BOLD THE MAGAZINE 04 2011
PERSPEKTIVEN PERSPEKTIVEN
Zeitgeist | Lifestyle | Kunst | Kultur | Mode | Trend D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF BOLD THE MAGAZINE 04 | 2011 | 1 www.bold-magazine.eu THE MAGAZINE Perspektiven Die sicht der dinge | suche nach gott | kunst fair | Bildung im Wandel Faces of Africa | Design Or function | frédéric chaubin | lucian broscatean
- Seite 2 und 3: 2 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 4 und 5: 4 | BOLD THE MAGAZINE Das neue auto
- Seite 6 und 7: 6 | BOLD THE MAGAZINE RIO Ipanema B
- Seite 8 und 9: 8 | BOLD THE MAGAZINE support your
- Seite 10 und 11: 10 | BOLD THE MAGAZINE Einstieg | P
- Seite 12 und 13: 12 | BOLD THE MAGAZINE SUCHE NACH G
- Seite 14 und 15: 14 | BOLD THE MAGAZINE Schwerpunkt
- Seite 16 und 17: 16 | BOLD THE MAGAZINE Schwerpunkt
- Seite 18 und 19: 18 | BOLD THE MAGAZINE Schwerpunkt
- Seite 20 und 21: 20 | BOLD THE MAGAZINE BASEL I KOPE
- Seite 22 und 23: 22 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 24 und 25: 24 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 26 und 27: 26 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 28 und 29: 28 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 30 und 31: 30 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 32 und 33: 32 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 34 und 35: 34 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 36 und 37: 36 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 38 und 39: 38 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 40 und 41: 40 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 42 und 43: 42 | BOLD THE MAGAZINE
- Seite 44 und 45: 44 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 46 und 47: 46 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 48 und 49: 48 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
- Seite 50 und 51: 50 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kult
Zeitgeist | Lifestyle | Kunst | Kultur | Mode | Trend<br />
D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> <strong>04</strong> | <strong>2011</strong> | 1<br />
www.bold-magazine.eu<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Perspektiven<br />
Die sicht der dinge | suche nach gott | kunst fair | Bildung im Wandel<br />
Faces of Africa | Design Or function | frédéric chaubin | lucian broscatean
2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 3
4 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Das neue automatische Calibre 1887 beherbergt eine grundlegend<br />
überarbeitete Version des im Jahr 1887 von Edouard Heuer patentierten<br />
Schwingtriebs. Dieser ermöglicht den Start des Carrera Chronographen<br />
in weniger als zwei Tausendstelsekunden.<br />
Bitte besuchen Sie uns für weitere Informationen und ein aktuelles<br />
Händler verzeichnis unter www.tagheuer.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 5
6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
RIO Ipanema Beach, Topas, <strong>2011</strong><br />
Germany Cologne, Munich, Italy Milan, Brazil São Paulo, Rio de Janeiro, Brasília, USA Honolulu, Beverly Hills, Canada Toronto, China Beijing, Shanghai, Shenzhen, Changsha, Hangzhou,<br />
Hong Kong Hong Kong, Japan Osaka, Tokyo, South Korea Seoul, Macao Macao, Philippines Manila, Malaysia Kuala Lumpur, Singapore Singapore, Taiwan Taipei, Taichung, Tainan, Kaohsiung.<br />
www.rimowa.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 7
8 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
support<br />
your<br />
local<br />
dealer<br />
www.heldvodka.de
inhalt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 9<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Inhalt<br />
Schwerpunkt<br />
Perspektiven – Die Sicht der Dinge<br />
SUCHE NACH GOTT – PERSPEKTIVEN DES GLAUBENS<br />
Bildung im Wandel – Perspektive für ein neues Lebenskonzept<br />
Inverted Perspective – Lucian Broscatean<br />
10<br />
12<br />
18<br />
21<br />
Mode<br />
Authentic Styles for Urban Individuals – SET Fashion<br />
25<br />
Kunst & Kultur<br />
CCCP Cosmic Communist Constructions Photographed<br />
Faces of Africa – Mario Marino<br />
KUNST FAIR PRÄSENTIERT – Perspektiven im Herbst <strong>2011</strong><br />
34<br />
38<br />
44<br />
sehenswert – Erlebe es Selbst<br />
Planet der Affen – Prevolution<br />
Hell – Die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr<br />
50<br />
52<br />
56<br />
Das Porträt – <strong>THE</strong> FRUIT TREE FOUNDATION<br />
Im Gespräch – Die Fantastischen Vier<br />
Hörenswert – Beats and Emotions<br />
Track-By-Track – KASABIAN VELOCIRAPTOr<br />
62<br />
66<br />
68<br />
70<br />
Reise<br />
Ibiza oder doch wieder Mallorca<br />
74<br />
Lifestyle & Trend<br />
Live it well – Inspiration für ein gesundes Leben<br />
Begehrenswert – schön mini<br />
Elegant – Das neue Notebook von Dell<br />
Design Or function – Innere Werte äussere perspektiven<br />
80<br />
83<br />
86<br />
88<br />
Die letzte Seite<br />
Was wäre die welt ohne<br />
96<br />
Impressum<br />
98
10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Einstieg | PERSPEKTIVE | Die Sicht der Dinge<br />
Die Sicht der Dinge<br />
Alles Eine Frage der<br />
Perspektive<br />
Autor: A. Tölke<br />
Ein Parforceritt durch die Welt, wie wir sie<br />
sehen. Alles eine Frage der Perspektive?<br />
Eine der philosophischen Fragen schlechterdings:<br />
Ist der Tisch noch da, wenn wir<br />
den Raum verlassen haben? Pillepalle?<br />
Von wegen – eine Sekunde Zeit nehmen<br />
und kurz die Augen geschlossen: Der<br />
Stuhl, auf dem man sitzt. Wird gespürt,<br />
ist also Wirklichkeit. Doch kaum verlassen<br />
wir den Raum, hat der Stuhl ja nichts zu<br />
tun und verschwindet. Oder? Beweisen<br />
sie mal das Gegenteil! Bitte jetzt nicht die<br />
Nummer mit der Überwachungskamera<br />
bringen, die ist ja auch nur der verlängerte<br />
Arm des eigenen Selbst – quasi<br />
der billige Ersatz für das Ich, das auf dem<br />
Stuhl sitzt. Nein, wenn keiner und nichts<br />
da ist oder kontrolliert: was ist dann?<br />
Was wir sehen, fühlen und hören, ist hier<br />
und jetzt Wirklichkeit. Aber auch Dinge<br />
haben eine eigene Vergangenheit. Vielleicht.<br />
Nur eben kein Gedächtnis – der<br />
Stuhl, das waren Rohstoffe, Einzelteile,<br />
bearbeitet von Menschen, die ihre Sicht<br />
auf die Dinge materialisierten. Oder? Das<br />
Stück Land, auf dem das Haus steht, in<br />
dem die Wohnung ist. Irgendwann mal<br />
Urwald, Eisblock, Grundstück vielleicht<br />
für ein anderes Domizil, in dem andere<br />
Menschen gelebt haben. Ist also nur das,<br />
was wir sehen, fühlen, hören, riechen,<br />
die Wirklichkeit? Fragen, die uns heute<br />
eigentlich komplett wurscht sein können.<br />
Ich bin und habe. Ich bin, was und wen<br />
ich besitze.<br />
Sorry, da muss der olle Fromm (Erich<br />
Fromm) her halten. „Haben oder sein?“<br />
fragte der Meister in den 70ern. Endlich<br />
mal eine Frage, deren Perspektive <strong>2011</strong><br />
geklärt scheint. Das Haben bestimmt das<br />
Sein. Und Fromm betet ‘76 schon vor:<br />
„... maximaler Konsum ist durch einen<br />
vernünftigen Konsum (Konsum zum<br />
Wohle des Menschen) ersetzt.“<br />
Dank Turbotempo und Dauershoppen<br />
mit Dispo, iTunes und 24-Stunden-<br />
Vernetzung hat sich die Perspektive<br />
arg verändert. Das Ohr am Handy und<br />
Gespräche, die deutlich flüchtiger sind<br />
als die Wahrnehmung eines Schreibtischstuhls.<br />
Irgendwas ins Telefon geplappert<br />
und Sekunden später nicht den Hauch<br />
einer Erinnerung an das, was gesagt<br />
wurde. Was also ist unsere Erinnerung?<br />
Das, was wir als wichtig empfinden? Auch<br />
das: eine Frage der Perspektive. Hurtig<br />
eine kurze Rückblende auf die Sicht der<br />
Dinge – der Dinge, die sich vermeintlich<br />
nicht erinnern. Wenn das Klima sich<br />
erwärmt und Fukushima tausend Jahre<br />
lang strahlt, dann ist das nichts, was nur<br />
Gegenwart ist. Okay! Chemische, physikalische<br />
und biologische Prozesse, die,<br />
einmal in Gang gesetzt, nicht aufzuhalten<br />
sind. Aber woher (in Gottes Namen)<br />
wissen die Dinge um die Kettenreaktionen?<br />
Uff. Alles wieder eine Frage der<br />
Perspektive. Und es ist nicht mal nötig<br />
sich jetzt Jacques Derrida unter die Nase<br />
zu halten. Obwohl.<br />
Der algerische Philosoph, das Mastermind<br />
des Dekonstruktivismus hat das Ich<br />
auseinander genommen. Ich als (einziger)<br />
Maßstab des Angemessenen und Unangemessenen,<br />
des Gerechten und Ungerechten.<br />
Derrida bewertet das nicht, er<br />
meint nur, das ist halt so. Also wenigstens<br />
etwas auf das ich mich verlassen<br />
kann. Und natürlich auf das, was ich sehe.<br />
Mmmm ...<br />
Eine Frage der Perspektive. Weiß jeder<br />
Fotograf. Nicht nur, weil er als Zeremonienmeister<br />
der Inszenierung den<br />
Punkt wählt, von dem aus das Objekt
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11<br />
der Begierde abgelichtet wird. Sondern<br />
auch – weil das, was später als Wirklichkeit<br />
gedruckt und ausgestellt wird, als<br />
Wirklichkeit wahrgenommen wird. Aber<br />
wer glaubt noch dem Bild? Moppelige<br />
Popsternchen tauchen erstaunlich<br />
erschlankt mit langer Mähne in den<br />
Medien auf. Obwohl sie kurz zuvor beim<br />
Glatze scheren im Friseursalon zu sehen<br />
waren. Aber vielleicht sehen wir ja zwei<br />
verschiedene Personen, oder es fällt<br />
sofort der Groschen: Photoshop als digitales<br />
Wirklicheitszermanschen. Was wir<br />
sehen, unsere zweifelhafte Gegenwart<br />
aus unserer Perspektive, muss also nicht<br />
zwangsläufig auch Wirklichkeit sein.<br />
Je mehr wir sehen, desto eher können<br />
wir uns ein realistisches Bild machen.<br />
Oder eben darauf reinfallen. So hat es –<br />
knapp zusammengefasst – Richard David<br />
Precht, der populistische Plauderphilosoph,<br />
mal beschrieben. Willkommen also<br />
im tiefen Tal der Jammerdepressionen,<br />
denn das Fazit bis dato: Nichts ist, wie<br />
es scheint. Egal, aus welcher Perspektive<br />
man es betrachtet.<br />
Wie kann man also eine objektive Perspektive<br />
bewahren, respektive hat es<br />
einen Sinn, eine zu haben?<br />
Noch ein Griff in die Klamottenkiste,<br />
diesmal nach dem geschätzten Herrn<br />
Brecht. In seinen „Geschichten von Herrn<br />
Keuner“ gibt es eine zwischenmenschliche<br />
Episode, die Derrida zusammenfasst<br />
und die für bis dato vermisste<br />
herzliche Übersicht sorgt: „Was tun Sie“,<br />
wurde Herr Keuner gefragt, „wenn Sie<br />
einen Menschen lieben?“ „Ich mache<br />
einen Entwurf von ihm“, sagte Herr K.,<br />
„und sorge, daß er ihm ähnlich wird.“<br />
„Wer? Der Entwurf?“ „Nein“, sagte Herr K.,<br />
„Der Mensch.“<br />
Autsch. Doch die Perspektive stimmt.<br />
Seit Jahrzehnten fabulieren, in diversen<br />
Medien, Experten und Selbsternannte<br />
über den Geschlechterk(r)ampf. Und<br />
gerade Frauen, die die vermeintlich<br />
größere soziale Kompetenz haben,<br />
werden in „ihren“ Magazinen immer<br />
wieder darauf hingewiesen: Nehmen<br />
sie ihren Partner wie er ist, er kann sich<br />
nur ändern, wenn er es auch will. Eine<br />
Beziehung ist eben keine Hollywood-<br />
Schmonzette – keine Fiktion. Das wird<br />
in unserer Popkultur nur leider nicht so<br />
hingenommen. Wir sind alle ein bisschen<br />
Pippi Langstrumpf und summen selbst<br />
vor dem Scheidungsrichter noch: „Ich<br />
mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“<br />
Und was nicht gefällt, wird gnadenlos<br />
entsorgt. Ein Stil, der sich durch alle<br />
Bereiche zieht. Unser Klamottenkonsum<br />
hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre<br />
verdreifacht. Es ist also nicht nur die Perspektive<br />
von uns auf andere und anderes,<br />
die unser Dasein bestimmt, es ist auch<br />
das bestimmte „Image“, das wir anderen<br />
liefern. Und unserer Selbstinszenierung<br />
scheint das Einzige zu sein, was wir fast<br />
völlig unter Kontrolle haben. Es sein<br />
denn, man hat einen fiesen Kater und<br />
sieht aus wie schon mal gegessen. Aber<br />
das haben wir ja auch selbst verschuldet.<br />
An dieser Stelle sei eine ganze persönliche,<br />
positive Aussicht gestattet: Mit<br />
acht Jahren wurde auf dem sommerlichen<br />
Schulweg immer ein Stopp an<br />
den Erdbeerfeldern des elterlichen<br />
Betriebs gemacht. Fünf Uhr morgens.<br />
Ich, gerade mal 1,10 Meter, mein chauffierender<br />
Vater mit 1,80 Meter Gardemaß.<br />
Zwischen den pflückenden Frauen<br />
verlor er nie die Übersicht. Meine Wenigkeit<br />
erinnert sich an leicht bekleidete<br />
Damen, die, wenn sie sich nach den<br />
roten Früchten bückten, ihre drallen<br />
Schenkel entblößten. Alles eine Frage<br />
der Perspektive!
12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
SUCHE<br />
NACH GOTT<br />
PERSPEKTIVEN DES<br />
GLAUBENS<br />
Autor: H. G. Teiner
Schwerpunkt | Perspektiven | Suche nach Gott<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13<br />
Die zahlenmäßige Verteilung der Religionen<br />
in der Bevölkerung Deutschlands ist derzeit<br />
von je knapp einem Drittel an Katholiken,<br />
ca. 25 Millionen und dem zweiten Drittel<br />
von evangelischen Protestanten, ca. 24<br />
Millionen, geprägt. Ein weiteres Drittel,<br />
etwa 34 Millionen, ist konfessionslos. Dabei<br />
haben die Katholiken ihren Schwerpunkt im<br />
Süden und Westen des Landes, die Protestanten<br />
im Norden und die Konfessionslosen<br />
im Osten. Die Zahl der Muslime wird auf<br />
ungefähr 4 Millionen, die Anzahl der Juden<br />
auf 200.000 geschätzt. Dazu kommen zahlreiche<br />
weitere, zahlenmäßig kleinere Religionsgemeinschaften,<br />
wie Buddhisten, Griechisch-Orthodoxe,<br />
Hindus usw. (Quelle:<br />
wikipedia).<br />
Wir erinnern uns: Der Philosoph Friedrich<br />
W. Nietzsche, der sich selbst als „Immoralist“<br />
bezeichnete, hatte zum Ausgang des<br />
19. Jahrhunderts provokant formuliert<br />
„Gott ist tot und wir haben ihn getödtet!“.<br />
Lautet so die Schlussfolgerung eines<br />
modernen, vernünftigen Menschen? Ist<br />
das die Perspektive unserer Gegenwart?<br />
Für Nietzsche war klar, dass der monotheistische<br />
Schöpfergott eine Erfindung<br />
des Menschen ist. Diese Idee einer Gottheit<br />
bewirkte eine tatsächliche Lebenskraft,<br />
Gott „lebte“ in den Menschen. Nach<br />
Nietzsche war nun diese Idee „unglaubwürdig<br />
geworden“, der Glaube an Gott<br />
hatte stark an Kraft verloren. Auf den<br />
ersten Blick nimmt die Bedeutung von<br />
Religion in der westlichen Zivilisationen<br />
bereits seit der Aufklärung ab. Naturwissenschaftliche<br />
Ansätze sind seit Leonardo<br />
da Vinci, Galileo und Darwin mehr und<br />
mehr in den Mittelpunkt gerückt.<br />
RELIGION<br />
OPIUM DES VOLKES<br />
Zunehmend materiell geprägte Lebenseinstellungen<br />
und abnehmende Glaubensbereitschaft<br />
verstärken auf der<br />
anderen Seite die Suche nach Sinnhaftigkeit,<br />
nach Spiritualität. Der Glaube an<br />
größere Zusammenhänge und höhere<br />
Sinngebung, auch im Sinne einer irgendwo<br />
existierenden „Gerechtigkeit“ sind das<br />
alte Trostpflaster vor allem für die vom<br />
Fortschritt ausgeschlossenen Menschen.<br />
Karl Marx bezeichnete in der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts die Religion als „das<br />
Opium des Volkes“. Häufig wird das Zitat<br />
mit der späteren Leninschen Variante<br />
„Religion ist Opium für das Volk“ verwechselt.<br />
Marx wollte darauf hinweisen, dass<br />
Religion nicht nur auf persönlichen Erfahrungen<br />
wie Tod, Sterblichkeit und Liebe<br />
beruhe, sondern auf die politischen<br />
Zustände der Gesellschaft zurückgeführt<br />
werden könne.<br />
GÖTTER<br />
UND GURUS<br />
Die klassischen Lehren der großen Religionen<br />
haben seit der Blumenkinder-<br />
Bewegung in den 60er Jahren ihre<br />
modernen Erscheinungsformen in den<br />
zahlreich erblühten esoterischen Lehren<br />
gefunden. Die etwas angestaubte moralische<br />
Autorität der Kirchen wurde durch<br />
die scheinbar modernere, „anti-moralische“<br />
Autorität von mehr oder weniger<br />
selbsternannten Gurus ersetzt. Gleichgeblieben<br />
ist dabei die anerkennenswerte<br />
Vorstellung von einer besseren Gesellschaft,<br />
in der es um sozialen Ausgleich<br />
geht und in der das Miteinander gefördert<br />
wird. Dazu steht allerdings die als<br />
absolut gesetzte „Verwirklichung des<br />
Einzelnen“ im Widerspruch. Eine einfache<br />
Lösung gibt es nicht, die Verwirrung<br />
ist eher größer geworden. Allerdings<br />
auch der Anspruch an die Verantwortung<br />
des Einzelnen. Es gibt weniger Halt<br />
und weniger Möglichkeiten, die Verantwortung<br />
für das eigene Handeln abzugeben.<br />
In den 50er- und 60er-Jahren<br />
empfahl Don Camillo (Hauptfigur vieler<br />
Erzählungen und mehrerer Romane<br />
von Giovannino Guareschi) in seiner<br />
Predigt, welche politische Einstellung die<br />
richtige sei. Heute absolut undenkbar,<br />
nimmt doch jeder sein Seelenheil selbst<br />
in die Hand. Unabhängigkeit und Individualität<br />
sind ja schließlich unsere aktuell<br />
geliebten Ideale.<br />
WARUM ICH<br />
AUF DER WELT BIN<br />
Woher komme ich, wohin gehe ich?<br />
Der Mensch suchte schon immer nach<br />
Antworten auf diese universalen Fragen<br />
in der Weite des Universums. Das Einzige,<br />
was feststeht, ist, dass es hier um den Weg<br />
der Suche geht, da endgültige Antworten,<br />
wenn auch fromme, doch nur Glaubensbekenntnisse<br />
bleiben. In der Vielfalt liegt<br />
der grundlegende Wert des Lebens auf<br />
unserer Erde – allerdings auch im Wettbewerb<br />
des Überlebens. Darwin meinte,<br />
dass die an ihre komplexe Umwelt angepasste<br />
Kreatur die besten Überlebenschancen<br />
im Zuge der Evolution hat, was<br />
oft fälschlich als das Überleben des ...
