1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

Im Kapitel Zufluchtsorte des Exils folgt ein Überblick über die Zufluchtsländer,
die den Exilanten aus persönlichen oder beruflichen Gründen als Zielorte
geeignet erschienen. Hermand betont dabei die damalige, noch enge
und ausschließliche Bezogenheit fast aller Künstler auf den deutschen Kulturraum.
Am sichersten fühlten sich noch die kommunistischen Künstler, die
in die Sowjetunion flohen, dort aber bald die Realität ideologischer Unterdrückung
und machtpolitischer Willkür erlebten und erst nach der Wende
des Krieges mit dem Ziel der Rückkehr nach Deutschland vor Augen wieder
Mut schöpften. Nachhaltiger als in der Sowjetunion erlebte die antifaschistische
Kunst der Exilanten in der Tschechoslowakei politische Unterstützung
und große Wirksamkeit, bis im Frühjahr 1939 das Land okkupiert wurde und
die Exilanten weiter fliehen mußten. Ihr Zielland wurde Frankreich, in das
schon 1933 viele politisch links gerichtete Exilanten geflüchtet waren und
das ihnen vor allem in der Mitte der dreißiger Jahre eine relativ freie Betätigung
ermöglichte. Den Höhepunkt bildete 1935 die internationale Volksfrontkonferenz
Zur Verteidigung der Kultur, auf der ausführlich der mögliche
kulturelle Widerstand gegen den Faschismus diskutiert wurde. In den anderen
europäischen Zufluchtsländern war eine solche Diskussion wegen des
Verdachts des Kommunismus nicht möglich, weder in der Schweiz, noch in
Belgien, etwas toleranter vielleicht in den Niederlanden, aber nicht in England.
Palästina wurde nur für wenige zum Zielland, da die meisten der „jüdischbürtigen“
Künstler wegen der kulturellen Rückständigkeit und politischen
Germanophobie dort keine Betätigungsmöglichkeit sahen. Die 1938
nach der deutschen Besetzung Österreichs und der Tschechoslowakei, der
Reichspogromnacht und erneut nach Kriegsbeginn einsetzende Massenflucht
führte notwendig aus Europa hinaus, nach Mexiko und vor allem in
die USA, trotz bürokratischer Hemmnisse, aber dank der vorhandenen Unterstützung
durch politische 7 und jüdische Organisationen. In den USA stießen
die exilierten Künstler allerdings kaum auf die erwartete Anerkennung,
sondern auf Desinteresse, Unwissenheit und Ablehnung, die von vielen mit
Rückzug, Hochmut und Verachtung des allein kommerziellen Kunstbetriebs
beantwortet wurde, - sie setzten sich nicht mit der Gegenwartskultur auseinander,
sondern arbeiteten in der Hoffnung auf ein Nachkriegseuropa.
7 Z.B. Ohne zu zögern : Varian Fry: Berlin - Marseille - New York ; [ein Projekt
des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. in Kooperation
mit der Akademie der Künste Berlin ; Ausstellung: Akademie der Künste, Pariser
Platz 4, Berlin, 18. November - 30. Dezember 2007] / Aktives Museum. [Red.: Angelika
Meyer und Marion Neumann]. - Berlin : Aktives Museum, 2007. - 493 S. : Ill.
; 24 cm. - Biographien S. 401 - 467. - ISBN 978-3-00-022946-6 : EUR 20.00 zzgl.
Porto [9450]. - Rez.: IFB 07-2-384 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz275097870rez.htm
- Flüchtlingspolitik und Flüchtlingshilfe 1940 - 1942 : Varian Fry und die Komitees
zur Rettung politisch Verfolgter in New York und Marseille / Anne Klein. - Berlin
: Metropol-Verlag, 2007. - 542 S. : Ill. ; 24 cm. - (Reihe Dokumente, Texte, Materialien
/ Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
; 61). - Zugl.: Berlin, Freie Univ., veränd. Diss., 2004 u.d.T.: Klein, Anne: Flüchtlingshilfe
1940 - 1942. - ISBN 978-3-938690-17-8 : EUR 24.00 [9516]. - Rez.: IFB
07-2-385 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz120761807rez.htm