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1945 Kultur 11-4 Kultur in finsteren Zei - Informationsmittel für ...

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Antifaschistische Wirkungsmöglichkeiten ist das Kapitel überschrieben, <strong>in</strong><br />

dem Hermand e<strong>in</strong>en Überblick über die von den Nationalsozialisten so nicht<br />

erwarteten politischen Aktivitäten der Exilanten gibt. Vor allem den politisch<br />

l<strong>in</strong>ksorientierten Gruppierungen und Zusammenschlüssen spricht Hermand<br />

trotz ihrer Widersprüche und <strong>in</strong>neren Streitigkeiten e<strong>in</strong>e gewisse politische<br />

Wirksamkeit zu, während die konservativ ges<strong>in</strong>nten Exilanten politische E<strong>in</strong>zelgänger<br />

blieben. Doch blieben auch die Aktivitäten der Zusammenschlüsse<br />

vor allem nach <strong>in</strong>nen gerichtet, nennenswerte Breitenwirkung <strong>in</strong> die<br />

fremden <strong>Kultur</strong>en g<strong>in</strong>g weder von ihnen, noch von der veröffentlichten Literatur<br />

und auch nicht von den Exilzeitschriften aus, erst recht nicht <strong>in</strong> den<br />

USA, wo die deutschstämmige Bevölkerung eher das erfolgreiche neue<br />

Reich bewunderte, bevor sie sich im Krieg völlig assimilierte und die Exilanten<br />

mit ihren Gedanken an e<strong>in</strong> Nachkriegseuropa alle<strong>in</strong> ließ.<br />

Unter der Überschrift Auswirkungen auf die Künste wendet Hermand sich<br />

wieder den e<strong>in</strong>zelnen Künsten zu. Das Kapitel zur Literatur wiederholt im<br />

wesentlichen den vorherigen allgeme<strong>in</strong>en Überblick, um sich danach den<br />

e<strong>in</strong>zelnen literarischen Gattungen und besonders dem Exilroman zu widmen,<br />

der die Gegenwart im Exil und <strong>in</strong> Deutschland thematisierte. Das Kapitel<br />

schließt mit der Vorstellung e<strong>in</strong>iger zentraler Romane, die „die vorwärtsweisende<br />

Funktion e<strong>in</strong>er aus dem zeitgenössischen Erleben hervorgehenden<br />

Widerstandskunst“ besaßen (S. 267). Das Kapitel zum Theater betont<br />

dessen Gebundenheit an die deutsche Sprache und von daher die von<br />

vornhere<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Existenzmöglichkeiten <strong>für</strong> exilierte Theaterangehörige,<br />

außer kurzfristig im wolgadeutschen Gebiet der Sowjetunion, wenig auch <strong>in</strong><br />

Österreich, doch durchaus bedeutend <strong>in</strong> der Schweiz, während sich <strong>in</strong> den<br />

Privattheatern der USA so gut wie ke<strong>in</strong>e Chancen boten. Im Kapitel zum<br />

Film betont Hermand, daß sich so gut wie ke<strong>in</strong>e Chancen <strong>für</strong> die etwa 2000<br />

geflüchteten Angehörigen von Berufen um die Filmproduktion boten, ihre<br />

Lage und ihre Ansichten <strong>in</strong> Filmproduktionen <strong>in</strong> den Zufluchtsländern ihres<br />

Exils e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen; am ehesten gelang dies noch bis 1936 <strong>in</strong> der Sowjetunion,<br />

kaum <strong>in</strong> Frankreich und England, auch nicht <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und bis zum<br />

Kriegse<strong>in</strong>tritt der USA 1941 auch dort nicht, weil politische und jüdische<br />

Themen <strong>für</strong> Filme verpönt waren, - erst danach fanden Exilanten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

melodramatischen Anti-Nazi-Filmen Hollywoods Beschäftigung. Im Kapitel<br />

Malerei, Graphik und Fotomontage weist Hermand noch e<strong>in</strong>mal auf die <strong>für</strong><br />

bildende Künstler etwas andere Ausgangslage h<strong>in</strong>: Die meisten mißliebigen<br />

Künstler blieben <strong>in</strong> Deutschland und arbeiteten im Verborgenen, nur wenige<br />

flohen <strong>in</strong>s Exil und nur die wenigsten arbeiteten mit antifaschistischer Tendenz.<br />

Im Kapitel Musik beschreibt Hermand die Lage der nach den Literaten<br />

und Filmschaffenden drittgrößten Gruppe von Exilanten, den Musikern, die<br />

es e<strong>in</strong>facher hatten, neue Wirkungsmöglichkeiten zu f<strong>in</strong>den, 8 das galt zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>für</strong> die politisch nicht l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong>gestellten und zugleich klassischromantisch<br />

ausgebildeten Musiker, die nach 1933 zuerst <strong>in</strong> europäischen<br />

8 Das galt selbst <strong>für</strong> entfernte Länder wie Australien: Die verschwundenen Musiker<br />

: jüdische Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Australien / Albrecht Düml<strong>in</strong>g. - Köln [u.a.] : Böhlau,<br />

20<strong>11</strong>. - 444, [16] S. : Ill., Notenbeisp. ; 25 cm + 1 Karten-Beil. - ISBN 978-3-412-<br />

20666-6 : EUR 49.90 [#2412]. - E<strong>in</strong>e Rezension <strong>in</strong> IFB ist vorgesehen.

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