14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Perspektiven | Suche nach Gott<br />
„Stärkeren“ missverstanden wird. Der<br />
Dokumentarfilm aus dem Jahr 2010,<br />
„7 oder warum ich auf der Welt bin“,<br />
befragte Kinder zwischen sieben und<br />
dreizehn Jahren zu diesem komplexen<br />
Thema. Die Kinder gehen der Frage nach<br />
dem Sinn des Lebens spontan und fantasievoll<br />
auf den Grund. „Er (der Mensch)<br />
ist Blüte und Winter. Er kann die Erde<br />
zerstören, aber auch besser machen“, sagt<br />
in dem Film der 10-jährige Jonathan.<br />
Die SEHNSUCHt<br />
NACH GOTT<br />
Der kanadische Philosoph und Politikwissenschaftler<br />
Charles Taylor, als praktizierender<br />
Katholik eher ein Vertreter<br />
konservativer religionsphilosphischer Ansätze,<br />
vertritt die Auffassung, dass in den<br />
säkularisierten westlichen Gesellschaften<br />
die christlichen Grundwerte durchaus<br />
verwirklicht seien. Erkennbar an garantierten<br />
Menschenrechten und weitreichenden<br />
Hilfeleistungen im Rahmen der<br />
Sozialstaaten sowie an internationaler<br />
humanitärer Hilfe bei Naturkatastrophen<br />
und Folgen von Kriegen.<br />
Grundlage für diese realisierte Humanität<br />
sei, dass eine Gesellschaft weder von einer<br />
einzigen Religion noch von einer weltlichen<br />
Ideologie dominiert wird. Taylor<br />
sieht ein menschliches Bedürfnis nach<br />
einem Sinn, der das diesseitige menschliche<br />
Leben transzendiert, als Antrieb<br />
dafür. Der Humanismus allein biete aber<br />
eine unzureichende Motivation für moralisches<br />
Handeln. Stabilität biete das christliche<br />
Menschenbild, das den Menschen<br />
als Sünder begreift, ihm gleichzeitig als<br />
Bild Gottes aber dennoch unbedingten<br />
Wert und Würde zuschreibt.<br />
In seinem Buch „Ein säkulares Zeitalter“<br />
erkärt der achtzigjährige Taylor, wie es<br />
dazu kam, dass der liebe und strafende<br />
Herrgott der Christenheit, Schöpfer und<br />
Richter, in unserer Gegenwart an maßgebender<br />
Bedeutung verloren hat und dass<br />
die moderne, säkulare Welt mit ihrem<br />
Unglauben ein Nebenprodukt westlicher,<br />
religiöser Reformbewegungen sei. Im<br />
Grunde hält er jedoch gerade daran fest,<br />
dass der Glaube das „einzig Wahre“ ist.<br />
GLAUBE<br />
UND POLITIK<br />
Religion und politische Kultur sind in der<br />
Entwicklung der Meschheit stark miteinander<br />
verbunden. Die Trennung von<br />
Politik und religiösen Überzeugungen<br />
ist eine neuzeitliche Errungenschaft in<br />
unserem westlichen kulturellen Raum.<br />
Als Gegenentwurf meldet sich die traditionelle<br />
islamische Überzeugung zu Wort,<br />
dass aus der religiösen Überzeugung<br />
das private und das politische Handeln<br />
hervorgehen soll und beides nicht<br />
getrennt voneinander gesehen werden<br />
kann.<br />
Eine optimistische Einstellung verbunden<br />
mit einem positiven Menschenbild ist<br />
in jedem Fall die unverzichtbare Grundlage<br />
einer emanzipatorischen Entwicklung,<br />
Albert Einstein formulierte dies<br />
1930 in einer Weise, über die sich nachzudenken<br />
lohnt: „Das ethische Verhalten<br />
des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl,<br />
Erziehung und soziale Bindung<br />
zu gründen und bedarf keiner religiösen<br />
Grundlage. Es stünde traurig um<br />
die Menschen, wenn sie durch Furcht<br />
vor Strafe und Hoffnung auf Belohnung<br />
nach dem Tode gebändigt werden<br />
müssten.“ Nicht umsonst haben die<br />
Gründerväter und -mütter der Bundesrepublik<br />
im Grundgesetz als Grundrecht<br />
verankert: „Die Freiheit des Glaubens,<br />
des Gewissens und die Freiheit des religiösen<br />
und weltanschaulichen Bekenntnisses<br />
sind unverletzlich. Die ungestörte<br />
Religionsausübung wird gewährleistet“<br />
(Artikel 4.1 und 4.2).<br />
MORAL<br />
UND KAPITAL<br />
Der Profit heiligt die Mittel, Gier ist gut,<br />
und Kapital ist nicht an moralische Vorstellungen<br />
gebunden – durch diese „Glaubensbekenntnisse“<br />
wird mittlerweile eine<br />
Wirtschaftskrise nach der anderen verursacht.<br />
Hans Küng, Theologe und Autor<br />
des Buches „Anständig wirtschaften.
Schwerpunkt | Perspektiven | Suche nach Gott<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />
Warum Ökonomie Moral braucht“, stellt<br />
fest, dass die Wirtschaft unbedingt neue<br />
Werte braucht – aber welche? Kann<br />
man anständig wirtschaften und Erfolg<br />
haben? Gehen Moral und wirtschaftlicher<br />
Erfolg überhaupt zusammen? Seit<br />
Hans Küng 1990 ein gemeinsames Weltethos<br />
vorgeschlagen hat, beschäftigt<br />
er sich mit der Herausforderung eines<br />
gerechten Wirtschaftens. Der Sozialismus<br />
ist geschlagen, der Kapitalismus ruiniert<br />
sich gerade selbst, die soziale Marktwirtschaft<br />
ist kaum noch sichtbar. Hans Küng<br />
fragt nach den Grundlagen der Globalisierung<br />
ebenso wie nach der moralischen<br />
Begründung des Gewinns und<br />
den wahren Kosten der Marktwirtschaft<br />
– und versucht so, einen Wertekanon<br />
aufzustellen, der dem Einzelnen wie der<br />
Gesellschaft insgesamt sagen kann, was<br />
„anständig“ ist in der Wirtschaft – und<br />
was nicht. Im „Manifest Globales Wirtschaftsethos:<br />
Konsequenzen und Herausforderungen<br />
für die Weltwirtschaft“ wird<br />
der Frage auf den Grund gegangen, wie<br />
es gelingen kann, „die wirtschaftliche<br />
Globalisierung der Welt in Zukunft auf<br />
der Basis auch transkulturell akzeptierter<br />
rechtlicher und moralischer Spielregeln<br />
zu gestalten.“ Ist es dafür nicht schon viel<br />
zu spät?<br />
GLOBALISIERUNG<br />
UND GLAUBE<br />
In der globalisierten Welt, mit wachsender<br />
Vorherrschaft des egalisierenden<br />
Kapitals über die Vielfalt von sinnstiftenden<br />
Kulturen, lässt sich ein Revival<br />
der alten religiös verwurzelten Überzeugungen<br />
und Werte feststellen. Bei<br />
aller fortschreitenden wirtschaftlichen<br />
Verunsicherung und undurchschaubaren<br />
Finanz- und Politikstrukturen bricht vielerorts<br />
eine Sehnsucht nach überschaubaren,<br />
verlässlichen und Halt gebenden<br />
Wertesystemen hervor.<br />
Die Globalisierung ist der Vorgang der<br />
zunehmenden weltweiten Verflechtung<br />
in allen Bereichen, wie Wirtschaft, Politik,<br />
Kultur, Umwelt und Kommunikation.<br />
„Diese Verdichtung der globalen Beziehungen<br />
geschieht auf der Ebene von<br />
Individuen, Gesellschaften, Institutionen<br />
und Staaten. Als wesentliche Ursachen<br />
der Globalisierung gelten der technische<br />
Fortschritt, insbesondere in den Kommunikations-<br />
und Transporttechniken,<br />
sowie die politischen Entscheidungen<br />
zur Liberalisierung des Welthandels.“<br />
(Quelle: wikipedia)<br />
Die für immer mehr Menschen spürbaren<br />
wirtschaftlichen Folgen der Globalisierung,<br />
dazu Umweltkatastrophen und<br />
Naturzerstörung, der Schrecken von 9/11,<br />
die Katastrophe von Fukushima, der wirtschaftliche<br />
Abgrund, der sich für ein Land<br />
wie Griechenland öffnet, das alles bringt<br />
Ängste hervor und wirft immer wieder die<br />
gleiche Fragen auf: Auf welcher Grundlage<br />
stehen wir noch sicher? Wie stabil ist<br />
unsere Zukunft? Die moderne Wirtschaft<br />
und die reagierende Politik geben immer<br />
seltener verlässliche Antworten darauf.<br />
Die alten Werte und Lebensrichtlinien<br />
unserer religiösen Wurzeln, bieten an<br />
dieser Stelle mehr Halt für einen verunsicherten<br />
Geist. Ist es etwa an der Zeit, den<br />
individualisierten Konsumenten etwas<br />
zurück zu nehmen und das solidarische<br />
Mitglied einer religiös verbundenen<br />
Gemeinschaft wieder in den Vordergrund<br />
zu rücken?<br />
„Im Zuge der Globalisierung ist die religiöse<br />
Identität wichtiger geworden“, sagt<br />
der renommierte US-Religionssoziologe<br />
José Casanova, „Die Tatsache, dass wir<br />
uns als Moslems, Christen oder Hindus<br />
erkennen, ist eine moderne Entwicklung.<br />
Unter diesem Aspekt führt die Globalisierung<br />
zu mehr religiöser und damit auch<br />
zu kultureller Identität.“ Casanova spricht<br />
sich in seinem Buch „Europas Angst vor<br />
der Religion“, gegen eine grundsätzliche<br />
Trennung von Religion und Staat aus:<br />
„Gegen Immigranten gerichteter, fremdenfeindlicher<br />
Nativismus, konservative<br />
Verteidigung christlicher Kultur und<br />
Zivilisation, säkularistische antireligiöse<br />
Voreingenommenheit, liberal-feministische<br />
Kritik am muslimischen patriarchalischen<br />
Fundamentalismus und Angst vor<br />
islamistischen Terrornetzwerken werden<br />
überall in Europa willkürlich zu einem ...
16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Perspektiven | Suche nach Gott<br />
anti-muslimischen Diskurs verschmolzen.<br />
Das macht ein beiderseitiges Entgegenkommen,<br />
das für eine erfolgreiche Integration<br />
notwendig ist, von Immigrantengruppen<br />
und von aufnehmenden<br />
Gesellschaften, praktisch unmöglich.“<br />
Nicht die Religionen sind nach Casanova<br />
ein Problem für Europa, sondern die<br />
Annahme, dass nur säkulare Gesellschaften<br />
demokratische Gesellschaften<br />
sein können. In jedem Fall gelangt das<br />
materialistische Denken in unserer Zeit<br />
an seine Grenzen – wenn die Menschheit<br />
überleben soll, sind neue Ansätze<br />
gefragt. Dazu kann eine Naturwissenschaft<br />
gehören, die eine beseelte Form<br />
allen Lebens nicht ausschließt – Glaube<br />
und Wissen wieder einander annähert.<br />
Seit alters her gibt es ein intuitives Wissen<br />
über Herkunft und Ziel des Menschseins.<br />
Hier liegt auch der gemeinsame<br />
Ursprung aller Formen von Religion. Und<br />
hier ruhen auch die verborgenen Kräfte,<br />
um unseren Planeten als Lebensraum zu<br />
erhalten, anstatt ihn auszubeuten und zu<br />
vernichten.<br />
TOLERANZ UND<br />
LIEBE<br />
Deutschland steht in der geistigen<br />
Tradition der philosophischen und sozialen<br />
Errungenschaften der europaweit<br />
wirksamen Aufklärung, deren zentraler<br />
Bestandteil die religiöse Toleranz ist. Die<br />
Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings<br />
Bühnendrama „Nathan der Weise“ von<br />
1779 gilt als ein Schlüsseltext der Aufklärung<br />
und als besondere Formulierung<br />
der Idee der Toleranz. Auf die Frage nach<br />
der richtigen und „einzig wahren“ Religion<br />
gibt es vor 230 Jahren die eindeutige<br />
Antwort, dass die drei Religionen<br />
– Judentum, Christentum und Islam, in<br />
ihrer Echtheit oder Unechtheit nicht zu<br />
unterscheiden seien und nur durch den<br />
Glauben an die eine oder andere wahr<br />
würden. Verbindend und verbindlich für<br />
jede der Religionen ist der humanitäre<br />
Ansatz: „Es strebe von euch jeder um die<br />
Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring‘<br />
an Tag zu legen! Komme dieser Kraft mit<br />
Sanftmuth, mit herzlicher Verträglichkeit,<br />
mit Wohlthun, mit innigster Ergebenheit<br />
in Gott, zu Hülf‘!“ Die Gültigkeit jeder<br />
Religion wäre somit darin zu erkennen,<br />
in welchem Maße durch sie tatsächlich<br />
Nächstenliebe entwickelt und sozialer<br />
Frieden gestiftet werden kann.<br />
ALLES<br />
IST EINS<br />
Die Lehre des historischen Religiongründers<br />
Zarathustra, der nur der Namensgeber<br />
für die gleichnamige Figur in<br />
Friedrich Nietzsches Schriften war, lebte<br />
etwa sechshundert bis eintausend Jahre<br />
vor Christi Geburt und entwickelte die<br />
Grundzüge einer monotheistischen<br />
Religion. In den nachfolgenden Religionen,<br />
im Judentum, Christentum und im<br />
Islam, kann diese gemeinsame Wurzel<br />
erkannt werden: In der alt-iranischen<br />
Religion des Zoroastrismus erschuf der<br />
weise Herr (Gott) die Welt, welche vom<br />
Kampf zwischen Gut und Böse geprägt<br />
ist. Der Sieg des Guten über das Böse soll<br />
am Tag des jüngsten Gerichts kommen.<br />
Bis zu diesem Tag haben die Menschen<br />
die freie Wahl, sich für den rechten<br />
Weg, den Weg der Wahrhaftigkeit, zu<br />
entscheiden. Die Lehre Zarathustras hat<br />
drei wichtige Ansätze: Gute Gedanken,<br />
wahre Worte und gute Taten. Der Mensch<br />
wird als vernunftbegabtes Wesen frei<br />
geboren und kann allein durch seine<br />
persönliche Einsicht zu Gott gelangen.<br />
Der Mensch wird zum Menschen, da er<br />
sich gegen das Böse und für das Gute<br />
entscheiden kann. Sofern das Gute<br />
im Menschen überwiegt, gelangt der<br />
Mensch nach seinem Tod über eine<br />
Brücke ins Paradies.<br />
PERSPEKTIVEN<br />
DES ZUSAMMENLEBENS<br />
Auf dem konfliktträchtigen Pflaster der<br />
religiösen Gegensätze der Hauptstadt<br />
Berlin wachsen auch die zarten Pflanzen<br />
des Miteinander und der Verständigung.<br />
In einer Stadt, in der Ideologien durch<br />
Betonmauern in ihrer Gegensätzlichkeit<br />
zementiert werden sollten, besteht auch<br />
die Chance, religiöse Mauern zu durchlöchern.<br />
Die jüdischen Wurzeln des christlichen<br />
Glaubens wurden durch die Jahrhunderte<br />
zunehmend verleugnet und es<br />
wurde versucht, diese zu vertuschen.<br />
Am Beispiel des jüdischen Pessach- und<br />
des christlichen Osterfests ist dies noch<br />
zu sehen: Jesus starb während des jüdischen<br />
Passah-Festes, ursprünglich lagen<br />
diese Feste auf dem gleichen Tag, sie<br />
wurden erst im Jahr 325 nach Christus<br />
von der Kirche auseinander gelegt, nur
Schwerpunkt | Perspektiven | Suche nach Gott<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17<br />
im Jahr 2000 fielen beide noch einmal<br />
auf ein gemeinsames Datum.<br />
Ein zukunftweisendes Projekt ist ein<br />
Projekt zur tatkräftigen Verständigung<br />
zwischen den Religionen: Avitall Gerstetter,<br />
Sängerin und Musikerin mit<br />
jüdisch-kulturellem Hintergrund, engagiert<br />
sich für ein Mehr-Religionen-Haus in<br />
Berlin, in dem Jugendliche unterschiedlicher<br />
Kulturen und Glaubensrichtungen<br />
miteinander wohnen, lernen und beten<br />
sollen. „Ich wünsche mir, dass Juden<br />
ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft<br />
sind und wir nicht mehr darüber<br />
diskutieren, ob man Christ, Jude oder<br />
Muslim ist. Wir sind einfach Menschen“,<br />
sagte sie in einem Interview. Zur allgemeinen<br />
Verständigung zwischen den<br />
religiösen Überzeugungen setzt sie ihre<br />
Stimme ein, <strong>2011</strong> sang sie den Song<br />
zum Kirchentag: „... hoffst du auf Frieden<br />
irgendwann ... das Licht in dir steht uns<br />
bereit, dann wird Vertraun und Glaube<br />
eins ... der Weg ist steinig, doch bleib<br />
nicht stehn, dreh dich nicht um, den<br />
Blick nach vorne, da wird auch dein<br />
Herz sein.“ Den Text schrieb der Musikkabarettist<br />
Bodo Wartke. Diese versöhnliche<br />
Allianz von Glaube und Vernunft<br />
liefert eine zukunftsfähige Perspektive.<br />
Warum liefern wir uns nur jeden Tag<br />
auf’s Neue den meist einseitig konfliktverschärfenden<br />
Nachrichten unserer<br />
Medien aus?<br />
<strong>THE</strong> DAY BEFORE<br />
<strong>THE</strong> LAST DAY<br />
Yael Ronens neue Theater-Produktion<br />
befasst sich mit Fragen zu Religion,<br />
Glauben und Identität vor dem Hintergrund<br />
einer sich rasant verändernden<br />
Welt. Sie wagt mit Schauspielern aus<br />
christlich, jüdisch und muslimisch<br />
geprägten Kontexten einen Blick in die<br />
Zukunft: Im Jahr 2030 gibt es in Israel<br />
eine Mehrheit religiöser Menschen, die<br />
den Staat vor neue Herausforderungen<br />
stellt. Auch die Palästinenser sind religiöser<br />
denn je. In Deutschland nimmt die<br />
Frage nach Identität und Zugehörigkeit<br />
einen wachsenden Stellenwert in<br />
der gesellschaftlichen Debatte ein. Die<br />
Demographie Europas verändert sich<br />
maßgeblich und Revolutionen haben<br />
die Arabische Welt neu definiert. Die<br />
Gesellschaft sieht sich an einer Kreuzung.<br />
Inmitten dieser konfliktgeladenen<br />
Stimmung suchen eine jüdische Frau,<br />
ein ehemaliger Christ, ein ungläubiger<br />
Moslem, eine radikale Atheistin und ein<br />
paar verlorene Agnostiker nach festem<br />
Boden unter den Füßen. Das Stück ist<br />
eine Koproduktion mit dem Habima<br />
National Theatre of Israel in Zusammenarbeit<br />
mit der Comédie de Reims. Die<br />
Premiere ist am 1. September <strong>2011</strong>, die<br />
Sprachen sind Deutsch, Englisch, Hebräisch<br />
und Arabisch mit deutschen Übertiteln.<br />
Spielplan: www.schaubuehne.de<br />
Eine Gebetsformel aus dem Buddhismus<br />
bringt es auf den Punkt: „Mögen alle<br />
Wesen glücklich sein. Möge es eine<br />
glückliche Welt geben.“<br />
Foto: H. Schäfer
18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Perspektiven | Bildung im Wandel<br />
bildung im Wandel<br />
Perspektive für ein neues<br />
Lebenskonzept<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Endlich Zeit haben für das, was man<br />
schon immer tun wollte. Dieser Satz ist<br />
für viele Menschen der Leitgedanke, mit<br />
dem sie ihre dritte Lebensphase nach<br />
Beruf oder familiären Aufgaben beginnen.<br />
Sich neu zu orientieren, Neues zu lernen<br />
und zu verstehen, das sind bis ins hohe<br />
Alter nachweislich die besten Voraussetzungen<br />
für einen aktiven und gesunden<br />
Lebensstil. Unterstützt wird dieser<br />
Gedanke durch die neuesten Erkenntnisse<br />
in Psychologie, Hirn- und Altersfor-<br />
schung, die sich gegen die traditionelle<br />
Lehrmeinung aussprechen, dass die Lernfähigkeit<br />
im Alter nachlasse. Einzig das<br />
Lernen, das schnelles Reagieren erfordert,<br />
vermindert sich. Ältere Menschen<br />
lernen also langsamer als jüngere, dafür<br />
aber genauer und sinnvoller. Erkenntnis<br />
und Wissen sind Potenziale, die in der<br />
Generation 50plus derzeit einen hohen<br />
Stellenwert einnehmen. Weiterbildung<br />
und Studium werden zur Perspektive für<br />
ein neues Lebenskonzept.<br />
Etwa fünfzig deutsche Universitäten und<br />
Hochschulen bieten derzeit verschiedene<br />
Studienangebote für ältere Menschen an.<br />
Das Spektrum dieser Angebote ist außerordentlich<br />
breit: Es reicht von einem<br />
ordentlichen Vollstudium über ein reines<br />
Gasthörerstudium bis zu einem speziell<br />
auf die Bildungsinteressen der älteren<br />
Studierenden abgestimmten Seniorenstudium.<br />
Die offiziellen Zielsetzungen<br />
dieser Studienprogramme entsprechen<br />
aber nicht immer den realen Studienverhältnissen.<br />
So ist an vielen Universitäten<br />
die notwendige Voraussetzung für die<br />
Zulassung älterer Studierender die Hochschulreife.<br />
Wer kein Abitur aufweisen<br />
kann, ist von den unterschiedlichen Studienangeboten<br />
generell ausgeschlossen.<br />
