesen.<br />

66 e-Medikation<br />

67 das betrifft mich nicht und damit kenne ich mich auch nicht <strong>aus</strong>.<br />

68 e-Radiologie<br />

69 bin ich dafür. Sehr dafür sogar.<br />

70 e-Mutter-Kind-Pass<br />

71 betrifft mich nicht.<br />

72 e-Leistungsbericht<br />

73 Wenn es da ein einheitliches Format dafür gäbe, dann wäre ich sehr dafür, zurzeit ist das<br />

74 nicht so einfach.<br />

75 e-Terminmanagement<br />

76 Darüber haben wir viel nachgedacht. Ist aber sinnlos bei uns, weil für die Terminvergabe man<br />

77 viel zu viele Fragen an den Patienten stellen muss. Wir können es auch nicht riskieren, dass<br />

78 sich jemand selber einbucht. Selbst wenn wir das nur über die Ärzte erlauben würden, ist es<br />

79 besser, das trotzdem telefonisch zu erledigen. Bis jetzt waren wir da nicht <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

80 uns das etwas bringt.<br />

81 e-Notfallsdaten (Patient Summary)<br />

82 hielte ich für super.<br />

83 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

84 betrifft uns nicht, wird schon sinnvoll sein.<br />

85 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

86 Da wird die Wartung das Hauptproblem sein. Da muss jemand verantwortlich sein und das<br />

87 warten. Ich kenne das <strong>von</strong> unserer Website, die wir immer wie<strong>der</strong> überprüfen - das ist ein<br />

88 großer Aufwand. So etwas wäre bestenfalls sinnvoll, wenn man es über die Ärztekammer<br />

89 laufen ließe, über eine <strong>of</strong>fizielle Stelle. Sonst ist das ja wie<strong>der</strong> nicht unbedingt<br />

90 vertrauenswürdig. Das wäre vielleicht auch kein so großer Aufwand, wenn man sich ansieht,<br />

91 dass die großen amerikanischen Gesellschaften das alles haben. Da steht bis ins Detail alles<br />

92 drinnen was unser Fach betrifft.<br />

93 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

94 Würde ich als nützlich ansehen. Ein Anbieterverzeichnis wäre ganz leicht zu realisieren. Ein<br />

95 Leistungsverzeichnis ließe sich bei <strong>der</strong> Ärzteschaft auch klar feststellen.<br />

96 Autor:<br />

97 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

98 (GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

99 Interviewpartner 10:<br />

100 Wir verschicken in erster Linie die Befunddaten. Das funktioniert ganz gut mit den<br />

101 nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzten</strong>, nicht jedoch mit den Spitälern. Allerdings funktioniert mit den<br />

102 Spitälern das Senden <strong>von</strong> Bilddaten besser. Das war <strong>der</strong> Grund warum ich gesagt habe, es<br />

103 gelingt unseren Firmen nicht, dass die Befunddaten als pdf-Datei zu den Bilddaten<br />

104 angehängt werden. Dem laufe ich seit einem Jahr nach, weil ich sage: es kann nicht sein,<br />

105 dass in den Spitälern Bil<strong>der</strong> <strong>von</strong> uns landen ohne Befund und die sich diesen an<strong>der</strong>s<br />

106 besorgen müssen! Wir haben zwei Probleme: das eine, dass im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich<br />

107 <strong>der</strong> Befunddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch funktioniert, aber <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> Bilddaten nur sehr<br />

108 eingeschränkt - und im Spitalsbereich <strong>der</strong> Bilddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch perfekt funktioniert, aber <strong>der</strong><br />

109 Befunddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch nur sehr eingeschränkt. Wobei ich nicht verstehe, dass die Firmen<br />

110 dieses technische Problem nicht lösen können.<br />

111 Autor:<br />

112 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

113 Interviewpartner 10:<br />

114 Von unserer Seite finde ich ihn auf jeden Fall nützlich. Wo es noch Probleme gibt – wir<br />

115 haben noch keinen gemeinsamen Patientenindex. Das bedeutet, dass die Patientensuche<br />

116 anhand unterschiedlicher Systeme für uns zum Teil sehr aufwändig ist. Da sehe ich noch viel<br />

117 Verbesserungspotential.<br />

118 Autor:<br />

119 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

120 Interviewpartner 10:<br />

121 Das ist bei uns Radiologen kein Problem.<br />

122 Autor:<br />

123 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

124 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

125<br />

Interviewpartner 10:<br />

197


Anhang<br />

126 Was den administrativen Teil im Sekretariat betrifft - das kann ich es schwer beurteilen. Die<br />

127 Befundungen auf meiner Workstation funktionieren sehr gut. Ich bin sehr orthopädie- und<br />

128 messbegeistert und meine S<strong>of</strong>tware kann das bestens. Verbesserungen sind immer möglich.<br />

129 Autor:<br />

130 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

131 haben?<br />

132 Interviewpartner 10:<br />

133 Ich würde mir ja noch viel mehr erwarten und es gäbe noch viele Wünsche.<br />

134 Autor:<br />

135 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

136 Interviewpartner 10:<br />

137 Das glaube ich schon, da bin ich überzeugt da<strong>von</strong>.<br />

138 Autor:<br />

139 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

140 Interviewpartner 10:<br />

141 Ich kann es nicht sagen, weil ich schwer beurteilen kann, was an<strong>der</strong>e wissen. Wenn ich<br />

142 wüsste, was die Allgemeinheit weiß, könnte ich das beurteilen. Ich lese zB diese deutsche e-<br />

143 <strong>Health</strong>-Zeitschrift. Ich glaube, dass ich mich ein bisschen mehr dafür interessiere, aber ich<br />

144 habe keinen Vergleich.<br />

145 Autor:<br />

146 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

147 Interviewpartner 10:<br />

148 Eigentlich durch Fachzeitschriften und durch ehealth.com. Über unsere e-<strong>Health</strong>-<br />

149 Arbeitsgruppe und über die Ärztekammer.<br />

150 Autor:<br />

151 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

152 Interviewpartner 10:<br />

153 Wenn man will, kann man sich Informationen holen. Es genügt mir, dass ich weiß was es gibt<br />

154 und ich lesen kann was mich interessiert. Ich denke das Angebot ist da, wenn man es nutzen<br />

155 will. Ich will nichts extra zugeschickt bekommen.<br />

156 Autor:<br />

157 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Sind Sie mit<br />

158 dem Support zufrieden?<br />

159 Interviewpartner 10:<br />

160 Was das RIS betrifft - unterschiedlich. Mühsam ist, wenn Zusagen über Funktionalitäten<br />

161 gemacht werden und die Realität aber dann weit da<strong>von</strong> entfernt ist. Der Support bei Siemens<br />

162 ist ganz gut - bei Carestream ist es etwas mühsamer, weil die ein Callcenter haben wo man<br />

163 zuerst einmal irgendwo in Deutschland landet und das Problem schil<strong>der</strong>n kann.<br />

164 Normalerweise hab ich aber kein großes Problem damit. Bei <strong>der</strong> letzten großen EDV-<br />

165 Umstellung hatten wir zusätzlich einen externen EDV-Techniker. Er hat zwar einen Menge<br />

166 Geld gekostet, aber es gibt eine Menge Probleme, wenn man verschiedenste Firmen<br />

167 zusammenführen will in ein System. Ohne den wäre es nicht gegangen.<br />

168 Autor:<br />

169 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

170 angefragt würden?<br />

171 Interviewpartner 10:<br />

172 Ja, sicher!<br />

173 Autor:<br />

174 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

175 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

176 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

177 Interviewpartner 10:<br />

178 Vom Gesundheitsministerium reicht es mir nicht, dass es empfohlen wird. Wenn es Zuweiser<br />

179 o<strong>der</strong> Patienten nachfragen o<strong>der</strong> die Ärztekammer, dann ist das überhaupt keine Frage.<br />

180 Autor:<br />

181 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

182 Interviewpartner 10:<br />

183 Nicht über das Normale, was Digitalisierung und Datenübertragung anbelangt. Hier sind die<br />

184 Linzer Anstalten – die, die eine Kombination <strong>von</strong> Ordination und Institut haben, alle relativ<br />

185 gleich weit. Wo wir glaube ich, ein bisschen schneller waren, war, dass wir beim HEALIX-<br />

186 Netzwerk angeschlossen sind und damit Daten deutlich schneller übertragen konnten. Die<br />

187 Frage ist nützt es etwas? Aber wir sind halt ein bisschen Technikfreaks und wenn man Daten<br />

188 schnell übertragen kann, dann ist das super.<br />

189 Autor:<br />

190 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

191<br />

können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

198


Anhang<br />

192 Interviewpartner 10:<br />

193 Nein, das glaube ich wie<strong>der</strong> nicht.<br />

194 Autor:<br />

195 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

196 Interviewpartner 10:<br />

197 Ja, das schon!<br />

198 Autor:<br />

199 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

200 Interviewpartner 10:<br />

201 Nein, überhaupt nicht! Das wäre eine Katastrophe. Auch wenn mehr e-Heath Anwendungen<br />

202 dazukommen, die sinn-und nutzvoll sind, habe ich nichts dagegen.<br />

203 Autor:<br />

204 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

205 Funktionen zwingend anwenden?<br />

206 Interviewpartner 10:<br />

207 Wenn alle Ärzte gezwungen werden, finde ich mich damit ab. Ich denke aber, dass wir uns<br />

208 dagegen wehren würden. Wenn es aber so ist, dass die Ärztekammer dem zustimmt, dann<br />

209 gibt es für mich kein Problem. Weil ich denke, das war sicher ein langer<br />

210 Verhandlungsprozess und wenn man das dann zwingend macht, dann ist das auch sinnvoll.<br />

211 Mit dem Wort ‚zwingend‘ habe ich kein Problem.<br />

212 Autor:<br />

213 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten?<br />

214 Interviewpartner 10:<br />

215 Ja!<br />

216 Autor:<br />

217 Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am Computer und im Internet?<br />

218 Interviewpartner 10:<br />

219 Eigentlich schon. Ich schaue, dass ich schon auch draußen bin - man darf nicht vergessen,<br />

220 dass wir hier herinnen bis zu 60 Stunden Dienstzeit haben. Ich drucke mir zu H<strong>aus</strong>e dann<br />

221 manche Dinge <strong>aus</strong> und lese sie so, damit ich nicht wie<strong>der</strong> nur vorm Computer sitze.<br />

222 Autor:<br />

223 Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren am Computer gerne etwas<br />

224 <strong>aus</strong>?<br />

225 Interviewpartner 10:<br />

226 Ja!<br />

227 Autor:<br />

228 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

229 stellt?<br />

230 Interviewpartner 10:<br />

231 Ja, mit einem entsprechenden Mitarbeiterstand schon.<br />

232 Autor:<br />

233 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

234 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

235 Interviewpartner 10:<br />

236 Ja, ich denke schon, wenn man es nur auf OÖ bezogen betrachtet. Ich denke, dass wir in<br />

237 <strong>der</strong> Arbeitsgruppe, in <strong>der</strong> ich mitarbeite, einen Einfluss auf eine vernünftige<br />

238 Weiterentwicklung haben.<br />

239 Autor:<br />

240 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

241 zu werden?<br />

242 Interviewpartner 10:<br />

243 Nein, das glaube ich nicht, dass mir das so wichtig ist. Da gibt es sicher gescheitere Leute.<br />

244 Autor:<br />

245 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

246 Entwicklung mitarbeiten?<br />

247 Interviewpartner 10:<br />

248 Ja, das schon. Die Mitarbeit an einem Projekt, das nicht den täglichen Patientenablauf stört,<br />

249 kann ich mir gut vorstellen. Aber wenn es draußen zu einem Chaos im Sekretariat führt o<strong>der</strong><br />

250 im Patientenablauf, dann sicher nicht.<br />

251 Autor:<br />

252 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

253 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

254 Interviewpartner 10:<br />

255 Relativ wenige - wenn Vorbefunde o<strong>der</strong> <strong>aus</strong>wärtige Befunde vernünftig angeboten würden,<br />

