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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong><br />

138<br />

Die speziellen politischen<br />

Maßnahmen, die erforderlich<br />

sind, um das Menschenrecht<br />

auf <strong>Wasser</strong> Realität wer<strong>den</strong><br />

zu lassen, wer<strong>den</strong> von Land<br />

zu Land verschie<strong>den</strong> sein<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006<br />

das Modell übernahm, unterstützt durch einen<br />

gemeinsamen Finanzentwicklungsfonds<br />

seitens der indischen Regierung.<br />

• Dezentralisierte Zusammenarbeit. Über<br />

Verbindungen zwischen Kommunen in reichen<br />

Ländern und kommunalen Anbietern<br />

in Entwicklungsländern konnten neue Finanzierungsquellen<br />

erschlossen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Provinzregierung von Drenthe, in <strong>den</strong><br />

Niederlan<strong>den</strong>, und 11 Kommunen gründeten<br />

eine gemeinnützige Gesellschaft und<br />

schlossen Joint-Venture-Verträge mit 12<br />

Kommunalbehör<strong>den</strong> in Indonesien ab. Die<br />

gemeinnützige Gesellschaft operiert über<br />

<strong>den</strong> Erwerb eines Mehrheits-Aktienanteils<br />

beim kommunalen indonesischen <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />

verbessert dadurch<br />

die Effizienz des Betriebs und verkauft<br />

die Anteile an die Kommunalbehörde<br />

zurück.<br />

Außerhalb des Rahmens der traditionellen<br />

Entwicklungshilfe entstehen auch andere nationale<br />

Initiativen. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist der dezentralisierte<br />

internationale Finanzierungsansatz,<br />

der in Frankreich entwickelt wurde. Im<br />

Jahr 2005 wurde durch ein neues Gesetz – das<br />

Oudin-Gesetz – ein Rahmen <strong>für</strong> eine dezentralisierte<br />

Zusammenarbeit im Bereich der <strong>Wasser</strong>-<br />

und Sanitärversorgung geschaffen, in <strong>den</strong><br />

sechs französische Entscheidungsgremien <strong>für</strong><br />

<strong>Wasser</strong>einzugsgebiete einbezogen waren. Kommunale<br />

Behör<strong>den</strong> können jetzt bis zu ein Prozent<br />

ihrer <strong>Wasser</strong>- und Sanitärversorgungsbudgets<br />

in internationale Entwicklungsprogramme<br />

investieren. Im Jahr 2005 kamen etwa 37 Millionen<br />

US-Dollar an Verpflichtungen zusammen.<br />

Wenn andere Länder mit hohem Einkommen<br />

diese Art von Ansatz übernehmen<br />

wür<strong>den</strong>, könnten einer Schätzung zufolge etwa<br />

drei Milliar<strong>den</strong> US-Dollar im Jahr aufgebracht<br />

wer<strong>den</strong> – eine wichtige neue Finanzquelle <strong>für</strong><br />

die <strong>Wasser</strong>- und Sanitärversorgung. 55<br />

* * *<br />

Die Verpflichtung von Regierungen, auf die<br />

vollständige Verwirklichung des Rechts auf Zugang<br />

zu sauberem, bezahlbarem <strong>Wasser</strong> als<br />

grundlegendes Menschenrecht hinzuarbeiten<br />

und ihre Bürger mit angemessenen Dienstleistungen<br />

zu versorgen, beinhaltet weitreichende<br />

finanzielle, institutionelle und technische Herausforderungen.<br />

Wie schon in <strong>Kapitel</strong> 1 dargelegt, müssen<br />

die meisten Regierungen im Kontext nationaler<br />

Planungsstrategien, die auf eine Lösung der<br />

miteinander verbun<strong>den</strong>en Probleme von Armut<br />

und Ungleichheit abzielen, die Haushaltsmittel<br />

<strong>für</strong> die <strong>Wasser</strong>versorgung erhöhen. Die<br />

Millenniums-Entwicklungsziele geben eine Reihe<br />

von Zielen zur Ausweitung der <strong>Wasser</strong>versorgungsquote<br />

vor. In die nationalen <strong>Wasser</strong>versorgungspläne<br />

sollten jedoch ebenfalls explizite<br />

Zielvorgaben <strong>für</strong> die Zugangsgerechtigkeit<br />

aufgenommen wer<strong>den</strong>. Es wäre ein sinnvoller<br />

Ausgangspunkt, wenn man das Millenniums-<br />

Entwicklungsziel der Halbierung des Anteils<br />

der Menschen weltweit ohne Zugang zu sauberem<br />

<strong>Wasser</strong> durch eine zusätzliche Zielvorgabe<br />

im Hinblick auf die Zugangsgerechtigkeit ergänzen<br />

würde. Diese könnte vorsehen, bis 2010<br />

die Kluft bei der <strong>Wasser</strong>versorgung zwischen<br />

<strong>den</strong> reichsten und <strong>den</strong> ärmsten 20 Prozent oder<br />

zwischen städtischen und ländlichen Gebieten<br />

zu halbieren. Eine solche Zielvorgabe <strong>für</strong> die<br />

Zugangsgerechtigkeit könnte sogar von <strong>den</strong><br />

Ländern, die auf dem richtigen Weg sind, die<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2015 gesetzten Ziele zu erreichen,<br />

beschlossen wer<strong>den</strong>.<br />

Die speziellen politischen Maßnahmen, die<br />

erforderlich sind, um das Menschenrecht auf<br />

<strong>Wasser</strong> Realität wer<strong>den</strong> zu lassen, wer<strong>den</strong> von<br />

Land zu Land verschie<strong>den</strong> sein. Der Versorgungsgrad,<br />

die jeweilige Struktur im Hinblick<br />

auf Zugangsungerechtigkeiten, der Zustand<br />

von Institutionen und die Höhe der Einkommen<br />

spielen allesamt eine Rolle, wenn es darum<br />

geht, Parameter <strong>für</strong> politische Maßnahmen zu<br />

definieren. Einige allgemeine Ansätze lassen<br />

sich jedoch aus der in diesem <strong>Kapitel</strong> vorgenommenen<br />

Analyse formulieren:<br />

• Das Menschenrecht auf <strong>Wasser</strong> in gesetzlichen<br />

Bestimmungen verankern. Es ist zwar<br />

wichtig, ein in der Verfassung festgeschriebenes<br />

Recht auf <strong>Wasser</strong> zu haben – nicht so<br />

wichtig jedoch wie die rechtliche Verpflichtung<br />

der Regierungen und <strong>Wasser</strong>anbieter,<br />

dieses Recht auch in die politische Praxis

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