bericht über die menschliche entwicklung 2003 - Human ...
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KASTEN 4.11<br />
Als im Jahr 1994 in Südafrika eine neue<br />
demokratische Regierung an <strong>die</strong> Macht<br />
kam, hatten mehr als 15 Millionen Südafrikaner<br />
keinen Zugang zu 25 Litern sauberem<br />
Wasser am Tag in einer Entfernung<br />
von höchstens 200 Metern von ihrem Zuhause.<br />
Bis 2001 war <strong>die</strong>se Zahl auf sieben<br />
Millionen gesunken. Wie war das möglich?<br />
• Eine entscheidende Voraussetzung<br />
war <strong>die</strong> politische Unterstützung von<br />
höchster Ebene. Südafrikas Verfassung garantiert<br />
– als ein Menschenrecht – den Zugang<br />
zur Grundversorgung mit Wasser<br />
und eine Umwelt, <strong>die</strong> nicht gesundheitsgefährdend<br />
ist. Darauf folgte eine kürzlich<br />
verabschiedete politische Richtlinie, welche<br />
<strong>die</strong> kostenfreie Grundversorgung mit<br />
Wasser sicherstellen soll. Jedem Haushalt<br />
werden <strong>die</strong> ersten 6.000 Liter Wasser im<br />
Monat kostenfrei geliefert.<br />
• Klare Gesetze und Richtlinien haben<br />
<strong>die</strong> Rolle der Wasserbehörden und der<br />
Versorger geklärt. Außerdem haben nationale<br />
Standards und eine ähnliche Gesetzgebung<br />
geholfen, <strong>die</strong> Wasserqualität und<br />
<strong>die</strong> Gebührenstrukturen zu regulieren.<br />
• Von der neuen Regierung wurde<br />
schnell ein umfassendes Infrastruktur-Programm<br />
durchgeführt, um <strong>die</strong> Gebiete mit<br />
Quelle: Millennium Project Task Force <strong>2003</strong>; WSP 2002b.<br />
Südafrika und das „Recht“ auf Wasser<br />
dem größten Bedarf zu versorgen. Dieses<br />
Programm profitierte von einer beträchtlichen<br />
finanziellen Ausstattung mit staatlichen<br />
Mitteln und von der Unterstützung<br />
verschiedener Akteure, darunter Nichtregierungsorganisationen,Privatunternehmen<br />
und Basisgruppen.<br />
• Die Übertragung von Verantwortlichkeiten<br />
auf <strong>die</strong> lokale Ebene gibt den Kommunalverwaltungen<br />
mehr Kontrolle <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> Projekte und ermöglicht <strong>die</strong> bessere<br />
Anpassung an <strong>die</strong> Bedürfnisse vor Ort.<br />
Trotz <strong>die</strong>ser Erfolge steht Südafrika<br />
immer noch vor Hindernissen bei der Aufrechterhaltung<br />
und Ausweitung des Zugangs<br />
zur Grundversorgung mit Wasser. Es<br />
wird weiterhin politisches und finanzielles<br />
Engagement nötig sein, um anhaltende Erfolge<br />
sicherzustellen. Die Tragfähigkeit der<br />
Strategie, <strong>die</strong> Grundversorgung mit Wasser<br />
kostenfrei zur Verfügung zu stellen, hängt<br />
zum Beispiel stark von den Staatseinnahmen<br />
ab sowie von der Anzahl der vorhandenen<br />
reichen Haushalte zur Quersubventionierung<br />
der ärmeren Haushalte. Außerdem<br />
waren <strong>die</strong> Erfahrungen mit der Beteiligung<br />
des Privatsektors gemischt, so dass<br />
ungewiss ist, welchen Umfang seine Rolle<br />
bei der zukünftigen Bereitstellung von Versorgungsleistungen<br />
haben wird.<br />
kerung besteht. Daraus folgte, dass <strong>die</strong><br />
Kommunen generell <strong>die</strong> Wartung vernachlässigten<br />
oder darauf vertrauten, dass <strong>die</strong> Regierung<br />
sich darum kümmerte. Wenn jedoch <strong>die</strong><br />