256 wäre es manchmal sinnvoll, aber das brauchen wir nicht so häufig wie es immer dargestellt<br />

257<br />

wird.<br />

199


Anhang<br />

258 Autor:<br />

259 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw im<br />

260 Gesundheitssystem generell?<br />

261 Interviewpartner 10:<br />

262 Ich glaube es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube es deshalb nicht, weil all die Dinge die wir<br />

263 installiert haben – ich denke an die Spracherkennung: da ist es so, dass es in unserer<br />

264 Ordination nur wirklich ich nutze und zwar so, dass es auch einen Sinn macht. Aber da hat<br />

265 es auch ganz groß geheißen - wir sparen uns Personal – stimmt so nicht. Wirklich eine<br />

266 Zeitersparnis sind manche Dinge gewesen, wie die e-card, wo die Daten automatisch<br />

267 übernommen werden – wobei die Anschaffungskosten dafür sehr hoch waren. Es gibt schon<br />

268 solche Dinge, aber das was wir jetzt so zusätzlich quasi als beson<strong>der</strong>e Spielerei machen -<br />

269 hat mehr gekostet als es gebracht hat.<br />

270 Autor:<br />

271 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

272 Funktionalitäten?<br />

273 Interviewpartner 10:<br />

274 Doch, schon. Ein Beispiel: Bei einer Mammografie-Untersuchung ist es beson<strong>der</strong>s wichtig,<br />

275 dass man Vergleichsbil<strong>der</strong> hat. Ich habe eine Zeitlang eine Statistik geführt: ungefährt 30 %<br />

276 <strong>der</strong> Patientinnen haben ihre Bil<strong>der</strong> verschmissen. Im Krankenh<strong>aus</strong> war das nicht so ein<br />

277 Problem, weil die archivieren die Befunde. Im privaten Bereich ist ja <strong>der</strong> Patient <strong>der</strong> Besitzer<br />

278 <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> und nicht <strong>der</strong> Radiologe. Daher muss ich manchmal Mehrfachuntersuchungen zu<br />

279 Lasten <strong>der</strong> Patientinnen durchführen und hab dann immer noch einen unsicheren Befund<br />

280 usw. Jetzt ist das völlig hinfällig – zumindest bei Patientinnen die vorher da waren – weil ich<br />

281 kann jeden Vorbefund hier laden. Das hat für den Patienten einen Nutzen.<br />

282 Autor:<br />

283 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

284 Interviewpartner 10:<br />

285 Da<strong>von</strong> habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich eine Vorstellung. Ich glaube das Wichtigste ist,<br />

286 dass er unsere Standesvertretungen entsprechend einbindet - dann kommt denke ich schon<br />

287 etwas Vernünftiges r<strong>aus</strong>. Vor allen Dingen auch schaut, dass er bei den Standesvertretungen<br />

288 die Leute hat, die auch täglich damit arbeiten. Für meine Begriffe werden – vor allem in<br />

289 Gesetzesdingen – Leute eingebunden, die nicht mit <strong>der</strong> täglichen Routine vertraut sind, die<br />

290<br />

nicht an <strong>der</strong> Front sitzen - und das halte ich für schlecht.<br />

291<br />

292 Autor:<br />

293 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

294 Interviewpartner 10:<br />

295 Das ist glaube ich nicht notwendig. Wer teilnimmt, muss aber auch einen Vorteil haben.<br />

296 Autor:<br />

297 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

298 Interviewpartner 10:<br />

299 Das wurde ja sehr viel diskutiert. Wenn man es halbwegs flächendeckend will, kann man nur<br />

300 eine Opt-out-Lösung machen. Ich bin immer für komplett – entwe<strong>der</strong> komplett Opt-in o<strong>der</strong><br />

301 komplett Opt-out. Keine Teillösung: das Eine darf sein und das An<strong>der</strong>e nicht.<br />

302 Autor:<br />

303 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

304 verän<strong>der</strong>n?<br />

305 Interviewpartner 10:<br />

306 Ich denke - nein.<br />

307 Autor:<br />

308 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

309 Interviewpartner 10:<br />

310 GDAs ganz klar – Nein! <strong>Ärzten</strong> natürlich schon<br />

311 Autor:<br />

312 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

313 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

314 Kosten,)<br />

315 Interviewpartner 10:<br />

316 Bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit am ehesten, bei Zeit und Kosten erwarte ich es nicht. Ich glaube<br />

317 bei <strong>der</strong> Kommunikation mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen wären Verbesserungen möglich. Ich habe<br />

318 mir schon einmal überlegt, diese ganze „Zettelwirtschaft“ mit dem Ausfüllen <strong>von</strong><br />

319 Unverträglichkeiten zu umgehen, indem man mit iPad’s arbeitet, wo <strong>der</strong> Patient seine<br />

320 Unterschrift leistet. Vor<strong>aus</strong>gesetzt, die Kosten-Nutzen Analyse spricht dafür.<br />

321 Autor:<br />

322 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

323<br />

möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

200


Interviewpartner 10:<br />

324 Nein, wir haben über vieles gesprochen.<br />

325 Autor:<br />

326 Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

327<br />

Anhang<br />

201


8.3.11 Interviewpartner 11<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 11:<br />

4 Da denke ich gerade im Laborbereich an die elektronische Befundübermittlung, an die<br />

5 elektronischen Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

6 Autor:<br />

7 Welche Einstellung haben Sie zur Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

8 und in <strong>der</strong> Gesellschaft allgemein?<br />

9 Interviewpartner 11:<br />

10 Computernutzung ist gerade in meinem Fach unumgänglich. Wir waren wahrscheinlich die<br />

11 ersten, die das im großen Umfang genutzt haben und das ist sicher sinnvoll. Internetnutzung<br />

12 ist bei mir eher eingeschränkt, weil die Sicherheitsstandards nicht <strong>aus</strong>reichend wären.<br />

13 Medizinische Dinge würden über das normale Internet nicht gehen. Zur Gesellschaft – ich<br />

14 glaube, dass über die vermehrte Internetkommunikation <strong>der</strong> normale persönliche<br />

15 Sozialkontakt ein bisschen hinten bleibt.<br />

16 Autor:<br />

17 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrer APIS?<br />

18 Interviewpartner 11:<br />

19 Ich arbeite damit seit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung 1993. Ich habe in <strong>der</strong> Zeit bis jetzt das EDV-System<br />

20 viermal gewechselt. Dem entsprechend tief bin ich eingedrungen bzw. beim alten System<br />

21 habe ich Teile selbst gemacht, weil es nicht viel am Markt gegeben hat. Dadurch habe ich<br />

22 mich zwangsweise sehr intensiv damit beschäftigen müssen.<br />

23 Autor:<br />

24 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

25 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

26 an<strong>der</strong>en?<br />

27 Interviewpartner 11:<br />

28 e-card nutze ich, ich glaube allerdings wir hätten es gar nicht gebraucht, weil eh je<strong>der</strong><br />

29 versichert ist.<br />

30 e-Abrechnung ist sehr nützlich.<br />

31 DFÜ – Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung funktioniert auch tadellos.<br />

32 e-Arztbrief / e-Befundbericht, e-Pflegebegleitschreiben kenne ich, nutze ich aber nicht.<br />

33 e-Laborbefund ist natürlich ganz wesentlich in meinem Bereich, damit auch rasch übermittelt<br />

34 werden kann – sehr nützlich.<br />

35 e-AUM, ABS, e-Impfpass kenne ich, nutze ich nicht.<br />

36 e-Überweisung bekomme ich zum Teil übermittelt, auch nützlich.<br />

37 ELGA - da halte ich in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Form nicht so viel da<strong>von</strong>.<br />

38 e-Medikation, e-Radiologie, e-Mutter-Kind-Pass, e-Leistungsbericht, e-Terminmanagement,<br />

39 e-Notfallsdaten, Home Monitoring kenne ich, brauche ich aber nicht.<br />

40 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen - da<strong>von</strong><br />

41 halte ich <strong>aus</strong> Erfahrung nicht viel, weil zu mir sehr viele Patienten kommen mit Informationen<br />

42 <strong>aus</strong> irgendwelchen elektronischen Medien, die vollkommen ungesichert, unkontrolliert sind.<br />

43 Ich weiß nicht, ob es für einen Laien so einfach ist, damit umzugehen. Es wäre schon ein<br />

44 Fortschritt, wenn das qualitätsgesichert wäre und <strong>der</strong> Wildwuchs, <strong>der</strong> ja im Internet<br />

45 vorhanden ist, ein bisschen eingedämmt würde. Das wäre wünschenswert. Ich glaube aber<br />

46 trotzdem, dass solche Informationen einen Teil <strong>der</strong> Leute überfor<strong>der</strong>t.<br />

47 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs - das gibt es lokal eh schon, fast<br />

48 jede Gemeinde hat so etwas. Ich weiß nicht, ob das was bringt, wenn man das überregional<br />

49 zentralisiert. Bei solchen Dingen bin ich immer etwas skeptisch.<br />

50 Autor:<br />

51 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

52 (GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

53 Interviewpartner 11:<br />

54 Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch habe ich durch Befundübermittlung. Damit bin ich sehr zufrieden. Vermehrt<br />

55 brauche ich ihn eigentlich nicht, wir haben ihn maximal <strong>aus</strong>geschöpft.<br />

56 Autor:<br />

57 Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

58 Interviewpartner 11:<br />

59 Sehr nützlich.<br />

60 Autor:<br />

61<br />

Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

202


Anhang<br />

62 Interviewpartner 11:<br />

63 Ja, ist im Laborbereich kein Problem.<br />

64 Autor:<br />

65 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

66 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

67 Interviewpartner 11:<br />

68 Ja. Ich denke, mein System ist zurzeit auch das Optimum am Markt.<br />

69 Autor:<br />

70 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

71 haben?<br />

72 Interviewpartner 11:<br />

73 Im Großen und Ganzen ja.<br />

74 Autor:<br />

75 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

76 Interviewpartner 11:<br />

77 Ja. Bei uns ist auch die S<strong>of</strong>tware ISO-Zertifiziert.<br />

78 Autor:<br />

79 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

80 Interviewpartner 11:<br />

81 Eigentlich relativ gut, allein schon durch die standespolitische Tätigkeit.<br />

82 Autor:<br />

83 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

84 Interviewpartner 11:<br />

85 Zum Teil durch meine S<strong>of</strong>twarefirma, zum Teil über die Kammer.<br />

86 Autor:<br />

87 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

88 Interviewpartner 11:<br />

89 Ich bin bereits <strong>aus</strong>reichend versorgt.<br />

90 Autor:<br />

91 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

92 Support zufriedenstellend?<br />

93 Interviewpartner 11:<br />

94 Es ist wie mit allen S<strong>of</strong>twarefirmen - <strong>der</strong> Support könnte besser sein. Das Verhältnis ist gut,<br />

95 aber es könnte auch besser sein.<br />

96 Autor:<br />

97 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Angeboten einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

98 angefragt würden?<br />

99 Interviewpartner 11:<br />

100 Nein!<br />

101 Autor:<br />

102 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

103 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

104 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

105 Interviewpartner 11:<br />

106 Ich müsste mir den Nutzen dieser Funktionen vorher ansehen. Die Empfehlung allein ist mir<br />

107 zu wenig. Empfohlen wird bald etwas - es muss sich auch für den Patienten und meine<br />

108 Arbeit sinnvoll <strong>aus</strong>wirken. Jede elektronische Anwendung ist immer mit ziemlichem Aufwand<br />

109 verbunden, bei <strong>der</strong> Installation, bei <strong>der</strong> Einschulung und das muss sich dann auch in<br />

110 irgendeiner Form auf <strong>der</strong> Nützlichkeitsseite <strong>aus</strong>wirken. Das ist bei mir das Wichtigste.<br />

111 Autor:<br />

112 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

113 Interviewpartner 11:<br />

114 Ja, ich biete zB an, dass sich jemand die eigenen Befunde selbständig ansehen könnte. Das<br />

115 wird allerdings sehr spärlich genutzt.<br />

116 Autor:<br />

117 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

118 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

119 Interviewpartner 11:<br />

120 Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, <strong>der</strong> persönliche Kontakt zu den Patienten und<br />

