bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...
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GRAFIK 8.6<br />
Mehr Entwicklungshilfe für<br />
Kühe und Baumwolle als für<br />
Menschen (im Jahr 2000)<br />
913 US-$<br />
pro Kuh<br />
Jährliche Milchsubventionen<br />
in der Europäischen<br />
Union<br />
2.700 US-$<br />
pro Kuh<br />
Jährliche Milchsubventionen<br />
in Japan<br />
10,7<br />
Millionen<br />
US-$ pro<br />
Tag für<br />
Baumwolle<br />
490 US-$<br />
pro Kopf<br />
Durchschnittseinkommen<br />
in Afrika<br />
südlich der<br />
Sahara<br />
490 US-$<br />
pro Kopf<br />
Durchschnittseinkommen<br />
in Afrika<br />
südlich der<br />
Sahara<br />
8 US-$<br />
pro Einwohner<br />
in<br />
Afrika südl.<br />
der Sahara<br />
Jährliche<br />
Entwicklungshilfe<br />
der<br />
Europäischen<br />
Union an <strong>die</strong><br />
Länder Afrikas<br />
südlich der<br />
Sahara<br />
1,47 US-$<br />
pro Einwohner<br />
in<br />
Afrika südl.<br />
der Sahara<br />
Jährliche Ent-<br />
wicklungshilfe<br />
Japans an <strong>die</strong><br />
Länder Afrikas<br />
südlich der<br />
Sahara<br />
3,1<br />
Millionen<br />
US-$ pro Tag<br />
Subventionierung Entwicklungshilfe<br />
von Erzeugern in den der Vereinigten<br />
Vereinigten Staaten Staaten an <strong>die</strong><br />
Länder Afrikas<br />
südlich der Sahara<br />
Quelle: Birdsall und Clemens <strong>2003</strong>b.<br />
KASTEN 8.8<br />
Der große internationale Wirkungsbereich im eigenen Land gezahlter Subventionen<br />
Subventionen der reichen Länder an ihre Bauern<br />
machen deren Betriebe rentabler, ermutigen zu Produktionssteigerungen<br />
und senken <strong>die</strong> Erzeugerpreise.<br />
Das Resultat sind billige Agrarprodukte in riesigen<br />
Mengen.<br />
Wer sind <strong>die</strong> Gewinner und Verlierer? Einheimische<br />
Erzeuger profitieren zweifellos durch höhere<br />
Gewinne. Aber einheimische Konsumenten verlieren<br />
eindeutig. Sie zahlen weniger für Nahrungsmittel,<br />
aber mehr Steuern, um <strong>die</strong> Subventionen zu finanzieren<br />
– und der negative Effekt <strong>über</strong>wiegt den<br />
positiven. Außerdem begünstigen <strong>die</strong> Subventionen<br />
primär <strong>die</strong> großen Erzeuger. Schätzungen der Europäischen<br />
Union zufolge fließt ohne Berücksichtigung<br />
Griechenlands <strong>die</strong> Hälfte aller Subventionen<br />
an gerade einmal fünf Prozent der Betriebe.<br />
Die Wirkung reicht jedoch <strong>über</strong> <strong>die</strong> nationalen<br />
Grenzen hinaus. Erzeuger in armen Ländern müssen<br />
mit subventionierten Erzeugern in reichen<br />
Ländern konkurrieren. Oft können sie ihre Erzeugnisse<br />
nicht in reiche Länder exportieren, weil<br />
ihre unsubventionierten Preise nicht mit den unter<br />
den Marktpreisen liegenden Preisen konkurrieren<br />
können, zu denen <strong>die</strong> Bauern in reichen Ländern<br />
anbieten. (Dies gilt für Zucker in den Vereinigten<br />
Staaten.) Möglicherweise können sie ihre Erzeugnisse<br />
nicht einmal im eigenen Land verkaufen, weil<br />
<strong>die</strong> durch Subventionen herbeigeführte Überproduktion<br />
von Agrarerzeugnissen in den reichen<br />
Ländern zu Überschüssen führt, <strong>die</strong> zu Preisen in<br />
arme Länder exportiert werden, <strong>die</strong> kein einheimischer<br />
Erzeuger unterbieten kann. (Dies gilt für<br />
Milch aus Europa.)<br />
Quelle: Cline 2002.<br />
Zuckerindustrie in Südafrika beigetragen. 25<br />
Westafrikanische Baumwollproduzenten haben<br />
<strong>die</strong> Effizienz ihres Baumwollsektors gesteigert<br />
und sind mit ihren Produktionskosten<br />