Foto: Universität Passau<br />
Diese Zulassungsbeschränkung stellt<br />
gerade für die Generation 50plus eine<br />
schwere Hürde dar, war doch das Abitur<br />
bis zu den Bildungsreformen der 70er<br />
und 80er Jahre ein Privileg, das sich nur<br />
wenige leisten konnten. Auch gehen<br />
die meisten universitären Angebote<br />
für ältere Studierende in der Regel vom<br />
Grundsatz eines so genannten „Studium<br />
generale“ aus, bei dem die Allgemeinbildung<br />
im Mittelpunkt steht. Für ältere
Schwerpunkt | Perspektiven | Bildung im Wandel<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19<br />
Studierende, die sich aber intensiv mit<br />
einem bestimmten wissenschaftlichen<br />
Fach beschäftigen möchten, sind diese<br />
Studienangebote wenig ansprechend.<br />
Ebenso wenig geeignet ist derzeit auch<br />
ein universitäres Vollstudium.<br />
Der neu eingeführte Studiengang „B. A.<br />
Bachelor of Arts“ ist mit permanenten<br />
Leistungs- und Prüfungsnachweisen<br />
verbunden und durch so genannte<br />
„Module“ extrem verschult. Der B. A.<br />
entspricht weder der Lerndynamik noch<br />
der Herangehensweise von älteren Studierenden.<br />
Zudem hat die Zahl der Studienanfänger<br />
an den deutschen Universitäten<br />
<strong>2011</strong> einen neuen Höchststand erreicht,<br />
der laut Prognosen in den nächsten<br />
Semestern sogar noch steigen wird. Angesichts<br />
der angespannten Finanzlage der<br />
Universitäten, die diesen Massenandrang<br />
nun kompensieren müssen, werden die<br />
Möglichkeiten eines Studiums für ältere<br />
Menschen vermutlich deutlich verringert.<br />
Wer sich aber dennoch an einer Universität<br />
für ein Vollstudium einschreibt, der<br />
muss mit überfüllten Hörsälen, Prüfungsdruck<br />
und einem hohen Maß an Anonymität<br />
rechnen.<br />
Konjunktur<br />
für Privatakademien<br />
„Studieren 50plus“ ist ein sinnvoller Weg<br />
für ein aktives und selbstbestimmtes<br />
Lernen im Alter. Doch ist für den Erfolg<br />
des Lernens vor allem der Ort des Lernens<br />
wichtig. Deshalb muss ein besonderer<br />
Raum für das Studieren geschaffen<br />
werden, der den individuellen Interessen,<br />
Bedürfnissen und Fähigkeiten älterer<br />
Menschen adäquat entspricht. Solche<br />
idealen Räume können private Akademien<br />
anbieten, denn sie müssen sich<br />
weder nach einem amtlich festgelegten<br />
Lehrplan richten, noch stehen sie unter<br />
dem Zwang eines von außen verordneten<br />
Prüfungs- oder Leistungssystems.<br />
Im Gegensatz zu Volkshochschulen,<br />
Bildungswerken oder traditionellen<br />
Seniorenakademien besteht zudem die<br />
Möglichkeit, anstelle lediglich punktueller<br />
Angebote eine Fachdisziplin in ihrer<br />
ganzen wissenschaftlichen Bandbreite zu<br />
vermitteln. Wie verschiedene Beispiele in<br />
deutschen Städten (etwa in München,<br />
Freiburg oder Kassel) belegen, haben<br />
Privatakademien mit ihrem Angebot<br />
eines „Studiums 50plus“ gegenwärtig<br />
Konjunktur, gerade weil sie eine Lücke im<br />
Bildungs- und Wissenschaftsmarkt füllen.<br />
Zugegeben, diese Angebote sind nicht<br />
eben günstig. Doch ist der Jahresbeitrag,<br />
den die Studierenden zu zahlen haben,<br />
vergleichbar mit dem Preisniveau einer<br />
ein- oder zweiwöchigen Bildungsreise.<br />
Dr. Steffen Krämer, selbst jahrelang an<br />
deutschen Universitäten u. a. im Seniorenstudium<br />
tätig, hat auf diesen Wandel<br />
in der Weiterbildung reagiert und die<br />
Winckelmann Akademie für Kunstgeschichte<br />
München gegründet. Sie bietet<br />
Menschen ab 50 Jahren ein umfassendes<br />
Studium der Kunstgeschichte.<br />
Dabei berücksichtigt er die Ansprüche<br />
der 50plus-Studierenden und gestaltet<br />
das Studium in einzeln buchbaren<br />
Trimestern, mit vorlesungsfreien Zeiten<br />
und einem wöchentlichen Studientag.<br />
So wird eine hohe zeitliche Flexibilität<br />
ermöglicht.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Dr. Steffen Krämer<br />
über sein neues Konzept: „Aufgrund des<br />
demographischen Wandels und des<br />
zunehmenden Interesses an Weiterbildung<br />
wird sich die Nachfrage nach Studienangeboten<br />
für ältere Menschen zweifellos<br />
erhöhen. Doch bleibt fraglich, ob<br />
staatliche Institutionen wie Universitäten<br />
oder Hochschulen darauf angemessen<br />
reagieren können, selbst wenn sie diesem<br />
Anspruch gerecht werden wollen. Alleine<br />
den gegenwärtigen Massenandrang bei<br />
den Studienanfängern zu kompensieren,<br />
ist schon schwierig genug. Neue<br />
Bildungsinstitutionen, wie Privatakademien<br />
etwa, bedienen diese spezielle<br />
Nachfrage weitaus besser. Schließlich<br />
bieten sie gegenüber Universitäten einen<br />
flexiblen Rahmen, in dem anpassungsfähige<br />
Lernkonzepte für ein „Studium<br />
50plus“ erst möglich werden.“<br />
Studieren ab 50:<br />
Kunstgeschichte : Vom Mittelalter<br />
bis zur Moderne<br />
Winckelmann Akademie für<br />
Kunstgeschichte München<br />
Destouchesstraße 44<br />
80803 München<br />
www.winckelmann-akademie.de
20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> BASEL I KOPENHAGEN I STUTTGART I WIEN I ZÜRICH<br />
14 | 15 | 16 OKT <strong>2011</strong><br />
MAK WIEN<br />
www.blickfang.com
Schwerpunkt | Perspektiven | Lucian Broscatean<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />
Inverted<br />
Perspective<br />
Lucian Broscatean<br />
Autor: F. Reip<br />
Seine Präsentation im Rahmen der<br />
Kollektiv-Show rumänischer Designer<br />
am Brandenburger Tor war eines der<br />
überraschenden Highlights der letzten<br />
Mercedes Benz Fashion Week Berlin:<br />
Lucian Broscatean. Seine konturreiche,<br />
kontraststarke Kollektion für die nächste<br />
Frühjahr/Sommer-Saison hört zudem<br />
auf den spannenden Namen „Inverted<br />
Perspective“ – Grund genug also für<br />
<strong>BOLD</strong>, Broscatean zum Interview zu<br />
bitten ...<br />
Wie sahen die künstlerischen Leitlinien<br />
aus, als Sie Ihre Arbeiten kreiert haben?<br />
Welchen Inspirationen sind Sie gefolgt,<br />
welche Ziele haben sie verfolgt?<br />
Ich versuche mit jeder Kollektion, eine<br />
Geschichte zu erzählen, die sich mit den<br />
verschiedenen Aspekten gegenwärtiger<br />
Lifestyles befasst – mit Mobilität und<br />
neuen urbanen Konfigurationen. Diese<br />
Geschichten verwebe ich dann mit persönlichen<br />
Erfahrungen und Perspektiven, die<br />
von einer Art ewiger Wanderung durchs<br />
urbane Labyrinth erzählen. Bei der<br />
Recherche versuche ich, so tief wie möglich<br />
in die Materie einzusteigen und Beziehungen<br />
zu zeitgenössischer Kunst herzu-<br />
Fotos: L. Broscatean<br />
stellen. Der Ausgangspunkt von „Inverted<br />
Perspetive“ war das dunkle, reflexive, merkwürdig<br />
schöne Universum des Avantgarde-Filmemachers<br />
Peter Tscherkassky.<br />
Die Figuren in Filmen wie „Manufraktur“,<br />
„Dream Work“ oder „Outerspace“ scheinen<br />
entwurzelt und in einer neuen Dimension<br />
wieder aufgetaucht zu sein. Unsichtbare<br />
Kräfte führen zu einer unerträglichen<br />
Spannung. Einige von den Techniken in<br />
Tscherkasskys Filmen, etwa die Gegenüberstellung<br />
von Bildern, Verschiebungen und<br />
Einflechtungen, erzeugen eine Art verkehrte<br />
und verstörende Perspektive. Von diesem<br />
komplexen und düsteren Ausgangspunkt<br />
machte ich Verknüpfungen zu anderen<br />
künstlerischen Universen – insbesondere zu<br />
den rituellen Szenen aus Stanley Kubricks<br />
„Eyes Wide Shut”. Eine andere Dimension<br />
zu betreten, die Flucht aus dem turbulenten<br />
urbanen Umfeld, das zieht mich an. Auf<br />
ihrer Wanderung durchlaufen die Charaktere<br />
eine Art Transgressionsritual, das sie an<br />
einen komplett anderen Ort bringt.<br />
Hat Ihre Heimat eine besonderen Einfluss<br />
auf Ihre Arbeit?<br />
Die Charaktere aus meinen Kollektionen<br />
sind Teil eines multikulturellen Umfelds – in<br />
diesem Zusammenhang habe ich schon oft<br />
über die spezifisch rumänischen Elemente<br />
meiner Arbeit nachgedacht.<br />
Das rumänische kulturelle Erbe ist in seiner<br />
Komplexität und in seinem Bedeutungsreichtum<br />
eine echte Inspirationsquelle.<br />
Offensichtliche Bezüge mag ich nicht, ich<br />
versuche daher, diese Einflüsse in einer ...
22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Schwerpunkt | Perspektiven | Lucian Broscatean<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23<br />
abstrakten Weise in meine Kollektionen<br />
einzubauen. In meiner aktuellen Herbst/<br />
Winter-Kollektion habe ich etwa das tiefe<br />
Kobalt-Blau eingesetzt, das die Bauern in<br />
manchen Regionen zum Bemalen ihrer<br />
Häuser verwendet haben. Und im Soundtrack<br />
der Show war die traditionelle Musik<br />
der Orthodoxen zu hören, Toaca – der<br />
Name eines Holzes, auf das man während<br />
einer Zeremonie schlägt. Zuletzt haben<br />
mich zudem insbesondere die archaischen<br />
Elemente der rumänischen Kultur interessiert,<br />
der orthodoxe Hintergrund, Symbole,<br />
traditionelle Kostüme und Musik. Ich<br />
stamme aus Sibiu / Hermannstadt, und in<br />
dessen ländlichem Umfeld sind die tradionellen<br />
Kostüme alle in schwarz und weiß<br />
gehalten und eher streng im Vergleich<br />
zu denen anderer Regionen. Hüte aus<br />
Neopren, die an traditionelle astrachanische<br />
Hüte erinnern, oder Masken, die auf<br />
das Holzhandwerk verweisen, waren weitere<br />
Elemente, die sozusagen aus einer<br />
„verkehrten Perspektive“ über Tradition<br />
sprechen.<br />
Wie ist Ihr persönlicher Bezug zu Berlin,<br />
was sind Ihre Eindrücke von der Stadt?<br />
Berlin ist mittlerweile eine meiner Lieblingsstädte.<br />
Es ist so ein dynamischer Raum, in<br />
dem man so vieles extrem Cooles anstellen<br />
kann, dass sehr inspirierend ist. Die Architektur,<br />
diese wunderbare Mischung aus<br />
Altem und Neuem, Klassischem und Futuristischem,<br />
Eleganz und Underground, der<br />
Street Style, all die Museen und die Avantgarde<br />
der zeigenössischen Kunstszene –<br />
all das sind Dinge, die Berlin zu einem Ort<br />
machen, an dem ich gern leben würde.<br />
Das Thema dieser Ausgabe ist „Perspektiven“.<br />
Welche Rolle spielen Perspektiven<br />
bei Ihre Arbeit als Künstler?<br />
Die Grundlagen der geometrischen Perspektive<br />
aus der Renaissance einerseits,<br />
andererseits Architekten der Postmoderne,<br />
die durch ihre Gebäude und den offenen<br />
Raum oder den Mangel an offenem Raum<br />
um die Gebäude herum – Perspektiven<br />
manipulieren. Perspektive kann ein faszinierendes<br />
Konzept sein. Verzerrte, verkehrte,<br />
geometrische, unheimliche, konzeptionelle<br />
Perspektiven – alle erzählen etwas von<br />
visuellen Effekten, die auf verschiedenste<br />
Weise von zeitgenössischen Künstlern<br />
erforscht werden. Neben dieser rein visuellen<br />
Ebene fasziniert mich zudem die<br />
kognitive Perspektive.<br />
Der Name „Inverted Perspective“ bezieht<br />
sich auf drei komplementäre Aspekte: zum<br />
einen auf die Perspektive von Peter Tscherkassky;<br />
zum anderen auf die „verkehrte<br />
Perspektive“ und die unheimlichen Formen,<br />
die Kleidung um den Körper herum kreiert;<br />
und schließlich ging es mir darum, eine<br />
Veränderung in meiner Arbeit zu betonen:<br />
Zuvor hatte ich ausschließlich mit schweren<br />
Stoffen und architektonischen Formen<br />
gearbeitet, in dieser Kollektion nun schuf<br />
ich Formen aus leichten Materialien, die<br />
ein intimeres, ein sinnliches Verhältnis zum<br />
Körper schaffen.<br />
Welche Perspektive ist die interessanteste<br />
für Sie?<br />
Die verzerrte Perspektive sie ist unheimlich,<br />
sonderbar schön und problematisch …<br />
Woran denken Sie bei der englischen<br />
Redewendung „to put something into<br />
perspective“?<br />
Das ist eine sehr komplexe Wendung –<br />
einer Sache einen Kontext verschaffen,<br />
ihre Eigenschaften zu begreifen und sie im<br />
Vergleich zu anderen Elementen herauszustellen,<br />
um so einen starken Standpunkt zu<br />
kreieren. Setzt man hingegen etwas in eine<br />
„verkehrte Perspektive“, mag das zu einer<br />
skurrilen, sonderbaren Betrachtungsweise<br />
führen, die viel schöner sein kann als eine<br />
lineare. Eine solche Wendung gibt es auch<br />
im Rumänischen: „a vedea in perspectiva“,<br />
das bedeutet in etwa „die Dinge im Zusammenhang<br />
sehen“.<br />
Was planen Sie für die nächste Zeit?<br />
Wie sieht Ihre Perspektive respektive<br />
Zukunft aus?<br />
Ich arbeite bereits an neuen Projekten.<br />
Neben den Fashion Shows entwickle ich<br />
derzeit gemeinsam mit Kuratoren auch<br />
Ausstellungen in Gallerien, die auf zeitgenössische<br />
Kunst spezialisiert sind. Ich mag<br />
es, Gegenständen aus der Mode einen<br />
anderen Kontext als die Fashion Shows<br />
oder Fotoshootings zu geben, die ich zu<br />
jeder Kollektion produziere – sie in Installationen<br />
einzubauen, zeigt ihre räumlichen,<br />
skulpturalen Qualitäten.<br />
Link zum Thema:<br />
www.lucianbroscatean.ro
24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Mode | Trends für den Herbst<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25<br />
Authentic Styles<br />
for Urban Individuals<br />
SET Fashion<br />
Autorin: M. Wendt<br />
In der kommenden Saison ist eine Rückbesinnung<br />
auf traditionelle Werte und<br />
Individualität deutlich zu erkennen. Ein<br />
Trend, der sich sowohl bei den Farben als<br />
auch bei den Stoffen zeigt.<br />
Zeitlose Farben wie klassisches camel,<br />
taupe, beige Nuancen, grau, navy und<br />
schwarz bilden die Basis. Ein Kardinalrot<br />
dominiert als Kontrastfarbe. Die Farbpalette<br />
der kommenden Saison strahlt durch<br />
edle camel und taupe Nuancen, Eleganz<br />
und subtilen Luxus aus, und macht sie so<br />
zu den idealen Farbtönen für die unterschiedlichsten<br />
Stilrichtungen von klassischen<br />
Oberteilen bis hin zu schlichten<br />
Kleidersilhouetten und Strick.<br />
Die Unkompliziertheit bei den Farbtrends<br />
spiegelt sich auch bei der Stoffwahl wider.<br />
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Wolle<br />
aller Art. Weiche, gekämmte Haptiken<br />
und Tweed in sowohl dünnen, leichten<br />
als auch schwereren, dickeren Ausführungen.<br />
Raues, robustes Lammfell, Teddy-<br />
Fleece, Pelz, Samt, Leder und Satin sorgen<br />
in der kommenden Saison für besondere<br />
Haptik-Erlebnisse. Mehr Informationen<br />
zur aktuellen Herbst / Winter Kollektion:<br />
www.set-fashion.com
26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27
28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29
30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31
32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33
34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Frédéric Chaubin | CCCP<br />
CCCP<br />
Cosmic Communist<br />
Constructions Photographed<br />
Autor: F. Reip | Fotograf: F. Chaubin<br />
Im Taschen-Verlag erschien vor kurzem<br />
der faszinierende Bildband „Cosmic<br />
Communist Constructions Photographed“<br />
(„CCCP“) des französischen Fotografen<br />
und Herausgebers des Kunstmagazins<br />
„Citizen K“, Frédéric Chaubin. Ein<br />
Gespräch über Fotografie und Malerei,<br />
das Paris von Henry Miller und das Fahren<br />
ohne Führerschein ...<br />
Worum ging es Ihnen bei der Arbeit an<br />
„CCCP“?<br />
Mit dem Buch habe ich versucht, auf visuelle<br />
Weise die Emotionen zu unterstreichen,<br />
die ich durchlebt hatte. Einerseits sollten die<br />
Bilder für sich stehen, andererseits sollten sie<br />
als Reihe erkennbar werden. Ich überlagerte<br />
künstlerischen und dokumentarischen Ansatz,<br />
historische und fiktive Ebene. Vor<br />
kurzem bin ich auf einen rumänischen Maler<br />
gestoßen, der einige Details meiner Fotografien<br />
in seinen Gemälden reproduziert.<br />
Sein Projekt heißt „Remains of Tomorrow“<br />
(Überreste von Morgen). Ich denke, er hat<br />
genau verstanden, worum es mir ging.<br />
Ich bin besessen vom Gang der Zeit. Diese<br />
Gebäude, die noch gar nicht sonderlich alt<br />
sind und doch bereits Anachronismen, sind<br />
faszinierend! Sie entwerfen eine Vorstel-<br />
lung von der Zukunft, die auf einer nahen<br />
Vergangenheit fußt. Um das Resultat noch<br />
verwirrender zu machen, habe ich versucht,<br />
die Gebäude so darzustellen, wie es Maler<br />
im 19. Jahrhundert gemacht hätten –<br />
insbesondere die russischen Landschaftsmaler,<br />
die ich so liebe. So habe ich versucht,<br />
diese exzentrischen Formen ganz bewusst<br />
akademisch nüchtern zu zeigen.<br />
Haben Sie ein Lieblingsfoto in Ihrem<br />
Bildband?<br />
Vermutlich die Aufnahme des Technischen<br />
Insituts in Minsk, die ich mit einer Leica<br />
gemacht habe. Die Fotografie ist so präzise<br />
komponiert wie ein Gemälde und fängt eine<br />
einzigartige Situation ein. Es war Sonntag,<br />
die Parkplätze waren verlassen, und man<br />
sieht nur die Silhouette eines Mannes, von<br />
Schnee umgeben, mit Mantel und Aktentasche,<br />
ein anonymer Büroarbeiter, der auf<br />
dieses gigantische Gebäude zuläuft, dieses<br />
Symbol gewaltiger Kraft mitten im Nichts.<br />
Ich mag diese metaphorische Dimension<br />
des Bildes, und ich mag es auch, weil<br />
in „CCCP“ kaum Menschen auftauchen –<br />
weswegen mich übrigens ein Freund immer<br />
wieder im Scherz fragt, ob ich die Menschheit<br />
hasse ...<br />
Ihr Buch blickt einmal in die Vergangenheit<br />
– wo würde man heute wohl etwas<br />
vergleichbar Fantastisches, Fantasievolles<br />
in der Architektur finden?<br />
Vergangenheit und Gegenwart, ich denke<br />
da gibt es keinen Unterschied. Wenn dich<br />
ein Kunstwerk packen soll, muss es dir<br />
beim Betrachten die Orientierung rauben.<br />
In unserer globalisierten, informationsübersättigten<br />
Zeit wird gerade diese Erfahrung<br />
immer rarer. Man bedenke nur etwa<br />
die Anzahl an Bildbänden, die zu Dubai<br />
veröffentlicht wurden ... Wenn man die<br />
Romane von Henry Miller liest, merkt<br />
man, dass es im Paris der 20er-Jahre<br />
noch eine geradezu exotische Erfahrung<br />
war, vom einen ins andere Arrondissement<br />
zu reisen. In den verschiedenen sozialen<br />
Schichten sprach man nicht einmal<br />
die gleiche Sprache. Das ist jetzt vorbei –<br />
wenn man nicht gerade Chinese ist, fällt<br />
es schwer, sich in Paris orientierungslos zu<br />
fühlen. Was „CCCP“ angeht, hatte ich also<br />
enormes Glück, diesen riesigen Forschungsbereich<br />
zu finden. Der Mangel an breiter<br />
Information über und Dokumentation<br />
von dieser Architektur war ein glücklicher<br />
Zufall historischen Ausmaßes. Für Kinder<br />
müssen diese Gebäude wirken wie die ...