121 Zuweisern ist das Wesentliche.<br />

122 Autor:<br />

123 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

124 Interviewpartner 11:<br />

125 Die Teile, die ich verwende schon.<br />

126 Autor:<br />

127<br />

Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

203


Anhang<br />

128 Interviewpartner 11:<br />

129 Nein, das wäre ganz unmöglich.<br />

130 Autor:<br />

131 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

132 Funktionen zwingend anwenden?<br />

133 Interviewpartner 11:<br />

134 Sicher, da wäre ich dagegen. Wenn ich keinen Nutzen da<strong>von</strong> habe, dann mache ich es nicht.<br />

135 Autor:<br />

136 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

137 Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

138 am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

139 Interviewpartner 11:<br />

140 Neugierig auf neue Hard- und S<strong>of</strong>tware bin ich sicher nicht. Wenn ich den Computer<br />

141 brauche, nutze ich ihn. S<strong>of</strong>t- und Hardware sind für mich Werkzeuge. Das Internet nutze ich<br />

142 teilweise zur Informationsfindung - für die Arbeit nutze ich diese Teile <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>, die auch<br />

143 zielführend sind.<br />

144 Autor:<br />

145 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

146 stellt?<br />

147 Interviewpartner 11:<br />

148 Ja!<br />

149 Autor:<br />

150 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

151 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten / eingeflossen sind?<br />

152 Interviewpartner 11:<br />

153 Bei <strong>der</strong> Labors<strong>of</strong>tware ist meine Meinung sicher eingeflossen, da war ich an ein paar Dingen<br />

154 beteiligt.<br />

155 Autor:<br />

156 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

157 zu werden?<br />

158 Interviewpartner 11:<br />

159 Nein, das ist mir ganz egal. Wenn eine e-<strong>Health</strong> Anwendung gut ist - also nützlich und<br />

160 sinnvoll ist - ist es ganz egal, ob ich beteiligt war o<strong>der</strong> nicht.<br />

161 Autor:<br />

162 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen?<br />

163 Interviewpartner 11:<br />

164 Aufgrund schlechter Erfahrung - eher nein.<br />

165 Autor:<br />

166 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

167 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

168 Interviewpartner 11:<br />

169 Momentan kann ich mir keine neuen vorstellen, die ich brauchen könnte.<br />

170 Autor:<br />

171 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw im<br />

172 Gesundheitssystem generell?<br />

173 Interviewpartner 11:<br />

174 Nein!<br />

175 Autor:<br />

176 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

177 Funktionalitäten?<br />

178 Interviewpartner 11:<br />

179 Vielleicht - als Laborfacharzt kann ich das nicht beurteilen.<br />

180 Autor:<br />

181 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

182 Interviewpartner 11:<br />

183 Wenn die geplanten e-<strong>Health</strong> Anwendungen transparenter wären. Mehr Transparenz wäre<br />

184 wichtig.<br />

185 Autor:<br />

186 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

187 Interviewpartner 11:<br />

188 Nein! Wenn es gut, nützlich und sinnvoll ist, wird es eh genommen. Da wird sich kein<br />

189 Mensch verschließen, weil dann hätte er ja einen Nachteil, wenn er es nicht nutzen würde.<br />

190 Gerade im EDV-Bereich ist es aber lei<strong>der</strong> so, dass aufgrund <strong>der</strong> schweren<br />

191 Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Abläufe <strong>der</strong> Nutzer gar nicht weiß, ob das was er kauft, sinnvoll und<br />

192 nicht überteuert ist.<br />

193<br />

Autor:<br />

204


Anhang<br />

194 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

195 Interviewpartner 11:<br />

196 Es kann nur sein, dass jemand vorher sagt: „ich will das“. Aber es kann nicht sein, dass<br />

197 jemand sagen muss: „ich will das nicht“. D.h. ich plädiere für Opt-in - und zwar komplett.<br />

198 Autor:<br />

199 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

200 verän<strong>der</strong>n?<br />

201 Interviewpartner 11:<br />

202 Ja, sicher! Ich verwende jetzt die e-<strong>Health</strong> Anwendungen, die für mich notwendig sind und<br />

203 die ich auch brauche. Wenn ich das vermehren würde, müsste ich etwas nehmen, das ich<br />

204 nicht brauche und damit ist meine Autonomie eingeschränkt.<br />

205 Autor:<br />

206 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

207 Interviewpartner 11:<br />

208 Nein, wozu? An<strong>der</strong>en <strong>Ärzten</strong> stelle ich die Daten in dem Ausmaß zur Verfügung, wie es im<br />

209 Gesetz vorgesehen ist.<br />

210 Autor:<br />

211 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

212 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

213 Kosten,)<br />

214 Interviewpartner 11:<br />

215 Da ich bereits jetzt den maximalen Stand habe, erwarte ich mir keine Verbesserungen.<br />

216 Autor:<br />

217 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw<br />

218 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

219 Interviewpartner 11:<br />

220 Mein Fach ist ja ein Spezialfach und daher <strong>von</strong> den Anwendungen her etwas eingeschränkt.<br />

221 Allein deshalb würde ich es nicht schätzen, wenn da <strong>von</strong> oben etwas drübergestülpt würde,<br />

222 was für uns überhaupt nicht sinnvoll ist.<br />

223 Autor:<br />

224<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

205


8.3.12 Interviewpartner 12<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie zuerst?<br />

3 Interviewpartner 12:<br />

4 Zuerst fällt mir da natürlich die e-card ein und die Vernetzung aller möglichen medizinischen<br />

5 Institutionen untereinan<strong>der</strong>. Mir fällt auch die Vernetzung mit diversen Versicherungsträgern<br />

6 ein, wo ich mir nicht so sicher bin, ob das jetzt wirklich gewollt ist. Wichtig ist für mich hier <strong>der</strong><br />

7 Datenschutz.<br />

8 Autor:<br />

9 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

10 und die Gesellschaft allgemein?<br />

11 Interviewpartner 12:<br />

12 Eine sehr positive Einstellung. Ich bin sehr froh, dass es diese Möglichkeit gibt; wenn man<br />

13 kritisch und selektiv recherchiert, lassen sich auch in unserem Fachbereich seriöse<br />

14 Informationen gewinnen. Medizinische Fachliteratur ist natürlich immer noch eine wichtige<br />

15 Informationsquelle, aber man hat halt nicht immer die neueste Auflage zur Hand. Ich nutze<br />

16 durch<strong>aus</strong> <strong>of</strong>t das Internet, obwohl man hier, wie bereits gesagt, sehr selektiv vorgehen muss.<br />

17 Aber mit dem nötigen Fachwissen weiß man auch, welche Artikel als seriös einzuschätzen<br />

18 sind und welche nicht. Und man kann gut verschiedene fachliche Positionen miteinan<strong>der</strong><br />

19 vergleichen.<br />

20 Autor:<br />

21 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit Ihrem Laborinformationssystem?<br />

22 Interviewpartner 12:<br />

23 Für die täglichen Routinearbeiten im Labor habe ich eine sehr gute Erfahrung. Was mir<br />

24 natürlich noch fehlt – nachdem ich nicht am Aufbau unseres Laborinformationssystems<br />

25 beteiligt war – ist das Wissen um programmspezifische Details, da habe ich schon noch<br />

26 einiges an Nachholbedarf. Ich bin gerade noch am Lernen und komme ganz gut zurecht.<br />

27 Autor:<br />

28 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

29 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese?Wie bekannt sind Ihnen die<br />

30 an<strong>der</strong>en?<br />

31 Interviewpartner 12<br />

32 e-card, e-Abrechnung, DFÜ benutzen wir natürlich, empfinden sie als zufriedenstellend und<br />

33 sehr nützlich.<br />

34 e-Befundbericht benutzen wir relativ selten, wir haben mehr Laborbefunde als<br />

35 Befundberichte.<br />

36 e-Pflegebegleitschreiben, e-AUM brauchen wir im Labor nicht.<br />

37 e-Laborbefunde machen wir hauptsächlich, funktioniert bestens.<br />

38 e-Überweisung machen wir auch, ebenfalls nützlich.<br />

39 Alles an<strong>der</strong>e haben wir eigentlich nicht, weil wir es nicht brauchen, bekannt sind sie mir<br />

40 schon.<br />

41 Grundsätzlich erscheint mir ein öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte<br />

42 Gesundheitsinformationen auch für den Laborbereich als sinnvoll und hilfreich.<br />

43 Autor:<br />

44 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter<br />

45 (GDA)? Würden Sie das zukünftig vermehrt nutzen?<br />

46 Interviewpartner 12:<br />

47 Wir haben schon sehr viel auf elektronische Befundübertragung umgestellt. Da bin ich sehr<br />

48 zufrieden. Wenn das zukünftig verstärkt angeboten würde, fände ich das sinnvoll. Ich mache<br />

49 seit ein paar Jahren für einen erkrankten Kollegen Pflegegeldgutachten. In dieser Tätigkeit<br />

50 als Gutachterin stoße ich sehr <strong>of</strong>t auf Patienten, wo man auf Befunde angewiesen ist. Man<br />

51 trägt ja einerseits dem Versicherungsträger gegenüber die Verantwortung und an<strong>der</strong>erseits<br />

52 auch gegenüber dem Patienten. Da hätte ich mir schon sehr <strong>of</strong>t die Möglichkeit gewünscht,<br />

53 mir direkt online relevante Informationen über den Patienten abrufen zu können, die ich im<br />

54 jeweiligen Fall benötige.<br />

55 Autor:<br />

56 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

57 Interviewpartner 12:<br />

58 Ja, haben wir hier im Labor natürlich!<br />

59 Autor:<br />

60 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

61<br />

zufrieden? Könnte man etwas verbessern?<br />

206


Anhang<br />

62 Interviewpartner 12:<br />

63 Ja, mit den Laborsystemen bin ich eigentlich sehr zufrieden und die sind auch gut.<br />

64 Verbessern kann man sicher immer etwas.<br />

65 Autor:<br />

66 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

67 haben?<br />

68 Interviewpartner 12:<br />

69 Ja, das passt so.<br />

70 Autor:<br />

71 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind?<br />

72 Interviewpartner 12:<br />

73 Ich glaube dass wir da ziemlich gut aufgestellt sind, weil auch wir einer strengen<br />

74 Qualitätskontrolle unterliegen. Bei uns wird vieles elektronisch dokumentiert und wir<br />

75 übergeben unsere Befunde nur an die Zuweiser und die Patienten. Erst wenn <strong>der</strong> Patient<br />

76 uns schriftlich sein Einverständnis gibt, bekommt Herr Dr. NN seine Befunde auch<br />

77 übermittelt. Die Befundabholung erfolgt nur gegen Vorlage eines Ausweises. Es gibt<br />

78 möglicherweise Lücken, die man auf den ersten Blick nicht s<strong>of</strong>ort wahrnimmt - aber wir<br />

79 schauen sehr genau, um diese Lücken zu schließen.<br />

80 Autor:<br />

81 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

82 Interviewpartner 12:<br />

83 Mittelmäßig, da hätte ich sicher einen Bedarf.<br />

84 Autor:<br />

85 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

86 Interviewpartner 12:<br />

87 Durch Aussendungen <strong>der</strong> Ärztekammer, <strong>der</strong> Krankenkasse und vom Hersteller unseres<br />

88 Laborinformationssystems. Und auch in den Medien hört und liest man regelmäßig über e-<br />

89 <strong>Health</strong>.<br />

90 Autor:<br />

91 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

92 Interviewpartner 12:<br />

93 Ich denke es wäre gut, wenn es Infoabende <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kammer gäbe.<br />

94 Autor:<br />

95 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben? Ist <strong>der</strong><br />

96 Support zufriedenstellend?<br />

97 Interviewpartner 12:<br />

98 Das Verhältnis ist sehr gut und auch mit dem Support bin ich zufrieden.<br />

99 Autor:<br />

100 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

101 angefragt würden?<br />

102 Interviewpartner 12:<br />

103 Natürlich, auf jeden Fall.<br />

104 Autor:<br />

105 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

106 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

107 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

108 Interviewpartner 12:<br />

109 Das würde ich mir auf jeden Fall auch ansehen. Wir haben ja schon für die Kollegen die<br />

110 Möglichkeit einer online-Anfor<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong> online-Einsichtnahme in die Patientendaten<br />

