bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...

Die Fragen in Bezug auf
die globale Ungleichverteilung
des Einkommens
geben Anlass
zu einigen der strittigsten
internationalen Debatten:
Die Antworten hängen
davon ab, wie die Fragen
gestellt werden
Höheres
Todesrisiko
5 mal höher
10 mal höher
15 mal höher
andere Länder bleiben auf der Strecke. Im
Irak kam es in den 1990er Jahren fast zu einer
Verdreifachung der Sterblichkeitsrate bei Kindern
unter fünf Jahren, auf 13 Prozent. Auch
Länder in weniger extremen Situationen hatten
zu kämpfen. Im Jemen stieg der Anteil der
Kinder mit Untergewicht sprunghaft an, von
30 Prozent 1992 auf 46 Prozent 1997. 5
UNTERSCHIEDE ZWISCHEN REICHEN UND
ARMEN LÄNDERN: ÜBER EINKOMMENS-
UNTERSCHIEDE ALLEIN HINAUSGEHEN
Die Fragen in Bezug auf die globale Ungleichverteilung
des Einkommens geben Anlass zu
einigen der strittigsten internationalen Debatten.
Die Antworten hängen davon ab, wie die
Fragen gestellt werden. Und selbst wenn die
Fragen die gleichen zu sein scheinen, können
die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen
(Kasten 2.2). Man schaut auf die Daten über
die Einkommensunterschiede wie auf einen
Börsenindex, um zu beurteilen, wie es der
Welt gerade geht. Sind die Dinge auf dem
richtigen Weg? Wird genug getan? Die Debatten
über die globale Ungleichverteilung
des Einkommens geben jedoch kaum mehr
Hinweise als den, dass Volkswirtschaftler und
Statistiker viele Antworten auf die scheinbar
gleichen Fragen finden können.
Nobelpreisträger Amartya Sen hat vorgeschlagen,
dass sorgfältig geprüft werden sollte,
was mit Ungleichheit gemeint ist. 6 Wenn man
nur auf die Ungleichverteilung des Einkommens
schaut, kann dies den Blick auf Unter-
GRAFIK 2.2
Kindersterblichkeit in OECD-Ländern und anderen Regionen im Vergleich:
Die Ungleichheit nimmt zu, Zeitraum 1990 bis 2001
Kindersterblichkeit vor dem sechsten Lebensjahr in OECD-Ländern mit hohem Einkommen
1990
20 mal höher
in Afrika
südlich
25 mal höher der Sahara
Quelle: World Bank 2003i.
2001
in
Südasien
in den
Arabischen
Staaten
in Ostasien
und im
Pazifikraum
in Lateinamerika
und der
Karibik
in Mittel-
und
Osteuropa
sowie GUS
schiede im Leben der Menschen verstellen,
auf ihre ungleichen Fähigkeiten und die diesbezüglichen
Veränderungen. Oft ist es schwierig
zu erfassen, wie sich die Kluft zwischen reichen
und armen Menschen und Regionen in
anderen Bereichen als dem Einkommen verändert.
Denn die meisten Grundindikatoren
menschlicher Entwicklung sind nach oben begrenzt.
Wenn fast alle Kinder zur Schule gehen,
alle Erwachsenen lesen und schreiben
können und die Lebenserwartung sich der
biologischen Grenze nähert, kann ein Land
kaum noch weitere Fortschritte machen.
Während also die reichen Länder sich nach
diesen Indikatoren nur noch wenig verbessern
können, bedeutet jede Verbesserung in den
armen Ländern eine Verringerung der Ungleichheit.
Selbst wenn ein Land in Bezug auf einen
der Grundindikatoren für die menschliche
Entwicklung nicht weiter voran kommen kann,
können sich die Dinge doch weiter verbessern.
Die Qualität der Bildung kann sich verbessern.
Die Gesundheitsversorgung kann das Leben
drastisch verbessern, auf eine Art und Weise,
die sich in den Daten bezüglich der Lebenserwartung
nicht widerspiegelt. Hinter dem Einkommensniveau
kann sich mehr Spaß bei der
Arbeit und mehr Freizeit verbergen. Frauen
können zuhause und bei der Arbeit mehr Einflussmöglichkeiten
erlangen. Solche Indikatoren
sind an der Grenze der Messbarkeit der
menschlichen Entwicklung – und solche Indikatoren
sind es, mit denen viele Veränderungen
der nicht einkommensbezogenen Ungleichheit
identifiziert werden.
Doch die Ungleichheit bei den Grundindikatoren
menschlicher Entwicklung sinkt
nicht immer. Während es zum Beispiel eine
hitzige Debatte darüber gibt, ob die Ungleichverteilung
des Einkommens zwischen den reichen
und den armen Ländern zunimmt, ist die
Ungleichheit in Bezug auf die Kindersterblichkeit
eindeutig gestiegen. Anfang der 1990er
Jahre war in Afrika südlich der Sahara die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind vor Erreichen
seines sechsten Lebensjahres stirbt,
19mal höher als in den reichen Ländern – und
heute ist sie 26mal höher (Grafik 2.2). In den
vergangenen zehn Jahren hat sich unter allen
48 BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2003