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bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...

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KASTEN 8.5<br />

Refokussierung der technischen Zusammenarbeit auf <strong>die</strong> Schaffung von Kapazitäten<br />

Die Bedeutung der Eigenverantwortung eines<br />

Landes und der nationalen Kapazitäten wird<br />

seit langem anerkannt. Die technische Zusammenarbeit<br />

konzentriert sich jedoch häufig auf<br />

praktische Aspekte statt auf <strong>die</strong> Schaffung von<br />

Kapazitäten. Zehn Prinzipien bieten nationalen<br />

Interessengruppen und ausländischen<br />

Partnern Ausgangspunkte für <strong>die</strong> Suche nach<br />

vielversprechenden Ansätzen für <strong>die</strong> Schaffung<br />

von Kapazitäten:<br />

• Die Dauerhaftigkeit von Ergebnissen<br />

sollte das Denken und Handeln in punkto<br />

Kapazitäten leiten. Die Schaffung von Kapazitäten<br />

ist ein Kernelement von Entwicklung.<br />

Bei allen Maßnahmen sollte geprüft werden,<br />

ob sie <strong>die</strong>sem Ziel <strong>die</strong>nen.<br />

• Nichts <strong>über</strong>stürzen. Die Schaffung von<br />

Kapazitäten ist ein langfristiger Prozess, der<br />

sich nicht für Leistungsdruck, schnelle Lösungen<br />

und kurzfristige Resultate eignet. Das Engagement<br />

zur Schaffung von Kapazitäten setzt<br />

eine zuverlässige langfristige Planung voraus.<br />

• Globale Suche, lokaler Wissenserwerb.<br />

Es gibt keine fertigen Lösungen: Die Schaffung<br />

von Kapazitäten ist ein Lernprozess. Lernen ist<br />

ein freiwilliges Unterfangen, das echtes Engagement<br />

und Interesse voraussetzt. Wissen<br />

kann nicht transferiert, sondern muss erworben<br />

werden.<br />

Finanzierung von Kriegszwecken abgezweigt<br />

werden könnten. Die Belege zeigen jedoch,<br />

dass <strong>die</strong> Verweigerung der Hilfe für solche<br />

Länder das <strong>menschliche</strong> Leiden vergrößert<br />

und das Ende von Konflikten nicht schneller<br />

herbeiführt. 9 Die Geber sollten sich natürlich<br />

<strong>über</strong> den möglichen Missbrauch von Entwicklungshilfe<br />

im Klaren sein. Dies ist beispielsweise<br />

der Fall, wenn Hilfsgüter gestohlen werden<br />

oder <strong>die</strong> Entwicklungshilfe für politische<br />

Zwecke oder für <strong>die</strong> anhaltende Terrorisierung<br />

der Bevölkerung missbraucht wird.<br />

Die Autorität des Staates zu stützen ist<br />

ebenfalls von entscheidender Bedeutung,<br />

denn wenn der Staat zusammenbricht, kollabiert<br />

auch <strong>die</strong> Wirtschaft, was das <strong>menschliche</strong><br />

Wohlergehen untergräbt. Viele Länder<br />

haben in Konflikten in bemerkenswerter Weise<br />

unentbehrliche Dienstleistungen weiterhin<br />

bereitstellen können oder sie sogar noch verbessert<br />

und dabei signifikante Fortschritte in<br />

der <strong>menschliche</strong>n Entwicklung erzielt. Dies<br />

gilt beispielsweise für Guatemala, Nicaragua<br />

• Vorhandene Kapazitäten nutzen, statt<br />

neue zu schaffen. Dies impliziert, primär auf<br />

das im eigenen Land vorhandene Know-how<br />

zu setzen, nationale Institutionen zu stärken<br />

sowie das soziale und kulturelle Kapital zu<br />

schützen.<br />

• Beiträge aus dem Ausland mit nationalen<br />

Prioritäten, Prozessen und Systemen verknüpfen.<br />

Beiträge aus dem Ausland müssen<br />

dem nationalen Bedarf entsprechen sowie <strong>die</strong><br />

nationalen Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />

