05.10.2013 Aufrufe

1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ankurbelung der Konsumgüter<strong>in</strong>dustrie erfolgreich entideologisiert resp.<br />

neu-ideologisiert. Die NSDAP setzte so eher e<strong>in</strong>e Beschleunigung <strong>in</strong> Richtung<br />

e<strong>in</strong>er massenmedialen Konsumgesellschaft <strong>in</strong> Gang, als daß sie die<br />

Durchsetzung e<strong>in</strong>er Volkgeme<strong>in</strong>schaft befördert hätte, aber es gelang ihr,<br />

den meisten Menschen das Gefühl zu vermitteln, nicht unter e<strong>in</strong>em ideologisch<br />

überspannten Gewaltregime zu leben, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ihren Bedürfnissen<br />

entsprechenden <strong>Kultur</strong>- und Konsumgeme<strong>in</strong>schaft. Erst nach der<br />

Wende des Kriegs 1943/44 bildeten sich – erfolgslos – e<strong>in</strong>ige oppositionelle<br />

Gruppen; daß es der militärischen Katastrophe bedurfte, um das „Dritte<br />

Reich“ zu beenden, zeige den Erfolg der realpolitischen Taktiken und ideologischen<br />

Überredungskünste der Nationalsozialisten, - sie waren bis zur<br />

letzten M<strong>in</strong>ute erfolgreich (S. 174).<br />

Kürzer läßt sich das Kapitel zur Inneren Emigration zusammenfassen, e<strong>in</strong><br />

Begriff, den Hermand auf die zwischen Widerwillen und Anpassung<br />

schwankende, weder e<strong>in</strong>deutig private, noch ebenso e<strong>in</strong>deutig offen antifaschistische<br />

Haltung e<strong>in</strong>grenzt, also <strong>für</strong> solche Künstler reserviert, die regimekritische<br />

Tendenzen ihrer Kunst so stark verschlüsselten, daß sie von<br />

den NS-Zensoren übersehen wurden, oder die darauf verzichteten, mit ihrer<br />

Kunst an die Öffentlichkeit zu treten (S. 177). Unter den Künsten war es <strong>für</strong><br />

die Literatur am schwersten, solche verschlüsselte Kritik zu üben, <strong>in</strong> der<br />

Musik war es vielleicht eher möglich, <strong>für</strong> die Malerei noch am leichtesten,<br />

solange e<strong>in</strong> Künstler se<strong>in</strong>e Bilder nur privat anbot. Wirkungsgeschichtlich<br />

hätten – wenn überhaupt – nur Werke der hohen Literatur <strong>in</strong>nerhalb der Bildungsbourgeoisie<br />

e<strong>in</strong>en gewissen Erfolg gehabt. In den Abschnitten zu den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Künsten prüft Hermand Kunstrichtungen und e<strong>in</strong>zelne Künstler<br />

daraufh<strong>in</strong>, ob sie zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Emigration gezählt werden könnten, und<br />

kommt zu dem Ergebnis, daß nur sehr wenige, sehr vere<strong>in</strong>zelt agierende<br />

und durchweg erfolglose Künstler und nur sehr wenige Kunstwerke <strong>in</strong><br />

Deutschland zu dieser Gruppe gerechnet werden können.<br />

Leitendes Motiv der Übersicht über das Exil, <strong>in</strong> das so viele Künstler aus<br />

weltanschaulichen oder rassischen Gründen unmittelbar nach dem Machtantritt<br />

der Nationalsozialisten fliehen mußten, ist <strong>für</strong> Hermand die weitgehende<br />

Zersplitterung der Exilanten. Nach dem Grad ihres politischen Engagements<br />

teilt Hermand sie zunächst <strong>in</strong> resignierend-eskapistische, kulturbewußt-humanistische<br />

und aktiv-antifaschistische Gruppen e<strong>in</strong>, die aber <strong>in</strong><br />

sich wieder sehr unterschiedlich une<strong>in</strong>heitlich waren (S. 212). Hermands<br />

Interesse und Sympathie gilt vor allem den aktiv-antifaschistischen Gruppen<br />

und unter ihnen denen, die politisch l<strong>in</strong>ks agierten und <strong>in</strong> ihrer aktivsten<br />

Phase <strong>in</strong> den Jahren von 1935 bis 1938 ihre Hoffnung auf die deutsche Arbeiterschaft,<br />

die zeitweilige Volksfront-Regierung <strong>in</strong> Frankreich und <strong>in</strong> die<br />

Sowjetunion setzten (S. 218). Die <strong>in</strong>ternen <strong>Kultur</strong>debatten endeten spätestens<br />

nach dem Beg<strong>in</strong>n des Weltkriegs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welle der Emigration<br />

und <strong>in</strong> der weiteren Flucht aus Europa nach Übersee. Nur der unerschütterliche<br />

Kern der politisch l<strong>in</strong>ken Aktivisten beharrte noch auf se<strong>in</strong>em Deutschse<strong>in</strong><br />

und kehrt nach <strong>1945</strong> <strong>in</strong> den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands<br />

zurück.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!