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Ursprünge des Atheismus - IfB

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von dem bis heute eine deutsche Übersetzung fehlt, eindeutig an einer esoterischen<br />

Konzeption <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> festhielten (S. 230 - 231). Selbst Holbach<br />

vertrat im übrigen noch deutlich später die Auffassung, daß der<br />

<strong>Atheismus</strong> nichts für die Menge sei.<br />

Während Texte wie der Theophrastus redivivus sich stark auf antike Quellen<br />

stützen und etwa religionskritisch ausdeutbare Passagen aus Sextus<br />

Empiricus direkt übernahmen, wäre nach den Standarddarstellungen der<br />

Aufklärungsgeschichte eigentlich zu erwarten, daß sich die (klan<strong>des</strong>tinen)<br />

atheistischen Texte in besonderer Weise der modernen Naturwissenschaft<br />

bedient hätten, um für ein mechanistisches Weltbild einzutreten. Doch zeigt<br />

sich im Gegenteil, daß für derartige Texte Wunder im Einklang mit einer älteren<br />

Form der Naturphilosophie keineswegs unmöglich waren, sondern nur<br />

eben nicht-religiös erklärt wurden. Ähnliches kann für die Kritik an der Teleologie<br />

bzw. den Antifinalismus der frühen Atheisten festgestellt werden (S.<br />

280).<br />

Der frühneuzeitliche <strong>Atheismus</strong> ist nach Schröder – einmal abgesehen von<br />

den Initialdokumenten <strong>des</strong> Theophrastus redivivus und <strong>des</strong> Symbolum<br />

sapientiae – ein gemischtes Phänomen, denn einerseits bieten vor allem<br />

diese beiden genannten Texte eine philosophische Explikation <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong>,<br />

andererseits sind die meisten anderen Texte <strong>des</strong> atheistischen Korpus<br />

mit erheblichen theoretischen Defiziten beladen, weil in ihnen „ein bekenntnishaft-theitischer<br />

Gestus die argumentativ-diskursive Entwicklung <strong>des</strong> Gedankens<br />

verdrängt“ (S. 320). Damit aber hat der (materialistische) <strong>Atheismus</strong><br />

Anteil an einer Entwicklung hin zu dem Phänomen „Weltanschauung“,<br />

das für die weitere Geistesgeschichte wirksam werden sollte (S. 321). 8 Der<br />

frühneuzeitliche <strong>Atheismus</strong> als Weltanschauung hat oft starke parawissenschaftliche<br />

Züge, abgesehen davon, daß oftmals behauptet wird, grundlegende<br />

metaphysische Probleme ließen sich mal eben so lösen (z.B. S. 325<br />

- 326). Der Materialismus, der in atheistischen Texten von Autoren wie Meslier,<br />

La Mettrie 9 oder Holbach dem Theismus entgegengesetzt wird, ist der<br />

dominierende metaphysische Standpunkt. Mengenmäßig geringer dokumentiert<br />

ist dagegen die skeptische Position, der Schröder eine größere philosophische<br />

Bedeutung zuschreibt (S. 342). Man könne hier von einem<br />

„agnostischen <strong>Atheismus</strong>“ sprechen, u.a. inspiriert durch den religionsapologetischen<br />

Fideismus, der die Möglichkeit der Erkennbarkeit Gottes abstritt<br />

8 Zum Begriff der Weltanschauung siehe Weltanschauung - eine Herausforderung<br />

für Martin Heideggers Philosophiebegriff / Arnulf Müller. - Stuttgart :<br />

Kohlhammer, 2010. - 427 S. ; 24 cm. - (Münchener philosophische Studien ; N.F.<br />

28). - Zugl.: München, Hochsch. für Philosophie, Diss., 2008. - ISBN 978-3-17-<br />

020972-5 : EUR 49.80 [#0901]. - Diese Arbeit bietet S. 15 - 118 eine Begriffsgeschichte<br />

<strong>des</strong> Konzepts. - Rez.: IFB 11-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz313479011rez-<br />

1.pdf<br />

9 Vgl. Julien Offray de La Mettrie, 1709 - 1751 : a bibliographical inventory / by<br />

Roger E. Stoddard. Together with a facsimile reprint of La Mettrie's long-lost thesis,<br />

"Epistolaris de vertigine dissertatio" (Rennes, 1736). - Köln : Dinter, 2000. - 82<br />

S. : Ill. ; 22 cm. - ISBN 3-924794-42-1 : DM 68.00 [6260]. - Rez.: IFB 01-2-270<br />

http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/01_0270.html

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