Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
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umzusetzen. Der erste Schritt muss sein, die<br />
Investitionen, die Preisgestaltung und die<br />
Überwachungsmechanismen festzulegen,<br />
die erforderlich sind, um das Recht auf ein<br />
grundlegendes Minimum von 20 Litern<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Bürger schrittweise <strong>für</strong> die<br />
gesamte Bevölkerung zu verwirklichen.<br />
• Die <strong>Wasser</strong>versorgung ins Zentrum von Armutsbekämpfungsstrategien<br />
und Haushaltsplanung<br />
rücken. Ein erster Schritt ist, einen<br />
kohärenten <strong>Wasser</strong>versorgungsplan zu entwickeln.<br />
Diesen Plan in <strong>den</strong> Strategien zur<br />
Bekämpfung von Armut und extremer Ungleichheit<br />
und in <strong>den</strong> mittelfristigen Finanzplanungen<br />
zu verankern, ist der zweite<br />
Schritt – und eine Notwendigkeit <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Fortschritte. Nur allzu oft lei<strong>den</strong><br />
mutige Versorgungspläne unter dem Syndrom<br />
„Zielvorgaben ohne finanzielle Absicherung“.<br />
• Mehr Investitionen <strong>für</strong> die Armen. Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ist unterfinanziert. Die größten<br />
Finanzierungslücken fin<strong>den</strong> sich in<br />
ländlichen Gebieten und in informellen<br />
Siedlungen in <strong>den</strong> Städten. Wenn man diese<br />
Lücken schließen will, sind mehr Finanzmittel<br />
und eine Umwidmung öffentlicher<br />
Ausgaben erforderlich – hin zur lokalen Bevölkerung<br />
auf dem Land, die man mit Brunnen<br />
und Bohrlöchern versorgen muss und<br />
zu <strong>den</strong> städtischen Slumgebieten, die mit<br />
Standrohren bzw. Zapfstellen versorgt wer<strong>den</strong><br />
müssen<br />
• Mehr Sozialtarife. In alle nationalen Strategien<br />
zur Verwirklichung des Zugangs zu<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> alle Menschen sollte ein Passus<br />
aufgenommen wer<strong>den</strong>, der allen Haushalten<br />
die Versorgung mit einem Minimum an<br />
<strong>Wasser</strong> zur Grundbedürfnisbefriedigung<br />
garantiert. Für die Ärmsten sollte dieses<br />
<strong>Wasser</strong> kostenlos zur Verfügung gestellt<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
• Quersubventionen über<strong>den</strong>ken und neu gestalten.<br />
Quersubventionen können eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Rolle spielen, wenn man <strong>den</strong> Armen<br />
bezahlbares <strong>Wasser</strong> liefern will. Nur<br />
allzu oft entstehen gerade <strong>für</strong> die Nicht-Armen<br />
durch Quersubventionen große finanzielle<br />
Vorteile, während arme Haushalte,<br />
die öffentliche Zapfstellen nutzen, <strong>Wasser</strong><br />
zu Höchstpreisen kaufen müssen. Wenn<br />
man Quersubventionen dazu verwen<strong>den</strong><br />
würde, in Gegen<strong>den</strong> mit geringem Versorgungsgrad<br />
Standrohr-Nutzer zu unterstützen,<br />
wäre dies ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Es sollte ein zentrales Merkmal<br />
aller nationalen Strategien sein, zu gewährleisten,<br />
dass aus Standrohren bezahlbares<br />
<strong>Wasser</strong> bezogen wer<strong>den</strong> kann.<br />
• Klare Ziele setzen – und Anbieter zur Rechenschaft<br />
ziehen. In vertraglichen Vereinbarungen<br />
im Rahmen öffentlich-privater<br />
Bewirtschaftungsvereinbarungen sollten<br />
klare Ziele <strong>für</strong> die Ausweitung des <strong>Wasser</strong>zugangs<br />
<strong>für</strong> arme Haushalte, die in Slumsleben,<br />
formuliert wer<strong>den</strong>, unter Angabe der<br />
Anzahl der abzudecken<strong>den</strong> Haushalte, des<br />
Investitionsniveaus und der Preisgestaltung.<br />
Bei Nichterbringen der Leistung sollten<br />
Bußgelder verhängt wer<strong>den</strong>. Dieselben Vorschriften<br />
sollten <strong>für</strong> öffentliche Anbieter<br />
gelten, wobei das Erbringen der Leistung<br />
durch Anreizsysteme gefördert wer<strong>den</strong><br />
sollte.<br />
• Einen Regulierungsrahmen schaffen und ausweiten.<br />
Die Einrichtung einer unabhängigen<br />
Regulierungsbehörde, die die <strong>Wasser</strong>anbieter<br />
überwacht, ist unabdingbar um zu gewährleisten,<br />
dass die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
auch im öffentlichen Interesse vonstatten<br />
geht. Gleichzeitig muss die Regulierungsbehörde<br />
nicht nur die Betreiber des Leitungsnetzes<br />
kontrollieren, sondern auch die Zwischenhändler,<br />
die die Armen mit <strong>Wasser</strong><br />
versorgen.<br />
• Dem ländlichen Sektor Priorität einräumen.<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung auf dem Land stellt<br />
eine besonders Herausforderung dar. Die<br />
Regierungen müssen auf der Basis von erfolgreichen<br />
nachfrageorientierten Ansätzen<br />
da<strong>für</strong> sorgen, dass die Dienstleistungsanbieter<br />
mehr auf die Bedürfnisse der Bevölkerung<br />
vor Ort eingehen, die sie versorgen,<br />
und dieser gegenüber Rechenschaft ablegen.<br />
Die Dezentralisierung der <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
kann eine wichtige Rolle spielen,<br />
vorausgesetzt, die dezentralisierten Institutionen<br />
haben die technische und finanzielle<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
auf dem Land stellt eine<br />
besondere Herausforderung<br />
dar<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 139<br />
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<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>