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35
36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Frédéric Chaubin | CCCP
Kunst & Kultur | Frédéric Chaubin | CCCP<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37<br />
Überbleibsel einer fremden, längst verschwundenen<br />
Zivilisation.<br />
In der Einleitung des Buches sprechen<br />
Sie von Außenseitern und Versuchungen<br />
– sind dies für Sie die interessantesten<br />
Perspektiven, die, die Innen von Außen<br />
scheiden, Besitz und Verlangen?<br />
Das ist richtig. Der Mainstream reizt mich<br />
nicht weiter, mein Interesse liegt eher bei den<br />
Perspektiven, die Veränderungen auslösen,<br />
die „Innen von Außen scheiden“. Sie haben<br />
andere Prioritäten, und darauf kommt es<br />
an: Wer nur um soziale Anerkennung ringt,<br />
der bleibt „innen“. Wer aber merkwürdig ist,<br />
ein Fremder – wie Jim Morrison in „People<br />
Are Strange“ sang – wird seinen eigenen<br />
Weg finden müssen. Man fällt aus dem<br />
Rahmen, ist oft unausgeglichen, obsessiv,<br />
aber man stößt auf neue Pfade. Außenseiter<br />
lösen Veränderungen aus, weil sie sich<br />
ihre eigene Welt bauen müssen. Auch wenn<br />
sie angreifbar sind, liefern sie doch in ungewöhnlichen<br />
Situationen die präzisesten<br />
Antworten. Dem System der Sowjetunion<br />
auf rationale Weise zu entkommen, war<br />
schwierig – daher war es wichtig, abwegige<br />
Gedanken entwickeln zu können.<br />
Inwiefern beeinflussen und formen<br />
Perspektiven Ihre Arbeit als Künstler<br />
und als Herausgeber?<br />
Ich habe den Prozess gar nicht so sehr unter<br />
Kontrolle, das meiste ist Intuition, der man<br />
erst später Konturen gibt. Und dann kommt<br />
auch die persönliche Perspektive zum<br />
Tragen: Wenn man versucht, eine Sache zu<br />
begreifen oder ihr Bedeutung zu verleihen,<br />
macht man das vor dem Hintergrund der<br />
eigenen kulturellen Erfahrung. Ich glaube,<br />
das Gehirn ist stärker als man selbst und<br />
nimmt uns Entscheidungen ab. Es fährt<br />
sozusagen das Auto – ob nun mit oder ohne<br />
Führerschein.<br />
Welche Assoziationen weckt bei Ihnen<br />
die englische Redewendung „to put<br />
something into perspective“?<br />
Ich muss dabei an die italienische Malerei<br />
des Mittelalters denken, wie sie Tiefe in die<br />
bildliche Gestaltung eingebracht hat – und<br />
so in gewisser Weise der Realität näher kam.<br />
Dabei weiß ich gar nicht, ob Realität unser<br />
bester Freund ist. Ich bevorzuge Symole und<br />
Illusionen, die schlichte Abbildung eines<br />
primitiven Bildzeichens, unbeholfen, aber<br />
magisch, mit all den Codes, die man entziffern<br />
muss. Das ist mir lieber als ein Prozess,<br />
der versucht, der Realität gerecht zu werden<br />
und dabei doch nur die materielle Dimension<br />
der Dinge erreicht – und so im Grunde<br />
keinem der großen Rätsel auf die Spur<br />
kommt.<br />
Infos zum Bildband:<br />
Hardcover,<br />
26 cm x 34 cm,<br />
312 Seiten<br />
39.99 EUR<br />
ISBN: 978-3-8365-2519-0<br />
www.taschen.com
38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Sehenswert | Faces of Africa<br />
Faces of Africa<br />
Mario Marino<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Eine Vielzahl unterschiedlicher ethnischer<br />
Gruppen lebt im Süden von Äthiopien.<br />
Manche zählen nur noch wenige Tausend<br />
Mitglieder. Gemeinsam ist ihnen eine<br />
Kultur des Körperschmucks. Zum Beispiel:<br />
Blumen, Früchte, Zweige, Muscheln und<br />
eine mit kleinen Holzstückchen aufgebrachte<br />
Bemalung mit weißem Kalk<br />
verwandeln ihre Körper in ausdrucksstarke<br />
Artefakte einer längst vergessenen<br />
Zeit, die eine Brücke zur umgebenden<br />
Natur schlagen und zum Stolz, die eigene<br />
Identität und kulturelle Zugehörigkeit<br />
zum Ausdruck bringen. Fragile, vergängliche<br />
Körperkunst im doppelten Sinne.<br />
Zum einen müssen die Arrangements<br />
immer wieder erneuert werden, findet<br />
die Kreativität Tag für Tag neue Variationen,<br />
zum anderen droht permanent<br />
die unweigerliche Auslöschung dieser<br />
alten Kultur.<br />
Äthiopiens<br />
Fotografisches<br />
Psychogramm<br />
Für Mario Marino ist Afrika der „verspätete<br />
Kontinent“. Mit seiner Kamera sucht er<br />
dort immer wieder nach den verbliebenen<br />
Spuren kultureller Vielfalt, Menschen und<br />
Gesichtern die Geschichten zu erzählen<br />
haben. Im Frühjahr <strong>2011</strong> machte sich der<br />
in Deutschland lebende Fotograf auf den<br />
Weg in die afrikanische Urheimat, die<br />
Wiege der Menschheit, um festzuhalten,<br />
was vielleicht bald schon unwiderruflich<br />
verschwunden sein wird.<br />
Er fand Dörfer und Landstriche, die an<br />
die eingeschnürten Indianerreservate<br />
im amerikanischen Westen erinnern. Die<br />
sich ausbreitende Zivilisation und der<br />
Tourismus haben auf lange Sicht den<br />
Verlust der autarken Identität zur Folge<br />
und lassen die kulturelle Einmaligkeit<br />
zunehmend verblassen.<br />
Mario Marinos Portraits sind ein Blick<br />
auf eine noch existierende, langsam<br />
verblassende Gegenwart. Die minimalistische<br />
Inszenierung ohne Kunstlicht und<br />
vor einem uniformen Hintergrund löst<br />
die Protagonisten aus ihrer natürlichen<br />
Lebenswelt und erzeugt diese besondere<br />
Eindringlichkeit des individuellen<br />
Ausdrucks.<br />
<strong>BOLD</strong> zeigt auf den folgenden Seiten<br />
einen Teil der Bilder von „Faces of Africa“,<br />
die in der Tradition von Irving Penns<br />
„World in a Small Room“ und Richard<br />
Avedons „American West“ entstanden.<br />
Die Ausstellung aller Arbeiten ist vom<br />
4. November bis 24. Januar 2012 in der<br />
Galerie Brocksted Berlin zu sehen.<br />
Links zum Thema:<br />
www.mariomarino.com<br />
www.brockstedt.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39
40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41
42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43
44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
KUNST<br />
FAIR PRÄSENTIERT<br />
Perspektiven im Herbst <strong>2011</strong><br />
Autor: H. G. Teiner<br />
BERLIN<br />
FORUM FÜR DIE KUNST<br />
15 Jahre lang hatte die Messe Berlin das<br />
Art Forum Berlin veranstaltet, die Kunstmesse<br />
mit Berliner Galeristen und internationalem<br />
Anspruch. Nach Unstimmigkeiten<br />
zwischen Messe und einigen<br />
Gesellschaftern der Art Berlin Contemporary<br />
(ABC), der Herbst-Veranstaltung<br />
von rund 100 Berliner Galerien, wurde<br />
das Art Forum Berlin für dieses Jahr<br />
komplett abgesagt. Damit verliert der<br />
Kulturstandort Berlin im internationalen<br />
Kunstmarkt ein wichtiges kommerzielles<br />
Ausstellungsformat. Berlin wird nun ohne<br />
diese Messe, jedoch nicht ohne ein hochambitioniertes<br />
Veranstaltungsprogramm<br />
für die zeitgenössische Kunst in den<br />
Herbst starten.<br />
Space für Präsentation und Begegnung.<br />
„Distanzlosigkeit“ ist hierbei ein auszeichnendes<br />
Merkmal aller Messen und Veranstaltungen.<br />
Im besten Sinne Art Fair:<br />
Lebendige Messekonzepte mit fairen<br />
Bedingungen für neue, unbekannte und<br />
nachwachsende Kunst. Mit genug Raum<br />
und Zeit zur persönlichen Entdeckungsreise<br />
und guten Einstiegsmöglichkeiten<br />
in den Kunstmarkt für junge Künstler.<br />
BERLINER<br />
KUNSTSALON<br />
Der Berliner Kunstsalon wurde als Alternative<br />
zum ehemaligen Art Forum Berlin<br />
gegründet. Der Künstler und Galerist<br />
Edmund Piper ist der Initiator und Leiter<br />
dieser Veranstaltung, die seit 20<strong>04</strong> jährlich<br />
stattfindet.<br />
zu beleben, gelang,“ konstatierte „Die<br />
Welt“. Über dieses Profil entwickelte der<br />
Berliner Kunstsalon eine Sprungbrettfunktion,<br />
denn es gelang immer wieder,<br />
junge, bis dahin unbekannte Künstlerinnen<br />
und Künstler in den professionellen<br />
Kunstmarkt zu katapultieren. Hier<br />
findet der von der allgemeinen Aufbruchstimmung<br />
angestachelte Sammler die<br />
Jungstars, die mit Verve und Elan in den<br />
Kunstmarkt drängen. Der Berliner Kunstsalon<br />
wird in diesem Jahr in der zentralen<br />
Ausstellungshalle der Uferhallen in<br />
Berlin-Mitte stattfinden.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Edmund Piper ...<br />
Welche Schwerpunkte und Neuerungen<br />
weist Ihr Messe-Konzept für den Herbst<br />
<strong>2011</strong> auf?<br />
Vom 7. bis 11. September <strong>2011</strong> finden<br />
zeitgleich mit der ABC, die Preview und<br />
der Berliner Kunstsalon statt.<br />
Die verbindende Perspektive der vorgestellten<br />
Kunstmessen, Galeriepräsentationen<br />
und offenen Ateliers ist die Nähe<br />
der Besucher und potenziellen Käufer, zu<br />
den Künstlern und Kunstwerken. Open<br />
Auch der 8. Berliner Kunstsalon bietet<br />
innovativen Künstlern eine experimentelle<br />
Plattform. Diese Kunstveranstaltung<br />
ist in Anlehnung an die gleichnamigen<br />
Aktivitäten Paul Cassirers aus dem<br />
Jahre 1898 als Projekt der Künstlerförderung<br />
und als „Entdeckermesse“ neu<br />
entstanden. „Die Tradition der Berliner<br />
Salons als Dialog der Experimente wieder<br />
Neu ist, dass der 8. Berliner Kunstsalon<br />
in diesem Jahr mit einer zur Verfügung<br />
stehenden Fläche von 2550 m 2 einen im<br />
Vergleich zu den letzten Jahren sehr kleinen<br />
Raum bespielt. Dies hat ein sehr viel schärferes<br />
Profil zur Folge: Ein Niveau, das Spaß<br />
macht! Ausgehend vom Raum präsentiert<br />
sich der diesjährige Berliner Kunstsalon<br />
mehr denn je als Ausstellungs- denn als ...
Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45<br />
Raymond Unger<br />
„Death In Sesame Street“ (Ölfarbe gespachtelt auf Leinwand, 140 cm x 180 cm, <strong>2011</strong>)
46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
Messe-Format. Obwohl der Berliner Kunstsalon<br />
eine Veranstaltung zum Entdecken<br />
noch weitestgehend unbekannter Künstlerinnen<br />
und Künstler ist, der Schwerpunkt<br />
der Veranstaltung also im Bereich der Künstlerförderung<br />
liegt, wurde er in den letzten<br />
Jahren stets als inhaltlich ernstzunehmende<br />
Alternative zu den großen Messen<br />
der Stadt besprochen, deren Macher über<br />
weitreichende professionelle Netzwerke<br />
verfügen. Diesen Anspruch wird der diesjährige<br />
Berliner Kunstsalon untermauern.<br />
Was ist Ihre Perspektive im Zusammenhang<br />
des internationalen Kunstmarktes?<br />
Mit seinem Profil als Sprungbrett für junge<br />
Talente genießt der Berliner Kunstsalon<br />
eine privilegierte Sonderposition im Umfeld<br />
der Messeveranstaltungen, denn er muss<br />
seinen Marktwert nicht in Kategorien wie<br />
A-, B- oder C-Messe beweisen.<br />
Viel eher geht es darum, den nationalen<br />
wie internationalen Galeristen, Kuratoren,<br />
Artscouts und Sammlern ergänzend zum<br />
Angebot der hiesigen Messen bemerkenswerte<br />
Talente zu offerieren, deren Zielgebiet<br />
ganz klar im internationalen Kunstgeschehen<br />
verortet ist.<br />
PREVIEW<br />
BERLIN<br />
Vom 9. bis zum 11. September <strong>2011</strong> bietet<br />
auch die Preview Berlin zum siebten<br />
Mal jungen nationalen und internationalen<br />
Galerien und Projekträumen die<br />
Möglichkeit, Werke einer neuen Genera-<br />
Foto: H. G. Teiner<br />
tion von aufstrebenden Künstlern einem<br />
Publikum aus Sammlern, Fachleuten und<br />
Kunstbegeisterten zu präsentieren. Die<br />
2005 gegründete Messe wird heute von<br />
den Berliner Galeristen Kristian Jarmuschek<br />
(Galerie Jarmuschek & Partner),<br />
Rüdiger Lange (Galerie loop – Raum für<br />
aktuelle Kunst) und dem Künstler Ralf<br />
Schmitt (MyVisit.to) organisiert. Für die<br />
fünfte Ausgabe im Jahr 2009 zog die<br />
Messe in die Haupthalle des Flughafens<br />
Tempelhof um und entwickelte unter<br />
dem Titel „Less Regress – More Congress“<br />
ein progressives Messekonzept in Form<br />
einer kuratierten Ausstellung ohne klassischen<br />
Messebau, das enthusiastisch von<br />
Medien und Publikum aufgenommen<br />
wurde. 2010 präsentierte die Preview<br />
Berlin eine ambitionierte Standkonzeption,<br />
die die verschiedenen Erfahrungen<br />
der letzten Jahre zusammenfasste: eine<br />
Kombination aus großzügig geschnittenen<br />
White Cube-Messeständen und<br />
offenen Flächen für raumgreifende Installationen<br />
und performative Arbeiten. Eine<br />
zentrale Lounge bot einen Treffpunkt<br />
für Besucher und diente als Veranstaltungsort<br />
für das vielfältige Rahmenpro-<br />
gramm aus Führungen, Empfängen und<br />
Diskussionen. Eine weitere Neuerung im<br />
Messeprogramm war der Fokus auf Galerien<br />
und Kunsträume aus Osteuropa.<br />
Nach der erfolgreichen Messe 2010, in der<br />
nach Angaben der Veranstalter, innerhalb<br />
von drei Tagen 12.000 Besucher durch<br />
den großzügig geschnittenen Hangar 2<br />
des ehemaligen Flughafens strömten,<br />
verspricht die Preview Berlin <strong>2011</strong> erneut<br />
ein Magnet für die Kunstwelt zu werden.<br />
ABC<br />
ART BERLIN CONTEMPORARY<br />
<strong>2011</strong> widmet sich die Art Berlin Contemporary<br />
dem Malerischen: Die Ausstellung<br />
„about painting“ präsentiert Malerei<br />
der Gegenwart, aber auch Installationen,<br />
Papierarbeiten, Videos, Fotografien oder<br />
Skulpturen, die ein kontextuelles Interesse<br />
an diesem klassischen Medium<br />
aufweisen. Das „Malerische“, als kunsthistorischer<br />
Grundbegriff vor hundert<br />
Jahren von Heinrich Wölfflin begründet,<br />
bildet einen weiteren Ansatz: „Malerei ist<br />
der Triumph des Scheins über das Sein“.<br />
Der Veranstalter selbst wählt diese Worte:<br />
„Vor 20 Jahren, der Zeit der Kontextkunst,<br />
galt der Fokus eher dem Rahmen als<br />
den Bildern selbst – zumindest wurden<br />
Gemälde in Ausstellungen verhältnismäßig<br />
selten präsentiert. Das Erbe dieser<br />
spezifischen Untersuchungen ist heute in<br />
vielen zeitgenössischen künstlerischen<br />
Ansätzen wieder zu finden, nicht zuletzt in<br />
der Malerei, die von einer enormen Reflexion<br />
des Mediums und seiner Geschichte<br />
geprägt ist“.
Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47<br />
Die Art Berlin Contemporary entwickelte<br />
sich vor vier Jahren als freies<br />
Format zwischen Ausstellung und Galerien-Veranstaltungen.<br />
Den Initiatoren ist<br />
es seitdem gelungen, einen wichtigen<br />
Termin im internationalen Kunstkalender<br />
zu etablieren.<br />
C.A.R.<br />
CONTEMPORARY ART RUHR<br />
IN ESSEN<br />
Weitere Veranstaltungen zeitgenössischer<br />
Kunst finden im Herbst <strong>2011</strong> mit<br />
der Contemporary Art Ruhr in Essen und<br />
in Düsseldorf, die Kunstpunkte, statt.<br />
Die Contemporary Art Ruhr ist eine Kunstmesse<br />
in einem besonderen architektonischen<br />
Umfeld, der Zeche Zollverein:<br />
Kunstpräsentation im Spannungsfeld<br />
von alter Industriekultur und von neuen<br />
künstlerischen Perspektiven. Die Messe<br />
findet an einem zentralen Ort des Ruhrgebiets<br />
statt, an dem der Umbruch des<br />
Industrie-Ruhrpotts zum Medienstandpunkt<br />
stattfindet. Die Zeche Zollverein<br />
hat durch das Kulturhauptstadtjahr 2010<br />
einen kräftigen Aufschwung erlebt und<br />
sich spätestens jetzt auch europaweit<br />
einen Namen gemacht. Ziel der Contemporary<br />
Art Ruhr ist es, in der Region mit<br />
mehr als 5,3 Millionen Einwohnern einen<br />
eigenen Kunstmarkt zu entwickeln. In nur<br />
wenigen Jahren ist eine erfolgreiche und<br />
viel beachtete Messe für zeitgenössische<br />
Kunst von nationaler und internationaler<br />
Bedeutung entstanden. Contemporary<br />
Art Ruhr, das sind zwei unterschiedliche,<br />
jährlich stattfindende Kunstmessen: Die<br />
Medienkunstmesse im Sommer hat ihren<br />
Ausstellungsschwerpunkt im Bereich der<br />
Kokerei, die jetzt im Herbst anstehende<br />
Messe findet im Bereich des Kesselhauses<br />
und des Red Dot Design Museums, statt.<br />
Die Contemporary Art Ruhr im Herbst<br />
steht unter dem Motto: „Innovation“. Das<br />
bedeutet, auch in diesem Jahr wieder<br />
neue Einblicke in die aktuellen Strömungen<br />
der zeitgenössischen Kunst<br />
zu ermöglichen. Das Ausstellungskonzept<br />
gewährleistet, dass sich Newcomer,<br />
Avantgarde und etablierte Galerien gleichermaßen<br />
und nebeneinander präsentieren<br />
können. Die Messe ist eine offene<br />
Austellungsplattform, die neue künstlerische<br />
Positionen in kommunikativer<br />
Atmosphäre entdecken läßt.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Silvia Sonnenschmidt<br />
und Thomas Volkmann, den Initiatoren<br />
der Contemporary Art Ruhr (C.A.R.):<br />
Welche Schwerpunkte und Neuerungen<br />
weist Ihr Messe-Konzept für den Herbst<br />
<strong>2011</strong> auf?<br />
S. Sonnenschmidt: Das Ziel des Austauschs,<br />
der Kooperation und Kommunikation, oft<br />
auch gerade entlang unkonventioneller<br />
Pfade, verfolgt die C.A.R. seit sie besteht,<br />
Jahr für Jahr kommen weitere Teilnehmer<br />
und Partner hinzu – wie zum Beispiel die<br />
Los Angeles Art Association, (LAAA) oder<br />
die Folkwang Universität der Künste. In fünf<br />
Hallen auf über 5.000 m 2 stellt die C.A.R.<br />
im Herbst <strong>2011</strong> etablierte wie avantgardistische<br />
Positionen vor, zum ersten Mal<br />
präsentiert sie vom 28. bis zum 30. Oktober<br />
<strong>2011</strong> in den außergewöhnlichen Räumen<br />
– im Red Dot Design Museum – zeitgenössische<br />
Kunst. Das Spektrum der C.A.R.<br />
<strong>2011</strong> reicht von Fotografie, Malerei, Plastik<br />
und Skulptur, Druckgraphik, Streetart über<br />
Installationen bis hin zu riesigen Projektionen<br />
auf die Fassaden der Zeche. Parallel<br />
finden Sonderausstellungen, Symposien,<br />
die C.A.R.-Video-Lounge, ein umfangreiches<br />
Rahmen-Programm und die C.A.R. Gallery,<br />
ein offener Wettbewerb für Fotografie und<br />
digitale Kunst, statt.<br />
Ausgewählte Künstler, die sich noch nicht<br />
auf dem Kunstmarkt etabliert und noch<br />
keine Galerievertretung haben, erhalten mit<br />
limitierten Förderflächen und einer öffentlichen<br />
Ausschreibung die Chance, sich an der<br />
C.A.R. zu beteiligen. Die geringen Kosten<br />
für die Aussteller gepaart mit dem zeitgemäßen<br />
Ausstellungskonzept machen es<br />
möglich, dass sich Newcomer, Avantgarde<br />
und etablierte Galerien gleichermaßen auf<br />
der C.A.R. präsentieren können.<br />
Was ist Ihre Perspektive im Zusammenhang<br />
des internationalen Kunstmarktes?<br />
T. Volkmann: Netzwerke aufzubauen und<br />
zu pflegen, internationale Kontakte herzustellen,<br />
und dabei sein eigenes Profil zu<br />
schärfen und auszubauen, wird in einer<br />
längst globalen Kunstwelt immer wichtiger.<br />
Während die meisten Kunstmessen mit<br />
dem letzten Veranstaltungstag enden, geht<br />
die C.A.R. auch danach noch weiter. Unser<br />
Ziel ist es, den Teilnehmern im schnelllebigen<br />
Kunstmesse- und Ausstellungsgeschäft<br />
über die Messe-Tage hinaus ...
