Ursprünge des Atheismus - IfB
Ursprünge des Atheismus - IfB
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B KULTURWISSENSCHAFTEN<br />
BA PHILOSOPHIE<br />
<strong>Atheismus</strong><br />
17. - 18. Jahrhundert<br />
12-4 <strong>Ursprünge</strong> <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> : Untersuchungen zur Metaphysik-<br />
und Religionskritik <strong>des</strong> 17. und 18. Jahrhunderts / Winfried<br />
Schröder. - 2., mit einem neuen Nachwort versehene und bibliographisch<br />
aktualisierte Aufl. - Stuttgart- Bad Cannstatt :<br />
Frommann-Holzboog, 2012. - 645 S. ; 25 cm. - (Quaestiones ;<br />
11). - Zugl.: Berlin, Freie Univ., Habil.-Schr., 1996. - ISBN 978-<br />
3-7728-2608-5 : EUR 148.00<br />
[#2823]<br />
Die Frage danach, seit wann es einen philosophisch argumentierenden<br />
<strong>Atheismus</strong> im eigentlichen Sinne gibt, behandelt der Marburger Philosophiehistoriker<br />
Winfried Schröder in seinem Standardwerk, das hier in zweiter<br />
Auflage vorliegt. 1 Wann man tatsächlich von <strong>Atheismus</strong> sprechen kann,<br />
ist eine metaphysikgeschichtlich bedeutsame Frage, die auch für die Einschätzung<br />
der frühneuzeitlichen Philosophie insgesamt wichtig ist. 2 Erst im<br />
Jahre 2011 hatte Schröder ein weiteres wichtiges Buch zur Geschichte der<br />
antiken und frühneuzeitlichen Christentumskritik verfaßt, das gleichfalls viele<br />
Leser verdient. 3 Außerdem ist Schröder als Herausgeber philosophischer<br />
Clan<strong>des</strong>tina hervorgetreten, was im Zusammenhang mit seinem <strong>Atheismus</strong>-<br />
Buch unmittelbar von Bedeutung ist, weil dadurch wertvolles Quellenmaterial<br />
für die Forschung bereitgestellt wird. 4<br />
Diese neue Ausgabe <strong>des</strong> auf einer Habilitationsschrift beruhenden Buches<br />
über die <strong>Ursprünge</strong> <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> ist unbedingt zu begrüßen; sie ist hier<br />
1 Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1010801694/04<br />
2 Zur gesamten Konstellation vgl. auch Departure for modern Europe : a handbook<br />
of early modern philosophy (1400 - 1700) / in collaboration with Stefan Heßbrüggen-Walter<br />
ed. by Hubertus Busche. - Hamburg : Meiner, 2011. - XVI, 1262 S.<br />
; 25 cm. - ISBN 978-3-7873-2131-5 : EUR 128.00 [#1962]. - Rez.: IFB 11-2<br />
http://ifb.bsz-bw.de/bsz336158106rez-1.pdf<br />
3 Athen und Jerusalem : die philosophische Kritik am Christentum in Antike und<br />
Neuzeit / Winfried Schröder. - Stuttgart- Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog,<br />
2011. - 291 S. ; 25 cm. - (Quaestiones ; 16). - ISBN 978-3-7728-2567-5 : EUR<br />
68.00 [#2442]. - Rez.: IFB 12-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz344504271rez-1.pdf<br />
4 Schriften, Dokumente / Matthias Knutzen. Mit einer Einl. hrsg. von Winfried<br />
Schröder. - Stuttgart- Bad-Cannstatt : Frommann-Holzboog, 2010. - 288 S. - 21<br />
cm. - (Philosophische Clan<strong>des</strong>tina der deutschen Aufklärung : Abteilung 1, Texte<br />
und Dokumente ; 5). - ISBN 978-3-7728-1656-7 : EUR 198.00 [#1132]. - Rez.: IFB<br />
10-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz321394968rez-1.pdf
erweitert durch ein Nachwort von 2012, das auf die Einwände der Kritik eingeht<br />
und sie in der Sache klar zurückweist. Dieses Nachwort bietet sich<br />
auch vorab zur Lektüre an, weil man dann bereits über die grundlegenden<br />