111 geschaffen. Die Anfor<strong>der</strong>ung wurde <strong>von</strong> den Kollegen initiiert – und nachdem diese<br />

112 Funktionalität sinnvoll und nützlich ist – haben wir sie eingeführt.<br />

113 Autor:<br />

114 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“ hin<strong>aus</strong>gehen?<br />

115 Interviewpartner 12:<br />

116 Ja, ich glaube schon. Zumindest bieten wir alles an, was erwartet wird und laut Gesetz auch<br />

117 notwendig ist. Wir bemühen uns jedenfalls, darüber hin<strong>aus</strong> zu gehen. Ich denke, dass wir bei<br />

118 gewissen Dingen sicher immer bei den Vorreitern sind.<br />

119 Autor:<br />

120 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

121 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

122 Interviewpartner 12:<br />

123 Das kann ich so nicht wirklich beantworten. Ich glaube, dass wir bereits jetzt ein ziemlich<br />

124 gutes Spektrum anbieten und ich habe keine Vorstellung mit welchen zusätzlichen<br />

125 Funktionen wir noch besser werden könnten.<br />

126 Autor:<br />

127<br />

Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

207


Anhang<br />

128 Interviewpartner 12:<br />

129 Ja.<br />

130 Autor:<br />

131 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

132 Interviewpartner 12:<br />

133 Nicht vorstellbar!<br />

134 Autor:<br />

135 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

136 Funktionen zwingend anwenden?<br />

137 Interviewpartner 12:<br />

138 Ja, schon. Ich bin prinzipiell ein Mensch, <strong>der</strong> sich nicht gerne zu etwas zwingen lässt. Ich<br />

139 würde gerne überzeugt werden. Ich würde immer gerne die Chance haben, mir die<br />

140 Sinnhaftigkeit und die Nützlichkeit <strong>von</strong> Dingen mit überlegen zu können. Ich lasse mir die<br />

141 Dinge gerne zeigen und erklären. Überzeugt sein ist für mich eine bessere Sache als zur<br />

142 Verwendung eines Systems gezwungen zu werden.<br />

143 Autor:<br />

144 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

145 Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

146 am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

147 Interviewpartner 12:<br />

148 Ja, es macht es mir Spaß. Wenn ich die Zeit dazu habe, arbeite und recherchiere ich auch in<br />

149 <strong>der</strong> Freizeit und probiere etwas <strong>aus</strong>.<br />

150 Autor:<br />

151 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

152 stellt?<br />

153 Interviewpartner 12:<br />

154 Ich würde sagen - nicht zu 100 %. Ich glaube, das, was im alltäglichen Betrieb benötigt wird,<br />

155 sehr gut zu können. Meine Kenntnisse auch in diesem Bereich laufend zu erweitern und zu<br />

156 vertiefen, bleibt natürlich mein Ziel. Über die <strong>of</strong>t zeitaufwändigen Routinen hin<strong>aus</strong> ist es<br />

157 allerdings schwer, dafür wirklich hinreichend Zeit zu finden.<br />

158 Autor:<br />

159 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

160 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten?<br />

161 Interviewpartner 12:<br />

162 Das glaube ich schon. Ich bin überzeugt, dass ein System dieser Art sich nur dann<br />

163 fruchtbringend entwickeln und umsetzen lässt, wenn möglichst viele Inputs <strong>von</strong> den<br />

164 Anwen<strong>der</strong>n selbst kommen. Gerade im medizinischen Bereich ist die Kommunikation<br />

165 zwischen Medizinern und Technikern sehr wichtig. Nicht selten haben Techniker, die an <strong>der</strong><br />

166 Entwicklung dieser spezialisierten Programme beteiligt sind, lei<strong>der</strong> wenig Ahnung vom<br />

167 praktischen Alltag eines Mediziners, vom Umgang mit Patienten und den notwendig damit<br />

168 verbundenen konkreten Erfor<strong>der</strong>nissen.<br />

169 Autor:<br />

170 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

171 Entwicklung mitarbeiten?<br />

172 Interviewpartner 12:<br />

173 Ja, das könnte ich mir schon vorstellen - wenn es meine Zeit erlaubt.<br />

174 Autor:<br />

175 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

176 zu werden?<br />

177 Interviewpartner 12:<br />

178 Wahrscheinlich schon - einfach <strong>aus</strong> dem Gefühl her<strong>aus</strong>, ernst genommen zu werden und zu<br />

179 wissen, was da gemacht wird. Dann fühlt man sich dem Projekt verpflichtet und damit auch<br />

180 besser eingebunden.<br />

181 Ich würde es aber wahrscheinlich auch akzeptieren, wenn ich <strong>von</strong> jemandem glaubhaft<br />

182 überzeugt würde, zu dem ich Vertrauen habe, dass dieses System praktikabel, sinnvoll und<br />

183 nützlich ist.<br />

184 Autor:<br />

185 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

186 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

187 Interviewpartner 12:<br />

188 Man könnte vielleicht im administrativen Bereich Personal einsparen. Ich bin nur nicht sicher,<br />

189 ob ich das möchte. Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten und ich bin auch <strong>of</strong>fen dafür.<br />

190 Was ich ganz entschieden weniger schätze, sind Verbesserungen, die auf Kosten <strong>der</strong><br />

191 Mitarbeiter gehen. Im ärztlichen Bereich selbst sind wir meiner Meinung nach schon sehr gut<br />

192 aufgestellt, da kann ich mir nicht wirklich gut vorstellen, welche zusätzlichen<br />

193<br />

Verbesserungspotentiale hier noch <strong>aus</strong>geschöpft werden könnten.<br />

208


Anhang<br />

194 Autor:<br />

195 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw im<br />

196 Gesundheitssystem generell?<br />

197 Interviewpartner 12:<br />

198 Das weiß ich nicht, um das wirklich adäquat beurteilen zu können, fehlt mir das<br />

199 entsprechende Hintergrund- und Detailwissen. In gewissen Bereichen vielleicht schon, in<br />

200 an<strong>der</strong>en eher nicht. Da kommt es vielleicht einfach nur zu einer Kostenverlagerung. Wenn<br />

201 wir im Labor durch mehr e-<strong>Health</strong> auch höhere Kosten ohne entsprechenden Benefit hätten,<br />

202 würden wir uns dagegen wehren.<br />

203 Autor:<br />

204 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

205 Funktionalitäten?<br />

206 Interviewpartner 12:<br />

207 Ja und nein. Ja - weil ich glaube, dass es für den Patienten durch<strong>aus</strong> ein großer Vorteil wäre,<br />

208 wenn er zB zum Facharzt geht und <strong>der</strong> über sein APIS die Möglichkeit hätte, sich rasch<br />

209 Informationen über den Patienten zu holen. Allerdings gehörte dann m.E. hier ein<br />

210 Mechanismus eingebaut, demzufolge dem jeweiligen Arzt mit <strong>der</strong> e-card nur ein zeitlich<br />

211 befristeter Zugriff zu Patientendaten zugestanden wird, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um das explizite<br />

212 Einverständnis des Patienten vor<strong>aus</strong>setzt.<br />

213 Nein – wenn <strong>der</strong> Datenschutz und die Zugriffsberechtigung nicht <strong>aus</strong>reichend gewährleistet<br />

214 und rechtlich abgesichert sind. Es muss definitiv <strong>aus</strong>geschlossen sein, dass die<br />

215 Ordinationsgehilfin, eine Versicherung, <strong>der</strong> Arbeitgeber usw. Zugriff auf Patientendaten<br />

216 haben könnten.<br />

217 Autor:<br />

218 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

219 Interviewpartner 12:<br />

220 Ich denke, dass es besser wäre, wenn man sich aktiv dafür entscheidet, also Opt-in.<br />

221 Autor:<br />

222 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

223 Interviewpartner 12:<br />

224 Es muss <strong>der</strong> Datenschutz ganz klar geregelt werden. Keine „Gummiparagraphen“, die man<br />

225 so o<strong>der</strong> so anwenden kann, son<strong>der</strong>n eine klare, exakte und juristisch wasserdichte<br />

226 Regelung: ich will meinen Patienten mit gutem Gewissen sagen können: ‚Sie können sich<br />

227 darauf verlassen, das steht unter Datenschutz‘ o<strong>der</strong> ‚Es tut mir leid, Sie können keine<br />

228 Information bekommen, weil das gesetzlich so festgelegt ist‘.<br />

229 Wenn man ein e-<strong>Health</strong>-System gut aufziehen will, sollte es auch einheitliche technische<br />

230 Standards geben, damit die unterschiedlichen Systeme bei allen <strong>Ärzten</strong> kompatibel sind. Die<br />

231 dadurch anfallenden Kosten dürfen allerdings nicht den <strong>Ärzten</strong> auferlegt werden.<br />

232 Autor:<br />

233 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen, indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

234 Interviewpartner 12:<br />

235 Wenn eine Anwendung Sinn macht, einen Nutzen bringt und praktikabel ist - dann braucht<br />

236 man keine Verpflichtung. Ich glaube, dass man die Ärzteschaft durch gute Argumente<br />

237 überzeugen sollte, das Richtige zu tun und nicht, indem man uns etwas aufzwingt. Wir<br />

238 wollen gefragt werden und in einen Entscheidungsprozess eingebunden werden. Wenn dies<br />

239 auf eine konstruktive und partnerschaftliche Weise geschieht, könnte das sicher gut<br />

240 funktionieren. Ich hielte es allerdings für einen falschen Zugang, wenn <strong>der</strong> Herr<br />

241 Gesundheitsminister sagt, ‚ihr müsst das jetzt alle verpflichtend anwenden‘. Wir Ärzte sind ja<br />

242 alle mündig und wissen, was wir zur Ausübung unseres Berufes brauchen.<br />

243 Autor:<br />

244 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

245 verän<strong>der</strong>n?<br />

246 Interviewpartner 12:<br />

247 Natürlich, ich bin dadurch mehr unter Kontrolle.<br />

248 Autor:<br />

249 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

250 Interviewpartner 12:<br />

251 Ja - für Ärzte, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. Nein - für Versicherungen, Behörden,<br />

252 Betriebe, Schulen, Arbeitgeber – das lehne ich prinzipiell ab. Außer <strong>der</strong> betreffende Patient<br />

253 wäre einverstanden, dass gewisse Daten zB einmalig an den Betriebsarzt übermittelt<br />

254 werden.<br />

255 Autor:<br />

256 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

257 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

258 Kosten,)<br />

259<br />

Interviewpartner 12:<br />

209


Anhang<br />

260 Bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Patienten: wenn ich mehr Informationen habe, erleichtert dies meine<br />

261 fachliche Expertise. Ich erwarte Verbesserung dadurch, dass ich mich besser mit Kollegen<br />

262 <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen kann, was sich wie<strong>der</strong>um positiv auf den Patienten <strong>aus</strong>wirkt. Ich kann nicht<br />

263 beurteilen, ob es <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kostenseite gravierende Verbesserungen bringen könnte. Ich<br />

264 erwarte Verbesserung einfach für mein Arbeiten am Patienten, mit dem Patienten und meiner<br />

265 Zusammenarbeit mit Kollegen.<br />

266 Autor:<br />

267 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

268 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

269 Interviewpartner 12:<br />

270 Nein, wir haben über sehr viel gesprochen.<br />

271 Autor:<br />

272<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

210


8.3.13 Interviewpartner 13<br />

Anhang<br />

1 Autor:<br />

2 Wenn Sie den Begriff e-<strong>Health</strong> hören, woran denken Sie da zuerst?<br />

3 Interviewpartner 13:<br />

4 Momentan an e-card-System und natürlich an geplantes ELGA. Weiters an elektronische<br />

5 Überweisung, elektronische Krankmeldung, e-Medikation, Datenbankverwaltung.<br />

