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Karsten Kuhl - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Karsten</strong> <strong>Kuhl</strong> Thailand<br />

zu meinen Kindern: ,Werft euren Müll nicht einfach auf die Straße.‘ Sie<br />

antworteten: ,Warum nicht? 60 Millionen andere tun es doch auch.‘ Da<br />

merkte ich, daß irgend etwas nicht stimmen kann und ich fragte mich:<br />

Warum funktioniert das in Australien und nicht in Thailand?“<br />

Wing Chedchow beschloß daraufhin, die Erfahrungen ihrer früheren PR-<br />

Arbeit zu nutzen. Statt Produkte zu verkaufen, wollte sie bei den Menschen<br />

für eine neue Einstellung oder Gesinnung werben. Als erste Zielgruppe<br />

wählte sie Kinder, um einer neuen Generation ökologisches Bewußtsein zu<br />

vermitteln. Für sie kreierte Wing Chedchow das Symbol der magic eyes.<br />

Die magischen Augen, denen keine Umweltsünde und kein Umweltsünder<br />

entgeht, starrten in einer gewaltigen Kampagne von Bildschirmen,<br />

Werbeplakaten und Brückenpfeilern. Das Motto war so einfach wie wirkungsvoll:<br />

„Die magischen Augen sehen dich. Was immer du tust, sie sind immer in<br />

deinem Unterbewußtsein. – Das hat offensichtlich gewirkt, denn nicht nur<br />

Kinder haben Angst vor Geistern. Auch Erwachsene verlieren nach thailändischem<br />

Verständnis ihr Gesicht, wenn andere sehen, daß sie sich unehrenhaft<br />

verhalten.“<br />

Zwar konnte die Aktion magic eyes die Umweltprobleme Thailands nicht<br />

lösen, doch Wing Chedchow reklamiert für sich, die Öffentlichkeit zumindest<br />

sensibilisiert zu haben. Das Thema Müll hatte zudem den Vorteil, daß<br />

es die Menschen unmittelbar betraf. Abstrakte Probleme wie Luftverschmutzung<br />

hielt die umtriebige Geschäftsfrau zu diesem frühen Zeitpunkt<br />

für schwer vermittelbar. Mittlerweile sind die magic eyes bei Thais so<br />

bekannt wie die grüne Buddha-Statue im Königspalast von Bangkok. Neue<br />

Themen wie Bürgerbeteiligung und Verkehrsvermeidung treten verstärkt in<br />

den Vordergrund.<br />

„Die Leute glauben, daß politische Entscheidungen wie die Verkehrsplanung<br />

Sache der Regierung sind. Doch die Behörden haben keine Vision.<br />

Es gibt zwar genug Pläne für Projekte, aber sie sind alle nach hinten<br />

gerichtet, auf die Lösung bestehender Probleme. Die Mehrheit der Politiker<br />

hat nicht die Kenntnisse oder den politischen Willen, Projekte voranzutreiben.<br />

Das hat natürlich auch etwas mit dem Kampf um Wählerstimmen<br />

zu tun.“<br />

Wing Chedchow rechnet vor, daß von den rund 400 Abgeordneten des<br />

Parlaments nur etwa 30 aus dem Großraum Bangkok stammen. Die<br />

Mehrheit der Parlaments- und Regierungsmitglieder werde demnach in den<br />

Provinzen bestimmt. Für die Politiker ergebe sich daraus die Verpflichtung,<br />

vor allem Geld in die ländlichen Wahlbezirke zu transferieren. Die Bürgerrechtlerin<br />

hält dies für kurzsichtig. Vielmehr müßten in Bangkok die<br />

Voraussetzungen für Investitionen und Tourismus geschaffen werden, damit<br />

die ländlichen Regionen vom Boom der Hauptstadt profitieren könnten. Bei<br />

anderen Nichtregierungsorganisationen stieß Wing Chedchow damit auf<br />

Unverständnis.<br />

„Seit jeher denken die Leute: Bangkok ist reich. Thailändische Umweltund<br />

Bürgergruppen kümmern sich daher traditionell um die Probleme der<br />

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