Fragestellungen informiert ist, mit denen sich Schröder auseinandersetzt.<br />
Außerdem erhält man durch die Lektüre seiner Gegenkritik eine gute Vorstellung<br />
von seiner hermeneutischen Konzeption. Das vorliegende Buch<br />
vertritt einen engen <strong>Atheismus</strong>begriff, der nicht schon jede Form heterodoxen<br />
Denkens, blasphemischer Positionen oder antiklerikaler Propaganda<br />
als <strong>Atheismus</strong> akzeptiert. Deshalb werden von Schröder auch oft in der Geschichte<br />
<strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> einbezogene Denker wie Spinoza und Hobbes nicht<br />
zu den Atheisten gerechnet, da sie in ihren Schriften keine Argumentation<br />
gegen die Existenz Gottes durchführten. Als <strong>Atheismus</strong> im engeren Sinne<br />
kann nur eine Position gelten, die die Auffassung von der Nichtexistenz Gottes<br />
mit Gründen vertritt. Damit setzt sich Schröder von älteren Darstellungen<br />
aller Art ab, wie sie etwa auch der an sich verdienstvolle Fritz Mauthner geliefert<br />
hatte, in deren konzeptioneller Ungenauigkeit der <strong>Atheismus</strong> keine<br />
scharfen Konturen mehr hatte. 5 Schröders Buch bietet damit eine Pionierleistung,<br />
das auch neuere Studien wie das beachtenswerte Werk von Dorothea<br />
Weltecke ermöglicht hat. 6 In Übereinstimmung mit dem bekannten<br />
Werk Lucien Febvres über das Problem <strong>des</strong> Unglaubens in der Renaissance<br />
kommen sowohl Schröder wie auch Weltecke zu dem Schluß, daß es<br />
in Mittelalter und Renaissance keinen <strong>Atheismus</strong> gab. Schröder zeigt zudem,<br />
daß es im Grunde bis in die Mitte <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts und sogar<br />
noch bis zu Darwin so war, daß der <strong>Atheismus</strong> die auch argumentativ<br />
schwächere Position vertrat, die zudem auch nicht mit dem damaligen<br />
Stand der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse kompatibel war. Einige frühe<br />
Text atheistischer Provenienz, so etwa die knappen Flugschriften Knutzens,<br />
sind Schröder zufolge ohnehin theoretisch recht dürftig; sie sind im<br />
5 Der <strong>Atheismus</strong> und seine Geschichte im Abendlande / Fritz Mauthner. Hrsg.<br />
und mit einem Vorwort von Ludger Lütkehaus. - Aschaffenburg : Alibri-Verlag. - 24<br />
cm. - Ausgabe basiert auf der vierbändigen Ausgabe Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt,<br />
1920 - 1923. - ISBN 978-3-86569-113-2 : EUR 179.00, EUR 149.00<br />
(Subskr.-Pr. bis 30.11.2009) [#1969]. - Bd. 1. Einleitung: Die Antike, Erstes Buch:<br />
Teufelsfurcht und Aufklärung im sogenannten Mittelalter. - 1. Aufl., [Neuausg.]. -<br />
2011. - XXXIV, 570 S. - Bd. 2. Zweites Buch: Entdeckung der Natur und <strong>des</strong> Menschen<br />
- Lachende Zweifler - Niederlande, England. - 1. Aufl., [Neuausg.]. - 2011. -<br />
518 S. - Bd. 3. Drittes Buch (1. bis 11. Abschnitt): Aufklärung in Frankreich und in<br />
Deutschland - Die große Revolution. - 1. Aufl., [Neuausg.]. - 2011. - 428 S. - Bd. 4.<br />
Drittes Buch (12. bis 14. Abschnitt): Aufklärung – Große Revolution, Viertes Buch:<br />
Die letzten hundert Jahre - Reaktion - Materialismus - Gottlose Mystik. - 1. Aufl.,<br />
[Neuausg.]. - 2011. - 424 S. - Rez. IFB 11-2<br />
http://ifb.bsz-bw.de/bsz332154998rez-1.pdf<br />
6 "Der Narr spricht: Es ist kein Gott" : <strong>Atheismus</strong>, Unglauben und Glaubenszweifel<br />
vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit / Dorothea Weltecke. - Frankfurt am<br />