6 Autor:<br />

7 Welche Einstellung haben Sie zu Computer- und Internetnutzung in Bezug auf Ihre Arbeit<br />

8 und die Gesellschaft allgemein?<br />

9 Interviewpartner 13:<br />

10 Grundsätzlich eine positive. Ich arbeite auch viel mit meiner EDV, nütze das Internet nicht<br />

11 nur beruflich, son<strong>der</strong>n auch privat o<strong>der</strong> als Informationsquelle. Kritisch stehe ich sozialen<br />

12 Netzwerken gegenüber weil das zwar freiwillig passiert, aber dieser Striptease <strong>der</strong> Personen<br />

13 mir nicht ganz recht ist. Ich glaube nicht, dass Internet und EDV die einzige Antwort auf<br />

14 unsere momentane Gesellschaft ist. Ich glaube, dass man die persönliche und direkte<br />

15 Kommunikation nie ersetzen wird können. Eine E-Mail ist für mich keine direkte<br />

16 Kommunikationsbasis, die mit einem persönlichen Gespräch vergleichbar wäre und auch<br />

17 Facebook ist es nicht.<br />

18 Autor:<br />

19 Wie viel Erfahrung besitzen Sie im Umgang mit ihrem Arztpraxis-Informationssystem?<br />

20 Interviewpartner 13:<br />

21 Ich täte sagen - große. Ich arbeite seit 1993 mit einem medizinischen Programm, zuerst war<br />

22 es ein DOS-Programm, jetzt ist es natürlich den technischen Bedingungen entsprechend ein<br />

23 Windows-Programm. Die Umstellungen auf eine neue Version waren immer schwierig,<br />

24 früher hat man viel mehr Computerwissen gebraucht als jetzt. Ich stehe dem Ganzen <strong>of</strong>fen<br />

25 und positiv gegenüber, nütze wahrscheinlich nicht jegliches Feature, das es anbietet, weil es<br />

26 für meine persönlichen Bedürfnisse und die Ordination einfach nicht passt. Sämtliche e-<br />

27 <strong>Health</strong> Anwendungen, wie e-card, Befundimport, Abrechnungsexport,… sind ins APIS<br />

28 eingebunden, an<strong>der</strong>s wäre es nicht sinnvoll.<br />

29 Autor:<br />

30 Hier sind mehrere e-<strong>Health</strong> Funktionen aufgelistet. Welche da<strong>von</strong> nutzen Sie bereits, wie<br />

31 zufrieden sind Sie damit und wie nützlich finden Sie diese? Wie bekannt sind Ihnen die<br />

32 an<strong>der</strong>en?<br />

33 Interviewpartner 13:<br />

34 e-card<br />

35 nütze ich soweit ich es als Wahlarzt nutzen darf, <strong>der</strong>zeit für die Vorsorgeuntersuchungen -<br />

36 das funktioniert problemlos. Benefit ist für mich im Höchstfall die Abfrage <strong>der</strong><br />

37 Sozialversicherungsnummer. Man hätte dies sicher auch über einen an<strong>der</strong>en elektronischen<br />

38 Weg zur Verfügung stellen können.<br />

39 e-Abrechnung<br />

40 mit den Kassen mache ich selbstverständlich, habe ich schon immer elektronisch gemacht.<br />

41 DFÜ-Übermittlung <strong>der</strong> Abrechnung<br />

42 ist die technische Komponente dazu.<br />

43 e-Arztbriefe<br />

44 empfange ich, gen<strong>aus</strong>o die e-Befundberichte <strong>von</strong> Fachärzten. Soweit möglich, wird das bei<br />

45 uns forciert. Manche Wahlfachärzte haben lei<strong>der</strong> keinen elektronischen Befunddatenversand.<br />

46 Als Praktiker versende ich natürlich keine Arztbriefe elektronisch.<br />

47 e-Pflegebegleitschreiben<br />

48 kenne ich zwar, werden aber <strong>von</strong> mir nicht benutzt.<br />

49 e-Laborbefund<br />

50 ja, verwende ich natürlich, ist sehr nützlich.<br />

51 e-Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />

52 haben wir <strong>der</strong>zeit nicht aktiviert, das Programm könnte es. Wir Wahlärzte haben es deshalb<br />

53 nicht aktiviert, weil wir es im Prinzip nicht brauchen. Man muss dem Patienten ohnehin noch<br />

54 für die Firma einen Zettel <strong>aus</strong>drucken, damit er den vorlegen kann. Beson<strong>der</strong>s bei unserer<br />

55 klar strukturierten Wirtschaftsumgebung brauchen wir das Papier – wozu also doppelt? Man<br />

56 müsste dieses Modul ja auch bezahlen und wozu etwas bezahlen, was ich nicht brauche?<br />

57 ABS-Arzneibewilligungsservice<br />

58 würde das Programm als Modul auch anbieten, haben wir ebenfalls nicht. Als Wahlarzt ist<br />

59 sowieso mehr o<strong>der</strong> weniger alles chefarztpflichtig.<br />

60<br />

e-Impfpass<br />

211


Anhang<br />

61 kenne ich noch nicht, wird allerdings mit Sicherheit auch <strong>von</strong> Seiten des Landes betrieben,<br />

62 weil ich weiß, dass sämtliche Kin<strong>der</strong>impfungen elektronisch per Barcode erfasst werden und<br />

63 diese Daten auch abrufbar sind – habe ich selbst schon genutzt. Bringen tut ein<br />

64 elektronischer Impfpass zum Datenwie<strong>der</strong>herstellen was. Für den Patienten und seine<br />

65 laufende Impfkontrolle glaube ich immer noch, dass <strong>der</strong> Impfpass in Papierform das bessere<br />

66 Teil ist und auf Reisen und International kommt er ohne Papierimpfpass sowieso nicht <strong>aus</strong>,<br />

67 weil im Sudan wird es kaum ein Gerät geben, das den e-Impfpass abruft.<br />

68 e-Überweisung, e-Zuweisung, e-Einweisung<br />

69 da habe ich am Projekt teilgenommen und habe das lange benutzt. Nach ziemlichen<br />

70 Anlaufschwierigkeiten hat es dann auch funktioniert. Vorteil null, <strong>der</strong> Patient braucht nämlich<br />

71 trotzdem einen Zettel, wo draufsteht, zu welchem Arzt o<strong>der</strong> in welches Krankenh<strong>aus</strong> er<br />

72 geschickt wird sowie auch die Telefonnummer. Das ist zwar dem Patienten gegenüber ein<br />

73 Service, aber eines, das wir eigentlich schon erbringen sollten und wir Wahlärzte<br />

74 logischerweise selbstverständlich erbringen werden. Vorteil könnte es für denjenigen sein,<br />

75 <strong>der</strong> die e-Überweisung runterlädt, dass er die Daten gleich in seiner EDV drinnen hat, wohl<br />

76 wissend, dass ein guter Mitarbeiter in <strong>der</strong> Anmeldung die Daten wahrscheinlich während des<br />

77 Begrüßens auch schon drinnen hat – wenn man diese eingeben muss. Also das ist<br />

78 wahrscheinlich nicht ein so großer Zeitgewinn, was <strong>der</strong> Kollege will steht sowieso auf einer<br />

79 normalen Zuweisung drauf, die <strong>der</strong> Patient ja mitbringt und er muss sie mitbringen, weil <strong>der</strong><br />

80 Kollege braucht ja den Zettel, damit <strong>der</strong> den Code hat, mit dem er die elektronische<br />

81 Überweisung einlösen kann. Sprich er muss die e-card stecken, dann muss er die<br />

82 elektronische Zuweisung herunterladen. Auch das habe ich schon probiert, ob ich eine<br />

83 Zuweisung runterladen kann o<strong>der</strong> wie das Handling ist. Es hat alles ein für und wi<strong>der</strong>,<br />

84 letztendlich brauchen manche Patienten einen Zettel in <strong>der</strong> Hand, wo draufsteht, wo er hin<br />

85 muss, wann <strong>der</strong> Kollege Ordination hat und wo er anrufen muss. Die Nützlichkeit ist auf <strong>der</strong><br />

86 Facharztseite vielleicht dadurch bedingt, wenn er die Daten nur übernimmt und wenn die<br />

87 Zuweisung vollständig <strong>aus</strong>gefüllt ist. Also wenn die Dauermedikamente erfasst sind, wenn<br />

88 die e-Medikation erfasst ist usw. Es macht nur nicht immer Sinn, alles mitzuschicken. Wenn<br />

89 es beispielsweise um eine OP-Indikation eines Meniskusrisses geht und kein gröberes<br />

90 Risiko besteht, ist irrelevant, ob <strong>der</strong> Patient eine Fettst<strong>of</strong>fwechselstörung hat. Wenn er eine<br />

91 Blutgerinnungsstörung hat, ist es sehr wohl relevant. Ich denke die Elektronik wird nicht alles<br />

92 ersetzen können. Es liegt immer noch in <strong>der</strong> ärztlichen Verantwortung und ob ich das auf<br />

93 einem Zettel mache o<strong>der</strong> elektronisch - verbessert nicht den Informationsgehalt. Meines<br />

94 Erachtens nach ist sogar <strong>der</strong> Gegenteil <strong>der</strong> Fall: einen Zettel hat man in <strong>der</strong> Hand, bevor<br />

95 man ihn hergibt und man schaut nochmal drauf - elektronisch kann man unglaublich schnell<br />

96 per Knopfdruck sein. Mir ist schon <strong>of</strong>t passiert – selbst wenn man im Internet eine Umfrage<br />

97 <strong>aus</strong>füllt – man bestätigt unglaublich schnell und schickt es weg und denkt sich ok, das stimmt<br />

98 vielleicht nicht ganz, aber ist ja egal. Und ich glaube nicht dass <strong>der</strong> Mensch da so schnell<br />

99 dazulernt.<br />

100 ELGA<br />

101 halte ich für verzichtbar. Natürlich nutze ich es noch nicht – zumindest nicht in dem Sinne, in<br />

102 dem es kommen soll. Wenn damit gemeint ist, dass ich meine Befunde für Patienten<br />

103 elektronisch zur Verfügung habe, ja, selbstverständlich. Ich als H<strong>aus</strong>arzt kenne in <strong>der</strong> Regel<br />

104 wahrscheinlich eh 90% - 98% <strong>der</strong> Befunde meiner Patienten. Klar habe ich sie elektronisch<br />

105 zur Verfügung, weil ich hier je<strong>der</strong>zeit einfach und rasch nachschlagen kann - wenn die<br />

106 Kapazitäten unserer Systeme nicht überfor<strong>der</strong>t sind. Ein MR-Bild möchte ich mir<br />

107 beispielsweise nicht <strong>aus</strong> dem System herunterladen müssen – es auf CD als elektronischer<br />

108 Träger anzusehen ist kein Problem. Ein Punkt bei ELGA ist mir da wichtig, weil natürlich ein<br />

109 elektronischer Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Befunddaten erfolgen soll, natürlich sollten Befunde einen<br />

110 Menschen betreffend elektronisch verfügbar sein. Sie sollten aber nicht verfügbar sein für<br />

111 Berufsgruppen, die dies vielleicht zum Schaden des Patienten benutzen könnten – da denke<br />

112 ich in erster Linie an die Wirtschaft und die Dienstgeberseite und in zweiter Linie an die<br />

113 Privatversicherer. Ich halte das für extrem gefährlich. Das Problem, das wir haben, ist, wer<br />

114 erklärt Gesundheitsdaten für irrelevant und wann. Bis jetzt entscheiden wir das im Einzelfall<br />

115 für den Patienten. Wenn wir ELGA haben – und da sind dann Millionen Dateien verfügbar –<br />

116 laufen wir Gefahr, dass wir entwe<strong>der</strong> alle Daten horten, was dann zu einer Datenmenge<br />

117 führen wird, dass jemand, wenn beispielsweise <strong>der</strong> betreuende H<strong>aus</strong>arzt in Pension geht<br />

118 und ein junger Kollege nachfolgt, dieser das wahrscheinlich nicht mehr schaffen wird, das<br />

119 alles zu lesen, vor allem dann nicht, wenn nicht <strong>aus</strong>sortiert wird. In ein<br />