wettbewerbsfähig geworden. Aber sie<br />
können nicht mit den subventionierten Bauern<br />
in den reichen Ländern konkurrieren<br />
(Kasten 8.9). Die Pro-Kopf-Subventionen der<br />
OECD für Kühe und Baumwolle sind in der<br />
Tat wesentlich höher als <strong>die</strong> Pro-Kopf-Entwicklungshilfe<br />
der OECD für Afrika südlich<br />
der Sahara (Grafik 8.6). Die jährlichen<br />
Agrarsubventionen in reichen Ländern <strong>über</strong>steigen<br />
das Volkseinkommen aller Länder in<br />
Afrika südlich der Sahara beträchtlich (Siehe<br />
Grafik 8.7).<br />
Auf der Konferenz der Welthandelsorganisation<br />
(World Trade Organization –<br />
Wie ist es mit den Auswirkungen für <strong>die</strong> Konsumenten<br />
in armen Ländern? Ohne weitere Verzerrungen<br />
sollten Subventionen in reichen Ländern <strong>die</strong><br />
Preise, <strong>die</strong> sie für gehandelte Nahrungsmittel zahlen<br />
müssen, nach unten treiben, was ein Vorteil wäre.<br />
Aber in vielen armen Länder ist ein großer Teil der<br />
Konsumenten auch Erzeuger von Agrarprodukten.<br />
Diese Menschen sind in doppelter Weise von Subventionen<br />
in reichen Ländern betroffen: Die Nahrungsmittel,<br />
<strong>die</strong> sie kaufen, sind billiger, aber wegen<br />
der niedrigeren Preise für <strong>die</strong> von ihnen erzeugten<br />
Nahrungsmittel ist ihr Einkommen geringer.<br />
Ob Subventionen in armen Ländern zu mehr<br />
oder weniger Armut führen, hängt also davon ab,<br />
wie viele arme Menschen in <strong>die</strong>sen Ländern ihren<br />
Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Nahrungsmitteln<br />
ver<strong>die</strong>nen. Eine neuere Untersuchung kam<br />
zu dem Ergebnis, dass der Abbau von Subventionen<br />
armen Menschen auf kurze Sicht schadet, wenn weniger<br />
als <strong>die</strong> Hälfte von ihnen in ländlichen Gebieten<br />
leben. In einem durchschnittlichen Entwicklungsland<br />
leben jedoch etwa drei Viertel der armen<br />
Menschen in ländlichen Gebieten – und in den ärmsten<br />
afrikanischen und asiatischen Ländern sogar<br />
mehr als 90 Prozent. Nettoimportländern von Nahrungsmitteln<br />
nutzen billigere Weltmarktpreise.<br />
Doch auf lange Sicht dämpfen niedrige Preise <strong>die</strong><br />
Investitionsanreize, was in einem wichtigen Sektor<br />
der Volkswirtschaft, von dem viele Menschen abhängig<br />
sind, zu Stagnation führt. Dies macht <strong>die</strong><br />
Bauern in den reichen Ländern zu den einzigen<br />
wahren Nutznießern von Subventionen, während<br />
<strong>die</strong> Zahl der Leidtragenden weltweit riesig ist.<br />
WTO) in Doha im Jahr 2001 einigten sich <strong>die</strong><br />
Länder darauf, <strong>die</strong> Exportsubventionen für<br />
Agrarerzeugnisse letzten Endes abschaffen zu<br />
wollen. Es wurde jedoch kein Zeitrahmen festgelegt.<br />
Dieser ist aber zweifellos unabdingbar,<br />
wenn <strong>die</strong> Erklärung von Doha in irgendeiner<br />
Form Sinn machen soll. 26<br />
Auf lange Sicht liegt <strong>die</strong> wirkliche Lösung<br />
für rohstoffabhängige Länder in der Diversifizierung<br />
in andere Exportsektoren, insbesondere<br />
in den Export arbeitsintensiver Industriegüter.<br />
Kurzfristig könnte jedoch <strong>die</strong> internationale<br />
Gemeinschaft der extremen Volatilität<br />
der Rohstoffpreise entgegenwirken. In<br />
den 1970er und 1980er Jahren gab es Versuche,<br />
durch internationale Rohstoffabkommen<br />
eine Stabilisierung zu erreichen, <strong>die</strong> dann aber<br />
wieder aufgegeben wurden. Angesichts der<br />
196 BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2003</strong>