Main [u.a.] : Campus-Verlag, 2010. - 578 S. : Ill. ; 22 cm. - (Campus historische<br />
Studien ; 50). - Dorothea Zugl.: Konstanz, Univ., Habil.-Schr., 2007. - ISBN 978-3-<br />
593-39194-6 : EUR 45.00 [#2191]. - Rez.: IFB 12-1<br />
http://ifb.bsz-bw.de/bsz321538145rez-1.pdf
Grunde vor allem <strong>des</strong>halb interessant, weil Knutzen der allererste überhaupt<br />
namentlich bekannte Atheist war, der selbst öffentlich die Existenz Gottes<br />
leugnete. Bis zu Knutzen gab es zwar zahllose <strong>Atheismus</strong>-Vorwürfe, die<br />
sich aber nie überprüfbar auf eine konkrete Person bezogen, die wirklich<br />
von sich selbst behauptete, die Existenz Gottes zu leugnen. So wurde denn<br />
auch von vielen Theologien überhaupt bestritten, daß es Atheisten geben<br />
könne - was bedeutete, daß diejenigen, die gegebenenfalls von sich behaupteten,<br />
Atheisten zu sein, de facto ihre eigenen Unglauben heucheln<br />
mußten, weil die Existenz Gottes so evident wie nur irgend etwas war. Erst<br />
allmählich konkretisierte sich, vor allem in der Auseinandersetzung mit der<br />
Figur Spinozas, das Problem <strong>des</strong> „tugendhaften Atheisten“. 7 Dies aber stellt<br />
für Winfried Schröder nicht das eigentlich interessante Problem dar. Denn<br />
es geht ihm darum, die Existenz eines <strong>Atheismus</strong> aufzuspüren, der sich<br />
selbst als philosophische Position begreift und daher den Versuch unternimmt,<br />
für den <strong>Atheismus</strong> mit Gründen zu streiten. Dabei versucht er zudem,<br />
die Rolle von Bibel- und Offenbarungskritik unterhalb der Schwelle zu<br />
<strong>Atheismus</strong> daraufhin zu befragen, ob in ihr etwa der <strong>Atheismus</strong> als logische<br />
Konsequenz angelegt war. Schröder bestreitet dies jedoch, da ein Großteil<br />
der Bibel- und Offenbarungskritik auf teils impliziten rationaltheologischen<br />
Prämissen beruhte, die mit <strong>Atheismus</strong> nichts zu tun hatten. Aus strategischen<br />
Gründen bot es sich aber dennoch oft an, solche Argumentationen<br />
miteinzubeziehen.<br />
Das nächste Kapitel der Arbeit behandelt die Kritik der philosophischen<br />
Theologie, d.h. konkret die Kritikversuche an den bekannten Gottesbeweisen<br />
sowie der denkbaren Gegenargumente. Das darauf folgende Kapitel<br />
untersucht die Berechtigung der beiden geläufigen Genealogien <strong>des</strong><br />
<strong>Atheismus</strong>, die einmal mit der neuen Naturwissenschaft, ein anderes Mal<br />
mit dem neuzeitlichen Rationalismus in Verbindung gebracht werden. Das<br />
letzte größere Kapitel blickt sodann noch auf die beiden Gestalten <strong>des</strong> frühen<br />
<strong>Atheismus</strong> in Form <strong>des</strong> Materialismus als Weltanschauung sowie der<br />
kritischen Skepsis. Eine kurze Schlußbemerkung schließt den Hauptteil der<br />
Arbeit ab, worauf dann der umfangreiche Anhang folgt. Schröder argumentiert<br />
stets dicht an den Quellen orientiert, was mehrfach Veranlassung zur<br />
Korrektur von Forschungsmeinungen gibt, die beispielsweise die Existenz<br />
der klan<strong>des</strong>tinen Literatur nicht in Rechnung stellen oder aber den Texten<br />
nicht gerecht werden. Hier kann nicht auf alle Fälle dieser Art eingegangen<br />
werden, doch sei zumin<strong>des</strong>t auf Schröders Korrektur am Beispiel <strong>des</strong> Antiklerikalismus<br />
hingewiesen. Hier kritisiert er etwa, daß die „selektive Wahrnehmung<br />
