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bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...

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KASTEN 2.1<br />

Der Aufbau statistischer Kapazitäten – noch nie da gewesene Nachfrage, dringende Gelegenheit<br />

Die Millenniums-Entwicklungsziele haben klar<br />

gemacht, dass es einen Bedarf an relevanten,<br />

verlässlichen, aktuellen Statistiken gibt, um politische<br />

Maßnahmen festzulegen, Entscheidungsträger<br />

zur Rechenschaft zu ziehen, Fortschritte<br />

zu <strong>über</strong>wachen und Ergebnisse zu evaluieren.<br />

Doch trotz bedeutender Verbesserungen<br />

in den vergangenen Jahren ist <strong>die</strong> Deckung<br />

des Bedarfs an Grunddaten zur <strong>menschliche</strong>n<br />

Entwicklung nach wie vor eine große globale<br />

Herausforderung.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Datenlage in den einzelnen<br />

Entwicklungsländern sehr unterschiedlich ist,<br />

gibt <strong>die</strong> Datenbank zu den Millenniums-Indikatoren<br />

Aufschlüsse (siehe http://millennium<br />

indicators.un.org). Diese Datenbank basiert<br />

auf Länderstatistiken, <strong>die</strong> von internationalen<br />

Daten-Agenturen zusammengestellt oder geschätzt<br />

werden. Es zeigt sich nicht nur eine bedeutende<br />

Kluft bei fast jedem Indikator. Es<br />

gibt auch umfassende Probleme in Bezug auf<br />

<strong>die</strong> Relevanz, Genauigkeit, Konsistenz und <strong>die</strong><br />

Verlässlichkeit. Zum Beispiel:<br />

• Die Auswahl vieler der Indikatoren für <strong>die</strong><br />

Millenniums-Entwicklungsziele ist durch <strong>die</strong><br />

Datenverfügbarkeit begründet. Es sind nicht<br />

notwendigerweise <strong>die</strong> Daten, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Ziele<br />

am geeignetsten sind. Ein Beispiel ist der Indikator<br />

von einem US-Dollar am Tag, dem strittigsten<br />

Maß für absolute Armut (siehe Kasten<br />

2.3). Ein weiteres Beispiel ist der Indikator des<br />

nachhaltigen Zugangs zu erschwinglichen unentbehrlichen<br />

Arzneimitteln, bei dem es<br />

schwierig, sowohl den Zugang als auch <strong>die</strong> Erschwinglichkeit<br />

schwierig exakt zu bewerten.<br />

Indessen müssen adäquate Indikatoren für <strong>die</strong><br />

Zielvorgabe in Bezug auf Slumbewohner (Bestandteil<br />

von Ziel 7) noch vollständig entwickelt<br />

werden.<br />

• Bei den Indikatoren für <strong>die</strong> Einkommensarmut,<br />

Gesundheit, Ungleichheit der Geschlechter,<br />

Arbeitsplätze und <strong>die</strong> Umwelt haben<br />

viele Länder für den Zeitraum von 1990<br />

bis 2001 keine Daten – und wenige Länder verfügen<br />

<strong>über</strong> Trenddaten für <strong>die</strong>sen Zeitraum<br />

(siehe Tabelle).<br />

• Einige Daten – wie zum Beispiel in Bezug<br />

auf Müttersterblichkeit und HIV/AIDS – basieren<br />

auf unvollständiger Erfassung, <strong>die</strong> jedoch<br />

entscheidend ist, oder auf nicht repräsentativen<br />

Erhebungen. Sie unterliegen daher einer<br />

enormen Unsicherheit. Und selbst wenn<br />

Daten für mehrere Zeiträume zur Verfügung<br />

stehen, so sind sie aufgrund von Änderungen<br />

der Definitionen, der Methoden und der<br />

Reichweite oft nicht vergleichbar.<br />

Indem <strong>die</strong> Ziele eine langfristige Nachfrage<br />

nach Daten schaffen, stellen sie eine Herausforderung<br />

für nationale und internationale<br />

Institutionen dar, <strong>über</strong> kurzfristige Antworten<br />

hinauszugehen und im Statistik-Bereich zuverlässige,<br />

nachhaltige nationale Kapazitäten und<br />

Systeme aufzubauen. Was muss getan werden<br />

– oder auf andere Art und Weise getan werden<br />

– um <strong>die</strong>se Ziele zu erreichen?<br />

Entwicklung nationaler Nachfrage<br />

Aufgrund der fehlenden Wertschätzung für<br />

<strong>die</strong> Bedeutung von Statistiken zur Unterstützung<br />

informierter Entscheidungsprozesse sind<br />

zu viele Länder in einem Teufelskreis niedriger<br />

Nachfrage nach Statistiken und geringer Mittelausstattung<br />

gefangen, was dazu führt, dass<br />

das Angebot mangelhaft ist. Solche Länder<br />

sammeln nicht routinemäßig Daten. Viele haben<br />

in den vergangenen zehn Jahren keine<br />

Volkszählung durchgeführt. Und sie sind bei<br />

der Einführung moderner statistischer Stan-<br />

Große Datenlücken selbst bei Basisindikatoren <strong>menschliche</strong>r Entwicklung:<br />