48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
Foto: M. Duschner<br />
Zeche Zollverein<br />
Contemporary Art Ruhr
Kunst & Kultur | KUNST FAIR PRÄSENTIERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49<br />
eine Plattform für Kontakte und zur Vernetzung<br />
zu bieten. Weitere Ausstellungen<br />
stehen noch <strong>2011</strong> auf dem Programm.<br />
In Paris, am 1. Oktober <strong>2011</strong>, während<br />
der Nuit Blanche, der Langen Nacht der<br />
Museen, oder beim zweiten Get-to-gether<br />
in Miami Beach am 1. Dezember <strong>2011</strong>, für<br />
Kuratoren, Galeristen, Künstler und andere<br />
Multiplikatoren. Für 2012 sind bereits<br />
Ausstellungen in Los Angeles, in den europäischen<br />
Nachbarländern sowie in Berlin<br />
geplant.<br />
KUNSTPUNKTE<br />
OFFENE ATELIERS IN DÜSSELDORF<br />
Die 15. Kunstpunkte in Düsseldorf, das<br />
bedeutet: An zwei Wochenenden im<br />
September öffnet sich dem interessierten<br />
Publikum der Kunsthimmel: am ersten<br />
Wochenende im südlichen Firmament,<br />
am zweiten Wochenende dann im nördlichen<br />
Firmament.<br />
Es können 266 Kunstpunkte im gesamten<br />
Stadtgebiet von Düsseldorf besucht<br />
werden, um mehr als 500 Kunstschaffenden<br />
bei Ihrer Arbeit über die Schulter<br />
zu schauen und ihre Arbeiten am Entstehungsort<br />
in Augenschein zu nehmen.<br />
Mit dabei sind auch GastkünstlerInnen<br />
aus Israel, Russland, Schottland und Finnland,<br />
die im Rahmen der internationalen<br />
Künstleraustauschprojekte nach Düsseldorf<br />
gekommen sind. Grund für den<br />
Reichtum an Kunstschaffenden ist, neben<br />
weiteren Faktoren, die 1773 gegründete<br />
Kunst-akademie, an der auch der legendäre<br />
Josef Beuys unterrichtete. Düsseldorf<br />
hat die Kunstpunkte 1997 ins Leben<br />
gerufen, und seitdem erfreut sich die<br />
Aktion wachsender Resonanz. So wurden<br />
in den vergangenen Jahren bis zu 60.000<br />
Atelierbesucher an den beiden Wochenenden<br />
gezählt. Dabei beeindruckte die<br />
Dichte und die hohe Qualität der in der<br />
Landeshauptstadt wirkenden Kunstschaffenden<br />
die BesucherInnen. Neben<br />
der Entdeckerfreude kommt auch der<br />
kommerzielle Aspekt nicht zu kurz: Es<br />
darf auch gekauft werden.<br />
In den vielen Ateliers können die Besucher<br />
in zwangloser Atmosphäre mit den KünstlerInnen<br />
ins Gespräch kommen. „ Künstlerateliers<br />
sind oft verborgene und sonst<br />
kaum zugängliche Ort. Selten besteht die<br />
Möglichkeit, die Künstler in den Räumen<br />
zu erleben, in denen die Kunstwerke<br />
entstehen und Ideen oder Gedanken zur<br />
materiellen Form werden. Gerade dies<br />
ist das besondere an den Kunstpunkten:<br />
der direkte Kontakt des Publikums zu<br />
den Künstlern und ihren Werken, fernab<br />
von Galerien und Museen“, so die Koordinatorin<br />
Karin Rauers vom Kulturamt der<br />
Stadt Düsseldorf.<br />
Als Wegweiser zu den Ateliers dient das<br />
Kunstpunkte-Faltblatt. Es leitet die Besucher<br />
an den beiden Wochenenden durch<br />
Düsseldorf, von Atelier zu Atelier. Eine<br />
Unterteilung nach Genres wie Malerei,<br />
Foto, Skulptur und Medienkunst erleichtert<br />
den überraschungsreichen Kunstspaziergang.<br />
Das Kulturamt der Stadt Düsseldorf<br />
organisiert einen Bus-Shuttle-Service<br />
mit geführten Touren durch ausgewählte<br />
Ateliers. Das besondere Erlebnis beginnt<br />
bereits beim Einsteigen in die Oldtimer-<br />
Reisebusse aus den 50er- und 60er-<br />
Jahren. Die Tour beginnt an den Reihn-<br />
Terrassen und dauert jeweils drei<br />
Stunden, sie wird von Künstlern und<br />
Künstlerinnen begleitet, die Informationen<br />
zu ihren Künstlerkollegen geben<br />
und für einen intensiven Austausch zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Termine im Überblick:<br />
Berliner Kunstsalon<br />
7. bis 11. September <strong>2011</strong><br />
www.berlinerkunstsalon.de<br />
Preview Berlin<br />
9. bis 11. September <strong>2011</strong><br />
www.previewberlin.de<br />
ABC – Art Berlin Contemporary<br />
7. bis 11. September <strong>2011</strong><br />
www.artberlincontemporary.com<br />
Kunstpunkte in Düsseldorf<br />
3. bis 11. September <strong>2011</strong><br />
www.kunstpunkte.de<br />
C.A.R. – Contemporary Art Ruhr<br />
28. bis 30. Oktober <strong>2011</strong><br />
www.contemporaryartruhr.de<br />
Infos zum Thema:<br />
www.zollverein.de<br />
www.raymond-unger.de<br />
www.art-forum-berlin.de
50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
sehenswert<br />
Erlebe es Selbst<br />
Autor: K. Specht<br />
5 GUM präsentiert „Walls Alive“ – Musik<br />
und 3D-Lichtprojektionen, ein Kunst-<br />
Erlebnis der besonderen Art.<br />
Häuserfassaden werden buchstäblich<br />
zum Leben erweckt, hohe Räume stürzen<br />
in sich zusammen, Fassaden stehen in<br />
Flammen. Spektakuläre Lichtprojektionen<br />
und Live-Acts von Parov Stelar,<br />
Meister des groovigen Electrosounds und<br />
Erfinder eines eigenwilligen Soundmixes<br />
aus Jazz, Swing und erdigen Beats und<br />
DJane Cosmic Sista alias Cosma Shiva<br />
Hagen, eine der erfolgreichsten Jungschauspielerinnen<br />
Deutschlands, machen<br />
die Nacht zum Tag.<br />
<strong>BOLD</strong> verlost exklusiv 10 x 2 Freikarten<br />
für „Walls Alive“. Wer dabei sein<br />
will und gewinnen möchte, sendet bis<br />
zum 6. September 2010 eine E-Mail<br />
an: 5gum@bold-magazine.eu<br />
Walls Alive<br />
10. September <strong>2011</strong><br />
Praterinsel München<br />
Praterinsel 3 - 4, 80538 München<br />
www.5gum.de
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51<br />
Foto: S. Won („Dreamroom“)<br />
Foto: A. Mühe<br />
Foto: C/O Berlin (T. Hoepker)<br />
Bankrotte Staaten, Tsunami, Reaktorunfall,<br />
Polschmelze - alles scheint auf einen<br />
Crash hinauszulaufen, den wir selbst<br />
erschaffen haben. Sehen wir dabei zu,<br />
während wir Konjunktur- und Hilfspakete<br />
schnüren oder können wir aus dem<br />
Kreislauf ausbrechen? Kann mit Hilfe von<br />
Kunst eine neue Position, gar eine neue<br />
Vision gefunden werden?<br />
Über 30 Künstler und drei Kollegen<br />
wurden von der Kuratorin Nicole Loeser<br />
in die ehemalige Tresorfabrik in Berlin-<br />
Wedding eingeladen, zu diesen Themen<br />
Position zu beziehen. Neben künstlerischen<br />
Werken von Malerei über Video<br />
und Installation bieten das Rahmenprogramm<br />
Performances, Künstlergespräche<br />
und Vorträge für vier Tage, einen Ort für<br />
utopische Träume, um alternative Welten<br />
zu erschaffen.<br />
Andreas Mühe, Jahrgang 1979, wurde<br />
im damaligen Karl-Marx-Stadt geboren.<br />
Er fotografierte für renommierte Magazine,<br />
Agenturen und Unternehmen. Seine<br />
Bilder dehnen den Augenblick, werden<br />
zeitlos durch eine entschlossene Choreografie<br />
der Umgebung und der Protagonisten<br />
und sind immer eine autonome<br />
ästhetische Erfahrung, die dem Betrachter<br />
in Erinnerung bleiben.<br />
Andreas Mühe ist einer der interessantesten<br />
jungen Fotografen in Deutschland.<br />
Insbesondere Politiker und „Räume der<br />
Macht“ spielen im Motivspektrum seiner<br />
Arbeiten eine besondere Rolle.<br />
Ein vermummter Mann schaut von einem<br />
Balkon. Ein Flugzeug schlägt in einen<br />
Hochhausturm ein. Sofort sind die Bilder<br />
vor unserem Auge! Wir wissen exakt, um<br />
welche Ereignisse es sich handelt. Denn<br />
Bilder besitzen eine gewaltige Macht.<br />
Sie halten nicht nur den entscheidenden<br />
Moment fest, sondern beeinflussen den<br />
öffentlichen Diskurs und fordern zu Reflexion<br />
und Reaktion heraus. Die von C/O<br />
Berlin kuratierte Ausstellung „unheimlich<br />
vertraut“ untersucht die Bedeutung<br />
von Fotografie für unsere tägliche Bildkultur<br />
anhand der visuellen Verarbeitung<br />
von unterschiedlichen Terrorbildern der<br />
letzen Jahrzehnte. München 1972 und<br />
New York 2001 bilden die historischen<br />
Eckpfeiler. Über die künstlerische Auseinandersetzung<br />
werden politische Bilder<br />
in Frage gestellt, historische Bildquellen<br />
machen Konstruktion und Illusion von<br />
Fotografie sichtbar.<br />
The End of the Dream<br />
31. August <strong>2011</strong> – 3. September <strong>2011</strong><br />
Andreas Mühe<br />
31. August <strong>2011</strong> – 16. Oktober <strong>2011</strong><br />
Unheimlich vertraut<br />
10. September – 4. Dezember <strong>2011</strong><br />
MicaMoca Project Berlin e.V.<br />
Lindower Str. 22, 13347 Berlin<br />
www. micamoca.de<br />
Kunsthalle Rostock<br />
Hamburger Str. 40, 18069 Rostock<br />
www.kunsthallerostock.de<br />
C/O Berlin<br />
Oranienburger Str. 35/36, 10117 Berlin<br />
www.co-berlin.com
52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Planet der Affen<br />
Planet<br />
der Affen<br />
Prevolution<br />
Autor: M. Breuer<br />
Der etwas unvorteilhaft gewählte<br />
Titel verrät es schon, der Film ist ein so<br />
genanntes „Prequel“, eine rückversetzte<br />
bzw. vorangestellte Fortsetzung. Hier<br />
bekommen wir nun endlich heraus, wie<br />
es zur von intelligenten Schimpansen<br />
bewohnten Erde kommen konnte, auf<br />
der Charlton Heston und seine Crew im<br />
Original „Affen-Film“ aus dem Jahre 1968<br />
notlandeten. Wen interessiert’s? Eigentlich<br />
niemanden, wenn der Film nicht so<br />
gut wäre! Ja! „Planet der Affen: Prevolution“<br />
macht fast alles richtig und ist einer<br />
der wenigen guten Blockbuster zum<br />
Ende des Sommers.<br />
Auftritt: Doktor Will Rodman (James<br />
Franco). Der Wissenschaftler hat im<br />
Rahmen seiner Alzheimer-Forschung<br />
einen Virus, der auf den schnittigen<br />
Namen ALZ 112 hört, entwickelt, mit<br />
dessen Hilfe zerstörtes Hirngewebe<br />
wiederhergestellt werden kann. Doch<br />
wie das so mit der Wissenschaft ist, läuft<br />
nicht alles wie geplant und die für die<br />
Experimente verwendeten Schimpansen<br />
werden eingeschläfert. Nur Affenbaby<br />
Caesar kann gerettet werden und<br />
wächst trotz Virusinfektion bei Rodmans<br />
zu Hause auf. Dabei stellt Will schnell<br />
fest, dass Caesars Intelligenz nicht nur<br />
die seiner Artgenossen, sondern auch<br />
die gleichaltriger menschlicher Kinder<br />
bei Weitem übertrifft. Einmal ausgewachsen<br />
ist der Schimpanse allerdings<br />
nicht mehr nur noch niedlich und muss<br />
lernen, mit seiner „affenstarken“ Kraft<br />
klarzukommen. Schließlich landet er im<br />
Tierheim, welches mit seinen sadistischen<br />
Pflegern eher einem Guantanamo-Folter-Trakt<br />
ähnelt. Und so kommt<br />
es, wie es kommen muss: Der hochbegabte<br />
Caesar stiftet seine „inhaftierten“<br />
Artgenossen zur Revolution an. Wer das<br />
Original aus den Sechzigern kennt, der<br />
weiß: Der Menschheit geht es jetzt an den<br />
Kragen. Doch trotzdem findet Regisseur<br />
Rupert Wyatt, auf dessen Konto der exzellente<br />
Knastthriller “The Escapist” geht,<br />
durch seine intensive Inszenierung einen<br />
Weg, das Publikum am Ball zu halten.<br />
Man fühlt in jeder Sekunde mit Caesar<br />
mit, freut sich über seine ersten Schritte,<br />
ist auf seiner Seite, wenn ihn der fiese<br />
Nachbar anbrüllt, will am liebsten gen<br />
Kinoleinwand greifen und ihm das Gassi-<br />
Geh-Halsband selbst abnehmen. Man<br />
drückt kaum einem der Menschen die<br />
Daumen, wenn die große Affenrevolte<br />
beginnt.<br />
Eine Evolution ist „Planet der Affen:<br />
Prevolution“ vor allem auf der technischen<br />
Ebene: Vorbei sind die Zeiten, als<br />
Tom Hanks noch etwas kantig, ruckelnd<br />
mit seinem “Polar Express” durch die<br />
animierte Winterlandschaft tuckerte.<br />
Andy „Gollum“ Serkis’ ausdrucksstarke<br />
Mimik und die „Avatar” Motion-Capture-<br />
Technik wirken in Symbiose so beängstigend<br />
realistisch, dass man getrost sagen<br />
kann: James Franco & Co. werden, trotz<br />
schauspielerischer Höchstform, von<br />
einem CGI-Affen an die Wand gespielt.<br />
„Planet der Affen“ ist ein Klassiker<br />
geworden, seine bisher lahmen Fortsetzungen<br />
nicht. Auch Tim Burtons Frischzellenkur<br />
mit Mark Wahlberg war vor<br />
zehn Jahren nichts Besseres als 08/15-<br />
Action-Ware. Erst jetzt gelingt es den Kult<br />
würdig wieder zu beleben und gänzlich<br />
unerwartet, einen der besten Filme des<br />
Jahres abzuliefern.<br />
Website zum Film:<br />
www.planetderaffen-prevolution.de
Kunst & Kultur | Kino | Planet der Affen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />
Fotos: 20th Century Fox
54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Planet der Affen
Kunst & Kultur | Kino | Planet der Affen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55
56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Hell<br />
Hell<br />
Die Welt wie wir sie kennen<br />
existiert nicht mehr<br />
Autor: M. Breuer<br />
Fotos: Paramount Pictures<br />
Es ist heiß in Regisseur Tim Fehlbaums<br />
Hölle, verdammt heiß. Wir schreiben das<br />
Jahr 2016, die Sonne hat mir ihrer Strahlkraft<br />
alles dahingerafft, was sich tagsüber<br />
nicht in irgendeiner Höhle verstecken<br />
oder hinter Holzbarracken einmauern<br />
kann. Auch Deutschland ist der Apokalypse<br />
nicht entkommen. Marie (Hannah<br />
Herzsprung), ihre kleine Schwester<br />
Leonie (Lisa Vicari), Freund Phillip (Lars<br />
Eidinger) und Mechaniker Tom (Stipe<br />
Erceg) haben ihr Hab und Gut in einen<br />
abgewrackten Volvo verfrachtet und<br />
sind unterwegs in Richtung Gebirge, wo<br />
es Wasser geben soll. Ja, in fünf Jahren<br />
sind sie vorbei, die Tage in denen man<br />
stundenlang unter der Dusche stehen<br />
konnte. Körperpflege? Fehlanzeige! In<br />
„Hell“ wird um jeden Tropfen Wasser<br />
gekämpft. Debütregisseur Tim Fehlbaum<br />
krierte einen atmosphärisch dichten<br />
Thriller, der das psychologische Spiel mit<br />
menschlichen Urängsten durch intensive<br />
Bilder und eine eindringliche Erzählweise<br />
körperlich spürbar werden lässt, dem sich<br />
der Zuschauer nicht entziehen kann.<br />
Die Darsteller sehen aus, als wären sie<br />
stundenlang durch Matsch gekrochen<br />
und hätten sich seit Jahren die Haare nicht<br />
gewaschen. Wie Vampire verkriechen<br />
sich die Hauptakteure immer wieder in<br />
ihren mit Zeitungsfetzen abgedunkelten<br />
Wagen. Dazu kreieren die Filmemacher<br />
durchgestylte Bilder. Grelles Sonnenlicht<br />
brennt sich in die Netzhaut der Zuschauer<br />
und erzeugt einen nahezu körperlich<br />
spürbaren, nüchternen Realismus, den<br />
es selten in deutschen Produktionen zu<br />
sehen gibt. In „Hell” sieht es nicht allzu<br />
gut aus für die Menschheit, sogar vor<br />
Vergewaltigung und Kannibalismus wird<br />
nicht haltgemacht. Verstörend wirkt<br />
„Die Blechtrommel”-Star Angela Winkler<br />
als erbarmungsloses Backwood-Familien-Oberhaupt<br />
und man fragt man sich<br />
unweigerlich: Wie es kommen kann, dass<br />
es solch ein Stoff durch hiesige Filmför-<br />
der-Gremien schafft? Gut, US-Regie-Star<br />
Roland Emmerich und die Paramount<br />
sind in den Credits zu lesen, deshalb wohl<br />
der eher internationale Flair. Trotzdem<br />
setzt man in den Büros einheimischer<br />
Filmförderanstalten bekanntlich eher<br />
auf spröde Geschichtsdramen, Beziehungskomödien<br />
oder Migrationsthemen.<br />
„Hell“ aber ist ein deutscher Genrefilm,<br />
der auch noch gut ist. Spannend erzählt,<br />
beklemmend inszeniert und ohne<br />
jegliche Pseudomoral. Auf dem Filmfest<br />
München gefeiert, zeigt „Hell” zwar<br />
für versierte Genrefans nichts bahnbrechend<br />
Neues auf der Leinwand, kokettiert<br />
mit Elementen des Splatterfilms,<br />
suhlt sich nicht in Blut und Gedärmen,<br />
aber fasziniert dennoch als wirklich facettenreicher<br />
Endzeitstreifen. So etwas gibt<br />
es in Deutschland also doch, auch wenn<br />
Hannah Herzsprung und ihre Kollegen<br />
dafür buchstäblich durch die Hölle<br />
mussten.<br />
Website zum Film:<br />
www.hell-derfilm.de
Kunst & Kultur | Kino | Hell<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57
58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Hell
Kunst & Kultur | Kino | Hell<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59
60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61
62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Das Porträt<br />
Das Porträt<br />
<strong>THE</strong> FRUIT TREE<br />
FOUNDATION<br />
Autor: F. Reip<br />
Fotos: Chemikal Underground<br />
Seit 2007 findet immer im Oktober<br />
das „Scottish Mental Health Arts and<br />
Film Festival“ statt, über ganz Schottland<br />
verstreut werden dann zahlreiche<br />
Konzerte und Film-Screenings ausgerichtet,<br />
die zur Reflexion über die Problematik<br />
psychischer Krankheiten anregen<br />
wollen. Im Vorfeld der vierten Ausgabe<br />
im vergangenen Oktober fand sich auch<br />
eine Reihe von Musikern aus namhaften<br />
schottischen Indiefolk-Bands zusammen,<br />
um unter dem Namen The Fruit Tree<br />
gemeinsam ein Album aufzunehmen.<br />
Von einem „Who is Who“ der nationalen<br />
Musikszene zu sprechen, fällt im Falle<br />
Schottlands mit seiner schier unerschöpflichen<br />
musikalischen Vielfalt schwer,<br />
nichtsdestotrotz ist die Liste der betei-<br />
ligten Künstler beeindruckend: Emma<br />
Pollock von den Delgados und Rod Jones<br />
von Idlewild, die das Projekt initiierten,<br />
Scott Hutchison von Frightened Rabbit,<br />
James Graham von Twilight Sad oder<br />
Jenny Reeve, die vor zehn Jahren bereits<br />
Mitglied der ebenfalls aus Schottland<br />
stammenden Supergroup The Reindeer<br />
Section war, sind nur einige der Musiker,<br />
die auf „First Edition“ zu hören sind.<br />
Die Platte war im vergangenen Jahr im<br />
Rahmen des Festivals exklusiv auf zwei<br />
Konzerten in Edinburgh und Glasgow<br />
erhältlich, seit Mitte August ist sie nun<br />
auch weltweit zu haben. Die Suche nach<br />
einem passenden Label, das den internationalen<br />
Release stemmen könnte,<br />
war nicht schwierig – immerhin wurde<br />
das renommierte, in Glasgow beheimatete<br />
Indie-Label Chemikal Underground<br />
im Jahr 1994 von Pollock und ihren<br />
Delgados-Bandkollegen gegründet. Zu<br />
diesen zählte zu dieser Zeit auch noch<br />
Stewart Henderson, der als Labelchef<br />
von Chemikal Underground fungiert –<br />
und einer typischen Sorge vorgreift, die<br />
manch einer im Zusammenhang mit<br />
einem Album wie „First Edition“ haben<br />
mag:<br />
Alben, die das Ergebnis einer großen Kooperation<br />
sind, meinen es ja häufig gut, bleiben<br />
aber letztlich meist doch Patchwork. Bei<br />
The Fruit Tree Edition ist das entschieden<br />
nicht der Fall. Denn auch wenn der Zweck,<br />
den die Platte unterstützt, enorm wichtig<br />
ist, so war es doch tatsächlich die Stärke<br />
des Albums selbst, die uns umgehauen<br />
hat – was vielleicht auch keine echte Überraschung<br />
ist, wenn man bedenkt, wer<br />
daran beteiligt war. ‚First Edition’ ist eine<br />
außerordentlich geschlossene Arbeit, die<br />
das beste aus allen beteiligten Künstlern<br />
herausgeholt zu haben scheint, und die für<br />
sich steht als ein Album voller Intelligenz,<br />
Einsicht und vor allem, unwiderstehlich<br />
tollen Liedern.<br />
Die Kraft<br />
der Musik<br />
Die 14 Songs, die sich auf „First Edition“<br />
finden und bei denen es sich fast<br />
ausnahmslos um Duette handelt, entstanden<br />
innerhalb von gut zwei Wochen<br />
auf einer entlegenen Farm in Perthshire<br />
im Herzen Schottlands und befassen<br />
sich allesamt mehr oder weniger<br />
konkret mit dem Thema psychischer<br />
Verfassung. Trotz des ernsten Themas ...