120 Arzts<strong>of</strong>twareprogramm gehen die Befunde, die man bekommt, ja ein. Die werden dann in<br />

121 Dauerdiagnosen umgewandelt, nämlich dann, wenn sie eine Relevanz haben. Ob jetzt <strong>der</strong><br />

122 Blinddarm drinnen o<strong>der</strong> draußen ist, ist nur im Falle <strong>von</strong> Bauchweh relevant.<br />

123 Zusammenfassend halte ich ELGA nicht für nützlicher als das System, das wir jetzt haben.<br />

124 e-Medikation<br />

125 hier stellt sich dasselbe Problem. Der Patient braucht auf jeden Fall ein Rezept in <strong>der</strong> Hand,<br />

126<br />

um überprüfen zu können, ob alles aufgeschrieben wurde, was er sich vom Arzt hat<br />

212


Anhang<br />

127 verschreiben lassen, um sich Namen <strong>von</strong> Medikamenten einzuprägen. Hier haben manche<br />

128 Schwierigkeiten sich die komplizierten medizinischen Namen zu merken. Der Patient braucht<br />

129 zur Kontrolle einen Zettel in die Hand. Wenn ich aber einen Zettel <strong>aus</strong>teile, brauche ich nicht<br />

130 noch zusätzlich ein elektronisches System, das kann ich an<strong>der</strong>s auch lösen. e-Medikation<br />

131 hieße in erster Linie einmal nur elektronisches Rezept. Dies ist eine technische Sache und<br />

132 ich kann sagen, ja, das macht vielleicht Sinn, wenn im Hintergrund des Rezepts die<br />

133 Terminalnummer des Medikaments irgendwo hin verlinkt wird, weil sich dann vielleicht die<br />

134 Kasse o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Apotheker einen Zeitaufwand spart. Es wäre noch vorstellbar zu sagen,<br />

135 ich drucke ein Rezept <strong>aus</strong> und schicke einfach den Inhalt codiert irgendwo hin. Was aber mit<br />

136 e-Medikation in Österreich verbunden ist, ist ja die Überprüfung <strong>der</strong> Medikation, was aber mit<br />

137 e-Medikation prinzipiell ja nichts zu tun hat. Die Überprüfung <strong>der</strong> Medikation in den <strong>der</strong>zeit<br />

138 vorhandenen und möglichen Prüfprogrammen ist ein Problem. Das wissen wir, man muss<br />

139 die Filterstärken relativ herunter setzen, damit man nicht jede Salbe her<strong>aus</strong>geschmissen<br />

140 bekommt, was sich mit irgendeiner Tablette nicht verträgt. Wir haben ein Riesenproblem bei<br />

141 multimorbiden Patienten und es gibt so gut wie keine Studiendaten für die Anwendung <strong>von</strong><br />

142 mehr als drei bis vier Medikamenten am selben Patienten. D.h. dort gibt es keine Daten für<br />

143 Interaktionen und die möglichen Interaktionen muss man ja ohnehin als Arzt immer<br />

144 verantworten. Also ich weiß <strong>von</strong> Kollegen, die an dem Projekt e-Medikation teilgenommen<br />

145 haben, dass es schwierig war, manche Rezepte r<strong>aus</strong>zubringen – am Schluss haben sie sie<br />

146 mit <strong>der</strong> Hand geschrieben und das kann es nicht sein.<br />

147 e-Radiologie<br />

148 kommt für mich als Praktikerin im Wesentlichen nicht in Frage. Wir sehen natürlich die MR-<br />

149 und CT-Bil<strong>der</strong> mittlerweile auf CD. Man schaut sich halt nur <strong>aus</strong>gewählte an. Natürlich ist das<br />

150 <strong>von</strong> <strong>der</strong> Qualität deutlich besser als die <strong>aus</strong>gedruckten CT- und MR-Bil<strong>der</strong>. Relevant ist es<br />

151 sicherlich für die chirurgischen Fächer und eine Bildübermittlung macht mit Sicherheit Sinn.<br />

152 e-Mutter-Kind-Pass<br />

153 hier gilt dasselbe wie für den Impfpass – wozu? Es ist schon klar, dass man <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

154 Datenerfassungsseite, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Statistik her die Daten <strong>aus</strong>werten könnte, hätte man sie<br />

155 elektronisch. Man könnte vielleicht etwas zur Kin<strong>der</strong>gesundheit o<strong>der</strong> zur<br />

156 Schwangerengesundheit sagen und würde vielleicht einen besseren Überblick über<br />

157 Komplikationen während einer Schwangerschaft etc. bekommen. Ob das was bringt, weiß<br />

158 ich nicht. Was es kostet, weiß ich auch nicht. Der Mutter-Kind-Pass ist eine Errungenschaft,<br />

159 da ihn die Mutter bei sich trägt und immer zur Verfügung hat und dadurch auch erinnert wird,<br />

160 wann die nächste Untersuchung ist. Für die allgemeine Gesundheitsstatistik ist es sicher<br />

161 nützlich, aber einen persönlichen Nutzen kann ich nicht wirklich anerkennen.<br />

162 e-Leistungsbericht<br />

163 das ist mit jedem Computerprogramm herstellbar, nennt sich Krankengeschichte. Man kann<br />

164 dann <strong>aus</strong>wählen ob man nur die Anamnesen will o<strong>der</strong> die Diagnosen, die Rezepte die ein<br />

165 Patient <strong>aus</strong>gestellt bekommen hat, die Leistungen die erbracht worden sind. Lässt sich <strong>von</strong><br />

166 jedem Computerprogramm patientenbezogen, kassenbezogen, altersstatistikbezogen<br />

167 herstellen. Nützlich ist auch hier relativ, weil wenn beispielsweise jemand 20 Jahre Patient<br />

168 bei einem ist, dann stehen die Diagnosen, die Leistungen immer mit <strong>der</strong>selben Wertigkeit da,<br />

169 egal ob er einen grippalen Infekt hatte o<strong>der</strong> einen Schlagfall. Tatsächlich für den Patienten<br />

170 medizinisch relevant sind aber nicht alle Dinge und vieles wird erst im Nachhinein relevant.<br />

171 Wenn ein junger Mann mit Influenza kommt, kann es für ihn völlig irrelevant sein - 20 Jahre<br />

172 später kann sich her<strong>aus</strong>stellen, dass er wenn er die Influenza nicht <strong>aus</strong>reichend <strong>aus</strong>geheilt<br />

173 hat, eine Pneunomie hatte, Herzversagen bekommen hat, ein Herz transplantiert bekommen<br />

174 hat - dann ist es nicht irrelevant. D.h. man kann es wie<strong>der</strong> nicht elektronisch entscheiden<br />

175 durch eine Standardisierung - alle Influenza r<strong>aus</strong> - son<strong>der</strong>n ich muss es erst wie<strong>der</strong><br />

176 Patientenorientiert und –zentriert machen und das wird man elektronisch nicht lösen können,<br />

177 son<strong>der</strong>n mit dem medizinischen Wissen. Insgesamt ist es natürlich praktisch, wenn ich dem<br />

178 Patienten zB bei einem Umzug auf Knopfdruck seine Krankenakte mitgeben kann und <strong>der</strong><br />

179 neue Kollege liest sie sich einmal durch und trägt sich in seine EDV nur noch die relevanten<br />

180 Dinge ein.<br />

181 e-Terminmanagement<br />

182 nütze ich, allerdings nur für mich, d.h. die Patienten haben keinen Zugriff darauf um sich<br />

183 Termin einzutragen son<strong>der</strong>n die müssen anrufen und ich bzw. meine Damen stimmen die<br />

184 Termine ab. Selbstverständlich bin ich zufrieden mit einem elektronischen Kalen<strong>der</strong>. Ich<br />

185 nutze die freie Eintragung für den Patienten deshalb nicht, weil ich mich nicht an das System<br />

186 verkaufen will. So kann ich einteilen und ich weiß auch, warum die Leute kommen und weiß<br />

187 auch, welchen Zeitaufwand ich haben werde. Das weiß <strong>der</strong> Patient, <strong>der</strong> sich einen Termin<br />

188 holt, nicht. Wenn sich <strong>der</strong> Patient selber eintragen könnte, würde das für mich heißen, ich<br />

189 müsste hergehen und eine zeitlimitierte Terminvergabe haben, Zeiten sperren für spezielle<br />

190 Behandlungen. Für mich wäre es viel mehr Aufwand, als wenn er anruft und ich kläre, was<br />

191 ihm fehlt, was er braucht, was er will und ich trage den Termin selbst in meinen<br />

192<br />

elektronischen Kalen<strong>der</strong> ein. Mein eigenes Terminmanagement außerhalb o<strong>der</strong> parallel zur<br />

213


Anhang<br />

193 Praxis mache ich selbstverständlich elektronisch allerdings übers Handy – das hat sich<br />

194 inzwischen am besten bewährt.<br />

195 e-Notfallsdaten<br />

196 nützen nichts. Begründung: Dort wo <strong>der</strong> Patient den Notfall hat, gibt es bestimmt kein Gerät,<br />

197 womit ich die Daten lesen könnte. Es ist völlig irrelevant, ob diese Daten auf einer Karte<br />

198 gespeichert sind o<strong>der</strong> auf einem Zentralcomputer zu finden sind, etc. Außerdem stelle ich mir<br />

199 Notfallversorgung nicht so vor, dass ich sage, aha da liegt einer, suchen wir zuerst<br />

200 elektronisch etwas, um es zu nutzen. Zu allererst ist man mit <strong>der</strong> Grundversorgung<br />

201 beschäftigt, da braucht man für nichts eine Elektronik, nachher vielleicht. Notfallsdaten auf<br />

202 <strong>der</strong> e-card – sinnlos. Wenn ich beispielsweise schwere Allergien auf einem Chip eintrage,<br />

203 das wäre sinnvoll. Nicht für den Notfall son<strong>der</strong>n für die grundsätzliche medizinische<br />

204 Versorgung. Das würde auf die Karte gehören – vor<strong>aus</strong>gesetzt, es können alle die Karte<br />

205 ablesen. Auch Allergien zB auf Medikamente wären sinnvoll, diese zu speichern. Derzeit gibt<br />

206 es für solche Fälle einen Allergiepass, den die Betr<strong>of</strong>fenen mitführen bzw. ganz zentral<br />

207 gespeichert haben. Wenn so jemand sediert o<strong>der</strong> beruhigt werden muss, um ihn beatmen zu<br />

208 können, wird kein Mensch nach einem Allergie<strong>aus</strong>weis fragen – hier hat er schlicht Pech<br />

209 gehabt – so erschütternd das sein mag. Wenn das einen geplanten chirurgischen Eingriff<br />

210 betrifft, dann ist es wichtig zu wissen, dass zB eine Allergie gegen ein bestimmtes<br />

211 Narkosemittel besteht. Bis jetzt ist es so, dass diese Patienten Ausweise bei sich haben, wo<br />

212 das draufsteht und so ein Patient vergisst sicher nicht, das zu sagen. Wenn es keinen<br />

213 geplanten Eingriff gibt und <strong>der</strong> Patient kann nicht reden, können solche Dinge nicht eruiert<br />

214 werden. Wenn es sich um einen Noteingriff handelt, wo keine Zeit mehr sein sollte, solche<br />

215 Dinge zu erheben, nehme ich das Risiko in Kauf. Es würde also Sinn machen, Dinge auf die<br />

216 Leute allergisch reagieren auf <strong>der</strong> e-card zu speichern, insbeson<strong>der</strong>e in Kombination damit,<br />

217 dass dies dann automatisch bei Aufruf <strong>der</strong> Krankengeschichte erscheint. Zu klären ist, wer<br />

218 für die Richtigkeit <strong>der</strong> Daten haftet und im Beson<strong>der</strong>en, wer haftet für die Vollständigkeit <strong>der</strong><br />

219 Daten – ich denke dafür sollte <strong>der</strong> Patient selbst haften. Er soll sich <strong>aus</strong>drucken lassen, was<br />

220 er drauf hat und das auch überprüfen.<br />

221 e-Tagebücher für Biosignale (Home Monitoring)<br />

222 kenne ich – allerdings <strong>aus</strong> meiner Ausbildungszeit im Spital – da wurden beispielsweise<br />