der Quellen <strong>des</strong> frühen <strong>Atheismus</strong>“ zum Klischee geführt habe,<br />
„daß dieser mit antiklerikalen, sozialrevolutionären oder politisch radikalen<br />
Zielsetzungen von Anbeginn verbunden war“ (S. 229). Beachtenswert ist<br />
hier, daß bedeutende Texte wie der anonyme Theophrastus redivivus,<br />
7 Der tugendhafte Atheist : Studien zur Vorgeschichte der Spinoza-Renaissance<br />
in Deutschland / Michael Czelinski-Uesbeck. - Würzburg : Königshausen & Neumann,<br />
2007. - 243 S. ; 24 cm. - (Schriftenreihe der Spinoza-Gesellschaft ; 13). -<br />
Zugl.: Hannover, Univ., Diss., 2004. - ISBN 978-3-8260-3536-4 : EUR 24.80<br />
[#1075]. - Rez.: IFB 10-3 http://ifb.bsz-bw.de/bsz265786843rez-1.pdf
von dem bis heute eine deutsche Übersetzung fehlt, eindeutig an einer esoterischen<br />
Konzeption <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> festhielten (S. 230 - 231). Selbst Holbach<br />
vertrat im übrigen noch deutlich später die Auffassung, daß der<br />
<strong>Atheismus</strong> nichts für die Menge sei.<br />
Während Texte wie der Theophrastus redivivus sich stark auf antike Quellen<br />
stützen und etwa religionskritisch ausdeutbare Passagen aus Sextus<br />
Empiricus direkt übernahmen, wäre nach den Standarddarstellungen der<br />
Aufklärungsgeschichte eigentlich zu erwarten, daß sich die (klan<strong>des</strong>tinen)<br />
atheistischen Texte in besonderer Weise der modernen Naturwissenschaft<br />
bedient hätten, um für ein mechanistisches Weltbild einzutreten. Doch zeigt<br />
sich im Gegenteil, daß für derartige Texte Wunder im Einklang mit einer älteren<br />
Form der Naturphilosophie keineswegs unmöglich waren, sondern nur<br />
eben nicht-religiös erklärt wurden. Ähnliches kann für die Kritik an der Teleologie<br />
bzw. den Antifinalismus der frühen Atheisten festgestellt werden (S.<br />
280).<br />
Der frühneuzeitliche <strong>Atheismus</strong> ist nach Schröder – einmal abgesehen von<br />
den Initialdokumenten <strong>des</strong> Theophrastus redivivus und <strong>des</strong> Symbolum<br />
sapientiae – ein gemischtes Phänomen, denn einerseits bieten vor allem<br />
diese beiden genannten Texte eine philosophische Explikation <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong>,<br />
andererseits sind die meisten anderen Texte <strong>des</strong> atheistischen Korpus<br />
mit erheblichen theoretischen Defiziten beladen, weil in ihnen „ein bekenntnishaft-theitischer<br />
Gestus die argumentativ-diskursive Entwicklung <strong>des</strong> Gedankens<br />
verdrängt“ (S. 320). Damit aber hat der (materialistische) <strong>Atheismus</strong><br />
Anteil an einer Entwicklung hin zu dem Phänomen „Weltanschauung“,<br />
das für die weitere Geistesgeschichte wirksam werden sollte (S. 321). 8 Der<br />
frühneuzeitliche <strong>Atheismus</strong> als Weltanschauung hat oft starke parawissenschaftliche<br />
Züge, abgesehen davon, daß oftmals behauptet wird, grundlegende<br />
metaphysische Probleme ließen sich mal eben so lösen (z.B. S. 325<br />
- 326). Der Materialismus, der in atheistischen Texten von Autoren wie Meslier,<br />
La Mettrie 9 oder Holbach dem Theismus entgegengesetzt wird, ist der<br />
dominierende metaphysische Standpunkt. Mengenmäßig geringer dokumentiert<br />
ist dagegen die skeptische Position, der Schröder eine größere philosophische<br />
Bedeutung zuschreibt (S. 342). Man könne hier von einem<br />