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 63
64 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Das Porträt
Kunst & Kultur | Das Porträt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 65<br />
ist die Musik aber keineswegs ausschließlich<br />
still, introvertiert oder düster ausgefallen.<br />
Vielmehr wirken die meisten<br />
Songs ausgesprochen stark und hoffnungsvoll.<br />
Emma Pollock (Bild links)<br />
erzählt von dieser Erfahrung:<br />
Die Songs in diesem Haus in Perthshire<br />
zu schreiben, so intensiv, so fokussiert,<br />
hat mir vor Augen geführt, welch<br />
umfassendes Wesen Musik doch besitzt<br />
und wie es ihr stets gelingt, eine ganze<br />
eigene Energie zu Tage zu bringen und<br />
zu transportieren. Als wir alle am ersten<br />
Tag das Haus betraten, hatten wir im<br />
Grunde noch keine Ahnung, was wir<br />
tun würden, aber letztlich wurden<br />
wir alle von der neu geschaffenen<br />
Musik mitgerissen, und es herrschte<br />
eine wirklich positive Atmosphäre im<br />
Haus.<br />
Emma Pollock war an vier Songs<br />
beteiligt, gemeinsam mit Rod<br />
Jones schrieb sie etwa das bezaubernde<br />
Popstück „Hired Help“, das<br />
ganz spontan entstand:<br />
Wir saßen in einem der Schlafzimmer<br />
und Rod hatte plötzlich<br />
diese tolle Gitarrenmelodie, die<br />
ich sofort liebte und über die ich<br />
gleich eine Melodie sang – erst<br />
danach unterhielten wir uns über<br />
die Lyrics. Sie handeln von losen<br />
Erinnerungen an Freunde aus<br />
unserer Kindheit und darüber, wie<br />
sich unser Verhältnis zu ihnen<br />
stets veränderte, während wir<br />
älter wurden.<br />
Rod Jones ergänzt:<br />
Mit jemand anderem einen Song zu<br />
schreiben, ist eine merkwürdige Erfahrung<br />
– es ist aber auch eine heikle Angelegenheit,<br />
wenn man es mit jemandem macht,<br />
den man zugleich bewundert und mit dem<br />
man vorher noch nie zusammengearbeitet<br />
hat. Ich war daher ganz baff, wie entspannt<br />
und offen Emma wirkte: Während wir über<br />
unsere Kindheit sprachen, hatte ich das<br />
Gefühl, mit einem alten Freund in Erinnerungen<br />
zu schwelgen. Emma hatte übrigens<br />
auch eine ziemlich feste Vorstellung<br />
von der Musik, nämlich so: viele verschiedene<br />
Akkorde unterzubringen wie möglich.<br />
Unsere gemeinsame Arbeit an ‚Hired Help’<br />
gehört für mich zu meinen liebsten Erinnerungen<br />
und zu den lehrreichsten Erfahrungen<br />
der ganzen Platte.<br />
Zugleich wusste Pollock von Jones zu<br />
lernen:<br />
Ich liebte das hohe Tempo des Songs und<br />
wie Rod in einer Weise auf der Gitarre spielte,<br />
die ich selbst nicht beherrschte. Es ist übrigens<br />
interessant, dass er in seiner Strophe<br />
eine komplett andere Melodie sing als ich<br />
in meiner, so dass wir also beide verschiedene<br />
Interpretationen des gleichen Liedes<br />
abgeben, wie man es in Songs mit nur einem<br />
Sänger nur selten zu hören bekommt. Bei<br />
den Aufnahmen erwachte das Stück dann<br />
so richtig zum Leben, und ich denke, dass er<br />
etwas Aufregendes und Großartiges an sich<br />
hat. Ich bin sehr stolz darauf.<br />
Und auch zum Thema Perspektive(n) hat<br />
Pollock etwas zu sagen:<br />
Musik sorgt dafür, dass du aus dir selbst<br />
heraustrittst, und ihre Stimmung und ihr<br />
Schwung können dich völlig in Beschlag<br />
nehmen. Dieser Perspektivwechsel kann<br />
eine wundervolle Sache sein, und ich liebe<br />
die Tatsache, dass es da draußen so viel<br />
Musik gibt, in die wir eintauchen können,<br />
wann immer wir etwas Neues erfahren<br />
wollen.<br />
Aussagen, die Isabella Goldie, Leiterin der<br />
schottischen Abteilung für psychische<br />
Therapien bei der Mental Health Foundation,<br />
die das Festival ins Leben gerufen<br />
hatte, nur unterstreichen kann:<br />
Musik ist in der Lage, die Menschen auf<br />
emotionaler und persönlicher Ebene zu<br />
erreichen. Sie kann dir helfen, dich weniger<br />
allein zu fühlen, sie kann dir das Gefühl<br />
vermitteln, Teil von etwas zu sein – oder<br />
auch einfach den Tag etwas besonderer<br />
erscheinen lassen. Für uns alle gibt es<br />
Lieder, die uns etwas bedeuten, und wie<br />
keine andere Kunstform vermag es Musik,<br />
Erinnerungen zu schaffen. Eine Welt ohne<br />
Musik ist unvorstellbar. Die Künstler der<br />
Tree Fruit Foundation haben sich zusammengefunden,<br />
um einige der Stereotypen<br />
in Frage zu stellen, die wir mit Menschen<br />
mit psychischen Krankheiten verbinden. Ihr<br />
Projekt schafft eine Chance, darüber nachzudenken.<br />
Website zum Thema:<br />
www.fruittreefoundation.com
66 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
Im Gespräch<br />
Die Fantastischen Vier<br />
Autor: F. Reip<br />
Unter dem Motto „Ungewöhnliche Events<br />
an ungewöhnlichen Orten“ luden Beck’s<br />
Gold und die Fantastischen Vier am<br />
19. August <strong>2011</strong> zur zweiten Ausgabe der<br />
„Fresh Experiences“.<br />
Nach dem K21 Ständehaus in Düsseldorf,<br />
einem Museum für moderne und<br />
zeitgenössische Kunst, wurde dieses<br />
Mal das Blohm & Voss Werftgelände<br />
im Hamburger Industriehafen in eine<br />
Konzertlocation verwandelt.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Thomas D von den<br />
Fantastischen Vier ...<br />
Am Hamburger Hafen seid ihr an einem<br />
vergleichsweise ungewöhnlichen Ort<br />
aufgetreten. Was reizt euch daran?<br />
Gemeinsam mit Becks haben wir uns<br />
überlegt, Konzerte an Orten zu spielen,<br />
an denen es noch nie ein Event dieser Art<br />
gegeben hat. Locations für einen Abend<br />
zum Konzertsaal zu machen und das<br />
Ganze Dank einem speziellen Lichtkonzept<br />
in ein einmaliges Ambiente zu tauchen,<br />
war der besondere Reiz und die Herausforderung.<br />
Nach dem ersten Konzert im<br />
Ständehaus sind wir nun in die Industrie-<br />
athmosphäre eines Trockendocks eingetaucht.<br />
Ich glaube, dass das nicht nur<br />
für uns, sondern vor allem auch für das<br />
Publikum ein ganz besonderer Abend war.<br />
An welchen anderen ausgefallenen<br />
Orten habt ihr live gespielt?<br />
Unser Unplugged-Konzert in der Balver<br />
Höhle war nicht nur ein „MTV Unplugged“-<br />
Ritterschlag, sondern sozusagen auch „real<br />
underground“. Aber wir gehen auch gerne<br />
hoch hinaus, wie wir mit einem Konzert an<br />
der Zugspitze bewiesen haben.<br />
Wo möchtet ihr gern auftreten – und<br />
wo nie wieder?<br />
Ich fände den Eifelturm ganz interessant –<br />
frag mich nicht warum ... Zur zweiten Frage:<br />
Wahrscheinlich werden wir nie wieder zu<br />
„Musik liegt in der Luft“ gehen (der Auftritt<br />
fand im Jahr 1992 statt, Anm. d. Red.) – was<br />
aber auch gleichzeitig schade ist, denn die<br />
Anmoderation von Dieter Thomas Heck<br />
war legendär.<br />
Welche Relevanz hat das Thema<br />
„Perspektive(n)“ für euch als Künstler,<br />
Band für eure Arbeit?<br />
Auf unserer letzten Tour spielten wir auf<br />
einer gigantischen Mittelrundbühne und<br />
boten somit dem Publikum eine ganz neue<br />
Sicht auf die Fantas. Das hat uns selbst so<br />
geflasht, dass wir das diesen Dezember<br />
noch einmal machen werden. Insofern<br />
suchen wir immer wieder nach neuen<br />
Perspektiven für uns und das Publikum,<br />
um ein unvergessliches Konzerterlebnis zu<br />
schaffen!<br />
In den 20 Jahren eurer Karriere habt ihr<br />
euer Verhältnis zu Musik und Publikum<br />
immer wieder aus neuen Perspektiven<br />
erlebt, auch euer Song „Dann mach<br />
doch mal“ macht das deutlich ...<br />
Als Künstler sucht man natürlich ständig<br />
nach neuen Herausforderungen, will sich<br />
verändern, weiterentwickeln und wachsen.<br />
Das ist der Grund, warum wir immer an<br />
uns arbeiten. Unsere größte Angst ist, stehen<br />
zu bleiben und uns zu wiederholen. Aber<br />
ich denke, wir besitzen genug Mut und<br />
Selbstkritik um, rechtzeitig aufzuhören.<br />
Falls dass je der Fall sein sollte.<br />
Welche Assoziationen verbindet ihr<br />
mit der Redewendung: „Perspektiven<br />
schaffen“?
Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 67<br />
Foto: Beck‘s Gold<br />
Wir glauben alle, irgendwann mehr oder<br />
weniger die Welt erfasst zu haben. Wir<br />
denken, wir wissen, wer wir sind, wo wir<br />
stehen und wie es läuft. Aber das ist falsch<br />
und es wird immer falsch bleiben! Durch<br />
einen Perspektivenwechsel, durch die Fähigkeit,<br />
die Welt mit anderen Augen zu sehen,<br />
schaffen wir neue Möglichkeiten, bleiben<br />
flexibel und können uns auf die sich ständig<br />
verändernde Weltsituation einstellen. So<br />
bleibt das Leben spaßig und abwechslungsreich.<br />
Perspektiven zu haben, ist insofern<br />
gut, als man nicht vergisst, dass wir<br />
alle ständig unseren Standpunkt ändern,<br />
solange wir nicht stehen bleiben.<br />
Worauf darf man in der Zukunft<br />
gespannt sein? Nicht umsonst habt<br />
ihr euer letztes Album ja mit der Frage<br />
„Was wollen wir noch mehr?“ schließen<br />
lassen.<br />
Nach unserer Tournee im Winter werden<br />
wir uns nächstes Jahr zurückziehen, um<br />
an einem neuen Album zu arbeiten. Wieder<br />
einmal im Versuch, uns neu zu erfinden.<br />
Was wollen wir noch mehr? Noch lange<br />
nicht aufhören!<br />
Links zum Thema:<br />
www.diefantastischenvier.de<br />
www.becks.de/gold
68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
Hörenswert<br />
Beats and Emotions<br />
Autor: O. Franke<br />
Unter dem Pseudonym „Stars for the<br />
Banned“ produziert der Klangkünstler<br />
Robert Guenther aus Wien seine Musik.<br />
Ungefiltert emotional webt er mit seinen<br />
trautig-hoffnungsvollen Melodien ein<br />
tonal einzigartiges Gewand.<br />
Die ruhigen Momente schaffen eine<br />
ungemein intime, jedoch immer hoffnungsvolle<br />
Atmosphäre, wenn es lauter<br />
wird breiten sich herrliche Melodien<br />
aus. Und für alle Schubladendenker: Das<br />
Etikett Radiohead beschreibt und adelt<br />
die Musik wohl am Besten. Auch Get<br />
Well Soon, die man ja getrost als Könige<br />
dieser Stilrichtung im deutsch-sprachigen<br />
Raum bezeichnen darf, haben Gefallen<br />
an Stars for the Banned gefunden und<br />
ihn bereits mit auf Tour genommen.<br />
Foto: Stars for the Banned<br />
Empfehlung
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />
Seit 14 Jahren arbeitet Armin van Buuren<br />
als DJ und Produzent. Die Liste seiner<br />
jüngsten Erfolge liest sich wie die Abhandlung<br />
einer gesamten Karriere. 2008 wurde<br />
er mit dem Buma Cultuur Pop Award<br />
ausgezeichnet. Es folgten die Auszeichnung<br />
als bester Trance Artist in den Beatport<br />
Music Awards, „Best European DJ“<br />
bei den 2009 IDMA Awards, „Best Global<br />
DJ“ 2010 sowie ‚ Most Popular International<br />
DJ“ bei Australia‘s Sony Inthemix<br />
DJ Poll. Im März 2010 erhielt er mit der<br />
„Gouden Harp“ die höchste Auszeichnung,<br />
die ein niederländischer Künstler<br />
bekommen kann. Und am Königinnentag<br />
<strong>2011</strong> wurde Armin zum Officer im Orden<br />
von Oranje-Nassau ernannt.<br />
„Mirage“ erreichte in den Niederlanden<br />
schon nach kurzer Zeit Gold-Status und<br />
erscheint jetzt als Deutsche Ausgabe bei<br />
Kontor Records.<br />
Wer erinnert sich nicht an die gelbe<br />
Puppe, die einst ihre Karriere in Levi’s-<br />
Werbespots begann und dann mit<br />
Mr. Oizos Flatbeat zum Headbang-Idol<br />
wurde? In Deutschland schaffte es die<br />
Single auf Platz 1 der Charts und hielt<br />
sich anschließend weiter elf Wochen in<br />
den Top 10.<br />
Nach einer kreativen Pause ist Flat Eric<br />
jetzt zurück. Auf dem Comeback-Album<br />
„Flat Eric pres. Flat Beats“ findet man 14<br />
Songs ganz in Flat Eric Manier. Hierzu<br />
wurden alle Freunde zusammengetrommelt,<br />
an dem neuen Album haben<br />
illustre Namen wie Edita Abdieski, Alexander<br />
Fatseas, Tom Novi, Jerry Ropero<br />
und Santiago Cortes von der Ibiza<br />
House Mafia mitgebastelt. Für die Flat-<br />
Fans, die Eric seit 1999 auf unzähligen<br />
Web-Pages die Treue gehalten haben,<br />
ist das Album ein Muss. Aber auch für<br />
den normalen Musikinteressierten hat<br />
das Album durchaus Potenzial zum<br />
Headbangen.<br />
Immer und überall erreichbar, stets auf<br />
dem Sprung, mindestens zwei Dutzend<br />
mehr oder weniger wichtige Dinge<br />
gleichzeitig managen. Den Moment als<br />
solchen nimmt man nur noch selten<br />
bewusst war. Ein entspannter Sonntag<br />
mit Freunden? Lang ist es her!<br />
„Wavemusic Public Chill“ – lädt ein, das<br />
Leben mal wieder zu genießen. Just chill,<br />
and hang out in style! Auf der Compilation<br />
findet sich die Crème de la Crème der<br />
Laid-Back Grooves. Entspannte Lounge-<br />
Klänge treffen auf die sonnigen Singer/<br />
Songwriter-Tracks, relaxte Soul-Grooves<br />
mischen sich mit Chill-Klassikern von<br />
Künstlern wie Blank & Jones, Soulounge<br />
feat. Roger Cicero, Smoove & Turrell,<br />
Peter Malick feat. Norah Jones und vielen<br />
anderen. Schöne Idee und musikalisch<br />
gelungen umgesetzt.<br />
Empfehlung<br />
<br />
Empfehlung<br />
<br />
Empfehlung
70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Track-By-Track<br />
KASABIAN<br />
VELOCIRAPTOR<br />
Autor: F. Reip<br />
Fotos: Sony Music<br />
Während den meisten Indierockbands<br />
spätestens mit der zweiten Platte die<br />
Luft ausgeht, haben sich Kasabian ihren<br />
Biss erhalten und präsentieren sich auf<br />
„Velociraptor!“, ihrem vierten Album<br />
und Nachfolger von „West Ryder Pauper<br />
Lunatic Asylum“ (2009), spannungsgeladener,<br />
vielschichtiger, überraschender,<br />
schlicht: besser als je zuvor. <strong>BOLD</strong> traf<br />
Songwriter Sergio Lorenzo Pizzorno bei<br />
bester Laune am Potsdamer Platz in Berlin<br />
und bat um seine Kommentare zu den elf<br />
neuen Songs ...<br />
1. Let’s Roll Just Like We Used To<br />
Es ist eine Band-Tradition, dass wir immer<br />
mit einem Knaller starten, und diesmal<br />
sollte es etwas sein, das man bislang noch<br />
nicht gehört hatte. Der Hörer soll sich<br />
fragen: „Wow, was passiert hier denn!?“.<br />
Zu den Lyrics: Tom (Meighan, Sänger der<br />
Badn, Anm.d.Red.) und ich sind zusammen<br />
aufgewachsen, wir lebten auf dem Bauernhof,<br />
rauchten Joints, warteten auf Aliens<br />
– um das Gefühl dieser Zeit dreht sich der<br />
Songtext. Der Song erinnert mich übrigens<br />
auch ein bisschen an die Band Love.<br />
2. Days Are Forgotten<br />
Die erste Single. Der Song richtet sich an<br />
deinen Boss, deine Exfreundin, deinen<br />
schlimmsten Feind – wem auch immer<br />
deine Nase nicht passt, so wie man das<br />
aus dem HipHop kennt. Deswegen auch<br />
der HipHop-Beat. Wir haben schon immer<br />
mit solchen Beats gespielt, aber hier sollte<br />
es ganz direkt und unmittelbar sein. Überhaupt<br />
gehen wir mit allem, was wir auf<br />
„Velociraptor!“ machen, aufs Ganze.<br />
Was ich an dem Song besonders mag,<br />
ist dieser Yoko Ono-mäßige Urschrei.<br />
Irgendwie hat gerade im Angesichts all der<br />
Technologie im Leben so ein Schrei etwas<br />
sehr Modernes.<br />
3. Goodbye Kiss<br />
Ein echter Popsong, er handelt von einer<br />
selbstzerstörerischen Liebe. Die Melodie<br />
hab ich ewig mit mir herumgetragen. Toms<br />
Gesang auf dem Stück ist so herzzerreißend,<br />
dass man weinen könnte. Vielleicht wird<br />
das später noch eine Single – wir wollten<br />
den Leuten aber nicht gleich am Anfang so<br />
einen poppigen Schrecken einjagen.<br />
4. La Fée Verte<br />
Der Song dreht sich um Absinth und wie er<br />
dich irre macht und auch eine Möglichkeit<br />
des Vergessens, der Flucht darstellt. Ich liebe<br />
den Sound von 1968 – oder 1969? (lacht),<br />
und hier ist es mir endlich zum ersten Mal<br />
gelungen, das so richtig einzufangen.<br />
5. Velociraptor!<br />
Der Song ist für mich wie ein Comic-Buch,<br />
in seiner Explosionskraft und Wucht. Funktioniert<br />
live übrigens richtig gut. Ich würde<br />
sagen, das Stück markiert zudem das Ende<br />
von „Seite 1“ – ich bin so altmodisch, ich<br />
denke da immer noch in zwei Seiten wie bei<br />
einer Schallplatte. „Velociraptor!“ erscheint<br />
natürlich auch auf Vinyl!
