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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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<strong>für</strong> Veränderungen sein. Sie dürfen jedoch<br />

nicht nur in normativen Stellungnahmen verankert<br />

sein, sondern müssen auch in die Gesetzgebung,<br />

in Regulierungs- und Managementsysteme<br />

aufgenommen wer<strong>den</strong>, die Regierungen<br />

und <strong>Wasser</strong>-Anbieter allen Bürgern gegenüber,<br />

auch <strong>den</strong> armen, rechenschaftspflichtig machen.<br />

Nur allzu oft dient die Sprache der Menschenrechte<br />

als Schleier, hinter dem die Rechte armer<br />

Menschen von Institutionen, die kaum oder gar<br />

nicht Rechenschaft ablegen müssen, verletzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Schnellere Fortschritte bei der Verwirklichung<br />

der MDGs und bei der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

weltweit sind durchaus möglich. In vielen<br />

Ländern hat es immense Fortschritte bei der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung der Gesamtbevölkerung gegeben,<br />

sowohl in städtischen als auch in ländlichen<br />

Gebieten. Innovative Partnerschaften<br />

zwischen dem öffentlichen, privaten und kommunalen<br />

Sektor haben <strong>den</strong> Zugang zu <strong>Wasser</strong><br />

in einigen der ärmsten Gegen<strong>den</strong> der Welt neu<br />

erschlossen. Bisher hat es jedoch nur sehr unsystematische<br />

Fortschritte gegeben. Es ist dringend<br />

notwendig, dass mehr Regierungen zugeben,<br />

dass die sichere <strong>Wasser</strong>versorgung stark gefährdet<br />

ist – gleichzeitig müssen nationale Strategien<br />

zur Abwendung einer solchen <strong>Wasser</strong>versorgungskrise<br />

entwickelt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Ausweitung der <strong>Wasser</strong>versorgungs-Infrastruktur<br />

auf Menschen, die derzeit keinen<br />

Zugang zu „ausreichendem, sauberem, akzeptablem,<br />

<strong>für</strong> sie erreichbarem und bezahlbarem“<br />

<strong>Wasser</strong> haben, wirft schwierige Fragen der Finanzierung<br />

auf. <strong>Wasser</strong> mag zwar ein Menschenrecht<br />

sein, irgendjemand muss jedoch die<br />

Kapitalinvestitionen und Betriebskosten bezahlen<br />

– entweder die Nutzer oder die Steuerzahler<br />

und die Regierung. Noch problematischer<br />

ist, dass eine solche Kapitalinvestition ein<br />

hohes Mindestvolumen erfordert, was bedeutet,<br />

dass eine Vorfinanzierung nötig ist, deren<br />

Rückzahlung sich über einen Zeitraum von 20<br />

Jahren oder sogar länger erstreckt. In Ländern,<br />

in <strong>den</strong>en ein großer Teil der bisher nicht mit<br />

<strong>Wasser</strong> versorgten Bevölkerung unterhalb der<br />

Armutsgrenze lebt und in <strong>den</strong>en nur begrenzte<br />

Staatsfinanzen zur Verfügung stehen, wirft dies<br />

Probleme auf, die über die Fragestellung „öf-<br />

fentliche oder private <strong>Wasser</strong>versorgung“ hinausgehen.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> die Entwicklung von<br />

nachvollziehbaren, auf Rechenschaftspflicht<br />

und Transparenz basieren<strong>den</strong> Regulierungssystemen,<br />

die <strong>den</strong> Armen mehr Macht in die<br />

Hand geben und die Dienstleistungsanbieter<br />

verpflichten, Rechenschaft abzulegen.<br />

Jetzt, wo bis zur endgültigen Verwirklichung<br />

der MDGs im Jahr 2015 noch weniger<br />

als zehn Jahre Zeit bleibt, erhält die Herausforderung,<br />

die Fortschritte zu deren Verwirklichung<br />

zu beschleunigen, eine neue Dimension<br />

der Dringlichkeit. Ein Jahrzehnt ist in der Politik<br />

ein langer Zeitraum. Es ist jedoch nur eine<br />

sehr kurze Frist, um Strategien zu entwickeln<br />

und umzusetzen, mit <strong>den</strong>en die Anzahl der<br />

Menschen weltweit halbiert wer<strong>den</strong> kann, die<br />

keinen Zugang zu <strong>Wasser</strong> haben. Es besteht die<br />

Gefahr, dass eine weitere Verzögerung dazu<br />

führt, dass diese Millenniumsentwicklungs-<br />

Zielvorgabe nicht mehr erreicht wer<strong>den</strong> kann<br />

und dadurch der Fortschritt auf anderen Gebieten<br />

zunichte gemacht wird und auf Dauer eine<br />

Situation der Benachteiligung bestehen bleibt,<br />

durch die menschliche Fortschritte bei der Bekämpfung<br />

extremer Armut, Ungleichheit und<br />

der Bedrohung der öffentlichen Gesundheit<br />

hinausgezögert wer<strong>den</strong> (siehe dazu <strong>den</strong> Sonderbeitrag<br />

des brasilianischen Präsi<strong>den</strong>ten Luiz<br />

Inácio Lula da Silva).<br />

In diesem <strong>Kapitel</strong> wer<strong>den</strong> einige der Probleme<br />

von Regierungsführung und Finanzierung<br />

behandelt, die gelöst wer<strong>den</strong> müssen, wenn das<br />

Menschenrecht auf <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> alle Menschen<br />

verwirklicht wer<strong>den</strong> soll. Es beginnt mit einer<br />

Fragestellung, die <strong>den</strong> Kern der Verletzung des<br />

Menschenrechts auf <strong>Wasser</strong> berührt: Warum<br />

bezahlen die Armen mehr? Wenn man weiß,<br />

wo arme Menschen ihr <strong>Wasser</strong> herbekommen<br />

und die Marktstrukturen kennt, innerhalb derer<br />

sie agieren, kann man sich diese Frage beantworten<br />

– und man kann eine staatliche Politik<br />

entwickeln, die auf eine Beseitigung der zugrundeliegen<strong>den</strong><br />

Ungleichheit abzielt. Anschließend<br />

wird in dem <strong>Kapitel</strong> auf die weiter gefasste Debatte<br />

um <strong>Wasser</strong>management und Dienstleistungsanbieter<br />

eingegangen. Wir sind der Auffassung,<br />

dass beide Akteure, der private und der<br />

öffentliche Sektor, bei der Umsetzung des<br />

Es ist dringend notwendig,<br />

dass mehr Regierungen<br />

zugeben, dass die sichere<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung stark<br />

gefährdet ist<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 101<br />

2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>

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