„agnostischen <strong>Atheismus</strong>“ sprechen, u.a. inspiriert durch den religionsapologetischen<br />
Fideismus, der die Möglichkeit der Erkennbarkeit Gottes abstritt<br />
8 Zum Begriff der Weltanschauung siehe Weltanschauung - eine Herausforderung<br />
für Martin Heideggers Philosophiebegriff / Arnulf Müller. - Stuttgart :<br />
Kohlhammer, 2010. - 427 S. ; 24 cm. - (Münchener philosophische Studien ; N.F.<br />
28). - Zugl.: München, Hochsch. für Philosophie, Diss., 2008. - ISBN 978-3-17-<br />
020972-5 : EUR 49.80 [#0901]. - Diese Arbeit bietet S. 15 - 118 eine Begriffsgeschichte<br />
<strong>des</strong> Konzepts. - Rez.: IFB 11-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz313479011rez-<br />
1.pdf<br />
9 Vgl. Julien Offray de La Mettrie, 1709 - 1751 : a bibliographical inventory / by<br />
Roger E. Stoddard. Together with a facsimile reprint of La Mettrie's long-lost thesis,<br />
"Epistolaris de vertigine dissertatio" (Rennes, 1736). - Köln : Dinter, 2000. - 82<br />
S. : Ill. ; 22 cm. - ISBN 3-924794-42-1 : DM 68.00 [6260]. - Rez.: IFB 01-2-270<br />
http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/01_0270.html
und von der Seite <strong>des</strong> Glaubens aus auf die Zerstörung der philosophischen<br />
Theologie zielte (S. 344 - 362). Hier ist es besonders aufschlußreich, in welcher<br />
Form die verschiedenen Autoren sowohl apologetischer wie atheistischer<br />
Art sich auf die antike Skepsis im Pyrrhonischen Sinne beziehen. Der<br />
Verfasser <strong>des</strong> Symbolum sapientiae vertritt die beweistheoretisch raffiniertere<br />
Position als alle dogmatischen Formen <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong>, da dieser sich<br />
sozusagen jenseits <strong>des</strong> Beweisbaren bewegt. Demgegenüber ist ein „presumption<br />
of atheism“ (A. Flew) vorzuziehen, die demjenigen die Beweislast<br />
aufbürdet, der die Existenz Gottes behauptet. Auf eine solche nichtdogmatische<br />
Position sollte man auch terminologisch mit einem besonderen<br />
Begriff reagieren, wofür Schröder eine Neuaneignung <strong>des</strong> Terminus Agnostizismus<br />
vorschlägt, jedoch in dem Sinne, wie er von Thomas Huxley eingeführt<br />
wurde.<br />
Wichtig als Gesamtübersicht ist dieser Anhang <strong>des</strong> Buches, der gewissermaßen<br />
in Lexikonform die wichtigsten Quellen bespricht und auf ihre Datierung,<br />
Zuschreibung und Überlieferung eingeht. Dies macht Schröders Buch<br />
zu einem höchst wertvollen Nachschlagewerk, da man sich hier rasch informieren<br />
kann und auch während der Lektüre <strong>des</strong> Buches immer wieder<br />
nachschlagen kann. Man findet an dieser Stelle auch nützliche Literaturhinweise,<br />
einschließlich knapper wichtiger Hinweise zur Einordnung mancher<br />
Sekundärliteratur. Das alles macht Schröders Buch zum notwendigen Ausgangspunkt<br />
für jede intensivere Beschäftigung mit dem <strong>Atheismus</strong>, die sowohl<br />
historische als auch philosophische Dimensionen berücksichtigen will.<br />
Vorbildlich ist auch das Register, das die Arbeit mit dem unverzichtbaren<br />
Buch sehr erleichtert. <strong>Ursprünge</strong> <strong>des</strong> <strong>Atheismus</strong> sollte zu den Standardwerken<br />
philosophischer und religionswissenschaftlicher Bibliothekssammlungen<br />
gehören.<br />
Till Kinzel<br />
QUELLE<br />
Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und<br />
Wissenschaft<br />
http://ifb.bsz-bw.de/<br />
http://ifb.bsz-bw.de/bsz344503666rez-1.pdf