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bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...

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KASTEN 8.9<br />

Ungewisser Ausgang der Doha-Runde für <strong>die</strong> afrikanischen Baumwollexporteure<br />

Für <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung mehrerer westafrikanischer<br />

Länder (Benin, Burkina Faso, dem<br />

Tschad, Mali, Togo) ist Baumwolle von großer Bedeutung.<br />

Seit den 1980er Jahren hat sich <strong>die</strong> Baumwollproduktion<br />

vervierfacht. Mittlerweile entfallen<br />

darauf fünf bis zehn Prozent des BIP und etwa 30<br />

Prozent der Exporte. Ein wesentlicher Teil der Produktion<br />

wird von Kleinbauern erzeugt, von denen<br />

viele unterhalb der Armutsgrenze leben. Für <strong>die</strong><br />

meisten ist Baumwolle das einzige Produkt, das sie<br />

wettbewerbsfähig exportieren können. Die Einnahmen<br />

aus der Baumwollproduktion finanzieren auch<br />

einen beträchtlichen Teil der wirtschaftlichen und<br />

sozialen Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Deshalb<br />

sind <strong>die</strong> Baumwollpreise und <strong>die</strong> Einnahmen<br />

von großer Bedeutung für jede Strategie zur Armutsbekämpfung<br />

in <strong>die</strong>sen Ländern – und für das<br />

Erreichen der Ziele.<br />

In den vergangenen Jahren wurden in <strong>die</strong>sen<br />

Ländern eine Reihe von Reformen durchgeführt, <strong>die</strong><br />

zu deutlichen Produktivitätssteigerungen führten.<br />

Gleichzeitig konnten <strong>die</strong> Produktionskosten auf einen<br />

im weltweiten Vergleich äußerst niedrigen<br />

Stand gedrückt werden, so dass sie beträchtlich unter<br />

denen in der Europäischen Union und den Vereinigten<br />

Staaten lagen. Dies ist der Hauptgrund<br />

dafür, dass auf <strong>die</strong> Region mittlerweile 15 Prozent<br />

der weltweiten Baumwollexporte entfallen, ein Anteil,<br />

der nur von den Vereinigten Staaten <strong>über</strong>troffen<br />

wird.<br />

Eine Reihe von Exportländern, darunter China,<br />

<strong>die</strong> Europäische Union und <strong>die</strong> Vereinigten Staaten,<br />

subventionieren ihre Baumwollproduzenten in ei-<br />

Quelle: ICCC 2002.<br />

schlechten Erfahrungen damit dürften erneute<br />

Ansätze in <strong>die</strong>ser Richtung wenig Unterstützung<br />

finden. Eine Fazilität für Notfälle könnte<br />

ein Versicherungselement in das Abkommen<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Schuldenerleichterungen für <strong>die</strong><br />