berücksichtigen. Nationale Systeme, <strong>die</strong> nicht<br />

leistungsfähig genug sind, dürfen nicht umgangen,<br />

sondern müssen reformiert und verbessert<br />

werden.<br />

• Anreize für <strong>die</strong> Schaffung von Kapazitäten<br />

geben. Verzerrungen bei der Beschäftigung<br />

im öffentlichen Sektor stellen große Hindernisse<br />

für <strong>die</strong> Schaffung von Kapazitäten<br />

dar. Auf andere Ziele gerichtete Motive und<br />

widersinnige Anreize müssen an dem Ziel ausgerichtet<br />

gebracht werden, Kapazitäten aufzubauen.<br />

• Einstellungen und Machtunterschiede in<br />

Frage stellen. Die Schaffung von Kapazitäten<br />

ist nicht machtneutral, und etablierte Interessen<br />

in Frage zu stellen ist schwierig. Einen offenen<br />

Dialog einzuleiten und zu einer kollektiven<br />

Kultur der Transparenz <strong>über</strong>zugehen sind<br />

und Sri Lanka (siehe Kapitel 3). Entscheidend<br />

dafür war häufig der Einsatz von Nichtregierungsorganisationen<br />

(NRO), örtlichen Gemeinschaften<br />

und ausländischen humanitären<br />

Organisationen, denen es weiterhin gelang,<br />

hilfsbedürftige Menschen zu erreichen.<br />

Die Entwicklungshilfepraxis verbessern.<br />

Wichtige Prinzipien für <strong>die</strong> Entwicklungshilfepraxis<br />

von Gebern und Empfängern, <strong>die</strong> sicherstellen<br />

können, dass <strong>die</strong> Hilfe den Armen<br />

zugute kommt, wurden jüngst von dem früheren<br />

bolivianischen Staatspräsidenten Jorge<br />

Quiroga entsprechend der englischen Anfangsbuchstaben<br />

unter den Akronymen Herr<br />

„DUCCA“ und Herr „LIPPO“ zusammengefasst.<br />

Für <strong>die</strong> Geberländer – Herr DUCCA:<br />

• Dezentralisierte Entscheidungsprozesse<br />

(„Decentralised decision-making“). Ein<br />

großer Teil der Entscheidungsprozesse der<br />

Geber ist nach wie vor in den Hauptstädten<br />

der Geberländer zentralisiert, wo Entscheidungen<br />

auf der Grundlage von Annahmen<br />

Voraussetzungen, um <strong>die</strong>se Schwierigkeiten zu<br />

<strong>über</strong>winden.<br />

• Das Engagement auch unter schwierigen<br />

Bedingungen aufrechterhalten. Je schwächer<br />

<strong>die</strong> vorhandenen Kapazitäten sind, desto<br />

größer ist der Bedarf. Schwache Kapazitäten<br />

sind kein Grund, um sich zurückzuziehen oder<br />

um fremde Interessen durchzusetzen. Die<br />

Menschen sollten nicht für unverantwortliches<br />

Regierungs- und Verwaltungshandeln büßen<br />

müssen.<br />

• Den letztendlichen Empfängern gegen<strong>über</strong><br />

Rechenschaft ablegen. Selbst wenn Regierungen<br />

nicht auf den Bedarf ihrer Bevölkerung<br />

eingehen, müssen Partner aus dem Ausland<br />

den letztendlichen Empfängern gegen<strong>über</strong> Rechenschaft<br />

ablegen und mithelfen, dass <strong>die</strong> nationalen<br />

Behörden ihrer Verantwortung gerecht<br />

werden. Ansätze müssen mit den Betroffenen<br />

im Empfängerland erörtert und ausgehandelt<br />

werden.<br />

• Werte respektieren und <strong>die</strong> Selbstachtung<br />

fördern. Menschen fremde Werte aufzuzwingen<br />

kann das Selbstvertrauen untergraben.<br />

Selbstachtung ist eine Voraussetzung für<br />

Eigenverantwortung und Ermächtigung.<br />

Quelle: Lopes und Thieson <strong>2003</strong>.<br />

HANDLUNGSKONZEPTE STATT ALMOSEN: WAS DIE REICHEN LÄNDER TUN KÖNNEN, UM DIE ZIELE ERREICHEN ZU HELFEN 189

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