223 Herzschrittmacher elektronisch überwacht, Wehen überwacht. Da gibt es einiges und da kam<br />

224 ich damit in Kontakt. Macht denke ich Sinn, da müssen Sie aber Spezialisten fragen, ich<br />

225 brauche es für meine Patienten nicht. Solche Patienten sind bei Spezialisten in Betreuung,<br />

226 wo sie auch hingehören. Mir als H<strong>aus</strong>arzt reicht eigentlich die Information, die ich durch den<br />

227 Patienten bekomme, <strong>der</strong> mir sagt, ‚mein Schrittmacher spinnt‘ o<strong>der</strong> ‚<strong>der</strong> Generator ist zu<br />

228 t<strong>aus</strong>chen‘ o<strong>der</strong> was auch immer. Wo ich es nutze bzw. wo es auch eingebaut ist sind etwa<br />

229 Geräte für 24-Stunden-Blutdruckmessung usw. die man als Praktiker selbst macht und<br />

230 <strong>aus</strong>wertet – das ist auch eine Art Tagebuch und das verwende ich schon und biete ich an.<br />

231 Öffentliches Informationssystem für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen<br />

232 ist Wikipedia für Medizin, für alle zugänglich und qualitätsgesichert. Prinzipiell nicht schlecht,<br />

233 aber <strong>der</strong> Patient kommt trotzdem mit seinen Forumfragen. Selbstverständlich bin ich dafür,<br />

234 dass es ein gutes öffentliches Informationssystem mit Qualitätssicherung gibt. Wikipedia ist<br />

235 ein super Ansatz dafür, weil man hier wenigstens die Hintergrunddaten überprüfen kann.<br />

236 Wobei wer <strong>von</strong> uns kennt alle Studien und alle Pr<strong>of</strong>essoren und die Qualität dieser<br />

237 Pr<strong>of</strong>essoren, usw. Invalide Daten wird es im Internet immer geben und die Patienten werden<br />

238 dadurch immer beeinträchtigt.<br />

239 Zentrales Anbieter- und Leistungsverzeichnis aller GDAs<br />

240 Ich habe ein Problem mit dem Begriff GDA. Ich selbst empfinde mich als Arzt, nicht als<br />

241 Gesundheitsdienstanbieter. Für mich ist da auch ein Unterschied. Ich finde es nicht gut <strong>aus</strong><br />

242 folgendem Grund: Gesundheitsdienstanbieter ist ein Begriff, <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft kommt<br />

243 und wenn ich daran denke, dass da sämtliche Energetiker drinnen sind, weil sie ja<br />

244 Gesundheitsdienstanbieter sind, weil sie sich um die Gesun<strong>der</strong>haltung kümmern, wenn<br />

245 sämtliche Masseure drinnen sind, die zusätzlich Hokuspokus anbieten - da bin ich streng<br />

246 dagegen.<br />

247 Autor:<br />

248 Wie zufrieden sind Sie mit dem Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Gesundheitsdienste-Anbieter?<br />

249 Interviewpartner 13:<br />

250 Sehr zufrieden, wobei ich den Aust<strong>aus</strong>ch nur zwischen Kollegen habe.<br />

251 Autor:<br />

252 Und wenn es zusätzliche e-<strong>Health</strong>-Funktionalitäten gäbe, würden Sie das dann auch<br />

253 vermehrt nutzen?<br />

254 Interviewpartner 13:<br />

255 Es ist ja als Gesundheitsdaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch definiert. Wenn die Physiotherapeuten so einen<br />

256 Aust<strong>aus</strong>ch anbieten würden, würde ich die Daten gen<strong>aus</strong>o empfangen wie <strong>von</strong> Logopäden.<br />

257 Autor:<br />

258<br />

Wie nützlich finden Sie den Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en GDAs?<br />

214


Anhang<br />

259 Interviewpartner 13:<br />

260 Sehr nützlich.<br />

261 Autor:<br />

262 Haben Sie eine zufriedenstellende Lösung für Urlaubs- und Krankenstandvertretung?<br />

263 Interviewpartner 13:<br />

264 Ich persönlich nein, ich kann als Wahlarzt nicht vertreten werden. Die Patienten kommen<br />

265 wegen mir zu mir. Für Bagatellfälle habe ich eine Vertretung. Da ist ein Unterschied zu<br />

266 Kassenärzten. Ich glaube in <strong>der</strong> Stadt ist es leichter vertreten zu werden. Am Land hat <strong>der</strong><br />

267 ‚H<strong>aus</strong>arzt‘ schon ein gewisse Wertigkeit.<br />

268 Autor:<br />

269 Sind Sie mit <strong>der</strong> Usability, also <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit <strong>von</strong> Ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware<br />

270 zufrieden? Was könnte man verbessern?<br />

271 Interviewpartner 13:<br />

272 Ja, ich bin sehr zufrieden. Verbessern könnte man die Geschwindigkeit. Das liegt aber zum<br />

273 Teil daran, dass ich mich weigere, alle zwei Jahre neue Hardware zu kaufen. Das Programm<br />

274 kann viel zu viel, weil es so individuell anpassbar ist – deshalb arbeite ich aber auch gern<br />

275 damit. Ich bin deshalb zufrieden, weil es kein Programm auf <strong>der</strong> Welt gibt, das immer<br />

276 fehlerfrei läuft, und es kostet mich einen Telefonanruf, um Hilfe zu bekommen. Ich bin mit<br />

277 meinem Programm und auch mit dem Service sehr zufrieden.<br />

278 Autor:<br />

279 Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Praxis-S<strong>of</strong>twarehersteller beschreiben?<br />

280 Interviewpartner 13:<br />

281 Freundschaftlich.<br />

282 Autor:<br />

283 Erfüllen die e-<strong>Health</strong> Funktionen in ihrer Praxis-S<strong>of</strong>tware die Erwartungen, die Sie an sie<br />

284 haben?<br />

285 Interviewpartner 13:<br />

286 Die elektronische Überweisung habe ich beispielsweise wie<strong>der</strong> abgestellt. Die an<strong>der</strong>en<br />

287 Anwendungen funktionieren super und ich bin damit zufrieden.<br />

288 Autor:<br />

289 Sind Sie <strong>der</strong> Meinung, dass Ihre Patientendaten <strong>aus</strong>reichend geschützt sind? (unberechtigter<br />

290 Zugriff, unberechtigte Verän<strong>der</strong>ung und Löschung, Vollständigkeit, Beweisbarkeit <strong>der</strong><br />

291 Herkunft)<br />

292 Interviewpartner 13:<br />

293 Ja. Vollständigkeit kann ich natürlich nicht garantieren, weil wenn <strong>der</strong> Patient <strong>von</strong> sich <strong>aus</strong><br />

294 irgendwo hingeht und mir nicht sagt, dass er dort war und sich einverstanden erklärt, dass<br />

295 ich den Befund anfor<strong>der</strong>e, können Daten nie vollständig sein. Was die Verlustsicherung<br />

296 anbelangt, das ist eine Frage vom Sichern. Was die Zugriffsicherheit betrifft, haben wir einen<br />

297 hohen Level bzgl. Firewall usw. Der elektronische Befunddaten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch ist ein<br />

298 bidirektionaler, das hat den Vorteil, dass ich immer weiß, <strong>von</strong> wem habe ich einen Befund<br />

299 bekommen. Selbst wenn es ein weitergeleiteter Befund ist, weiß ich über wen ich ihn<br />

300 bekommen habe. Das ist nachvollziehbar und ich denke auch, dass die Daten sicher sind.<br />

301 100%ige Sicherheit gibt es in <strong>der</strong> Elektronik nicht, auch in keiner Ordination, weil es<br />

302 unmöglich ist, immer alle Arbeitsplatzstationen ununterbrochen in einem Zustand zu halten,<br />

303 wo kein an<strong>der</strong>er irgendwo hineinspähen kann. Das entspricht keinem Arbeitsalltag, aber ich<br />

304 halte sie für sehr, sehr sicher.<br />

305 Autor:<br />

306 Wie gut fühlen Sie sich über e-<strong>Health</strong>-Funktionen im Allgemeinen informiert?<br />

307 Interviewpartner 13:<br />

308 Ich glaube sehr gut.<br />

309 Autor:<br />

310 Wie werden Sie über e-<strong>Health</strong>-Funktionen informiert?<br />

311 Interviewpartner 13:<br />

312 Erstens auf <strong>der</strong> politischen Ebene über die Kammer, das liegt an meiner Funktion als<br />

313 Standesvertreterin. Zweitens tritt immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Programmierer an mich heran und<br />

314 informiert mich über Neuerungen.<br />

315 Autor:<br />

316 Von wem würden Sie mehr Informationen über e-<strong>Health</strong> wollen?<br />

317 Interviewpartner 13:<br />

318 Ich brauche nicht noch mehr Infos.<br />

319 Autor:<br />

320 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong>-Angebote einarbeiten, wenn sie öfter <strong>von</strong> den Patienten<br />

321 angefragt würden?<br />

322 Interviewpartner 13:<br />

323 Wahrscheinlich.<br />

324<br />

Autor:<br />

215


Anhang<br />

325 Würden Sie sich in neue e-<strong>Health</strong> Funktionen einarbeiten, wenn sie <strong>von</strong> Ihren Kollegen<br />

326 häufig genutzt würden / wenn Sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztekammer / vom Gesundheitsministerium / <strong>von</strong><br />

327 den Kostenträgern empfohlen würden?<br />

328 Interviewpartner 13:<br />

329 Wenn ich es nicht selber zu finanzieren habe und es für sinnvoll erachte ja, sonst nein.<br />

330 Autor:<br />

331 Bieten Sie jetzt bereits Leistungen an, die über das „Normale“?<br />

332 Interviewpartner 13:<br />

333 Was die medizinische Versorgung anbelangt – ja. Elektronisch – nein.<br />

334 Autor:<br />

335 Haben Sie den Eindruck, dass Sie die Erwartungen an einen "guten Arzt" besser erfüllen<br />

336 können, wenn Sie mehr e-<strong>Health</strong> Funktionen anwenden?<br />

337 Interviewpartner 13:<br />

338 Nein.<br />

339 Autor:<br />

340 Halten Sie e-<strong>Health</strong> für bedeutsam für Ihre Arbeit?<br />

341 Interviewpartner 13:<br />

342 Grundsätzlich ja. Ich kann aber auch ohne e-<strong>Health</strong> arbeiten, auch ohne Strom. Die Qualität<br />

343 <strong>der</strong> Behandlung wird sich allerdings än<strong>der</strong>n, abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Umgebungssituation in <strong>der</strong><br />

344 man sich befindet. Das ist <strong>der</strong> Vorteil des Allgemeinmediziners.<br />

345 Autor:<br />

346 Könnten Sie sich die Führung Ihrer Ordination gänzlich ohne APIS vorstellen?<br />

347 Interviewpartner 13:<br />

348 Ich würde nie freiwillig darauf verzichten, aber wenn es notwendig wäre <strong>aus</strong> irgendeinem<br />

349 Grund, habe ich kein Problem - natürlich kann ich die Ordination ohne Elektronik und<br />

350 Computersystem führen.<br />

351 Autor:<br />

352 Macht es für Sie einen Unterschied <strong>aus</strong>, wenn Sie wüssten, Sie müssen bestimmte e-<strong>Health</strong><br />

353 Funktionen zwingend anwenden?<br />

354 Interviewpartner 13:<br />

355 Ja. Es würde meine Einstellung gegenüber den e-<strong>Health</strong> Funktionen verschlechtern. Ich<br />

356 habe prinzipiell etwas gegen Zwang, wiewohl ich nichts gegen Kontrolle habe, aber ich habe<br />

357 etwas gegen Überwachung und dieses Instrumentarium e-<strong>Health</strong>, e-card-System, etc. kann<br />