Länder, in denen es an Daten fehlt, 1990-2001<br />

Prozent<br />

Länder Länder<br />

ohne ohne je-<br />

Indikator Trenddaten gliche Daten<br />

Untergewichtige Kinder unter fünf Jahren 100 22<br />

Nettoeinschulungsquote im Primarschulbereich 46 17<br />

Kinder, <strong>die</strong> das fünfte Schuljahr erreichen 96 46<br />

Von medizinischem Fachpersonal begleiteten Geburten 100 19<br />

nichtselbständig erwerbstätige Frauen im Nicht-Agrarsektor<br />

HIV-Prävalenz bei schwangeren Frauen (15- bis 24-Jährige)<br />

51 41<br />

in größeren Städten<br />

Bevölkerung mit nachhaltigem Zugang zu einer besseren<br />

100 91<br />

Wasserquelle 62 18<br />

Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag 100 55<br />

Anmerkung: Die Daten beziehen sich auf Entwicklungsländer und Länder in Mittel- und Osteuropa und der GUS. Ein Land verfügt<br />

definitionsgemäß dann <strong>über</strong> Trenddaten, wenn für mindestens zwei Zeitpunkte bzw. Zeiträume Daten vorliegen – für 1990–95<br />

und für 1996–2001 – und wenn <strong>die</strong> beiden Dateneinträge mindestens drei Jahre auseinander liegen. Quelle: UN <strong>2003</strong>c.<br />

dards und Methoden weit im Rückstand. Auch<br />

haben sie nur eingeschränkte Kapazitäten, Statistiken<br />

zu analysieren und zu verbreiten, was<br />

nicht ermutigt, in der nationalen politischen<br />

Analyse Daten zu verwenden.<br />

Die Nachfrage nach Daten muss steigen,<br />

wenn <strong>die</strong> nationalen Statistik-Systeme aus dem<br />

Teufelskreis von zu geringer Leistung und Unterfinanzierung<br />

herauskommen sollen. Anstrengungen<br />

zur Ausweitung des Datenangebots<br />

müssen auch <strong>die</strong> Kapazitäten der Regierungen<br />

und der allgemeinen Öffentlichkeit<br />

stärken, Daten wirkungsvoll zu nutzen. Zwar<br />

ist für solche Bemühungen entscheidend, dass<br />

sie in einheimischer Hand sind und <strong>die</strong> einzelnen<br />

Länder sich dafür engagieren, doch <strong>die</strong> internationale<br />

Gemeinschaft kann helfen, indem<br />

sie:<br />

• sich für <strong>die</strong> Bedeutung von Statistiken und<br />

Statistik-Systemen zur Unterstützung effektiver<br />

Staats- und Regierungsführung und zur Ermächtigung<br />

der Bevölkerung einsetzt. Zu den<br />

wichtigen Gelegenheiten hierfür gehören <strong>die</strong><br />

Prozesse zur Erarbeitung von Strategiedokumenten<br />

zur Armutsbekämpfung (PRSPs), <strong>die</strong><br />

nationalen Berichte <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> Entwicklung<br />

und <strong>die</strong> Länder<strong>bericht</strong>e zu den Millenniums-Entwicklungszielen.<br />

Sie alle betonen<br />

den Bedarf an Überwachung und Evaluierung;<br />

• existierende Daten besser nutzt, um <strong>die</strong><br />

kurzfristige Nachfrage für bestimmte Programme<br />

zu decken, und langfristig in Statistik-<br />

Systeme investiert;<br />

• Statistik-Analysten und Manager statistischer<br />

Systeme ausbildet, neue Instrumente zur<br />

Datenerhebung entwickelt, den Zugang zu Daten<br />

verbessert, indem sie <strong>die</strong> Verbreitung und<br />

Analyse von Daten unterstützt, und dazu ermutigt,<br />

existierende Technologien einzusetzen,<br />

um <strong>die</strong> Kosten niedrig zu halten und nationale<br />

Statistik-Programme effektiver zu machen.<br />

Verbesserung nationaler Strategien<br />

und Systeme<br />

Um <strong>die</strong> Datenlücken in Entwicklungsländern<br />

zu schließen, haben internationale Organisationen<br />

eine Reihe von Haushaltserhebungen<br />

durchgeführt, insbesondere in den Bereichen<br />

Armut, Gesundheit und Bildung. Diese Erhebungen<br />

– darunter Haushaltserhebungen zu<br />

Demographie und Gesundheit (Demographic<br />

and Health Surveys) Mehrfachindikatoren-<br />

Clustererhebungen (Multiple Indicator Cluster<br />

Surveys), Haushaltserhebungen zur Messung<br />

des Lebensstandards (Living Standards<br />

Continued on next page<br />

44 BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2003</strong>

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