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bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...

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treten. In den 1990er Jahren unterstützten viele<br />

Geber <strong>die</strong> Ausweitung der privaten Bereitstellung<br />

und Finanzierung auf <strong>die</strong> soziale Versorgung,<br />

insbesondere <strong>die</strong> städtische Wasserversorgung.<br />

Auch das Allgemeine Abkommen<br />

<strong>über</strong> den Handel mit Dienstleistungen der<br />

Welthandelsorganisation fördert den Einstieg<br />

der Privatwirtschaft in <strong>die</strong> sozialen Dienstleistungen<br />

(siehe Kasten 5.1).<br />

GESUNDHEIT<br />

In vielen Entwicklungsländern – in Lateinamerika,<br />

Südasien und Südostasien – gibt es<br />

eine kapitalkräftige, prosperierende Privatwirtschaft.<br />

Hinzu kommt, dass ein großer Teil<br />

der Gesundheitsausgaben in allen Regionen in<br />

den Privatsektor fließt. 4 In Ländern mit niedrigem<br />

Einkommen wird mehr als <strong>die</strong> Hälfte<br />

der gesundheitlichen Basisversorgung von privaten<br />

Dienstleistern bereitgestellt. 5 In Asien<br />

und Lateinamerika ist ein bedeutender Teil<br />

der Krankenhäuser und Gesundheitseinrich-<br />

KASTEN 5.1<br />

Das Allgemeine Abkommen <strong>über</strong> den Handel<br />

mit Dienstleistungen (General Agreement on<br />

Trade in Services-GATS) legt <strong>die</strong> rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen für den internationalen<br />

Handel mit Dienstleistungen fest, sowohl durch<br />

allgemeine Handelsregeln als auch durch spezifische<br />

nationale Verpflichtungen bezüglich des<br />

Zugangs zu inländischen Märkten. Viele Kritiker<br />

haben gefragt, ob das GATS weit genug darin<br />

geht, <strong>die</strong> Fähigkeit der Länder zu schützen,<br />

selbst zu entscheiden, wie soziale Dienstleistungen<br />

am besten bereitzustellen sind. Dazu gehört<br />

auch, den Umfang zu bestimmen, in dem ausländische<br />

Anbieter daran beteiligt sein sollen.<br />

Einerseits bietet das Abkommen den Regierungen<br />

beträchtlichen Ermessensspielraum<br />

bei der Entscheidung, wie, wann und ob<br />

Dienstleistungen für den internationalen Handel<br />

geöffnet werden sollen. Kein Land ist verpflichtet,<br />

irgendeinen spezifischen Sektor der<br />

ausländischen Konkurrenz zu öffnen, und <strong>die</strong><br />

Länder können Bedingungen in Bezug auf <strong>die</strong><br />

Art und das Tempo einer solchen Liberalisierung<br />

festlegen. Die Regierungen können auch,<br />

bei angemessener Kompensation, bestehende<br />

Liberalisierungsverpflichtungen aussetzen oder<br />

modifizieren. Außerdem beinhaltet das Ab-<br />

tungen in privaten Händen, wenngleich Vorbeugemaßnahmen<br />

hauptsächlich in der Verantwortung<br />

des öffentlichen Sektors liegen. 6<br />

Seit Lateinamerika in den 1990er Jahren<br />

das Management seines Gesundheitssektors<br />

für internationale Firmen öffnete, hat es dort<br />

mehr als in irgendeiner anderen Entwicklungsländerregion<br />

eine enorme Verlagerung<br />

hin zur privaten Gesundheitsversorgung gegeben.<br />

Mehrere multinationale Kapitalgesellschaften<br />

(Aetna, CIGNA, Prudential, American<br />

Insurance Group – alle mit Sitz in den<br />

USA) bieten in Lateinamerika Krankenversicherungen<br />

und Gesundheits<strong>die</strong>nste an. Und<br />

sie beabsichtigen Verwaltungsaufgaben für <strong>die</strong><br />

öffentlichen Gesundheitseinrichtungen wahrzunehmen<br />

und sich den Zugang zu Mitteln der<br />

Sozialkassen für den Bereich der medizinischen<br />

Versorgung zu sichern. Diese Unternehmen<br />

investieren, indem sie:<br />

• bestehende Unternehmen kaufen, <strong>die</strong><br />

Schadensversicherungen oder im Voraus zu<br />

bezahlende Gesundheitspläne verkaufen;<br />

Soziale Dienste und das Allgemeine Abkommen <strong>über</strong> den Handel mit Dienstleistungen (GATS)<br />

