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1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

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omane und vor allem anspruchslose, heitere Unterhaltungsliteratur gefördert,<br />

e<strong>in</strong>e Tendenz, die während des Kriegs noch verstärkt wurde. Ähnliche<br />

Literatur hatte es bereits vor der NS-<strong>Zei</strong>t <strong>in</strong> großer Verbreitung gegeben,<br />

doch fehlte jetzt der Gegenpart der l<strong>in</strong>kskritischen und reformorientierten<br />

Literatur, ohne daß jedoch solch kritische Literatur von den Lesern vermißt<br />

worden wäre.<br />

Ähnlich fällt Hermands E<strong>in</strong>schätzung der NS-<strong>Kultur</strong>politik im Bereich des<br />

Theaters aus: Während die zunächst propagierten Th<strong>in</strong>g- und Weihespiele<br />

nach 1935 nur noch als Freilichttheater der Parteigliederungen existierten,<br />

wurde das klassische Regietheater <strong>in</strong> bisher nicht gekanntem Ausmaß gefördert<br />

und zu e<strong>in</strong>er kulturellen Sche<strong>in</strong>blüte gebracht. Hitler selber setzte<br />

jedoch auf die großen Inszenierungen <strong>in</strong> Aufmärschen, Fackelumzügen und<br />

Reichsparteitagen, <strong>in</strong> denen er nicht Zuschauer war, sondern selber die<br />

Hauptrolle spielte (S. 137).<br />

Im geme<strong>in</strong>samen Kapitel zu Rundfunk, Film und Presse handelt Hermand<br />

nache<strong>in</strong>ander die <strong>für</strong> die Nationalsozialisten wichtigsten Propagandamedien<br />

ab: Der bereits zu Ende der Weimarer Republik verstaatlichte Rundfunk,<br />

wurde sofort <strong>in</strong> NS-Regie überführt und wurde zunächst zu e<strong>in</strong>em Propaganda-Instrument<br />

mit Indoktr<strong>in</strong>ation und Sendungen zu NS-Gedenk- und<br />

Feiertagen, wandelte sich jedoch aufgrund offensichtlicher Überfrachtung<br />

schon im Herbst 1933 zu e<strong>in</strong>em Medium mit ostentativer Betonung von<br />

klassischer Musik und Dichterlesungen und bald danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Medium der<br />

Berieselung vor allem mit leichter Unterhaltungsmusik, die optimistische<br />

Laune verbreiten sollte. Ähnlich die Abfolge <strong>in</strong> der Filmpolitik, deren zunächst<br />

direkten Propagandafilme schnell abgelöst wurden durch e<strong>in</strong> Spektrum<br />

leichter bis melodramatischer Musik- und Unterhaltungsfilme, die zahlenmäßig<br />

und auch im Publikumserfolg bei weitem die offensichtlicheren<br />

Propaganda- und Hetzfilme 6 und auch die heroisch-optimistischen Kriegsfilme<br />

ausstachen. Die zunächst noch privat organisierte Film<strong>in</strong>dustrie folgte<br />

den Vorgaben von Goebbels wegen des geschäftlichen Erfolgs nur zu gern.<br />

Den höheren Stellenwert der beiden Ton- und Bildmedien <strong>in</strong>nerhalb der NS-<br />

<strong>Kultur</strong>politik sieht Hermand durch die relativ freie Behandlung der Pressemedien<br />

bestätigt, die nach dem Verbot der politisch l<strong>in</strong>ken <strong>Zei</strong>tungen und<br />

dem Berufsverbot <strong>für</strong> alle nicht-arischen Journalisten <strong>in</strong> relativer Unabhängigkeit<br />

<strong>in</strong> privatwirtschaftlicher Organisation weiter existieren durften. Die<br />

NS-Kampfpresse aus der Weimarer Republik wurde ergänzt durch e<strong>in</strong>ige<br />

repräsentativere Presseorgane. Auf die <strong>in</strong>haltliche Lenkung der Presse<br />

durch die täglichen „Anweisungen <strong>für</strong> die Presse“ oder auf die Folgen der<br />

Kriegswirtschaft <strong>für</strong> die Presse und auch <strong>für</strong> die Rundfunkgeräte-Industrie<br />

geht Hermand <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em hier sehr kurzen Abriß nicht weiter e<strong>in</strong>.<br />

6 Z.B. "Jud Süss" - Propagandafilm im NS-Staat : Katalog zur Ausstellung im<br />

Haus der Geschichte Baden-Württemberg Stuttgart vom 14. Dezember 2007 bis 3.<br />

August 2008 / [Hrsg.: Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Wiss. Bearb.:<br />

Ernst Seidl ... Autoren: Cornelia Hecht ...]. - Stuttgart : Haus der Geschichte Baden-Württemberg,<br />

2007. - 151 S. : zahlr. Ill. ; 29 cm. - ISBN 978-3-933726-24-7 :<br />

EUR 12.50 [9517]. - Rez.: IFB 07-2-475 http://ifb.bsz-bw.de/bsz271893818rez-<br />

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