Kommunen – insbesondere <strong>die</strong> Frauen – bei<br />
der Einrichtung und Finanzierung von Örtlichkeiten<br />
mit einbezogen und in der Wartung<br />
ausgebildet werden, fördert <strong>die</strong>s <strong>die</strong> eigenverantwortliche<br />
Übernahme und <strong>die</strong><br />
Nachhaltigkeit.<br />
Viele Stadtverwaltungen wollen nicht gern<br />
in grundlegende sanitäre Versorgung investieren<br />
ohne <strong>die</strong> dar<strong>über</strong> hinausgehenden Herausforderungen<br />
der Drainage und der Entsorgung<br />
von festen Abfällen ebenfalls anzugehen.<br />
In den Entwicklungsländern wird das Abwasser<br />
in den Städten in der Regel nicht aufbereitet,<br />
bevor es wieder in <strong>die</strong> Umwelt entsorgt<br />
wird. Eine Abwasseraufbereitung ist jedoch<br />
wesentlich teurer als einfach nur für Zugang<br />
zu sauberem Wasser und sanitärer Versor-<br />
gung der Haushalte zu sorgen. Es ist daher erforderlich,<br />
Forschung <strong>über</strong> umsetzbare, bezahlbare<br />
Ansätze im Hinblick auf ein Gesamtangebot<br />
sanitärer Dienstleistungen zu betreiben.<br />
Es ist vielleicht auch nötig, als ersten<br />
Schritt zu einer Verbesserung der sanitären<br />
Versorgung eine stärkere Umweltverschmutzung<br />
zu akzeptieren. In Europa und Nordamerika<br />
beispielsweise ging eine Verbesserung<br />
der sanitären Versorgung der Haushalte anfangs<br />
auf Kosten der Flüsse und Wasserwege,<br />
<strong>die</strong> verschmutzt wurden.<br />
BEGRENZTE FINANZIELLE MITTEL –<br />
UND WASMAN DAGEGEN TUN KANN<br />
In den Entwicklungsländern finanziert der öffentliche<br />
Sektor in dem jeweiligen Land 65-70<br />
Prozent der Wasserversorgungs-Infrastruktur,<br />
Geber finanzieren 10-15 Prozent, internationale<br />
private Unternehmen 10-15 Prozent und<br />
der Privatsektor des Landes 5 Prozent. 121 In<br />
90 Prozent der Entwicklungsländer werden<br />
<strong>die</strong> Dienstleistungen im Bereich Wasser- und<br />
sanitäre Versorgung vom öffentlichen Sektor<br />
<strong>über</strong>nommen. Die Finanzierung erfolgt <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> Nutzer, <strong>die</strong> ihre Rechnungen an <strong>die</strong> Kommunalbehörden<br />
bezahlen – <strong>die</strong> normalerweise<br />
<strong>die</strong> Dienstleistungen anbieten – <strong>die</strong> Einnahmen<br />
decken jedoch normalerweise nur einen<br />
Teil der Kapital- und ständigen Kosten der<br />
Wasserversorgungs-Infrastruktur und der<br />
Dienstleistungen. Die Finanzierungslücke<br />
wird durch Steuereinnahmen und Geberfinanzierung<br />
geschlossen. Mit politischem Engagement<br />
und Geld kann der Zugang zu sauberem<br />
Wasser verbessert werden – wie man in<br />
Südafrika in den 1990er Jahren sehen konnte<br />
(siehe Kasten 4.11).<br />
Viele Entwicklungsländer haben mit der<br />
Bezahlung für <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgungs-Infrastruktur<br />
zu kämpfen, da <strong>die</strong> Finanzierung<br />
aus den Einnahmen für <strong>die</strong> Versorgungs<strong>die</strong>nstleistungen<br />
sehr unzuverlässig<br />
ist. 122 Unangemessene Gebühren sind ein<br />
großes Problem. Wenn <strong>die</strong> grundlegende Infrastruktur<br />
jedoch fehlt, können bei den Wasseranschlüssen<br />
und der sanitären Versorgung<br />
der Haushalte keine Fortschritte erzielt wer-<br />
130 BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2003</strong>