HIPC einbringen. Zusätzliche Hilfe könnte<br />

nach exogen verursachten Krisen wie einem<br />

plötzlichen Rückgang der Weltmarktpreise<br />

für <strong>die</strong> Exporte eines Landes geleistet werden.<br />

27 Außerdem sollte das WTO-Agrarabkommen<br />

dahingehend geändert werden, dass<br />

Entwicklungsländern keine Restriktionen bei<br />

der Finanzierung von Projekten zur Diversifizierung<br />

von Rohstoffexporten oder bei der Sicherung<br />

der Erzeugerpreise für arme Bauern<br />

auferlegt werden.<br />

Zwar wird der Nutzen der Handelsliberalisierungen<br />

der reichen Ländern für <strong>die</strong> armen<br />

nem hohen Maß. Im Jahr 2002 belief sich <strong>die</strong> direkte<br />

finanzielle Unterstützung auf schätzungsweise 73<br />

Prozent der gesamten Weltproduktion und lag damit<br />

beträchtlich höher als <strong>die</strong> vor fünf Jahren registrierten<br />

50 Prozent. Im Jahr 2001 verursachten <strong>die</strong>se<br />

Programme Kosten im Höhe von 4,9 Milliarden<br />

US-Dollar, wovon etwa <strong>die</strong> Hälfte von den Vereinigten<br />

Staaten und der größte Teil des Rests von der<br />

Europäischen Union und China getragen wurde. Einige<br />

<strong>die</strong>ser Länder leisten auch Unterstützung für<br />

Baumwollexporte.<br />

Diese Verzerrungen haben das Baumwollangebot<br />

auf den Weltmärkten künstlich ausgeweitet und<br />

den Preis gedrückt. Die größten Preisstürze ereigneten<br />

sich 2001/2002. Arme Exportländer wie <strong>die</strong><br />

Länder in West- und Zentralafrika waren am stärksten<br />

betroffen. Ihre nicht subventionierten Erzeuger<br />

müssen Baumwolle zu Preisen verkaufen, <strong>die</strong> kaum<br />

<strong>über</strong> den Produktionskosten liegen, was für sie ständig<br />

sinkende effektive Renditen bedeutet. Das International<br />

Cotton Consultative Committee und der<br />

Internationale Währungsfonds sind der Auffassung,<br />

dass der Abbau von einheimischen und Exportsubventionen<br />

für <strong>die</strong> Baumwollproduktion <strong>die</strong> Weltmarktpreise<br />

wieder auf ein kompetitives Niveau anheben<br />

würde. Dies würde <strong>die</strong> Einkommen armer<br />

Baumwollerzeuger steigern und <strong>die</strong>se Länder auf<br />

einen dauerhaften Wachstumspfad führen. Die<br />

Frage lautet: Werden <strong>die</strong> Verhandlungen zum Welthandel<br />

im Rahmen der Doha-Runde der Welthandelsorganisation<br />

den Wettbewerbsvorteil der westafrikanischen<br />

Baumwollerzeuger berücksichtigen<br />

und würdigen?<br />

Länder unterschiedlich eingeschätzt, doch <strong>die</strong><br />

meisten Schätzungen gehen von enormen<br />

Vorteilen aus. Allein <strong>die</strong> statischen Effekte auf<br />

<strong>die</strong> derzeitige Wirtschaftsstruktur armer Länder<br />

würden etwa <strong>die</strong> Größenordnung der derzeitigen<br />

Auslandshilfe erreichen. Das bedeutet<br />

nicht, dass <strong>die</strong> Handelsliberalisierungen an <strong>die</strong><br />

Stelle der Entwicklungshilfe treten könnten<br />

oder sollten. Für <strong>die</strong> Länder mit hoher und<br />

höchster Priorität ist Entwicklungshilfe eine<br />

entscheidende Voraussetzung, um <strong>die</strong> strukturbedingten<br />

Beschränkungen zum Erreichen<br />

der Millenniums-Entwicklungsziele sofort angehen<br />

zu können. Für <strong>die</strong>se Länder wird es<br />

länger dauern, Handelsgewinne zu erzielen,<br />

weil sie zuerst <strong>die</strong> Kapazitäten schaffen müssen,<br />

um auf neue Chancen reagieren zu können.<br />

GRAFIK 8.7<br />

Die Argrarsubventionen<br />

der OECD sind deutlich<br />

höher als <strong>die</strong> Entwicklungshilfe<br />

(2001)<br />

311<br />

Milliarden<br />

US-$<br />

Argrarsubventionen<br />

an Erzeuger<br />

in OECD-<br />

Ländern<br />

52<br />

Milliarden<br />

US-$<br />

Entwicklungshilfe<br />

an alle Länder<br />

301<br />

Milliarden<br />

US-$<br />

OECD BIP von<br />

Afrika südlich<br />

der Sahara<br />

Quelle: OECD, Development Assistance<br />

Committee <strong>2003</strong>a; Indikatoren-Tabellen 12 und 15.<br />

HANDLUNGSKONZEPTE STATT ALMOSEN: WAS DIE REICHEN LÄNDER TUN KÖNNEN, UM DIE ZIELE ERREICHEN ZU HELFEN 197

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