358 man sehr wohl zur Überwachung einsetzen.<br />

359 Autor:<br />

360 Macht es Ihnen Spaß, am Computer zu arbeiten? Sind Sie auch in Ihrer Freizeit <strong>of</strong>t am<br />

361 Computer und im Internet? Sind sie neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware und probieren<br />

362 am Computer gerne etwas <strong>aus</strong>?<br />

363 Interviewpartner 13:<br />

364 Würde ich schon sagen, dass es mir Spaß macht. In <strong>der</strong> Freizeit arbeite ich nicht mit dem<br />

365 Computer, aber ich spiele. Neugierig auf neue S<strong>of</strong>t- und Hardware muss ich ja sein, ich habe<br />

366 noch auf DOS gelernt und es bleibt einem nichts an<strong>der</strong>es übrig als sich weiterzuentwickeln.<br />

367 Stehen bleiben tu ich da sicher nicht. Außerdem hat man ja auch p<strong>aus</strong>enlos ein neues<br />

368 Handy, was ja auch nichts an<strong>der</strong>es ist.<br />

369 Autor:<br />

370 Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sind, die e-<strong>Health</strong> an Sie<br />

371 stellt?<br />

372 Interviewpartner 13:<br />

373 In <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> möglichen juristischen Folgen nicht wirklich. Ich weiß, wie einfach es<br />

374 ist, dass man bestätigt, etwas gelesen zu haben, das weiß je<strong>der</strong> <strong>der</strong> E-Mails bekommt. Die<br />

375 neuen Programme schicken ja zum Teil die Bestätigungen im Hintergrund weg, auch wenn<br />

376 man es abstellt. Ich fürchte, es wird unglaublich schwierig sein zu beweisen: habe ich einen<br />

377 e-Befund gelesen o<strong>der</strong> nicht. Ich kann beweisen ob ich ihn bekommen habe o<strong>der</strong> nicht. Ob<br />

378 ich ihn gelesen habe o<strong>der</strong> nicht, ist schon schwieriger. Ob ich ihn vollständig gelesen habe,<br />

379 kann mir überhaupt niemand beweisen. Hafte ich für jeglichen zur Kenntnis genommenen<br />

380 Inhalt und ab welchen Zeitpunkt bin ich verpflichtet, das alles zu lesen? Das ist unser<br />

381 Problem! Jetzt lesen wir die Befunde zum Großteil, wenn wir sie bekommen – ich zumindest,<br />

382 weil ich sie einspiele. Auf mich bezogen lese ich sie ziemlich unmittelbar, aber wenn das<br />

383 extrem aufwändig und viel wird und mir dann rechtlich ein Fallstrick dar<strong>aus</strong> gezogen werden<br />

384 kann, dann fühle ich mich ein wenig überfor<strong>der</strong>t, weil ich es nicht mehr einsehe, das alles<br />

385 wissen zu müssen.<br />

386 Autor:<br />

387 Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen in die Weiterentwicklung<br />

388 <strong>der</strong> Systeme einfließen könnten o<strong>der</strong> bereits eingeflossen sind?<br />

389 Interviewpartner 13:<br />

390<br />

Sicher.<br />

216


Anhang<br />

391 Autor:<br />

392 Würde Ihre Akzeptanz steigen, wenn Sie das Gefühl haben, in die Entwicklung einbezogen<br />

393 zu werden?<br />

394 Interviewpartner 13:<br />

395 Ich glaube nicht, dass meine Akzeptanz da<strong>von</strong> abhängig ist ob ich eingebunden bin o<strong>der</strong><br />

396 nicht. Meine Akzeptanz ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Funktionalität abhängig.<br />

397 Autor:<br />

398 Würden Sie an Pilotprojekten neuer e-<strong>Health</strong>-Funktionen teilnehmen bzw. selbst bei <strong>der</strong><br />

399 Entwicklung mitarbeiten?<br />

400 Interviewpartner 13:<br />

401 Ja, habe ich schon und würde ich auch wie<strong>der</strong>.<br />

402 Autor:<br />

403 Welche Auswirkungen hätten mehr neue e-<strong>Health</strong>-Funktionen auf Ihre tägliche Arbeit mit den<br />

404 Patienten und auf die Administration in <strong>der</strong> Praxis?<br />

405 Interviewpartner 13:<br />

406 Wenn ich an die e-Medikation denke, mit Sicherheit einen erhöhten Zeitaufwand, das gilt<br />

407 auch für ELGA. Ich glaube, mit neuen Funktionen würde die Administration mehr und<br />

408 komplizierter.<br />

409 Autor:<br />

410 Glauben Sie, dass mit mehr e-<strong>Health</strong> Kosten gespart werden können, in Ihrer Praxis bzw. im<br />

411 Gesundheitssystem generell?<br />

412 Interviewpartner 13:<br />

413 Nein!<br />

414 Autor:<br />

415 Sehen Sie für den Patienten einen Mehrwert durch den vermehrten Einsatz <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong>-<br />

416 Funktionalitäten? Online-Terminvereinbarung, e-Medikation, e-Impfpass mit<br />

417 Erinnerungsfunktion, weniger Untersuchungen, ..?<br />

418 Interviewpartner 13:<br />

419 Nein, weil die Patienten diese viele Untersuchungen haben wollen und die Politik sollte sich<br />

420 überlegen, den Zugang zu solchen Dingen zu erschweren. Die Patienten haben die<br />

421 Möglichkeit und das Recht auf eine Zweit-, Dritt-, Viert- und Fünftmeinung und solange das<br />

422 so ist, wird man diese Mehrfachbefundungen nicht vermeiden können. Wozu hat man mit<br />

423 Einführung des e-card-Systems die Facharztbeschränkung aufgehoben? Früher hat man<br />

424 einen Krankenschein für den Praktiker bekommen, zwei Facharztscheine und einen<br />

425 Zahnschein – und jetzt? Gratiszugang mittels Plastikcard – dort sollte man vielleicht einmal<br />

426 ansetzen und man braucht nicht unbedingt e-<strong>Health</strong> dafür. Wobei das elektronisch leicht<br />

427 umzusetzen wäre mit <strong>der</strong> e-card.<br />

428 Autor:<br />

429 Wie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber Sie bei weiteren Maßnahmen unterstützen?<br />

430 Interviewpartner 13:<br />

431 Erstens, indem er die Patienten lückenlos darüber aufklärt, was er wirklich macht, welche<br />

432 politischen Entscheidungen er trifft und warum. Zweitens kann er uns unterstützen indem er<br />

433 manche Dinge einfach beschränkt und dieses ‚doctor hopping‘ im fachärztlichen Bereich<br />

434 einschränkt. Drittens, die Begehrlichkeit <strong>der</strong> Patienten sinkt mit Einführung eines<br />

435 Selbstbehalts, <strong>der</strong> meines Erachtens dringend notwendig wäre für alles. Es leiden alle<br />

436 darunter, weil das das Gesundheitssystem so teuer macht – die vielen Ambulanzbesuche<br />

437 und immer wie<strong>der</strong> Kontakte <strong>von</strong> Patienten mit <strong>Ärzten</strong> außerhalb <strong>der</strong> Ordinationszeit o<strong>der</strong> in<br />

438 <strong>der</strong> Nacht.<br />

439 Autor:<br />

440 Soll <strong>der</strong> Gesetzgeber eingreifen indem er die GDAs zur Teilnahme verpflichtet?<br />

441 Interviewpartner 13:<br />

442 Nein! Und falls er das tut, dann hat er es selber zu zahlen. Ich halte das System wie es<br />

443 geplant ist, für überflüssig und zu teuer. Es ist ein <strong>der</strong>zeitiges System vorhanden, das man<br />

444 vielleicht verbessern und <strong>aus</strong>bauen kann, vielleicht kann man dort ein paar Funktionalitäten<br />

445 <strong>aus</strong>bauen, aber wir brauchen nicht ein neues Projekt namens ELGA, das halte ich für<br />

446 komplett sinnlos.<br />

447 Autor:<br />

448 Wie ist Ihre Meinung zu Opt-in und Opt-out?<br />

449 Interviewpartner 13:<br />

450 Opt-In heißt - <strong>der</strong> Patient entscheidet, dass er dabei sein will. Das wäre meines Erachtens<br />

451 die entsprechende Variante. Eine Opt-out-Lösung halte ich für demokratiepolitisch äußerst<br />

452 bedenklich. Und <strong>der</strong> größte Unsinn daran ist, dass es ein befundbezogenes teilweises in/out<br />

453 geben soll.<br />

454 Autor:<br />

455 Würde sich an Ihrer Autonomie als Arzt durch die vermehrte Einführung <strong>von</strong> e-<strong>Health</strong> etwas<br />

456<br />

verän<strong>der</strong>n?<br />

217


Anhang<br />

457 Interviewpartner 13:<br />

458 Ja, wenn die Einführung zwangsweise ist.<br />

459 Autor:<br />

460 Würden Sie all Ihre Daten an<strong>der</strong>en GDAs zur Verfügung stellen?<br />

461 Interviewpartner 13:<br />

462 Alle Daten sicher nicht lückenlos. Wir wissen sehr viel über einen Patienten und es würde<br />

463 meines Erachtens das Vertrauen zwischen Arzt und Patient auf <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>arztebene ganz<br />

464 massiv schwächen. Es wird dazu führen, dass die Patienten nichts mehr erzählen.<br />

465 Autor:<br />

466 Wo erwarten Sie bei <strong>der</strong> Einführung neuer e-<strong>Health</strong> Anwendungen Verbesserungen?<br />

467 (Behandlung <strong>der</strong> Patienten, internen Organisation, Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en GDAs, Zeit,<br />

468 Kosten, )<br />

469 Interviewpartner 13:<br />

470 Ich denke da in erster Linie einmal an den Informationstransport. Hier gäbe es schon etwas,<br />

471 dass e-<strong>Health</strong> mäßig Sinn machen würde - das Speichern <strong>der</strong> Patientenverfügung auf <strong>der</strong> e-<br />

472 card zum Beispiel. Zeitersparnis erwarte ich mir eigentlich keine, Kostenersparnis auch nicht.<br />

473 Und die Behandlung <strong>der</strong> Patienten steht auch jetzt schon im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

474 Autor:<br />

475 Haben wir ein Thema zu e-<strong>Health</strong> in Ihrer Arztpraxis-S<strong>of</strong>tware noch nicht behandelt, bzw.<br />

476 möchten Sie noch etwas ergänzen?<br />

477 Interviewpartner 13:<br />

478 e-<strong>Health</strong> Funktionen, die sinnvoll sind, mir einen Nutzen bringen und auch gefor<strong>der</strong>t sind,<br />

479 nutze ich bereits.<br />

480 Autor:<br />

481<br />

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch.<br />

218


9 Danksagung<br />

Danksagung<br />

Ich danke allen <strong>Ärzten</strong>, die sich die notwendige Zeit für diese Studie genommen<br />

haben und mir ihre Meinung und Fachwissen mitgeteilt haben.<br />

Auch meinem Arbeitgeber, <strong>der</strong> Ärztekammer für OÖ, ganz beson<strong>der</strong>s Dr. Felix<br />

Wallner und Mag. Martin Keplinger gebührt mein Dank für die umfassende<br />

Unterstützung.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Dank gilt meiner Betreuerin Frau Univ.-Pr<strong>of</strong>. Dr. Elske Ammenwerth,<br />

die mit kompetenten und nützlichen Hinweisen meine Diplomarbeit betreut hat. Sie<br />

hatte stets ein <strong>of</strong>fenes Ohr für meine Fragen und stand mir immer mit Rat und<br />

Verbesserungsvorschlägen zur Seite.<br />

Mein größter Dank gilt meiner Frau Maria, die viel Geduld und Verständnis während<br />

meiner gesamten Studienzeit aufbrachte, und auf viele gemeinsame Stunden<br />

verzichten musste.<br />

219


10 Eidesstattliche Erklärung<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde<br />

Hilfe verfasst und an<strong>der</strong>e als die in <strong>der</strong> Arbeit angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht<br />

benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäß <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Schriften entnommen<br />

sind, habe ich als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher we<strong>der</strong> in gleicher noch in ähnlicher Form einer an<strong>der</strong>n<br />

Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.<br />

Hall in Tirol, am 15.12.2012 ..............................................................<br />

Ing. Gerhard Klapf<br />

220

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