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71<br />
6. Acid Turkish Bath (Shelter From the<br />
Storm)<br />
Der Opener von „Seite 2“ startet mit diesem<br />
indianischen Ruf, ein ähnlicher Effekt wie<br />
bei „Let’s Roll ...“. Ein ganz schwerer, HipHopgetriebener<br />
Beat, das Ganze erinnert an<br />
„Kashmir“ von Led Zeppelin und vielleicht<br />
auch ein bisschen an CAN – bloß mit einem<br />
großen Refrain!<br />
9. Man Of Simple Pleasures<br />
Ein ganz einfacher Song, der sich um<br />
das Wesentliche im Leben dreht. Wenn<br />
man die Nase voll hat von all der Elektronik,<br />
kann es so gut tun, einfach mal<br />
durch die Straßen zu laufen, Freunde zu<br />
treffen, angeln zu gehen. Das Stück hat<br />
etwas Zombiehaftes: es ist gunslinger<br />
rock’n’roll!<br />
7. I Hear Voices<br />
10. Switchblade Smiles<br />
Das ist wie Kraftwerk! Diese Minimal-<br />
Elektronik ... Ich wollte schon immer herausfinden,<br />
wie es wirkt, wenn man eine richtig<br />
gute Akustik-Nummer mit all ihren Harmoniewechseln<br />
und einer richtigen Melodie<br />
mit hypnotischer Elektro-Musik kombiniert.<br />
Eigentlich sollte das gar nicht funktionieren,<br />
da ja das Hypnotische gerade durch<br />
die Monotonie entsteht – ich denke aber,<br />
wir haben es hier gut hingekriegt, und das<br />
Stück entführt dich für einen Moment in<br />
eine komplett andere Dimension.<br />
8. Re-wired<br />
Ein Stück New Yorker Sleazy Disco, für das<br />
ich aber auch von Daft Punks „Homework“<br />
beeinflusst wurde und von der Art, wie dort<br />
mit Geschwindigkeit gearbeitet wird. Und<br />
es hat diesen gewaltigen Refrain, der fast<br />
ein bisschen an Nirvana erinnert.<br />
Zu dem Stück könnte man super mit dem<br />
Chevi durch die Wüste cruisen – oder man<br />
träumt sich halt dorthin. Vermutlich unser<br />
radiotauglichstes Stück bislang.<br />
Ich wollte den Adrenalin-Rush auf<br />
Platte bringen, den man vor einem<br />
Kampf im ganzen Körper spürt. Es<br />
ist schon sehr, sehr lang her, dass<br />
ich selbst in einen Fight verwickelt<br />
war, aber man merkt das<br />
auch, wenn man nur in der Nähe<br />
ist – dieses Gefühl, wenn die<br />
Dinge ins Rollen geraten.<br />
Der Song sollte bis in die<br />
Knochen gehen, einen erschüttern,<br />
diese Energie wollte ich heraufbeschwören.<br />
Der Moment nach der<br />
Pause in der Mitte... live ist das fucking<br />
massive! Der Titel geht übrigens auf ein<br />
Interview mit Morgan Freeman zurück, in<br />
dem er von jemandem sprach, der einen<br />
solchen switchblade smile hatte.<br />
11. Neon Noon<br />
Inspiriert durch „Wish You Were Here“ von<br />
Pink Floyd, das ich eines Tages in New<br />
York im Radio hörte – und durch Stanley<br />
Kubrick, denn ich wollte einen Song<br />
schreiben, der in einem seiner Filme laufen<br />
könnte. Das Album entführt dich in eine<br />
andere Galaxie, und mit diesem Stück<br />
landet man wieder auf der Erde und denkt<br />
sich: „Was für ein Wahnsinnstrip, zum Glück<br />
war ich dabei!“<br />
Links zum Thema:<br />
www.kasabian.co.uk<br />
www.sonymusic.de
72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />
the<br />
hover slip on
74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | Ibiza oder doch wieder Mallorca<br />
Ibiza<br />
oder doch wieder<br />
Mallorca<br />
Autor: R. Cziwerny<br />
Fotos: R. Cziwerny<br />
Wer ein eingefleischter Fan ist, schaut<br />
oft nicht mehr weit über den Tellerrand<br />
seines vertrauten Terrains hinaus. Einmal<br />
Mallorca-Fan, immer Mallorca- Fan. Aber<br />
es gibt tatsächlich noch etwas anderes,<br />
was aber gar nicht so sehr anders ist. Ibiza<br />
gehört wie Mallorca zu der Inselgruppe<br />
der Balearen und umfasst nur etwa ein<br />
Siebtel der Oberfläche von Mallorca. Um<br />
auf Mallorca mit dem Auto vom Süden in<br />
den Norden zu gelangen, braucht man<br />
nicht ganz eine Stunde. Auf Klein-Ibiza<br />
auch! Der Grund dafür ist einer der grundsätzlichen<br />
Unterschiede zwischen den<br />
beiden Inseln. Ibiza ist unebener und hat<br />
deshalb im Gegenteil zu Mallorca bis<br />
heute keine inselerschließende Autobahn.<br />
Dafür begegnet einem auf den<br />
Landstraßen Vieles auf kurzer Strecke,<br />
wofür man dann leichter mal eben<br />
anhalten kann, um auf Entdeckungstour<br />
zu gehen – was sich meist auch lohnt.<br />
Mindestens eine der Zutaten aus dem<br />
Ibiza-Mix, bestehend aus Spanien, Orient,<br />
Hippies und Jetset, ist dort anzutreffen.<br />
Die Hippiekultur ist allerdings mittlerweile<br />
so kultiviert, dass man sie gar nicht<br />
mehr unbedingt als solche wahrnimmt.<br />
Spanien ist auf Ibiza wie auch auf Mallorca<br />
katalanisch, in Sprache und Kultur also<br />
etwas anders als das allgemeine Festland.<br />
Deshalb werden sich Balearen-Fans<br />
kulturell auf beiden Inseln sehr wohl<br />
und vertraut fühlen. Irritationen kann<br />
es bezüglich der Bezeichnung „Ibiza“<br />
geben. Denn nicht nur die Insel sondern<br />
auch seine Hauptstadt, adäquat zu Palma<br />
de Mallorca, wird Ibiza genannt. Hinzu<br />
kommt, dass die Einheimischen ihre Insel<br />
und ihre Hauptstadt aus historischem<br />
Hintergrund als Eivissa bezeichnen. Der<br />
ehemalige nationalsozialistische Diktator<br />
Francisco Franco, benannte Eivissa in Ibiza<br />
um. Zu dieser Zeit wurde Ibiza nach und<br />
nach in aller Welt bekannt – der Grund<br />
warum nur die Stadt nach der nationalsozialistischen<br />
Herrschaft wieder zurückbenannt<br />
wurde. So findet man heute<br />
beide Bezeichnungen für beide Gebiete.<br />
Die Hinweisschilder auf der Insel Ibiza<br />
weisen heute wieder den Weg zur Hauptstadt<br />
„Eivissa“.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75
76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | Ibiza oder doch wieder Mallorca
Reise | Ibiza oder doch wieder Mallorca<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77<br />
Die maurischen Eroberer brachten als<br />
Nomadenstämme Nordafrikas die noch<br />
heute zu findenden arabisch-orientalischen<br />
Einflüsse nach Ibiza und Mallorca.<br />
Ibizas<br />
sinnlicher Mix<br />
Auf Ibiza kommen indische Einflüsse<br />
durch die neuzeitlichen Aussteiger wie<br />
Hippies und Yogis hinzu. Daraus entsteht<br />
ein sehr sinnlicher Mix für Augen, Nase<br />
und Gaumen. Begegnungen dieser<br />
Art finden auf der Insel eher im Nordosten<br />
statt, zum Beispiel auf dem Hippiemarkt<br />
Las Dalias, gelegen vor dem Ort<br />
Sant Carles auf dem Gelände einer Finca.<br />
Sein Flair und sein Angebot sind sehr zu<br />
empfehlen. Hier findet man abseits der<br />
sonstigen Touristenmärkte leicht Liebhaberstücke<br />
von günstig bis exklusiv.<br />
Viel Zeit mitbringen! Im Hof der Finca<br />
kann man wunderbar entspannen und<br />
dabei die buntesten Vögel Ibizas beobachten.<br />
Auf den Landstraßen und Orten<br />
der Insel gibt es immer wieder unübersehbare<br />
bunte Boutiquen mit Indisch-<br />
Orientalischem zu bewundern. Besonders<br />
empfehlenswert zum Stöbern und<br />
Shoppen sind die Läden der kleinen<br />
Gassen in der weißen Altstadt zwischen<br />
der Festung und dem Hafen in Eivissa.<br />
Oase<br />
statt Restaurant<br />
Gaumenfreuden gibt es natürlich überall<br />
auf der Insel. Im Norden auf der Landstraße<br />
nach Sant Joan findet man allerdings<br />
eine Restaurantstraße der beson-<br />
deren Art. Eigentlich kann man die<br />
Grundstücke am Rande der Straße schon<br />
nicht mehr Restaurant nennen sondern<br />
eher Entspannungsoase. Neben dem<br />
Restaurantbetrieb findet man meist auch<br />
eine Cocktailbar, einen Liegebereich, DJs<br />
und Livemusik sowie Merchandising-<br />
Shops. Das alles unter freiem Himmel,<br />
bunt beleuchtet und von Weihrauch und<br />
Bambus wie ein Garten Eden umschlossen.<br />
Aber auch Restaurants mit mediterranen<br />
Tapa-, Grill-, und Landgerichten<br />
sind auf der Landstraße nach Sant Joan<br />
zu finden. Im Gegensatz zu den Discotheken<br />
sind diese sinnlichen Bespielungsorte<br />
ohne Eintrittsgelder zu genießen.<br />
Wer sich tagsüber in einer der unzähligen<br />
Buchten Ibizas aufhält, braucht um sein<br />
leibliches Wohl ebenfalls nicht zu bangen.<br />
In jeder der Buchten, die sich wie Perlen<br />
aneinanderreihen gibt es meist mehr als<br />
eine Bar oder ein Restaurant.<br />
Ruhe<br />
und Sturm<br />
Mit Flair und einem betörenden Meeresblick<br />
sind zwei Restaurants im Süden<br />
der Insel besonders zu empfehlen. Zum<br />
einen das Restaurant am Cap d‘es Falco<br />
mit weißen Chill-Liegen und wallenden<br />
Tüchern und zum anderen das karibisch-orientalische<br />
Restaurant, ganz am<br />
Ende der Straße nach Es Cavallet, links<br />
vom Strand Cavallet – beide eine wahre<br />
Wonne für den Rundumgenießer. In Es<br />
Cavallet geht es sogar schon tagsüber los.<br />
Schlemmen, sonnen, chillen, schweben.<br />
Im Westen der Insel, nördlich des Hafens<br />
von Sant Antoni, befindet sich dann ...
78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | Ibiza oder doch wieder Mallorca<br />
auch das bekannteste Café der Insel,<br />
das Café del Mar. Allerdings hat man<br />
zunächst Schwierigkeiten das Del Mar<br />
zwischen all den anderen Cafés auf der<br />
Promenade unterhalb der Balkonbunker<br />
zu finden.<br />
Sant Antoni bildet eher das Gegenstück<br />
zur orientalisch anmutenden Seite Ibizas.<br />
Der entspannte Blick auf den Sonnenuntergang<br />
ist deshalb weniger entspannend<br />
als turbulent. Von Promotiongirls durchmischte<br />
Menschenmassen werden von<br />
Securitypersonal in Bewegung gehalten,<br />
um den Cafébetrieb aufrecht zu erhalten.<br />
Die meisten Touristen schlendern mit<br />
voll betankten Plastikbechern interessiert<br />
an allem vorbei und setzen sich dann<br />
schließlich auf die Klippen, um mit der<br />
Musik del Mar die Sonne zu Bett gehen<br />
zu sehen.<br />
Disco<br />
ganz groSS<br />
Wer es schließlich zum Abend hin etwas<br />
hektischer haben will, stellt sich einfach<br />
unter die Einflugschneise des Flughafens<br />
südwestlich von Eivissa und schaut sich<br />
in der Touristenmeile am Platja d‘en Bossa<br />
um. In welchem blinkenden Tempel der<br />
Elektrowellen wird heute gezappelt? Zum<br />
Beispiel am Samstag für 60 Euro Eintritt<br />
ins Space mit Getränkepreisen von 7 Euro<br />
für eine Cola bis 17 Euro für einen Cocktail?<br />
Oder ins Landesinnere zu den Club-<br />
Ikonen Pacha oder Privilege? Wer etwas<br />
kleineres vorzieht, wird im „km5“ auf der<br />
Landstraße von Eivissa nach Sant Josep<br />
fündig.
Reise | Ibiza oder doch wieder Mallorca<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79<br />
IBIZA<br />
oder Mallorca<br />
Diese Frage muß jeder für sich beantworten.<br />
Wer kleine Buchten, kurze Wege,<br />
und bunte Oasen mag, ist auf Ibiza goldrichtig.<br />
Auf beiden Inseln ist alles zu finden. Reizvolle<br />
Landschaften, weiße Strände, historische<br />
Städte und Sehenswürdigkeiten.<br />
Die kurzen Wege auf Ibiza haben den<br />
Vorteil, dass es viel einfacher ist, auf<br />
Entdeckungstour zu gehen. Alles ist kompakter<br />
und leichter zu erreichen als auf<br />
der größeren Schwester-Insel Mallorca.<br />
Der seit den 1970er-Jahren entwickelte<br />
Tourismus bietet alle Möglichkeiten für<br />
einen erholsamen Urlaub mit der Familie,<br />
als Pärchen oder Single. Und allen Clubgängern,<br />
die wahrscheinlich beste Party-<br />
Insel überhaupt.<br />
Links zum Thema:<br />
Hippiemarkt Las Dalias:<br />
www.lasdalias.es<br />
Entspannungsoasen:<br />
www.auraibiza.com<br />
www.bambuddha.com<br />
Discotheken:<br />
www.spaceibiza.com<br />
www.pacha.com/ibiza<br />
www.privilegeibiza.com<br />
www.km5-lounge.com
80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | HOLMES PLACE | LIVE IT WELL<br />
Live it well<br />
Inspiration für ein<br />
gesundes Leben<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Wer träumt nicht von einem durchtrainierten<br />
sexy Body? Einmal ganz abgesehen<br />
vom oberflächlichen Spiel der<br />
visuellen Reize, ist Sport einfach gesund!<br />
Regelmäßiger Sport heißt: besser fühlen,<br />
besser aussehen, bessere Belastbarkeit,<br />
bessere Fitness! Wer auf ganzheitliche<br />
Gesundheits- und Fitnessbetreuung setzt,<br />
ist bei den Holmes Place Health Clubs<br />
bestens aufgehoben. Gesunde Ernährung<br />
und bewusste Bewegung sowie die<br />
persönliche Motivation und der individu-<br />
elle Lebensstil stehen hier im Mittelpunkt.<br />
Beschriebenes Ziel von Holmes Place ist<br />
es, das Bewegungsprogramm mit einem<br />
fachkundigen Gesundheitscoaching sinnvoll<br />
zu ergänzen, um Gesundheit, Bewegung<br />
und Entspannung dauerhaft im<br />
Alltag zu verankern. Mit mehr als 80 Clubs,<br />
250.000 Mitgliedern und 30 Jahren Erfahrung<br />
zählt Holmes Place zu den führenden<br />
Anbietern in Europa. Neben Deutschland<br />
überzeugt man mit Clubs in Österreich,<br />
der Schweiz, Frankeich, Spanien,<br />
Portugal, Polen, Tschechien, Griechenland<br />
und Israel. Nicht zuletzt, dank der<br />
Erweiterung des bloßen Fitnesscentergedankens.<br />
Die großzügigen Trainingsflächen,<br />
Wellness- und Beautybereiche,<br />
die umfangreichen Kursprogramme sowie<br />
die Coaching- und Ernährungsangebote,<br />
lassen viel Raum für individuelle Entfaltung,<br />
Entspannung und Wohlfühlen. Der<br />
neueste Club entsteht derzeit im Herzen<br />
Berlins, direkt am Potsdamer Paltz. Mit<br />
dem 4.500 Quadratmeter großen Areal<br />
vollendet Holmes Place sein Fitness- und<br />
Wellnessangebot in der Hauptstadt.<br />
Ab Oktober <strong>2011</strong> erwartet die Mitglieder<br />
ein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel<br />
von Wellness, Spa und traditioneller<br />
Fitness. „Wir sprechen hier nicht<br />
nur über einen neuen Club, sondern über<br />
ein einmaliges, neu entwickeltes Wohlfühlkonzept“,<br />
so Ross Periam (Operations<br />
Manager Holmes Place Germany).<br />
Fotos: Holmes Place<br />
Links zum Thema:<br />
www.holmesplace.de
Lifestyle & Trend | HOLMES PLACE | LIVE IT WELL<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81
82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Schön Mini<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83<br />
Begehrenswert<br />
schön mini<br />
PEN UND LUMIX<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
Die sogenannten Systemkameras rücken<br />
näher an die „großen“ digitalen SLR-<br />
Kameras mit Wechselobjektiven und<br />
setzen damit einen neuen Trend im<br />
Bereich der kleinen Digitalknipsen und<br />
Bridgekameras. Die Perspektive des<br />
internationalen Kameramarktes weist<br />
mit Elan in diese Richtung. Das zeigen<br />
insbesondere die erfolgreichen Verkaufszahlen<br />
vom japanischen Markt, der hier<br />
eine Vorreiterrolle inne hat. Die Mini-<br />
Kameras mit wechselbarem „Glas“ tragen,<br />
ausgerüstet mit entsprechend flachen<br />
Pancake-Objektiven, kaum mehr auf: Die<br />
kleinen und leichten Schönheiten lassen<br />
sich jetzt einfach in der Jackentasche<br />
oder in einer Handtasche mitnehmen,<br />
um sie jederzeit zur Hand zu haben und<br />
keinen Schnappschuß mehr zu verpassen.<br />
Wer eine gute, stylische Kamera sucht,<br />
die auf der Party wie auch im Alltag eine<br />
gute Figur macht, sollte sich die neuen<br />
Minis genauer ansehen und sie einmal<br />
in die Hand nehmen. Doch Vorsicht: Die<br />
kleinen Handschmeichler möchte Mann<br />
oder Frau dann vielleicht nicht mehr<br />
hergeben.<br />
Die Panasonic LUMIX GF3 und die<br />
Olympus PEN Mini E-PM1 schaffen es<br />
eine, den digitalen Spiegelreflexkameras<br />
mit großem Sensor vergleichbare, hohe<br />
Bildqualität mit einem viel kleineren<br />
Gehäuse zu kombinieren. Alle Anfänger<br />
können sich über die einfache Menüführung<br />
freuen und Aufsteiger genießen ...<br />
Fotos: Hersteller
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Schön Mini
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Schön Mini<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />
die, im Vergleich zu älteren Kompaktkameras<br />
mit kleinem Sensor, beeindruckende<br />
Bildqualität. Gemeinsam ist den<br />
beiden Minis der Anschluss: So können<br />
die Micro-Four-Thirds-Objektive (MFT)<br />
beider Hersteller genutzt werden. Was<br />
eine positive Entwicklung für die Zukunft<br />
verspricht, da jeder Hersteller in der<br />
Vergangenheit noch seinen eigenen<br />
Anschluss kreierte und der Kamera-Nutzer<br />
beim Wechsel des Gehäuses, zu einem<br />
anderen Hersteller, gleich die vorhandenen<br />
teuren Objektive mit austauschen<br />
musste.<br />
Panasonic<br />
Lumix GF3<br />
Die LUMIX GF3 enthält geballte Fototechnik<br />
im besonders schlanken und schicken<br />
Alu-Kleid und ist derzeit die kleinste<br />
Wechselobjektivkamera mit integriertem<br />
Blitz. Für eine hervorragende Bildqualität<br />
mit feiner Detailauflösung sorgen, selbst<br />
bei wenig Licht, der Live-MOS-Sensor<br />
und der Bildprozessor Venus Engine FHD.<br />
Das präzise Kontrast-AF-System kann mit<br />
einer sehr schnellen Reaktionszeit überzeugen.<br />
Sogar im Video-Aufnahmeformat<br />
1.920 x 1.080i steht der kontinuierliche<br />
Autofokus zur Verfügung. Die intelligente<br />
Automatik verhilft auch weniger erfahrenen<br />
FotografInnen zu gelungenen<br />
Bildern durch Funktionen wie Gesichtserkennung,<br />
Bewegungserkennung, AF-Verfolgung<br />
und Intelligente Belichtung.<br />
Die neuen iA+-Optionen der Lumix GF3<br />
ermöglichen es jetzt auch, Schärfentiefe,<br />
Belichtung und Weißabgleich einfach<br />
mit dem Finger auf dem Touchscreen zu<br />
regeln. Da fühlen sich die iPhone- und<br />
iPad-User doch gleich wie zu Hause. Die<br />
Empfindlichkeit des Sensors umfasst<br />
einen riesigen Bereich von ISO 160 bis<br />
zu 6.400. Wie war das doch noch in der<br />
guten, alten Analogära: Bei ISO 400 oder<br />
800 war für die meisten Hobbyknipser<br />
Schluss. Insgesamt überzeugt die Lumix<br />
GF3 mit natürlichen, scharfen Bildern und<br />
differenzierter Detail- und Farbwiedergabe,<br />
wie sie bislang keine Kompaktkamera<br />
ihrer Größe bieten konnte.<br />
Eine große Auswahl an unterschiedlichsten<br />
Objektiven macht Lust auf kreatives<br />
Gestalten: Zwölf LUMIX Micro-Four-<br />
Thirds-Objektive (MFT) sind verfügbar.<br />
Der MFT Standard ermöglicht dabei die<br />
Konstruktion kleinerer und leichterer<br />
Objektive als bei anderen Wechselobjektivkameras.<br />
Auch die alten Objektiv-<br />
Schätzchen von Zeiss, Leica, Minolta,<br />
Konica und anderen lassen sich über<br />
Adapter anschließen und für die Digitalära<br />
wiederbeleben.<br />
OLYMPUS<br />
PEN PM1<br />
Mit der PEN-Mini E-PM1 präsentiert<br />
Olympus die weltweit kleinste und leichteste<br />
PEN. Die in sechs Farben erhältliche<br />
Mini-PEN begeistert mit der hervorragenden<br />
Bildqualität einer DSLR und<br />
dem frischen Look einer Kompaktkamera<br />
und ist leicht zu bedienen. Der Olympus<br />
Live Guide bietet EinsteigerInnen die<br />
Möglichkeit, Blende und Schärfentiefe<br />
intuitiv zu steuern, in kleinen Pop-ups<br />
werden die einzelnen Einstellungen<br />
zusätzlich im Menü erklärt. So entstehen<br />
Fotos und Full-HD-Videos in erstklassiger<br />
Qualität ganz einfach auf Knopfdruck.<br />
Zur kreativen Verschönerung<br />
der Aufnahmen sind sechs Art Filter an<br />
Bord. Im Unterschied zur LUMIX GF3 hat<br />
die PEN E-PM1 keinen eingebauten und<br />
ausklappbaren Blitz, dieser wird stattdessen<br />
zum Aufstecken mitgeliefert.<br />
Ein Nachteil der PEN-Systemkameras<br />
der vorhergehenden Generation ist mit<br />
dieser Kamera für immer erledigt: Der<br />
superschnelle Autofokus lässt endlich<br />
auch die Schnappschüsse zum Beispiel<br />
von sich bewegenden Kindern, Freunden<br />
oder Haustieren gelingen.<br />
Dieses kleine Technikwunder bietet zudem<br />
echte Ausbau-Möglichkeiten, wenn<br />
die Ansprüche größer werden. Mit der<br />
großen Auswahl an MFT-Objektiven und<br />
weiterem sinnvollen Zubehör lässt die<br />
PEN Mini keine Wünsche für die Zukunft<br />
offen: Die Bluetooth-kompatible Penpal<br />
Communication Unit ermöglicht zum<br />
Beispiel den drahtlosen Versand der<br />
Fotos, um diese sofort in Social Networks<br />
teilen zu können.<br />
Links zum Thema:<br />
www.panasonic.de<br />
www.olympus.de
86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Dell XPS 15z<br />
Elegant<br />
Das neue Notebook<br />
von Dell<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Das XPS 15z ist mit einer Höhe von 2,5 cm<br />
eines der weltweit dünnsten Notebooks<br />
der 39,6 cm (15,6 Zoll)-Klasse.<br />
Es vereint stylishes Design mit Rechenpower.<br />
Luxuriöse Materialien wie Aluminium<br />
und Magnesium im Chassis und<br />
die hochwertige Verarbeitung unterstreichen<br />
die gerade Linienführung.<br />
Die Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung<br />
setzt zusätzliche Akzente. Nach<br />
dem XPS 15z bringt Dell noch in diesem<br />
Jahr eine ganze Serie ultraschlanker<br />
und leistungsfähiger Notebooks an den<br />
Start. Als idealer Multimedia-Begleiter<br />
verfügt das Notebook über ein stromsparendes<br />
Display mit LED-Hintergrundbeleuchtung<br />
und einer Diagonale von<br />
39,6 cm (15,6 Zoll). Optional ist es mit<br />
Full-HD-Bildschirm (1.920 x 1.080 Punkte)<br />
erhältlich, der 50 Prozent heller ist als<br />
Standard-Displays. Im XPS 15z arbeiten<br />
Intels brandaktuelle Prozessoren – wahlweise<br />
Core i5 oder Core i7. Zusätzlich zu<br />
seiner bis zu 750 GB großen Festplatte<br />
verfügt der Rechner über ein Slot-In-<br />
Laufwerk für CD- und DVD-Medien. Über<br />
den eSATA-Anschluss kann außerdem<br />
eine externe Festplatte angeschlossen<br />
werden. Zwei Grafikchips sorgen für<br />
Multimedia-Genuss: Die NVIDIA-Grafik<br />
zeigt bei anspruchsvoller 3D- oder 2D-<br />
Grafik ihre Stärken. Bei geringer Grafik-<br />
Auslastung schaltet die Optimus-Technologie<br />
auf die Intel-Grafik um und spart<br />
so Energie. Trotz ultraschlanken Designs<br />
hält der Akku bis zu acht Stunden. Optional<br />
ermöglicht das XPS 15z die drahtlose<br />
Übertragung von Bild und Ton an<br />
einen Fernseher oder Projektor. Dafür ist<br />
entweder ein entsprechend vorbereitetes<br />
HD-TV-Gerät oder ein separates Wireless-<br />
Display-Empfangsgerät (WiDi) nötig. Das<br />
XPS 15z ist ab 999 Euro (inklusive Mehrwertsteuer)<br />
auf www.dell.de verfügbar.<br />
Jetzt<br />
gewinnen<br />
Fotos: Dell<br />
<strong>BOLD</strong> verlost ein exklusives, brandneues<br />
XPS 15z von Dell. Einfach eine E-Mail mit<br />
dem Stichwort „XPS 15z“ an: dell@boldmagazine.eu<br />
senden und mit ein bisschen<br />
Glück gewinnen.