kommen eine Ausnahmeregelung bezüglich<br />

„hoheitlicher Gewalt“, in der <strong>die</strong> Dienstleistungen,<br />

<strong>die</strong> unter das GATS fallen, definiert sind<br />

als „jede Art von Dienstleistung in jedem Sektor<br />

mit Ausnahme solcher Dienstleistungen, <strong>die</strong><br />

in Ausübung hoheitlicher Gewalt erbracht<br />

werden“. Schließlich können <strong>die</strong> Länder sich<br />

auch auf allgemeine Ausnahmen zum Schutz<br />

des öffentlichen Interesses berufen, wozu auch<br />

<strong>die</strong> nationale Sicherheit und <strong>die</strong> öffentliche<br />

Gesundheit gehören.<br />

Andererseits verpflichtet das GATS seine<br />

Mitglieder auf „aufeinanderfolgende Verhandlungsrunden<br />

… um schrittweise einen höheren<br />

Stand der Liberalisierung zu erreichen“. Die<br />

Länder werden unter zunehmenden Druck geraten,<br />

neue Dienstleistungsbereiche zu liberalisieren.<br />

Was noch beunruhigender ist: In dem<br />

Abkommen nicht definierte Begriffe könnten<br />

<strong>die</strong> oben genannten Sicherheitsklauseln unwirksam<br />

machen.<br />

Die Ausnahmeregelung für in Ausübung<br />

hoheitlicher Gewalt erbrachte Dienstleistungen<br />

gilt nur für Dienstleistungen, <strong>die</strong> weder zu kommerziellen<br />

Zwecken noch im Wettbewerb mit<br />

einem oder mehreren Dienstleistungserbringern<br />

erbracht werden. Die Bereitstellung sozialer<br />

Quelle: Mehrotra und Delamonica (noch nicht veröffentlicht); Save the Children 2001, Canadian Centre for Policy Alternatives <strong>2003</strong>, UNHCHR <strong>2003</strong>; WTO <strong>2003</strong><br />

Dienstleistungen erfolgt jedoch selten exklusiv<br />

durch Regierungen, sondern durch eine sich<br />

entwickelnde Mischung öffentlicher und privater<br />

Akteure, <strong>die</strong> um Kunden konkurrieren. Und<br />

der genaue Umfang der Dienstleistungen, <strong>die</strong><br />

den Ausschlusskriterien entsprechen, ist noch<br />

immer unklar. Wenn <strong>die</strong> Gesetzgebung der Regierung<br />

zur Sicherung der gerechten und effizienten<br />

Bereitstellung <strong>die</strong>ser Dienstleistungen<br />

nicht unter das Ausschlusskriterium fällt, könnte<br />

sie möglicherweise mit dem GATS in Konflikt<br />

geraten. Exklusiv angebotene staatliche<br />

Hilfen für Nichtregierungsorganisationen, <strong>die</strong><br />

Schulen und Kliniken in unterversorgten Gegenden<br />

betreiben, könnten bedroht sein, wenn<br />

eine Regierung ihren Gesundheits- und Bildungssektor<br />

liberalisieren und <strong>die</strong>se Marktbedingungen<br />

nicht offiziell registrieren würde.<br />

Das GATS könnte gestärkt werden, indem<br />

man <strong>die</strong> Ausnahmeregelung bezüglich der hoheitlichen<br />

Regierungsgewalt abschafft oder indem<br />

man den Text so neu formuliert, dass sichergestellt<br />

wird, dass Dienstleistungen, <strong>die</strong> in<br />

der „Ausübung hoheitlicher Gewalt“ erbracht<br />

werden, entsprechend ihrer Funktion verstanden<br />

werden, und nicht entsprechend ihrer Art<br />

der Bereitstellung.<br />

PRIVATE FINANZIERUNG UND BEREITSTELLUNG VON GESUNDHEIT, BILDUNG UND WASSER 139

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