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1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

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42). Außer <strong>in</strong> den Konstanten der Verbannung alles Kommunistischen und<br />

Jüdischen sowie <strong>in</strong> der Glorifizierung alles Kämpferischen gab es unter den<br />

Nationalsozialisten wenig E<strong>in</strong>igkeit. Das vorläufige Verschweigen radikaler<br />

Fernziele zugunsten nicht derart verstörender Nahziele mündete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

dreifachen Strategie: <strong>in</strong> der verstärkten Förderung traditioneller Hochkultur<br />

<strong>für</strong> die gebildete Oberklasse, <strong>in</strong> der Propagierung e<strong>in</strong>er sogenannten<br />

Durchschnittskultur <strong>für</strong> die mittleren Schichten sowie <strong>in</strong> der weitgehenden<br />

Duldung der massenmedialen Unterhaltungskultur <strong>für</strong> die Unterklassen, die<br />

allerd<strong>in</strong>gs jeweils von allen jüdischen und bolschewistischen „Entartungen“<br />

zu „re<strong>in</strong>igen“ waren (S. 43). Da sich außer dem „gesunden Volksempf<strong>in</strong>den“<br />

aber wenig Inhaltliches und Konkretes <strong>für</strong> die Propagierung e<strong>in</strong>er „ewig<br />

deutschen Volkskultur“ f<strong>in</strong>den ließ, zogen sich die NS-<strong>Kultur</strong>politiker relativ<br />

schnell auf die traditionelle Zweigliederung <strong>in</strong> Hoch- und Unterhaltungskultur<br />

zurück. Für die Oberschicht wurde die überkommene, klassische Hochkultur<br />

gefördert, <strong>für</strong> die Mittel- und Unterschicht die populäre Unterhaltung.<br />

Nach dem Machtantritt waren sich die Nationalsozialisten schnell und weitgehend<br />

dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, welche <strong>Kultur</strong>ersche<strong>in</strong>ungen es zu diffamieren und auszuschalten<br />

galt: alles Marxistische, alles Jüdische, alles Internationale, alles<br />

irgendwie „Entartete“. Weniger E<strong>in</strong>igkeit bestand dar<strong>in</strong>, welche <strong>Kultur</strong>politik<br />

positiv durchgesetzt werden sollte: H<strong>in</strong>ter Alfred Rosenberg versammelten<br />

sich die Anhänger e<strong>in</strong>er eher nationalrevolutionären, hohen und zugleich<br />

unmittelbar volksverbundenen mythisch-arischen Vorstellungswelt, h<strong>in</strong>ter<br />

Joseph Goebbels die Pragmatiker, die die vorhandene Spaltung <strong>in</strong> Hoch-<br />

und Trivialkultur akzeptierten und durch Teilverbote und Dirigismus <strong>für</strong> sich<br />

ausnutzten. Schon vor der E<strong>in</strong>gliederung der NS-<strong>Kultur</strong>geme<strong>in</strong>de Alfred Rosenbergs<br />

<strong>in</strong> die „Kraft-durch-Freude“-Organisation 1937 hatte sich der M<strong>in</strong>ister<br />

<strong>für</strong> Volksaufklärung und Propaganda dank se<strong>in</strong>er effektiveren Organisation<br />

durchgesetzt. Für die Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der von ihm geschaffenen sieben<br />

Reichskulturkammern, die jeder der etwa 60.000 <strong>Kultur</strong>schaffenden <strong>für</strong><br />

sich beantragen mußte, wurde außer dem sog. Arier-Nachweis ke<strong>in</strong> positives<br />

Bekenntnis zum NS-Staat verlangt. Die nicht aufgenommenen etwa<br />

17.000 Künstler jüdischer Abstammung wurden im Jüdischen <strong>Kultur</strong>bund<br />

(gegründet als <strong>Kultur</strong>bund Deutscher Juden) organisiert, der bis zur Reichspogromnacht<br />

1938 <strong>für</strong> die jüdische Bevölkerung tätig war (<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bis zum<br />

<strong>11</strong>.9.1941, im Vorzeige-Konzentrationslager Theresienstadt auch noch bis<br />

1944). E<strong>in</strong>e kohärente NS-<strong>Kultur</strong>politik ist ebenso schwer auszumachen wie<br />

e<strong>in</strong>e kohärente NS-Ideologie: Ziel war es, möglichst allen Schichten der<br />

deutschen Bevölkerung das von ihnen jeweils Ersehnte zu bieten, um so im<br />

Nahziel die Zustimmung der Massen zu erreichen und abzusichern. Das gilt<br />

auch <strong>für</strong> die Kriegsjahre, <strong>in</strong> denen die unterhaltenden Elemente <strong>in</strong>nerhalb<br />

der NS-<strong>Kultur</strong> weiter verstärkt wurden, um die Massen bei guter Laune zu<br />

halten, - „erst gelte es zu siegen, danach werde man weiter sehen“ wird<br />

Goebbels 1940 zitiert (S. 61).<br />

Nach dem kurzen Abriß über die allgeme<strong>in</strong>en Grundlagen und Rahmenvorstellungen<br />

der NS-<strong>Kultur</strong>politik geht Hermand auf die e<strong>in</strong>zelnen Künste e<strong>in</strong>,<br />

um <strong>für</strong> sie Spezifisches näher zu erläutern. So hebt er <strong>für</strong> den Bereich der<br />

Architektur hervor, daß Hitler die Vorhaben repräsentativer Geme<strong>in</strong>schafts-

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