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Dell XPS 15z<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87
88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Design<br />
Or function<br />
Innere Werte<br />
äussere perspektiven<br />
Autor: M. Kay
Lifestyle & Trend | Design Or Function<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />
Vor noch nicht allzu langer<br />
Zeit wirkten Hersteller von Sportwagen<br />
auf mich ein wenig wie große<br />
Kinder. Das muss nicht zwangsläufig<br />
schlecht sein, insbesondere wenn sie<br />
mit einer kindlichen Unbekümmertheit<br />
schnelle, sportliche Autos entwickeln<br />
und nicht in erster Linie auf Interessen<br />
von Aktionären und Investoren Rücksicht<br />
nehmen. Jedoch überwog nicht das<br />
Kindliche, sondern eher das Kindische.<br />
Wie früher beim Autoquartett überboten<br />
sich die Hersteller mit immer höheren<br />
Werten. Auf jedes zusätzliche PS folgte<br />
prompt die Gegenantwort – als ob der<br />
einzige Sinn der Übung das ewige Übertrumpfen<br />
sei.<br />
Doch eben dieser zahlengesteuerte<br />
Lösungsansatz, gekoppelt an den Zwang<br />
immer mehr Autos profitabel verkaufen zu<br />
müssen, hat nicht unbedingt zur Befriedigung<br />
unserer ästhetischen Bedürfnisse<br />
geführt. Ich liebe schnelle und aus Sicht<br />
der heutigen Zeit „unvernünftige“ Autos<br />
– und ich habe nichts gegen mehr PS<br />
und ein Drehmoment, das ausreicht,<br />
um sämtliche Wohnwagen Hollands zu<br />
ziehen. Allerdings sollten all diese technischen<br />
Superlative mit ebenso viel ästhetischer<br />
Zuwendung bedacht sein. Muss die<br />
Form wirklich unter der Funktion leiden?<br />
Warum kann sie diese nicht unterstreichen<br />
und uns ein ebenso ansprechendes<br />
Äußeres bieten?<br />
Früher war (nicht)<br />
alles besser<br />
Zumindest gab es ein paar Autos, die bis<br />
heute als wahre Designikonen gelten. Ob<br />
es der Mercedes-Benz 300 SL Gullwing ist<br />
oder modernere Vertreter wie der Ferrari<br />
512BBi, eines haben sie gemeinsam: Sie<br />
begeistern durch ihre äußere Schönheit.<br />
So gesehen boten die letzten zwanzig<br />
Jahre eher Magerkost. Lamborghini<br />
bot mit dem Diablo einen obendrein in<br />
schrillen Farben drapierten Testosteron-<br />
Keil, dessen Besitzern man unterbewusst<br />
immer zwielichtige Geschäfte im Rotlichtmilieu<br />
unterstellte.<br />
Wie bei vielen Autos dieser Ära verunstalteten<br />
Spoiler die Karosserie, die aussahen<br />
wie Goldketten am Hals eines Bodybuilders.<br />
Klassische Schönheiten von Aston<br />
Martin waren schlecht verarbeitet und<br />
wirkten wie ein lieblos bestellter<br />
Garten. Mercedes-Benz erlag dem Reiz<br />
der Gigantomanie mit einer S-Klasse vom<br />
Aussehen und den Ausmaßen einem<br />
Panzer gleich, während Ferrari sich mit<br />
dem 348 versündigte, dem man nicht<br />
nur seine Erscheinung, sondern vor allem<br />
seine schlechten Fahreigenschaften vorwerfen<br />
muss. Die Hoffnungen auf die<br />
nächste Stilikone schwanden.<br />
Irgendwann setzte sich die Einsicht durch,<br />
dass die Grenze sowohl des preislichen<br />
als auch vernünftigen Aufwands bei rund<br />
600 PS endet. Alles darüber kostet enorm<br />
viel – etwa der Bugatti Veyron mit über<br />
1000 PS und einem surrealen Preisschild.<br />
Vielleicht reiner Zufall, aber mit dieser<br />
Erkenntnis kehrte der gute Geschmack<br />
zurück.<br />
Die Modelle fingen an, auch wieder mit<br />
ihrem Aussehen für sich zu werben. Der<br />
Drang, etwas zeitlos Schönes zu schaffen,<br />
wurde endlich deutlich. Die Hoffnung auf<br />
eine Stilikone, die man noch in vierzig<br />
Jahren bewundert, lebte wieder auf. Hier<br />
hat sich Europa einig gezeigt und zumindest<br />
stilistisch wieder gewaltigen Kredit<br />
verschafft.
90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91
92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Design Or Function<br />
Bella Italia<br />
Italienische Opulenz<br />
Wenn von Sportwagen die Rede ist, fällt<br />
der Blick als erstes automatisch auf die<br />
Italiener. Keine andere Marke versinnbildlicht<br />
alle Attribute des Supersportwagens<br />
mit einer solchen emotionalen<br />
Wucht wie Ferrari. Mit dem neuen 458<br />
Italia haben die Konstrukteure aus Maranello<br />
sich ein neues Denkmal gesetzt.<br />
Das Auto gilt fahrdynamisch als Messlatte<br />
in seiner Klasse, aber passend zum bereits<br />
Gesagten ist es dazu noch eine wahre<br />
„Bella Macchina“. Sie wird von weichen,<br />
langen Linien dominiert, die so formschön<br />
sind, dass sie einen erotischen Unterton<br />
ausstrahlen. Nichts Überflüssiges stört,<br />
keine Spoiler, keine Macho-Allüren durch<br />
Verbreiterungen, sondern eine perfekte<br />
Harmonie von vorn bis hinten. Der 458er<br />
hat sogar ein richtiges Gesicht mit breit<br />
grinsendem Mund und schelmisch, gar<br />
ironisch dreinblickenden Augen. Das<br />
wirkt sympathisch. Die gläserne Abdeckung<br />
des V8- Motors entblößt das Herz<br />
des Wagens, das dank 570 PS kräftig<br />
pocht. Ein muskulöses, mit drei Auspuffrohren<br />
gesegnetes Heck fügt sich harmonisch<br />
in das Gesamtbild ein. Dieses Auto<br />
vereint Form mit Funktion, eine Zierde<br />
und Ausdruck der neuesten technischen<br />
Möglichkeiten. Kurzum: Aerodynamik in<br />
ästhetischer Vollendung.<br />
Der Lamborghini erscheint dagegen<br />
als das was er schon immer war: Der<br />
neureiche Nachbar mit Geltungsdrang.<br />
Obwohl stets greller und lauter, hat<br />
es Lamborghini geschafft, mit seiner<br />
Kompromisslosigkeit als Inbegriff eines<br />
Supersportwagens zu gelten – zumindest<br />
auf die Art, wie sich kleine Jungs einen<br />
solchen ausmalen und mit einem Poster<br />
an der Wand verewigen würden. Die<br />
geduckte Keilform suggeriert gewaltige<br />
Kraft. Mit dem neuen Aventador ist es den<br />
Designern gelungen, die alte Zuhälterkarren-Optik<br />
abzulegen. Die deutlichen<br />
Anleihen an Stealth-Flugzeuge und der<br />
Verzicht auf Spoiler sind zu beglückwünschen.<br />
Wer nun aber an Understatement<br />
denkt, irrt sich gewaltig, denn wenige<br />
Autos zelebrieren ihren Auftritt derart<br />
pfauenhaft. Die Lufteinlässe saugen nicht<br />
nur Luft, sie sollen einschüchtern – und<br />
im Gegensatz zum Ferrari ist der freie<br />
Blick auf den Motor zum Protzen da.<br />
A Gentleman‘s<br />
Agreement<br />
Das Gegenbeispiel zu den extrovertierten<br />
und verspielten Italienern liefert Aston<br />
Martin. Ob DB 9, Virage oder DBS, alle<br />
Modelle sind ein Paradebeispiel für Gentleman-Gefährte.<br />
Dem Understatement<br />
zum Trotz sind diese Gentlemen jedoch<br />
gestählt durch langjähriges Rudern in<br />
Eton und Oxbridge. Zu beanstanden ist<br />
allenfalls, dass die Karosserien, obwohl sie<br />
wie perfekt sitzende Savile Row Maßanzüge<br />
wirken, wohl alle leider beim selben<br />
Schneider angefertigt wurden. Trotzdem,<br />
eleganter kann Fortbewegung kaum sein.<br />
Auch wenn sie ihre jeweilige Markenästhetik<br />
perfekt verkörpern und vergangenen<br />
Designsünden abgeschworen<br />
haben – ich bezweifle, dass eines dieser<br />
Autos jemals als unvergängliche Ikone ....
Lifestyle & Trend | Design Or Function<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93
94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Design Or Function
Lifestyle & Trend | Perspektiven | Design Or Function<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95<br />
im Stile eines Jaguar E-Type oder 300 SL<br />
Gullwing gelten wird. Sie alle sind zweifellos<br />
schön und stilprägend. Aber nur<br />
ein Auto vereint in sich alle notwendigen<br />
Qualitäten.<br />
Deutsche Klassik<br />
Ode an die Sinnlichkeit<br />
Der SLS AMG. Die Reminiszenz hilft,<br />
ist aber nicht ausschlaggebend. Vielmehr<br />
erobern seine klaren Linien unser<br />
Bewusstsein auf ganz ähnliche Weise<br />
wie das legendäre Design von Apple.<br />
Ohne sich aufzudrängen, verlangt es<br />
nach einer zweiten und dritten Betrachtung<br />
und mit jedem Blick entdeckt man<br />
mehr.<br />
Die lange Motorhaube, das kurze Heck, ist<br />
eine Augenweide und Teil einer harmonischen<br />
Gesamtkomposition. Die Flügeltüren<br />
faszinieren, dienen aber in erster<br />
Linie nicht nur der Zurschaustellung,<br />
denn als Cabrio ist der SLS AMG genauso<br />
betörend.<br />
Eine neue Stilikone ist geboren. Hoffen<br />
wir, dass die anderen nachziehen. Lang<br />
lebe die Äußerlichkeit!<br />
Links zum Thema:<br />
www.ferrari.com<br />
www.lamborghini.com<br />
www.astonmartin.com<br />
www.mercedes-amg.com
96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Die letzte Seite | Was wäre die Welt ohne<br />
Was wäre<br />
die welt ohne<br />
Regenschirm<br />
Autorin: M. Kropf<br />
„I’m singing in the rain”, singt und tanzt<br />
der unwiderstehliche Gene Kelly 1952,<br />
nachdem er seinen Schirm zu(!)klappte.<br />
Und endete ganz wie Max Herres A.N.N.A.<br />
„nass bis auf die Haut“, was ohne Hormone<br />
der blinden Verliebtheit in einer mindestens<br />
einwöchigen Erkältung gipfelt.<br />
Zum Glück für unser aller Gesundheit,<br />
vor allem bei dem jetzt aufkommenden<br />
Herbstwetter, gibt es aber diese glorreiche<br />
Erfindung namens Regenschirm.<br />
Aber wie war die Welt eigentlich ohne?<br />
Damals trug man Regencapes, wunderliche<br />
Wasser abweisende Umhänge mit<br />
Kapuze. Wenn also nicht das feuchte<br />
Wetter die kunstvoll gelegte Frisur zerstörte<br />
– die Kapuze des Capes schaffte<br />
es bestimmt. Natürlich, für Schafhirten<br />
in Schottland, raubeinige Leuchtturmwärter<br />
im hohen Norden und Anhänger<br />
der draußen leben Marken ist das kein<br />
Hinderungsgrund … für die Dame von<br />
Welt sollte Regenwetter dann doch ein<br />
guter Grund sein, am heimischen Herd<br />
zu bleiben. Ja gut, die Damen trugen<br />
auch hübsche Hauben, die die Frisur<br />
erhalten sollten und Wasser abweisen,<br />
aber kalter Regen von vorn ins Gesicht<br />
ist eine der widerlichsten Wettereinflüsse,<br />
die man sich vorstellen kann. Der<br />
erste Regenschirm wurde wohl im Jahre<br />
802 schriftlich erwähnt, damit dem<br />
Geistlichen, dem er gesandt wurde, der<br />
Regen nicht ständig auf sein christliches<br />
Haupt prasselte. Ein Vorreiter der<br />
Geschichte. Denn der Regenschirm<br />
erwuchs eigentlich erst viel später aus<br />
dem Sonnenschirm, der bereits 3000 v.<br />
Chr. des Herrschers würdevollen Kopf<br />
Schatten spendete und in Asien, Afrika,<br />
Persien und Griechenland als Hoheitssymbol<br />
und Demonstration der Zugehörigkeit<br />
verschiedener gesellschaftlicher<br />
Schichten diente. Auch im europäischen<br />
Westen hatte der Schirm herrschaftliche<br />
Symbolik, bis dann im 16. Jahrhundert die<br />
Damen des Adels und der Oberschicht<br />
feststellten, dass er auch ihr süßes<br />
Näschen vor dem Verbrennen schützte.<br />
Bis dahin waren allein die Damen in der<br />
Antike auf diesen praktischen Nutzen<br />
aufmerksam geworden, ohne gleich Herrschaftssymbolik<br />
damit darstellen zu wollen.<br />
Ein Engländer, nicht unerwartet bei<br />
dem bekannten Londoner Miesepeterwetter,<br />
machte den Schirm zum männlichen<br />
Stilelement. Anfänglich noch aus<br />
schwer tragbarem Material und Wachsleinwand,<br />
später aus leichterem Metall,<br />
eleganten Stoffen und nicht selten mit<br />
besonderen Intarsien oder Arbeiten aus<br />
Silber oder Elfenbein. Der Regenschirm<br />
wurde selbstverständliches Modeaccessoire.<br />
Der große Durchbruch für die Frauenwelt<br />
war aber die Erfindung des Herrn<br />
Bergassessor Hans Haupt im Jahre 1928,<br />
der den Schirm mit Teleskoptechnik versah<br />
und damit passend für jede Damenhandtasche<br />
gestaltete. Die Dame von<br />
Welt und jede, die diesem Ideal nacheiferte,<br />
trug Hut, Handschuhe, Handtasche<br />
und darin einen passenden Knirps. Ende<br />
der 30er Jahre gab es auch ein Modell für<br />
den modebewussten Herrn, und da die<br />
Männer seit Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
auch ohne Hut aus dem Haus gehen, gibt<br />
es einen eckigen, in die Aktentasche passenden<br />
Knirps. Wie praktisch!<br />
Ein echter Knirps, erkennbar am roten<br />
Punkt, gehört also in jede mehr oder<br />
weniger gut aufgeräumte Umhängeeinheit<br />
der Frau von damals und heute. Auch<br />
in der Tasche mobiler gut aussehender<br />
Männer sollte einer zu finden sein. Denn<br />
einen Stockschirm mitnehmen, nur weil<br />
es nach Regen aussieht? Wie soll man<br />
denn gleichzeitig telefonieren, das Blackberry<br />
bedienen und der Frau an seiner<br />
Seite die Einkaufstaschen tragen?
Die letzte Seite | Was wäre die Welt ohne<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97
98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Impressum<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Impressum<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Postfach 23507<br />
10127 Berlin<br />
www.bold-magazine.eu<br />
Info@bold-magazine.eu<br />
Verlagsanschrift<br />
neutrales GRAU Agentur für<br />
Kommunikation &<br />
Verlagsgesellschaft UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
HR NR: 121 118 B<br />
Telefon: +49 (0)30 40 00 56 68<br />
E-Mail: info@neutralesgrau.de<br />
Chefredaktion<br />
M. Kuhlmey<br />
Anzeigen & Marketing<br />
Office for Media, T. Peters<br />
Kleiner Kielort 6, 20144 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0)40 555 65 94 31<br />
Redaktionsberatung<br />
Prof. R. Cziwerny, C. Binnewies<br />
Schlussredaktion & Lektorat<br />
F. Reip, H. G. Teiner<br />
Bildredaktion<br />
S. Schuster<br />
Gerichtsstand und Erfüllungsort<br />
Berlin<br />
Heftpreis<br />
D 4.80 EUR, AT 5.50 EUR, CH 8.50 CHF<br />
Abonnement<br />
Jahres-Abonnement (6 Ausgaben) ab<br />
25,50 EUR (inkl. Versandkosten, Inland)<br />
Der schnellste Weg zum Abonnement:<br />
www.bold-magazine.eu<br />
Einzelhefte<br />
Einzelne Ausgaben können auch online<br />
bestellt bzw. nachgeordert werden:<br />
www.bold-magazine.eu<br />
Druck<br />
Van Acken – Druck GmbH<br />
Josefstraße 35<br />
49808 Lingen<br />
Vertrieb<br />
IPS Pressevertrieb GmbH<br />
Carl-Zeiss-Str. 5<br />
53340 Meckenheim<br />
Telefon: +49 (0)2225 88 01 402<br />
www.ips-d.de<br />
Titelfoto<br />
Foto: M. Marino<br />
(www.mariomarino.com)<br />
Das Titelbild ist Bestandteil der<br />
Exhibition: „Faces of Africa“<br />
(siehe auch ab Seite 38)<br />
Autoren & Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
H. G. Teiner, J. M. Brain, F. Reip, M. Wendt,<br />
M. Kropf, M. Kay, R. Cziwerny, M. Breuer,<br />
K. Specht, F. Chaubin, A. Tölke, O. Franke<br />
Erscheinungsweise<br />
6-mal jährlich<br />
Anzeigenpreise<br />
Preisliste: 2 | <strong>2011</strong><br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />
Texte, Illustrationen und Bilder wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
ISSN 2192-9378
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 99
100 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Der Chevrolet Spark. Platz für 5. Spritzig, sparsame Motoren. 6 Airbags für rundum Sicherheit.<br />
Ein 5-Türer in aufregendem Design, der alle Blicke auf sich zieht.<br />
VERGISS NETT UND NIEDLICH!<br />
DER CHEVROLET SPARK.<br />
Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts/außerorts/kombiniert: (MT) 6,6/4,2/5,1; CO 2-Emission, kombiniert (g/km): (MT) 119 (gemäß Verordnung EG-VO 715/2007).<br />
Abbildung zeigt Fahrzeug mit Sonderausstattung.<br />
www.chevrolet.de